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Die Minensucher von Kabul - Arte

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Sprechertext (26)<br />

“360° - die Geo-Reportage”<br />

<strong>Die</strong> <strong>Minensucher</strong> <strong>von</strong> <strong>Kabul</strong><br />

00:07 Kommentar<br />

Ein Minensuchtrupp im Einsatz:<br />

00:11 Bis zu 10 Millionen Sprengkörper liegen vermutlich unter der Erde<br />

Afghanistans verborgen. Speziell abgerichtete Hunde sollen diese<br />

gefährlichen Hinterlassenschaften des Krieges aufspüren, bevor sie<br />

explodieren.<br />

Minen sind Waffen mit militärischem Ziel, doch ihre Opfer sind in den<br />

meisten Fällen Zivilisten.<br />

00:31 Titel<br />

00:49 Kommentar<br />

<strong>Kabul</strong> nach 25 Jahren Krieg. In die 2000 Jahre alte Hauptstadt<br />

Afghanistans ist nach der Besetzung durch die Sowjetarmee,<br />

Bürgerkrieg, Taliban-Regime und den Luftangriffen der Amerikaner<br />

endlich Frieden eingekehrt.<br />

01:25 Doch der Schein trügt. Sowohl Russen als auch Amerikaner haben<br />

Millionen Sprengkörper zurückgelassen, die jederzeit in die Luft gehen<br />

können. Darunter Anti-Personen- und Panzerminen und<br />

Sprengstofffallen. Schätzungsweise 15 Jahre wird es dauern, bis die<br />

letzten Minenfelder geräumt sind.<br />

01:45 <strong>Die</strong> Minensuchtrupps arbeiten eng mit den internationalen<br />

Hilfsorganisationen zusammen. Hier sichern sie ein Gelände, auf dem<br />

amerikanische Soldaten eine Brücke wieder aufbauen wollen, die ihre<br />

Streitkräfte zuvor zerstört haben.<br />

01:58 Mario Boer, der Einsatzleiter, ist seit 4 Jahren beim Minensuch- und<br />

Hundetrainingszentrum MDC in <strong>Kabul</strong>.<br />

02:05 Minensuchhunde können selbst kleinste Mengen des Sprengstoffes<br />

TNT aufspüren. Mit ihrer Nase riechen sie zwölf Mal besser als<br />

Menschen.<br />

02:37 <strong>Die</strong> Führer lassen sich einen Fund immer durch einen zweiten<br />

Spürhund bestätigen. Wenn auch dieser Sprengstoff anzeigt, ist<br />

Vorsicht angesagt. Hat einer der Suchhunde etwas gewittert, setzt er<br />

sich hin.<br />

02:57 Um die Art des verborgenen Sprengkörpers zu ermitteln, setzen die<br />

<strong>Minensucher</strong> einen Metalldetektor ein. Schlägt er aus, befindet sich in<br />

der Erde Sprengstoff in Verbindung mit Metall – vermutlich eine<br />

unexplodierte Mine.


03:11 Mario Boer, OT<br />

<strong>Die</strong> beiden Hunde haben hier auf und in der Erde etwas gefunden. Der<br />

Deminer war ganz kurze Zeit dran mit dem Detektor und hat gleich<br />

gesehen, das ist ja sichtbar und liegt auf der Erde, dass es sich hier um<br />

einen unexplodierten Gegenstand handelt. Von meinem Standpunkt<br />

aus würde ich sagen, dass es sich um ein Stück <strong>von</strong> einer PRG<br />

handelt, das ist eine panzerbrechende Waffe, eine aktiv überkalibrige<br />

Hohlladung, die für Panzer genutzt wird, um Panzer zum Stehen zu<br />

bringen, zu bekämpfen. Um unsere Leute nicht in Gefahr zu bringen,<br />

wird das natürlich durch uns nicht aufgenommen. Es ist die Vorschrift,<br />

dass wir dann 500 Gramm TNT anlegen und dann das Ding zum<br />

Abschluss, heute Nachmittag, sprengen werden.<br />

03:57 Kommentar<br />

<strong>Die</strong> empfindliche Nase des Hundes braucht nach spätestens 20<br />

Minuten eine Pause. In dieser Zeit beginnt ein so genannter Deminer,<br />

ein Minenräumer, den gefundenen Sprengstoff freizulegen.<br />

Konzentration ist lebenswichtig, denn viele Minen liegen nur wenige<br />

Zentimeter unter der Erde vergraben.<br />

03:15 Hier legt der Deminer eine sowjetische Anti-Personenmine frei, in der<br />

240 Gramm TNT verborgen sind. Sie explodiert schon bei einer<br />

Belastung <strong>von</strong> 5 Kilo. Tritt ein Mensch darauf, würde die entstehende<br />

Druckwelle ihm Beine oder Arme abreißen oder ihn sogar töten.<br />

05:02 Ein neuer Morgen. <strong>Die</strong> Hundeführer sind auf dem Weg zum<br />

Hauptquartier des MDC, am nördlichen Rand <strong>von</strong> <strong>Kabul</strong>. Rund 1000<br />

Hundeführer, die derzeit in Afghanistan im Einsatz sind, wurde hier<br />

ausgebildet. Ihre Arbeit wird vom Auswärtigen Amt in Deutschland und<br />

der UNO finanziert. Unter der Leitung <strong>von</strong> Mario Boer hat sich das MDC<br />

zu einer effektiven Minensuchorganisation entwickelt.<br />

05:58 Morgenappell. <strong>Die</strong> Hundeführer warten auf die Anweisungen <strong>von</strong> Mario<br />

Boer. Der Führungsstil des ehemaligen Oberleutnant der Nationalen<br />

Volksarmee der DDR hat sich bewährt. Chief Instructor Zainudin ist<br />

seine rechte Hand.<br />

06:20 200 deutsche und belgische Schäferhunde sind derzeit in Ausbildung.<br />

Sie werden in Einzelzwingern gehalten, damit sie sich ganz auf ihren<br />

Führer fixieren. <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nstzeit eines Minensuchhundes dauert<br />

durchschnittlich 8 Jahre. Ein gut ausgebildeter Hund kann in dieser Zeit<br />

bis zu 1000 Minen aufspüren.<br />

06:42 <strong>Die</strong> Hunde auf dem Weg zum täglichen Training.<br />

06:48 Hundetrainer Abdul Hadi kommandiert vor allem in deutscher Sprache,<br />

denn diese Befehle sind kurz und einprägsam.<br />

06:58 <strong>Die</strong> Hunde werden auf den Geruch <strong>von</strong> Sprengstoff trainiert. Doch<br />

mindestens ebenso wichtig sind Gehorsam und Disziplin.


07:13 Jeder Hundeführer muss seinen Hund gut kennen und dessen<br />

Körpersprache verstehen. Dabei darf aber der Spaß an der Arbeit nicht<br />

verloren gehen. Ein Hund, der sich unter Druck gesetzt fühlt, macht<br />

Fehler.<br />

08:09 Nachwuchs aus der eigenen Zucht. Welpen mit ausgeprägtem<br />

Spieltrieb werden im Alter <strong>von</strong> drei Monaten für die Minensuche<br />

ausgewählt. Welpentrainer Mohammad Bismi-Lah konditioniert die<br />

Welpen auf einen Spielball, der nach sechs Monaten mit TNT<br />

angereichert wird. Bei der Minensuche dient das Lieblingsspielzeug als<br />

Belohnung.<br />

Nach 18 Monaten Training absolvieren Hundeführer und Hund eine<br />

Abschlussprüfung. Bestehen sie diese, beginnt für das Team der<br />

Einsatz auf dem Minenfeld.<br />

08:40 Tägliches Üben ist wichtig, um die Kondition des Hundes zu trainieren.<br />

Cora hat zwar gelernt, ihren Ball <strong>von</strong> einer Mine zu unterscheiden. Doch<br />

ist sie oft noch zu unkonzentriert, tritt beim Spielen auf die Attrappen -<br />

im Ernstfall ein tödliches Missgeschick. Trotzdem zieht Abdul zur<br />

Belohnung den Spielball aus der Tasche.<br />

09:28 Alle sechs Monate werden die Hunde <strong>von</strong> Mario Boer und Chief<br />

Instructor Zainudin geprüft. Der Hundeführer muss dabei beweisen,<br />

dass er den Hund an einer 8 Meter langen Leine sicher über das Feld<br />

leiten kann.<br />

09:43 Mario Boer, OT (engl.)<br />

Wir wollen über seine Fehler reden und über die Prüfung allgemein.<br />

09:54 Mario Boer, OT (engl.)<br />

Für jeden Hundeführer ist sehr wichtig zu wissen: Ein Hund kann nur so<br />

gut sein wie sein Hundeführer. Um so mehr Erfahrung er hat, desto<br />

besser ist er als Hundeführer. Er war früher ein guter Deminer, er hat<br />

also viel Erfahrung, kann seinen Hund sehr schnell und sehr gut führen.<br />

Als Hundeführer ist er außerdem verantwortlich dafür, daß er seinen<br />

Hund täglich unterrichtet. Also wirklich Tag für Tag. Er hat die<br />

Verantwortung als Hundeführer, er muß die Alphaposition behalten,<br />

nicht andersherum. Er ist für alles verantwortlich.<br />

10:35 Kommentar<br />

Der afghanische Führer und sein Hund haben die Prüfung bestanden.<br />

Demnächst werden sie gemeinsam auf ein Minenfeld gehen.<br />

10:47 Fütterungszeit: Jedes Tier bekommt eine spezielle Dosierung, Welpen<br />

und schwache Hunde bekommen Milch zum Kraftfutter<br />

Für viele Afghanen war der Umgang mit den Hunden eine neue<br />

Erfahrung. Sie gelten im Islam als „unrein“. Solange sie aber den<br />

Menschen dienen, werden sie nach der religiösen Gesetzgebung<br />

toleriert.


11:12 Erst wenn die Hunde versorgt sind, kommen ihre Führer an die Reihe.<br />

Das gemeinsame Essen nach acht Stunden Arbeit ist für alle der<br />

Höhepunkt des Tages.<br />

<strong>Die</strong> Mitarbeiter des MDC bekommen einen festen Lohn und sind<br />

krankenversichert - für afghanische Verhältnisse eine Seltenheit. Mit<br />

ihrem Gehalt versorgen sie die ganze Familie, nicht selten 4 Frauen<br />

und bis zu 15 Kinder.<br />

11:58 Abends beginnt auch für den Einzelgänger Mario Boer die Freizeit.<br />

Jogging und Krafttraining auf dem Gelände des MDC sind für ihn der<br />

Ausgleich zu seiner nervenzehrenden Arbeit auf den Minenfeldern. Hier<br />

kann er abschalten, die Verantwortung vergessen, die er tagsüber hat.<br />

Mario Boers Ehefrau Sigrun und die 17 und 20 Jahre alten Töchter<br />

leben in Deutschland. .<br />

12:25 <strong>Die</strong> Organisation für Minensuche und Minenaufklärung, kurz<br />

OMAR genannt, informiert <strong>Minensucher</strong> und Schulen in ganz<br />

Afghanistan über die gefährlichsten Minenarten. Einer ihrer Mitarbeiter<br />

ist Dr. Shah Walie.<br />

12:41 Dr. Shah Walie, OT<br />

Neben Minen gibt es auch eine große Anzahl <strong>von</strong> Booby-Traps, die in<br />

unserem Land benutzt werden. Sie täuschen vor allem Kinder,<br />

unschuldige kleine Kinder.<br />

(12:52) Sie sind getarnt als Pistolen, Schreibstifte, als Bücher, Lautsprecher,<br />

Radios, Kassettenrecorder oder Messer. Wenn die kleinen Kinder so<br />

etwas sehen, heben sie das natürlich auf oder berühren es zumindest.<br />

Und wenn sie es berühren, explodiert es. Das kann dem Kind die Hand<br />

abreißen.<br />

(13:20) Das hier ist zum Beispiel eine booby-trap. Das sieht aus wie eine<br />

Pistole und wirkt sehr interessant. Jeder würde sie aufheben. Doch<br />

sobald man sie berührt, explodiert sie, weil man sie mit Sprengstoff<br />

gefüllt hat. Das ist also keine Pistole. Es sieht zwar aus wie eine, ist<br />

aber keine.<br />

(13:41) Das ist noch gefährlicher als eine Anti-Personen-Mine, weil es voller<br />

Metall ist und Sprengkraft hat. Jedes Stück kann letztendlich ein Kind<br />

erblinden lassen oder eine erwachsene Person.<br />

13:54 Kommentar<br />

OMAR wird, genau wie das MDC, vom Auswärtigen Amt in Deutschland<br />

finanziert. Mit Holzmodellen und Schildern versucht die Organisation,<br />

die Bevölkerung über Minen zu informieren und sie aufmerksam zu<br />

machen.<br />

14:12 Auch Mario Boer informiert sich bei Dr. Shah Walie regelmäßig über<br />

neu entdeckte Minentypen.<br />

14:18 Mario Boer, OT<br />

Wir haben durch die neuen Angriffe, die letztes Jahr stattgefunden<br />

haben, und die immer noch stattfinden durch die Amerikanische<br />

Luftwaffe, natürlich auch sehr viel verschiedenes neues Zeug, das in


Afghanistan herumliegt. Das sind nicht nur die Landminen, die uns hier<br />

Probleme bereiten, sondern auch verschiedene Bombenarten, die jetzt<br />

hier auf der Erdoberfläche herumliegen, und die für Kinderhände immer<br />

interessant sind. Wenn wir uns diese Sachen angucken, das ist hier<br />

eine panzerbrechende Waffe in meiner linken Hand und das ist<br />

eigentlich eine Waffe, die zu 20 Prozent nicht explodiert ist und jetzt in<br />

Afghanistan herumliegt, für Kinderhände immer interessant. Es ist ja<br />

immer so, nach kriegerischen Auseinandersetzungen ist ja nicht mehr<br />

die militärische Truppe bedroht durch die Bewaffnung, sondern in den<br />

meisten Fällen, 70 Prozent <strong>von</strong> den eingelieferten Verletzten oder<br />

getöteten Personen sind eigentlich Zivilbevölkerung.<br />

15:08 Kommentar<br />

Minen, die aussehen wie Spielzeug. Der Effekt ist brutal: Ein Drittel der<br />

Minenopfer sind Kinder.<br />

15:26 6000 Kinder besuchen diese Schule am Stadtrand <strong>von</strong> <strong>Kabul</strong>. Eine<br />

Lehrerin <strong>von</strong> OMAR unterrichtet „Minenkunde“. In Aufklärungskursen<br />

lernen die Kinder, wovor sie sich auf dem Schulweg in Acht nehmen<br />

müssen. Minen, Bomben und Granaten stehen neben Rechnen und<br />

Schreiben auf dem Lehrplan. OMAR unterrichtet ganz bewusst auch<br />

Mädchen, denen es zu Taliban-Zeiten verboten war, die Schule zu<br />

besuchen.<br />

15:59 Lehrerin, OT<br />

Was sehen wir hier auf dem Bild? Bomben zerstören Häuser. In den<br />

Ruinen können Minen sein. Und was ist das für eine Mine?<br />

HIER UNTERTITELN, WAS DIE KINDER ANTWORTEN!!!!!!!!!!!!!!<br />

16:13 Kommentar<br />

Minen können mehr als 50 Jahre explosiv bleiben. 78 000<br />

Sprengkörper wurden seit 1995 in Afghanistan entschärft. Nach dem<br />

11. September 2001 musste diese Arbeit <strong>von</strong> vorn beginnen. Experten<br />

schätzen, dass heute 10 Millionen Minen in dem Land liegen.<br />

16:57 In das Krankenhaus der italienischen Hilfsorganisation „Emergency“ in<br />

<strong>Kabul</strong> werden wöchentlich bis zu 30 Minenopfer eingeliefert. Fast alle<br />

sind Kinder.<br />

17:23 Krankenschwester, OT<br />

Er sagt, wir waren in unserem Klassenzimmer und haben mit einem<br />

Ball herumgespielt. Wir waren zu zweit. Ich und einer meiner<br />

Klassenkameraden. Dann gab es eine Explosion, und wir können uns<br />

an nichts mehr erinnern.<br />

17:47 Dr. Rosella Miccio, OT<br />

Das ist Serat Kuhl, und er ist 12 Jahre alt. Er hat Unterleibverletzungen<br />

und Verletzungen des linken Beines. Beides: Bein und Fuß.<br />

17:57 Junge in Pashto, OT


Ich war auf dem Weg nach Hause und hörte einen lauten Knall. Ich<br />

kann mich an nichts erinnern.<br />

18:06 Dr. Rosella Miccio, OT<br />

Kann er die Form des Objektes beschreiben, das die Explosion<br />

verursachte?<br />

18:10 Krankenschwester, OT<br />

Kannst du dich daran erinnern, was du gesehen hast? Wie sah es aus?<br />

(18:19) Es war rund. Das Objekt war rund. Und es war schwarz. Es war rund<br />

und schwarz.<br />

18:31 Kommentar<br />

Der Morgen einer neuen Mission.<br />

18:37 <strong>Die</strong> UNO-Schutztruppe hat die <strong>Minensucher</strong> zu einer stark befahrenen<br />

Straße gerufen, etwa 40 Kilometer <strong>von</strong> <strong>Kabul</strong> entfernt. Rechts und links<br />

der Straße wird die Truppe einen Streifen <strong>von</strong> 5 Metern nach<br />

Sprengstoff absuchen.<br />

19:02 Mario Boer, OT<br />

Begonnen haben wir an dieser Hauptstraße nach Parwan Anfang<br />

Dezember. Wir haben schon März und müssen uns beeilen, dass wir<br />

diese Straße vor dem Frühling fertig kriegen, weil der Verkehr auf<br />

dieser Hauptstraße immer mehr wird. Und wenn Fahrzeuge sich<br />

gegenseitig überholen wird wenig Rücksicht genommen auf die<br />

asphaltierte Decke. Es wird oft überholt auf diesen unbefestigten Teilen,<br />

und hier befinden sich extrem viele Minen. Es gab im November des<br />

letzten Jahres diesen schweren Unfall, wo 18 Menschen ums Leben<br />

gekommen sind, als ein Kleinbus auf eine Panzermine gefahren ist, und<br />

alle Menschen praktisch auf der Stelle tot waren.<br />

19:42 Kommentar<br />

In den letzten fünf Jahren starben sieben Hundeführer und zehn Hunde<br />

bei der Minensuche. 24 Mitarbeiter wurden verletzt. Wenn einer der<br />

Männer stirbt, fällt er als Märtyrer im Heiligen Krieg. Das Gebet zu Allah<br />

vor jedem Einsatz gibt den Männern Kraft und hilft über die Angst<br />

hinweg.<br />

21:00 Der Einsatz beginnt.<br />

21:05 Mario Boer, OT<br />

Ein Unfall ist immer etwas sehr Bedauerliches, aber die Afghanen sind<br />

aufgrund der langen Kriegszeit hier doch hart im Nehmen. Es<br />

verwechselt keiner Mut mit Leichtsinn, das muss ich ganz ehrlich<br />

sagen. Wir haben das auf dem Feld sehen können. Auch bei meinen<br />

Kontrollen. Es wird sich wirklich an die Sicherheitsvorkehrungen<br />

weitestgehend gehalten. Natürlich: Unfälle die durch Mitarbeiter<br />

gesehen worden sind, Verletzte, Gliedmaßenabrisse, die wir hatten,<br />

verlorene Augenlichter und so, tut da einiges dazu. Wer das ein Mal<br />

gesehen hat, wird vorsichtiger. Man hat damit zwei bis drei Tage


unheimlich zu tun. <strong>Die</strong> Bilder gehen einem 24 Stunden vor den Augen,<br />

vor dem Gesicht hin und her. Es ist schwer, das zu verkraften, aber<br />

letztendlich muss die Minensuche weitergehen, und wir wollen ja mit<br />

unserer Arbeit die Zivilpersonen schützen.<br />

22:04 Kommentar<br />

Rex sucht auf abgesteckten, 30 Zentimeter breiten Bahnen den<br />

Straßenrand ab. <strong>Die</strong> Leine bildet den unmittelbaren Kontakt zwischen<br />

Hund und Führer.<br />

22:22 Auf der anderen Straßenseite sucht Backo. Er wirkt heute unruhiger als<br />

Rex, deshalb muss sein Führer besonders aufpassen. Eine<br />

unachtsame Bewegung des Hundes kann lebensgefährlich sein. Es gibt<br />

Minen, die bei der leichtesten Berührung explodieren. Andere werden<br />

erst durch das Gewicht eines Panzers ausgelöst, und wieder andere<br />

sind miteinander verdrahtet. <strong>Die</strong>se Minenart ist besonders gefährlich, da<br />

unter der ersten Mine noch eine zweite vergraben liegt. <strong>Die</strong> explodiert,<br />

wenn die erste freigelegt wird.<br />

23:02 Rex setzt sich hin. Sprengstoff. Der Hundeführer ruft ihn zurück und<br />

belohnt ihn mit dem Ball.<br />

23:27 Mario Boer, OT<br />

Wir als Deutsche sind ja unheimlich tierlieb, aber letztendlich ist der<br />

Hund hier in Afghanistan ein Mittel, ein Arbeitsmittel, um Minen<br />

aufzufinden. Wenn der Hund eine Mine auslöst durch Unachtsamkeit<br />

kann der Hund das Leben verlieren oder so verletzt werden, dass er<br />

nicht mehr genutzt werden kann. Letztendlich ist ein Hundeleben<br />

ersetzbar, ein Menschenleben ist nicht ersetzbar.<br />

23:52 Kommentar<br />

Bei jedem Einsatz wartet ein Feldarzt in der Nähe, um vor Ort zu sein,<br />

falls etwas passiert. Heute lief es glimpflich ab, der Einsatz der Truppe<br />

ist beendet. <strong>Die</strong> Hunde haben 5 nicht explodierte Gegenstände<br />

gefunden, die anschließend gesprengt werden.<br />

24:14 Sobald sich Hunde und Führer aus der Gefahrenzone entfernt haben,<br />

kommt der Deminer zum Einsatz.<br />

24:38 <strong>Die</strong> roten Markierungen signalisieren eine potentielle Mine, die weißen<br />

zeigen den <strong>Minensucher</strong>n die Pfade an, auf denen sie sich ohne Gefahr<br />

zurückziehen können.<br />

25:11 Mario Boer, OT<br />

Wenn man dann drei bis vier Wochen in Deutschland ist, dann zieht es<br />

einen wieder zu seinen Kollegen nach Afghanistan, zu der Arbeit. Ich<br />

möchte später mal schreiben oder auch sagen können, du hast drei,<br />

vier, fünf oder auch sechs Jahre hier in Afghanistan mitgemacht in der<br />

humanitären Entminung, hast mitgeholfen, hast deine Erfahrungen<br />

eingebracht, hast mitgeholfen, das Land minenfrei zu machen.


26:00 Ende (& 30 Sekunden Überhang)

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