Deutsche Guggenheim Berlin - Ausstellung - James Rosenquist
Deutsche Guggenheim Berlin - Ausstellung - James Rosenquist
Deutsche Guggenheim Berlin - Ausstellung - James Rosenquist
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<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong> - <strong>James</strong> <strong>Rosenquist</strong><br />
Im Auftrag des <strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> schuf der amerikanische Maler<br />
<strong>James</strong> <strong>Rosenquist</strong> "The Swimmer in the Econo-mist". Vom 7. März bis 14.<br />
Juni wird die Maßarbeit für die <strong>Ausstellung</strong>shalle Unter den Linden<br />
zusammen mit einigen zeichnerischen Vorstudien der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt. Im Rahmen des von der <strong>Deutsche</strong>n Bank und der Solomon R.<br />
<strong>Guggenheim</strong> Foundation konzipierten <strong>Ausstellung</strong>sprogramms ist dies die<br />
erste an einen Künstler vergebene Auftragsarbeit.<br />
Einblick in den <strong>Ausstellung</strong>sraum<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/index.htm11.01.2006 13:20:52
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/index.htm<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/index.htm11.01.2006 13:20:54
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - Feedback<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong><br />
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1071 Fifth Avenue<br />
New York, NY 10128<br />
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<strong>Guggenheim</strong> Museo Bilbao<br />
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Abandoibarra Et. 2<br />
48001 Bilbao<br />
Spain<br />
Tel: +34-94-4359008<br />
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<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - Feedback<br />
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Dorsoduro 701<br />
30123 Venezia<br />
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Kunst<br />
Taunusanlage 12<br />
60325 Frankfurt<br />
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<strong>Guggenheim</strong> Hermitage Museum<br />
3355 Las Vegas Blvd. South<br />
Las Vegas, NV 89109<br />
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publicaffairs@guggenheim.org<br />
http://www.guggenheimlasvegas.<br />
org/
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
Mit "The Swimmer in the Econo-mist"<br />
hat <strong>James</strong> <strong>Rosenquist</strong> für <strong>Berlin</strong> sein<br />
bisher größtes Werk geschaffen. Über 48<br />
Meter Leinwand, 3,5 Meter hoch,<br />
verwandeln unseren <strong>Ausstellung</strong>sraum in<br />
einen dynamischen Farbkosmos und<br />
ziehen den Betrachter in einen Sog von<br />
wechselnden Motiven und Perspektiven.<br />
Rolf-E. Breuer, Vorstandssprecher der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Bank<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/einfuehr/00101c__.htm (1 von 2)11.01.2006 13:20:58<br />
Das Rundum-Bild "The Swimmer in the Econo-mist" von <strong>James</strong> <strong>Rosenquist</strong> - unter Freunden Jim genannt - entstand<br />
in Fortsetzung der seit drei Jahrzehnten realisierten Raumgemälde und stellt einen beeindruckenden Höhepunkt dar.<br />
Seit 1997 arbeitet er an der "neuen Arbeit für <strong>Berlin</strong>" in seinem Atelier in Aripeka (Florida) und überwachte persönlich<br />
die Installation im <strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
In der Tradition seiner Environmental Paintings verwandelt der Künstler die Wände des 510 Quadratmeter großen<br />
Raumes in ein Rundum-Gemälde. In Erinnerung an Deutschland und <strong>Berlin</strong>, das <strong>Rosenquist</strong> kurz nach dem Mauerfall<br />
besuchte, entstand auf drei Leinwänden ein aufwühlend dynamisches Deutschland-Bild. Über 48 Meter lang, ist es das<br />
bisher größte Gemälde <strong>Rosenquist</strong>s.<br />
Große Formate und gesellschaftspolitische Themen nehmen im Werk des Pop Art-Künstlers einen zentralen Raum ein.<br />
Die Vorliebe für große Dimensionen geht auf seine Arbeit als Reklamemaler zurück, mit der er sich als junger Mann<br />
den Lebensunterhalt verdiente.<br />
In seinen Werken ließ er künstlichen Bodennebel aufsteigen, um auch die Decke und den Boden seines Bild-Raumes zu<br />
entmaterialisieren. Er verwendete herabhängende, bemalte Kunststoffolien, um seine Collagetechnik in die dritte<br />
Dimension zu überführen.<br />
<strong>Rosenquist</strong>s Pop-Art beschränkt sich nie darauf, alltägliche Sujets kunsttauglich zu machen. Seine Bildwelt begleitet<br />
immer der kritische politische Kommentar. So schockierte er mit dem ersten Environmental Painting "F-111" (1965),<br />
das den gleichnamigen Jagdbomber zeigt, die New Yorker Öffentlichkeit. Diesseits des Atlantiks jedoch verschaffte ihm<br />
das Gemälde internationale Anerkennung.<br />
In Deutschland fand <strong>Rosenquist</strong> schon in den sechziger Jahren große Beachtung: Der Sammler Peter Ludwig lernte ihn<br />
1968 kennen und erwarb kurze Zeit später den Bildraum "Horse Blinders" (1968/69) - heute eines der Höhepunkte im<br />
Ludwig-Museum in Köln. 1972 fand, ebenfalls in Köln, eine Retrospektive des umfangreichen Werkes von <strong>James</strong><br />
<strong>Rosenquist</strong> im Wallraf-Richartz-Museum statt.
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
Und da Pop-Art nicht nur Stil, sondern auch Mode verkörpert, ließ sich der Künstler einen Anzug aus Papier<br />
maßschneidern. Die Neuauflage dieser praktischen Papier-Kleidung - die Edition No. 2 des <strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong><br />
<strong>Berlin</strong> - trug der Künstler zur Vernissage.<br />
Eine weitere "Maßarbeit" für das <strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> ist der <strong>Rosenquist</strong>-<strong>Berlin</strong>er. An der Kasse erhält jeder<br />
Besucher den abgebildeten Aufkleber. Den Pfannkuchen dazu gibt's dann gratis in der KAFFEEBANK im <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
Kunst und Kommerz verschmelzen - Pop-Art ist ein umfassendes Lebensgefühl.<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/einfuehr/00101c__.htm (2 von 2)11.01.2006 13:20:58
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/install/00101c__.htm11.01.2006 13:20:59
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
F-111<br />
Horse Blinders<br />
The Swimmer ...<br />
Werk<br />
Titel<br />
Farben<br />
Raum<br />
RR: Jim, wenn ich auf die letzten Jahrzehnte zurückblicke, von den 60er Jahren bis heute,<br />
dann sehe ich, daß du eine ganze Reihe von großen öffentlichen Aufträgen hattest.<br />
JR: So viele waren's nicht, ungefähr zwölf.<br />
RR: Na, das scheint mir eine ganze Menge. Also zunächst möchte ich gerne wissen, wie du<br />
dieses neue Werk im Verhältnis zu deinen früheren Wandbildern siehst. Wie hängt es<br />
mit den anderen zusammen?<br />
JR: 1964 beschloß ich, ein Bild zum Wahljahr zu machen.<br />
RR: Damals hast du also mit »F-111« begonnen?<br />
JR: Ja. zu dem Zeitpunkt hatte ich schon ein gutes Stück Lebens- und Malererfahrung; ich<br />
hatte als Gebrauchskünstler gearbeitet und Reklamewände in Brooklyn und am Times<br />
Square gemalt. Anfangs schwebte mir etwas Ungegenständliches aber Optimistisches<br />
vor. Als das Wahljahr begann, war ich noch guter Hoffnung. Ich fragte mich, in<br />
welche Richtung sich das Bild entwickeln würde. Ich dachte über meine Existenz als<br />
Mensch in den USA nach, woher ich kam, wo ich aufgewachsen war und so weiter -<br />
und ich überlegte mir, was mein Beitrag sein sollte. Was bedeutete das Leben für<br />
mich. An dem Punkt geriet ich ins Grübeln: War mein Leben ein einziger Witz? Alles,<br />
was ich wußte, kam aus der Zeitung, und in einem Wahljahr passieren alle möglichen<br />
Dinge. Die meisten Leute hoffen, daß sich irgendwas ändert, aber Künstler sind da<br />
optimistischer. Der Vietnamkrieg hatte begonnen. Ich hatte Paul Berg kennengelernt,<br />
der einen Artikel über Roy Lichtenstein und mich für die St. Louis Post Dispatch<br />
schrieb, und 64 war er gerade aus Vietnam zurückgekommen, wo er sieben<br />
Kampfeinsätze mitgemacht hatte. Paul erzählte den Leuten in St. Louis direkt aus<br />
erster Hand, was dort drüben los war. Zu der Zeit lebten meine Eltern in Dallas, wo<br />
John Kennedy kurz zuvor ermordet worden war. Ich war einen Monat vor dem<br />
Attentat in Dallas gewesen. Es herrschte Langeweile. Und eine schreckliche Hitze.<br />
Leute starben. Alte Damen amüsierten sich mit Pistolen am Schießstand. Es fand<br />
gerade ein Football-Spiel der Dallas Cowboys statt, und die Fans warfen mit<br />
Whiskeyflaschen, die auf dem heißen Asphalt von Dallas zerklirrten. Gewalt lag in der<br />
Luft. John Kennedy kam in diese Atmosphäre hinein, und ich war lange Zeit<br />
überzeugt, daß das Wetter schuld war an seinem Tod, daß das Wetter ihn umgebracht<br />
hat, weil alle damals so extrem gereizt waren. (Lacht) Als ich später wieder nach Dallas<br />
kam, besuchte ich einen Vergnügungspark namens Six Flags over Texas. Dort stand<br />
ein B-36 Bomberflugzeug herum wie ein Stück Altmetall.<br />
RR: Das Flugzeug war nur zur Dekoration da?<br />
JR: Ja. Und als Unterhaltungsangebot für die Kinder gab es Ersatznatur. In den<br />
Bäumen draußen hingen Ventilatoren, um den Leuten Luft zuzuwedeln. In<br />
einer nachgemachten Wildweststadt saß ein armer lebender Papagei in einem<br />
Käfig. Im Käfig hing ein Lautsprecher, der immer wieder krächzte: »Hi, ich<br />
bin Polly der Papagei. Wer bist du, kleines Mädchen?«. Ich erinnere mich, wie<br />
dieser Lautsprecher den armen Papagei quälte. Außerdem gab es da einen<br />
künstlichen Wassergraben mit einem Flußdampfer, der von einem großen<br />
Räderwerk angetrieben wurde, und ich stellte mir vor, daß das ein<br />
unsichtbarer Pilot war, der unsere Wirtschaft antreibt. Damals war General<br />
Motors der größte Rüstungslieferant für den Vietnamkrieg. Es liefen alle<br />
möglichen wahnwitzigen Dinge ab. Und ich überlegte mir, daß die ganzen<br />
veralteten Flugzeuge - die vielen Bomber, die zur Landesverteidigung gebaut<br />
aber nie eingesetzt worden waren - den Leuten einen bestimmten Lebensstil<br />
garantierten: dreieinhalb Kinder und zweieinhalb Autos und ein Haus in der<br />
Vorstadt. »F-111« kam also aus vielerlei Gründen zustande. Ich malte das Bild<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/interv/00101c__.htm (1 von 6)11.01.2006 13:21:00
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
in meinem Atelier in der Broome Street 429. Ich hatte viele Besucher dort:<br />
Christo und Leo (Castelli), Ileana (Sonnabend), Bob Rauschenberg, Steve<br />
Paxton, Alan Solomon, (Michelangelo) Pistoletto, Virginia Dwan, Dick Smith<br />
und viele andere. Richard Feigen brachte Leute vom Film ins Atelier. Am<br />
Ende wurde das ganze Bild jedenfalls als großes Antikriegsgemälde verstanden.<br />
Und als solches wurde es dann auch überwiegend kritisiert.<br />
RR: War es nicht auch das erste deiner Bilder, das die virtuelle Realität eines künstlichen<br />
Rundum-Environments entwarf? Wie das Wandgemälde, das du jetzt für <strong>Berlin</strong><br />
machst - also eine synthetische Welt, wo es keinen Anfang, keine Mitte und kein<br />
Ende gibt, sondern ein kontinuierliches Erlebnis nach allen Seiten?<br />
JR: Es war wie ein Rundum-Panorama für die Augen. Ich verwendete fluoreszierende<br />
Leuchtfarben. Für einen Teil des Bildes nahm ich Jukebox-Lack. Meine Absicht war,<br />
daß man eine beliebige Bildpartie betrachtet und sagt: »Diese Farbe ist da, weil diese<br />
andere Farbe dort ins Bild kommt«. Das einzige, was ich nicht gestaltete, waren<br />
Boden und Decke. Später,1970, malte ich ein Rundum-Farbbild mit<br />
Trockeneisnebel, um den Boden zu eliminieren (»Horizon: Home Sweet Home«).<br />
»Horse Blinders« (1968-69) war ebenfalls ein Rundum-Gemälde. Carlo Derkert, der<br />
damals am Moderna Museet in Stockholm mit Pontus Hulten zusammenarbeitete,<br />
sagte zu mir: »Wir hängen immer ein hartes Bild rechts gegenüber vom Eingang. Und<br />
auf die linke Seite hängen wir immer ein weiches Bild weil links, wie du ja weißt,<br />
immer weicher ist.« Ich dachte, komisch, was heißt»weicher«? Welcher Bereich ist<br />
»weicher« als der andere? Also überlegte ich mir, daß man statt nach links oder rechts<br />
ja auch geradeaus gehen könnte. Und das Ergebnis war »Horse Blinders«.<br />
RR: Wie viele Rundum-Bilder gibt es insgesamt?<br />
JR: Drei.<br />
RR: »F-111«, »Horse Blinders«<br />
JR: Und »Horizon: Home Sweet Home«<br />
RR: Stimmt.<br />
JR: Mit dem Nebel.<br />
RR: Bei dem Bild stieg also Trockeneisnebel vom Boden auf.<br />
JR: Ich dachte außerdem daran, Wasserstoffnebel für die Decke zu verwenden, aber ich<br />
bin eigentlich kein Freund von Technik. Aus dem Grund mag ich auch Malerei, weil<br />
sie Illusion ist. Bildhauerei ist faszinierend, schwierig, außergewöhnlich. Aber ich<br />
habe wenig in dem Bereich gemacht - mit Ausnahme von »Tumbleweed« (1963-66),<br />
einer Plastik aus verchromtem Stacheldraht - weil mir die Idee der Illusion zusagt und<br />
weil es schwierig ist, etwas auf einer Oberfläche auszudrücken, die kaum zwei<br />
Millimeter dick ist. Wenn man ein Bild zur Seite dreht, sieht man nichts, aber sobald<br />
man es frontal betrachtet, ist da durchaus etwas.<br />
RR: Das paßt zu deinem Interesse an Virtual Reality - eine Illusion, die real wirkt.<br />
JR: Ich interessiere mich eigentlich nicht besonders für Virtual Reality.<br />
RR: Etwas sieht ganz wie Metall aus - es glänzt, es wirkt plastisch, aber es ist nur Farbe.<br />
JR: Nichts als Farbe. In den 50ern besuchte ich eine Miró-<strong>Ausstellung</strong> in der Pierre<br />
Matisse-Galerie, und meine erste Reaktion war Verblüffung, weil ich nicht wußte,<br />
wie er die Bilder gemacht hatte. Mir trat zunächst eine reine Vision entgegen. Er<br />
hatte die Farben mit einem Seidentuch aufgetragen, in großen, weichen Scheiben, die<br />
wie aufgesprüht wirkten, und dann verband er diese Scheiben mit Linien, kleinen<br />
Farbspuren, sehr, sehr schön gemacht, ganz ohne mechanische Mittel, ohne<br />
Spritzpistole, nur mit chinesischen Pinseln. Von der anderen Seite des Raums sahen<br />
diese Miró-Bilder ganz und gar verblüffend aus, und dann erkannte ich, daß es nur<br />
Farbe war. So was begeistert mich.<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/interv/00101c__.htm (2 von 6)11.01.2006 13:21:00
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
RR: Ich möchte gern wissen, wie dieses Wandgemälde zustande kam. Zum einen sehe ich<br />
hier Zitate aus (Picassos) Guernica und fragte mich, ob du schon früher Zitate aus<br />
anderen Kunstwerken in deinen Bildern verwendet hast. Außerdem sehe ich Zitate<br />
aus deinen eigenen früheren Werken, zum Beispiel »F-111« und »Industrial<br />
Cottage« (1977). Ich bin also neugierig, wie du die Stimmung dieses Bildes<br />
beschreiben würdest. Wir stehen am ende der 90er Jahre, und dieses Bild greift<br />
immer wieder zurück auf die Geschichte der Kunst und der Kriege des 20.<br />
Jahrhunderts und auf dein eigenes Werk. Könntest du dazu etwas sagen?<br />
JR: Ursprünglich dachte ich , daß das Bild für Bilbao bestimmt sei. Ich hatte gehört, das<br />
Bilbao sich um Guernica bemühte. Ich hatte Guernica oft im Museum of Modern<br />
Art in New York gesehen, bevor es an Spanien zurückgegeben wurde. Daher nehm<br />
ich als Ausgangspunkt Elemente aus der Vergangenheit und eine Abstraktion von<br />
Guernica, die in eine Reflexion und von dort in einen Meteor mit einem Emblem<br />
übergeht. Der Gedanke hinter dem Meteor ist die Tatsache, daß wir während des<br />
Kalten Krieges - also über Jahrzehnte meiner Lebens- und unserer Weltgeschichte -<br />
laufend die Gefahr eines nuklearen Holocaust hervorgekramt und von allen Seiten<br />
untersucht haben, um sie dann wieder wegzustecken. Und vor ein paar Jahren waren<br />
die russischen Raketen plötzlich nicht mehr auf uns gerichtet. Aber niemand in<br />
Amerika brach in Jubel aus. Ich hatte mir eigentlich eine große Feier vorgestellt, wie<br />
am Ende des Zweiten Weltkriegs, als meine Onkel nach draußen rannte und mit der<br />
Schrotflinte in die Luft ballerten.<br />
RR: Globaler Jubel.<br />
JR: Globaler Jubel - keine Spur davon. Es geschah gar nichts. Und kurz darauf erlebten<br />
wir - zufällig, wie die Medien meinten - eine Naturkatastrophe nach der anderen;<br />
Erdbeben, Feuersbrünste, Überschwemmungen, alle möglichen Desaster.<br />
RR: Die Strafe Gottes.<br />
JR: Ich weiß nicht, was es war. Was mir als nächstes durch den Kopf ging, war das »Star<br />
Wars«-Projekt, die Idee, Kriegswaffen in den Weltraum zu schmuggeln. Das findet<br />
gegenwärtig statt, ohne daß jemand davon weiß. Keiner weiß genau, was unsere<br />
Regierung tatsächlich tut. Und wir stehen kurz vor der Jahrtausendwende. Mit<br />
anderen Worten, das 20. Jahrhundert war ein grauenhaftes Jahrhundert. Mein Vater,<br />
der 1908 geboren wurde, erlebte den Aufstieg des Automobils, des Flugzeugs. Wir<br />
hatten schreckliche Kriege - den Ersten Weltkrieg, den Zweiten Weltkrieg. Einige<br />
meiner Verwandten kämpften mit. Einer ist im Krieg gefallen. Alle möglichen<br />
furchtbaren Dinge passierten. Dieses Jahrhundert war sehr dynamisch, aber die<br />
Dynamik war hart und schmerzhaft. Man hofft also, daß damit jetzt endlich Schluß<br />
ist. Und mit der gegenseitigen Bedrohung zwischen zwei Supermächten, Rußland<br />
und Amerika, ist es ja auch vorbei. Aber aus dem Hinterhalt kommen plötzlich<br />
Terroristen hervor, die völlig andere ethische Werte haben und ganz anders denken.<br />
Aber man bleibt optimistisch. Wo junge Leute sind, gibt es Optimismus. Auch ich<br />
bin nach wie vor optimistisch, obwohl dieses Bild, wie F-111, ein Tagebuch der<br />
Gewitterstimmung unserer Zeit ist. Das Ende des 27-Meter-Gemäldes wirkt<br />
optimistischer, aber in dem 15-Meter-Bild, das in Bilbao ausgestellt wurde, dominiert<br />
der Tumult.<br />
RR: Mich interessiert diese »Apocalypse Now«-Stimmung. Eines der Dinge, die an dem<br />
Gemälde sofort ins Auge springen, ist das Bild des spiralartigen Wirbels. Ich kann<br />
mich im Moment nicht erinnern, ob du dieses Bild schon früher verwendet hast.<br />
JR: Nein.<br />
RR: Das dachte ich mir. Es wirkt völlig neu auf mich, es hat ein ganz neuartiges Tempo.<br />
Mir fallen frühere Werke wie »Star Thief« (1980) ein, die aussahen, als würden sie<br />
gewissermaßen am Auge vorbeirasen. Aber das war eine Art Energie, die in eine<br />
bestimmte Richtung geht, während wir hier Wirbel sehen, strudelartige schwarze<br />
Löcher. Mich interessiert dieses Bild, diese galaktische Schleuderbewegung. Kannst<br />
du mehr dazu sagen?<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/interv/00101c__.htm (3 von 6)11.01.2006 13:21:00
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
JR: Es handelt sich um einen völlig anderen optischen Raum. Für mich ist ein ganz neues<br />
malarisches Mittel - wie ein Ausruf, der Veränderung darstellt. Zum Beispiel wird<br />
dieses Bild hier (zeigt auf ein Detail) fluoreszierende Punkte haben, die aus der<br />
Oberfläche hervorspringen. Wenn ich damit fertig bin, wird es aussehen wie in 3D.<br />
Ich zeige nicht gerne unfertige Bilder, weil man nur darüber spekulieren kann, worin<br />
der Effekt bestehen wird. Aber du siehst die Dinge jetzt in ihrer Enstehung. Wenn<br />
alles fertig installiert ist, wirst du zur Museumstür hereinkommen, und dieses 27-<br />
Meter-Bild sollte eine Bewegung zum einen Ende des Raums, dann zum anderen und<br />
dann rundherum entwickeln. Mir geht es hauptsächlich um die virtuelle Invention.<br />
Der Inhalt ist eher zweitrangig, aber er stellt das Gemälde auf eine bestimmte<br />
Grundlage. Der Inhalt verankert das Bild räumlich und zeitlich, selbst wenn er banal<br />
ist.<br />
RR: Das stimmt. Was mir besonders stark an diesem neuen Werk auffällt, ist der<br />
Unterschied zu deinen früheren Bildern - womit ich wieder auf die wirbelnden<br />
Dynamos zurückkomme. Man hat das Gefühl, als würde man in eine Art<br />
Schleudermaschine geworfen oder ans Ende der Welt. Überall sind diese Schwarzen<br />
Löcher. Man spürt eine furiose Sogkraft, die ganz anders ist als die Dynamik in<br />
deinen früheren Werken. Aber das ist eben der Grund, warum es so unerhört frisch<br />
und neu wirkt. Ich habe auch ein paar Fragen zu den Bildmotiven: Manche sind ganz<br />
neu und manche sind alt. Als du den Auftrag annahmst, sollte das Werk nach Bilbao<br />
gehen. Jetzt ist es für <strong>Berlin</strong> bestimmt. Welchen Einfluß hatte der deutsche Kontext<br />
auf die Wahl der Motive?<br />
JR: Das Fenster zeigt die deutsche Fahne als schwarz-rot-goldenen Sonnenaufgang über<br />
dem Ruhrgebiet. Die Bohreisen stehen für die Schwerindustrie. Der außerordentliche<br />
Werbeaufwand, der die Leute dazu treibt, vier Dollar für eine Schachtel Cornflakes<br />
zu zahlen, deren Inhalt 10 Cents wert ist, erinnert an die Unterschiede zwischen Ostund<br />
West-<strong>Berlin</strong> vor dem Mauerfall, und daran, wie grau der Osten damals war und<br />
wie lebendig der Westen. Das wirft die Frage nach dem Wesen der Werbung auf. Ein<br />
paar junge Leute aus Polen haben zu mir gesagt: »Wir kennen euer Coca-Cola und<br />
McDonald's, aber Ihr müßt uns erklären, welche Bedeutung das alles hat.« Ich habe<br />
keine befriedigende Antwort. Ich habe diese Dinge mein ganzes Leben lang gesehen<br />
und gemalt. Aber während ich die Banalität und Habgier der Werbung im großen<br />
und ganzen ablehnte, ist mir auch klargeworden, daß sie mehr Farbe in unser Leben<br />
bringt. Aber gehen wir weiter: Das kleine Mädchen unter der Trockenhaube in F-111<br />
war eine Metapher für den Piloten und die Wirtschaft, die den veralteten Bomber<br />
produzierte. Hier verwende ich die Trockenhaube wieder; sie ist ein Brennpunkt an<br />
der abschließenden Wand. Aber inzwischen sind dreißig Jahre vergangen, und das<br />
Mädchen ist zur mächtigsten Witwe der Welt geworden - als Wall Street-Erbin hat<br />
sie die Kontrolle über die Weltwirtschaft. Hier hatte ich ursprünglich das Bild eines<br />
Mannes. Er bestand nur aus einer Frisur mit einem Hirn aus Spaghetti - das Bild<br />
stammt von einer alten Reklame für Dosenspaghetti - aber ich habe ihn wieder<br />
rausgenommen. Dort haben wir außerdem eine Frau, deren Gesicht zu einer<br />
Sprungfeder gedreht ist.<br />
RR: Die Sprungfeder ist brillant, weil sie wie eine Kaufhausversion der Spiralwirbel wirkt.<br />
JR: Wie ein ausgesprungener Dynamo …<br />
RR: Dieses Gemälde dürfte der krönende Abschluß deines Werks in diesem Jahrhundert<br />
sein. Seit deinen Anfängen als Künstler sind drei Jahrzehnte vergangen. Als<br />
Kunsthistoriker werfe ich sozusagen Seitenblicke auf das Werk anderer Künstler<br />
deiner Generation, um zu sehen, welche Querverbindungen es hier gibt. Du warst ja<br />
bekanntlich immer sehr aufgeschlossen gegenüber dem Werk gleichaltriger, aber auch<br />
jüngerer und älterer Künstler. In den letzten zehn Jahren bemerke ich zunehmend,<br />
daß viele Künstler deiner Generation - ich denke da an (Jasper) Johns und (Robert)<br />
Rauschenberg und (Roy) Lichtenstein - immer häufiger ihre früheren Werke oder<br />
Fragmente daraus zitieren. Das fällt mir auch in diesem Werk auf. Wie empfindest du<br />
das? Ich entdecke hier einen Hang zur Zusammenfassung, zur Sammlung, zum<br />
Rückgriff auf die erinnerte Zeit. Siehst du dieses Werk als eine Art Summe deiner<br />
gesamten Arbeit; willst du damit zurückblicken, zitieren, dein Werk durch die<br />
Schichten der Zeit betrachten?<br />
JR: Eine Zusammenfassung ist es eigentlich nicht. Ich benutze die Vergangenheit eher als<br />
Sprungbrett zu einem neuen oder andersartigen Bildvokabular, das für die Betrachter<br />
aus der Erinnerung her erkennbar ist.<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/interv/00101c__.htm (4 von 6)11.01.2006 13:21:00
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
RR: Das Spannende ist, daß es wie ein Sprungbrett zu einer ganz neuen Sprache wirkt. Ich<br />
meine, was jedem Betrachter hier zuerst ins Auge fällt, ist die Wucht der Bewegung.<br />
Das Bild hat eine wilde, unbändige Energie. Wie ein Erdbeben, wie ein Vulkan. Es<br />
hat mehr Tempo, mehr Kraft als alles, was ich vorher von dir gesehen habe. Man<br />
fühlt sich geradezu wie in einer Wäschetrommel.<br />
JR: Genau meine Absicht. (Lacht) Du hast es erfaßt!<br />
RR: Wir können meinetwegen auch sagen: Eine kosmische Wäschetrommel. Man ist von<br />
Anfang bis Ende im Schleudergang.<br />
JR: Richtig. Und ich glaube, das liegt am wirtschaftlichen Tumult, den wir in den letzten<br />
paar Jahren erleben. Rauf und runter, rauf und runter, rauf und runter. Außerdem ist<br />
die ganze Welt in Aufruhr, weil die nuklearen Machtrollen nicht mehr gelten. Es<br />
herrscht großer Optimismus, aber andererseits auch Pessimismus. Es geht also äußerst<br />
lebhaft zu.<br />
RR: Ich wollte dich auch nach dem Titel dieser Bilderfolge fragen: »The Swimmer in the<br />
Econo-Mist«, (Der Schwimmer im Wirtschaftsnebel). Ich weiß, daß du in deinen<br />
Bildern gerne mit Bedeutungen spielst: Die Trockenhaube ist gleichzeitig der Bug<br />
eines Flugzeugs; Fingernägel sind Schreibfedern. »Econo-mist« ist offensichtlich ein<br />
Wortspiel. Kannst du den Titel näher erklären?<br />
JR: Es gibt ein altes venezianisches Sprichwort: »Der Künstler schwimmt im Wasser, der<br />
Kritiker steht am Ufer«. Der Schwimmer ist also der Aktive. Und die Wirtschaft ist<br />
ein Traum. Der Titel beschreibt das aktive Darinnensein in einem Tumult.<br />
Hoffentlich sind wir jetzt auf dem richtigen Kurs. Ich betrachtete mich lange als alten<br />
Sozialisten, weil ich über die Ungleichheit unter den Menschen nachdachte und wie<br />
man das ändern könnte. Ich sehe mich nicht als Weltverbesserer, aber ich mache mir<br />
Gedanken über Verschwendung und unglückliche Milliardäre (lacht) und glückliche<br />
Leute und über die 60er Jahre, als junge Landkommunarden für 100 Dollar im<br />
Futtergroßhandel genug Müsli für den Rest ihres Lebens bekamen, und gebrauchte<br />
Armeeklamotten trugen und einen Stall von Kindern großzogen und praktisch ohne<br />
Geld auskamen. Ich habe Kinder, du auch. Wir hoffen alle, daß es mit der Menscheit<br />
weitergeht. Eine andere Idee für den Titel des Bildes war übrigens »The Race«.<br />
RR: Race?<br />
JR: »The Race«.<br />
RR: Im Sinne von »menschliche Rasse«? Oder im Sinne von »Wettrennen«?<br />
JR: Sowohl als auch. Beides. Wie Thelonious Monk sagte: »All ways, always«.<br />
RR: Stimmt, das paßt zu der unglaublichen Bewegung, die sich von einem Bildende zum<br />
anderen abspielt. Die schiere Energie wirkt auf mich wie ein kosmisches Wettrennen.<br />
JR: Es ist ein Wettrennen, es geht um Tempo. Und es geht um die Rasse Mensch, ihr<br />
Weiterbestehen ohne Rücksicht auf ethnologische Unterschiede. Darum war »The<br />
Race« ein möglicher Titel. Ich habe oft zehn Titel, von denen am Ende einer<br />
übrigbleibt, manchmal auch keiner.<br />
RR: Mir fällt noch etwas anderes an dieser neuen Arbeit auf: In deinem gesamten Werk<br />
gibt es einen kontinuierlichen Wechsel zwischen Grisaille-Malerei, die wie Schwarz-<br />
Weiß-Fotografie aussieht, und einer synthetischen Farbigkeit, die an Plastik oder<br />
Fernsehen erinnert. Hier scheint dieses Hin und Her zwischen Farbe und Nichtfarbe<br />
noch wesentlich intensiver und polarisierter zu sein als jemals zuvor, und das trägt<br />
auch zu dem »Rennen« bei, zum Gefühl des Dahinrasens von Erinnerungen an<br />
Guernica und dem Rückverweis auf schwarz-weiße Zeitungsfotos zum neueren<br />
Medium wilder, leuchtender, greller Bonbonfarben. Einen so starken,<br />
spannungsvollen Kontrast habe ich noch nie in deinem Werk gesehen. Es entwickelt<br />
hier eine Dynamik, die es früher nicht hatte.<br />
JR: Mit dem Studium von Farben ist es wie mit dem Klavierspielen. Man braucht viel<br />
Übung. Diese Farbe hier (zeigt auf Detail) besteht beispielweise nur aus drei Farben<br />
in der richtigen Mischung.<br />
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<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
RR: Aber die Farbigkeit in diesem Werk ist selbst für deine Verhältnisse von einer<br />
neuartigen Künstlichkeit. Es enthält sämtliche Farben, die sich in einer Plastikwelt<br />
vorstellen lassen, und die grellen Kontraste allein sorgen für eine ähnliche Energie wie<br />
die Schleudern und Strudel. Du hast vorhin von Malerei als Illusion gesprochen, und<br />
mich fasziniert die Bildpartie, wo ein Flugzeug verschwindet und wieder auftaucht,<br />
als ob … ja, als ob die Leinwand vor meinen Augen aufgerollt oder zusammengerollt<br />
würde. Als ob sich das Gemälde beim Betrachten selber einwickelt. Und das gibt ihm<br />
ein Knistern und eine Spannung, die es sonst nicht haben würde. Deine früheren<br />
Bilder sehen dagegen absolut zweidimensional aus. Dieses Werk hat eine ruhelose,<br />
stürmische Energie, die durch seine ganze panoramische Breite fegt.<br />
RR: Unterschwellige Erinnerungen spielen dabei oft auch eine Rolle. Ich weiche hier ein<br />
bißchen ab, aber Richard Feigen hat ein wundervolles Bild von Turner in seinem<br />
Eßzimmer. Es heißt: Der Wiederaufbau des Tempels. Im Hintergrund steht ein<br />
Tempel, und am unteren Bildrand ist ein sanfter Abhang, wo eine Gruppe von<br />
Menschen tanzt und Flöte spielt und sich vergnügt. Aber ihr Weg geht bergab. Das<br />
ist recht aufschlußreich. Das Leben ist schön und macht Spaß, aber es geht trotzdem<br />
bergab.<br />
RR: Wie diese Neigung hier in deinem Gemälde: der Boden senkt sich nach und nach; es<br />
gleicht einer Unterströmung, einem versteckten Sog. Aber jetzt eine ganz andere<br />
Frage. Als ich dieses Werk das letzte mal sah - es war natürlich noch in einem anderen<br />
Stadium - da versuchte ich, wie immer, Zusammenhänge zu anderen Kunstwerken<br />
der 90er oder 80er Jahre zu entdecken. Und das einzige vergleichbare Erlebnis eines<br />
wilden, fast unbegreiflichen kosmischen Raums war mir in einigen der neueren<br />
Gemälden Frank Stellas begegnet. Diese Bilder sehen wie Computer-Explosionen aus,<br />
aber in Wirklichkeit sind sie vollständig kontrolliert und eng strukturiert, genau wie<br />
dein Bild. Siehst du da Verbindungen zu deiner Arbeit?<br />
JR: Die kosmische Explosion …<br />
RR: Ich meine eine Art Raumabstraktion, die etwas ganz Neues am Ende des 20.<br />
Jahrhunderts darstellt - eine Art Cyberspace, die auf eine unendliche Ausdehnung<br />
verweist und jede Begrifflichkeit sprengt. Es paßt in keinerlei berechenbare räumliche<br />
Muster und vermittelt einem ein Gefühl, als würde man in eine Galaxie<br />
hineingesaugt. Im Bereich der abstrakten Malerei ist Stella visuell der einzige<br />
Vergleich, der mir zu deiner Arbeit einfällt. Ich weiß nicht, ob das nur ein Zufall ist<br />
…<br />
JR: Ich mag Franks Arbeit sehr; sie hat mich schon interessiert, als er gerade anfing.<br />
Zuerst sah es so aus, als würde er Bausteine zusammensetzen, und dann paßte alles<br />
immer besser zusammen und entwickelte sich immer weiter, bis man plötzlich nicht<br />
mehr sagen kann, wo es anfängt und wo es aufhört. Sein Werk ist brillant. Seine<br />
Plastizität ist einfach unglaublich, großartig. Aber für mich bedeutet Malerei, daß<br />
man sich auf die Zeit bezieht, in der man lebt.<br />
RR: Du bist jetzt seit einigen Jahrzehnten aktiv und wir nähern uns der<br />
Jahrtausendwende. Ich will jetzt nicht allzu poetisch werden, aber dieses Gemälde ist<br />
wie eine Zeitkapsel der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Es besitzt den epischen<br />
Schwung der Vergangenheit und es durchbricht gewissermaßen auch eine<br />
Schallmauer zur Zukunft. Aber vor allem hat es die panoramische Reichweite, die<br />
unseren Planeten, den Kosmos und alles, was man im Laden kaufen kann,<br />
zusammenfaßt. Es geht vom Himmel zur Hölle und vom Besonderen zum<br />
Universellen. Sozusagen von hier in alle Ewigkeit.<br />
JR: Ich bin geschmeichelt. Aber ich bin noch mitten in der Arbeit und die abschließende<br />
Wand hier wird eine Überraschung sein!<br />
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<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
1930<br />
1940<br />
1950<br />
1960<br />
1970<br />
1980<br />
1990<br />
1933<br />
Geboren am 29. November in Grand Forks, North Dakota. Die Eltern Louis und<br />
Ruth <strong>Rosenquist</strong> sind schwedischer und norwegischer Abstammung. Familie läßt<br />
sich im Jahr 1942 in Minneapolis nieder.<br />
1948<br />
Ein Stipendium ermöglicht es ihm, an der Minneapolis School of Art zu studieren.<br />
1952-54<br />
Studium an der Universität von Minnesota bei Cameron Booth. Besucht das<br />
Chicago Art Institute, um Gemälde Alter Meister, des 19. und frühen 20.<br />
Jahrhunderts zu studieren. Bemalt im Sommer Container, Getreidespeicher und<br />
Benzintanks im Mittleren Westen. Tätigkeit bei General Outdoor Advertising,<br />
Minneapolis; malt Werbeplakate.<br />
1955<br />
Erhält ein Stipendium der Art Students League, New York, studiert unter anderem<br />
bei dem deutschen Maler und Graphiker George Grosz sowie bei Edwin Dickinson<br />
und Morris Kantor.<br />
1956<br />
Macht die Bekanntschaft von Robert Indiana, Jasper Johns, Ellsworth Kelly, Agnes<br />
Martin, Robert Rauschenberg und Jack Youngerman. 1957-59 Wird Mitglied der<br />
Local 230 of the Sign, Pictorial and Display Union. Beschäftigt bei A.H. Villepigue,<br />
Inc., General Outdoor Advertising, Brooklyn, und Artkraft Strauss Sign<br />
Corporation. Malt Plakate für den Times Square und andere Teile von New York.<br />
Malt Hintergrundprospekte für die Schaufenster von Bloomingdales, Bonwit Teller<br />
und Tiffany & Company.<br />
1960<br />
Gibt seine Stelle bei Artkraft Strauss Sign Corporation auf. Mietet ein Loft in 3-5<br />
Coenties Slip; seine Nachbarn sind u.a. Youngerman, Kelly und Indiana.<br />
1961<br />
Malt Zone (1961), das erste im Studio entstandene Bild, bei dem er sich Techniken<br />
aus der Werbung bedient. Richard Bellamy, Leo Castelli, Henry Geldzahler, Ivan<br />
Karp, Ileana Sonnabend und Allan Stone besuchen sein Atelier.<br />
1962<br />
Erste Einzelausstellung in der Green Gallery, New York, die ihn seit 1961 vertritt.<br />
Zu seinen frühen Sammlern gehören Guiseppe Panza di Biumo, Robert C. und<br />
Ethel Scull sowie Burton und Emily Tremaine.<br />
1963<br />
Erhält von Philip Johnson den Auftrag für ein Wandgemälde für den New York<br />
State Pavilion bei der Weltausstellung in New York. Seine Arbeiten werden bei den<br />
<strong>Ausstellung</strong>en Americans 1963 im Museum of Modern Art und Six Painters and the<br />
Object im Solomon R. <strong>Guggenheim</strong> Museum gezeigt.<br />
1964<br />
Wird durch die Leo Castelli Gallery, New York, vertreten. <strong>Ausstellung</strong> in der Galerie<br />
Ileana Sonnabend, Paris. Zieht in ein neues Studio in der Broome Street.<br />
1965<br />
Stellt in seiner ersten Einzelausstellung in der Leo Castelli Gallery F-111 (1964-65)<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/biograph/00101c__.htm (1 von 3)11.01.2006 13:21:01
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
aus, ein raum-spezifisches, wand-umspannendes Gemälde. F-111 wird auch im<br />
Jüdischen Museum in New York und anschließend in verschiedenen europäischen<br />
Museen gezeigt, u.a. im Februar 1966 in der Staatlichen Kunsthalle in Baden-Baden.<br />
1967<br />
Umzug nach Long Island, New York.<br />
1968<br />
Retrospektive in der National Gallery of Canada in Ottawa. Forest Ranger (1967)<br />
wird in der Galerie Ileana Sonnabend gezeigt. Teilnahme an der documenta 4 in<br />
Kassel.<br />
1969<br />
Horse Blinders (1968-69) wird in der Leo Castelli Gallery gezeigt. Experimentiert<br />
mit neuen künstlerischen Medien: Druckgraphik, Film und auf Technologie<br />
basierender Kunst.<br />
1970<br />
Horizon Home Sweet Home (1970) wird im Mai, Area Code (1970) und Flamingo<br />
Capsule (1970) im Oktober in der Leo Castelli Gallery gezeigt. Stellt Slush Thrust<br />
(1970) in der Galerie Rolf Ricke, Köln, aus.<br />
1972<br />
Retrospektive in der Kunsthalle Köln, organisiert vom Wallraf-Richartz-Museum,<br />
Köln, und dem Whitney Museum of American Art, New York. Wird in<br />
Washington, D.C., wegen seiner Proteste gegen den Vietnam-Krieg festgenommen.<br />
1973<br />
Mietet ein Atelier in Tampa, Florida.<br />
1975<br />
Setzt sich in Washington, D.C., zusammen mit Marian B. Javits und Robert<br />
Rauschenberg für ein Gesetz ein, das Künstlern 15% Tantiemen im Fall eines<br />
Wiederverkaufs eines Werks zugesteht.<br />
1976<br />
Malt im Auftrag des Staates Florida Tallahassee Murals. Läßt sich von dem<br />
Architekten Gilbert Flores in Aripeka, Florida, ein Haus und ein Atelier bauen.<br />
1977<br />
Erwirbt ein Gebäude auf der Chambers Street, New York. Malt einige 5,9 Meter<br />
lange Gemälde für die Leo Castelli Gallery.<br />
1978<br />
Wird für sechs Jahre in den National Council on the Arts in Washington, D.C.,<br />
berufen.<br />
1981<br />
Star Thief (1980) wird in der Leo Castelli Gallery gezeigt. Das Dade County Art in<br />
Public Places Committee wählt Star Thief für einen Terminal des Miami<br />
International Airport aus, aber Auseinandersetzungen mit Eastern Airlines über das<br />
Bild verhindern seine Anbringung. Es wird von Burton Kanter, Chicago, erworben.<br />
1983<br />
4 New-Clear Women (1982) wird in der Leo Castelli Gallery gezeigt. Fertigstellung<br />
des neuen Ateliers in Aripeka, Florida. Malt das Wandbild Flowers, Fish, and<br />
Females for the Four Seasons (1984) als Auftragsarbeit für das von Philip Johnson<br />
gestaltete Four Seasons Restaurant in New York.<br />
1985<br />
Von Diane Perry Vanderlip vom Denver Art Museum organisierte und ol of<br />
Painting and Sculpture. <strong>Ausstellung</strong> in der Leo Castelli Gallery zu Ehren <strong>Rosenquist</strong>s<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/biograph/00101c__.htm (2 von 3)11.01.2006 13:21:01
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
30jähriger Verbindung mit der Galerie. Einzelausstellung im Portland Art Museum,<br />
Oregon.<br />
1995<br />
Einzelausstellungen im Seattle Art Museum und dem Civico Museo Revoltella,<br />
Galleria d'Arte Trieste.<br />
1996<br />
Target Practice-<strong>Ausstellung</strong> in der Galerie Thaddaeus Ropac, Paris, und bei Feigen,<br />
Incorporated, Chicago.<br />
1997<br />
Teilnahme an den <strong>Ausstellung</strong>en Home Sweet Home in den Deichtorhallen in<br />
Hamburg und <strong>Guggenheim</strong> Museums and the Art of this Century im <strong>Guggenheim</strong><br />
Museum Bilbao. Erhält den Ehrendoktor für Fine Arts vom Bard College,<br />
Annandale-on-Hudson, New York. Installation von The Persistance of Electrical<br />
Nymphs (1985), Bali (1995) und Singapore (1995) in den Millenia Towers in<br />
Singapore.<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/biograph/00101c__.htm (3 von 3)11.01.2006 13:21:01
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/edition/00101c__.htm11.01.2006 13:21:02<br />
Exklusiv wird für jede <strong>Ausstellung</strong> des <strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> eine Edition entwickelt. Zur Präsentation des neuen<br />
Gemäldes von <strong>James</strong> <strong>Rosenquist</strong> erscheint der berühmte Papieranzug No. 2. In kleiner Auflage, wahlweise schwarz oder braun,<br />
ist er weltweit nur im Museumsshop des <strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> erhältlich.<br />
Der Entwurf basiert auf einer Idee des Künstler von 1966. Die Neuauflage der praktischen, gemeinsam mit Hugo Boss<br />
produzierten Papierkleidung trug der Künstler am 6. März 1998 zur Vernissage seiner <strong>Ausstellung</strong>.<br />
Maßschneidern muß sich der Käufer das Objekt der Begierde selbst: Die Zickzackschere - zum Kürzen der Ärmel und<br />
Hosenbeine, liegt jeder der wunderschönen Verpackungsboxen bei. Unisex in S, M und L erhältlich, kostet der 3-pocket-suit<br />
800,- DM.
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
Parallel zur <strong>Ausstellung</strong> bietet das<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> ein<br />
umfangreiches Rahmenprogramm an.<br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/programm/00101c__.htm11.01.2006 13:21:02<br />
Vom 11.03. bis zum 10.06.98,<br />
mittwochs, 13.00 Uhr<br />
Vom 08.03. bis zum 14.06.98,<br />
sonntags, 11.30 Uhr,<br />
mit amerikanischem Brunch<br />
Pop Art-Tour in <strong>Berlin</strong><br />
Jeden ersten Sonntag im Monat, 16.00 Uhr<br />
Film-Donnerstag<br />
Jeden Donnerstag, 19.00 Uhr<br />
A night in <strong>Rosenquist</strong>'s room<br />
18.04.98, 21.00 Uhr
<strong>Deutsche</strong> <strong>Guggenheim</strong> <strong>Berlin</strong> - <strong>Ausstellung</strong><br />
http://www.deutsche-bank-kunst.com/guggenheim/alt/02/presse/00101c__.htm11.01.2006 13:21:03<br />
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