Shunt-Operation versus endoskopische Ventrikulostomie beim ...
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"087", 3.2.03/dk Köthen GmbH<br />
Zusammenfassung<br />
U. Meier<br />
Im Gegensatz zur <strong>Shunt</strong>-Implantation ist die Indikation zur <strong>endoskopische</strong>n<br />
<strong>Ventrikulostomie</strong> bei Patienten mit einem Normaldruckhydrozephalus<br />
noch nicht wissenschaftlich gesichert.<br />
In einem Zeitraum vom September 1997 bis Oktober 2001 wurde<br />
bei 79 Patienten ein Normaldruckhydrozephalus diagnostiziert.<br />
Zur Diagnostik nutzten wir die klinische Symptomatik, den intrathekalen<br />
Infusionstest mit lumbalem und/oder ventrikulärem<br />
Messort und den Cerebrospinal fluid tap test sowie Liquorflussdarstellungen<br />
im MRT prä- und postoperativ. Bei 60 dieser Patienten<br />
76 %) erfolgte die Implantation eines ventrikuloperitonealen<br />
<strong>Shunt</strong>es mittels Miethke-Dual-Switch-Ventil, bei 15 Patienten<br />
19 %) die <strong>endoskopische</strong> <strong>Ventrikulostomie</strong>. 4 Patienten<br />
lehnten eine <strong>Operation</strong> ab und wurden aus dieser Studie ausgeschlossen.<br />
Mittels der eigenen NPH-Recovery-Rate unter Verwendung<br />
des klinischen Grading für den chronischen Hydrozephalus<br />
von Kiefer wurden die postoperativen Ergebnisse beider<br />
Patientengruppen in einem durchschnittlichen Zeitintervall von<br />
12 und 27 Monaten verglichen. In der Patientengruppe nach<br />
<strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong> mussten 10 operative Revisionen 17 %) im Zusammenhang<br />
mit 4 Ventilinfektionen 7 %), 2 <strong>Shunt</strong>obstruktionen<br />
3 %), 2 Überdrainagen 3 %) und 2 Katheterdislokationen<br />
3 %) durchgeführt werden. Bei der <strong>Ventrikulostomie</strong> traten als<br />
Komplikationen bei jeweils einem Patienten ein Pneumatozephalus<br />
7 %) und eine partielle ischämische Thalamusläsion beidseits<br />
mit transienter klinischer Symptomatik auf. Bei beiden<br />
<strong>Operation</strong>smethoden sahen wir Fälle von Unterdrainagen, 3<br />
nach <strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong> 5 %) und 2 nach <strong>Ventrikulostomie</strong> 13%).<br />
Bei diesen Patienten erfolgte entweder die Neuimplantation eines<br />
Ventils mit niedrigerer Druckstufe oder die Implantation eines<br />
Miethke-Dual-Switch-Ventils bei den 2 Patienten nach <strong>Ventrikulostomie</strong>.<br />
Bei Patienten mit pathologischen Abflusswider-<br />
<strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong> <strong>versus</strong> <strong>endoskopische</strong><br />
<strong>Ventrikulostomie</strong> <strong>beim</strong> Normaldruckhydrozephalus:<br />
Diagnostik und Outcome<br />
<strong>Shunt</strong> <strong>Operation</strong> <strong>versus</strong> Endoscopic Ventriculostomy in Normal Pressure<br />
Hydrocephalus: Diagnostics and Outcome<br />
Abstract<br />
Institutsangaben<br />
Klinik für Neurochirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Korrespondenzadresse<br />
Priv.-Doz. Dr. Ullrich Meier ´ Klinik für Neurochirurgie ´ Unfallkrankenhaus Berlin ´ Warener Straûe 7 ´ 12683<br />
Berlin ´ +49/30/56 812701 ´ +49/30/56 812703 ´ E-mail: ullrich.meier@ukb.de<br />
Bibliografie<br />
Zentralbl Neurochir 2003; 64: 19±23 J. A. Barth Verlag in Georg Thieme Verlag KG ´ ISSN 0044-4251<br />
In contrast to shunt operation the indication for an endoscopic<br />
ventriculostomy in patients diagnosed for normal pressure hydrocephalus<br />
is not scientifically established. From September<br />
1997 to October 2001 we operated on 79 patients diagnosed for<br />
normal pressure hydrocephalus. Diagnosis was etablished by<br />
means of the intrathecal lumbal or ventricular infusion test, the<br />
cerebrospinal fluid tap test and MRI-CSF flow studies pre- and<br />
post-operatively. In 60 patients 76 %) we implanted a ventriculo-peritoneal<br />
shunt Miethke Dual-Switch valve), and in 15 patients<br />
19 %) we performed the endoscopic assisted third ventriculostomy.<br />
With our created NPH recovery rate and use of the<br />
clinical grading for normal pressure hydrocephalus created by<br />
Kiefer we compared the operative results of both patient groups.<br />
Immediately after the operation the results are the same for<br />
both treatmants. In the follow-up examination after 12 and<br />
27 months patients who underwent a ventriculostomy showed<br />
a better outcome, but the underdrainage rate was higher. Concerning<br />
the operation related complications the shunt treatment<br />
leaded to 10 revisions 17%) because of four infections<br />
7%), two shunt insufficiencies 3%), two overdrainages 3%),<br />
two catheter dislocations 3 %). The ventriculostomy leaded to<br />
one case with a pneumatocephalus 7%) and one ischemic thalamic<br />
lesion 7%). In both operation methods we saw cases of<br />
underdrainages, three after valve implantation 5 %) and two<br />
after ventriculostomy 13 %). In that patients we performed a<br />
change of the implanted valve with a lower pressure level or<br />
rather an implantation of a valve system in the two cases who<br />
underwent a ventriculostomy. In patients with a pathologically<br />
increased resistance to CSF outflow in the lumbal infusion test a<br />
shunt implantation with the Miethke Dual-Switch valve is indicated.<br />
Patients whose outflow resistance is increased in the<br />
Originalarbeiten 19
"087", 3.2.03/dk Köthen GmbH<br />
Originalarbeiten<br />
20<br />
ständen im lumbalen Infusionstest infolge eines Normaldruckhydrozephalus<br />
ist die <strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong> indiziert. Patienten, welche<br />
im ventrikulären Infusionstest pathologische Abflusswiderstände<br />
und im lumbalen Infusionstest physiologische Abflusswiderstände<br />
infolge einer funktionellen Aquädukt-Stenose aufweisen, sollten<br />
endoskopisch ventrikulostomiert sowie einer klinischen und<br />
neuroradiologischen Langzeitkontrolle unterzogen werden.<br />
Schlüsselwörter<br />
Normaldruckhydrozephalus ´ <strong>Ventrikulostomie</strong> ´ <strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong><br />
´ Diagnostik ´ Krankheitsverlauf<br />
Einleitung<br />
Im Gegensatz zur <strong>Shunt</strong>-Implantation ist die Indikation zur <strong>endoskopische</strong>n<br />
<strong>Ventrikulostomie</strong> bei Patienten mit einem Normaldruckhydrozephalus<br />
noch nicht wissenschaftlich gesichert.<br />
Gerade bei Patienten mit einer im MRT verifizierten funktionellen<br />
Aquäduktstenose bzw. einer inkompletten Okklusion im Bereich<br />
der Engen der inneren Liquorräume Foramina Monroi, relativen<br />
Enge des Aquäduktes, Foramen Luschka et Magendi) bietet<br />
die neuro<strong>endoskopische</strong> Therapie neue Alternativen. Insbesondere<br />
ist der Vorteil der nicht erforderlichen Fremdkörperimplantation<br />
zu betonen. Zielstellung dieser Arbeit ist es sowohl<br />
klinische als auch differenzierte diagnostische Kriterien als Entscheidungshilfe<br />
zur <strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong> bzw. zur <strong>Ventrikulostomie</strong><br />
herauszuarbeiten und den Krankheitsverlauf beider Patientengruppen<br />
zu vergleichen.<br />
Material und Methodik<br />
In einem Zeitraum vom September 1997 bis Oktober 2001 wurde<br />
bei 79 Patienten durchschnittliches Lebensalter 62 Jahre) ein<br />
Normaldruckhydrozephalus diagnostiziert. Zur Diagnostik nutzten<br />
wir die klinische Symptomatik, den intrathekalen Infusionstest<br />
mit lumbalen und/oder ventrikulären Messort und den Cerebrospinal<br />
fluid tap test sowie Liquorflussdarstellungen im MRT<br />
prä- und postoperativ. Bei 60 dieser Patienten 76 %) erfolgte die<br />
Implantation eines ventriculo-peritonealen <strong>Shunt</strong>es mittels<br />
Miethke-Dual-Switch-Ventil, bei 15 Patienten 19 %) die <strong>endoskopische</strong><br />
<strong>Ventrikulostomie</strong>. 4 Patienten lehnten eine <strong>Operation</strong> ab<br />
und wurden aus dieser Studie ausgeschlossen. Es handelt sich<br />
also nicht um eine randomisierte Studie, sondern um einen klinischen<br />
Erfahrungsbericht, wobei sowohl die differenzierte Art der<br />
Indikationsstellung zu beiden unterschiedlichen <strong>Operation</strong>smethoden,<br />
deren Komplikationen, als auch die bei beiden Patientengruppen<br />
unterschiedlichen Krankheitsverläufe erläutert werden.<br />
Die Symptome aller Patienten wurden nach dem klinischen Grading<br />
für den chronischen Hydrozephalus von Kiefer bewertet und<br />
der Krankheitsverlauf aller Patienten post operationem und katamnestisch<br />
nach durchschnittlich 12 12 3) und 27 27 9) Monaten<br />
mittels der eigenen NPH-Recovery-Rate [18, 21] verglichen:<br />
klinisches Grading praoperativ postoperativ<br />
NPH R R ˆ<br />
klinisches Grading praoperative<br />
Meier U. <strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong> <strong>versus</strong> <strong>endoskopische</strong> ¼ Zentralbl Neurochir 2003; 64: 19±23<br />
10<br />
ventricular infusion test are suspected for a functional interventricular<br />
stenosis and should be treated by means of an endoscopic<br />
assisted ventriculostomy.<br />
Key words<br />
Normal pressure hydrocephalus ´ ventriculostomy ´ shunt ´ diagnostics<br />
´ outcome<br />
60 Patienten mit einem Normaldruckhydrozephalus wurden<br />
durch Implantation eines Miethke-Dual-Switch-Ventils als ventriculo-peritonealer<br />
<strong>Shunt</strong> therapiert. Die 33 Männer und<br />
27 Frauen hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung ein durchschnittliches<br />
Lebensalter von 64 Jahren. Als diagnostische Kriterien<br />
und als Entscheidungshilfe zur <strong>Shunt</strong>-<strong>Operation</strong> wurden die<br />
Anamnese exploriert und die klinische Symptomatik: Gangataxie<br />
als Leitsymptom, Demenz und Urininkontinenz als Zusatzund<br />
Spätsymptome gewertet sowie ein intrathekaler Infusionstest<br />
durchgeführt. Dabei galt ein Abflusswiderstand Rout<br />
> 13 Torr/ml/min als liquordynamischer Nachweis einer Passagebzw.<br />
Resorptionsstörung in den kraniospinalen Liquorräumen.<br />
Im Anschluss an den intrathekalen Infusionstest wurde eine diagnostische<br />
Liquorentnahme mindestens 60 ml Liquor) im Sinne<br />
des Cerebrospinal fluid tap-Tests als zusätzliches Diagnostikum<br />
durchgeführt. Bei bestehender Gangataxie, pathologisch erhöhten<br />
Abflusswiderständen und Besserung der klinischen<br />
Symptomatik, insbesondere der Gangataxie; nach der probatorischen<br />
Liquorentnahme stellten wir die Indikation zur <strong>Shunt</strong>-<br />
<strong>Operation</strong>. Bei allen Patienten wurde ein hydrostatisches Ventil<br />
Miethke-Dual-Switch-Ventil) implantiert [20].<br />
Bei 15 Patienten 7 Männer, 8 Frauen) mit einem durchschnittlichen<br />
Lebensalter von 55 Jahren führten wir bisher die <strong>endoskopische</strong><br />
<strong>Ventrikulostomie</strong> durch. Vor der operativen Therapie wurde<br />
eine komplexe Diagnostik absolviert. Sollte in den MRT-Untersuchungen<br />
der Verdacht auf eine funktionelle Aquädukt-Stenose<br />
bestehen und/oder im lumbalen Infusionstest physiologische Abflusswiderstände<br />
Resistance) resultieren wird in Analogie zu den<br />
Empfehlungen von Bech u. Mitarb. [2] <strong>beim</strong> kindlichen Hydrozephlus<br />
die Indikation zum ventrikulären Infusionstest gestellt.<br />
Bei pathologischen Abflusswiderständen im ventrikulären Infusionstest,<br />
aber physiologischen im lumbalen Infusionstest führen<br />
wir die <strong>endoskopische</strong> <strong>Ventrikulostomie</strong> durch [2, 19].<br />
Indikationen zur Third-Ventriculostomy <strong>beim</strong> NPH Abb.1)<br />
MRT/CT: Verdacht auf partielle Aquädukt-Stenose<br />
Ruhe-ICP: physiologischer Bereich<br />
lumbaler Infusionstest: physiologische Resistance<br />
ventrikulärer Infusionstest: pathologische Resistance<br />
<strong>Operation</strong>smethode<br />
Die häufigsten Indikationen zur intrakraniellen Endoskopie sind<br />
nach verschiedenen Autoren [1, 5, 6, 25] der obstruktive Hydrocephalus<br />
internus gefolgt von intraventrikulären Zysten und Tumoren.<br />
Wie auch die Aachener Arbeitsgruppe [24] favorisieren