trafik a nten zeitung April/2012
trafik a nten zeitung April/2012
trafik a nten zeitung April/2012
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P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. GZ 02Z030724 M, Postnummer: 4 www.wirtschaftsverlag.at<br />
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Unabhängig · Objektiv · Kritisch · Informativ Nr. 4 / <strong>April</strong> <strong>2012</strong>
2<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
Editorial<br />
Mehrfach abgestraft<br />
Sie werden gerne als die Melkkühe der Nation bezeichnet, wenn es darum<br />
geht, dem Budget ein Einnahmenplus zuzuführen: die Autofahrer und die<br />
Raucher. Und das gegenwärtige Auf und Ab der Verbraucherpreise nervt die<br />
Trafika<strong>nten</strong> und Konsume<strong>nten</strong> ebenso wie die Tankstellenpächter und deren<br />
Kunden. Von seriöser Kalkulation keine Spur, meckern sie alle unisono. „Die<br />
Preisgestaltung der Mineralölkonzerne ist nicht nachvollziehbar“, so Chef der<br />
Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Theo Thanner. Sehr wohl nachvollziehbar<br />
sind allerdings für viele Tabakwarenfachhändler die Rauf- und Runter-<br />
Schlenkerbewegungen auf den Preisauszeichnungen im Zigarettenregal: Mit<br />
ihnen sollen bloß einzelne Marken zwecks Schönung der Zigarettenanbieter-<br />
Marktanteilsstatistik gepuscht werden. Allerdings im unteren Preissegment<br />
um den Preis einer Handelsspannenkürzung für die Trafika<strong>nten</strong>, die bereits<br />
durch die Nichtraucherbewegung, den Schmuggel, die legale Mitnahmemöglichkeit<br />
von 800 Zigaretten aus EU-(Billigzigaretten)Ländern und das Geiz-ist-<br />
Geil-Verhalten mehrfach abgestraft sind. Der Finanzminister sieht keinerlei<br />
Handlungsbedarf für ein neues zeitgemäßes Tabaksteuermodell, so lange für<br />
ihn die Rechnung stimmt: Er kassiert rund 1,5 Milliarden Tabaksteuer jährlich,<br />
womit diese Fiskaleinnahmen nach der Mineralölsteuer (rund 4 Milli-<br />
arden) den zweithöchsten Verbrauchssteuerzufluss ausmachen. Eine Verkaufspreiserhöhung<br />
um 10 Cent beim Zigarettenpackungsverkaufspreis bringt<br />
derzeit dem Staat Mehreinnahmen von circa 50 bis 60 Millionen Euro pro Jahr.<br />
Zumindest auf dem Papier. Bekommen doch sowohl die Finanzministerin<br />
wie auch die Trafika<strong>nten</strong> jede Preiserhöhung mit der Abwanderung der Raucher<br />
in illegale oder auch legale (800 Stück Einfuhrmöglichkeit) Kanäle zu spüren.<br />
Allein übrig bleiben unterm Strich aber die Tabakwarenfachhändler. Während<br />
nämlich die Budgetverantwortlichen den zweiten preiserhöhungsbedingten<br />
Abwanderungsstrom der Raucher mit theoretischen Minderausgaben beim<br />
Gesundheitsbudget gegenrechnen, fehlt den Trafika<strong>nten</strong> das Geld der Raucher-<br />
zu-Nichtraucher-Muta<strong>nten</strong> in der Kassenlade. Und um deren Anteil sowie<br />
der Käufer von Zigarettenpackungen mit fremdsprachigen Warnhinweisen<br />
möglichst gering zu halten, geben die Zigarettenmultis die aus dem Drehen<br />
an der Tabaksteuerschraube resultierende Preiserhöhung nur zögerlich<br />
und nicht zur Gänze weiter, was ein Knabbern an der Handelsspanne der<br />
Trafika<strong>nten</strong> und somit weitere Mindereinnahmen im Gefolge hat. Und das,<br />
obwohl die Trafikenkunden glauben, dass sich der Tabakwarenfachhandel mit<br />
jeden 5 Cent Preiserhöhung eine goldene Nase verdient.<br />
Die Tabakkonzerne verhalten sich damit gegensätzlich zu den Mineralöl-<br />
firmen, die ihre an sich schon Hochniveau-Preise (mit Blick auf das Kon-<br />
kurrenzumfeld) einmal am Tag absenken oder (vor Reisewochenenden besonders<br />
drastisch) erhöhen, obwohl dem Inhalt des Zapfsäulentankvorrats<br />
der gleiche Barrel-Preis auf dem Weltmarkt zugrunde zu legen ist. Darüber<br />
hinaus wird der Griff in die Geldbörsen der Konsume<strong>nten</strong> einerseits bei den<br />
Rauchern mit gesundheitspolitischen Ambitionen und andererseits bei den<br />
Autofahrern mit verkehrspolitischen und weltpolitischen Zielsetzungen<br />
argumentiert, was letztlich auf den Preis für alle (Transport-)Güter durchschlägt.<br />
Aber mit dem Geld ihrer Wähler nicht gerade sparsam umzugehen,<br />
gehört nun einmal zum Handwerkgeklapper der Politiker. PeteR HAueR<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
inhalt<br />
iM BliCKPUNKt<br />
Europareife für den Snus? – Was dafür und was<br />
dagegen spricht. 4<br />
iNtErViEW<br />
davidoff – Fachhandel: „Partnerschaft ist<br />
keine Einbahnstraße“, ist eine der aussagen von<br />
Hans-Kristian Hoejsgaard, CEo der oettinger<br />
davidoff Group (im Bild mit Carlos andrés, Vice<br />
President international Sales austria, und<br />
Mag. isabella Benda, davidoff Österreich) 9<br />
PFEiFEN & ZiGarrEN Journal<br />
Peterson: traditionspflege mit<br />
modernem Marketing 15<br />
tabakkäfer: ihr bevorzugter Brutplatz ist<br />
der Humidor 18<br />
PErSPEKtiVEN<br />
Golden Holocaust: „Eine starke rhetorik,<br />
die auf Provokation setzt...“ 23<br />
Nichtraucherschützer fordern: Polizei-<br />
Strafmandate auch für rauchsünder! 28<br />
aUSBildUNG<br />
die <strong>trafik</strong>akademie ebnet künftigen<br />
tabakwarenfachhändlern den Werdegang<br />
zu Unternehmern 16<br />
impressum 34<br />
3
4<br />
iM BliCKPUNKt<br />
europareife<br />
für den<br />
Snus?<br />
der orale tabakgenuss sorgt weiterhin für aufregung: Macht das<br />
schwedische Snus-Modell Schule und hat diese Form des rauchlosen<br />
tabakkonsums im Zuge der Überarbeitung der EU-tabakproduktrichtlinie<br />
Chancen darauf, auf dem gesamteuropäischen Markt zugelassen<br />
zu werden werden? Wie die Vorzeichen dafür stehen, dass Europa<br />
bald eine dicke lippe riskiert, hat Nina Munk für die Österreichische<br />
trafi ka<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong> recherchiert.<br />
Die Schweden tun es<br />
schon lange: Sie klemmen<br />
sich Snus unter<br />
die Oberlippe, entweder<br />
in Form von losem Pulver<br />
(Lös Snus) oder in Form<br />
eines kleinen Säckchens, das mit<br />
Tabak gefüllt ist (Portions Snus).<br />
Das Nikotin wird ohne Umwege<br />
über die Lunge direkt über die<br />
Mundschleimhaut aufgenommen;<br />
je nach individuellem Bedarf<br />
verbleibt der Oraltabak bis<br />
zu einer Stunde im Mund und<br />
wird dann ausgespuckt.<br />
Nach Schätzungen von Swedish<br />
Match, Schwedens größtem<br />
Snus-Hersteller konsumiert<br />
einer von fünf schwedischen<br />
Männern diesen Mundtabak<br />
– jährlich gehen über 260 Millionen<br />
Dosen über die skandinavischen<br />
Ladentische – Tendenz<br />
steigend. In Schweden<br />
gibt es mehr männliche Snuser<br />
als männliche Raucher. Und in<br />
Folge gehen auch die typischen<br />
Raucherkrankheiten – vor<br />
allem Schädigungen der Lunge<br />
– zurück. Auch der US-Markt<br />
boomt: Hier werden jährlich an<br />
die 30 bis 40 Millionen Dosen<br />
verkauft . Aufgrund der strengen<br />
Rauchverbote in geschlossenen<br />
Räumen greifen immer mehr<br />
Amerikaner auf die rauchfreie<br />
Alternative zurück.<br />
Was in Schweden und den USA<br />
längst zum guten Ton gehört,<br />
bleibt anderen Ländern versagt:<br />
Snus ist in der EU verboten,<br />
nur Schweden konnte sich bei<br />
seinem EU-Beitritt 1995 eine<br />
Ausnahmeregelung erstreiten.<br />
Das könnte sich jetzt ändern: Im<br />
Zuge der möglichen Überarbeitung<br />
der Tabakproduktrichtlinie<br />
wurden Vertreter der Regierung<br />
und der Wirtschaft , aber auch<br />
Bürger und Nichtregierungsorganisationen<br />
gebeten, in einem<br />
trafi k a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
IHRE VORTEILE:<br />
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<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
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Rauchen kann tödlich sein.<br />
5
6<br />
iM BliCKPUNKt<br />
öffentlichen Konsultationspapier<br />
Stellung zu beziehen – auch zum<br />
Thema Snus. Drei Optionen<br />
wurden zur Auswahl gestellt:<br />
Entweder den Status Quo aufrecht<br />
zu erhalten und Snus nur<br />
im hohen Norden zu verkaufen,<br />
oder das Verbot aufzuheben und<br />
Snus innerhalb der EU zuzu-<br />
lassen. Die dritte Option wäre,<br />
das Kind mit dem Bad auszugiessen<br />
und alle rauchlosen Tabak-<br />
erzeugnisse zu verbieten, denn<br />
wo nicht gesnust wird, wird<br />
eifrig Tabak gekaut oder geschnupft:<br />
Diese Ungleichbehandlung von<br />
rauchlosen Tabakprodukten wird<br />
von Swedish Match, aber auch<br />
von der schwedischen Handelsföderation<br />
heftig kritisiert: Das<br />
Verbot sei eine Verletzung des<br />
freien Handels innerhalb der EU<br />
und schade dem schwedischen<br />
Export.<br />
Österreich plädiert<br />
im Konsultationspapier<br />
für eine Aufhebung des<br />
Snus-Verbots<br />
Das österreichische Gesundheitsministerium<br />
stimmt dem<br />
Argument des Ungleichgewichts<br />
zu und befürwortet in seiner<br />
Stellungnahme zum Konsultationspapier<br />
eine Aufhebung des<br />
Snus-Verbots bei gleichzeitiger<br />
Einführung von Schadstoffregulativen.<br />
Auch Dr. Otmar Körner vom<br />
Bundesgremium der Tabak-<br />
<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> tritt für eine Snus-<br />
Liberalisierung unter Hinweis auf<br />
nicht nachvollziehbare Unter-<br />
schiede innerhalb der rauchlosen<br />
Tabakerzeugnisse ein.<br />
Voraussetzung seien jedoch<br />
geeignete Verbraucherinfor-<br />
mationen wie Warnhinweise.<br />
British American Tobacco<br />
schließt sich dieser Meinung<br />
inhaltlich an und spricht sich<br />
dafür aus „… gemeinsam mit<br />
Aufsichtsbehörden, Wissenschaftlern<br />
und Vertretern des<br />
öffentlichen Gesundheitswesens<br />
Bewertungsstandards zur er-<br />
arbeiten und schließlich Snus in<br />
ganz Europa zu zulassen.“<br />
Die zentrale Frage, die jedoch<br />
jedem Konsultationsteilnehmer<br />
auf den Nägeln brannte, war: Ist<br />
Snus die gesündere Alternative<br />
zu „brennbarem“ Tabak?<br />
Um ein klareres Bild über die<br />
gesundheitlichen Folgen von<br />
rauchfreien Tabakerzeugnissen<br />
zu erlangen, hat die euro-<br />
päische Kommission GD SAN-<br />
CO (Generaldirektion Gesundheit<br />
und Verbraucherschutz)<br />
den wissenschaftlichen<br />
Ausschuss „Neu auftretende<br />
und neu identifizierte Gesundheitsrisiken“<br />
(SCENHIR)<br />
SNUS-FaCtS<br />
Als Snus (in Österreich<br />
und in der Schweiz häufig<br />
auch: Snüs) wird eine in<br />
Norwegen und Schweden<br />
verbreitete Form von<br />
Oraltabak bezeichnet.<br />
Eine Portion Snus enthält<br />
nur einen Bruchteil der<br />
krebserregenden Substanzen<br />
einer normalen<br />
Zigarette. Da nichts<br />
verbrannt wird, entstehen<br />
nicht so viele Schadstoffe,<br />
auch gibt es keinen Passivkonsum.<br />
Im Wesentlichen<br />
gelten die gleichen<br />
Indikationen, die allgemein<br />
für Nikotin erforscht<br />
wurden. Allerdings muss<br />
man sich aber beim Snus<br />
nicht mit so vielen Fremdstoffen<br />
auseinandersetzen<br />
und hat die Stoffe auch<br />
besser unter Kontrolle,<br />
weil eben nichts verbrannt<br />
und daher auch<br />
nicht soviel chemisch<br />
umgewandelt wird.<br />
bereits 2007 um Stellungnahme<br />
gebeten. Der SCENHIR-<br />
Bericht hat die Kontro-<br />
verse neu entfacht: Geht doch<br />
aus ihm weder eindeutig hervor,<br />
ob Snus gesünder ist als andere<br />
Tabakprodukte, noch ob Snus<br />
schädlicher ist. Also wird der<br />
SCENHIR-Bericht sowohl als<br />
Argument für ein Verbot, als<br />
auch gegen ein Verbot herangezogen.<br />
Das österreichische Gesundheitsministerium<br />
beruft sich auf<br />
zwei Mediziner: Prof. Karl-Olov<br />
Fagerström, Vorstand des „Smokers<br />
Information Centre“ in<br />
Helsingborg und Prof. Michael<br />
Kunze, Vorstand des Instituts<br />
für Sozialmedizin der Univer-<br />
sität Wien, die „…welche die Auffassung<br />
vertreten, dass der orale<br />
Tabakproduktekonsum bei gleich-<br />
zeitigem Verzichtauf das Ziga-<br />
rettenrauchen das Risiko für<br />
Lungenkrebserkrankungen herabsetzen<br />
könne.“<br />
eine schlechte<br />
Angewohnheit durch<br />
eine andere schlechte<br />
ersetzen...<br />
Fakt ist: Eine Aufhebung des<br />
Snus-Verbotes käme dem Nichtraucherschutz<br />
zu Hilfe. Denn:<br />
Wo kein blauer Dunst in der<br />
Luft liegt, werden die Folgen des<br />
Passivrauchens minimiert und<br />
die gesundheitlichen Folgen von<br />
Rauchinhaltsstoffen eliminiert.<br />
Die Gegner von Snus kontern:<br />
Eine schlechte Angewohnheit<br />
durch eine neue, schlechte Angewohnheit<br />
zu ersetzen, kann<br />
nicht das Ziel sein. Nach Untersuchungen<br />
des schwedischen<br />
Karolinska Institutet könnte sich<br />
der Snus-Konsum negativ auf<br />
das Herz-Kreislaufsystem aus-<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
wirken und Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
verursachen. Schließ-<br />
lich enthalten alle Tabakprodukte<br />
Nikotin, machen abhängig<br />
und kön<strong>nten</strong> Neukunden anlocken.<br />
Das gesundheitliche Risiko<br />
sei zu hoch, so die Wortspenden<br />
beispielsweise von bulgarischen<br />
und belgischen Konsultationsteilnehmern,<br />
die sich für eine<br />
Tabula-rasa-Lösung rauchloser<br />
Tabakprodukte stark machen.<br />
Außerdem könnte Snus als Einstiegsdroge<br />
dienen, der Griff<br />
zum Glimmstängel erleichtert<br />
werden, zeigen sich die Gegner<br />
einer Snus-Verbot-Aufhebung<br />
besorgt.<br />
Diesem Argument widerspricht<br />
Fagerström und belegt, dass es –<br />
ganz im Gegenteil – 33 Prozent<br />
der Raucher erfolgreich gelungen<br />
ist, mithilfe von Snus die Zigaret-<br />
WiE SNUS KoNSUMiErt Wird<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
tensucht zu überwinden.<br />
Ein generelles Verbot von rauchfreien<br />
Alternativen könnte<br />
jedoch mehr blauen Dunst<br />
verursachen, befürchtet das<br />
österreichische Gesundheitsministerium.<br />
Denn wer nicht mehr<br />
kauen oder schnupfen darf,<br />
könnte auf brennbaren Tabak<br />
umsteigen – das wäre aus gesundheitlicher<br />
Sicht kaum wünschenswert.<br />
Manche Nichtregierungsorganisationen<br />
– wie das Plymouth<br />
NHS Stop Smoking Service aus<br />
England – warnen ebenfalls<br />
vor einem generellen Verbot,<br />
das schwierig zu kontrollieren<br />
wäre: Der Konsumtrend<br />
sei nicht mehr aufzuhalten, die<br />
Auswirkungen eines blühenden<br />
Schwarzmarktes, auf dem keine<br />
Regeln gelten, seien schwieriger<br />
Snus ist ein mit Salzen versetzter Tabak, der unter die<br />
Ober- oder Unterlippe gesteckt wird. Hierbei wird auf die<br />
Anwendungsdauer gesehen mehr Nikotin resorbiert als<br />
dies bei einer Zigarette der Fall ist. Das Salz dient dazu,<br />
den pH-Wert im Mund aufrechtzuerhalten, was die<br />
Resorption von Nikotin begünstigt.<br />
Die weit verbreitete Meinung, dass Snus mit feinen Glassplittern<br />
angereichert wird, damit das Nikotin schneller<br />
in die Blutbahn gelangt, ist eine Fehlinformation, die<br />
zustande kam, weil das im Snus enthaltene Salz nach zu<br />
langer und trockener Lagerung auskristallisiert und dann<br />
bei entsprechendem Lichteinfall reflektiert.<br />
Trafika<strong>nten</strong> 04_<strong>2012</strong>_Layout 1 16.03.12 12:27 Seite 1<br />
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iM BliCKPUNKt<br />
einzuschätzen als eine strenge<br />
Reglementierung der Produkte.<br />
Auch in Österreich ist das<br />
Inverkehrbringen von Snus verboten,<br />
der Besitz jedoch nicht:<br />
So manch ein Snuser besorgt<br />
sich die Dosen über das Internet,<br />
was laut Tabakmonopolgesetz<br />
wohl illegal ist, oder er fährt<br />
nach Schweden, um dort kräftig<br />
einzukaufen – so oder so verbleiben<br />
die Steuereinnahmen im<br />
Ausland.<br />
Snus – ein<br />
trojanisches Pferd für<br />
neue Konsummuster?<br />
Mehr als 82 000 Bürger nahmen<br />
an der öffentlichen Umfrage teil<br />
und äußerten mehrheitlich die<br />
Ansicht, dass der Markt jetzt<br />
schon zu sehr reglementiert ist<br />
und das mündige Volk selbst<br />
entscheiden sollte, was es tut.<br />
das Recht auf freie Wahl stand<br />
im Mittelpunkt ihres Interesses.<br />
Aber nicht alle votierten<br />
für eine Aufhebung des Snus-<br />
Verbotes. So vertraten einige<br />
GESUNdHEitliCHE SNUS-riSiKEN<br />
Bürger die Ansicht, dass sich<br />
die vermeintlich gesunde Alternative<br />
als trojanisches Pferd<br />
entpuppen könnte, denn: Wer<br />
weiß schon, welche Konsum-<br />
muster die Folge einer Snus-<br />
Liberalisierung wären?<br />
Dann lieber den Status Quo beibehalten,<br />
hat sich die Mehrheit<br />
der Regierungsvertreter gedacht<br />
und sprach sich dafür aus, Snus<br />
weder freizugeben, noch alle<br />
rauchfreien Tabakerzeugnisse<br />
zu verbieten. Die britischen Vertreter<br />
begründeten dies damit,<br />
dass ein generelles Verbot von<br />
Ettan-Snus gibt es schon seit 1822. Da man beim Konsum<br />
den Tabak nicht raucht, und somit auch keine anderen<br />
Schadstoffe, die bei einer Verbrennung des Tabaks ent-<br />
stehen würden, auftreten, wird das Snusen als gesundheitlich<br />
weniger bedenklich angesehen. Zudem ist der<br />
Nitrosamingehalt bedeutend geringer. Wegen der<br />
restriktiven Vorschriften für Zigaretten ist Snus besonders<br />
in Skandinavien beliebt, vor allem in Norwegen und<br />
Schweden.<br />
Snus erhöht das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />
Nach Untersuchungen des Karolinska Institutet liegt die<br />
Wahrscheinlichkeit nahe, dass 1 von 20.000 Snus-Nutzern<br />
dadurch an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Weiterhin<br />
legen Studien nahe, dass der Snus-Konsum sich wie das<br />
Rauchen negativ auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt.<br />
Alle allgemeinen Folgen des Konsums von Nikotin gelten<br />
auch für Snus. Durch das enthaltene Nikotin macht das<br />
Snusen zudem in ähnlichem Maße abhängig wie der<br />
Zigarettenkonsum. Als Vorteil von Snus wird angebracht,<br />
dass es hierbei, anders als beispielsweise beim Zigaretten-<br />
rauchen, keinen Passivkonsum gibt.<br />
Kautabak oder Schnupftabak<br />
gerade bei ethnischen Minderheiten,<br />
welche die Produkte vorzugsweise<br />
konsumieren, auf Unverständnis<br />
stoßen würde und<br />
einen Dialog in Richtung Raucherentwöhnung<br />
erschweren<br />
würde. Auch das tschechische<br />
Landwirtschaftsministerium ist<br />
für die Beibehaltung der jetzigen<br />
Richtlinie und argumentiert dies<br />
mit dem geringen Interesse an<br />
rauchlosen Produkten im Land.<br />
Ein Ende der Diskussion ist<br />
nicht in Sicht. Das Positionspapier<br />
wird momentan ausgewertet,<br />
die Meinungen aller Inter-<br />
essensvertreter werden ana-<br />
lysiert und neue Schlüsse ge-<br />
zogen.<br />
Bis zum endgültigen Beschluss<br />
– Status Quo, Verbot oder freier<br />
Handel – könnte es also<br />
noch eine Weile dauern. Swedish<br />
Match wartet ab und erobert<br />
inzwischen andere Märkte:<br />
Zusammen mit Philipp Morris<br />
International hat der Snus-<br />
Hersteller bereits Pilotprojekte<br />
in Kanada und Taiwan gestartet.<br />
Weitere Feldversuche kommen<br />
von British American Tobacco,<br />
das sich seit 2005 mit Snus auf<br />
dem südafrikanischem Markt<br />
erfolgreich etabliert hat und nun<br />
auch in Japan aktiv wird.<br />
iN EiGENEr SaCHE<br />
Auf Wiederlesen<br />
Ein Comeback kann durchaus<br />
schief gehen. Das haben<br />
schon so manche erfahren<br />
müssen Und so hoffe ich<br />
nur, dass ich Sie – liebe<br />
Leser, Industriepartner und<br />
Großhändler – in jenen drei<br />
Monaten, in denen ich für<br />
den erkrankten Chefredakteur<br />
Friedrich Wilhelm aus der<br />
Pension „exhumiert“ wurde,<br />
nicht zu sehr enttäuscht und<br />
eine ordentliche Arbeit abgeliefert<br />
habe.<br />
Langeweile lässt ja die Branche<br />
keine aufkommen. Da<br />
rumort es da und dort ganz<br />
ordentlich. Die Spannung,<br />
was die Aktualisierung der<br />
EU-Tabakproduktrichtlinie<br />
der Branche und den Raucherinnen<br />
und Rauchern<br />
bescheren wird, steigt<br />
von Woche zu Woche. Die<br />
Hetzjagd auf die Genießer<br />
des blauen Dunstes hält<br />
unvermindert an. Und die<br />
Feuer+Rauch-Frühjahrs-<br />
messe bescherte dem<br />
Einzelhandel reich gedeckte<br />
Präsentationstische der<br />
Aussteller. Ich hoffe, dass im<br />
aus diesem Themenangebot<br />
resultierenden redaktionellen<br />
Informationsmix etwas<br />
Interessantes für jeden von<br />
Ihnen dabei war.<br />
Meine von vornherein<br />
befristete Aushilfe ist mit der<br />
<strong>April</strong>-Ausgabe beendet. Und<br />
getreu dem Motto „Alles neu<br />
macht der Mai“, übergebe ich<br />
das Trafika<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong>-Szepter<br />
an Matthias Hauptmann, der<br />
ab der Ausgabe 5/<strong>2012</strong> für<br />
die redaktionellen Inhalte<br />
und die Gestaltung der<br />
Zeitung als leitender Redakteur<br />
verantwortlich zeichnet.<br />
Während ich mich wieder in<br />
den Garten zurückziehe und<br />
den Blumen beim Wachsen<br />
zuhöre. – Aber nicht nur,<br />
denn: für zwei, drei Tage<br />
pro Monat bleibt der Lehnsessel<br />
unbenutzt. Und zwar<br />
immer dann, wenn ich dem<br />
Drängen des Verlags danach<br />
nachkomme, der Redaktion<br />
für ein Interview des Monats<br />
zur Seite zu stehen.<br />
Bleibt also nur einerseits<br />
Sie zu ersuchen, dem neuen<br />
Trafika<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong>-Blattmacher<br />
jene Unterstützung<br />
zuteil werden lassen, wie Sie<br />
diese mir angedeihen haben<br />
lassen, und andererseits<br />
zu hoffen, dass Sie meinen<br />
Abschiedsgruss „Auf Wieder-<br />
lesen“ nicht als Drohung<br />
auffassen.<br />
Peter HAUER<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
iNtErViEW<br />
davidoff – Fachhandel<br />
Partnerschaft ist<br />
keine einbahnstraße<br />
Seit 1. Juni 2011 ist Hans-Kristian Hoejsgaard CEo (Chief Executive officer) der<br />
oettinger davidoff Group, einem der global führenden Zigarren-Unternehmen mit<br />
weltweit anerkan<strong>nten</strong> Marken – angeführt von der Premium Marke davidoff und<br />
eigenen Verkaufsstellen in über 120 ländern rund um den Globus. Hoejsgaard<br />
stammt aus einem über Generationen im tabakgeschäft verankerten dänischen<br />
Familienunternehmen, in dem er nach einem abschluss als diplomkaufmann und<br />
Studien der Politologie an der Universität Kopenhagen ab 1980 auch mehrere<br />
Jahre tätig war. Nach einer Managementausbildung an der Southern denmark<br />
Business School übernahm er ab 1986 Führungsaufgaben in einer reihe von<br />
international tätigen und meist privat gehaltenen Unternehmungen mit global<br />
führenden Marken wie Seagram, Guerlain, lancaster oder timex. Einen Wienaufenthalt<br />
nahm die Österreichische <strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong> zum anlass für ein<br />
Exklusivinterview mit Hans-Kristian Hoejsgaard über den Premium-Zigarren-<br />
bereich ganz allgemein, den Kampf um Marktanteile einer Marke gegen ein<br />
land, die möglichen Folgen für das Fallen des US-Embargo gegenüber Kuba, das<br />
Verhältnis von davidoff zum Fachhandel sowie die raucherrestriktionen. letztere<br />
sind für Hoejsgaard, der eine Zigarre nicht raucht, sondern genießt, Genuss-<br />
verbote, wobei er gegen eine solche Gängelung selbst unter Nichtrauchern bereits<br />
eine Gegenbewegung heraufdämmern sieht. das Gespräch führte Peter HaUEr.<br />
Wirtschaftskrise, Bankenkrise,<br />
Eurokrise fordern den Bürgern<br />
weltweit ab, ihre Gürtel<br />
enger zu schnallen. Welche<br />
Auswirkungen haben diese<br />
wirtschaftlich schwierigen<br />
Zeiten auf das Konsumver-<br />
halten der Raucher von doch<br />
höher preisigen Tabakwaren,<br />
wie es Premium-Zigarren nun<br />
einmal sind?<br />
Innerhalb dieser ökonomischen<br />
Krise gibt es einen Bereich, wo<br />
es eigentlich dennoch sehr gut<br />
läuft: den Luxusgüter-Bereich.<br />
Auch wenn wir alle den Gürtel<br />
enger schnallen müssen, so ist<br />
es für manche eben „nur“ der<br />
Gürtel aus Krokodil-Leder. Und<br />
Davidoff war und ist mit seinen<br />
Zigarren nun einmal im Luxus-<br />
9
iNtErViEW<br />
10<br />
bereich angesiedelt, wie Louis<br />
Vuitton oder Chanel. Gewiss,<br />
das ist eine Nische, aber eine für<br />
uns sehr wichtige. Luxusmarken<br />
zeichnen sich durch drei Eigenschaften<br />
aus: Authentizität, Qualität<br />
und Rarität. Authentische,<br />
gut eingeführte Marken spüren<br />
Krisen nicht so sehr wie Newcomer,<br />
obwohl auch wir 2008<br />
sowie in der erste Hälfte 2009<br />
Probleme hatten. Aber sonst<br />
läuft es sehr gut für uns – mit<br />
Ausnahme der Märkte Spanien,<br />
Italien und natürlich auch<br />
Griechenland. Bezüglich Österreich,<br />
Deutschland und Frankreich<br />
haben wir keinen Grund<br />
zur Klage. Und unsere großen<br />
Wachstumsmärkte sind Asien<br />
und auch jetzt wieder Amerika.<br />
Auch wenn wir alle den gürtel enger schnallen<br />
müssen, so ist es im Luxusgüterbereich,<br />
wo auch Davidoff ressortiert, für manche eben<br />
„nur“ der gürtel aus Krokodil-Leder.<br />
Wie entwickelt sich das Geschäft von Davidoff aktuell?<br />
Wir haben ein gutes 2011 hinter uns und auch <strong>2012</strong> ist das Geschäft<br />
in den ersten drei Monaten sehr gut angelaufen. In Österreich haben<br />
wir ein Wachstum von über 10 Prozent in den ersten zwei Monaten<br />
dieses Jahres. Ähnlich läuft es in Amerika, in Frankreich registrieren<br />
wir ein Plus von 14 Prozent und in Asien ein solches von 20 Prozent.<br />
Dennoch, der Luxusgütergesamtmarkt ist dennoch nicht ohne<br />
Probleme – mit einem Rückgang von 1 bis 1,5 Prozent in Europa.<br />
Aber immerhin ist weltweit ein Wachstum von 4 Prozent feststellbar,<br />
was uns weiterhin Marktanteilsgewinne sichert – und das ist letztlich<br />
unser Ziel.<br />
Davidoff tritt auf dem internationalen Parkett als Marke gegen ein<br />
Land mit legendärem Zigarren-Ruf, gegen Kuba, an. Mit welcher<br />
Strategie und mit welchem Erfolg wird dieser Kampf um Marktanteile<br />
geführt?<br />
Sie beschreiben die Situation sehr treffend. Davidoff ist heute die<br />
einzige globale Marke und das ist auch unsere Stärke. Das US –Embargo<br />
gegen Kuba ist immer noch aufrecht, was uns einen Extra-<br />
Vorteil sichert. Aber das wird in den nächsten fünf, sieben oder zehn<br />
Hans-Kristian Hoejsgaard CEO der Oettinger Davidoff Group:<br />
„Luxusmarken zeichnen sich durch drei Eigenschaften aus:<br />
Authentizität, Qualität und Rarität...“<br />
Das Wichtige ist die<br />
Marke, denn nur diese<br />
garantiert Qualität und<br />
damit Sicherheit für<br />
den Konsume<strong>nten</strong>.<br />
Jahren fallen, sodass wir uns darauf<br />
vorbereiten müssen. Außer-<br />
halb der USA ist natürlich der<br />
Konkurrenzkampf zwischen<br />
Davidoff und den Kubanern voll<br />
im Gange. Aber das schätzen wir<br />
als durchaus gut für den Wettbewerb<br />
ein. Ich war immerhin<br />
25 Jahre im Luxusgüterbereich<br />
tätig und habe immer gesagt:<br />
das Wichtige ist die Marke, denn<br />
nur diese garantiert Qualität und<br />
damit Sicherheit für den Konsume<strong>nten</strong>.<br />
Und das merken wir in<br />
den neuen Märkten wie China, Korea, Japan, Taiwan sehr deutlich,<br />
wo Davidoff als Marke sehr erfolgreich ist gegenüber den Produkten<br />
aus Kuba. Marke gegen Land: das ist die fundamentale Strategie.<br />
Seit Davidoff Kuba 1992 verlassen hat, enthalten Davidoff-<br />
Zigarren keine kubanischen Tabake mehr. Trauert Davidoff diese<br />
Trennung nach, oder hat diese zu einer geschmacklichen Neu-<br />
orientierung geführt, die den Zigarrenmarkt bereichert hat?<br />
Ich glaube felsenfest, dass die dominikanische Davidoff den Markt<br />
bereichert hat. Aber wir träumen natürlich immer davon, einmal<br />
wieder zurückzukehren. Nicht um die dominikanische Davidoff<br />
zu ersetzen, sondern um eine neue Blume innerhalb des Davidoff-<br />
Buketts zu haben.<br />
natürlich träumen wir von einer Rückkehr nach<br />
Kuba. nicht um die dominikanische Davidoff zu<br />
ersetzen, sondern um eine neue Blume im<br />
Davidoff-Buketts zu haben.<br />
Als eine Geheimwaffe, Kuba-Raucher für die Marke Davidoff zu<br />
begeistern, hat sich die Davidoff Puro d’Oro erwiesen. Warum<br />
gerade – abgesehen von der Preisstrategie – diese Zigarre?<br />
Puro d’Oro war ein sehr wichtiges Projekt. Es hat fast acht Jahre<br />
gedauert, um dieses Projekt zu lancieren. Und wir sind sehr stolz<br />
auf dieses. Das war und ist ein Erfolg, der sich vor allem 2010 nieder<br />
geschlagen und vor allem vermittelt hat, dass es nicht nur einen<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
klassischen Davidoff-Geschmack gibt. Aber darum geht es gar nicht<br />
so sehr primär, sondern vor allem um die Demonstration, dass<br />
Davidoff als Marke Qualität und Konsistenz garantiert.<br />
Was würde ein Fall des US-Embargos gegen Kuba für den inter-<br />
nationalen Zigarrenmarkt bedeuten und wer wäre der Haupt-<br />
profiteur einer solchen Entwicklung?<br />
Würde das Embargo fallen, würde sich dies sehr positiv auf den Gesamtmarkt<br />
hinsichtlich des Interesses für diesen und seine Möglichkeiten<br />
auswirken. Profitieren würden vor allem einmal die Kubaner<br />
im amerikanischen Markt – das ist ganz klar...<br />
...Bliebe dann noch genug für Europa?<br />
Das hoffe ich nicht...<br />
...Schließlich haben ja schon Aficionado-Insider vor einigen Jahren,<br />
als die Meldungen von der Erkrankung Fidel Castros Schlagzeilen<br />
machten, gemeint: Die beste Aktie mit garantierter Wertsteigerung<br />
wäre es, sich ein Kuba-Zigarrenlager für den Fall des<br />
US-Embargo-Endes anzulegen...<br />
Genau!<br />
Gibt es für den Fall einer Öffnung seitens Davidoff konkrete<br />
Szenarien in Ihrer Schublade für eine Rückkehr nach Kuba?<br />
Es gibt Gedankenspielereien,<br />
weil eine Rückkehr natürlich ein<br />
Wunsch von uns wäre. Aber im<br />
Moment haben wir keine konkreten<br />
Pläne, weil es hier aus<br />
unserer Sicht um einen Zeit-<br />
horizont von fünf oder vielleicht<br />
sogar zehn Jahren geht, obwohl<br />
es seitens der Obama-Administration<br />
Signale für mehr Flexibilität<br />
gibt.<br />
Wie stark betreffen die Werbeverbote<br />
für Tabakwaren die<br />
Markenpflege von Davidoff?<br />
Gewiss, das ist ein Problem, aber<br />
für mich gleichzeitig auch eine<br />
Herausforderung. Wir können<br />
nicht immer das Glas halb leer<br />
sehen, sondern sollen uns eher<br />
einer Halb-Voll-Betrachtungsweise<br />
zuwenden. Es gibt immer<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
Hans-Kristian Hoejsgaard CEO der Oettinger Davidoff Group:<br />
„Davidoff ist heute die einzige globale Marke und das ist<br />
auch unsere Stärke...<br />
iNtErViEW<br />
Möglichkeiten. So gibt es in neuen Märkten weniger Werbe-Restriktionen,<br />
es gibt Chancen auf Flughäfen oder sonst wo, die Marke und<br />
ihre Produkte bekannt zu machen.<br />
Was unternimmt Davidoff, um den Fachhandel zu unterstützen?<br />
Die Fachhändler sind unsere Partner, die wir durch verschiedene<br />
Marken- und Produktinitiativen in ihren Verkaufsbemühungen unterstützen.<br />
Auch bei der Umsetzung eines attraktiven Einkaufserlebnisses<br />
können wir helfen. Wir kontrollieren die Wertschöpfungskette,<br />
from crop to shop, und haben im Kundenkontakt ganz andere<br />
Möglichkeiten als anderen Hersteller. Aber wir sehen das nicht etwa<br />
als Einbahnstrasse, sondern als eine Two-Way-Street und sind an<br />
einem Dialog, also einem Informationsfluss auch vom Fachhandel zu<br />
avidoff, in gleicher Weise interessiert.<br />
Die zusammenarbeit mit dem Fachhandel sehen<br />
wir als einen two-Way-Street-informationsfluss<br />
– von Davidoff zum Fachhandel mit<br />
Rückkoppelung von diesem zu Davidoff<br />
Sie lehnen es eigentlich ab, im Hinblick auf den Konsum von<br />
Zigarren von „rauchen” zu sprechen und präferieren die Wortwahl<br />
„geniessen”. Die ausufernden Rauchverbote vor allem in der<br />
Gastronomie sind für Aficionados also Genussverbote. Schlagen<br />
diese auf die Absatzzahlen von Zigarren durch?<br />
Von allen Restriktionen war natürlich<br />
das Rauchverbot in der<br />
Gastronomie die schlimmste<br />
Maßnahme. Ohne Frage! Und<br />
ich hoffe, dass diesem Genussverbot<br />
eine Gegenbewegung<br />
entgegen gesetzt wird. Weil ich<br />
glaube, dass es viele Leute – auch<br />
Nichtraucher – gibt, denen eine<br />
solche Gängelung zu weit geht.<br />
Wir sehen europaweit, dass<br />
viele Gastronomen in Zigarren-<br />
Lounges investieren. Und wir<br />
tun dies auch unsererseits. Es<br />
gibt also immer Gelegenheiten,<br />
Zigarren zu genießen. Es ist richtig,<br />
dass ich stets sage: Ich rauche<br />
nicht, ich genieße. Und ein gutes<br />
Essen, ein gutes Glas Wein, eine<br />
gute Zigarre schätzen nun einmal<br />
viele Leute.<br />
Hat sich der Zukauf von Unter-<br />
11
iNtErViEW<br />
12<br />
Hans-Kristian Hoejsgaard CEO der Oettinger Davidoff Group:<br />
„Marke gegen Land: das ist die fundamentale Strategie...“<br />
nehmen und Marken wie Cusano und Camacho bezahlt gemacht?<br />
Die Strategie – das waren übrigens Entscheidungen vor meiner Zeit<br />
– ist klug. Wenn man seine Position im Markt insgesamt stärken will,<br />
muss man das auf verschiedenen Ebenen tun, etwa in unterschiedlichen<br />
Preiskategorien und Marktsegme<strong>nten</strong>. Zum Beispiel hat uns<br />
die Akquisition von Camacho vor allem in den USA zusätzliche<br />
Marktanteile gebracht. Es war eine gute Maßnahme mit globalem<br />
Potential. Und es gibt durchaus einen Markt für hunduranische und<br />
Wenn man seine Position im Markt insgesamt<br />
stärken will, muss man das auf verschiedenen<br />
ebenen tun, etwa in unterschiedlichen Preis-<br />
kategorien und Marktsegme<strong>nten</strong>.<br />
nicaraguanische Zigarren. Das hören wir auch vom österreichischen<br />
Fachhandel, der eine verstärkte aktive Konsume<strong>nten</strong>nachfrage nach<br />
dieser preiswerten Alternative zu kubanischen Zigarren registriert.<br />
Cusano wiederum hat den Weg ins Private-Label-Geschäft und neue<br />
Distributionskanäle geebnet. Mir geht es jetzt darum, das Potenzial<br />
jeder unserer Marken auszuloten und optimal zu nutzen, wobei die<br />
Marke Davidoff immer unser „Kronjuwel“ sein wird.<br />
Hat Oettinger Davidoff weitere Expansionen im Fokus?<br />
Immer! Aber wir müssen uns natürlich Prioritäten setzten. Von<br />
den Investitionen her, haben wir drei Prioritäten für die nächsten<br />
drei bis fünf Jahre im Fokus: Das ist zunächst einmal Amerika als<br />
größter Markt, wobei wir uns noch für den Fall des US-Embargos<br />
gegen Kuba vorbereiten müssen. Zweitens natürlich China mit unglaublichen<br />
Wachstumschancen und drittens die Duty-Free-Zonen<br />
auf den Flughäfen, die sehr wichtig für den globalen Markt sind. Was<br />
neue Akquisitionen anlangt, so sind wir dafür an sich durchaus offen,<br />
aber wir haben derzeit nichts Konkretes im Auge. Ich glaube, dass wir<br />
mit zehn Marken im Portfolio gut aufgestellt sind.<br />
Im internationalen Davidoff-Marktranking rangiert das kleine<br />
Österreich immerhin auf Platz 10. Was sind aus ihrer Sicht die Besonderheiten<br />
des rot-weiß-roten Marktes – gibt es da hinsichtlich<br />
der Sorten- oder Format-Vorliebe signifikante Unterschiede zu<br />
den europäischen Umländern?<br />
Ich finde es phantastisch, dass Österreich als kleines Land immer in<br />
den Top-10 rangiert, was nicht zuletzt auch ein Verdienst unserer<br />
Österreich-Repräsentantin, Mag. Isabella Benda, ist. Für mich ist das<br />
außerdem ein Beweis für die Existenz einer rot-weiß-roten Zigarrenkultur,<br />
was uns dazu veranlasst, in den österreichischen Markt auch<br />
Dass Österreich im Davidoff-Ranking unter den<br />
top-10-Ländern aufscheint, ist für mich ein<br />
existenzbeweis einer rot-weiß-roten<br />
zigarrenkultur.<br />
entsprechend zu investieren. Besondere Unterschiede zu anderen<br />
Märkten kann ich keine feststellen, was auch wieder der Geschlossenheit<br />
der Marke ein gutes Zeugnis ausstellt.<br />
Steht dem Roll-Out des Davidoff-Flagship-Store-Konzepts rund<br />
um den Globus in Österreich die Tabakmonopolgesetzgebung<br />
entgegen, oder ist a la longue hier auch an die Etablierung eines<br />
solchen neue Ladenkonzepts gedacht, das die karibische<br />
Atmosphäre der Dominikanischen Republik, des Herstellungslands<br />
der Davidoff Zigarren, ins Geschäft bringt?<br />
Die Problematik ist schlichtweg das Monopolgesetz, weil der Trafikant<br />
ja aufgrund seiner Bestellung dazu angehalten ist, ein Angebot<br />
zu offerieren, was die Fokussierung auf eine Marke nicht zulässt. Und<br />
wir selbst dürfen ja nichts betreiben, sodass es absehbar die Konzepte,<br />
wie sie in anderen Ländern umgesetzt werden, in Österreich nicht<br />
geben wird, weil es sie nicht geben kann.<br />
Ein Schlüssel in der zukünftigen Davidoff-Strategie soll das<br />
Customer Relationship Management sein? Was ist darunter zu<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
verstehen, wie soll es funktionieren und auf welche Neuerungen<br />
dürfen sich die Aficionados freuen?<br />
Der Luxus-Zigarrenbereich ist eine ganz kleine Nische, die noch dazu<br />
unter gewissen Restriktionen leidet. Und dann gibt es den Customer-<br />
Relationship-Management-Bereich, der uns unter Einbeziehung der<br />
neuen Kommunikationsmöglichkeiten ein Kennenlernen der Kon-<br />
sume<strong>nten</strong> ermöglicht. Ein Input, der sehr wichtig ist für die Zukunft.<br />
Und was den zweiten Teil ihrer Frage hinsichtlich neuer Produkte<br />
anlangt, so werden wir die Genießer auch in Zukunft mit neuen<br />
Initiativen, neuen Blends und Limited Editions überraschen und viel<br />
entwickeln.<br />
Davidoff ist aber nicht nur ein Synonym für Zigarrenrauchgenuss,<br />
sondern hat auch Pfeifen und ein Pfeifentabaksoretiment im<br />
Angebot. Welchen Stellenwert hat dieses Genussrauchersegment<br />
bei Davidoff?<br />
Das ist ein eher kleineres Segment. Wir können derzeit ein großes<br />
Wachstum noch einmal in China feststellen, wo wir 2011 50 Prozent<br />
unseres Pfeifen-Umsatzes lukriert haben. Aber Europa erweist sich<br />
hinsichtlich der Pfeifen und des Pfeifentabaks mit leider einem Minus<br />
als ein derzeit schwieriger Markt.<br />
Hans-Kristian Hoejsgaard CEO der Oettinger Davidoff Group:<br />
Die Marke Davidoff wird immer unser „Kronjuwel“ sein...<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
iNtErViEW<br />
Der derzeit eher bescheidene Hauptsitz der Oettinger Davidoff<br />
Group in Basel soll durch einen gediegeneren Neubau ersetzt werden.<br />
Geplanter Fertigstellungstermin ist meinen Informationen<br />
nach 2015. Sind Davidoff nur die räumlichen Verhältnisse zu eng<br />
geworden, oder geht es hier auch um Imagepflege?<br />
Es geht um beides. Wird sind in Basel 170 Leute und haben derzeit<br />
wenig Platz. Aber natürlich scheint es uns auch für eine Luxus-<br />
markenfamilie ein guter Zeitpunkt für das Setzen eines Signals. Wir<br />
feiern im Moment unser 100jähriges Jubiläum und das ist ein Anlass<br />
einerseits für einen Rückblick, andererseits aber auch für einen Blick<br />
in die Zukunft.<br />
Was ist Ihre Vision für Davidoff als Markenname und Unternehmen?<br />
Meine Vision, mein Wunsch, mein Traum – und nicht nur meiner,<br />
sondern auch der von der gesamten Davidoff-Familie – ist es, Davidoff,<br />
einer wunderbare Marke von internationaler Bedeutung, deren<br />
einziger Mitbewerber weltweit ist ja eigentlich ein Land und nicht<br />
eine Marke ist, diese Stellung zu sichern und durch eine Globalisierung<br />
– ich denke hier für die Zukunft vor allem an Indien, China und<br />
Brasilien – auszubauen. Und zweitens: Wir – und damit meine ich<br />
Der genuss einer zigarre kann und darf nicht<br />
mit dem landläufig verwendeten Begriff des<br />
Rauchens gleichgesetzt werden; eine zigarre ist<br />
vielmehr wie das gelegentliche glas<br />
Champagner.<br />
die gesamte Industrie wie auch die Medien und Konsume<strong>nten</strong> –<br />
sollten der Welt vor Augen halten dass der Genuss einer Zigarre nicht<br />
mit dem landläufig verwendeten Begriff des Rauchens gleichgesetzt<br />
werden kann und darf; eine Zigarre ist vielmehr wie das gelegentliche<br />
Glas Champagner. Ich möchte, dass man an Davidoff denkt, wenn es<br />
etwas Besonderes zu feiern gibt.<br />
13
aUS dEr BraNCHE<br />
14<br />
British american tobacco austria<br />
Australier Shannon Mcinnes<br />
übernimmt geschäftsführung<br />
Seine umfassenden Erfahrungen aus einem der am strengsten<br />
reglementierten Tabakmärkte der Welt bringt Shannon<br />
McInnes (36) nun in seiner neuen Funktion als General<br />
Manager von British American Tobacco (Lucky Strike, Pall<br />
Mall, Parisienne u.a.) in Österreich ein.<br />
Schon seit 2001 ist Shannon McInnes für die Nummer 2 am<br />
internationalen Tabakmarkt tätig. Seine berufl iche Laufbahn<br />
hat in Australien und Neuseeland begonnen, wo er<br />
Führungspositionen in den Bereichen Marketing und<br />
Vertrieb inne hatte. Konfrontiert mit einem der restriktivsten<br />
Tabakgesetze weltweit, sammelte McInnes wertvolle<br />
Erfahrungen im Hinblick auf die Möglichkeiten, Chancen und<br />
Herausforderungen besonders schwieriger Rahmenbedingungen<br />
in der Tabakbranche. Diese Expertise konnte er<br />
auch bei seiner nächsten berufl ichen Station, im BAT Headquarter<br />
in London, einbringen.<br />
Erwartungsvoll blickt der Australische Staatsbürger seiner<br />
Zeit als General Manager in Österreich entgegen: „Wie<br />
inzwischen auch in Europa vielfach bekannt ist, möchte die<br />
Regierung meines Heimatlandes gerade die strengsten Anti-<br />
Tabak-Gesetze der Welt umsetzen. Dabei werden<br />
internationale Verträge wie das Recht auf Geistiges Eigentum<br />
verletzt und der Fälschung sowie dem illegalen Handel<br />
mit Zigaretten im Gegenzug Tür und Tor geöffnet. Die Tabakindustrie<br />
– allen voran unser Unternehmen, das in Australien<br />
Marktführer ist – kämpft gegen diese überzogenen Maßnahmen<br />
vehement an. Die Erfahrungen aus diesem<br />
spannenden Umfeld sind für meine Tätigkeit hier in Österreich<br />
denke ich ausgesprochen nützlich, denn auch die EU<br />
plant aktuell schon sehr konkret ähnlich massive Einschränkungen<br />
wie ein Präsentationsverbot, Vereinheitlichung der<br />
Zusatzstoffe und größere Warnhinweise bis hin zum<br />
sogenan<strong>nten</strong> ‚Plain Packaging‘. Diese radikalen Pläne und<br />
ihre Folgen für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft sind<br />
jedoch noch nicht so stark im öffentlichen Diskurs präsent<br />
wie in meiner Heimat – das zu ändern sehe ich als wesentliche<br />
Aufgabe für mich. Ich sehe mich diesbezüglich in der<br />
Rolle eines Botschafters.“<br />
Shannon McInnes: „Die Tabakindustrie kämpft gegen<br />
überzogene Maßnahmen, wie sie für eine Überarbeitung der<br />
Tabakproduktrichtlinie angedacht sind, vehement an...“<br />
tobaccoland<br />
Die ersten neuen Sielaff-Automaten<br />
SC 301 sind montiert<br />
Gerald Grand betreibt seit sieben Jahren die Trafi k in<br />
Mauerbach/Steinbach an der Hauptstraße, gleich nach der<br />
westlichen Stadtgrenze Wiens. „An diesem frequenzstarken<br />
Standort ist eine optimale Versorgung meiner Kunden auch<br />
außerhalb der Öffnungszeiten ein wesentlicher Umsatzfaktor“,<br />
so der erfahrene Trafi kant, der nunmehr auf die brandneuen<br />
Sielaff-SC-301-Zigarettenautomaten umgestiegen,<br />
denn: „Die Telemetrie-Anbindung, die tobaccoland exklusiv<br />
anbietet, hatte ich seit langem im Auge. Als nun die neuen<br />
Sielaff-Automaten angekündigt wurden, ist für mich die<br />
Entscheidung klar gewesen. Und ich brauche gleich zwei<br />
Geräte, damit ich noch mehr Auswahl bieten kann.“ Mit<br />
seinem Entschluss wurde er zum ersten Trafi ka<strong>nten</strong> in ganz<br />
Österreich, der die modernste Generation der Automaten für<br />
seinen Erfolg nützen kann. Quer durchs Land laufen nun die<br />
Montagearbeiten bei vielen weiteren Branchenkollegen.<br />
Dabei ist es kein Wunder, dass Gerald Grand sich für<br />
Telemetrie interessiert: Er selbst wohnt etliche Kilometer<br />
entfernt von seiner Trafi k, und da war das laufende Überprüfen<br />
und Nachfüllen des Automaten bisher eine Mühsal.<br />
Die Telemetrie dagegen bringt hier eine enorme Zeit- und<br />
Geldersparnis, denn unnötige Autofahrten zur Trafi k gehören<br />
nun der Vergangenheit an.<br />
Weiters überzeugten ihn die neuen technischen Features:<br />
Das ist hinsichtlich Bedienkomfort der neue Banknotenleser<br />
mit „Stacker“ (anders als bei der Scheinkassa fallen<br />
die Geldscheine nicht in ein Behältnis, sondern werden fein<br />
säuberlich in einen „Stacker“ gestapelt). Und hinsichtlich<br />
Umsatzsteigerung erlauben die 25 Wahltasten anstelle der<br />
bisherigen 20 ein deutlich größeres Produktangebot. Auch<br />
die zusätzlichen zwei Schächte für 100er Zigaretten unterstützen<br />
den steigenden Umsatzanteil dieses Segments.<br />
Seit 40 Jahren bestehende TABAK-TRAFIK<br />
in Graz-Umgebung wegen Eintritts in den<br />
Ruhestand zu verkaufen.<br />
VK-Preis 160.000,– plus Inventurwert.<br />
Tel.: 0 676/593 34 86<br />
trafi k a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
PEtErSoN<br />
traditionspflege mit<br />
modernem Marketing<br />
Kapp-Brothers: So nannte sich<br />
jenes Tabakwarengeschäft,<br />
das anno 1865 das Nürn-<br />
berger Brüderpaar Friedrich<br />
und Heinrich Kapp in Dublins<br />
(Irland) nobler Grafton Street eröffneten.<br />
Ihnen gesellte sich schließlich<br />
Charles Peterson zu, so dass 1875<br />
die Firma in Kapp & Peterson umbe-<br />
nannt wurde, schien doch den deutschen<br />
Brüdern jenes Patent, das der<br />
gebürtige Lette angemeldet hatte,<br />
eine zukunftsweisende Innovation zu<br />
sein: Eine Bruyèreholzpfeife mit im<br />
Holm integriertem Reservoir. In diese<br />
ausgehöhlte Kammer unter dem<br />
Rauchkanalverlauf wird das beim<br />
Verglimmen des Tabaks entstehende<br />
Feuchtigkeitskondensat abgeleitet.<br />
Ein trockenerer und kühlerer Tabakgenuss<br />
war das Resultat des Erfindergeists,<br />
der schlussendlich in London<br />
mit zwei Goldmedaillen gewürdigt<br />
wurde. Aber Charles Peterson war<br />
ein Tüftler par excellence und modi-<br />
fizierte schließlich auch das Mundstück<br />
um den berühmten Lippenbiss,<br />
bei dem der Rauch quasi über die<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
Peterson Jahrespfeife <strong>2012</strong><br />
15
PFEiFEN und CiGarrEN Journal<br />
16<br />
Zunge hinweg transportiert wird und sich<br />
direkt entlang des Gaumens verteilt. Darüber<br />
hinaus ist das Mundstück derart gestaltet,<br />
dass man die Pfeife mit der Zungenspitze bequem<br />
unterhalb der Öffnung abstützen kann.<br />
An dieser Mundstückkonstruktion scheiden<br />
sich nach wie vor die Geister der Pfeifen-<br />
raucher. Während die einen von einer<br />
„Rauchdusche” sprechen, lehnen andere<br />
den Lippenbiss rundweg ab. Die Pfeife sei<br />
dadurch schwerer im Mund zu halten, die<br />
Reinigung des Peterson-Mundstücks sei<br />
kompliziert – und überhaupt... Kritik, die das<br />
Haus „Kapp & Peterson” veranlasste, viele<br />
seiner Pfeifenmodelle wahlweise sowohl mit<br />
konventionellem Fishtail-Mundstücken wie<br />
auch mit Lippenbiss anzubieten.<br />
Die aus spanischem oder marokkanischem<br />
Bruyèreholz produzierten Pfeifen tragen als<br />
Erkennungszeichen ein geschwungenes „P“<br />
am Mundstück und zumeist noch die Prägung<br />
„Peterson of Dublin” auf dem Holm.<br />
Wer sich für ein Modell mit Edelmetallverzierung<br />
– vorwiegend einem Sterling-Silberring<br />
– entscheidet, kann in den Symbol-<br />
prägungen dort wie in einem Buch lesen.<br />
Neben dem „Hibernia”-Zeichen, dem latei-<br />
‚nischen Namen für Irland, und einer Silber-<br />
Peterson Around-the-World-<br />
Zyklus: Eine Formen-<br />
sprachen-Reise durch<br />
zehn Länder<br />
Peterson Dracula <strong>2012</strong>: ein schaurig-schöner Rauchgenuss<br />
punze, welche die Reinheit des Edel-<br />
metalls bestätigt, ist jedem Baujahr der Pfeife<br />
ein eigener Buchstabe, bzw. eine bestimmte<br />
Rune gewidmet.<br />
Den bekanntesten Peterson-Serien allen<br />
PEtErSoN-BEZUGSQUEllE:<br />
House of Smoke Gunz GmbH<br />
am Kehlerpark 5, a-6850 dornbirn<br />
tel.: +43 (0)5572 51 5 64-0<br />
Fax: +43 (0)5572 51 5 64-4<br />
E-Mail: office@house-of-smoke.net<br />
WEB www.house-of-smoke.net<br />
voran sei die Sherlock-Holmes-Reihe genannt,<br />
die an die Filme mit Basil Rathborne<br />
erinnert, der in der Rolle des stets mit wissenschaftlichen<br />
Methoden arbeitenden<br />
Detektivs stets eine Peterson geraucht hat. Ihr<br />
folgten zwangsläufig die Return-of-Sherlock-<br />
Holmes-Modelle, Vielen Pfeifenraucherfreunde<br />
hat es auch die Antique-Collection<br />
und die Silver-Cap-Modellreihe angetan,<br />
deren Pfeifenkopf – nomen est omen – von<br />
einem Sterling-Silberring gekrönt ist. Sehr<br />
elegant die Spigots, die als Stecker mit Silber-<br />
verzierung sowohl am Holmende wie auch<br />
an der in den Holm hineinreichenden<br />
Mundstückverjüngung ausgeführt sind. Übrigens,<br />
die Verzierungen aus Silber und fallweise<br />
Gold, aber selbst auch jene aus Messing<br />
sind von Auslagerungsbestrebungen einzelner<br />
Produktionsschritte an Subunternehmer<br />
ausgenommen und ausschließlich dem<br />
Stammhaus vorbehalten, wo man sehr stolz<br />
auf diese handwerkliche Kunst der (Edel-)<br />
Metallbearbeitung und ihre Pflege im eigenen<br />
Haus ist.<br />
Der Pfeifen-Formenreichtum orientiert<br />
sich vorwiegend an klassischen Vorlagen,<br />
beziehungsweise wandelt diese gering-<br />
fügig ab. Übrigens: Pfeifenkenner erkennen<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
Peterson Christmas Pipe <strong>2012</strong><br />
eine Peterson-Pfeife auch ohne<br />
die „P“-Prägung, weil allen Modellen<br />
eine eigene Handschrift<br />
zugrunde liegt, die sich im Laufe<br />
der Zeit herausgebildet und in der<br />
Fachliteratur als Peterson-Form<br />
Eingang gefunden hat. Sie zu definieren<br />
ist nicht leicht, weil sie<br />
das Zusammenspiel vieler Details<br />
und Attribute ist. Aber es genügt<br />
zumeist schon eine engere als nur<br />
flüchtige Bekanntschaft mit den<br />
Pfeifen aus dem Hause Kapp &<br />
Peterson, um über die haptische<br />
Wahrnehmung eine Peterson<br />
auch als eine solche zu identifi-<br />
zieren. Peterson-Pfeifen wollen<br />
nun einmal entdeckt werden und<br />
sie sind eher etwas für alte Tabakhasen<br />
als für Einsteiger und An-<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
fänger. Wenn sich diese allerdings<br />
zu passionierten Pfeifenrauchern<br />
gemausert haben, führt kein Weg<br />
an einer Peterson im Pfeifenschrank<br />
vorbei.<br />
Nach der Übernahme des Unternehmens<br />
durch Tom Palmer im<br />
Jahr 1994, dessen Anliegen einerseits<br />
die Traditionspflege und andererseits<br />
ein modernes Marketing<br />
ist – haben sich den Formenklassikern<br />
nicht nur Modelle der<br />
dänischen Stilrichtung hinzugesellt,<br />
auch bei der Oberflächenbehandlung<br />
überrascht man immer<br />
wieder mit neuen Ideen und Mut<br />
zum Experiment – nicht zuletzt,<br />
um der Pfeife ihr Opa-Image zu<br />
nehmen.<br />
Peter HAueR<br />
Charles Peterson (Bild links) – Hier fing alles an: Das<br />
Pfeifen(tabak)fachgeschäft Kapp & Peterson in Dublin<br />
Peterson-Lederaccessoires<br />
PFEiFEN und CiGarrEN Journal<br />
Iceberg 1912 Collection aus Anlass des Titanic-Untergangs<br />
Pfeifenbestecke für jeden Geschmack als Eyecatcher: Hier gehen<br />
Funktionalität, Design und Zeitgeist eine Symbiose ein<br />
17
PFEiFEN und CiGarrEN Journal<br />
18<br />
taBaKKÄFEr<br />
Bevorzugter Brutplatz:<br />
der Humidor<br />
Bis zu sechs Tabakkäfer-Generationen pro Jahr gedeihen in<br />
einer warmen Klimaumgebung. Was das bedeutet, kann<br />
man sich ausrechnen, legen die Weibchen doch bis zu 100<br />
Eier. Hat sich der Tabakkäfer also einmal irgendwo einge-<br />
nistet, kann er durchaus einen beträchtlichen Teil des Waren-<br />
bestandes eines Tabak-Produze<strong>nten</strong> vernichten. Oder das Ansehen<br />
eines Verkäufers zerstören. Oder auch „nur“ den Humidor zu Hause<br />
heimsuchen.<br />
„Wenn man ihn sieht, hat er normalerweise sein Werk bereits getan“,<br />
sind sich jene Experten einig, die das Verhaltensmuster der Insekten<br />
studieren. Aber keine Panik, wenn man das nächste Mal nach einer<br />
Zigarre greift und ein kleines Loch im Umblatt entdeckt, wo ein circa<br />
zwei bis drei Millimeter großer Käfer rein- oder rauskrabbelt. Denn<br />
der Tabakkäfer ist weder eine Geheimwaffe militanter Nichtraucher,<br />
noch eine unabwendbare Gefahr. Schließlich kann man ihn töten und<br />
Vorkehrungen gegen sein Wiederkommen treffen. Bei der Frage nach<br />
dem Wie sollte man sich allerdings die Worten von Sun Tzu, einem<br />
alten chinesischen Kriegsgeneral und Philosophen, zueigen machen,<br />
der da meint: „Man kann einen Feind nicht besiegen, wenn man ihn<br />
nicht versteht“.<br />
Die Biologie eines Käfers<br />
Bei den Insektenkundlern als „kosmopolitisches“ Insekt bekannt,<br />
kommt der Tabakkäfer praktisch überall auf der Welt vor. Allerdings<br />
nur, wenn die Umgebung eine Temperatur von über 20 Grad<br />
Celsius hat. Die ausgewachsenen bräunlichroten Käfer sind gute,<br />
kräftige Flieger und kommen somit weit herum. Ihre Lebenser-<br />
wartung wird mit zwei bis drei Wochen angegeben, in denen sie allerdings<br />
an den Tabak(waren)vorräten ordentlichen Schaden anrichten<br />
und sich explosionsartig vermehren können.<br />
Wie viele andere Käfer und Insekten, ist auch beim Tabakkäfer der<br />
Lebenszyklus ein vierstadiger: Ei, Larve, Puppe, Käfer. Dieser Vorgang<br />
dauert zwischen acht und zwölf Wochen. Als Nahrung dienen<br />
dem Lasioderma Tabak- und Tabakprodukte. Er verschmäht aber<br />
auch nicht andere Futterquellen: Reis, Rosinen, Trockenfisch, Samen,<br />
Tierköder und Tierfutter stehen ebenso auf seinem Speiseplan wie<br />
etwa Hefe, Kaffebohnen, Erdnüsse, Leder, Trockenblumen und die<br />
Strohfüllungen von Möbeln. Selbst vor pharmazeutischen Produkten<br />
macht er nicht halt – Hauptsache das klimatische Umfeld – Wär-<br />
Er frißt wie ein Schwein, vermehrt sich wie<br />
ein Kaninchen, lebt schnell und stirbt jung. Er<br />
mag tabak und Wärme. – Er ist der lasioderma,<br />
besser bekannt als der tabakkäfer, und er<br />
liebt nichts mehr als in einem Humidor zu<br />
brüten. Cigarren sind für ihn ein Festmahl.<br />
Nicht größer als ein Stecknadelkopf,<br />
bereitet dieser Käfer den Cigarrenfreunde<br />
auf der ganzen Welt Kopfzerbrechen. Und<br />
das, obwohl tabak an sich ein wirkungsvolles<br />
insektizid ist. Seine losung: kleine braune<br />
Punkte, welche die larventätigkeit<br />
signalisieren.<br />
me und hohe Luftfeuchte – stimmt. Wie etwa in der angenehm warmen<br />
Umgebung einer gut konditionierten Cigarre, einem geradezu<br />
idealen Ablegeplatz für die Eier, kleine weiße Ovale, die zu klein sind,<br />
um sie mit bloßem Auge entdecken zu können. Aus den Eiern – er-<br />
innern wir uns: bis zu einhundert pro Eiablage – schlüpfen nach<br />
circa zehn Tagen die c-förmigen Larven, die bis zu vier Millimeter<br />
lang werden können. Und sie sind die größte Gefahr für den Tabak.<br />
Sie brauchen ihn (oder ein anderes Futter), um sich zu verpuppen<br />
und dann zu einem Käfer auszuwachsen.<br />
Das Larvenstadium ist die am längsten währende Phase des Käferlebens<br />
mit sechs bis zehn Wochen. Darauf folgt ein ein- bis zwei-<br />
wöchiges Puppenstadium, das der künftige Käfer in einem<br />
schützenden Puppenkokon verbringt. Abschließend, mehr als zwei<br />
Monate nach Eiablage, schlüpft der voll ausgebildete Käfer.<br />
Seine Bekämpfung<br />
Wie schon erwähnt: Wenn man ihn – den Tabakkäfer – sieht, hat er<br />
normalerweise sein Werk bereits getan und – je nach seiner Aufenthaltsdauer<br />
im Humidor – beträchtliche Schäden angerichtet.<br />
Als erstes sollte man Ruhe bewahren und den Zigarrenvorrat einer<br />
genauen Sichtkontrolle unterziehen. Zigarren, die eindeutig befallen<br />
sind – das erkennt man an den Fraß-Löchern – sollte man auf jeden<br />
Fall entsorgen. Aber aufpassen, sehr oft verstecken sich diese In-<br />
dizien auf einen Tabakkäferbefall unter der Banderole. Man kann<br />
also nicht vorsichtig genug sein.<br />
Um der Gefahr aus dem Wege zu gehen, dass bisher verschont ge-<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
liebene Zigarren ebenfalls nach kurzer Zeit vom Käfer befallen werden,<br />
muß man sie speziell behandeln. Logischerweise sollte und kann<br />
man keine Chemie verwenden.<br />
Was also tun?<br />
Am besten auf die Kälteschocktherapie zurückgreifen, indem man<br />
die Zigarren in Tiefkühlbeutel packt, gut verschließt und für vier bis<br />
fünf Tage bei –18 Grad Celsius der Kühltruhe überantwortet. Danach<br />
heißt es, sie wieder langsam aufzutauen. Das geschieht am besten<br />
durch eine Übersiedlung in den Kühlschrank, wo es ja ein paar Grad<br />
über null hat. Nur so läßt es sich verhindern, daß die Deckblätter<br />
reissen.<br />
Die Zeit des Tiefgefrierens und Wiederauftauens sollte man dafür<br />
nutzen, den Humidor sorgfältig mit dem Staubsauger zu reinigen –<br />
und die Düse vor allem auch in den Ecken und an den Ritzen an-<br />
setzen, wo sich durch Tabakstaub auch ein „Nährboden“ für den<br />
Tabakkäfer gebildet haben kann. Dem Aussaugen muß ein Aus-<br />
waschen folgen. Und bei einem Tischhumidor kann man noch ein<br />
Übriges tun – nämlich ihn auch tiefzukühlen.<br />
Wenn man dann die Zigarren vom Kühlschrank wieder in den<br />
Humidor übersiedelt, sollten sie dort einige Zeit unter den für<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
PFEiFEN und CiGarrEN Journal<br />
Als der Kölner Zigarrenprofi Peter Heinrichs<br />
größte Probleme mit kistenweise eingeschleppten<br />
Tabakkäfern hatte, erwiesen sich.<br />
seine Versuche mit der Schockfrostmethode<br />
nicht als Endlösung. Nach dem Tieffrieren<br />
fällt zwar keine Motte mehr auf die „Liebesfallen”<br />
mit Duftstoffen herein, weil das<br />
Insekt an sich vernichtet wurde, nicht hin-<br />
gegen aber die Larven, die sich verkapselt<br />
in den Zigarren aufhalten. Je dicker die<br />
Zigarre, desto größer die Chancen, dass<br />
Eier und Larven auch die eisigen Temperaturen<br />
überleben. Heinrichs experimentierte<br />
mit der Möglichkeit, den Larven mit<br />
Gammastrahlen zuleibe zu rücken. Die Idee<br />
mit der Mikrowelle war geboren. Es stellte<br />
sich allerdings rasch heraus, dass einzelne<br />
Zigarren die Strahlenbehandlung nicht<br />
vertragen, unabhängig von der Zeit oder<br />
des Hitzegrades. Die Deckblätter springen<br />
sofort auf, ähnlich wie bei einem Ei, das in<br />
der Mikrowelle zerplatzt. Deshalb bestrahlt<br />
Heinrichs die Zigarren nur in ganzen Kisten<br />
drei Minuten bei maximal 350 Watt. Die<br />
Zigarren trocknen natürlich total aus. Peter<br />
Heinrichs, der als Händler über eines der<br />
größten Longfillerlager Deutschlands in<br />
seinen Geschäften herrscht, geht noch<br />
einen Schritt weiter. Nach der Mikrowelle<br />
werden die Kisten dann noch 24 Stunden<br />
bei minus 20 Grad Celsius tiefgefroren und<br />
sofort bei Raumtemperatur (!) aufgetaut. So<br />
wird den Zigarren die Feuchtigkeit zurückgegeben,<br />
so Heinrichs, während ihnen beim<br />
Auftauen im Kühlschrank Feuchtigkeit entzogen<br />
wird. Eine Methode, die offensichtlich<br />
funktioniert.<br />
ihre Konditionierung optimalen Bedingungen von 18 bis 20 Grad<br />
Celsius und 70 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit aufbewahrt werden,<br />
um die bei der Zwischenlagerung während des (Tief)Kühlprozesses<br />
verloren gegangenen Feuchte wieder aufzubauen.<br />
Man könnte natürlich auch gegenteilig arbeiten – nämlich die<br />
Temperatur auf 50 Grad hochfahren, weil der Tabakkäfer maximal<br />
41 Grad verträgt. Dieses Wissen hat zu Überlegungen geführt, mit<br />
einer Microwellentherapie statt der Tiefkühlbehandlung das Todes-<br />
urteil über diesen Schädling zu fällen. Allerdings ist es dabei schon<br />
vorgekommen ist, daß die Cigarren von selbst zu rauchen be-<br />
gonnen haben und dann erst recht kaputt waren. Aber selbst wenn<br />
dieser Extremfall nicht eintritt, kann es passieren, daß durch zu hohe<br />
Temperaturen jene Zellstruktur zerstört wird, die für die Feuchtigkeitsaufnahme<br />
und das Halten der Feuchte verantwortlich ist, was die<br />
Zigarre fortan strohig sein läßt. Solches kann übrigens auch bei der<br />
Verfrachtung und Lagerung unter extremen Bedingungen passieren.<br />
Man spricht dann gerne von „wasserfesten Tabaken“, weil diese trotz<br />
eines entsprechenden Feuchtigkeitsangebots trocken bleiben.<br />
In der Tabakindustrie wird zum Kampf gegen den Tabakkäfer<br />
gerne mit der Pheromonfalle geblasen, die zum Nachweis, Massenfang<br />
und zur Befallsüberwachung flugfähiger Schadinsekten einge-<br />
19
PFEiFEN und CiGarrEN Journal<br />
20<br />
setzt wird. Ihre Wirkungsweise baut auf der<br />
Simulation der Geruchsreize auf, die ein Geschlechtspartner<br />
aussendet. Eine Methode,<br />
die sich nach Ansicht von Fachleuten (noch)<br />
nicht für den Tabakwarenfachhandel em-<br />
pfiehlt – und erst recht nicht für den Endkonsume<strong>nten</strong>.<br />
Bis man auf dieser Basis eine<br />
Lösung für die beiden letztgenan<strong>nten</strong> potentiellen<br />
Nutzer gefunden hat, sollte man zur<br />
Schadenabwendung auf bewährte Kontrollmechanismen<br />
vertrauen, die da sind:<br />
+ tägliche Kontrolle der Bestände;<br />
+ darauf achten, ob irgendwelche „Mücken“<br />
im Humidor herumfliegen („Es könnte ja...“)<br />
+ Zigarrenkisten bei jeder Lieferung öffnen<br />
und auch die Deckblätter in der unteren Lage<br />
auf eventuellen Befall prüfen;<br />
+ die Langsamdreher in den Regalen fall-<br />
weise kontrollieren und umschlichten;<br />
+ keine Zigarren von Kunden zur Aufbewahrung<br />
annehmen.<br />
Vor allem im Sommer ist in Humidoren und<br />
Cigarrenkisten gelegentlich ein Befall mit<br />
winzig-kleinen weißgelben Milben feststellbar.<br />
Diese tun weiter nichts, man kann sie<br />
mit einem feinen, weichen Pinsel problemlos<br />
wegwischen. Sie sind zwar nicht eben erwünscht,<br />
haben aber nichts mit dem Lasioderma<br />
zu tun.<br />
Tabakkäfer - stark vergrössert<br />
Wer uns den Tabakgenuss zu vermiesen versucht<br />
TABAKKÄFER<br />
Der Alptraum jedes Zigarrenrauchers, das jüngste Gericht im Humidor,<br />
geflügelter Zigarrentod - noch eine Beschreibung gefällig ? Premium-Zigarren<br />
namhafter Hersteller unterliegen einem ständigen Überwachungsprozess<br />
samt Desinfektionsprozess, der die Tabakkäferlarven abtötet, sodass diese<br />
Schädlinge vorwiegend bei gefälschten oder weniger sorgsam überwachten<br />
Zigarren auftreten. Der Tabakkäfer (lat. Lasioderma serricorne) wird als Ei auf<br />
das Tabakblatt gelegt und schlüpft später, wenn die Zigarre fertig ist, aus. Dabei<br />
entsteht ein kreisförmiges Bohrloch. Der Tabakkäfer wird maximal 3,5mm groß,<br />
hat einen behaarten braunen Panzer und wird ungefähr einen Monat alt.<br />
STAUBLAUS<br />
Klein und gemein, das ist die Staublaus (lat. Lepinotus). Sie ist ein heimischer<br />
Schädling und wird in der Regel, nicht mit der Zigarre mitgeliefert. Sie ist als<br />
Zigarrenschädling nicht so bekannt und verbreitet, aber trotzdem lästig. Ihre<br />
Größe beträgt nur 1-2mm, sie ist grau bis braun gefärbt, und lebt in dunklen<br />
Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit. In ihrem Leben denkt die Staublaus nur an<br />
zwei Sachen: Essen und Sex. Sie richtet an den Zigarren Schabefraß (Oberflächenfraß)<br />
an. Bei günstigen Bedingungen kann sie sich explosionsartig vermehren<br />
– und so ist Vorsicht angesagt. Man kann ihr nur mit einer gründlichen<br />
Reinigung des Humidors einschließlich Zigarren und Kisten beikommen. Zur<br />
Reinigung des leeren Humidors eignet sich nur ein Staubsauger mit schmaler<br />
Düse, sodass man jeden noch so kleinsten Spalt reinigen kann.<br />
MILBEN<br />
Wie wahrscheinlich überall und im jedem Haushalt fühlen sich Milben auch im<br />
Humidor wohl. Der dunkle Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit ist ein gutes Umfeld<br />
für diese winzigen weißgrauen Schädlinge. So wie die Staublaus, können<br />
sich Milben unter guten Bedingungen explosionsartig vermehren. Auch hier<br />
hilft nur eine gründliche und natürlich vorsichtige Reinigung des kompletten<br />
Humidors inklusive der Zigarren.<br />
Oettinger Davidoff Group:<br />
Neuer Leiter<br />
Global Production<br />
Javier Plantada übernimmt die neu<br />
geschaffene Position Senior Vice<br />
President Global Production bei der<br />
Oettinger Davidoff Group und stiess<br />
per Anfang <strong>April</strong> zum Unternehmen.<br />
Javier Plantada bringt über 20 Jahre<br />
Erfahrung im Zigarrengeschäft mit,<br />
die er bei Tabacalera, die später zu<br />
Altadis und letztlich zur Imperial<br />
Tobacco Group wurde, erworben<br />
hat. Nach Einsätzen in Kuba,<br />
Honduras und Nicaragua arbeitet<br />
der 58-Jährige gegenwärtig auf den<br />
Philippinen, wo er als General<br />
Manager der Philippine Bobbin<br />
Corp. (Altadis) für den gesamten<br />
Bereich Deck- und Umblätter für<br />
Kuba, die USA und Europa ver-<br />
antwortlich zeichnet. Zuvor war<br />
Javier Plantada bei Altadis Direktor<br />
des Geschäfts für handgefertigte<br />
Cigarren in Honduras und<br />
Nicaragua, nachdem er in Kuba<br />
Tabacaleras Finanzierungsprogramm<br />
für die kubanische Tabakernte<br />
mit Schwerpunkt Deckblätter<br />
und ausgewählte Einlagen<br />
geleitet hat.<br />
In seiner neuen Aufgabe übernimmt<br />
Javier Plantada die Aufsicht über<br />
die Produktionsstätten der Oettinger<br />
Davidoff Group in Honduras und der<br />
Dominikanischen Republik. Javier<br />
Plantada fügt hinzu: „Ich freue mich<br />
sehr, zur Oettinger Davidoff Group<br />
mit ihrem grossartigen Portfolio an<br />
Premium Cigarren zu stossen und<br />
zur Entwicklung der Synergien<br />
zwischen den Produktionen in<br />
Honduras und der Dominikanischen<br />
Republik betragen zu können.“<br />
Javier Plantada<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
KlEiN, aBEr oHo<br />
Small, smaller, Flor de<br />
Selva Petits Cigars...<br />
Im Smallest-is-Beautyful-Wettstreit<br />
reklamiert sie den Spitzenplatz für sich: die<br />
Flor de Selva Petits Cigars. Nicht größer als<br />
eine King-Size-Zigarette (siehe unser Bild)<br />
nimmt sie für sich in Anspruch, die weltweit<br />
kleinste handgerollte Zigarre zu sein,<br />
bekannt wegen ihres Charakters, der nicht<br />
zuletzt von der Verarbeitung ganzer Tabakblätter<br />
herrührt, die der Zigarre in<br />
Zigarilloformat ein großes Geschmacksvolumen<br />
verleihen.<br />
Erhältlich sind die Flor de Selva Petits Cigars<br />
die in einem elega<strong>nten</strong> 10er Päckchen<br />
abschließbar mit Schleife und Knopf unser<br />
Bild) und in einem Zedernholzkistchen mit<br />
20 Petits-Cigares.<br />
BezugSQueLLe: House of Smoke<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
PFEiFEN und CiGarrEN Journal<br />
TOBACCOLAND – NUMMER EINS IN SACHEN E-LOADING<br />
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Ihr Partner Nr. 1 – Gemeinsam einen Schritt voraus.<br />
E-Loading-Produkte sind eines der zukunftssichersten Standbeine<br />
einer modernen Trafi k – und ein starker und bequemer Umsatzbringer.<br />
tobaccoland ist Pionier und treibende Kraft hinter dieser Entwicklung<br />
und bringt hier laufend neue Produkte und Partner in die Trafi ken.<br />
Und das bedeutet Frequenz, Umsatz und Erfolg.<br />
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Wir bieten die ganze Bandbreite der E-Loading-Partner und -Produkte:<br />
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Paltaufgasse 12-14, 1160 Wien, Tel: +43 (0)1 49102-0, Fax: +43 (0)1 49102-1247, E-Mail: office@tobaccoland.at, www.tobaccoland.at<br />
21
PFEiFEN und CiGarrEN Journal<br />
22<br />
ashton<br />
Genüsslicher<br />
Zigarrenabend<br />
Am 13. März <strong>2012</strong> hatten Ashton<br />
und House of Smoke ihre Zigarrenspezialisten<br />
als Dankeschön für<br />
die langjährige gute Zusammenarbeit<br />
zum Heurigenschmaus<br />
nach Grinzing eingeladen. Neben<br />
Gründertochter Meera Levin –<br />
verantwortlich für den europäischen<br />
Vertrieb – hatten sich<br />
von Ashton-Seite auch der Verkaufsdirektor<br />
Chip Goldeen und<br />
Europa-Marketingleiter Ludovic<br />
Faxel angesagt. Eine seltene<br />
Gelegenheit also, mit der<br />
Führungsmannschaft eines Oberklasse-Produze<strong>nten</strong><br />
ins persönliche<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Angesichts einer Auswahl von<br />
Maduro, VSG, Cabinet sowie<br />
Paradiso und La Aroma de Caribe<br />
hatte der Zigarren-Afi cionado die<br />
Qual der Wahl auf hohem Niveau.<br />
Die vollmundige Paradiso aus<br />
Kuba-rauchgenuss<br />
zum<br />
leistbaren Preis<br />
Die Partagas-Club-Shortfi ller sind nunmehr auch in<br />
einer Metall-Kappenschachtel zu 10 Stück erhältlich.<br />
Sowohl Einlage wie auch das Deck- und das Umblatt<br />
sind kubanischen Ursprungs. Verkaufspreis: 6,10 Euro.<br />
Vertrieb: tobaccoland<br />
Ludovic Faxel im Gespräch mit Maria Mohilla und<br />
dem slowakischen Großhändler Miroslav Bajtos<br />
(Bild links oben) – Chip Goldeen mit Reinhold C.<br />
Widmayer (Cigar Journal) – Ashton Zigarrenauswahl<br />
(Bild Mitte)<br />
Nicaragua vor dem Abendessen? Und<br />
die süß-würzige und unerwartet leichte<br />
Maduro nach dem Dessert? Vielfach<br />
wurde das Auswahlprozedere verkürzt<br />
und einfach zur VSG gegriffen. Mit dem<br />
Aushängeschild von Ashton kann man<br />
schließlich nichts falsch machen: Mit<br />
ihrem würzigen Geschmack und dem<br />
reichen Aroma des Ecuador-Deckblattes<br />
ist die VSG eine feine Cigarre für jede<br />
Gelegenheit. Das Attribut „ausgewogen“<br />
Nish Patel:<br />
ausbalanciertes<br />
raucherlebnis<br />
trifft es wohl am besten.<br />
Natürlich wurde nicht nur geraucht,<br />
sondern auch i<strong>nten</strong>siv<br />
über Zigarren gefachsimpelt.<br />
Besonders Reinhold C. Widmayer<br />
vom Cigar Journal nutzte die<br />
Gelegenheit, die Ashton-Mannschaft<br />
sowie den House-of- Smoke-<br />
Repräsenta<strong>nten</strong> Robert Jellinek<br />
i<strong>nten</strong>siv zu bestehenden und<br />
neuen Produkten zu befragen.<br />
Leider hatte die grassierende<br />
Grippe einigen Teilnehmern einen<br />
Strich durch die Rechnung<br />
gemacht: Nicht nur Meera Levin,<br />
sondern auch Rainer Gunz mussten<br />
das Bett hüten und<br />
verpassten den Event.<br />
So lag es bei Ludovic Faxel, erste<br />
Hinweise auf eine Neuheit aus<br />
dem Hause Ashton zu geben.<br />
Mehr als ein ungefährer Termin<br />
war ihm jedoch trotz vielfacher<br />
Versuche nicht zu entlocken: Im<br />
Herbst dieses Jahres sollten wir<br />
mehr wissen. Welchen Namen sie<br />
tragen wird? Dazu meinte<br />
der genüsslich lächelnde<br />
Marketingleiter nur „Lassen sie<br />
sich überraschen...“<br />
Matthias HAUPTMANN<br />
Die Nish-Patel-Zigarren sind ab sofort in den Formaten<br />
Corona, Robusto und Toro erhätlich. Corona: 20 Stück<br />
pro Kiste zu je € 7,50 pro Stück; Robusto: 20 Stück pro<br />
Kiste zu je € 8,50 pro Stück; Toro: 20 Stück pro Kiste zu<br />
je € 9,50 pro Stück. Vertrieb: KP-Plattner<br />
Fotos: Hauptmann (2), Ashton (1)<br />
trafi k a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
Golden Holocaust<br />
<strong>trafik</strong> <strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
iM PErSPEKtiVEN<br />
BliCKPUNKt<br />
„eine starke Rhetorik,<br />
die auf Provokation setzt...“<br />
„Rabenschwarz und ellenlang:<br />
uS-Historiker Robert Proctor bringt<br />
das Sündenregister der tabak-<br />
industrie auf den jüngsten Stand“,<br />
kommentiert unter dem titel „Das<br />
tödlichste Ding der Welt“ die tages<strong>zeitung</strong><br />
„Der Standard“ die neuerscheinung<br />
auf dem Buchmarkt:<br />
„golden Holocaust – Origins of the<br />
cigarette catastrophe and the case<br />
of abolition“ von Robert n. Proctor.<br />
und der Schweizer „Berner <strong>zeitung</strong>“<br />
kommt diese Buchveröffentlichung<br />
gerade zur rechten zeit, wird doch<br />
bei den eidgenossen derzeit eine<br />
initiative gegen Passivrauchen<br />
diskutiert. Sie schreibt: „irreführung<br />
der Verbraucher, unterwanderung<br />
von Politik und Wissenschaft, Profit<br />
vor Menschenleben: in „golden<br />
Holocaust” deckt der uS-Historiker<br />
Robert Proctor die perfiden<br />
Strategien der tabakindustrie auf.<br />
eigentlich auf den Punkt bringt es<br />
allerdings ein Kommentar zu<br />
diesem Bericht aus dem Leserkreis:<br />
„Mit diesem Buchtitel wird der<br />
Holocaust verharmlost, wird doch<br />
als Holocaust der Völkermord an<br />
mindestens 5,6 bis 6,3 Millionen<br />
Menschen bezeichnet, die das<br />
nationalsozialistische Deutschland<br />
als „Jude“ definierte. er gründete<br />
auf dem vom nS-Regime propagierten<br />
Antisemitismus, zielte auf<br />
die vollständige Vernichtung der<br />
europäischen Juden und wurde ab<br />
1941 systematisch durchgeführt. Wer<br />
hingegen zigaretten raucht, der<br />
tut das schließlich freiwillig<br />
und auf eigene Rechnung. Dass<br />
Rauchen nicht gesund ist, weiß<br />
jedes Schulkind schon seit den 50er<br />
Jahren…”<br />
Buchtitel:<br />
Golden<br />
Holocaust<br />
Über zehn Jahre lang<br />
hat Robert Proctor am<br />
Buch-Ziegel „Golden<br />
Holocaust: Origins of<br />
the cigarette catastrophe and<br />
the case for abolition” gear-<br />
beitet. (Auf Deutsch etwa: „Die<br />
Ursprünge der Zigaretten-<br />
katastrophe und ein Plädoyer für<br />
die Abschaffung”). Sein gerade auf<br />
Englisch erschienenes Sünden-<br />
register der Tabakindustrie ist<br />
umfangreich.<br />
„Der Genozid an<br />
Europas Juden ist<br />
nicht mit den Opfern<br />
des Rauchens zu<br />
vergleichen...“<br />
„Beim Lesen der 752 Seiten<br />
schwankt man<br />
zwischen Wut angesichts der<br />
kriminellen Energie der Tabak-<br />
manager und Fassungslosigkeit<br />
darüber, wie sich Politiker,<br />
Das Kassensystem für Tabak-Trafiken<br />
Kostenlose Info-Hotline<br />
0800-799733<br />
®<br />
23
PErSPEKtiVEN<br />
24<br />
Behörden, Universitäten, Medi-<br />
ziner, Juristen, Historiker und<br />
Hollywoodgrößen über Jahrzehnte<br />
hinweg kaufen oder<br />
einlullen ließen. Oder beides”,<br />
schreiben „Der Standard” und<br />
die „Berner Zeitung” unsisono.<br />
Der Titel ist provokant: „Golden<br />
Holocaust”. Der renommierte<br />
Wissenschaftshistoriker an der<br />
Stanford University in Kalifornien<br />
ist sich der Problematik der<br />
Titelwahl wohl bewusst, wie er<br />
auf Anfrage klarstellt. Proctor,<br />
der sich mit seinen Büchern zur<br />
Rassenhygiene und zur Krebsforschung<br />
im Nationalsozialismus<br />
einen Namen gemacht<br />
hat, dazu: „Ich weiss, dass der<br />
Genozid an Europas Juden nicht<br />
mit den Opfern des Rauchens zu<br />
vergleichen ist. Mit dem Begriff<br />
des Holocaust verwende ich eine<br />
Robert Proctor: Autor von<br />
„Golden Holocaust“<br />
starke Rhetorik, die auch auf<br />
Provokation setzt.”<br />
Ist das nötig? Rauchfreie Zonen<br />
allerorten, deutliche Warnungen<br />
auf den Packungen, zurückgehende<br />
Raucherzahlen in Europa<br />
und den USA – der Kampf gegen<br />
den blauen Dunst scheint<br />
doch gewonnen. „Scheint”, sagt<br />
Proctor, „denn die eigentliche<br />
Katastrophe stehe uns noch bevor:<br />
Im 20.Jahrhundert starben<br />
«nur» etwa 100 Millionen Menschen<br />
an den Folgen des Tabakkonsums<br />
(jeder zweite Raucher).<br />
Sind sie wirklich am Ziga-<br />
rettenrauch gestorben? Proctors<br />
Antwort: „Zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts gab es kaum doku-<br />
mentierte Fälle von Lungen-<br />
krebs, dann stieg die Kurve steil<br />
an – parallel zum erst dann massiv<br />
einsetzenden Zigarettenkonsum.<br />
Derzeit geht die WHO jährlich<br />
von etwa 6 Millionen Toten<br />
aus, Tendenz steigend. Allein in<br />
China, dem grössten Wachstumsmarkt<br />
der Tabakindustrie<br />
mit noch schwacher Regulierung,<br />
werden im Laufe des 21.Jahrhunderts<br />
vermutlich Hunderte Millionen<br />
Menschen vorzeitig sterben,<br />
weltweit bis zu einer Milliarde.”<br />
„Der Tabakindustrie ist es<br />
wieder einmal gelungen, sich<br />
unsichtbar zu machen“, sagt<br />
Proctor, der in seinem Buch<br />
gerne das Bild des verspiegelten<br />
Glases verwendet, hinter<br />
dem sich die Zigarettendreher<br />
verstecken. Sie sehen alles, aber<br />
agieren völlig geheim. „Golden<br />
Holocaust” erlaube nun den Blick<br />
dahinter.<br />
nebel werfen<br />
und zweifel säen<br />
Infolge eines gerichtlichen Vergleichs<br />
mit 46 US-Bundesstaaten<br />
im Jahr 1998 wurde die US-<br />
Tabakindustrie nicht nur zu im-<br />
mensen Schadenersatzforderungen<br />
in dreistelliger Milliardenhöhe<br />
verurteilt, sondern auch<br />
dazu, ihre Unterlagen aus den<br />
zurückliegenden Prozessen offenzulegen.<br />
So entstand die Legacy Tobacco<br />
Documents Library, die derzeit<br />
13 Millionen Dokumente enthält.<br />
Die Tabakkonzerne hätten<br />
darauf – so Proctor – mit der<br />
Strategie reagiert, das Archiv mit<br />
ihren Papieren zu fluten und so<br />
unbenützbar zumachen. Allerdings<br />
hatten sie – so der „Golden<br />
Holocaust”-Autor – die Rechnung<br />
ohne Internet und Volltext-<br />
suche (http://legacy.library.ucsf.edu)<br />
Weniger Herzinfarkte durch<br />
Rauchverbot in deutschen Gaststätten<br />
Durch das Rauchverbot in Gaststätten hat sich in Deutschland<br />
die Zahl der Herzinfarkte laut einer Studie deutlich verringert.<br />
Seit Einführung der Nichtraucherschutzgesetze 2007 und 2008<br />
seien die Klinikbehandlungen wegen eines Herzinfarktes um acht<br />
Prozent gesunken, wie eine kürzlich in Berlin veröffentlichte Studie<br />
der Krankenkasse DAK-Gesundheit zeigt. Die stationären Behandlungen<br />
wegen einer Angina pectoris, einer Vorstufe des Herzinfarkts,<br />
gingen demnach um 13 Prozent zurück.<br />
Für die Untersuchung wurden über fünf Jahre hinweg Krankenhausdaten<br />
von mehr als drei Millionen DAK-Versicherten ausgewertet.<br />
Nach Angaben der Kasse handelt es sich um die erste<br />
Studie in Deutschland zu diesem Thema und auch um die bisher<br />
größte weltweite Untersuchung dieser Art.<br />
Bereits im Jahr nach der Einführung der Nichtraucherschutz-<br />
gesetze in den deutschen Bundesländern kon<strong>nten</strong> allein bei der<br />
DAK-Gesundheit 1.880 Krankenhausbehandlungen verhindert<br />
und Kosten in Höhe von 7,7 Millionen Euro eingespart werden.<br />
Bundesweit sollen es 150 Millionen Euro sein.<br />
Der Vorsitzende der Krankenkasse, Herbert Rebscher, sieht allerdings<br />
noch Lücken und fordert ein einheitliches Rauchverbot.<br />
„Bayern kann hier mit seinem konseque<strong>nten</strong> Nichtraucherschutz<br />
als Blaupause für andere Bundesländer dienen.“<br />
Nichts übertreiben –<br />
das Leben ist halt ein einziges Risiko<br />
Jetzt ist es also wissenschaftlich erwiesen: Das Rauchverbot rettet<br />
Menschenleben und spart auch noch eine Menge Geld. 150 Millionen<br />
Euro genauer gesagt, welche die Krankenkassen ohne das<br />
Rauchverbot deutschlandweit für die Behandlung von Herzinfarkten<br />
und Angina pectoris hätten ausgeben müssen. Die verhinderten<br />
Fälle von Lungenkrebs und anderer durch das Rauchen verursachten<br />
Leiden sind in der gerade veröffentlichten Untersuchung<br />
der Krankenkasse DAK noch gar nicht eingerechnet.<br />
Bayerns Finanzminister Markus Söder, der neulich in seiner Funktion<br />
als oberster Kapitän der 34 bayerischen Ausflugsdampfer<br />
das Rauchen an Deck verboten hat, kann sich also voll bestätigt<br />
fühlen. Unvergessen sein keinen Widerspruch duldender Befehl:<br />
„Die Seen müssen rauchfrei sein.“<br />
Der Freistaat hat bundesweit ohnehin schon das strengste Nichtraucherschutzgesetz,<br />
doch nach dieser Untersuchung ist absehbar,<br />
dass bald über ein grundsätzliches Rauchverbot im Freien diskutiert<br />
werden wird, zum Beispiel in Biergärten und Fußballstadien.<br />
Bei so viel Regelungswut bekommt man sogar als passionierter<br />
Nichtraucher und Nicht-Gaststätten-Besitzer Lust, sich eine Zigarette<br />
anzuzünden, oder eine echte kubanische Zigarre. Schließlich<br />
gilt in Bayern nach wie vor das – ungeschriebene – Gesetz „Leben<br />
und leben lassen“.<br />
Es ist ja richtig, dass Nichtraucher, vor allem Kinder, vor den<br />
wissenschaftlich nachgewiesenen, Gesundheitsschäden durch<br />
Passivrauchen, also dem Einatmen nikotinschwerer Luft in geschlossenen<br />
Räumen, geschützt werden müssen. Aber man kann<br />
es auch übertreiben. Erwachsene Menschen kann man nicht per<br />
Gesetz dazu zwingen, gesund zu leben. Wer das glaubt, müsste<br />
konsequenterweise auch das Trinken von Alkohol verbieten oder<br />
das Essen fett- und zuckerhaltiger Lebensmittel, deren gesundheitsschädliche<br />
Wirkung wissenschaftlich ebenfalls erwiesen sind.<br />
Und was ist eigentlich mit dem Autofahren? Immerhin sind im<br />
vergangenen Jahr 3991 Menschen bei Unfällen allein in Deutschland<br />
gestorben. Trotzdem kommt keiner auf die Idee, Autos zu<br />
verbieten. Die meisten Unfälle passieren übrigens im Haushalt.<br />
Das Leben ist halt ein einziges Risiko.<br />
Kommentar: Süddeutsche Zeitung<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
Robert Proctor: „Die Zigarettendreher verstecken sich gerne<br />
hinter einem verspiegelten Glas...<br />
gemacht. Insgesamt mehr<br />
als 70 Millionen Seiten übe<br />
Produktion, Werbung und<br />
Forschung der Tabakindustrie<br />
haben Proctor zahlreiche Nuggets<br />
für seinen „Golden Holocaust”<br />
geliefert.<br />
Als sich in den USA Anfang<br />
der Fünfzigerjahre ein wissenschaftlicher<br />
Konsens herausbildete,<br />
dass Rauchen Lungenkrebs<br />
hervorruft, waren Philip Morris<br />
und andere Konzerne alarmiert.<br />
Und initiierten, so Proctor, die<br />
„ehrgeizigste und erfolgreichste<br />
Betrugskampagne der Moderne”.<br />
Sie gründeten das Council for<br />
Tobacco Research und investierten<br />
Hunderte Millionen Dollar,<br />
um die Gefahren des Rauchens<br />
zu untersuchen – vermeintlich.<br />
Denn kein Beleg war ihnen gut<br />
genug. Die Alibiforschung diente<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
laut Proctor einzig dem Zweck,<br />
Zeit zu schinden, um weiterhin<br />
möglichst viele Zigaretten verkaufen<br />
zu können. „Zweifel ist<br />
unser Produkt”, hiess es etwa<br />
1969 in einem internen Memo<br />
von Brown & Williamson, einer<br />
amerikanischen Tabakgesellschaft.<br />
Und bis in die 1990er-<br />
Jahre war für die Tabakindustrie<br />
die Gesundheitsgefährdung<br />
durch Rauchen nicht bewiesen,<br />
sondern „umstritten”, so Proctor,<br />
der den Tabakriesen unterstellt,<br />
sich Heerscharen von Medi-<br />
zinern und Chemikern, ja halbe<br />
Universitäten mit ihren Millionen<br />
dienstbar gemacht zu haben.<br />
Und als Nächstes seien die Histo-<br />
riker dran gewesen, die Hand<br />
aufzuhalten. Wurde doch ab<br />
den 80er-Jahren die Tabaklobby<br />
mit Schadensersatzklagen über-<br />
...und es gelingt ihnen mit Erfolg immer wieder, sich<br />
dahinter unsichtbar zu machen und geheim zu agieren...“<br />
Verlogenheit - aber wo?<br />
Doch eher auf der Kläger-Seite<br />
PErSPEKtiVEN<br />
Im kanadischen Montréal hat ein Prozess gegen drei große Tabakkonzerne<br />
begonnen, bei dem knapp zwei Millionen Raucher und<br />
Ex-Raucher umgerechnet rund 21 Milliarden Euro Schadenersatz<br />
forden. Der Anwalt Bruce Johnston warf den Konzernen zum<br />
Auftakt der Verhandlung vor dem Obersten Gericht von Québec<br />
„Verlogenheit”vor, indem sie bewusst „schädliche Produkte” verkauft<br />
und die Tabak verbundenen Risiken verharmlost hätten.Die<br />
beiden Sammelklagen, die zum bislang größten Zivilprozess der<br />
kanadischen Geschichte zusammengefasst wurden, richten sich<br />
gegen die drei größten Tabakproduze<strong>nten</strong> Kanadas: Imperial<br />
Tobacco, JTI-Macdonald und Rothmans Benson & Hedges.<br />
Zur ersten Sammelklage haben sich 90.000 an Krebs erkrankte<br />
Raucher und frühere Raucher aus der Provinz Québec zusammengeschlossen,<br />
die jeweils umgerechnet 80.000 Euro Schadenersatz<br />
verlangen. In der zweiten Klage fordern 1,8 Millionen Raucher<br />
jeweils rund 8000 Euro Schadenersatz. Wegen Verfahrensstreitig-<br />
keiten hatte sich der Prozessbeginn 13 Jahre lang hingezogen.<br />
In seinem Eingangsplädoyer forderte Kläger-Anwalt Johnston<br />
die Richter zu einer Untersuchung auf, ob die Konzerne „eine<br />
Verschwörung” eingegangen seien, damit die Tabakkonsume<strong>nten</strong><br />
nicht über die Gefahren informiert würden. Er beschuldigte die<br />
Konzerne, „einen Stall voll Wissenschaftler“ engagiert zu haben,<br />
damit diese Studien über die negativen Folgen des Tabakkonsums<br />
in Frage stellten. Ein weiterer Anwalt der Kläger, André Lespérance,<br />
warf den Konzernen vor, wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
über die Gesundheitsgefahren durch Tabakkonsum zurückgehalten<br />
oder sogar zerstört zu haben.Die Verteidigung zeigte sich von<br />
den Vorwürfen unbeeindruckt. Die Anklage habe keinerlei Beweise,<br />
sagte Deborah Glendinning, Anwältin von Imperial<br />
Tobacco. „Rauchen ist eine freiwillige Sache, die Leute aus<br />
verschiedenen Gründen tun, und sie müssen selbst die Verantwortung<br />
dafür übernehmen.” Chris Koddermann von Rothmans<br />
Benson & Hedges erklärte: „Die Folgen des Rauchens sind seit<br />
Jahrzeh<strong>nten</strong> bekannt.”Cécilia Létourneau, eine der Klägerinnen<br />
und Sprecherin der Opfer des Tabakkonsums, ließ solche Aus-<br />
sagen nicht gelten. „Als ich anfing zu rauchen, spielte Fernsehwerbung<br />
noch eine große Rolle”, sagte sie am Rande des<br />
Prozesses: „Und da sah man strahlende Frauen rauchen – es<br />
bedeutete, modern zu sein, eine selbstbewusste Frau zu sein.” Sie<br />
sei von einer Industrie gesteuert gewesen, die sie zu dem Produkt<br />
verführt habe. „Ich rauche bis heute”, sagte Létourneau. Sie hoffe,<br />
dass das Gericht anerkenne, „dass Nikotin eine Abhängigkeit<br />
schafft, die zum Tod führen kann”.<br />
Neue EU-Warnhinweise<br />
für Zigarettenschachteln<br />
Die EU-Kommission hat 14 neue Warnhinweise für Zigarettenschachteln<br />
beschlossen. Zukünftig werden Raucher auch vor dem<br />
Risiko des Erblindens gewarnt. Raucher sollen künftig mit der<br />
Warnung vor noch weiteren Krankheiten und Risiken als bisher<br />
vom Tabakkonsum abgehalten werden. 14 neue Warnhinweise<br />
für Zigarettenschachteln und andere Tabakerzeugnisse sind in<br />
Brüssel beschlossen worden, wie die EU-Kommission mitteilte.So<br />
wird in Zukunft auch vor einem höheren Risiko für Erblinden<br />
durch Rauchen gewarnt, vor Mund- und Halskrebs sowie vor<br />
Zahnschäden. Auch dass Kinder von Rauchern selbst eher Raucher<br />
werden, kann demnächst auf der Zigarettenpackung stehen.<br />
Die EU-Länder haben zwei Jahre, um die neuen Hinweise einzuführen.Die<br />
14 Hinweise wurden unter anderem durch Tests mit<br />
bestimmten Bevölkerungsgruppen als die wirksamsten<br />
ermittelt, teilte die Kommission mit. Generell sei es nötig, dass<br />
die Warn-Strategie von Zeit zu Zeit überarbeitet werde, um<br />
effektiv zu bleiben.<br />
25
PErSPEKtiVEN<br />
26<br />
Mehr als 70 Millionen Internet-Seiten der Legacy Tobacco<br />
Documents Library, die derzeit 13 Millionen Dokumente über<br />
Produktion, Werbung und Forschung der Tabakindustrie beinhaltet,<br />
haben dem Buchautor Proctor zahlreiche Nuggets<br />
für seinen „Golden Holocaust” geliefert.<br />
zogen. Die entscheidende Frage<br />
bei den Prozessen war, ab wann bekannt<br />
sei, dass Rauchen gesund-<br />
heitsschädlich ist. Die Verteidi-<br />
gung – so Proctor – verfolgte<br />
eine dreiste Doppelstratgie.<br />
Einerseits: Otto Normalraucher<br />
müsse klar gewesen sei, welches<br />
Risiko er eingegangen sei. Er<br />
dürfe sich jetzt nicht beschweren,<br />
dass er an Lungenkrebs sterbe.<br />
Andererseits: Der Industrie sei<br />
kein Vorwurf zu machen, sie<br />
habe ja geforscht, aber leider keinen<br />
stichhaltigen Beweis liefern<br />
können. Gutachten von Historikern<br />
sollten dies belegen. Nur<br />
seien diese von Auslassungen<br />
und Verzerrungen gekennzeichnet,<br />
so Proctor. Denn wieder galt<br />
es: Nebel werfen und Zweifel<br />
säen.<br />
Wissenschafler,<br />
Historiker und die<br />
Filmindustrie im<br />
Dienste der tabaklobby<br />
Proctor scheut sich nicht, seine<br />
Kollegen an den Pranger zu stellen:<br />
Er listet 48 Historiker auf,<br />
die häufig anonym als Experten<br />
für die Tabakindustrie arbeiteten<br />
und dafür nicht selten Honorare<br />
in Millionenhöhe erhielten.<br />
Aber auch die lange Liste der<br />
Schauspieler und Studios, die<br />
mittels Product-Placement Werbung<br />
für Zigaretten machten,<br />
liest sich fast wie ein Who-iswho<br />
der Kinogeschichte. So soll<br />
– um einen von vielen zu zi-<br />
tieren – Sylvester Stallone dafür,<br />
dass er in fünf „Rocky”-Filmen<br />
Zigaretten von Brown & Williamson<br />
paffte 500.000 Dollar<br />
kassiert haben. Die qualmenden<br />
Kinohelden – wie, um ein aktuelles<br />
Beispiel zu zitieren, Sigourney<br />
Weaver in „Avatar” – sollen<br />
„Starters” animieren, wie die<br />
Marketingleute von Big Tobacco<br />
sagen, so Proctor: „Die Tabakindustrie<br />
versucht gezielt Jugend-<br />
liche zum Rauchen zu animieren.<br />
Je früher sie abhängig werden,<br />
desto besser, so das perfide<br />
Kalkül.”<br />
Sechs Billionen Zigaretten werden<br />
jährlich hergestellt und geraucht.<br />
In einer Zahl mit Nullen:<br />
6.000.000.000.000. Proctor versucht<br />
anhand „bis dato geheimer<br />
Unterlagen mit erschreckenden<br />
Details” aufzuzeigen, wie die<br />
Tabakindustrie an den Glimmstängeln<br />
herumfeilt: von dem<br />
Geruch und der Brennbarkeit<br />
des Tabaks über die Farbe des<br />
Papiers – am besten Elfenbeinweiss<br />
– bis hin zur Konsistenz<br />
der Asche. „In früheren Jahren<br />
waren Arsen, Blei und Asbest<br />
drin, Pflanzenschutzmittel und<br />
weitere Karzinogene sind es bis<br />
heute. Und Polonium 210 – ja,<br />
Radioaktivität wird auch inhaliert.<br />
Der Nikotingehalt wird<br />
bewusst und präzise hoch gehalten,<br />
damit die Nutzer abhängig<br />
werden. Filterzigaretten und<br />
«Light»-Marken machen Zigaretten<br />
keineswegs gesünder – ein<br />
weiteres Täuschungsmanöver.”<br />
Die zigarette: „das<br />
tödlichste Ding, das<br />
die Menschen je<br />
erfunden haben...“<br />
Wie Robert Proctor im Gespräch<br />
berichtet, wird er schon seit Jahren<br />
gleichsam überwacht. Die<br />
Anwälte der Tabakindustrie senden<br />
etwa Undercover-Abgesandte<br />
zu seinen Vorträgen. Schon<br />
über vierzigmal wurde er von<br />
den Verteidigern der Konzerne<br />
vorgeladen und jeweils acht<br />
Stunden lang einvernommen.<br />
„Das sind regelrechte Verhöre”,<br />
sagt Proctor über diese Form der<br />
Beweisaufnahme. Er muss diese<br />
über sich ergehen lassen, weil er<br />
in den Prozessen als Experte für<br />
die Anklage aussagt. Lange vor<br />
der Veröffentlichung des Buches<br />
forderte die Tabakindustrie mit<br />
dem Hinweis darauf die Herausgabe<br />
des Manuskripts, es sei ein<br />
„Beweismittel”. Proctor wusste<br />
dies zu verhindern, indem er<br />
sich als Journalist deklarierte –<br />
und journalistische Recherchen<br />
seien nun einmal rechtlich besser<br />
geschützt als historische.<br />
„In «Golden Holocaust» spricht<br />
ein Mann mit einer Mission,<br />
aber Proctor tut es ohne Schaum<br />
vor dem Mund. Die Polemik ist<br />
wohldosiert, das Moralin gut<br />
verträglich. Das Buch liest sich<br />
blendend, glänzt mit Aperçus<br />
und Witz. Historische Forschung<br />
und politisches Programm müssen<br />
sich nicht ausschliessen.<br />
Proctor unterbreitet am Ende<br />
konkrete Vorschläge zur Reduktion<br />
des Tabakkonsums. Und er<br />
ist, der Leser wundert sich ein<br />
wenig, tatsächlich optimistisch,<br />
dass die Menschen langfristig<br />
das Rauchen aufgeben werden.<br />
Damit sie das für Proctor tödlichste<br />
Ding, das sie je erfunden<br />
haben, nicht mehr zwischen die<br />
Lippen stecken: die Zigarette”,<br />
sind sich „Der Standard” und die<br />
„Berner Zeitung” einig.<br />
Das Buch: Robert Proctor:<br />
„Golden Holocaust: Origins<br />
of the cigarette catastrophe<br />
and the case for abolition“.<br />
Ca. 40 US-$, 752 S.<br />
University of California<br />
Press, Berkeley <strong>2012</strong>.<br />
Auf www.amazon.de kann man in einigen ausgewählten<br />
Kapiteln des Buches „Golden Holocaust“ blättern.<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
KoMMENtar<br />
Hütchen-Wechsel-Spiel<br />
Viele länger tätige Trafika<strong>nten</strong> trauern der Zeit vor 1995<br />
nach, da sie für das Auffüllen ihrer Tabakwarenregale<br />
mit einer einzigen Bestellung und der Bearbeitung einer<br />
einzigen Rechnungslegung das Auslangen fanden. Diese<br />
Übersichtlichkeit ist durch heute 10 Anbieter allein im<br />
Tabakwaren-Bereich verloren gegangen. Und mit 1. 1. 2013<br />
kommt nun ein weiterer Großhändler hinzu. Nicht zuletzt<br />
auch eine Folgewirkung des Umstands, dass die Zigaretten<br />
selbst unter Glimmstängelkonsume<strong>nten</strong> aufgrund der<br />
ständig fortschreitenden Einengung der Smoking-<br />
Freiräume sowie des ständigenmedialen Nix-Rauchen-<br />
Getrommels keine Selbstläufer mehr sind. Das hat den<br />
Marktanteilskampf um jede verkaufte Packung voll<br />
entbrennen lassen.<br />
Die Zeiten, da sich in der einen Kalenderwoche der tob-<br />
Außendienst den JTI-Hut aufsetzte, um Camel, Winston,<br />
Memphis, Smart & Co wirkungsvoll ins Blickfeld der Konsume<strong>nten</strong><br />
zu rücken, und in der nächst folgenden – diesmal<br />
im Sold von Philip Morris – das Gleiche mit Marlboro,<br />
L&M, Chesterfield & Co tat, sind nun einmal vorbei. Als<br />
erster hat sich British American Tobacco aus diesem Hütchen-Wechsel-Spiel<br />
ausgeklinkt – und zwar mit eigenem<br />
Außendienst samt Logistikauslagerung. Alsbald folgte<br />
Imperial Tobacco mit einer Österreich-Stützpunktgründung<br />
für die Marketingaktivitäten und der Reduzierung von<br />
tobaccoland auf einen Bestellsystem-/Rechnungswesen-<br />
und Auslieferungspartner. Diese Marktneuaufstellung<br />
ProBlEME? – Wir ZEiGEN WEGE ZUr lÖSUNG aUF<br />
Ich bin Inhaber einer „reinen“ Lottokollektur. In unmittelbarer<br />
Nähe befinden sich zwei Trafiken. 98 Prozent aller Kunden<br />
assoziieren mit Lotto eine Trafik und so habe ich täglich bis zu<br />
100 Anfragen von Kunden bezüglich Zigaretten. Ich würde gerne<br />
– wie zum Beispiel eine Gaststätte – 5 bis 10 ausgewählte Sorten<br />
Zigaretten mit dem entsprechenden Aufschlag verkaufen. Eine<br />
der beiden Trafiken würde mir diese Ware zum festgelegten Preis<br />
verkaufen.<br />
Nun kenne ich die restriktiven Festlegungen hinsichtlich Tabakverkauf<br />
in Österreich. Sehen Sie dennoch eine Möglichkeit, mir<br />
hier weiter zu helfen, es geht ja hauptsächlich um Kundenservice<br />
und Kundenzufriedenheit. Der Aufschlag von 10 – 20 Prozent auf<br />
den Endverbraucherpreis machen mich nicht wirklich reich und<br />
ein massiver Umsatzeinbruch wäre bei den Trafiken auch nicht zu<br />
befürchten.<br />
Mag. Uwe Schlieckau.<br />
Lottokollektur<br />
1150 Wien<br />
Das von Ihnen angedachte Geschäftsmodell fällt unter den<br />
§ 40 TabMG 1996, in dem der Verkauf von Tabakwaren durch<br />
Gastronomiebetriebe geregelt ist. Hierzu gibt es ausführliche<br />
Bestimmungen, die insbesondere den erforderlichen gastronomischen<br />
Charakter des Betriebs betreffen. Wir würden Ihnen<br />
dazu empfehlen, sich mit dem stellvertretenden Leiter der<br />
Monopolverwaltung, Herrn Dr. Ernst Koreska, Tel: 3190030-22, ins<br />
Einvernehmen zu setzen. Man wird Sie dann gerne beraten und<br />
über die Möglichkeiten und Erfordernisse informieren.<br />
Dipl.-Ing. Tina Reisenbichler<br />
MVG-Geschäftsführerin<br />
1090 Wien<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
arGUMENtE/MEiNUNGEN/MEldUNGEN<br />
und Agendenneuordnung schärfte 2009 das Interesse der<br />
Branche für die Verhandlungen über einen neuen Dreijahresvertrag<br />
mit Philip Morris, wobei für zusätzliche<br />
Spannung zwei Störfeuer sorgten. Ein vom Bundesgremium<br />
und der Wohlfahrt der Tabak<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> inszeniertes<br />
Brimborium rund um den zeitgleichen Führungswechsel<br />
an der tob-Spitze und die Begleitmusik, welche die JTI-<br />
Mutter beisteuerte: die Entscheidung über einen generellen<br />
tobaccoland-Rückzug von der Product-Promotion für<br />
Zigaretten. So wurde schließlich nur noch eine Logstikpartnerschaft<br />
besiegelt. Diese betraf aber nicht nur die<br />
seit 1963 bestehende Zusammenarbeit von Philip Morris<br />
zunächst mit der Austria-Tabak-Vertriebsschiene und seit<br />
1995 mit tobaccoland, sondern auch das Zusammenleben<br />
von der JTI-Mutter und ihrer tobaccoland-Tochter selbst.<br />
So besorgt seit 2010 auch JTI/Austria Tabak die Verkaufsförderungsaktivitäten<br />
für ihr Markenportfolio mit einem eigenen<br />
Außendienst, der sich im wesentlichen aus den bei<br />
tobaccoland durch die verordnete Beschränkung auf den<br />
Logistikbereich frei gewordenen Mitarbeiter rekrutiert.<br />
Für das Merchandising der Philip-Morris-Produkte in den<br />
rot-weiß-roten Trafiken wurde zeitgleich das On Market<br />
Service aktiv, das auf seiner Internetseite neben Philip<br />
Morris International und einigen Werbeagenturen die<br />
Wohlfahrtseinrichtung der Tabak<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> als Partner<br />
ausweist. Was wegen der Führungscrew-Personalunion<br />
dieser seit 1920 bestehenden Trafika<strong>nten</strong>-Serviceorganisation<br />
einerseits und dem Bundesgremium andererseits,<br />
dessen Neutralitätsbalance gegenüber allen Anbietern<br />
in ein schiefes Licht rückt und das Hütchen-Wechselspiel<br />
fröhliche Urständ feiern lässt.<br />
PEtEr HaUEr<br />
aUSlaNdSMEldUNGEN<br />
SCHWEIZ: Auf elektronischen<br />
Zigaretten wird in<br />
der Schweiz seit <strong>April</strong> keine<br />
Tabaksteuer mehr erhoben.<br />
Von der Steuer befreit sind<br />
auch sämtliche beim<br />
Schweizerischen Heil-<br />
mittelinstitut Swissmedic<br />
registrierten Rauchent-<br />
wöhnungsprodukte.<br />
USA: Da trotz aller gesetzlichen<br />
Regelungen zum<br />
Rauchverbot in öffentlichen<br />
Einrichtungen oder<br />
geschlossenen Räumen<br />
die Zahl der Raucher in<br />
den USA seit Jahren nicht<br />
mehr zurückgeht, sollen die<br />
US-Bürger mit drastischen<br />
Werbespots zum Nicht-<br />
rauchen animiert werden.<br />
Die Anti-Tabak-Kampagne,<br />
die sich die Regierung<br />
54 Millionen Dollar (etwa<br />
40 Mil. €) kosten lässt. zeigt<br />
unter anderem einen jungen<br />
Mann mit amputierten<br />
Beinen, eine krebskranke<br />
Frau und einen Mann mit<br />
Luftröhrenschnitt.<br />
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27
PErSPEKtiVEN<br />
28<br />
Nichtraucherschützer fordern<br />
Polizei-Strafmandate<br />
für Rauchsünder!<br />
Obwohl 74 Prozent der vom renommierten Markt-,<br />
Meinungs- und Mediaforschunginstituts market befragten<br />
Gäste und Gastronomen mit den geltenden Regeln und<br />
Maßnahmen zum Nichtraucherschutz Zufriedenheit<br />
signalisieren, wird das Gesetz medial immer wieder als gescheitert<br />
gegeißelt. Weil es ein Wirrwarr sei, mit dem weder Wirte, Raucher<br />
noch Nichtraucher zufrieden sein können“, so Robert Rockenbauer,<br />
der Verbandsleiter der Österreichischen Schutzgemeinschaft für<br />
Nichtraucher, der den Wirten vorwirft, dass das Gesetz von diesen<br />
weitestgehend ignoriert werde, weil der Hauptraum in Mehrraumlokalen<br />
noch immer vielfach die Raucherzone sei und die die Türen<br />
– soweit überhaupt vorhanden – zwischen diesem und dem Nichtraucherbereich<br />
fast immer offen stehen.<br />
„Von nichtraucherschutz kann keine Rede sein“,...<br />
...ärgert sich Rockenbauer, der als ersten Schritt fordert, dass<br />
der Gesetzgeber den Wirten genau vorschreiben sollte, wie ein<br />
Raucherraum auszusehen haben soll – „nämlich „mit Unterdruck,<br />
automatischen Türschließern und eigenen Belüftungs-<br />
systemen“. Der zweite Schritt in Richtung einer „gerechten Lösung“<br />
wäre ein totales Rauchverbot für alle Lokale. „Dieser konsequente<br />
Nichtraucherschutz könnte leichter kontrolliert werden,<br />
und zwar durch die Polizei, die eine Zuwiderhandlung sofort mit<br />
einem Bußgeld – wie beim Falschparken – ahnden soll“, fordert Rockenbauer,<br />
der auch dafür eintritt, dass die Kontrolle der Staat übernehmen<br />
müsse, anstatt sie „wie bisher” der Bevölkerung aufzubürden.<br />
Strafmandate nicht nur für Parksünder,...<br />
VeRWALtungSgeRiCHtSHOF: zl. 2011/11/0035<br />
Rauchverbot im gastraum kann nicht durch eine<br />
besondere Lüftungsanlage umgangen werden<br />
Eine Wirtin wurde wegen Übertretung des Tabakgesetzes bestraft<br />
(€ 800,-), weil vier Gäste im Hauptraum des aus<br />
zumindest zwei Räumen bestehenden Gastbetriebes Zigaretten<br />
geraucht haben.<br />
Die Wirtin wehrte sich gegen die Bestrafung mit dem<br />
Argument, dass sie durch eine installierte Lüftungsanlage<br />
den Nichtrauchern einen besseren Schutz gewähren könne,<br />
als dies durch eine bauliche Abtrennung des Nichtraucherbereiches<br />
vom Raucherbereich möglich sei. Die Lüftungs-<br />
anlage garantiere im Raucherbereich des Hauptraumes einen<br />
ständigen Unterdruck, sodass eine Luftströmung in den<br />
Überdruckbereich (Nichtraucherbereich des Hauptraumes)<br />
gänzlich ausgeschlossen sei. Eine bauliche Abtrennung des<br />
Nichtraucherbereiches vom Raucherbereich sei gesetzlich nicht<br />
zwingend, vielmehr könne der Nichtraucherschutz auch durch<br />
andere Maßnahmen, wie eben durch eine effektive Lüftungsanlage,<br />
sicher gestellt werden.<br />
Das Gesetz verlangt allerdings (§ 13a Abs. 2 zweiter Satz<br />
Tabakgesetz) nicht nur, dass der Tabakrauch nicht in die mit<br />
Rauchverbot belegten Räumlichkeiten dringt, sondern zusätzlich,<br />
dass (u.a.) der für die Verabreichung von Speisen oder<br />
Getränken vorgesehene Hauptraum vom Rauchverbot umfasst<br />
sein muss. Damit hat der Gesetzgeber unmissverständlich<br />
zum Ausdruck gebracht, dass bei Gastgewerbebetrieben mit<br />
mehr als einem Gastraum der (gesamte) Hauptraum dem<br />
Rauchverbot unterliegt, das Rauchen daher grundsätzlich nur<br />
in den anderen (Neben)Gasträumen gestattet werden darf. Der<br />
Hauptraum einer Gastgewerbebetriebsanlage unterliegt jedenfalls<br />
dem Rauchverbot, woran auch eine effektive Lüftungsanlage<br />
nichts ändern kann.<br />
Die Beschwerde der Wirtin an den Verwaltungsgerichtshof<br />
blieb daher erfolglos, es bleibt bei der verhängten Strafe.<br />
VeRWALtungSgeRiCHtSHOF zl. 2011/11/0032<br />
Rauchverbot im Hauptraum eines gastbetriebes<br />
Ein Gastwirt wurde bestraft, weil im Hauptraum seines aus<br />
zwei Räumen bestehenden Betriebes kein Rauchverbot<br />
bestand und tatsächlich geraucht wurde. Der Gastbetrieb wird<br />
wie folgt beschrieben:<br />
In den zwei Räumen werden Speisen oder Getränke an Gäste<br />
verabreicht. Der vordere, 40 Quadratmeter große Gastraum<br />
ist als jener Raum bezeichnet, in dem das Rauchen gestattet<br />
ist; der dahinter gelegene 30 Quadratmeter große Gastraum<br />
ist mit Rauchverbot belegt. Im vorderen, größeren Gastraum<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
Bei ihrem vorerst erfolgreichen Kesseltreiben gegen die mehrheitlich<br />
private WESTbahn mit ihrem Raucherbereich wissen sich die<br />
Rauchersheriffs in guter Gesellschaft der Österreichischen Bundes-<br />
bahnen, die im übrigen im Vorfeld einer strengeren Nicht-<br />
raucherschutz-Gesetzgebung für Fernreisezüge die Möglichkeit des<br />
Ankuppelns eines Rauchersalonwagens überlegt, schlussendlich aber<br />
verworfen haben. Wobei Reisebranche-Insider zu wissen glauben,<br />
dass den ÖBB ebenso wie den Fluggesellschaften die EU-Be-<br />
strebungen für eine Verschärfung der Rauchverbote weniger aus<br />
gesundheitspolitischen als aus rein wirtschaftlichen Überlegungen<br />
(„Raucherbereich“) befindet sich die Eingangstüre, die Schank,<br />
eine Kühlvitrine für Speisen und die Espressomaschinen;<br />
auch die Toilettenanlagen sind nur vom vorderen Gastraum<br />
zu erreichen. Außerdem verfügt der vordere Gastraum über<br />
große Glasfenster zur Gasse und wird daher mit natürlichem<br />
Licht versorgt. Dem gegenüber verfügt der hintere Gastraum<br />
(„Nichtraucherbereich“) bloß über ein undurchsichtiges<br />
Fenster in den dahinterliegenden Gang, eine mit Vorhang<br />
verhängte Notausgangstüre sowie zwei Oberlichtfenster.<br />
Aufgrund der gegen die Bestrafung erhobenen Beschwerde<br />
hatte sich der Verwaltungsgerichtshof insbesondere mit der<br />
Frage zu beschäftigen, was unter einem „Hauptraum“ zu<br />
verstehen ist.<br />
Grundsätzlich (§ 13a Abs. 1 Tabakgesetz) gilt Rauchverbot in<br />
den der Verabreichung von Speisen oder Getränken an Gäste<br />
dienenden Räumen; die Ausnahme ist im Abs. 2 formuliert:<br />
„Als Ausnahme vom Verbot des Abs. 1 können in Betrieben,<br />
die über mehr als eine für die Verabreichung von Speisen<br />
oder Getränken an Gäste geeignete Räumlichkeit verfügen,<br />
Räume bezeichnet werden, in denen das Rauchen gestattet ist,<br />
wenn gewährleistet ist, dass der Tabakrauch nicht in die mit<br />
Rauchverbot belegten Räumlichkeiten dringt und das Rauchverbot<br />
dadurch nicht umgangen wird. Es muss jedoch der für<br />
die Verabreichung von Speisen oder Getränken vorgesehene<br />
Hauptraum vom Rauchverbot umfasst sein, und es darf nicht<br />
mehr als die Hälfte der für die Verabreichung von Speisen oder<br />
Getränken vorgesehenen Verabreichungsplätze in Räumen<br />
gelegen sein, in denen das Rauchen gestattet wird.“<br />
Nach den Gesetzesmaterialen ist die Frage, welcher Raum<br />
eines Gastgewerbebetriebes als „Hauptraum“ anzusehen ist,<br />
nach den konkreten Verhältnissen vor Ort – die Erläuterungen<br />
nennen insbesondere die Flächengröße, die Lage, die Aus-<br />
stattung und die Zugänglichkeit des zu beurteilenden Raumes<br />
und den Schwerpunkt der gastronomischen Tätigkeit im Rahmen<br />
einer Gesamtbetrachtung – zu beurteilen. Insbesondere<br />
diese Kriterien sind daher maßgebend für die Beurteilung,<br />
welcher der beiden Gasträume des Beschwerdeführers als<br />
Hauptraum anzusehen und demnach vom Rauchverbot erfasst<br />
ist.<br />
Im vorliegenden Fall ist davon auszugehen, dass der vordere<br />
Gastraum flächenmäßig größer, durch den Eingangsbereich<br />
leichter zugänglich und durch die gassenseitigen Fenster durch<br />
die Tageslicht einfällt gästefreundlicher situiert ist. Hingegen<br />
lässt sich ein „Schwerpunkt der gastronomischen Tätigkeit“<br />
nicht einem der beiden Räume zuordnen, wenn der größere<br />
Raum über 26 Verabreichungsplätze, der kleinere über<br />
27 Verabreichungsplätze verfügt.<br />
Jedenfalls führt die geforderte Gesamtbetrachtung dazu,<br />
dass im Einklang mit den Behörden der vordere Gastraum als<br />
Hauptraum des Betriebes anzusehen ist; diesen Raum hätte<br />
der Wirt als Nichtraucherbereich festlegen müssen<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
PErSPEKtiVEN<br />
– der Waggonreinigung, beziehungsweise der Klimaanlagenfilter-<br />
wechsel in weit größeren Zeitabständen – sehr gelegen gekommen<br />
sind.<br />
Zudem kam Stefan Wehinger, heute Geschäftsführer der WESTbahn,<br />
in Argumentationsnotstand, hatte er sich doch vor fünf Jahren – damals<br />
als Vorstandsdirektor der ÖBB Personenverkehr AG – „im Sinne<br />
eines verbesserten Komforts für die nicht rauchenden Passagiere und<br />
einem gesamteuropäischen Trend folgend” für das totale Rauchverbot<br />
in den Zügen der ÖBB stark gemacht. Den Spagat für seinen<br />
Gesinnungswandel hofft er mit dem Hinweis darauf zu schaffen,<br />
dass er als ehemaliger Raucher wisse, wie schwer es für die den<br />
Glimmstängeln zugetanen Bahnnutzer sei, von diesen über längere<br />
Zeit abzulassen<br />
Plädoyer für die Wahlfreiheit des (Fahr)gastes<br />
Derzeit ist die WESTbahn raucherfrei unterwegs, wie die Öster-<br />
reichische Trafika<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong>” in ihrer Februar-Ausgabe berichtete.<br />
Sie sei allerdings gewillt, diese Streitfrage bis zur letzten Instanz auszufechten,<br />
habe sie doch die Vorgaben des Tabakgesetzes für Ausnahmegenehmigungen<br />
nach Punkt und Beistrich umgesetzt und sei<br />
daher überzeugt, vor einem Gericht Recht zu bekommen.<br />
„Uns tut die nun getroffene Maßnahme besonders leid, weil nicht nur<br />
die Raucher unsere Einrichtung begeistert aufgenommen haben. Auch<br />
die bei weitem überwiegende Zahl der Nichtraucher hat uns dazu<br />
gratuliert, denn außerhalb der Raucherlounge ist kein Zigaretten-<br />
rauch zu riechen und endlich wird nicht mehr auf dem Zug-WC<br />
illegal geraucht“, so WESTbahn-Geschäftsführer Wehinger.<br />
Bloß eine kampagnisierende Nichtraucher-Taliban-Stimmungsmache<br />
bei gleichzeitig geglücktem Interessensausgleich zwischen<br />
Rauchern und Nichtrauchern ortet auch Josef Bitzinger, Obmann<br />
der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer<br />
Wien: „Es ist nicht unsere Aufgabe, unsere Gäste zu erziehen.<br />
Schließlich schreiben wir unseren Gästen auch nicht vor, was sie<br />
essen sollen. Denn bei uns herrscht Wahlfreiheit: Jeder Gastronom<br />
kann wählen, welcher Lokaltyp er sein möchte. Und jeder Gast kann<br />
wählen, welches Lokal er besuchen möchte. Eine Wahlfreiheit, die<br />
der Tourismus- und Freizeitwirtschaft besonders wichtig ist, weil in<br />
unseren Betrieben das Wohl des Gastes im Vordergrund steht.”<br />
...sondern auch für Rauchsünder in der Gastronomie<br />
29
aUSBildUNG<br />
30<br />
Werdegang zum unternehmer<br />
<strong>trafik</strong>akademie<br />
Finanzkrise, Nichtraucher-Kampagnen, sinkende Handelsspannen<br />
und die Unsicherheit über die baldige neue EU-<br />
Tabakrichtlinie – „Trafikant“ ist heute ein recht komplexes Berufsbild,<br />
das weit über den Zigarettenverschleiß hinaus geht.<br />
Nicht nur, dass eine Vielzahl von Gesetzen beachtet werden will, die<br />
vom Monopolgesetz bis zum Jugendschutz reichen. In Bereichen wie<br />
Einkauf, Personal, Finanzplanung oder Steuern fordert eine Trafik<br />
heute einen echten Unternehmer.<br />
Deshalb wurde 2010 in Niederösterreich die Trafikakademie für angehende<br />
Trafika<strong>nten</strong> als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Nun wurde<br />
das mittlerweile bundesweite System vollständig überarbeitet: Zu<br />
der bisherigen reinen Theorieschulung gesellt sich ab <strong>April</strong> <strong>2012</strong> ein<br />
Praxisteil, der in Ausbildungs<strong>trafik</strong>en zu absolvieren ist. Am 8. März<br />
in Salzburg sowie am 22. März <strong>2012</strong> im Casion Baden präsentierte die<br />
Wohlfahrtseinrichtung der Tabak<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> Österreichs den zukünftigen<br />
Ausbildungs<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> das neue Konzept.<br />
Stufenweise zur <strong>trafik</strong><br />
Eine deutliche Änderung gibt es vorweg im Verfahren, mit dem ein<br />
Trafikwerber zum Trafika<strong>nten</strong> wird. Hier ist nun allen weiteren Schritten<br />
ein persönliches Gespräch bei der Monopolverwaltung vorgeschaltet.<br />
MVG-Chefin Dipl.-Ing. Tina Reisenbichler sieht diese Auslese<br />
als notwendig an: „Im Gespräch lässt sich rasch abschätzen, ob<br />
der Interessent die persönlichen Voraussetzungen für die erfolgreiche<br />
Führung einer Tabak<strong>trafik</strong> mitbringt. Dazu gehört beispielsweise<br />
ein mathematisches Verständnis sowie eine grundsätzliche unter-<br />
nehmerische Einstellung. Mindestens ebenso wichtig ist mir aber<br />
eine vernünftige Beherrschung der deutschen Sprache: Wer zum<br />
Termin bei mir sein Schulkind als Dolmetscher mitbringen muss ist<br />
definitiv ungeeignet.“<br />
Ist diese Vorauslese-Hürde bei der MVG erfolgreich genommen,<br />
erhält der Trafikwerber Zugang zur Trafikakademie. Hier wurden<br />
einerseits die Inhalte neu aufbereitet, gleichzeitig aber auch die Skripten<br />
und Lernbehelfe in ihrer Qualität deutlich verbessert, wie WE<br />
und MVG einstimmig betonen.<br />
Neu ist nun ein Praxisteil in Ausbildungs<strong>trafik</strong>en. In der ersten<br />
Tranche ab <strong>April</strong> <strong>2012</strong> sind drei Tage vorgesehen, in denen das<br />
Gelernte in der Praxis überprüft und gleichzeitig dem Werber Einblick<br />
in den fordernden Alltag eines Trafika<strong>nten</strong> gegeben wird. Ab<br />
Juli <strong>2012</strong> sind fünf Tage in zwei unterschiedlichen Tabak<strong>trafik</strong>en<br />
geplant – einmal drei, einmal zwei Tage lang. Dies soll dem Trafik-<br />
werber Einblicke in verschiedene Unternehmen mit unterschied-<br />
lichen Sortime<strong>nten</strong>, Systemen und Herangehensweisen vermitteln.<br />
Im Anschluss an die Praxistage informieren die Ausbildungs-<br />
<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> die Akademie über ihre persönlichen Eindrücke des An-<br />
wärters.<br />
Nach dem Absolvieren von Theorie- und Praxisausbildung kann der<br />
Trafikwerber zur Prüfung antreten. Dafür wurde ein Katalog von 270<br />
multiple choice Fragen erarbeitet, aus dem rund 70 Fragen pro Kandidat<br />
vorgelegt werden. Ab einer Quote von 51 Prozent richtiger Antworten<br />
gilt die Prüfung als bestanden. „Also keine Sorge, das ist keine<br />
Matura.“, wie Bundesobmann Trinkl dazu im Hinblick auf Über-<br />
nehmer nach § 31 meint. Die Entscheidung über die Zuteilung einer<br />
Tabak<strong>trafik</strong> liegt wie bisher bei der Kommission aus Zollamt, Monopolverwaltung,<br />
Bundessozialamt, Wirtschaftskammer und Kriegsopferverband.<br />
Diese verfügt aber durch das Eingangsgespräch bei der<br />
MVG sowie die Rückmeldungen der Ausbildungs<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> nun<br />
über eine deutlich verbesserte Entscheidungsgrundlage.<br />
Schulungsinhalte<br />
Im Bereich der Warenwirtschaft spannt sich der Themenbogen von<br />
der Artikelanlage über korrekte Steuersätze, den Datenübertrag von<br />
und zur Kassa, Auswertungen und Inventur bis zum Automaten. Bestellwesen<br />
und Betriebsführung, Glückspiel, EH2000 sowie Trafikplus<br />
sind die weiteren Inhalte.<br />
Mindestens ebenso wichtig wie das nüchtern Fachliche ist aber auch<br />
die Weitergabe von individuellen Erfahrungswerten. Fragen wie<br />
„Welche Produkte in welcher Menge kaufe ich von Raucherzubehör<br />
oder Saisonware ein? Wie gehe ich mit Lagerartikeln um, die noch<br />
BGO Komm.Rat Trinkl – MVG-GF Dipl.Ing. Reisenbichler:<br />
„Einblicke in fremde Unternehmen erweitern den<br />
Horizont...“<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
Schilling-Preise tragen? Wie gestalte ich die Dienstplanung meiner<br />
Angestellten?“ können dem zukünftigen Trafika<strong>nten</strong> einen teuren<br />
Lernprozess verkürzen und Anhaltspunkte vermitteln, wie er es später<br />
selbst machen könnte.<br />
Genauso spielen aber auch zwischenmenschliche Erfahrungen eine<br />
Rolle. Niemand wird als Trafikant geboren, weshalb die Umstellung<br />
von zwei getren<strong>nten</strong> Angestelltenverhältnissen auf die tägliche Zusammenarbeit<br />
im eigenen Geschäft auch stabilen (Ehe-)Paaren oft<br />
Probleme bereiten kann. Ein weiteres Thema ist die Vorbildwirkung<br />
des Trafika<strong>nten</strong> als Chef: Wer selbst kettenrauchend hinter dem<br />
Tresen steht und seinen Kunden wortlos die Ware über die Budel<br />
schiebt wird dieses Verhalten bald auch bei seinen Mitarbeitern<br />
beobachten können. Viele dieser Aspekte werden für den Trafik-<br />
werber völlig neu sein.<br />
Widerstände<br />
Besonders aus der Gruppe der § 31-Nachfolger ist im Vorfeld häufig<br />
Murren über die verpflichtende Praxis in fremden Geschäften zu hören.<br />
„Ich bin in der Trafik meiner Eltern aufgewachsen und arbeite seit<br />
Jahren mit. Kann man mir nicht die Mitarbeit im elterlichen Geschäft<br />
anrechnen und den Praxisteil wegfallen lassen?“ So lautet der Grundtenor<br />
zahlreicher Gespräche, die Frau Dipl.-Ing. Reisenbichler täglich<br />
führen muss. Sie selbst meint dazu: „Gerade bei Geschäftsübernahmen<br />
ist es sinnvoll, seinen Horizont zu erweitern. Oft möchten die Nachfolger<br />
später selbst alles anders machen. Sieht man dann, dass auch andere<br />
Berufskollegen auf eine bestimmte Art an Dinge herangehen, so re-<br />
lativiert sich Vieles. Nach der Praxis bekomme ich oft zu hören, wie<br />
gut der Einblick in eine fremde Tabak<strong>trafik</strong> getan hat.“ Bundesobmann<br />
Trinkl erzählt gar von ersten Anfragen langjähriger Trafika<strong>nten</strong>,<br />
die nach Schnuppermöglichkeiten bei Kollegen fragen.<br />
Aufwand & nutzen<br />
Die Arbeitszeit der Trafikwerber während der Praxistage ist mit<br />
mindestens acht Stunden pro Tag definiert. Dies ist auch jene Zeit,<br />
die dem Ausbildungs<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> maximal abgegolten wird. Die<br />
Aufwandsentschädigung für den Trafika<strong>nten</strong> liegt bei EUR 15,- pro<br />
Otmar Schwarzenbohler – Josef Prirschl (Trafikakademie) –<br />
MVG-GF Dipl.-Ing. Tina Reisenbichler: „Wir brauchen noch<br />
Ausbildungs<strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> – sprechen sie mit Kollegen...“<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
eckdaten der Ausbildung<br />
Termine Theorie:<br />
jeweils SA bis FR<br />
24.03.<strong>2012</strong> - 30.03.<strong>2012</strong><br />
07.07.<strong>2012</strong> - 13.07.<strong>2012</strong><br />
22.09.<strong>2012</strong> - 28.09.<strong>2012</strong><br />
06.10.<strong>2012</strong> - 12.10.<strong>2012</strong><br />
24.11.<strong>2012</strong> - 30.11.<strong>2012</strong><br />
aUSBildUNG<br />
Ort: Seminarzentrum Schwaighof, Landsbergerstr. 11,<br />
3100 St. Pölten, www.schwaighof.at<br />
Kosten: EUR 1.990,- pro Trafikwerber. Die Kosten<br />
beinhalten Theoriekurs mit Exkursionen, Nächtigungen<br />
und Verpflegung sowie Praxisteil und Prüfung.<br />
Praxis: jeweils innerhalb 1 Woche, geblockt oder als<br />
Einzeltage, nach Absprache<br />
Programm und weitere Info: www.wettoe.at<br />
Stunde – für drei Tage ergeben sich somit EUR 360,- und für zwei<br />
Tage EUR 240,-.<br />
Der Praktikant muss dabei nicht von seinem Ausbildner angemeldet<br />
oder bezahlt werden. Natürlich können beide Seiten längere Arbeitszeiten<br />
vereinbaren, wenn es der Umfang des Stoffes oder – im Idealfall<br />
– das hohe Interesse des Werbers erfordern.<br />
Grundsätzlich empfiehlt die Trafikakademie, die Praktika<strong>nten</strong> in verschiedenen<br />
Schichten arbeiten zu lassen: So kann die morgendliche<br />
Übernahme der Zeitschriften ebenso wie das Befüllen des Automaten<br />
oder die abendliche Abrechnung der Kassa durchgeführt werden. Ein<br />
wichtiges Grundprinzip lautet aber: gemeinsam. Spätestens wenn<br />
Bargeld oder (im Fall der Inventur) höhere Sachwerte ins Spiel kommen<br />
ist es schließlich auch im Eigeninteresse des Ausbildners, seinen<br />
Trafikwerber nicht unbeaufsichtigt zu lassen.<br />
Wie werde ich Ausbildungs<strong>trafik</strong>?<br />
Derzeit gibt es österreichweit rund 65 Ausbildungs<strong>trafik</strong>en, das Ziel<br />
ist eine Zahl von 100. Um die Trafikwerber möglichst in vollem Umfang<br />
in die wichtigsten Systeme einweisen zu können, sollten Trafikplus,<br />
EH2000, automatische Tabakwarenbestellung sowie Lotto, zumindest<br />
aber drei dieser vier Punkte vorhanden sein. Die Akademie<br />
achtet darauf, dass Ausbildner und künftiger Trafikant keine direkten<br />
Nachbarn sind – ein paar Rayons Abstand dürfen schon sein.<br />
Damit soll vermieden werden, dass ein erfahrener Trafikant sein<br />
Know-How an einen direkten Mitbewerber weiter geben müsste. Die<br />
Zusage als Ausbildungs<strong>trafik</strong>ant bedeutet übrigens nicht, dass jeder<br />
Bewerber zu jedem vorgeschlagenen Termin akzeptiert werden muss.<br />
Interesse<strong>nten</strong> können sich gerne unter tel. 01/799 51 61 55 oder per<br />
Mail christoph.blieberger@wettoe.at an Mag. Christoph Blieberger<br />
von der Trafikakademie wenden.<br />
Matthias HAuPtMAnn<br />
31
MarKt<br />
32<br />
Bat<br />
Rockets werden zu Pall Mall S-Line<br />
Die größte Markenfamilie von British American Tobacco<br />
(BAT) wächst weiter. Rockets migriert im Frühling <strong>2012</strong> in<br />
das Produktsortiment der globalen Marke Pall Mall:<br />
+ Rockets Original 40 werden zu Pall Mall S-Line 40s Red;<br />
+ Rockets Gold 40 werden zu Pall Mall S-Line 40s Blue.<br />
Die beiden neuen Varia<strong>nten</strong> werden, wie für Pall Mall üblich,<br />
zu einem attraktiven Preis erhältlich sein.<br />
Die Migration von Rockets zu Pall Mall wird im Frühling <strong>2012</strong><br />
in drei einfachen Schritten durchgeführt, um Trafika<strong>nten</strong> und<br />
Konsume<strong>nten</strong> entsprechend an die Umstellung heran zu<br />
führen. Bereits im <strong>April</strong> werden Rockets mit einem bedrucktem<br />
Abziehstreifen versehen, um erstmals Konsume<strong>nten</strong><br />
auf die Eingliederung in die Pall Mall Produktfamilie hinzuweisen.<br />
In einem nächsten Schritt zeigen sich die beiden<br />
Rockets Varia<strong>nten</strong> bereits in ihrem neuen Pall Mall-Kleid,<br />
eine bedruckte Folie macht deutlich welche Rockets Variante<br />
zu welcher Pall Mall Variante migriert wird. Im Juni sind die<br />
zwei jüngsten Pall Mall Varia<strong>nten</strong> in ihrer finalen<br />
Aufmachung im Regal zu finden und bereits vollwertige<br />
Mitglieder der Pall Mall Produktfamilie.<br />
Vertrieb: MOOSMAYR<br />
umsatz-Plus mit Freischaltung<br />
für die deutsche geldkarte<br />
Mitten in der Tourismus-<br />
Hochburg Mayrhofen im<br />
Zillertal liegt die Trafik von<br />
Anna Hörhager, die von der<br />
Inhaberin Ruth Eberharter<br />
betrieben wird. Bereits seit<br />
1926 ist die Familie Hörhager<br />
hier unternehmerisch aktiv<br />
und betreibt heute zusätzlich<br />
noch einen Gemischtwarenhandel<br />
im Ort. Seit<br />
zehn Jahren ist ein Automat<br />
in Betrieb; laut Anna<br />
Hörhager „ein sehr wichtiger<br />
Umsatzbringer.“ An-<br />
gesichts der Besonderheiten<br />
des Ortes kein<br />
Wunder: Denn speziell in<br />
der Wintersaison halten<br />
sich sehr viele deutsche<br />
Gäste in Mayrhofen auf, und<br />
wer will schon gerade im<br />
Winterurlaub auf den<br />
Genuss einer Zigarette verzichten?<br />
Viele dieser Gäste<br />
sind zudem Stammkunden<br />
im Geschäft von Anna<br />
Hörhager.<br />
Die Unternehmerin hat sich<br />
darum vor einigen Monaten<br />
für den Einbau eines<br />
Moduls zur Freischaltung<br />
mit der deutschen Geldkarte<br />
entschieden – und ist heute<br />
mehr denn je davon überzeugt:<br />
„Ich war sehr überrascht,<br />
dass dieses Modul<br />
so stark angenommen wird.<br />
Im Zeitraum vom Dezember<br />
2011 bis zum 9. März <strong>2012</strong><br />
Philip Morris<br />
Marlboro 10 Mix und Marlboro XL Pack<br />
Seit der zweiten Märzhälfte sind die Marlboro Mix 10mg und<br />
Gold im Handel – allerdings befristet für nur kurze Zeit. Ihre<br />
Besonderheit: die 20-Stück-Hartpackung beinhaltet jeweils<br />
17 Marlboro und 3 Marlboro Beyond-Zigaretten, die durch<br />
Druck auf den Iceball-Filter ihren Geschmack verändern,<br />
wann immer der Raucher das will. Packungspreis je 4,50<br />
Euro.<br />
Ebenfalls neu: das XL-Pack für die 10mg- und die Gold-<br />
Original-Marlboro. Die XL-Pack-Hartpackung mit jeweils 23<br />
Zigaretten wird zum Preis von 5 Euro angeboten.<br />
Vertrieb: tobaccoland<br />
wurde die Geldkarte 406 Mal<br />
eingesteckt, und ich habe dadurch<br />
laut Telemetrie einen<br />
Mehrumsatz von ca. 1.700<br />
Euro erzielt.“ Die einmaligen<br />
Kosten von 159 Euro (inkl.<br />
Einbau) hatte sie damit sehr<br />
rasch wieder herinnen.<br />
A propos Telemetrie: Die<br />
schätzt Anna Hörhager im<br />
Alltag sehr: „Die Telemetrie<br />
ist eine sehr große Hilfe, vor<br />
allem bei Fehlbedienungen<br />
der Kunden und typischen<br />
Problemfällen wie ‚Kunde<br />
hat Geld eingeworfen, aber<br />
keine Zigaretten erhalten.‘<br />
Auch bei der Umsatzermittlung<br />
ist damit alles wesentlich<br />
einfacher und bequemer<br />
geworden.“<br />
In Deutschland sind mehr als<br />
80 Millionen Geldkarten im<br />
Umlauf. Hat der Automat<br />
die entsprechende zusätzliche<br />
SIM-Karte im Quick-<br />
Modul eingebaut, kann<br />
jeder Inhaber dieser Karte<br />
den Automaten freischalten.<br />
Verzichtet der Trafikant auf<br />
den Einbau, verzichtet er<br />
damit letztlich auch auf<br />
Zusatzgeschäft.<br />
Mehr Infos über die<br />
zusätzliche SIM-Karte zur<br />
Freischaltung mit der deutschen<br />
Geldkarte erhalten<br />
Sie bei:<br />
tobaccoland Handels<br />
GmbH & Co KG, Abteilung<br />
Automaten, Paltaufgasse<br />
12-14, 1160 Wien:<br />
automaten@tobaccoland.at<br />
Tel.: 01 / 49 102 1455<br />
Fax.: 01 / 49 102 1637<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong>
Die „Zigarettenfabrik“<br />
für daheim.<br />
Stopf„maschinen“ für<br />
händisches Befüllen<br />
und ein solches direkt<br />
aus der Feinschnittdose<br />
Lamborghini-<br />
Humidor und<br />
Lamborghini-<br />
Feuerzeuge<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>April</strong>/<strong>2012</strong><br />
Drehaschenbecher mit<br />
verschiedenen<br />
Oberflächendessins<br />
Aschenbecher:<br />
Da ist für jeden<br />
Geschmack etwas<br />
dabei<br />
MooSMaYr-HaUSMESSE<br />
Kundenorientiertheit<br />
und Kundenzufriedenheit<br />
MarKt<br />
im Zuge der Hausmesse vom 9. bis 11. März <strong>2012</strong> stellte die<br />
Firma Moosmayr ihren neuen Verkaufsleiter für Österreich,<br />
Frank Bender aus Linz, vor. Er soll in Zukunft das Moosmayr-<br />
Verkaufsteam – bestehend aus Außen- und Innendienst-<br />
mitarbeitern – führen. „Eine Hausmesse ist ein perfekter Termin<br />
zum Start in einem neuen Unternehmen. Man erfährt viel über<br />
dessen Arbeitsweise, lernt die Mitarbeiter und Kollegen kennen<br />
und hat vor allem viele Kundenkontakte, die mir ganz besonders<br />
am Herzen liegen“, kommentiert Frank Bender das Haus-<br />
messewochenende. Mit den Partnerunternehmen BAT und<br />
TOPTECH als Mitaussteller hat Moosmayr ein rundum durchdachtes<br />
Konzept für die Hausmesse aufgestellt.<br />
+ BAT präsentierte den jüngst auf den Markt gebrachten Lucky Strike<br />
Original Red Tabak sowie die neue Parisienne Kampagne.<br />
+ TOPTECH, vor kurzem bei einer Umfrage zum beliebtesten<br />
Kassensystemanbieter gewählt, begeisterte die Kunden mit einer<br />
I<strong>nten</strong>sivschulung für TOPTECH-Kassen-Besitzer.<br />
Darüber hinaus machten spezielle Aktionen und Angebote aus dem<br />
Non-Tabaksortiment den Besuch für die Kunden attraktiv. „Wir sind<br />
bemüht, unseren Kunden stets Neues auf unserer Hausmesse zu<br />
bieten, was mittlerweile auch immer mehr Trafikantinnen<br />
und Trafika<strong>nten</strong> aus den weiter entfer<strong>nten</strong> Bundesländern<br />
zur Hausmesse kommen lässt, zumal wir unseren Kunden<br />
besonders attraktive Angebote unterbreiten“, so Gustav Moosmayr<br />
beim Handshake mit dem neuen Verkaufsleiter (Bild u<strong>nten</strong><br />
rechts): „Kundenorientieheit und Kundenzufriedenheit sind Elemente,<br />
die bei der Firma Moosmayr groß geschrieben werden.<br />
Um noch besser auf unsere Kunden einzugehen, ist es nur logisch,<br />
dass wir nun in der Größenordnung, die wir erreicht haben, einen<br />
Verkaufsleiter einsetzen.“ Die nächste Hausmesse findet vom 5. bis 7.<br />
Oktober <strong>2012</strong> statt<br />
33
MarKt<br />
34<br />
Abschied von Rainer M. Vacola<br />
Dass unser Gespräch am Feuer+Rauch-Messestand das letzte<br />
sein sollte, das wir miteinander geführt haben, wäre uns nie<br />
auch nur im Entferntesten in den Sinn gekommen. Rainer<br />
Maria Vacola, seit August 2007 Geschäftsführer von Danczek<br />
Austria verstarb am 3. <strong>April</strong> im 60. Lebensjahr. Unerwartet<br />
und überraschend für seine Familie, seine Freunde und das<br />
Unternehmen, das unter Rainer M. Vacola eine kontinuierliche<br />
Aufwärtsentwicklung erlebte und sein Portfolio vom<br />
Zigarren- und Pfeifentabakgroßhändler zum Tabakwaren-<br />
Vollsortimenter mit qualitativ wie auch preislich interessa<strong>nten</strong> Produkten im Angebot<br />
ausbaute – zuletzt mit der Übernahme eines Großteils des Sortiments der Firma R&G,<br />
die sich vom Markt zurückzog. Die daraus resultierende logistische Herausforderung<br />
meisterte das heute auf 12 Mitarbeiter im Innen- wie auch Außendienst aufgestockte<br />
Team mit Bravour. Und das nicht zuletzt dank des Weitblicks von Rainer M. Vacola,<br />
dessen Führungsqualitäten ihren Niederschlag auch in einer zeitgerechten Über-<br />
siedlung des Unternehmens innerhalb von Salzburg an einen Standort mit einer der<br />
Expansion des Betriebs angepassten Lagerflächenvergrößerung fanden.<br />
Rainer M. Vacola auf Fachmessen oder bei einem Firmenbesuch zu begegnen, hatte<br />
aber nicht nur eine stets fachlich kompetente Informationsbereicherung im Gefolge.<br />
In die Riege jener Großhandelskollegen, Trafika<strong>nten</strong> und Mitarbeiter, die auch seine<br />
menschlichen Qualitäten kennen und schätzen lernen durften, darf sich auch das Team<br />
der Österreichischen Trafika<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong> einreihen, das vom plötzlichen Tod nicht nur<br />
eines Branchenteilnehmers, sondern vor allem auch eines Freundes überrascht wurde.<br />
Allen bleibt die Achtung vor ihm, die Erinnerung und die Dankbarkeit, ihn gekannt zu<br />
haben.<br />
Cafe Creme – „A moment of pleasure”<br />
Café Creme wurde von einem richtigen Pionier in der Cigarillo<br />
–Industrie eingeführt, Henri Wintermans. Geboren 1886,<br />
gründete Henri damals mit seinem Bruder 1904 seine erste<br />
Zigarrenmanufaktur. 1934 übersiedelte die Produktion nach<br />
Eersel, einer kleinen Stadt in Holland, wo sich die<br />
Herstellung noch heute befindet.<br />
„A moment of pleasure“: Die Marke Cafe Creme entwickelte<br />
sich aus der Idee, bei einer Tasse Cafe ein mildes Zigarillo zu<br />
geniessen und hat nichts – wie oft angenommen – mit einer<br />
Cafe-Aromatisierung zu tun. Café Creme wurde 1963 zuerst<br />
in Grossbritannien und Frankreich vorgestellt und entwickelte<br />
sich bald zum Topseller. Das Zigarillo wird in<br />
115 Länder exportiert und gehört bis heute zu den<br />
populärsten und meistverkauften weltweit.<br />
Der Erfolg der Café Crème Zigarillos sind die erlesenen<br />
Tabak- Kompositionen aus Indonesien, Südamerika und der<br />
Karibik.<br />
Vertrieb: DANCZEK<br />
gesellschaftliches<br />
engagement: eine<br />
selbstbewusste Marke,<br />
meldet sich zu Wort<br />
„Die Welt braucht Menschen,<br />
die sich bewusst und aktiv<br />
für Themen einsetzen“, sagt<br />
Elisabeth W. Mit ihrer<br />
Botschaft „Und weil’s eben<br />
nicht wurscht ist!“ gewinnt<br />
sie damit den Gauloises<br />
Blondes-„Sag’s allen!“-Wettbewerb.<br />
Die Gauloises Blondes will<br />
mit dem Wettbewerb ein<br />
klares Bekenntnis zum gesellschaftlichen<br />
Engagement<br />
setzen. Tanja Hafner,<br />
Marketing-Leiterin von<br />
Imperial Tobacco, begründet<br />
die Wahl des Siegerspruchs:<br />
„Und weil’s eben nicht<br />
wurscht ist!“ drückt das<br />
Lebensgefühl einer ganzen<br />
Generation aus. Einer<br />
Generation, die sich ein-<br />
mischt, die mitgestalten will<br />
und die Zukunft fest im Blick<br />
hat. – Einer Generation, die<br />
Gauloises Blondes raucht.“<br />
Manuel Güll, Pressesprecher<br />
der Imperial Tobacco erklärt:<br />
„Raucher und Trafika<strong>nten</strong><br />
geraten immer mehr unter<br />
Druck. Doch sie werden<br />
weiterhin selbstbewusst ihre<br />
Interessen vertreten. Weil’s<br />
eben nicht wurscht ist, wenn<br />
die Freiheit beschränkt<br />
werden soll.“<br />
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