Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei ... - Abtreibung
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Der Umbruch jugendlichen Sexualverhaltens erfolgte mithin Ende der 1960er, Anfang der 1970er,<br />
eben auf der Höhe der „sexuellen Revolution“. Die Daten stammen übrigens von deutschen<br />
Studierenden. 5 Aber gleiche Trends lassen sich, mal auf höherem, mal auf niedrigerem Niveau,<br />
auch <strong>bei</strong> Jugendlichen mit anderer Schulbildung beobachten, <strong>bei</strong> katholischen wie <strong>bei</strong><br />
protestantischen oder konfessionslosen Jugendlichen, in Ländern mit liberaler (Skandinavien) <strong>und</strong><br />
restriktiver Sexualtradition (südeuropäische Länder), in Westeuropa wie in den USA <strong>und</strong> Kanada.<br />
Die sexuelle Liberalisierung war ein globales Ereignis in den westlichen Industriegesellschaften. 6<br />
Seit den 1970er Jahren hat es im Hinblick auf das Alter <strong>bei</strong>m ersten Geschlechtsverkehr keine<br />
wesentlichen Veränderungen gegeben. Die Studien der B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Aufklärung (BZgA) 7 an Jugendlichen aller sozialen Schichten der Geburtsjahrgänge 1977 bis 1990<br />
zeigen lediglich, dass der Anteil der „early starters“, also derjenigen, die mit 15 Jahren schon<br />
koituserfahren sind, in den letzten Jahren <strong>bei</strong> den Mädchen leicht zugenommen hat (Abbildung 2).<br />
Die verbreitete Annahme „Jugendliche fangen immer früher an“ ist ein Mythos. Die „Subjekte“<br />
der Jugendsex-Revolution sind heute um die 50 Jahre alt. Sie sind die „Rebellen“, nicht ihre<br />
Töchter <strong>und</strong> Söhne.<br />
Abb. 2 Zeitliche Trends: Prozentsatz koituserfahrener 15- <strong>und</strong> 17- jähriger Frauen,<br />
nach Erhebungsjahr (1994-2005)*<br />
100<br />
50<br />
0<br />
65<br />
15<br />
69<br />
18<br />
koituserfahrene<br />
17-jährige Frauen<br />
* Geburtsjahrgänge 1977-1991<br />
Quelle: BZgA 2006<br />
67 66 73<br />
29<br />
25<br />
koituserfahrene<br />
15-jährige Frauen<br />
1994 1996 1998 2001 2005<br />
23<br />
Erhebungsjahr<br />
Bei den Jungen sehen wir ähnliche Trends wie <strong>bei</strong> den Mädchen, aber sie sind weniger ausgeprägt<br />
(Abbildung 1). Die Mädchen haben die Jungen „überholt“, sie beginnen heute früher mit dem<br />
Geschlechtsverkehr. 8 Das traditionelle Muster der Geschlechtsunterschiede – Jungen fangen<br />
früher an – hat sich in sein Gegenteil verkehrt. Das hat einen einfachen Gr<strong>und</strong>: Die sexuelle<br />
Liberalisierung geht einher mit einem Abbau der Doppelmoral <strong>und</strong> mit der Angleichung der<br />
Geschlechter im Hinblick auf sexuelle Optionen <strong>und</strong> Rechte. Warum, so kann man<br />
5 G. Schmidt (Hg.). Kinder der sexuellen Revolution. Kontinuität <strong>und</strong> Wandel studentischer Sexualität 1966 – 1996.<br />
Psychosozial, Gießen 2000.<br />
6 Vgl. V. Sigusch <strong>und</strong> G. Schmidt. Veränderungen in den Sechziger Jahren. In: G. Schmidt (Hg.). Jugendsexualität.<br />
Sozialer Wandel, Gruppenunterschiede, Konfliktfelder. Enke, Stuttgart 1993; M. Bozon <strong>und</strong> O. Kontula. Sexual<br />
initiation and gender in Europe. A crosscultural analysis of trends in the Twentieth Century. In: M. Hubert, N. Bajos<br />
<strong>und</strong> T. Sandfort (Hg.). Sexual behavior and Hiv/ Aids in Europe. UCL Press, London 1998.<br />
7 BZgA (Hg.). Jugendsexualität. Wiederholungsbefragung von 14- bis 17-Jährigen <strong>und</strong> ihren Eltern. Ergebnisse der<br />
Repräsentativbefragung aus 2005. BZgA, Köln 2006.<br />
8 Vgl. dazu auch BZgA 2006, a.a.O..<br />
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