Die Bernsteintaucher - Arte
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360 Grad <strong>Die</strong> GEO Reportage<br />
Sprechertext 26<br />
<strong>Die</strong> <strong>Bernsteintaucher</strong><br />
00:06 Kommentar<br />
Eingeschlossen zwischen Polen und Litauen liegt die Provinz<br />
Kaliningrad, ein Stück Russland an der Ostsee.<br />
Das Land rund um das alte Königsberg ist von Armut<br />
gekennzeichnet. Doch Kaliningrad hat einen Schatz: Bernstein.<br />
00:22 Nach dem Schatz wird gegraben und gefischt. Manche, wie die<br />
Taucher der Bernsteinküste, riskieren sogar ihr Leben dafür.<br />
0´33 TITEL: <strong>Die</strong> <strong>Bernsteintaucher</strong><br />
00:55 Kommentar<br />
Im Sportzentrum der Stadt Kaliningrad trainieren der<br />
<strong>Bernsteintaucher</strong> Pavel Fedotov und sein Team für ihre Arbeit in<br />
der Ostsee.<br />
01:04 Gerade in der ungemütlichsten Jahreszeit, wenn die Winterstürme<br />
den Bernstein vom Meeresboden zur Küste treiben, ist<br />
Hochsaison. <strong>Die</strong> Männer sind Berufstaucher oder routinierte<br />
Amateure. Stets müssen sie bereit sein, denn nur alle paar Tage<br />
beruhigt sich die raue See und erlaubt eine kurze Ausfahrt mit<br />
dem Boot.<br />
01:30 Mit Geschicklichkeitsübungen halten sie sich fit, denn die Arbeit<br />
im trüben, eisigen Wasser ist gefährlich.<br />
01:41 OT Pavel Fedotov<br />
<strong>Die</strong>ses Training ist für uns sehr wichtig, damit alles wie<br />
automatisch abläuft, wenn wir später im Freien, in der Ostsee<br />
sind. Dort haben wir keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, was<br />
wir tun sollen und ob unsere Ausrüstung komplett ist. Wir tauchen<br />
auch oft bei Sturm, da wird man hin und her geworfen Im<br />
Schwimmbecken wird das alles trainiert. Wir sammeln Bernstein<br />
in 20 bis 30 Metern Tiefe. <strong>Die</strong> größte Gefahr ist, dass man ein<br />
Gewicht verlieren und zu schnell aufsteigen könnte. Wir müssen<br />
im Dunkeln Bernstein von normalem Stein unterscheiden können<br />
– Bernstein ist leichter und wärmer.<br />
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02:24 Kommentar<br />
<strong>Die</strong>s ist das Revier von Pavel und seinem Team. Samland heißt<br />
diese Küstenregion an der Ostsee, benannt nach den ersten<br />
Bewohnern, dem Volk der Samen. Sie erstreckt sich vom<br />
heutigen Polen bis zum Baltikum im Nordosten.<br />
02:43 <strong>Die</strong> mit Abstand größten Bernstein-Fundstätten liegen auf<br />
russischem Gebiet, an der Küste der Region Kaliningrad.<br />
02:52 Draußen am Meeresgrund und an Land im ufernahen Boden<br />
lagern neunzig Prozent des Weltbestandes.<br />
03:00 Nahe des kleinen Dorfes Jantarny gibt es eine scheinbar<br />
außerirdische Kraterlandschaft.<br />
03:15 <strong>Die</strong>s ist weltweit der einzige Ort, an dem Bernstein im Tagebau<br />
gewonnen wird.<br />
03:24 Seit über hundert Jahren graben sich hier Schaufeln in den<br />
blaugrauen Lehm. Jantarny war einst ein preußischer Betrieb und<br />
später ein sowjetisches Kombinat. Noch heute hat der Staat das<br />
Monopol für den Bernstein-Abbau. Aus diesem gespenstischen<br />
Krater stammt jeder Stein, der legal in den Handel kommt.<br />
03:45 Fünf Monate lang war die Grube zu Eis erstarrt. Nun beim ersten<br />
Tauwetter lockern die Schaufeln den gefrorenen Sand. Bis zu<br />
vierzig Meter tief graben die Bagger, bis sie auf „blaue Erde“<br />
stoßen, auf graublaue Lehmschichten, durchsetzt mit Bernstein.<br />
04:08 Bernstein ist fossiles Harz aus subtropischen Wäldern, die sich<br />
vor über fünfzig Millionen Jahren von Skandinavien bis zum<br />
Baltikum erstreckten. <strong>Die</strong> Wälder versanken, das Harz gelangte<br />
über Sedimente ins Meer und lagerte sich als blaue Erde ab.<br />
04:30 Mehr als Zweihundertfünfzig Millionen Euro jährlich werden mit<br />
Bernstein weltweit umgesetzt, allein die staatliche Manufaktur<br />
Jantarny verarbeitet pro Jahr 280 Tonnen.<br />
04:42 <strong>Die</strong> dicke Kruste wird abgeschlagen, der Stein für die<br />
Weiterverarbeitung anschließend zurechtgeschnitten.<br />
04:53 Schachbretter werden abwechselnd aus dunklen und hellen<br />
Bernsteinblöcken zusammengesetzt.<br />
Für Bretter und Figuren werden milchige Steine verwendet.<br />
05:12 <strong>Die</strong> durchsichtigen und schön gezeichneten Bernsteine werden zu<br />
Ketten, Ohrringen und Broschen verarbeitet.<br />
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05:20 <strong>Die</strong> schönsten Steine, so sagt man hinter vorgehaltener Hand,<br />
bekommen die Frauen hier gar nicht zu sehen. Sie verschwinden<br />
schon auf den Sortierbändern in der Fabrik.<br />
05:32 <strong>Die</strong> meisten Arbeiterinnen sind halbtags beschäftigt und<br />
verdienen rund 150 Euro pro Monat. Niemand kann von solchen<br />
Gehältern leben - die Lebensmittelpreise liegen fast auf<br />
mitteleuropäischem Niveau. Kein Wunder, dass der<br />
Schwarzhandel blüht. Drehscheibe dafür ist die Stadt Kaliningrad.<br />
05:52 Heute ist es die Hauptstadt einer wirtschaftlichen Krisenregion.<br />
<strong>Die</strong> Fassaden der Plattenbauten bröckeln, Industrie und<br />
Landwirtschaft liegen darnieder. <strong>Die</strong> hohe Arbeitslosigkeit treibt<br />
viele Menschen in die Schattenwirtschaft, und dort spielt<br />
Bernstein eine wesentliche Rolle: Mit illegalem Abbau und Handel<br />
ernähren zahlreiche Arbeiter sich und ihre Familien.<br />
06:19 Einer von ihnen ist Pavel Fedotov. Er, seine Frau Aya und ihre<br />
beiden Söhne leben auf knapp dreißig Quadratmetern.<br />
06:40 Pavel stammt aus Lettland und hat schon auf verschiedenste<br />
Weise sein Geld verdient: Er diente bei einer Eliteeinheit der<br />
Armee, dann studierte er in Kaliningrad Teichwirtschaft.<br />
06:56 Tauchen hat Pavel einst beim Militär gelernt, jetzt ernährt er damit<br />
seine Familie.<br />
07:07 OT Pavel Fedotov<br />
Ich lebe hier gemeinsam mit meiner Frau, sie stammt wie ich aus<br />
Lettland. Kaliningrad hat uns gut gefallen, also sind wir geblieben,<br />
auch meine Kinder wurden hier geboren. Zuerst arbeitete ich in<br />
einer Forellenzucht – doch das hat nicht viel Geld >gebracht. Da<br />
musste ich einen Nebenberuf erlernen. Weil ich gesehen habe,<br />
dass viele Menschen hier nach Bernstein suchen und ganz gut<br />
verdienen, wurde ich Taucher. Jetzt mache ich nur noch das –<br />
nach Bernstein suchen. Nebenbei tauche ich nach verlorenen<br />
Gegenständen, nach Bootsmotoren, Geräten, Uhren oder<br />
Dokumenten.<br />
08:09 Kommentar<br />
Beinahe täglich fährt Pavel zur nahen Küste, um die See zu<br />
beobachten. Seit Wochen plant er einen Tauchgang, aber das<br />
Wetter spielt nicht mit.<br />
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08:31 Kommentar<br />
Kaliningrad ist geprägt von einer stürmischen Geschichte: Einst<br />
war es das Kernland Ostpreußens, nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wurde es Teil der Sowjetunion. Heute, nach Abspaltung der<br />
baltischen Staaten, ist Kaliningrad ohne geographische<br />
Verbindung zu Russland.<br />
08:54 Egal ob Schnee oder Regen: Endlich stimmt die Windrichtung. Bei<br />
diesem Seegang kann man zwar noch nicht tauchen, wohl aber<br />
fischen.<br />
09:02 Ein Blick durch das Fernglas zeigt: Möwen segeln knapp über den<br />
Wellen – Fischreste und Abfall werden angespült. Das bedeutet:<br />
der Bernstein kommt.<br />
09:15 <strong>Die</strong> Wetterdaten für den Badeausflug: Ein Grad Lufttemperatur,<br />
das Wasser hat etwa drei Grad.<br />
Pavel und seine beiden Kollegen können es kaum erwarten.<br />
09:39 Bernstein ist extrem leicht. Er rollt nicht wie anderes Gestein am<br />
Meeresgrund entlang, sondern schwebt im Wasser, gemeinsam<br />
mit Tang und Seegras.<br />
09:50 Pavel und sein Team bleiben nicht lange allein am Strand.<br />
09:54 Laut Gesetz darf man Bernstein nicht einmal berühren, nur das<br />
staatliche Kombinat hat eine Lizenz für den Abbau.<br />
19:03 Trotzdem ist keine Polizei zu sehen. Das Bernsteinland<br />
funktioniert auf rätselhafte Weise, gelenkt durch Bestechung,<br />
Toleranz und gelegentliche Willkürakte der Obrigkeit.<br />
10:22 Das Seegras fängt die Steine wie ein natürliches Netz. <strong>Die</strong> Menge<br />
scheint beeindruckend, aber die Steine sind klein. Viel mehr als<br />
zehn US-Dollar hat der Fischzug wohl nicht gebracht. <strong>Die</strong> großen<br />
Brocken liegen weiter draußen, und nach denen muss man<br />
tauchen. Alle hoffen, dass sich die See beruhigt.<br />
10:45 Nirgendwo wird die triste wirtschaftliche Situation deutlicher als<br />
auf dem Land.<br />
10:50 Mit dem Ende der Sowjetunion brachen auch die großen<br />
Landwirtschaftlichen Kombinate zusammen. Heute wird die<br />
Arbeitslosigkeit in der Region auf rund 50 Prozent geschätzt.<br />
11:13 Hier kämpfen die Ärmsten unter den Bernsteinsuchern ums<br />
Überleben. Sie graben im Brachland zwischen Stadt und Meer.<br />
11:22 Es ist beißend kalt. Außer diesen beiden Männern wagt sich<br />
heute keiner aus dem Haus.<br />
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11:30 Kommentar<br />
<strong>Die</strong> Grube füllt sich bereits mit Grundwasser. Es ist ein Kampf<br />
gegen die Zeit. Beide Männer waren früher im Bernstein-<br />
Kombinat beschäftigt, doch eines Tages gab es keinen Lohn<br />
mehr.<br />
11:48 Täglich hocken die Männer in nassen Löchern und behandeln den<br />
Schmerz ihrer steifgefrorenen Gliedmaßen mit Strömen von<br />
Wodka. Mit Glück klauben sie den Gegenwert von ein paar<br />
hundert Rubeln aus dem Morast.<br />
12:07 OT Mann 1<br />
Es kam schon vor , dass jemand in den Löchern verschüttet<br />
wurde. Einmal hat ein Seemann hat bei mir gewohnt, der grub ein<br />
tiefes Loch, eine Erdwand stürzte ein – und er brach sich einen<br />
Arm an zwei Stellen. Man hat ihn ausgegraben und in die Klinik<br />
gebracht.<br />
00:00 OT Mann 2<br />
Auch ich wurde schon verschüttet, nachher lag ich zwei Monate<br />
im Krankenhaus.<br />
00:00 OT Mann 1<br />
Man wird süchtig, kann nicht aufhören, wenn man auf Stein stößt.<br />
Man bekommt nichts mehr mit. Und da schwappt auf dich die<br />
Lawine herab. Mit Glück können dich die anderen herausziehen,<br />
aber viele sind in den letzten Jahren umgekommen.<br />
Da war ein Mann mit seinem Sohn aus Pionerskoje – beide<br />
wurden verschüttet. Den Vater hat man gerettet, die Miliz aus<br />
Selenograd versuchte, den Sohn auszugraben, man hat alles<br />
umgebuddelt, ohne Erfolg.<br />
13:36 Kommentar<br />
Wenn sie nicht von der Polizei aufgemischt werden, verkaufen sie<br />
die Ware für ein paar Rubel an einen der Händler, die regelmäßig<br />
durch die Dörfer ziehen.<br />
13:47 Eine seltene Chance – das Kamerateam erhält die Genehmigung,<br />
eine Razzia zu begleiten. Allerdings nur mit einer kleinen<br />
Handkamera.<br />
14:07 Ziel der Razzia ist das größte illegale Abbau-Feld der gesamten<br />
Region, nahe der Stadt Murmunskoje.<br />
14:23 Einige bemerken die Gefahr rechtzeitig und machen sich aus dem<br />
Staub.<br />
14:37 <strong>Die</strong> meisten Männer versuchen gar nicht zu fliehen. Sie sind<br />
schon dutzende Male aufgegriffen worden.<br />
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14:42 <strong>Die</strong> Polizei nimmt Namen auf, beschlagnahmt Bernstein und<br />
Werkzeug. Als Kollektivstrafe müssen die Arbeiter diesmal das<br />
zuletzt gegrabene Loch wieder zuschaufeln.<br />
14:54 Mit den Razzien will der Staat zumindest ab und zu Flagge<br />
zeigen.<br />
15:01 Indem die Polizei gegen das illegale Graben vorgeht, kann sie<br />
zumindest die Zahl der schweren Unfälle in Grenzen halten.<br />
15:14 In wenigen Tagen werden die Männer wieder in die Gruben<br />
steigen, und das traurige Spiel beginnt von neuem.<br />
15:27 Endlich, nach drei Wochen spielen Wind und Wetter mit. Einige<br />
Stunden lang wird die See ruhig genug für einen Tauchgang sein.<br />
Pavel und einer seiner Teamkollegen, Michael Bogomolov,<br />
bereiten in aller Eile die Ausfahrt vor.<br />
15´51 Als dritter Mann kommt ein Fahrer mit an Bord. <strong>Die</strong> Tauchbasis<br />
befindet sich in einer kleinen Siedlung nahe Kaliningrad, die<br />
Lagune führt direkt zum offenen Meer.<br />
16´11 Für den Ernstfall schleppen die Taucher ein Beiboot mit. Zu oft<br />
sind sie schon in den kalten Fluten gekentert.<br />
16:25 <strong>Die</strong> Routiniers wissen, wo Wind und Strömung den Bernstein<br />
ablagern. Der Tauchplatz wird mit Hilfe eines Echolots, aber vor<br />
allem mit viel Gefühl angesteuert.<br />
16:39 Hier müssen sie tauchen. Tiefe: 9 Meter, Wassertemperatur: drei<br />
Grad.<br />
16:55 <strong>Die</strong> Taucher können den Bernstein kaum sehen, sie tasten sich<br />
am Meeresboden entlang.<br />
17:16 Gleich beim ersten Versuch hat Pavel ein besonders schönes und<br />
großes Exemplar gefunden.<br />
17:50 An ihren besten Tagen, sammeln die Männer drei bis vier Kilo.<br />
Heute, so schätzen sie, wird die Beute wohl kleiner ausfallen.<br />
18:33 Genug für heute – die Kälte kriecht bis in die Knochen. Doch es<br />
gibt genügend Frostschutz, Pavel und seine Kollegen sind<br />
zufrieden: Rund ein Kilogramm Bernstein, kein schlechter Fang.<br />
18:56 Der Weg nach Litauen führt durch die Kurische Nehrung, eine<br />
zauberhafte Dünenlandschaft.<br />
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19:15 Kommentar<br />
Der schmale Landstreifen ist heute ein Expressweg für<br />
Schmuggelgut aller Art. Der Grenzsteifen ist perfekt gesichert,<br />
dennoch behaupten Insider, hier werde tonnenweise Bernstein<br />
über die Grenze geschafft.<br />
Von Regierungsseite wird abgewiegelt: Offiziell verschwinden nur<br />
einige hundert Kilo pro Jahr.<br />
19:35 Doch ein Besuch im Zolllager bei Kaliningrad zeigt, dass ganz<br />
andere Mengen im Spiel sind: Hier liegt säckeweise konfiszierter<br />
Bernstein.<br />
19:48 OT Zollbeamter<br />
Wie Sie wissen, lagern in der Region Kaliningrad 95 Prozent aller<br />
Bernsteinvorkommen, und es wird andauernd und mit allen Mitteln<br />
versucht, Bernstein illegal außer Landes zu schmuggeln. Hier<br />
haben wir zum Beispiel 267 Säcke von der Barkas GmbH<br />
konfisziert, Bernsteinkies, 30 Kilogramm pro Sack, sie sind hier<br />
zur kurzfristigen Aufbewahrung im Lager.<br />
20:26 Kommentar<br />
Derart große Fische gehen dem Zoll selten ins Netz, denn die<br />
Schwarzhändler und Schmuggler in der Hafenstadt Kaliningrad<br />
sind perfekt organisiert.<br />
20:35 Pavel hat für seinen Bernstein einen festen Abnehmer.<br />
20:42 Der illegale Handel, so scheint es, tritt hier mit Wissen und<br />
Beteiligung aller an die Stelle der maroden Volkswirtschaft.<br />
20:51 Nach kurzem Begutachten steht der Preis fest: 109 US-Dollar für<br />
die Ausbeute des letzten Tauchgangs.<br />
21:11 Wie aber kommt der Bernstein über die gut bewachte Grenze?<br />
21:19 OT Bernsteinschmuggler<br />
Der Zoll in Kurskaja an der Kurischen Nehrung ist sehr modern<br />
ausgestattet – die können alles finden, wenn sie das wirklich<br />
wollen. Wenn man aber nichts will, dann findet man natürlich<br />
nichts.<br />
(00:00) In Kurskaja ist man nachsichtig. Jeder kennt jeden, wie in einer<br />
Familie, die kennen auch mich gut und wissen, was und wie oft<br />
ich fahre. Du reichst ihnen das Geld und fährst durch.<br />
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21:41 Kommentar<br />
Kaliningrad hat viel von seiner einstigen Schönheit eingebüßt. Im<br />
zweiten Weltkrieg und in der Sowjetära wurde die Altstadt dem<br />
Erdboden gleichgemacht.<br />
21:58 Das alte Königsberg war eine Weltstadt. Hier wurde 1701<br />
Friedrich I. als Preußenkönig gekrönt, hier lebte und lehrte<br />
Immanuel Kant.<br />
22:11 Das Kant-Denkmal ist eine Spende der kürzlich verstorbenen<br />
Marion Gräfin Dönhoff. Heute erinnert es an beide: den großen<br />
Philosophen und die große Journalistin.<br />
22:26 Im Bernsteinmuseum schließlich findet man Königsbergs<br />
berühmtesten Schatz.<br />
22:33 <strong>Die</strong> Reste des legendären Bernsteinzimmers. In Königsberg war<br />
es zuletzt gelagert, nach dem zweiten Weltkrieg verschwand es<br />
spurlos. Hier ist ausgestellt, was übrig blieb.<br />
23:04 Was man mit Bernstein alles machen kann, sieht man im Studio<br />
der Modeschöpferin Swetlana Gnatusch. Hier werden<br />
Bühnenkostüme und extravagante Mode für die russische Elite<br />
geschneidert – Bernstein ist immer dabei.<br />
23:35 Swetlana präsentiert ihre Kleidungsstücke und Accessoires.<br />
Jedes ihrer Modelle, so betont sie, ist ein Einzelstück.<br />
24:00 <strong>Die</strong> in Silber gefassten Schmucksteine stammen von<br />
Bernsteinkünstler Tepljakov.<br />
24:09 Swetlana lässt ihre Kreationen immer wieder von Models<br />
vorführen, sie feilt, ändert und verwirft, bis das Kunstwerk<br />
vollendet ist.<br />
24´28 Mitunter lässt Swetlana die Grenze zwischen Kleidungsstück und<br />
Schmuck verfließen.<br />
24:42 Wie Swetlana ist auch Pavel ein Künstler.<br />
Ein Überlebenskünstler, der es auf abenteuerliche Weise schafft,<br />
mit Bernstein seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.<br />
25:06 Pavel und Aya auf dem Wochenmarkt in Kaliningrad, denn wer<br />
Geld hat, kann hier auch im Winter frisches Obst und Gemüse<br />
kaufen.<br />
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25:23 Kommentar<br />
Hier wurden nach 1945 Menschen aus allen Regionen der<br />
Sowjetunion angesiedelt, ein Völkergemisch entstand, ein neues<br />
Kaliningrad, das mit dem alten Königsberg zumindest eines<br />
gemeinsam hat – den allgegenwärtigen Bernstein.<br />
25:45 Auch wenn Kaliningrad seinen einstigen Glanz verloren hat – den<br />
Schatz, den die Natur den Menschen hier geschenkt hat, kann<br />
ihnen so leicht niemand nehmen.<br />
ENDE<br />
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