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Rösrath - Archiv des BGV Rhein-Berg

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Hanspeter Dresbach<br />

RÖSRATH: Aus den Sümpfen wächst eine neue Stadt -<br />

Historische Bedeutung <strong>Rösrath</strong>er Ortsnamen


RÖSRATH: AUS DEN SÜMPFEN WÄCHST EINE NEUE STADT -<br />

Historische Bedeutung <strong>Rösrath</strong>er Ortsnamen.<br />

Unter den fünfzehn Gemeinden <strong>des</strong> <strong>Rhein</strong>isch-<strong>Berg</strong>ischen Kreises ist<br />

<strong>Rösrath</strong> nach den Städten Porz, <strong>Berg</strong>isch Gladbach und Bensberg die<br />

viertgrösste Gemeinde unseres Kreises.<br />

Durch ihre verkehrsgünstige Lage ( 16 km von Köln und 12 km vom<br />

Köln-Bonner Flughafen entfernt, sowie unmittelbar an der Autobahn<br />

Köln-Frankfurt gelegen ) erlebte die Gemeinde in den letzten 50 Jahren<br />

eine Bevölkerungsexplosion nie gekannten Ausmasses.<br />

Es ist heute durchaus keine Zukunftsmusik mehr, dass der Gemeinde<br />

nach Erreichung der Einwohnerzahl ZO 000 die Stadtrechte verliehen<br />

werden. Nach Meinung der Statistiker wird dies nicht einmal mehr bis<br />

zum Jahre 2000 dauern.<br />

Vor hundert Jahren war <strong>Rösrath</strong> noch ein " idyllisches Dorf im fruchtbaren<br />

Sülztal " ( So Montanus 1840 in seiner Reisebeschreibung ). Es war arm<br />

an Industrie und nur allzu sehr von der Landwirtschaft und kleineren<br />

Handwerksbetrieben abhängig.<br />

Es ist <strong>des</strong>halb angebracht, wenn man über eine Gemeinde, die den Wunsch<br />

hat in absehbarer Zeit zur Stadt zu werden, einige geschichtliche Betrachtungen<br />

anstellt und die Historie dieser Gemeinde eifrigst erforscht,<br />

um schliesslich ein abgerundetes Gesamtbild dieser werdenden Stadt zu<br />

bekommen.<br />

Der nachstehende Beitra.g soll sieht hauptsächlich mit der recht interessanten<br />

Deutung <strong>Rösrath</strong>er 0rts- und Siedlungsnamen unter Berücksichtigung von<br />

Herkunft und Alter derselben befassen, Doch ist die etymologische Auswertung<br />

der vielfältigen Namen äusserst schwierig, da sie nicht selten<br />

von einer Sprache abhängig waren, die sich ( gerade in unserem Raum )<br />

im Wandel der Zeiten nur allzu oft geändert hat.<br />

In der Gemeinde <strong>Rösrath</strong> finden wir gemischte Siedlungsweise vor. Das<br />

liegt an der Grenzlage der Gemeinde ; die zwischen Kölner Bucht und<br />

<strong>Berg</strong>. Land liegt.<br />

Während wir im letzteren vorwiegend einzelne Gutshöfe liegen haben, die<br />

mehr oder weniger unabhängig und einsam verstreut in den Gemeinden<br />

liegen ( Hofsiedlung ), ist die Kölner Bucht reich an Dorfsiedlungen.<br />

In <strong>Rösrath</strong> haben sich beide Siedlungsarten jahrhundertelang nebeneinander<br />

behaupten können.<br />

Zu den <strong>Berg</strong>. Hofsiedlungen gehören die alten Höfe Pannhof, Eicherhof,<br />

Körferhof, Paffrather Hof, Münchenberg, Georgshof, etc. Zu den Dorfsiedlungen<br />

gehören Lüghausen,, Hasbach, Volberg, das alte <strong>Rösrath</strong><br />

(welches nachweislich auch aus einem Einzelhof entstand ), die Ort e<br />

Bleifeld und Menzlingen, sowie andere. Menzlingen, eine der ältesten<br />

Siedlungen der Gemeinde, gibt ein geradezu klassisches Beispiel für die<br />

dorfmässig abgeschlossene Siedlungsweise. Wie in einem kleinen mittelalterlichen<br />

Städtchen kleben dort heute noch - wie schon zur Zeit <strong>des</strong><br />

30-jährigen Krieges die Häuser dicht an dicht. In den Zeiten der <strong>Berg</strong>ischen<br />

Kurfürsten war. Menzlingen eine eigene Gemeinde, ebenso wie Lüghausen,<br />

Hasbach etc., ( die heute noch als Katastergemarkungen axistieren).<br />

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Die Zeit, sowie mangelhafte Niederschriften sorgten dafür, dass es zu<br />

Wortverstümmelung en und manchen Sinnentstellungen. kam.<br />

Eine der tragischsten. Sinnverkehrungen ist jedoch bei den Orten Hasbach,<br />

Forsbach, Lehmbach, Bliersbach und Brünsbach passiert. Sämtliche Orte<br />

haben mit Bach überhaupt nichts zu tun. Die Orte heissen in der alten<br />

Aussprache noch Hasbich, Forsbich ( Vo`eschbich ) Lehmbich ( Le`imich)<br />

etc.<br />

Die Übersetzung der Silbe "bisch" bedeutet jedoch " <strong>Berg</strong>". Das leuchtet<br />

dem Laien ziemlich ein, wenn man bedenkt, dass alle diese Orte auf einem<br />

<strong>Berg</strong> oder einer Anhöhe liegen,<br />

Ein weiteres Wort für die Bezeichnung <strong>Berg</strong> oder Anhöhe ist die Silbe<br />

" hohn ", z.B. Schwiegelshohn. Doch ist diese Bezeichnung hier selten.<br />

Weiter östlich im <strong>Berg</strong>.. Land tritt sie wesentlich häufiger auf ( so:<br />

Höhnchen = kleiner <strong>Berg</strong> ), was wohl sehr von der Eigenart und dem<br />

Sprachgebrauch der ersten Siedler abhängig war. Bekannte Tatsache ist,<br />

dass tiefer drinnen im <strong>Berg</strong>ischen Land ein viel kehligeres Platt, z. B.<br />

in Neunkirchen und Much ( rollen<strong>des</strong> R) gesprochen wird, während das<br />

Platt der alten <strong>Rösrath</strong>er viel weicher klingt und dem rheinischen Dialekt<br />

wesentlich näher kommt.<br />

Und tatsächlich ist <strong>Rösrath</strong> einer der wenigen Orte <strong>des</strong> <strong>Berg</strong>ischen Lan<strong>des</strong><br />

die ohne ein Hindernis in Form von <strong>Berg</strong>- oder Wasserscheiden den <strong>Rhein</strong><br />

erreichen können. Doch viele Jahrhunderte lang waren es dichte Urwälder,<br />

die den Siedlern den Weg zum 9 km entfernten <strong>Rhein</strong> versperrten.<br />

( Daher auch die vielen Wort s ilben; die auf eine Rodung dieser Wälder<br />

hindeuten, z.B. <strong>Rösrath</strong>, Rottberg, Gerotten, usw.) Und<br />

schliesslich lag <strong>Rösrath</strong> auch abseits der grossen Handels- und Heerstrasse<br />

von Boulogne - sur mer durch Flandern, Brabant, Jülich, Köln,. Overath,<br />

Drabenderhöhe über Denklingen ; Wildenburg weiter nach Kassel und Eisenach.<br />

Die nächst gelegene Fernverkehrsstrasse war die alte Siegburger Strasse<br />

( später auch " Polizeiweg " genannt, von Siegburg über Donrath, Scheiderhöhe,<br />

Durbusch, Heiligenhaus, Hohkeppel, Lindlar, Wipperfürth, Lüdenscheid<br />

bis zur Hauptstrasse nach Münster.<br />

Ein weiterer Verkehrsweg führte von Troisdorf über Altenrath , Hasbach,<br />

Scharrenbroich, weiter über Menzlingen, Lüghausen, Volberg, Lehmbach<br />

bis in die Strasse von Flandern. Man merke, dass <strong>Rösrath</strong> ( in grossem<br />

Bogen ) schlicht umgangen wird. Diese Verkehrslage war Schuld daran,<br />

dass die nahe bei <strong>Rösrath</strong> gelegenen Orte Scharrenbroich und Menzlingen<br />

noch bis 1850 zum Kirchenbezirk Altenrath gehörten. Erst durch den Bau<br />

<strong>des</strong> <strong>Rösrath</strong>er Klosters ( 1677 - 1708 ) erhielt <strong>Rösrath</strong> eine Verbindungsstrasse<br />

von Scharrenbroich nach Volberg ( Klosterstrasse ).<br />

Doch schon im Jahre 1676 schien der Ort <strong>Rösrath</strong> den Kurfürstlichen<br />

Kartographen bemerkenswert genug um in ihren Atlanten unter dem Namen<br />

Reussert " gedruckt zu werden. Die karthographische Wichtigkeit <strong>des</strong><br />

Ortes lag jedoch darin, dass einige Adelsherren hier ihr Domizil genommen<br />

hatten. Der Erbauer von Sch=oss Venauen liess sich sogar eine Privatstrasse<br />

durch den Königsforst zur nächsten Hauptverkehrsstrasse legen ( heutige<br />

Alte Kölner Strasse ), Eine weitere Strasse war die von Lülsdorf über die<br />

Wahner Heide führende Schöffenstrasse ( Lülsdorf war Aufsichtsbehörde für<br />

den Ding- und Schöffenstuhl <strong>des</strong> Botamtes Volberg.<br />

Von <strong>Rösrath</strong> aus führte ferner ein schmaler Holzweg über Forsbach durch<br />

den Königsforst nach Bensberg, der Mitte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts als "Bensberger<br />

Postweg " ausgebaut wurde.


Nach Klarlegung der Verkehrsverhältnisse lassen sich einige Ortsnamen<br />

schon nach ihrer verkehrsmässigen Lage deuten.<br />

Der Weiler Kreuzwegen liegt an der Kreuzung Alte Kölner Strasse -<br />

Bensberger Postweg. Kreuzburg ( eigentlich Kreuzberg ) liegt an der<br />

Kreuzung Alte Kölner Strasse - Klosterstrasse.<br />

Steeg hat nichts mit einer Uberbrückung der Sülz zu tun. Es kommt vom<br />

althochdeutschen " stig ", mittelhochdeutschen " stic " = Stiege ( Pfad der<br />

auf eine Höhe führt. )<br />

Bemerkenswert ist jedoch, dass in etwa 80% aller Ortsnamen ein keltischer<br />

oder germanischer Ausdruck für Sumpf, Moor, Wasser u. ä. enthalten ist.<br />

Das lässt Schlüsse zu auf den Zustand, in welchem die ersten Siedler das<br />

Sülztal vorfanden.<br />

Die häufig auftretende Silbe " broich " oder bruch " kommt von broc oder<br />

bruc =Sumpf, z.B. Scharrenbroich, Eulenbroich, Langenbroich,<br />

Dickenbroich, Engelsbroich, Weissenbroich, Kirschheiderbroich,<br />

Eschenbroich, usw.<br />

Die Bezeichnung " furth " entstammt dem althochdeutschen " furt " (vurt),<br />

das ist eine gang- und fahrbare Seile über ein Gewässer oder ein Moor<br />

(Sumpf), z. B. Dammelsfurth, Grefenfurth etc. ). May ( Mai ) beruht auf<br />

mag ( vorgerm. = Sumpf oder Schmutzwasser ( so auch Mayen/Eifel ).<br />

Siefen, (Seiffen)= eine enge Schlucht, in der ursprünglich<br />

ein Rinnsal floss !<br />

Sülz ( sulz ), sültzen ) ist die Bezeichnung für ein sumpfiges Flüsschen<br />

oder einen morastigen Bach.<br />

Über die Deutung von <strong>Rösrath</strong> haben sich schon viele Forscher den Kopf<br />

zerbrochen. Es gibt dafür recht abenteuerliche und märchenhafte Übersetzungen.<br />

So z.B. die, dass <strong>Rösrath</strong> ( 1657 ) Reussraidt ) nach dem<br />

germanischen Stamm der Reussen ( Russen ) so benannt wurde, die<br />

angeblich diesea Gebiet besiedelt haben sollen. Das ist eine vollkommen<br />

irrige Ansicht und durch nichts belegbar. Die ersten Russen könnten<br />

dieses Gebiet " frühestens " in den Zeiten der Napoleonischen Kriege<br />

gesehen haben. Selbst das ist recht unwahrscheinlich und nicht belegbar.<br />

Ebenso märchenhaft wie falsch ist die Annahme, dass es sich bei <strong>Rösrath</strong><br />

( 1305 Roseroide ) um eine Rosenrodung handelt.<br />

Näher der Wirklichkeit liegt jedoch die Theorie von der " rasenden Rodung "<br />

( rosenschnelles Hantieren ); ebenso Rosenmontag, ( rasender Montag ),<br />

der mit Rosen nichts zu tun hat. Also würde es sich um ein schnell gerodetes<br />

Gebiet handeln. - Es klingt jedoch nicht glaubwürdig, dass man ein Gelände<br />

nach der Geschwindigkeit, mit der es freigeholzt wurde, benannte.<br />

Dem gegenüber trifft die viel wahrscheinlichere und nach meiner Ansicht<br />

richtigere Deutung zu, die wie so viele andere Ortsnamen der Gemeinde<br />

auf " Sumpf " hinweist. Aus prähistorischer und vorgermanischer Zeit<br />

stammen nämlich sehr viele Bach- und Sumpfnamen mit der Silbe "ros"<br />

( mit den Varianten: ras, res, ris, rus ) z. B. Roosbrooken ( sumpfige<br />

Gründe bei Gent ) ; Rossbruch, ein ehemals sumpfiger Bruch im <strong>Berg</strong>ischen<br />

Land usw. So übersetzt, dürfte <strong>Rösrath</strong> eine Rodung auf sumpfigem Grunde<br />

gewesen sein. ( siehe auch Dr. Bahlow, Frankfurt 1965 ).


Im 13. Jahrhundert bestand <strong>Rösrath</strong> nur aus einem einzigen Bauernhof,<br />

der bis ins 19. Jahrhundert noch " Platzerhof " genannt wurde.<br />

Am 22.April 1281 gaben die Eheleute Manfred und Christine von ihrem<br />

Hof in <strong>Rösrath</strong> den Zehnten an das Kloster Altenberg. Später fiel das<br />

Gut an das Kloster Gräfrath,<br />

WEITERE ORTSNAMEN: Steinkippen ist ein steiniger Hügel<br />

Knippen = rundliche hügelartige Erhöhung ) so auch: Kuhknippen und<br />

Nonnenknippen.<br />

Gerotten ( um 1740 auf'm Geroden ) = auf dem Gerodeten.<br />

Eine zweite Deutung würde besagen, dass Gerotten verderbt ist aus<br />

Ger-roden ( Ger, gier = Speer ). Also wäre dieser Flecken mit dem<br />

" Speere " gerodet worden. - Interessant ist vielleicht auch, dass 1432<br />

noch der Speer eines der vielseitigsten Werkzeuge war. Selbst für den<br />

Fischfang in der Sülz wurde er fast ausschliesslich verwendet.<br />

Dickenbroich: ( dick im Sinne von Geronnen ) = morastiger Sumpf.<br />

Hack geht nach Sturmfels/Bischof ( Bonn 1961 ) auf eine besondere<br />

Nutzung <strong>des</strong> Buschwal<strong>des</strong> zurück ( eine alte Art der Hackwirtschaft ).<br />

Die wenige Meter hoch gewachsenen Stangen wurden geschlagen, geschält<br />

und als Rebstecken, Bohnenstangen, usw. verwendet. Die Stümpfe<br />

(Haus Stümp en ) bleiben stehen, während das Reisig über diese Fläche<br />

verteilt und verbrannt wird ( Siedlung Brand ). Der Boden wird aufbereitet<br />

und mit Roggen o. ä. besät, Nach einigen Jahren besteckt sich der<br />

Niederwald aus den stehengebliebenen Stümpfen. - Das gleiche gilt auch<br />

für den Hackenberg bei Kupfersiefen.<br />

Kalmusweier war ein Weiher, an dem der Kalmus mit dem wertvollen<br />

Kalmusöl wuchs, Dieses wurde gern als appetitanregen<strong>des</strong> Mittel verwendet.<br />

Beienburg hat mit Burg nichts zu tun, 1698 Beyenburg (bei, bai, boi =<br />

Riedgras ).<br />

Hasbach = Hasenberg von bich = <strong>Berg</strong> ( siehe dort ). 1657 wohnten hier<br />

" Heinrich Schogmecher ( Schuster ) und Eva zu hassbach "<br />

in Hülsen wuchsen früher viele Stechpalmen ( Hülsen ).<br />

Stuppheide = Buschheide, von " Studpen ( Gebüsch ). 1657 wohnte hier<br />

ein Nachbar, der sich " Michel auff der Heyden zu Reussraidt " nannte.<br />

Sein Bruder Korstgen ( Christian ) war mit Barbgen ( Barbara ) vom<br />

Scharrenbroch ( Tochter von Bruno am Bornen ) verheiratet.<br />

Schar r enbr oich enthalt die Silbe scar, scarn = morastiges Wasser.<br />

Höhol z ( auch Hohnholz ) = Holzschlag auf der Höhe. 1657 wohnte dort<br />

" Gödert ( Gotthardt ) auffrn horhholtz und Maria Eheleuth ".<br />

In Pannhof steckt das altgerm. ban, pan, pen = feuchte sumpfige<br />

Bachstelle. So auchPannhütte, Pannweiher und Pannensiefen.<br />

Dort wohnte 1657 " Margrieth von dem pfanngen " und 1692 " Christian<br />

im Bannenseiffen. "<br />

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Münchenberg hiess früher Mönchenberg ( Mönchsberg )<br />

In Eiche rhof wohnte 1692 eine " Maria unter den Eychen ". Hier kann<br />

es sich aber auch um den Weiler Kleineichen handeln, wo eine Familie<br />

" Freiss " jahrhundertelang wohnhaft war. Die heutige Waldsiedlung<br />

Kleineichen im Königsforst bestand bis 1925 nur aus einem einzigen Bauernhaus.<br />

Rambrücken (Rambröken, Rahmbroiken altgerm. ram - Moor (Ndrrh.<br />

feuchte sumpfige Niederung ), brücken ist verderb aus brüchen = broich.<br />

1627 gibt der Menzlinger Hohnschaftsführer vor Gericht an, dass zu<br />

" Rahmbroiken " i. d. Mühle der Johann eine Frau geheiratet habe, die<br />

sagte, ihr erster Mann wäre gestorben. Später sei dann der Heinrich wieder.<br />

gekommen und habe dem Johann die Frau für 8 Reichsthaler verkauft und<br />

sei wieder abgereist.<br />

Körferhof (1688 lebte dort " Henrie auf dem Korffshoff " ) ist ein<br />

Gutshof, <strong>des</strong>sen Bewohner Körbe für den Gemeingebrauch herstellten.<br />

Diese Hersteller nannte man Körfer ( Korbmacher ).<br />

Lüderich (Abwandlung von Loh oder Lüh = lodernde Glut, d. h. heiliges<br />

Feuer ). Wahrscheinlich schon in keltischer Zeit erhielt der <strong>Berg</strong> den Namen<br />

Lüderich ( = heiliger <strong>Berg</strong> ). Hier an der höchsten Stelle der Gemeinde wurde<br />

den Göttern geopfert. ( Hierzu mein Bericht im Rh. <strong>Berg</strong>. Kalender 1967,<br />

Seite 171 .)<br />

Kirschheiderbroich ( siehe auch " broich " ). Das alte Gut Kirschheid<br />

tauschten die Edlen Theoderich und Meinhildis 1075 gegen die Burg Sülz,<br />

1116 gehörte das Gut der Abtei Siegburg, 1440 den Herren von Stael -<br />

Holstein.<br />

In Bliersbach lebte 1687 eine " Stine vom Grossen Blerssbach ".<br />

Sülze ( nach dem schon besprochenen Flüsschen Sülz benannt ) hat mit<br />

Salz ( wie vielfach angenommen ) nichts zu tun. Im 17. Jahrhundert existierte<br />

der Ort " Scheltensültzen " so benannt nach der Familie Schelten. 1690<br />

wohnten dort " Henrich aus der Middeleschbach und seine Frau Odilie "<br />

als Pächter.<br />

Fussheide: fus = prähistorisches Grundwort für viele Bäche, sowie<br />

wasserreiche Gegenden.<br />

Durbusch ( Dorbusch ) Dornenbusch,<br />

Boddert ( bod, budder = Wasserpfuhl )<br />

Die Hove ( ahd huoba ) oder Hufe ist das Durchschnittsmass bäuerlichen<br />

Grundbesitzes.<br />

1687 lebten hier " Gerhardi zur Hoven und Eva vom alten Volbergh ".<br />

Blech (Blegh = Bleiche (ebenso Wiese ).<br />

Hofferhof ist nach einer Familie Höffer oder Hoffer benannt.<br />

Staade von sta - stehen ( stehen<strong>des</strong> Wasser am Ufer ), also Siedlung am<br />

Ufer.<br />

Auel ( Awel ) ist eine kleine Aue, d. h. wasser- und pflanzenreiche<br />

Talebene;


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ebenso V enauen von Ven ( Veen ) = sumpfartige Niederung, 1555 wurde<br />

dort durch Peter von Bellinghausen der Rittersitz gleichen Namens gebaut. -<br />

Zur Zeit beherbergt das Schloss ein Königlich-belgisches Gymnasiums<br />

Kupfersief en ( 1654 Kofferseiffen ), so benannt nach dem alten Kupferbergwerk.<br />

Forsbach ( 1670 Vorssbach ) hat wie Hasbach mit Bach nichts zu tun,<br />

wird vielmehr übersetzt als " Vorderster <strong>Berg</strong> ", im Gegensatz zum<br />

Tütberg ( gern. Bensberg ) als hinterer <strong>Berg</strong>.<br />

S chreibershove: 1697 wohnten dort " Wilhelm und Merg (Kosename<br />

für Maria ) vom Schriffershoven " = Gut ( siehe auch Hove ) <strong>des</strong> Volberger<br />

Gerichtsschreibers.<br />

Volberg (Vagilberg ) = Vogelsberg, ehemals Sitz <strong>des</strong> Volberger Botamtes,<br />

1865 zählte Volberg noch 9 Häuser und 60 Einwohner. ( Hoffnungsthal<br />

bestand praktisch nur aus dem Eisenhammer der Fa.Reusch.)<br />

Schon im 12. Jahrhundert entstand hier eine Kirche, Der Turm der Kirche<br />

befindet sich zwischen Langhaus und Chor, also in der Mitte der Anlage.<br />

Dies ist eine erstrangige Seltenheit von kunstgeschichtlichem Wert, die<br />

sich nur noch an 4 anderen Orten <strong>des</strong> gesamten <strong>Rhein</strong>lan<strong>des</strong> befindet.<br />

Vierkotten ( Kotten - Hütte ) war eine Siedlung mit vier Hütten.<br />

Büchel ( althochdeutsch buhil = biegen, krümmen ) meint eine Krümmung<br />

der Erde ( Hügel ).<br />

Entgesbüchel : Entge ist der mittelalterliche Kosename für Anna.<br />

Die Bitze ist ein eingefriedeter Bauernhof.<br />

Holzmarkt ist verderbt aus Holzmark ( 1696 Holzmarck ) und hat mit<br />

Markt nichts zu tun; es kommt vielmehr von Gemarkung ( Mark ) = Dorfflur.<br />

Paffrath ( 1661 Paffraidt ) = Gutshof, der früher Kircheneigentum war<br />

(Pfaffen ), roth = roden ( siehe <strong>Rösrath</strong> ) . - Paffrath gehörte früher<br />

zu einem rhein, Kloster.<br />

Für Wiedenhof (1692 Widdenhoff ) gibt es zwei Deutungen, Entweder<br />

ist es verderbt aus Widibenhoff = Witwenhof oder Wedemenhoff ( Rent- bezw.<br />

Stiftshof von wedemen bezw. wirmen ) = Pfarrhof, der dem Unterhalt <strong>des</strong><br />

Pfarrers diente,<br />

Te nte hat sich entwickelt aus tent = Sumpf oder Morast.<br />

Engelsbroich : ( Engel = Engelbert , broich wie vor ).<br />

1680 wohnte dort der Amtmann Gaudentius Schlewmer ( Schlemmer ).<br />

Veschpohl = gemeinsame Waschstelle der Dorfbewohner. Hier wohnte<br />

1692 " Reiner am Weschpool ".<br />

Frohnensiefen hat nichts mit Frohndiensten zu tun, sondern kommt<br />

von der alten Gewässerbezeichnung " fron oder frun ".<br />

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In der Nähe <strong>des</strong> Forsbacher Bahnhofes, abseits von aller Welt lag früher<br />

das einsame Bauernhaus "Schwiegelshohn" „ Dorthin hatte sich einst<br />

bei einer Jagd der beliebte Kurfürst Jan Willem verirrt, als ihm die<br />

Bäuerin " Gertrud vom Schwichelsshohn " Erbsen mit Speck vorsetzte,<br />

was dann zu seinem Lieblingsgericht wurde.<br />

Schwiegelshohn ( 1688 Zweichelsshohn ) ist eine mit Unterholz ( Zweigen )<br />

bewachsene Anhöhe.<br />

So wie Schwiegelshohn sind viele Orte im Laufe der Jahrhunderte untergegangen,<br />

von denen nicht einmal mehr eine Lagebezeichnung in den Kart en<br />

erhalten ist. So gibt es z. B. zwischen den Ortschaften Kleineichen und<br />

Ellersberg - unweit der alten Kölner Strasse - die Gewannenbezeichnung<br />

" Im Mordloch " . Hier soll sich im 17. Jahrhundert noch ein einsames<br />

Waldhaus befunden haben. Als dann in den dreissiger Jahren <strong>des</strong>selben<br />

Jahrhunderts die räuberischen Schweden ins <strong>Berg</strong>ische vordrangen, haben<br />

diese das Haus geplündert, angezündet und seine Bewohner ermordet.<br />

Der Name <strong>des</strong> Hauses und seiner Bewohner ist im Zeitgeschehen untergegangen,<br />

überliefert blieb nur die Kunde von diesem Ereignis.<br />

Nicht selten spiegelt sich so wie hier die ganze Geschichte eines Ortes<br />

in seinem Namen wider.

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