Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei ... - Abtreibung
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Resümee<br />
Zusammenfassung zentraler Ergebnisse<br />
Mit der sexuellen Liberalisierung der 1970er sind sexuelle Beziehungen Adoleszenter<br />
selbstverständlich geworden <strong>und</strong> sie werden gesellschaftlich weitgehend akzeptiert. Bei nationalen<br />
<strong>und</strong> internationalen Familienplanungsorganisationen (wie pro familia) wurde gleichzeitig ein<br />
Paradigmenwechsel vollzogen, der Sexualität im Kontext der sexuellen <strong>und</strong> reproduktiven<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Rechte auch von Jugendlichen in den Rang von Menschenrechten erhob. 45<br />
Präventive Maßnahmen, Aufklärung über selbstbestimmte Sexualität <strong>und</strong> Verhütung sowie<br />
Informationen über sicheren <strong>Schwangerschaft</strong>sabbruch sollen Jugendliche in die Lage versetzen,<br />
ungewollte Folgen ihrer sexuellen Aktivität so weit wie möglich zu reduzieren.<br />
In den Jahren 1996 bis 2001 sind die jährlichen Raten von Teenagerschwangerschaften <strong>und</strong> –<br />
abbrüchen moderat gestiegen. Seit 2001 sind die Zahlen konstant bis leicht rückläufig.<br />
Gegenwärtig werden pro Jahr etwa 8 von 1000 15- bis 17-jährigen Frauen schwanger, etwa 5 von<br />
1000 entscheiden sich für einen <strong>Schwangerschaft</strong>sabbruch. Der Anstieg in den späten 1990ern ist<br />
vermutlich auf eine leichte Zunahme der Gruppe, derjenigen, die relativ früh „anfangen“ (mit 15<br />
Jahren oder früher), zurückzuführen. Durch diese Veränderungen nimmt die Zahl der<br />
koitusaktiven Jahre vor dem 18. Geburtstag <strong>und</strong> damit die Wahrscheinlichkeit, minderjährig<br />
schwanger zu werden, leicht zu. Hinweise dafür, dass junge Frauen <strong>und</strong> ihre Partner seit den<br />
späten 1990ern nachlässiger verhüten, gibt es nicht. Im internationalen Vergleich sind die<br />
<strong>Schwangerschaft</strong>s- <strong>und</strong> Abbruchraten von Teenagern in Deutschland niedrig.<br />
Nach den Daten unserer Studie an 1801 schwangeren Frauen unter 18 Jahren sind über 90% der<br />
Teenagerschwangerschaften ungeplant. Die überwiegende Mehrheit minderjähriger Schwangerer<br />
(etwa drei Viertel) ist 16 oder 17 Jahre alt, nur 1% ist 13 Jahre oder jünger. Die Partner sind in<br />
der Mehrzahl (68%) volljährig.<br />
Nach dem Alter ist die soziale Benachteiligung die wichtigste demographische Determinante von<br />
<strong>Schwangerschaft</strong>en vor dem 18. Geburtstag. Das Risiko einer Hauptschülerin, minderjährig<br />
schwanger zu werden, ist etwa fünf Mal so hoch wie <strong>bei</strong> einer Gymnasiastin. Die Unterschiede<br />
sind gravierend, doch es ist festzuhalten, dass auch die <strong>Schwangerschaft</strong>sraten der<br />
Hauptschülerinnen im internationalen Vergleich eher niedrig sind. Zwei Faktoren tragen zu den<br />
Unterschieden zwischen den Schulbildungsgruppen <strong>bei</strong>: (1) Die Anzahl der Geschlechtsverkehre<br />
vor dem 18. Geburtstag (<strong>und</strong> damit die statistische Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden)<br />
liegt <strong>bei</strong> den Hauptschülerinnen höher als <strong>bei</strong> den Gymnasiastinnen, da sie ihren ersten Koitus<br />
etwas früher haben <strong>und</strong> ihr Sexualleben nach dem ersten Geschlechtsverkehr möglicherweise<br />
frequenter ist. (2) Hauptschülerinnen verhüten möglicherweise etwas weniger konsistent als<br />
Gymnasiastinnen <strong>und</strong> sie haben besonders selten ausreichende Kenntnisse über die „Pille<br />
danach“.<br />
Auch andere Indikatoren (Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit der Schwangeren; niedrige Schulbildung <strong>und</strong><br />
Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit des Partners; Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit der Eltern) zeigen den engen Zusammenhang<br />
zwischen sozialer Benachteiligung <strong>und</strong> der Wahrscheinlichkeit, minderjährig schwanger zu<br />
werden. Migration <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> junger Frauen haben keinen Einfluss auf das<br />
Vorkommen von Teenagerschwangerschaften. Ausländische Männer, die aus Kulturkreisen mit<br />
einer traditionellen Geschlechterordnung kommen, sind überzufällig häufig Partner von<br />
schwangeren Jugendlichen.<br />
45 Vgl. E. Thoss: pro familia <strong>und</strong> die Ziele von Kairo. pro familia Magazin 02/2004.<br />
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