Unsicher ist es anderswo! - KOPS - Universität Konstanz
Unsicher ist es anderswo! - KOPS - Universität Konstanz
Unsicher ist es anderswo! - KOPS - Universität Konstanz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6<br />
UNSICHERHEITSFAKTOREN<br />
& SYSTEME DER ORDNUNG<br />
Sicherheit stellt ein menschlich<strong>es</strong> Grundbedürfnis dar,<br />
vielleicht sogar ein<strong>es</strong> der <strong>es</strong>sentiellsten Bedürfnisse<br />
überhaupt.<br />
Leitfragen<br />
Welche Faktoren führen dazu, dass wir einen<br />
Raum als unsicher, als gefährlich oder unbehaglich<br />
wahrnehmen? Was passiert, wenn Ordnungen<br />
g<strong>es</strong>tört werden? Warum verändern die Eigenschaften<br />
von Räumen unsere Wahrnehmung und<br />
subjektiven Empfindungen?<br />
Jeder Mensch benötigt Raum zum Leben, den er<br />
durch sein alltäglich<strong>es</strong> Leben ausfüllt, Platz in dem er<br />
di<strong>es</strong><strong>es</strong> Leben entfalten kann. Als Rückzugsmöglichkeit<br />
und als individuell angeeigneter „Wohn-Raum“<br />
gewinnt ein spezieller Raum die Eigenschaft der<br />
Sicherheit, welche aus der B<strong>es</strong>tändigkeit, der<br />
Vertrautheit mit seiner G<strong>es</strong>talt und der symbolischen<br />
Rahmung d<strong>es</strong> sozialen Umfelds entsteht. Der Faktor<br />
Sicherheit hat demnach viel mit der Kons<strong>ist</strong>enz in<br />
Deutung und Nutzung zu tun, sowie mit den<br />
Personen, die den Raum bewohnen.<br />
Während Sicherheit aus B<strong>es</strong>tändigkeit hervorgeht,<br />
entsteht <strong>Unsicher</strong>heit hauptsächlich durch die<br />
Veränderung von Bekanntem oder Erwartetem. Vor<br />
allem Ereignisse, die als Brüche in b<strong>es</strong>tehenden und<br />
etablierten Ordnungsgefügen auftreten und als<br />
solche interpretiert und aufgefasst werden, können<br />
Menschen verunsichern und ihr Sicherheits-<br />
empfinden erschüttern. Wenn etwas Gegeben<strong>es</strong><br />
seine bekannte Struktur und damit die Eigenschaft<br />
verliert, eingeordnet werden zu können, wenn <strong>es</strong><br />
nicht mehr in seiner gewohnten G<strong>es</strong>talt auftritt,<br />
entsteht <strong>Unsicher</strong>heit, das Verlässliche wird<br />
unbekannt. Durch sozial bedingte Ordnungssysteme<br />
wird die Komplexität der umgebenden Lebenswelt<br />
reduziert und weniger Energie muss für die<br />
Auseinandersetzung damit inv<strong>es</strong>tiert werden.<br />
Für unsere Erarbeitung der subjektiven Sicht der<br />
<strong>Konstanz</strong>er Bürger auf die Wahrnehmung von<br />
Sicherheit in ihrer Heimatstadt, haben wir ihnen<br />
während unserer Erhebung Fragen g<strong>es</strong>tellt, die sich<br />
auf die subjektiv wahrgenommenen Eigenschaften<br />
von Räumen beziehen: Was macht oder markiert<br />
einen Raum für sie als unsicher? Hier wurden von den<br />
Befragten durchgehend Aspekte aus den folgenden<br />
zwei Kategorien genannt: Erstens sind di<strong>es</strong> Dinge, die<br />
einen Bruch mit der subjektiv erwünschten Ordnung<br />
darstellen: Müll, Graffiti und Tr<strong>ist</strong><strong>es</strong>se b<strong>es</strong>timmter<br />
Bereiche, die als „tot“ und „unlebendig“ empfunden<br />
werden. Zweitens sind di<strong>es</strong> Faktoren, die eine<br />
potentielle Bedrohung d<strong>es</strong> eigenen Sicherheitsraum<strong>es</strong><br />
bilden können wie Dunkelheit, Isolation und<br />
Fremdheit von Orten und vor allem die Anw<strong>es</strong>enheit<br />
anderer Menschen, die sich in Gruppen versammeln,<br />
um Alkohol zu trinken, und denen aufgrund ihr<strong>es</strong><br />
(alkoholisierten) Zustands und ihrer Masse<br />
Bedrohungspotential zug<strong>es</strong>chrieben wird.