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Rezepte - Med-Forum

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Rezeptierien<br />

<strong>Rezepte</strong><br />

Spezialitätenrezept: hier verschreibt der Arzt Fertigarzneiwaren, die einen registrierten Handelsnamen besitzen und vom Apotheker in der<br />

Originalverpackung überreicht werden.<br />

Aufbau eines Spezialitätenrezeptes:<br />

• Inskriptio: Titel, Name, Berufsbezeichnung, Adresse, Telefon, Datum<br />

• Invokatio: Rp. (recipere = man nehme)<br />

• Ordinatio: voller registrierter Handelsname der betreffenden Spezialität (aus dem Austria Codex)<br />

• Subscriptio: Packungsanzahl und Packungsgröße<br />

• Signatur: einleitend steht „S.“ danach folgt die Anweisung für den Apotheker, wie oft der Patient das <strong>Med</strong>ikament einnehmen<br />

muss.<br />

• Name des Patienten<br />

• Unterschrift des Arztes<br />

Antiarrhythmika Klasse III<br />

Amjodaron, Sotalol<br />

Verzögerung des repolarisierenden K + Ausstroms Verlängerung der AP-Dauer und damit der absoluten Refraktärzeit – im EKG als<br />

verlängerte QT-Zeit.<br />

Klasse III Antiarrhythmika verlängern die Refraktärstrecke (=Produkt aus Leitungsgeschwindigkeit & Refraktärzeit) und können somit<br />

kreisende Erregungen zum Erliegen bringen.<br />

Durch die starke Verzögerung der Repolarisation können durch Klasse III AA auch Arrhythmien (torsade-de-pointes – Sonderform der<br />

ventrikulären Tachykardie – kann im Kammerflimmern enden) ausgelöst werden, die Wahrscheinlichkeit ist jedoch geringer als bei Klasse<br />

I AA. Weiters fehlt der neg. inotrope & vasodilatierende Effekt wie bei den Klasse I AA und deshalb werden Klasse III AA bevorzugt<br />

angewandt in der Dauertherapie.<br />

Amjodaron (am jod aron)<br />

Wirkungseintritt ca. 1-2 Wochen; Aufnahme per os oder i.v.<br />

Wirkung:<br />

• Blockade der „delayed-rectifier“ K + Kanäle (KlasseIII)<br />

• β-Blocker-Wirkung (wie Klasse II)<br />

• Hemmung von spannungsregulierten Na + Kanälen (wie Klasse I)<br />

Nebenwirkung:<br />

• Torsade-de-pointes-Tachykardien<br />

• Möglicherweise neg. inotrop und vasodilatierend<br />

• Auge: Einlagerungen in der Hornhaut Sehstörungen<br />

• Lungenfibrose<br />

• Grau-blaue Verfärbung der Haut<br />

• Schilddrüse: Hyperthyreose (da jodhältig), Hypothyreose (hemmt kompetitiv T4T3)<br />

• Hepatozelluläre Nekrosen<br />

• Neuropathien, Ataxie (Gleichgewichtsstörungen), Tremor, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe<br />

Indikation:<br />

• Akuttherapie gegen Kammerflimmern nach Adrenalingabe oder Defibrillation<br />

• Dauertherapie bei supraventrikulären und ventrikulären HRST<br />

KI:<br />

• Hypokaliämie<br />

• Dekompensierte HI<br />

• Bradykarde HRST<br />

• Schilddrüsenerkrankungen<br />

• Jodallergie<br />

• Schwere Lungenerkrankungen<br />

• Frauen im gebärfähigen Alter<br />

Klasse III AA können die Cumarin-Wirkung verstärken (Marcumar)<br />

Sotalol<br />

Ist ein langwirkender β-Blocker und Kaliumkanalblocker, der oral eingenommen wird.<br />

Die NW sind gleich den β-Blockern und es können Torsade-de-Pointes Tachykardien auftreten.<br />

1


Indikation:<br />

Dauertherapie von supraventrikulären und ventrikulären HRST<br />

Parkinson<br />

Alle Bewegungen werden zuerst geplant und durchlaufen mehrere Hirnregionen, bevor sie umgesetzt werden. Der Entschluss entsteht im<br />

Kortex (Gyrus praecentralis) und läuft dann über die Basalganglien und den Thalamus zurück zum Kortex. Diese Modulation hilft, den<br />

motorischen Handlungsentwurf in eine koordinierte Bewegung umzusetzen. Dabei kann man einen direkten und einen indirekten Weg<br />

unterscheiden.<br />

• Direkter Weg: Kortex – Striatum – Globus pallidus medialis (Substantia nigra) – Thalamus – Kortex<br />

• Indirekter Weg: Kortex – Striatum – Globus pallidus lateralis – Nucleus Subthalamicus – Globus pallidus medialis (Substantia<br />

nigra) – Thalamus – Kortex<br />

• Von der Substantia nigra ziehen Dopaminerge Neurone zum Corpus striatum<br />

• Im Corpus striatum befinden sich Cholinerge Interneurone<br />

• Vom Thalamus aus ziehen Glutamaterge Neurone zum Kortex<br />

Morbus Parkinson ist eine Erkrankung die rund 1% aller über 60-Jährigen betrifft und hat somit eine Häufigkeit von 1:1000. Morbus<br />

Parkinson ist eine chronische degenerative Erkrankung der Nervenzellen im Gehirn, welche schlussendlich auf das Fehlen von Dopamin<br />

zurückzuführen ist.<br />

Es zeigen sich grundsätzlich 3 Hauptsymptome, die pharmakologisch eine Zeit lang gut behandelbar sind:<br />

• Rigor (Muskelstarre)<br />

• Tremor (rhythmische Zuckungen zittern)<br />

• Akinese (Bewegungsarmut)<br />

Der Dopamin-Mangel bei Morbus-Parkinson verursacht folgendes:<br />

• Enthemmung der cholinergen (erregenden) Interneurone<br />

• Hemmung der GABA-Neurone des direkten Weges und mehr GABAerge Hemmung im Thalamus<br />

• Enthemmung der GABA-Neurone des indirekten Weges, aber mehr GABAerge Hemmung im Thalamus<br />

Das mehr an GABAerger Hemmung im Thalamus vermindert die Aktivität der thalamo-kortikalen Glutamat-Neurone.<br />

Die Enthemmung der cholinergen striatalen (erregenden) Interneurone & Hemmung der thalamischen Neurone führen zum Parkinson<br />

Syndrom: Rigor, Temor & Akinese<br />

Die pathologische Veränderung bei Morbus Parkinson ist eine Degeneration der von der Substantia nigra zum Corpus striatum ziehenden<br />

Dopamin-Neurone (makroskopisch erkennbar an der Depigmentierung der Substantia nigra). Durch das Verschwinden der Dopamin-<br />

Neurone gibt es auch weniger Neuromelanin, aus dem Dopamin entsteht. Der Grund der Degeneration der Dopamin-Neurone ist ungeklärt.<br />

Die Therapie von Morbus Parkinson hat mehrere Angriffspunkte:<br />

• Zuführung von Dopamin<br />

• Verstärkung der Dopaminwirkung<br />

• Schwächung der Antagonisten des Dopamins<br />

• Verhinderung des Abbaus von Dopamin<br />

Wichtige Antiparkinsonmedikamente sind:<br />

• Levodopa + Benserazid / Carbidopa<br />

• Dopaminagonisten<br />

• Amantadin<br />

• Anticholinergika<br />

• MAOB-Hemmer (Selegelin)<br />

• COMT-Hemmer (Entacapon)<br />

Levodopa: die wirksamste Methode gegen Parkinson ist die Zuführung von Dopamin, jedoch kann Dopamin die Blut-Hirn-Schranke nicht<br />

überwinden. Die Vorstufe des Dopamin (Levodopa) verhält sich wie eine Aminosäure und kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Im<br />

ZNS wird dann Levodopa decarboxyliert und es entsteht Dopamin. Damit dies nicht schon in der Pheripherie geschieht, gibt man<br />

gleichzeitig Benserazid oder Carbidopa, diese <strong>Med</strong>ikamente verhindern die Decarboxylierung in der Peripherie, jedoch nicht im ZNS, da<br />

sie selbst nicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden können.<br />

Levodopa wirkt sehr gut gegen Akinese (Bewegungsarmut), jedoch kaum gegen Tremor.<br />

Die gute Wirkung von Levodopa lässt nach 3-5 Jahren nach – der Grund ist wahrscheinlich die fortschreitende Krankheit und/oder eine<br />

Schädigung der dopaminergen Zellen durch Levodopa bzw. dessen Metabolite.<br />

Levodopa wird erst verwendet, wenn alle anderen <strong>Med</strong>ikamente nicht mehr ausreichend wirken.<br />

NW:<br />

• Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit<br />

• Hypotension und Reflextachykardie (durch Vasodilatation, da Dopamin auf periphere D1-Rezeptoren wirkt)<br />

• Wirkungseinschränkung und Wirkungsschwankungen mit zunehmender Therapiedauer (On-Off-Phänomene) tänzerische<br />

ruckartige Schwingbewegungen<br />

2


• Unruhe, Verwirrtheit, Psychosen<br />

Dopaminrezeptor-Agonisten (Bromocriptin, Cabergolin)<br />

=„Mutterkornalkaloide“ Derivate der Lysergsäure (ZNS-gängig); sie wirken sehr spezifisch als Agonisten an Dopaminrezeptoren und<br />

der Degenerationszustand der dopaminergen Neurone beeinflusst ihre Wirksamkeit nicht.<br />

Die Wirkung ist jedoch geringer als die von Levodopa.<br />

Bromocriptin und Cabergolin können als Monotherapie eingesetzt werden und im fortgeschrittenen Zustand mit Levodopa kombiniert<br />

werden.<br />

Die Nebenwirkungen sind wie bei Levodopa.<br />

Amantadin, ein <strong>Med</strong>ikament, welches die Wirkung von Levodopa verstärkt und hilft so die Dosis von Levodopa gering zu halten. Der<br />

Wirkmechanismus ist wahrscheinlich eine Hemmung der NMDA-Rezeptoren (N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren) und eine Steigerung der<br />

Dopamin-Ausschüttung. Die Nebenwirkungen sind gleich wie bei Levodopa.<br />

MAOB-Hemmer (Mono-Amin-Oxidase-B-Hemmer): Selegilin ist ein <strong>Med</strong>ikament, welches den Abbau von Dopamin und anderen<br />

Katecholamine durch die MAOB verhindert. Dadurch kann die Dosis von Levodopa gesenkt werden Selegilin wird nur in Kombination<br />

mit Levodopa eingesetzt. Als Nebenwirkung können die unerwünschten Wirkungen von Levodopa verstärkt werden.<br />

Anticholinergika:<br />

• Biperiden<br />

• Benzatropin<br />

• Trihexiphenidyl<br />

• Metixen<br />

All diese <strong>Med</strong>ikamente sind ZNS-gängige Muskarinrezeptor-Antagonisten und hemmen exzitatorische, cholinerge Neurone im Corpus<br />

striatum. Sie wirken am Ehesten gegen Tremor.<br />

NW:<br />

• Mundtrockenheit, Obstipation, Tachykardie, Akkomodationsstörungen, Miktionsstörungen<br />

• Erregung, Verwirrtheit, Psychosen<br />

Entacapon (COMT-Hemmer Catechol-O-Methyl-Transferase-Hemmer) verhindert die Methylisierung von Levodopa und Dopamin.<br />

Entacapon gelangt nicht ins Gehirn und ähnelt der Wirksamheit der Decarboxylasehemmer (Benserazid & Carbidopa). Es wird zusätzlich<br />

zu Levodopa und Benserazid bzw. Carbidopa eingesetzt um eine weitere Dosisminderung von Levodopa zu erreichen.<br />

Die Therapie bei Morbus Parkinson wird einschleichend begonnen. Zuerst versucht man mit Dopaminrezeptor-Agonisten (Bromocriptin,<br />

Cabergolin) die Krankheit zu lindern erst bei schwereren Fällen verwendet man eine Kombinationstherapie mit Levodopa, Carbidopa,<br />

Entacapon…<br />

β-Blocker<br />

Betablocker oder auch β-Adrenorezeptoren-Antagonisten sind Antagonisten von Adrenalin und Noradrenalin an den β-Rezeptoren und<br />

sollten wenn möglich keine Affinität zu α-Rezeptoren besitzen.<br />

Das Grundgerüst der Betablocker ist das Phenoxypropanolamin. Betablocker sind kompetitive Hemmstoffe von Adrenalin und<br />

Noradrenalin, deshalb werden sie auch Adrenorezeptorblocker genannt.<br />

Am Herzen ist die Dichte von β1-Rezeptoren besonders hoch, deswegen wirken β1-selektive Betablocker sehr gut am Herzen.<br />

Wirkungen am Herzen:<br />

• Neg. dromotrop (Verlangsamung der Erregungsüberleitung, besonders im AV-Knoten)<br />

• Neg. chronotrop (Senkung der Sinusknotenfrequenz)<br />

• Neg. inotrop (Senkung der Kontraktilität)<br />

• Senkung des HMV & Blutdruck<br />

• Reduktion des Sauerstoffbedarfs des Herzmuskels<br />

• Extrakardial: Hemmung der Lipolyse und Verminderung der Reninfreisetzung<br />

Indikation:<br />

• Behandlung von Sinustachykardien<br />

• Supraventrikuläre Tachykardien (Vorhofflimmern)<br />

• Arterielle Hypertonie<br />

• Dauertherapie von Angina pectoris<br />

• Einschleichend auch zur Therapie der Herzinsuffizienz<br />

• Weiters kann man sie auch als Prophylaxe von Migräne einsetzen<br />

• Senkung des Augendrucks bei Weitwinkelglaukomen<br />

• Hyperthyreose gegen den Tremor<br />

• Wichtige Indikation: Reinfarktprophylaxe<br />

Betablocker zählt man zu der Klasse II Anti-Arrhythmika.<br />

Kontraindikation:<br />

3


• Schwer einstellbarer Diabetes mellitus<br />

• Schwere Allergien bzw. Unverträglichkeit<br />

• Morbus Raynaud<br />

• Schwangerschaft<br />

• AV-Block<br />

• Sick-Sinus-Syndrom<br />

• Bradykardie<br />

• Hypotonie<br />

• Obstruktive Bronchialerkrankungen<br />

• Schwere Herzinsuffizienz<br />

• Gleichzeitige Gabe von Herzglykosiden<br />

NW:<br />

• Bradykardie<br />

• AV-Überleitungsstörungen<br />

• Herzinsuffizienz<br />

• Verstärkung von peripheren Durchblutungsstörungen<br />

• Exantheme<br />

• Muskelkrämpfe, Muskelschwäche<br />

• Müdigkeit, Kopfschmerz, Schwindel, Schwitzen, Schlafstörungen, Depression<br />

• Bronchialkonstriktion<br />

• Mundtrockenheit, Bauchschmerz, Durchfall<br />

• Verschlechterung eines Diabetes durch Hemmung der Insulinsekretion<br />

• Obstruktive Ventilationsstörungen<br />

• Potenzstörung<br />

• Allergische Hautreaktionen<br />

β1-selektiv:<br />

• Esmolol (als einziger i.v.)<br />

• Atenolol<br />

• Metoprolol<br />

• Bisoprolol<br />

Unselektiv:<br />

• Propranolol<br />

• Pindolol<br />

• Timolol<br />

• Acebutolol<br />

• Sotalol<br />

• Nadolol<br />

akuter Gichtanfall<br />

Gicht (arthritis urica) ist eine Erkrankung von Gelenken, welche durch einen erhöhten Harnsäurespiegel bedingt ist. Bei der<br />

Verstoffwechselung von Purinen (Adenin & Guanin) entsteht Harnsäure, welche im Normalfall ausgeschieden wird über die Niere. Es<br />

besteht beim Gesunden ein Gleichgewicht zwischen Entstehung und Abbau von Harnsäure, sodass physiologischerweise die<br />

Harnsäurekonzentration unter 6mg/dl bleibt.<br />

Bei der Gicht unterscheidet man 2 Formen:<br />

• Primäre Gicht (wahrscheinlich Harnsäure-Ausscheidungsstörung in der Niere) 95%<br />

• Sekundäre Gicht (Niereninsuffizienz, Überproduktion von Harnsäure z.B. bei Chemotherapie) 5%<br />

Rund 1% der männlichen Bevölkerung der Industriestaaten sind von der Gicht betroffen (Frauen rund 0,1%). Der Grund ist wahrscheinlich<br />

genetisch bedingt und wird durch purinreiche Kost begünstigt (Innereien, Fleisch).<br />

Bei der Gicht entsteht mehr Harnsäure als ausgeschieden werden kann. Dadurch kommt es zu Ablagerungen von Uratkristallen in schlecht<br />

durchblutetem, unterkühltem, saurem Gewebe, vorwiegend Gelenke, Knorpel und gelenksnahe Weichteile.<br />

Die Ausfällung von Uratkristallen bewirkt eine akute Entzündungsreaktion und um die Uratkristalle bildet sich ein<br />

Fremdkörpergranulationsgewebe.<br />

Das erste Anzeichen dafür ist der sog. aktue Gichtanfall. Durch die Ablagerung von Uratkristallen (meistens zuerst im<br />

Großzehengrundgelenk) werden Entzündungsmediatoren freigesetzt plötzlich starker Schmerz mit massiver Rötung und Schwellung.<br />

Um die Uratkristalle formiert sich Granulationsgewebe, Makrophagen & Fremdkörperriesenzellen. Oft bilden sich subkutan in der<br />

Umgebung Gichtknoten (Gicht-Tophus).<br />

Unbehandelt kommt es zur chronischen Gicht mit Gelenksdeformitäten.<br />

Die Therapie gegen einen aktuten Gichtanfall sieht folgendermaßen aus:<br />

Behandlung der akuten Entzündungsreaktion mittels:<br />

4


• Indometacin<br />

• Colchicin<br />

• Diclofenac (Voltaren)<br />

• Phenylbutazon<br />

Als Mittel 2. Wahl kann man weiters auch Glucocorticoide verwenden z.B. Prednisolon<br />

Bei der Dauertherapie verwendet man:<br />

• Allopurinol (Hemmung der Harnsäurebildung)<br />

• Benzbromaron (Steigerung der renalen Harnäureausscheidung)<br />

Weiters versucht man durch die Alkalisierung des Harns die Harnsäureauscheidung zu begünstigen.<br />

Colchicin: bestes wirksames <strong>Med</strong>ikament, jedoch stark toxisch. Es wirkt entzündungshemmend und vermindert die phagozytotische<br />

Aktivität von Neutrophilen & Makrophagen. Der Hauptwirkmechanismus ist die Hemmung der Phagozytose von Urat.<br />

Als Nebenwirkung hat Colchicin:<br />

• GIT Schleimhautschädigung, Durchfall, Übelkeit ( erste Zeichen, bei denen man die Therapie sofor aussetzt)<br />

• Bei Dauertherapie: Haarausfall, Knochenmarksschäden und Blutbildveränderungen<br />

Indikation ist der akute Gichtanfall. Als Kontraindikation sind Schwangerschaft, Leberinsuffizinz, Niereninsuffizienz und GIT-Ulcera zu<br />

erwähnen. Colchizin hemmt die phagozytische Aktivität der Leukozyten durch Hemmung der Bildung von Mikrotubuli die<br />

Beweglichkeit der Zellen wird gehemmt kommen nicht mehr zum Wirkort. NW: wirkt zytostatisch (Nausea, Erbrechen,<br />

Leibschmerzen, Diarrhoe, hämorrhagische Gastroenteritis,…)<br />

Allopurinol: wirkt indem es die Xanthinoxidase kompetitiv hemmt. Die Xanthinoxidase ist für den Abbau von Hypoxanthin & Xanthin<br />

(Intermediärmetabolit von Purinen) wichtig. Dadurch wird der Purinabbau gehemmt und vermehrt Hypoxanthin und Xanthin<br />

ausgeschieden.<br />

NW:<br />

• GIT-Störungen<br />

• Zu Therapiebeginn: Möglicherweise eine Auslösung eines akuten Gichtanfalls<br />

• Selten: allergische Reaktionen<br />

KI: Allergie gegen Allopurinol<br />

Urikosurika (Benzbromaron & Probenecid) steigern die renale Harnsäure-Ausscheidung durch Hemmung der tubulären Rückresorption<br />

von Harnsäure (hemmen an der proximalen-tubulären Bürstensaummembran die tubuläre Harnsäure-Rückresorption)<br />

NW:<br />

• Auskristallation von Urat im Urin eventuell Uratsteine, Niereninsuffizienz<br />

• GIT-Beschwerden<br />

• Allergische Reaktionen<br />

• In zu niedriger (subtherapeutischer) Konzentration können Urikosurika sogar einen akuten Gichtanfall auslösen, da sie die<br />

Harnsäure-Sekretion behindern<br />

Um die Bildung von Uratsteinen zu verhindern, ist es von Vorteil mindestens 2l/Tag zu trinken und zusätzlich den Harn zu alkalisieren<br />

(durch Hemmung der Carboanhydrase Acetazolamid, Dorzolamit oder NaHCO3-Infusion)<br />

Migräneprophylaxe<br />

Migräne ist ein anfallsartig auftretender Kopfschmerz, von dem viele Menschen betroffen sind, jedoch überwiegend Frauen. Die Dauer<br />

eines Anfalls kann von 1h bis zu 3 Tagen dauern. Meist ist es ein einseitiger, pulsierender Schmerz über der Augen-Ohren-Line. Weiters<br />

gibt es oft Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen sowie Lichtempfindlichkeit, Geruchs- und Geschmacksstörungen,<br />

Wahrnehmungsstörungen und Konzentrationsstörungen. Migräne ist weit verbreitet ca. 10-12% der Bevölkerung leiden an Migräne. Eine<br />

Heilung ist nicht möglich jedoch eine Linderung eines Anfalls bzw. eine Prophylaxe. Neben der medikamentösen Behandlung sind<br />

folgende Maßnahmen hilfreich:<br />

• Vermeidung von Stress<br />

• Regelmäßiger Tagesablauf<br />

• Ausdauersport<br />

Prophylaktische <strong>Med</strong>ikamente sind:<br />

• Betablocker in niedrigen Dosen<br />

• Serotonin-Antagonisten (Methylsergid)<br />

• Propranolol<br />

• Metoprolol<br />

• Flunarizin<br />

• ACE-Hemmer<br />

• Valproinsäure<br />

• Clonidin<br />

• Bromocriptin<br />

Bei leichten Migräneattacken werden folgende <strong>Med</strong>ikamente verwendet:<br />

• Acetylsalicylsäure<br />

5


• Ibuprofen<br />

• Paracetamol<br />

• Antiemetika gegen die Übelkeit<br />

Bei mittelschweren Migräneattacken kommen folgende <strong>Med</strong>ikamente zum Einsatz:<br />

• Mutterkornalkaloide<br />

• Ergotamintartrat<br />

• Ergotamintartrat + Koffein<br />

• Dihydroergotamin + Paracetamol<br />

• Ergotamintartrat + Propyphenazon + Paracetamol<br />

• Antiemetika gegen die Übelkeit<br />

Bei der Anfallsbehandlung der schweren Migräne verwendet man Triptane wie z.B. Sumatriptan oder Naratriptan.<br />

Die eingesetzten Migränemittel (nichtopioid-Analgetika, Mutterkornalkaloide, Triptane) können bei der Dauertherapie einen<br />

medikamentinduzierten Dauerkopfschmerz verursachen.<br />

Eine weit verbreitete Hypothese erklärt Migräne folgendermaßen:<br />

In den meningealen Blutgefäßen der Dura mater verlaufen afferente, schmerzempfindliche Nervenfasern des N. trigeminus. Zu Beginn<br />

setzen serotoninerge Axone in den Blutgefäßen bzw. Thrombozyten Serotonin frei. Dadurch werden 5-HT2B-Rezeptoren stimuliert und es<br />

bildet sich vermehrt NO dies dilatiert die Blutgefäße (erklärt den pulsierenden Schmerz) weiters stimuliert NO die afferenten Fasern<br />

des N. trigeminus in den meningealen Blutgefäßen AP wird ausgelöst, welches zur Schmerzempfindung führt weiters werden aus den<br />

Axonendigungen Neuropeptide (z.B. Substanz P) freigesetzt, die eine neurogene Entzündung auslösen (Histaminfreisetzung,<br />

Vasodilatation,…).<br />

Antikonvulsiva<br />

Antikonvulsiva hemmen die Erregbarkeit und/oder Erregungsausbreitung von Neuronen und werden daher zur Behandlung von<br />

Epileptikern verwendet.<br />

Epilepsie ist eine Anfallskrankheit mit scheinbar unbegründeten Spontanentladungen von Neuronen im Großhirn. Dabei können<br />

Bewusstsein, Motorik, Sensibilität und vegetatives Nervensystem gestört sein – je nachdem, welches Rindengebiet von der epileptischen<br />

Erregung erfasst wird.<br />

Epileptische Anfälle dauern – abgesehen vom Status epilepticus – nur kurz (Sekunden bis Minuten). Beim status epilepticus kann dies bis<br />

zu einer halben Stunde dauern.<br />

Ursachen für Epilepsie:<br />

• Genetische Disposition<br />

• Erworbene Hirnschädigung (Traumata, Hirngefäßerkrankungen, Infektionen, Urämie)<br />

Häufige Auslöser eines epileptischen Anfalls sind:<br />

• Absetzen von Antiepileptika<br />

• Absetzen von zentral dämpfenden Pharmaka (Hypnotika: Benzodiazepine, Barbiturate,..)<br />

• Plötzlicher Alkoholentzug<br />

• Trizyklische Antidepressiva<br />

• Enfluran<br />

• Ethmoidat<br />

Man unterscheidet bei der Epilepsie 2 Hauptformen<br />

• Primär generalisierte Epilepsie (meist genetisch bedingt): eine Epilepsie, bei der sich von Beginn an Neuronen beider<br />

Hirnhemisphären synchronisiert entladen<br />

• Primär fokalisierte Epilepsie (meist durch eine erworbene Hirnschädigung bedingt): eine Epilepsie, bei der die synchronisierten<br />

Entladungen auf eine Hirnhemisphäre beschränkt sind – zumindest zu Beginn des Anfalls<br />

Je nach Art des epileptischen Anfalls verabreicht man verschiedene <strong>Med</strong>ikamente.<br />

Primär fokal:<br />

• Einfach-fokale Anfälle: z.B.: klonische Zuckungen des linken Arms (volles Bewusstsein)<br />

• Komplex-fokale Anfälle: Bewusstseinsstörungen (keine Erinnerung an den Anfall)<br />

• Sekundär generalisiert<br />

Primär generalisiert:<br />

• Abscencen (völlige geistige Abwesenheit für 20s mit starrem Blick und ohne Erinnerung bei Säuglingen und Kindern)<br />

• Myoklonische Anfälle: plötzliche (symmetrische) Muskelzuckungen<br />

• Tonisch/klonsiche Anfälle: plötzliche Bewusstlosigkeit, kurzer Terminalschlaf, Amnesie<br />

Antikonvulsiva:<br />

• Vorwiegend auf spannungsregulierte Na + Kanäle wirken: Phenytoin, Carbamazepin<br />

• Einer von mehreren Wirkorten sind spannungsregulierte Na + Kanäle: Valproat, Topiramat<br />

• Ethosuximid und Mesuximid wirken hemmend auf spannungsabhängige Ca ++ Kanäle (T-Typ), die typischerweise auf<br />

thalamischen Neuronen vorkommen, die zum Cortex projizieren.<br />

6


• Antagonisten an (exzitatorischen) Glutamat-Rezeptoren Felbamat (blockiert den NMDA-Rezeptor = ionotroper<br />

Glutamatrezeptor für Na + ,Ca ++ & K + ) und Topiramat (blockiert den AMPA-Rezeptor = inotroper Glutamatrezeptor für Na + & K + )<br />

• Agonisten an (inhibitorischen) GABA-Rezeptoren Benzodiazepine, Barbiturate und Topiramat<br />

• Pharmaka die durch Änderung der Transmitterkonzentration antiepileptisch wirken Vigabatrin (hemmt die GABA-<br />

Transaminase), Valproat (hemmt GABA-Transaminase), Tigabin (blockiert die Wiederaufnahme von ausgeschüttetem GABA)<br />

Antikonvulsive Therapie:<br />

Monotherapie mit Carbamazepin oder Valproat:<br />

• Mittel 1. Wahl für primäre fokale Anfälle: Carbamazepin<br />

• Mittel 1. Wahl für primäre generalisierte Anfälle: Valproat<br />

KI:<br />

• Schwangerschaft: kein Valproat verwenden (teratogene Wirkung)<br />

• Patient zeigt starke Nebenwirkungen<br />

Mittel 2. Wahl sind: Phenytoin, Barbiturate, Benzodiazepine<br />

Bei Abscencen: Ethosuximid, Mesuximid<br />

Phenytoin bewirkt eine Enzyminduktion beschleunigter Abbau von Phenytoin. Es wirkt antikonvulsiv indem es spannungsregulierte<br />

Na + Kanäle im ZNS blockiert, HWZ: 6-60h<br />

NW: Gingivahyperplase, Osteomalazie, Bradykardie, AV-Block, neg. Inotrop, neurotoxisch (Schwindel,…)<br />

Carbamazepin wirkt indem es spannungsregulierte Na + Kanäle im ZNS hemmt.<br />

NW: allergische Blutbildveränderung (Leukopenie, Anämie,…), neurotoxisch (Müdigkeit, Schwindel, Ataxie)<br />

Valproat verursacht keine Enzyminduktion und wirkt indem es spannungsregulierte Na + Kanäle hemmt sowie den GABA-Abbau<br />

verhindert (hemmt GABA-Transaminase)<br />

NW: GIT (Übelkeit, Erbrechen), hepatotoxisch, Teratogenität, Gewichtszunahme, Haarausfall<br />

Ethosuximid und Mesuximid wirkt indem spannungsregulierte Ca ++ Kanäle blockiert werden.<br />

NW: Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Ataxie, Übelkeit, Erbrechen<br />

Barbiturate (Phenobarbital und Primidon = Vorstufe von Phenobarbital) bewirken eine Enzyminduktion. Sie wirken antikonvulsiv durch<br />

Bindung und Förderung an GABAA-Rezeptoren.<br />

NW: Dosisabhängig (sedativ-hypnotisch-narkotisch), Schläfrigkeit, Gleichgültigkeit, Atemdepression, neg. inotrop, Abhängigkeit,<br />

Entzugserscheinungen<br />

Benzodiazepine (Diazepam, Clonazepam und Clobazam) wirken antikonvulsiv durch Bindung und Förderung an GABAA-Rezeptoren.<br />

Weitere Wirkungen: anxiolytisch, antikonvulsiv, zentral muskelrelaxierend, sedativ/hypnotisch-narkotisch, amnestisch, Abhängigkeit,<br />

Entzugsanfälle<br />

Akuter Krampfanfall / Status epilepticus (=wenn ausgeprägt und länger dauert):<br />

Für die Akuttherapie verwendet man i.v. Benzodiazepine (Diazepam, Clonazepam, Clobazam) bei unzureichender Wirkung i.v. Phenytoin<br />

oder kurzwirksame Barbiturate (Thiopental)<br />

Nitrovasodilatatoren<br />

Nitrovasodilatoren sind Verbindungen bei deren Metabolisation NO freigegeben wird (NO-Donatoren) klinisch verwendet werden:<br />

• Glyceroltrinitrat (=Nitroglycerin)<br />

• IsoSorbidDiNitrat (=ISDN)<br />

• IsoSorbidMonoNitrat (=ISMN)<br />

Wirkmechanismus: die genannten Nitrovasodilatoren gelangen in die glatte Gefäßmuskulatur und werden dort verstoffwechselt. Neben<br />

anderen Metaboliten entsteht NO.<br />

NO aktiviert die Guanylatcyclase es entsteht cGMP aktiviert Ca ++ ATPase Ca ++ -Konzentration intrazellulär sinkt <br />

Vasodilatation<br />

Glyceroltrinitrat (=Nitroglycerin): ausgeprägter first-pass-Effekt, geringe Bioverfügbarkeit bei oraler Gabe, sehr schneller Wirkungseintritt<br />

IsoSorbidDiNitrat (=ISDN): ähnlich Nitroglycerin aber etwas bessere Bioverfügbarkeit<br />

IsoSorbidMonoNitrat (=ISMN): sehr hohe Bioverfügbarkeit, orale Aufnahme, Wirkungseintritt erst nach ca. 30min<br />

Wirkung:<br />

Vasodilatation durch Freisetzung von NO, in niedrigen Dosen werden nur die venösen Kapazitätsgefäße & großen Coronargefäße, nicht<br />

aber die Widerstandsgefäße (Arteriolen) erweitert.<br />

• Coronardilatation verbessert die Durchblutung<br />

• venöse Volumskapazität nimmt zu – reduziert den venösen Rückstrom zum Herzen und es kommt zur Abnahme des<br />

enddiastolischen Drucks (verminderter O2-Bedarf, verbesserte myocardiale Durchblutung)<br />

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• Thrombozyten: Aggregationshemmung<br />

NW: Kopfschmerzen durch Dilatation von Hirngefäßen (intrakranieller Druck steigt), bei Überdosierung: Blutdruckabfall, Orthostatischer<br />

Kollaps, reflektorische Tachykardie<br />

Indikation:<br />

• Aktuter Angina pectoris Anfall<br />

• Akuter Myocardinfarkt<br />

• Anfallsprophylaxe<br />

• Akute Herzinsuffizienz<br />

Angio-Therapeutische Anwendung:<br />

• Aktue Anfallskupierung: Nitroglycerin & ISDN als Sublingualtablette, Zerbeißkapsel oder als Spray Besserung der Symptome<br />

innerhalb von 1min<br />

• Anfallsprophylaxe: tägliche Verabreichung von NO-Donatoren: Nitroglycerin retard, ISDN retard<br />

Bei kontinuierlicher Anwendung kann es zu einer Toleranz kommen (Nitrattoleranz) nitratfreie Intervalle einplanen und andere<br />

<strong>Med</strong>ikamente verwenden.<br />

Molsidomin ist ein Prodrug und wird in der Leber metabolisiert zu Linsidomin, eine instabile Verbindung die spontan zerfällt und NO<br />

abgibt.<br />

Wirkung: vermindert Preload, senkt Afterload, Thrombozytenaggregationshemmung, Vasodilatation<br />

NW: Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, reflektorische Tachykardie, Schwindel<br />

Indikation: Angina pectoris, aktuter Myocardinfarkt<br />

Molsidomin wird verwendet bei unzureichender Wirkung von Nitraten bzw. Vermeidung der Nitrattoleranz.<br />

Nitroprussid-Natrium ist auch ein Nitrovasodilatator, wird jedoch nicht zur KHK-Therapie eingesetzt. Ist das potentestes Hypotensivum<br />

und wird zur Blutdrucksenkung während Operationen verwendet und auch bei der hypertensiven Krise.<br />

NW als Folge der arteriellen Dilatation:<br />

• Orthostatische Dysregulation<br />

• Flush<br />

• Kopfschmerz<br />

• Ödeme<br />

• Reflextachykardie<br />

Calcium-Kanal-Blocker<br />

Man kann 2 verschiedene Ca ++ Kanäle unterscheiden:<br />

T-Typ Ca ++ Kanäle: werden bei relativ negativem Membranpotential aktiviert<br />

(L-, N- & P-Kanäle: benötigen ein positiveres Membranpotential um aktiviert zu werden)<br />

L-Typ Ca ++ Kanäle befinden sich vorwiegend auf glatter Gefäßmuskulatur & Herzgewebe<br />

Die verwendeten Ca ++ Blocker wirken selektiv auf die L-Typ- Ca ++ Kanäle Einsatz bei supraventrikulären Tachyarrhythmien (Typ IV<br />

AA), Hypertonie, KHK<br />

Es gibt derzeit 3 wichtige Stoffgruppen die derzeit angewandt werden:<br />

• Dihydropyridine (Nifedipin, Nimodipin, Nisodipin) Wirkungsschwerpunkt auf den arteriellen Widerstandsgefäßen und Venen<br />

• Benzodiazepin-Typ: Diltiazem: wirkt auf Herz und Gefäße<br />

• Verapamil-Typ: Verapamil & Gallopamil: Wirkungsschwerpunkt: Herzgewebe<br />

Wirkung:<br />

• Glatte Gefäßmuskulatur: Hemmung des Ca ++ Einstroms: Vasodilatation (Senkung der Vor & Nachlast, Koronardilatation)<br />

• Arbeitsmyokard: verminderter Ca ++ Einstrom neg. inotrop (gesenkter O2-Bedarf)<br />

• Erregungsbildungs-/leitungssystem: verminderter Ca ++ Einstrom wirkt: neg. inotrop und neg. dromotrop<br />

Ca ++ Kanal-Blocker werden eingesetzt bei arterieller Hypertonie, KHK, Raynaud Syndrom, supraventrikulären Tachykardien.<br />

Eine Intoxikation mit Ca ++ Antagonisten:<br />

• Hypotension bis Schock (durch Vasodilatation & verminderte Inotropie)<br />

• Eventuell bradykard HRST<br />

• ZNS: Unruhe, Krämpfe, Bewusstseinsstörungen, Schläfrigkeit, Koma, Ateminsuffizienz<br />

Therapie gegen eine Intoxikation mit Ca ++ Antagonisten:<br />

• Antidot (Calciumgluconat).<br />

• Bei RR-Abfall: Schocklage, Volumen, Noradrenalin<br />

• Bei Bradykardie: Atropin oder Schrittmacher<br />

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Chronische Gichttherapie<br />

Siehe akuter Gichtanfall<br />

Ulcustherapie<br />

Ein Ulcus (Geschwür) ist eine pathologische Veränderung, bei der die Oberfläche der Haut bzw. Schleimhaut angegriffen oder zerstört ist.<br />

Dies ist meist ein Prozess der über eine längere Zeit sich entwickelt zu den aggressiven Faktoren, die dies begünstigen gehören:<br />

• Helicobacter pyloryi<br />

• H + -Ionen<br />

• Gallensäuren<br />

• Exogene Noxen (Nikotin, hochprozentiger Alkohol, Ulzerogene Pharmaka NSAID=non steroidal anti inflammatory drug wie<br />

z.B. Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac,…, Glucocorticoide)<br />

Protektiv wirken folgende Faktoren:<br />

• Mucus (Schleim)<br />

• Bicarbonat<br />

• Zellregeneration<br />

• Schleimhautdurchblutung<br />

Die Hauptursachen für einen Ulcus sind daher:<br />

• Schleimhautschädigung durch H. pylori<br />

• Magensäure<br />

• NSAID<br />

Bei der Therapie gibt es 2 Ansätze um einem Ulcus entgegenzuwirken bzw. vorzubeugen.<br />

• Hemmung der Säuresekretion und Säureneutralisation:<br />

-) H2-Rezeptor Antagonisten<br />

-) Anticholinergika<br />

-) Protonenpumpenhemmer<br />

-) Antazida<br />

• Stärkung der Mucosa Barriere:<br />

-) Prostaglandine<br />

-) Sucralfat bildet eine Schutzschicht über der Schleimhaut (Ulcusprophylaxe auf Intensivstationen NW: Obstipation,<br />

Bauchschmerzen, Menstruationsstörungen)<br />

-) Wismut kolloidales Wismut wirkt gegen H. pylori Einsatz in der Erradikationstherapie<br />

H2-Rezeptor-Blocker:<br />

• Cimetidin<br />

• Ranitidin<br />

• Nizatidin<br />

• Famotidin<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente werden meistens am Abend eingenommen (da es in der Nacht eine erhöhte Säureproduktion gibt).<br />

Wirkung: kompetitive Hemmung der H2-Rezeptoren Blockade der Histamin-vermittelten Säuresekretion<br />

NW:<br />

• GIT: Diarrhoen, Übelkeit<br />

• ZNS: Verwirrtheit, depressive Zustände, epileptische Anfälle<br />

• Leber: selten: Leberfunktionsstörungen, Leberenzymerhöhungen<br />

• Herz: H2-Rezeptoren kommen auch am Herzen vor – durch Blockade – Bradykardie<br />

• Überempfindlichkeitsreaktionen / BB-Veränderungen<br />

• Antiandrogene Wirkung (besonders bei Cimetidin)<br />

• Erhöhte Infektionsanfälligkeit durch erhöhten pH im Magen<br />

Indikation:<br />

• Ulcus ventriculi/duodeni<br />

• Refluxösophagitis<br />

• Gastrinom (=Zollinger-Ellison-Syndrom)<br />

KI : Schwangerschaft & Kinder<br />

Anticholinergika (bzw. Muskarinrezeptorantagonisten):<br />

Pirenzepin = quartäre Ammoniumverbindung – nicht ZNS-gängig und wirkt anticholinerg auf Muskarinrezeptoren<br />

Hemmung der vagusinduzierten Säurebildung durch Blockade von M-Rezeptoren.<br />

NW:<br />

• Akkomodationsstörungen<br />

• Mydriasis (weitstellen der Pupille Weitsichtigkeit)<br />

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• Mundtrockenheit<br />

• Miktionsstörungen<br />

• Obstipation<br />

Indikation:<br />

• Ulcus ventriculi/duodeni<br />

• Refluxösophagitis<br />

• Gastrinom (=Zollinger-Ellison-Syndrom)<br />

KI:<br />

• Glaukom<br />

• Prostatahypertrophie<br />

• Pylorusstenose<br />

Protonenpumpenhemmer:<br />

• Omeprazol<br />

• Esomeprazol<br />

• Lansoprazol<br />

• Pantoprazol<br />

• Rabeprazol<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente wirken, indem sie irreversibel die H + /K + ATPase durch kovalente Bindung hemmen. Die <strong>Med</strong>ikamente sind prodrugs<br />

und besitzen eine säurefeste Kapsel. Sie gelangen in über den Blutweg erst zu den Belegzellen und werden dort umgewandelt in die aktive<br />

Form (pH-Wert muss unter 4 liegen wirken also nur in Belegzellen)<br />

NW: unspezifische GIT-Beschwerden, dosisabhängige Hypergastrinämie<br />

Indikation:<br />

• Ulcus ventriculi<br />

• Ulcus duodeni<br />

• Refluxösophagitis<br />

• Eradikation (vollständige Elimiation) von H. pylori in Kombination mit Antibiotika<br />

KI: Schwangerschaft & Kinder<br />

Prostaglandine:<br />

Misoprostol = Prostaglandin E Analogon<br />

Wirkung:<br />

• Schleimhautschutz: durch vermehrte Mucus & Bicarbonatsekretion, weiters durch vermehrte Schleimhautdurchblutung<br />

• Hemmung der Säuresekretion über PgE-Rezeptoren<br />

NW:<br />

• Diarrhoe: Pg erhöhen die Kontraktilität & Sekretionsprozesse im Darm<br />

• Übelkeit, Erbrechen<br />

• Erhöhter Uterustonus Schmerzen<br />

• Eventuell: Vasodilatation, Kopfschmerzen, Ödeme, Flush, Orthostatische Dysregulation, Reflextachykardie<br />

Indikation:<br />

• NSAID-induzierte (PgE-Hemmung) Ulcera: Prophylaxe & Therapie<br />

• Allgemein auf Ulcera<br />

KI: Schwangerschaft<br />

Antazida:<br />

=Magensäurebindende/-neutralisierende Pharmaka:<br />

• NaHCO3 Natriumbicarbonat<br />

• CaCO3 Calciumbicarbonat<br />

• Mg(OH)2 Magnesiumhydroxid<br />

• Al(OH)3 Aluminiumhydroxid<br />

Wirkung: Neutralisation von Magensäure zur pH-Anhebung im Magen keine Senkung der Säuresekretion<br />

NW: reaktive Hyperazidität (die Gegenregulation fällt weg), Resorptionshemmung anderer Pharmaka (Adsorption, Komplexbildung)<br />

Bevorzugt verabreicht werden Magnesiumhydroxid und Aluminiumhydroxid, da bei den anderen <strong>Med</strong>ikamenten Gase entstehen, die zu<br />

Dehnung, Schmerz, Übelkeit und Erbrechen führen können.<br />

Indikation: Ulcus ventriculi/duodeni, Refluxösophagitis (Sodbrennen)<br />

Antikoagulantien<br />

Antikoagulantien dienen der Prophylaxe und Therapie von Thrombosen und Embolien sowie als Zusatz von Blutkonserven. Man<br />

unterscheidet 3 Gruppen:<br />

• Direkte Antikoagulantien, die mit den vorhandenen Gerinnungsfaktoren reagieren<br />

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• Indirekte Antikoagulantien, die die Synthese von Gerinnungsfaktoren hemmen<br />

• Hemmstoffe der Thrombozytenaggreagtion<br />

Inhibitorisch wirken:<br />

• Antithrombin III: hemmt Thrombin sehr gut, weiters auch Faktoren IX, X, XI, XII<br />

• Protein C: hemmt V, VIII<br />

• Protein S: verstärkt die Wirkung von Protein C<br />

• Heparin: bildet einen Komplex mit AT-III und verstärkt dessen Wirkung um ein Vielfaches. Der Komplex hemmt: Thrombin, IX,<br />

X, XI, XII<br />

• Cumarine: Vitamin-K-Antagonisten hemmen in der Leber die Vitamin-K-abhängige Synthese von Faktor: II, VII, IX, X<br />

Heparin:<br />

Sofortiger Wirkungseintritt nach i.v. Injektion. Bei s.c. Anwendung dauert es 30-60min. Kann auch in der Schwangerschaft eingesetzt<br />

werden, da es nicht plazentagängig ist. Gefahr: HIT = heparininduzierte Thrombozytopenie<br />

Cumarin-Derivate:<br />

Wirken erst richtig nach 2-3 Tagen, da in der Leber Vitamin-K gespeichert ist und somit die Blutgerinnung in der ersten Zeit nicht<br />

verändert wird. Cumarine sind plazentagängig und daher kontraindiziert in der Schwangerschaft und der Stillperiode.<br />

NW:<br />

• Bei einer Dauertherapie mit Antikoagulantien kann es zu starken Blutungen kommen auch durch kleinere Wunden.<br />

• Reversibler Haarausfall bei Heparinen und Cumarinen<br />

• Möglicherweise allergische Reaktionen<br />

Einige Antikoagulantien:<br />

• Certoparin<br />

• Dalteparin<br />

• Reviparin<br />

• Marcumar<br />

• Falithrom<br />

• Coumadin<br />

• (ASS)<br />

• (Ticlopidin)<br />

• (Clopidogrel)<br />

• (Tirofiban)<br />

Diuretika<br />

Diuretika sind harntreibende Mittel und werden eingesetzt um Ödeme auszuschwemmen (das Blut wird „eingedickt“ und nimmt die<br />

Flüssigkeit auf). Je nach Krankheitsbild werden Thiazide (Langzeittherapie) oder Schleifendiuretika (Akuttherapie) eingesetzt. Weiters<br />

kann man Diuretika verwenden um den Blutdruck zu senken und eine Herzinsuffizienz zu behandeln (Senkung des Blutdrucks Nachlast<br />

und Verminderung des Blutvolumens Vorlast HMV & Leistungsfähigkeit steigen)<br />

Mit Ausnahme der Osmodiuretka & Xanthinderivate greifen Diuretika direkt an den Transportproteinen für Natrium in der luminalen<br />

Membran der Tubuluszellen an.<br />

Die diuretikabedingte Abnahme des intravasalen Volumens, sowie die Hyponatriämie, aktivieren das RAAS (Renin-Angiotensin-<br />

Aldosterol-System) Es wird vermehrt Aldosteron ausgeschieden, was eine erhöhte Natriumrückresorption bedeutet. Somit wirkt das<br />

RAAS entgegen der Diuretikawirkung. Dem kann entgegengesteuert werden durch die Gabe von ACE-Hemmern, die verhindert, dass das<br />

wirksame Angiotensin II gebildet wird.<br />

Die wichtigsten Diuretika:<br />

• Carboanhydrase-Hemmer<br />

• Schleifendiuretika<br />

• Thiazid-diuretika<br />

• Kalium-sparende Diuretika<br />

• Aldosteron-Antagonisten (wird bei den meisten Lehrbüchern den Kalium-sparenden Diuretika untergeordnet)<br />

• Osmodiuretika<br />

Sulfonamid-diuretika = Überbegriff für Carboanhydrase-Hemmer, Schleifendiuretika, Thiazid-diuretika.<br />

Carboanhydrase-Hemmer (z.B.: Acetazolamid) wirken indem sie die carboanhydrase-abhängige Protonensekretion & Bicarbonatresorption<br />

vermindern. Dadurch wird der Harn alkalischer. Die diuretische Wirkung ist nur schwach, da in distaleren Nephronabschnitten vermehrt<br />

anfallendes Natrium kompensatorisch vermehrt resorbiert wird Macula-densa Zellen registrieren erhöhte Natriumkonzentrationen <br />

GFR sinkt (kann zur Niereninsuffizienz führen).<br />

NW:<br />

• K + -Verlust: die proximal tubulär gehemmte Natriumresorption bewirkt im spätdistalen Tubulus & Sammelrohr eine vermehrte<br />

Natriumresorption und gleichzeitige Kaliumsekretion Hypokaliämie<br />

11


• Metabolische Azidose (verminderte H + -Ausscheidung, erhöhter Bicarbonatverlust)<br />

• Allergische Reaktionen (Sulfonamid-Allergie)<br />

• Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen<br />

Indikation: wird verwendet bei:<br />

• Lokal: akutes Glaukom (verminderte Kammerwasserprodukion)<br />

• Metabolische Alkalose (z.B. durch Hyperventilation)<br />

• Harnalkalisierung bei ASS-Intoxikation (Säureintoxikationen)<br />

KI: Hypokaliämie, Hypovolämie, Niereninsuffizienz, Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonaminden<br />

Schleifendiuretika:<br />

• Furosemid (Lasix)<br />

• Bumetanid<br />

• Piretanid<br />

• Torasemid<br />

• Etacrynsäure<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente hemmen den Na + K + 2Cl - Symporter in der Henle´schen Schleife, im dicken Abschnitt des aufsteigenden Schenkels.<br />

Dadurch unterbrechen die Schleifendiuretika den tubuloglomerulären Feedback. Die aufgrund der höheren Natriumkonzentration zu<br />

erwartende Minderung der GFR tritt nicht ein. Im Gegenteil: gesteigerte Nierendurchblutung.<br />

NW:<br />

• Dehydration durch überschießende Diurese Schwindel, Schwäche, Thromboseneigung<br />

• Kaliumverlust (Hypokaliämie)<br />

• Magnesium und Kalziumverlust<br />

• Verminderte Glucosetoleranz (Schleifendiuretika können diabetogen wirken, da sie Insulinsekretion und Insulinansprechbarkeit<br />

beeinträchtigen)<br />

• Harnsäureretention: Hyperurikämie (Gichtanfall)<br />

• Hörschäden (reversibel)<br />

• Übelkeit, Erbrechen<br />

• Allergische Reaktionen (Sulfonamid-Allergie)<br />

KI:<br />

• Überempfindlichkeit<br />

• Hypokaliämie<br />

• Hypovolämie<br />

• Schwere Leberschäden<br />

• (Hyperurikämie)<br />

Indikationen:<br />

• Akute kardiale, renale, hepatische Ödeme (v.a. Lungenödem, akute HI)<br />

• Arterielle Hypertonie<br />

• Forcierte Diurese bei Intoxikationen<br />

• Niereninsuffizienz (da GFR im Gegensatz zu anderen Diuretika erhöht wird)<br />

• Hypercalziämie<br />

Thiaziddiuretika:<br />

• Hydrochlorothiazid<br />

• Chlorothiazid<br />

• Chlortalidon<br />

• Mefrusid<br />

• Xipamid (als einziges keine Einschränkung der GFR und der Durchblutung)<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente wirken deutlich länger als Schleifendiuretika (rund 12-24h) und sind daher zur Dauertherapie geeignet. Sie wirken<br />

indem sie den Na + Cl - Symport im frühdistalen Tubulus hemmen. Thiazide vermindern die GFR und vermindern die Nierendurchblutung.<br />

Deshalb werden sie nicht bei eingeschränkter Nierenfunktion verabreicht.<br />

NW:<br />

• Kaliumverlust (Hypokaliämie, aufgrund erhöhter Natriumresorption im Sammelrohr & dadurch erhöhter Kaliumsekretion)<br />

• Erhöhte Kalziumresorption Einsatz bei Osteoporose<br />

• Verminderte GFR und Nierendurchblutung<br />

• Durchfall, Übelkeit, Erbrechen<br />

• Allergie sind Sulfonamid-Derivate (Sulfonamid-allergie)<br />

• (Harnsäureretention)<br />

Indikation: häufig kombiniert mit K + -Sparern, gegen chronische Krankheiten (chronische Ödeme, arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz)<br />

KI: Überempfindlichkeit, Nierenfunktionsstörungen, Hypokaliämie, schwere Leberschäden<br />

K + -sparende Diuretika: sind Diuretika, die im spätdistalen Tubulus & Sammelrohr angreifen:<br />

• Amilorid<br />

• Triamteren<br />

• Spironolacton<br />

• Kaliumcanreonat<br />

Die Wirkung basiert auf einer Blockade der aldosteronabhängigen Na + -Kanäle im spätdistalen Tubulus & Sammelrohr Hemmung der<br />

Na + -Resorption (gleichzeitig wird K + gespart). Die GFR wird durch K + -sparende Diuretika nicht beeinflusst.<br />

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NW:<br />

• Hyperkaliämie<br />

• Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen<br />

• Megaloblastäre Anämie (Triamerten ist ein milder Folsäureantagonist)<br />

• Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

Indikation: (meist in Kombination mit Thiaziden), chronische Ödeme, arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz<br />

KI:<br />

• Hyperkaliämie<br />

• Hypovolämie<br />

• Bei Niereninsuffizienz: besonders hohes Hyperkaliämie-Risiko<br />

• Schwere Leberschäden (z.B. Zirrhose) – verminderter Aldosteronabbau überhöhte RAAS-Potenz<br />

Aldosteronantagonisten:<br />

• Spironolacton<br />

• Kaliumcanrenoat<br />

Wirken, indem sie an die Aldosteronrezeptoren von der Kapillarseite im spätdistalen Tubulus & Sammelrohr binden (Mittel der Wahl bei<br />

Hyperaldosteronismus) Hemmung der aldosteronabhängigen Na + -Resorption & K + -Sekretion wirkt somit nur, wenn das RAAS<br />

funktioniert<br />

NW:<br />

• Hyperkaliämie<br />

• Hormonelle Wirkungen (Impotenz bei Männern, Menstruationsstörungen bei Frauen)<br />

• Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen<br />

• Allergische Reaktionen<br />

Indikation: Diuretikum bei Hyperaldosteronismus, (Ausscheidung von Ödemen bei Leberzirrhose)<br />

KI: Hyperkaliämie, Hypovolämie, Hyponatriämie<br />

Osmodiuretika:<br />

• Mannit<br />

• Sorbit<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente werden glomerulär filtriert, aber nicht rückresorbiert. Sie sind osmotisch aktiv: halten im Tubuluslumen osmotisch<br />

Wasser zurück & wirken dadurch diuretisch.<br />

Werden nun Na + -Ionen von Tubuluszellen aufgenommen, kann Wasser nicht in normaler Menge folgen Na + -Konzentration im<br />

Tubuluslumen nimmt daher ab.<br />

Weitere Wirkung: Steigerung der renalen Durchblutung (Macula densa misst verringerte Na + -Konzentration)<br />

NW: Durch Infusion (Osmodiuretika sind hyperosmolare Lösungen): Volumsbelastung des Kreislaufs aber auch teilweise Ablagerung im<br />

EZR (und dadurch: Wasserretention)<br />

Indikationen:<br />

• Prophylaxe des aktuen Nierenversagens (erhöhte GFR)<br />

• Chronische Ödemabschwellung aber nur zur Abschwellung eines Hirnödems (keine Anderen)<br />

• Senkung des intrakraniellen Drucks Blut-Hirn-Schranke ist für Osmodiuretika nicht durchlässig<br />

• Glaukomanfall<br />

• Renale Giftausscheidung ↑<br />

KI: andere Ödeme (z.B.: bei Herzinsuffizienz: Lungenödem), Dehydratation, Hypotonie<br />

Therapieempfehlungen:<br />

• Langzeittherapie: Thiazide (oft in Kombination mit Kaliumsparern)<br />

• Akuttherapie: Schleifendiruetika, bei Hirnödem Osmodiuretika<br />

• Niereninsuffizienz: Schleifendiuretika, Osmodiuretika (Prophylaxe gegen Schockniere)<br />

• Leberzirrhose: Aldosteronantagonisten<br />

• Intoxikation mit renal eliminierbaren Substanzen: Schleifendiuretika<br />

• Intoxikation mit renal eliminierbaren, saueren Substanzen: Carboanhydrasehemmer<br />

• Akute Hyperkalziämie: Schleifendiuretika<br />

Glucocorticoide<br />

Glukokortikoide (Cortisol & Cortison) werden in der Zona fasciculata der Nebennierenrinde gebildet. Sie werden in einem regelmäßigen<br />

Rhythmus (=Tag-Nacht-Rhythmus) – ACTH-gesteuert – gebildet. In den frühen Morgenstunden sind die Plasmakortisolkonzentrationen<br />

am Höchsten. Im Hypothalamus wird zusätzlich CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) gebildet, was die Cortisolbildung begünstigt<br />

(indem es ACTH vermehrt ausschüttelt); ca. 80% der Glukokortikoide werden zwischen 04:00-08:00 ausgeschüttet.<br />

Allgemein sind Glukokortikoide = steroide Antiphlogistika und haben einen hemmenden Effekt auf Entzündungsreaktionen. Alle<br />

<strong>Med</strong>ikamente die als Glukokordikoide verwendet werden, leiten sich strukturell von dem NNR-Hormon Cortisol ab (Cortison wird in der<br />

Leber erst zu Cortisol umgewandelt).<br />

Glukokortikoide werden in der Leber an Glukuronsäure gebunden und dann renal ausgeschieden.<br />

Wirkung: Glukokortikoide (bzw. Derivate) binden an den spezifischen intrazellulären Glukokortikoidrezeptor und können dadurch die<br />

Transkriptionsrate verschiedener Proteine verändern:<br />

• Teilweise erhöhte Synthese<br />

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• Teilweise verminderte/verhinderte Synthese<br />

Ein Therapieeffekt setzt erst nach Stunden ein und ist abhängig von der Tageszeit (vermutlich aufgrund der rhythmischen Ausschüttung).<br />

Gleiche Dosen am Nachmittag/Abend haben eine viel stärkere Wirkung, als eine Verabreichung in der Früh.<br />

Glukokortikoide haben sehr viele Angriffspunkte:<br />

Stoffwechsel (glukokortikoide Wirkung):<br />

• Glukoneogenese steigt Blutzuckererhöhung<br />

• Insulinempfindlichkeit sinkt schlechtes Ansprechen auf Insulin Steroid-diabetes<br />

• Proteolyse steigt freiwerdende AS wandern in die Glukoneogenese<br />

• Lipolyse steigt<br />

Wasser & Elektrolythaushalt: (v.a. die natürlichen Glukokortikoide mineralkortikoide Wirkung)<br />

• Förderung der Natriumretention Ödemneigung<br />

• Vermehrte Kaliumausscheidung Hypokaliämie & metabolische Alkalose<br />

• Hemmung der Kalziumresorption im Darm & vermehrte renale Kalziumausscheidung fördert die Entwicklung einer<br />

Osteoporose<br />

Antiinflammatorische & Immunsuppressive Wirkung:<br />

• Hemmung der Freisetzung von lysosomalen Enzymen<br />

• Glukokortikoide hemmen die Phospholipase A2 verminderte Bildung von Prostaglandinen (Ulcusgefahr) & Leukotrienen<br />

(Entzündungsmediatoren)<br />

• Glukokortikoide normalisieren eine erhöhte Permeabilität von Kapillarendothelien<br />

• Glukokortikoide hemmen die Migration von Leukozyten<br />

• Glukokortikoide hemmen allgemein die Funktionen von „Entzündungszellen“<br />

• Die Funktion der Abwehrzellen werden beeinflusst (Hemmung der Proliferation, Zytokinfreisetzung, AG-Präsentation,<br />

Phagozytose, Degranulation,…)<br />

• Neutrophile, Erys, Thrombozyten steigen Thromboseneigung<br />

• Lymphozyten, Makrophagen, Basophile & Eosinophile sinken<br />

Kardiovasululäre System:<br />

• Positiv inotrop RR steigt<br />

• Erhöhte Empfindlichkeit für Katecholamine RR steigt<br />

Wirkung aufs ZNS:<br />

• Glukokortikoide steigern die Erregbarkeit des ZNS<br />

• Meist: Besserung der Stimmung, Euphorie<br />

Glukokortikoide beeinflussen auch Wachstum und Zellteilung: bei Kindern können pharmakologische Dosen eine Hemmung des<br />

Wachstums hervorrufen.<br />

Anwendung von Glukokortikoiden:<br />

Systemische Therapie:<br />

• Allergien<br />

• Rheumatische Erkrankungen<br />

• Vaskulitiden<br />

• Asthma<br />

• Chronische GIT-Erkrankungen (Colitis ulcerosa, M. Chron)<br />

• Bei Notfällen (anaphylaktischer Schock i.v.) natürlich auch andere <strong>Med</strong>ikamente nötig (Adrenalin, Antihistaminika, Heparin,<br />

Sauerstoffzufuhr, Volumenersatz, Natriumbicarbonat,…)<br />

• Schwere Asthmaanfälle i.v. hochdosierte Mengen an Glukokortikoiden (neben anderen Maßnahmen wie Sauerstoffgabe,…)<br />

Lokale Therapie:<br />

• Salben<br />

• Augentropfen<br />

• Ohrentropfen<br />

• Inhalative Dosieraerosole<br />

• Lösungen für die intraartikuläre Injektion<br />

Weitere Gründe zur Anwendung von Glukokortikoiden:<br />

• Blutkrankheiten z.B.: idiopathische Thrombozytopenia Werlhof<br />

• Substitutionstherapie bei NNR-Insuffizienz (Morbus Addison)<br />

Eingesetzte Wirkstoffe:<br />

• Cortisol, Cortison (kurze Wirkdauer)<br />

• Prednison, Prednisolon (mittlere Wirkdauer)<br />

• Paramethason, Betamethason: (lange Wirkdauer)<br />

• Beclometason, Budesonid (lange Wirkdauer) wird eingesetzt bei Asthma<br />

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• Dexamethason<br />

NW:<br />

• Iatrogenes Cushing-Syndrom (Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Stiernacken, Striae)<br />

• Steroiddiabetes<br />

• Erhöhtes Infektionsrisiko<br />

• Störung der Wundheilung<br />

• Ulcus ventriculi/duodeni<br />

• Osteoporose<br />

• Psychische Störungen: Nervosität, Schlaflosigkeit, Psychosen, Schizophrenie<br />

• Wachstumshemmung bei Kindern<br />

• Thromboseneigung<br />

• Bei einer Lokaltherapie: Steroid-Akne, Atrohpie (Zigarettenpapier-Haut,…), lokale Infektionen<br />

KI: (mögliche Kontraindikationen nach Abwägung, je nachdem, wo der größere Schaden entsteht)<br />

• Ulcus ventriculi/duodeni<br />

• Osteoporose<br />

• Infektionskrankheiten<br />

• Erhöhte Thromboseneigung<br />

• Psychische Anamnese, Epilepsie<br />

• Schwangerschaft (Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten)<br />

• Diuretika Gefahr einer Hypokaliämie<br />

• Antidiabetika verminderte BZ-senkung, schlechtere und schwierigere Einstellung<br />

ASS<br />

ASS selbst hemmt irreversibel die COX (=Cyclooxygenase). Cyclooxygenase ist ein intrazelluläres Enzym der Prostaglandinsynthese und<br />

spielt somit eine Rolle bei Entzündungsreaktionen sowie Blutgerinnung, Regulierung des Blutdrucks oder Nierenfunktion.<br />

Pathophysiologisch spielen Cyclooxygenase eine wesentliche Rolle bei allergischen Erkrankungen, Rheuma, kardiovaskulären<br />

Erkrankungen und Krebs. Cyclooxygenasen findet man in Leukozyten, Thrombozyten, Endothelzellen, Nierenzellen, Gehirn- und<br />

Rückenmarkszellen.<br />

Acetylsalicylsäure wird durch Esterasen in Salicylsäure und Acetat gespalten. In der Leber wird die Salicylsäure mit Glycin und<br />

Glucuronsäure konjugiert.<br />

Die HWZ der ASS ist dosisabhängig:<br />

0,25g………..2,5h<br />

1g……...........5h<br />

Intoxikation…über 30h<br />

Ursache: Sättigung der metabolisierenden Enzyme starke Kumulation nach hohen Dosen.<br />

Bei Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen muss die Dosis vermindert werden.<br />

Wirkmechanismus:<br />

ASS hemmt irreversibel die COX (durch Acetylierung einer SH-Gruppe im aktiven Zentrum). Salicylsäure hemmt reversibel die COX.<br />

Wirkung: wirkt in einer Einzeldosis von 0,5g (1 Tablette) antipyretisch-analgetisch. In höherer Dosierung (bis zu 5g/d) auch<br />

antiphlogistisch.<br />

Indikation:<br />

• Schmerzen<br />

• Fieber<br />

• Entzündungen<br />

• Erwünschte Thrombozytenaggregationshemmung z.B. bei KHK<br />

NW:<br />

• Besonders schlecht magenverträglich: häufig okkulte Blutungen Eisenmangelanämie bei Daueranwendung.<br />

• Hämatologisch: verlängerte Blutgerinnung durch Hemmung der Thrombozytenaggregation. Bei besonders hohen Dosen auch<br />

Hemmung der Vitamin-K abhängigen Gerinnungsfaktoren<br />

• Harnsäure: Salicylsäure wird wie Harnsäure durch tubuläre Sekretion eliminiert: bei niedrigen Dosen vermindert ASS die<br />

tubuläre Harnsäuresekretion, weil Harnsäure & Salicylsäure um denselben tubulären Transporter konkurrieren antiurikosurisch<br />

• Reye-Syndrom: bei Kindern mit einer fiebrigen Virusinfektion kann die Gabe von ASS ein Reye-Syndrom auslösen (tritt ca. 1<br />

Woche nach Abklingen der vorherigen Krankheit auf – vorwiegend bei Kindern – Symptome: Erbrechen, Fieber, Reizbarkeit,<br />

Unruhe. In schweren Fällen Krämpfe und Koma)<br />

• ZNS: in hohen Dosen kann das Innenohr beeinflusst werden Ohrensausen, Schwindel eventuell auch Übelkeit, Erbrechen<br />

KI:<br />

• GIT-Ulcera<br />

• Hämorrhagische Diathese (=krankhaft gesteigerte Blutungsneigung)<br />

15


• Schwangerschaft<br />

• Atopiker (starke Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ I – Soforttyp)<br />

• Virale Erkrankungen bei Kindern & Jugendlichen (präpubertär) Gefahr eines Reye-Syndroms<br />

• Schwere Nierenfunktionsstörungen & Lebererkrankungen (Intoxikationsgefahr)<br />

Vergiftung: siehe Toxikologie<br />

Migräne<br />

Siehe Migräneprophylaxe<br />

Thrombozytenaggregationshemmer<br />

Folgende Stoffe hemmen die Thrombozytenaggregation:<br />

• ASS (Acetylsalicylsäure)<br />

• Ticlopidin & Clopidogrel (Plavix)<br />

• Glykoprotein IIb/IIIa-Antagonisten<br />

ASS:<br />

= Thrombozytenaggregationshemmer 1. Wahl<br />

Applikation: per os – in geringer Menge (Thrombo-ASS)<br />

Die Wirkung dauert ca. 1 Woche (entsprechend der Thrombozytenlebenszeit)<br />

Indikationen:<br />

• Instabile Angina pectoris & akuter Myokardinfarkt (ideale Kombination mit Fibrinolytikum)<br />

• Reokklusionsprophylaxe nach Stentimplantation, Herzklappenersatz<br />

• Sekundärprophylaxe der KHK Risikoreduktion (weitere Sekundärprophylaxen nach Myokardinfarkt: β-Blocker, ACE-<br />

Hemmer)<br />

Ticlopidin & Clopidogrel (Plavix)<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente wirken, indem sie bei den Thrombozyten die ADP-Rezeptoren blockieren man nimmt an, dass Metaboliten des<br />

Ticlopidins & Clopidogrels die ADP bedingte (G-Protein-gekoppelt) GP-IIb/IIIa-Rezeptorexpression irreversibel blockieren.<br />

Ticlopidin & Clopidogrel wirken erst nach einiger Zeit. Man kann sie als Prodrugs bezeichnen. Sie werden oral eingenommen und<br />

unterliegen einem sehr hohen first pass Metabolismus deshalb ist es nahe liegend, dass die Metaboliten für die Wirkungen und<br />

Nebenwirkungen verantwortlich sind.<br />

NW:<br />

• GIT-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Bauchschmerz)<br />

• Petechien (Punktblutungen), Purpura (Kapillarblutung)<br />

• Eventuell Thrombozytopenie<br />

• Leukozytopenie (in seltenen Fällen bei Ticlopidin)<br />

Indikation: Ersatz für Thrombo-ASS oder auch als Kombi um ASS zu verstärken<br />

Glycoprotein IIb/IIIa-Antagonisten sind die potentesten Thrombozytenaggregationshemmer und werden eingesetzt als Kombi bei<br />

Hochrisikopatienten. Vertreter:<br />

• Abciximab gentechnisch hergestelltes Fragment eines AK gegen GP-IIb/IIIa<br />

• Eptifibatid ein Peptid, das spezifisch an GP IIb/IIIa bindet<br />

• Tirofiban nicht-Peptid, das räumlich-strukturell & ladungsmäßig an GP IIb/IIIa passt & bindet<br />

Wirkung: durch GP-IIb/IIIa-Antagonisten können sich keine stabilen Plättchenaggregate bilden durch „Besetzung“ wird die<br />

vernetzende Bindung von Fibrinogen, Fibrinonektin, Fibrin,… gehemmt<br />

NW: erhöhtes Blutungsrisiko, Thrombopenie, allergische Reaktionen<br />

Indikation: in Kombination mit ASS & Heparin werden GP-IIb/IIIa-Antagonisten eingesetzt bei:<br />

• Koronareingriffen (Stentimplantation, Atheroektomie,… verhindert Thrombenbildung)<br />

• Instabile Angina pectoris & akuter Myokardinfarkt vermindert die Sterblichkeit<br />

KI: Blutungen, erhöhtes Blutungsrisiko (z.B. intrakranielle OP innerhalb der letzten 2 Monate)<br />

Prostaglandin-E1-Derivat (kein Thrombozytenaggregationshemmer)<br />

• Alprostadil<br />

Wird intraarteriell verabreicht über einen Perfusor (Spritzpumpe) in die betroffene Extremität und bewirkt eine Vasodilatation<br />

NW: Blutdruckabfall, Kopfschmerzen, Flush, Ödeme, GIT-Beschwerden<br />

Indikation: schwere arterielle Verschlüsse<br />

Vasospastische Angina pectoris<br />

Ein Angina pectoris Anfall (Brustenge) wird meist durch exogene Faktoren ausgelöst (Ärger, Angst, plötzlicher Temperaturwechsel,<br />

üppige Mahlzeit) und äußert sich durch heftige, stechende und brennende Schmerzen in der Brust (oft wird auch der Schmerz zusätzliche<br />

projiziert in den linken Arm). Ausgelöst wird der Schmerz durch hypoxische Myokardbezirke. Ein Angina-pectoris-Anfall dauert in der<br />

Regel nur Sekunden bis Minuten, kann jedoch bei schwerer Gefäßerkrankung der Koronarien auch Stunden anhalten. Eine vasospastische<br />

Angina pectoris (Prinzmetal-Angina) kann mit und ohne Erkrankung der Koronarien auftreten und stundenlang anhalten. Angina pectoris<br />

16


muss konsequent behandelt werden, da jeder ischämische Anfall zu HRST führen kann und häufige AP-Anfälle verursachen<br />

Gewebsnekrosen und Narben am Myokard. Der Übergang von stabiler Angina pectoris zu instabiler AP und von instabiler AP zum<br />

Myokardinfarkt ist fließend. Von instabiler Angina pectoris spricht man, wenn die Anfälle an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Die<br />

Prinzmetal-Angina tritt auch in Ruhe auf und ist durch lang anhaltende Spasmen der Koronarien verursacht. Bei der stabilen AP sind die<br />

Koronarien durch Plaques eingeengt, bei instabiler Angina pectoris verändern sich diese Plaques, z.B. durch Ruptur und zusätzliche<br />

Thrombozytenthromben und führen zu weiterer plötzlicher Lumeneinengung. Beim Myokardinfarkt kommt es zum plötzlichen<br />

Gefäßverschluss einer oder mehrerer Koronarien, meist durch Thromben.<br />

Man sollte keine Vasodilatatoren verwenden bei sklerotisch verengten Gefäßen das Blut strömt in die Bereiche die noch gesund sind <br />

noch weniger O2-Versorgung bei den sklerotischen Bereichen Coronary-Steal-Phänomen.<br />

Die Behandlung der Angina pectoris umfasst:<br />

• Anfallsbehandlung<br />

• Beseitigung der auslösenden Ursachen des Anfalls<br />

• Behandlung der Gefäßsklerose und Elimination der Risikofaktoren<br />

• Senkung des myokardialen Sauerstoffbedarfs durch Pharmaka oder Bypassoperation<br />

• Verhinderung von Komplikationen wie Arrhythmien, Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt oder plötzlicher Herztod<br />

Therapie des Angina-pectoris-Anfalls:<br />

Mittel der Wahl im Anfall ist Nitroglycerin als Zerbeißkapsel, Spray, Sublingualtablette NO wird frei und es kommt zur Vasodilatation<br />

Anfallsprophylaxe und Dauertherapie bei Angina pectoris:<br />

• Retardnitrate<br />

• Betablocker<br />

• Kalziumkanalblocker<br />

• Hemmstoffe der Gerinnung<br />

• Lipidsenker<br />

Mittel der Wahl bei stabiler wie instabiler AP sind auch hier Nitrate zur Linderung der Symptome. Bei stabiler Angina pectoris wird die<br />

Dauerbehandlung mit Nitrat oder einem Kalziumkanalblocker begonnen. Bei unzureichender Wirkung werden Beide kombiniert und falls<br />

nötig noch ein Betablocker hinzugefügt.<br />

Bei der Ruhe-AP, die häufig mit HI einhergeht, wird mit Nitrat und Betablocker begonnen und eventuell ein Diuretikum und ein ACE-<br />

Hemmer hinzugefügt.<br />

Bei Prinzmetal-AP wird mit Kalziumkanalblockern und/oder Nitraten behandelt. Diese Form der AP ist durch lang anhaltende<br />

Koronarspasmen charakterisiert.<br />

Nitrate und Molsidomin: bewirken eine Dilatation der Koronararterien und der venösen Kapazitätsgefäße. Dadurch wird das Myokard<br />

besser mit Blut versorgt, die Herzarbeit verbessert und der Sauerstoffbedarf vermindert. Zusätzlich sinkt der Blutdruck. Vertreter:<br />

• Glyceroltrinitrat (Nitroglycerin)<br />

• Isosorbiddinitrat<br />

• Isosorbidmononitrat<br />

• Molsidomin<br />

Betablocker genaueres siehe unter Betablocker<br />

• Atenolol<br />

• Metoprolol<br />

• Propranolol (wirkt nur bei stabiler AP)<br />

• Sotalol<br />

Kalziumkanalblocker sind arterioläre Vasodilatatoren und senken den myokardialen Sauerstoffbedarf über eine Verminderung der<br />

Druckarbeit. Bei Koronarspasmen wirken sie vasodilatierend, somit wirken Kalziumkanalblocker gut bei einer Prinzmetal-Angina.<br />

Für genaueres siehe Kalziumkanalblocker.<br />

• Diltiazem<br />

• Verapamil<br />

• Nifedipin<br />

• Amlodipin<br />

• Felodipin<br />

• Gallopamil<br />

Herzglykoside und ACE-Hemmer: der Einsatz dieser <strong>Med</strong>ikamente ist nur sinnvoll, wenn gleichzeitg eine HI besteht neben der Angina<br />

pectoris.<br />

Gerinnungshemmstoffe für genaueres siehe Thrombozytenaggregationshemmer<br />

Eingesetzt werden:<br />

• ASS<br />

• Abciximab<br />

• Tirofiban<br />

• Heparin<br />

17


Lipidsenker wirken sich ebenfalls positiv aus. HMG-CoA-Reduktasehemmer wie Levostatin, Simvastatin oder Pravastatin können<br />

Reinfarkte verhindern und die Lebenserwartung verlängern.<br />

Positiv inotrope Pharmaka<br />

Zu den positiv inotropen Substanzen gehören vor allem die Digitalisglykoside, aber auch Sympathomimetika und Phosphodiesterase-<br />

Hemmstoffe. Die Wirkungsmechanismen dieser Pharmaka sind unterschiedlich, die Gemeinsamkeit ist jedoch die Steigerung der<br />

Kontraktilitätskraft des Herzens.<br />

• Digitalisglykoside hemmen die Na + /K + -ATPase<br />

• Sympathomimetika wirken durch Aktivierung der Adenylatcyclase<br />

• PDE-Hemmstoffe sind kompetitive Hemmstoffe des Enzyms Phosphodiesterase<br />

Wirkung der Herzglykoside genauestens beschrieben weiter unten (Herzglykoside).<br />

(direkte) Sympathomimetika die sowohl α- als auch β-Rezeptoren stimulieren:<br />

• Adrenalin<br />

• Noradrenalin<br />

• Etilefrin<br />

• Norfenefrin<br />

• Dobutamin<br />

Noradrenalin: kann nur parenteral verabreicht werden und stimuliert α- als auch β-Rezeptoren. Die α-Stimulierung führt an den Gefäßen<br />

zu einer ausgeprägten Vasokonstriktion Erhöhung des peripheren Widerstands (Blutdruck steigt).<br />

Indikation: Schockzustände (anaphylaktischer Schock, neurogener Schock) mit minimalem Gefäßwiderstand.<br />

Adrenalin wird ebenfalls nur parenteral verabreicht und wirkt auf α- als auch β-Rezeptoren. Adrenalin bewirkt am Herzen: positive<br />

Chronotropie, positive Dromotropie, positive Inotropie. Die Herzautomatie und damit die Gefahr von HRST steigt.<br />

An Koronargefäßen und Mesenterialgefäßen wirkt Adrenalin vasodilatierend, an Haut und Muskeln überwiegt in höheren Dosen die<br />

Vasokonstriktion (in geringen Dosen wirkt es auf β-Rezeptoren und bei höheren Dosen auf α-Rezeptoren).<br />

Indikationen: Reanimation, Kreislaufkollaps, Schock, Anaphylaxie und als Zusatz bei Lokalanästhetika (zur Wirkungsverlängerung).<br />

PDE-Hemmstoffe werden eingesetzt zur Behandlung einer HI. Diese <strong>Med</strong>ikamente wirken positiv inotrop:<br />

• Amrinon<br />

• Enoximon<br />

• Milrinon<br />

Amrinon, Enoximon und Milrinon hemmen die Phosphodiesterase, die den Abbau von cAMP katalysiert. Dadurch steigt die intrazelluläre<br />

Konzentration des Second Messenger cAMP. Im Myokard steigt die Konzentration des intrazellulären Ca ++ und es resultiert eine positiv<br />

inotrope Wirkung am Herzen. An den glatten Gefäßmuskeln der peripheren Gefäße und der Koronarien führen die PDE-Hemmer zu einem<br />

Absinken der Ca ++ -Konzentration und zu einer Vasodilatation.<br />

Indikation: eine kurzfristige Behandlung von NYHA IV, die nicht auf Digitalis, Diuretika oder ACE-Hemmer ansprechen.<br />

Arterielle Hypertonie<br />

Blutdruckwerte über 140/90 können als pathologisch angesehen werden. Eine Behandlung sollte unbedingt begonnen werden, wenn die<br />

Werte öfters über 160/95 mmHg sind.<br />

Vor einer medikamentösen Behandlung sollten folgende Maßnahmen ausgeschöpft sein:<br />

• Gewichtsreduktion (kann den arteriellen Blutdruck senken)<br />

• Kochsalzrestriktion (bei vielen Patienten erhöht exzessive NaCl-Aufnahme den Blutdruck)<br />

• Einschränkung des Alkoholkonsums (übermäßige Alkoholaufnahme erhöht den Blutdruck)<br />

• Sport (wandern, laufen, schwimmen,…) kann den Ruheblutdruck vermindern<br />

• Vermeidung von Stress… sofern dies möglich ist.<br />

Zur Behandlung mit <strong>Med</strong>ikamenten stehen 5 große Gruppen zur Verfügung:<br />

• Diuretika: bevorzugt Thiaziddiuretika siehe Diuretika<br />

• β-Blocker Siehe Betablocker<br />

• Kalziumkanalblocker: bevorzugt Verapamil-Typ, Benzodiazepin-Typ siehe Kalziumkanalblocker<br />

• ACE-Hemmer / AT-Rezeptor-Blocker siehe ACE-Hemmer<br />

• α1-Blocker wirken vasodilatierend<br />

-) Prazosin<br />

-) Doxazosinmesilat<br />

-) Terazosin<br />

Man kann sowohl eine Monotherapie anwenden als auch eine Kombination von mehreren <strong>Med</strong>ikamenten (in schwereren Fällen).<br />

z.B.: Kombination von Diuretika mit β-Blocker<br />

oder Nifedipin (Dihydropyridin, welches auf Gefäße wirkt) mit β-Blocker (am besten einen β1-selektiven Betablocker, der hauptsächlich<br />

aufs Herz wirkt wie z.B. Metoprolol, Atenolol, Bisoprolol).<br />

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ACE-Hemmer / Angiotensin II Rezeptorblocker<br />

ACE Hemmer dienen als Mittel der Wahl bei der chronischen HI.<br />

Das Angiotensin-Converting-Enzyme spaltet vom Peptid Angiotensin-I das kleiner Peptid Angiotensin-II ab. Durch Bindung von ACE-<br />

Hemmern auf das ACE wird dieses inaktiviert und kann nicht mehr AT-I in AT-II umwandeln.<br />

ACE-Hemmer lassen sich in 2 Gruppen einteilen:<br />

Sofortwirksame ACE-Hemmer sind:<br />

-) Captopril<br />

-) Lisinopril<br />

Prodrugs, die erst in der Leber metabolisiert werden müssen, um wirksam zu sein<br />

-) Enalapril Enalaprilat<br />

-) Quinapril Quinaprilat<br />

-) Ramipril Ramiprilat<br />

ACE-Hemmer werden oral verabreicht und wirken ungefähr 24h. Die Elimination erfolgt über die Nieren.<br />

Bei einer Langzeittherapie gibt es keine Abschwächung durch das RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosterol-System). Deswegen hat sich die<br />

Therapie einer Herzinsuffizienz mit ACE-Hemmern gegenüber anderen Vasodilatantien bewährt (RAAS würde gegenregulieren durch<br />

eine reflektorische Sympathikusaktivierung).<br />

Wirkung:<br />

• Hemmung des ACE<br />

• Vasokonstriktorisches AT-II ↓<br />

• Aldosteronausschüttung ↓<br />

• ADH-Ausschüttung ↓<br />

• Durstgefühl & damit Wasseraufnahme ↓<br />

• Wirkungsverlängerung des vasodilatatorischen Bradykinins<br />

• Hemmung bzw. Rückbildung der Myokard- & Gefäßhypertrophie<br />

Indikation:<br />

• arterielle Hypertonie<br />

• chronische HI<br />

• Sekundärprophylaxe nach Myokardinfarkt (um einer möglichen HI entgegenzuwirken)<br />

NW:<br />

• Überschießende Blutdrucksenkung schwere Hypotonie<br />

• Hyperkaliämie durch Abnahme der Aldosteronausschüttung<br />

• Bei Patienten mit Nierenarterienstenosen (RAAS haltet einen gewissen Druck aufrecht und wird durch ACE-Hemmer inaktiviert)<br />

akutes Nierenversagen<br />

• Hemmung des Kinin-Abbaus erhöhte Kinin-Aktivität: Vasodilatation + Schleimhautschwellung es können<br />

angioneurotische Ödeme entstehen, die – wenn sie laryngeal auftreten – lebensbedrohlich sein können.<br />

• Reizhusten – wahrscheinlich durch Ansammlung von Kininen und Substanz P in der Bronchialschleimhaut<br />

• Allergische Reaktionen<br />

KI:<br />

• Schwangerschaft, Stillzeit<br />

• Nierenarterienstenosen<br />

• Kombination mit K + sparenden Diuretika<br />

Angiotensin-II-Rezeptor-Hemmer (AT1-Rezeptor-Blocker) können ebenfalls ins RAAS eingreifen, aber Beeinflussen nicht die Kinase-<br />

Funktion. Wichtige Vertreter:<br />

• Losartan<br />

• Valsartan<br />

• Candesartan<br />

• Eprosartan<br />

Die AT-II-Rezeptor-Antagonisten haben eine hohe Affinität zum AT1-Rezeptor und dissoziieren nur langsam wieder ab.<br />

Durch Blockade des Rezeptors: Hemmung der AT-II-Effekte (Wirkungen wie ACE-Hemmer)<br />

• Das vasokonstriktorische AT-II ↓ Vasodilatation<br />

• Aldosteronausschüttung ↓<br />

• ADH-Ausschüttung ↓<br />

• Durstgefühl und damit Wasseraufnahme ↓<br />

• Hemmung bzw. Rückbildung der Myokard- & Gefäßhypertrophie<br />

• kein Einfluss auf die Kinine und Substanz P<br />

AT-II-Rezeptor-Antagonisten werden oral aufgenommen („Blutdruckpulverl“)<br />

NW:<br />

• Starker Blutdruckabfall (Schwindel, Ohnmacht)<br />

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KI:<br />

• Hyperkaliämie<br />

• Kontraindiziert bei Nierenarterienstenosen Niereninsuffizienz<br />

• Schwangerschaft (teratogen)<br />

• Nierenarterienstenosen<br />

• Kombination mit K + sparenden Diuretika<br />

Herzinsuffizienz<br />

Bei der HI deckt die Herzarbeit (Blutauswurfleistung) nicht mehr den Sauerstoffbedarf der Peripherie. Ursachen sind vielfältig:<br />

• Erhöhte Druckbelastung (Hypertonie, Aortenklappenstenose)<br />

• Erhöhte Volumsbelastung (Herzfehler mit Shunt, Klappeninsuffizienz Pendelblut)<br />

• Behinderte Ventrikelfüllung (AV-klappenstenose, Herzbeuteltamponade,…)<br />

• Verlust kontraktionsfähigen Myokards (koronare Herzkrankheit, Myokardinfarkt, Gefügedilatation)<br />

Je nachdem, ob die HI plötzlich eintritt oder durch chronische Prozesse besteht, unterscheidet man:<br />

Akute HI: durch eine plötzlich auftretende Störung Myokardinfarkt<br />

Chronische HI: chronische Druckbelastung, chronische Volumsbelastung, KHK<br />

-) Druckbelastung führt zu konzentrischer Hypertrophie (krit. Herzgew. 500g)<br />

-) Volumsbelastung führt zu exzentrischer Hypertrophie<br />

Mögliche klinische Symptome:<br />

• Atemnot<br />

• Lungenödem<br />

• Herzvergrößerung<br />

• Erhöhter Venendruck, Halsvenenstauung<br />

• Knöchel-/ Unterschenkelödeme<br />

• Lebervergrößerung<br />

• Verminderte körperliche Belastbarkeit, rasche Ermüdung<br />

Weiters unterscheidet man zwischen:<br />

• Kompensierte HI: leichtere Form. Die Symptome fallen nur bei erhöhter körperlicher Belastung auf. Die<br />

Gegenregulationssysteme erhöhen die Herzleistung wieder (RAAS, Sympathikus,…)<br />

• Dekompensierte HI: hoher Schweregrad. Die Versuche das Herzminutenvolumen zu steigern schadet sogar mehr z.B.<br />

verstärkte Sympathikus & RAAS-Stimulation führt zu verstärkter Vasokonstriktion Herzbelastung überhöht, geringere<br />

Sauerstoffversorgung; bei zu starker Herzfüllung Überdehnung der Muskelfasern = Abnahme des SV<br />

Bei der Behandlung einer HI gibt es folgende Ansatzpunkte:<br />

• Senkung der Herzbelastung:<br />

-) Nachlastsenkung: durch Dilatation der Widerstandsgefäße signifikante Zunahme des SV<br />

-) Vorlastsenkung: durch Dilatation der Kapazitätsgefäße wichtiger therapeutischer Einsatz bei (akuter) Herzinsuffizienz mit<br />

lebensbedrohlicher Lungenstauung<br />

man verwendet dazu:<br />

x) ACE-Hemmer (Langzeittherapie)<br />

x) Nitrovasodilatatoren (Akuttherapie)<br />

• Diuretika: wirken gegen die Stauungssymptomatik (Lungenödem, periphere Ödeme)<br />

• Positiv inotrope Substanzen: steigern die Kontraktilität verbessern die Auswurfleistung (SV ↑)<br />

-) Herzglykoside bei chronischer HI mit Vorhofflimmern oder schwerer HI NYHA III, NYHA IV<br />

-) β1-Adrenozeptor-Agonisten: Dobutamin (akute HI), Dopamin (bei Patienten mit HI und zusätzlich eingeschränkter<br />

Nierenfunktion wirkt auf die D1-Rezeptoren der Niere erhöhte Perfusion)<br />

• Betablocker: senken die Herzfrequenz und schonen dadurch das Herz, weiters sinkt der Sauerstoffverbrauch.<br />

Antidepressiva<br />

Antidepressiva sind Pharmaka die gegen eine Depression wirken.<br />

Zu den Antidepressiva zählen:<br />

• Trizyklische Antidepressiva<br />

• Nicht-trizyklische Antidepressiva<br />

-) tetrazyklische Antidepressiva<br />

-) selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren<br />

-) selektiver Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren<br />

-) selektiver Serotonin + Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren<br />

-) MonoAminOxidase-Hemmer<br />

Die trizyklischen Antidepressiva leiten sich von den trizyklischen (=niederpotenten) Neuroleptika ab:<br />

• Imipramin<br />

20


• Clonipramin<br />

• Doxepin<br />

• Nortriptylin<br />

• Amitriptylin<br />

• Desipramin<br />

Tetrazyklische Antidepressiva:<br />

• Mianserin<br />

• Mirtazapin<br />

Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI):<br />

• Citalopram<br />

• Fluoxetin (NW: Serotoninsyndrom, GIT-Beschwerden, Libidostörungen)<br />

• Fluvoxamin<br />

• Paroxetin<br />

Selektiver Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor:<br />

• Reboxetin<br />

Selektiver Serotonin + Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor<br />

• Venlafaxin<br />

MonoAminOxidase-Hemmer:<br />

• Tranylcypromin (irreversibel) [MAOA+B]<br />

• Moclobemid (reversibel) [MAOA]<br />

Allgemeine Wirkung: man vermutet, dass Depressionen auf einer Verminderung der noradrenergen und/oder serotinergen<br />

Neurotansmission im ZNS beruhen. Die Antidepressiva bewirken einen erhöhten Noradrenalin und/oder Serotoninspiegel im synaptischen<br />

Spalt<br />

• Trizyklische AD: Hemmung des Reuptake-Mechanismus der Monoamine (Noradrenalin, Serotonin, Dopamin)<br />

• Tetrazyklische AD: α2-Antagonisten: hemmen den präsynaptischen negativen Feedback von Noradrenalin auf die noradrenergen<br />

Neurone<br />

• Selektive Reuptake-Inhibitoren: hemmen selektiv den jeweiligen Reuptake<br />

• MAO-Hemmer: hemmen den Abbau der Monoamine<br />

Applikation: oral lipophil (müssen ja ins ZNS gelangen)<br />

Elimination: hepatische Metabolisierung und renale Elimination<br />

Wirkungen:<br />

Antidepressiva haben 2 Hauptwirkungen:<br />

• Depressionslösung (stimmungsaufhellend): bewirken alle Antidepressiva<br />

• Entweder Antriebssteigerung / Sedierung 2 Gruppen<br />

-) Amitriptylin-Typ: dämpfend (sedativ) – hierzu gehören die meisten trizyklischen AD, sowie die tetrazyklischen<br />

-) Desipramin-Typ: antriebssteigernd – hierzu gehören Desipramin, alle selektiven Reuptake-Inhibitoren und MonoAminOxidase-<br />

Inhibitoren<br />

Indikation:<br />

Depressive Verstimmungen (Erkrankungen)<br />

• Antidepressiva vom Amitriptylin-Typ werden eingesetzt bei einem manisch agitierten depressiven Syndrom<br />

• Antidepressiva vom Desipramin-Typ werden eingesetzt bei einem gehemmt-apathischen, depressiven Syndrom<br />

Die Antidepressive Wirkung entsteht mit einer Latenz von 2 Wochen, die antriebssteigernde Wirkung setzt sofort ein (Achtung:<br />

Suizidgedanken könnten umgesetzt werden)<br />

NW:<br />

• Blockade der Muscarinrezeptoren anticholinerge Symptome, vor allem bei den trizyklischen AD (Mundtrockenheit,<br />

Akkomodationsstörungen, Obstipation, Miktionsbeschwerden, Tachykardie, ZNS: Kämpfe, Atemdepression, Koma, Schock,…)<br />

• Zentrale Blockade von H1-Rezeptoren: Sedation, Schläfrigkeit, Müdigkeit<br />

• Zentrale Blockade von Serotonin-Rezeptoren (Hungerzentrum) Appetitsteigerung, Gewichtszunahme<br />

• Kardiotoxische Wirkung (HRST,…)<br />

• Blockade von α1-Adrenorezeptoren: Blutdruckabfall, orthostatischer Kollaps,…<br />

• Allergische Reaktion: Exantheme, Transaminasenanstieg, Ikterus, Hämatopoese, Leukopenie<br />

MonoAminOxidase-Hemmer (Tranylcypromin, Moclobemid):<br />

Wirkungsmechanismus: verminderter Abbau von Monoaminergen Transmittern (Noradrenalin, Adrenalin, Serotonin, Dopamin) <br />

indirekt sympathomimetische Wirkung<br />

Wirkungen:<br />

Die MAO-Inhibitoren wirken zunächst antriebssteigernd und erst nach 2 Wochen stimmungsaufhellend.<br />

21


Indikation: MAO-Inhibitoren kommen zum Einsatz bei gehemmt-depressiven Syndromen, besonders bei Therapieresistenz gegenüber<br />

anderen AD<br />

NW:<br />

• Durch MAO-Inhibition: Blutdruckanstieg bis zur hypertensiven Krise<br />

• Durch MAO-Inhibition: Verstärkung der Wirkung von Thyramin (und anderer indirekter Sympathomimetika): Gefahr der<br />

hypertensiven Krise durch Thyramin in der Nahrung (gereifter Käse, Rotwein). Auch Verstärkung der Wirkung von<br />

Katecholaminen, Sympathomimetika,…<br />

• Keine Kombination mit Serotonin-Reuptake-Pharmaka – sonst kommt es zum Serotonin-Syndrom Tachykardie, eventuell<br />

erhöhter Blutdruck, Tremor, Krämpfe, Hyperthermie, Halluzinationen, Bewusstseinsstörungen bis Koma<br />

Lithium: bei manisch-depressiven Zuständen<br />

NW: feinschlägriger Tremor, GIT-Störungen, Leukozyten,…<br />

Lipidsenker<br />

Man unterscheidet:<br />

• HMG-CoA-Reduktase-Hemmer<br />

• Fibrate<br />

• Austauschharze<br />

HMG-CoA-Reduktase-Hemmer = CSE (Cholesterin-Synthese-Enzym) Hemmer ist der bedeutenste LDL-Lipidsenker. Die Vertreter<br />

sind:<br />

• Lovostatin (erster HMG-CoA-Hemmer, isoliert aus dem Aspergillus-Pilz)<br />

• Simvastatin<br />

• Pravastatin<br />

• Fluvastatin<br />

Die Applikation erfolgt oral, die Elimination erfolgt in der Leber ausgeprägter first-pass-effect (Wirkung bleibt auf die Leber<br />

beschränkt). Hepatische Metabolisierung über Cytochrom-P450-Mischoxygenasen Wechselwirkungen mit anderen <strong>Med</strong>ikamenten kann<br />

zu überhöhten HMG-CoA-Reduktase-spiegeln führen Gefahr myotoxischer NW<br />

Wirkung:<br />

• Bewirkt eine kompetitive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase (geschwindigkeitsbestimmendes Enzym der Cholesterinsynthese)<br />

• Reduzierten Cholesterinbiosynthese<br />

• Kompensatorische Zunahme der zellulären LDL-Rezeptoren, um den Cholesterinbedarf zu decken deutliche Abnahme des<br />

Plasma-LDL<br />

In Kombination mit Austauschharzen (Cholestyramin, Colestipol) kann der LDL Spiegel um bis zu 60% gesenkt werden<br />

NW:<br />

• GIT-Beschwerden<br />

• Häufig Kopfschmerzen<br />

• Allergische Reaktionen<br />

• Transaminasen-Anstieg<br />

• CK-Erhöhung (Kreatinkinase)<br />

Indikation: 1. Wahl bei Hypercholesterinämie (möglicherweise auch in Kombi mit Austauschharzen oder Fibraten)<br />

KI:<br />

• Lebererkrankungen<br />

• Muskelerkrankungen<br />

• Schwangerschaft, Stillzeit<br />

• Überempfindlichkeit<br />

Fibrate: senken überwiegend den Triglyceridwert und nur wenig den LDL-Wert 1. Wahl bei überwiegender Hypertriglyceridämie. Wird<br />

auch kombiniert mit HMG-CoA-Reduktase-Hemmern bei schwerer kombinierter Hyperlipidämie.<br />

Austauschharze: senken mäßig LDL, werden bei schwerer Hypercholesterinämie mit HMG-CoA-Reduktase-Hemmern kombiniert.<br />

Leichte Schmerzen<br />

Für leichte Schmerzen setzt man Nicht-Opioid-Analgetika ein siehe nozizeptives System<br />

Saure Analgetika:<br />

• Acetylsalicylsäure<br />

• Ibuprofen<br />

• Diclofenac<br />

• Indometacin (wird bevorzugt bei einem akuten Gichtanfall eingesetzt)<br />

• Mefenaminsäure<br />

Nicht saure Analgetika:<br />

22


• Paracetamol (verursacht weniger GIT-Störungen Antidot bei Vergiftung: N-Acetylcystein – es ersetzt die Wirkung von<br />

Gluthation)<br />

• Pyrazolderivate (Metamizol, Phenazon, Propyphenazon)<br />

<strong>Med</strong>ikamente die nicht über die Hemmung der COX wirken:<br />

• Flupirtin: ist ein mittelstark wirkendes Analgetikum, welches zusätzlich muskelrelaxierend wirkt. Es hemmt die spinale<br />

Weiterleitung von aufsteigenden nozizeptiven Impulsen durch Aktivierung von einwärts gerichteten K + -Kanälen Stabilisierung<br />

des Ruhemembranpotentials.<br />

• Nefopam: ist ein mittelstark wirkendes Analgetikum, welches vermutlich die schmerzmodulierenden noradrenergen und<br />

serotonergen Neurone beeinflusst. Es hemmt die neuronale Aufnahme von Noradrenalin, Serotonin und Dopamin und wirkt<br />

anticholinerg und antihistaminerg.<br />

Antituberkulotika<br />

Als Antituberkulotika werden diejenigen <strong>Med</strong>ikamente bezeichnet, mit denen man Tuberkulose (TBC, Schwindsucht) behandeln kann. Da<br />

sich die Erreger nur sehr langsam teilen und in den tuberkulösen Granulomen lange Zeit ruhen können, ist die Gefahr der<br />

Resistenzentwicklung bei Mykobakterien besonders hoch. Bei gesicherter Tuberkulose oder auch nur hochgradigem Tuberkuloseverdacht<br />

müssen daher alle Patienten mit einer Kombinationstherapie aus mehreren speziell gegen Mycobacterium tuberculosis wirksamen<br />

Antibiotika (auch Antituberkulotika genannt) behandelt werden. Außerdem muss die Behandlungsdauer ebenfalls wegen der langsamen<br />

Teilungsgeschwindigkeit unbedingt ausreichend lang sein, um Rückfälle zu vermeiden.<br />

Pharmaka der 1. Wahl:<br />

• Isoniazid bakterizid<br />

• Rifampicin bakterizid<br />

• Pyrazinamid bakterizid<br />

• Streptomycin bakterizid<br />

• Ethambutol bakteriostatisch<br />

Reihenfolge der Wirkstärke:<br />

Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid > Ethambutol > Streptomycin<br />

Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, verursacht durch Mycobakterien (=säurefeste lipid/wachsreiche Stäbchen) typisch: „verkäsende“<br />

Granulome.<br />

Mykobakterien werden unterteilt in:<br />

• Klassische Mykobaktieren (M. tuberculosis, M. bovis, M. africanum)<br />

• Atypische Mycobaktieren (M. avium)<br />

• M. leprae<br />

Beim tuberkulösen Patienten kommen Tuberkulosebaktieren in 3 Zustandsformen vor:<br />

• Metabolisch aktiv, relativ hohe Teilungsrate: extrazelluläre Lage<br />

• Metabolisch wenig aktiv, intrazelluläre Lage (in Makrophagen/Granulomzellen)<br />

• Als Persister (inaktiv, aber reaktivierbar) umschlossen im verkäsenden Granuom (O2↓)<br />

Die antituberkulöse Therapie ist eine langdauernde Kombinationstherapie, um<br />

a) Resistenzentwicklung zu vermeiden<br />

b) Alle Zustandsformen der Mycobakterien (mit folglich unterschiedlicher Empfindlichkeit gegen Antituberkulotika) zu therapieren<br />

– Rückfälle durch Persister zu vermeiden<br />

Standardmedikation der Tuberkulosetherapie:<br />

Üblicherweise 6 Monate (oder noch länger)<br />

Für 2 Monate: 3er Kombination<br />

Anschließend 4 Monate: 2er Kombination zur Stabilisierung<br />

Initialtherapie: 3-fach Kombination: Isoniazid + Rifampicin + Pyrazinamid<br />

Stabilisierungtherapie: 2-er Kombi: Isoniazid + Rifampicin<br />

Ethambutol und Streptomycin werden als Reserveantibiotikum verwendet oder zur Sicherheit bei immunsupprimierten Patienten (HIV)<br />

Isoniazid: es wirkt bakterizid auf typische Tuberkulosebakterien: Isoniazid wird anstelle von Nicotinsäure in NAD + eingebaut – die NAD-<br />

Blockierung führt zu gesteigertem Anfallen von reaktiven Sauerstoffmetaboliten DNS-Schädigung, Enzymschädigung,<br />

Lipidwandschädigung.<br />

Die NW sind bei üblicher Dosierung sehr gering. Bei Überdosierung: hepatotoxisch, Kopfschmerzen, Hämatopoesestörung, GIT-<br />

Beschwerden, psychische Störungen durch Vitamin B6-Antagonismus.<br />

KI: schwere Lebererkrankungen, periphere Neuropathien oder ZNS-Vorerkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit<br />

Rifampicin: wirkt durch Hemmung der RNS-Polymerase von Tuberkulosebakterien (dadurch Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese).<br />

Wechselwirkungen:<br />

• Eigene beschleunigte Metabolisation (P450-Enzyminduktion)<br />

• Verminderte Wirkung oraler Antikoagulantien<br />

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• Verminderte Wirkung oraler Kontrazeptiva<br />

• Verminderte Wirkung oraler Antidiabetika<br />

• Verminderte Wirkung von Glucocorticoiden<br />

NW: hepatotoxisch, Orangefärbung von Körpersekreten, GIT-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen),<br />

Hämatopoesestörungen, neurotoxisch, allergische Reaktionen<br />

KI: Schwangerschaft, Stillzeit, schwere Lebererkrankungen<br />

Pyrazinamid wirkt wie Isoniazid.<br />

NW: hepatotoxisch, GIT-Beschwerden, Hyperurikämie durch Steigerung der tubulären Rückresorption, Gelenkbeschwerden, allergische<br />

Reaktionen, ZNS-Störungen, Hämatoposestörungen.<br />

KI: schwere Lebererkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit, Gicht, Nierenfuntionsstörungen<br />

Ethambutol wirkt als einziges <strong>Med</strong>ikament bakteriostatisch. Der Mechanismus ist unklar.<br />

NW: normalerweise gut verträglich, aber bei Überdosierung: Risiko der Neuritis Nervi optici (Entzündung des Sehnerven), allergische<br />

Reaktionen<br />

KI: Allergie, Vorschädigung des N. opticus, Schwangerschaft, Stillzeit, Leber-/ Niereninsuffizienz<br />

Streptomycin = „Sonderfall“ eines Aminoglykosids. Es wirkt indem es an die bakteriellen Ribosomen bindet und die Proteinsynthese stört.<br />

Streptomycin wirkt gegen Tuberkelbakterien, Enterobakterien, Pseudomonas und Staphylokokken.<br />

NW: ototoxisch (innenohrschädigend), nephrotoxisch, neuromuskuläre Blockade (gehemmte ACh-Freisetzung), Allergie, GIT-<br />

Beschwerden<br />

KI: Schwangerschaft, Stillzeit, Niereninsuffizienz, Nierenschäden, Allergie, Myasthenia gravis, Innenohrschäden<br />

N muscarin Antagonisten<br />

ergänzend: Muskarinrezeptorantagonisten siehe sonstige Fragen<br />

• Atropin<br />

• Scopolamin<br />

• Butylscopolamin (Buscopan)<br />

• Ipratropiumbromid<br />

• Pirenzepin<br />

• Biperiden<br />

Wirkungen:<br />

• positiv chronotrop (Herz schlägt schneller)<br />

• positiv dromotrop (AV-Überleitung ist schneller)<br />

• Bronchodilatation, weniger Schleimbildung<br />

• Motilität, Spasmen im GIT werden weniger<br />

• Gallenblasenrelaxation<br />

• Harnblasenrelaxation, aber Erhöhung des Sphinktertonus<br />

• Mydriasis (Pupillenerweiterung), Nahakkomodationsstörung<br />

• Verminderte Tränendrüsensekretion<br />

• Verminderte Speichelproduktion<br />

• Besserung der Symptome des Morbus Parkinson<br />

Benzodiazepine<br />

Finden eine breite Anwendung als:<br />

• Anxiolyticum<br />

• Sedativum (Tranquillizer)<br />

• Hypnoticum<br />

• i.v.-Narkotkum (Kurzhypnoticum)<br />

• Antikonvulsivum<br />

Wichtige Benzodiazepine:<br />

Kurz wirkend:<br />

• Midazolam (Dormicum) i.v. Kurznarkotikum (nach Injektion ist der Patient sofort in einem schläfrigen Zustand<br />

[Narkoseeinleitung], bei Überdosis Hemmung / Lähmung des Atemzentrums und anterograde Amnesie möglich)<br />

• Triazolam oral Hypnoticum (bestes Schlafmittel)<br />

Mittellang wirkend:<br />

• Temazepam oral Hypnoticum<br />

• Lormetazepam oral Hypnoticum<br />

Lang wirkend:<br />

• Nitrazepam oral Hypnoticum (schnelle Resorption akut schlafinduzierend, jedoch langsame Elimination)<br />

• Flunitrazepam (Rohypnol) oral/i.v. Hypnoticum / i.v. Kurznarkoticum<br />

• Diazepam (Valium) oral/i.v. Anxiolyticum / Hypnoticum / i.v.-Kurznarkoticum / Antikonvulsivum<br />

• Clonazepam oral Antikonvulsivum<br />

• Chlorazepam Antikonvulsivum<br />

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• Clobazam oral Antikonvulsivum<br />

• Oxazepam kaum akute Wirkung, aber gut für langandauernde anxiolytische Therapie<br />

In der Anästhesie als i.v.-Kurznarkotikum gerne verwendet:<br />

• Midazolam (Dormicum)<br />

• Diazepam (Valium)<br />

• Flunitrazepam (Rohypnol)<br />

Wirkmechanismus: Bindung an zentrale „Benzodiazepinbindungsstellen“ der GABAA-Rezeptoren: bewirkten eine verlängerte Öffnung<br />

von GABAA-Chlorid-Kanälen verstärkte Wirkung des dämpfenden Transmitters GABA.<br />

Wirkung:<br />

• Anxiolytisch, sedativ-hypnotisch Anwendung als Anxiolyticum & Schlafmittel (schlafanstoßend Triazolam,<br />

Durchschlafmittel Diazepam)<br />

• Antikonvulsiv Anwendung als Antiepileptikum (Status epilepticus)<br />

• Zentral muskelrelaxierend Achtung – Nebenwirkungen<br />

• Hypnotisch-narkotisch Anwendung als i.v.-Kurznarkotium (kurzfristig hochkonzentriert im ZNS)<br />

• Anxiolyse in der Notfallmedizin (Herzinfarkt, Schwerverletzte beim Transport)<br />

NW:<br />

Im Gegensatz zu Barbituraten haben Benzodiazepine eine relativ hohe therapeutische Breite (sie sind nicht atem- & kardiodepressiv, nicht<br />

vagusstimulierend, nicht enzyminduzierend, aber zentral muskelrelaxierend im Gegensatz zu den Barbituraten).<br />

• Gleichgültigkeit, Passivität der Patienten<br />

• Schläfrigkeit, Tagesmüdigkeit<br />

• Reaktionszeitverlängerung<br />

• Muskelschwäche, verwaschene Sprache, „muskulär bedingte“ Atemdepression<br />

• Verminderte Konzentrationsfähigkeit<br />

• Libidoverlust<br />

• Floppy-infant-syndrom (da Benzodiazepine plazentagängig sind) trinkfaul, schläfrig, schlapp, ruhig-sediert, Probleme mit der<br />

Atmung)<br />

• Reboundinsomnie: plötzliches Absetzten der Benzodiazepin-Therapie löst Rebound-Phänomen aus Angstzustände, Tremor,<br />

Tinnitus, Krämpfe,…<br />

• Bei einer versehentlichen intraarteriellen Injektion kann es zu Extremitätennekrosen kommen<br />

• Gangunsicherheit bei älteren Menschen wegen Muskelrelaxation Knochenbrüche<br />

• Anterograde Amnesie (Erinnerungslücke für die erste Zeit nach der Injektion)<br />

• Paradoxe Reaktion gegenteilige Wirkung<br />

• Abhängigkeit (schwach, aber vorhanden)<br />

• Bei Leberschaden Abbau verzögert (bei älteren Menschen öfter der Fall)<br />

KI:<br />

• Schwangerschaft (floppy-infant-syndrom)<br />

• Myasthenia gravis (starke Muskelschwäche)<br />

• Alkohol verstärkte Alkoholwirkung<br />

Intoxikation:<br />

Eine tödliche Dosis nur mit Benzodiazepinen ist nahezu unmöglich. Jedoch kann es zu einer Mischintoxikation kommen (z.B. mit<br />

Alkohol), was tödlich enden kann ZNS-Depression bis zum Koma, Ateminsuffizienz<br />

Therapie: bei Monointoxikation Aktivkohle, ausreichende Oxygenierung und bei schwereren Fällen Gabe des Antidot Flumazenil<br />

(konkurriert um spezifische Bindungsstelle hat keine intrinsische Wirkung)<br />

Asthma bronchiale<br />

Asthma bronchiale ist eine sehr häufige Erkrankung der Atemwege und in den Industrieländern sind 5-10% der Bevölkerung davon<br />

betroffen. Laut WHO ist COPD = Asthma bronchiale die 4. häufigste Todesursache nach Herzerkrankungen. Asthma bronchiale ist eine<br />

chronisch rekurrierende (wiederauftretende) Atemwegserkrankung, die mit einer Infiltration des Bronchialgewebes durch<br />

Entzündungszellen (Lymphozyten, Granulozyten) und der Bildung verschiedener <strong>Med</strong>iatoren (Leukotrine) einhergeht.<br />

Die Krankheit ist charakterisiert durch akutes, anfallsweises Auftreten von Atemnot, Husten, Verschleimung und keuchende, verzögerte<br />

Ausatmung. Beim Abhören der Lunge treten im oberen Bereich charakteristische musikalische Geräusche auf. Die Symptome kommen<br />

durch Hypersekretion und Ödeme der Bronchialschleimhaut zustande, sowie durch (reversible) Spasmen der glatten Muskulatur der<br />

Bronchiolen. Es kommt zu alveolärer Überdehnung, obstruktiver Ventilationsstörung, Hypoxie, Hyperkapnie und Atemnot. Die<br />

Bronchokonstriktion wird durch die Gewebshormone Histamin, Serotonin, Leukotrine und Bradykinin veranlasst, die nach der Freisetzung<br />

von IgE aus den Mastzellen ausgeschüttet werden.<br />

Die schwere der Krankheit wird in 4 Stadien eingeteilt:<br />

• Stufe I: gelegentliche leichte Asthmaanfälle (seltener als 2x/Woche), Tiffenau-Test auf 80% des altersabhängigen Sollwerts. Die<br />

Lungenfunktion kann durch Sympathomimetikaspray normalisieren.<br />

• Stufe II: Anfälle maximal 1x/Tag, Atemstoßtest 60-80%<br />

• Stufe III: Symptome bestehen täglich und ca. 5x im Monat treten nächtliche Anfälle auf<br />

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• Stufe IV: ständige Dyspnoe, häufige nächtliche Anfälle<br />

Bei einem Asthmaanfall setzt ein (Inhalations-) Allergen oder ein nicht-immunologischer Stimulus (z.B. viraler Atemwegsinfekt) aus<br />

bronchialen Mastzellen v.a. bronchokonstriktorische <strong>Med</strong>iatoren frei.<br />

Die sofortige Histaminausschüttung löst sogleich Bronchokonstriktion aus (=Sofortreaktion). Schließlich sammeln sich chemotaktisch<br />

herbeigelockte Entzündungszellen an, sowie Leukotrine: die Bronchokonstriktion & Schleimhautschwellung wird<br />

aufrechterhalten/verstärkt (=Spätreaktion).<br />

Die Therapie hat mehrere Angriffsmöglichkeiten:<br />

• Antigenkarenz (Vermeidung des Antigens und/oder Hyposensibilisierung)<br />

• Bronchodilatation durch β2-Agonisten, Muscarinrezeptor-Antagonisten, Theophyllin<br />

• Behandlung der Entzündung mit Glucocorticoiden, Mastzelldegranulations-Hemmer, (Leukotrin-Rezeptor-Antagonisten)<br />

Um eine systemische Wirkung weitestgehend zu vermeiden, werden die Asthma-<strong>Med</strong>ikamente vorzugsweise durch Inhalation appliziert.<br />

• β2-Adrenozeptor-Agonisten NW: Tachykardie bis Kammerflimmern (KI: Diabetes mellitus, KHK, β-Blocker gegenseitige<br />

Aufhebung)<br />

• Muscarinrezeptor-Antagonisten (z.B. Atropin, Scopolamin, Ipratropiumbromid, Pirenzepin,…)<br />

• Theophyllin bronchodilatorisch, geringe therapeutische Breite zentral: Krämpfe<br />

• Glucocorticoide (bei Kindern Wachstumsstörung)<br />

• Degranulationshemmer<br />

Therapie bei Status asthmaticus:<br />

Sofortige Vermeidung des Antigens (das den Asthmaanfall auslöste) und Gabe von:<br />

• Bronchodilatatoren (β2-Agonisten, Muscarinrezeptor-Antagonisten, Theophyllin) wirkt gegen die Sofortreaktion<br />

• Entzündungshemmern (Glucocorticoide, Mastzelldegranulations-Hemmer, Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten) wirkt gegen<br />

die Spätreaktion<br />

Orale Antidiabetika<br />

Sulfonylharnstoff-derivate wirken blutzuckersenkend. Die blutzuckersenkende Wirkung wurde zufällig entdeckt: Sulfonamide wurden als<br />

Antibiotika (sie hemmen die Folsäure-Synthese) eingesetzt – bei bestimmten Präparaten zeigten behandelte Patienten Symptome der<br />

Hypoglykämie (Schwitzen, Tremor in den Händen/Fingern, Tachykardie,…) man erkannte so die Möglichkeit, mit dem bestimmten<br />

Sulfonamid-Präparat auch diabetische Patienten zu behandeln.<br />

Heute werden folgende <strong>Med</strong>ikamente eingesetzt:<br />

• Glipizid<br />

• Gliquidon<br />

• Glibenclamid (wird am häufigsten eingesetzt)<br />

• Glimepirid (besonders lange Wirkdauer)<br />

Die Applikation erfolgt oral und die Elimination erfolgt durch hepatische Metabolisierung & renale Elimination Hypoglykämiegefahr<br />

bei Leber-/Niereninsuffizienz<br />

Wirkung:<br />

• Pankreatischer Effekt: selektiver Effekt auf die β-Zellen des Pankreas: fördert die Insulinfreisetzung, indem die K + Sickerkanäle<br />

blockiert werden Öffnung spannungsregulierter Ca ++ Kanäle gesteigerte Insulinfreisetzung. Beim Typ I Diabetiker sind<br />

Sulfonylharnstoffderivate ohne therapeutische Wirkung da die insulinbildenden Zellen nicht vorhanden sind<br />

• Extrapankreatisch (Glibenclamid, Glimepirid):<br />

-) Hemmung der hepatischen Glukoseproduktion (Glykogenolyse)<br />

-) Verminderung der Insulinrezeptor-Down-Regulation<br />

-) erhöhte Sensibilität der Insulinrezeptoren für Insulin<br />

NW:<br />

• Hypoglykämie<br />

• GIT-Beschwerden<br />

• Allergische Hautreaktionen (Sulfonamid-Allergie)<br />

• Blutbildveränderungen (hämolytische Anämie, Thrombozytopenie, Agranulozytose)<br />

• Alkoholunverträglichkeit (durch Hemmung der Aldehyddehydrogenase)<br />

• Gewichtszunahme<br />

• Teratogen<br />

Indikation: Diabetes mellitus Typ II (wenn die Diät unzureichende Wirkung zeigt)<br />

Orale Antidiabetiker lassen sich mit anderen Antidiabetikern kombinieren.<br />

KI:<br />

• Typ I Diabetes<br />

• Schwangerschaft, Stillzeit<br />

• Stresssituation mit erhöhtem Glukosebedarf: OP, schwere Infektionen,…<br />

26


• Schwere Leberschäden oder Niereninsuffizienz<br />

• Sulfonamid-Allergie<br />

Weitere orale Antidiabetika:<br />

• Biguanide (z.B.: Metformin): senkt in Anwesenheit von Insulin den Blutzucker und verbessert den Kohlenhydratstoffwechsel<br />

durch erhöhten Glukosetransport in Muskel- und Fettzellen, Hemmung der Glukonegogenese und Hemmung der<br />

Kohlenhydratresorption im Darm.<br />

NW: Diarrhoe, Flatuleszenz, Übelkeit, Erbrechen, Laktatazidose<br />

Indikation: Diabetes mellitus Typ II, wenn eine Diät unzureichend ist.<br />

KI: Schwangerschaft, Nierenfunktionsstörungen, Alkoholismus<br />

• Guargranulat: Verzögerung der Glukoseresorption Senkung der postprandialen Blutzucker-spitzen<br />

• α-Glucosidase-Hemmer (z.B.: Acarbose): langsamere, verminderte Glukoseresorption mit geringeren postprandialen Blutzuckerspitzen<br />

• Glinide: ein Benzoesäure-Derivat, welches die Insulin-freisetzung stimuliert (z.B.: Repaglinid, Nateglinid): im Gegensatz zu<br />

Sulfonylharnstoff-Derivaten gibt es keine Beeinflussung der basalen Insulinsekretion (langandauernde Wirkung), sondern nur<br />

Senkung des postprandialen Blutzuckerspiegels<br />

• Insulinsensitizer (z.B.: Pioglitazon, Rosiglitazon): bewirken eine verbesserte Insulinwirkung an Fett-, Muskel- & Lebergewebe<br />

NW: Gewichtszunahme, Ödemneigung<br />

KI: Herzinsuffizienz, Hypertonie, Leber & Nierenfunktionsstörungen, Schwangerschaft, Kombination mit Insulingabe<br />

Indikation: Diabetes mellitus Typ-II, oft in Kombination mit Sulfonylharnstoffderivaten oder Metformin<br />

Wechselwirkungen:<br />

Die Wirkung von Insulin oder oraler Antidiabetika kann verstärkt werden durch:<br />

• β-Blocker Blockade des Sympathikus bei längerer Einnahme: BZ-senkend<br />

• Reserpin (Neuroleptikum)<br />

• Clonidin, Moxonidin (Blutdruckmittel)<br />

• Guanethidin (Blutdruckmittel)<br />

• Alkohol Hemmung der Gluconeogenese durch Alkohol<br />

• Sulfonamide, Cumarine, ASS Verdrängung von Sulfonylharnstoff-Derivaten aus der Plasmabindung und dadurch<br />

Wirkungsverstärkung<br />

Abgeschwächte Wirkung:<br />

• β-Sympathomimetika insulinantagonistische Hormone<br />

• Glukokortikoide insulinantagonistische Hormone<br />

• Schilddrüsenhormone insulinantagonistische Hormone<br />

• Östrogene insulinantagonistische Hormone<br />

• Glucagon insulinantagonistisches Hormon<br />

• Diuretika (Thiazide, Schleifendiuretika) verminderte Glukosetoleranz<br />

Supraventrikuläre Tachyarrhythmie<br />

Supraventrikuläre HRST können tachykard oder bradykard sein, wobei die tachykarden Rhythmusstörungen häufiger sind. Die Gruppe der<br />

supraventrikulären Tachykardien umfasst folgende Rhythmusstörung:<br />

• Sinustachykardie oder Sinusknotentachykardie<br />

• Vorhofextrasystolen<br />

• Ektope atriale Tachykardie<br />

• AV-Knoten-Reentry-Tachykardie<br />

• Vorhofflattern<br />

• Vorhofflimmern<br />

• Klasse IA AA (Chinidin, Ajmalin) sind Mittel 1. Wahl bei der Akuttherapie von supraventrikulären Tachyarrhythmien<br />

• Klasse II AA (β-Blocker) und Klasse IV AA (Ca ++ -Blocker), Klasse III AA, Digitalis-Glykoside wirken gut bei der<br />

Dauertherapie von supraventrikulären Tachykardien<br />

• Chinidin Kardioversion bei Vorhofflimmern/-flattern<br />

• Ajmalin i.v. zur Akuttherapie von supraventrikulären Tachykardien<br />

• Prajmalin 2. Wahl zur Dauertherapie supraventrikulärer/ventrikulärer Tachyarrhythmien<br />

• β-Blocker antagonisieren die Effekte der Katecholamine. Durch Abflachung der diastolischen Depolarisation wirken sie<br />

Automatien entgegen & verzögern „slow-response“ Potentiale der Schrittmacher. Daher nimmt die Sinusfrequenz ab und es<br />

entsteht eine verzögerte AV-Überleitung (erhöhte Siebwirkung). Daher sind Klasse II AA (Betablocker) besonders geeignet zur<br />

Behandlung von Sinustachykardien und Supraventrikuläre Tachykardien (Vorhofflimmern, Vorhofflattern). Die<br />

Vorhoftachykardie selbst wird normalerweise nicht verhindert, sondern nur (durch Erhöhung der AV-Siebwirkung) die<br />

übergeleitete, erhöhte Kammerfrequenz herabgesetzt. In der Notfallmedizin setzt man daher Esmolol ein.<br />

• Sotalol langwirksamer Betablocker, wird daher bei supraventrikulären & ventrikulären HRST eingesetzt (Dauertherapie)<br />

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• Verapamil, Gallopamil, Diltiazem (ist ein Benzodiazepin) sind alle Calcium-Antagonisten und wirken daher neg. chronotrop<br />

(auf Sinusknoten), neg. dromotrop (auf AV-Knoten) und neg. inotrop (auf Arbeitsmyokard). Man setzt sie daher auch bei<br />

supraventrikulären Tachykardien ein oder bei Ventrikeltachykardie die durch Vorhofflattern verursacht wird.<br />

Thyreostatika<br />

Thyreostatika sind <strong>Med</strong>ikamente, die direkt oder indirekt die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen.<br />

• Thionamide (Thiamazol, Carbimazol, Propylthiouracil) Hemmung der SD-Hormon-Synthese<br />

• Perchlorate Hemmung der Jodaufnahme<br />

• Lithium Hemmung der SD-Hormon-Freisetzung<br />

Thionamide (=schwefelhaltige Thyreostatika):<br />

• Thiamazol wirkt direkt<br />

• Carbimazol wird im Darm & Blut zu Thiamazol umgewandelt<br />

• Propylthiouracil Anwendung bei toxischen oder allergischen NW von Thiamazol/Carbimazol, hemmt zusätzlich die periphere<br />

Umwandlung von T4T3<br />

Thionamide werden oral appliziert und brauchen ca. 1 Woche bis sie wirken, da ja noch eine Reserve vorhanden ist.<br />

Wirkung:<br />

• Hemmung der SD-Hormon-Synthese durch Hemmung der Anhängung von Jod an die Thyrosin-Reste des Thyreoglobulin<br />

• Prophylthiouracil hemmt zudem die periphere (cytosolische) Konversion von T4T3<br />

Ursache der Wirkung ist die Hemmung der Peroxidase.<br />

NW:<br />

• Diffuse Struma (=Drüsenschwellung): durch Absinken der SD-Hormone reaktiv erhöhte Spiegel von TSH<br />

• Allergische Hautreaktionen<br />

• Knochenmarksdepression bis zur Agranulozytose (starke Verminderung der Granulozyten)<br />

• GIT-Beschwerden<br />

• Leberschäden, Cholestase (Gallenstauung)<br />

Indikation:<br />

• Hyperthyreose<br />

• Thyreotoxische Krise (bei akuten Fällen verwendet man jedoch Jodid)<br />

KI:<br />

• Allergie<br />

• Schwere Lebererkrankungen<br />

• Schwangerschaft<br />

• (Struma)<br />

Perchlorat:<br />

Wird oral aufgenommen und hemmt die Jodidaufnahme. Ein merklicher Effekt stellt sich jedoch erst nach 1 Monat ein, da noch genug<br />

Vorstufen vorhanden sind und daher weiterhin SD-Hormone gebildet werden.<br />

NW: Gastritis, allergische Reaktionen, Lymphadenopathie (krankhafte Lymphknotenschwellung über 1cm), Struma.<br />

Aufgrund der starken Nebenwirkungen wird Perchlorat selten eingesetzt.<br />

Indikation:<br />

• Prophylaktisch vor jodhältiger Kontrastmittelgabe<br />

• Schutz vor Amjodaron-induzierter Hyperthyreose<br />

Lithium:<br />

Wirkung: hemmt die Hydrolyse des Thyreoglobulins und damit die SD-Hormonfreisetzung. Häufige Nebenwirkungen: Nausea (Übelkeit),<br />

Diarrhoen, Struma<br />

Lithium ist als allg. Thyreostakikum nicht zugelassen. Es wirkt weiters sedativ auf manisch depressive Patienten.<br />

Indikation: Anwendung bei toxischer Hyperthyreose – wenn sie Jod-induziert ist.<br />

Pharmakotherapie von Schilddrüsenerkrankungen:<br />

• Struma-prophylaxe (in Jodmangelgebieten) Jodidgabe<br />

• Unkomplizierte Struma Jodidgabe, L-Thyroxin<br />

• Komplizierte Struma Operation, Radiojodtherapie (radioaktives Jod mit Betastrahlung, zerstört Zellen in der Umgebung)<br />

• Hypothyreose L-Thyroxin, T4,T3-Kombinationspräparat (bei peripherer Umwandlungsstörung)<br />

• Hyperthyreose Tyreostatikagabe, OP, Radiojodtherapie<br />

Thyreotoxische Krise:<br />

= erhöhte Schilddrüsenhormonausschüttung mit extrem gesteigerten Stoffwechsel durch:<br />

• vorherige Jodidkontamination (Röntgenkontrastmittel, Amjodaron, Kaliumjodid,…)<br />

• exogen zugeführte Schilddrüsenhormone<br />

• autonome (Tumor, heißer Knoten), überschießende SD-Hormon-Bildung<br />

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Symptome der thyreotoxischen Krise:<br />

• Hyperthermie<br />

• Schwitzen, Flüssigkeitsverlust<br />

• v.a. bei kardialer Vorerkrankung: HRST, Tachykardien, akute HI, Angina pectoris, KHK,…<br />

• Erbrechen, Diarrhoen<br />

• Tremor, Unruhe<br />

Therapie:<br />

• Jodinduziert Lithium zur Blockade der Hormonausschüttung<br />

• Nicht-Jodinduziert hochdosierte Jodidgabe zur Blockade der Hormonsynthese & -ausschüttung<br />

• Thiamazol hemmt weitere Hormonbildung<br />

Begleitende Therapie:<br />

• β-Blocker: Senkung der Herzfrequenz, Verminderung von HRST, weniger Tremor & Unruhe<br />

• Ausgleich des Flüssigkeits- & Elektrolythaushalts<br />

• Physikalische Senkung der Körpertemperatur<br />

• Kalorienzufuhr mindestens 3000/d<br />

Züsätzliche Therapiemöglichkeit:<br />

• Radioaktives Jod: verhält sich wie normales Jod. Durch β-Strahlung zerstört es SD-Gewebe, HWZ ca. 1 Woche<br />

γ-Strahlung dient der Diagnostik<br />

NW: Entzündung, Hypothyreose<br />

KI: Schwangerschaft<br />

Indikation: bei inoperativen Karzinomen und alten Menschen<br />

Aminoglykoside<br />

Aminoglycosid Antibiotika sind in der Klinik die wichtigsten Kombinationspartner der β-Laktam-Antibiotika (Acylaminopenicilline,<br />

Cephalosporine) bei der Therapie lebensbedrohlicher Infektionen.<br />

Bei oraler Gabe keine Resorption, nur lokale Wirkung im Darm; HWZ: 1-2h bei intakter Nierenfunktion (Dosisanpassung:<br />

Plasmaspiegelbestimmung Talspiegel 1mg/l sollten nicht unterschritten werden und nicht mehr als 15mg/l)<br />

Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz anhand einer Tabelle (Serumkreatinin, Kreatinin-Clearance [Clinsuff/Clnormal]*Initialdosis z.B.<br />

10mg=100% nächster Tag noch 5mg 10mg*0,5 = 5mg)<br />

Die wichtigsten Aminoglycoside sind:<br />

• Gentamicin: Standard-Aminoglycosid<br />

• Tobramycin: gute Wirksamkeit gegen Pseudomonas<br />

• Amikacin: Reserve-Aminoglykosid<br />

• Streptomycin<br />

Aminoglykoside sind basische, hydrophile Substanzen. Um systemische Infektionen zu bekämpfen müssen sie daher i.v. verabreicht<br />

werden. Sie zählen zu den Breitbandantibiotikern und wirken gut gegen Enterobakterien, Staphylokokken und Pseudomonas. Jedoch sehr<br />

schlecht gegen Streptokokken, Hämophilus und anaeobe Bakterien.<br />

Aminoglykoside wirken bakterizid & bakteriostatisch, indem sie in das Bakterium eindringen, an bakterielle Ribosomen binden und die<br />

bakterielle Proteinsynthese stören (verursachen Ablesefehler in der r-RNS). Um in die Zellmembran des Bakteriums einzudringen müssen<br />

sie H + aufnehmen (nur aerobe Bakterien setzen genug H + frei)<br />

Die Indikation ist eine Therapie als Kombinationspartner, bei schweren Infektionen:<br />

• Pneumonie<br />

• Harnwegsinfektionen<br />

• Sepsis<br />

• Endokarditis<br />

Die Elimination erfolgt über die Niere (cave: Niereninsuffizienz).<br />

NW:<br />

Aminoglykoside haben eine geringe therapeutische Breite im Vergleich zu β-Laktam-Antibiotika. Bei einer Überdosierung oder<br />

Niereninsuffizienz kommt es zur Intoxikation:<br />

nephrotoxisch: durch Kumulation in Tubuluszellen, meist reversible Nierenfunktionseinschränkung, Ausscheidung von Proteinen,<br />

Zellen, Tubulusnekrosen, akutes Nierenversagen<br />

ototoxisch: zwar kaum, aber doch ZNS-gängig: am Innenohr führt schon ein geringer Aminoglycosidübertritt in die Haarzellen zum<br />

irreversiblen Verlust der Sinneshärchen (dadurch Gleichgewichtsstörungen und Hörverlust)<br />

neuromuskuläre Blockade, Atemlähmung: durch verminderte ACh-Freisetzung an der motorischen Endplatte; v.a. bei rascher<br />

hochdosierter Injektion und Kombination mit Muskelrelaxanthien, Anästhetika oder Myasthenia gravis<br />

Allergien<br />

GIT-Beschwerden<br />

KI:<br />

• Schwere Niereninsuffizienz<br />

• Innenohrschäden<br />

• Schwangerschaft (Gefahr pränatal erworbener Hörschäden)<br />

• Myasthenia gravis<br />

29


Neben den als Kombinationspartner verwendeten Aminoglykosiden (Gentamicin, Tobramycin, Amikacin) gibt es weitere<br />

Aminoglykoside, für die es spezielle Indikationen gibt:<br />

• Neomycin: zur lokalen Anwendung<br />

• Paromomycin: infizierte Wunden, Augeninfektionen<br />

• Streptomycin: Tuberkulosetherapie mit anderen Antituberkulotika<br />

Glucocorticoide<br />

Siehe weiter oben<br />

H1-Antihistaminika<br />

= hemmen kompetitiv H1-Rezeptoren (wirken nicht gegen H2-Rezeptor Effekte).<br />

Man kann sie unterteilen in:<br />

• Klassische (1. Generation)<br />

• Neuere (2. Generation)<br />

Klassische:<br />

• Sind lipophil ZNS-gängig können daher sedierend und antiemetisch wirken<br />

• Zeigen geringe H1-Rezeptor-spezifität wirken auch auf Cholinorezeptoren (anticholinerg)<br />

Neuere:<br />

• Kaum lipophil kaum ZNS-gängig wirken nicht sedierend, nicht antiemetisch<br />

• Zeigen ausgeprägte H1-Rezeptor-spezifität<br />

Allgemeine Wirkung: Verdrängung von Histamin an H1-Rezeptoren:<br />

• Hemmung der Konstriktion glatter Muskulatur (Bronchien, Darm)<br />

• Hemmung der Permeabilitätserhöhung<br />

• Hemmung der Vasodilatation mit RR-Abfall<br />

Nebenwirkungen (v.a. bei der 1. Generation):<br />

• Sedierend (manche so stark, dass sie als Hypnotika eingesetzt werden)<br />

• H1-Rezeptoren kommen auch in der Area postrema vor wirkt gegen Kinetosen (=Reisekrankheit)<br />

• Anticholinerg: Mundtrockenheit, Miktionsstörungen, Obstipation, Akkomodationsstörungen, Tachykardie<br />

Da einige der klassischen H1-Rezeptoren rezeptfrei erhältlich sind, kann es häufig zu Intoxikationen kommen in sehr hohen Dosen<br />

kommt es zu Krämpfen, Atemdepression, Koma. Neben den ZNS-Zeichen lassen sich durch die anticholinerge Wirkkomponente<br />

Symptome wie bei einer Atropinvergiftung beobachten:<br />

• Weite, starre Pupillen<br />

• Mundtrockenheit<br />

• Hyperthermie, warme trockene Haut<br />

• Obstipation<br />

• Tachykardie<br />

Klassische:<br />

• Doxylamin (eingesetzt als Hypnotikum)<br />

• Diphenydramin (eingesetzt als Hypnotikum, Antiemetikum)<br />

• Meclozin (eingesetzt als Antiemetikum)<br />

• Dimetinden [Fenistil] (eingesetzt gegen Allergie)<br />

• Clemastin<br />

• Promethazin<br />

Neuere:<br />

• Fexofenadin (oral)<br />

• Loratadin (oral)<br />

• Levocabastin (Nasenspray, Augentropfen)<br />

• Azelastin (oral, Nasenspray, Augentropfen)<br />

• Terfenadin (oral) wird durch die P450-Cytochrom-Oxydase 3A4 metabolisiert (diese kann durch Grapefruitsaft, Makrolide,…<br />

gehemmt werden überhöhte Terfenadinkonzentrationen können zu HRST führen da sie K + Kanäle am Herzen blockieren <br />

verzögerte Repolarisation frühe Nachpotentiale, Torsade-de-pointes-Tachykardien)<br />

Indikationen von H1-Antihistaminika:<br />

• Allergisch-anaphylaktische Erkrankungen (Urtikaria = Nesselsucht, Conjunctivitis = Bindehautentzündung, Rhinitis =<br />

Nasenschleimhautentzündung)<br />

• Pruritus (Juckreiz)<br />

• Anaphylaktischer Schock: Dimetinden i.v. neben Adrenalin<br />

30


• Prophylaktisch um Nebenwirkungen von <strong>Med</strong>ikamenten vorzubeugen<br />

Herzglykoside, Digitoxin<br />

Herzglykoside zählen zu den positiv inotropen Substanzen und waren vor Einführung der ACE-Hemmer Mittel der Wahl für die Therapie<br />

einer Herzinsuffizienz. Zu den Herzglykosiden zählt man Digoxin und Digitoxin. Der Nachteil ist die geringe therapeutische Breite, da<br />

bereits die 1,5-3 fache Dosis toxisch wirkt. Daher verwendet man Herzglykoside nur noch bei ganz bestimmten Gegebenheiten <br />

Behandlung einer chronischen Herzinsuffizienz bei gleichzeitiger Vorhoftachyarrhythmie und schwerer Herzinsuffizienz (NYHA III, IV).<br />

Herzglykoside sind Verbindungen pflanzlicher Herkunft (kommt vor bei Digitalis purpurea, Digitalis lutea, Digitalis lanata roter, gelber<br />

und wolliger Fingerhut)<br />

Therapeutisch angewandt werden die Digitalisglykoside Digitoxin und Digoxin.<br />

Digitoxin:<br />

stark lipophil (100% resorbierbar), langsamer Wirkungseintritt (in Akutsituationen nicht sonderlich hilfreich), langsames<br />

Wirkungsabklingen (Kumulationsgefahr und nur langsame Erholung bei einer Intoxikation). Die Elimination erfolgt renal + biliär bei<br />

einer Niereninsuffizienz nimmt die hepatische Metabolisierung kompensatorisch zu somit kann man es bevorzugt bei einer<br />

Niereninsuffizienz anwenden.<br />

Digoxin:<br />

weniger lipophil, geringere Proteinbindung als Digitoxin rascherer Wirkungseintritt bei i.v.-Gabe und rascheres Wirkungsabklingen.<br />

Die Elimination erfolgt nur renal kann bei Niereninsuffizienz kumulieren.<br />

Die Applikation erfolgt meistens per os (es gibt starke Unterschiede bei der Empfindlichkeit gegenüber den Digitalis-Glykosiden)<br />

Wirkmechanismus:<br />

Digitalisglykoside hemmen die Na + /K + -ATPase binden an die α-UE der Na + /K + -ATPase intrazellulär erhöhtes Natrium hemmt<br />

den 3Na + /Ca ++ Antiporter weniger Ca ++ wird aus der Zelle transportiert höherer Ca ++ Spiegel intrazellulär positiv inotrope<br />

Wirkung.<br />

Wirkungen:<br />

• Positiv inotrop am Herzen durch die erhöhte Pumpleistung steigt der Blutdruck und der Sympathotonus sinkt wieder<br />

reflektorisch Normalisierung der Blutdruckwerte.<br />

• Extrakardial: durch Hemmung der Na + /K + -ATPase wirken Herzglykoside auch depolarisierend an diversen erregbaren Geweben<br />

(erhöhte Empfindlichkeit bei Barorezeptoren deshalb wirken Herzglykoside negativ chronotrop = Herzfrequenz und<br />

Sauerstoffverbrauch sinken und negativ dromotrop = verringerte AV-Überleitungszeit)<br />

Herzglykoside werden daher auch als Antiarrhythmikum verwendet (bei Vorhoftachykardien)<br />

Bei höheren Dosen (Herzglykosid-Überdosierung) werden auch andere Gewebe erregt:<br />

• Übelkeit (Nausea) & Erbrechen durch Erregung der chemorezeptorischen Triggerzone<br />

• ZNS: Desorientiertheit, Halluzinationen, Seh- & Farbsehstörungen, Krämpfe, Bewusstseinsstörungen, Koma<br />

• Schmerzhafte Diarrhoen<br />

Indikationen:<br />

• Chronische Herzinsuffizienz (bei gleichzeitiger Vorhoftachyarrhythmie und bei NYHA III, IV)<br />

• Antiarrhythmikum gegen supraventrikuläre HRST<br />

KI:<br />

• Hypokaliämie, Hyperkalzämie<br />

• Sick-Sinus-Syndrom (Gefahr schwerer Bradykardien)<br />

• AV-Block II., III. Grades<br />

• WPW-Syndrom = Wolff-Parkinson-White-Syndrom paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie (im EKG deformierte QRS-<br />

Komplexe)<br />

• Bestehende HRST<br />

• Frischer Myokardinfarkt<br />

NW:<br />

• Herzrhythmusstörungen<br />

• Gastrointestinale Störungen (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe)<br />

• Neurotoxische Störungen (Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Krämpfe, Sehstörungen, Bewusstseinsstörungen, Koma)<br />

Therapie gegen eine Digitalis-Intoxikation:<br />

• Magenspülung<br />

• Aktivkohle<br />

• Hämoperfusion bei Digitoxin-intoxikation (bei Digoxin wirkungslos)<br />

• Digitalisantikörper (Digitalis-Antitoxin) binden freies Glykosid unwirksame Komplexe<br />

Symptomatisch:<br />

• Korrektur des Wasser-Elektrolyt-Haushalts<br />

31


• Kaliumgabe, falls nötig<br />

• Bei Bradykarden HRST Gabe von Atropin<br />

• Bei komplexen ventrikulären HRST Defibrillation, 2. Wahl: Lidocain<br />

Erhöhte Gykosidempfindlichkeit bei:<br />

• Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hyperkalziämie)<br />

• KHK, Myokardinfarkt, Myokarditis erhöhte HRST<br />

• Niereninsuffizienz<br />

• Andere <strong>Med</strong>ikamente (Chinidin, Amjodaron) erhöhte Herzglykosidresorption<br />

• Thiazid, Schleifendiuretika K + -Verlust geringerer Kaliumspiegel stärkere Herzglykosidwirkung<br />

Rezeptoren, Rezeptorwirkung & Signaltransduktion<br />

Allgemeine Pharmakologie<br />

Als Signaltransduktion oder Signalübertragung bezeichnet man Prozesse bei denen Zellen auf äußere Reize reagieren, diese umwandeln<br />

und in das Zellinnere weiterleiten. An diesen Prozessen sind oft eine Vielzahl von Enzymen und sekundären Botenstoffen (second<br />

messenger) in einer oder mehreren nachgeschalteten Ebenen beteiligt (Signalkaskade). Dabei wird in der Regel das ursprüngliche Signal<br />

verstärkt (Signalamplifikation).<br />

In mehrzelligen Organismen ist die zelluläre Signaltransduktion ein wichtiger Bestandteil der Verarbeitung innerer (z.B. Blutdruck,<br />

Hormone und Neurotransmitter) und äußerer Reize (z. B. Sehen, Hören, Riechen). Wichtige biologische Prozesse, die durch<br />

Signaltransduktion reguliert werden, sind u. a. Immunreaktion, Sehvorgang, Geruchssinn, Muskelkontraktion, Zellproliferation und<br />

Gentranskription.<br />

Der Beginn eines Signaltransduktionsprozesses ist ein intrazellulärer oder extrazellulärer Stimulus. Extrazelluläre Stimuli können<br />

chemische Substanzen, Hormone, Zytokine, Neurotransmitter, Licht, Wärme, Kälte und mechanische Reize sein. Intrazelluläre Stimuli wie<br />

z.B. Ca 2+ sind oft selbst Bestandteil von Signaltransduktionskaskaden.<br />

Mit Hilfe von Proteinen in der Zellmembran und innerhalb der Zelle werden die extrazellulären Signale aufgenommen und im Zellinneren<br />

weitergeleitet. Diese Rezeptoren lassen sich entsprechend ihrer Lokalisation, ihres Aufbaus und ihrer Funktion unterscheiden:<br />

• Membranständige Rezeptoren<br />

• Cytosolische Rezeptoren<br />

Membranständige Rezeptoren, zu denen insbesondere Ionenkanäle, G-Protein-gekoppelte Rezeptoren und Rezeptor-Tyrosinkinasen<br />

gehören, sind für den Start einer Signaltransduktionskaskade durch vorwiegend hydrophile Substanzen (Ionen, Neurotransmitter,<br />

Peptidhormone, Wachstumsfaktoren), aber auch durch Licht- Geschmacks- und Geruchsreizen verantwortlich.<br />

Cytosolische Rezeptoren, wie die Steroidrezeptoren, Retinoidrezeptoren und die lösliche Guanylylcyclase sind die primären<br />

Angriffspunkte von Steroiden, Retinoiden und dem Signalmolekül NO, die auf Grund ihrer Lipophilie bzw. ihrer geringen Molekülgröße<br />

die Zellmembran passieren können. Eine Aktivierung von Steroidrezeptoren führt beispielsweise zu einer Bildung von Rezeptordimeren,<br />

die nach Bindung an ein Response Element an der DNS selbst als Transkriptionsfaktoren wirken.<br />

Genaue Einteilung:<br />

• Ligandengesteuerte Ionenkanäle = Membranrezeptoren mit 2-4 Transmembrandomänen (n-Cholinorezeptoren, NMDA-<br />

(Glutamat)Rezeptoren, GABA-Rezeptoren, 5HT3-Rezeptoren)<br />

• Dimerisierende liganden-gesteuerte Tyrosin-Proteinkinase = Membranrezeptoren mit 1 Transmembrandomäne<br />

(Peptidhormonrezeptoren für z.B.: Insulin, Wachstumshormone)<br />

• Dimerisierende, liganden-gesteuerte Serin-Threoninkinasen = Membranrezeptoren mit 1 Transmembrandomäne<br />

• Dimerisierende mit assoziierten Tyrosinkinasen = Membranrezeptoren mit 1 Transmembrandomäne (Rezeptoren für Zytokine)<br />

• Dimerisierden ligandengesteuerte Guanylylzyklasen = Membranrezeptoren mit 1 Transmembrandomäne (Rezeptor für ANP =<br />

atrial natriuretisches Peptid, Glykoprotien IIb/IIIa,…)<br />

• Membranrezeptoren (7 Transmembrandomänen) G-Protein-gekoppelte Rezeptoren – in der Pharmakologie die wichtigste<br />

Gruppe (da die meisten <strong>Med</strong>ikamente darauf basieren) Adrenozeptoren, muskarinische Cholinorezeptoren,<br />

Dopaminrezeptoren, Opioidrezeptoren, Betablocker, Alphablocker, ATII-Rezeptor-Antagonisten, Opioid-rezeptor-Agonisten,<br />

Histamin H2-Blocker<br />

• DNS-bindende Proteine/nukleäre Rezeptoren<br />

Steroidhormonrezeptor (Glukokortikoide (Cortison), Mineralkortikoide (Aldosteron), Testosteron, Östrogene, Progesteron)<br />

Vitaminhormonrezeptor (Vitamin D3, Vitamin A-Säure)<br />

Schilddrüsenhormonrezeptor (T3/T4)<br />

Dosis-Wirkungsbeziehung<br />

In der Pharmakologie beschreiben Dosis-Wirkungs-Kurven graphisch den Zusammenhang zwischen der verabreichten Dosis eines<br />

Wirkstoffs und seiner Wirkung. Die Wirkung kann sich dabei auf ein Individuum beziehen oder auf eine Gruppe von Individuen.<br />

Man unterscheidet grundsätzlich 3 Arten von Dosis-Wirkungs-Beziehungen:<br />

32


• Alles-oder-nichts-Beziehung: ab einer Schwellenkonzentration volle Wirkung (100%), darunter gar keine Wirkung<br />

• Lineare Beziehung: doppelte Dosis doppelte Wirkung<br />

• Logarithmische Beziehung: je höher die Dosis, desto stärker die Wirkung auf den Organismus. Die logarithmische Dosis-<br />

Wirkungs-Beziehung tritt am häufigsten auf. Diese Beziehung ist nicht linear; bei graphischer Darstellung ergibt sich eine Kurve,<br />

die sich dem Grenzwert 100% nähert. Weitere Dosiserhöhung führt zu keiner Wirkungssteigerung. Die logarithmische Dosis-<br />

Wirkungs-Kurve hat einen Wendepunkt bei 50%.<br />

Die beiden wichtigsten Kriterien einer Dosis-Wirkungs-Kurve sind ihre Steilheit und ihre Lage. Therapeutisch unerwünscht sind steile<br />

Kurven, da das <strong>Med</strong>ikament dann schlecht steuerbar ist. Zeichnet man die Wirkungskurven zweier Pharmaka ins gleiche<br />

Koordinatensystem ein, so kann man ihre Wirksamkeit direkt vergleichen, wenn beide Kurven die gleiche Steilheit aufweisen. Wenn nicht,<br />

können nur die Dosen miteinander verglichen werden. Sehr nützlich ist diese graphische Darstellung, wenn es darum geht, Wirkung und<br />

Nebenwirkung eines <strong>Med</strong>ikaments zu vergleichen. An der verschiedenen Lage der Kurven auf der Abszisse kann man optimale Dosierung<br />

und minimale Nebenwirkung ausmessen.<br />

Waagrecht eingetragen wird die Dosis (meistens g/kg Körpergewicht), senkrecht die prozentuelle Wirkung. Meistens handelt es sich um<br />

sigmoidale Kurven. Ein wichtiger Wert ist ED50 (Effektiv-Dosis), bei dem 50% der Personen auf ein <strong>Med</strong>ikament ansprechen gibt<br />

Auskunft über dessen Wirksamkeit (bzw. welche Dosierung verwendet werden muss). Analog kann auch die LD50 bestimmt werden –<br />

jener Wert bei dem 50% der Individuen sterben (Letale-Dosis).<br />

Verteilung von Pharmaka<br />

Ist ein <strong>Med</strong>ikament durch intravenöse Applikation oder durch Resorption ins Blut gelangt, so hat es Gelegenheit, sich mit dem Blutstrom<br />

im Körper zu verteilen. In welche Verteilungsräume es dabei eintritt, hängt von der Molekülgröße, Lipophilie sowie von den<br />

Eigenschaften der begrenzenden biologischen Membranen ab.<br />

Einheiten für das Verteilungvolumen sind der Liter, aber auch l/kg. Das Verteilungvolumen eines bestimmten Wirkstoffes lässt sich<br />

berechnen V=D/c (D ist die gegebene Dosis, c ist die Plasmakonzentration)<br />

Nach oraler Resorption eines Wirkstoffes gelangt eine bestimmte Menge ins Blut, genauer in den Intravasalraum. Bei geringer Resorption<br />

gelangt nur ein kleiner Teil des gegebenen Stoffes ins Blut. Der nicht resorbierte Anteil wird entweder unverändert oder in chemisch<br />

veränderter Form ausgeschieden. Eine intravenöse Gabe entspricht einer vollständigen Resorption, hier gelangt die gesamte<br />

Wirkstoffmenge sofort ins Blut. Auch eingeatmete Aerosole, auf Haut aufgetragene Salben, Wirkstoffe in Lutschtabletten,... gelangen zu<br />

einem bestimmten Anteil ins Blut. Der Wasserraum des menschlichen Körpers entspricht ca. 60% des Körpergewichts, ist jedoch keine<br />

homogene Flüssigkeit. Daher verteilen sich Wirkstoffe auch nicht homogen im gesamten Körperwasser.<br />

Wichtig sind 3 Verteilungsräume (die durch Membranen getrennt sind):<br />

• Intravasaler Raum/Plasmaraum das Blutplasma (ca. ⅔ des Blutvolumens)<br />

• Interstitieller Raum jener Raum der sich außerhalb der Blutgefäße und außerhalb der Körperzellen befindet<br />

• Intrazellulärer Raum Raum innerhalb einer Zelle (inklusive der Räume innerhalb von Zell-Organellen)<br />

Lipophile Pharmaka können den Intravasalraum rasch verlassen. Auch hydrophile Pharmaka können das Kapillarendothel passieren,<br />

wobei größere Moleküle auf den parazellulären Weg angewiesen sind. Die meisten Pharmaka können sich somit zumindest im<br />

extrazellulären Flüssigkeitsraum verteilen.<br />

Nach einer i.v. Injektion gelangt ein Pharmakon mit dem Blutstrom zunächst bevorzugt in die am stärksten durchbluteten Organe. Handelt<br />

es sich dabei um ein Pharmakon, welches schnell in das Gewebe permeieren kann, so erreicht es zu Beginn in den gut durchbluteten<br />

Organen weit höhere Konzentrationen als in den weniger gut durchbluteten. Erst in der späteren Phase der Verteilung kommt es zum<br />

Ausgleich. Das bedeutet, dass im Anschluss an die initiale Verteilung eine Umverteilung aus den gut durchbluteten in die schlecht<br />

durchbluteten Organe stattfindet. Besitzen die weniger gut durchbluteten Gewebe eine größere Speicherkapazität für das Pharmakon, kann<br />

die Verschiebung so beträchtlich werden, dass eine initiale Wirkung (in den gut durchbluteten Organen) durch Umverteilung schnell<br />

aufhört obwohl von der verabreichten Dosis nahezu nichts abgebaut wurde. Eine solche Umverteilung ist z.B. für die rasche Beendigung<br />

der Narkosewirkung nach i.v. Injektion von Thiobarbituraten verantwortlich.<br />

Plasmaproteinbindung: saure Pharmaka werden an Albumin gebunden (z.B. Phenylbutazon, Salicylsäure,...) und basische Pharmaka<br />

werden an α1-Glykoprotein gebunden (Chinidin, Propranolol, Imipramin,...).<br />

Der große, wenig lipophile Protein-Pharmakon-Komplex kann biologische Membranen kaum passieren und gelangt daher meist nicht zum<br />

Wirkort. Auch die Elimination des Pharmakons ist deutlich höher, wenn es eine hohe Plasmaproteinbindung hat. Da der Anteil des<br />

gelösten Pharmakons mit dem gebundenen Anteil im Gleichgewicht steht, bietet eine hohe Plasmaproteinbindung eine Art Depotwirkung,<br />

da das Pharmakon rasch freigesetzt wird aus der Plasmaproteinbindung bei einem Konzentrationsabfall im Plasma.<br />

33


Verteilungsräume in % des Körpergewichts<br />

Intersitieller<br />

Raum<br />

15%<br />

Plasmaraum<br />

5%<br />

Toxizität und therapeutische Breite<br />

Intrazellulärer<br />

Raum<br />

40%<br />

Trockenmasse<br />

40%<br />

Toxizität bedeutet Giftigkeit und gibt an, wie schädlich ein Stoff für den Menschen ist. Die wichtigste Messgröße dabei ist der LD50-Wert.<br />

Der LD50-Wert ist jene Menge (an Gift,…), bei dem 50% der Versuchstiere bei einer einmaligen Gabe sterben und somit ein Maß für die<br />

akute Toxizität einer Substanz. Im Normalfall wird dieser Wert in mg/kg KG angegeben. Weiters wird die Art der Verabreichung<br />

angegeben, da dies eine wesentliche Rolle spielt (oral, subkutan oder intravenös)<br />

In der wissenschaftlichen Literatur werden daneben tödliche (Gift-) Unfälle von Menschen dokumentiert, wenn kontrollierte Bedingungen<br />

eine unzweifelhafte Datenlage sicherstellten (z.B. <strong>Med</strong>ikamentenscreening). Dabei ist der LDLo-Wert (Lethal Dose Low) wichtig die<br />

niedrigste letale Dosis.<br />

Der ED50-Wert gibt Auskunft wie gut ein <strong>Med</strong>ikament wirkt. Es ist jene Dosis, die verabreicht werden muss, damit 50% der Patienten auf<br />

das <strong>Med</strong>ikament in der gewünschten Stärke ansprechen.<br />

Die therapeutische Breite eines Arzneimittels gibt ein Verhältnis an zwischen der therapeutischen zu seiner toxischen Dosis. Ein<br />

Arzneimittel ist umso gefährlicher, je kleiner die therapeutische Breite ist. Diese wird im Allgemeinen als therapeutischer Quotient<br />

angegeben:<br />

Desto höher dieser Quotient ist, desto besser ist das <strong>Med</strong>ikament, da die therapeutische Breite höher ist und es schwerer zu Intoxikationen<br />

kommen kann.<br />

Der therapeutische Quotient dient als Richtline und kann nicht als sicher angesehen werden für die Ermittlung der therapeutischen Breite,<br />

da die sogenannten Wirkungskurven der ED und der LD unterschiedlich steil sein können und somit ein falsches Ergebnis für die<br />

Gefährlichkeit herauskommen kann. Zusätzliche Genauigkeit erlangt man durch Ermittlung der Werte LD5 ED95 oder LD25 und ED75.<br />

Absolute zuverlässige Aussagen über die therapeutische Sicherheit eines Arzneimittels lassen sich nur aus dem gesamten Verlauf der<br />

Dosis-Wirkungs- und der Dosis-Letalitäts-Kurve machen.<br />

Zu den Arzneimitteln mit großer therapeutischer Breite zählen zum Beispiel Glukokortikoide, Penicillin, andere β-Lactam-Antibiotika und<br />

die orale Gabe von Diazepam. Arzneimittel mit geringer therapeutischer Breite sind beispielsweise die Herzglykoside, Paracetamol,<br />

Lithium und Theophyllin. Bei deren Anwendung müssen deshalb die Blutspiegel teilweise laborchemisch kontrolliert werden. Auch<br />

Narkotika zeichnen sich durch eine geringe therapeutische Breite aus. Ihre Wirkung, nämlich die Narkosetiefe, muss deswegen vom<br />

Anästhesisten im zeitlichen Verlauf ständig überwacht werden.<br />

Arten von Antagonismus<br />

• Kompetitiver Antagonist (strukturverwandt zum Agonsten, hohe Affinität zum Rezeptor, keine intrinsische Aktivität, Dosis<br />

Wirkungs-Kurve des Agonisten parallel nach rechts verschoben)<br />

• Nicht-kompetitiver Antagonist (keine Strukturhomologie erforderlich, allosterische Hemmung oder kovalente Bindung an den<br />

Rezeptor, charakteristisch: maximale Wirkung des Agonisten sinkt = Definition)<br />

• Gemischt-kompetitiver Antagonismus (Abnahme der maximalen Wirkung und Rechtsverschiebung der Dosis-Wirkungskurve)<br />

• Unkompetitiver Antagonismus (Die Gegenwart des Antagonisten erhöht die Affinität des Agonisten, senkt aber den maximal<br />

auslösbaren Effekt)<br />

Auf einen Blick (X= Agonist; Y= Antagonist)<br />

34


• A= kompetitiver Antagonist<br />

• B= nicht kompetitiver Antagonist<br />

• C= unkompetitiver Antagonist<br />

• D= kompetitiver Antagonist, wobei Y ein partieller Agonist ist<br />

• E= gemischt kompetitiver Antagonist<br />

Wirkmechanismen von Herzglykosiden<br />

Herzglykoside (Digoxin & Digitoxin) waren früher das Mittel der Wahl bei der Therapie einer chronischen Herzinsuffizienz. Der Nachteil<br />

ist die geringe therapeutische Breite.<br />

Wirkmechanismus:<br />

Digitalisglykoside hemmen die Na + /K + -ATPase binden an die α-UE der Na + /K + -ATPase intrazellulär erhöhtes Natrium hemmt<br />

den 3Na + /Ca ++ Antiporter weniger Ca ++ wird aus der Zelle transportiert höherer Ca ++ Spiegel intrazellulär positiv inotrope<br />

Wirkung.<br />

Durch die erhöhte Pumpleistung steigt der Blutdruck wieder – der ursprünglich reflektorisch erhöhte Sympathotonus sinkt wieder (für<br />

Herz: geringerer pre- & afterload, Auch die Herzfrequenz wird normalisiert Herzgröße & myokardialer O2-Verbrauch sinken)<br />

Wirkmechanismen der Mutterkornalkaloide<br />

Mutterkornalkaloide oder auch Ergot-Alkaloide genannt werden vom sogenannten Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) produziert. Ein<br />

Verzehr von Roggen, der mit diesem Pilz befallen ist führt zu einem Gangrän der Extremitäten durch langandauernde Vasokonstriktion<br />

mit Ischämie der Extremitäten und massiven Vasospasmen Gewebsnekrosen.<br />

Die typischen Mutterkornalkaloide sind Derivate der Lysergsäure. Zu den Mutterkornalkaloiden gehören:<br />

• Ergotamin gegen aktuten Migräneanfall<br />

• Dihydroergotamin orthostatische Dysregulation, aktuter Migräneanfall<br />

• Methylergometrin postpartale Blutungen (Blutungen nach der Geburt)<br />

• Methylsergid Migräneprophylaxe<br />

• Lysergsäurediethylamid (LSD) Halluzinogen wird heute nicht mehr eingesetzt<br />

• Bromocriptin Morbus Parkinson (wirkt als Dopamin-Agonist)<br />

• Cabergolin Morbus Parkinson (wirkt als Dopamin-Agonist)<br />

Allgemeine Wirkungen:<br />

• an α-Adrenozeptoren:<br />

-) partiell antagonistisch = sympatholytisch (vasodilatierend auf kontrahierte Arteriolen)<br />

-) partiell agonistisch = sympathomimetisch (vasokonstriktorisch auf dilatierte Arteriolen)<br />

-) Erhöhung des Uterustonus: Uteruskontraktion<br />

• an Dopaminrezeptoren: agonistische Wirkung<br />

-) in der chemorezeptiven Triggerzone der Area postrema: Übelkeit, Erbrechen<br />

35


-) im Basalgangliensystem: Nutzung bei M. Parkinson<br />

-) in der Eminentia mediana der Hypophyse: Hemmung der Prolaktinausschüttung<br />

• an Serotoninrezeptoren: agonistische oder antagonistische Wirkung (je nach Substanz)<br />

NW:<br />

• Übelkeit, Erbrechen<br />

• Periphere Durchblutungsstörungen bis zu ischämischen Nekrosen (auch KHK)<br />

• Orthostatische Dysregulation, Schwindel, Orthostatischer Kollaps<br />

KI:<br />

• Periphere Durchblutungsstörungen<br />

• KHK<br />

• Hypertonie / ausgeprägte Hypotonie<br />

• Schwangerschaft<br />

• Schwere Leber-/ Nierenfunktionsstörungen<br />

Wirkmechanismen von Neuroleptika<br />

Neuroleptika werden eingesetzt zur Beseitigung und Abschwächung psychopathologischer Symptome. Man kann sie einteilen in<br />

trizyklische Substanzen und Butyrophenone.<br />

Wirkmechansimus:<br />

Alle Neuroleptika blockieren Dopamin-Rezeptoren und je nach ihrer chemischen Struktur haben sie Affinität zu:<br />

• m-Cholinorezeptoren<br />

• α-Adrenozeptoren<br />

• Serotonin-Rezeptoren<br />

• Histamin-Rezeptoren<br />

An diesen Rezeptoren wirken Neuroleptika als kompetitive Inhibitoren.<br />

Clozapin: höchste Affinität zu D4, kaum zu D2 kaum extrapyramidale Störungen (Bewegunsstörungen); Blockade auch von<br />

Serotoninrezeptoren, Adrenorezeptoren, Muskarinrezeptoren<br />

NW: KM-Depression (BB-Kontrollen), Herzmuskelschäden<br />

Durch die Blockade der Dopamin-Rezeptoren entstehen folgende Reaktionen:<br />

• Anti-psychotische Wirkung (man nimmt an das Schizophrenie auf einer Überaktivität der dopaminergen Neuronen beruht)<br />

interessant ist, dass die Wirkung erst nach ca. 2 Wochen einsetzt<br />

• im Corpus striatum: extrapyramidale (Basalganglien) motorische Störungen<br />

• im Hypophysenvorderlappen: Dopamin ↓ vermehrte Prolaktinausschüttung (Wachstum der Brustdrüse und Milchsekretion)<br />

• in der Area postrema: antiemetischer Effekt<br />

• m-Cholinorezeptoren anticholinerge Effekte (Mundtrockenheit, Angst, Tachykardie,…)<br />

• α1-Adrenozeptoren sympatholytische Effekte (senkt Herztätigkeit & Blutdruck, senkt Stoffwechsel, Bronchokonstriktion,…)<br />

• Serotonin-Rezeptoren antiserotoninerge Effekte (wirkt gegen Halluzinationen)<br />

• Histamin-Rezeptoren zentral sedierende Wirkung (aber auch Gewichtszunahme)<br />

Toleranzentwicklung<br />

Bei wiederholter Gabe eines Pharmakons kann die Wirkung allmählich abnehmen. Um eine gleich starke Wirkung zu erreichen, muss<br />

dann die Dosis fortlaufend gesteigert werden. Man spricht von der Entwicklung einer Toleranz. Sie ist reversibel, denn nach einem<br />

einnahmefreien Intervall kehrt die ursprüngliche Empfindlichkeit zurück. Die Entstehung von Toleranz kann 2 Ursachen haben:<br />

• Das Pharmakon induziert die verstärkte Neusynthese des inaktivierenden Enzyms und wird infolgedessen schneller eliminiert<br />

(pharmakokinetische Toleranz – kinetisch= wie der Körper auf das Pharmakon wirkt) Cytochrom-P450 Enzyminduktion bei<br />

CYP-3A4 z.B. bei Rifampicin<br />

• Durch Einnahme des Pharmakons wird der Rezeptor, an den das Pharmakon bindet oder der nachgeschaltete Reaktionsweg<br />

unempfindlicher (pharmakodynamische Toleranz – dynamisch= wie das Pharmakon auf den Körper reagiert) besonders<br />

ausgeprägt bei der Morphintoleranz, kommt aber auch vor bei der Behandlung mit positiv inotrop wirksamen Katecholaminen.<br />

Grundlage ist meist eine Verminderung der Zahl oder Funktion der Rezeptoren (Desensitierung). Weiteres Beispiel: bei Angina<br />

pectoris werden Nitrovasodilatoren zur Therapie eingesetzt – es müssen aber behandlungsfreie Intervalle eingehalten werden.<br />

Eine starke Toleranzentwicklung haben z.B.: β2-Mimetika, Nitrovasodilatatoren, Opioide, Benzodiazepine,… daher müsste man die Dosis<br />

immer weiter steigern. Die Toleranzentwicklung kann man jedoch vermindern durch therapiefreie Intervalle.<br />

Man sollte <strong>Med</strong>ikamente einschleichend bzw. ausschleichend verabreichen, die eine Toleranzentwicklung besitzen z.b. bei β-Blocker es<br />

kommt zu Rezeptor-Up bzw. Down-Regulationen.<br />

Eine weitere Möglichkeit der Toleranzentwicklung ist die Tachyphylaxie z.B. bei Amphetaminen: Nach wiederholter Gabe nimmt die<br />

Wirksamkeit von Amphetamin durch Entleerung der Monoaminspeicher ab.<br />

Ähnlich wie Rezeptor-Down-Regulation: Phosphorylisierung.<br />

Renale Exkretion von Pharmaka<br />

Der größte Teil der Pharmaka bzw. deren Stoffwechselprodukte verlässt den Organismus über die Niere durch glomeruläre Filtration, ein<br />

geringerer Teil wird durch tubuläre Sekretion ausgeschieden.<br />

36


Die Niere ist das wichtigste Organ für die Ausscheidung von polaren, wasserlöslichen Fremdstoffen. Für lipophile Arzneistoffe ist die<br />

Ausscheidung über die Niere jedoch wenig effizient, da sie aufgrund der Lipophilie durch tubuläre Rückresorption die Stoffe nahezu<br />

komplett wiederaufnimmt.<br />

Die renale Elimination eines Stoffes wird durch die glomeruläre Filtration, tubuläre Sekretion und tubuläre Rückresorption bestimmt. Die<br />

Clearence berechnet sich daher aus der ausgeschiedenen Arzneistoffmenge dividiert durch die AUC (Fläche unter der Konzentrations-Zeit-<br />

Kurve).<br />

• Glomeruläre Filtration: hängt ab von seiner Bindung an Plasmaproteine (Albumin, α-Glykoprotein). Da gebundene Stoffe die<br />

glomeruläre Membran nicht passieren können. Weiters wird die GF bestimmt durch die Molekülgröße des Arzneistoffes, das<br />

Schlagvolumen und der renale Plasmafluss.<br />

• Tubuläre Sekretion: die renal-tubuläre Sekretion beinhaltet den Transport von endogenen Substanzen sowie von Arzneistoffen<br />

und ihren Metaboliten aus dem peritubulären Raum in die Tubuluszelle und aus der Zelle in das Tubuluslumen. Im proximalen<br />

und distalen Tubulus der Nieren gibt es Transportsysteme für organische Kationen und Anionen, und zwar für organische<br />

Anionen wie für organische Kationen jeweils mehrere Transporter.<br />

• Tubuläre Rückresorption: Durch die Konzentrierung des Primärharns im proximalen Tubulus entsteht ein Konzentrationsgefälle<br />

in Richtung Interzellularraum und Gefäßlumen, und lipophile Stoffe werden passiv reabsorbiert. Bei Säuren und Basen hängt die<br />

Reabsorption von dem pKs-Wert und dem pH-Wert des Urins ab. Durch Änderung des Urin-pH kann man somit die renale<br />

Ausscheidung von sauren und basischen Arzneistoffen beeinflussen Möglichkeit der forcierten Diurese bei Vergiftungen.<br />

Aufnahme / Resorption von Pharmaka<br />

Es gibt viele verschiedene Applikationsarten von Pharmaka und bei manchen <strong>Med</strong>ikamenten ist es sogar wichtig, dass sie zuerst<br />

biotransformiert werden um im Körper wirksam zu werden. Solche Pharmaka nennt man pro-drugs z.B.: Omeprazol, Cyclophophamid,<br />

Molsidomin,…<br />

Injektionen:<br />

• Intravenös (Pharmakon muss blutisoton sein, Vorteil: rasche Aufnahme und Wirkung)<br />

• Intramuskulär (wirkt nicht so rasch, dafür aber länger z.B.: Neuroleptikum)<br />

• Subcutan/intracutan/intradermal (langsame Aufnahme z.B.: Desensibilisierung)<br />

• Intraarteriell (z.B.: Röntgenkontrastmittel, manche Vasodilatoren)<br />

• Intrakardial (Lidocain bei Herzstillstand)<br />

Andere Applikationsarten:<br />

• Oral: der GIT hat die Resorptionseigenschaft einer Lipidmembran es werden hauptsächlich kleinmolekulare, lipophile Stoffe<br />

resorbiert. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Resorption, ist abhängig von der Lösungsgeschwindigkeit der Substanz, der<br />

Geschwindigkeit der Magen-Darm-Passage sowie vom Inhalt, der Füllungsmenge und dem pH-Werten des Magen-Darm-Traktes.<br />

• Rektal: wird angewandt bei Erbrechen oder bei schlechter Magenverträglichkeit<br />

• Bukkal, nasal, transdermal: z.B.: sublingual Nitrovasodilatoren, transdermal Nikotinpflaster, nasal Proteinhormon ADH<br />

(würde ja im Magen denaturiert werden) oder α-Sympathomimetika werden per Nasenspray appliziert<br />

• Pulmonal: Aerosole, Stäube, Gase und Dämpfe können pulmonal aufgenommen werden. Die Aufnahme ist ähnlich schnell wie<br />

intravenös z.B.: Inhalationsnarkotika, Glukokortikoide bei Asthmatherapie (wirken hauptsächlich lokal systemische<br />

Nebenwirkungen werden dadurch fast ausgeschlossen)<br />

Abhängigkeitstypen<br />

Sucht ist ein weitläufiger Begriff und kann nicht nur bei Drogen angewandt werden. Die leichteste Form der Abhängigkeit ist die<br />

Gewöhnungsbildung, die leicht in psychische Abhängigkeit übergehen kann. Psychische Abhängigkeit kann sich auch auf Stoffe<br />

entwickeln, die keine körperliche Abhängigkeit verursachen, also beispielsweise auf Kaffee oder auf Karottensaft. Der entscheidende<br />

Faktor ist, dass der Betroffene ein unwiderstehliches Verlangen nach diesen Stoffen verspürt und dem Verlangen nachgibt, um Unbehagen<br />

zu vermeiden. Es gibt aber auch Stoffe die physisch abhängig machen (neben den psychischen Symptomen). Die körperliche Abhängigkeit<br />

äußert sich durch Entzugssymptome, wenn der Stoff nicht genommen wird. Für diese Art körperlicher und seelischer Abhängigkeit hat die<br />

WHO 1965 den Begriff der Drogenabhängigkeit eingeführt und 7 verschiedene Typen von Drogenabhängigkeit unterschieden.<br />

Kennzeichnend für die Drogenabhängigkeit sind die folgenden Merkmale:<br />

• Übermächtiger Wunsch das Suchtmittel zu beschaffen und zunehmende psychische Abhängigkeit<br />

• Tendenz zur Dosissteigerung, meist aufgrund von Toleranzbildung<br />

• Körperliche Abhängigkeit<br />

• Schädliche Wirkungen auf Individuum und Gesellschaft<br />

• Anhaltender Substanzgebrauch, trotz Wissen um die schädliche Wirkung<br />

• Verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch – oft sogar „Wunsch“ den Substanzgebrauch zu vermindern/abzusetzen<br />

• Lebenseinschränkung: Verzicht auf diverse Vergnügen/Interessen wegen des Substanzgebrauchs; oder es wird viel Zeit<br />

aufgebraucht, um die Substanz zu bekommen oder sich davon zu erholen<br />

Entzugserscheinungen:<br />

• Körperlicher Entzug (meist gegenteilige Effekte der Substanzeffekte)<br />

• Psychischer Entzug (negativer emotionaler Zustand; Heißhunger nach der Substanz)<br />

Abhängigkeitstypen laut WHO:<br />

37


• Morphintyp (Opioide): starke Toleranzentwicklung, starke Gewohnheitsbildung, starke psychische Abhängigkeit, starke<br />

körperliche Abhängigkeit z.B.: Morphin, Heroin, Fentanyl, Methadon, Tramadol,…<br />

• Cannabistyp: mäßige Toleranzentwicklung, mäßige Gewohnheitsbildung kaum körperliche Abhängigkeit z.B.: Marihuana,<br />

Haschisch<br />

• Alkohol/Barbiturattyp: mäßige Toleranzentwicklung, mäßige Abhängigkeit z.B.: Phenobarbital, Thiopental, Methohexital,…<br />

• Kokaintyp: starke Gewohnheitsbildung, kaum psychische oder körperliche Abhängigkeit<br />

• Amphetamintyp: starke Toleranzentwicklung, kaum körperliche Abhängigkeit z.B.: Designerdrogen Ecstasy,…<br />

• Halluzinogentyp: mäßige Toleranzentwicklung, keine körperliche Abhängigkeit z.B.: Mescalin, LSD<br />

(Lysergsäurediäthylamid),…<br />

• Khattyp: mäßige Toleranzentwicklung, keine körperliche Abhängigkeit<br />

Antibiotika allgemein<br />

• β-Lactame (Penicilline, Cephalosporine, Monobactame, Carbapeneme)<br />

• Tetracycline<br />

• Aminoglykoside<br />

• Makrolide<br />

• Polypeptide<br />

• Chinolone (Gyrasehemmer)<br />

• Sulfonamide<br />

β-Lactame binden an das PBP (Penicillin-Binde-Protein oder auch Transpeptidase). Dieses Protein ist zuständig für das Entstehen der<br />

Peptidbindungen in der Zellwand. Durch die inaktiven PBPs entstehen beim Bakterienwachstum Löcher in der Zellwand und dies ist die<br />

Ursache für das Eindringen von Wasser. Nach gewisser Zeit platzt die Bakterienzelle. β-Lactame wirken bakteriolytisch.<br />

Glycopeptide: Ihr Angriffsort ist auch die Zellwand, allerdings fügen sie sich direkt in die Struktur der Zellwand ein. Dadurch entstehen<br />

wieder Löcher und Wasser kann eindringen. Sie sind für den Einsatz gegen gram-positive Bakterien geeignet. Ihre Wirkungsweise ist<br />

bakterizid.<br />

Tetracycline wirken gegen gram-positive und gram-negative Bakterien. Sie lagern sich an die 30 S-Ribosomenuntereinheit an und<br />

verhindern damit die Anlagerung der t-RNS. Dadurch können keine Proteine gebildet werden. Die Wirkungsweise ist bakteriostatisch. Der<br />

große Nachteil dieser AB, sie binden sich an Calciumionen, die sehr wichtig für Knochenaufbau bei Kindern und auch zuständig für die<br />

Festigkeit der Zähne sind. Wenn das Calciumion an das AB gebunden ist, kann es nicht mehr weiter vom Körper verwendet werden.<br />

Darum sollte bei der Einnahme des AB keine Milch getrunken werden.<br />

Aminoglycosid-AB lagern sich auch an die 30S-Ribosomenuntereinheit an, wobei aber die Proteinbiosynthese noch stattfindet. Es<br />

entstehen Nonsensproteine, die das Bakterium nicht nutzen kann und sogar den Aufbau der Zellwand schädigen bakterizid.<br />

Makrolid-AB binden an die 50 S-Ribosomenuntereinheiten. Die Anlagerung der m-RNS kann nicht mehr erfolgen. In Folge dessen kann<br />

die Proteinbiosynthese nicht mehr stattfinden. Darum nennt man sie auch Translationshemmer bakteriostatisch.<br />

Polypeptid-AB haben ihren Angriffsort in der Cytoplasma-membran. Die Kontrollmechanismen sind gestört, dadurch können<br />

unerwünschte/ schädliche Stoffe eindringen.<br />

Chinolone sind im Grunde genommen keine AB nach der alten Definition. Sie werden 100% synthetisch hergestellt, darum sind sie auch<br />

nicht biologisch abbaubar. Sie werden auch Gyrasehemmer genannt. Das Enzym DNS-Gyrase ist für das platzsparende Verdrillen der<br />

DNS-Stränge zuständig, aber auch dafür, während der Replikation die auftretenden Spannungen im DNS-Strang zu beseitigen. Durch die<br />

Gabe des AB wird dieses Enzym inaktiviert.<br />

Sulfonamide werden auch als Wachstumsfaktoranaloga bezeichnet. Dies liegt an ihrer Wirkungsweise. Sie stören die Folsäuresynthese.<br />

Weil Folsäure sehr wichtig für die Nucleinsäuresynthese ist, wird damit die Vermehrung der Bakterienzelle behindert.<br />

Weiter kann man Antibiotika auch einteilen aufgrund ihres Wirkmechanismus:<br />

• Störung der Synthese der Zellwand<br />

-) Penicilline<br />

-) Cephalosporine<br />

-) Bacitracin<br />

• Schädigung der Zytoplasmamembran<br />

-) Nystatin<br />

-) Polymyxin<br />

-) Streptomycin<br />

• Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese<br />

-) Rifampicin<br />

-) Aminoglykoside<br />

-) Tetrazykline<br />

• Hemmung von Stoffwechselreaktionen<br />

-) Sulfonamide<br />

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• Störung der Nukleinsäuresynthese<br />

-) Chinolone (Gyrasehemmer)<br />

-) Rifampicin<br />

-) Sulfonamide<br />

Bioverfügbarkeit / first pass<br />

Die Bioverfügbarkeit ist ein Maß, welches angibt, wie viel % eines verabreichten Pharmakons in den Blutkreislauf gelangt um seine<br />

Wirkung entfalten zu können. Natürlich haben <strong>Med</strong>ikamente, die direkt ins Blut verabreicht werden eine sehr hohe Bioverfügbarkeit<br />

(Definitionsgemäß 100% bei intravenöser Verabreichung). Weiters gibt die Bioverfügbarkeit Auskunft wie schnell der Wirkstoff am<br />

Wirkort ankommt. Um die Bioverfügbarkeit zu bestimmen injiziert man das Pharmakon und erstellt eine Plasmaspiegelkurve<br />

(Plasmakonzentration und Zeit). Danach verabreicht man das <strong>Med</strong>ikament oral, subcutan,… und erstellt wiederum eine<br />

Plasmaspiegelkurve. Wenn man beide Kurven miteinander vergleicht, kann man die Bioverfügbarkeit bestimmen (genauer: man bildet den<br />

Quotienten [=Verhältnis zwischen 2 Zahlen] beider Flächen, der ermittelten Plasmaspiegelkurven). So kann man die optimale<br />

Applikationsart für eine Therapie herausfinden. Die Bioverfügbarkeit wird beeinflusst von folgenden Faktoren:<br />

• unvollständige Auflösung des Pharmakons, beispielsweise im Magen<br />

• geringe Lipophilie (daher schlechte Aufnahme)<br />

• Wirkungsverlust durch den First-Pass-Effekt<br />

First-Pass-Effekt: erreicht ein <strong>Med</strong>ikament nach der Aufnahme den Pfortaderkreislauf, wird es direkt zur Leber transportiert. In der Leber<br />

wird es biotransformiert oder es wird von dort über den Gallensaft wieder in den Darm abgegeben. In beiden Fällen kann die zur<br />

Verfügung stehende Wirkstoffmenge teilweise erheblich absinken. Dieser Wirkungsverlust beim ersten „Leberdurchgang“ bzw. beim<br />

Durchtritt durch die Darmmukosa ist der sog. First-Pass-Effekt. Beispielsweise werden Adrenalin, Noradrenalin und L-Dopa beim<br />

Durchtritt in die Darmwand inaktiviert. Propranolol, Lidocain und trizyklische Antidepressiva werden in der Leber inaktiviert. Um den<br />

First-Pass-Effekt zu umgehen, kann man ein <strong>Med</strong>ikament rektal applizieren Leberkreislauf wird umgangen. Auch eine sublinguale oder<br />

parenterale (= am Darm vorbei eine zusammenfassende Bezeichnung für Applikationsarten z.B.: intravenös, subcutan, intramuskulär,<br />

transdermal [Nikotinpflaster], als Aerosol,…) Gabe umgeht den First-Pass-Effekt.<br />

Atropinvergiftung<br />

Bei einer Atropinvergiftung kommt es zu folgenden Symptomen:<br />

• Warme, trockene Haut<br />

• Mundtrockenheit<br />

• Mydriasis<br />

• Halluzinationen<br />

Weitere Symptome sind:<br />

• Tachykardie<br />

• Atemdepression<br />

• Erweiterung der Hautgefäße<br />

• Verminderung der Schweißsekretion<br />

• Verminderung der Bronchialschleimsekretion<br />

• Verminderung der Magen-Motilität<br />

• Steigerung des Augeninnendrucks<br />

• Miktionsbeschwerden<br />

Toxikologie<br />

Zusammenfassend entsprechen die Symptome dem ZAS (zentrales anticholinerges Syndrom) welches periphere sowie auch zentrale<br />

Symptome hervorruft. Das ZAS kann ausgelöst werden durch:<br />

• Atropin (Anticholinergikum)<br />

• Trizyklische Antidepressiva<br />

• Niederpotente Neuroleptika<br />

• Als Antiparkinsonmittel eingesetzte Anticholinergika<br />

Therapie:<br />

Antidot (Physostigmin), Betablocker und Diuretika; eventuell Benzodiazepine physikalische Kühlung, Verdunkelung und Sauerstoffgabe<br />

Lokalanästhetikavergiftung<br />

Lokalanästhetika dienen der lokalen Betäubung bei vielen medizinischen Eingriffen. Da Lokalanästhetika sehr schnell aufgenommen<br />

werden, kann es durch eine versehentliche intravenöse Injektion zu schweren systemischen Nebenwirkungen kommen:<br />

• Negativ chronotrop, dromotrop, inotrop<br />

• Vasodilatation und somit Blutdruckabfall bis Kreislaufversagen<br />

• ZNS: typische Zeichen einer Lokalanästhetikavergiftung: Übelkeit, Erbrechen, Rededrang, Euphorie, Angst, Unruhe, Schwindel,<br />

Erregung und Desorientiertheit. In sehr schweren Fällen auch klonische Krämpfe und Atemdepression (Krämpfe sind verursacht<br />

durch Hemmung von inhibitorischen Neuronen)<br />

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• Immunsystem: möglicherweise lokale Reaktionen bis zum anaphylaktischen Schock<br />

Knollenblätterpilzvergiftung / Fliegenpilz<br />

Knollenblätterpilze (= Amanita phalloides/verna/virosa) enthalten zyklische Oligopeptide mit atypischen Aminosäuren, die durch<br />

Peptidasen nicht gespalten werden können. Dabei sind einige Giftstoffe hoch giftig wie z.B.:<br />

• α-Amanitin: hemmt die RNS-Polymerase II und schädigt dadurch parenchymatöse Organe.<br />

• β-Amanitin: wirkt wie α-Amanitin<br />

• Phalloidin: wirkt hepatotoxisch (wird jedoch kaum resorbiert)<br />

Symptome: nach 8-24 Stunden kommt es zu starken Brechdurchfällen. Diese dauern ca. 2 Tage, am 3 Tag stellt sich eine Verbesserung<br />

ein. Schlussendlich kommt es zu Lebernekrosen mit Leberkoma sowie Nekrose der Nierentubuli.<br />

Weiters kommt es zu Gerinnungsstörungen und zur Sepsis.<br />

Therapie:<br />

• Magenspülung und Gabe von Aktivkohle<br />

• Normalisierung des Wasser und Elektrolythaushaltes<br />

• Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufes, durch laufende Absaugung der Galle<br />

• Hämodialyse / Hämoperfusion<br />

Fliegenpilze (=Amanita muscaria) enthalten neben anderen Giften Ibotensäure (wird durch Kochen in Muscimol übergeführt) die<br />

Symptome sind:<br />

• Kopfschmerz<br />

• Übelkeit<br />

• Gangunsicherheit<br />

• Motorische Lähmungen<br />

• Bewusstlosigkeit<br />

Therapie:<br />

Es gibt keine spezifische Therapie gegen eine Fliegenpilzvergiftung. Ein tödlicher Ausgang ist äußerst selten.<br />

Methanolvergiftung<br />

Methanol wird synthetisch produziert oder entsteht bei der Holzdestillation. Es wird langsamer resorbiert als Ethanol, dafür aber<br />

vollständig. Methanol wird zu Formaldehyd oxidiert und weiters zu Ameisensäure metabolisiert. Der Abbau von Ameisensäure ist sehr<br />

langsam ebenso wie die Ausscheidung über den Harn. Somit kummuliert die entstandene Ameisensäure und es kommt zu<br />

Vergiftungserscheinungen.<br />

Durch die Ameisensäure kommt es zu einer Azidose, welche mehrere Tage andauern kann. Dabei sinkt der Blut-pH-Wert und es kommt<br />

zu einer Hypoventilation. Das Herz-Kreislauf-System ist beeinträchtigt und es kommt häufig zu Sehstörungen.<br />

Beginnend am 3. Tag nach der Einnahme kommt es zu einer Visustrübung, aufgrund eines Ödems der Retina, dies ist meistens reversibel.<br />

Weiters kann es zu irreversiblen Degenerationserscheinungen des N. opticus kommen, was zu einer Erblindung führt.<br />

Die Mortalität einer Methanolvergiftung ist relativ hoch, da schon 30-100ml tödlich sein können (wegen der Azidose).<br />

Therapie: Hemmung der Methanoloxidation zu Ameisensäure und Korrektur der Azidose:<br />

• Magenspülung<br />

• Ethanolgabe: Ethanol bindet an ADH (Aldehyddehydrogenase baut Methanol ab zu Ameisensäure) und somit kann vermehrt<br />

Methanol abgeatmet werden. Alle 2h Alkohol trinken um einen 1‰-Spiegel aufrecht zu erhalten über mehrere Tage.<br />

• Alkalisierung: Na-Bicarbonat infundieren gegen die Azidose<br />

• Hämodialyse: zur Korrektur der Azidose<br />

CO-Vergiftung<br />

Kohlenmonoxid ist ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Gas, das ubiquitär vorkommt und nahezu dieselbe Dichte wie Luft hat.<br />

Ursachen für eine Vergiftung sind in den meisten Fällen: geschlossene Garagen, Autowerkstätten, schlecht ziehende Öfen bzw.<br />

Durchlauferhitzer und industrielle Vergiftungen.<br />

Da die Affinität von CO zu Hämoglobin ca. 300x so groß ist wie O2 zu Hb, verdrängt es den O2 und verhindert somit eine adäquate<br />

Versorgung des Gewebes mit O2.<br />

Die Toxiztät von CO ist abhängig vom Hb-CO-Spiegel. Dieser wird beeinflusst durch mehrere Faktoren:<br />

• Konzentration von CO in der Atemluft<br />

• Atem-Zeit-Volumen<br />

• Dauer der Einwirkung<br />

• O2-Bedarf im Gewebe (bei körperlicher Anstrengung sind schon 30-40% HbCO tödlich)<br />

• Hb-Konzentration (bei Anämien genügen schon geringere CO-Konzentrationen)<br />

Symptome:<br />

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5-10% HbCO Visuseinschränkungen, Kopfschmerz<br />

30% HbCO Bewusstseinseinschränkung<br />

40-60% HbCO Bewusstlosigkeit, Lähmungen, Cheyne-Strokes-Atmung<br />

70% HbCO tödlich (innerhalb weniger Minuten)<br />

Spätschäden von CO:<br />

• Parkinsonismus<br />

• Herdepilepsien<br />

• periphere Lähmungen<br />

• Herzmuskelnekrosen<br />

Therapie:<br />

• Patienten in CO-freie Luft bringen<br />

• Zufuhr von reinem O2 oder Gemisch (95% O2 und 5% CO2 zur Anregung des Atemzentrums) wenn möglich sogar Behandlung in<br />

einer Überdruckkammer um schneller einen Erfolg zu erzielen.<br />

• Atemwege freihalten<br />

• Kreislauf und Körpertemperatur normalisieren<br />

• Azidose korrigieren<br />

Toxikologie der trizyklischen Antidepressiva<br />

Vergiftungen mit trizyklischen Antidepressiva sind sehr selten, können aber in hohen Dosen tödlich sein (durch Herzrhythmusstörungen).<br />

Die Symptome sind Krampfanfälle, Hypothermie und Herzrhythmusstörungen über einen längeren Zeitraum (oft tagelang).<br />

Therapie:<br />

• Hämoperfusion mittels Aktivkohle<br />

• Symptomatische Behandlung (Schutz gegen Abkühlung, Physostigmin, Diazepam und Betablocker)<br />

Ethanolvergiftung<br />

Wirkungen:<br />

• Je nach Dosis von erregend bis sedierend<br />

• Analgetisch, atemstimulierend<br />

• Verstärkte Magensaftsekretion<br />

• Verstärkte Diurese (Hemmung der ADH-Sekretion)<br />

• Periphere Gefäßerweiterung (gerötete Haut, Wärmeverlust, Hypothermie)<br />

• Stimuliert die Fettsynthese in der Leber<br />

• Gesteigerter Grundumsatz<br />

Akute Vergiftung:<br />

0,1 - 0,5‰ keine Beeinflussung<br />

0,5 - 1,0‰ Euphorie, Beeinflussung der Tiefenschärfe und Dunkeladaptation<br />

1,0 - 1,5‰ Euphorie, Enthemmung, verlängerte Reaktionszeit<br />

1,5 - 2,0‰ leichte Gleichgewichtsstörungen<br />

2,0 - 2,5‰ starker Rauschzustand, Gleichgewichtsstörungen, Koordinationsstörungen<br />

2,5 - 3,0‰ Lähmungserscheinungen, Bewusstseinstrübungen<br />

>3,0‰ tiefes bis tödliches Koma<br />

weitere Symptome:<br />

• Hyperventilation<br />

• Heiße, trockene Haut<br />

• Abnahme der Körpertemperatur<br />

• Übelkeit, Erbrechen<br />

• Hypoglykämie<br />

Herzglykosidvergiftung<br />

Herzglykoside sind Verbindungen pflanzlicher Herkunft. Digoxin & Digitoxin (Herzglykoside) kommen vor in Digitalis purpurea / lutea /<br />

lanata und wurden früher eingesetzt bei der Therapie gegen chronische Herzinsuffizienz. Jedoch haben sie eine geringe therapeutische<br />

Breite da schon die 1,5 fache Dosis toxisch sein kann.<br />

Herzglykoside hemmen die Na + /K + -ATPase. Somit erhöht sich die Na + -Konzentration intrazellulär 3Na + /Ca 2+ -Antiporter wird gehemmt<br />

weniger Ca 2+ wird aus der Zelle transportiert und die vermehrte Ca 2+ -Konzentration intrazellulär bewirkt eine positive Inotropie <br />

durch die erhöhte Kontraktilität steigt der Blutdruck.<br />

Nebenwirkungen von Herzglykosiden sind:<br />

41


• Herzarrhythmien, AV-Block, Kammertachykardien, Extrasystolen<br />

• ZNS: Übelkeit, Erbrechen, Desorientiertheit, Halluzinationen, Farbsehstörungen<br />

• Schmerzhafte Diarrhoen, Hemmung der aktiven Natrium-/Wasser-resorbtion<br />

Therapie gegen eine Intoxikation:<br />

• Magenspülung, Aktivkohle<br />

• Hämoperfusion bei Digitoxin-intoxikation (bei Digoxin wirkungslos)<br />

• Digitalisantikörper (Digitalis-Antitoxin) bildet Komplexe mit den Herzglykosiden und werden dann renal ausgeschieden.<br />

• Symptomatische Behandlung: Korrektur des Wasser-Elektrolyt-Haushalt, Atropin (bei bradykarden HRST), Defibrillation,<br />

Lidocain oder Phenytoin bei komplexen ventrikulären HRST<br />

Morphinvergiftung<br />

Morphin oder Opioid-Intoxikation: es entsteht eine typische TRIAS:<br />

• Atemdepression (Hypoventilation)<br />

• Bewusstlosigkeit<br />

• Miosis, Mydriasis (Engstellung bzw. Weitstellung der Pupille)<br />

Weiters:<br />

• Bradykardie, Hypotonie, Schock<br />

• Areflexie, (Tonusverlust der Muskeln)<br />

• Hypoxie-Zyanose, Azidose<br />

Therapie:<br />

• Intubation und Sauerstoffgabe<br />

• Schockbehandlung, Volumsgabe<br />

• Antidot: Naloxon i.v. Morphinantagonist (kann bei Abhängigen ein akutes Entzugssyndrom auslösen)<br />

Amphetaminvergiftung<br />

Amphetamin (AlphaMethylPhenetylAmin) ist eine synthetische Substanz und ein indirektes Sympathomimetkum (anregende Wirkung auf<br />

das ZNS, stimulierende und euphorisierende Wirkung). Ursprünglich wurde es als Bronchodilatator und zur Gewichtskontrolle verwendet.<br />

Heute (aufgrund der Nebenwirkungen und des Suchtpotentials) nur noch zur Behandlung der Narkolepsie und eines<br />

Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms.<br />

Die Lethal Dose Low (niedrigste publizierte letale Dosis) beim Menschen liegt bei 1,3mg/kg. Bei einem durchschnittlichen Erwachsenen<br />

rund 100mg. Bei bestehender Toleranz liegt die Dosis deutlich höher, so sind Fälle von Einzeldosen von 1.000mg und Tagesdosen von<br />

5.000mg bekannt.<br />

NW:<br />

• Erhöhter Blutdruck und Pulsfrequenz<br />

• Trockene Schleimhäute<br />

• Erweiterte Pupillen<br />

• Appetitlosigkeit<br />

• Harnverhaltung (Unvermögen trotz Harndrang die Harnblase zu entleeren)<br />

• Unruhe<br />

• Angstzustände<br />

• Schlaflosigkeit<br />

• Bei Dauerkonsum: Nervenschädigungen, Knochenschwund,…<br />

Sehr hohe Dosen von Amphetamin führen zu massiver Freisetzung von Dopamin im ZNS. Dadurch kommt es zu akuten psychotischen<br />

Zuständen mit Wahn und Halluzinationen. Solche paranoiden Psychosen können auch nach chronischer Anwendung auftreten und über<br />

mehrere Tage anhalten. Durch Neuroleptika (z. B. Haloperidol) lassen sie sich beseitigen. Als weitere Folge einer akuten<br />

Amphetaminintoxikation können Krämpfe und Delirien auftreten. Zur Beschleunigung der renalen Ausscheidung wird dem Patienten<br />

Ammoniumchlorid verabreicht, das eine Säuerung des Harns verursacht.<br />

Bienen und Wespengifte<br />

Hymenopterengifte (Bienen, Wespen, Hornissen) haben mehrere Bestandteile:<br />

• Biogene Amine: Histamin, Serotonin, Acetylcholin verursachen Schmerz sind jedoch in den normalen Mengen ungiftig.<br />

• Polypeptide: Melittin (Membranschädigung), Apamin (neurotoxisch)<br />

• Enzyme: Hyaluronidase, Phospholipase A/B<br />

Für einen gesunden Erwachsenen stellen Bienen, Wespen oder Hornissenstiche keine Bedrohung dar. Erst bei mehreren hundert<br />

Bienenstichen kommt es zum Kollaps und intravasaler Hämolyse. Gefährlich sind Bienen bzw. Wespenstiche jedoch bei einer bestehenden<br />

Allergie.<br />

Symptome bei einem Stich bei vorhandener Allergie:<br />

• Schwindel, Hautjucken bis zum anaphylaktischen Schock<br />

42


Therapie:<br />

• Adrenalin<br />

• Glucocorticoide<br />

• Antihistaminika<br />

Toxizität der Aminoglycosid Antibiotika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

ASS-Vergiftung<br />

Acetylsalicylsäure ist enthalten in Aspirin, welches rezeptfrei erhältlich ist. Daher kommt es nicht selten vor, dass es zu einer Intoxikation<br />

kommt.<br />

Typischerweise fängt es an mit Hyperventilation – beruht auf einer direkten und indirekten Stimulation des Atemzentrums.<br />

Acetylsalicylsäure, Salicylsäure stimulieren mit steigender Dosis direkt das Atemzentrum. Weiters entkoppeln sie die Atmungskette <br />

Sauerstoffverbrauch und CO2-Produktion steigt an Abatmung, Hyperthermie zuerst respiratorische Alkalose (kompensatorisch<br />

vermehrte renale Bicarbonat-Ausscheidung) durch Bicarbonat-Ausscheidung: vermehrte Natrium und Wasserausscheidung <br />

Dehydration, vermehrte Kaliumsekretion (Hypokaliämie)<br />

ZNS: Ohrensausen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen<br />

Bicarbonat (=wichtige Puffersubstanz) geht aus – ASS selbst ist sauer die durch Hyperventilation entstandene respiratorische Alkalose<br />

geht durch die gesteigerte Bildung von Pyruvat & Laktat über in eine metabolische Azidose Bewusstseinstrübung, Koma,<br />

Atemlähmung, evtl. Tod.<br />

Bei schwerer Intoxikation:<br />

• Oligurie (verminderte Urinbildung) bis Anurie (keine Urinbildung)<br />

• Nierenversagen<br />

• Ödeme<br />

• Azidose<br />

• Kapillarreizung<br />

• Lungenödem<br />

• Exzitationszustände (Ohrensausen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen) bis hin zu: Tremor, Krämpfe, weiter zu Bewusstlosigkeit,<br />

Atemdepression<br />

Therapie:<br />

• Aktivkohle<br />

• Korrektur des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-/Basen-Haushalts<br />

• Forcierte alkalische Diurese Alkalisierung des Urins, um die tubuläre Rückdiffusion der sauren Salicylate zu mindern<br />

• Bei Ateminsuffizienz: Intubation & Beatmung<br />

• Hämodialyse – indiziert bei schwerer Intoxikation<br />

Schlangengifte<br />

Tödliche Giftschlangen kommen vor in Südamerika, Asien, Australien und Afrika, jedoch nicht in Europa. Die gefährlichste, jedoch nicht<br />

tödliche Schlage in Europa ist die Kreuzotter. Jedoch kommen gelegentlich auch in Europa tödliche Schlagenbisse vor, durch<br />

eingeschleppte Tiere. Extrem giftig sind die Korallenschlange, schwarze Mamba, grüne Baumschlange, Kobra und Klapperschlange. Als<br />

giftigste Schlange der Welt gilt die australische Taipanschlange (die Giftmenge eines Bisses könnte 100 Menschen töten).<br />

Es gibt viele verschiede Giftstoffe bei Schlangen aber man kann sie in mehrere Gruppen einteilen:<br />

• Basische Peptide (Neurotoxine, die Nikotinrezeptoren blockieren Muskellähmung)<br />

• Kardiotoxische Polypeptide (greifen Membranen an Herz- und Muskelzellen an)<br />

• Koagulin (führt zu einer Verbrauchskoagulopathie Blutungsneigung)<br />

• Trypsinähnliche Enzyme (aktivieren die Thrombinbildung)<br />

• Phospholipase A (zerstört die Zellmembran Hämolyse, Zellnekrose, neurotoxisch)<br />

• Hyaluronidasen (weichen das Gewebe auf Gift verteilt sich besser)<br />

• Proteasen (im Viperngift stören die Blutgerinnung Hämatome treten auf)<br />

• Polypeptide (Mastzelldegranulation, Histamin-, Bradykinin & Serotoninfreisetzung)<br />

Symptome und Therapie:<br />

Es kann je nach Gift zu Reaktionen kommen wie: schmerzhafte lokale Entzündungen, Nekrosen, Gerinnungsstörungen, Thrombosen,<br />

Kreislaufschock und Lähmungen.<br />

Die Therapie beginnt mit einer verminderten Aufnahme des Giftes (Abbinden der Extremität um zu verhindern, dass das Gift sich weiter<br />

verteilt. Weiters Kühlung der Stelle, Hautschnitt). Die beste Methode ist die Gabe von dem passenden Schlangen-Antiserum (für<br />

europäische und afrikanische Schlangen ist das Schlangengiftimmunserum Behring geeignet). Weiters Schockprophylaxe, Beatmung,<br />

Antibiotikagabe und Tetanus-Immunglobulin (Passivimpfung).<br />

Schleifendiuretika Toxizität<br />

43


Siehe Diuretika-NW (rezeptieren)<br />

Toxikologie: Paracetamol<br />

Paracetamol ist ein schmerzstillendes und fiebersenkendes <strong>Med</strong>ikament und ist rezeptfrei erhältlich. Indikation sind leichte bis mittelstarke<br />

Schmerzen etwa bei Kopfschmerzen, Migräne, Zahnschmerzen oder Fieber. Auch bei Sonnenbrand ist Paracetamol wirksam. Als<br />

Monopräparat und in geringer Dosierung gilt Paracetamol weitgehend unschädlich und kann unter medizinischer Überwachung sogar<br />

langfristig angewandt werden. In Kombination mit anderen <strong>Med</strong>ikamenten oder Alkohol ergeben sich aber Wechselwirkungen, die<br />

besonders an Leber und Nieren langfristig Organschäden verursachen können (toxische Fettleber, Schmerzmittelnephropathie). Weiters<br />

kann es bei einer Überdosierung zu einer akuten Vergiftung kommen. Die Maximaldosis ist 4x 1000mg pro Tag (Mindestabstand 6<br />

Stunden). Bei akuter Überdosierung (LDLo = 143mg/kg Körpergewicht) kann Paracetamol tödlich wirken, indem es die Leber irreparabel<br />

schädigt. Die akut toxische Wirkung beim Abbau lässt sich auf einen in kleinen Mengen entstehenden Metaboliten zurückführen, der<br />

normalerweise von Glutathion sofort entgiftet wird (N-Acetyl-p-benzochinonimin). Bei einer Überdosierung versagt der<br />

Abbaumechanismus. Das Chinonimin reagiert daraufhin unkontrolliert mit anderen Verbindungen der Zellen irreversible Schädigung<br />

Untergang von Leberzellen Leberversagen Tod<br />

Als Gegenmittel bewährt hat sich N-Acetylcystein, welches Glutathion ersetzt (sollte innerhalb von 10 Stunden nach der Überdosierung<br />

verabreicht werden)<br />

Asthma bronchiale<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Ca-Kanalblocker<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Klasse III Antiarrhythmika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Positiv inotrope Pharmaka<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Klasse I Antiarrhythmika<br />

Glatte Muskulatur<br />

Herz<br />

Klasse I AA hemmen spannungsregulierte Na + Kanäle und verringern so den Na + Einstrom<br />

reduzierte Leitungsgeschwindigkeit (verbreiterter QRS-Komplex)<br />

erhöhte Depolarisationsschwelle (verminderte Erregbarkeit)<br />

Die Klasse I AA wirken sehr gut bei höheren Herzfrequenzen (Tachykardie)<br />

Use dependence hohe Affinität zu offenen & geschlossen-inaktivierbaren Kanälen<br />

Nebenwirkungen:<br />

• Proarrhythmische Wirkung (Auslösung kreisender Erregungen, bradykarde HRST, Sinuatrialer Block, AV-Block)<br />

• Negativ inotrop (durch Verminderung der intrazellulären Na + Konzentration wird der Na + /Ca ++ Antiport aktiver Zelle verliert<br />

Ca ++ )<br />

• Vasodilatation<br />

KI:<br />

• Hypokaliämie<br />

• Herzinsuffizienz<br />

• Erregungsüberleitungsstörungen höheren Grades<br />

• Sick-Sinus-Syndrom<br />

• Hypotonie<br />

• Neuauftreten von HRST unter der Therapie<br />

Einsatz der Klasse I AA:<br />

• Klasse IA: Akuttherapie supraventrikulärer Tachyarrhythmien Chinidin, Ajmalin<br />

2. Wahl bei der Dauertherapie von supraventrikulärer & ventrikulärer Tachyarrhythmien (v.a. Prajmalin)<br />

• Klasse IB: Akuttherapie ventrikulärer Tachyarrhythmien (nach erfolgloser Defibrillation) Lidocain<br />

2. Wahl bei der Dauertherapie komplexer ventrikulärer & supraventrikulärer Tachyarrhythmien<br />

Phenytoin: bei Tachyarrhythmien bedingt durch Herzglykosid-Intoxikation<br />

• Klasse IC: werden normalerweise nicht verwendet, da die NW zu groß sind<br />

44


1. Wahl für die medikamentöse Dauertherapie von supraventrikulären Tachykardien sind die Klasse II AA (β-Blocker), oder Klasse IV<br />

AA (Ca ++ Blocker) bzw. auch Digitalis-Glykoside.<br />

1. Wahl für die medikamentöse Dauertherapie von ventrikulären Tachykardien sind die Klasse III AA Sotalol & Amjodaron<br />

Klasse IA:<br />

• Chinidin<br />

• Ajmalin/Prajmalin<br />

• Disopyramid<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente bewirken eine Hemmung der spannungsregulierten Na + Kanäle. Dadurch sinkt die Erregbarkeit, der Na + Einstrom und<br />

die Leitungsgeschwindigkeit. Weiters wirken diese <strong>Med</strong>ikamente anticholinerg und verlängern das AP Verzögerung der Repolarisation<br />

Wirkungen:<br />

• Hemmung des schnellen spannungsregulierten Na + Einstroms<br />

• Hemmung des repolarisierenden K + Ausstroms („delayed rectifier“)<br />

• Anticholinerge Wirkung (positiv chronotrop am Sinusknoten und positiv dromotrop am AV-Knoten)<br />

• Chinidin blockiert zusätzlich auch α-Adrenozeptoren Vasodilatation und Blutdruckabfall (Gefahr der Reflextachykardie)<br />

NW:<br />

• Induktion einer Kammertachykardie durch verkürzte AV-Überleitung<br />

• Torsade-de-pointes-Tachykardien<br />

• Blutdruckabfall<br />

• Schwindel, Ohrensausen, Farbsehstörungen, Doppelbilder, Verwirrungszustände<br />

• GIT-Beschwerden<br />

• Allergische Reaktionen<br />

Indikation:<br />

• Kardioversion bei Vorhofflimmern/-flattern, wenn eine Elektrokardioversion nicht anwendbar ist.<br />

KI:<br />

• Hypokalämie<br />

• Dekompensierte Herzinsuffizienz<br />

• Kardiogener, nicht-arrhythmiebedingter Schock<br />

• Bradykarde HRST<br />

• Hypotonie<br />

Klasse IB:<br />

• Lidocain<br />

• Mexiletin<br />

• Tocainid<br />

• Phenytoin<br />

Klasse IB AA wirken hauptsächlich bei ventrikulären tachykarden Rhythmusstörungen. Sie haben im Gegensatz zu Klasse IA weniger<br />

starke Nebenwirkungen (nur gering proarrhythmogen, gering negativ inotrop & vasodilatierend und nur gering positiv chronotrop &<br />

dromotrop).<br />

Indikation:<br />

• Bei einer fehlgeschlagenen Defibrillation & Adrenalingabe werden Klasse IB AA bei Kammerflimmern bzw. pulsloser<br />

ventrikulärer Tachyarrhythmie eingesetzt.<br />

• Weiters wird Lidocain in der Notfallmedizin bei post-Infarkt-Kammerflimmern infundiert bis zum völligen Verschwinden der<br />

Kammertachykardie<br />

• Phenytoin wird v.a. als Antiepileptikum eingesetzt aber auch als Klasse IB AA bei ventrikulären Tachyarrhythmien durch<br />

Digitalisintoxikation angewandt<br />

KI:<br />

• Hypokaliämie<br />

• Sick-Sinus-Syndrom (Störungen bei der Erregungsbildung im Sinusknoten)<br />

• Kardiogener, nicht-arrhythmiebedingter Schock<br />

• Bradykardie, Hypotonie<br />

• Neuauftreten von Tachyarrhythmien<br />

Klasse IC:<br />

• Flecainid<br />

• Propafenon<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente bewirken eine starke und dauerhafte Blockade der spannungsregulierten Na + Kanäle stark verzögerte<br />

Leitungsgeschwindigkeit. Aber nahezu unveränderte Länge des AP stark ausgeprägte proarrhythmische Eigenschaften es entstehen<br />

sehr leicht kreisende Bewegungen. Daher ist die Indikation besonders streng eingeschrängt: sehr schwere, lebensbedrohliche ventrikuläre<br />

tachykarde Arrhythmien<br />

Pharmakotherapie der koronaren Herzkrankheit<br />

Bei koronaren Herzkrankheiten besteht ein Ungleichgewicht zwischen Sauerstoffzufuhr und Sauerstoffbedarf. Dadurch kann der<br />

Sauerstoffbedarf des Herzmuskels nicht gedeckt werden Myokardiale Ischämie.<br />

45


Die häufigste Ursache ist eine Koronar-Atherosklerose (Gefäßeinengung, gestörte Dilatationsreserve). Weitere (seltenere) Ursachen:<br />

• Aortenklappenvitium<br />

• Koronarspasmen (Prinz-Metal-Angina)<br />

• Herzmuskelhypertrophie<br />

• Schwere Anämie<br />

Die insuffiziente koronare Durchblutung verursacht einen anaeroben Stoffwechsel Ischämieschmerz = Angina pectoris. Charakterisiert<br />

durch ziehend, stechende retrosternale Schmerzen oft typisch ausstrahlend in den linken Arm<br />

Weitere Symptomatik: erhöhte Sympathikusaktivität: weite Pupillen, blasse Haut, kalter Schweiß.<br />

Es gibt nun mehrere Ansatzpunkte um eine KHK zu behandeln:<br />

• Nitrovasodilatatoren: sind Verbindungen bei deren Metabolisation NO freigegeben wird (vasodilatierend)<br />

• Ca ++ Kanal-Blocker: negativ inotrop (senkt Sauerstoffverbrauch), vasodilatierend (Herz muss nicht mehr so viel Kraft<br />

aufwenden), negativ dromotrop und chronotrop<br />

• β-Blocker<br />

weiters kann man auch folgende <strong>Med</strong>ikamente verwenden:<br />

• ASS (antiaggreagtive Wirkung)<br />

• Heparin (sofort wirksame Antikoagulation)<br />

• Thrombolytika<br />

Therapie der KHK:<br />

Ziel: Anfallskupierung, Anfallsprophylaxe<br />

Bei der stabilen Angina pectoris verwendet man Nitrovasodilatoren (Sublingualtabletten, Kaukapseln oder Spray) zur Anfallskupierung.<br />

Zur Anfallsprophylaxe verwendet man β-Blocker und/oder Calciumkanalblocker auch Nitrovasodilatatoren werden zur Dauertherapie<br />

verwendet (mit therapiefreien Intervallen – Toleranz).<br />

Bei der vasospastischen Angina pectoris (Prinz-Metal-Angina) verwendet man Nifedipin-Kapseln oder i.v. Injektionen von Nifedipin zur<br />

Anfallskupierung und Calciumkanalblocker zur Anfallsprophylaxe.<br />

Nifedipin („Blutdruckpulverl“) ist ein Calcium-Blocker vom Dihydropyridin-Typ.<br />

Es wirkt praktisch nur auf die Gefäße und kaum aufs Herz Vasodilatation.<br />

Indikation:<br />

• arterielle Hypertonie (Mittel der Wahl bei der hypertensiven Krise)<br />

• KHK, Prinzmetal-Angina<br />

• Morbus Raynaud<br />

NW:<br />

• durch die Vasodilatation: Kopfschmerz, Wärmegefühl, Flush, periphere Ödeme,…<br />

• Blutdruckabfall<br />

• reflektorische Tachykardie<br />

• Gefahr der Auslösung oder Verstärkung einer Angina pectoris (durch gesteigerte Herzfrequenz)<br />

Herzinsuffizienz<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Nitrovasodilatation<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Vasospastische Angina<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Herzglykoside<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Therapie eines Herzinfarktes<br />

Ein Herzinfarkt wird durch einen thrombotischen Verschluss einer Coronararterie verursacht. Der von der Durchblutung völlig<br />

abgeschnittene Anteil der Herzmuskulatur stirbt aufgrund des Sauerstoffmangels in kurzer Zeit ab. Der Ausfall an funktionstüchtigem<br />

Muskelgewebe hat eine verminderte Herzleistung zur Folge. In der Randzone des Infarktes können sich spontane Schrittmacherpotentiale<br />

bilden und es kann fatales Kammerflimmern auftreten. Der Patient hat starke Schmerzen, ein Vernichtungsgefühl und Todesangst.<br />

Die notfallmedizinische Behandlung beginnt mit der Therapie der Todesangst, die durch Morphin und Benzodiazepin behandelt wird. Zur<br />

Verhinderung einer weiteren Thrombusbildung gibt man Thrombozyten-Aggregations-Hemmstoffe und Heparin. Zur Entlastung des<br />

Herzens kann Nitroglycerin angewandt werden (Nitrovasodilatation). Wenn Blutdruck und Herzfrequenz stabil sind kann ein β-Blocker<br />

den Sauerstoffverbrauch senken. Bei bedrohlicher Arrhythmie ist die Infusion von Lidocain notwendig. Eine nicht pharmakologische<br />

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Methode ist der Einsatz eines Ballonkatheters und die Implantation einer Gefäßstütze, um eine Koronarstenose zu beseitigen. Da bei einer<br />

Aufdehnung einer Gefäßstenose mit dem Herzkatheter viele thrombogene <strong>Med</strong>iatoren freigesetzt werden, muss die<br />

Thrombozytenaggregation durch Gabe von Glykoprotein IIb/IIIa-Rezeptorantagonisten gehemmt werden.<br />

Weiters werden <strong>Med</strong>ikamente eingesetzt für die Fibrinolyse, gefürchtet ist jedoch die erhöhte Blutungsgefahr besonders eine<br />

Gehirnblutung. Eine weitere Möglichkeit ist die Bybass-Operation.<br />

Sofortmaßnahmen:<br />

• Nitroglycerin (Senkung der Vorlast und Nachlast)<br />

• Acetylsalicylsäure (Hemmung der Thrombozytenaggregation)<br />

• Morphin (Analgesie, Sedierung)<br />

• Sauerstoff per Nasensonde<br />

EKG, Labor geben Auskunft über die Art des Verschlusses – Herzinfarkt oder Angina pectoris…<br />

Bei einem Herzinfarkt verabreicht man Sauerstoff, Heparin, Nitrate, β-Blocker, Morphin. Weiters verabreicht man GP-IIb/IIIa-<br />

Antagonisten oder Fibrinolytika oder man legt einen Bypass.<br />

Bei Angina pectoris verabreicht man Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel (auch Thrombozytenaggregationshemmer).<br />

Um einen Rückfall zu verhindern verabreicht man auch nach der Entlassung:<br />

• Acetylsalicylsäure<br />

• β-Blocker<br />

• ACE-Hemmer<br />

• Eventuell: Clopidogrel, Phenprocoumon (Marcumar), Statine (Lipidsenker)<br />

Heparin<br />

Blut<br />

Heparin wird aus der Darmmukosa von Schweinen gewonnen. Seine antikoagulatorische Wirkung ist bedingt durch eine<br />

Pentasaccharidsequenz aus 3 typischen sulfatierten Aminozuckern und 2 Uronsäuremolekülen. Heparin hat eine ausgeprägte negative<br />

Ladung und kann somit im GIT nicht resorbiert werden. Weiters ist Heparin nicht plazentagängig oder muttermilchgängig und kann somit<br />

in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit ohne Bedenken angewandt werden.<br />

Neben unfraktioniertem Heparin gibt es seit kurzem auch fraktionierte (niedermolekulare) Heparine. Zu den niedermolekularen Heparinen<br />

zählen:<br />

• Certoparin<br />

• Dalteparin<br />

• Reviparin<br />

• Enoxaparin<br />

Die Applikation erfolgt i.v. oder s.c.<br />

Wirkmechanismus:<br />

Heparin bildet mit AT-III & Thrombin einen Komplex und wirkt gerinnungshemmend, indem es die normalerweise langsam ablaufende<br />

Inaktivierung von Thrombin durch AT-III mehr als 1000-fach beschleunigt. Weiters wird der Faktor Xa inaktiviert besonders von den<br />

niedermolekularen Heparinen – niedermolekulare Heparine hemmen nicht Thrombin schon aber Faktor Xa mäßige Verlängerung der<br />

Gerinnungszeit.<br />

Wirkung:<br />

Antikoagulatorisch (=gerinnungshemmend)<br />

Unfraktionierte Heparine hemmen Thrombin und Faktor Xa, niedermolekulare Heparine hemmen selektiv Faktor Xa<br />

NW:<br />

• Erhöhte Blutungsgefahr (bei starken Blutungen kann man mit Protamin antagonisieren)<br />

• Aufgrund der Struktur kann Heparin mit einigen Stoffen Komplexe bilden Aggregation, Osteoporose, Spontanfrakturen,<br />

reversibler Haarausfall, Hautnekrosen, Hypoaldosteronismus, allergische Reaktionen<br />

• HIT (Heparin induzierte Thrombozytopenie):<br />

Typ I: setzt früh nach Beginn der Therapie ein senkt die Plättchenzahl um ⅓ - klinisch harmlos<br />

Typ II: schwerer, lebensbedrohlicher Verlauf senkt die Plättchenzahl auf 50.000/µl (Heparin und PF4<br />

[=Heparinneutralisierender Faktor] bilden Komplexe gegen diese Komplexe werden AK des Typs IgG gebildet, die AK<br />

binden an Thrombozyten und führen zu massiver Plättchenaktivierung, Aggregation und Gerinnung) sofort Heparin-Therapie<br />

absetzen!!! Antikoagulation notwendig: Danaparoid oder Lepirudin solange, bis Thrombozytenzahl wieder ansteigt.<br />

Trotz der verminderten Plättchenzahl kommt es weniger zu Blutungskomplikationen, sondern zu Thrombozytenaggregation und<br />

möglicherweise dadurch zu Gefäßverschlüssen, Extremitätenverlust, Mesenterialinfarkt, venöse Thrombosen, Lungenembolien…<br />

Indikation:<br />

• Prophylaxe postoperativer venöser Thrombosen<br />

• Therapie tiefer Venenthrombosen<br />

• Therapie von Lungenembolien<br />

• Therapie von arteriellen Embolien<br />

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KI:<br />

• Antikoagulans bei extrakorporaler Zirkulation<br />

• Therapie der instabilen Angina pectoris, des akutem Myocardinfarkts<br />

• Schock: Therapie/Prophylaxe der DIC (disseminierte intravasale Koagulopathie = übermäßig stark ablaufende Blutgerinnung)<br />

• Hämorrhagische Diathese<br />

• Schwere Thrombozytopenie<br />

• Schwere Leberinsuffizienz (verringerte Gerinnungsfaktoren)<br />

• Schwere Nierenschäden (verminderte Heparin-Elimination)<br />

• Erkrankungen/Zustände mit erhöhter Blutungsbereitschaft (GIT-Blutungen,…)<br />

• Größeres Trauma, OP, Entbindung, Organbiopsie, GIT-Blutungen,…<br />

Interaktionen:<br />

Die antikoagulatorische Wirkung wird verstärkt durch alle Substanzen, die selbst gerinnungshemmend wirken bzw. die<br />

Thrombozytenfunktion beeinflussen (z.B.: ASS, Cumarinderivate, Penicilline in hohen Dosen,…)<br />

Zu einer Wirkungsabschwächung von Heparin kann es kommen durch eine i.v.-Infusion von Glyceroltrinitrat (Nitroglycerin).<br />

Lipidsenker<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Thrombozytenaggregationshemmer<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

ACE-Hemmer<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Arterielle Hypertonie<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

ASS<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Antikoagulantien<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Schleifendiuretika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Pharmakotherapie der chronischen Gicht<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Gichtanfall<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Thiaziddiuretika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Nicht depolarisierende Muskelrelaxantien<br />

Niere<br />

Motorisches System<br />

Muskelrelaxantien binden an die Acetyl-Cholin-Bindungsstelle des ligandengesteuerten Ionenkanals: es gibt welche, die als Antagonisten<br />

wirken, aber auch welche, die als Agonisten wirken. Somit kann man 2 Gruppen unterscheiden:<br />

• Nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien (Nikotinrezeptor-Antagonisten)<br />

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• Depolarisierende-Muskelrelaxantien (vorwiegende muskulär wirkende Agonisten)<br />

Muskelrelaxantien führen zu einer schlaffen Lähmung der Skelettmuskulatur.<br />

Bei den Muskelrelaxantien (beider Gruppen) handelt es sich quartäre Ammoniumverbindungen.<br />

Hydrophilie: kaum resorbierbar, wenn es oral aufgenommen wird.<br />

Indikation:<br />

• Zur Intubation bei der Narkoseeinleitung<br />

• Relaxierung beatmeter Patienten<br />

Das erste verwendete Muskelrelaxantium war das Pfeilgift Curare, welches für die Jagd verwendet wurde. Gefunden werden, kann dieses<br />

Gift in Bambusröhren (Tubucurarin) oder in Pflanzen der Gattung Strychnos (Toxiferin).<br />

Die Entdeckung von Tubucurarin & Toxiferin in der <strong>Med</strong>izin führte zur Herstellung der heute gängigen nicht-depolarisierenden<br />

Muskelrelaxantien.<br />

Wichtige Muskelrelaxantien:<br />

• Mivacurium [Esterspaltung] (kurz wirksam)


Opioidrezeptoren befinden sich auf Nervenzellen – sie sind an Neuronen verschiedener Hirngebieten & im Rückenmark vorhanden aber<br />

auch an den Nervengeflechten des GIT und der Blase, wo sie die Motilität beeinflussen können.<br />

Wirkungsweise der Opioide:<br />

Sie wirken auf Nervenzellen mit Opioidrezeptor und verursachen: Hyperpolarisation, verminderten Ca ++ Einstrom während der Erregung<br />

und dadurch eine verminderte Transmitterfreisetzung.<br />

Dies kann je nach Nervengebiet sowohl dämpfende als auch erregende Wirkung haben. Man hat bereits einige Rezeptoren in Klassen<br />

eingeteilt mit bestimmten Wirkungen:<br />

über µ Rezeptoren:<br />

• Analgesie (Hemmung der Neuronenaktivität in Thalamischen Kernen)<br />

• Euphorie (Aktivierung/Enthemmung von dopaminergen Neuronen)<br />

• Toleranz, Abhängigkeit<br />

• Atemdepression (Herabsetzung der Empfindlichkeit des Atemzentrumg gegenüber PCO2)<br />

• Miosis (Aktivierung des parasympathischen Nucleus oculomotorius)<br />

• Antitussive Wirkung (Hemmung des medullären Hustenzentrums)<br />

• Obstipation periphere Wirkung durch Senkung der Peristaltik<br />

• Bradykardie, Blutdrucksenkung (Hemmung im Vasomotorenzentrum der <strong>Med</strong>ulla oblongata; Aktivierung des parasympathischen<br />

Ncl. dorsalis fürs Herz)<br />

• Histaminfreisetzung Bronchokonstriktion periphere Wirkung<br />

über δ Rezeptoren:<br />

• Analgesie (Hemmung der synaptischen Übertragung)<br />

über κ Rezeptoren:<br />

• Analgesie (Hemmung der synaptischen Übertragung)<br />

• Sedierung (Hemmung im aszendierenen Teil der Formatio reticularis)<br />

Morphin:<br />

Ist ZNS-gängig und hat hohe Affinität zum µ Rezeptoren – daher sind die Wirkungen bzw. Nebenwirkungen vorrangig die oben<br />

genannten.<br />

Weiters wirkt Morphin zu Beginn emetisch und danach antiemetisch (Früheffekt durch Aktivierung der Triggerzone in der Area postrema,<br />

Späteffekt durch Hemmung am medullären Brechzentrum selbst), Entleerungsverzögerung im Darm, Gallenstau, Harnverhalt, erhöhter<br />

Muskelrigor, Histaminfreisetzung (Gefahr eines Asthmaanfalls)<br />

Indikation: starke Schmerzen<br />

KI: Ateminsuffizienz, Asthma bronchiale, erhöhter intrakranieller Druck,…<br />

Intoxikation: Atemdepression, Bewusstlosigkeit, Miosis (Verengung der Pupille), Bradykardie, Hypotonie, Schock, Azidose,…<br />

Einige wichtige Opioide (Agonisten):<br />

• Fentanyl (synthetisch hergestellt, kurze Wirkzeit [oder als Depotpflaster TTS], bei Narkoseeinleitung verwendet) kurz<br />

wirksam wegen Umverteilung<br />

• Sufentanil (dem Fentanyl nahe verwandt und noch stärker analgetisch)<br />

• Buprenorphin (sublingual, starke analgetische Wirkung) kann nicht antagonisiert werden durch Naloxon hat höhere<br />

Affinität zum Rezeptor; ist jedoch auch ein partieller Agonit Dosis-Wirkungskurve ist glockenförmig nach Erreichen des<br />

Maximums führt jede weitere Steigerung zur Abnahme des Effekts<br />

• Levomethadon (Ersatzdroge in der Behandlung von Opioidabhängigen)<br />

• Morphin (oben beschrieben)<br />

• Piritramid (Mittel der Wahl bei postoperativen Schmerzen)<br />

• Codein (wirkt auf Hustenzentrum, wird teilweise zu Morphin umgewandelt)<br />

• Pethidin (bessere orale Bioverfügbarkeit und weniger NW als Morphin, aber produziert Metaboliten – Norpethidin – kann<br />

konvulsiv und halluzinogen wirken)<br />

• Tramadol (wie Pethidin aber kein Metaboit – keine Gefahr von Krämpfen & Halluzinationen)<br />

• Tilidin (Suchtgift-Rezept-freie Alternative zu Morphin)<br />

• Loperamid (Behandlung von Diarrhoe – wirkt nach oraler Gabe lokal im Darm obstipierend)<br />

Reine Antagonisten (auch Opioide):<br />

• Naloxon (i.v., ist ein reiner Opioid-Antagonist, hebt alle Effekte von anderen Opioiden auf mit Ausnahme von Buprenorphin,<br />

kann ein Entzugssyndrom auslösen, wird eingesetzt durch Opioid-bedingte Atemdepression – Opioidvergiftung)<br />

• Naltrexon (wie Naloxon nur längere Wirkdauer und orale Gabe)<br />

Inhalationsnarkotika<br />

Mit Ausnahme von Distickstoffoxid (Lachgas) sind alle Inhalationsnarkotika bei athmosphärischen Verhältnissen flüssig und müssen für<br />

die Narkose durch spezielle Vorrichtungen (Verdampfer) in den gasförmigen Zustand gebracht werden.<br />

Ein Maß für die Wirkstärke eines Stoffes ist der MAC-Wert (minimale alveoläre Narkotium-Konzentration) jene Menge an<br />

Narkotikum, bei der 50% der Patienten keine Abwehrreaktion mehr gegen einen Schmerzreiz setzen.<br />

50


Inhalationsnarkotika kann man relativ gut steuern im Vergleich zu Injektionsnarkotika, es dauert jedoch relativ lange bis die Wirkung<br />

einsetzt und für eine ausreichende Narkosetiefe benötigt man eine relativ hohe Dosis (dementsprechend die Nebenwirkungen) daher ist die<br />

therapeutische Breite auch relativ gering.<br />

Inhalationsnarkotika:<br />

• Halothan (halogenierter Kohlenwasserstoff): nicht analgetisch, ausgeprägt hypnotisch, geringe Muskelrelaxation, hepatotoxisch,<br />

senkt Nierendurchblutung, atemdepressiv, negativ inotrope Wirkung, senkt Herzfrequenz, Blutdruckabfall<br />

• Enfluran: nicht analgetisch, ausgeprägt hypnotisch, geringe Muskelrelaxation, tonisch-klonische Muskelzuckungen,<br />

atemdepressiv, negativ inotrope Wirkung<br />

• Isofluran: nicht analgetisch, ausgeprägt hypnotisch, starke Muskelrelaxation, riecht stechend und wird daher nicht zur<br />

Narkoseeinleitung verwendet, atemdepressiv, starke Schleimhautreizung, leichte Blutdrucksenkung<br />

• Sevofluran: nicht analgetisch, ausgeprägt hypnotisch, mäßig Muskelrelaxation, riecht angenehm und ist schleimhautneutral,<br />

geringe negative Inotropie, leichter Blutdruckabfall<br />

• Desfluran: stechender Geruch, Reizung der Atemwege, nicht analgetisch, ausgeprägt hypnotisch, mäßige Muskelrelaxation,<br />

normalerweise geringe Blutdrucksenkung aber in hohen Dosen kommt es zu Blutdruckanstieg und Tachykardie<br />

• Lachgas (N2O): geruchlos, schleimhautneutral, schwach hypnotisch, ausgeprägt analgetisch, nicht muskelrelaxierend, praktisch<br />

nebenwirkungsfrei und wird daher gerne in Kombination mit anderen Narkotika verabreicht.<br />

Achtung: bei der Narkoseausleitung muss reiner Sauerstoff zugeführt werden um das Lachgas zu verdrängen ansonsten droht eine<br />

Hypoxie<br />

Lachgas ist als als einziges Inhalationsnarkotikum keine Triggersubstanz für die maligne Hyperthermie<br />

Maligne Hyperthermie:<br />

= relativ seltene, lebensbedrohlich-akute Komplikation einer Narkose. Als Triggersubstanzen bekannt sind: alle Inhalationsnarkotika<br />

(außer Lachgas) und Succinylcholin (=Suxamethonium).<br />

Es kommt dabei zu einem zytosolischen Kalziumanstieg Steigerung von aeroben und anaeroben Stoffwechselprozessen Hypoxie,<br />

Wärmeproduktion, Laktatazidose, Muskelkontraktion. Die Körpertemperatur steigt auf bis zu 43°C.<br />

Frühe Symptome sind: Tachykardie, Hypoxie, Hyperkapnie (erhöhter pCO2). Danach folgt: Zyanose, Muskelrigor, Azidose,<br />

Hyperkaliämie, Hyperthermie, Eiweißdenaturierung, Kreislaufversagen, Tod<br />

Therapie: Triggersubstanz absetzen, Frischgaszufuhr, Dantrolen (Muskelrelaxation durch Hemmung der pathologisch erhöhten<br />

Freisetzung von Ca 2+ aus dem SR), Azidoseausgleich durch Natriumbicarbonat, physikalische Kühlung, Volumengabe<br />

Lokalanästhetika<br />

Lokalanästhetika blockieren örtlich begrenzt (lokal) spannungsregulierte Na + Kanäle auf Neuronen, wodurch Aktionspotentiale nicht<br />

fortgeleitet werden.<br />

Unter Einwirkung eines Lokalanästhetikums auf einem sensiblen Nerven verschwinden die Empfindungen in folgender Reihe:<br />

• Schmerz<br />

• Kälte/Wärme<br />

• Berührung, Druck<br />

Lokalanästhetika sind basische (pK: 8-9) tertiäre Amine<br />

Wirkmechanismus: Lokalanästhetika bewirken eine Blockade der spannungsregulierten Na + Kanäle.<br />

pH der Injektionslösung: 4-6 ionisierte Form – wasserlöslich<br />

pH im Körper: 7,4 Dissoziation ändert sich 3-20% sind nicht-ionisiert und können somit zur Nervenfaser vordringen und sich in der<br />

Lipidphase der Membran anlagern und den Na + -Kanal blockieren Wirkminderung im entzündeten (sauren) Gewebe<br />

Gebräuchliche Lokalanästhetika:<br />

Estertyp:<br />

• Procain<br />

• Tetracain<br />

Amidtyp:<br />

• Lidocain<br />

• Prilocain<br />

• Mepivacain<br />

• Bupivacain<br />

Nebenwirkungen, falls zu hohe Blutspiegel entstehen:<br />

• ZNS: Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Rededrang, Euphorie, Angst, Unruhe, Muskelzuckungen, generalisierte Krämpfe, Koma,<br />

Atemdepression, zentrale Atemlähmung<br />

• Herz-Kreislauf: Frequenzabnahme, AV-Block, neg. inotrop<br />

• Allergische Reaktionen: anaphylaktischer Schock, Urtikaria, Dermatitis, Asthma<br />

Narkotika<br />

Narkotika sind Mittel, welche zur reversiblen Ausschaltung von Erregungsbildung im ZNS führen:<br />

• Analgesie<br />

• Bewusstseinsverlust<br />

• Tonusabnahme der Muskulatur<br />

51


Man unterscheidet 2 Gruppen von Narkotika:<br />

• Inhalationsnarkotika (pulmonal)<br />

• Injektionsnarkotika (intravenös)<br />

Für eine Narkose ist ein Funktionsausfall des ZNS in folgender Reihenfolge typisch:<br />

• Hirnrinde Analgesie (Gyrus postcentralis), Bewusstseinsverlust<br />

• Mittelhirn, Basalganglien<br />

• Rückenmark<br />

• Bei Überdosierung sind auch die Vitalfunktionen der <strong>Med</strong>ulla oblongata betroffen<br />

Ziele:<br />

• Analgesie<br />

• Bewusstseinsverlust<br />

• Muskelrelaxation (es werden zusätzlich Muskelrelaxanthien eingesetzt)<br />

• Neurovegetative Dämpfung (Hemmung der Gegenregulation, Abwehrreflexe)<br />

Heute verwendete Substanzen:<br />

• Benzodiazepine: anxiolytisch, sedierend, antikonvulsiv, muskelrelaxierend, amnestisch<br />

• Opioide: analgetisch, sedierend<br />

• Neuroleptika: sedierend, antiemetisch<br />

• Anticholinergika (z.B.: Atropin): Schutz vor Bradykardie; Sekretionshemmung<br />

Neurolept-Analgesie & Neurolept-Anästhesie<br />

= spezielle Form der Kombinations-Narkose<br />

Die Einleitung der Narkose beginnt mit einem Injektionsnarkotikum und wird dann mit einem Inhalationsnarkotikum-Gemisch<br />

aufrechterhalten.<br />

Kombinierte Anwendung von:<br />

• Fentanyl (stark aber kurz wirksames Opioid-Analgetikum)<br />

• Droperidol (stark neuroleptisch und antiemetisch)<br />

= Neurolept Analgesie<br />

in entsprechend höheren Dosen und zusätzlicher Gabe von Lachgas kommt es zur Bewusstlosigkeit = Neurolept Anästhesie<br />

Injektionsnarkotika:<br />

• Barbiturate (Methohexital, Thiopental)<br />

• Benzodiazepine (Midazolam, Diazepam, Flunitrazepam)<br />

• Ethmoidat<br />

• Ketamin<br />

• Propofol<br />

Inhalationsnarkotika:<br />

• Halothan<br />

• Enfluran<br />

• Isofluran<br />

• Sevofluran<br />

• Desfluran<br />

• Lachgas (N2O)<br />

ASS<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Nicht Opioid Analgetika<br />

=Analgetika, die nicht mit Opioid-Rezeptoren interagieren<br />

• einige wirken antipyretisch (fiebersenkend) und antiphlogistisch<br />

• einige wirken antipyretisch aber kaum antiphlogistisch (entzündungshemmend)<br />

saure antipyretisch-antiphogistische Analgetika:<br />

• Acetylsalicylsäure (Aspirin)<br />

• Ibuprofen (Aktren)<br />

• Diclofenac (Voltaren)<br />

• Indometacin<br />

• Mefanaminsäure (Parkemed)<br />

Neben Fiebersenkung, Entzündungs- & Schmerzlinderung haben sie folgendes gemeinsam:<br />

• Schwach saurer Charakter (pKs ~5)<br />

• Besonders ausgeprägte Plasmaeiweißbindung<br />

52


Beides trägt zur antiphlogistischen Wirkung bei:<br />

An Plasmaproteine gebunden gelangen die sauren antipyretisch-antiphogistischen Analgetika ins entzündete Gewebe, wo sie sich gut<br />

anreichern und wirken können.<br />

Da im entzündeten Gewebe der pH-Wert etwas niedriger ist (sauer) und der pH dort etwa dem pKs entspricht oder noch niedriger ist, wird<br />

das <strong>Med</strong>ikament von den Zellen aufgenommen.<br />

Antipyretische Analgetika<br />

• Paracetamol gut verträglich (eingesetzt in der Kinderheilkunde), nephrotoxisch, hepatotoxisch<br />

• Pyrazolderivate (Metamizol [spasmolytisch als Einziges, NW: Agranulozytose, Leukopenie, allergische Reaktionen mit RR↓],<br />

Phenazon, Propyphenazon)<br />

Diese <strong>Med</strong>ikamente besitzen:<br />

Keinen Säurecharakter und werden kaum an Plasmaproteine gebunden reichern sich daher kaum im entzündeten Gewebe an und wirken<br />

daher nicht antiphlogistisch<br />

Wirkmechanismus der Nicht-Opioid-Analgetika:<br />

Hemmung der Cyclooxygenase Verminderung der Prostaglandin und Thromboxan-synthese über unterschliedliche Mechanismen:<br />

• ASS: hemmt die COX durch Acetylierung irreversibel<br />

• Salicylsäure (aktiver Metabolit der ASS) und Ibuprofen hemmen die COX kompetitiv reversibel<br />

• Paracetamol fängt Sauerstoff- und Hydroxyperoxidradikale ab, die wesentlich an der verstärkten Aktivierung der COX beteiligt<br />

sind – hemmt dadurch die COX nicht-kompetitiv, reversibel<br />

Prostaglandine (v.a. PGE2) – Produkte der COX – steigern die Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen, indem sie die Schwelle der<br />

Nozizeptoren für die Auslösung eines APs senken.<br />

Analgetische Wirkung<br />

Durch Hemmung der COX wird die PGE2 Bildung im OVLT (Organum Vasculosum Laminae Terminalis) gehemmt. Im Normalfall würde<br />

es zu Fieber kommen wenn exogene Pyrogene (Viren, Bakterien) im Blut zirkulieren und mit den Kapillarendothelien des OVLT in<br />

Kontakt kommen.<br />

Antipyretische Wirkung<br />

Nebenwirkungen durch die COX-Hemmung:<br />

• PGE2 wirkt normalerweise zytoprotektiv auf die Zellen der Magenschleimhaut (dilatiert die Gefäße der Mucosa, induziert die<br />

Schleimbildung, hemmt die HCl- & Pepsinogen-Sekretion)<br />

• In der Niere wirkt PGE2 vasodilatorisch. Durch die COX-Hemmung wird weniger Renin ausgeschieden GFR ↓, Elektrolyt- &<br />

Wasserretention, Ödeme, Hyperkaliämie<br />

• Im Respirationstrakt dilatiert PGE2 die glatte Muskulatur der Bronchien/Bronchiolen. Somit kann es zur verstärkten<br />

Bronchokonstriktion kommen Aspirin-Asthma<br />

• Am Uterus bewirkt PGE2 eine Kontraktion bei COX-Hemmung kann es zur Schwangerschaftsverlängerung kommen<br />

• Bei den Thrombozyten kommt es zur Aggregationshemmung bei der Einnahme von <strong>Med</strong>ikamenten, die die COX hemmen<br />

• Ductus arteriosus Botalli (DAB) Verschluss durch Prostaglandinsynthesehemmung<br />

Suchtmittel, psychotrope Substanzen<br />

Suchtmittel: siehe Allgemeine Pharma (Abhängigkeitstypen)<br />

Eine psychotrope Substanz ist ein Stoff, der die Psyche des Menschen beeinflusst. Man spricht auch von einer psychoaktiven Substanz,<br />

Psychotropikum, in der Mehrzahl Psychotropika.<br />

Jeder von außen zugeführte Stoff, der Veränderungen der Psyche und des Bewusstseins eines Menschen zur Folge hat, wird als<br />

psychoaktiv bezeichnet. Eine solche Änderung kann von kaum anregend bis starker Entspannung oder zu Stimmungsveränderungen<br />

reichen. Starke Halluzinogene können das Bewusstsein, Denken und die Wahrnehmung komplett verändern.<br />

Beispiele von psychotropen Substanzen:<br />

• Kaffee<br />

• Zigaretten<br />

• Hopfen<br />

• Alkohol<br />

• Kakao<br />

• Capsaicin<br />

• Antidepressiva<br />

• Neuroleptika<br />

• Halluzinogene<br />

• LSD<br />

• Benzodiazepine<br />

• Narkotika<br />

• Antiepileptika<br />

• Und viele viele mehr<br />

z.B. Neuroleptika:<br />

53


sind <strong>Med</strong>ikamente, die antipsychotische Wirkungen haben und werden daher gegen Schizophrenie, Halluzinationen und Wahn eingesetzt.<br />

Wirkung: es gibt 2 Wirkungarten<br />

• Akute Wirkung: Sedation, Dämpfung<br />

• Antipsychotische Wirkung: erst nach Dauergabe mit einer Latenz von etwa 2 Wochen<br />

Wirkmechanismus: Blockade von Dopamin-Rezeptoren, abhängig von der Strukur können Neuroleptika auch Affinität zu anderen<br />

Rezeptoren besitzen (m-Cholinorezeptoren, α-Adrenorezeptor, Serotonin-Rezeptor, Histamin-Rezeptor) bei diesen Rezeptoren wirken sie<br />

als kompetitive Inhibitoren.<br />

Niederpotente Neuroleptika:<br />

• Chlorpromazin<br />

• Perazin<br />

• Levomepromazin<br />

• Zuclopenthixol<br />

Hochpotente Neuroleptika<br />

• Droperidol<br />

• Bromperidol<br />

• Benperidol<br />

• Melperon<br />

Nebenwirkungen:<br />

• extrapyramidal-motorische Störungen<br />

• Frühdyskinese (kurz nach Behandlungbeginn)<br />

• Parkinsonoid (medikamentös induziertes Parkinson-Syndrom Akinese, Rigor, Tremor)<br />

• Akathisie (krankhafte Bewegungsunruhe)<br />

• Spätdyskinesie (nach Monaten oder Jahren bei einer Dauerbehandlung)<br />

• Anticholinerge Wirkung<br />

• Allergische Reaktionen<br />

• Zerebrale Krämpfe<br />

Dyskinesie ist die Bezeichnung einer Störung eines Bewegungsablaufs (Zungen- & Schlundkrämpfe, abnorme Kopfbewegungen,<br />

Verkrampfungen der mimischen Muskulatur, Fehlfunktion der Gallenwege, Gehstörungen,…)<br />

Morbus Parkinson<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Migräneprophylaxe<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Stimulantien<br />

Gehirn<br />

Als Stimulantien (=Psychostimulantien oder Psychotonika) bezeichnet man Substanzen die anregend auf den Organismus wirken. Die<br />

WHO definiert Stimulantien als Substanzen, die die Aktivität der Nerven erhöhen, beschleunigen oder verbessern.<br />

Typische Stimulantien sind:<br />

• Amphetamin<br />

früher eingesetzt als Bronchodilatator und zur Gewichtskontrolle. Hat Suchtpotential und wird daher heute nicht mehr verwendet<br />

mit Ausnahme bei einer Behandlung von ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom). NW: herhöhter Blutdruck und Pulsfrequenz,<br />

trockene Schleimhäute, Appetitlosigkeit, Unruhe, Angst, Schlaflosigkeit.<br />

• Xanthine (z.B.: Koffein, Theophyllin)<br />

sind eine Gruppe von Alkaloiden, die für gewöhnlich als milde Stimulantien eingesetzt werden sowie zur Behandlung des Asthma<br />

bronchiale. Xanthine sind Purin-Derivate und finden sich sehr selten als Grundgerüst von Nukleinsäuren. Die Hauptwirkungen<br />

sind sehr zahlreich jedoch wenig ausgeprägt z.B.: Anregung des ZNS, Erhöhung des Blutdrucks, Herztätigkeit,<br />

Pulsgeschwindigkeit, Steigerung der Harnbildung, Anregung der Peristaltik des Darms, Verringerung der<br />

Blutfließgeschwindigkeit im Gehirn<br />

• Kokain<br />

ist ein Wiederaufnahmehemmer (Reuptake-Inhibitor) an Dopamin-, Noradrenalin- und Serotonin-Neuronen Erhöhung der<br />

Transmitterkonzentration im synaptischen Spalt und damit ein erhöhtes Signalaufkommen am Rezeptor Erhöhung des<br />

Sympathikotonus. In hohen Dosen kommt es zu Nervosität, Angstzuständen und paranoiden Stimmungen. Wie bei den anderen<br />

Stimulantien bewirkt es eine Stimmungsaufhellung, Euphorie, gesteigerte Leistungsfähigkeit, Verschwinden von Hunger und<br />

Müdigkeit mit den bereits genannten Nebenwirkungen (Nervosität, Sucht,…)<br />

• Nikotin<br />

wirkt stimulierend auf nikotinerge Acetylcholinrezeptoren. Dieser Rezeptortyp befindet sich in parasympathischen Ganglien,<br />

sympathischen Ganglien, im Nebennierenmark, ZNS und an den motorischen Endplatten. In kleinen Mengen hat Nikotin einen<br />

stimulierenden Effekt fördert die Ausschüttung von Adrenalin sowie Dopamin und Serotonin. Nikotin beschleunigt den<br />

54


Herzschlag und erhöht den Blutdruck. Kurzfristig erhöht es die Leistungsfähigkeit, Aufmerksamkeitsleistung und<br />

Gedächnisleistung. Neben dem Suchtpotential gibt es auch die toxische Wirkung – eine tödliche Dosis wäre 1mg/kg KG (in einer<br />

Zigarette ist eine Menge von 12mg). Eine Karzinogene Wirkung konnte Nikotin bisher nicht nachgewiesen werden, jedoch gibt<br />

es in Zigaretten genug andere Stoffe die man als schädlich bezeichnen kann.<br />

• Ephedrin<br />

wurde als <strong>Med</strong>ikament gegen Asthmaanfälle eingesetzt (heute gibt es bessere <strong>Med</strong>ikamente) und findet heute nur noch<br />

Anwendung bei Hypotonie und Kreislaufschwäche. Weiters auch als Mittel 2. Wahl bei Narkolepsie (Schlafstörung – starker<br />

Schlafdrang). NW: Scheißausbrüche, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Halluzinationen, Delirium, Pulsrasen,<br />

Atemschwierigkeiten,…<br />

Antikonvulsiva<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Pharmaka mit Einfluss auf das serotoninerge System<br />

Serotonin ist ein Monoamin, das im Organismus als Gewebshormon bzw. als Neurotransmitter im ZNS, Darmnervensystem, Herz-<br />

Kreislaufsystem und im Blut fungiert. Der Name leitet sich von seiner Wirkung auf den Blutdruck ab: Serotonin ist die Komponente des<br />

Serums, die den Tonus in den Blutgefäßen reguliert.<br />

Der größte Teil des Serotonins kommt in den Enterochromaffinen Zellen der Mucosa des Darms vor (in Vesikeln gespeichert). Wird es<br />

freigesetzt, hat dies einen Einfluss auf die Motilität und ZNS (über Afferenzen zum N. vagus). Serotonin spielt daher eine Rolle beim<br />

Auslösen eines Brechreflexes.<br />

Serotonin-Rezeptoren sind auf Nerven- & peripheren Effektorzellen weit verbreitet: Daher hat Serotonin vielfache<br />

Wirkungsmöglichkeiten:<br />

• 5-HT1A-Rezeptoren (Gi-Protein-gekoppelte Rezeptoren): bewirkt Anxiolyse<br />

• 5-HT1B-Rezeptoren (Gi-Protein-gekoppelte Rezeptoren): Vasokonstriktion meningialer Blutgefäße<br />

• 5-HT1D-Rezeptoren (Gi-Protein-gekoppelte Rezeptoren): Hemmung der Noradrenalin-Ausschüttung<br />

• 5-HT2A-Rezeptoren (Gq-Protein-gekoppelte Rezeptoren): Vasokonstriktion auf glatte Gefäßmuskulatur, Kontraktion auf glatter<br />

GIT-Muskulatur, Aktivierung von Thrombozyten<br />

• 5-HT2B-Rezeptoren (Gq-Protein-gekoppelte Rezeptoren): Aktivierung der eNOS auf Endothelzellen (Enzym das NO-Synthese<br />

bewirkt)<br />

• 5-HT3-Rezeptoren (ionotrope Rezeptoren): Auslösung von Übelkeit und Erbrechen (Emesis)<br />

• 5-HT4-Rezeptoren (Gs-Protein-gekoppelte Rezeptoren): Motilitätssteigerung, positiv chronotroper, inotroper und dromotroper<br />

Effekt<br />

Pharmaka, welche die Serotonin Rezeptoren beeinflussen:<br />

• 5-HT-Rezeptor-Agonisten:<br />

-) Buspiron: anxiolytisch<br />

-) Urapidil: Antihypertensivum (5HT2B)<br />

-) Triptane: z.B.: Sumatriptan, Naratriptan, Zolmitriptan, Rizatriptan helfen gegen Migräneattacken (5HT1B)<br />

NW: KHK, Angina pectoris, akuter Myokardinfarkt (durch Kontraktion der Koronaraterien), Müdigkeit, Antriebslosigkeit,<br />

Blutdruckabfall, Schwindel, Benommenheit<br />

• 5-HT-Rezeptor-Agonisten, sowie Dopamin- D2-Antagonist:<br />

-) Ergotamin & Dihydroergotamin: gegen Migräneattacken<br />

-) Metoclopramid (Paspertin): gegen Übelkeit, Erbrechen, Motilitätsstörungen<br />

-) Domperidon: wie Metoclopramid Dopamin-D2-Antagonist<br />

• 5-HT-Rezeptor-Antagonisten:<br />

-) Neuroleptika wirken als Dopamin-D2-Antagonist können jedoch auch Histaminrezeptoren, Serotoninrezeptoren,<br />

Cholinorezeptoren und α-Adrenorezeptoren blockieren<br />

-) Pizotifen<br />

-) Methylsergid (=Mutterkornalkaloid): ist ein 5-HT-Rezeptor-Antagonist und wird als Migräneprophylaxe eingesetzt<br />

-) Setrone: Ondansetron, Tropisetron, Granisetron: sind hochpotente Antiemetika und blockieren selektiv die 5-HT2B-Rezeptoren<br />

• Weitere Pharmaka mit Einfluss aufs serotoninerge System:<br />

-) Inhibitoren der Wiederaufnahme von Serotonin (Antidepressiva, Kokain)<br />

-) Inhibitoren der Monoaminoxidase (Tranylcypromin, Moclobemid)<br />

-) Serotonin-freisetzende Stoffe (Ephedrin, Cathion, Amphetamin, Methamphetamin, Methylphenidat, Fenetyllin,…)<br />

Antidepressiva<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Benzodiazepine<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Endokrine Drüsen<br />

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Diabetes Typ I/II inkl. Insulintherapie<br />

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, wobei es einen chronischen Blutzuckerspiegel über 126mg/dl gibt Hyperglycämie.<br />

Die Ursache kann entweder durch eine gestörte Insulinsekretion bedingt sein oder durch eine gestörte Insulinwirkung (oder beides).<br />

Man teilt Diabetes folgendermaßen ein:<br />

• Typ I (ca. 10%)<br />

• Typ II (ca. 90%)<br />

-) Typ IIa (ohne Adipositas)<br />

-) Typ IIb (mit Adipositas)<br />

Typ I: der Ausbruch der Krankheit beginnt bereits im Kindesalter und ist akut einsetzend. Es kommt zur häufigen Polyurie, Polydipsie<br />

(krankhaft gesteigerter Durst) weiters zu Gewichtsverlust und Ketoazidose. Der Körper produziert sogut wie kein Insulin. Die β-Zellen<br />

sind stark vermindert somit ist das Ansprechen auf <strong>Med</strong>ikamente die eine vermehrte Insulinauschüttung bewirken stark vermindert. Daher<br />

muss man bei Typ I Diabetikern Insulin zuführen.<br />

Typ II: der Ausbruch der Krankheit beginnt meist im mittleren & höheren Alter und beginnt schleichend. Oft gibt es keine Symptome und<br />

daher kommt eine Diagnose erst relativ spät. Die Patienten sind meist übergewichtig. Insulin kann entweder in hohen Spiegeln oder in<br />

niedrigen Spiegeln vorhanden sein (bei hohen Spiegeln versucht der Körper die verminderte Wirkung an den Rezeptoren kompensatorisch<br />

zu beheben). Die Patienten sprechen meistens gut auf <strong>Med</strong>ikamente an, welche die Insulinausschüttung erhöhen (zumindest am Anfang,<br />

falls noch keine Erschöpfungsatrophie vorhanden ist).<br />

Diagnosekriterien:<br />

• Nüchter-Glucose:<br />

-) kapillär > 110 mg/dl<br />

-) venös > 126 mg/dl<br />

• Oraler Glucosetoleranz-Test:<br />

-) 75g Glucose in 300ml Wasser bewirken nach 2h einen BZ-gehalt von > 200 mg/dl im venösen Blut<br />

Diabetes mellitus Typ I:<br />

AK-Bildung gegen die B-Zellen & eigenes Insulin. Die Ursache kann entweder AutoImmun-bedingt sein oder durch eine genetische<br />

Disposition (bei einer genetischen Disposition kann eine Virusinfektion wie Masern oder Mumps zur AK-Bildung gegen B-Zellen und<br />

körpereigenes Insulin führen).<br />

Es kommt zu Insulitits mit mangelnder oder fehlender Insulinbildung mit Manifestation eines Typ-I-Diabetes:<br />

Der Körper verliert die Fähigkeit, seine Brennstoffe normal zu verwerten. Da Insulin fehlt, kann die Glukose sehr viel schwerer in<br />

periphere Zellen (v.a. Muskel- & Fettgewebe) eindringen Hyperglycämie.<br />

Insulin steht mit den Insulinantagonisten (Glucagon, Sympathicus & Glucocorticoide) nun nicht mehr im Gleichgewicht:<br />

Leber: Glykogenolyse, β-Oxidation Leber versucht die fehlende Glukose im Muskel auszugleichen<br />

Muskel: AS werden aus dem Muskeleiweiß freigesetzt um in der Leber in Glukose umgewandelt zu werden (Gluconeogenese)<br />

Adipozyten: es kommt zur Lipolyse – die Leber wird mit Fettsäuren überschwemmt, es kommt zur Ketonkörpersynthese Ketoazidose:<br />

tiefe Atmung, Benommenheit, schließlich: Bewusstlosigkeit, Koma, Tod<br />

Therapie eines Typ-I Diabetes:<br />

s.c. Insulingabe<br />

bestimmtes Essverhalten (nach Insulininjektion muss der Patient essen – sonst: Hypoglycämie-Gefahr)<br />

Meist verabreicht man ein Kombinationsinsulin (⅓ Normalinsulin, ⅔ Intermediärinsulin)<br />

Normalerweise 2x am Tag vor den Mahlzeiten – ggf. Spritz-Ess-Abstand einhalten (15-30min):<br />

• Morgens: Normalinsulin zur Abdeckung des Frühstücks und Intermediär-Insulin für Basisbedarf (tags) und Mittagessen<br />

• Abends: Normalinsulin zur Abdeckung des Abendessens und Intermediär-Insulin für Basisbedarf (nachts)<br />

Für gut geschulte Patienten ist auch eine individuelle Therapie möglich, bei der sie nicht an ein striktes Essverhalten gebunden sind.<br />

Die Patienten müssen einige Dinge über Diabetes wissen, da sie selbst Insulin verabreichen und es nicht möglich ist immer eine Injektion<br />

von einem Arzt zu bekommen.<br />

Für den Patienten wichtig:<br />

1 I.E. Normalinsulin senkt den BZ um etwa 30 mg/dl<br />

pro B.E. 1 I.E. (wenn Sport betrieben wird: nur 50% der Dosis)<br />

1 B.E. (Broteinheit = 12g KH)<br />

1 gKH….4,1 kcal<br />

1 gE……4,1 kcal<br />

1 gF……9,3 kcal<br />

Diabetes mellitus Typ-II<br />

Auch bei Diabetes mellitus Typ II besteht eine genetische Disposition.<br />

Bei vorhandener genetischer Disposition können ständig zu hohe KH-Zufuhren (Torten, Kekse,…) & Adipositas durch ständige massive<br />

Stimulation der Insulinsekretion zu einer Down-Regulation der peripheren Insulin-Rezeptoren führen (Insulinresistenz) – die dadurch<br />

56


verminderte Insulinwirkung führt zu erhöhtem Blutglucosespiegel, der zur fortbestehenden/verstärkten Insulinsekretion führt Circulus<br />

vitiosus.<br />

Es kommt zunächst zu Hyperinsulinismus & Hyperplasie der pankreatischen β-Zellen. Schließlich ist die kompensatrisch erhöhte Insulinsekretions-Steigerung<br />

erschöpft – es kommt zur Hyperglycämie & zum NIDDM (nicht-Insulin-abhängiger/depended-Diabetes-mellitus).<br />

Letztlich kann es zur Erschöpfungs-Atrophie der pankreatischen β-Zellen kommen:<br />

Aus dem (durch Hyperinsulinismus kompensierten) relativen Insulinmangel wird ein absoluter Insulinmangel. Die Insulinwirkung ist<br />

herabgesetzt.<br />

Es kommt beim Typ-II- Diabetiker selten zur Ketoazidose – ihn belasten viel eher die Spätkomplikationen der Hyperglycämie<br />

(Retinopathie, Nephropathie, Neuropathie,…)<br />

Therapie des Diabetes mellitus Typ-II<br />

Basistherapie : Ernährungsplan (ballaststoffreich, zuckerarm,...) + Gewichtsreduktion, Bewegung<br />

Ziel: glycosyliertes Hb (HbA1c) < 6,5%<br />

Falls die Basistherapie nach 3 Monaten keinen Erfolg bringt, beginnt man mit der medikamentösen Behandlung:<br />

• Bei Normalgewicht (und über 7% glycosyliertes Hb): Monotherapie mit Glibenclamid (Sulfonylharnstoffderivat siehe orale<br />

Antidiabetika - <strong>Rezepte</strong>)<br />

Falls dies auch nichts hilft nach weiteren 3 Monaten zusätzlich ein 2. orales Antidiabetikum (Sulfonylharnstoffderivate,<br />

Metformin, Guargranulat, Glucosidasehemmer, Glinide, Insulinsentisizer). Falls der Wert weiterhin auf über 7% bleibt nach<br />

weiteren 3 Monaten: Gabe von Verzögerungsinsulin zur Nacht oder überhaupt eine Insulintherapie wie bei Typ-I Diabetes.<br />

(Achtung: Gabe von Insulin + Insulinsentisizer ist kontraindiziert)<br />

• Bei Übergewicht beginnt man die Therapie mit Metformin (als Monotherapie) danach ist der Weg gleich wie bei<br />

Normalgewichtigen<br />

Pathophysiologie des KH-Stoffwechsels:<br />

Die Glucosekonzentration im Blut schwankt normalerweise innerhalb enger Grenzen (80-120 mg/dl). Die Bauchspeicheldrüse (Pancreas)<br />

produziert stets eine basale Menge an Insulin (in den β-Zellen). Das „anabol wirkende“ Insulin steht mit den „katabol wirkenden<br />

Insulinantagonisten“ Glucagon, Katecholamine & Cortisol im Gleichgewicht.<br />

Postprandial kommt es zunächst zum Blutzuckeranstieg der Reiz für die Bauchspeicheldrüse Insulin auszuschütten erhöhte<br />

Glucoseverwertung Blutzucker sinkt wieder.<br />

Insulin bewirkt eine gesteigerte Glukoseaufnahme aus dem Blut in die Zelle (durch Einbau von insulinabhängigen Glucose-Carriern in die<br />

Plasmamembran von Muskel- und Fettzellen – in der Leber gibt es eigene insulin-un-abhängige Glucosetransporter).<br />

Wirkungen von Insulin:<br />

Leber:<br />

• steigert Glykogensynthese, Glykolyse, Fettsäuresynthese<br />

• senkt Glycogenabbau, Gluconeogenese, Ketonkörperbildung<br />

Muskel:<br />

• steigert Glykogensynthese, AS-Aufnahme, Proteinsynthese<br />

• senkt Gycogenabbau, Proteolyse<br />

Adipozyten:<br />

steigert Fettsynthese aus Glukose und aktiviert die Lipoproteinlipase<br />

Insulinarten (neben Humaninsulin aus der Bauchspeicheldrüse):<br />

• Rinderinsulin (unterscheidet sich durch 3 AS)<br />

• Schweineinsulin (unterscheidet sich durch 1 AS)<br />

Somit kann es zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen – ausserdem würde der Bedarf nicht ausreichend gedeckt werden da es relativ<br />

viele Diabetiker gibt. Durch Isolierung und Auflösung des humanen Insulingens, wurde es möglich, dieses Gen in Bakterien (E. coli)<br />

einzubringen und diese Keime beliebig große Mengen menschlichen Insulins produzieren zu lassen.<br />

Kurzwirkende Insuline:<br />

• Normalinsulin (wirkt nach 30min und maximal 6h)<br />

• Lys-pro-Insulin (wirkt sofort und maximal 3h) kein Spritz-Ess-Abstand nötig<br />

Verzögerungsinsuline:<br />

• Intermediärinsuline (wirkt nach 1h und maximal 15h)<br />

• Langzeitinsuline (wirkt nach 3h und maximal 30h)<br />

Um die Wirkdauer einer Insulininjektion zu verlängern, wurden Verzögerungsinsuline entwickelt, die langsamer resorbiert werden. Dabei<br />

wird Insulin mit Protamin und Zinkionen gemischt es bildet sich ein Niederschlag, der s.c. injiziert wird zuerst muss das Protamin<br />

abgebaut werden, bevor sich das Insulin lösen und in die Blutbahn kommen kann.<br />

• NPH-Insuline (neutrales Protamin-Insulin Hagedorn): Insulin und Protamin liegen in gleichen Mengen vor.<br />

• Insuline der Lente-Gruppe (Langzeit-insuline)<br />

Nebenwirkungen:<br />

• Hypoglycämien (Tachykardie, Zittern, Unruhe, Schwitzen, Blässe, Hunger, schwarzwerden vor den Augen, Verwirrtheit,<br />

Schwindel, Übelkeit,…)<br />

57


• Gewichtszunahme<br />

• Sensibilisierung, allergische Reaktionen (v.a. bei tierischem Insulin)<br />

• Gefahr der Hypokaliämie: Insulin fördert die Na + /K + ATPase<br />

• Lipodystrophie an der Injektionsstelle (Degenerationen an der Injektionsstelle)<br />

Indikationen einer Insulintherapie:<br />

• IDDM (insulin-abhängiger-DM Typ I)<br />

• NIDDM (nicht-insulin-abhängiger DM Typ II), aber erst nach Versagen aller anderen Maßnahmen (orale Antidiabetika,<br />

Diät,…). Normalinsulin darf auch i.v. verabreicht werden.<br />

Thyreostatika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Kalium<br />

Elektrolyte<br />

Die Kaliumkonzentration im Serum beträgt rund 4 mmol/l. Kalium ist DAS intrazelluläre Kation (nur 2% des Gesamtkörperkaliums ist<br />

extrazellulär). Die wichtigsten Aufgaben des Kaliums sind die Aufrechterhaltung des Zellvolumens und des Ruhemembranpotentials<br />

(wichtig für die neuromuskuläre Erregbarkeit).<br />

Hypokaliämie: Membranpotential wird negativer: verminderte Erregbarkeit<br />

Hyperkaliämie: Membranpotential wird positiver: erhöhte Erregbarkeit<br />

Oral aufgenommenes, resorbiertes – überschüssiges – Kalium wird bei intakter Nierenfunktion sofort ausgeschieden z.T. auch intestinal<br />

(v.a. Dickdarm) – kann bei gestörter Nierenfunktion kompensatorisch verstärkt werden.<br />

Hypo- & Hyperkaliämie:<br />

Veränderungen des Serumkaliums können bedingt sein durch:<br />

• Echten K + Überschuss, bzw. Defizit<br />

• Umverteilung zwischen kaliumarmen EZR & kaliumreichen Intrazellulärraum (durch Säure-Basen-Verschiebungen oder<br />

Hormoneinfluss z.B.: β2-Stimulation, Insulin)<br />

• Hauptursache der Hypokaliämie: Diuretika-induzierte Kaliumverluste, Hyperaldosteronismus, Erbrechen, Durchfall,<br />

Laxantienabusus<br />

• Hauptursache der Hyperkaliämie: verminderte renale Ausscheidung durch Niereninsuffizienz, K + sparende Diuretika,<br />

Hypoaldosteronismus<br />

Hypo/Hyperkaliämie<br />

Hypokaliämie<br />

Symptome: verminderte Erregbarkeit: Müdigkeit, Apathie (Teilnahmslosigkeit), Muskelschwäche, Paralyse, Darmatonie (Obstipation),<br />

metabolische Alkalose (v.a. durch renale Kompensation: Schaltzellen sezernieren H + im Austausch gegen K + (H + /K + ATPase) ins<br />

Tubuluslumen), EKG: abgeflachte T-Welle, die mit einer zunehmenden U-Welle verschmilzt, HRST<br />

Therapie: orale Substitution (KCl = Kalinor-Brause), bei intakter Nierenfunktion Überdosierung kaum möglich, auch Bananen enthalten<br />

viel Kalium. i.v.: Kaliuminfusion bei HRST bzw. neuromuskulärer Manifestation unter EKG-Monitoring & Laborkontrolle (langsam!!!)<br />

Hyperkaliämie<br />

Ursachen: verminderte renale Ausscheidung (Niereninsuffizienz, Hypoaldosteronismus durch Morbus Addison, Kaliumsparende Diuretika<br />

wie z.B.: Triamteren, Amilorid, Spironolacton)<br />

Weitere Ursachen: Azidose, Insulinmangel (Na + /K + ATPase-aktivität ↓), β-Blocker, Zelluntergang<br />

Symptome: vermehrte Erregbarkeit: Gereiztheit, Sensibilitätsstörungen, Kribbeln, Krämpfe, Bauchkrämpfe. Bei ausgeprägter<br />

Hyperkaliämie „Depolarisationsblock“ (d.h. intrazellulärer K + Gehalt zu hoch – spannungregulierte Na + Kanäle nicht funktionsfähig)<br />

Klinische Symptome wie Hypokaliämie: Müdigkeit, Muskelschwäche, Paralyse, Darmatonie (Obstipation), metabolische Azidose (renale<br />

Kompensation: H + /K + ATPasen der Schaltzellen: dieses mal nicht tubulär, sondern an der Gefäßseite: d.h. K + Sekretion, dafür<br />

H + Resorption), HRST im EKG erkennbar an hohen, spitzen T-Wellen.<br />

Therapie:<br />

• Calziumgluconat (bei schwerer Hyperkaliämie mit HRST): Neutralisierung der hyperkalämischen Effekte am Myokard<br />

(Hyperkaliämie bewirkt ein positiveres Membranpotential näher am Schwellenpotential: daher durch Kalzium: Senkung des<br />

Schwellenpotentials)<br />

• Natriumbicarbonat durch Herstellung einer Alkalose: Umverteilung von K + in die Zellen<br />

• Glucoselösungen (mit oder ohne Insulin-Zusatz) Umverteilung von K + in die Zellen<br />

Antibiotika allgemein<br />

Antiinfektiva<br />

58


Siehe Allgemeine Pharmakologie<br />

Antituberkulotika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Antibiotika / Penicillin<br />

• Penicilline sind β-Laktam-Antibiotika und leiten sich von der 6-Aminopenicillansäure ab<br />

• Wirken bakterizid auf proliferierende Erreger<br />

• Sind extrazellulär wirksam<br />

• Haben eine große therapeutische Breite und sind gut verträglich<br />

• Wenn dann nur langsame Resistenzentwicklung unter Therapie<br />

• Krampfanfälle/neurotoxische Wirkung bei hochdosierter Penicillingabe i.v. bzw. bei hoher Konzentration im ZNS<br />

Man kann Penicilline grob unterteilen in:<br />

• Schmalspektrumpenicilline<br />

• Breitspektrumpenicilline<br />

Schmalspektrumpenicilline:<br />

• Penicillin G<br />

• Depotpenicilline<br />

• Penicillin V<br />

• Propicillin<br />

• Azidocillin<br />

• Oxacillin<br />

• Dicloxacillin<br />

• Flucloxacillin<br />

Breitspektrumpenicilline:<br />

• Ampicillin (i.v.)<br />

• Amoxycillin<br />

• Bacampicillin<br />

• Azlocillin<br />

• Mezlocillin<br />

• Piperacillin<br />

Penicillin G: ist nicht säurestabil – daher parenterale Applikation, nicht β-Lactamase-fest – wirkt daher nicht gegen Penicillinase-bildende<br />

Staphylokokken (da Penicillin G sonst hydrolytisch gespalten wird), kurze HWZ (0,5h)<br />

Wirkspektrum: Staphylokokken (nicht Penicillinase-bildend), Streptokokken (Str. pyogenes, Pneumokokken, Str. viridans),<br />

Corynebacterium diphtheriae, Meningokokken, Neisseria gonorrhoe, Borrelien grampositive & gramnegative Kokken, Anaerobia<br />

Indikation: Wundinfektionen, Pneumonie, Scharlach, Angina, eitrige Tonsillen, rheumatisches Fieber, Endokarditis, Pneumonie,<br />

Meningitis, Diphtherie, Tripper, Syphillis, Borreliose<br />

NW: neurotoxisch in höheren Dosen Kämpfe, bei Penicillin G-Kalium bei zu schneller i.v. Gabe: Hyperkaliämie, HRST<br />

Oralpenicilline (Penicillin V, Propiocillin, Azidocillin)<br />

Indikation: eitrige Tonsillen, Scharlach, dentogene Infektionen<br />

Prophylaxe gegen: Scharlach, Endokarditis, Rezidivprophylase des Rheumatischen Fiebers (Verhinderung des Rückfalls)<br />

Staphylokokken-Penicilline (Oxacillin, Dicloxacillin, Flucloxacillin)<br />

Wirken gegen Staphylokokkus epidermis und Staphylokokkus aureus (andere Penicilline werden von diesen Bakterien hydrolysiert). Da<br />

sie säurefest sind, können sie oral verabreicht werden.<br />

Aminopenicilline (Ampicillin, Amoxycillin, Bacampicillin) sind säurestabil können oral verabreicht werden (Ampicillin wird jedoch<br />

bevorzugt i.v. verabreicht da es oral schlecht aufgenommen wird)<br />

Indikationen: Bronchopneumonie, Otitis media, Meningitis, Typhus, Paratyphus, bakterielle Ruhr, Harnwegsinfektionen, Endokarditis<br />

Also gut wirkend gegen: Hämophilus influenzae, Salmonellen, Shigellen, E. coli, Proteus, Morganella, Enterokokken<br />

NW: allergische Reaktion in Form von Hautexanthemen, Störung der normalen Darmflora (v.a. bei oraler Gabe von Ampicillin)<br />

Acylaminopenicilline (Azlocillin, Mezlocillin, Piperacillin) sind weder β-Laktamase-fest noch säurestabil (Applikation i.v.).<br />

Indikation: Pseudomonas, Hämophilus influenzae, Salmonellen, Shigellen, E. coli, Proteus, Enterokokken (Streptokokkus faecalis)<br />

Wird eingesetzt bei: nosokomialen Infektionen (Pneumonie, Harnwegsinfektionen), Bronchopneumonie, Otitis media, Meningitis, Typhus,<br />

Paratyphus, bakterielle Ruhr, Harnwegsinfektionen und Endokarditis<br />

Kombination von Penicillinen mit β-Lactamase-Inhibitoren (Clavulansäure, Sulbactam, Tazobactam) β-Lactamase-Inhibitoren werden<br />

gespalten von β-Lactamasen und binden kovalent an β-Lactamasen irreversible Hemmung<br />

Dadurch verstärken sie die Wirksamkeit von Antibiotika.<br />

59


Typische Verbindung:<br />

Amoxycillin + Clavulansäure (Augmentin) i.v. oder oral<br />

Aminoglykosidantibiotika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Dopingmittel<br />

Sonstige<br />

Als Doping bezeichnet man Gebrauch von <strong>Med</strong>ikamenten, welche eine leistungssteigernde Wirkung besitzen. Dies können in<br />

verschiedenen Sportarten verschiedene Stoffe sein. Beim Boxen wären Schmerzmittel eine Art von Doping. Beim Bogenschießen gelten<br />

β-Blocker als Dopingmittel, da der Bogenschütze weniger nervös ist und dadurch bessere Ergebnisse erzielen kann. Im Leistungssport<br />

gelten <strong>Med</strong>ikamente als Dopingmittel, welche die Leistungsfähigkeit verbessert. Beispielsweise EPO, welches die Erythrozytenzahl erhöht<br />

und dadurch dem Körper mehr Sauerstoff zur Verfügung stellt. Auch indirekte Sympathomimetika sind Dopingmittel. Allen voran<br />

Amphetamin-artige Substanzen sowie Cocain. Cocain wirkt beispielsweise lokalanästhetisch. Indirekte Sympathomimetika (Ephedrin,<br />

Amphetamin, Phenylphenidat, Methamphetamin,…) können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und erzeugen ein Gefühl des<br />

körperlichen Wohlbefindens, der Antrieb wird gesteigert, die Stimmung gehoben und das Gefühl von Hunger oder körperlicher<br />

Erschöpfung unterdrückt.<br />

Anabolika führen zu Muskelaufbau, Femininisierung, Leberschädigung, Steroid-Akne,…<br />

EPO erhöht den Hämatokrit und kann zu Thrombosen führen.<br />

Muskarinrezeptorantagonisten<br />

m-Cholinorezeptor-Antagonisten kann man auch als Muskarinrezeptorantagonisten auslegen. Die Verbindungen dieser Gruppe nennt man<br />

aber am häufigsten Parasympatholytika oder Anticholinergika. Alle Pharmaka dieser Gruppe sind Spasmolytika und wirken als<br />

kompetitive Antagonisten zu Acetylcholin an den Muskarinrezeptoren.<br />

Die wichtigsten Vertreter sind:<br />

• Atropin<br />

• Scopolamin<br />

• Butylscopolamin (Buscopan)<br />

Parasympatholytika wirken auf die vegetative Innervation von glatten Muskelzellen und werden daher auch neurotrope Spasmolytika<br />

genannt. Sie dürfen nicht mit den neuromuskulären und mit den zentralen Blockern der quergestreiften Muskulatur verwechselt werden.<br />

Parasympatholytika dienen zur Krampflösung und zur Steigerung der Herzfrequenz. Parasympatholytika lindern Spasmen im Magen-<br />

Darm-Bereich sowie an Gallen- und Harnwegen.<br />

Atropin ist eine Verbindung aus der Pflanze Atropa belladonna (Frauen tröpfelten sich den Pflanzensaft in die Augen Pupillen waren<br />

geweitet). Man verwendet es heute zur Hemmung der Magensaft und Pankreassaftsekretion bei OP-Vorbereitungen (i.v.-Gabe). Bei<br />

Bradyarrhythmien führt die Gabe von Atropin zur Herzfrequenzsteigerung. Weiters kann man Atropin auch als Antidot bei<br />

Insektizidvergiftungen geben. Wegen der zahlreichen zentralen Nebenwirkungen sollte Atropin jedoch nicht nur als krampflösendes<br />

<strong>Med</strong>ikament gegeben werden.<br />

Agonisten an den m-Cholinorezeptoren werden auch als Cholinergika oder Parasympathomimetika genannt. Acetylcholin wird durch<br />

Hydrolyse rasch inaktiviert und kann daher nicht als <strong>Med</strong>ikament eingesetzt werden. Seine Wirkung lässt sich aber mit bestimmten<br />

Pharmaka imitieren:<br />

• Carbachol<br />

• Pilocarpin<br />

Die Nebenwirkungen sind verstärktes Schwitzen, verstärkter Speichelfluss und Bradykardie. Eingesetzt werden diese <strong>Med</strong>ikamente z.B.<br />

bei erhöhtem Augeninnendruck.<br />

Die Wirkung von Acetylcholin kann verstärkt werden durch indirekt wirkende Parasympathomimetika, welche den Abbau von<br />

Acetylcholin verhindert:<br />

• Physostigmin<br />

• Neostigmin<br />

• Rivastigmin<br />

Indikationen sind:<br />

• Steigerung der Vigilanz in der postnarkotischen Phase<br />

• Zentralanticholinergische Symptome<br />

• Antidot bei akuten und chronischen Vergiftungen mit Atropin, Amphetaminen, Benzodiazepinen, Antihistaminika, Alkohol oder<br />

trizyklischen Antidepressiva<br />

NW: Brechreiz, vermehrter Speichelfluss, tonisch-klonische Krämpfe, Asthmaanfall, Schock<br />

KI: Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, KHK<br />

60


Glukokortikoide<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

H1-Antihistaminika<br />

Siehe <strong>Rezepte</strong><br />

Sedativum<br />

Seditiva sind Beruhigungsmittel und dienen der Behandlung von extremen Erregungszuständen. Allgemein wirken Seditiva anxiolytisch,<br />

sedativ, hypnotisch, antikonvulsiv, narkotisch. Beruhigungsmittel werden bei medizinischen Eingriffen häufig eingesetzt.<br />

Typische Seditiva:<br />

• Benzodiazepine (Midazolam, Lormetazepam, Diazepam) Bindung an zentrale „Benzodiazepinbindungsstellen“ der GABAA-<br />

Rezeptoren: bewirken eine verlängerte Öffnung von GABAA-Chlorid-Kanälen verstärkte Wirkung des dämpfenden<br />

Transmitters GABA<br />

• Narkotika (Propofol)<br />

• Neuroleptika (Chlorpromazin, Levomepromazin, Droperidol, Melperon) Blockade von Dopamin-Rezeptoren<br />

• Opioide (Fentanyl, Morphin) wirken auf Opioidrezeptoren<br />

• Früher: Barbiturate (Phenobarbial) Hemmung der Formatio reticularis (durch Bindung an GABAA-Rezeptoren erhöhen den<br />

Cl - Einstrom)<br />

Antimykotika<br />

Es gibt nur wenig Pilze, die für den Menschen gefährlich sind und systemisch Mykosen auslösen können. Zu ihnen zählen:<br />

• Candida = Hefepilze, kommt physiologischerweise auf Haut und Schleimhaut vor und kann Infektionen bei immunsupprimierten<br />

Patienten auslösen. Am häufigsten sind Schleimhäute betroffen und sehr selten Haut oder Organe<br />

• Cryptococcus = Sprosspilz, kommt normalerweise im Erdboden vor und kann bei Inhalation (von Sporen) in die Lunge gelangen<br />

Lungencryptococcose von der Lunge gelangt der Pilz ins Blut und zu anderen Organen<br />

• Aspergillus = Schimmelpilz, kommt normalerweise vor im Erdboden. Durch offene Wunden oder über die Lunge gelangt der Pilz<br />

in den Körper. Je nach Eintrittsort unterscheidet man:<br />

-) Aspergillose des Respirationstraktes: Tracheobronchitis, chronische/nekrosierende Pneumonie<br />

-) zerebrale/viszerale Aspergillose nach Verteilung über den Blutweg<br />

-) Endophthalmitits nach Verletzung des Auges – führt meist zum Verlust des Auges.<br />

Polyen-Antimykotika wirksamste Substanzen (aber auch starke NW):<br />

Wirkmechanismus: Komplexbildung mit Ergosterol Permeabilität der Zytoplasmamembran vermindert es entstehen hydrophile<br />

Poren [wirkt fungistatisch bis fungizid auf ruhende & proliferierende Keime]<br />

• Amphotericin B: ist ein Breitbandmykotikum und wirkt gegen systemische Mykosen. Man kann es entweder lokal (Tablette) oder<br />

systemisch (i.v.) verabreichen. Das <strong>Med</strong>ikament erhöht die Permeabilität und führt zur Zytolyse der Pilzzelle.<br />

wirkt gegen: Candida, Cryptococcus, Aspergillus<br />

Indikation: generalisierte opportunistische Mykosen Sepsis, Meningitis, Endokarditis, Pneumonie und andere Organmykosen<br />

[wirkt gegen Hefe, Schimmelpilze, dimorphe Pilze Histoplasma, Blastomyces,…]<br />

NW: Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, nephrotoxisch, neurotoxisch, hepatotoxisch,<br />

Blutbildveränderung [die neu verfügbaren Lipidformulierungen von Amphotericin B sind besser verträglich]<br />

KI: schwere Nieren & Leberinsuffizienz (Kumulationsgefahr)<br />

wirkt nicht gegen Dermatophyten<br />

• Nystatin: wirkt wie Amphotericin B jedoch nur lokal wird bei Magen-Darm-Mykosen angewandt (wird auch prophylaktisch<br />

bei Immunsuppremierten angewandt um Candida im Verdauungstrakt zu verhindern)<br />

Flucytosin Schmalspektrummykotikum<br />

Wird als Kombinationspartner für Amphotericin B verwendet und wirkt fungistatisch. Das <strong>Med</strong>ikament wirkt durch eine Umwandlung<br />

eines Enzyms, das nur bei Pilzen vorkommt (Flucytosin-Permease). Es hat kaum Nebenwirkungen, wird aber wegen der raschen<br />

Resistenzentwicklung nicht zur Monotherapie verwendet. NW: Schleimhautläsionen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen,<br />

Leberzellschädigung, BB-Veränderungen<br />

Azole:<br />

=größte Gruppe der Antimykotika. Alle Azole wirken antimykotisch durch Hemmung der Ergosterolsynthese der Pilze (durch Hemmung<br />

Cytochrom-P450-abhängiger Enzyme)<br />

Wirkspektrum:<br />

• Dermatophythen<br />

• Hefepilze<br />

• Schimmelpilze<br />

• Dimorphe Pilze<br />

Indikation: lokale Mykosen, systemische, nicht lebensbedrohende Mykosen (für schwere Fälle verwendet man Amphotericin), hartnäckige<br />

Dermatomykosen<br />

Man kann Azole einteilen in:<br />

61


• Imidazole (=Diazole): Clotrimazol, Miconazol, Ketoconazol zur Lokalbehandlung (Salbe gegen Fußpilz, Schampoo gegen<br />

Schuppen,…)<br />

• Triazole: Itraconazol, Fluconazol Behandlung von hartnäckigen Haut & Vaginalmykosen oder für systemische nicht<br />

lebensbedrohliche Mykosen (Candidose, Aspergillose, Cryptococcose, Histoplasmose)<br />

NW: GIT, Exantheme, lokale Reizung, Enzyminhibitor in der Leber<br />

Griseofulvin:<br />

Wirkt nur gegen Dermatophyten und dient daher als Antimykotikum zur oralen Langzeittherapie von Haar-, Nagel- & Hautmykosen<br />

(Dermatophyten). NW: GIT-Beschwerden, Allergische Reaktionen, Kopfschmerzen<br />

Weitere Antimykotika:<br />

• Allylamine (Terbinafin) Dermatophyten, Hefe, Aspergillus<br />

• Morpholine dringen gut ins Nagelbett ein<br />

Makrolid Antibiotika<br />

Makrolidantibiotika sind eine relativ neue Klasse von Antibiotika aus der Stoffklasse der Makrolide. Sie wirken bakteriostatisch durch<br />

Hemmung des Enzyms Translokase (verhindern Weiterrücken des Ribosoms an mRNS) und damit der Proteinbiosynthese von Bakterien<br />

äußerst wirksam jedoch schnelle Resistenzentwicklung. Der älteste Vertreter ist Erythromycin, modernere Varianten sind<br />

Clarithromycin, Azithromycin oder Roxithromycin.<br />

Sie eignen sich gegen fast alle bakteriellen Infektionen im Atemtrakt (mit Ausnahme von Tuberkulose). Makrolide sind auf Mittel der<br />

Wahl bei Gonorrhoe und Chlamydieninfektionen. Sie wirken auch gegen Hautinfektionen durch Streptokokken. Die Nebenwirkungen sind<br />

sehr mild und sie zählen daher neben den β-Lactam-Antibiotika zu den bestverträglichsten Antibiotika. Es kommt wenn überhaupt zu<br />

leichten GIT-Beschwerden und möglicherweise zu einem Serum-Transaminasen-Anstieg (hepatotoxisch), weiters interferrieren sie mit<br />

CYP450 hemmt Abbau anderer Stoffe<br />

• Erythromycin<br />

• Clarithromycin<br />

• Roxithromycin<br />

• Azithromycin<br />

Wirkspektrum:<br />

• Bordetella pertussis<br />

• Legionellen<br />

• Hämophilus influenzae<br />

• Chlamydien<br />

• Treponemen<br />

• Rickettsien<br />

• Borrelien<br />

• Streptokokkus pyogenes<br />

• Streptokokkus pneumoniae<br />

• Corynebakterium diphteriae<br />

• Mycoplasmen<br />

Indikation:<br />

• Ersatz bei Penicillinallergie<br />

• Akute Atemwegsinfektionen<br />

• Sexualkrankheiten<br />

• Lyme-Borreliose<br />

• Hautinfektionen<br />

Akute Vergiftung<br />

Eine akute Vergiftung kann durch sehr viele Substanzen hervorgerufen werden. Dabei wird durch eine einmalige Einnahme eine Menge<br />

von Gift zugeführt die den Patienten akut schädigen und zu lebensbedrohlichen Reaktionen führen oder führen können z.B.:<br />

• Schwermetalle (Quecksilber, Bleivergiftung,…)<br />

• Organische Lösungsmittel (aromatische Kohlenwasserstoffe, aliphatische Kohlenwasserstoffe, Alkohole,…)<br />

• Systemisch wirksame Gase (Kohlenmonoxid, Cyanwasserstoff = Blausäure,…)<br />

Die Therapie von akuten Vergiftungen sieht folgendes vor:<br />

• Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf) Beatmung, Erbrochenes entfernen, Adrenalin bei<br />

Kreislaufstillstand, Defibrillator bei Kammerflimmern, Valium bei Krämpfen<br />

• Minderung der Giftresorption Magenentleerung, Resorptionshemmung (mit Aktivkohle oder Paraffinöl), Beschleunigung der<br />

Darmpassage, Verdünnung<br />

• Beschleunigung der Giftelimination forcierte Diurese durch Furosemid, Hämoperfusion (Blut wird extern gereinigt über einen<br />

Filter z.B. mit Aktivkohle), Hämodialyse (entfernt wasserlösliche toxische Substanzen)<br />

• Antidotgabe ein Gegengift bei einer bestimmten Vergiftung: z.B.:<br />

Atropinvergiftung Physostigmin<br />

Kohlenmonoxidvergiftung Sauerstoff<br />

Benzodiazepinvergiftung Flumazenil<br />

62


Cumarinvergiftung Vitamin K<br />

Methanolvergiftung Ethanol<br />

Heparinvergiftung Protamin<br />

Opioidvergiftung Naloxon<br />

Paracetamolvergiftung Acetylcystein<br />

Oral aufgenommene Gifte Aktivkohle<br />

Schwermetalle Chelatbildner<br />

Tetrazyklin Antibiotika<br />

Tetrazyklin wird biosynthetisiert von Streptomyceten. Es gibt:<br />

• Tetracyclin<br />

• Doxycyclin (bessere enterale Aufnahme, da es lipophiler ist)<br />

• Minocyclin (bessere enterale Aufnahme, da es lipophiler ist)<br />

Tetracycline sind orale Breitspektrumantibiotika. Sie wirken bakteriostatisch indem sie ins Zytoplasma der Bakterien eindringen und dort<br />

an Ribosomen binden Hemmung der Proteinsynthese (binden an die 30S-Untereinheit der 70S-Ribosomen und hemmen die<br />

Kettenverlängerung). Tetrazykline haben ein weites Wirkungsspektrum, jedoch gibt es häufig resistente Bakterien und Tetrazykline wirken<br />

nicht gegen Staphylokokken.<br />

Wirkspektrum:<br />

• Neisserien<br />

• Enterobakterien (E. coli, Yersinien, Salmonellen, Shigellen, Vibrionen, Actinomyceten, Listerien)<br />

• Streptokokkus pyogenes<br />

• Streptokokkus pneumoniae<br />

• Propionibakterien<br />

• Rickettsien<br />

• Chlamydien<br />

• Mycoplasmen<br />

Indikation:<br />

• Bei nicht lebensbedrohlichen Infektionen (wirkt nur bakteriostatisch aber nicht bakterizid)<br />

• Leichtere Mischinfekte von Mund, Rachen, GIT<br />

• Infektionen des Urogenitaltraktes<br />

• Bronchitis, Pneumonie<br />

• Akne<br />

• Fleckfieber<br />

• Zeckenbissfieber<br />

• Atypische Pneumonie<br />

Keime:<br />

gramnegativ: Meningokokken, Gonokokken, Enterobakterien<br />

grampositiv: Streptokokken<br />

Rickettsien, Chlamydien, Mykoplasmen<br />

NW:<br />

• GIT-Beschwerden & Schleimhautschädigung (durch direkte Reizung der Darmwand und vor allem Störung der physiologischen<br />

Darmflora Übelkeit, Erbrechen, Durchfall)<br />

• Einlagerung in Knochen und Zähne kann zu Wachstumsstörungen und Schmelzdefekten führen.<br />

• Allergische Reaktionen<br />

• Photosensibilisierung (keine Sonnenbäder unter Therapie mit Tetrazyklinen)<br />

• Hepatotoxisch<br />

• Nephrotoxisch<br />

• Kopfschmerzen<br />

• Wechselwirkungen: Komplexbildung mit Ca ++ : keine gleichzeitige Einnahme der Tetrazykline mit Milch: verminderte Resorption<br />

KI:<br />

• Schwangerschaft, Stillzeit<br />

• Tetrazyklin-Allergie<br />

• Schwere Leber- oder Nierenschäden (-insuffizienz)<br />

• Kinder bis zum 10. Lebensjahr<br />

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