Jahresbericht 2008 | Sparkasse Krefeld www.sparkasse-krefeld.de ...
Jahresbericht 2008 | Sparkasse Krefeld www.sparkasse-krefeld.de ...
Jahresbericht 2008 | Sparkasse Krefeld www.sparkasse-krefeld.de ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Feste Zeitabläufe, Pflichten und Freiheiten<br />
halten sich in <strong>de</strong>r tagesgruppe<br />
die Waage. Das ist neu für die<br />
Mädchen und Jungen, die im Schnitt<br />
zwei Jahre bleiben und aus dieser<br />
Zeit viele positive Erfahrungen für ihr<br />
künftiges Leben mitnehmen.<br />
Auf einer großen Infotafel mit ihren<br />
Namen können die Kin<strong>de</strong>r sehen,<br />
was im Laufe eines tages gut und<br />
was weniger gut gelaufen ist. Ein<br />
Smiley-Sticker steht für gut erledigte<br />
Schulaufgaben und Hausdienste,<br />
für eingehaltene Regeln und stressfreien<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn<br />
in <strong>de</strong>r Freizeit. Streiten ist zwar<br />
erlaubt, aber nicht mit Schlägen,<br />
son<strong>de</strong>rn mit Worten – und das ohne<br />
Beleidigungen. So lernen die Kin<strong>de</strong>r,<br />
dass es an<strong>de</strong>re Möglichkeiten gibt,<br />
Konflikte zu lösen.<br />
Wenn gegen Regeln verstoßen wur<strong>de</strong>,<br />
gibt es von Gruppenleiter Bertges<br />
und seinem team einen schwarzen<br />
Strich. Aus diesem Feedback<br />
können auch die Erzieher auf <strong>de</strong>n<br />
ersten Blick erkennen, welches Kind<br />
im Augenblick gut drauf ist o<strong>de</strong>r<br />
aber eine schlechte Phase durchläuft.<br />
Ein Gespräch am En<strong>de</strong> eines<br />
je<strong>de</strong>n tages ermöglicht allen Betei-<br />
ligten, das Geschehene im Guten<br />
wie im Schlechten Revue passieren<br />
zu lassen. Haken dran. Morgen ist<br />
ein neuer tag.<br />
Von ihrer Schule wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r<br />
mittags vom Bethanien-Fahrdienst<br />
abgeholt und zu ihrem tagesdomizil<br />
gebracht. Nach <strong>de</strong>m tagesprogramm<br />
sind die Kin<strong>de</strong>r bis spätestens 18.30<br />
Uhr wie<strong>de</strong>r in ihren Familien.<br />
Der Besuch <strong>de</strong>r tagesgruppe erfolgt<br />
im Auftrag <strong>de</strong>s Jugendamtes – dies<br />
jedoch in Absprache mit <strong>de</strong>n Eltern,<br />
die auch während <strong>de</strong>s Aufenthaltes<br />
immer mit einbezogen wer<strong>de</strong>n. Bevor<br />
es dazu gekommen ist, sind die<br />
meisten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Schule<br />
verhaltensauffällig gewor<strong>de</strong>n, haben<br />
massiv <strong>de</strong>n Unterricht gestört o<strong>de</strong>r<br />
geschwänzt, keine Hausaufgaben<br />
gemacht o<strong>de</strong>r waren aggressiv.<br />
Es ist aufmerksamen, engagierten<br />
Lehrern zu danken, die sich quasi<br />
als Ultima Ratio mit <strong>de</strong>m Jugendamt<br />
in Verbindung gesetzt haben,<br />
wenn zuvor alle pädagogischen Versuche<br />
und Gespräche mit <strong>de</strong>n Eltern<br />
gescheitert sind. Auf diese Weise<br />
wer<strong>de</strong>n die Eltern entlastet und erhalten<br />
durch ständige Gespräche<br />
Anregungen, um neue Lösungen für<br />
schwieriges Verhalten und Konflikte<br />
auch in <strong>de</strong>n eigenen vier Wän<strong>de</strong>n zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Letztendlich soll sich, so ist<br />
das Ziel, die innerfamiliäre Situation<br />
nachhaltig verbessern.<br />
WELtOFFENE EINRICHtUNG<br />
Was aber passiert in diesen fünf bis<br />
sechs Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r tagesgruppe?<br />
Und mit welchem Ziel? Kin<strong>de</strong>rdorfleiter<br />
Klaus Esser gibt die Antwort: „Der<br />
tagesablauf gibt einen festen Rahmen<br />
für die Gestaltung <strong>de</strong>s Gruppenlebens<br />
vor – Mittagessen, Schulaufgaben,<br />
Freizeit. In <strong>de</strong>ren Gestaltung<br />
sind die Kin<strong>de</strong>r aktiv und verantwortlich<br />
einbezogen. Sie wer<strong>de</strong>n dazu<br />
angehalten, bestimmte tätigkeiten<br />
regelmäßig und or<strong>de</strong>ntlich auszuführen,<br />
z.B. tisch<strong>de</strong>cken, Spülen,<br />
Vorbereiten <strong>de</strong>r Hausaufgabenzeit,<br />
Weg- und Aufräumen <strong>de</strong>s Spielmaterials<br />
und Aufräumen <strong>de</strong>s Raumes.<br />
Ihre eigenen Vorstellungen, I<strong>de</strong>en<br />
und Initiativen sind dabei ebenso<br />
gefragt wie bei <strong>de</strong>r zweckmäßigen<br />
und schönen Ausgestaltung <strong>de</strong>r<br />
Räumlichkeiten.“<br />
In <strong>de</strong>n umgestalteten Räumen mussten<br />
<strong>de</strong>swegen die Voraussetzungen<br />
geschaffen wer<strong>de</strong>n für intensive<br />
Lernför<strong>de</strong>rung, zugleich aber auch<br />
für soziales Lernen und Freizeitgestaltung<br />
in kleinen und großen Gruppen.<br />
Dafür flossen aus <strong>de</strong>m Zweck-<br />
ertrag <strong>de</strong>s Prämiensparens 30.000<br />
Euro als Spen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Sparkasse</strong> <strong>Krefeld</strong><br />
in Einrichtung und Ausstattung<br />
von Wohnräumen, Küche, Werkraum<br />
und Besprechungszimmer. Außer<br />
Einbauküche, Fernsehgerät, Musikanlage,<br />
Werkbank und Werkzeug<br />
wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Geld auch Fahrrä<strong>de</strong>r,<br />
Inliner, Bücher, CDs und DVDs<br />
angeschafft.<br />
Die tagesgruppe ist nur eine <strong>de</strong>r pädagogischen<br />
Einrichtungen im Bethanien<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugenddorf in<br />
Waldniel. Ingesamt wer<strong>de</strong>n in zwölf<br />
Kin<strong>de</strong>rdorffamilien und Wohngruppen<br />
über 100 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
betreut.<br />
Die Kin<strong>de</strong>rdorfbewegung begann<br />
nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg, als<br />
viele Kin<strong>de</strong>r eltern- und heimalos<br />
waren. Die Dominikanerinnen von<br />
Bethanien grün<strong>de</strong>ten 1956 in<br />
Deutschland die ersten Kin<strong>de</strong>rdörfer,<br />
so auch das in Waldniel. In <strong>de</strong>r<br />
weiträumigen Parkanlage von „Haus<br />
Clee“, wie alte Waldnieler das ursprüngliche<br />
Herrenhaus heute noch<br />
nennen, sind die Familienhäuser<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rdorfes untergebracht. Gelän<strong>de</strong><br />
und Architektur sind bewusst<br />
eingesetzte Elemente einer Pädagogik,<br />
die <strong>de</strong>n jungen Menschen Wertschätzung<br />
entgegenbringt – was<br />
diese in <strong>de</strong>r Außenwelt sonst bisher<br />
nicht so erfahren haben. Dazu gehören<br />
Natur- und Spielflächen, die<br />
auch für Kin<strong>de</strong>r und Familien aus <strong>de</strong>r<br />
Nachbarschaft offen stehen.<br />
Das Kin<strong>de</strong>r- und Jugenddorf in<br />
Waldniel ist alles an<strong>de</strong>re als eine<br />
geschlossene Anstalt, son<strong>de</strong>rn eine<br />
weltoffene Einrichtung, um jungen<br />
Menschen mit Problemen ein selbstbewusstes<br />
Leben in <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
zu ermöglichen.<br />
34 | Näher dran. 35 | Näher dran.