Arbeitsdokumentation 2002 - Freiburger Münsterbauverein
Arbeitsdokumentation 2002 - Freiburger Münsterbauverein
Arbeitsdokumentation 2002 - Freiburger Münsterbauverein
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<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte
Münster, gesamt<br />
Inhalt<br />
Christian Leuschner<br />
Die Arbeiten der Münsterbauhütte<br />
• Übersicht der Baustellen Seite 3<br />
• Oktogonfenster s/w 4<br />
• Oktogonfenster s/o 7<br />
• Südliches Langhaus 9<br />
• Renaissancevorhalle 13<br />
• Südlicher Hahnenturm 15<br />
• Brüstungsmaßwerke, Chor 18<br />
• Sonstiges 19<br />
Renaissance-Vorhalle<br />
Luzius Kürten<br />
Restauratorische Maßnahmen Seite 21<br />
Eberhard Grether<br />
Die farbige Fassung 26<br />
Guido Kremp<br />
Die Deckenkonstruktion 30<br />
Hahnenturm, Süd<br />
Guido Kremp<br />
Gerüstbau Seite 31<br />
Langhaus<br />
Klaus Vomstein<br />
Lotmessung Seite 32<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-2-
Lageplan der aktuellen Münsterbaustellen<br />
1 - Oktogonfenster, Südwest (2001 – <strong>2002</strong>)<br />
2 - Oktogonfenster, Südost (Beginn <strong>2002</strong>)<br />
3 - Langhaus Südseite, Mittleres Joch, Strebepfeiler 2/3 u. 3/4<br />
(Beginn 2001)<br />
4 - Renaissancevorhalle (Beginn <strong>2002</strong>)<br />
5 - Hahnenturm, Süd (Beginn <strong>2002</strong>)<br />
6 - Chorkapellen-Maßwerke (DBU-Projekt, Beginn 2001)<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-2-
Die gegenwärtigen Gerüste am <strong>Freiburger</strong> Münster<br />
Zur Durchführung der erforderlichen Steinrestaurierungsmaßnahmen befinden sich<br />
derzeit 5 Gerüstbauten an den Münsterfassaden. Außer dem Gerüst am südöstlichen<br />
Oktogonfenster des Westturms sind alle weiteren mit dem System „Mero“ erstellt. Dieser<br />
äußerst hoch belastbare Gerüsttyp wurde vor ca. 40 Jahren von der Münsterbauhütte<br />
gekauft und für die Sanierung des Westturms und der Hahnentürme eingesetzt.<br />
Die Ein- und Abrüstarbeiten wurden bis vor 2 Jahren von den Werkleuten der Bauhütte<br />
durchgeführt. Seit dem Jahre 2001 werden diese anfallenden Arbeiten jedoch an darauf<br />
spezialisierte Firmen vergeben, und so kann sich die Bauhütte auf die reine Steinsanierung<br />
konzentrieren.<br />
Das Arbeitsgerüst für die Renaissancevorhalle wurde im gleichen System nachgekauft<br />
und wird dann, nach Fertigstellung der Vorhalle, für die Einrüstung des nördlichen<br />
Hahnenturms verwendet.<br />
Arbeitsbericht Baustelle (1)<br />
Westturm, s/w Oktogonfenster<br />
Von 1999 – <strong>2002</strong> wurden die Steinsanierungsarbeiten am südwestlichen Oktogonfenster<br />
durchgeführt. Der erste Arbeitsboden lag in einer Höhe von 48 m. Hier waren<br />
nach nur 30 Jahren umfangreiche Steinschäden am verwendeten Freudenstädter<br />
Sandstein zu verzeichnen. Bei der alle 5 Jahre stattfindenden Turmkontrolle vom Hubsteiger<br />
aus hat man neben harmlosen Absandungen durch Bindemittelverlust auch<br />
viele Lagerrisse in diesen relativ neuen Steinteilen festgestellt.<br />
Die vorderen Säulen am Figurenbaldachin wiesen bedrohliche Rissbildungen auf. Hier<br />
wurde eine Notsicherung mit Metallbandagen durchgeführt.<br />
Die untenstehende Zeichnung zeigt sehr anschaulich den Umfang des notwendigen<br />
Christian Leuschner<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-4-
Steinaustausches. Für die erforderlichen neuen Werkstücke wurde Lahrer Sandstein<br />
verwendet.<br />
Im Fensterbereich waren Sprossen von 2,80m Länge auszutauschen (Abb.1). Die<br />
Ausbauteile, sowie die neu zu versetzenden Werkstücke, mussten erst über mehrere<br />
Gerüstetagen transportiert werden, um anschließend mit der Seilwinde in 63 m Höhe<br />
abgelassen bzw. aufgezogen zu werden. Nahe der Hauptfiale mussten neben dem<br />
Posaunenengel selbst (Abb.4), einige Nebenfialen und kleine Strebebögen (Abb.2)<br />
angefertigt und ersetzt werden. Es wurden zahlreiche Vierungen im reich profilierten<br />
Fenstergewände eingesetzt (Abb.3). Korrodierende Eisenklammern wurden durch<br />
Kupfermaterial ersetzt und schadhafte Windeisen mit Mikrosandstrahl vom Flugrost befreit<br />
und mit einem Rostschutzanstrich versehen. Viele offene Maßwerkfugen mussten<br />
frisch verbleit, sowie partielle Festigungen mit Kieselsäureester durchgeführt werden.<br />
Abb.1 Abb.2<br />
Abb.3<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-5-
Abb.4<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-6-
Arbeitsbericht Baustelle (2)<br />
Westturm s/o Oktogonfenster<br />
Abb.:5<br />
Abb.:6<br />
Im Sommer <strong>2002</strong> wurde ein weiteres<br />
Turmfenster eingerüstet (Abb.:5). Nach<br />
der Gerüstfreigabe durch Münsterstatiker<br />
Kremp konnten hier mit dem Laptop<br />
die Schäden direkt in dem von der<br />
Bauhütte entwickelten Schadenkartierungprogramms<br />
„Skart“ erfasst werden.<br />
Noch im letzten Jahr konnte auch<br />
die Maßnahmeplanung gemeinsam mit<br />
der Denkmalpflege abgestimmt werden.<br />
Dann im Spätherbst wurden die<br />
ersten zu ersetzenden Steinteile mit<br />
dem Autokran aus einer Höhe von 75m<br />
abgebaut und in die Werkstatt als<br />
Winterarbeit gebracht. Die Einrüstung<br />
wurde mit einem Rohrkupplungsgerüst<br />
ausgeführt, da hier auf dem Dreikantpfeiler<br />
aufgrund der vielen engstehenden<br />
Fialen keine Normgerüstteile eingesetzt<br />
werden konnten.<br />
Neben dem Anfertigen mehrerer Gipsabgüsse<br />
der Wimpergkrabben zur Vervollständigung<br />
unseres Gipsabgussarchivs,<br />
sind hier die doppelstöckige<br />
Wimpergkreuzblume (Abb.:6 u. 7) sowie<br />
zwei Wimpergkrabben in Stein zu<br />
kopieren.<br />
Abb.:7<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-7-
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
<strong>2002</strong><br />
-8-<br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte
Arbeitsbericht Baustelle (3)<br />
Strebepfeiler 2/3 und 3/4 Süd<br />
Die Einrüstung wurde zum Ende des Jahres 2000 fertiggestellt; der Gerüstbau erfolgte<br />
erstmalig in Fremdvergabe. Dadurch ist Kapazität für die Sanierungsarbeiten freigesetzt<br />
worden. Im Jahr 2001 begannen die Restaurierungsarbeiten an beiden Pfeilerschäften<br />
bis in Höhe der Seitenschiffgalerien. Hier wurde noch in Form von Steinaustausch<br />
saniert um alle statischen Belange erfüllen zu können. Im Jahr <strong>2002</strong> wurden<br />
die Aufsatzfragmente des Pfeilers 3/4 abgebaut (Abb.8).<br />
Für den fünfeckigen Fialschaft wurden<br />
23 profilierte Vierungen gefertigt<br />
und die geschädigten Partien ausgehauen.<br />
Der Pfeilerschaft wurde mit Steinfestiger<br />
(Funcosil 300) gefestigt. Verrostete<br />
Eisenklammern hatten bereits<br />
umfangreiche Rostsprengungen verursacht<br />
und mussten herausgebohrt,<br />
und durch Kupfermaterial ersetzt werden.<br />
Kleinere Fehlstellen wurden mit<br />
Steinersatzmörtel von Remmers ergänzt.<br />
(Abb.9)<br />
Abb.9<br />
Abb.8<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-9-
Der fünfeckige sternförmige Pfeileraufsatz musste komplett in einer Gesamthöhe von<br />
5m abgebaut werden. Fehlende Zierteile, 5 Dreiecksfialen mit Kreuzblumen, sowie 5<br />
Nebenfialen waren restlos zerstört und wurden nach alten Fotoaufnahmen rekonstruiert.<br />
Die Abbildungen 10, 11 und 12 zeigen den erforderlichen Arbeitsaufwand an diesen<br />
Teilen in der Werkstatt als Winterarbeit.<br />
Abb.10<br />
Abb.11<br />
Abb.12<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-10-
Die Rinnensteine (ehemalige Wasserführung) des Obergadens wurden ausgebaut<br />
und konnten teilweise wiederverwendet werden.<br />
Die Abbildung Nr.14 dokumentiert das Anfertigen einer verkröpften Rinnenplatte durch<br />
unseren Steinmetzlehrling. Abbildung Nr.15 zeigt das Einsägen des Wasserlaufs mit<br />
der neu angeschafften Schwertsäge. Zur besseren Abdichtung gegen Regenwasser<br />
erhielten die alten und die 8 neuen Rinnenplatten eine Verfalzung.<br />
Die Wasserführung durch den verkröpften Blattfries wurde mit Kupferrohr eingefasst,<br />
um künftige Durchfeuchtungen auszuschließen (Abb.13).<br />
Abb.13 Abb.14<br />
Abb.15<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-11-
Abb.16<br />
Abb.17<br />
Abb.18<br />
Die darunter liegenden<br />
Blattfriese<br />
mussten stellenweise<br />
von dicken Gips-<br />
und Rußkrusten<br />
mittels Mikrosandstrahl<br />
befreit werden.<br />
Ziel war das Ausdünnen<br />
der Beläge,<br />
um die Friese sinnvoll<br />
festigen zu können.<br />
Bei den Reinigungsarbeitenwurden<br />
Fassungsreste<br />
in den tieferliegenden<br />
geschützten Flächen<br />
gefunden.<br />
(Abb.16)<br />
Das Gipsabgussprogramm<br />
wurde auch<br />
in diesem Bauabschnitt<br />
kontinuierlich<br />
weitergeführt. In<br />
Abb.17 ist die in<br />
Arbeit befindliche<br />
Stützform, unter der<br />
sich die ca.5mm<br />
starke Silikonform<br />
befindet, zu sehen.<br />
Nach dem Ausschalen<br />
vor Ort, wurde<br />
die Form in umgekehrter<br />
Reihenfolge<br />
zusammengesetzt<br />
und mit Gips ausgegossen.<br />
Das Positiv<br />
ist in Abbildung 18<br />
zu sehen. Es stellt<br />
den Mann mit Buch<br />
am Strebepfeiler 2/3,<br />
Westseite, dar.<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
<strong>2002</strong><br />
-12-<br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte
Arbeitsbericht Baustelle (4)<br />
Renaissancevorhalle<br />
Abb.19<br />
Abb.20<br />
Abb.21<br />
Dank der großzügigen<br />
Spende einer<br />
<strong>Freiburger</strong> Bürgerin<br />
konnte die Restaurierung<br />
der Vorhalle<br />
in Angriff genommen<br />
werden.<br />
Die Kostenschätzungen<br />
gingen von etwa<br />
500.000€ für die geplante<br />
Restaurierung<br />
der Renaissancevorhalle<br />
aus und bisher<br />
sind für dieses Bauvorhaben<br />
keine öffentlichen<br />
Gelder beantragt<br />
worden.<br />
Das neu gekaufte<br />
Mero-Gerüst wurde<br />
Ende Mai <strong>2002</strong> aufgebaut<br />
übergeben.<br />
Ein Wetterschutzdach,<br />
sowie eine<br />
Einhausung sollten<br />
dafür sorgen, dass<br />
auch bei ungünstiger<br />
Witterung optimal<br />
gearbeitet werden<br />
kann.<br />
Abb.19 zeigt das erstellte<br />
Raumgerüst<br />
und Abb.20 den fertigen<br />
Zustand.<br />
Voruntersuchungen<br />
ergaben, dass unter<br />
der Gewölbedecke<br />
aus Beton, der noch<br />
fast vollständig erhaltene<br />
Wimperg<br />
des romanischen<br />
Portals vorhanden ist<br />
(Abb.21).<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-13-
Nachdem die 12 spätgotischen Maßwerke mühsam an ihren Dübeln und Klammern<br />
(Abb.22) durchtrennt waren, wurden sie einer genaueren Begutachtung der beteiligten<br />
Restauratoren, der Mitarbeiter des LDA sowie der Münsterbauhütte unterzogen. Anfangs<br />
lagen die Restaurierungsauffassungen weit auseinander. Man einigte sich darauf,<br />
die Maßwerkbrüstungen<br />
vor Ort<br />
mit eigens auf das<br />
Steinmaterial abgestimmtenAntragmassen<br />
zu ergänzen.<br />
Eine der Maßwerkbrüstungen<br />
war<br />
jedoch nicht mehr zu<br />
erhalten und wird<br />
durch eine Kopie ersetzt<br />
werden (siehe<br />
auch Dokumentation<br />
Kürten).<br />
Abb.22<br />
Abb.23<br />
Nachdem ihre Bögen<br />
durch eine hölzerne<br />
Unterstützungskonstruktion<br />
gesichert<br />
waren, konnte mit<br />
dem Abbruch der<br />
Betongewölbedecke<br />
begonnen werden.<br />
Mit einer hydraulisch<br />
gesteuerten Brechzange<br />
wurde die<br />
Betondecke erschütterungsfrei<br />
zerlegt<br />
und anschließend<br />
abtransportiert<br />
(Abb.23).<br />
Die vor der romanischen Wandfläche befindliche Aufmauerung (Rückwand der Vorhalle)<br />
gab beim Abbruch das beim Einbau der Betondecke abgenommene Giebelstück<br />
des romanischen<br />
Portals und weitere<br />
profilierte Abbausteine<br />
frei. Den provisorischen<br />
Aufbau<br />
zeigt Abb.24. Eine<br />
komplette Rekonstruktion<br />
wird aus<br />
Kostengründen nicht<br />
durchgeführt.<br />
Alle Fundstücke verbleiben<br />
im Gewölbezwischenraum<br />
der<br />
Vorhalle.<br />
Abb.24<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-14-
Abb.25<br />
Arbeitsbericht Baustelle (5)<br />
südlicher Hahnenturm<br />
Abb.26<br />
Die Bauhütte hat hier an der Renaissancevorhalle<br />
ca.100 Vierungen aus<br />
Lahrer Sandstein zu fertigen und einzubauen.<br />
(Abb.25)<br />
Bei den alle fünf Jahre durchzuführenden<br />
Sicherheitskontrollen an den Türmen<br />
desMünsters wurden 1991 gravierende<br />
Steinschäden an den Turmhelmen<br />
festgestellt. Als Sofortmaßnahme<br />
wurden, soweit zugänglich, lose Steinfragmente<br />
notgesichert. Die sofort erfolgte<br />
Planung für einen Fangboden<br />
(Abb.26) wurde noch im gleichen Jahr<br />
realisiert. Damit war sichergestellt, dass<br />
weitere, sich lösende Steinteile, nicht<br />
die bereits sanierten Dachflächen des<br />
Chores, der Seitenschiffe und des<br />
Langhauses beschädigen können.<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-15-
Abb.27<br />
Durch positive Signale seitens des<br />
LDA konnte die Ausführung des<br />
erforderlichen Fangbodens so erweitert<br />
werden, dass man gleich<br />
das vollkommene Arbeitsgerüst erstellte<br />
und ein Wetterschutzdach<br />
darauf montierte (Abb.27).<br />
Um bei umfangreichen Steinauswechslungen<br />
genügend freien Arbeitsraum<br />
zu schaffen wurde der<br />
Gerüstbau im bewährten Mero-<br />
System erstellt.<br />
Alle Gerüstetagen wurden vom<br />
Zimmerer ausgebaut und der unterste<br />
Arbeitsboden bis an die<br />
Turmfassade abgedichtet. Rechtzeitig<br />
zum Restaurierungsbeginn<br />
im Sommer 2003 wird ein Personen-<br />
und Lastenaufzug bis in eine<br />
Arbeitshöhe von 54m montiert. Die<br />
Schadenserfassung, Maßnahmeplanung<br />
und Ausschreibung, sowie<br />
die Gesamtbauleitung werden<br />
einer externen Firma übertragen,<br />
da die Arbeitskapazität der<br />
Münsterbauhütte ausgeschöpft ist.<br />
Die folgenden Abbildungen 28 - 33 zeigen vorgefundenen Schäden am spätgotischen<br />
Turmgeschoss.<br />
Abb.28 Abb.29<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-16-
Abb.30 Abb.31<br />
Abb.32<br />
Abb.33<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-17-
Arbeitsbericht Baustelle (6)<br />
DBU Projekt Chormaßwerke<br />
Abb.34<br />
Abb.35<br />
Abb.36<br />
Abb.37<br />
Aufgrund der sich sehr ähnelnden<br />
Schadensbilder an<br />
den Maßwerkbrüstungen in<br />
Freiburg und Ulm wurde der<br />
Entschluss gefasst, einen<br />
Förderantrag bei der Deutschen<br />
Bundesstiftung für Umwelt<br />
(DBU) zu stellen. Da die<br />
Lösung der anfallenden Problematiken<br />
parallel an zwei<br />
süddeutschen Großkirchen erfolgen<br />
kann, wurde dem Antrag<br />
entsprochen und ein Vorprojekt<br />
begonnen.<br />
Das Vorprojekt beinhaltet, die<br />
beispielhafte Methodik eines<br />
verlustfreien Maßwerkausbaus<br />
zu entwickeln. Dieser verlustfreie<br />
Ausbau sollte durch das<br />
Aufsägen der verbleiten Fugen,<br />
mittels einer modifizierten<br />
Säge, erreicht werden. Bedingt<br />
letztendlich durch die<br />
gängige Stärke der Bleifugen<br />
von ca.6-8mm konnte die eingesetzte<br />
Sägeblatttechnik der<br />
Firma Hilti keinen Schnitterfolg<br />
erzielen. Das runde Sägeblatt,<br />
da es ausschließlich in der<br />
Bleifuge lief, setzte sich mit<br />
Blei zu, erhitzte sich stark und<br />
verlief dann im Schnitt.<br />
Die Lösung für Freiburg besteht<br />
in einem Trennschleifgerät<br />
mit gegenläufigen Sägeblättern<br />
die, ohne sich zuzusetzen,<br />
das Blei herausfräsen.<br />
Die Abbildung 34 zeigt das am<br />
Kran hängende Konsolgerüst<br />
über der Kaiserkapelle im<br />
Osten des Münsterchores. Die<br />
Abbildungen 35-37 belegen<br />
die Schnittversuche der Fa.<br />
Hilti.<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-18-
Verschiedenes<br />
Dank unerhoffter Spendeneingänge für zwei stark verwitterte Wasserspeier am nördlichen<br />
ersten Strebepfeilersystem wurde als erster Schritt ein Gerüst für die noch abzugießenden<br />
Wasserspeier erstellt. Dabei erreichten wir auch zwei Figurenbaldachine,<br />
die stark mit Taubenkot verunreinigt waren. Kurzentschlossen wurden sie mit Mikrosandstrahl<br />
gereinigt und leicht gefestigt (Abb.38 u. 39)<br />
Abb.38 Abb.39<br />
Abb.40<br />
Eine weitere Maßnahme war die Überprüfung<br />
der vor 7 Jahren aufgebrachten<br />
wasserabweisenden Lasur auf dem Strebepfeileraufsatz<br />
5/6 der Nordseite. Die<br />
Kontrollmessungen mit dem Karstenschen<br />
Rohr ergaben nach dieser Standzeit noch<br />
nahezu unverändert gute Werte der wasserabweisenden<br />
Wirkung (Abb.40).<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-19-
Abb.41<br />
Abb.42<br />
Eine dreiwöchige<br />
Wasserspeierausstellung<br />
im EinkaufszentrumSchwarzwaldcity<br />
fand den<br />
regen Zuspruch der<br />
Besucher. (Abb.41)<br />
Zum Schutz der<br />
Renaissancevorhalle<br />
wurden von der<br />
Münsterbauhütte 20<br />
Sandsteinpoller angefertigt<br />
und aufgestellt.<br />
Sie stehen auf<br />
Fundamentsteinen<br />
und sind nur mittels<br />
eingestecktem Dübel<br />
verbunden. Dies war<br />
notwendig geworden,<br />
da die Vorhalle<br />
öfters durch parkende<br />
Fahrzeuge beschädigt<br />
wurde.<br />
(Abb.42)<br />
Im September besuchten wir unsere Kollegen am Konstanzer Münster. Hier wurde<br />
gerade ein großer<br />
mehrjähriger Bauabschnittabgeschlossen.<br />
Der Gerüstabbau<br />
war schon in<br />
vollem Gange, trotzdem<br />
konnten die<br />
Restaurierungsergebnisse<br />
noch hautnah<br />
begutachtet werden.<br />
Vor allem interessierten<br />
uns die<br />
eingesetzten<br />
Schlämmen und<br />
Lasuren zum Schutz<br />
der Steinoberflächen.<br />
(Abb.43)<br />
Abb.43<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-20-
Restauratorische Maßnahmen im Jahr <strong>2002</strong> an der Renaissance-<br />
Vorhalle des <strong>Freiburger</strong> Münsters<br />
Im Auftrag der Münsterbauhütte wurden im Jahr <strong>2002</strong> beginnend konservatorische-<br />
/restauratorische Maßnahmen an der Renaissance-Vorhalle des <strong>Freiburger</strong> Münsters<br />
durchgeführt.<br />
Grundlage dafür war eine im Jahr 2001 vollzogene Voruntersuchung. Dieser Bericht<br />
besteht aus einer Bestands-, Zustands-, Maßnahmenkartierung, qualitativen Salzuntersuchungen<br />
sowie mehreren Bestimmungen des Wasseraufnahmekoeffizienten.<br />
Die gesteinsspezifische Abstimmung der Restaurierungsmethodik für den Heimbacher<br />
Buntsandstein, aus dem die Renaissance-Vorhalle erbaut wurde, musste nicht erarbeitet<br />
werden, da für dieses Material bereits ein Konzept vorlag. Das Restaurierungskonzept<br />
befasst sich mit den Maßwerkbrüstungen am Chorumgang. (Diplomarbeit von<br />
Luzius Kürten; Oktober 2000: “Die Maßwerkbrüstung am Münster in Freiburg, Versuche zur Festigung und<br />
Hinterfüllung, Entwicklung eines Konservierungskonzeptes mit Umsetzung an einer Musterachse“)<br />
In dieser Arbeit wurden handelsübliche Festigungsmittel und Hinterfüllmassen an<br />
Probekörpern aus Buntsandstein getestet. Die daraus resultierenden mechanischen<br />
und hygrischen Materialparameter flossen in ein Konservierungskonzept ein. Dieses<br />
Konservierungskonzept wurde exemplarisch an einem Element der Maßwerkbrüstung<br />
der ersten Kaiserkapelle über dem Chor umgesetzt.<br />
Gemäß den Vorgaben des Amts für Denkmalpflege sind die Maßnahmen an der Renaissance-Vorhalle<br />
in der Art durchzuführen, dass weitestgehend das Originalgestein<br />
erhalten bleibt. Sämtliche Maßnahmen wurden bereits im Vorfeld zwischen Denkmalpflege,<br />
<strong>Münsterbauverein</strong> und Restaurator detailliert diskutiert und gemeinsam entschieden.<br />
Auf Grund der vorgefundenen Schäden, lag der Schwerpunkt der restauratorischen<br />
Arbeiten bei:<br />
- dem Einbringen von Bindemittel; Festigung<br />
- dem Sichern von Bruchstücken<br />
- der Behandlung von korrodierendem Eisen<br />
- dem Verfüllen von Rissen, Schalen und Hohlstellen<br />
- dem Reinigen/Reduzieren der schwarzen Gipskrusten<br />
- dem Antragen und Kitten an kleineren wie auch an größeren Fehlstellen<br />
- dem Schlämmen von stark zerklüfteten Bereichen<br />
- dem Reduzieren von bauschädlichen Salzen<br />
Das Einbringen von Bindemittel;<br />
Festigung<br />
Als erste Maßnahme erfolgte eine Festigung<br />
des Gesteins mit Kieselsäureester.<br />
Dabei wird dem Stein dasselbe Bindemittel<br />
zugeführt, mit dem der Buntsandstein<br />
ursprünglich gebunden ist (silikatische<br />
Bindung). Insbesondere davon<br />
betroffen ist der obere Bereich der Renaissance-Vorhalle<br />
sowie kleinere Stellen<br />
im Sockelbereich. Je nach Intensität des<br />
Absandens (Materialverlust in einzelnen<br />
Körnern) wurde differenziert zwischen<br />
partieller (begrenzter Bereich) oder<br />
struktureller (gesamte Steinfläche von<br />
Fuge bis Fuge) Festigung.<br />
Die partielle Festigung erfolgte an allen<br />
absandenden Bereichen. Dieser Arbeits-<br />
Abb.1: zeigt die strukturelle Festigung mit Hilfe<br />
einer Kompresse (weiß-gräulich, auf Grund des<br />
Kieselsäureesters wirkt die durchtränkte Kompresse<br />
transparent) an einem der Postamente,<br />
welches sich zwischen den Maßwerken befindet.<br />
Luzius Kürten<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
<strong>2002</strong><br />
-21-<br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte
schritt dient zur Festigung der losen Kornverbände innerhalb der ersten Millimeter an<br />
der Oberfläche. Erst nach der Festigung können weitere Arbeitsschritte folgen. Fehlen<br />
dem Naturstein die Bindungskräfte lediglich innerhalb der ersten Millimeter, so genügt<br />
in der Regel eine partielle Festigung. Die Festigung mittels Kieselsäureester wird<br />
wahlweise mit Hilfe von Spritzflaschen, Sprühgeräten und Spritzen appliziert.<br />
Die strukturelle Festigung, die durch Auflegen einer Kompresse durchgeführt wurde,<br />
folgte als nächster Arbeitsschritt. Die Kompresse bestand aus durchschnittlich sechs<br />
Zellstofflagen, die mit 2 Gew. %-iger Methylcellulose in Wasser gelöst auf die Steinoberflächen<br />
aufgebracht wurden.<br />
Diese Form der Festigung wurde an Stellen durchgeführt, die stark oder großflächig<br />
absandeten. Der Sinn dieser Maßnahme liegt darin, ein Medium zu schaffen, in dem<br />
der Naturstein das benötigte Bindemittel gleichmäßig und über einen längeren Zeitraum<br />
aufnehmen kann. Das Ziel der strukturellen Festigung ist es, den gesamten Stein<br />
bzw. die verwitterte Zone bis zum intakten Steingefüge zu durchtränken.<br />
Nach einer Reaktionszeit von mindestens drei Wochen lagert sich dann im Porenraum<br />
des Natursteines Kieselgel ab, wodurch die Festigkeit des Steines zunimmt.<br />
Die Reinigung/Reduzierung der schwarzen Gipskrusten<br />
Die Behandlung korrodierender Eisen<br />
Stellen, die eine starke Kruste aufweisen,<br />
wurden vor der Reinigung mit einem<br />
Mikrosandstrahlgerät bzw. mechanisch<br />
mit einem Skalpell gedünnt.<br />
Als Strahlgut wurde Edelkorund mit<br />
einer Korngröße von 0,032 mm verwendet.<br />
Gestrahlt wurde mit einem<br />
Druck zwischen 2-4 bar, so dass die<br />
Beläge ohne Schädigung der Gesteinsoberfläche<br />
abgenommen bzw. reduziert<br />
werden konnten.<br />
Abb.2: zeigt eine schwarze Gipskruste,<br />
durch die keine Wasserdampfdiffusion<br />
mehr stattfindet.<br />
Schäden am Naturstein sind dadurch<br />
vorprogrammiert.<br />
Die Eisenverbindungen befinden sich nahezu zwischen allen Natursteinquadern. Je<br />
nach Durchfeuchtungsgrad und der Beschaffenheit des Metalls sind sie entweder gar<br />
nicht oder nahezu vollkommen zerstört. Der Rost bzw. das Eisenhydroxid besitzt einen<br />
höheren Raumanspruch als das Eisen. Existiert kein Bereich für diese Volumenzunahme,<br />
kommt es bei der Korrosion zu Drücken innerhalb des Gesteins, wodurch sich<br />
Risse bilden. Die Rissbildung führt schlussendlich zur Absprengung einzelner<br />
Bruchstücke. Behoben werden diese Schäden je nach deren Ausmaß. Zum einen wird<br />
das Eisenhydroxid mittels Mikrosandstrahlgerät abgenommen und danach das freigelegte<br />
Eisen mit einem Korrosionsschutz versehen. Stark korrodierte Eisen, die auf<br />
Grund ihrer Position herausgenommen werden können, werden durch V4A Stahl ersetzt.<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
<strong>2002</strong><br />
-22-<br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte
Das Sichern von Bruchstücken und großen Schalen<br />
Einzelne Bruchstücke und größere Risse wurden aus statischen Gründen mit V4A<br />
Stahl verklammert. Größere Schalen wurden ebenfalls mit V4A vernadelt. Kleinere<br />
Steine wurden mit einem Glasfaserdübel befestigt. Verklebt wurden die Dübel punktuell<br />
mit einem hochwertigen Epoxydharz.<br />
Das Verfüllen von Rissen, Schalen und Hohlstellen<br />
Abb.3 zeigt einen<br />
fast durchkorrodierten<br />
Eisendübel<br />
und die dadurch<br />
verursachte Abplatzung<br />
Abb.4: zeigt die<br />
Verbindung einzelnerBruchstücke<br />
mit Hilfe<br />
von V4A Stahl.<br />
Abb.5: zeigt das Verfüllen<br />
von Rissen,<br />
Schalen und Hohlstellen<br />
an einer Maßwerkbrüstung<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-23-
Die Oberfläche wurde entlang der Risse mit Hilfe von Heißkleber und Latex abgedichtet.<br />
Gleichzeitig wurden längs der Öffnungen/Rissflanken Schläuche gelegt. Hinterfüllt<br />
wurden die Risse bzw. Hohlstellen mit einer mineralischen kieselgel-gebundenen<br />
Masse. Die Masse selbst wurde anhand der im Zuge der in der Diplomarbeit gewonnenen<br />
Erkenntnisse abgestimmt. Zur Verfüllung selbst werden handelsübliche Spritzen,<br />
die exakt auf die Schlauchöffnungen passen verwendet. Von dieser Maßnahme war<br />
insbesondere die Maßwerkbrüstung betroffen.<br />
Das Schlämmen von stark zerklüfteten Bereichen<br />
Dieses Schadensbild an der<br />
Renaissance-Vorhalle betrifft vor<br />
allem die Unterseite des Kranzgesimses<br />
sowie einzelne Postamente,<br />
die sich zwischen den Maßwerkbrüstungen<br />
befinden. Die Schuppenbildung<br />
selbst ist häufig mit den<br />
Schäden von kleineren Fehlstellen<br />
und partiellem Absanden verbunden.<br />
Das Schlämmen hat zum Ziel,<br />
eine gleichmäßige Wasserabführung<br />
zu gewährleisten, ohne dass<br />
Wasser in den Stein eindringen<br />
kann. Des Weiteren sorgt die<br />
Schlämme für eine Verringerung<br />
und Beruhigung der Gesteinsoberfläche.<br />
Abb.6: zeigt einen zerklüfteten<br />
Bereich, der<br />
noch mit einer Schlämme<br />
zu behandeln ist<br />
Die zerklüfteten Flächen werden mit<br />
einer farblich angepassten Schlämme<br />
geschlossen. Im Einzelnen besteht<br />
die Schlämme aus unterschiedlichen<br />
Quarzkörnern und<br />
Pigmenten. Gebunden wird die<br />
Schlämme mit Syton x30 einem<br />
kieseligen Bindemittel. Sämtliche<br />
Bereiche, die geschlämmt wurden,<br />
werden zudem nachträglich mit<br />
Kieselsäureester gefestigt.<br />
Abb.7: zeigt einen Teilausschnitt<br />
von einem<br />
Postament, das mit<br />
einer Schlämme behandelt<br />
wurde<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-24-
Das Antragen und Kitten an kleineren wie auch an größeren Fehlstellen<br />
Die Restaurierungsmörtel wurden soweit angetragen, dass eine Wiederablesbarkeit<br />
der Formen möglich ist. Allerdings wurden nicht sämtliche Fehlstellen geschlossen.<br />
Für größere Antragungen<br />
wurde<br />
ein handelsüblicher,<br />
mineralisch gebundenerRestaurierungsmörtel<br />
verwendet. Das<br />
Schließen von<br />
kleineren Fehlstellen,<br />
Rissen und<br />
Graten erfolgte<br />
mit einer für den<br />
Stein konzipierten<br />
kieselgelgebunde-<br />
Abb.8: zeigt die Antragungen/Kittungen an einer Maßwerkbrüstung.<br />
Oberhalb der Trennungslinie ist die Antragung zu erkennen.<br />
Das Reduzieren von bauschädlichen Salzen<br />
nenKittungsmasse. Die Vorgehensweise der Entsalzung bzw. der Salzminderung resultierte aus den einzelnen<br />
Untersuchungen der quantitativen Salztiefenprofilanalyse aus dem Jahr <strong>2002</strong>.<br />
Danach wurden hauptsächlich Nitrat, Sulfat und Chlorid nachgewiesen. Die bauschädlichen<br />
Salze rühren aus alkalischen Bausubstanzen, Streusalz und vor allem durch<br />
eingebrachtes tierisches und menschliches Urin.<br />
Sehr bedenklich ist hierbei, dass die starke Nitratbelastung innerhalb der romanischen<br />
Wand bis zu einer Tiefe von 28 cm nachgewiesen wurde. Zu einer Salzminderung kam<br />
es an der romanischen Wand sowie im gesamten Sockelbereich der Renaissance-Vorhalle<br />
(insgesamt ca. 90 qm).<br />
Die Reduzierung der bauschädlichen Salze beruht auf dem Konzentrationsausgleich.<br />
Hierbei ist die Kompresse konzentrationsarm und der Naturstein konzentrationsreich.<br />
Das Wasser fungiert als Transportmittel.<br />
Zum Entfernen der kristallisierten Salze wurden die Flächen trocken gereinigt. Nach<br />
dem Benetzen dieser Stellen mit demineralisiertem Wasser wurde eine Kompresse,<br />
bestehend aus fünf Lagen Zellstoff, auf die Oberflächen gelegt. Nach deren Trocknung<br />
wurden die Kompressen wieder entfernt. In einem zweiten Salzminderungszyklus wurden<br />
diese Arbeitsvorgänge wiederholt. Im Vergleich zum ersten Zyklus wird nun der<br />
Stein wesentlich feuchter gehalten und mit einer zusätzlichen Kompresse bedeckt.<br />
Diese bestand aus Bentonit (ein Ton, der sehr viel Wasser und somit auch Salze aufnehmen<br />
kann), Zellstoffflocken und Quarzsand. Nach sechs Tagen wurden die Kompressen<br />
im feuchten Zustand abgenommen. Nach der Abnahme erfolgte eine labortechnische<br />
Untersuchung, um den Entsalzungserfolg zu dokumentieren und die weitere<br />
Vorgehensweise zu bestimmen.<br />
Die Resultate dieser Untersuchungen erwiesen sich als erfolgreich, da fast alle Kompressenauszüge<br />
stark mit Salzen befrachtet waren. Allerdings zeigten die Ergebnisse<br />
auch, dass weitere Salzminderungsmaßnahmen nötig sind, da immer noch zu hohe<br />
Salzkonzentrationen im Steingefüge vorhanden sind.<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
<strong>2002</strong><br />
-25-<br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte
Bericht zu den restauratorischen Arbeiten und Untersuchungen<br />
in Zusammenarbeit mit der Münsterbauhütte<br />
Übersicht<br />
Die restauratorischen Maßnahmen, mit Schwerpunkt Erfassung historischer Farbigkeiten<br />
am <strong>Freiburger</strong> Münster, wurden in Zusammenarbeit mit der Münsterbauhütte<br />
weiter vorangetrieben. In den Bereichen, in denen die Bauhütte tätig ist, werden nun<br />
die Steinoberflächen auf das Vorhandensein historischer Farbschichten, auch und<br />
gerade im Außenbau, sukzessive überprüft. Nachstehend wird auf die untersuchten<br />
Bereiche, die jeweilige Fragestellung und auf die angewandten Untersuchungsmethoden<br />
eingegangen.<br />
Untersuchung der Renaissance-Vorhalle<br />
Die Steinoberfläche der Renaissance-Vorhalle weist mehrere Farbanstriche auf.<br />
Dies war Anlass für eine Untersuchung, die als Vorbereitung der anstehenden Konservierungsmaßnahmen<br />
durchgeführt wurde. Dabei waren mehrere Fragen zu beantworten.<br />
Zunächst sollte die Abfolge der übereinander liegenden Anstriche und<br />
ihre jeweilige Farbigkeit bzw. detaillierte Ausgestaltung geklärt werden. Zum anderen<br />
sollten aber auch die historischen Farbmaterialien auf ihre maltechnischen Besonderheiten<br />
hin überprüft werden. Weiter sollte geklärt werden, inwieweit die Farbanstriche<br />
Einfluss auf den Erhaltungszustand der Steine, d.h. auf jetzt erkennbare<br />
Steinschäden, genommen haben.<br />
Zu diesem Zweck wurde ein Rollgerüst an der Vorhalle platziert. Dadurch war es<br />
möglich, sowohl Oberflächen der Wandinnenseiten als auch die plastischen Ornamente<br />
in der Außenzone auf ihre Farbigkeit hin zu untersuchen. Es zeigte sich recht<br />
bald, dass auf allen Flächen eine relativ einheitliche Abfolge historischer Farbschichten<br />
vorliegt. Es konnten insgesamt fünf Farbfassungen in braunrötlicher Tönung<br />
in jeweils unterschiedlicher Farbigkeit nachgewiesen werden. Sicherlich lag<br />
diesen Farbfassungen die Idee zugrunde, einen Sandsteinfarbton auf die Steinoberfläche<br />
aufzubringen. Gerade die älteste, etwas hellere braunrote Farbfassung weist<br />
im Bereich der Gewölberippen in getöntem Weiß aufgemalte Fugenstriche auf, wobei<br />
es sich vermutlich um den Farbton der Gewölbeputzflächen handelt. So war zumindest<br />
im Innern eindeutig nachweisbar ein Fugensystem vorhanden, das jedoch<br />
Eberhard Grether<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-26-
im Bereich der Wandflächen innen und außen bei dieser Farbfassung nicht nachgewiesen<br />
werden konnte. Man kann sich daher den ältesten Zustand der Halle in einem<br />
helleren Rotbraun einheitlich farbig gestrichen vorstellen, wobei die Gewölberippen<br />
eben die oben erwähnten Fugenstriche aufwiesen. Die verputzten Gewölbeflächen<br />
waren hierzu in einem weißgelb-bräunlichen Farbton gefasst. Hinweise auf<br />
eine Bemalung liegen derzeit nicht vor. Dies ist auch deshalb nicht möglich, weil<br />
diese Flächen neu verputzt wurden. Die oben beschriebene Farbigkeit lässt sich nur<br />
noch in sehr schmalen Zonen am Übergang der Gewölberippen auf wenige Quadratmillimeter<br />
großen Putzflächen der ehemaligen Gewölbeverputze nachweisen. Diese<br />
Flächen sind natürlich zu klein, um darauf eventuelle Bemalungsreste nachweisen<br />
zu können.<br />
Aufgrund dieser Befundlage, der zufolge die Vorhalle also insgesamt fünfmal in einem<br />
Sandsteinfarbton gestrichen war, wurde natürlich auch darüber gesprochen,<br />
diese historische Gestaltung im Zuge der jetzigen Konservierungsmaßnahmen in die<br />
Überlegungen zur Präsentation dieses interessanten Gebäudeteils des Münsters<br />
einfließen zu lassen. Aus diesem Grund wurden die Befunde noch einmal diskutiert<br />
mit dem Ziel, wieder einen Anstrich auf der Oberfläche der steinernen Renaissance-<br />
Vorhalle vorzusehen.<br />
Diese Überlegungen mündeten zum Abschluss der Maßnahmen im Jahr <strong>2002</strong> im<br />
Anlegen von Musterflächen, bei denen verschiedene Bindemittel und ihre Verträg-<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-27-
lichkeit mit dem Stein, in Zusammenarbeit mit beratenden Naturwissenschaftlern,<br />
überprüft wurden. Derzeit sind nun also kleinflächige Proben angelegt, wobei noch<br />
keine Entscheidung über das Bindemittelsystem gefällt wurde. Wichtig ist dabei,<br />
dass das ursprüngliche Erscheinungsbild mit der matten Oberfläche und dem richtigen<br />
Farbton wieder rekonstruiert werden kann. Mehrmals wurde nachgefragt, ob die<br />
Fassungen farblich differenziert angelegt, d.h. ob die einzelnen plastischen Ornamente<br />
evtl. farblich abgesetzt waren. Die Untersuchung ergab, dass dies bei keiner<br />
der Fassungen der Fall war, so dass von einem einheitlichen Anstrich in allen Phasen<br />
ausgegangen werden kann. Offensichtlich wurde die Wirkung der Plastizität im<br />
Relief als völlig ausreichend empfunden, eine Farbabsetzung wurde nicht angestrebt.<br />
Aussichten<br />
Im Jahr 2003 werden die Arbeiten an der Renaissance-Vorhalle soweit voranschreiten,<br />
dass die geplante Farbfassung vollflächig aufgebracht werden kann. Unter Umständen<br />
werden aus Temperaturgründen nicht alle Arbeiten zum Jahresende bis auf<br />
Bodenhöhe abgeschlossen sein, doch ist ein zügiger Arbeitsablauf geplant.<br />
Weitere Farbuntersuchungen<br />
Im Jahr <strong>2002</strong> wurden auch an anderen Stellen Untersuchungen zu historischen<br />
Farbfassungen vorgenommen. In der Renaissance-Vorhalle, unter der hindurch man<br />
das südliche Portal des Querhauses erreicht, wurde im Umfeld dieses Portals die<br />
Tympanonfläche mit der kleinen Bischofsskulptur untersucht. Auch hier wurden mehrere<br />
übereinander liegende polychrome, d.h. mehrfarbige Farbfassungen festgestellt,<br />
von denen sich im wesentlichen vier unterscheiden lassen. Alle zeigen differenzierte<br />
Farbigkeit in Blau, Rot, Ockergelb und Inkarnatfarbton sowie partiell, in einzelnen<br />
kleinen Zonen noch erhalten, goldene Blattmetallauflagen, d.h. Blattgoldauflagen auf<br />
der Steinoberfläche.<br />
Ein weiterer Farbbefund konnte im Langhaus am oberen Abschlussfries der Obergadenzone<br />
am Ansatz der Dachgalerie nachgewiesen werden. Auf dem aus stark<br />
plastisch herausgearbeiteten Blättern bestehenden Fries, der aufgrund der Höhe natürlich<br />
groß dimensioniert ist, konnten auf der Steinoberfläche unter einer dunklen<br />
Schmutzkruste mehrere (!) Farbigkeiten festgestellt werden. Es lassen sich insgesamt<br />
drei Farbanstriche unterscheiden, der älteste und vermutlich bauzeitliche war in<br />
einem hellen Sandsteinton angelegt. Dieser Farbbefund kann sicherlich als sensationell<br />
gelten, bestätigt er doch eindeutig die schon lang gehegte Vermutung, dass<br />
auf der Steinoberfläche im Außenbereich auch flächige Farbfassungen vorhanden<br />
waren.<br />
Auch auf der Nordostseite des Chors werden zur Zeit Steinreparaturen durchgeführt,<br />
wodurch ein Teil des dortigen Profilgesimses als oberer Abschluss der Außenwandung<br />
der Seitenkapellen zugänglich ist. Auch dort wurden Proben entnommen, die<br />
zur Zeit noch naturwissenschaftlich untersucht werden.<br />
Aussichten und Anregungen<br />
Die sukzessive Aufnahme historischer Farbigkeit im Außenbereich des Münsters<br />
wurde im vergangenen Jahr mit den laufenden Maßnahmen auch weiterhin vorangetrieben.<br />
Mittlerweile sind einige punktuelle Eindrücke über die historischen Farbigkeiten<br />
möglich, so dass sich bei weiterer Sammlung von Farbbefunden das Bild über<br />
die ehemalige farbige Außengestaltung des Kirchenbaus weiter verdichten wird.<br />
Auch im Innenbereich wurden im Laufe der letzten Jahre entsprechende Befunde<br />
aufgenommen, so dass sich langsam ein Überblick über die Innen- und Außenfarbigkeit<br />
des Münsters ergibt. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass in der<br />
geplanten Publikation zur Restaurierung der Westvorhalle durch die Projektgruppe<br />
Westportal unter der Leitung des Erzbischöflichen Ordinariats und dessen Bauamt<br />
sowie des Landesdenkmalamts auf diese Farbbefunde noch weiter eingegangen<br />
werden soll. Dort sollen auch die neuen Erkenntnisse über die Westvorhalle und ihre<br />
Farbigkeit zusammengestellt und versucht werden, einen Vergleich mit anderen<br />
Kirchenbauten zu ziehen.<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
Arbeitsbericht <strong>2002</strong><br />
-28-<br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte
Detailaufnahmen:<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-29-
Die Deckenkonstruktion der Renaissancevorhalle<br />
Im Zuge der Planung von Restaurierung- und Sanierungsarbeiten an der Renaissancevorhalle<br />
wurde festgestellt, dass das Flachdach (Betonkappendecke mit Stahlträgern<br />
im Tiefpunkt) keine ausreichende Tragsicherheit aufweist. Diese Decke wurde<br />
abgebrochen und soll nun durch eine reine Stahlkonstruktion ersetzt werden.<br />
Im Zuge der Freilegung konnte ein bereits ursprünglicher Ausführungsmangel festgestellt<br />
werden: die gesamte Brüstung sitzt exzentrisch auf dem Gewölbemauerwerk und<br />
erzeugt somit ein nach außen drehendes Moment. Der Mangel der Konstruktion besteht<br />
darin, dass die Vertikallast aus der Brüstung von einem, im Gewölbescheitel angeordneten<br />
Konsolstein aufgenommen werden muss. Dieser Konsolstein hat jedoch<br />
keine direkte Unterstützung, und wird nur über die Gewölbesteine „geklemmt“. Diese<br />
Art der „Befestigung“ führte zu einer Überlastung der Konstruktion und daraus resultierend<br />
zu entsprechenden Verformungen. Durch den zunehmenden Verfall der Renaissancevorhalle<br />
werden diese Versatzkräfte nicht mehr mit ausreichender Sicherheit<br />
aufgenommen. Nach Überlegungen und Diskussion mit den Beteiligten wurde beschlossen<br />
eine zusätzliche Sicherung aus Stahl einzubauen. (Anmerkung: schon beim<br />
Bau wurden ungewöhnlich viele Stahlklammern verwendet)<br />
Die über dem Konsolstein gestoßenen Architrave werden mit einer Stahlplatte unterstützt,<br />
die durch ein Stahlzugglied zurückgehängt werden. Die Vertikalkomponente<br />
dieser schrägen Kraft wird wieder dem Bogen zugewiesen, die horizontale Komponente<br />
wird in die neue Stahldecke eingeleitet und dort sicher weitergeführt.<br />
Guido Kremp<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-30-
Gerüstbau am Hahnenturm<br />
Im Zuge der Substanzerhaltungsmaßnahmen am <strong>Freiburger</strong> Münster sollen die beiden<br />
Hahnentürme (Nord und Süd) saniert werden. Für die Ausführung der Restaurierungsarbeiten<br />
im oberen Turmbereich (ab ca. 38,0 m Höhe bis zur Turmspitze, ca. 54,0 m),<br />
war ein Gerüst zu planen. Da dieses nicht bis zum Turmfuß geführt werden kann,<br />
musste eine andere Lösung entwickelt werden.<br />
In der Ebene 34 wurde eine kräftige Stahlkonstruktion (Diagonalträger HE 700 A,<br />
Kranzträger HE 400 B) eingebaut. Wer bei der Montage anwesend war, wurde sicher<br />
beeindruckt: Der erste Diagonalträger, mit 11,5 m Länge und einem Gewicht von ca.<br />
2,4 t wurde am Stück eingefädelt.<br />
Wegen seiner hohen Tragfähigkeit wurde das Raumgerüst System Mero eingesetzt um<br />
den Turm in 2 Abschnitten, von Ebene 34 bis Ebene 55 (Hahn an der Turmspitze),<br />
einzurüsten. Das Gerüst, das sich im Rastermaß 2,0 x 2,0 x 2,0 m entwickelt, passt<br />
sich zudem hervorragend dem Turm an. Das vorhandene Gerüst wirkt trotz aller Größe<br />
schlank. Um ein sicheres und wettergeschütztes Arbeiten zu ermöglichen (die Bauzeit<br />
dauert mindestens 3 Jahre), wurden Bodenbeläge und Brüstungen aus Holz montiert,<br />
und ein dauerhaftes Blechdach montiert.<br />
Die gegenüber dem Turm erhöhten Windangriffsflächen werden über das extrem steife<br />
Gerüst in die vorgenannte Stahlkonstruktion eingeleitet. Das im Verhältnis hohe Turmeigengewicht<br />
überdrückt die Exzentritäten, die bei Windangriff bestehen. Das Gerüst<br />
mit dem hölzernen Ausbau wiegt ca. 390 kN (39 to), der Hahnenturm von Ebene 34 bis<br />
zur Spitze wiegt ca. 2.400 kN (240 to).<br />
Gerüste am <strong>Freiburger</strong> Münster unterliegen einer laufenden Kontrolle durch verschiedene<br />
Personen und Firmen. Bei besonderen Ereignissen wie dem Sturm Lothar oder<br />
den sturmartigen Winden vom 2.Januar wird zusätzlich sorgfältig geprüft, ob noch alles<br />
so ist, wie es sein sollte. Der Wetterdienst des Deutschen Wetteramtes hat am<br />
2.Januar Tag Windgeschwindigkeiten von bis zu 28,4 m/s in ca. 40 m Höhe gemessen.<br />
Das entspricht ca. 65% der nach DIN 1055 und 4420 anzusetzenden Windstaudrücke.<br />
Bei einer eingehenden örtlichen Überprüfung wurde nichts Auffälliges und auch keine<br />
Verformung festgestellt.<br />
Schematische Darstellung des Gerüsts<br />
am Hahnenturm-Süd<br />
Guido Kremp<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-31-
Lotmessungen im <strong>Freiburger</strong> Münster<br />
Seit dem Jahre 1978 werden<br />
Lotmessungen an den Bündelpfeilern<br />
(2/3 Nord, 2/3 u. 3/4 Süd)<br />
im <strong>Freiburger</strong> Münster durchgeführt.<br />
Diese Messungen dienen der<br />
Überwachung und Dokumentation<br />
von Bewegungen der Bündelpfeiler<br />
und Hochschiffwände im<br />
Bereich des dritten Jochs des<br />
Langhauses. Dort waren vor der<br />
Sperrung des Langhauses 1977<br />
die ärgsten Schäden hervorgetreten.<br />
Ferner befindet sich hier<br />
auch der große Schlussstein.<br />
Es werden normalerweise zwei<br />
Messungen im Jahr (Sommer,<br />
Winter) durchgeführt. Hierbei werden<br />
die normalen Bewegungen<br />
mit den größten Abweichungen,<br />
hauptsächlich verursacht durch<br />
Temperaturunterschiede, vom ursprünglich<br />
angenommenen Ausgangspunkt<br />
(festgelegte Nulllage<br />
im Februar 1978) erfasst. Nach<br />
besonderen Ereignissen, wie Erdbeben<br />
oder größeren Eingriffen in<br />
die Bausubstanz, werden zusätzliche<br />
Sondermessungen durchgeführt.<br />
Die optischen Lote (Nadir- und<br />
Zenitlote) sind in Beobachtungskörben<br />
auf ca. 9m Höhe installiert.<br />
Die Beobachtungen nach<br />
oben und unten erfolgen auf Gitternetzrasterplatten.<br />
Diese Glasplatten,<br />
in die ein rechtwinkliges<br />
Millimeterraster eingraviert ist,<br />
sind auf festen stationären Konsolen<br />
montiert. Unten und in der<br />
Mitte sind die Glasplatten und<br />
Instrumente durch abnehmbare<br />
Schutzkästen abgedeckt, um die<br />
Messeinrichtungen vor Staub und<br />
Schmutz zu schützen.<br />
Die Ablesungen erfolgen jeweils<br />
parallel zu den Rasterlinien in<br />
allen vier Richtungen, mit Mittelung<br />
der Ergebnisse um Instrumentenfehler<br />
zu eliminieren. Gemessen<br />
werden jeweils sechs<br />
Vollsätze, je 6x4 Beobachtungen<br />
nach unten und nach oben, die<br />
ebenfalls gemittelt werden. Diese<br />
Ergebnisse werden dann für die<br />
Berechnung der Bewegung verwendet.<br />
Durch die Ablesung in<br />
zwei Koordinatenrichtungen (y<br />
und x) werden die Längs- und<br />
Querbewegungen der Pfeiler<br />
erfasst. Die Messgenauigkeit liegt<br />
Klaus Vomstein<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-32-
ei ca. ± 0.05 mm. Bei der Berechnung wird davon ausgegangen, dass an den Fußpunkten<br />
der Bündelpfeiler keine Bewegungen stattfinden. Die gemessenen und errechneten<br />
Werte werden deshalb auf die Pfeilermitte und die Pfeilerkapitelle bezogen.<br />
In der Regel finden bei Bauwerken dieser Höhe die größten Auslenkungen (Pendelbewegungen)<br />
oben statt. Dies war auch bei den Messungen in den Jahren vor der für<br />
die Sanierung der Strebewerke im Joch 2-4, in Höhe der Kapitelle eingebauten Spannanker<br />
so. Da die Pfeiler durch die Spannanker oben nicht mehr im gewohnten Maße<br />
ausweichen können, werden die größeren Bewegungen nun in Pfeilermitte gemessen.<br />
Diese sind allerdings nicht so groß wie die früheren oben am Pfeiler.<br />
Die Bewegungen können aus dem abgebildeten Diagramm abgelesen werden. Sie<br />
liegen im Moment bei max. ca. 3 mm, auch bedingt durch die eingebauten Spannanker.<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-33-
Yu<br />
[mm]<br />
Lotmessung <strong>Freiburger</strong> Münster (Sommermessung <strong>2002</strong>)<br />
Bündelpfeiler: 3/4 Südseite<br />
Datum: 04.09.<strong>2002</strong><br />
Temp. außen: 26,0 °C<br />
Temp. innen: 21,0 °C<br />
Ablesung unten Ablesung oben<br />
Xu<br />
[mm]<br />
Yo<br />
[mm]<br />
Xo<br />
[mm]<br />
38,6 40,0 33,7 44,0<br />
38,7 40,6 33,1 44,1<br />
38,2 40,8 33,5 44,4<br />
38,1 40,2 34,0 44,1<br />
38,40 40,40 33,58 44,15<br />
38,6 40,0 33,8 44,0<br />
38,7 40,5 33,2 44,0<br />
38,2 40,8 33,4 44,3<br />
38,0 40,1 34,0 44,1<br />
38,38 40,35 33,60 44,10<br />
38,7 40,0 33,7 44,1<br />
38,8 40,5 33,2 44,1<br />
38,2 40,8 33,5 44,5<br />
38,1 40,2 33,9 44,1<br />
38,45 40,38 33,58 44,20<br />
38,6 40,0 33,7 44,0<br />
38,7 40,6 33,2 44,1<br />
38,1 40,8 33,5 44,5<br />
38,0 40,1 34,0 44,0<br />
38,35 40,38 33,60 44,15<br />
38,6 40,0 33,7 44,0<br />
38,7 40,6 33,2 44,1<br />
38,1 40,8 33,5 44,5<br />
38,0 40,1 34,0 44,0<br />
38,35 40,38 33,60 44,15<br />
38,7 40,0 33,7 44,0<br />
38,7 40,6 33,1 44,0<br />
38,2 40,8 33,5 44,5<br />
38,0 40,2 34,0 44,0<br />
38,40 40,40 33,58 44,13<br />
Yu = 38,39 Xu = 40,38 Yo = 33,59 Xo = 44,15<br />
sYu = 0,04 sXu = 0,02 sYo = 0,01 sXo = 0,03<br />
344 gon 239 gon<br />
-3,839 55,582 -16,805 52,864<br />
100,000 850,000 100,000 850,000<br />
Ni,unten = 96,16 Oi,unten = 905,58 Ni,oben = 83,20 Oi,oben = 902,86<br />
N0,oben = 87,95 O0,oben = 904,30<br />
N0,unten = 93,50 O0,unten = 903,43 N-Mitte = 2,664 O-Mitte = 2,155<br />
N-Mitte = 2,66 O-Mitte = 2,15 N-Kapitell = -2,09 O-Kapitell = 0,71<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-34-
Herausgeber:<br />
<strong>Münsterbauverein</strong> Freiburg<br />
Schoferstr. 4<br />
D-79098 Freiburg<br />
Tel.: 0761-33432<br />
Fax: 0761-39527<br />
e-mail: info@muensterbauverein-freiburg.de<br />
<strong>Arbeitsdokumentation</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>Freiburger</strong> Münsterbauhütte<br />
-35-