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Integrationskonzept für die Stadt Soest

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Integration<br />

in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

Bericht und Empfehlungen<br />

Michael Bommes, Simon Fellmer, Stephanie Krieger, Andreas Pott<br />

Januar 2010


Inhalt<br />

Verzeichnis der Abkürzungen............................................................................................. IV<br />

Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. VI<br />

Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ IX<br />

1. Einleitung: Ein Integrationsplan <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ......................................................1<br />

1.1 Vorgeschichte des Plans ........................................................................................1<br />

1.2 Rahmenbedingungen kommunaler Integrationspolitik........................................2<br />

1.3 Methodische Vorbemerkungen ..............................................................................8<br />

1.3.1 Definitionen von Migranten .................................................................................8<br />

1.3.2 Datenakquise <strong>für</strong> den Plan ...............................................................................10<br />

1.3.3 Zum Aufbau des Berichts .................................................................................12<br />

2. Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung in <strong>Soest</strong> .................................................13<br />

2.1 Entwicklung der deutschen und ausländischen Bevölkerung...............................13<br />

2.2 Determinanten der Bevölkerungsentwicklung ........................................................17<br />

2.2.1 Zu- und Fortzüge....................................................................................................17<br />

2.2.2 Einbürgerungen......................................................................................................21<br />

2.2.3 Geburten und Kinderanzahl ...................................................................................24<br />

2.3 Die Bevölkerung <strong>Soest</strong>s nach Migrationsstatus .....................................................26<br />

2.4 Verteilung der Bevölkerung über das <strong>Stadt</strong>gebiet ..................................................33<br />

ZUSAMMENFASSUNG 1: Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung .....................38<br />

3. Soziale Integration von Migranten..................................................................................39<br />

3.1 Erziehung und Bildung ..............................................................................................39<br />

3.1.1 Kindertageseinrichtungen ......................................................................................39<br />

ZUSAMMENFASSUNG 2: Kindertageseinrichtungen....................................................44<br />

3.1.2 Schulen ..................................................................................................................44<br />

ZUSAMMENFASSUNG 3: Schulen ..................................................................................63<br />

3.2 Ausbildung ..................................................................................................................64<br />

I


ZUSAMMENFASSUNG 4: Ausbildung ............................................................................72<br />

3.3 Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Transferzahlungen ....................................72<br />

3.3.1 Beschäftigung von Deutschen und Ausländern .....................................................72<br />

3.3.2 Selbständigkeit und Unternehmensgründungen ....................................................77<br />

3.3.3 Arbeitslosigkeit und Transferzahlungen .................................................................78<br />

3.3.4 Aussagen von Interviewpartnern............................................................................82<br />

3.3.5 Akteure und Maßnahmen im Bereich Arbeitsmarkt ...............................................83<br />

ZUSAMMENFASSUNG 5: Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Transferzahlungen<br />

............................................................................................................................................86<br />

3.4 Soziale und private Situation.....................................................................................87<br />

3.4.1 Haushaltsvorstände und Heiratsstatus ..................................................................87<br />

3.4.2 Private Situation und soziale Beziehungen............................................................89<br />

3.4.3 Ältere Migranten.....................................................................................................92<br />

ZUSAMMENFASSUNG 6: Soziale und private Situation ...............................................93<br />

3.5 Freizeit und Vereine....................................................................................................93<br />

ZUSAMMENFASSUNG 7: Freizeit und Vereine ............................................................100<br />

3.6 Kriminalität von und gegen Migranten ...................................................................101<br />

ZUSAMMENFASSUNG 8: Kriminalität ..........................................................................103<br />

3.7 Gesundheit ................................................................................................................103<br />

ZUSAMMENFASSUNG 9: Gesundheit ..........................................................................105<br />

3.8 Politische Beteiligung ..............................................................................................106<br />

3.8.1 Ausländerbeirat ....................................................................................................106<br />

3.8.2 Wahlbeteiligung....................................................................................................107<br />

3.8.3 Parteimitgliedschaft..............................................................................................108<br />

ZUSAMMENFASSUNG 10: Politische Beteiligung.......................................................108<br />

3.9 Religion......................................................................................................................109<br />

ZUSAMMENFASSUNG 11: Religion ..............................................................................112<br />

3.10 Englische Siedlung und <strong>Soest</strong>er Süden...............................................................112<br />

3.10.1 Bevölkerung .......................................................................................................113<br />

II


3.10.2 Das Gebiet in der Wahrnehmung von Bewohnern und Nicht-Bewohnern .........117<br />

3.10.3 Einschub: Aussagen aus Gesprächen mit Wohnungsgesellschaften ................121<br />

ZUSAMMENFASSUNG 12: Englische Siedlung und <strong>Soest</strong>er Süden .........................123<br />

4. Zum Umgang mit Fragen von Integration in Behörden ..............................................124<br />

4.1 <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ................................................................................................................124<br />

4.1.1 Integration als Aufgabe der Verwaltung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> .....................................124<br />

4.1.2 Migranten als Mitarbeiter der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>............................................................129<br />

4.1.3 Aussagen von Interviewpartnern..........................................................................130<br />

4.2 Kreis <strong>Soest</strong> ................................................................................................................132<br />

ZUSAMMENFASSUNG 13: Integration in Behörden....................................................135<br />

5. Institutionen und Initiativen ..........................................................................................136<br />

5.1 Professionelle Angebote..........................................................................................136<br />

5.1.1 Professionelle Angebote mit Fokus Migration und Integration.............................136<br />

5.1.2 Professionelle Angebote mit Fokus <strong>Soest</strong>er Süden.............................................138<br />

5.1.3 Professionelle Angebote mit möglicher Relevanz <strong>für</strong> Migranten..........................141<br />

5.2 Migrantenorganisationen.........................................................................................144<br />

5.3 Gesellschaft ..............................................................................................................148<br />

5.4 Institutionen im Bereich Bildung, Fortbildung und Forschung ...........................151<br />

ZUSAMMENFASSUNG 14: Institutionen und Initiativen .............................................154<br />

6. Integrationspolitische Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> .......................155<br />

6.1 Integrationsmonitoring ............................................................................................156<br />

6.2 Praktische Handlungsempfehlungen .....................................................................166<br />

6.3 Leitbild der Integration.............................................................................................184<br />

ANHANG..............................................................................................................................185<br />

Literaturverzeichnis ...........................................................................................................239<br />

III


Verzeichnis der Abkürzungen<br />

Abb. – Abbildung<br />

AG – Arbeitsgruppe<br />

AHA – Arbeitsgemeinschaft der Agentur <strong>für</strong> Arbeit <strong>Soest</strong> und des Kreises <strong>Soest</strong> (Arbeit Hellweg<br />

Aktiv)<br />

AK – Arbeitskreis<br />

BA – Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

BAMF – Bundesamt <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge<br />

BBZ - Berufsbildungszentrum<br />

BG <strong>Soest</strong> – Bürgergemeinschaft <strong>Soest</strong><br />

Delfin 4 – Diagnostik, Elternarbeit und Förderung der Sprachkompetenz 4-Jähriger in NRW<br />

EMR – Einwohnermelderegister<br />

ESF – Europäischer Sozialfonds<br />

HdK – Haus der Kulturen<br />

HHV – Haushaltsvorstand<br />

IMIS – Institut <strong>für</strong> Migrationsforschung und Interkulturelle Stu<strong>die</strong>n<br />

IT.NRW – Landesbetrieb <strong>für</strong> Information und Technik Nordrhein-Westfalen (zuvor: Statistisches<br />

Landesamt NRW)<br />

KGSt – Kommunale Gemeinschaftsstelle <strong>für</strong> Verwaltungsmanagement<br />

Kita – Kindertageseinrichtung<br />

KOMM-IN NRW – Innovation in der kommunalen Integrationsarbeit – eine Förderung durch<br />

das Land NRW<br />

NIP – Nationaler Integrationsplan<br />

NRW – Nordrhein-Westfalen<br />

PDB – Plandatenbank<br />

PKS – Polizeiliche Kriminalstatistik<br />

Sek. - Sekundarstufe<br />

SEN – <strong>Soest</strong>er EntwicklungsNetz<br />

IV


SEV - Sprachentwicklungsstörung<br />

SoA – <strong>Soest</strong>er Anzeiger<br />

SO! – Partei <strong>für</strong> Soziales und Ökologie<br />

Tab. – Tabelle<br />

VHS – Volkshochschule<br />

SGB – Sozialgesetzbuch<br />

V


Tabellenverzeichnis<br />

Tabellen im Textteil<br />

Tab. 1: Deutsche und ausländische Bevölkerung 1998 – 2008 .............................................13<br />

Tab. 2: Die größten Ausländergruppen 1998, 2003 und 2008 ...............................................15<br />

Tab. 3: Durchschnittsalter, Verweildauer und Verweilrelation der deutschen und<br />

ausländischen Bevölkerung 1998 – 2008 ..............................................................................16<br />

Tab. 4: Asylsuchende, De-Facto-Flüchtlinge und Geduldete 1999 – 2006............................21<br />

Tab. 5: Einbürgerungsrelationen <strong>für</strong> verschiedene Staatsangehörigkeiten............................23<br />

Tab. 6: Absolute Geburten und rohe Geburtenraten Deutsche und Ausländer 1980 – 2007 24<br />

Tab. 7: Durchschnittliche Kinderzahl deutscher und ausländischer Haushaltsvorstände 1998<br />

– 2008 ....................................................................................................................................25<br />

Tab. 8: Kinderhäufigkeit bei deutschen und ausländischen Haushaltsvorständen 2008 .......26<br />

Tab. 9: Bevölkerung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> 2009 nach detailliertem Migrationsstatus ....................28<br />

Tab. 10: Bezirke mit den höchsten Migrantenanteilen 2009 ..................................................34<br />

Tab. 11: Unterbezirke mit den höchsten Migrantenanteilen 2009..........................................35<br />

Tab. 12: Entwicklung ausländische Bevölkerung in Bezirken 4 und 5 von 1998 – 2008 .......36<br />

Tab. 13: Entwicklung ausländische Bevölkerung im Unterbezirk 58 von 1998 – 2008 ..........37<br />

Tab. 14: Deutsche und ausländische Auszubildende und Anteil bei den 15 – 24-Jährigen in<br />

der Bevölkerung 1999 bis 2008..............................................................................................65<br />

Tab. 15: Ausschließlich geringfügig beschäftigte Deutsche und Ausländer 2000 – 2008 .....76<br />

Tab. 16: Aktive Gewerbe nach Nationalitäten 2001 – 2009 ...................................................77<br />

Tab. 17: Ausländische und im Ausland geborene Beschäftigte der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> 2009 ........130<br />

Annex-Tab. 1: Zu- und Fortzüge über <strong>die</strong> Gemeindegrenze von Deutschen und Ausländern<br />

1975 – 2007 .........................................................................................................................185<br />

Annex-Tab. 2: Zuzugsjahre und Zuzugshäufigkeit der Ausländer im Jahr 2008..................186<br />

Annex-Tab. 3: Merkmale der auf <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> verteilten Aussiedler ...............................187<br />

Annex-Tab. 4: Einbürgerungen nach Nationalität 2000 – 2007 ...........................................188<br />

VI


Annex-Tab. 5: Bevölkerung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> nach Migrationsstatus und Fünf-Jahres-<br />

Altersgruppen 2009 ..............................................................................................................189<br />

Annex-Tab. 6: Verteilung 1. und 2. Staatsangehörigkeit 2009.............................................191<br />

Annex-Tab. 7: Verteilung der Bevölkerung nach Migrationsstatus auf Bezirke 2009 ..........194<br />

Annex-Tab. 8: Verteilung der Bevölkerung nach Migrationsstatus auf Unterbezirke 2009 ..198<br />

Annex-Tab. 9: Kinder mit Migrationshintergrund und ausländische Kinder an<br />

Kindertageseinrichtungen im Mai 2009 ................................................................................203<br />

Annex-Tab. 10: Anteil Ausländer und Aussiedler in Grundschulen 2000/01 – 2007/08.......205<br />

Annex-Tab. 11: Übergänge von den Grund- auf weiterführende Schulen 2004, 2006 und<br />

2008 .....................................................................................................................................206<br />

Annex-Tab. 12: Deutsche, Ausländer und Aussiedler an <strong>Soest</strong>er Schulen 2000/01 – 2007/08<br />

.............................................................................................................................................209<br />

Annex-Tab. 13: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am<br />

Ende des Schuljahrs 2004/05 ..............................................................................................211<br />

Annex-Tab. 14: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am<br />

Ende des Schuljahrs 2005/06 ..............................................................................................212<br />

Annex-Tab. 15: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am<br />

Ende des Schuljahrs 2006/07 ..............................................................................................213<br />

Annex-Tab. 16: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am<br />

Ende des Schuljahrs 2007/08 ..............................................................................................214<br />

Annex-Tab. 17: Deutsche und ausländische Schulabgänger nach Schulabschlüssen 1998/99<br />

– 2006/07 .............................................................................................................................215<br />

Annex-Tab. 18: Ausländische Bevölkerung nach Altersgruppen (Alterseinteilung wie bei<br />

Ausbildungs- und Beschäftigungsdaten) 1999 – 2008.........................................................216<br />

Annex-Tab. 19: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Deutsche und Ausländer am<br />

Arbeitsort <strong>Soest</strong> 1999 – 2008 nach Geschlecht ...................................................................217<br />

Annex-Tab. 20: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Deutsche und Ausländer am<br />

Arbeitsort <strong>Soest</strong> 1999 – 2008 nach Altersgruppen...............................................................218<br />

Annex-Tab. 21: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren,<br />

Deutsche und Ausländer 2000 – 2008 .................................................................................220<br />

Annex-Tab. 22: Bestand an deutschen und ausländischen Arbeitslosen nach Geschlecht<br />

1999 – 2009 .........................................................................................................................222<br />

Annex-Tab. 23: Bestand an deutschen und ausländischen Arbeitslosen nach Altersgruppen<br />

1999 – 2009 .........................................................................................................................223<br />

VII


Annex-Tab. 24: Zugang von Teilnehmern in ausgewählten Maßnahmen der<br />

Arbeitsmarktpolitik mit SGB II, 2005 – 2009.........................................................................225<br />

Annex-Tab. 25: Anzahl deutscher und ausländischer, männlicher und weiblicher<br />

Haushaltsvorstände 1998 – 2008.........................................................................................226<br />

Annex-Tab. 26: Ledige, verheiratete, verwitwete und geschiedene Deutsche und Ausländer<br />

1998 – 2008 .........................................................................................................................227<br />

Annex-Tab. 27: Anteile von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in<br />

städtischen Jugendtreffs 2004 – 2008 .................................................................................228<br />

Annex-Tab. 28: Tatverdächtigenbelastungszahlen <strong>Soest</strong> und NRW 2008 ..........................229<br />

Annex-Tab. 29: Wahlbeteiligungen 2004 und 2009 nach Bezirken und Unterbezirken .......230<br />

Annex-Tab. 30: Katholische, evangelische und sonstige Religionen in <strong>Soest</strong> 1998 – 2008 231<br />

Annex-Tab. 31: Anzahl der neuen Teilnahmeberechtigungen <strong>für</strong> Integrationskurse <strong>für</strong><br />

Personen mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach Status 2005 – 2008...................................................232<br />

Annex-Tab. 32: Anzahl der neuen Kursteilnehmer in Integrationskursen mit Wohnort in <strong>Soest</strong><br />

nach Kursarten 2005 – 2008 ................................................................................................232<br />

Annex-Tab. 33: Anzahl der Integrationskursabsolventen mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Kursarten 2005 – 2008.........................................................................................................232<br />

Annex-Tab. 34: Anzahl der neuen Kursteilnehmer mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach Statusgruppen<br />

2005 – 2008 .........................................................................................................................233<br />

Annex-Tab. 35: Anzahl der Integrationskursabsolventen mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Statusgruppen 2008 – 2008 .................................................................................................233<br />

Annex-Tab. 36: Anzahl der begonnenen Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Kursarten 2005 – 2008.........................................................................................................233<br />

Annex-Tab. 37: Anzahl der beendeten Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach Kursarten<br />

2005 – 2008 .........................................................................................................................234<br />

Annex-Tab. 38: Anzahl der begonnenen Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Trägerarten 2005 – 2008......................................................................................................234<br />

Annex-Tab. 39: Anzahl der beendeten Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Trägerarten 2005 – 2008......................................................................................................234<br />

VIII


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildungen im Textteil<br />

Abb. 1: Deutsche und ausländische Frauen und Männer 1998 – 2008 .................................15<br />

Abb. 2: Salden der Zu- und Fortzüge <strong>für</strong> Deutsche und Ausländer 1975 – 2007 ..................17<br />

Abb. 3: Nach <strong>Soest</strong> zugewiesene Aussiedler 1990 – 2009....................................................19<br />

Abb. 4: Einbürgerungen in <strong>Soest</strong> 2000 – 2008 ......................................................................22<br />

Abb. 5: Ausländer in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Prozent 2009 .........................................30<br />

Abb. 6: Deutsche mit Migrationsbezug in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Prozent 2009.........30<br />

Abb. 7: Deutsche ohne Migrationshintergrund in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Prozent 2009<br />

...............................................................................................................................................31<br />

Abb. 8: Relativer Anteil der Bevölkerung nach Migrationsstatus in Fünf-Jahres-Altersgruppen<br />

2009 .......................................................................................................................................32<br />

Abb. 9: Anteil Ausländer und Aussiedler an Grundschulen 2007/08......................................46<br />

Abb. 10: Verteilung von Deutschen, Ausländern und Aussiedlern auf weiterführende Schulen<br />

im Schuljahr 2007/08..............................................................................................................52<br />

Abb. 11: Verteilung von Schülern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte auf weiterführende<br />

Schulen 2007/08 und 2008/09 ...............................................................................................53<br />

Abb. 12: Schulabgänger nach Abschlussart; Deutsche, Ausländer und Aussiedler Ende des<br />

Schuljahrs 200708..................................................................................................................54<br />

Abb. 13: Deutsche und ausländische Bewerber um Ausbildungsstellen nach Qualifikation<br />

2003 – 2008 ...........................................................................................................................66<br />

Abb. 14: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Wohnbevölkerung nach Geschlecht<br />

und Staatsangehörigkeit 2008................................................................................................73<br />

Abb. 15: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Wohnbevölkerung nach<br />

Altersgruppen und Staatsangehörigkeit 2008 ........................................................................74<br />

Abb. 16: Vollzeit und Teilzeitbeschäftigung bei deutschen und ausländischen Männern und<br />

Frauen 2000 – 2008 ...............................................................................................................75<br />

Abb. 17: Arbeitslosenquoten Deutsche und Ausländer Mai 2007 bis Mai 2009.....................79<br />

Abb. 18: Arbeitslose und Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit 2008<br />

im Vergleich............................................................................................................................80<br />

IX


Abb. 19: Arbeitslose und Wohnbevölkerung nach Alter und Staatsangehörigkeit 2008 im<br />

Vergleich ................................................................................................................................81<br />

Abb. 20: Hilfebedürftige Deutsche und Ausländer 2005 – 2008 ............................................82<br />

Abb. 21: Entwicklung Anzahl ausländischer und deutscher Haushaltsvorstände 1998 – 2008<br />

...............................................................................................................................................88<br />

Abb. 22: Partnerschaftsstatus von Deutschen und Ausländern 1998 und 2008 ....................89<br />

Abb. 23: Anteile von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Jugendtreffs<br />

2006 – 2008 ...........................................................................................................................96<br />

Abb. 24: Anteil Personen mit sonstiger Religion bei Deutschen, Ausländern und gesamter<br />

Bevölkerung 1998 – 2008 ....................................................................................................109<br />

Abb. 25: Bevölkerung in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Unterbezirk 58, 2009 .....................113<br />

Abb. 26: Bevölkerung in Fünf-Jahres-Altersgruppen in <strong>Soest</strong> Gesamt 2009.......................114<br />

Abb. 27: Anzahl der Personen im Unterbezirk 58 nach Migrationsstatus in Fünfer-<br />

Altersgruppen 2009 ..............................................................................................................115<br />

Abb. 28: Verteilung 1. und 2. ausländischer Staatsangehörigkeiten in der Englischen<br />

Siedlung 2009 ......................................................................................................................116<br />

Abbildungen im Annex<br />

Annex-Abb. 1: Kleinräumige Gebietsgliederung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> in Bezirken......................235<br />

Annex-Abb. 2: Kleinräumige Gebietsgliederung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> in Unterbezirken .............237<br />

X


1. Einleitung: Ein Integrationsplan <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

1.1 Vorgeschichte des Plans<br />

Die kreisangehörige <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> gehört zu jenen deutschen Städten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Integration von<br />

Zuwanderern als eine dauerhafte und in der Verantwortlichkeit der Kommunen liegende Aufgabenstellung<br />

verstehen. Da sie zu der Überzeugung gelangte, dass <strong>die</strong> Integration vor Ort<br />

einer angemessenen und vorausschauenden Gestaltung bedarf, hat sie das Institut <strong>für</strong> Migrationsforschung<br />

und Interkulturelle Stu<strong>die</strong>n (IMIS) der Universität Osnabrück 2008 gebeten,<br />

ein Arbeitskonzept <strong>für</strong> einen Integrationsbericht <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> vorzulegen. Auf der Grundlage<br />

<strong>die</strong>ses Arbeitskonzepts wurde das IMIS beauftragt, einen Integrationsbericht <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> zu<br />

erstellen. Der Bericht und seine Empfehlungen sollen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>die</strong> Basis schaffen, angemessene<br />

Maßnahmen treffen zu können, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Integration des zugewanderten und sich<br />

absehbar dauerhaft niederlassenden Teils der <strong>Stadt</strong>bevölkerung in wirtschaftlicher, sozialer,<br />

kultureller und politischer Hinsicht nachhaltig fördern.<br />

Der Sinn des hiermit vorgelegten Integrationsberichts kann nicht sein, dass er konkrete Ziele<br />

festlegt, <strong>die</strong> durch einen ebenfalls festgelegten politischen Fahrplan zu erfüllen wären. Entsprechende<br />

Erwartungen an <strong>die</strong>sen Bericht wären falsch. Zum einen fällt <strong>die</strong> Festlegung von<br />

(politischen) Zielsetzungen in <strong>die</strong> politische Zuständigkeit der Kommune selbst und nicht in<br />

<strong>die</strong> Kompetenz extern eingeholter Expertisen. Zum anderen, und <strong>die</strong>s wird das nachfolgende<br />

Kapitel 1.2 näher ausführen, kann Integration nicht primär mit politischen Mitteln erreicht oder<br />

verordnet, sondern bestenfalls gefördert werden.<br />

Dieser Bericht wird aber wesentliche Grundlagen da<strong>für</strong> vorlegen, dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (a)<br />

sich auf der Basis des von ihm bereit gestellten Wissens einen Überblick über das bisher<br />

Erreichte verschaffen kann, also über <strong>die</strong> soziale Lage der Zuwanderer und Zuwanderinnen 1 ,<br />

ihre Stärken und Schwächen, aber auch <strong>die</strong> Stärken und Schwächen der kommunalen Arbeit<br />

selbst, und (b) mit einem realistischen Blick sinnvolle Ziele <strong>für</strong> überschaubare Zeiträume abstecken<br />

kann, um den Integrationsprozess weiter zu fördern und zu unterstützen. Beide<br />

Punkte setzen voraus, dass <strong>die</strong> Kommune nicht nur sensibel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Möglichkeiten und Grenzen<br />

einer kommunalen Integrationspolitik ist, sondern auch kontinuierlich <strong>die</strong> weitere Entwicklung<br />

der kommunalen Integrationsverhältnisse beobachtet, damit sie ihre Integrationspolitik<br />

hieran ausrichten kann.<br />

1 Im Folgenden wird ausschließlich <strong>die</strong> männliche Form verwendet. Dies geschieht nur aus Gründen<br />

der Leserlichkeit und soll nicht diskriminierend wirken.<br />

1


Der Bericht wird daher nach der Darstellung der städtischen Bevölkerungsstruktur und -entwickung<br />

(Kapitel 2) in Kapitel 3 einen fun<strong>die</strong>rten Überblick über den Stand der sozialen Integration<br />

in <strong>Soest</strong> geben. Dem schließt sich in Kapitel 4 ein Überblick über den Umgang mit<br />

Integration (vorrangig) in der Verwaltung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> an, bevor Kapitel 5 jene Einrichtungen<br />

beschreibt, <strong>die</strong> sich in institutionalisierter Form mit Fragen von Integration und Migration<br />

befassen. Kapitel 6 umfasst unsere Empfehlungen <strong>für</strong> ein Integrationsmonitoring sowie konkrete<br />

Handlungsempfehlungen.<br />

Zunächst legen wir aber das <strong>die</strong>sem Bericht zugrunde gelegte Verständnis von Integration<br />

dar und gehen auf einige <strong>für</strong> den Bericht relevante bundes- und landesweite Entwicklungen<br />

ein. Anschließend erläutern wir <strong>die</strong> Möglichkeiten und Grenzen, unter denen Kommunen mit<br />

Bezug auf Fragen der Integration von Migranten agieren (1.2). Hieran schließen sich einige<br />

methodische Vorbemerkungen an, <strong>die</strong> wir zum besseren Verständnis 'vor <strong>die</strong> Klammer' gezogen<br />

haben: Zuerst erläutern wir, welche Quellen wir <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erstellung <strong>die</strong>ses Berichts verwendet<br />

haben (1.3.1), sodann <strong>die</strong> unterschiedlichen Varianten der Definition von Migranten,<br />

<strong>die</strong> in <strong>die</strong>sen Quellen und damit auch im vorliegenden Bericht verwendet werden (1.3.2), und<br />

<strong>die</strong> Unzulänglichkeiten vieler offizieller Statistiken, mit denen bei der Erstellung <strong>die</strong>ses Berichts<br />

umzugehen war. Abschließend wird noch einmal kurz auf den Aufbau des Berichts<br />

eingegangen (1.3.3).<br />

1.2 Rahmenbedingungen kommunaler Integrationspolitik<br />

Das <strong>die</strong>sem Bericht zugrunde gelegte Verständnis von Integration<br />

Integration ist ein im öffentlichen Raum, in den Me<strong>die</strong>n und der Bevölkerung oft gebrauchter<br />

und zudem viel diskutierter Begriff – auch in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>. 2 Mit ihm wird allerdings – je<br />

nachdem, wer ihn gebraucht und in welchem Kontext – Unterschiedliches bezeichnet. Wir<br />

wollen hier nicht näher auf <strong>die</strong> vielfältigen Facetten des Integrationsbegriffs eingehen (dazu:<br />

Bommes 2004), sondern nur seine <strong>für</strong> den Bericht notwendigen und wesentlichen Kernpunkte<br />

erläutern: Der Grad der gesellschaftlichen Integration von Migranten bezeichnet im<br />

Wesentlichen <strong>die</strong> Frage, in welchem Ausmaß es ihnen gelingt, an den <strong>für</strong> eine selbständige<br />

Lebensführung bedeutsamen gesellschaftlichen Bereichen teilzunehmen.<br />

2 Eine Auswertung des Archivs der Tageszeitung des "<strong>Soest</strong>er Anzeigers" (SoA) ergab, dass darin<br />

ausführlich über Themenstellungen rund um Migration berichtet wurde. Insgesamt wurden <strong>für</strong> den<br />

Zeitraum von Februar 2005 bis Juli 2009 110 Artikel ausgewertet, wobei sich mindestens 71 Artikel<br />

mit Fragen von Integration von Migranten in der <strong>Stadt</strong> beschäftigten. Weitere 39 Artikel thematisierten<br />

in <strong>die</strong>sem Zeitraum Fragen von religiösem oder interkulturellem Zusammenleben oder<br />

berichteten über Initiativen, <strong>die</strong> sich mit Migration oder Integration beschäftigten.<br />

2


Damit ist der Zugang zu Arbeit, Erziehung und Ausbildung ebenso gemeint wie der Zugang<br />

zu Wohnung, Gesundheit, Recht, Politik, Massenme<strong>die</strong>n und Religion.<br />

Integration resultiert in <strong>die</strong>sem Sinne aus einem Zusammenspiel der Anstrengungen der Migranten<br />

selbst sowie der Bedingungen, <strong>die</strong> sie vorfinden. Migranten sind einerseits aufgefordert,<br />

sich an den sozialen Bedingungen der Teilnahme an verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Bereichen auszurichten; Zuwanderern und ihren Familien werden daher trotz und wegen der<br />

Freiheit der kulturellen Lebensgestaltung erhebliche Anpassungsleistungen abverlangt. Andererseits<br />

sind <strong>die</strong> Verläufe von Integration, ihre Erfolge und Misserfolge aber auch das Resultat<br />

der Anforderungen und Bereitschaften, mit denen sich Migranten konfrontiert sehen.<br />

Die Erfolgsaussichten der Zuwanderer sind oftmals durch Hürden eingeschränkt, <strong>die</strong> eigentlich<br />

gar nicht auf <strong>die</strong> Migranten selbst zielen, sondern sich aus anderen Kontexten ergeben,<br />

andere Adressaten meinen oder schlicht eingeschliffene organisatorischen Alltagsroutinen in<br />

so zentralen gesellschaftlichen Institutionen wie Unternehmen, Schulen, Verwaltungen oder<br />

Krankenhäusern sind. Damit soll nicht gesagt werden, dass <strong>die</strong>se Hürden alle 'zufällig' entstanden<br />

sind. Teilweise geht es auch um <strong>die</strong> Kontrolle der Arbeitsplatzinhaber über den Zugang<br />

zu Arbeits- und Ausbildungsplätzen oder um <strong>die</strong> bessere Durchsetzungsfähigkeit der<br />

Mittel- und Oberschichten in der Konkurrenz um Bildung. Mit Integration ist eben auch eine<br />

Konkurrenz um knappe Güter verbunden, zumindest aber in vielen Fällen eine Irritation organisatorischer<br />

Alltagsroutinen durch ein sich wandelndes Publikum. Das ist unvermeidlich.<br />

Integration kann daher nur durch <strong>die</strong>se Realitäten und Hemmnisse hindurch gelingen. Sie<br />

kann aber, weil sie in Unternehmen, Schulen, Krankenhäusern und lokalen Verwaltungen<br />

sowie in Familien gelingen soll, nicht etwa allein oder auch nur vorwiegend politisch verordnet<br />

oder bewirkt werden.<br />

Bundes- und landesweite Entwicklungen<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> reiht sich mit dem Wunsch nach einem <strong>Integrationskonzept</strong> in eine Vielzahl<br />

von Kommunen ein, denen <strong>die</strong> konzeptionelle Behandlung <strong>die</strong>ser Thematik gegenwärtig ein<br />

wichtiges Anliegen ist. Mittlerweile verfügen nach einer aktuellen Schätzung 41 der 81 deutschen<br />

Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern über Integrations- bzw. Handlungskonzepte,<br />

über Leitbilder oder Leitlinien zum Umgang mit Migration und Integration. In weiteren<br />

acht Fällen ist <strong>die</strong> Erstellung solcher Konzepte geplant. Auch in kleineren Städten und Landkreisen<br />

werden zunehmend Entwürfe <strong>die</strong>ser Art erstellt (Gesemann, Roth 2009, S. 18ff.).<br />

Eine genauere Übersicht über den Deckungsgrad ist derzeit, gerade aufgrund der Dynamik<br />

<strong>die</strong>ses Felds, unmöglich. 3 Daher ist wohl <strong>die</strong> Vermutung angebracht, dass es zwar mittler-<br />

3 Eine Möglichkeit der Übersicht bietet <strong>die</strong> Seite www.kreise-fuer-integration.de, eine Internetseite<br />

zur Integration von Migranten im ländlichen Raum, <strong>die</strong> vom Deutschen Landkreistag betrieben<br />

wird.<br />

3


weile einige, aber eine zahlenmäßig doch noch überschaubare Anzahl an Konzepten oder<br />

Berichten <strong>die</strong>ser Art <strong>für</strong> Städte der Größenordnung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> gibt. Es ist hier weder der<br />

Platz noch <strong>die</strong> Aufgabe, über <strong>die</strong> gewachsene und noch weiter wachsende Bedeutung kommunaler<br />

Integrationspolitik zu reflektieren. Dennoch sollten <strong>die</strong> sie begleitenden Gründe kurz<br />

thesenartig angerissen werden. Welche bundes- und landespolitischen Entwicklungen befördern<br />

eigentlich <strong>die</strong> Aufwertung <strong>die</strong>ses Politikfeldes und sichern ihm zunehmende Aufmerksamkeit?<br />

Zunächst ist <strong>die</strong> Aufwertung der Integrationspolitik auf Bundesebene zu nennen, <strong>die</strong> in vielfacher<br />

Hinsicht zu einer Änderung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen führte.<br />

Konkret sind dabei der Migrationskompromiss von 1992/93 und das Anfang 2005 in Kraft<br />

getretene Zuwanderungsgesetz zu erwähnen, welches nach jahrelangem Leugnen als ein<br />

Bekenntnis der Politik angesehen werden kann, Zuwanderungsland und damit eben auch<br />

Integrationsland zu sein. Begleitet wurde <strong>die</strong>se Ebene der Steuerung der Zuwanderung auch<br />

durch Änderungen integrationspolitischer Art: Reform des Staatsangehörigkeitsrechts 1999,<br />

Einrichtung von Integrationskursen sowie Vereinbarungen zur Selbstverpflichtung im Rahmen<br />

des Nationalen Integrationsplans 2007 (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung<br />

Juli 2007). Integrationspolitik wurde, auch <strong>die</strong>s ist ein Ergebnis des Prozesses, zunehmend<br />

als eine gemeinsame Herausforderung von Bund, Ländern und Kommunen verstanden.<br />

Für <strong>die</strong> Kommunen ist <strong>die</strong>s mit einer deutlichen Entlastung auf der Kostenseite verbunden,<br />

während sich <strong>die</strong> Akzeptanz des Feldes kommunaler Integrationspolitik erhöht hat (Gesemann,<br />

Roth 2009, S. 21).<br />

Verbunden ist <strong>die</strong>ser Wandel aber auch mit einer deutlicher als zuvor formulierten Erwartung<br />

an <strong>die</strong> Kommunen, sich <strong>die</strong>ser Herausforderung zu stellen und entsprechende Maßnahmen<br />

und Strategien zu ergreifen (siehe z.B. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung<br />

Juli 2007, S. 109–122). Gerade in Nordrhein-Westfalen (NRW), einem Bundesland, das lange<br />

und stark von Zuwanderung geprägt wurde und als nach wie vor (Stand 2009) einziges<br />

Bundesland einen "Integrationsminister" hat, werden <strong>die</strong>se Erwartungen deutlich artikuliert<br />

und von finanzstarken Förderprogrammen wie "Innovation in der kommunalen Integrationsarbeit<br />

– eine Förderung durch das Land NRW" (KOMM-IN NRW) begleitet (siehe z.B. Ministerium<br />

<strong>für</strong> Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

2007 sowie Ministerium <strong>für</strong> Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

2008).<br />

Hinzu kommt eine große Reihe von Akteuren, <strong>die</strong> Integrationspolitik als (wichtiges) Betätigungsfeld<br />

entdeckt oder ausgebaut haben. Zu nennen sind dabei überörtliche Modellprogramme<br />

wie das Bund-Länder-Programm "Soziale <strong>Stadt</strong>", aber auch Stiftungen 4 , <strong>die</strong> teilwei-<br />

4 Um einige Beispiele anzuführen: <strong>die</strong> Schader Stiftung (vgl. http://www.schader-stiftung.de/<br />

wohn_wandel/99.php), <strong>die</strong> Stiftung Mercator (vgl. http://www.stiftung-mercator.org/cms/<br />

4


se als Plattformen des Informations- und Erfahrungsaustauschs agieren oder aber finanzielle<br />

Förderungen anbieten. Hinzu gesellt sich zunehmend <strong>die</strong> europäische Ebene, <strong>die</strong> einerseits<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit <strong>für</strong> Erfahrungsaustausch bietet 5 , als politischer Spieler in Gestalt der Europäischen<br />

Union andererseits aber auch ein Eigeninteresse an der wachsenden Bedeutung <strong>die</strong>ses<br />

Themenfelds besitzt. 6 Zuletzt sollten hier auch <strong>die</strong> Kommunen selbst erwähnt werden. 7<br />

Auch, aber nicht nur aufgrund des demographischen Wandels und im Kontext des internationalen<br />

Wettbewerbs um Fach- und Arbeitskräfte werden ihnen immer stärker <strong>die</strong> Chancen<br />

einer erfolgreichen sowie <strong>die</strong> Risiken einer mangelhaften Integration deutlich (Gesemann,<br />

Roth 2009, S. 21).<br />

Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen kommunaler Integrationspolitik<br />

Praktisch sollte sich <strong>die</strong> kommunale Integrationspolitik besonders auf <strong>die</strong> Förderung der<br />

Chancen von Migranten in den Bereichen Bildung und Arbeit sowie auf <strong>die</strong> Stabilisierung und<br />

Mobilisierung der Familien konzentrieren. Die Forschung zu sozialer Ungleichheit und sozialen<br />

Lebenslagen zeigt eindeutig auf, dass <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Kernbereiche der sozialen Integration in<br />

der modernen Gesellschaft sind, nicht nur <strong>für</strong> Zuwanderer und ihre Familien. Ein Mensch,<br />

der Zugang zu Bildung, regelmäßiger Beschäftigung und Einkommen hat, und zudem in stabilen<br />

Familien lebt, genießt bessere Möglichkeiten, seine Rechte wahrzunehmen, politisch<br />

Einfluss zu nehmen, ist zudem seltener krank und lebt häufiger in befriedigenden sozialen<br />

Alltagsbeziehungen.<br />

Als eine weitere Aufgabe stellt sich in vielen Kommunen <strong>die</strong> Aufgabe der Integration des Islam<br />

bzw. der islamgläubigen Zuwanderer sowie ihrer Kinder. Es geht dabei darum, den islamisch<br />

gläubigen Migranten den Aufbau einer religiösen Infrastruktur in den Gemeinden zu<br />

ermöglichen, <strong>die</strong> es ihnen erlaubt, ihren Glauben wahrzunehmen und ihre Lebensführung<br />

hieran auszurichten. Allgemein betrachtet ist damit <strong>für</strong> eine Kommune <strong>die</strong> Herausforderung<br />

verbunden, den Islam zu europäisieren sowie <strong>die</strong> islamische Orientierung von Migranten in<br />

einem doppelten Sinne zu normalisieren: Sie sollte zu einer selbstverständlichen Option im<br />

pluralen Spektrum religiöser Überzeugungen werden. Damit würde der Islam gleichzeitig<br />

5<br />

front_content.php?idcat=105) oder <strong>die</strong> Freudenberg Stiftung (http://www.freudenbergstiftung.de/<br />

index.php?id=502).<br />

Vgl. z.B. "European Network of Cities for Local Integration Policies for Migrants" (CLIP), einen<br />

Zusammenschluss zum Erfahrungsaustausch von 30 europäischen Städten (http://<br />

6<br />

www.eurofound.europa.eu/areas/populationandsociety/clip.htm).<br />

Vgl. z.B. das von der EU-Kommission herausgegebene "Handbuch über Integration <strong>für</strong> Politikgestalter<br />

und Praktiker" unter http://ec.europa.eu/justice_home/doc_centre/immigration/ integration/doc/2007/handbook_2007_de.pdf.<br />

7<br />

Stellvertretend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Initiativen der einzelnen Kommunen wäre hier <strong>die</strong> Arbeit der Kommunalen<br />

Gemeinschaftsstelle <strong>für</strong> Verwaltungsmanagement (KGSt) zu nennen (vgl. z.B. <strong>die</strong> Expertise von<br />

Reichwein, April 2004).<br />

5


seinen vielfach als solchen wahrgenommenen Charakter einer Entfremdungs- oder Distanzüberzeugung<br />

nach und nach verlieren.<br />

Jede Integrationspolitik ist bei der Wahrnehmung <strong>die</strong>ser Aufgabe in den Rahmen von drei<br />

Bezugsgrößen gestellt:<br />

1. Die Individuen, also <strong>die</strong> Migranten selbst. Sie verfügen über Fertigkeiten, weisen Verhaltensmuster<br />

und Sprachkenntnisse auf, verfolgen bestimmte Normen und Mobilitätsorientierungen<br />

usw. Jede Person verfügt über individuelle kognitive und kulturelle Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> eine mehr oder weniger erfolgreiche Teilnahme an sozialen Zusammenhängen<br />

des wirtschaftlichen, politischen, erzieherischen oder rechtlichen Lebens und Handelns.<br />

Die Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen von Migranten sind dabei stark<br />

geprägt durch <strong>die</strong> ihnen verfügbaren sozialen Zugangs- und Zugriffsmöglichkeiten auf<br />

soziale Ressourcen wie Einkommen, Bildung, Prestige und soziale Netzwerke.<br />

2. Als zweite Bezugsgröße wirken <strong>die</strong> Bereiche Arbeit, Bildung/Ausbildung und Familie sowie<br />

<strong>die</strong> dort gültigen sozialen Bedingungen. Hier ist zu fragen, was <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sen Bereichen<br />

herrschenden Bedingungen den Individuen abverlangen und ob sie ihren Zugang<br />

und ihre Teilnahme eher befördern oder behindern.<br />

3. Letztlich sind <strong>die</strong> Möglichkeiten der Politik selbst als Bezugsgröße anzusehen. Die<br />

Kommunalpolitik kann Integration in Bildung, Arbeit und Familie nicht selbst gewährleisten,<br />

schon gar nicht verordnen. Sie kann sie aber mit ihren Mitteln – der Verabschiedung<br />

und/oder Anwendung von Gesetzen, dem Auflegen von Programmen und Maßnahmen<br />

durch Personal- und Geldbereitstellung und einer symbolischen Politik der Überzeugung<br />

– befördern und <strong>die</strong> wichtigen Rahmenbezüge gestalten. Politik kann in <strong>die</strong>sem Sinne<br />

<strong>die</strong> Individuen nur bei ihrem eigenen Versuch unterstützen, sich auf <strong>die</strong> Bedingungen<br />

moderner Lebensführung einzustellen, indem sie Familien unterstützt, Ressourcen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Organisation erfolgreichen Lernens bereit stellt und auf ihre angemessene Ausgestaltung<br />

dringt sowie Zugänge zu Arbeit und Einkommen fördert. Auf der Grundlage ihrer<br />

Möglichkeiten verstehen wir Kommunen daher als Moderatoren der sozialen Integration.<br />

Damit ist angesprochen, dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ihre Möglichkeiten bei der Moderation kommunaler<br />

Integrationsprozesse weder über- noch unterschätzen sollte. Überschätzung entsteht<br />

leicht, wenn übersehen wird, dass <strong>die</strong> Entwicklungen in Kommunen und damit auch in<br />

<strong>Soest</strong> durch nationale und globale Entwicklungen geprägt sind, <strong>die</strong> sich ihrem Zugriff entziehen,<br />

wie etwa <strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung oder <strong>die</strong> Verabschiedung von Gesetzen. Zudem<br />

ist auch <strong>Soest</strong> auf <strong>die</strong> Finanzzuweisungen von von der <strong>Stadt</strong> unabhängigen Akteuren<br />

(Bund, Länder, Europäische Union) angewiesen (Bommes 2007). Unterschätzt würde <strong>die</strong><br />

6


Rolle der <strong>Stadt</strong> allerdings, wenn sie <strong>die</strong> Möglichkeiten übersieht, <strong>die</strong> sich auch aus den im<br />

Rahmen des Zuwanderungsgesetzes und der sog. Hartz-Reformen neu hinzugewonnen Zuständigkeiten<br />

ergeben. Kommunen können in vielerlei Hinsicht Ressourcen der Integration<br />

mobilisieren: auf Seiten von Migranten ebenso wie in vielen gesellschaftlichen Integrationsbereichen<br />

(Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, <strong>Stadt</strong>teile, Schulen, religiöse Gemeinden, Vereine,<br />

Familien). Als Beispiele seien hier <strong>die</strong> lokalspezifisch zugeschnittene Arbeits- und Wirtschaftsförderungspolitik<br />

genannt, ein kommunales Bildungs- und Ausbildungsmanagement,<br />

das <strong>die</strong> bundes- und länderspezifisch angebotenen Programme nutzt. Verwiesen sei auch<br />

auf <strong>die</strong> adressatenspezifische und ehrenamtliche wie freiwillige Arbeit als Form der politischen<br />

Beteiligung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> in ihre Bemühungen mit einbeziehen kann. Ebenso kann sie<br />

auf <strong>die</strong> Wohn- und <strong>Stadt</strong>teilpolitik sowie <strong>die</strong> Familienförderung einwirken. In <strong>die</strong>sen Zusammenhang<br />

zu nennen sind auch Reformen der sog. Migrations<strong>die</strong>nste sowie möglicherweise<br />

<strong>die</strong> interkulturelle Öffnung der Verwaltungen, Integrationslotsenprojekte und nicht zuletzt der<br />

aktive, engagierende wie engagierte Einbezug der Migranten selbst in <strong>die</strong> kommunalen Anstrengungen<br />

der Steigerung des lokalen Integrationspotentials. Wenn <strong>die</strong>se Fragen in der<br />

Sache angemessen formuliert werden und von lokalen Schlüsselfiguren in Politik, Wirtschaft,<br />

Bildung und Wissenschaft getragen und zudem in längeren, auch generationenübergreifenden<br />

Zeithorizonten angegangen werden, sind Erfolge auch gegen widrige Umstände möglich.<br />

Was <strong>die</strong>ser Integrationsbericht leistet<br />

Die Ausführungen zu Fragen der Integration und <strong>die</strong> Rolle der Kommunen als Moderatoren<br />

der sozialen Integration begründet <strong>die</strong> potentielle Bedeutung, <strong>die</strong> ein Integrationsbericht in<br />

dem einleitend erläuterten Verständnis <strong>für</strong> eine kommunale Integrationspolitik haben kann.<br />

Die deutschen Kommunen haben seit dem Zweiten Weltkrieg Erfahrungen mit Fragen von<br />

Zuwanderung und Integration durch ihre lange Zuwanderungsgeschichte gesammelt (Flüchtlinge/Vertriebene,<br />

Arbeitsmigranten ('Gastarbeiter'), Asylsuchende und Bürgerkriegsflüchtlinge,<br />

(Spät-)Aussiedler). In ihren Reaktionen auf <strong>die</strong>se verschiedenen Formen der Migration<br />

haben sie früher oder später gewisse Strukturen im Umgang mit Zuwanderung und ihren<br />

Folgen aufgebaut (Institutionen, Maßnahmen, Fördergelder etc.). Allerdings haben <strong>die</strong><br />

Kommunen, wie zuvor bereits angerissen, erst in den letzten Jahren begonnen, ihre im Verlauf<br />

der in den letzten ca. 30 Jahren aufgebauten integrationspolitischen Bestände zu sichten<br />

– seit <strong>die</strong> Einsicht wächst, dass Migration und Integration zu dauerhaften Herausforderungen<br />

der Politik geworden sind und nicht als vorübergehende Erscheinungen betrachtet werden<br />

können. Die Kommunen begannen, ihre integrationspolitischen Bestände zu ordnen und an<br />

ihrer im Rahmen der veränderten Gesetzeslage neu profilierten Rolle als Moderatoren der<br />

sozialen Integration auszurichten.<br />

7


Kommunen sind dabei fähig, sich wie kaum eine andere politische Instanz ein sehr genaues<br />

Bild über <strong>die</strong> Integration von Migranten und ihren Familien zu verschaffen. Dies betrifft <strong>die</strong><br />

Wanderungsgeschichte und <strong>die</strong> Generationenverhältnisse in den Familien, ihre räumliche<br />

Verteilung in der Gemeinde, <strong>die</strong> Wohn- und sozialen Infrastrukturverhältnisse, <strong>die</strong> Beteiligung<br />

in Kindertageseinrichtungen, Schulen und beruflicher Ausbildung, Erwerbslosigkeit und<br />

Beschäftigung, <strong>die</strong> Zahl und Struktur von Vereinen, ihre kulturelle, sportliche oder religiöse<br />

Ausrichtung usw.<br />

Einem Integrationsbericht kommt vor <strong>die</strong>sem Hintergrund in der gegenwärtigen Situation <strong>die</strong><br />

Funktion zu, <strong>die</strong> integrationspolitischen Bestände und Potentiale einer Kommune zu<br />

sichten und sie mit der Beschreibung des erreichten Stands der Integration der dauerhaften<br />

Zuwanderungsbevölkerung zu verknüpfen. Auf <strong>die</strong>ser Grundlage soll der Bericht weiterhin<br />

Probleme der Integration der Migranten und ihrer Familien beleuchten. Er soll aber ebenso<br />

<strong>die</strong> Stärken und Schwächen der bestehenden Infrastruktur zur Förderung der Integration<br />

bestimmen. Hieran schließen sich Empfehlungen zur zukünftigen Gestaltung einer<br />

kommunalen Integrationspolitik an. Grundlage einer nachhaltigen, zugleich "präventiven,<br />

begleitenden und nachholenden Integrationspolitik" (Bade 2006) der Zukunft ist daher zunächst<br />

der Aufbau und <strong>die</strong> Pflege einer regelmäßigen Integrationsberichterstattung in der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> auf Basis eines kontinuierlichen Integrationsmonitorings. Erst eine solche Berichterstattung<br />

erlaubt es, <strong>die</strong> Konstellationen und Entwicklungen zu erfassen und zu verfolgen,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> Zuwandererfamilien unter integrationspolitischen Fragestellungen relevant sind.<br />

Eine systematisch angelegte regelmäßige Integrationsberichterstattung ermöglicht zudem,<br />

das Zusammenspiel verschiedener Faktoren besser zu begreifen und in den verschiedenen<br />

relevanten Bereichen und Ressorts (vorschulische Erziehung, Familienarbeit, Schule, berufliche<br />

Aus- und Weiterbildung sowie Beschäftigung) ggf. frühzeitig und sachadäquat einzugreifen.<br />

1.3 Methodische Vorbemerkungen<br />

1.3.1 Definitionen von Migranten<br />

Die Erhebung von Daten im Feld der Migrations- und Integrationsforschung ist mit zwei aufeinander<br />

bezogenen strukturellen Dilemmata verbunden. (1) Zum einen der Schwierigkeit,<br />

Aussagen über Migranten und nicht alleine Ausländer treffen zu wollen, dabei aber nur in<br />

wenigen Fällen Statistiken zur Hand zu haben, <strong>die</strong> von Migranten sprechen und nicht von<br />

Ausländern alleine. (2) Auch, aber nicht nur aus <strong>die</strong>sem Umstand entsteht das Problem,<br />

dass <strong>die</strong> Anzahl der Definitionen <strong>für</strong> den Begriff Migrant nahezu der Anzahl der verwendeten<br />

Quellen entspricht. Eine einheitliche Definition, was unter einem "Migranten" zu verstehen ist,<br />

8


hat sich schlicht noch nicht durchgesetzt, weshalb nahezu jede Quelle ihre eigene Definition<br />

verwendet. Dieser Problematik muss sich auch unser Bericht stellen. Wir versuchen ihr dadurch<br />

gerecht zu werden, dass wir in <strong>die</strong>sem Kapitel kurz <strong>die</strong> auch <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Bericht wichtigsten<br />

Quellen vorstellen, in denen Migranten eigenständig erfasst werden und <strong>die</strong> dort jeweils<br />

verwendeten Definitionen erläutern.<br />

Der Mikrozensus erfasst erstmals seit dem Jahr 2005 <strong>die</strong> "Personen mit Migrationshintergrund"<br />

und ist bundesweit <strong>die</strong> wichtigste und aussagekräftigste Quelle über <strong>die</strong>se Personengruppe.<br />

Als Personen mit Migrationshintergrund zählt <strong>die</strong>se Erhebung zunächst <strong>die</strong> ausländische<br />

Bevölkerung, also alle Einwohner der Bundesrepublik, <strong>die</strong> nicht <strong>die</strong> deutsche<br />

Staatsangehörigkeit besitzen, unabhängig von der Frage, ob sie im Inland oder im Ausland<br />

geboren wurden. Hinzu gesellen sich alle selber nach 1950 Zugewanderten (unabhängig von<br />

ihrer Nationalität) sowie jene, <strong>die</strong> in Deutschland als Ausländer geboren wurden, sich aber<br />

haben einbürgern lassen. Ferner kommen solche Personen hinzu, <strong>die</strong> in Deutschland als<br />

deutsche Staatsbürger geboren wurden, bei denen sich aber der Migrationshintergrund aus<br />

dem Migrationsstatus der Eltern ableitet. Als Personen mit Migrationshintergrund zählen<br />

demnach auch <strong>die</strong> deutschen Kinder von Spätaussiedlern und Eingebürgerten. Dies gilt auch<br />

dann, wenn nur einer der beiden Elternteile <strong>die</strong>se Bedingung erfüllt. Zudem gehören zu <strong>die</strong>ser<br />

Gruppe seit dem Jahr 2000 auch <strong>die</strong> (deutschen) Kinder von ausländischen Eltern, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Bedingungen <strong>für</strong> das Optionsmodell erfüllen und daher mit einer deutschen und einer<br />

ausländischen Staatsangehörigkeit in Deutschland geboren wurden (Statistisches Bundesamt<br />

2008, S. 326). Kurz gefasst gelten als Personen mit Migrationshintergrund damit alle<br />

Ausländer, alle Zugewanderten sowie deren Kinder. Diese Definition ist, weil der Migrationshintergrund<br />

bereits von nur einem Elternteil abgeleitet werden kann, eine sehr weit gefasste.<br />

Mit ihr ist nicht nur politisch, sondern auch <strong>für</strong> Zwecke der empirischen Forschung sicher<br />

gestellt, dass Migration als ein sozial <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lebensführung folgenreicher Sachverhalt <strong>für</strong> alle<br />

<strong>die</strong>jenigen erfasst wird, <strong>die</strong> davon betroffen sind, nämlich <strong>die</strong> Migranten selbst sowie ihre<br />

Kinder, also <strong>die</strong> erste und <strong>die</strong> zweite Generation. Die Definition des Mikrozensus kann als <strong>die</strong><br />

in der Wissenschaft derzeit bestimmende angesehen werden. Und sie deckt sich – ohne <strong>die</strong>s<br />

empirisch beweisen zu können – wohl auch mit dem, was mittlerweile landläufig (z.B. in den<br />

Me<strong>die</strong>n) gemeint ist, wenn von "Migranten" gesprochen wird. Dem möchten wir uns anschließen:<br />

Sofern wir im weiteren Verlauf des Textes von "Migranten" oder "Menschen<br />

mit Migrationshintergrund" sprechen, lehnen wir uns, wenn nichts Anderweitiges erwähnt<br />

wird, an <strong>die</strong> Definition aus dem Mikrozensus an.<br />

Allerdings zeigt sich, dass der Begriff "Migrant" nicht in allen statistischen oder wissenschaftlichen<br />

Quellen einheitlich definiert wird. Eine alternative Definition verwendet etwa das Bildungsministerium<br />

in Nordrhein-Westfalen, dessen Erhebungsvorgaben auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Soest</strong> gelten. Bis zum Schuljahr 2007/08 wurden in der Statistik ausschließlich Ausländer<br />

9


und (Spät-)Aussiedler gesondert ausgewiesen. Seitdem sind <strong>die</strong> Schulen zusätzlich angehalten,<br />

<strong>die</strong> "Schüler und Schülerinnen mit Zuwanderungsgeschichte" zu erheben. Als eine solche<br />

Person wird definiert, "wer selbst zugezogen ist oder eine nichtdeutsche Verkehrssprache<br />

in der Familie hat oder mindestens ein nicht in Deutschland geborenes Elternteil hat."<br />

(Ministerium <strong>für</strong> Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen April 2009, S.<br />

98).<br />

Wir werden in Teilen des Berichts, je nach Quelle, <strong>die</strong> dort zugrunde gelegte Definition verwenden<br />

bzw. eigene Definitionen von Migranten liefern (müssen). An den entsprechenden<br />

Stellen werden wir dann aber auch Hinweise geben, welche abweichenden Definitionen gerade<br />

verwendet werden.<br />

1.3.2 Datenakquise <strong>für</strong> den Plan<br />

Die nachfolgenden Ausführungen stützen sich zunächst auf quantitative Daten des Landesbetriebs<br />

<strong>für</strong> Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW; zuvor: Statistisches<br />

Landesamt), der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (BA), der <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Soest</strong> und des Kreises<br />

sowie der Schulen und Kindertageseinrichtungen und weiteren, an Ort und Stelle im Bericht<br />

erwähnten Quellen. Viele <strong>die</strong>ser Organisationen hatten zum Zeitpunkt der Erstellung <strong>die</strong>ses<br />

Berichts keine Daten über Migranten in dem erläuterten systematischen Sinne erhoben. Oft<br />

<strong>die</strong>nte als Unterscheidungskriterium alleine <strong>die</strong> Staatsbürgerschaft. Der Bericht wird daher<br />

mit einer Reihe von Quellen arbeiten, <strong>die</strong> es überhaupt nicht erlauben, von Migranten zu<br />

sprechen, sondern nur aufgrund der Staatsangehörigkeit zwischen "Deutschen" und "Ausländern"<br />

zu unterscheiden. Damit ist <strong>die</strong> Aussagekraft hinsichtlich der Gruppe der Migranten<br />

an vielen Punkten eingeschränkt, denn wie zuvor gezeigt, stellen <strong>die</strong> Ausländer zwar eine<br />

wichtige Teilgruppe der Migranten, sind aber nicht mit <strong>die</strong>ser Gruppe identisch. Damit entfallen<br />

oft Aussagemöglichkeiten, z.B. über Eingebürgerte, Spätaussiedler und Migranten der<br />

zweiten Generation. Teilweise konnten <strong>die</strong>se Fragen durch Sondererhebungen in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> erhellt werden. Zum Beispiel fanden wir durch eine Sonderauswertung<br />

heraus, dass der Anteil von Migranten in <strong>Soest</strong> deutlich über 20% liegt. Der<br />

Anteil der Ausländer, der bislang als wesentliche Größe aus den offiziellen Statistiken ablesbar<br />

war, beträgt hingegen nur rund 6%. Allerdings stoßen <strong>die</strong> Möglichkeiten von Sondererhebungen<br />

in gewissen Bereichen an Grenzen, z.B. hinsichtlich der Arbeitslosenquoten. Man<br />

muss daher davon ausgehen, dass sich in vielerlei Hinsicht andere Ergebnisse zeigen würden,<br />

wenn anstelle von quantitativen Daten zu Ausländern solche zu Migranten vorliegen<br />

würden. Die zur Verfügung stehenden Daten über <strong>Soest</strong> sind zudem sehr heterogen und<br />

oftmals schwer oder gar nicht aufeinander beziehbar. So sammeln <strong>die</strong> Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit und das Statistische Landesamt umfangreiche Daten. Teilweise werden <strong>die</strong>se aber<br />

erst seit kurzem auch <strong>für</strong> Gemeinden ausgewiesen (z.B. <strong>die</strong> Arbeitslosenquoten). Oder <strong>die</strong><br />

10


unterschiedlichen Quellen führen zu voneinander abweichenden Aussagen (wie bei den Ausländerzahlen,<br />

s. hier<strong>für</strong> den Hinweis nach Tab. 1 in Kapitel 2.1).<br />

Die <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Soest</strong> erhebt oftmals quantitative Daten nur <strong>für</strong> Bereiche, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Arbeit ihrer verschiedenen Ämter unmittelbar relevant sind. Es fehlt daher (wahrscheinlich<br />

nicht nur) mit Bezug auf Problemstellungen von Migration und Integration bislang ein systematisches<br />

Datenkonzept, in dem generell und damit auch <strong>für</strong> Fragen von Integration festgehalten<br />

wird, welche Daten gebraucht werden, welche vorhanden sind, aber aufgearbeitet<br />

werden müssten, und welche mit vertretbarem Aufwand erhoben werden könnten.<br />

Quantitative Daten können allerdings immer nur einen Teil der relevanten Erkenntnisse liefern,<br />

und <strong>die</strong>s nicht nur, weil sie oft nicht in der gewünschten Schärfe oder Anordnung vorliegen.<br />

Gerade das weite und wichtige Spektrum zwischenmenschlicher Kontakte, Vorurteile<br />

und Einstellungen entfällt oft, wenn ausschließlich Zahlen betrachtet werden. Daher wurden<br />

zur Erarbeitung <strong>die</strong>ses Konzepts in erheblichem Umfang weitere Quellen erschlossen: Neben<br />

einer Analyse des Archivs der Tageszeitung "<strong>Soest</strong>er Anzeiger" sowie einer Auswertung<br />

des Vereinsregisters der <strong>Stadt</strong> stellten Interviews einen zentralen Teil der Arbeit dar.<br />

Im Zeitraum zwischen Mai und August 2009 wurden von Mitarbeitern des IMIS insgesamt 82<br />

teilstrukturierte Interviews mit 94 Personen durchgeführt und anschließend ausgewertet. Der<br />

überwiegende Teil der Gespräche erfolgte persönlich, teilweise wurden Telefonate geführt.<br />

Dieser Bericht stützt sich zu wesentlichen Teilen auch auf <strong>die</strong>se Interviews, <strong>die</strong> sich grob in<br />

<strong>die</strong> Kategorien Arbeit, Bildung, Beratung, Freizeit, Gesellschaft, Gesundheit, Kindertageseinrichtungen,<br />

Migrantenorganisationen, Politik, Polizei, Religion, Verwaltung und Wohnen –<br />

und damit in <strong>die</strong> wesentlichen Fragestellungen <strong>die</strong>ses Berichts – einteilen lassen. Die Ergebnisse<br />

der Interviewgespräche, darauf sollte an <strong>die</strong>ser Stelle hingewiesen werden, geben aber<br />

natürlich teilweise <strong>die</strong> subjektive Einschätzung bzw. Meinung der Interviewpartner wieder<br />

und entziehen sich inhaltlich oftmals einer genaueren Überprüfung. Um der damit angezeigten<br />

Notwendigkeit gerecht zu werden, <strong>die</strong>se individuellen Aussagen auch als solche gesondert<br />

hervorzuheben und zu gewichten, haben wir <strong>die</strong> Ergebnisse der Interviews oft als eigenes<br />

Unterkapitel zusammengefasst, das dann z.B. parallel neben den Erkenntnissen steht,<br />

<strong>die</strong> sich aus den recherchierten, quantitativen Daten ergeben.<br />

Darüber hinaus weicht <strong>die</strong> Art der Formulierungen und des Satzbaus der Interviewpassagen<br />

von den übrigen Textpassagen ab. Dies resultiert aus dem Umstand, dass <strong>die</strong> Interviews<br />

mündlich erfolgt sind und aufgenommen wurden und sich <strong>die</strong> entsprechenden Textpassagen<br />

so weit wie möglich an <strong>die</strong> originalen Formulierungen anlehnen. Sie unterliegen damit natürlich<br />

nicht denselben Korrektur- und Wortwahlmöglichkeiten wie der restliche Text. Wenn also<br />

<strong>die</strong> Interviewpassagen hinsichtlich Wortwahl und Satzbau 'holpriger' wirken, ist <strong>die</strong>s der Ent-<br />

11


scheidung geschuldet, den Gesprächspartnern in möglichst geringem Umfang Worte in den<br />

Mund zu legen, <strong>die</strong> sie so weder ausgesprochen noch inten<strong>die</strong>rt haben.<br />

Die Interviews waren nicht nur bedeutsam, um Meinungen, Einstellungen oder Kontakte zu<br />

erfragen, sondern auch, um Informationen über <strong>die</strong> Arbeit und Geschichte von Institutionen<br />

zu erhalten. Die Darstellung von Institutionen (z.B. der Verwaltung, der Schulen, der Migranten-<br />

oder Beratungsorganisationen) basiert damit in vielen Fällen ebenfalls auf Gesprächsergebnissen;<br />

wir verzichten bei ihrer Darstellung aber auf den immer wieder gesonderten Hinweis,<br />

dass es sich hierbei größtenteils um Interviewergebnisse handelt.<br />

Die Interviewpartner und Institutionen haben wir, auch auf ihren eigenen Wunsch hin, anonymisiert.<br />

Die gewählten Kürzel (z.B. Q-II, L-IV oder Ü-I) lassen keine Zuordnung zu Institutionen<br />

oder Arbeitsstätten mehr zu. Die Kennungen erlauben es nur den Autoren, <strong>die</strong> Datenquelle<br />

bei Bedarf zu identifizieren. Lediglich bei Interviewpartnern aus den Bereichen Arbeit,<br />

Polizei und Wohnen indizieren <strong>die</strong> Kürzel grobe Zuordnungen (z.B. A-I, PZ-II oder W-III).<br />

1.3.3 Zum Aufbau des Berichts<br />

Der Bericht beginnt unter besonderer Berücksichtigung des Migrantenanteils mit einer Darstellung<br />

der Bevölkerungsstruktur der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sowie der wichtigsten Faktoren der Bevölkerungsentwicklung<br />

(Kapitel 2). Im Anschluss wird der Stand der sozialen Integration von<br />

Migranten <strong>für</strong> verschiedene Bereiche analysiert, von der Bildung über <strong>die</strong> Erwerbstätigkeit<br />

und <strong>die</strong> private Situation bis hin zu Fragen der politischen Beteiligung, Religion und Gesundheit<br />

(Kapitel 3). Kapitel 4 stellt dar, wo und inwiefern Integration und Migration als eigenständige<br />

Themen in der Verwaltung behandelt werden. Kapitel 5 beschreibt, welche Institutionen<br />

der Zivilgesellschaft (worunter auch professionelle Beratungsorganisationen fallen) sich in<br />

<strong>Soest</strong> mit Fragen von Integration und Migration befassen. Kapitel 6 spricht schließlich auf<br />

Basis <strong>die</strong>ser Erkenntnisse Empfehlungen <strong>für</strong> ein Integrationsmonitoring sowie konkrete<br />

Handlungsempfehlungen aus.<br />

Da <strong>die</strong> Recherchen zu <strong>die</strong>sem Bericht eine Vielzahl zumeist umfangreicher Datensätze hervorgebracht<br />

haben, beschränken wir uns in den Kapiteln auf <strong>die</strong> wesentlichen und aktuellsten<br />

Ergebnisse und verweisen <strong>für</strong> weitere Informationen auf <strong>die</strong> entsprechenden Tabellen im<br />

Anhang des Berichts. Da der Bericht insgesamt sehr viele und vielfältige Informationen liefert,<br />

stellen wir am Ende eines jeden in sich geschlossenen Sachverhalts eine mit "Zusammenfassung"<br />

überschriebene Text-Box ein. Da <strong>die</strong>se Zusammenfassungen auch auf <strong>die</strong><br />

Gruppe jener Leser zielen, <strong>die</strong> nicht an allen Ergebnissen des Berichts in voller Detailtiefe<br />

interessiert sind, haben wir <strong>die</strong> Text-Boxen optisch gekennzeichnet, so dass eine rasche<br />

Erfassung der wesentlichen Ergebnisse möglich wird.<br />

12


2. Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung in <strong>Soest</strong><br />

2.1 Entwicklung der deutschen und ausländischen Bevölkerung<br />

Im Folgenden stellen wir <strong>die</strong> Entwicklung der deutschen und ausländischen Wohnbevölkerung<br />

<strong>Soest</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jahre 1998 bis 2008 dar. Hier<strong>für</strong> wurden uns von der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> Auszüge<br />

aus der Plandatenbank (PDB) <strong>die</strong>ser Jahre zur Verfügung gestellt. Die PDB unterscheidet<br />

lediglich nach Staatsangehörigkeiten. Danach zeigt sich, dass <strong>die</strong> Anzahl und damit auch der<br />

Anteil der Ausländer in <strong>Soest</strong> zwischen den Jahren 1998 und 2008 stetig abgenommen hat.<br />

Stellten Ausländer 1998 noch 7% der Bevölkerung, ging <strong>die</strong>ser Wert bis 2008 auf rund 6%<br />

zurück (s. Tabelle (Tab.) 1). Eine hier<strong>für</strong> mögliche Erklärung ist, dass ein Teil der Ausländer<br />

sich hat einbürgern lassen, wie in Kapitel 2.2.2 dargestellt wird.<br />

Tab. 1: Deutsche und ausländische Bevölkerung 1998 – 2008<br />

Deutsche<br />

Ausländer<br />

Gesamt<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

44.746 44.969 47.587 45.104 45.088 44.830 44.886 45.009 45.005 45.085 45.081<br />

93,0% 93,1% 93,5% 93,5% 93,5% 93,6% 93,7% 93,5% 93,8% 93,8% 93,9%<br />

3.367 3.331 3.302 3.128 3.135 3.053 3.032 3.111 2.981 2.958 2.919<br />

7,0% 6,9% 6,5% 6,5% 6,5% 6,4% 6,3% 6,5% 6,2% 6,2% 6,1%<br />

48.113 48.300 50.889 48.232 48.223 47.883 47.918 48.120 47.986 48.043 48.000<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Auswertung; graue Zellen: absolute Zahlen; weiße Zellen: % der<br />

Gesamtbevölkerung.<br />

Exkurs Datenabweichung: Die Recherchen bzw. der Abgleich der Daten aus der PDB führten<br />

zu einer Auffälligkeit. Während <strong>die</strong> PDB nachwies, dass <strong>die</strong> Zahlen ausländischer Bewohner<br />

zurückgehen, steigen <strong>die</strong> Zahlen, welche IT.NRW <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> ausweist, leicht an bzw.<br />

bleiben konstant. Auch <strong>die</strong> Zahlen der deutschen Einwohner weichen ab, allerdings sind <strong>die</strong><br />

13


Divergenzen bei den Ausländern wesentlich größer: Nach IT.NRW lebten 2007 44.854, nach<br />

der PDB 45.085 Deutsche in <strong>Soest</strong>. Damit weist <strong>die</strong> PDB 231 Deutsche mehr aus als <strong>die</strong><br />

Daten von IT.NRW. Für <strong>Soest</strong> meldet IT.NRW <strong>die</strong> Zahl von 3.672 Ausländern, nach der PDB<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sind es hingegen nur 2.958 und damit 714 Ausländer weniger. Die PDB<br />

weist damit insgesamt 483 Personen weniger aus, als <strong>die</strong> Zahlen von IT.NRW (PDB: 48.043;<br />

IT.NRW: 48.526). Dies ist damit zu einem erheblichen Teil auf <strong>die</strong> Divergenzen bei den Ausländern<br />

zurückzuführen. Wahrscheinlich ist, dass <strong>die</strong>s mit der unterschiedlichen Zählweise<br />

IT.NRW zusammenhängt: Zunächst basieren <strong>die</strong> Zahlen auf der Fortschreibung des Bevölkerungsstandes<br />

der Volkszählung von 1987. Zudem gibt IT.NRW an, dass <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

besteht, dass Wechsel der Staatsangehörigkeit nicht an IT.NRW gemeldet werden und dass<br />

das Merkmal der Staatsangehörigkeit in verschiedenen Meldeämtern auch unterschiedlich<br />

gehandhabt wird. Damit indizierte Fehler in der Statistik könnten besonders in Städten auftreten,<br />

<strong>die</strong> einen hohen Zuzug von (Spät-)Aussiedlern und Asylsuchenden aufweisen. Damit<br />

ist <strong>die</strong>se Aussage auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiter unten gelieferten Zahlen <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> wahrscheinlich.<br />

Eine genauere Analyse ist in <strong>die</strong>sem Bericht hier<strong>für</strong> nicht möglich, <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> sollte <strong>die</strong>se Erkenntnis<br />

aber bedenken, wenn sie z.B. mit Zahlen von Ausländern arbeitet. Möglich ist, dass<br />

<strong>die</strong> Zahlen der PDB (da nicht auf einer Fortschreibung beruhend) näher an der Realität sind,<br />

als <strong>die</strong> Zahlen von IT.NRW (was hier nicht abschließend be- oder widerlegt werden kann).<br />

Für <strong>die</strong>sen Bericht ist der Hinweis wichtig, dass in den folgenden Kapiteln aber mit Zahlen<br />

von IT.NRW gearbeitet werden muss (z.B. Zuzüge von Ausländern oder Geburten). Inwiefern<br />

auch <strong>die</strong>se dynamischen Größen vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass <strong>die</strong> Bestandsgrößen<br />

der Zahlen von ausländischen und deutschen Bewohnern erheblich abweichen,<br />

sich unterscheiden, lässt sich allenfalls spekulieren. Diese Zahlen werden nämlich nur<br />

von IT.NRW ausgegeben und sind nicht ebenfalls aus der PDB erhältlich, womit kein Vergleich<br />

(und damit keine Abweichungen) möglich sind. Da aber Geburten oder Zuzüge nicht<br />

auf der Fortschreibung der Bevölkerung fußen, unterliegen sie vermutlich nicht der gleichen<br />

Abweichungswahrscheinlichkeit wie <strong>die</strong> Daten zum Bestand an Ausländern. Exkurs Ende<br />

Die Türken stellten innerhalb der vergangenen zehn Jahre durchgehend <strong>die</strong> größte Gruppe<br />

ausländischer Bewohner, bei allerdings insgesamt abnehmenden Zahlen (Tab. 2). Zugenommen<br />

hat der Anteil der Polen, <strong>die</strong> mittlerweile <strong>die</strong> zweitgrößte Gruppe von Ausländern<br />

stellen. Diese Beobachtung wurde auch von Interviewpartnern verschiedener Institutionen<br />

artikuliert, <strong>die</strong> auf einen wachsenden Anteil polnischer Bürger hinwiesen.<br />

14


Tab. 2: Die größten Ausländergruppen 1998, 2003 und 2008<br />

1998 2003 2008<br />

Ausländer 3.367 3.053 2.919<br />

darunter<br />

Türkei: 636 (1,3%) Türkei: 563 (1,2%) Türkei: 495 (1%)<br />

Italien: 291 (0,6%) Italien: 234 (0,5%) Polen: 283 (0,6%)<br />

Belgien: 267 (0,6%) Belgien: 224 (0,5%) Italien: 209 (0,4%)<br />

Sri-Lanka: 225 (0,5%) Polen: 192 (0,4%) Belgien: 200 (0,4%)<br />

Polen: 212 (0,4%) Portugal: 177 (0,4%) Portugal: 165 (0,3%)<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Auswertung; in Klammern: % von Gesamtbevölkerung.<br />

Die Relation von Männern und Frauen hat sich bei der deutschen Bevölkerung über <strong>die</strong> Jahre<br />

kaum verändert. Bei den Ausländern sind <strong>die</strong>se weniger stabil, hier hat sich das Verhältnis<br />

zu Gunsten der ausländischen Frauen verschoben, allerdings bedingt durch rückgehende<br />

Zahlen ausländischer Männer, nicht nur durch zunehmende Zahlen ausländischer Frauen<br />

wie <strong>die</strong> folgende Abbildung (Abb.) 1 zeigt:<br />

Abb. 1: Deutsche und ausländische Frauen und Männer 1998 – 2008<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

deutsche Frauen 23.601 24.811 23.597 23.469 23.509 23.561<br />

deutsche Männer 21.145 22.776 21.491 21.417 21.496 21.520<br />

ausl. Frauen 1.525 1.506 1.455 1.402 1.420 1.425<br />

ausl. Männer 1.842 1.796 1.680 1.630 1.561 1.494<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Auswertung.<br />

1998 2000 2002 2004 2006 2008<br />

ausl. Männer ausl. Frauen deutsche Männer deutsche Frauen<br />

15


Die Ausländer waren im Jahr 2008 mit 36,21 Jahren im Schnitt rund fünf Jahre jünger als <strong>die</strong><br />

deutsche Bevölkerung mit 41,35 Jahren (Tab. 3). Allerdings zeigt sich, dass das Durchschnittsalter<br />

der Ausländer innerhalb der betrachteten Periode um über sechs, das der Deutschen<br />

hingegen um knapp zwei Jahre zugenommen hat, sich <strong>die</strong> Werte als zusehends angleichen.<br />

Wie in Kapitel 2.2.3 gezeigt wird, sinken <strong>die</strong> Geburtenraten bei den Ausländern<br />

stärker, so dass sich hieraus das überdurchschnittlich steigende Durchschnittsalter erklären<br />

lassen könnte. Weiterhin lässt sich beobachten: Die Ausländer scheinen immer länger in<br />

<strong>Soest</strong> zu leben. Die Verweildauer, definiert als <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> eine Person seit ihrem Zuzug<br />

(bzw. ihrer Geburt) in <strong>Soest</strong> lebt, hat bei den Ausländern im betrachteten Zeitraum um drei<br />

Jahre, bei den Deutschen aber um weniger als zwei Jahre zugenommen. Damit ergeben<br />

sich auch steigende Werte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verweilrelation, berechnet als <strong>die</strong> Verweildauer in Relation<br />

zum Lebensalter. Während <strong>die</strong> deutsche Bevölkerung 1998 noch ca. 53% ihres Lebensalters<br />

in <strong>Soest</strong> verbracht hatte, sind es 2008 bereits ca. 55%. Auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> ausländische Bevölkerung<br />

stieg <strong>die</strong>ser Wert um knapp 2 Prozentpunkte von um <strong>die</strong> 30 auf ca. 32%. Diese drei<br />

Befunde können als Hinweise darauf gesehen werden, dass <strong>die</strong> Ausländer zunehmend ihren<br />

Lebensmittelpunkt in <strong>Soest</strong> finden.<br />

Tab. 3: Durchschnittsalter, Verweildauer und Verweilrelation der deutschen und ausländischen<br />

Bevölkerung 1998 – 2008<br />

Ø-Alter<br />

Deutsch<br />

Verweildauer<br />

Deutsch<br />

Verweilrelation<br />

Deutsch<br />

Ø-Alter<br />

Ausl.<br />

Verweildauer<br />

Ausl.<br />

Verweilrelation<br />

Ausl.<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

39,59 39,72 39,64 39,99 40,21 40,44 40,68 40,76 41,16 41,31 41,35<br />

19,44 19,53 k. A. 19,84 20,08 20,35 20,58 21,13 20,97 21,13 21,31<br />

53,5% 53,6% k. A. 54% 54,4% 54,8% 55,1% 55,7% 55,4% 55,4% 55,5%<br />

29,99 30,67 31,75 32,22 32,60 33,02 33,67 33,65 34,76 35,27 36,21<br />

7,45 7,81 k. A. 8,52 8,55 8,93 9,27 9,64 9,94 10,27 10,58<br />

30,9% 31,9% k. A. 32,4% 31% 31,4% 31,8% 32,4% 32,1% 32,6% 32,3%<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

16


2.2 Determinanten der Bevölkerungsentwicklung<br />

2.2.1 Zu- und Fortzüge<br />

Im Folgenden werden <strong>die</strong> recherchierbaren Zahlen zu den Zu- und Fortzügen von und nach<br />

<strong>Soest</strong> beschrieben. Diese Darstellungen sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Zuwanderungsformen<br />

nicht umfassend, da auch andere, wichtige Migrationsformen existieren, wie <strong>die</strong> Arbeits- oder<br />

Familienmigration. Für <strong>die</strong>se sind aber auf Ebene einer Gemeinde keine gesonderten Zahlen<br />

erhältlich.<br />

2.2.1.1 Zu- und Fortzüge insgesamt<br />

Insgesamt wuchs <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> im Zeitraum von 1975 bis 2007 durch Zuzüge um 10.159<br />

Personen, darunter um 7.415 Deutsche und 2.744 Ausländer. Damit sind 73% des aus Zuwanderung<br />

resultierenden Wachstums der Bevölkerung von Deutschen getragen und 27%<br />

von Ausländern. Die Salden (<strong>die</strong> Zuzüge nach Abzug der Fortzüge) in Fünf-<br />

Jahresabschnitten zeigen dabei, dass <strong>die</strong> höchsten Werte <strong>für</strong> Deutsche und Ausländer in<br />

den 1990er Jahren lagen (<strong>für</strong> weitere Informationen s. Annex-Tab. 1):<br />

Abb. 2: Salden der Zu- und Fortzüge <strong>für</strong> Deutsche und Ausländer 1975 – 2007<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

-1.000<br />

1975 - 79 1980 - 84 1985 - 89 1990 - 94 1995 - 99 2000 - 04 2005 - 07<br />

SALDO Deutsch 89 1.036 1.484 3.759 1.294 -483 236<br />

SALDO Ausland 227 293 767 760 327 302 68<br />

SALDO Gesamt 316 1.329 2.251 4.519 1.621 -181 304<br />

Quelle: IT.NRW; Auszug 2009; eigene Berechnungen.<br />

Bei der in Abb. 2 verzeichneten Zuwanderung von Deutschen handelt es sich mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit um <strong>die</strong> Zuwanderung von (Spät-)Aussiedlern. Deren Zuwanderung erleb-<br />

17


te ebenfalls in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt, wie in Kapitel 2.2.1.2 gezeigt wird. Aus<br />

dem Ausland zuwandernde (Spät-)Aussiedler wurden bis 2004 allerdings als "rückwandernde<br />

Deutsche" und damit als Deutsche in den Statistiken erfasst. Daher stellen sie vermutlich<br />

einen großen Teil der in Abb. 2 sichtbaren, zugewanderten deutschen Bevölkerung.<br />

Da <strong>die</strong> Zuwanderung der (Spät-)Aussiedler seit den 1990er Jahren zurückging, wird auch<br />

ersichtlich, warum <strong>die</strong> Zuwanderung von Deutschen gerade in der jüngeren Zeit erheblich<br />

abgenommen hat. 2000 bis 2004 zogen sogar mehr Deutsche fort als zu. Die Salden der<br />

Ausländer nehmen sich hingegen stabiler aus. Für <strong>die</strong> Jahre 2000 bis 2004 milderte der positive<br />

Saldo der Ausländer den negativen Saldo der Deutschen ab, im Zeitraum von 2004 bis<br />

2007 trug er erheblich zur insgesamt positiven Zuwanderungsbilanz bei. Damit bleibt festzuhalten,<br />

dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> auch deswegen ihre heutige Bevölkerungsgröße aufweist, weil<br />

in den 1990ern viele (Spät-)Aussiedler, in den folgenden Jahren Ausländer zu einem in der<br />

Summe positiven Wanderungssaldo beitrugen.<br />

Dass <strong>die</strong> Zuwanderung der Ausländer anhaltend hoch ist, zeigt sich auch anhand einer alternativen<br />

Auswertung der Plandatenbank. Anhand <strong>die</strong>ser ist es möglich, das Zuzugsjahr der<br />

Ausländer aus Sicht des Jahres 2008 zu ermitteln (wobei in der PDB auch eine Geburt als<br />

Zuzug gezählt wird). Es zeigt sich, dass über 50% der im Jahr 2008 in <strong>Soest</strong> wohnenden<br />

Ausländer im Jahr 2000 oder danach zugezogen bzw. in <strong>Soest</strong> geboren sind. Je weiter man<br />

in den Jahren zurückgeht, desto geringer werden <strong>die</strong> Fallzahlen. So lebten etwa 2008 nur<br />

205 Ausländer in <strong>Soest</strong>, <strong>die</strong> in den 1970er Jahren zugezogen waren (s. Annex-Tab. 2).<br />

Eine bundesweite Erfahrung ist, dass mit dem Stopp der Gastarbeiteranwerbung 1973 <strong>die</strong><br />

Familienzusammenführung und damit <strong>die</strong> weibliche Zuwanderung das Migrationsgeschehen<br />

zu dominieren begann. Dies lässt sich <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> nicht bestätigen. Nur in wenigen Jahren ist<br />

der Saldo zugewanderter weiblicher Ausländer größer als jener der zugewanderten männlichen<br />

Ausländer. Zudem ist dabei keine konstante Entwicklung zu erkennen, sondern es<br />

wechseln sich Jahre mit stärkerer weiblicher mit Jahren stärkerer männlicher Zuwanderung<br />

ab (s. Annex-Tab. 1).<br />

2.2.1.2 Zuzüge von (Spät-)Aussiedlern<br />

Zwischen den Jahren 1990 und 2009 sind insgesamt 2.593 (Spät-)Aussiedler nach <strong>Soest</strong><br />

zugewiesen worden (1.251 männlich; 1.342 weiblich). Anhand der verfügbaren Daten wird<br />

deutlich, dass <strong>die</strong>se Form der Zuwanderung zu Beginn der 1990er Jahre ihre stärkste Ausprägung<br />

erfuhr und sich in der jüngsten Vergangenheit nahezu nivellierte. Daten vor 1990<br />

sind nicht erhältlich. Der Verlauf der Kurve in Abb. 3 verläuft ähnlich jener in Abb. 2, was als<br />

Bestätigung der Aussage aus Kapitel 2.2.1.1 gesehen werden kann, dass der ausgewiesene<br />

18


Zuzug von Deutschen zu großen Teilen auf <strong>die</strong> Zuwanderung von (Spät-)Aussiedlern zurückgeführt<br />

werden kann.<br />

Abb. 3: Nach <strong>Soest</strong> zugewiesene Aussiedler 1990 – 2009<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1990<br />

330<br />

307 315<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

279 281 264<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

195<br />

1998<br />

91<br />

1999<br />

21<br />

2000<br />

19<br />

46<br />

136<br />

110<br />

Quelle: Bezirksregierung Arnsberg/Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Integration.<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

23 10<br />

2004<br />

2005<br />

78<br />

2006<br />

97<br />

2007<br />

3 2 2 3<br />

Die größten Herkunftsländer bzw. -gebiete waren <strong>die</strong> ehemalige UdSSR mit 1.205 (Spät-)<br />

Aussiedlern, Kasachstan mit 518 und Russland mit 443 Menschen. Mit einigem Abstand folgen<br />

Schlesien (148), Polen (146), Kirgistan (56), Ukraine (22), Rumänien (19), Ostpreußen<br />

(12), Lettland und <strong>die</strong> ›übrigen Staaten der ehemaligen UdSSR‹ (jeweils sechs) sowie Pommern,<br />

Tschechoslowakei und Usbekistan mit je vier (Spät-)Aussiedlern. Der Großteil <strong>die</strong>ser<br />

Zuwanderer war evangelisch (1.199), <strong>die</strong> nächstgrößten Gruppen bildeten <strong>die</strong> römischkatholisch<br />

Gläubigen (582) sowie <strong>die</strong> Baptisten (219).<br />

Durchgehend war bei den zugewiesenen (Spät-)Aussiedlern in den einzelnen Jahren <strong>die</strong><br />

Gruppe der 18 bis unter 65-Jährigen mit bis zu 60% der zugewiesenen Personen am stärksten<br />

vertreten. 1.207 der zugewiesenen (Spät-)Aussiedler waren erwerbstätig, <strong>die</strong> meisten<br />

davon waren den Dienstleistungsberufen zuzuordnen (513), 341 den sonstigen Arbeitskräften,<br />

306 arbeiteten in Fertigungsberufen und 26 übten technische Berufe aus (Bergleute,<br />

Mineralgewinner: elf; Pflanzenbauer, Tierzüchter: zehn). Die Zahl der arbeitslosen zugewiesenen<br />

(Spät-)Aussiedler war äußerst gering, oft lag ihre Zahl bei Null. Zu Beginn der 1990er<br />

Jahre konnte mit über 60% eine hohe, dann im Zeitverlauf auf unter 40% stark sinkende Anzahl<br />

nicht-erwerbstätiger (Spät-)Aussiedler festgestellt werden. Diese Gruppe wurde generell<br />

von Personen wie Hausfrauen, Kindern, Rentnern oder Schülern bestückt sowie einer weite-<br />

2008<br />

2009


en Unterkategorie, den "sonstigen Nichterwerbspersonen". Die zu Beginn der 1990er Jahre<br />

hohen Werte erklären sich allein aus <strong>die</strong>ser Gruppe der "sonstigen Nichterwerbspersonen",<br />

<strong>die</strong> bis 1995 jährlich mehr als 100 Personen zählte, seitdem aber nicht mehr besetzt war (s.<br />

Annex-Tab. 3).<br />

Werden <strong>die</strong> zugeteilten Personen nach Haushaltsgröße unterteilt, so zeigt sich, dass nur ein<br />

geringer Anteil der (Spät-)Aussiedler alleine nach <strong>Soest</strong> kam (402 Personen), es dominieren<br />

<strong>die</strong> Haushalte mit mehreren Personen. Am stärksten besetzt ist <strong>die</strong> Zahl der 4-Personen-<br />

Haushalte mit 752 (Spät-)Aussiedlern, ebenfalls stark vertreten waren <strong>die</strong> Haushalte mit drei<br />

Personen (513), zwei Personen (470) und fünf Personen (355). Insgesamt kamen 69 Personen<br />

in einem Haushaltsverbund mit 6 bis 9 Personen, 32 sogar in Haushalten, <strong>die</strong> zehn oder<br />

mehr Personen umfassten. Entsprechend war der größte Teil der (Spät-)Aussiedler verheiratet<br />

(1.317 Personen), 1.106 waren ledig, 108 verwitwet und 62 geschieden.<br />

2.2.1.3 Jüdische Zuwanderung<br />

In dem Zeitraum 1990 bis 2009 wanderten insgesamt sechs jüdische Zuwanderer 8 nach<br />

<strong>Soest</strong>, zwei im Jahr 1996, einer im Jahr 1997 und drei Menschen in 2002. Drei der Zuwanderer<br />

waren zum Zeitpunkt der Zuwanderung zwischen 18 und 45 Jahren alt, zwei älter als 65<br />

Jahre und einer unter 18 Jahren. Zwei der Zuwanderer waren erwerbstätig, vier von ihnen<br />

nicht erwerbstätig (Zahlen von: Bezirksregierung Arnsberg/Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Integration).<br />

2.2.1.4 Asylsuchende, De-Facto-Flüchtlinge und Geduldete<br />

Neben der Zuwanderung von Arbeitskräften und Familienangehörigen als quantitativ wichtige<br />

Formen der Zuwanderung ist Fluchtmigration eine weitere bedeutende Kategorie. Dies<br />

zeigt sich auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>. So hielten sich 1999 insgesamt 524 Ausländer entweder<br />

als Asylsuchende, De-Facto-Flüchtlinge oder Geduldete in <strong>Soest</strong> auf, 2006 summierte sich<br />

<strong>die</strong> Zahl <strong>die</strong>ser Personen auf nur noch 347. Auffällig ist eine Verschiebung innerhalb der Relation<br />

<strong>die</strong>ser Gruppen. Während 1999 nur 111 Personen und damit ein Fünftel Geduldete<br />

waren, machten sie 2006 fast <strong>die</strong> Hälfte <strong>die</strong>ser Personengruppe aus (s. auch Kapitel 4.2):<br />

8 Erläuterung: es handelt sich hierbei um eine besondere rechtliche Form der Zuwanderung. Auch<br />

andere Zugewanderte können jüdischen Glaubens sein.<br />

20


Tab. 4: Asylsuchende, De-Facto-Flüchtlinge und Geduldete 1999 – 2006<br />

Jahr Asylsuchende De-Facto-Flüchtlinge Inhaber von Duldungen<br />

1999 356 57 111<br />

2000 321 54 128<br />

2001 214 48 149<br />

2002 210 36 193<br />

2003 215 33 214<br />

2004 216 33 214<br />

2005 179 33 211<br />

2006 166 31 150<br />

Quelle: Ausländerbehörde Kreis <strong>Soest</strong>.<br />

2.2.1.5 Ausländische Stu<strong>die</strong>rende<br />

Im Sommersemester 2009 stu<strong>die</strong>rten insgesamt 258 ausländische Stu<strong>die</strong>rende am Standort<br />

<strong>Soest</strong> der Fachhochschule Südwestfalen, davon 246 sog. 'Bildungsausländer'. Dies sind<br />

Stu<strong>die</strong>rende, <strong>die</strong> ihre Zugangsberechtigung nicht in Deutschland erworben haben. Dies waren<br />

16,3% aller Stu<strong>die</strong>renden am <strong>Soest</strong>er Standort. Die größten Gruppen ausländischer Stu<strong>die</strong>render<br />

bildeten <strong>die</strong> Indonesier (143), <strong>die</strong> Türken (19) und <strong>die</strong> Kameruner (14) (Fachhochschule<br />

Südwestfalen, Der Kanzler 22.05.2009). Die Fachhochschule bietet seit zwei Jahren<br />

in <strong>Soest</strong> einen Bachelor-Stu<strong>die</strong>ngang "Business Administration with Informatics" an, sowie<br />

seit rund 15 Jahren den Master-Stu<strong>die</strong>ngang "Systems Engineering and Engineering Management",<br />

<strong>die</strong> durchgängig auf Englisch gehalten werden. Die hohe Zahl indonesischer Stu<strong>die</strong>render<br />

resultiert daher, dass der Standort <strong>Soest</strong> eine Partnerschaft mit der "Swiss German<br />

University" in Jakarta pflegt. Seit mittlerweile acht Jahren absolvieren indonesische Studenten<br />

ein Praxissemester in Deutschland, das über <strong>die</strong> Fachhochschule organisiert wird.<br />

2.2.2 Einbürgerungen<br />

Zwischen dem Jahr 2000 und 2008 haben sich 579 Ausländer in <strong>Soest</strong> einbürgern lassen,<br />

mit einem Höhepunkt im Jahr 2001 mit 95 Einbürgerungen, anschließend sanken <strong>die</strong> Zahlen,<br />

mit Ausnahme der Jahre 2006 und 2007, ab (Abb. 4). Wie in Kapitel 2.1 erwähnt wurde,<br />

können durch <strong>die</strong> Zahl der Einbürgerungen <strong>die</strong> sinkenden Zahlen der ausländischen Bevölkerung<br />

teilweise erklärt werden. Getragen war <strong>die</strong> hohe Zahl an Einbürgerungen im Jahr<br />

2001 besonders von den 31 türkischen Eingebürgerten. Damit ist auch der insgesamt sichtbare<br />

Rückgang im Wesentlichen auf <strong>die</strong> rückläufigen Einbürgerungszahlen bei <strong>die</strong>ser Grup-<br />

21


pe auf Werte um <strong>die</strong> 15 Personen zwischen 2002 und 2007 zurückzuführen. Die Zahlen bei<br />

anderen Gruppen blieben relativ konstant (s. Annex-Tab. 4).<br />

Abb. 4: Einbürgerungen in <strong>Soest</strong> 2000 – 2008<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000<br />

Quelle: IT.NRW.<br />

77<br />

2001<br />

95<br />

2002<br />

76<br />

2003<br />

62<br />

2004<br />

22<br />

48 46<br />

Die Fakten, <strong>die</strong> sich hier <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> zeigen, ergeben sich im Verlauf auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bundesebene.<br />

Somit wird auch <strong>die</strong> Erklärung <strong>für</strong> ihren Verlauf gleich zu lauten haben: Mit dem Inkrafttreten<br />

des neuen Staatsangehörigkeitsrechts, das <strong>die</strong> Einbürgerung vereinfachte, erreichten<br />

im Jahr 2000 <strong>die</strong> Einbürgerungen einen Schub (z.B. haben seitdem Ausländer nach acht<br />

Jahren Aufenthaltsdauer einen Anspruch auf Einbürgerung, zuvor waren es 15 Jahre). Die<br />

hohen Zahlen sind allerdings ebenso auf statistische Einmaleffekte, zurückzuführen, durch<br />

welche <strong>die</strong> Zahlen im Jahr 2000 überhöht sein könnten. Bundesweit wird davon ausgegangen,<br />

dass es ein erhebliches 'Einbürgerungspotential' unter den Ausländern gibt. Dies gilt<br />

auch <strong>für</strong> <strong>Soest</strong>: Wie in Tab. 3 deutlich wird, liegt <strong>die</strong> durchschnittliche Dauer, seit der <strong>die</strong><br />

Ausländer in <strong>Soest</strong> wohnen, bei über zehn Jahren und damit über der erforderlichen Mindestaufenthaltsdauer<br />

<strong>für</strong> den Anspruch auf eine Einbürgerung.<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> hat uns einen Auszug des Einwohnermelderegisters (EMR) aus dem Jahr<br />

2009 zur Verfügung gestellt. Anhand dessen lassen sich Fragen des Einbürgerungspotentials<br />

teilweise weiter überprüfen: Der Auszug des EMR gibt Informationen über <strong>die</strong> 1. und 2.<br />

Staatsangehörigkeit der Bewohner <strong>Soest</strong>s. Wir listen in der folgenden Tab. 5 zunächst <strong>die</strong><br />

zehn größten Ausländer-Gruppen auf, <strong>die</strong> also als 1. Staatsangehörigkeit eine andere als <strong>die</strong><br />

Deutsche haben. Diese kontrastieren wir mit der Anzahl der Personen, <strong>die</strong> als 1. Staatsan-<br />

2005<br />

2006<br />

59<br />

2007<br />

64<br />

2008<br />

52


gehörigkeit "Deutsch" haben, aber über eine ausländische 2. Staatsangehörigkeit verfügen.<br />

Dies sind Personen, <strong>die</strong> sich (wahrscheinlich) während ihres Aufenthaltes in Deutschland<br />

haben einbürgern lassen. Anhand des Vergleichs der Zahlen der Ausländer und <strong>die</strong>ser Eingebürgerten<br />

lässt sich ein "Einbürgerungsfaktor" berechnen: Da<strong>für</strong> ad<strong>die</strong>ren wir <strong>die</strong> Personen,<br />

<strong>die</strong> eine bestimmte 1. Staatsangehörigkeit haben zu den Personen, welche <strong>die</strong>se als 2.<br />

Staatsangehörigkeit haben. Anschließend teilen wir <strong>die</strong> Anzahl der Personen, welche <strong>die</strong>se<br />

Staatsangehörigkeit als 2. Staatsangehörigkeit haben, durch <strong>die</strong>se Summe. Damit erhalten<br />

wir eine Aussage darüber, wie viele der Personen, <strong>die</strong> aktuell eine bestimmte Staatsangehörigkeit<br />

besitzen und einmal besessen haben, sich haben einbürgern lassen:<br />

Tab. 5: Einbürgerungsrelationen <strong>für</strong> verschiedene Staatsangehörigkeiten<br />

Staatsbürgerschaft<br />

Häufigkeit bei 1.<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Häufigkeit bei 2. Staatsangehörigkeit<br />

(bei 1. Deutsch)<br />

23<br />

Einbürgerungsrelation<br />

Türkisch 490 250 33,8%<br />

Polnisch 288 1.429 83,2%<br />

Belgisch 202 214 51,4%<br />

Italienisch 201 116 36,6%<br />

Portugiesisch 175 21 10,7%<br />

Britisch 151 96 38,9<br />

Indonesisch 144 1 0,7%<br />

Russisch 124 1.165 90,4%<br />

Serbisch und montenegrinisch<br />

113 70 38,3%<br />

Sri-lankisch 105 59 36,0%<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; Einbürgerungsrelation: prozentualer Anteil der<br />

Werte in der dritten Spalte gegenüber der Summe der zweiten und dritten Spalte; Stand 2009.<br />

Wenig überraschend finden sich <strong>die</strong> höchsten Einbürgerungsrelationen bei jenen Bevölkerungsgruppen,<br />

<strong>die</strong> aus den Staaten kommen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> ein Zuzug als (Spät-)Aussiedler nach<br />

Deutschland möglich war. Diesen Personen war es vergleichsweise einfach möglich, <strong>die</strong><br />

deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Für <strong>die</strong> Gruppen, <strong>die</strong> aus den ehemaligen Staaten<br />

der "Gastarbeiteranwerbung" stammen bzw. aus jenen Ländern, aus denen sie wahrscheinlich<br />

als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, fallen <strong>die</strong> Einbürgerungsfaktoren<br />

niedriger aus. So haben sich von den 196 Personen mit portugiesischem Hintergrund nur 21<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> deutsche als 1. Staatsangehörigkeit entschieden und damit nur 10,7%. Dies ist <strong>für</strong><br />

europäische Bürger ein zu erwartender Effekt und ebenso bei den Briten zu beobachten, da<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong>se als EU-Bürger aus einer Einbürgerung nur geringe Vorteile erwachsen. Bei den<br />

Serben und Montenegrinern sowie den Menschen aus Sri-Lanka lässt sich der geringe Ein-


ürgerungsfaktor evtl. mit ihrem Status als Flüchtlinge und der damit induzierten geringen<br />

Aufenthaltsdauer oder vielleicht geringen Bleibeabsicht erklären. Relevanz erlangt <strong>die</strong> Gruppe<br />

der Türken; auch, weil sie <strong>die</strong> insgesamt größte Gruppe ausländischer <strong>Soest</strong>er stellt. 9<br />

Damit lässt sich feststellen, dass es auch <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> ein erhebliches Einbürgerungspotential<br />

bei Ausländern gibt (<strong>für</strong> weitere Informationen siehe Annex-Tab. 5).<br />

2.2.3 Geburten und Kinderanzahl<br />

Die von IT.NRW ausgegebenen Zahlen zu den Geburten, aufgeschlüsselt nach Deutschen<br />

und Ausländern weisen aus, dass <strong>die</strong> rohen Geburtenraten (das Verhältnis der Geborenen<br />

zu der jeweiligen Gesamtbevölkerung) der ausländischen Bevölkerung, besonders 1990 weit<br />

über jener der deutschen Bevölkerung lag. Mittlerweile ist der Wert <strong>für</strong> das Jahr 2007 unter<br />

<strong>die</strong> Rate der deutschen Bevölkerung gesunken:<br />

Tab. 6: Absolute Geburten und rohe Geburtenraten Deutsche und Ausländer 1980 –<br />

2007<br />

Absolute GeburtenDeutsche<br />

Rohe Geburtenrate<br />

Deutsche<br />

24<br />

Absolute GeburtenAusländer<br />

Rohe Geburtenrate<br />

Ausländer<br />

1980 397 10,38 32 12,66<br />

1985 413 10,61 23 8,20<br />

1990 506 12,67 58 21,78<br />

1995 521 11,80 52 14,51<br />

2000 539 12,02 27 7,33<br />

2005 449 10,03 10 2,65<br />

2007 460 10,26 16 4,36<br />

Quelle: IT.NRW; rohe Geburtenrate = absolute Geburten/Gesamtbevölkerung * 1.000.<br />

Die Zahlen bis 2000 zeigen, bei starker Schwankungsbreite, eine höhere Geburtenrate der<br />

ausländischen Bevölkerung. Zu vermuten ist, dass der starke Einbruch, der sich nach dem<br />

Jahr 2000 zeigt, auf statistische Effekte zurückzuführen ist, da es seitdem erstmalig möglich<br />

ist, dass ein Kind ausländischer Eltern, das in Deutschland geboren wird, von Geburt an <strong>die</strong><br />

deutsche Staatsangehörigkeit erhält. 10 Daher erscheinen <strong>die</strong> Zahlen nach 2000 wenig aus-<br />

9<br />

Die Indonesier können dabei unberücksichtigt bleiben, da es hierbei höchstwahrscheinlich um <strong>die</strong><br />

in Kapitel 2.2.1.5 erwähnten Austauschstudenten der Fachhochschule handelt.<br />

10<br />

Da<strong>für</strong> müssen ein Elternteil oder beide seit mindestens acht Jahren rechtmäßig in Deutschland<br />

leben und eine Aufenthalts- oder Niederlassungserlaubnis besitzen. In <strong>die</strong>sen Fällen stimmt <strong>die</strong><br />

Staatsangehörigkeit des Kindes oft nicht mit der der Mutter überein (IT.NRW).


sagekräftig, zudem lassen <strong>die</strong> geringen Fallzahlen bei den Ausländern vermuten, dass <strong>die</strong><br />

Raten ohnehin nur geringe Aussagekraft besitzen. Alternativ greifen wir auf <strong>die</strong> Plandatenbank<br />

zurück, welche <strong>die</strong> Anzahl der Kinder pro Haushaltsvorstand (HHV) beinhaltet. Diese<br />

Zahlen zeigen, dass Ausländer bzw. deren Kinder einen zunehmenden Anteil der <strong>Soest</strong>er<br />

Bevölkerung stellen werden. Zwar gingen <strong>die</strong> Werte <strong>für</strong> Ausländer ebenso wie <strong>für</strong> Deutsche<br />

zurück. Allerdings lag der Durchschnittswert mit 0,37 im Jahr 2008 bei den Ausländern noch<br />

fast doppelt so hoch wie der Wert bei den Deutschen:<br />

Tab. 7: Durchschnittliche Kinderzahl deutscher und ausländischer Haushaltsvorstände<br />

1998 – 2008<br />

Deutsche<br />

HHV<br />

Ausl.<br />

HHV<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

0,23 0,21 k. A. 0,23 0,20 0,21 0,20 0,20 0,20 0,19 0,19<br />

0,39 0,36 k. A. 0,40 0,36 0,37 0,36 0,35 0,36 0,35 0,37<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

Die geringeren Durchschnittswerte bei den Deutschen erklären sich auch durch <strong>die</strong> Werte<br />

der folgenden Tab. 8. Knapp 90% der Deutschen haben keine Kinder, bei den Ausländern<br />

sind <strong>die</strong>s nur ca. 80%. Entsprechend liegen <strong>die</strong> prozentualen Werte der ausländischen<br />

Haushalte mit Kindern, fast durchgängig, auch bei den größeren Werten von vier oder mehr<br />

Kindern im Haushalt, über jenen der deutschen Haushalte:<br />

25


Tab. 8: Kinderhäufigkeit bei deutschen und ausländischen Haushaltsvorständen 2008<br />

Anzahl<br />

Kinder<br />

Deutsche Ausländer<br />

Absolute Häufigkeit in % Absolute Häufigkeit in %<br />

0 39.894 88,5 2.359 80,8<br />

1 2.570 5,7 228 7,8<br />

2 1.957 4,3 209 7,2<br />

3 524 1,2 87 3,0<br />

4 100 0,2 23 0,8<br />

5 23 0,1 9 0,3<br />

6 8 0 2 0,1<br />

7 2 0 2 0,1<br />

9 3 0 0 0<br />

GESAMT 45.081 100 2.919 100<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

2.3 Die Bevölkerung <strong>Soest</strong>s nach Migrationsstatus<br />

In Kapitel 1.3.1 haben wir darauf hingewiesen, dass Migranten unterschiedlich definiert sein<br />

können. Die bislang präsentierten Daten erlaubten es nur, zwischen Ausländern und Deutschen<br />

zu unterscheiden. Für das weitere Vorgehen ist es aber wichtig, sich einen Überblick<br />

zu verschaffen, wie viele Personen in <strong>Soest</strong> leben, <strong>die</strong> keine Ausländer, aber zugewandert<br />

sind bzw. bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie einmal eine andere 1. als<br />

<strong>die</strong> deutsche Staatsangehörigkeit besessen haben. Es muss also nach einer Möglichkeit der<br />

Datenerhebung gesucht werden, <strong>die</strong> möglichst nahe an <strong>die</strong> Definition von Migranten des<br />

Mikrozensus heranreicht. Die Relevanz <strong>die</strong>ses Unterfangens ergibt sich z.B. mit Blick auf <strong>die</strong><br />

hohen Zahlen zugewiesener (Spät-)Aussiedler oder auch der Einbürgerungen. Diese verweisen<br />

darauf, dass in <strong>Soest</strong> eine Vielzahl an Personen lebt, <strong>die</strong> zwar als Deutsche gezählt<br />

werden, aber Zuwanderungserfahrung aufweisen bzw. einen starken Bezug zu einem anderen<br />

Herkunftsland und damit Zielgruppe von Fragen von Integration sind oder sein könnten.<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> und das IMIS haben zur Klärung <strong>die</strong>ser Frage eine umfangreiche Sonderauswertung<br />

des Einwohnermelderegisters der <strong>Stadt</strong> vorgenommen. Zur Verfügung stand<br />

ein Auszug <strong>die</strong>ses Registers vom 31. Mai 2009, der folgende relevante Informationen enthielt:<br />

(1) <strong>die</strong> 1. Staatsangehörigkeit, (2) <strong>die</strong> 2. Staatsangehörigkeit, (3) das Geburtsland sowie<br />

(4) den Geburtsort.<br />

26


Das Geburtsland war nur in etwa der Hälfte aller Fälle eingetragen. 11 Alternativ bot sich da-<br />

her an, über den Geburtsort auf das Geburtsland zu schließen. Der Geburtsort gibt allerdings<br />

nicht in allen Fällen einen eindeutigen Hinweis auf das entsprechende Land, denn einige<br />

Ortsnamen lassen sich in verschiedenen Ländern finden. Mit relativer Sicherheit ließ sich bei<br />

der Auswertung in nahezu allen Fällen bestimmen, ob der Geburtsort im Ausland oder in<br />

Deutschland lag. Mit größerer Unsicherheit war dann allerdings behaftet, in welchem ausländischen<br />

Land der Geburtsort genau lag. Die genannten Merkmale lassen sich zu elf 'sinnvollen'<br />

Kombinationen zusammenfassen, in welche <strong>die</strong> 47.982 Bewohner <strong>Soest</strong>s in der folgenden<br />

Tab. 9 eingeordnet werden:<br />

11 Das Geburtsland war lange Zeit keine zwingend einzutragende Größe, muss aber neuerdings in<br />

Vorbereitung auf den "Mikrozensus 2011" mit erhoben werden, weshalb das Land bislang nur in<br />

einem Teil der Fälle eingetragen ist.<br />

27


Tab. 9: Bevölkerung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> 2009 nach detailliertem Migrationsstatus 12<br />

Fall Migrationsstatus Merkmale<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />

Deutsche mit Zuwanderungserfahrung<br />

Deutsche evtl. mit Zuwanderungserfahrung<br />

Deutsche Doppelstaatler<br />

ohne Zuwanderungserfahrung<br />

Deutsche Doppelstaatler<br />

mit Zuwanderungserfahrung<br />

Deutsche Doppelstaatler<br />

evtl. mit Zuwanderungserfahrung<br />

Ausländer ohne Zuwanderungserfahrung<br />

Ausländer mit Zuwanderungserfahrung<br />

Ausländer evtl. mit Zuwanderungserfahrung<br />

Ausländische Doppelstaatler<br />

ohne Zuwanderungserfahrung<br />

Ausländische Doppelstaatler<br />

mit Zuwanderungserfahrung<br />

- 1. Staatsangehörigkeit deutsch<br />

- keine 2. Staatsangehörigkeit<br />

- in Deutschland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit deutsch<br />

- keine 2. Staatsangehörigkeit<br />

- im Ausland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit deutsch<br />

- keine 2. Staatsangehörigkeit<br />

- in Deutschland oder im Ausland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit deutsch<br />

- 2. Staatsangehörigkeit nicht-deutsch<br />

- in Deutschland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit deutsch<br />

- 2. Staatsangehörigkeit nicht-deutsch<br />

- im Ausland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit deutsch<br />

- 2. Staatsangehörigkeit nicht-deutsch<br />

- in Deutschland oder im Ausland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch<br />

- keine 2. Staatsangehörigkeit<br />

- in Deutschland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch<br />

- keine 2. Staatsangehörigkeit<br />

- im Ausland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch<br />

- keine 2. Staatsangehörigkeit<br />

- in Deutschland oder im Ausland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch<br />

- 2. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch<br />

- in Deutschland geboren<br />

- 1. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch<br />

- 2. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch<br />

- im Ausland geboren<br />

28<br />

GESAMT<br />

Anteil an<br />

Bevölkerung<br />

73,5%<br />

(35.256)<br />

8,9%<br />

(4.250)<br />

0,6%<br />

(279)<br />

3,5%<br />

(1.675)<br />

7,3%<br />

(3.481)<br />

0%<br />

(18)<br />

1,2%<br />

(585)<br />

5%<br />

(2.412)<br />

0%<br />

(2)<br />

0%<br />

(19)<br />

0%<br />

(5)<br />

100%<br />

(47.982)<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Auswertung; letzte Spalte: oberer Wert: in Prozent der Gesamtbevölkerung;<br />

in Klammern: absolute Anzahl.<br />

12 Die theoretisch denkbaren Kombinationen "1. Staatsangehörigkeit Nicht-Deutsch und 2. Staatsangehörigkeit<br />

Deutsch" traten nicht auf; ebenso traten keine Fälle von ausländischen Doppelstaatlern<br />

auf, in denen das Geburtsland nicht eindeutig bestimmt werden konnte.


Werden sämtliche Personen zusammengefasst, <strong>die</strong> entweder über eine 1. oder 2. ausländische<br />

Staatsangehörigkeit verfügen oder im Ausland geboren sind, also sämtliche Fälle bis<br />

auf den Fall 1 in der Tabelle, bemisst sich <strong>die</strong>se Gruppe auf 26,5% der <strong>Soest</strong>er Bevölkerung.<br />

Sie umfasst 25,9%, wenn Fall 3 ausgeklammert wird, bei dem das Geburtsland nicht eindeutig<br />

dem Ausland zugeordnet werden kann. Es wird deutlich, dass <strong>die</strong>ser Wert erheblich über<br />

dem Wert der Gruppe der Ausländer (6,2%) liegt. Zur Erläuterung: Jene Personen, <strong>die</strong> als<br />

Ausländer in der Statistik der Plandatenbank wie in den Kapiteln zuvor sichtbar sind, umfassen<br />

alleine <strong>die</strong> Fälle 7 bis 11 der Tabelle; <strong>für</strong> Fragen von Integration sind jedoch zusätzlich<br />

<strong>die</strong> Personen der Fälle 2 und 4 bis 6 möglicherweise relevant.<br />

Aufgrund der Vielzahl der Fälle ist es angebracht, <strong>die</strong>se zusammenzufassen. Wir sprechen<br />

daher im Folgenden hinsichtlich des Migrationshintergrundes von drei verschiedenen Statusgruppen:<br />

von "Deutschen ohne Migrationshintergrund" (Fall 1), von "Deutschen mit Migrationsbezug"<br />

(Fälle 2, 4, 5 und 6) und von "Ausländern" (Fälle 7 bis 11) sowie von "Deutschen<br />

evtl. mit Migrationsbezug" (Fall 3), wobei wir <strong>die</strong>se letzte Kategorie aufgrund ihres vagen<br />

Charakters nicht weiter mit einbeziehen. Wenn wir in den folgenden Textpassagen von<br />

"EMR-Migranten" sprechen, meinen wir damit <strong>die</strong> "Deutschen mit Migrationsbezug" und <strong>die</strong><br />

"Ausländer" zusammen (also alle Fälle der Tab. 9 bis auf den 1. und den 3.). Das Kürzel<br />

"EMR" stellen wir deshalb davor, um zu zeigen, dass es sich hierbei um eine spezielle Definition<br />

von Migranten handelt, <strong>die</strong> aus den Möglichkeiten des Einwohnermelderegisters resultiert.<br />

Die Definition von EMR-Migranten ist damit enger gefasst, als jene des Mikrozensus, da<br />

bestimmte im Mikrozensus vorkommende Gruppen von uns aus technischen Gründen nicht<br />

erfasst werden können: z.B. <strong>die</strong> Kinder von Ausländern, <strong>die</strong> in Deutschland geboren wurden,<br />

<strong>die</strong> eingebürgert sind und über keine 2. Staatsangehörigkeit verfügen. 13 Allerdings soll hier<br />

festgehalten werden, dass auch mit <strong>die</strong>ser engeren Definition der Anteil der EMR-Migranten<br />

(25,9%) in <strong>Soest</strong> höher liegt, als der bundesweite Anteil von Migranten nach der Definition<br />

des Mikrozensus, der 18,7% Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland <strong>für</strong> das Jahr<br />

2007 ausweist.<br />

Wir betrachten nun zunächst <strong>die</strong> Altersverteilung der drei Statusgruppen und stellen fest,<br />

dass innerhalb der Gruppe der Ausländer <strong>die</strong> Altersgruppen zwischen 21 und 45 Jahren besonders<br />

stark besetzt sind, bei den Deutschen mit Migrationsbezug besonders <strong>die</strong> Gruppen<br />

zwischen 21 und 30 Jahren sowie 46 – 55 Jahren hervorstechen, während bei den Deutschen<br />

ohne Migrationsbezug <strong>die</strong> Altersgruppen zwischen 36 und 60 Jahren ihre stärkste<br />

Besetzung erfahren:<br />

13 Kinder von Migranten werden im Mikrozensus über Personenkennziffern identifiziert, womit eine<br />

Person (ein Kind) eindeutig einem Haushalt (einem oder zwei Elternteilen) zuzuordnen ist. Dies<br />

war bei der vorgenommenen Auswertung des EMR nicht umsetzbar.<br />

29


Abb. 5: Ausländer in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Prozent 2009<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 bis<br />

5<br />

6 bis<br />

10<br />

11<br />

bis<br />

15<br />

16<br />

bis<br />

20<br />

21<br />

bis<br />

25<br />

26<br />

bis<br />

30<br />

31<br />

bis<br />

35<br />

36<br />

bis<br />

40<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Auswertung.<br />

Abb. 6: Deutsche mit Migrationsbezug in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Prozent 2009<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 bis 6 bis<br />

5 10<br />

11<br />

bis<br />

15<br />

16<br />

bis<br />

20<br />

21<br />

bis<br />

25<br />

26<br />

bis<br />

30<br />

31<br />

bis<br />

35<br />

36<br />

bis<br />

40<br />

41<br />

bis<br />

45<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Auswertung.<br />

41<br />

bis<br />

45<br />

46<br />

bis<br />

50<br />

30<br />

46<br />

bis<br />

50<br />

51<br />

bis<br />

55<br />

51<br />

bis<br />

55<br />

56<br />

bis<br />

60<br />

56<br />

bis<br />

60<br />

61<br />

bis<br />

65<br />

66<br />

bis<br />

70<br />

61<br />

bis<br />

65<br />

71<br />

bis<br />

75<br />

66<br />

bis<br />

70<br />

76<br />

bis<br />

80<br />

71<br />

bis<br />

75<br />

81<br />

bis<br />

85<br />

76<br />

bis<br />

80<br />

86<br />

bis<br />

90<br />

81<br />

bis<br />

85<br />

91<br />

bis<br />

95<br />

86<br />

bis<br />

90<br />

96<br />

bis<br />

100


Abb. 7: Deutsche ohne Migrationshintergrund in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Prozent<br />

2009<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

bis<br />

5<br />

6<br />

bis<br />

10<br />

11<br />

bis<br />

15<br />

16<br />

bis<br />

20<br />

21<br />

bis<br />

25<br />

26<br />

bis<br />

30<br />

31<br />

bis<br />

35<br />

36<br />

bis<br />

40<br />

41<br />

bis<br />

45<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Auswertung.<br />

46<br />

bis<br />

50<br />

Teilen wir nun <strong>die</strong> Altersgruppen entlang der verschiedenen Statusgruppen auf 14 , zeigt sich<br />

der Befund noch deutlicher: EMR-Migranten sind vor allem in den jüngeren Altersgruppen<br />

stark vertreten. Wie <strong>die</strong> Abb. 8 zeigt, stellen Migranten in den Gruppen zwischen 21 und 35<br />

Jahren weit über ein Drittel, aber auch in den übrigen Altersgruppen mindestens ein Fünftel<br />

der Bevölkerung. Dass <strong>Soest</strong>, entgegen dem bundesweiten Trend der 'Überalterung' der<br />

Gesellschaft in den jüngeren Altersgruppen relativ stark besetzt ist (s. auch Abb. 25 bis 27 in<br />

Kapitel 3.10.1), ist somit zu einem großen Teil auf <strong>die</strong> Gruppe der EMR-Migranten zurückzuführen<br />

(<strong>die</strong> zu Abb. 5 bis 8 gehörigen Zahlen und Prozentwerte finden sich detailliert im Annex<br />

in Annex-Tab. 5):<br />

14 Eine Auswertung bezüglich der Verteilung von Männern und Frauen innerhalb der verschiedenen<br />

Altersgruppen und unterteilt nach Migrationsstatus wäre sinnvoll gewesen; <strong>die</strong>se Informationen<br />

standen aber <strong>für</strong> eine Auswertung nicht zur Verfügung.<br />

31<br />

51<br />

bis<br />

55<br />

56<br />

bis<br />

60<br />

61<br />

bis<br />

65<br />

66<br />

bis<br />

70<br />

71<br />

bis<br />

75<br />

76<br />

bis<br />

80<br />

81<br />

bis<br />

85<br />

86<br />

bis<br />

90<br />

91<br />

bis<br />

95<br />

96<br />

bis<br />

100<br />

101<br />

und<br />

älter


Abb. 8: Relativer Anteil der Bevölkerung nach Migrationsstatus in Fünf-Jahres-<br />

Altersgruppen 2009<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

0 bis 5<br />

6 bis 10<br />

11 bis 15<br />

16 bis 20<br />

21 bis 25<br />

26 bis 30<br />

31 bis 35<br />

36 bis 40<br />

41 bis 45<br />

46 bis 50<br />

32<br />

51 bis 55<br />

Deutsche mit Migrationsbezug Ausländer Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, eigene Auswertung.<br />

Folgender Einwand kann gegen <strong>die</strong> Methode eingebracht werden, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kalkulation der<br />

"Deutschen mit Migrationsbezug" angewandt wurde: Personen, <strong>die</strong> auf das Gebiet der heutigen<br />

Bundesrepublik vor 1950 zuwanderten, werden z.B. im Mikrozensus nicht als Personen<br />

mit Migrationshintergrund mitgezählt, da es sich hierbei um Zuwanderung durch kriegsbedingte<br />

Vertreibung nach und während des Zweiten Weltkriegs handelte (Statistisches Bundesamt<br />

2008, S. 5). In dem zur Verfügung gestellten Datensatz des EMR waren keine Angaben<br />

zum Zuzugsdatum enthalten, so dass <strong>die</strong>se Personen nicht ausgeschlossen werden<br />

konnten. Es gibt aber eine Alternative: Wir klammern aus der Kalkulation der EMR-Migranten<br />

<strong>die</strong> Gruppe der Personen aus, <strong>die</strong> über 60 Jahre alt ist (also – mindestens theoretisch – bis<br />

1950 zugewandert sein könnte). Es werden dann nur noch 37.420 Personen (nicht wie zuvor<br />

47.982) betrachtet. Der Anteil von EMR-Migranten beträgt allerdings immer noch 25,8% und<br />

stellt damit nur eine marginale Abweichung zur gesamten Gruppe dar.<br />

Anhand der 1. und 2. Staatsangehörigkeiten lässt sich <strong>die</strong> Zusammensetzung der <strong>Soest</strong>er<br />

Bevölkerung erkennen: Insgesamt ließen sich im Jahr 2009, 1. und 2. Staatsangehörigkeiten<br />

zusammengefasst, Menschen aus 119 verschiedenen Herkunftsländern in <strong>Soest</strong> zählen (s.<br />

Annex-Tab. 6).<br />

56 bis 60<br />

61 bis 65<br />

66 bis 70<br />

71 bis 75<br />

76 bis 80<br />

81 bis 85<br />

86 bis 90<br />

91 bis 95<br />

96 bis 100<br />

101 und älter


2.4 Verteilung der Bevölkerung über das <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

Eine der wesentlichen Fragen der öffentlichen und medialen Diskussion in Hinsicht auf Integration<br />

ist, ob Migranten sich vorrangig in bestimmten Quartieren konzentrieren. Eine solche<br />

Konzentration von Zuwanderern ist zunächst nichts Unbekanntes, <strong>die</strong>ses Phänomen lässt<br />

sich weltweit beobachten. Eine Konzentration an sich sagt noch nichts darüber aus, ob damit<br />

Fragen der Integration tangiert sind. Viertel mit einem hohen Migrantenanteil können eine<br />

'Durchgangsstation' <strong>für</strong> <strong>die</strong>se sein und damit <strong>für</strong> <strong>die</strong> erste Zeit nach der Ankunft unterstützend<br />

wirken. Sie können aber auch Orte der Ausgrenzung sein und diskriminierend wirken,<br />

wenn sie keine Übergänge zur Mehrheitsgesellschaft oder deren Wohnorten zulassen. Wichtig<br />

sind damit z.B. eher Fragen nach der Wohndauer in solchen Quartieren und ob sich mehrere,<br />

miteinander interdependente Problemlagen kumulieren (z.B. hohe Arbeitslosigkeit, geringe<br />

Durchlässigkeit, schlechte Infrastruktur) (Häußermann 2009, S. 235-236). Wir können<br />

<strong>die</strong>se Fragen partiell <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> beantworten und konzentrieren uns in <strong>die</strong>sem Kapitel<br />

zunächst ausschließlich auf <strong>die</strong> räumliche Verteilung. In Kapitel 3.10 gehen wir noch einmal<br />

ausführlicher auch auf weitere Fragen wie Ansehen bestimmter Gebiete und <strong>die</strong> soziale<br />

Lage der Bewohnerschaft in <strong>Soest</strong> ein.<br />

Anhand des EMR ist es möglich, <strong>die</strong> Personen der verschiedenen Statusgruppen einzelnen<br />

Bezirken der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> zuzuordnen (eine Karte <strong>Soest</strong>s mit den Bezirksgrenzen findet sich<br />

als Annex-Abb. 1 im Anhang, <strong>die</strong> vollständigen Zahlen zu allen Bezirken in Annex-Tab. 7). 15<br />

Entsprechend dem Anteil an der Gesamtbevölkerung ergeben sich auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen<br />

Bezirke der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> Anteile an EMR-Migranten, <strong>die</strong> sich meist zwischen 20 und 25%<br />

bewegen, oft mit geringeren Anteilen in jenen Bezirken, <strong>die</strong> nur wenige Einwohner aufweisen.<br />

In einigen größeren Bezirken lässt sich allerdings ein stark überproportionaler Anteil an<br />

Migranten feststellen. Die fünf Bezirke mit den höchsten Migrantenanteilen, in denen insgesamt<br />

mehr als 400 Bewohner leben, sind in der folgenden Tabelle abgebildet:<br />

15 Eine weitere Möglichkeit der Orientierung bietet das Geodatenportal der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>. Hier können<br />

z.B. <strong>die</strong> Lagen einzelner Straßen auf der <strong>Stadt</strong>karte verordnet werden: http://gis.soest.<br />

de/mapbender/frames/index.php?PHPSESSID=93445c2d08a1807d71835002057e76a5&gui_id=<br />

kommunale_infrastruktur_bezirke.<br />

33


Tab. 10: Bezirke mit den höchsten Migrantenanteilen 2009<br />

Bezirk<br />

Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />

34<br />

EMR-Migranten Gesamt<br />

3 50,6% (242) 49,3% (236) 1,0% (478)<br />

5 53,7% (4.193) 45,5% (3.550) 16,3% (7.802)<br />

4 68,4% (4.426) 30,8% (1.992) 13,5% (6.470)<br />

6 71,1% (4.424) 28,5% (1.773) 13,0% (6.225)<br />

7 75,5% (2.542) 23,8% (803) 7,0% (3.367)<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; zweite und dritte Spalte: jeweils prozentualer<br />

Anteil der entsprechenden Bevölkerungsgruppe im jeweiligen Bezirk; vierte Spalte: prozentualer Anteil<br />

der Bevölkerung des Bezirks an der Gesamtbevölkerung <strong>Soest</strong>s; in Klammern jeweils absolute Zahlen.<br />

Die Bezirke 5 und 4 weisen überproportional hohe Anteile an EMR-Migranten von rund 45<br />

bzw. 30% auf. Die höchsten Anteile an EMR-Migranten finden wir im Bezirk 3 mit fast 50%,<br />

wobei <strong>die</strong>ser Bezirk aufgrund der geringen Bewohnerzahl nur geringe Aussagekraft hat.<br />

Werden <strong>die</strong> Werte der Bezirke 4 und 5 zusammengefasst, zeigt sich, dass in ihnen zusammengenommen<br />

bereits 42,7% aller Deutschen mit Migrationsbezug und 50,1% aller Ausländer<br />

wohnen, aber nur 24,5% der Deutschen bzw. 29,8% der gesamten <strong>Soest</strong>er Bevölkerung.<br />

Es scheint damit lohnenswert zu analysieren, wie und ob sich <strong>die</strong>se Ungleichverteilung auf<br />

der nächst feiner gegliederten Ebene der Unterbezirke verstärkt. Mit einer feineren Gebietseinteilung<br />

müssen zwangsläufig <strong>die</strong> Prozentzahlen der Konzentration der Migranten in<br />

bestimmten Gebieten zunehmen. Allerdings zeigt sich auch bei <strong>die</strong>ser feineren Einteilung,<br />

dass <strong>die</strong> meisten Unterbezirke bei Migrantenanteilen von weniger als 50% liegen (<strong>für</strong> eine<br />

Übersicht der Einteilung in Unterbezirke s. Annex-Abb. 2, <strong>für</strong> <strong>die</strong> vollständigen Zahlen der<br />

Anteile der Statusgruppen Annex-Tab. 8). 16 Allerdings gibt es Ausnahmen von <strong>die</strong>ser Regel,<br />

wie Tab. 11 zeigt, welche <strong>die</strong> fünf Unterbezirke mit den höchsten Anteilen an EMR-Migranten<br />

abbildet, in denen insgesamt mindestens 150 Bewohner leben:<br />

16 S. auch Anm. 15.


Tab. 11: Unterbezirke mit den höchsten Migrantenanteilen 2009<br />

Bezirk<br />

Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />

35<br />

EMR-Migranten Gesamt<br />

58 37,5% (862) 62,2% (1.431) 2.299 (4,8%)<br />

34 47,2% (203) 52,8% (227) 430 (0,9%)<br />

57 53,0% (930) 46,1% (810) 1.754 (3,7%)<br />

43 54,1% (138) 45,1% (115) 255 (0,5%)<br />

53 56,3% (220) 43,7% (171) 391 (0,8%)<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; zweite und dritte Spalte: jeweils prozentualer<br />

Anteil der entsprechenden Bevölkerungsgruppe im jeweiligen Unterbezirk; vierte Spalte: prozentualer<br />

Anteil der Bevölkerung des Unterbezirks an der Gesamtbevölkerung <strong>Soest</strong>s; in Klammern jeweils<br />

absolute Zahlen.<br />

Der Unterbezirk 58 (Englische Siedlung bzw. <strong>Soest</strong>er Süden, vgl. dazu auch Kapitel 3.10)<br />

weist mit 62,2% einen deutlich überproportionalen Anteil von EMR-Migranten auf, zudem mit<br />

10% einen großen Abstand zum folgenden Unterbezirk 34. In ihm alleine leben 9,9% aller<br />

Deutschen mit Migrationsbezug und 16,4% aller in <strong>Soest</strong> lebenden Ausländer. Hingegen<br />

wohnen dort nur 2,4% aller Deutschen und 4,8% der gesamten Bevölkerung.<br />

Eine wichtige Frage ist, ob es sich bei der räumlichen Verteilung nur um eine "Momentaufnahme"<br />

handelt, oder <strong>die</strong> 2009 vorgefundene Situation Ergebnis einer längerfristigen, möglicherweise<br />

kontinuierlichen Entwicklung ist. Da <strong>die</strong> umfangreiche Auswertung des Einwohnermelderegisters<br />

nur <strong>für</strong> das Jahr 2009 vorgenommen wurde, müssen wir uns dabei auf <strong>die</strong><br />

Daten der Plandatenbank beschränken. Diese weisen allerdings nur <strong>die</strong> Ausländerzahlen<br />

aus und beinhalten eine weitere Unschärfe: Während bei dem Einwohnermelderegister <strong>die</strong><br />

Personen eindeutig den Bezirken bzw. Unterbezirken zugeordnet werden konnten, standen<br />

in der PDB nur <strong>die</strong> Straßenschlüssel als räumliches Orientierungsmerkmal zur Verfügung.<br />

Diese Schlüssel können aber nicht immer eindeutig einem einzigen Bezirk bzw. Unterbezirk<br />

zugeordnet werden, da Straßen teilweise durch mehrere Bezirke bzw. Unterbezirke verlaufen.<br />

Die folgende Tab. 12 zeigt <strong>die</strong> Entwicklung der Ausländeranteile in allen Straßen, <strong>die</strong><br />

vollständig oder auch nur partiell in den besonders relevanten Bezirken 4 und 5 liegen:


Tab. 12: Entwicklung ausländische Bevölkerung in Bezirken 4 und 5 von 1998 – 2008<br />

Straßen in<br />

Bezirk(en)<br />

3 und 4<br />

Nur 4<br />

4 und 5<br />

Nur 5<br />

Ausländer<br />

in <strong>Soest</strong><br />

gesamt<br />

1998 2000 2002 2004 2006 2008<br />

11,8%<br />

(82)<br />

8,1%<br />

(457)<br />

3,7%<br />

(22)<br />

13,5%<br />

(1.095)<br />

7,0%<br />

(3.367)<br />

8,4%<br />

(60)<br />

6,7%<br />

(384)<br />

5,7%<br />

(36)<br />

12,9%<br />

(1.059)<br />

6,5%<br />

(3.302)<br />

36<br />

7,7%<br />

(51)<br />

7,0%<br />

(391)<br />

4,3%<br />

(24)<br />

13,1%<br />

(1.025)<br />

6,5%<br />

(3.135)<br />

7,1%<br />

(45)<br />

6,9%<br />

(375)<br />

5,9%<br />

(35)<br />

13,4%<br />

(1.031)<br />

6,3%<br />

(3.032)<br />

7,3%<br />

(45)<br />

6,6%<br />

(361)<br />

5,0%<br />

(28)<br />

13,5%<br />

(1.037)<br />

6,2%<br />

(2.981)<br />

5,3%<br />

(31)<br />

5,6%<br />

(302)<br />

7,1%<br />

(39)<br />

13,4%<br />

(1.032)<br />

6,1%<br />

(2.919)<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; obere Zahl: prozentualer Anteil der Ausländer; in<br />

Klammern: absolute Anzahl der Ausländer.<br />

Insgesamt nahmen <strong>die</strong> Anteile der ausländischen Wohnbevölkerung in den relevanten Straßen<br />

der Bezirke 4 und 5 innerhalb des betrachteten Zeitraums leicht ab bzw. blieben konstant<br />

(Bezirk 5). Damit lässt sich nicht von einer Tendenz sprechen, dass Ausländer sich<br />

zunehmend stärker in <strong>die</strong>sen Wohngebieten konzentriert haben; allerdings waren <strong>die</strong> Anteile<br />

der Ausländer von Beginn der Betrachtung an schon überdurchschnittlich hoch. Aussagen<br />

sind dabei allerdings auch nur, wie erwähnt, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gruppe der Ausländer, nicht der Migranten<br />

möglich. Analog betrachten wir nun den Unterbezirk 58, also jenen Unterbezirk, in dem<br />

wir einen besonders hohen Anteil von EMR-Migranten festgestellt haben:


Tab. 13: Entwicklung ausländische Bevölkerung im Unterbezirk 58 von 1998 – 2008<br />

Straßen in<br />

Unterbezirk(en)<br />

51/53/ 54/56/<br />

58<br />

54/58<br />

57/58<br />

58<br />

Ausländer<br />

in <strong>Soest</strong><br />

gesamt<br />

1998 2000 2002 2004 2006 2008<br />

12,7%<br />

(58)<br />

8,1%<br />

(21)<br />

12,7%<br />

(14)<br />

19,3%<br />

(444)<br />

7,0%<br />

(3.367)<br />

16%<br />

(86)<br />

11%<br />

(30)<br />

20,5%<br />

(23)<br />

19,4%<br />

(424)<br />

6,5%<br />

(3.302)<br />

16,1%<br />

(76)<br />

13,4%<br />

(34)<br />

37<br />

16%<br />

(15)<br />

21,2%<br />

(456)<br />

6,5%<br />

(3.135)<br />

15,3%<br />

(69)<br />

10,7%<br />

(25)<br />

5,2%<br />

(5)<br />

23,3%<br />

(515)<br />

6,3%<br />

(3.032)<br />

18,7%<br />

(82)<br />

7,3%<br />

(17)<br />

12,2%<br />

(12)<br />

23,2%<br />

(502)<br />

6,2%<br />

(2.981)<br />

17,3%<br />

(79)<br />

9,7%<br />

(22)<br />

13,3%<br />

(13)<br />

22,2%<br />

(472)<br />

6,1%<br />

(2.919)<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; obere Zahl: prozentualer Anteil der Ausländer; in<br />

Klammern: absolute Anzahl der Ausländer.<br />

Die Zahlen zeigen, dass der Anteil von Ausländern im Unterbezirk 58 in den letzten zehn<br />

Jahren zugenommen hat, ausgehend von ohnehin bereits hohen Ausländeranteilen von z.B.<br />

19,3% in jenen Straßen, <strong>die</strong> ausschließlich im Unterbezirk 58 liegen. Dies ist noch einmal zu<br />

relativieren, da der Ausländeranteil laut PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> insgesamt abgenommen hat (s.<br />

vorletzte Zeile von Tab. 13). Damit kann von einer kontinuierlichen Zunahme des Ausländeranteils<br />

im Unterbezirk 58 in den vergangenen zehn Jahren gesprochen werden. Wir wollen<br />

an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Analyse nicht weiter vertiefen. Eine detaillierte Betrachtung und <strong>die</strong> Entstehungsgeschichte<br />

des Unterbezirks 58, der in der Alltagssprache als "Englische bzw. Kanadische<br />

Siedlung" bezeichnet wird, nehmen wir im Kapitel 3.10 vor, dort erfolgt ebenso eine<br />

Darstellung, über den Einfluss der Wohnungsgesellschaften auf <strong>die</strong> Konzentration oder Verteilung<br />

von Migranten im <strong>Stadt</strong>gebiet.


ZUSAMMENFASSUNG 1: Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung<br />

<strong>Soest</strong> ist eine <strong>Stadt</strong> mit einer in den vergangenen zehn Jahren stabilen Bevölkerungsent-<br />

wicklung. Getragen wurde <strong>die</strong>se Entwicklung auch durch <strong>die</strong> hohen Zuzugszahlen von<br />

(Spät-)Aussiedlern, <strong>die</strong> besonders in den 1990er Jahren zuwanderten, sowie innerhalb der<br />

jüngsten Vergangenheit durch <strong>die</strong> Zuwanderung von Ausländern. Einen Teil der Ausländer<br />

stellen auch <strong>die</strong> Flüchtlinge, zuletzt machten geduldete Personen ohne gesicherten Auf-<br />

enthaltsstatus fast <strong>die</strong> Hälfte <strong>die</strong>ser Gruppe aus.<br />

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat der Anteil der Ausländer in <strong>Soest</strong> von 7% auf 6% ab-<br />

genommen. Die Türken stellen <strong>die</strong> größte ausländische Gruppe mit 1% der Gesamtbevöl-<br />

kerung, gefolgt von den Polen mit 0,6%. Der leichte Rückgang der ausländischen Wohn-<br />

bevölkerung kann auch auf Einbürgerungen zurückgeführt werden. Es ist davon auszuge-<br />

hen, dass das 'Einbürgerungspotential' noch bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Die Soes-<br />

ter Ausländer sind im Durchschnitt 36 Jahre alt und damit im Schnitt fünf Jahre jünger als<br />

<strong>die</strong> Deutschen. Allerdings hat ihr Durchschnittsalter innerhalb der vergangenen zehn Jahre<br />

stärker als das der Deutschen zugenommen; es ist davon auszugehen, dass sich <strong>die</strong> Al-<br />

tersstruktur der ausländischen Wohnbevölkerung allmählich derjenigen der deutschen<br />

Wohnbevölkerung annähert. Noch leben in den ausländischen Haushalten jedoch im<br />

Schnitt doppelt so viele Kinder wie in deutschen Haushalten, was <strong>die</strong> 'Jugendlichkeit' der<br />

ausländischen Wohnbevölkerung begründet.<br />

Anhand einer Sonderauswertung wurde festgestellt, dass <strong>die</strong> Gruppe der Migranten in<br />

<strong>Soest</strong> erheblich größer ist, als <strong>die</strong> Zahl der Ausländer allein. Mehr als ein Viertel (25,9%)<br />

der <strong>Soest</strong>er Bevölkerung ist entweder im Ausland geboren oder hat eine ausländische 1.<br />

oder 2. Staatsangehörigkeit. Dies entspricht dem bundesweiten Durchschnitt. Die Migran-<br />

ten sind besonders stark in den Altersgruppen zwischen 21 und 35 Jahren vertreten und<br />

stellen dort weit mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Die günstige demographische Ent-<br />

wicklung <strong>Soest</strong>s ist damit zu einem großen Teil auf seine Bevölkerung mit Migrationshin-<br />

tergrund zurückzuführen.<br />

In den meisten bevölkerungsstarken Bezirken leben zwischen 20 und 25% Migranten, in<br />

den Bezirken 4 (30,8%) und 5 (45,5%) erheblich mehr. Im Unterbezirk 58 (Englische Sied-<br />

lung bzw. <strong>Soest</strong>er Süden) ist der Anteil von Migranten mit 62,2% überproportional hoch.<br />

Dies ist an sich noch keine kritisch zu bewertende Beobachtung. Allerdings zeigt <strong>die</strong> Ent-<br />

wicklung der vergangene zehn Jahre, dass <strong>die</strong> Ausländeranteile in <strong>die</strong>sem Unterbezirk, bei<br />

in <strong>Soest</strong> insgesamt sinkenden Ausländerzahlen, zugenommen haben, so dass von einer<br />

zunehmenden räumlichen Konzentration in <strong>die</strong>sem Unterbezirk gesprochen werden kann.<br />

38


3. Soziale Integration von Migranten<br />

3.1 Erziehung und Bildung<br />

3.1.1 Kindertageseinrichtungen<br />

Verteilung der Kinder mit Migrationshintergrund und ausländischer Kinder auf Kindergärten<br />

und Kindertageseinrichtungen<br />

Daten über Kinder mit Migrationshintergrund müssen von den Kindergärten und Kindertageseinrichtungen<br />

(Kitas) erhoben werden. Innerhalb der <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Soest</strong> gab es keine<br />

Übersicht über Anteile von Kindern mit Migrationshintergrund sowie Anteile ausländischer<br />

Kinder an den Kitas, weshalb vom IMIS in Zusammenarbeit mit der <strong>Stadt</strong> eine Umfrage initiiert<br />

wurde (folgend als "Kita-Erhebung" bezeichnet; <strong>die</strong> Ergebnisse finden sich in Annex-Tab.<br />

9). Der hier abgefragte Migrationshintergrund divergiert allerdings von dem der Sonderauswertung<br />

des EMR, da hier als "Kinder mit Migrationshintergrund" auch Kinder gezählt wurde,<br />

deren Eltern eingewandert, selbst aber möglicherweise in Deutschland geboren sind. Daher<br />

ist <strong>die</strong> zugrunde gelegte Definition der Kita-Erhebung weiter gefasst als <strong>die</strong>, <strong>die</strong> bei der Auswertung<br />

des EMR verwandt wurde. Bei der EMR-Auswertung errechneten wir einen Anteil<br />

von Deutschen mit Migrationsbezug in der Kategorie der bis-fünf-Jährigen von knapp 16,4%<br />

sowie einen Ausländeranteil von 2,8%. Laut der Kita-Erhebung haben in <strong>Soest</strong> im Durchschnitt<br />

28,9% der Kinder in Tageseinrichtungen einen Migrationshintergrund, 4% der Kinder<br />

sind Ausländer. Da damit <strong>die</strong> Anteile aus der EMR-Erhebung niedriger ausfallen als aus der<br />

Kita-Erhebung finden sich mit den hier möglichen Auswertungsmethoden keine Anzeichen<br />

da<strong>für</strong>, dass Migranten ihre Kinder seltener in Kitas geben als Eltern ohne Migrationshintergrund.<br />

Allerdings ist <strong>die</strong> Definition der Kita-Erhebung, wie gesagt, weiter gefasst als <strong>die</strong><br />

der EMR-Auswertung, so dass <strong>die</strong> Aussagen mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind.<br />

Die erhobenen Daten zeigen, dass sich <strong>die</strong> Kinder mit Migrationshintergrund in jenen Kitas<br />

konzentrieren, <strong>die</strong> eben auch in den Bezirken mit den höchsten Anteilen an EMR-Migranten<br />

liegen, nämlich vorrangig im Bezirk 5 und 4. Die Konzentration der Migranten in bestimmten<br />

<strong>Stadt</strong>gebieten in <strong>Soest</strong> setzt sich damit in den Kitas nicht nur fort, sondern verstärkt sich<br />

auch noch. Aus Sicht der Eltern ist <strong>die</strong> Nähe der Kita zum Wohnort sicherlich ein wichtiges<br />

Kriterium. Dennoch ist <strong>die</strong>se Beobachtung kritisch zu sehen, da <strong>die</strong> starke Konzentration<br />

vermuten lässt, dass <strong>die</strong> Kinder mit Migrationshintergrund in der Kita nur wenig Kontakt zu<br />

Kindern der Mehrheitsbevölkerung haben werden. Vielmehr scheint es an einzelnen Kitas<br />

39


sogar besonders hohe Anteile von Kindern mit Migrationshintergrund zu geben (z.B. über<br />

80%), <strong>die</strong> nicht mehr anhand der Konzentration der EMR-Migranten im Wohnumfeld erklärt<br />

werden können, während andere Kitas nur geringe Anteile an Kindern mit Migrationshintergrund<br />

aufweisen. Eine mögliche Erklärung <strong>für</strong> <strong>die</strong> noch stärkere Konzentration in den Kitas<br />

lieferte einer der Interviewpartner, der berichtete, dass Eltern ihre Kinder bewusst nicht<br />

dort anmelden würden, wo der Ausländer- bzw. Migrantenanteil hoch liegt.<br />

Ergebnisse aus Gesprächen an den Kitas<br />

Für einen detaillierteren Blick haben wir Gespräche an den vier Kitas mit den höchsten Anteilen<br />

von Kindern mit Migrationshintergrund geführt, sowie mit einer Kita, <strong>die</strong> zwar nahe dem<br />

<strong>Soest</strong>er Süden (Unterbezirk 58) liegt, aber einen nur geringen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund<br />

aufweist.<br />

Die vier Kitas mit hohem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund beschreiben sprachliche<br />

Probleme als <strong>die</strong> wesentliche Herausforderung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Kinder bzw. <strong>die</strong> Arbeit mit ihnen.<br />

Teilweise weisen sie nur rudimentäre Deutschkenntnisse auf, wenn sie in <strong>die</strong> Kita<br />

kommen. Diese können auch bis zum Besuch der Grundschule nicht aufgeholt werden. Für<br />

<strong>die</strong> alltägliche Arbeit und den Umgang mit den Kindern reichen <strong>die</strong> in der Kita erlernten<br />

Sprachkenntnisse zwar aus, allerdings bleibt der Wortschatz oft eingeschränkt und auch andere<br />

Fähigkeiten wie Motorik, emotionale und soziale Faktoren leiden unter den Defiziten.<br />

Dies zeigt sich auch anhand der Zahlen zur Sprachförderung: In Kitas mit einem hohen Anteil<br />

von Kindern mit Migrationshintergrund wurden überdurchschnittlich viele Kinder gefördert<br />

(s. Annex-Tab. 9).<br />

Die Elternarbeit wird als teilweise schwierig beschrieben. Oft müsse erst Vertrauen zwischen<br />

den Mitarbeitern der Kita und den Eltern aufgebaut werden. Ein Vertreter einer Kita führt das<br />

mangelnde Vertrauen darauf zurück, dass viele Eltern aus Ländern kommen, in denen Institutionen<br />

wie Kindergärten negative Assoziationen hervorrufen. Dies kann dann der Fall sein,<br />

wenn <strong>die</strong> Eltern aus autoritären Herrschaftssystemen kommen, wo <strong>die</strong> Möglichkeit existierte,<br />

dass Kinder den Eltern (grundlos) weggenommen wurden. Daher müsse mit niedrigschwelligen<br />

Angeboten Vertrauen aufgebaut werden. Die Eltern, so <strong>die</strong> Beobachtung, brauchen<br />

auch aufgrund eigener sprachlicher Schwierigkeiten besondere Aufmerksamkeit, was viele<br />

Kapazitäten bindet. Ein weiterer Befragter einer Kita berichtet, dass sowohl polnische als<br />

auch tamilische Eltern mit ihren Kindern zu Hause kein Deutsch sprechen wollen, um es <strong>die</strong>sen<br />

nicht falsch beizubringen. Ein mangelndes Engagement der Eltern im Kindergarten wird<br />

von dem Großteil der interviewten Vertreter festgestellt, allerdings als Erscheinung beschrieben,<br />

<strong>die</strong> ebenso auf Eltern zutrifft, <strong>die</strong> keine Migranten sind.<br />

40


Zudem berichten <strong>die</strong> <strong>die</strong> interviewten Leiter der Kitas von Problemen im interkulturellen Zu-<br />

sammenleben. Zwar thematisieren <strong>die</strong> Kinder das "Migrant-Sein" nicht selbst, aber es exis-<br />

tieren kulturspezifische Ver- und Gebote, <strong>die</strong> zu Problemen in der täglichen Kita-Arbeit führen.<br />

So würden z.B. Kontakte zwischen Mädchen und Jungen von den Eltern teilweise verboten,<br />

Mädchen dürfen nicht an Angeboten teilnehmen, bei denen sie in der Kita übernachten,<br />

selbst wenn getrennte Räume <strong>für</strong> <strong>die</strong> Geschlechter zugesagt werden. Hinsichtlich des<br />

Essens erscheint es <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kitas aber unproblematisch zu sein, <strong>die</strong> religiösen Gebote einzuhalten.<br />

So wird z.B. bei den Aufnahmegesprächen direkt nach besonderen Wünschen gefragt.<br />

Zwei Vertreter von Kitas berichten, dass muslimische Eltern ihren Kindern erlaubt haben,<br />

auch aktiv an christlichen Feiern teilzunehmen, teilweise waren <strong>die</strong> Eltern dann bei den<br />

Festen bzw. Gottes<strong>die</strong>nsten aber nicht selbst anwesend.<br />

In den Kitas wurde verschieden auf <strong>die</strong> Herausforderungen reagiert. Die Bewertung über <strong>die</strong><br />

Erfolge der unterschiedlichen Maßnahmen muss sich dabei aber auf <strong>die</strong> Aussagen der Kitaleiter<br />

selbst stützen. Teilweise sind in den Einrichtungen mehrsprachige Mitarbeiter bzw. Mitarbeiter<br />

mit Migrationshintergrund beschäftigt, um einen besseren Zugang zu den Familien<br />

und Kindern zu bekommen oder auch, um <strong>die</strong> Kommunikation mit den Kindern zu ermöglichen.<br />

Zudem wird in den Kitas meist auf intensive Sprachförderprogramme in Einzel- bzw.<br />

Kleinstgruppenarbeit gesetzt. Eine der <strong>Soest</strong>er Kitas war sogar landesweit eine der ersten<br />

mit einem Sprachförderangebot und betreibt <strong>die</strong>ses schon bereits seit zehn Jahren. In <strong>die</strong>ser<br />

Kita wurden auch bereits vor der Einführung der Delfin-4-Tests 17 Sprachtests durchgeführt.<br />

In einer anderen Kita wird seit ca. acht Jahren Sprachförderung angeboten, in einer weiteren<br />

ist z.B. einmal <strong>die</strong> Woche eine Logopädin beschäftigt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kinder sprachlich zwei bis drei<br />

Mal <strong>die</strong> Woche fördert. In einer anderen Kita wird ein individueller Bildungsplan <strong>für</strong> jedes<br />

Kind erstellt. Die Mitarbeiter einer weiteren Kita setzen bewusst darauf, Sprache mit Handlungen<br />

zu begleiten. In <strong>die</strong>ser Einrichtung wird auf einheitliche Sprachkultur geachtet (z.B.<br />

sollen alle Erzieher <strong>die</strong>selben Begriffe <strong>für</strong> <strong>die</strong>selben Gegenstände benutzen), was der Leiter<br />

gerade <strong>für</strong> Kinder mit Migrationshintergrund <strong>für</strong> wichtig hält. In <strong>die</strong>ser Kita wird auch bewusst<br />

auf eine Fortbildung der Mitarbeiter <strong>für</strong> Sprachförderung gesetzt, um <strong>die</strong>se ohne externe<br />

Kräfte durchführen zu können, <strong>die</strong> <strong>für</strong> weniger verlässlich erachtet werden.<br />

Hinsichtlich der Elternarbeit finden an einer Kita <strong>die</strong> Elterngespräche in der Muttersprache<br />

statt. Teilweise werden sie mit Hilfe eines Dolmetschers geführt. Die Mitarbeiter der Kitas<br />

versuchen nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern bei Sprachproblemen behilflich zu<br />

sein. In einer Einrichtung wurde vor ca. fünf Jahren ein Sprachkurs <strong>für</strong> Eltern zusammen mit<br />

17 Delfin 4 (Diagnostik, Elternarbeit und Förderung der Sprachkompetenz 4-Jähriger in NRW) ist ein<br />

Sprachtest, welcher entwickelt wurde, um festzustellen, ob Kinder <strong>die</strong> deutsche Sprache zwei<br />

Jahre vor der Schule altersgemäß beherrschen. Zudem können Erzieher anhand des Tests sehen,<br />

welche Fördermaßnahmen ergriffen werden sollten (vgl. http://www.schulministerium.<br />

nrw.de/BP/Presse/Konferenzen14LP/2007/Sprachstand/Fried/index.html).<br />

41


der Volkshochschule (VHS) durchgeführt. An <strong>die</strong>sem nahmen 14 Mütter teil und der Kurs<br />

zeigte gute Erfolge: Die Eltern wurden selbstbewusster, sprachen mehr und waren offener.<br />

Dieser Kurs musste aber aufgrund fehlender Finanzierung eingestellt werden. Nun findet<br />

eine Zusammenarbeit mit einer anderen Institution statt, wodurch <strong>die</strong> meisten Eltern an einem<br />

kostenlosen Sprachkurs teilnehmen können. In einer anderen Kita wird ebenfalls seit<br />

einem Jahr einen Sprachkurs <strong>für</strong> Eltern angeboten, der vom <strong>Soest</strong>er Jugendamt finanziert<br />

wird. In einer weiteren Kita ist <strong>die</strong> Einrichtung solcher Kurse <strong>für</strong> Eltern geplant. Die Leiter der<br />

Kitas versuchen zudem bewusst auf <strong>die</strong> kulturellen und religiösen Befindlichkeiten der Eltern<br />

(und Kinder) einzugehen und niedrigschwellige Angebote zu unterbreiten. In einer Kita wird<br />

beispielsweise ein Spiele-Nachmittag <strong>für</strong> Eltern angeboten, um deren Erziehungskompetenz<br />

zu stärken; allerdings wird <strong>die</strong>ses Angebot nur von wenigen angenommen. Der Leiter einer<br />

Kita hat zum Zeitpunkt der Errichtung eines Heims <strong>für</strong> Asylsuchende in der Nachbarschaft<br />

<strong>die</strong>ses besucht, um frühzeitig Kontakte zu den Bewohnern herzustellen. In <strong>die</strong>ser Kita wird<br />

auch ein Krabbeltreff angeboten, in dem <strong>die</strong> Kinder Gelegenheit haben, sich schon vor der<br />

Kindergartenzeit kennen zu lernen, ebenso können <strong>die</strong> Eltern hier bereits Kontakte knüpfen.<br />

Die Eltern und Kinder der Umgebung werden zudem schon vor der Kindergartenzeit in Aktivitäten<br />

der Kita mit einbezogen. In einer weiteren Kita werden Elternveranstaltungen wie<br />

Spielkreise oder Ausflüge angeboten. Die Mitarbeiter geben zudem gezielt Anregungen zur<br />

Förderung der Kinder, oft auch in verschiedenen Sprachen. In einer anderen Einrichtung<br />

wurde ein gemeinsamer Kochkurs eingerichtet, um auch <strong>die</strong> Eltern untereinander zu vernetzen.<br />

Zwei Kitas deren Leiter befragt wurden, waren zur Zeit des Interviews Familienzentrum<br />

(insgesamt gab es in <strong>Soest</strong> zur Zeit der Erstellung des Berichts fünf Familienzentren).<br />

Aufschlussreich war der Vergleich <strong>die</strong>ser Beschreibungen mit den Erfahrungen des Leiters<br />

einer Kita mit nur einem geringen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Dieser lag<br />

bei unter 20%, obwohl <strong>die</strong> Kita unmittelbar an den Bezirk 5 angrenzt. Die vergleichsweise<br />

wenigen Kinder mit Migrationshintergrund, so der interviewte Vertreter der Kita, werden problemlos<br />

integriert. Auch Sprachförderung ist kein zentrales Thema; nur zwei Kinder beanspruchen<br />

<strong>die</strong>se. An der Einrichtung wurde zusätzlich Englisch-Unterricht angeboten. Der Interviewpartner<br />

führt <strong>die</strong> Unterschiede zwischen <strong>die</strong>ser und den anderen Kitas auf den unterschiedlichen<br />

Einzugsbereich zurück, der Migrantenanteil werde nicht bewusst niedrig gehalten.<br />

Die Kita liegt in einem Gebiet mit niedrigerer Arbeitslosigkeit als der angrenzende Bezirk,<br />

<strong>die</strong> Einrichtung kann ihre Kapazitäten bereits mit Anmeldungen aus der unmittelbaren<br />

Umgebung füllen, in der oft Elternteile wohnen, <strong>die</strong> beide berufstätig sind.<br />

Auf <strong>die</strong> Frage nach Problemen in der Umsetzung weitergehender Pläne antworteten Vertreter<br />

von zwei Kitas, dass <strong>für</strong> weitergehende Angebote zusätzliches Personal notwendig<br />

wäre. Der Gesprächspartner einer Kita führte an, dass <strong>die</strong> Sprachförderung, <strong>die</strong> derzeit geleistet<br />

würde, nicht ausreiche. Es sei den Kindern aber auch nicht zuzumuten, in der Kita<br />

42


noch mehr zu leisten, wenn sie noch Zeit zum spielen haben wollten. Vertreter zweier Einrichtungen<br />

wünschten sich, <strong>die</strong> Eltern besser in <strong>die</strong> Arbeit einbinden zu können.<br />

Bei Fragen des Übergangs in <strong>die</strong> Grundschule setzen <strong>die</strong> Leiter der Kitas auf eine enge<br />

Zusammenarbeit mit <strong>die</strong>sen. In einer Kita wurden gemeinsame Einschulungskonferenzen<br />

veranstaltet. Hier wurde z.B. abgesprochen, welche Kinder in eine Klasse zusammengehen<br />

sollten, damit sich <strong>die</strong>se in ihren Sprachkompetenzen gegenseitig unterstützen können. Zudem<br />

wurden <strong>die</strong> Kinder ein Jahr bevor sie <strong>die</strong> Kita verlassen, gezielt darauf vorbereitet, und<br />

es fanden Informationsveranstaltungen mit den Eltern statt. Ein anderer Mitarbeiter einer Kita<br />

berichtete von vielen Kindern mit Förderbedarf, <strong>die</strong> im Anschluss an <strong>die</strong> Kita auf eine Förderschule<br />

gingen. Es erfolgte an <strong>die</strong>ser Kita eine intensive Zusammenarbeit mit drei Schulen<br />

und zwei Förderschulen, besonders in Bezug auf <strong>die</strong> Überweisung auf <strong>die</strong>se. Die Mitarbeiter<br />

der Kita versuchten, den Prozess in Bezug auf <strong>die</strong> Entscheidung, welche Schule das Kind<br />

besuchen soll (besonders, wenn es um den Besuch einer Förderschule geht) intensiv zu<br />

begleiten. Ein Vertreter einer anderen Kita berichtete, dass viele Kinder anschließend <strong>die</strong><br />

Sprachheilschule besuchen, führte <strong>die</strong>s aber nicht auf den Migrationshintergrund zurück. Er<br />

meinte aber, dass viele Kinder auf <strong>die</strong> Förderschule kämen, <strong>die</strong>s aber eher auf <strong>die</strong> mangelnde<br />

Förderung der Eltern zurückzuführen sei, nicht auf das mangelnde Potential der Kinder.<br />

Der Gesprächspartner schätzte aber, dass, wenn Kinder mit Migrationshintergrund drei Jahre<br />

lang den Kindergarten besucht haben, sie es in der Regel auch auf <strong>die</strong> Grundschule<br />

schaffen. Einige Eltern, so ein weiterer Interviewpartner, versuchen trotz der anderslautenden<br />

Empfehlung ihre Kinder auf eine Grund- statt auf <strong>die</strong> Förderschule zu schicken. Nach<br />

einigen Wochen müssen <strong>die</strong>se dann aber meist wieder wechseln.<br />

Damit scheinen Sprachprobleme und mangelnde Förderung seitens der Eltern Probleme zu<br />

sein, <strong>die</strong> zwar nicht originär mit dem Migrationshintergrund verbunden sein müssen, in Familien<br />

mit Migrationshintergrund aber überdurchschnittlich häufig auftauchen. Zudem wird bereits<br />

in Zusammenhang mit den Kitas auf ein Problem verwiesen, das später bei den Grundschulen<br />

und dem Übergang zu den weiterführenden Schulen noch einmal angesprochen<br />

werden wird (Kapitel 3.1.2.2): Dass Kinder mit Migrationshintergrund (auch als Folge dessen)<br />

häufiger auf eine Förderschule überwiesen werden, was zu Konflikten bzw. Unverständnis<br />

bei deren Eltern führt.<br />

43


ZUSAMMENFASSUNG 2: Kindertageseinrichtungen<br />

Es lassen sich keine Hinweise finden, dass Migranten ihre Kinder seltener in Kindergärten<br />

und Kindertageseinrichtungen schicken als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Aller-<br />

dings fällt <strong>die</strong> Verteilung der Kinder mit Migrationshintergrund an den Kitas der <strong>Stadt</strong> sehr<br />

unterschiedlich aus. Teilweise kann <strong>die</strong>s mit der Zusammensetzung der Bewohnerschaft in<br />

den <strong>Stadt</strong>bezirken erklärt werden. In manchen Kitas übersteigt der Anteil von Kindern mit<br />

Migrationshintergrund allerdings den Anteil der Migranten an der Wohnbevölkerung in den<br />

zugehörigen Bezirken erheblich. Eine mögliche Erklärung da<strong>für</strong> ist, dass Eltern von Kin-<br />

dern ohne Migrationshintergrund ihre Kinder bewusst in Kindertageseinrichtungen mit<br />

niedrigen Migrantenanteilen schicken.<br />

Die Kitas mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund berichten vorran-<br />

gig von Sprachproblemen <strong>die</strong>ser Kinder sowie von einer aufwändigeren Elternarbeit auf-<br />

grund einer Reserviertheit der Eltern bzw. der Probleme, <strong>die</strong> auch <strong>die</strong> Eltern mit der deut-<br />

schen Sprache haben.<br />

Die Kitas reagieren auf <strong>die</strong>se Herausforderungen mit unterschiedlichen Maßnahmen<br />

(Sprachförderung, niedrigschwellige Kontaktangebote <strong>für</strong> <strong>die</strong> Eltern, Sprachförderung <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Eltern). Teilweise sind hierdurch bereits gute Erfolge erzielt worden, teilweise blieben<br />

<strong>die</strong> Erfolge allerdings auch aus.<br />

3.1.2 Schulen<br />

Im <strong>Stadt</strong>gebiet <strong>Soest</strong> liegen acht Grundschulen, eine Förderschule, drei Hauptschulen, zwei<br />

Realschulen, drei Gymnasien und eine Gesamtschule, <strong>für</strong> welche <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> Träger ist. Hinzu<br />

kommen drei Förderschulen, welche in der Trägerschaft des Kreises <strong>Soest</strong> liegen, eine Förderschule<br />

in Trägerschaft des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe sowie eine Waldorfschule<br />

in privater Trägerschaft. Die Kompetenzen bezüglich der Schulen sind zwischen verschiedenen<br />

Ebenen aufgeteilt: Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ist als Schulträger zuständig <strong>für</strong> <strong>die</strong> externen<br />

Schulangelegenheiten wie Schulgebäude oder Unterrichtsmaterialen. Der Kreis ist hingegen<br />

als Schulaufsichtsbehörde <strong>für</strong> <strong>die</strong> pädagogischen und unterrichtsfachlichen Angelegenheiten<br />

der Grund-, der Haupt- sowie der Förderschulen zuständig, <strong>die</strong> Bezirksregierung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Realschulen,<br />

Gymnasien, <strong>die</strong> Gesamtschule, <strong>die</strong> Waldorfschule und <strong>die</strong> Berufsbildenden Schulen.<br />

Auf <strong>die</strong> Behandlung von Fragen von Integration von Seiten der Verwaltung wird im Kapitel<br />

4 gesammelt eingegangen, im Fokus <strong>die</strong>ses Kapitels stehen <strong>die</strong> Verteilung von Migranten<br />

auf <strong>die</strong> Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sowie besondere Herausforderungen und Maßnahmen der<br />

schulischen Arbeit in Hinsicht auf <strong>die</strong>se Gruppe an den Schulen.<br />

44


Die Recherche entsprechender Daten gestaltete sich dabei äußerst diffizil. Daten zu Ausländern<br />

und (Spät-)Aussiedlern müssen von Schulen schon seit geraumer Zeit erhoben werden,<br />

<strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> konnte uns Daten über <strong>die</strong> Schülerbestände in Hinsicht auf <strong>die</strong>se Gruppen ab dem<br />

Jahr 2000 zur Verfügung stellen. Nicht regelmäßig erhoben wurden hingegen Statistiken<br />

über <strong>die</strong> Abschlüsse der Schulabgänger, welche <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> vergangenen zwei Jahre im<br />

Rahmen einer Sonderabfrage erhielt und <strong>die</strong> wir um Daten von IT.NRW <strong>für</strong> zwei weitere Jahre<br />

ergänzt haben. Auch wurden keine Daten zum Übergang von den Grund- auf <strong>die</strong> weiterführenden<br />

Schulen erhoben. Seit drei Jahren sind <strong>die</strong> Schulen in NRW zudem angehalten,<br />

Daten zu "Schülern mit Zuwanderungsgeschichte" zu erheben. Als solche gelten Schüler, <strong>die</strong><br />

selbst zugezogen sind, eine nichtdeutsche Verkehrssprache in der Familie haben oder mindestens<br />

ein nicht in Deutschland geborenes Elternteil (Ministerium <strong>für</strong> Schule und Weiterbildung<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen April 2009, S. 98). Diese Daten konnten uns allerdings<br />

weder von der <strong>Stadt</strong>, noch vom Kreis oder der Bezirksregierung zur Verfügung gestellt<br />

werden; sie wurden hingegen oft bei anderen Ebenen "vermutet". Eine vom IMIS initiierte<br />

Umfrage bezüglich <strong>die</strong>ser und weiterer Daten bei den Schulen brachte nur mäßigen Rücklauf,<br />

<strong>die</strong> Schulen verwiesen auf den zu hohen Aufwand, <strong>die</strong> Umstellung der Erhebungssoftware<br />

oder schlicht, dass <strong>die</strong> Daten von ihnen nicht erhoben würden. 18 Dies Kapitel wird somit<br />

mit verschiedenen Quellen arbeiten müssen, <strong>die</strong> unterschiedlich tiefe Einblick erlauben. Hinsichtlich<br />

der Schuldaten lässt sich somit ein erheblicher Handlungsbedarf ersehen, auf den<br />

wir in den Empfehlungen im Kapitel 6 eingehen werden.<br />

3.1.2.1 Grundschulen und Übergang auf weiterführende Schulen<br />

Verteilung der Schüler auf <strong>die</strong> Grundschulen<br />

Nach Angaben von IT.NRW betrug der Anteil der Schüler mit Zuwanderungsgeschichte an<br />

allen Grundschulen in <strong>Soest</strong> 19,5% im Jahr 2008/09 und 21,8% im Jahr 2007/08. Aus Datenschutzgründen<br />

lieferte IT.NRW allerdings keine Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Grundschulen,<br />

sondern nur Gesamtzahlen. Damit können wir <strong>für</strong> ein Bild der Zusammensetzung der Schülerschaft<br />

in den verschiedenen Grundschulen nur auf <strong>die</strong> Zahlen von Ausländern und (Spät-)<br />

Aussiedlern der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> zurückgreifen. Abb. 9 zeigt, dass <strong>die</strong>se 2007/08 unterschiedlich<br />

stark an den verschiedenen Schulen vertreten waren (<strong>die</strong> genauen Daten finden sich in Annex-Tab.<br />

10). Durchschnittlich waren 7% der Kinder an Grundschulen Ausländer, 4,2%<br />

(Spät-)Aussiedler. Die Anteile an den verschiedenen Schulen schwanken allerdings erheblich,<br />

<strong>die</strong> Zahlen bewegen sich zwischen 28,8 und 1,9% <strong>für</strong> beide Gruppen. Dies scheint sich<br />

18 Scheinbar gilt <strong>die</strong>s NRW-weit: es haben nur <strong>die</strong> öffentlichen, nicht <strong>die</strong> Schulen in privater Trägerschaft<br />

in NRW Daten zu Schülern mit Zuwanderungsgeschichte erhoben. Auch in anderen Gemeinden<br />

und Kreisen zeigten Stichproben, dass <strong>die</strong> Daten je nach Schule mit unterschiedlicher<br />

Qualität erstellt und übermittelt wurden.<br />

45


auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Daten <strong>für</strong> Schüler mit Zuwanderungsgeschichte fortzusetzen, auch wenn nur<br />

zwei Grundschulen hier<strong>für</strong> Daten lieferten und <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Aussage damit nur<br />

schwach ausgeprägt ist: In einer Grundschule lag der Anteil <strong>die</strong>ser Schüler bei 78% im Jahr<br />

2008/09 (81,9% in 2007/08), bei einer anderen Grundschule war in <strong>die</strong>sen beiden Jahren<br />

kein einziger Schüler mit Zuwanderungsgeschichte auf der Schule. Diese ungleiche Verteilung<br />

lässt sich nicht, wie bei den Kindertageseinrichtungen, durch das Wohnumfeld allein<br />

erklären, denn der überwiegende Teil aller Grundschulen liegt in den Bezirken 4 und 5. Der<br />

Anteil von Ausländern und (Spät-)Aussiedlern ist an den Schulen im Bezirk 4 sogar höher,<br />

was im Widerspruch zu der Tatsache zu stehen scheint, dass im Bezirk 5 erheblich mehr<br />

Ausländer leben (14,4% im Bezirk 5; 6% im Bezirk 4). Wie <strong>die</strong>s zu erklären ist, ließ sich anhand<br />

der Daten nicht erörtern. Ein Interviewter (Y-III) wies uns darauf hin, dass viele Eltern<br />

ohne Migrationshintergrund ihre Kinder bewusst nicht auf Grundschulen mit einem hohen<br />

Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund schicken würden, da sie "Angst" hätten, dass<br />

<strong>die</strong> Kinder dort nichts lernen würden. Damit wäre es denkbar, dass <strong>die</strong> höchst unterschiedlichen<br />

Anteile Resultat eines sich in der Vergangenheit selbst verstärkenden Prozesses gewesen<br />

sind: je höher der Anteil von Migranten an einer Grundschule war, desto geringer war<br />

<strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit, dass deutsche Schüler auf <strong>die</strong>se Schule gingen.<br />

Abb. 9: Anteil Ausländer und Aussiedler an Grundschulen 2007/08<br />

H (4)<br />

G (4)<br />

F (4)<br />

E (1)<br />

Alle Grundschulen<br />

D (5)<br />

C (5)<br />

B (5)<br />

A (5)<br />

4,7<br />

9,4<br />

11,5<br />

7<br />

18,4<br />

10,6<br />

4,2<br />

2,6 1,5<br />

2,5<br />

2,4<br />

1,9<br />

4,7<br />

10,4<br />

46<br />

95,9<br />

97,5<br />

97,6<br />

98,1<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

84,7<br />

85,9<br />

88,5<br />

88,8<br />

71,2<br />

Anteil Ausländer Anteil Aussiedler Anteil Deutsche<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; Anteile in Prozent aller Schüler an Grundschule; Schulnamen<br />

wurden anonymisiert.


Ergebnisse aus Interviews an Grundschulen<br />

Wir haben Gespräche an jenen Grundschulen geführt, an denen wir auf Basis der Daten<br />

einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Ausländern und (Spät-)Aussiedlern festgestellt<br />

hatten und <strong>die</strong> Schulleiter nach ihren Erfahrungen im Umgang mit Migranten gefragt.<br />

Ein Schulleiter berichtete davon, dass Kinder mit Migrationshintergrund sprachlich nicht so<br />

weit entwickelt seien wie Kinder der Mehrheitsbevölkerung, ein Problem, das sich über alle<br />

Jahrgänge hindurch erstreckt und alle Fächer betrifft. Dies weise auch eine Lernstandserhebung<br />

(VERA) nach, berichtete er. Problematisch wird auch der Mathematikunterricht, zunehmend<br />

ab Klasse 3, da <strong>die</strong> Aufgabenstellungen dann sprachlich komplexer werden. Die<br />

niedrigen Kompetenzen im Lesen und Schreiben führte der Leiter aber hauptsächlich auf<br />

den niedrigen Bildungsstand der Eltern zurück. Diese lesen ihren Kindern beispielsweise nur<br />

selten bis gar nicht vor, sondern setzen sie vor den Fernseher. Die Kommunikation mit den<br />

Eltern gestaltete sich ebenfalls schwierig, besonders, wenn <strong>die</strong> Eltern Analphabeten sind.<br />

Teilweise "schlichen" sich <strong>die</strong> Eltern mit in <strong>die</strong> Klassen ihrer Kinder, um Lesen und Schreiben<br />

zu lernen. Auch <strong>die</strong> offiziellen Schulmitwirkungsgremien waren aufgrund der Zusammensetzung<br />

der Elternschaft nur wenig tragfähig, Elternabende waren sehr schwach besucht. Als<br />

Ursache sah der Leiter auch <strong>die</strong> schlechten Erfahrungen der Eltern mit der Institution Schule<br />

(z.B. bei Spätaussiedlern) oder eigene Schulprobleme. Teilweise berichtete er von Konkurrenz<br />

unterschiedlicher Herkunftsgruppen (z.B. zwischen Spätaussiedlern und türkischarabischen<br />

Gruppen), was <strong>die</strong> Kinder an der Grundschule aber oft nur mittelbar über ihre<br />

Geschwister betraf. Die Kinder mit Migrationshintergrund besuchten verstärkt den Ganztagesbereich<br />

der Schule, was auf Wunsch der Schule, wie der Eltern geschah, da <strong>die</strong> Kinder<br />

dort besser gefördert und unterstützt werden konnten. Zudem verfügte <strong>die</strong> Schule über ein<br />

eigens entwickeltes Sprachförderkonzept sowie zusätzliche Lehrerstellenanteile, wodurch<br />

<strong>die</strong> Einteilung der Kinder in DaZ-Gruppen (Deutsch als Zweitsprache) möglich war, in denen<br />

sie gefördert wurden. Die Schule beschäftigte auch eine Sonderpädagogin <strong>für</strong> präventive<br />

Maßnahmen in der Schuleingangsphase, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Förderdiagnostik und <strong>die</strong> Entwicklung von<br />

individuellen Förderplänen. Die Förderung erfolgte im Klassenverband, aber auch in kleinen<br />

Fördergruppen, um evtl. späterem sonderpädagogischen Förderbedarf aufgrund des Migrationshintergrundes<br />

vorzubeugen. Dies war ein Projekt, das einst von der Bezirksregierung<br />

Arnsberg angestoßen wurde. Zudem versuchte <strong>die</strong> Schule, über niedrigschwellige Angebote<br />

<strong>die</strong> Eltern zu erreichen: Es gab ein Schulcafé, das in der "großen Form" nur noch zwei Mal<br />

im Jahr stattfand, da es logistisch sehr aufwendig war. Jeden ersten Montag im Monat wurde<br />

ein Elterncafé nur <strong>für</strong> Frauen veranstaltet. Idee war, dass in der Zeit, wo <strong>die</strong> Kinder versorgt<br />

waren, auch muslimische Frauen teilnehmen konnten. Zudem gab es ein Ganztagscafé <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Eltern der Ganztagskinder. Nach Sicht des Schulleiters konnte <strong>die</strong> Sprachförderung in<br />

der Schule einiges auffangen. Da <strong>die</strong> Kinder aber bereits mit Entwicklungsverzögerung auf-<br />

47


grund ungenügender Förderung im vorschulischen Bereich in <strong>die</strong> Schule kamen, konnte<br />

nicht alles aufgeholt werden.<br />

Der Leiter einer zweiten Grundschule gelangte hinsichtlich der Sprachprobleme und deren<br />

Ursachen zu gleichen Einschätzungen wie der erste Interviewpartner. Auch an seiner Schule<br />

war <strong>die</strong> Elternarbeit sehr schwach ausgeprägt, was er allerdings nicht nur bei Eltern mit Migrationshintergrund<br />

beobachtete. Bei Migranteneltern wäre es allerdings schwieriger, da teilweise<br />

zusätzlich Sprachprobleme hinzukamen. (Spät-)Aussiedler beschrieb er allerdings als<br />

sehr aktive Eltern. Der Schulleiter hatte mit Schulungen der Mitarbeiter auf <strong>die</strong> Herausforderungen<br />

reagiert. Sprachförderung konnte zur Zeit des Interviews aufgrund von Personalmangel<br />

nicht erfolgen. Es wurden allerdings zwei Stellen zur Integrationshilfe <strong>für</strong> Kinder mit Migrationshintergrund<br />

sowie eine Nachfolge <strong>für</strong> <strong>die</strong> seit zwei Jahren unbesetzte Stelle einer sozialpädagogischen<br />

Fachkraft beantragt. Bei Schulanfängern wurde sechs Wochen nach<br />

Schulbeginn festgelegt, welcher Bereich vorrangig (u.a. der Sprachförderung) gefördert werden<br />

sollte. Relevant, aber nicht speziell auf Kinder mit Migrationshintergrund bezogen, war<br />

ein früheres Projekt, in dem Kinder in Kleingruppen eingeteilt wurden und <strong>die</strong> benötigte<br />

Sprachförderung erhielten. Zudem verfügte <strong>die</strong> Schule zu Zwecken der Leseförderung über<br />

eine umfangreiche Schülerbücherei und führte vermehrt Elterngespräche durch. Die Schule<br />

wurde zur Ganztagsschule ausgebaut, um Kindern ein – sonst fehlendes – vielfältiges Bildungsangebot<br />

zu ermöglichen und auch, um ihnen zusätzliche Erziehung und Anreize zu<br />

bieten, <strong>die</strong> sie zu Hause nicht bekommen.<br />

Auch der dritte interviewte Schulleiter wies auf sprachliche Probleme bei Kindern mit Migrationshintergrund<br />

hin. Dies führte er, zusätzlich zu den Beobachtungen <strong>die</strong> bereits <strong>die</strong> anderen<br />

beiden Schulleiter äußerten, darauf zurück, dass viele Migranten ihre Kinder nicht in den<br />

Kindergarten schicken. Sie erschienen erst im Kindergarten, wenn sie zur Sprachstandserhebung<br />

im Alter von vier Jahren müssten, dann ließen sich <strong>die</strong> sprachlichen Defizite aber<br />

nicht mehr aufholen. Auch an <strong>die</strong>ser Schule lief <strong>die</strong> Elternarbeit mühselig, besonders <strong>die</strong><br />

Spätaussiedler grenzten sich seinen Beobachtungen nach aus. Auch in <strong>die</strong>ser Schule wurde<br />

Sprachförderunterricht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder mit Migrationshintergrund angeboten, der aber nur<br />

dann als ausreichend erachtet wurde, wenn alle Stellen besetzt waren. Die eingerichteten<br />

Elternstammtische werden von den Eltern gut angenommen. Auch <strong>die</strong>se Schule hat ein offenes<br />

Ganztagsangebot, würde eine Erweiterung desselben allerdings <strong>für</strong> notwendig erachten,<br />

um dem stärkeren Förderbedarf von Kindern, besonders Spätaussiedlern, nachkommen zu<br />

können.<br />

48


Übergang von der Grundschule auf <strong>die</strong> weiterführenden Schulen<br />

Punktuell haben uns Migranten, <strong>die</strong> wir als Gesprächspartner interviewt haben, berichtet,<br />

dass sie selbst oder ihre Kinder ihrer Meinung nach ungerechtfertigt von der Grundschule<br />

auf <strong>die</strong> Haupt- oder Förderschule und nicht auf eine höhere Schule überwiesen worden sind<br />

bzw. <strong>für</strong> <strong>die</strong>se empfohlen wurden. Der Sohn eines Gesprächspartners sollte z.B. auf eine<br />

Förderschule überstellt werden, da er verhaltensauffällig war. Zur Zeit des Interviews befand<br />

er sich aber auf einem Gymnasium, da der Gesprächspartner interveniert und sein Kind<br />

zeitweise zunächst auf <strong>die</strong> Waldorfschule und anschließend auf eine Realschule gegeben<br />

hatte. Nach eigenen Angaben ging es Personen im Bekanntenkreis, <strong>die</strong> ebenfalls einen Migrationshintergrund<br />

hatten, ähnlich. Ein weiterer Gesprächspartner mit Migrationshintergrund<br />

sollte selbst auf <strong>die</strong> Hauptschule überwiesen werden, worauf <strong>die</strong> Hauptschullehrerin aufgrund<br />

des guten Zeugnisses Rücksprache mit der Grundschule gehalten hatte. Diese hatte<br />

auf möglicherweise noch auftretende Deutschprobleme hingewiesen. Dieser Gesprächspartner<br />

stellte bei einer selbst durchgeführten Umfrage unter Migranten in seiner Institution fest,<br />

dass <strong>die</strong>s eine Erfahrung vieler Menschen mit Migrationshintergrund ist. Ein dritter Gesprächspartner<br />

mit Migrationshintergrund berichtete, dass er <strong>für</strong> <strong>die</strong> Realschule empfohlen<br />

wurde, der Vater aber sicher war, dass seine Befähigung <strong>für</strong> das Gymnasium reichte. Die<br />

Lehrerin hätte daraufhin gefragt, ob er sich <strong>die</strong>s finanziell leisten könne. Auch er berichtet<br />

dass Bekannte (mit Migrationshintergrund) ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ein weiterer<br />

Gesprächspartner ohne Migrationshintergrund äußerte, dass es ein "Problem" mit den<br />

Empfehlungen von den Grundschulen gäbe. Ein Anderer schildert ebenfalls eine solche Erfahrung:<br />

Ein Mädchen mit Migrationshintergrund sei angeblich lernbehindert gewesen und<br />

sollte auf eine Förderschule kommen. Es stellte sich jedoch heraus, dass <strong>die</strong>ses Mädchen<br />

nur einen Hörfehler hatte und zu Beginn ihrer Laufbahn auf der weiterführenden Schule Unterstützung<br />

brauchte. Die Eltern waren aber sprachlich nicht fähig gewesen, <strong>die</strong>s ausreichend<br />

zu debattieren. Mittlerweile geht das Mädchen auf ein Gymnasium.<br />

Zur Zeit der Erstellung des Berichts war <strong>die</strong> Situation beim Übergang in NRW wie folgt: Kinder<br />

konnten nach der Grundschule nicht bei jenen weiterführenden Schulen angemeldet<br />

werden, welche <strong>die</strong> Eltern <strong>für</strong> richtig hielten, sondern <strong>die</strong> Grundschule gab eine verbindliche<br />

Empfehlung <strong>für</strong> <strong>die</strong> folgende Schulform ab. Wenn <strong>die</strong>se nicht mit der Empfindung der Eltern<br />

übereinstimmte, wurde ein "Prognoseunterricht" veranstaltet. 19 Die Lehrer übten somit einen<br />

erheblichen Einfluss hinsichtlich der weiterführenden Schulform aus.<br />

19 Mit dem Halbjahreszeugnis der Klasse 4 erstellt <strong>die</strong> Grundschule eine Empfehlung <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere<br />

Schulform. Wenn Eltern ihr Kind an einer davon abweichenden Schulform anmelden wollen, wird<br />

ein dreitägiger Prognoseunterricht angesetzt, der in Verantwortung des Schulamtes durch eine<br />

Schulaufsichtsbeamten des Schulamtes und von jeweils einem Lehrer einer Grundschule und einer<br />

weiterführenden Schule durchgeführt wird. Der Unterrichtet dauert drei Tage à drei Unterrichtsstunden.<br />

Nur, wenn sich nach dem Prognoseunterricht alle Beteiligten einstimmig der Emp-<br />

49


Wir haben daher auch <strong>die</strong> Leiter der Grundschulen nach einer Einschätzung zum Übergang<br />

von der Grundschule auf <strong>die</strong> weiterführenden Schulen bzw. den Überweisungen befragt.<br />

Allerdings ergab sich kein einheitliches Bild. Ein Schulleiter ging davon aus, dass <strong>die</strong> Kinder<br />

der Spätaussiedler schlechtere Chancen bei der Überweisung auf weiterführende Schulen<br />

hatten. An seiner Schule sei es sehr selten, dass Spätaussiedlerkinder mit schlechten<br />

Deutschkenntnissen (auch in der Familie) eine Gymnasialempfehlung erhielten. Ein anderer<br />

Schulleiter berichtete davon, dass ca. zehn Kinder pro Jahr noch vor der Grundschule auf<br />

eine Förderschule überwiesen werden, meistens aufgrund von Sprachschwierigkeiten auf <strong>die</strong><br />

Jacob-Grimm Schule. Während der Grundschulzeit gingen pro Jahr ca. zwei weitere Kinder<br />

aufgrund von Lernschwierigkeiten meist auf <strong>die</strong> Pestalozzischule ab. Er sah allerdings keinen<br />

Zusammenhang mit dem Migrationshintergrund. Der dritte Schulleiter berichtete, dass<br />

<strong>die</strong> Kinder mit Migrationshintergrund, sofern sie noch nicht "fit" genug sind, auf <strong>die</strong> Gesamtschule<br />

verwiesen würden, damit sie sich "stabilisieren" können. Manchmal veranlassten auch<br />

<strong>die</strong> Eltern selbst einen Wechsel auf <strong>die</strong> Gesamtschule, da sie be<strong>für</strong>chteten, dass <strong>die</strong> Anforderungen<br />

auf dem Gymnasium zu hoch sind und sie ihrem Kind nicht helfen können. Generell<br />

sah <strong>die</strong>ser Schulleiter aber auch <strong>die</strong> Möglichkeit, dass bei der Entscheidung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Empfehlung<br />

schon der Gedanke mitschwinge, dass es am Gymnasium ohne Förderung der Eltern<br />

zunehmend schwieriger werde, z.B. in Bezug auf Materialien zu Hause, Nachhilfestunden<br />

etc. Dieser Gedanke halte zuweilen davon ab, <strong>für</strong> Migranten eine Empfehlung <strong>für</strong> ein<br />

Gymnasiums auszusprechen.<br />

Daten zum Übergang von der Grundschule auf <strong>die</strong> weiterführenden Schulen liegen uns nur<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Gruppe der Ausländer vor (s. Annex-Tab. 11). Die Daten bestätigen <strong>die</strong> Aussagen in<br />

der Hinsicht, dass Ausländer von allen acht Grundschulen <strong>für</strong> <strong>die</strong> betrachteten Jahre 2004,<br />

2006 und 2008 häufiger auf <strong>die</strong> Haupt- dann auf <strong>die</strong> Realschule wechselten, noch seltener<br />

auf Gymnasien, während sich <strong>die</strong>se Tendenz bei den deutschen Schülern genau gegenteilig<br />

darstellte. Fraglich ist, ob <strong>die</strong>se Verteilungsmuster Teil einer verfestigten Handlung einer jeden<br />

Grundschule sind, wie <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Interviewpartner andeuteten. Die Daten sprechen weder<br />

<strong>für</strong> eine Bestätigung noch <strong>für</strong> eine Verwerfung <strong>die</strong>ser These. Aufgrund der Fallzahlen lassen<br />

sich keine Muster je Schule über <strong>die</strong> Jahre erkennen. Von den insgesamt 15 Schülern aus<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, <strong>für</strong> <strong>die</strong> 2009 ein Prognoseunterricht veranstaltet wurde, so eine Mitteilung<br />

des Kreises <strong>Soest</strong>, wiesen acht einen Migrationshintergrund auf, 2008 waren elf im Prognoseunterricht,<br />

davon sechs mit Migrationshintergrund. Damit behandeln rund <strong>die</strong> Hälfte der<br />

strittigen Überweisungsentscheidungen Kinder mit Migrationshintergrund. Dies könnte sowohl<br />

ein Hinweis darauf sein, dass <strong>die</strong> Überweisungsentscheidung der Lehrer an Grund-<br />

fehlung der Grundschule anschließen, hat <strong>die</strong>se auch Gültigkeit. Ansonsten wird <strong>die</strong> Empfehlung<br />

der Grundschule aufgrund des Prognoseunterrichts durch das Schulamt ersetzt (vgl.<br />

http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Eltern/Grundschule/FAQ_Prognoseunterricht/index.html).<br />

50


schulen <strong>für</strong> Migranten häufiger strittig ist, oder aber auch, dass sie lediglich von Migranteneltern<br />

häufiger angefochten wird.<br />

Im Überblick lassen sich somit punktuelle Hinweise finden, dass <strong>die</strong> Praxis der Grundschulen<br />

dahin ten<strong>die</strong>rt, Kinder mit Migrationshintergrund häufiger an Hauptschulen zu empfehlen<br />

und, dass <strong>die</strong>se Empfehlungen im Einzelfall nicht gerechtfertigt sind. Eine generelle Tendenz<br />

lässt sich dabei allerdings anhand der Daten nicht nachweisen, sondern wäre fortan auch <strong>für</strong><br />

Schüler mit Zuwanderungsgeschichte zu prüfen.<br />

3.1.2.2 Weiterführende Schulen<br />

Verteilung der Schüler auf <strong>die</strong> weiterführenden Schulen<br />

Die <strong>Stadt</strong> konnte uns Daten über <strong>die</strong> Zusammensetzung der Schülerschaft der Schulen der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schuljahre 2000/2001 bis 2007/2008 zur Verfügung stellen, <strong>die</strong> hinsichtlich<br />

der Staatsangehörigkeit und dem Merkmal '(Spät-)Aussiedler' unterscheiden. Anhand<br />

dessen haben wir den Anteil der Ausländer und (Spät-)Aussiedler als prozentualen Wert an<br />

allen Schülern <strong>für</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Schulformen bestimmt. Es zeigt sich, dass (Spät-<br />

)Aussiedler 2007/08 wesentlich häufiger <strong>die</strong> Förder- oder <strong>die</strong> Hauptschulen besuchten<br />

(38,3%), in noch größerem Maße Ausländer auf <strong>die</strong>se Schulen gingen (46,6%), während<br />

<strong>die</strong>ser Anteil bei den deutschen Schülern nur 12,5% ausmachte. Deutsche Schüler besuchten<br />

hingegen öfter ein Gymnasium (48,7%) als (Spät-)Aussiedler (14,4%) oder Ausländer<br />

(23,6%).<br />

51


Abb. 10: Verteilung von Deutschen, Ausländern und Aussiedlern auf weiterführende<br />

Schulen im Schuljahr 2007/08<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

48,69%<br />

12,88%<br />

25,94%<br />

10,90%<br />

1,60%<br />

52<br />

14,40%<br />

24,69%<br />

22,63%<br />

31,28%<br />

23,68%<br />

12,41%<br />

17,29%<br />

38,72%<br />

7,00% 7,89%<br />

Deutsche Aussiedler Ausländer<br />

Förderschule Hauptschulen Realschulen Gesamtschule Gymnasien<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; Förderschule umfasst Schüler der Primar- und Sekundarstufe.<br />

Bei einer Betrachtung der Daten bis zum Schuljahr 2000/01 zurück wird deutlich, dass es<br />

sich hierbei nicht um eine punktuelle Beobachtung handelt, sondern <strong>die</strong> Verteilungen der drei<br />

Gruppen auf <strong>die</strong> weiterführenden Schulformen nahezu konstant geblieben sind (s. Annex-<br />

Tab. 12). Hinsichtlich der Daten ist ein Hinweis wichtig: Es kommt bei der Darstellung zu<br />

Verzerrungen, da <strong>die</strong> von der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> betriebene Förderschule, <strong>die</strong> in den Daten von<br />

Abb. 10 und Annex-Tab. 12 mit ausgewiesen ist, sowohl <strong>die</strong> Primar- als auch <strong>die</strong> Sekundarstufe<br />

umfasst. Die Daten der Ausländer und (Spät-)Aussiedler ließen sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Primarstufe<br />

aber nicht separat ausweisen, so dass es zu Ungenauigkeiten kommt. Dies gilt auch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

von IT.NRW gelieferten Daten, mit denen wir im Folgenden arbeiten. Wir verzichten daher in<br />

den anschließenden Ausführungen darauf, weiterhin Daten der Förderschulen mit einzubeziehen.<br />

Ein ähnliches Muster zeigt sich, wenn nun <strong>die</strong> Schüler mit und ohne Zuwanderungsgeschichte<br />

analysiert werden. Auch bei <strong>die</strong>ser alternativen Betrachtung, <strong>die</strong> nun ja nicht mehr auf <strong>die</strong><br />

Staatsangehörigkeit abstellt, zeigt sich eine ähnliche Verteilung: Schüler mit Zuwanderungsgeschichte<br />

waren im Schuljahr 2008/09 tendenziell häufiger (26,3%) auf einer Hauptschule,<br />

als Schüler ohne (9,8%), hingegen seltener an Gymnasien (23,3% zu 53%):


Abb. 11: Verteilung von Schülern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte auf weiter-<br />

führende Schulen 2007/08 und 2008/09<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

51,78%<br />

11,87%<br />

25,55%<br />

10,79%<br />

22,77%<br />

22,98%<br />

28,33%<br />

25,92%<br />

53<br />

52,94%<br />

12,54%<br />

24,73%<br />

9,79%<br />

23,31%<br />

19,07%<br />

31,36%<br />

26,27%<br />

ohne ZWG 2007/08 mit ZWG 2007/08 ohne ZWG 2008/09 mit ZWG 2008/09<br />

Hauptschulen Realschulen Gesamtschule Gymnasien<br />

Quelle: IT.NRW; ZWG = Zuwanderungsgeschichte; Förderschulen wurde nicht einbezogen, da Daten<br />

sowohl Primar- als auch Sekundarstufe umfassen.<br />

Anhand beider Unterscheidungsmerkmale, <strong>die</strong> sich aus den unterschiedlichen Quellen ergeben,<br />

zeigt sich somit, dass ein Migrationshintergrund <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit verringert, eine<br />

höhere Schule zu besuchen. Daher überrascht es nicht, dass auch <strong>die</strong> Schulabschlüsse zu<br />

Ungunsten der Migranten verteilt sind. Wie Abb. 12 zeigt, verließen 2008 über ein Fünftel<br />

aller ausländischen Schüler <strong>die</strong> Schule ohne einen Hauptschulabschluss, weitere 26% mit<br />

einem Hauptschulabschluss. Damit erlangte nahezu <strong>die</strong> Hälfte aller ausländischen Schulabgänger<br />

einen Hauptschul- oder niedrigeren bzw. gar keinen Schulabschluss, verglichen mit<br />

rund 24% bei den deutschen Schülern. In der Tendenz weniger ausgeprägte Unterschiede<br />

lassen sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> (Spät-)Aussiedler feststellen. Weiterhin erreichten noch nicht einmal 10%<br />

der ausländischen Schüler einen Abschluss, der sie zum Besuch einer Hochschule berechtigte,<br />

hingegen über 36% der deutschen Schüler. Auch bei <strong>die</strong>sen Beobachtungen handelt<br />

es sich nicht um vorübergehende Erscheinungen, sondern um strukturelle Muster. Annex-<br />

Tab. 13 bis 17 zeigen deutlich, dass <strong>die</strong>se Verteilung der Schulabschlüsse über einen längeren<br />

Zeitraum Konstanz aufweist.


Abb. 12: Schulabgänger nach Abschlussart; Deutsche, Ausländer und Aussiedler En-<br />

de des Schuljahrs 2007/08<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

36,24%<br />

39,81%<br />

17,28%<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>/IT.NRW.<br />

6,67% 4,69%<br />

54<br />

23,44%<br />

46,88%<br />

25,00%<br />

8,70%<br />

43,48%<br />

26,09%<br />

21,74%<br />

Deutsche Aussiedler Ausländer<br />

ohne Hauptschulabschluss Hauptschulabschluss<br />

mittlerer Schulabschluss Fachhochschul- oder Hochschulreife<br />

Die genannten Ergebnisse deuten darauf hin, dass es strukturelle Probleme bei der Gruppe<br />

der Migranten und im Umgang mit <strong>die</strong>sen an den Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> gibt, <strong>die</strong> es ihnen<br />

nicht ermöglichen, im selben Maße wie Deutsche ohne Migrationshintergrund auf höhere<br />

Schulen zu gehen sowie in demselben Maße höhere Abschlüsse zu erzielen. Wir haben daher<br />

Interviews an den Hauptschulen, Förderschulen, einer Realschule, der Gesamtschule<br />

sowie einem Gymnasium zu <strong>die</strong>sen Fragen und ergriffenen Maßnahmen geführt.<br />

Die Pauli-Hauptschule liegt im <strong>Soest</strong>er Süden, ihre Geschichte ist daher stark vom (Spät-)<br />

Aussiedlerzuzug geprägt. Der Anteil der (Spät-)Aussiedler und Ausländer lag nach eigenen<br />

Angaben durchgehend um <strong>die</strong> 60%, wobei <strong>die</strong> (Spät-)Aussiedler stärker vertreten waren. An<br />

der Schule wurde 1991 ein Tagesinternat <strong>für</strong> (Spät-)Aussiedler mit spezieller Deutsch-<br />

Förderung eröffnet, mittlerweile ist es aber wieder geschlossen worden. Zahlenmäßig hat <strong>die</strong><br />

Bedeutung der (Spät-)Aussiedler inzwischen stark abgenommen, an der Schule hatte zur<br />

Zeit des Gesprächs allerdings immer noch rund <strong>die</strong> Hälfte der Schüler einen Migrationshintergrund.<br />

Das Problem vieler Schüler sah der Vertreter der Schule, besonders zu Beginn ihrer Schulzeit,<br />

in den mangelnden sprachlichen Fähigkeiten. Als besonderes Instrument waren an der<br />

Schule Förderklassen installiert worden, zur Zeit des Interviews war eine <strong>die</strong>ser Klassen ein-


gerichtet, beizeiten waren es aber auch drei. Die Förderklasse wurde 1987 gegründet und<br />

erstreckt sich von Jahrgang 5 bis 10 bzw. umfasst Schüler zwischen zehn und 16 Jahren.<br />

Teilweise wurden auch 16 bis 17-Jährige aufgenommen. Die Förderklasse besteht aus Kindern,<br />

<strong>die</strong> nach Deutschland kommen und der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind,<br />

bis zu 15 Kinder wurden in ihr unterrichtet. Sie erhielten bis zu 14 Stunden Deutschunterricht,<br />

hinzu gesellten sich weitere Fächer, <strong>die</strong> allerdings ebenfalls im Verband der Förderklasse<br />

stattfanden. Teilweise waren in der Klasse Schüler, deren Spracherwerb nach einem<br />

halben Jahr so gut war, dass sie in <strong>die</strong> Regeklassen übergegeben werden konnten. In der<br />

Klasse waren Kinder vertreten, <strong>die</strong> abseits ihrer sprachlichen Defizite, so <strong>die</strong> Schule, auf alle<br />

Schulformen gehen könnten, in ihren Herkunftsländern wurden <strong>die</strong> Kinder auch zum Teil<br />

schon in anderen Schulen unterrichtet. Eine Schwierigkeit der Förderklasse war, dass sie<br />

selten konstant zusammengesetzt war, da sich <strong>die</strong> Schülerschaft häufig änderte. Zudem<br />

lernten hier Schüler verschiedener Altersstufen zusammen. Dem wurde durch eine "interne<br />

Differenzierung" nach Leistungsmöglichkeiten zu begegnen versucht, <strong>die</strong> Schüler sollten also<br />

innerhalb des Klassenverbandes unterschiedlich gefördert werden. Nach Informationen der<br />

Schule war <strong>die</strong>s <strong>die</strong> einzige Förderklasse im Kreis <strong>Soest</strong>. Sofern eine Schule keine Möglichkeit<br />

sah, Deutschunterricht <strong>für</strong> nicht deutsch-sprachige Kinder anzubieten, wurden <strong>die</strong>se<br />

Kinder in <strong>die</strong> Förderklasse gegeben.<br />

Neben der Förderklasse gab es an der Pauli-Hauptschule auch Deutsch-Förderunterricht,<br />

der <strong>für</strong> Schüler gedacht war, <strong>die</strong> in den Regelklassen lernten, aber speziellen Förderbedarf<br />

hatten. Zusätzlich bot <strong>die</strong> Schule am Nachmittag sog. "Silencien" <strong>für</strong> Schüler an, welche <strong>die</strong><br />

deutsche Sprache noch nicht perfekt beherrschten. Der Fokus lag auch hierbei auf dem spezifischen<br />

Spracherwerb, es wurden aber auch Defizite in Mathematik oder Englisch aufgearbeitet.<br />

Die Silencien waren freiwillig und machten im Schnitt vier Stunden <strong>die</strong> Woche zusätzlich<br />

aus. Zudem verfügte <strong>die</strong> Schule über einen Übungs-/Me<strong>die</strong>nraum mit Sprachprogrammen,<br />

<strong>die</strong> dem gezielten Spracherwerb <strong>die</strong>nten. Vor einigen Jahren bot sie noch Russischunterricht<br />

<strong>für</strong> Russisch-stämmige Schüler an, damit <strong>die</strong>se ihre Erstsprache weiter pflegen konnten.<br />

Das Angebot musste aber eingestellt werden.<br />

Als ein wesentliches Problem wurde <strong>die</strong> Mittagsversorgung angesehen. Über 50% der Eltern<br />

seien allein erziehend. Speziell <strong>für</strong> Migranten käme hinzu, dass <strong>die</strong> Eltern oft nur einfache<br />

Arbeiten verrichten würden, was sich oft in einer mangelhaften Versorgung der Kinder niederschlagen<br />

würde. Dem konnte mittlerweile aber abgeholfen werden, da <strong>die</strong> Schule seit<br />

Juni 2009 über eine Mensa verfügt. Die Pauli-Schule bot seit nunmehr drei Jahren den "erweiterten<br />

Ganztag" an, d.h. der Unterricht lief jeden Tag, bis auf <strong>die</strong>nstags, bis 16 Uhr.<br />

Hinsichtlich der Elternarbeit berichtete <strong>die</strong> Schule, dass das Bemühen der Eltern mit Migrationshintergrund<br />

oft sehr groß ist. Allerdings bestünden Hemmungen gegenüber der Schule,<br />

da sie <strong>für</strong> <strong>die</strong>se eine "Institution" darstelle. Diese Eltern hätten <strong>die</strong> Erfahrung gemacht, dass,<br />

55


wenn Schulen in ihrem Herkunftsland etwas verlangten, <strong>die</strong>s stets Ausdruck von Problemen<br />

oder Schwierigkeiten war. Es wurde versucht <strong>die</strong>ses Misstrauen durch viele kleine Zwischenschritte<br />

abzubauen, z.B. durch Telefonate vorab, oder durch das gezielte Aufsuchen<br />

zu Hause oder auch im Rahmen dessen, dass <strong>die</strong> Vertreter der Schule häufig durch Menschen<br />

mit gleicher Herkunft wie <strong>die</strong> Eltern begleitet wurden. Zu Beginn des (Spät-<br />

)Aussiedlerzuzugs, so der Schulleiter, sprachen <strong>die</strong> Eltern noch zu einem großen Teil<br />

Deutsch, <strong>die</strong>se Kenntnisse haben bei den zuziehenden Spätaussiedlern in den letzten acht<br />

bis neun Jahren allerdings abgenommen. Über den Verbleib der Schüler nach ihrem Schulabschluss<br />

berichtete der Gesprächspartner, dass sie häufig anschließend auf ein Berufskolleg,<br />

<strong>die</strong> Leistungsstärkeren auch auf ein Gymnasium oder <strong>die</strong> Gesamtschule gingen (vgl.<br />

auch Pauli-Hauptschule).<br />

Die Thomä-Hauptschule liegt im Innenstadtbereich von <strong>Soest</strong> und wird 2011 aufgrund demographischer<br />

Entwicklungen geschlossen werden. Auch an <strong>die</strong>ser Hauptschule wiesen<br />

viele Kinder einen Migrationshintergrund auf. Die Schule wies darauf hin, der Überzeugung<br />

zu sein, auf <strong>die</strong>se Kinder vorbereitet sein zu müssen. Sprache wurde dabei als "Schlüssel<br />

zur Integration" betrachtet. Die Schule hatte daher 2003 ein <strong>Integrationskonzept</strong> entwickelt,<br />

das zunächst von einer "Integrationsverpflichtung" der Schule ausgeht. Diese sollte sich bewusst<br />

machen, dass Migration zunächst einmal einen Einschnitt im Leben der Jugendlichen<br />

bedeutet (hat), eine Konfrontation mit einer neuen Lebenswelt und mit Trennungserfahrung<br />

verbunden ist. Lehrer sollten sich daher auch als Vertrauenspersonen <strong>die</strong>ser Schüler sehen,<br />

selbst lernen, auf andere Denk- und Verhaltensmuster einzugehen sowie darauf achten,<br />

dass Schüler mit Migrationshintergrund langfristig ihrem Leistungsniveau entsprechend gefördert<br />

werden. Sprachförderung, so der Interviewpartner, ist daher auch in das soziale und<br />

schulische Leben einzubinden, soll sie erfolgreich sein und nicht zu einer Isolation von Schülern<br />

mit Migrationshintergrund führen.<br />

Innerhalb des entwickelten Sprachförderkonzepts "INTER" (Einstiegs-, Trainings- und Erweiterungskurssystem)<br />

wurden daher sowohl sprachförderungswürdige Kinder mit und ohne<br />

Migrationshintergrund gemeinsam in Kursen unterrichtet. Diese Inter-Kurse sollen in den<br />

Jahrgängen 5 und 6 grundsätzlich <strong>die</strong> Sprachkompetenz der Schüler verbessern helfen, in<br />

den Jahrgängen 7 und 8 sollten <strong>die</strong>se etwa um Fragen des kreativen Sprachgebrauchs erweitert<br />

werden, verbunden z.B. mit einer Erweiterung des Grundwortschatzes und des<br />

mündlichen und schriftlichen Ausdrucks. In den Jahrgängen 9 und 10 sollte in den Kursen<br />

zusätzlich eine Anbindung an <strong>die</strong> berufsorientierenden Maßnahmen erfolgen. Es konnte<br />

prinzipiell jedes Unterrichtsfach als ein sog. Inter-Kurs unterrichtet werden. Für <strong>die</strong>se führte<br />

<strong>die</strong> Schule eingangs und auch fortlaufend Sprachtests durch, <strong>die</strong> ihr eine Auswahl erlaubte,<br />

welche Schüler <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Kurse vorgesehen werden sollten. Die Inter-Kurse liefen (idealerweise)<br />

parallel zu den normalen Kursen, sollten aber nach Angaben der Schule nicht "über-<br />

56


hand" nehmen. Der Wechsel in einen höheren Inter-Kurs war nach Bestehen eines Tests<br />

möglich. Nach eigenen Angaben war das System der Inter-Kurse erfolgreich: Von 34 teilnehmenden<br />

Schülern hatten zehn einen Qualifikationsvermerk bekommen, der sie zum Besuch<br />

der gymnasialen Oberstufe berechtigte. Dies war nach eigenen Angaben auch, aber<br />

nicht ausschließlich, auf <strong>die</strong> Inter-Kurse zurückzuführen. Sprachförderung sollte aber nicht<br />

nur in den Inter-Kursen stattfinden, sondern über eine Sensibilisierung des Kollegiums durch<br />

das <strong>Integrationskonzept</strong> auch in den regulären Unterricht einfließen.<br />

Teil des Konzepts war es auch, <strong>die</strong> Schüler selbst als Experten ihres Kulturkreises in den<br />

sog. "Kompetenzstunden" unterrichten zu lassen. Zudem wurden ältere Schüler als Lehrende<br />

gewonnen, um als Positiv-Beispiele zu wirken. Eine Theater-AG sollte ergänzend da<strong>für</strong><br />

sorgen, dass Schüler auch von sich aus auf Integration hinwirkten.<br />

Die Thomä-Hauptschule berichtete ebenfalls über eine diffizile Elternarbeit. Oft werde <strong>die</strong><br />

sprachliche Kompetenz der Schüler im Elternhaus nicht gefördert und es müsse von Seiten<br />

der Hauptschule <strong>die</strong> Initiative ergriffen und <strong>die</strong>sbezüglich sensibilisiert werden. Für viele Eltern<br />

mit Zuwanderungsgeschichte habe Schule in ihren Herkunftsländern einen anderen<br />

Stellenwert eingenommen, <strong>die</strong> einen anderen Umgang mit Schülern pflegte, als <strong>die</strong>s in<br />

Deutschland der Fall sei. Die Hemmschwelle, den Kontakt zur Schule zu suchen, sei entsprechend<br />

höher.<br />

In der Hauptschule im Schulzentrum, <strong>die</strong> ebenfalls im Innenstadtbereich liegt, gab es 2009<br />

ab der Klasse 7 aufwärts nur wenige Schüler mit Migrationshintergrund, Fragen von Integration<br />

waren daher bislang kein Thema. Bis zum Zeitpunkt des Interviews wurde eine Stunde<br />

zusätzlicher Deutschunterricht erteilt (insgesamt fünf Stunden Deutsch in der Woche), da<br />

viele Schüler Sprachprobleme hatten. Dies traf aber nicht nur auf <strong>die</strong> Schüler mit Migrationshintergrund<br />

zu. Für zusätzlichen Sprachunterricht wurde bislang kein Bedarf gesehen. Die<br />

Situation an der Schule ändert sich allerdings zur Zeit des Interviews: Mittlerweile wiesen<br />

nach eigenen Schätzungen rund ein Drittel der Fünftklässler einen Migrationshintergrund auf.<br />

Dies wurde darauf zurückgeführt, dass zunehmend Kinder <strong>die</strong> Schule besuchten, <strong>die</strong> sonst<br />

auf <strong>die</strong> Thomä-Schule gegangen wären. Daher, so der Gesprächspartner, würden Fragen<br />

von Integration zukünftig mehr Bedeutung erfahren. Der Schule wurde eine halbe Stelle <strong>für</strong><br />

Sprachförderung der Kinder mit Migrationshintergrund zugeteilt, <strong>die</strong> bislang auf das bestehende<br />

Kollegium aufgeteilt wurde, ein zusätzlicher Lehrer wurde nicht eingestellt. Da aber<br />

verstärkt Kinder mit Migrationshintergrund an <strong>die</strong> Schule kommen werden, wurde nun ein<br />

Lehrer der Schule mit der Erarbeitung eines Sprachförderkonzepts betraut.<br />

Die Elternarbeit beschrieb <strong>die</strong> Schule wegen sprachlicher Probleme als teilweise problematisch,<br />

was allerdings nur wenige Ausnahmefälle betreffe, so dass Verwandte oder andere<br />

57


Mittler übersetzen müssten bzw. bei Problemfällen oder wichtigen Angelegenheiten ein amtlicher<br />

Übersetzer angefordert werden müsse.<br />

Im Überblick zeigt sich daher, dass <strong>die</strong> Hauptschulen in <strong>Soest</strong> unterschiedlich früh oder spät<br />

mit Fragen von Integration und Migration konfrontiert waren und (wohl auch deshalb) unterschiedliche<br />

Konzepte entwickelt haben, wie damit umgegangen wird. Während z.B. an der<br />

Thomä-Hauptschule bewusst darauf geachtet wird, Sprachförderung als Teil des gesamten<br />

Unterrichtsplans zu konzipieren, findet <strong>die</strong>se in der Pauli-Hauptschule in einer eigenen Förderstruktur<br />

bzw. im Rahmen einer Förderklasse gar eigener Unterricht <strong>für</strong> Schüler mit besonders<br />

geringen Deutschkenntnissen statt. Letztere Variante birgt naturgemäß geringere<br />

Möglichkeiten, mit Schülern ohne Migrationshintergrund in Kontakt zu treten und könnte einer<br />

Stigmatisierung <strong>die</strong>ser Schüler Vorschub leisten.<br />

Die Jacob-Grimm Schule ist eine Förderschule <strong>für</strong> Sprache in der Primarstufe. Ca. 20 bis<br />

30% der Kinder kommen aus dem <strong>Stadt</strong>gebiet <strong>Soest</strong>. Ziel <strong>die</strong>ser Schule ist es, <strong>die</strong> Kinder<br />

wieder in das Regelschulsystem zu integrieren. Nach eigenen Angaben gelingt <strong>die</strong>s auch, da<br />

viele Rückführungen bereits in der 2. Klasse stattfinden, spätestens aber nach der 4. Die<br />

Rückführquote liegt insgesamt bei über 90%. Die Schule verfügte über eine breite Palette<br />

zusätzlicher Fördermaßnahmen, angefangen bei einer vorgeschalteten Schuleingangsklasse,<br />

über Lehrer mit spezieller sonderpädagogischer Ausbildung in verschiedenen Bereichen<br />

bis hin zu Möglichkeiten, viele Stunden in Doppelbesetzung zu unterrichten sowie des Angebots<br />

der Einzeltherapie. Zielgruppe sind Kinder mit Sprachstörungen, <strong>die</strong> in ambulanten<br />

Maßnahmen nicht behebbar wären, <strong>die</strong> größte Gruppe bildeten dabei <strong>die</strong> Kinder mit einer<br />

Sprachentwicklungsverzögerung (SEV). Von der Sozialstruktur war <strong>die</strong> Schülerschaft sehr<br />

unterschiedlich ausgeprägt: Die Kinder kamen aus unterschiedlichen Schichten, <strong>die</strong>s traf<br />

nach Einschätzung der Schule ebenso auf Kinder mit wie ohne Migrationshintergrund zu.<br />

Die Kinder mit Migrationshintergrund fielen zwar durch mangelnde Deutschkenntnisse auf,<br />

aber nicht übermäßig, da es keine Kinder gab, <strong>die</strong> sich nicht mitteilen oder nichts verstehen<br />

konnten. Zudem nahmen sie <strong>die</strong>sbezüglich keine Sonderrolle ein, da <strong>die</strong> gesamte Schülerschaft<br />

sprachlich Defizite aufweist. Es ließen sich bei Kindern mit Migrationshintergrund keine<br />

Sprachstörungen feststellen, <strong>die</strong> bei <strong>die</strong>ser Gruppe vorrangig auftraten; <strong>die</strong> Symptomatiken<br />

waren bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund ungefähr gleich. Eine SEV bei<br />

Kindern mit Migrationshintergrund konnte nach Angaben der Schule daran liegen, dass <strong>die</strong>se<br />

Kinder "entwurzelt" seien und/oder <strong>die</strong> muttersprachliche Basis fehle. Erschwerend würde<br />

hinzukommen, wenn in der Familie lediglich <strong>die</strong> Muttersprache gesprochen würde. Die Förderung<br />

des Wortschatzes und der Lexik etc. standen bei Kindern mit Migrationshintergrund<br />

verstärkt auf dem Förderplan. Ob ein Kind auf <strong>die</strong> Förderschule kommt, wird bei Tests im<br />

Sonderschulaufnahmeverfahren bestimmt. Dabei konnte nach Angaben des Schulleiters<br />

nicht festgestellt werden, dass Kinder mit Migrationshintergrund häufiger überstellt würden,<br />

58


nur weil <strong>die</strong>se mangelnde Deutschkenntnisse hatten. Kinder mit Migrationshintergrund würden<br />

nicht aufgenommen, wenn ihr Problem lediglich am fehlenden Wortschatz in Deutsch<br />

o.ä. liege, <strong>die</strong>se aber sonst eine normale sprachliche Entwicklung, beispielsweise in der Muttersprache,<br />

aufzeigen würden. Sie würden dann aufgenommen, wenn sie in ihrer gesamten<br />

sprachlichen Entwicklung Förderbedarf aufzeigten, wenn sie z.B. auch ihre Muttersprache<br />

nicht richtig erlernt hatten. Zudem seien keine Unterschiede bei den Übergängen zu den weiterführenden<br />

Schulen erkennbar, Überweisungen erfolgten meistens auf <strong>die</strong> Haupt- und Gesamtschule,<br />

<strong>die</strong>s beträfe aber alle Schüler gleichermaßen.<br />

Die Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund wurde als teilweise schwierig beschrieben,<br />

und vermutet, dass sich <strong>die</strong>se aufgrund von sprachlichen Barrieren weniger zutrauten.<br />

Oft wurden daher Verwandte mitgeschickt, um <strong>die</strong> Kommunikation zu gewährleisten.<br />

Lehrer konnten außerdem beobachten, dass Eltern mit Migrationshintergrund meistens weitaus<br />

größere Angst davor hatten, dass ihre Kinder auf eine Förderschule müssten, da sie<br />

schlecht zwischen den verschiedenen Schulformen differenzieren konnten.<br />

Die Pestalozzischule ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen. Als vorrangiges<br />

Ziel gab der Schulleiter an, <strong>die</strong> Schüler berufsfähig machen zu wollen. Die Probleme der<br />

Schüler liegen meist im sprachlichen Bereich oder in Verhaltensauffälligkeiten. Sie ist <strong>die</strong><br />

einzige städtische Schule in <strong>Soest</strong>, <strong>die</strong> in der Primarstufe und der Sekundarstufe (Sek.) I in<br />

einem System unterrichtet. Das Gros der Schüler kommt bereits im Laufe der Grundschulzeit,<br />

da in <strong>die</strong>ser Phase <strong>die</strong> Diskrepanzen zu den Schülern ohne Lerndefizite am deutlichsten<br />

werden. Ein geringerer Teil der Schüler kommt aus Schulen der Sek. I bis spätestens zum<br />

Ende der 6. Klasse. Das Einzugsgebiet der Schule ist <strong>die</strong> gesamte <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; der überwiegende<br />

Teil der Schülerschaft wohnt im südlichen <strong>Stadt</strong>gebiet.<br />

Bei Kindern mit Migrationshintergrund ließ sich nach Angaben des Interviewpartners sprachlicher<br />

ein Förderbedarf im Bereich der Wortschatzerweiterung, des Schriftspracherwerbs,<br />

des Sprachverständnisses sowie im Bereich der grammatikalischen Kompetenzen feststellen.<br />

Generell hatten <strong>die</strong> Schüler der Förderschule einen hohen sprachlichen Förderbedarf<br />

unabhängig vom Migrationshintergrund. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde an der Schule<br />

<strong>für</strong> Kinder mit Migrationshintergrund zusätzlicher Sprachförderunterricht eingerichtet, der<br />

vom 3. bis zum 5. Schuljahr angeboten wurde. In den höheren Klassen wurde <strong>die</strong> Sprachförderung<br />

<strong>für</strong> Jugendliche mit Migrationshintergrund in den Deutschunterricht des Klassenverbandes<br />

integriert, weil es <strong>für</strong> eine zusätzliche Sprachförderung Akzeptanzprobleme gab. Die<br />

Elternarbeit wurde von der Schule als generell schwierig beschrieben, da das Bildungsinteresse<br />

und <strong>die</strong> Wahrnehmung des Bildungsangebots der Schule bei den Eltern sehr schwanken.<br />

Die Bandbreite bei Eltern von Migranten reichte hier von vereinzelter aktiver Mitarbeit<br />

bis zu einer eher passiven Haltung gegenüber Angeboten und Anforderungen der Schule.<br />

59


Die Möglichkeit, dass Kinder nur aufgrund ihres Migrationshintergrunds häufiger von der<br />

Grundschule auf eine Förderschule überwiesen würden (s. Kapitel 3.1.2), bestätigte der<br />

Schulleiter nicht. Das Verfahren zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs<br />

sei transparent und würde erst von der Schulaufsicht zugelassen, wenn <strong>die</strong> Fördermaßnahmen<br />

der Regelschule nicht greifen. Seit einigen Jahren bot <strong>die</strong> Schule den <strong>Soest</strong>er Regelschulen<br />

im Primarbereich und in der Sek. I Beratung bei Lernproblemen und Verhaltensauffälligkeiten<br />

außerhalb des Feststellungsverfahrens an.<br />

An einer Realschule, dessen Schulleiter wir interviewen konnten, gab es 2009 einen relativ<br />

hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund, der wiederum zu einem großen Teil<br />

von (Spät-)Aussiedlern gestellt wurde. Viele <strong>die</strong>ser Kinder kamen von der Astrid-Lindgren-<br />

Grundschule und wurden auf zwei Klassen verteilt, <strong>die</strong> dann auch den jeweils höchsten Anteil<br />

von Kindern mit Migrationshintergrund aufwiesen. Als Besonderheit verfügte <strong>die</strong> Realschule<br />

über eine bilinguale Klasse (in Englisch). Das Thema Migrationshintergrund spielte<br />

nach eigenen Angaben an des Schulleiters kaum eine Rolle, <strong>die</strong> Kinder mit Migrationshintergrund<br />

schnitten auch im Leistungsvergleich nicht erheblich schlechter ab bzw. benötigten<br />

beim Übergang in den Ausbildungsmarkt oder das weitere Schulsystem keine besondere<br />

Unterstützung. Bis 2006 verfügte <strong>die</strong> Schule über 0,3 zusätzliche Stellenkontingente, um<br />

Sprachförderunterricht anbieten zu können. 2009 existiert hiernach allerdings kaum noch<br />

Nachfrage, mittlerweile wurde auch keine Sprachförderung mehr angeboten. Durch frühe<br />

Sprachförderung, so der Gesprächspartner, brächten <strong>die</strong> Kinder schon viele Sprachkenntnisse<br />

mit, so dass <strong>die</strong>s als Problem nicht sehr ins Gewicht falle. Auftauchende Sprachschwierigkeiten<br />

würden sich im Laufe der 5. Klasse angleichen. Als Vermutung wurde zudem<br />

geäußert, dass <strong>die</strong> Schüler, <strong>die</strong> Sprachschwierigkeiten haben, gar nicht erst auf <strong>die</strong> Realschule<br />

kommen.<br />

Im letzten Jahr wurde an der Schule Förderunterricht in der 5. und 6. Klasse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fächer<br />

Deutsch, Englisch, Mathe angeboten. Im Jahr 2009 musste <strong>die</strong>s jedoch eingestellt werden,<br />

da <strong>die</strong> Lehrerstunden <strong>für</strong> eine zusätzliche Klasse verwendet werden mussten. Es wurde<br />

vermutet, dass mehr Kinder mit Migrationshintergrund am Förderunterricht teilgenommen<br />

hatten.<br />

Auch <strong>die</strong> Realschule beschrieb <strong>die</strong> Elternarbeit als schwierig. Die Eltern waren oft der Sprache<br />

wenig mächtig, was zu Kommunikationsproblemen führen konnte. Darauf war vermehrt<br />

mit Elterngesprächen reagiert worden, in Einzelfällen wurden auch Mitglieder des Ausländerbeirates<br />

um Unterstützung gebeten, um bestimmte Sachverhalte zu erklären. Die Eltern<br />

mit Migrationshintergrund waren in der Schularbeit sehr engagiert, beispielsweise gab es<br />

kurz vor dem Gespräch zwei Termine zur Schulverschönerung, bei denen zwei Drittel der<br />

teilnehmenden Eltern einen Migrationshintergrund hatten. Einige Eltern mit Migrationshintergrund<br />

blieben jedoch auch unter sich oder nahmen kaum an schulischen Informationsver-<br />

60


anstaltungen teil (beispielsweise Zuwanderer aus Sri Lanka). Oft brauchten sie eine individuelle<br />

Ansprache, um sie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schule zu interessieren, was auf mögliche Sprachschwierigkeit<br />

zurückgeführt wurde. Teilweise wurde auch eine Hemmschwelle gegenüber der Institution<br />

Schule bzw. ungenügende Informationen über <strong>die</strong>se z.B. hinsichtlich der Schulanmeldefrist<br />

deutlich.<br />

An der Hannah-Arendt-Gesamtschule hatten 2009 rund 15% der Schüler einen Migrationshintergrund,<br />

wobei <strong>die</strong>se Schüler unterschiedlich stark über <strong>die</strong> verschiedenen Jahrgänge<br />

verteilt waren: In der Oberstufe hatten nur rund 1% der Schüler einen Migrationshintergrund,<br />

in der Unter- und Mittelstufe etwa 15%. Der Anteil von (Spät-)Aussiedlern aus<br />

Russland bei Kindern mit Migrationshintergrund war im Vergleich zu anderen Herkunftsländern<br />

relativ hoch. Bei Kindern mit Migrationshintergrund tauchten, so <strong>die</strong> Beobachtung, Probleme<br />

auf, <strong>die</strong> auch bei anderen, deutschen Schülern auftauchen, allerdings häufiger sprachliche<br />

oder grammatikalische Probleme. Festgestellt wurde allerdings auch, dass Schüler aus<br />

Irak und Iran seltener Probleme hatten und bei ihnen nach einigen Jahren kaum noch Differenzen<br />

auszumachen waren. Größere Herausforderungen lagen hingegen bei den Kindern<br />

russischer Herkunft, wobei auch innerhalb <strong>die</strong>ser Gruppe große Unterschiede bestanden.<br />

Die Gesamtschule versteht sich als Teamschule, was sich darin ausdrückt, dass nur wenige<br />

unterschiedliche Kollegen innerhalb eines Jahrgangs unterrichten. Zudem gibt es ein Klassenlehrerteam,<br />

einen Beratungslehrer <strong>für</strong> jeden Jahrgang sowie zahlreiche Absprachen der<br />

Lehrer untereinander. In <strong>die</strong>ser Schule sollen Schüler mit Migrationshintergrund nicht besonders<br />

klassifiziert werden, vielmehr wird es als generelle Herausforderung angesehen, an den<br />

Schwächen der Schüler zu arbeiten. Der Schulleiter verwies darauf, dass der Schule zwei<br />

Jahre vor dem Gespräch von Inspektoren ein "sehr positiver" Umgang mit der Gruppe der<br />

Migranten bescheinigt wurde. Sprachförderung ist an der Schule schon immer ein Thema<br />

gewesen und nicht erst in den vergangenen Jahren aufgekommen. Zum sprachlichen Förderkonzept<br />

gehörte z.B. eine zusätzliche Förderung im Bedarfsfall. Diese Förderung fand in<br />

Kleingruppen von fünf bis sechs Schülern ein bis zwei Mal <strong>die</strong> Woche <strong>für</strong> je eine Stunde<br />

statt. An <strong>die</strong>sen Gruppen nahmen bestimmte Schüler teil, bei denen <strong>die</strong> Lehrer davon ausgingen,<br />

dass sie nicht in der Lage waren, ihre Aufgaben ohne <strong>die</strong>se Förderung zu bewältigen.<br />

Oft waren es Lehrer aus dem entsprechenden Team, meist Deutschlehrer, welche <strong>die</strong>se<br />

Extra-Stunden leiteten. Zudem gab es das Programm "Gezielte Leseförderung", mit dem<br />

<strong>die</strong> Lesemotivation gefördert werden sollte, etwa durch Arbeitsgemeinschaften oder Angeboten<br />

in den Pausen, durch eine gezielte Zusammenarbeit mit der Schulbücherei oder durch<br />

<strong>die</strong> Aktion "Buch im Fach", bei der jeder Schüler ein Buch in seinem Schulfach hinterlegte,<br />

das er nach Erledigung seiner Aufgaben las. In den letzten zwei Jahren hatte <strong>die</strong> Gesamtschule<br />

aufgrund zusätzlicher finanzieller Förderung <strong>die</strong> Gelegenheit, eine externe Kraft einzukaufen,<br />

<strong>die</strong> mit Schülern mit besonderen Schwierigkeiten (auch Sprache) gearbeitet und<br />

61


sie gefördert hatte. Dies wurde aus der "Aktion gegen das Sitzenbleiben" finanziert. Die<br />

Schüler hatten sich sehr positiv über <strong>die</strong>ses Angebot geäußert.<br />

Hinsichtlich der Elternarbeit konnte beobachtet werden, dass Eltern mit Migrationshintergrund<br />

zurückhaltend agieren und dabei Schwierigkeiten haben. Auf der anderen Seite<br />

waren <strong>die</strong>se Eltern, wenn involviert, teilweise auch besonders engagiert. Bei einigen äußerten<br />

sich auch sprachliche Probleme, so dass <strong>die</strong> Kinder übersetzen mussten.<br />

Der von uns interviewte Schulleiter eines Gymnasiums schätzte den Schüleranteil mit Migrationshintergrund<br />

an seiner Schule auf unter 10%. Diese Schüler fielen im allgemeinen<br />

Schulbetrieb nicht besonders auf. Generell, so der Schulleiter, seien <strong>die</strong> Gymnasien in <strong>Soest</strong><br />

wenig von Fragen von Integration betroffen, da der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund<br />

relativ gering sei und <strong>die</strong>se im Regelfall schon gut integriert seien. Als mögliche<br />

Erklärung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Divergenz sah er <strong>die</strong> Unterschiede im Elternhaus, sowie <strong>die</strong> Frage, ob<br />

<strong>die</strong>se sich aktiv um <strong>die</strong> schulische Bildung ihrer Kinder kümmerten. Außerdem sah er neben<br />

sprachlichen Problemen auch <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit der Eltern als eine mögliche Erklärung da<strong>für</strong>,<br />

dass Kinder mit Migrationshintergrund zu größeren Anteilen auf <strong>die</strong> Hauptschulen gingen.<br />

Ein anderer Teil der Eltern müsste arbeiten, weswegen es ihnen nicht möglich sei, ihre<br />

Kinder selbst weiter zu fördern. Auch an <strong>die</strong>sem Gymnasium gab es in der Zeit des erhöhten<br />

Zuzugs von (Spät-)Aussiedlern eine sog. "Auffangklasse", <strong>die</strong> aber mittlerweile eingestellt<br />

wurde. Die Möglichkeit, <strong>die</strong> sprachlich förderbedürftigen Kinder in gemeinsamen Klassen<br />

evtl. auch an den Gymnasien zu unterrichten, sah der Schulleiter nicht, denn <strong>die</strong> Kinder, <strong>die</strong><br />

kein Deutsch sprechen, kämen zu unterschiedlichen Zeitenpunkten im Jahr zu ihnen. In <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang verwies der Interviewte auch auf <strong>die</strong> Auffangklasse an der Pauli-<br />

Hauptschule.<br />

Nahezu durchgehend wurden daher von den weiterführenden Schulen, <strong>die</strong> über Erfahrung<br />

im Umgang mit Schülern mit Migrationshintergrund verfügten, Sprachprobleme <strong>die</strong>ser Schüler<br />

beschrieben. Teilweise wurde <strong>die</strong>s auch als wesentlicher Grund <strong>für</strong> das schlechtere schulische<br />

Abschneiden angegeben. Diese Aussagen können als ein Hinweis gesehen werden,<br />

dass <strong>die</strong> Sprachförderung an den Grundschulen und evtl. sogar schon an den Kitas nicht<br />

ausreichend ist, um <strong>die</strong> Schüler auf ein zu deutschen Schülern vergleichbares Leistungsniveau<br />

zu bringen. Weiterhin beschrieben <strong>die</strong> Vertreter der Schulen häufig, dass <strong>die</strong> sozioökonomische<br />

Lage sowohl <strong>die</strong> Elternarbeit erschwert, als auch ein <strong>für</strong> Bildung ungünstiges Umfeld<br />

schaffe. Dies ist keine Folge des Migrationshintergrunds allein, allerdings werden <strong>die</strong><br />

folgenden Kapitel zeigen, dass soziale und finanzielle Probleme häufig mit einem Migrationshintergrund<br />

korrelieren.<br />

Vertreter von einigen Schulen, wie z.B. der Realschule oder der Gesamtschule, berichteten<br />

davon, selbst über wenig Erfahrung im Umgang mit Migranten zu verfügen. Andere Schulen<br />

62


wie z.B. <strong>die</strong> Pauli-Hauptschule verfügten über einen reichen Erfahrungsschatz. Wir haben<br />

<strong>die</strong> Interviewpartner auch um Auskünfte gebeten, ob hinsichtlich des Themas "Migration"<br />

bzw. "Integration" eine Zusammenarbeit oder ein Austausch zwischen den Schulen stattfindet.<br />

Dies war nur in äußerst geringem Umfang der Fall. In der Schulleiterkonferenz wurden<br />

solche Fragen nur selten als eigenständiges Thema debattiert, in der Regel wurden sie vor<br />

Ort (in den Schulen) entschieden und berücksichtigt. In Einzelfällen kam es zu einem Austausch<br />

zwischen den Schulen, etwa wenn Kinder in <strong>die</strong> Förderklasse gingen, aber auf das<br />

Gymnasium wechseln wollten. Die Vertreter der Hauptschulen berichteten nur vereinzelt über<br />

einen Austausch. Damit ist es wahrscheinlich, dass erfolgreiche Praktiken einer Schule<br />

nicht als Erfahrungsschatz <strong>für</strong> andere fruchtbar gemacht werden. Dabei hatten mehrere<br />

Schulen den Wunsch geäußert bzw. einen Sinn darin gesehen, den Kontakt zwischen ihnen<br />

in Bezug auf <strong>die</strong>se Themen zu intensivieren.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 3: Schulen<br />

In <strong>Soest</strong> lässt sich eine sehr unterschiedliche Verteilung von Ausländern und (Spät-)Aussiedlern<br />

auf <strong>die</strong> Grundschulen der <strong>Stadt</strong> erkennen. Die ungleiche Verteilung ist auch <strong>für</strong><br />

Schüler mit Migrationshintergrund anzunehmen: Während an einer der besuchten Grundschulen<br />

sog. 'Schüler mit Zuwanderungsgeschichte' fast 80% der Schülerpopulation ausmachten,<br />

lag <strong>die</strong>se Quote bei einer anderen Grundschule bei Null. Diese ausgeprägte<br />

Schulsegregation könnte durch das Verhalten von Eltern hervorgerufen werden, ihre Kinder<br />

bewusst nicht auf Schulen mit hohen Anteilen von Kindern mit Migrationshintergrund<br />

zu schicken. Teilweise thematisierten und kritisierten <strong>die</strong> interviewten Migranten, dass sie<br />

oder ihre Kinder ungerechtfertigter Weise keine Empfehlungen <strong>für</strong> ein Gymnasium, sondern<br />

nur <strong>für</strong> eine Haupt- oder Förderschule erhalten hätten. Mit den vorhandenen Daten<br />

ließ sich <strong>die</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Soest</strong>er Schulen insgesamt weder eindeutig belegen noch widerlegen.<br />

Die Häufigkeit, mit der <strong>die</strong>ser Vorwurf in den Interviews erhoben wurde, deutet jedoch<br />

auf das – zumindest partielle – Vorhandensein eines Überweisungs- bzw. Übergangsproblems<br />

hin; zumindest wird <strong>die</strong> gängige Empfehlungs- und Überweisungspraxis von den betroffenen<br />

Migranten als ein sie diskriminierendes Übergangsproblem wahrgenommen.<br />

Eindeutig feststellen lässt sich mit den vorhandenen Daten in Bezug auf <strong>die</strong> weiterführenden<br />

Schulen, dass Migranten wesentlich häufiger als Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />

auf Haupt- oder Förderschulen sind. Auch verlässt nahezu <strong>die</strong> Hälfte der ausländischen<br />

Schüler <strong>die</strong> Schulen nur mit einem Hauptschul- oder einem niedrigeren Abschluss.<br />

Der entsprechende Wert bei den deutschen Schülern liegt bei nur einem Viertel.<br />

63


Die interviewten Vertreter der <strong>Soest</strong>er Schulen (Grundschulen und weiterführende Schu-<br />

len) heben alle <strong>die</strong> sprachlichen Probleme der Schüler mit Migrationshintergrund hervor.<br />

Außerdem berichten sie, dass Eltern mit Migrationshintergrund ihre Kinder aufgrund der<br />

ungünstigen eigenen Arbeitszeiten oder aufgrund ihrer sozialen Lage und ihres eigenen<br />

Bildungsgrades oft nur vergleichsweise schlecht bei ihren Schulkarrieren und den dabei<br />

auftauchenden Herausforderungen, Problemen oder Entscheidungen begleiten und bera-<br />

ten können. Auch <strong>die</strong> Zusammenarbeit der Schulen und Lehrer mit den Eltern von Migran-<br />

ten wurde oft als schwierig beschrieben; <strong>die</strong> Interviewpartner führten <strong>die</strong>s aber weniger auf<br />

den Migrationshintergrund als auf ihren sozialen Status und ihren Bildungshintergrund zu-<br />

rück.<br />

Die Schulen haben auf <strong>die</strong> dargestellten Herausforderungen unterschiedlich und unter-<br />

schiedlich früh (bzw. spät) – je nach Ausmaß und Wahrnehmung der Herausforderungen –<br />

reagiert. Als Organisationen reagieren sie je nach Problemlage und -druck zumeist indivi-<br />

duell; zum Problemfeld Integration von Migranten findet kein regelmäßiger oder systemati-<br />

scher Austausch zwischen den <strong>Soest</strong>er Schulen statt.<br />

3.2 Ausbildung<br />

Zahlen zur Ausbildungssituation liegen nur nach Deutschen und Ausländern differenziert vor.<br />

Diese zeigen, dass <strong>die</strong> Anteile ausländischer an allen Auszubildenden zwischen den Jahren<br />

1999 bis 2008 nur in zwei Jahren <strong>die</strong> Quote von 4% überschritt (in 2005 und 2006; s. Tab.<br />

14). Es lassen sich aber keine eindeutigen Aussagen darüber treffen, wie viele Ausländer<br />

und Deutsche überhaupt eine Ausbildung zu absolvieren anstrebten. Allerdings können <strong>die</strong><br />

Anteile ausländischer Auszubildender mit dem Anteil der Ausländer in der Bevölkerung abgeglichen<br />

werden. Bei einem solchen Vergleich zeigt sich, dass der Anteil Deutscher an allen<br />

Auszubildenden höher ist, als der Anteil Deutscher in der relevanten Altersgruppe der 15<br />

bis 24-Jährigen der Bevölkerung. Entsprechend fallen <strong>die</strong> Anteile ausländischer Auszubildender<br />

gegenüber ihrem Bevölkerungsanteil unterproportional aus. Eine mögliche Erklärung<br />

wäre, dass <strong>die</strong> Quote der Hochschulstu<strong>die</strong>renden unter den Ausländern höher liegt und sie<br />

daher seltener in eine Ausbildung eintreten. Da Ausländer aber seltener einen Abschluss<br />

erlangen, der sie zum Besuch einer Hochschule berechtigt (s. Kapitel 3.1.2.1), ist nicht davon<br />

auszugehen, dass <strong>die</strong>se Zahlen auf <strong>die</strong>sen Effekt zurückgehen, sondern dass es <strong>für</strong><br />

Ausländer unwahrscheinlicher ist, einen Ausbildungsplatz zu erhalten:<br />

64


Tab. 14: Deutsche und ausländische Auszubildende und Anteil bei den 15 – 24-<br />

Jährigen in der Bevölkerung 1999 bis 2008<br />

Deutsche<br />

Bevölkerungsanteil<br />

15 – 24-jähriger<br />

Deutscher<br />

65<br />

Ausländer<br />

Bevölkerungsanteil<br />

15 – 24-jähriger<br />

Ausländer<br />

1999 1.376 (96,29% ) 90,8% 49 (3,43%) 9,2%<br />

2000 1.455 (96,55% ) 91,8% 36 (2,39%) 8,2%<br />

2001 1.462 (96,82% ) 91,9% 31 (2,05%) 8,1%<br />

2002 1.393 (97,69% ) 91,8% 31 (2,17%) 8,2%<br />

2003 1.412 (97,58% ) 92,1% 34 (2,35%) 7,9%<br />

2004 1.329 (97,65%) 92,4% 32 (2,35%) 7,6%<br />

2005 1.480 (94,69%) 91,3% 83 (5,31%) 8,7%<br />

2006 1.749 (93,38%) 92,6% 123 (6,57%) 7,4%<br />

2007 1.351 (96,50%) 92,9% 49 (3,50%) 7,1%<br />

2008 1.407 (96,37%) 93,1% 53 (3,63%) 6,9%<br />

Quelle: BA; eigene Berechnungen; 3. und 4. Spalte in Klammern: prozentuale Anteile an Gesamtzahlen<br />

aller Auszubildenden; Stichtag jeweils 31.12., Angaben zum Arbeitsort <strong>Soest</strong>.<br />

Einen Hinweis auf <strong>die</strong> dabei wirkenden Mechanismen zeigt der Überblick über <strong>die</strong> Qualifikationsniveaus,<br />

<strong>die</strong> ausländische und deutsche Bewerber aufweisen, wenn sie sich um einen<br />

Ausbildungsplatz bewerben. Nur in einigen Jahren (2003, 2006 und 2007; s. Abb. 13) ist <strong>die</strong><br />

Verteilung der Qualifikationen von Ausländern und Deutschen annähernd gleich. In den übrigen<br />

Jahren ist entweder der Anteil unter den Ausländern höher, <strong>die</strong> sich mit oder ohne<br />

Hauptschulabschluss um einen Ausbildungsplatz bemühen oder der Anteil unter den Deutschen<br />

höher, <strong>die</strong> sich mit Allgemeiner oder Fachhochschulreife um einen solchen Platz bewerben.


Abb. 13: Deutsche und ausländische Bewerber um Ausbildungsstellen nach Qualifika-<br />

tion 2003 – 2008<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Deu<br />

03<br />

Aus<br />

03<br />

Deu<br />

04<br />

Aus<br />

04<br />

Allgemeine Hochschulreife 51 k.A. 52 3 48 0 45 0 46 3 57 k.A.<br />

Fachhochschulreife 53 3 65 k.A. 65 0 104 4 175 7 155 6<br />

Realschulabschluss 407 14 429 16 443 12 455 13 397 15 378 18<br />

Hauptschulabschluss 207 8 223 16 214 10 230 7 251 11 243 14<br />

Ohne Hauptschulabschluss 32 k.A. 32 k.A. 31 0 26 0 21 0 22 k.A.<br />

Quelle: BA; Fallzahlen unter 3 sind von der BA anonymisiert, so dass Verzerrungen bei den Anteilen<br />

möglich sind; Stichtag jeweils September; Deu = Deutsche Bewerber; Aus = ausländische Bewerber.<br />

Hier werden teilweise <strong>die</strong> Folgen des schlechteren Abschneidens der Ausländer in der schulischen<br />

Laufbahn deutlich, <strong>die</strong> im Wettbewerb um Ausbildungsplätze zu einem Nachteil führen.<br />

Konsequenz ist, dass aufgrund der höheren Qualifikation <strong>die</strong> Chancen der Deutschen im<br />

Vergleich zu den Ausländern auf den Erhalt eines Ausbildungsplatzes höher sind.<br />

Aussagen von Interviewpartnern<br />

Aus den Interviews, <strong>die</strong> wir im Bereich "Arbeit" bzw. "Ausbildung" geführt haben, lässt sich<br />

ebenfalls tendenziell erkennen, dass das schlechtere Abschneiden in der schulischen Bildung<br />

und sprachliche Probleme als wesentliche Ursache <strong>für</strong> Schwierigkeiten von Migranten<br />

bei Bewerbungen um und der Durchführung einer Ausbildung gelten können. Ein Gesprächspartner<br />

(A1) aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung war nicht der<br />

Meinung, dass eine Diskriminierung seitens der Arbeitgeber aufgrund des Migrationshintergrunds<br />

erfolgt. Vielmehr seien schulische und sprachliche Probleme ein großes Hindernis,<br />

<strong>die</strong> mit dem Migrationshintergrund verbunden sein können, was sich z.B. dann deutlich zeigt,<br />

wenn <strong>die</strong>se Jugendlichen einen Lebenslauf schreiben. Das Sprachniveau einiger Schüler mit<br />

Migrationshintergrund, <strong>die</strong> eine Ausbildung anstreben, befinde sich teilweise auf Grund-<br />

66<br />

Deu<br />

05<br />

Aus<br />

05<br />

Deu<br />

06<br />

Aus<br />

06<br />

Deu<br />

07<br />

Aus<br />

07<br />

Deu<br />

08<br />

Aus<br />

08


schulniveau. Der Übergang von der Schule in <strong>die</strong> Ausbildung gestalte sich dann <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />

Personen als schwierig, denn es existiere ein Unterschied zwischen der alltäglichen Umgangssprache<br />

und den Anforderungen <strong>für</strong> einen Lebenslauf oder ein Berichtsheft. Migranten<br />

schnitten seines Erachtens auch wegen ihrer Sprachprobleme in der Schule häufiger<br />

schlecht ab. Zudem führte <strong>die</strong>ser Gesprächspartner einen Bezug zum Wohnumfeld an: Sofern<br />

Betroffene in Gesprächen mitteilten, aus dem <strong>Soest</strong>er Süden zu stammen, sei es möglich,<br />

dass sie allein aufgrund dessen stigmatisiert wurden. Ein anderer Experte (A2) wies<br />

ebenfalls auf <strong>die</strong> schlechtere schulische Qualifikation von Ausländern hin. Viele Ausländer<br />

verließen <strong>die</strong> Schule ohne Abschluss, danach gelingt es nicht mehr, eine berufliche Qualifikation<br />

wie etwa eine betriebliche Ausbildung zu erwerben. Als eine mögliche Ursache identifizierte<br />

er <strong>die</strong> Tatsache, dass im Elternhaus nur <strong>die</strong> Herkunftssprache gesprochen wird. Diese<br />

Jugendlichen und späteren Erwachsenen seien dann auf Hilfstätigkeiten angewiesen,<br />

was in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs auch gut möglich gewesen ist, mit der Wirtschaftskrise<br />

aber wieder umschlug. Ein weiterer Experte (A3) vermutete ebenfalls Sprachprobleme<br />

als wesentliche, migrantenspezifische Ursache, worauf auch ein Mitarbeiter der<br />

Personalabteilung eines großen Arbeitgebers in <strong>Soest</strong> (A9) hinwies. Ein anderer Gesprächspartner<br />

(A5) war der Meinung, dass es <strong>für</strong> Jugendliche allein aufgrund ihres Migrationshintergrunds<br />

schwieriger sein könnte, Ausbildungsplätze zu bekommen, verwies aber darauf,<br />

dass sich <strong>die</strong>s nicht mit Zahlen unterlegen lasse.<br />

Ein weiterer Experte aus dem Bereich Aus- und Weiterbildung (A7) beobachtete, dass sich<br />

mittlerweile <strong>die</strong> Probleme über Generationen hinweg vererben. Früher nahmen viele Spätaussiedler<br />

an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen teil (nach seinen Angaben bis zu 60%), heute<br />

finde sich ein großer Anteil <strong>die</strong>ser Personen in den Arbeitsgelegenheiten wieder. Mittlerweile<br />

machte er allerdings <strong>die</strong> Beobachtung, dass deren Kinder sich verstärkt auch in den<br />

berufsvorbreitenden Maßnahmen einfinden. Generell befand sich ein gewisser Anteil von<br />

Migranten ständig in der Berufsvorbereitung, wie <strong>die</strong>ser Gesprächspartner mitteilte, da sie<br />

keinen Schulabschluss erreicht hatten. Bei vielen Kindern mit Migrationshintergrund seien<br />

<strong>die</strong> Startvoraussetzungen im Elternhaus nicht gegeben, was sich dann auf <strong>die</strong> Möglichkeiten,<br />

eine weiterführende Schule zu besuchen und anschließend einen Ausbildungsplatz zu bekommen,<br />

niederschlage. Ein anderer Experte im Bereich Aus- und Weiterbildung (A8) berichtete,<br />

dass Jugendliche mit Migrationshintergrund ihm gegenüber geäußert hatten, dass<br />

<strong>die</strong> Herkunft bei der Arbeitsplatzvergabe entscheidend ist und sie <strong>die</strong>s <strong>für</strong> ein Ausschlusskriterium<br />

seitens der Arbeitgeber halten, sah <strong>die</strong>ses Problem selber aber nicht. Er erklärte,<br />

dass der Migrationshintergrund eines Bewerbers und <strong>die</strong> damit verbundenen Fremdsprachenkenntnisse<br />

<strong>für</strong> Arbeitgeber mit Migrationshintergrund sogar ein positives Einstellungskriterium<br />

darstellen konnte. Schließlich seien, so der Experte weiter, Migranten oft schlechter<br />

über Alternativen informiert und wüssten z.B. nicht, dass Abschlüsse nicht nur auf einem<br />

Gymnasium sondern auch durch den Besuch von Kollegs erworben werden können.<br />

67


Ein weiterer Gesprächspartner aus dem Bereich der Bildung (T-IV) wies ebenfalls darauf hin,<br />

dass ein bestimmter Migrationshintergrund aufgrund der sich daraus ergebenen Fremdsprachenkenntnisse<br />

bei der Einstellung oder der Ausbildungssuche bereits ein Alleinstellungsmerkmal<br />

darstellen kann. Ansonsten ging er davon aus, dass der Migrationshintergrund kein<br />

Hinderungsgrund bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz war, sofern der Bewerber ein<br />

gutes Zeugnis vorweisen konnte. Ein anderer Interviewpartner aus dem Bereich der Bildung<br />

(T-V) meinte allerdings feststellen zu können, dass Migranten bei der Suche nach einem<br />

Ausbildungsplatz benachteiligt seien, da es Vorbehalte auf Seiten der Betriebe gäbe, besonders<br />

in kleinen Handwerksbetrieben und aufgrund des ländlich strukturierten Raums. Der<br />

Migrationshintergrund spielte dabei aber nur bei der Hürde des Berufseinstiegs eine Rolle,<br />

anschließend entschieden <strong>die</strong> Betriebe nach anderen Kriterien wie Zuverlässigkeit oder<br />

Pünktlichkeit. Die Migranten selbst sah <strong>die</strong>ser Gesprächspartner als meist sehr engagiert an,<br />

wenn sie eine Berufsausbildung beginnen.<br />

Erfahrungen und Maßnahmen an Berufskollegs<br />

Das Börde-Berufskolleg ist das zentrale Berufskolleg <strong>für</strong> den Kreis <strong>Soest</strong> und bietet bis auf<br />

den kaufmännischen Bereich sämtliche Bildungsgänge an, <strong>die</strong> an Berufskollegs angeboten<br />

werden können. Als relevante Besonderheit gibt es an dem Kolleg zwölf Klassen <strong>für</strong> Jugendliche<br />

ohne Berufsausbildungsverhältnis sowie <strong>für</strong> Schüler ohne oder mit schlechtem Hauptschulabschluss,<br />

in denen sie <strong>die</strong>sen nach einem Jahr erwerben können. Die Schüler kommen<br />

entweder auf das Kolleg, weil sie noch berufsschulpflichtig sind, weil sie eine Ausbildung<br />

machen wollen oder weil sie sich freiwillig <strong>für</strong> einen Bildungsgang an der Schule entschieden<br />

haben. Nach Einschätzungen des Schulleiters haben etwa 20% der Schüler einen<br />

Migrationshintergrund, in einigen Klassen auch mehr.<br />

Die Schule stellte sprachliche Probleme bei Schülern mit Migrationshintergrund fest, betonte<br />

allerdings, dass <strong>die</strong>s tendenziell eher <strong>die</strong> Schüler betrifft, welche <strong>die</strong> Klassen <strong>für</strong> Jugendliche<br />

ohne Berufsausbildungsverhältnis durchlaufen. Die Schüler mit Migrationshintergrund in den<br />

Fachoberschulen seien <strong>die</strong>sbezüglich unauffällig, da sie das deutsche Schulsystem komplett<br />

durchlaufen hätten. Bei Schülern mit Migrationshintergrund in den Überbrückungskursen<br />

konnte es teilweise vorkommen, dass sie kaum Deutsch verstehen. Wenn <strong>die</strong> Sprachprobleme<br />

als zu gravierend eingeschätzt wurden, wurden <strong>die</strong> betroffenen Jugendlichen nicht aufgenommen,<br />

sondern <strong>die</strong>sen zunächst ein Deutschkurs empfohlen, da davon ausgegangen<br />

wurde, dass sie (da bereits mindestens 16 Jahre alt) dem Unterricht nicht werden folgen<br />

können. Häufig mangelte es nicht am allgemeinen Wortschatz, vielmehr fehlten <strong>die</strong> Fachbegriffe.<br />

Es wurde darauf geachtet, dass <strong>die</strong>se Schüler mit sprachlich stärkeren zusammengesetzt<br />

werden, so dass <strong>die</strong>se übersetzen können. Die Sprachdefizite, so der Schulleiter, hängen<br />

auch mit der Familie zusammen: Meistens würde dort nur in der Muttersprache gespro-<br />

68


chen. Zusätzlich sei zu beobachten, dass viele Migranten häufig schlechter Englisch sprechen,<br />

weil sie erst später nach Deutschland gekommen sind. Deswegen sei <strong>für</strong> sie zusätzliche<br />

Förderung in <strong>die</strong>sem Fach nötig.<br />

Das Kolleg hat mit verschiedenen Maßnahmen auf <strong>die</strong>se Herausforderungen reagiert. Bei<br />

der Anmeldung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Überbrückungskurse wurde z.B. darauf geachtet, welche Schüler einen<br />

Migrationshintergrund haben, was bei der Zusammenstellung der Klassen auch berücksichtigt<br />

wurde, indem Klassen auf verschiedenen Niveaustufen gebildet wurden. Für manche<br />

Schüler, <strong>die</strong> schlechtere Voraussetzungen hatten, wurden Förderkurse im Bereich Deutsch<br />

und Englisch parallel zum Regelunterricht eingerichtet. Diese wurden so konzipiert, dass sie<br />

aus Schülern mit gleichem Sprachniveau bestehen. In <strong>die</strong>sen Kursen fanden sich hauptsächlich<br />

Migranten, in den Deutsch-Förderkursen teilweise ausschließlich.<br />

Hinsichtlich der Elternarbeit wird am Börde-Berufskolleg beobachtet, dass Eltern mit Migrationshintergrund<br />

oft schlechter Deutsch sprechen als <strong>die</strong> zugehörigen Schüler. Letztere werden<br />

bei Elterngesprächen dann als Übersetzer hinzugeholt. Bei der Beratung der Eltern über<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Bildungsgänge kommt es dabei häufig zu Problemen: Es muss deutlich<br />

mehr Zeit aufgewendet werden, um <strong>die</strong> Informationen so verständlich zu übermitteln, dass<br />

<strong>die</strong> Schüler <strong>die</strong>se <strong>für</strong> ihre Eltern korrekt übersetzen können. Ein offizieller Dolmetscher wird<br />

dabei nicht herangezogen.<br />

Das Hubertus-Schwarz-Berufskolleg ist ein kaufmännisches Berufskolleg, dessen Einzugsbereich<br />

je nach Bildungsgang stark variiert. Für <strong>die</strong> Vollzeitschulen deckt sich der Einzugsbereich<br />

in etwa mit dem Altkreis <strong>Soest</strong>, <strong>für</strong> das Wirtschaftsgymnasium mit dem Kreis<br />

<strong>Soest</strong>, <strong>für</strong> den Berufsschulbereich kommen <strong>die</strong> Jugendlichen hingegen auch von außerhalb<br />

des Kreises, in einer Bundesfachklasse gar aus mehreren Bundesländern. Den Anteil der<br />

Schüler mit Migrationshintergrund schätzt der Leiter des Kollegs auf ca. 10%.<br />

Es wurde <strong>die</strong> Erfahrung gemacht, dass sich Schüler mit Migrationshintergrund kaum von<br />

Schülern ohne Migrationshintergrund unterscheiden und wenn, dann sprachliche Probleme<br />

dominierten. Sofern <strong>die</strong> Schüler <strong>die</strong> Grundschulen im Herkunftsland absolviert und in<br />

Deutschland nur Sprachkurse durchlaufen hatten, war es <strong>für</strong> sie schwierig, sich im deutschen<br />

Schulsystem zurechtzufinden. Viele Schüler, <strong>die</strong> am Ende der Grundschulzeit immer<br />

noch über nur unzureichende Deutschkenntnisse verfügten, hätten anschließend eine <strong>die</strong><br />

Hauptschule besucht und würden trotz der dortigen Förderung noch lange mit ihren mangelnden<br />

Deutschkenntnissen kämpfen, so dass auch (sonst) begabte Schüler ihr vorhandenes<br />

Potential nicht abrufen könnten. Im Berufskolleg wurden daher drei Fördermaßnahmen<br />

angeboten: (1) Seit Anfang 2000 gab es Deutschkurse <strong>für</strong> Schüler, bei denen der Umgang<br />

mit der deutschen Sprache <strong>für</strong> problematisch befunden wurde. Diese Kurse wurden bei Bedarf<br />

eingerichtet, waren seit einiger Zeit aber immer weniger besetzt. (2) Zudem sollten <strong>die</strong><br />

69


Schüler in den Fähigkeiten, <strong>die</strong> sie selbst mitbringen, gestärkt werden. Das Kolleg bot daher<br />

Einführungen in Russisch und Polnisch als Geschäftssprache an, da in <strong>Soest</strong> einige Betriebe<br />

beheimatet sind, <strong>die</strong> <strong>die</strong>s als Vorteil bei der Einstellung ansehen. Diese beiden Kurse liefen<br />

jährlich. (3) Hinzu kamen Maßnahmen, in denen sich Lehrer des Kollegiums unter Sozialaspekten<br />

besonders mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund beschäftigen, z.B. im Bereich<br />

der zahnmedizinischen Fachangestellten. Im Rahmen <strong>die</strong>ser Maßnahmen wurde besonders<br />

an Fachvokabular und Formulierungen gearbeitet, <strong>die</strong> im zahnmedizinischen Bereich auftauchen.<br />

Die unterrichtende Kraft kochte auch gemeinsam mit den Schülern, um zwischen den<br />

Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund "Normalität herzustellen und Schranken<br />

einzureißen". Hinsichtlich der Elternarbeit berichtete der Leiter des Kollegs ebenfalls von<br />

Sprachschwierigkeiten. Er betonte aber, dass <strong>die</strong> Eltern sich dadurch nicht weniger einbrachten,<br />

sondern trotz <strong>die</strong>ser Schwierigkeiten versuchten, mit den Lehrern zu kommunizieren.<br />

In der Zusammenschau zeichnen sich damit bei der Ausbildungsplatzvergabe nach den Berichten<br />

der Experten und Vertretern der Kollegs ähnliche Probleme ab, wie sie zuvor von den<br />

Schulen beschrieben wurden: Vorrangig scheinen sprachliche Probleme Ursache schlechterer<br />

Chancen bei der Ausbildungsplatzvergabe <strong>für</strong> Migranten zu sein.<br />

Weiterbildungsmaßnahmen<br />

Bei unseren Gesprächen haben wir diverse Maßnahmen identifiziert, <strong>die</strong> auch, aber nicht<br />

nur, <strong>für</strong> Jugendliche mit Migrationshintergrund Relevanz erlangten oder aber auch bewusst<br />

auf <strong>die</strong>se abzielten. So führte z.B. der Ausländerbeirat Beratungsgespräche mit Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergrund durch und versuchte durch praktische Hinweise, welche <strong>die</strong><br />

Mitglieder aufgrund ihres eigenen Migrationshintergrundes geben konnten, <strong>die</strong> Jugendlichen<br />

zu sensibilisieren, wie <strong>die</strong> eigenen Chancen auf einen Ausbildungsplatz verbessert werden<br />

können.<br />

Im Berufsbildungszentrum (BBZ) der Kreishandwerkerschaft wurden verschiedene Schulungen<br />

angeboten, <strong>die</strong> oft auch von Teilnehmern mit Migrationshintergrund wahrgenommen<br />

wurden (<strong>die</strong>se waren allerdings nicht ausschließlich Maßnahmen <strong>für</strong> Teilnehmer im Ausbildungsalter,<br />

sondern auch <strong>für</strong> ältere Teilnehmer). Einige der Maßnahmen, <strong>die</strong> von der ARGE<br />

zugewiesen und in denen Personen <strong>für</strong> den ersten Arbeitsmarkt qualifiziert wurden, wiesen<br />

auch Anteile im Bereich der Sprachförderung auf. Diese Anteile waren sehr individuell gestaltet,<br />

denn Sprache stellte bei <strong>die</strong>sen Maßnahmen, bei denen <strong>die</strong> Jugendlichen in Gruppen<br />

von acht bis neun Personen unterrichtet wurden, nur einen von mehreren Bausteinen dar.<br />

Außerhalb des Sprachunterrichts wurde auf eine heterogene Zusammensetzung der Gruppen<br />

geachtet, damit sich <strong>die</strong> Teilnehmer untereinander in deutscher Sprache austauschen<br />

konnten. Insgesamt hielten sie sich maximal sechs Monate in einer solchen Maßnahme auf.<br />

70


Mitarbeiter des BBZ prüften zu Anfang <strong>die</strong> Kompetenzen und Talente der Teilnehmer ab und<br />

passten <strong>die</strong> Maßnahmen darauf individuell an. Personen, <strong>die</strong> über ein entsprechendes<br />

handwerkliches Talent hatten, wurden beispielsweise der Metallwerkstatt zugewiesen. Konnten<br />

sprachliche Defizite festgestellt werden, wurden <strong>für</strong> <strong>die</strong> betroffenen Personen Sprachkurse<br />

vorgesehen. Die Defizite und Kompetenzen wurden dabei anhand eines Tests (GEVA)<br />

identifiziert. Zudem wurde im BBZ seit einigen Jahren eine weitere Maßnahme angeboten,<br />

<strong>die</strong> mit Bildungsgutscheinen von der ARGE oder der Arbeitsagentur buchbar war und sich<br />

"Migrantinnen in Arbeit" nennt. Sie ist insbesondere <strong>für</strong> Teilnehmerinnen mit Migrationshintergrund<br />

und besonderen Hemmnissen gedacht, wie Sprachdefizite oder mangelnde Berufserfahrung.<br />

2009 lief <strong>die</strong>se Maßnahme in Lippstadt, das Jahr zuvor in <strong>Soest</strong>, wobei <strong>die</strong> Teilnehmer<br />

2008 meist auch direkt aus <strong>Soest</strong> kamen. Dieses Angebot wurde durch Mitarbeiter<br />

des BBZ erstellt, da <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der Kreisverwaltung<br />

<strong>Soest</strong> (Arbeit Hellweg Aktiv, AHA) ergeben hatte, dass relevante Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses<br />

Klientel erstellt werden müssten und eine solche Maßnahme im Umkreis bislang nicht vorhanden<br />

war. Mitarbeiter des BBZ hatten außerdem festgestellt, dass immer öfter Migrantinnen<br />

Potential und Know-How aus ihrem Heimatland mitbringen, <strong>die</strong>s aber aufgrund sprachlicher<br />

Problemen, der Kinderbetreuung oder familiären Umgebung etc. nicht ausschöpfen<br />

können. Die Teilnehmerinnen waren zwischen 25 und 50 Jahren alt. Bei der Maßnahme gab<br />

es verschiedene Module wie z. B. Sprache, Theorie oder Hauswirtschaftslehre, <strong>die</strong> abgearbeitet<br />

wurden. Damit sollten Fähigkeiten vermittelt werden, auf <strong>die</strong> weitere Qualifikationen<br />

aufgesattelt werden konnten. Die Teilnehmerinnen waren größtenteils der deutschen Sprache<br />

nicht mächtig, <strong>die</strong> Lehrer daher speziell geschult. Die Nacherhebung zu <strong>die</strong>ser Maßnahme<br />

zeigte, dass der Kurs gute Ergebnisse brachte, auch von den Teilnehmern kamen<br />

vorrangig positive Meldungen.<br />

Die Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (BA) bietet Berufsorientierungsmaßnahmen und Beratungen<br />

an; <strong>die</strong> Orientierungsmaßnahmen erfolgen an Schulen, wozu Mitarbeiter der BA regelmäßig<br />

in <strong>die</strong> Vorabgangsklassen besuchen. Sie bieten aber auch Informationen mittels des Berufsinformationszentrums<br />

an und halten Vorträge über <strong>die</strong> verschiedenen beruflichen Qualifizierungen.<br />

Es gibt zudem <strong>die</strong> Möglichkeit der Einzelberatung. Letztlich fungiert <strong>die</strong> BA als Auftraggeber<br />

verschiedener Weiterbildungsmaßnahmen. Ein Gesprächspartner (Y-III) merkte<br />

hinsichtlich jugendlicher Migranten in <strong>die</strong>sen geförderten Maßnahmen an, dass gerade Menschen<br />

aus den ehemaligen GUS-Staaten von "einer Maßnahme in <strong>die</strong> nächste" gelangen<br />

würden, ohne wirklich <strong>die</strong> Chance auf eine Beschäftigung zu erlangen. Er sah <strong>die</strong>se aber<br />

auch selbst in der Pflicht, sich stärker zu engagieren. Weitere identifizierte Maßnahmen, <strong>die</strong><br />

sich nicht trennscharf nur auf den Bereich Ausbildung und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

konzentrieren, sondern auch älteren und/oder Arbeit suchenden Personen zugute<br />

kommen, werden gebündelt im Bereich Arbeitsmarkt in Kapitel 3.3 behandelt.<br />

71


ZUSAMMENFASSUNG 4: Ausbildung<br />

Der Anteil der ausländischen Jugendlichen in einer Ausbildung an allen Auszubildenden in<br />

<strong>Soest</strong> liegt bei unter 4% und ist damit geringer als ihr Anteil an der altersmäßig relevanten<br />

Bevölkerungsgruppe. Einen Hinweis auf <strong>die</strong> Ursachen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se disproportionale Verteilung<br />

gibt <strong>die</strong> Qualifikation der Ausbildungsplatzbewerber: Sie fällt bei ausländischen Bewerbern<br />

im Schnitt geringer als bei deutschen aus. Experten wiesen darauf hin, dass Sprachprob-<br />

leme <strong>für</strong> Migranten auch bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz ein Hindernis dar-<br />

stellen. Diskriminierungen durch Arbeitgeber wurden weitgehend ausgeschlossen; teilwei-<br />

se würden Bewerber mit Migrationshintergrund sogar bevorzugt ausgewählt.<br />

3.3 Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Transferzahlungen<br />

In <strong>die</strong>sem Kapitel wird einen Überblick über den Umfang und <strong>die</strong> Art abhängiger und selbständiger<br />

Beschäftigung bei Ausländern und Deutschen sowie der an sie gewährten Transferzahlungen<br />

gegeben. Daten der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, <strong>die</strong> hier <strong>die</strong> Grundlage bilden,<br />

unterscheiden nur nach Deutschen und Ausländern. Santel (2008) und auch Seibert (2008)<br />

weisen darauf hin, dass es damit zu Verzerrungen kommt: Eingebürgerte Migranten weisen<br />

oft niedrigere Arbeitslosenquoten auf als Ausländer, werden aber aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit<br />

als Deutsche gezählt – <strong>die</strong> Statistik ist damit zu Gunsten der Deutschen verzerrt.<br />

Wenn nun folgend Werte nur <strong>für</strong> Ausländer präsentiert werden (können), ist es damit zwar<br />

möglich, eine Aussage <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Gruppe zu treffen. Es kann aber nur vermutet werden, dass<br />

<strong>die</strong> Arbeitslosenquote der Menschen mit Migrationshintergrund zwischen jenen der Ausländer<br />

und der Deutschen zu verorten ist.<br />

3.3.1 Beschäftigung von Deutschen und Ausländern<br />

3.3.1.1 Umfang abhängiger Beschäftigung<br />

Die Anteile der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer am Arbeitsort <strong>Soest</strong> lag<br />

zwischen den Jahren 1999 und 2008 nahezu durchgehend unter 5%. Dies allein ist allerdings<br />

wenig aussagekräftig. Eine Möglichkeit, <strong>die</strong>se Zahlen zu relativieren ist, sie auf <strong>die</strong><br />

Anteile in der Wohnbevölkerung zu beziehen. Damit ist zwar keine endgültige Aussage über<br />

<strong>die</strong> Erwerbsneigung der jeweiligen Personengruppe möglich, da beispielsweise in <strong>die</strong> Gruppe<br />

der Beschäftigten auch Menschen fallen, <strong>die</strong> zum Arbeiten nach <strong>Soest</strong> 'einpendeln'. Die<br />

Zahlen sind somit verzerrt, können aber dennoch Hinweise geben, inwiefern Gruppen unter-<br />

72


schiedlich stark am Arbeitsmarkt partizipieren. Zudem ist der Hinweis wichtig, dass <strong>die</strong>se<br />

Zahlen nichts über das Ausmaß der Arbeitslosigkeit aussagen, auf <strong>die</strong> erst später eingegangen<br />

wird. Es zeigt sich, dass 2008 der Anteil sozialversicherungspflichtig beschäftigter Ausländer<br />

bei 4,2% lag und damit niedriger ausfiel, als deren Anteil an der Wohnbevölkerung<br />

von 6,08%. Das Heranziehen der Merkmale Status und Geschlecht macht deutlich, dass<br />

<strong>die</strong>s besonders von den ausländischen Frauen getragen ist: Das Verhältnis von sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigen zur Wohnbevölkerung lag 2008 bei deutschen Männern bei<br />

1,11 (ihr Anteil an den Beschäftigten war also 1,11 Mal so hoch wie ihr Anteil an der Wohnbevölkerung).<br />

Bei deutschen Frauen lag <strong>die</strong>ser Wert bei 0,93, ebenso bei ausländischen<br />

Männern. Für ausländische Frauen ergab sich hier der geringste Wert von 0,44. Abb. 14<br />

zeigt <strong>die</strong>se Beobachtung noch einmal grafisch auf.<br />

Abb. 14: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Wohnbevölkerung nach Geschlecht<br />

und Staatsangehörigkeit 2008<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

SB deut.<br />

Männer<br />

WB deut.<br />

Männer<br />

SB deut.<br />

Frauen<br />

WB deut.<br />

Frauen<br />

Anteil 50,00% 44,83% 45,80% 49,09% 2,90% 3,11% 1,30% 2,97%<br />

73<br />

SB ausl.<br />

Männer<br />

WB ausl.<br />

Männer<br />

SB ausl.<br />

Frauen<br />

WB ausl.<br />

Frauen<br />

Quelle: BA; PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; SB = sozialversicherungspflichtige Beschäftigte; WB = Wohnbevölkerung;<br />

deut. = deutsch; ausl. = ausländisch; Anteil: Anteil entweder an allen sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten oder gesamter Wohnbevölkerung.<br />

Annex-Tab. 19 weist nach, dass der Anteil der ausländischen Beschäftigten seit 1999 durchgehend<br />

geringer ausfällt, als ihr Anteil an der Wohnbevölkerung. Ersichtlich wird auch, dass<br />

<strong>die</strong> ausländischen Frauen 1999 weit stärker am Erwerbsleben partizipierten und ihre Zahl<br />

von dann 423 (2,1%) auf zuletzt 238 (1,3%) abnahm – bei gleichzeitig wachsender ausländischer<br />

weiblicher Wohnbevölkerung. Über <strong>die</strong> Ursachen lässt sich hier nur spekulieren. Es


könnte aber ein Hinweis darauf sein, dass ausländische Frauen in stärkerem Maße Hausarbeit<br />

verrichten und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Familie sorgen und daher nicht am Erwerbsleben teilnehmen.<br />

Wir vergleichen <strong>die</strong> Anteile der Ausländer an allen Beschäftigen nun mit ihren Anteilen an<br />

der Wohnbevölkerung jeweils <strong>für</strong> jede Altersgruppe. Dabei zeigt sich, dass besonders der<br />

Anteil der 25 bis 54-Jährigen in <strong>Soest</strong> wohnenden Ausländer ihren Anteil an den Beschäftigten<br />

übersteigt. Weniger stark ist <strong>die</strong>se Tendenz bei den 15 bis 24-Jährigen ausgeprägt, bei<br />

den über 55-Jährigen sind sogar überproportional viele Ausländer beschäftigt. Bei den Deutschen<br />

übersteigen <strong>die</strong> Anteile an den Beschäftigten durchgehend ihre Anteile an der Wohnbevölkerung<br />

in den jeweiligen Altersgruppen:<br />

Abb. 15: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Wohnbevölkerung nach Altersgruppen<br />

und Staatsangehörigkeit 2008<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

SB<br />

deut.<br />

15-24<br />

WB<br />

deut.<br />

15-24<br />

SB<br />

ausl.<br />

15-24<br />

WB<br />

ausl.<br />

15-24<br />

SB<br />

deut.<br />

25-54<br />

WB<br />

deut.<br />

25-54<br />

Anteil 95,41 93,10 4,45% 6,90% 95,72 91,50 4,27% 8,50% 96,56 96,90 3,44% 3,10%<br />

74<br />

SB<br />

ausl.<br />

25-54<br />

WB<br />

ausl.<br />

25-54<br />

SB<br />

deut.<br />

55+<br />

WB<br />

deut.<br />

55+<br />

SB<br />

ausl.<br />

55+<br />

WB<br />

ausl.<br />

55+<br />

Quelle: BA; PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; SB = Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte;<br />

WB = Wohnbevölkerung; Zahlen in oberen Kästen: jeweilige Altersgruppen; deut. = deutsch;<br />

ausl. = ausländisch; Anteil: Anteil der jeweiligen Gruppe entweder an allen sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten oder gesamter Wohnbevölkerung.<br />

Annex-Tab. 20 zeigt, dass hinsichtlich der Altersgruppen <strong>die</strong> Relationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> vergangenen<br />

zehn Jahre ähnlich ausgeprägt waren. Damit erscheint <strong>die</strong> Beschäftigung der ausländischen<br />

Bevölkerung gerade in jener Altersgruppe gegenüber ihrem Bevölkerungsanteil unterproportional,<br />

<strong>die</strong> üblicherweise eine hohe ökonomische Aktivität aufweist: <strong>die</strong> der 25 bis 54-<br />

Jährigen.


3.3.1.2 Art und Güte der Beschäftigung<br />

Ausländer waren 2008 in <strong>Soest</strong> häufiger als Deutsche im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt:<br />

34% aller ausländischen Beschäftigten arbeiteten in <strong>die</strong>sem Wirtschaftszweig im Vergleich<br />

zu 19,9% bei den Deutschen. Knapp 10% der Ausländer arbeiteten im Gastgewerbe<br />

(Deutsche 1,82%). Im Vergleich zu Deutschen waren Ausländer hingegen relativ seltener im<br />

Gesundheits- und Sozialwesen (7,4 gegenüber 17,85% bei den Deutschen) sowie im Bereich<br />

der öffentlichen Verwaltung vertreten (1,51 gegenüber 8,37%). Damit arbeiteten Ausländer<br />

häufiger in Sektoren mit einer geringeren Arbeitsplatzsicherheit. Es ist daher zu erwarten,<br />

dass <strong>die</strong> in wirtschaftlich schlechten Zeiten eher von Entlassungen bedroht sind (s.<br />

Annex-Tab. 21 <strong>für</strong> <strong>die</strong> genauen Daten).<br />

Sowohl bei den Deutschen als auch den Ausländern in <strong>Soest</strong> gibt es <strong>die</strong> Tendenz, verstärkt<br />

in Teilzeit zu arbeiten, wobei <strong>die</strong>se bei den Deutschen stärker ausgeprägt ist. Bei beiden<br />

Gruppen wurde der Anstieg der in Teilzeit Beschäftigten an allen Beschäftigten vor allem<br />

durch <strong>die</strong> Zunahme an teilzeitbeschäftigten Frauen getragen:<br />

Abb. 16: Vollzeit und Teilzeitbeschäftigung bei deutschen und ausländischen Männern<br />

und Frauen 2000 – 2008<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Deutsche<br />

2000<br />

Deutsche<br />

2004<br />

Deutsche<br />

2008<br />

Teilzeit Frauen 2.351 2.684 3.117 54 58 68<br />

Teilzeit Männer 211 321 413 24 25 34<br />

Vollzeit Frauen 6.429 5.863 5.596 303 203 170<br />

Vollzeit Männer 9.700 8.996 9.110 578 507 525<br />

Quelle: BA.<br />

75<br />

Ausländer<br />

2000<br />

Ausländer<br />

2004<br />

Ausländer<br />

2008<br />

Die höheren Werte <strong>für</strong> Teilzeitbeschäftigung bei der deutschen Bevölkerung könnten darauf<br />

hinweisen, dass es <strong>die</strong>sen eher möglich ist, von einem nur anteiligen Gehalt ihren Lebensun-


terhalt bestreiten zu können und somit z.B. mehr Freizeit oder Kapazitäten <strong>für</strong> Kindererziehung<br />

zu haben. Bei der ausländischen Bevölkerung ist <strong>die</strong>s hingegen in nur geringerem<br />

Ausmaß der Fall. Dies kann einem geringeren Ver<strong>die</strong>nstniveau der ausländischen Bevölkerung<br />

geschuldet sein, das es ihnen nicht erlaubt, ihre Arbeitszeit zu reduzieren.<br />

Für <strong>die</strong> Güte der Arbeit sowie <strong>die</strong> finanzielle Situation der Beschäftigen ist <strong>die</strong> Frage relevant,<br />

ob es sich um eine geringfügige Beschäftigung handelt, besonders, wenn <strong>die</strong> geringfügige<br />

<strong>die</strong> einzige Form der Beschäftigung ist und nicht nur als Nebenver<strong>die</strong>nst erfolgt. Die Anzahl<br />

an ausschließlich geringfügig Beschäftigten in <strong>Soest</strong> liegt seit 2004 sowohl <strong>für</strong> <strong>die</strong> Deutschen<br />

als auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausländer bei über einem Fünftel. Allerdings fallen <strong>die</strong> Werte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausländer<br />

seitdem durchgehend höher aus: Im Jahr 2007 waren nahezu ein Drittel aller Ausländer<br />

ausschließlich geringfügig beschäftigt, hingegen nur ein Fünftel der Deutschen. Dies sollte<br />

als Hinweis gewertet werden, dass <strong>die</strong> Güte der Beschäftigung bei den Deutschen höher<br />

anzusetzen ist, während <strong>die</strong> Beschäftigungssituation der Ausländer eher das Risiko birgt,<br />

trotz Erwerbstätigkeit auf Sozialtransfers angewiesen zu sein bzw. einen geringeren Lebensstandard<br />

in Kauf nehmen zu müssen:<br />

Tab. 15: Ausschließlich geringfügig beschäftigte Deutsche und Ausländer 2000 – 2008<br />

absolut<br />

Deutsche Ausländer<br />

in % aller deutschenBeschäftigten<br />

76<br />

absolut<br />

in % aller ausländischenBeschäftigten<br />

2000 3.123 16,71% 144 15,02%<br />

2001 3.143 16,79% 157 17,07%<br />

2002 3.116 16,94% 112 12,96%<br />

2003 3.299 18,29% 126 15,50%<br />

2004 3.683 20,62% 169 21,31%<br />

2005 3.672 20,91% 192 27,16%<br />

2006 3.901 22,28% 186 24,19%<br />

2007 3.782 21,50% 207 28,36%<br />

2008 3.745 20,54% 196 24,59%<br />

Quelle: BA; eigene Berechnungen.


3.3.2 Selbständigkeit und Unternehmensgründungen<br />

Daten über selbständige Ausländer und Deutsche werden vom Gewerbeamt der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

erhoben. Zwischen 2001 und 2009 hat sich <strong>die</strong> Zahl der dort gemeldeten Gewerbetreibenden<br />

von 909 auf 2.562 fast verdreifacht. Anfangs waren <strong>die</strong> ausländischen Gewerbetreibenden<br />

im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung noch unterdurchschnittlich vertreten.<br />

Allerdings nahm ihre Zahl überdurchschnittlich zu, so dass 2009 mehr als 200 Ausländer in<br />

<strong>Soest</strong> ein Gewerbe betreiben und somit rund 8% aller Gewerbetreibenden stellen. Diese<br />

Zunahme ist besonders auf den Anstieg türkischer und polnischer Gewerbegründungen zurückzuführen:<br />

Tab. 16: Aktive Gewerbe nach Nationalitäten 2001 – 2009<br />

2001 2003 2005 2007 2009<br />

Gesamt 909 1.119 1.449 1.929 2.562<br />

Deutsche Gewerbetreibende<br />

Ausländische Gewerbetreibende<br />

859 (94,5%)<br />

50<br />

(5,5,%)<br />

1.051<br />

(93.93%)<br />

68<br />

(6,07%)<br />

77<br />

1.360<br />

(93,86%)<br />

89<br />

(6,14%)<br />

1.790<br />

(92,79%)<br />

139<br />

(7,21%)<br />

2.356<br />

(91,96%)<br />

206<br />

(8,04%)<br />

- darunter 11 belgisch 12 belgisch 15 belgisch 19 türkisch 31 türkisch<br />

- darunter<br />

10 italienisch<br />

11 italienisch<br />

12 türkisch 18 belgisch 25 polnisch<br />

- darunter 7 britisch 9 britisch 11 italienisch 12 italienisch 21 belgisch<br />

- darunter 6 griechisch 6 türkisch 9 britisch 10 polnisch 17 italienisch<br />

- darunter niederl./portugiesisch/türk.:<br />

je 3<br />

6 griechisch 8 griechisch 10 britisch 13 britisch<br />

Quelle: Sonderauswertung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (Gewerbeamt); eigene Berechnungen.<br />

Die Beobachtung wird durch Erkenntnisse der Gesellschaft <strong>für</strong> Wirtschaftsförderung <strong>Soest</strong><br />

gestützt. Diese nimmt Erstinformationen, Erstberatung, Intensivberatung, sowie Beratungsbetreuung<br />

<strong>für</strong> Existenzgründer vor und berät zudem über <strong>die</strong> Vergabe von "NRW.EU Mikrodarlehen",<br />

einem Finanzierungsinstrument <strong>für</strong> Existenzgründer. Unter den 75 im Jahr 2008<br />

beratenen Personen wurden nach Angaben von Mitarbeitern der Wirtschaftsförderung elf<br />

Personen mit Migrationshintergrund gezählt (14,7%), <strong>die</strong> überwiegend aus Osteuropa stammen.<br />

Diese Zahlen können ein Hinweis sein, dass Migranten bzw. Ausländer in zunehmenden<br />

Maß aktiv als Gründer am Wirtschaftsleben teilnehmen. Erfahrungen weisen allerdings<br />

auch darauf hin, dass eine Gewerbegründung bei Migranten von <strong>die</strong>sen als ein Ausweg betrachtet<br />

wird, drohender oder herrschender Arbeitslosigkeit zu entgehen (Leicht, Leiß 2006;


Stiftung Zentrum <strong>für</strong> Türkeistu<strong>die</strong>n 2006). Welcher Effekt <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> überwiegt, wäre ggf. weiter<br />

zu beobachten. Zudem wären Erkenntnisse interessant gewesen, inwiefern ausländische<br />

Selbständige bzw. selbständige Migranten im Verhältnis zur Bevölkerung ohne Migrationshintergrund<br />

Ausbildungsplätze anbieten. Anhand der Gewerbeamtsdaten konnte <strong>die</strong>se Frage<br />

nicht geklärt werden, eine eigenständige Umfrage wurde wegen des damit verbundenen<br />

Aufwands nicht vorgenommen.<br />

3.3.3 Arbeitslosigkeit und Transferzahlungen<br />

Die folgende Abb. 17 zeigt, dass <strong>die</strong> Arbeitslosenquote, <strong>die</strong> von der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

seit Mai 2007 auch separat <strong>für</strong> Gemeinden ausgewiesen wird, bei der ausländischen Bevölkerung<br />

von Mai 2007 bis Mai 2009 um das 2- bis 2,5-fache höher lag als <strong>die</strong> Quote der deutschen<br />

Bevölkerung. Der wirtschaftliche Aufschwung, der sich 2008 auch auf den Arbeitsmarkt<br />

positiv auswirkte, begünstigte ein Absinken beider Quoten, sogar ein überdurchschnittliches<br />

bei der ausländischen Bevölkerung. Dennoch blieb deren Quote mehr als doppelt so<br />

hoch, wie jene der deutschen Bevölkerung. Zudem ist den Ausländern mit zuletzt 14,2% (Mai<br />

2009) im Vergleich zur deutschen Bevölkerung ein fast drei Mal so hoher Wert von Arbeitslosen<br />

nach dem SGB-II zuzuordnen (landläufig als "Hartz-IV-Empfänger" bezeichnet), <strong>die</strong> auf<br />

dem Arbeitsmarkt besonders schwer vermittelbar sind:<br />

78


Abb. 17: Arbeitslosenquoten Deutsche und Ausländer Mai 2007 bis Mai 2009<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Mai 07<br />

27,6<br />

24<br />

Jul 07<br />

10,8<br />

7,9<br />

Sep 07<br />

Nov 07<br />

Jan 08<br />

Mrz 08<br />

Mai 08<br />

79<br />

Jul 08<br />

7,1<br />

Sep 08<br />

15,6<br />

12,6<br />

5<br />

Nov 08<br />

Jan 09<br />

Deutsche gesamt Deutsche nur SGB II<br />

Ausländer gesamt Ausländer nur SGB II<br />

Quelle: BA; Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen; in Zahlen dargestellt sind jeweils<br />

<strong>die</strong> höchsten, niedrigsten und aktuellsten Werte.<br />

Die BA weist Arbeitslosenquoten auf Gemeindeebene nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamte Bevölkerung aus,<br />

detaillierte Informationen z.B. hinsichtlich bestimmter Altersgruppen sind nicht als Quoten<br />

sondern lediglich in absoluten Zahlen erhältlich. Die Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> absoluten Zahlen werden<br />

nachfolgend wiederum mit denen der Wohnbevölkerung abgeglichen. Dabei zeigt sich, dass<br />

der Anteil der arbeitslosen Ausländer an allen Ausländern in <strong>Soest</strong> nahezu stetig stieg und<br />

mit rund 14% in 2008 mehr als doppelt so hoch lag wie der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung<br />

von rund 6%. Dies ist besonders auf den prozentual steigenden Anteil von arbeitslosen<br />

ausländischen Frauen an allen Arbeitslosen zurückzuführen, der 2008 bei 7,29%<br />

lag und den Anteil ausländischer Frauen an der Bevölkerung von 2,97% deutlich überstieg.<br />

Die Zahlen ausländischer arbeitsloser Männer sind nahezu konstant geblieben. Allerdings<br />

überstieg auch ihr Anteil den der entsprechenden Wohnbevölkerung, während sich <strong>die</strong>s <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> deutsche Bevölkerung gegenteilig verhielt (<strong>für</strong> <strong>die</strong> Werte der Jahre 1999 – 2009 s. Annex-Tab.<br />

22):<br />

Mrz 09<br />

Mai 09<br />

19,3<br />

14,2<br />

9,3<br />

5,8


Abb. 18: Arbeitslose und Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit<br />

2008 im Vergleich<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

AL deut.<br />

Männer<br />

WB deut.<br />

Männer<br />

AL deut.<br />

Frauen<br />

WB deut.<br />

Frauen<br />

Anteil 41,40% 44,83% 44,40% 49,09% 6,66% 3,11% 7,29% 2,97%<br />

80<br />

AL ausl.<br />

Männer<br />

WB ausl.<br />

Männer<br />

AL ausl.<br />

Frauen<br />

WB ausl.<br />

Frauen<br />

Quelle: BA; PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; AL = Arbeitslose; WB = Wohnbevölkerung; deut. = deutsch; ausl. =<br />

ausländisch; Anteil: Anteil der jeweiligen Gruppe entweder an allen Arbeitslosen oder an gesamter<br />

Wohnbevölkerung.<br />

Erneut betrachten wir <strong>die</strong> Unterteilung auch in Altersgruppen. Dabei zeigt sich, dass besonders<br />

<strong>die</strong> Gruppe der 25 bis 54-jährigen ausländischen Arbeitslosen mit 15,3% aller Arbeitslosen<br />

im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 3,58% übermäßig präsent<br />

ist. Bei den über 55-jährigen Ausländern liegt der Anteil Arbeitsloser (1,32%) leicht über dem<br />

Wert innerhalb der Bevölkerung (0,52%). Auch bei den Jugendlichen lassen sich nur geringe<br />

Unterschiede feststellen (Anteil Arbeitslose: 1,24%; Anteil in Bevölkerung: 1,13%; <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Werte der übrigen Jahre s. Annex-Tab. 23):


Abb. 19: Arbeitslose und Wohnbevölkerung nach Alter und Staatsangehörigkeit 2008<br />

im Vergleich<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

AL<br />

deut.<br />

15-24<br />

WB<br />

deut.<br />

15-24<br />

AL<br />

ausl.<br />

15-24<br />

WB<br />

ausl.<br />

15-24<br />

AL<br />

deut.<br />

25-54<br />

WB<br />

deut.<br />

25-54<br />

Anteil 88,13% 93,10% 10,63% 6,90% 84,63% 91,50% 15,30% 8,50% 90,46% 96,90% 9,21% 3,10%<br />

81<br />

AL<br />

ausl.<br />

25-54<br />

WB<br />

ausl.<br />

25-54<br />

AL<br />

deut.<br />

55+<br />

WB<br />

deut.<br />

55+<br />

AL<br />

ausl.<br />

55+<br />

WB<br />

ausl.<br />

55+<br />

Quelle: BA; PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; AL = Arbeitslose; WB = Wohnbevölkerung; deut. = deutsch; ausl. =<br />

ausländisch; Anteil: Anteil der jeweiligen Gruppe an allen Arbeitslosen oder gesamter Wohnbevölkerung.<br />

Vor dem Hintergrund des zuvor Zusammengetragenen lässt sich das erheblich schlechtere<br />

Abschneiden der Ausländer hinsichtlich der Arbeitslosenzahlen erklären: Ausländer erlangen<br />

nur in geringerem Ausmaß höhere Schulabschlüsse und dadurch bedingt haben sie schlechtere<br />

Chancen auf einen Ausbildungsplatz oder Aussichten auf ein Studium. Beides erhöht<br />

das Risiko, arbeitslos zu werden bzw. zu bleiben. Hinzu kommt, dass Ausländer häufiger in<br />

jenen Wirtschaftssektoren arbeiten, <strong>die</strong> dazu neigen, in wirtschaftlich schlechten Zeiten Arbeitskräfte<br />

freizusetzen.<br />

Erwartungsgemäß schlägt sich <strong>die</strong> schlechtere Arbeitsmarktbilanz der Ausländer auch in<br />

einer höheren Transferabhängigkeit <strong>die</strong>ser wieder. Zwischen 2005 und 2008 hat sich der<br />

Anteil der hilfebedürftigen Ausländer an allen Hilfebedürftigen von 14,58 auf 15,77% erhöht<br />

und lag damit 2008 fast drei Mal so hoch wie der Anteil der Ausländer an der Wohnbevölkerung:


Abb. 20: Hilfebedürftige Deutsche und Ausländer 2005 – 2008<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

nicht erwerbsfähige<br />

Hilfebedürftige Ausländer<br />

erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />

Ausländer<br />

nicht erwerbsfähige<br />

Hilfebedürftige Deutsche<br />

erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />

Deutsche<br />

Quelle: BA.<br />

3.3.4 Aussagen von Interviewpartnern<br />

2005 2006 2007 2008<br />

762 835 851 824<br />

2.447 2.736 2.658 2.543<br />

5.501 5.997 5.886 5.528<br />

13.303 14.417 13.507 12.479<br />

Dieses Kapitel bietet eine Zusammenfassung der anonymisierten, wesentlichen Aussagen<br />

von Akteuren im Bereich Arbeitsmarkt in Bezug auf Fragen von Arbeit und Migranten bzw.<br />

Ausländern.<br />

Ein Interviewpartner (Z-II) sah als eine mögliche, aber nicht <strong>Soest</strong>-spezifische Erklärung <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> höhere Arbeitslosenquote bei Ausländern <strong>die</strong> schlechtere berufliche und schulische Qualifikation.<br />

Viele Ausländer seien zur Zeit der Anwerbung nach Deutschland gekommen und<br />

damit ohne berufliche Qualifikation. Sofern sie entlassen werden, seien sie auf dem Arbeitsmarkt<br />

nicht mehr vermittelbar, betroffen sei daher insbesondere <strong>die</strong> ältere Generation der<br />

Migranten. Hinsichtlich jüngerer Migranten verwies <strong>die</strong>ser Experte darauf, dass viele Probleme<br />

am Arbeitsmarkt darauf zurückzuführen seien, dass Kinder bereits mit geringen<br />

Deutsch-Kenntnissen eingeschult werden. In <strong>Soest</strong>, wie aber auch in ganz NRW, seien Ausländer<br />

damit einem besonderen Risiko ausgesetzt, langfristig arbeitslos zu sein. Die Probleme<br />

von (Spät-)Aussiedlern unterscheiden sich dabei häufig nicht von denen der ehemaligen<br />

"Gastarbeiter". Die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs war den Ausländern zugute ge-<br />

82


kommen, in der Krise sind aber Leiharbeitsunternehmen (<strong>die</strong> überdurchschnittlich häufig<br />

Ausländer beschäftigen; <strong>die</strong> Autoren) nicht mehr so stark darauf angewiesen, Helfer <strong>für</strong> einfache<br />

Arbeiten zu akquirieren. In der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> gibt es aber kein besonders hohes Maß an<br />

Leiharbeit, im Kreis hingegen schon. Ohnehin dürfe man <strong>die</strong> Gemeinden des Kreises nicht<br />

isoliert voneinander betrachten, da es große Pendelverflechtungen zwischen <strong>die</strong>sen gäbe.<br />

Im Arbeitsmarkt der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sei es <strong>für</strong> Ausländer aufgrund des hohen Anteils an Dienstleistungen<br />

und Verwaltung insgesamt schwieriger, Fuß zu fassen. Ein weiterer Experte (Z-V)<br />

wies ebenfalls auf Sprachprobleme der Migranten hin, <strong>die</strong> sich auch in einer schwierigen<br />

Situation am Arbeitsmarkt niederschlagen. Diese konzentrierten sich aber nicht auf bestimmte<br />

Herkunftsgruppen. Für <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> verwies <strong>die</strong>ser Experte auf <strong>die</strong> generell hohe Anzahl<br />

an Arbeitslosengeld-II-Empfängern, <strong>die</strong> gemessen an der Gesamtbevölkerung <strong>die</strong><br />

höchste im gesamten Kreis <strong>Soest</strong> sei. Selbst alte Industriestädte wie Lippstadt und Werl lägen<br />

darunter. Es gäbe dabei einen Kreis an Personen, welche auch mit hohen Anstrengungen<br />

nicht in den ersten Arbeitsmarkt vermittelbar seien. Zudem glaubte <strong>die</strong>ser Gesprächspartner,<br />

dass in Einzelfällen Firmen deutsche Bewerber um Arbeitsplätze bevorzugt einstellen<br />

würden.<br />

Ein von uns interviewter Vertreter einer großen <strong>Soest</strong>er Firma gab an, dass etwa 28% der<br />

Belegschaft einen Migrationshintergrund hatten und das Thema Herkunft und Integration<br />

nimmt einen hohen Stellenwert in der (Personal-)Arbeit der Firma einnimmt. Das Gros der<br />

Mitarbeiter war innerhalb der Firma im gewerblichen Bereich als Produktionshelfer oder<br />

Facharbeiter tätig, seltener im administrativen Bereich. Im Zuge der Wirtschaftskrise hatte<br />

sich auch <strong>die</strong>ses Unternehmen von Mitarbeitern trennen müssen, wobei <strong>die</strong> Auswahl anhand<br />

eines Sozialplans erfolgte und nach Angaben des Gesprächspartners Migranten nicht häufiger<br />

traf. Zudem betonte er, dass ein aktueller und sich künftig verschärfender Fachkräftemangel<br />

von Bedeutung sei und bereits gezielt Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben<br />

wurden.<br />

3.3.5 Akteure und Maßnahmen im Bereich Arbeitsmarkt<br />

Im Folgenden werden relevante Akteure des <strong>Soest</strong>er Arbeitsmarktes, auch aus dem Bereich<br />

der Vermittlung und Qualifizierung, sowie bestimmte Maßnahmen in Bezug auf Migranten<br />

und Ausländer dargestellt. Dieses Kapitel erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

aller möglichen im Feld vertretenen Akteure.<br />

Im Rahmen der Vermittlungsarbeit der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (BA) wird nicht statistisch<br />

erfasst, ob eine Person einen Migrationshintergrund hat oder nicht. Die Mitarbeiter setzen<br />

am Individuum an und versuchen bei Vermittlungshemmnissen, berufsbezogene Kenntnisse<br />

zu vermitteln, <strong>die</strong> möglicherweise über das rein Berufliche hinausgehen und dabei auch<br />

83


Sprachvermittlung mit beinhalten können. So gibt es z.B. ein vom Bundesamt <strong>für</strong> Migration<br />

und Flüchtlinge (BAMF) und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstütztes Programm,<br />

das auch Sprachförderung beinhalten kann, aber nicht explizit zwischen Deutschen und Ausländern<br />

unterscheidet. In verschiedenen Maßnahmen wie etwa in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen,<br />

befindet sich ein relativ hoher Anteil von Migranten, <strong>für</strong> <strong>die</strong> sich kein beruflicher<br />

Einstieg oder eine Ausbildungsstelle ergeben haben. Förderungsmaßnahmen, <strong>die</strong><br />

ausschließlich <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Gruppe angeboten werden, gibt es allerdings nicht. Zudem bietet <strong>die</strong><br />

BA Berufsorientierungsmaßnahmen und Beratungen an. Die Orientierungsmaßnahmen erfolgen<br />

an Schulen, es gibt aber auch <strong>die</strong> Möglichkeit, sich im Berufsinformationszentrum oder<br />

über Vorträge zu verschiedenen beruflichen Qualifizierungen zu informieren. Hinzu<br />

kommt <strong>die</strong> Möglichkeit der Einzelberatung, <strong>die</strong> in der Agentur, aber auch in der Schule erfolgen<br />

kann. Mitarbeiter der BA besuchen regelmäßig alle Vorabgangsklassen und teilweise<br />

auch <strong>die</strong> Abgangsklassen und bieten dort berufliche Orientierungsveranstaltungen oder auch<br />

Schulsprechstunden an.<br />

Arbeit Hellweg Aktiv (AHA) ist <strong>die</strong> Arbeitsgemeinschaft der Kreisverwaltung <strong>Soest</strong> und der<br />

Agentur <strong>für</strong> Arbeit <strong>Soest</strong> zur Umsetzung des Sozialgesetzbuches II (SGB II) im Kreis <strong>Soest</strong>.<br />

Sie ist zuständig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Grundsicherung nach dem SGB II 20 (umgangssprachlich "Hartz IV").<br />

Migranten und Ausländer sind bei der AHA nach eigenen Angaben ein Thema, gerade weil<br />

<strong>die</strong> Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt eng mit sprachlichen Fähigkeiten sowie berufsspezifischen<br />

Fachvokabular eng verbunden ist. Der Mitarbeiter der AHA berichtete, dass bei<br />

Migranten häufig mangelnde sprachliche Fähigkeiten festgestellt werden. Teilweise sah er<br />

auch kulturelle Probleme, <strong>die</strong> beim persönlichen Kontakt entstehen können.<br />

Personen, <strong>die</strong> als einziges Vermittlungshemmnis eine lange Arbeitslosigkeit aufweisen, werden<br />

bei der AHA von sog. "persönlichen Ansprechpartnern" betreut. Sofern Menschen mehrere<br />

Vermittlungshemmnisse haben, werden sie von sog. "Fallmanagern" betreut, <strong>die</strong> bestimmte<br />

Maßnahmen und Schritte anordnen können. Es gibt dabei auf Jugendliche oder<br />

schwerbehinderte Menschen spezialisierte Fallmanager, aber keine, <strong>die</strong> speziell bezüglich<br />

Fragen von Ausländern oder Migranten geschult sind. Die Mitarbeiter werden aber in Seminaren<br />

im Umgang mit unterschiedlichen Kulturen geschult oder tauschen sich in bestimmten<br />

Fragen mit anderen Institutionen aus. Die AHA beschäftigt Mitarbeiter, <strong>die</strong> Russisch, Portugiesisch,<br />

Spanisch und Griechisch sprechen, spezielle Schulungen <strong>für</strong> fremde Sprachen finden<br />

aber nicht statt. Einige Kunden, so der Gesprächspartner, würden bei Problemen auch<br />

eigene Dolmetscher mitbringen. Die AHA organisiert Maßnahmen mit verschiedenen Bildungsträgern<br />

vor Ort, eine Übersicht befindet sich in Annex-Tab. 24. Generell wurden lange<br />

20 Mit Einführung des neuen SGB II wurden ab dem 1. Januar 2005 Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe<br />

zu einer Leistung zusammengeführt. Diese neue Leistung stellt <strong>die</strong> Grundsicherung <strong>für</strong> Arbeitsuchende<br />

dar. Sie umfasst das Arbeitslosengeld II sowie Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Unterkunft und Heizung.<br />

84


Zeit auch Maßnahmen organisiert, <strong>die</strong> Sprachprobleme beheben sollten. Dies ist ihr seit April<br />

2008 aufgrund von rechtlichen Änderungen nicht mehr möglich. Eine Maßnahme lief etwa<br />

bei der Caritas und wurde GINKO genannt (= Gemeinsam international kochen). Hierbei<br />

handelte es sich um eine Sprachberufsschulung, <strong>die</strong> 15 Teilnehmer aus zwölf Ländern absolvierten.<br />

Dabei wurde auf <strong>die</strong> vielfältige Zusammensetzung geachtet, um zu verhindern,<br />

dass <strong>die</strong> Teilnehmer im Kurs auf ihre Muttersprache zurückgreifen. Mittlerweile werden alle<br />

Maßnahmen, <strong>die</strong> mit dem Bereich Sprache verbunden sind, zentral vom BAMF organisiert,<br />

das von ihm anerkannte Bildungsträger in <strong>Soest</strong> beauftragt. In <strong>die</strong>se Projekte können dann<br />

auch Klienten von der AHA zugewiesen werden. Zur Zeit des Interviews war allerdings kein<br />

Klient der AHA einer vom BAMF-organisierten Maßnahme zugewiesen. Zudem ist <strong>die</strong> AHA<br />

an der Arbeit des <strong>Stadt</strong>teilbüros im <strong>Soest</strong>er Süden beteiligt, s. Kapitel 5.1.2.<br />

Ein Interviewpartner (L-IV) merkte zu den von der AHA durchgeführten Maßnahmen kritisch<br />

an, dass Migranten bei <strong>die</strong>sen zu wenig unter dem Aspekt der Förderung behandelt würden.<br />

Einige Migranten würden bis zu fünf Mal in Folge dasselbe Bewerbungstraining absolvieren,<br />

dabei sei eine Bandbreite an möglichen Förderungen vorhanden. Annex-Tab. 24 zeigt, dass<br />

Ausländer, gemessen an ihrem absoluten Anteil in allen AHA-Maßnahmen, relativ seltener in<br />

Maßnahmen vertreten waren, <strong>die</strong> dem Bereich der Förderung der Berufsausbildung oder den<br />

Beschäftigung schaffenden Maßnahmen zuzuordnen sind (hierunter: Arbeitsgelegenheiten<br />

mit Mehraufwandsentschädigung, sog. 'Ein-Euro-Jobs'). Ersteres könnte kritisch gesehen<br />

werden und wäre ggf. detaillierter zu betrachten, da vor dem Hintergrund der von mehreren<br />

Gesprächspartnern betonten geringeren Qualifikation von Migranten verstärkt auf Bildungsmaßnahmen<br />

zu setzen wäre. Allerdings sind <strong>die</strong> hier betrachteten Fallzahlen sehr gering.<br />

Das <strong>Soest</strong>er EntwicklungsNetz (SEN) verfügt über eine breite Palette an Maßnahmen, <strong>die</strong><br />

im Bereich der Qualifizierung (auch jugendlicher) Menschen angesiedelt und von der AHA<br />

beauftragt sind. Ihre Maßnahmen beschrieben Verantwortliche als speziell auf Benachteiligte<br />

abgestimmt. Konkrete Maßnahmen <strong>für</strong> Migranten bietet das SEN hingegen nicht an, da <strong>die</strong><br />

Erfahrung gemacht wurde, dass <strong>die</strong>se erfolgreicher verlaufen, wenn <strong>die</strong> Teilnehmergruppen<br />

heterogen zusammengesetzt sind, anstatt durch eine bewusst ethnisch homogene Zusammensetzung<br />

zusätzlich zu stigmatisieren. Die Gruppen waren teilweise durch einen hohen<br />

Migrantenanteil gekennzeichnet, z.B. ca. 50% in einem kürzlich durchgeführten Theaterprojekt.<br />

Zudem wurde im Rahmen des SEN zur Zeit des Interviews eine "Sprachberufsschule"<br />

angeboten, <strong>die</strong> von Personen mit Sprachproblemen besucht wurde und in der sich ausschließlich<br />

Personen mit Migrationshintergrund befanden. Zusätzlich betreibt das Netz auch<br />

ein Sozialkaufhaus (60 Personen) und eine Radstation am Bahnhof, wobei in <strong>die</strong>sen Projekten<br />

der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund geringer war. Mitarbeiter des SEN<br />

fungieren auch als Arbeitsvermittler im Auftrag der AHA oder der Arbeitsagentur und führen<br />

mit den Klienten spezifische Maßnahmen durch. Den Anteil der Personen mit Migrationshin-<br />

85


tergrund, der <strong>die</strong>sen Bereich in Anspruch nimmt, wird von dem Interviewpartner auf bis zu<br />

40% geschätzt. Besonders in der Berufsvorbereitung sei der Anteil hoch, weniger Migranten<br />

befänden sich dagegen in den Lehrgängen. Mangelnde Sprachkenntnisse der Migranten<br />

fallen auch in <strong>die</strong>sem Bereich als problematisch auf.<br />

Bei der Industrie- und Handelskammer Arnsberg stellen Integration oder Migration nach<br />

Angaben des interviewten Vertreters keinen eigenständig behandelten Themenbereich dar,<br />

auch bei der Wirtschaftsförderung in <strong>Soest</strong> werden <strong>die</strong>se Prozesse nicht eigenständig<br />

thematisiert. Der Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung weist allerdings darauf hin, dass <strong>für</strong><br />

<strong>Soest</strong> als ländlichen Bereich bei einem Anziehen der Wirtschaft <strong>die</strong> Frage des Fachkräftemangels<br />

wieder aktuell werde und Fragen von Migration wieder wichtiger würden. Es gebe<br />

zudem in <strong>Soest</strong> einen Stammtisch der Unternehmer, bei denen Fragen, wie etwa <strong>die</strong> des<br />

Fachkräftemangels aufgegriffen würden.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 5:<br />

Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Transferzahlungen<br />

Ausländer partizipieren, gemessen an ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung, weit weniger<br />

am Arbeitsmarkt als Deutsche. Besonders bei den ausländischen Frauen ist das Verhältnis<br />

zwischen Wohn- und arbeitender Bevölkerung in den vergangenen Jahren zurückgegangen.<br />

Unterteilt nach Altersgruppen zeigt sich, dass jugendliche Ausländer im Vergleich<br />

zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung in deutlich geringerem Ausmaß am lokalen Arbeitsmarkt<br />

teilnehmen. Ausländer waren zudem häufiger in Wirtschaftszweigen beschäftigt,<br />

<strong>die</strong> zu Entlassungen in wirtschaftlich schlechten Zeiten neigen.<br />

Bei der deutschen Wohnbevölkerung lässt sich eine Tendenz zur zunehmenden Teilzeitarbeit<br />

beobachten. Die Werte <strong>für</strong> Personen, <strong>die</strong> ausschließlich geringfügig beschäftigt sind,<br />

liegen bei Ausländern dauerhaft höher als bei Deutschen. 2008 waren rund ein Viertel der<br />

ausländischen Beschäftigten geringfügig beschäftigt, hingegen nur ein Fünftel der deutschen<br />

Beschäftigten. Die Anteile der ausländischen Gewerbetreibenden steigen stetig an;<br />

sie erreichten zuletzt einen Wert von rund 8% aller Gewerbetreibenden. Bei der beruflichen<br />

Selbständigkeit von Ausländern kann es sich sowohl um eine 'freiwillige' Entscheidung<br />

handeln, als Gewerbetreibender aktiv am lokalen Wirtschaftsgeschehen teilzunehmen,<br />

als auch um eine 'erzwungene' Wahl, um der vorhergehenden oder drohenden Arbeitslosigkeit<br />

zu entkommen. Die verschiedenen betrachteten Daten zur Beteiligung der<br />

ausländischen Bevölkerung am Arbeitsmarkt lassen vermuten, dass <strong>die</strong> aus der Not geborene<br />

Selbständigkeit auch in <strong>Soest</strong> nicht selten vorkommt.<br />

86


Die Arbeitslosenquote der Ausländer lag im betrachteten Zeitraum (Mai 2007 bis Mai<br />

2009) 2- bis 2,5-mal so hoch wie <strong>die</strong> der Deutschen (Mai 2009: 19,3% zu 9,3%). Beson-<br />

ders hoch lagen <strong>die</strong> Zahlen der Arbeitslosengeld-II-Empfänger: Sie lagen bei Ausländern<br />

nahezu drei Mal so hoch wie bei Deutschen; gerade 25 bis 54 Jahre alte Ausländer schei-<br />

nen betroffen zu sein. Dem höheren Anteil an Arbeitslosen entsprechend fällt mit 15%<br />

auch der Anteil der hilfebedürftiger Ausländer an allen Hilfebedürftigen höher aus, fast drei<br />

Mal so hoch wie ihr Anteil an der Wohnbevölkerung. Als Ursachen <strong>die</strong>ser Situation ist <strong>die</strong><br />

schlechtere Bildungs- und Ausbildungssituation der Ausländer zu vermuten; hierauf deuten<br />

auch <strong>die</strong> Aussagen der Interviewpartner hin.<br />

3.4 Soziale und private Situation<br />

3.4.1 Haushaltsvorstände und Heiratsstatus<br />

In <strong>die</strong>sem Kapitel werden einige Daten zur sozialen und privaten Situation der Ausländer in<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> zusammengetragen, <strong>die</strong> bisher nicht behandelt wurden. Die folgende Abb.<br />

21 zeigt, dass <strong>die</strong> Zahl ausländischer, weiblicher Haushaltsvorstände zwischen 1998 und<br />

2008 in absoluten Zahlen wie auch prozentual gegenüber den männlichen ausländischen<br />

Haushaltsvorständen zugenommen hat, da letztere Anzahl im gleichen Zeitraum abnahm<br />

(von 22 auf rund 27% aller ausländischen Haushaltsvorstände; s. Annex-Tab. 25 <strong>für</strong> <strong>die</strong> genauen<br />

Daten). Bei den Deutschen stiegen sowohl <strong>die</strong> Zahlen weiblicher als auch männlicher<br />

Haushaltsvorstände.<br />

87


Abb. 21: Entwicklung Anzahl ausländischer und deutscher Haushaltsvorstände 1998 –<br />

2008<br />

18.000<br />

16.000<br />

14.000<br />

12.000<br />

10.000<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

1998<br />

1999<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

88<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

deutsche männl. HHV deutsche weibl. HHV<br />

ausl. männl. HHV ausl. weibl. HHV<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen, rechte Skala: ausländische HHV.<br />

2008<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

Erklärbar werden <strong>die</strong>se Zahlen durch <strong>die</strong> anschließende Abb. 22. Diese weist eine Zunahme<br />

der verwitweten oder geschiedenen Ausländer nach (von 5,4 in 1998 auf 9,5% in 2008), wohingegen<br />

<strong>die</strong> Zahlen verheirateter aber auch lediger Ausländer abnahmen. Möglich ist also,<br />

dass <strong>die</strong> zunehmende Anzahl weiblicher ausländischer Haushalte von Ausländerinnen gestellt<br />

wird, <strong>die</strong> zuvor verheiratet waren. Damit wären <strong>die</strong>se 2008 in einem höheren Ausmaß<br />

als noch 1998 alleinstehend oder alleinerziehend. Daneben ist es allerdings auch möglich,<br />

dass ledige Ausländerinnen in verstärktem Maße zugezogen sind, und eigene Haushalte<br />

gegründet haben (<strong>für</strong> <strong>die</strong> genauen Zahlen s. Annex-Tab. 26).<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0


Abb. 22: Partnerschaftsstatus von Deutschen und Ausländern 1998 und 2008<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Deutsche 1998 Ausländer 1998 Deutsche 2008 Ausländer 2008<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

verheiratet ledig verwitwet geschieden<br />

3.4.2 Private Situation und soziale Beziehungen<br />

Wir haben <strong>die</strong> Interviewpartner auch um eine Einschätzung der sozialen Lage der Migranten<br />

sowie zum Zusammenleben von Migranten und Deutschen gebeten und stellen im Folgenden<br />

<strong>die</strong> von <strong>die</strong>sen Gesprächspartnern getroffenen Aussagen zusammen. Dabei ist zu beachten,<br />

dass <strong>die</strong> Gesprächspartner zwar als Experten in ihrem Arbeits- oder Aufgabengebiet<br />

angesehen werden können und einen relevanten Bezug zu Migrations- und Integrationsfragen<br />

aufwiesen. Oft können aber auch <strong>die</strong>se Experten nur Vermutungen über <strong>die</strong> soziale Situation<br />

der Migranten anstellen. Dennoch halten wir es <strong>für</strong> wichtig, <strong>die</strong>se nicht repräsentativen<br />

Meinungen abzubilden. Ferner werden an <strong>die</strong>ser Stelle nur Äußerungen festgehalten,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Gesprächspartner nicht explizit in einen Zusammenhang mit der Englischen Siedlung<br />

bzw. dem <strong>Soest</strong>er Süden gebracht haben, da <strong>die</strong>se in Kapitel 3.10.2 noch einmal gesondert<br />

dargestellt werden.<br />

89


Private Situation<br />

Ein Experte (Z-V) beobachtete, dass <strong>die</strong> 2. und 3. Generation der Migranten sehr viel sensibler<br />

auf Anfeindungen und Vorwürfe reagiert, als ihre Eltern. Während <strong>die</strong> 1. Generation oft<br />

zurückhaltend agiere, träten deren Kinder offensiver <strong>für</strong> ihre Belange ein. Ein weiterer Gesprächspartner<br />

(Y-I) meinte, dass <strong>die</strong> Geschlechterrollen in muslimischen Familien teilweise<br />

noch patriarchisch geprägt seien. Beispielsweise sei es vielen Mädchen ab 13 Jahren nicht<br />

erlaubt, Freizeiteinrichtungen zu besuchen. Zudem hätten Frauen in solchen Familien einen<br />

geringeren Stellenwert. Allgemein könnte bei Jugendlichen teilweise Frauenfeindlichkeit beobachtet<br />

werden. Aus <strong>die</strong>sen Gründen seien mehr Anlaufstellen <strong>für</strong> Frauen notwendig, <strong>die</strong><br />

von häuslicher Gewalt betroffen sind. Ein Gesprächspartner (Y-III) berichtete, dass viele türkische<br />

Kinder mittags nicht mit Essen versorgt würden und Hausaufgabenbetreuung bräuchten,<br />

da <strong>die</strong> Familie ihnen nicht helfen könne. Dies habe sich aber mittlerweile gebessert, da<br />

sie verstärkt in <strong>die</strong> Ganztagsschule gingen. Es gab aber auch Interviewpartner (D-II; E-IV),<br />

<strong>die</strong> betonten, dass Fragen von Integration in der <strong>Stadt</strong> keine größeren Probleme aufwerfen<br />

würden. Einer sagte dabei, <strong>die</strong>s sei auch auf <strong>die</strong> relative Überschaubarkeit der <strong>Stadt</strong> zurückzuführen.<br />

Ein Gesprächspartner mit türkischem Migrationshintergrund (D-IV) erklärte, dass<br />

er denkt, <strong>die</strong> meisten Türken fühlten sich in <strong>Soest</strong> wohl und seien froh darüber sind, in<br />

Deutschland zu leben, da hier der Lebensstandard hoch sei.<br />

Soziale Beziehungen<br />

Verschiedene Gesprächspartner stellten Beobachtungen und Überlegungen zu (Spät-)Aussiedlern<br />

an. Ein Gesprächspartner (Y-II) erklärte, dass <strong>die</strong> Integration der Russlanddeutschen<br />

relativ kompliziert verlaufe. Ein weiterer (Ö-II), dass <strong>die</strong>se bewusst in <strong>die</strong>selben<br />

Wohngegenden zögen, sich ausgrenzten und dabei weder <strong>die</strong> deutsche Sprache noch Kultur<br />

lernen wollten. Teile der (Spät-)Aussiedler, <strong>die</strong> Baptisten, Mennoniten etc. sind, hätten ihre<br />

eigenen Kirchengemeinden gegründet und kaum Kontakt zu den evangelischen Kirchen.<br />

Dennoch gäbe es auch viele (Spät-)Aussiedler, meist der älteren Generation, <strong>die</strong> gut integriert<br />

seien. Diese Einschätzung wurde von einem weiteren Gesprächspartner (I-V) geteilt, der<br />

meinte, dass <strong>die</strong> russischen und polnischen Aussiedler sich "abkapseln" würden. Dies könne<br />

aber dadurch umgangen werden, dass aktiv auf sie zugegangen werde. Diese Person hat<br />

<strong>die</strong> Erfahrung gemacht, dass nach einer persönlichen Ansprache ein sehr offener Umgang<br />

wahrscheinlich sei. Ein Gesprächspartner (Ü-III) betonte, dass <strong>die</strong> Aussiedler sich häufig<br />

auch in Schule und Freizeit in herkunftshomogenen Gruppen zusammenfänden. Eine Möglichkeit,<br />

<strong>die</strong>s aufzubrechen, sei der Sportbereich.<br />

Ein Interviewpartner (Y-III) berichtete zusätzlich von Konflikten zwischen Jugendlichen verschiedener<br />

Herkunftsländer im <strong>Soest</strong>er Westen.<br />

90


Eine Interviewte Person (Ö-II) betonte, dass <strong>die</strong> Menschen aus Sri Lanka, <strong>die</strong> im <strong>Soest</strong>er<br />

Süden wohnen, <strong>die</strong> von der <strong>Stadt</strong> angebotenen Sprachkurse sehr gut annähmen. Ein weiterer<br />

Interviewpartner (L-III) berichtete, dass er das Gefühl habe, dass <strong>die</strong> Migranten untereinander<br />

sehr gut organisiert seien und sich untereinander gut kennen. So träfen sich bei den<br />

Sommer- und den <strong>Stadt</strong>teilfesten alle Migrantengruppen und beteiligten sich aktiv; zu der<br />

einheimischen Bevölkerung hätten sie aber weniger Kontakt. Dieser Eindruck habe sich mit<br />

den Jahren verstärkt. Ein weiterer Gesprächspartner (Ü-IV) bemerkte, dass <strong>die</strong> Menschen<br />

bestimmter Kulturkreise zwar nicht den Kontakt zur deutschen Bevölkerung mieden, aber<br />

den eigenen Kulturkreis bevorzugten. Gerade ältere Frauen, <strong>die</strong> nie richtig Deutsch gelernt<br />

hatten, verfügten nicht über <strong>die</strong> Motivation, <strong>die</strong>s nachzuholen.<br />

Eine Fraktion an Gesprächspartnern machte darauf aufmerksam, dass es in <strong>Soest</strong> zwar eine<br />

gewisse Anzahl an Veranstaltungen zum Aspekt "Interkulturalität" gäbe, dass aber das Bewusstsein<br />

von bzw. das "Mehr-Wissen" (Y-IV) über den anderen damit nicht wirklich bzw. nur<br />

scheinbar vorhanden sei. Über <strong>die</strong>se institutionalisierten Feste hinaus bestehe dann nämlich<br />

kein Kontakt, zudem erschienen bei den interkulturellen Veranstaltungen immer <strong>die</strong> "üblichen<br />

Verdächtigen" (O-III), <strong>die</strong> Feste seien damit eher "modellhaft" (E-II). Einige Gesprächspartner<br />

(X-IV; E-III) meinten aber auch, dass es viele Kontakte zwischen Migranten und Deutschen<br />

gäbe, auch verschiedene interviewte Migranten selbst (C-II; C-IV) gaben an, Kontakte zu<br />

Deutschen bzw. deutsche Freunde zu haben, wohingegen eine Person mit türkischem<br />

Migrationshintergrund (D-IV) den Kontakt zwischen Deutschen und Türken <strong>für</strong> nicht ausreichend<br />

hielt.<br />

Sehr kritisch äußert sich Gesprächspartner L-IV über <strong>die</strong> Möglichkeit, als Migrant als Teil der<br />

Bevölkerung akzeptiert zu werden. In <strong>Soest</strong> bliebe man auch nach Jahren immer noch "der<br />

Zugewanderte". Ein anderer Interviewter (Y-III) führte mangelnde Kontakte ebenfalls vorrangig<br />

auf das Verhalten der Mehrheitsbevölkerung zurück; <strong>die</strong> Deutschen würden nicht auf <strong>die</strong><br />

Migranten zugehen. Ein weiterer Gesprächspartner (X-III) setzte <strong>die</strong>s auch mit Berührungsängsten<br />

der Deutschen in Verbindung, meint aber, dass sich <strong>die</strong> Kontakte in der jüngsten<br />

Vergangenheit verstärkt hätten. Dennoch sollten mehr Begegnungsmöglichkeiten zwischen<br />

Deutschen und Migranten geschaffen werden. Auch ein anderer Ansprechpartner (Y-V) erklärte,<br />

dass es zwar zwischen Deutschen und Migranten keine Konflikte gäbe, <strong>die</strong> Migranten<br />

sich aber in <strong>Soest</strong> nicht angenommen fühlten.<br />

91


3.4.3 Ältere Migranten<br />

Über <strong>die</strong> Lage älterer Migranten lassen sich relativ wenige Aussagen treffen, da es schwierig<br />

ist, <strong>die</strong>se Gruppe als solche zu identifizieren. Anhand der in Kapitel 2.3 gelieferten Daten<br />

ließe sich schließen, dass ein erheblicher Teil der Migranten in <strong>Soest</strong> über 66 Jahre und älter<br />

ist. Bei <strong>die</strong>ser Altersgruppe ergibt sich allerdings das erwähnte statistische Problem, dass<br />

viele <strong>die</strong>ser Personen Flüchtlinge und Kriegsvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen<br />

sein könnten. Bei <strong>die</strong>sen erscheinen Fragen von "Migration und Alter" weniger relevant.<br />

Wichtiger zu betrachten wären Migranten, <strong>die</strong> als (Spät-)Aussiedler oder als sog. 'Gastarbeiter'<br />

bzw. als deren Angehörige nach Deutschland gekommen sind. Dabei kann es vorkommen,<br />

dass sie nur geringe soziale Kontakte zur Mehrheitsbevölkerung aufgebaut haben,<br />

kaum über Wissen über <strong>die</strong> <strong>für</strong> sie relevanten Institutionen verfügen und durch den Tod des<br />

Partners den wichtigsten Bezugspunkt verloren haben. Fraglich ist hinsichtlich <strong>die</strong>ser Personengruppe,<br />

wie bei ihnen ausreichend soziale Kontakte, Versorgung und Kontakt bzw. Zugang<br />

zu Institutionen wie Pflege<strong>die</strong>nsten oder der Verwaltung sichergestellt werden können.<br />

Auch wenn sich quantitativ keine abschließenden Aussagen treffen lassen, von wie vielen<br />

Personen hier gesprochen wird, lässt sich dennoch vermuten, dass <strong>die</strong>se Gruppe (zunehmende)<br />

Relevanz erlangt: Wie gezeigt, steigt <strong>die</strong> Aufenthaltsdauer der Ausländer in <strong>Soest</strong><br />

an, zudem sind immer mehr Ausländer geschieden oder verwitwet. Beides könnten Hinweise<br />

darauf sein, dass auch der Anteil älterer und ggf. zusätzlich alleinstehender Migranten zunimmt.<br />

Einige Erkenntnisse lieferte ein Projekt, das von der Flüchtlingsberatung der Diakonie Ruhr-<br />

Hellweg von 2007 bis 2009 durchgeführt wurde (s. auch Kapitel 5.1.1) und sich auf ältere<br />

Migranten konzentrierte, <strong>die</strong> über einen sicheren Aufenthaltsstatus verfügen. Das Projekt<br />

hatte sich auf gesundheitliche Fragen, Probleme bei Behördengängen sowie den Besuch<br />

von Informationsveranstaltungen konzentriert. Es wurde aus der allgemeinen, bundesweiten<br />

Erfahrung heraus angestoßen, dass immer mehr Migranten zur älteren Bevölkerung gehören,<br />

<strong>die</strong>se aber immer seltener in traditionellen familiären Strukturen eingebettet sind. Bei der<br />

Durchführung des Projekts wurden Sprachprobleme bei älteren Migranten festgestellt und<br />

daraus resultierende Folgeprobleme, wie z.B., dass Migranten ihnen zustehende gesundheitliche<br />

Leistungen nicht erhalten. Als schwierig stellte sich <strong>die</strong> Kontaktaufnahme zur türkischen<br />

Bevölkerung dar. Bei der Gruppe der (Spät-)Aussiedler sei <strong>die</strong>s hingegen problemlos verlaufen.<br />

Die Verantwortlichen hatten hier<strong>für</strong> keine unmittelbare Erklärung, da <strong>die</strong> Intensität und<br />

<strong>die</strong> eingeschlagenen Wege der Kontaktaufnahme <strong>für</strong> beide Gruppen gleich gewesen seien.<br />

Bei dem Projekt konnte auch festgestellt werden, dass türkische ältere Frauen häufig über<br />

schlechte Deutsch-Kenntnisse verfügen und nur ein geringes Interesse aufwiesen, sich außerhalb<br />

gewohnter Kreise zu bewegen. Sofern sie allerdings an "gewohnten Orten" z.B. der<br />

Moschee aufgesucht wurden, ließ sich durchaus ein Kontakt herstellen. Türkische Migranten<br />

über 50 Jahre, so eine weitere Erfahrung, verbringen einen Großteil ihrer Zeit nicht mit Deut-<br />

92


schen und kehren im Sommer gerne in <strong>die</strong> Türkei zurück. Zudem sind sie oft wichtige Ansprechpartner<br />

im Sinne eines "Oberhauptes" in den Familien.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 6: Soziale und private Situation<br />

In <strong>Soest</strong> steigt <strong>die</strong> Anzahl weiblicher ausländischer Haushaltsvorstände, während <strong>die</strong> Zahlen<br />

männlicher ausländischer Haushaltsvorstände stetig sinken. Dies kann mit einem verstärkten<br />

Zuzug weiblicher Ausländer zusammenhängen. Andererseits steigen <strong>die</strong> Zahlen<br />

geschiedener oder verwitweter Ausländer ebenfalls stetig, so dass <strong>die</strong>se Entwicklung auch<br />

hierauf zurückgeführt werden könnte. Es kann vermutet werden, dass zunehmend auch<br />

ältere, allein stehende Migranten in <strong>Soest</strong> leben, welche möglicherweise nur über ein geringes<br />

Wissen über <strong>die</strong> <strong>für</strong> sie relevanten Einrichtungen verfügen.<br />

Mehr als <strong>die</strong> Hälfte der Interviewpartner berichtete davon, dass sie <strong>die</strong> Kontakte zwischen<br />

Migranten und der Mehrheitsbevölkerung <strong>für</strong> (zu) gering halten.<br />

3.5 Freizeit und Vereine<br />

Aussagen über das Freizeitverhalten von Migranten zu tätigen ist schwierig, da sich <strong>die</strong>ser<br />

Bereich menschlichen Lebens einer intensiven Beobachtung entzieht. Wir konzentrieren uns<br />

in <strong>die</strong>sem Kapitel daher darauf, zunächst <strong>die</strong> institutionalisierten Freizeitangebote <strong>für</strong> Kinder<br />

und Jugendliche, <strong>die</strong> Jugendtreffs, und ihre Erfahrungen im Umgang mit Migranten darzustellen<br />

sowie andere institutionalisierte Angebote aufzuführen. Es folgen einige Daten zur<br />

Vereinszugehörigkeit von Migranten ebenso wie Aussagen von Interviewpartnern um <strong>die</strong>sen<br />

Themenbereich auch qualitativ zu erschließen.<br />

Jugendtreffs<br />

In dem Jugendtreff Drehscheibe und dem Treffpunkt Süd haben wir Gespräche mit Verantwortlichen<br />

geführt und stellen <strong>die</strong>se daher ausführlicher als <strong>die</strong> übrigen Institutionen dar. Anschließend<br />

erfolgen einige Hinweise zu den Besucherzahlen der jeweiligen Jugendtreffs.<br />

Der Jugendtreff Drehscheibe wurde 1998 gegründet und wird vom katholischen Verein <strong>für</strong><br />

offene Kinder- und Jugendarbeit in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> e.V. getragen. Die Einrichtung ist an vier<br />

Tagen in der Woche <strong>für</strong> Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene geöffnet und bietet neben<br />

den offenen Angeboten <strong>für</strong> alle auch Projekte und Aktionen <strong>für</strong> spezielle Besuchergrup-<br />

93


pen. Ein weiterer Schwerpunkt sind <strong>die</strong> Beratung und Hilfen bei den unterschiedlichsten<br />

Problemlagen der Besucher. Darüber hinaus werden auch viele Kooperationsprojekte mit<br />

den <strong>Soest</strong>er Schulen im Bereich Lebensplanung und Berufswahlorientierung durchgeführt.<br />

Als Besucher verzeichnet <strong>die</strong> Drehscheibe viele Kinder aus dem näheren Umfeld wie auch<br />

Jugendliche aus dem gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet. Täglich besuchen etwa 15 bis 70 Kinder und<br />

Jugendliche den Treff. Als wichtig erachtet <strong>die</strong> Einrichtung das Vorhalten von regelmäßigen,<br />

verlässlichen Öffnungszeiten; auch in den Ferien, da viele Kinder und Jugendliche, welche<br />

<strong>die</strong> Einrichtung besuchen, nicht wegfahren. Jugendliche mit Sprachproblemen kommen nach<br />

eigenen Einschätzungen eher selten in <strong>die</strong> Einrichtung, da es ihnen unangenehm ist, sich<br />

nicht ausdrücken zu können. Die Jugendgruppen, welche <strong>die</strong> Einrichtung besuchen, sind<br />

sehr durchmischt, ethnische Gruppen grenzen sich nach Auffassung der Mitarbeiter nicht<br />

voneinander ab, sondern es besteht ein gutes Miteinander. Dies sei vor zehn Jahren noch<br />

anders gewesen. Anfangs sei in der Drehscheibe ein sehr hoher Ausländeranteil von über<br />

70% zu verzeichnen gewesen, es seien etwa 15 bis 18 verschiedene Nationen vertreten gewesen;<br />

zur Zeit des Gesprächs lag der Ausländeranteil bei ca. 40%, hinzu kämen viele Jugendliche<br />

und Kinder mit Migrationshintergrund, z.B. mit russischen oder polnischen Wurzeln.<br />

Die Mitarbeiter führen auch Gespräche mit den muslimischen Kindern und Jugendliche<br />

über ihre Religion und haben Kontakte zur türkisch-muslimischen Gemeinde in <strong>Soest</strong>. Zudem<br />

thematisieren sie auch <strong>die</strong> Herkunft der Jugendlichen, aufbauend auf deren Eigeninteresse,<br />

und unterstützen <strong>die</strong> Jugendlichen z.B. bei Behördengängen, wenn <strong>die</strong>se Aufenthaltsprobleme<br />

haben.<br />

Das Jugendzentrum Treffpunkt Süd wird von der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> getragen. Die Freizeiteinrichtung<br />

setzt bewusst darauf, auf <strong>die</strong> Anregungen der Jugendlichen einzugehen und Programme<br />

mit <strong>die</strong>sen gemeinsam zu gestalten. Der Treffpunkt hat im Kinderbereich (6 bis 11 Jahre)<br />

von Montag bis Freitag von 14.30 bis 17.30 Uhr, im Teeniebereich (11 bis 13 Jahre) von<br />

Montag bis Freitag von 16 bis 17.30 oder 20 Uhr geöffnet sowie im Jugendbereich (ab 14<br />

Jahren) am Montag, Mittwoch und Freitag von 17.30 bis 21 Uhr. Es gibt verschiedene offene<br />

Angebote <strong>für</strong> Jugendliche wie Billard, Kicker, Musik, Internetcafé. Zudem findet Projektarbeit<br />

mit Klassen und anderen Jugendgruppen statt wie z.B. Me<strong>die</strong>npädagogik, Gewaltprävention,<br />

Mädchenarbeit, Jungenprojekte. Zudem führt der Treffpunkt Antigewalttrainings durch, me<strong>die</strong>npädagogische<br />

Maßnahmen oder Projekte zum Thema Drogen- und Alkoholsucht. Den<br />

Treffpunkt besuchen Kinder- und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren mit einem Schwerpunkt<br />

auf den 11 bis 14-Jährigen. Ca. 35 bis 50 Prozent der Besucher haben einen Migrationshintergrund,<br />

es gibt viele türkische und muslimische, tamilische und "schwarzafrikanische"<br />

Kinder in der Einrichtung, <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong>teilstruktur, so <strong>die</strong> Mitarbeiter, spiegele sich bei den<br />

Besuchern wider. Früher seien mehr Kinder gekommen, was sich aber durch das Angebot<br />

an Ganztagsschulen gewandelt habe. Es gebe eine große Zahl an Stammbesuchern, wobei<br />

94


aber auch eine hohe Fluktuation zu verzeichnen sei. Die Mitarbeiter berichten, dass es teilweise<br />

vorkomme, dass eine ethnische Gruppe versucht, das Jugendzentrum <strong>für</strong> sich in Beschlag<br />

zu nehmen. Zudem berichten sie von Diskriminierungen und rassistischen Äußerungen,<br />

<strong>die</strong> Ethnien übergreifend vorkommen, etwa zwischen Türken und Kurden, was von den<br />

Mitarbeitern notfalls mit einem Hausverbot geahndet werde. Die Mitarbeiter berichten zudem,<br />

dass Gewalt unter den Jugendlichen im Jugendzentrum teilweise eine Rolle spiele. Als einmaliges<br />

Ereignis wirkten sich auch <strong>die</strong> Unruhen in den Pariser Vororten 2005 auf den <strong>Stadt</strong>teil<br />

aus, indem sich Jugendliche in Schlägereien verwickelten und z.B. auch einen Müllcontainer<br />

anzündeten. Der Treffpunkt versucht gezielt, <strong>die</strong> gegenseitige Toleranz zu fördern,<br />

wenn es zu Fällen von Ausgrenzung kommt, hauptsächlich durch individuelle Gespräche.<br />

Zudem vermittelt er Jugendlichen bei allen Problemen (z.B. Jugendliche mit Duldung, <strong>die</strong><br />

eine Ausbildung machen wollen) an entsprechende Stellen weiter. Auch bei Sprachproblemen<br />

wird auf Institutionen, <strong>die</strong> Sprachkurse anbieten, verwiesen und der Treffpunkt steht als<br />

Kooperationspartner bei verschiedensten Angeboten zur Verfügung (z.B. multikulturellen<br />

Festen). Im Jugendzentrum wird grundsätzlich deutsch gesprochen, was auch eine Reaktion<br />

auf <strong>die</strong> Sprachdefizite der Jugendlichen ist. Zusätzlich wurden Mitarbeiter mit russischem<br />

und türkischem Migrationshintergrund eingestellt, um teilweise vorhandene Sprachbarrieren<br />

der Jugendlichen abzubauen. Zudem setzt der Treffpunkt auf Freizeitpädagogik, auch um<br />

auf Frust und Langeweile der Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu reagieren und veranstaltet<br />

z.B. Fußballspielen, Klettern, Bowling, Kart fahren oder Jugendfreizeiten, wobei all<br />

<strong>die</strong>se Maßnahmen bewusst <strong>für</strong> alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig vom Migrationshintergrund,<br />

offen gehalten werden.<br />

Weitere Jugendzentren sind der Wiesentreff wie der Treffpunkt Nord, <strong>die</strong> sich im Norden<br />

von <strong>Soest</strong> befinden. In den Jahreszielen beider Jugendtreffs wird angegeben, ein verlässliches<br />

räumliches und personelles Angebot <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche auch aus benachteiligten<br />

Lebenswelten und/oder mit Migrationshintergrund vorhalten zu wollen. Die Berichte des<br />

Jugendamtes zeigen, dass sich <strong>die</strong> Besucher der städtischen Jugendtreffs zu etwa einem<br />

Drittel bis der Hälfte aus Migranten zusammensetzen. Es fällt dabei auf, dass <strong>die</strong> Anteile der<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund an den Gesamtbesucherzahlen in den vergangenen<br />

drei Jahren in allen Jugendzentren, mit Ausnahme des Treffpunkt Nord gesunken sind (s.<br />

Annex-Tab. 27 <strong>für</strong> eine detaillierte Übersicht der Zahlen):<br />

95


Abb. 23: Anteile von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Jugend-<br />

treffs 2006 – 2008<br />

60%<br />

55%<br />

50%<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

2006 2007 2008<br />

Wiesentreff Treffpunkt Nord Treffpunkt Süd<br />

Quelle: Abteilung Jugend und Soziales 18.05.2007; Abteilung Jugend und Soziales 07.05.2008; Abteilung<br />

Jugend und Soziales 09.04.2009; gezählt wurden Kinder und Jugendliche mit mindestens zwei<br />

Besuchen in der Woche.<br />

Da <strong>die</strong> Sonderauswertung des Einwohnermelderegisters den Anteil von Kindern und Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergrund in der gesamten <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> auf nicht mehr als 30%<br />

schätzt, spricht <strong>die</strong>s da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> Angebote der Jugendtreffs von den Migranten entsprechend<br />

ihrem Anteil an der Bevölkerung bzw. leicht überproportional wahrgenommen werden.<br />

Dies gilt aber nicht <strong>für</strong> den Treffpunkt Süd, den 2008 Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

anteilig nur noch zu 34% besuchten. In der Vergangenheit lagen <strong>die</strong> Werte erheblich<br />

höher (57,2% in 2006). Sowohl <strong>die</strong> Auswertung des Einwohnermelderegisters als<br />

auch <strong>die</strong> Zahlen der Kitas weisen darauf hin, dass in <strong>die</strong>sem Gebiet eher mit Anteilen von<br />

Kindern und Jugendlichen von um <strong>die</strong> 60% zu rechnen ist. Daher ist <strong>die</strong> Frequentierung von<br />

Besuchern mit Migrationshintergrund im Jahr 2008 als weit unterdurchschnittlich einzuschätzen.<br />

Möglich ist, dass es sich 2008 um einen 'Ausreißer' handelt oder <strong>die</strong> Zahlen der Besucher<br />

mit Migrationshintergrund unterschätzt wurden. Es gilt aber künftig, den Besucherzahlen<br />

in Relation zum Anteil der Migranten in der Bevölkerung bei allen Jugendtreffs, besonders<br />

aber im Treffpunkt Süd, Aufmerksamkeit zu schenken und <strong>die</strong>se weiter zu verfolgen.<br />

96


Weitere Institutionen im Bereich Freizeit<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> bietet weitere Freizeitangebote an, so etwa im Sommer den "Ferienspaß".<br />

Die Anzahl an Teilnehmern mit Migrationshintergrund können hier<strong>für</strong> nicht ermittelt werden.<br />

Im Jahr 2008 wurden bei verschiedenen Angeboten fremde Länder (In<strong>die</strong>n, Schweden) behandelt<br />

und der Hindu-Tempel im nahe gelegenen Hamm besucht. Zudem bot das AWO-<br />

Bewohnerzentrum eine "Integrationsfreizeit" an. Weiterhin richtet das <strong>Stadt</strong>jugendamt <strong>Soest</strong><br />

seit mehreren Jahren internationale Jugendaustausche aus, in 2008 fand z.B. eine Begegnung<br />

mit Polen, Litauern und Niederländern in den Niederlanden statt.<br />

Ein wesentlicher Akteur im Kultur- und Freizeitbereich <strong>Soest</strong>s, der auch <strong>für</strong> Migranten relevant<br />

ist, ist der Alte Schlachthof. Er wurde 1993 auf Initiative von Bürgern gegründet. Teil<br />

der Arbeit ist es, ein kulturelles Programm anzubieten, das von anderen <strong>Soest</strong>er Institutionen<br />

nicht bevorratet wird. Zudem verfügt der Schlachthof über eine Reihe an Gruppenräumen,<br />

Übungsräumen, eine Gaststätte, einen Veranstaltungssaal, ein Kino, eine Bedarfsgastronomie<br />

sowie ein Aufnahmestudio. Der Schlachthof war lange Zeit, mittlerweile aber nicht mehr,<br />

Veranstaltungsort von zwei Festen mit Bezug zu Migration und Integration: Dem "Internationalen<br />

Fest", das zuletzt vom Ausländerbeirat in der Innenstadt veranstaltet wurde und dem<br />

"Türkisch-Deutschen Freundschaftsfest", das zuletzt im Rathaus stattfand. Viele der in Kapitel<br />

5 vorgestellten Organisationen bzw. Migrantenorganisationen nutzen den Schlachthof <strong>für</strong><br />

ihre Belange. Nach eigenen Angaben ist der Schlachthof gut ausgebucht. Ebenfalls kann es<br />

zu Wartezeiten kommen, wenn ein regelmäßiger Termin in einem der Gruppen- oder Übungsräume<br />

angestrebt wird, da viele regelmäßige Termine bereits gebucht sind.<br />

Vereinszugehörigkeit von Migranten<br />

Aussagen zur Vereinszugehörigkeit von Migranten können nur <strong>für</strong> wenige Fälle getroffen<br />

werden, da z.B. der Landessportbund keine Merkmale seiner Mitglieder erhebt, anhand derer<br />

auf einen Migrationshintergrund geschlossen werden könnte. Eine Erhebung in den<br />

Sportvereinen und/oder übrigen Vereinen der <strong>Stadt</strong> wurde wegen des damit verbundenen<br />

Aufwands nicht vorgenommen.<br />

Der <strong>Stadt</strong>sportbund vermutete allerdings, dass relativ wenige Ausländer bzw. Migranten in<br />

dessen Vereinen sind und schätzt den Anteil auf etwa 10%, im Fußball etwas höher. Im Vereinsleben<br />

lässt sich über keine Auffälligkeiten über <strong>die</strong> Kontakte zwischen Migranten und<br />

Deutschen berichten. Allerdings hat der <strong>Stadt</strong>sportbund nach eigenen Angaben schlechte<br />

Erfahrungen im Umgang mit Migranten aus Russland gemacht. Der Verband hatte zudem im<br />

Jahr 2002 Angebote wie Mitternachtsbasketball im <strong>Soest</strong>er Süden angeboten. Das Mitternachtsbasketball<br />

sei zwar auf hohe Resonanz gestoßen, allerdings habe es Probleme mit<br />

Alkohol und Gewaltbereitschaft gegeben, woraufhin das Angebot eingestellt worden sei. Zur<br />

97


Zeit des Gesprächs sah der Sportbund keinen Anlass, verstärkt um Migranten als Mitglieder<br />

zu werben oder besondere Angebote einzurichten.<br />

Einen Teileinblick gibt <strong>die</strong> von der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> in Auftrag gegebene "Fußball-Ziel-Analyse"<br />

(Trojahn Dezember 2008), <strong>die</strong> Aufschluss über <strong>die</strong> Vereinszugehörigkeit von Migranten und<br />

<strong>die</strong> Bemühungen <strong>die</strong>ser um Migranten als Mitglieder erlaubt. Befragt wurden bei <strong>die</strong>ser Erhebung<br />

sieben Fußballvereine in <strong>Soest</strong> u.a. auch zu sog. "Integrationsaktivitäten", verstanden<br />

als Bemühungen zur Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund. Der <strong>Soest</strong>er<br />

SV 09 wies bei <strong>die</strong>ser Umfrage darauf hin, einen rein türkischen Fußballverein integriert zu<br />

haben (s.u.; Ay-Yildiz-Gücü) und dass in allen Mannschaften Menschen mit Migrationshintergrund<br />

spielen. Auch der DJK Westfalia <strong>Soest</strong> gab an, dass in allen Mannschaften Spieler<br />

mit Migrationshintergrund vertreten sind, ebenso der Grün-Weiß Müllingsen 1960, der FBV<br />

Grün-Weiß Ostönnen und der TuS Ampen. Der im <strong>Soest</strong>er Süden gelegene TSG <strong>Soest</strong>-Süd<br />

gab an, dass in "allen Mannschaften ausländische Mitbürger […], im Einzelfall bis zu 70%"<br />

spielen und war damit der einzige Verein mit einer konkreten Zahl. Kein Verein gab an, aktiv<br />

um Migranten als Mitglieder zu werben. Auffällig ist vor dem Hintergrund des Wissens um<br />

den hohen Anteil Jugendlicher im Unterbezirk 58, dass der dort gelegene TSG <strong>Soest</strong>-Süd<br />

<strong>die</strong> geringste Anzahl an Juniorenmannschaften (1) aufweist, während andere Vereine über<br />

drei bis 17 Juniorenmannschaften verfügen. Bei den Seniorenmannschaften bewegt sich der<br />

TSG hingegen mit drei Mannschaften im Mittelfeld einer Spannweite von zwei bis fünf Seniorenmannschaften<br />

bei den übrigen Vereinen. Der Verein ist sich <strong>die</strong>ser Situation offensichtlich<br />

bewusst und ist als einziger der sieben befragten Vereine darum bemüht, "im Juniorenbereich<br />

durch Werbemaßnahmen neue Mitglieder zu gewinnen", gibt aber als Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

rückläufige Vereinsentwicklung an, nur über einen Tenne-Platz (auch Asche- oder Schlackeplatz<br />

genannt) zu verfügen, womit er zusammen mit dem Grün-Weiß Müllingsen 1960 der<br />

einzige Verein mit einem Platz <strong>die</strong>ser Art ist.<br />

Eine Besonderheit im Sportbereich in <strong>Soest</strong> war der türkische Fußballverein "Ay-Yildiz-<br />

Gücü", der 1995 gegründet wurde und mittlerweile unter dem Dach des <strong>Soest</strong>er SV 09 firmiert.<br />

Ziel des Vereins war es, türkischen Jugendlichen <strong>die</strong> Herkunftskultur zu vermitteln. Die<br />

Gründer waren überzeugt, dass Sport ein wichtiger Aspekt <strong>für</strong> Jugendliche ist und Integration<br />

über Sport besser gelingen kann. Zudem wollten sie den Jugendlichen Ziele vermitteln und<br />

sie motivieren, ihre Freizeit <strong>für</strong> etwas Sinnvolles zu verwenden. Zu Beginn bestand <strong>die</strong>ser<br />

Verein aus ca. acht türkischen Spielern, dann wurde er auch <strong>für</strong> nicht-türkische Spieler bewusst<br />

geöffnet, da es erklärtes Ziel war, dass viele Nationalitäten im Verein vertreten sind.<br />

Letztlich waren Spieler aus acht verschiedenen Nationen im ersten Jahr nach der Öffnung im<br />

Verein aktiv. Zeitweise umfasste der Verein vier Jugendmannschaften und 60 Jugendliche.<br />

Ay Yildiz Gücü <strong>Soest</strong> strebt an, künftig weiter mit Jugendlichen mit unterschiedlichen kulturellen<br />

Hintergründen zu arbeiten. Der Verein hat sich während seiner aktiven Zeit besonders<br />

98


in der Englischen Siedlung engagiert und weist darauf hin, dass dort zur Zeit des Interviews<br />

nur der TSG <strong>Soest</strong>-Süd verblieben ist und <strong>die</strong>ser stärker von der <strong>Stadt</strong> unterstützt werden<br />

sollte.<br />

Auch im Kleingartenbereich spielen Migranten eine Rolle. Einem Zeitungsbericht (SoA<br />

3.3.09) zufolge sind etwa <strong>die</strong> Hälfte der Mitglieder des "Kleingartenvereins <strong>Soest</strong>-Ost" Migranten.<br />

Allerdings würde es der Vereinsvorstand begrüßen, wenn es zwischen <strong>die</strong>sen und<br />

den übrigen Kleingärtnern zu mehr Kontakt käme.<br />

Aussagen von Interviewpartnern<br />

Migranten scheinen zwar in einigen Vereinen zahlreich vertreten zu sein, allerdings kaum auf<br />

breiter Basis. Diese Einschätzung wurde auch von einigen Interviewpartnern geteilt, <strong>die</strong> generell<br />

darauf hinwiesen, dass <strong>die</strong> Freizeitangebote <strong>für</strong> Jugendliche (und in besonderem Maße<br />

auch <strong>für</strong> Migranten) ausgebaut werden sollten. Oft wurde <strong>die</strong>se Frage besonders mit dem<br />

<strong>Soest</strong>er Süden bzw. der Englischen Siedlung verbunden. Q-II meinte z.B., dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong><br />

zwar überlegen würde, wie man <strong>die</strong> Sportvereine stärker unterstützen könne, meinte aber,<br />

dass der <strong>Soest</strong>er Süden dabei nach wie vor ein vernachlässigtes Gebiet sei. Dies würde etwa<br />

daran ersichtlich, dass der TSG <strong>Soest</strong>-Süd immer noch einen Tennen-Platz habe, der<br />

Großteil der Investitionen sei in den <strong>Soest</strong>er Westen gegangen. Hinsichtlich der Turnhalle,<br />

<strong>die</strong> an der Astrid-Lindgren-Schule gebaut wurde, hielt <strong>die</strong>se Person es zusätzlich <strong>für</strong> fragwürdig,<br />

ob <strong>die</strong>se auch vorrangig von Bewohnern aus dem Süden genutzt wird. Eine Freizeiteinrichtung<br />

im <strong>Soest</strong>er Süden, das AWO-Bewohnerzentrum, sei an <strong>die</strong> Grenzen seiner Kapazität<br />

gelangt und müsse ihre Räume bereits mehrfach belegen, um allen Gruppen gerecht<br />

zu werden. Auch ein weiterer Gesprächspartner fand, dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> im Bereich Jugend<br />

und Freizeit wenig <strong>für</strong> Migranten anzubieten habe. Ein andere befragte Person (D-III)<br />

meinte, dass der Sportplatz im <strong>Soest</strong>er Süden aufgewertet werden sollte. I-V schlug zudem<br />

vor, dass jugendlichen Migranten Schnupperkurse bei Sportvereinen angeboten werden sollten.<br />

Er bemerkte, dass jene Kinder, <strong>die</strong> er auf den Straßen beim Fußball spielen sieht, nicht<br />

in einem Verein seien, da sie anscheinend schlecht über <strong>die</strong> Freizeitmöglichkeiten informiert<br />

sind. Zwei Interviewte mit Migrationshintergrund (C-IV; D-I) waren ebenfalls der Ansicht,<br />

dass es Jugendlichen an Freizeitangeboten mangele, besonders im Sportbereich ließe sich<br />

viel machen.<br />

Viele Jugendlichen würden sich mangels Alternativen auf dem Parkplatz eines Supermarktes<br />

aufhalten, auch da sie keine Wohnungen hätten, <strong>die</strong> groß genug <strong>für</strong> Treffen seien. Ein anderer<br />

Interviewter (Y-III) wies darauf hin, dass es keine unreglementierten Aufenthaltsplätze <strong>für</strong><br />

Jugendliche in der <strong>Stadt</strong> gäbe, <strong>die</strong>se aber wichtig seien und integrativ wirken könnten. Jugendliche<br />

bräuchten seines Erachtens einen Platz, an dem sie sich treffen könnten, ohne<br />

99


vertrieben zu werden, da hiermit Gefühl vermittelt würde, dass sie nicht gewollt seien. I-V<br />

berichtete davon, dass Jugendliche im <strong>Soest</strong>er Süden bei Wohnungsgesellschaften nach<br />

Räumlichkeiten gefragt hätten, in denen es möglich sei, sich privat zu treffen.<br />

Ein weiterer Gesprächspartner (T-III) teilte mit, dass <strong>die</strong> Jugendlichen sich längere Öffnungszeiten<br />

der Jugendtreffs am Wochenende wünschen. Zudem legte er dar, dass es zuvor<br />

ein Freibad gab, das sich viele Jugendlichen zurückwünschen würden, da das neu errichtete<br />

'AquaFun' zu teuer sei. Diese Einschätzung teilten auch Gesprächspartner Y-III und<br />

Ö-I, wobei Y-III darüber hinaus meinte, dass <strong>für</strong> viele Jugendliche aus sozial schwachen<br />

Familien ein Kinobesuch oder <strong>die</strong> Mitgliedschaft in Sportvereinen zu teuer sei. Auch Gesprächspartner<br />

X-I und E-III wiesen darauf hin, dass viele Kinder aus ausländischen Familien<br />

kein Freizeitprogramm zur Verfügung stehe. Ein anderer Gesprächspartner (X-V) war der<br />

Meinung, dass es im <strong>Soest</strong>er Süden zu wenig Personal gäbe und keine Freizeitmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> Jugendliche am Wochenende.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 7: Freizeit und Vereine<br />

Die Anteile der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Jugendtreffs<br />

der <strong>Stadt</strong> besuchen und ihre Angebote wahrnehmen, entsprechen ihren Anteilen an der<br />

Bevölkerung. Allerdings sind <strong>die</strong> Besucherzahlen seit 2006 rückläufig, besonders im Treffpunkt<br />

Süd, in dessen Umgebung <strong>die</strong> meisten jugendlichen Migranten leben.<br />

Hinsichtlich der Vereinszugehörigkeit ließ sich an einzelnen Beispielen erkennen, dass in<br />

manchen Vereinen (z.B. Kleingartenverein <strong>Soest</strong>-Ost) Migranten durchaus zahlreich vertreten<br />

sind. In einem Einzelfall wurde davon berichtet, dass mehr Kontakt zwischen Vereinsmitgliedern<br />

mit und ohne Migrationshintergrund gewünscht wurde.<br />

Die Interviewpartner bemängelten insgesamt <strong>die</strong> mangelnden Freizeitmöglichkeiten gerade<br />

<strong>für</strong> jugendliche Migranten.<br />

100


3.6 Kriminalität von und gegen Migranten<br />

Rechtsextremismus und Diskriminierung<br />

Wir haben von sehr wenigen Gesprächspartnern Hinweise auf rechtsextremistische oder<br />

ausländerfeindliche Behandlung von Migranten und Ausländern bekommen. Auch berichteten<br />

nur sehr wenige Gesprächspartner über Diskriminierungen. So wurden etwa Studenten<br />

der FH von einem Mitarbeiter gefragt, ob sie als Ausländer in <strong>Soest</strong> Ziel solcher Anfeindungen<br />

gewesen seien, was <strong>die</strong>se verneint hatten, ein Eindruck, der sich laut dem Mitarbeiter<br />

über mehrere Jahre bestätigt habe. Auch andere Gesprächspartner äußerten, dass ihnen<br />

keine Probleme <strong>die</strong>ser Art bekannt geworden seien bzw. bei der täglichen Arbeit auch von<br />

Migranten nicht berichtet wurden. Ein Gesprächspartner (Y-I) wies darauf hin, dass es im<br />

<strong>Soest</strong>er Süden keinen Rechtsextremismus gäbe, <strong>die</strong>s aber möglicherweise in der Innenstadt<br />

und am Bahnhof anders aussehe. Eine andere interviewte Person (E-II) meinte, dass es einige,<br />

aber sehr wenige Rechtsradikale in <strong>Soest</strong> gäbe. Ein Migrant (U-III) berichtete ausdrücklich,<br />

noch keinen Ausländerhass in <strong>Soest</strong> gespürt zu haben, letztlich berichtet nur eine Person<br />

(C-III), einmal wegen seiner Abstammung 'angepöbelt' worden zu sein.<br />

Kriminalität von Ausländern bzw. Migranten<br />

Mitarbeiter der Polizei berichteten über eine leicht höher liegende Kriminalität bei in <strong>Soest</strong><br />

lebenden Migranten, <strong>die</strong> allerdings in vielfacher Hinsicht relativiert werden müsse: Es gäbe<br />

nahezu keine kriminellen Migranten über 60 Jahren. Allerdings steige <strong>die</strong> Zahl an Straftätern<br />

mit Migrationshintergrund, je jünger <strong>die</strong> betrachteten Gruppen sind. Aber auch hier müsse<br />

differenziert werden: Einige Gruppen, z.B. <strong>die</strong> Migranten aus Sri-Lanka, fielen überhaupt<br />

nicht durch Straftaten auf. Zudem seien Straftäter mit Migrationshintergrund häufiger sog.<br />

Intensivtäter (mindestens fünf Straftaten), <strong>die</strong> mit ihrer Häufung an Straftaten <strong>die</strong> Statistik zu<br />

Ungunsten der in <strong>Soest</strong> lebenden Migranten negativ verzerren. Da <strong>die</strong> Straftäter häufig jung<br />

waren, sind <strong>die</strong> Art der Delikte auch häufig "jugendtypische" und fallen etwa in den Bereich<br />

der Straßenkriminalität wie Diebstähle, Raubdelikte sowie auffällig viele Vergehen im Bereich<br />

der Körperverletzung. Der Mitarbeiter der Polizei wies aber darauf hin, dass es wichtig ist,<br />

<strong>die</strong> soziale Struktur zu beachten und nicht alleine, ob eine Person einen Migrationshintergrund<br />

hat.<br />

Zudem machten <strong>die</strong> Interviewten auf <strong>die</strong> große Divergenz zwischen der öffentlichen Wahrnehmung<br />

(mit einer gefühlt höheren Kriminalität bei Ausländern bzw. Migranten) und der<br />

Realität aufmerksam: Gerade den Bewohnern im <strong>Soest</strong>er Süden würde eine hohe Kriminalitätsrate<br />

unterstellt, wobei Statistiken belegten, dass <strong>die</strong>se Wahrnehmung in ihrer Ausprägung<br />

falsch sei. Richtig sei hingegen, <strong>die</strong> (ebenfalls in der öffentlichen Meinung so wahrge-<br />

101


nommene) Erfahrung, dass es weniger Probleme mit Straftaten gäbe, wenn weniger Alkohol<br />

getrunken würde; gerade bei (Spät-)Aussiedlern sei Alkohol ein Thema.<br />

Ein Interviewter im <strong>Soest</strong>er Süden (Y-III) meinte, dass <strong>die</strong> Jugendlichen mit russischen Wurzeln<br />

derzeit nicht besonders auffallen würden. In der Vergangenheit seien sie oft gewaltbereit<br />

gewesen und hätten Probleme mit Alkohol und Drogen gehabt; allerdings habe sich <strong>die</strong>s<br />

nivelliert. Alkohol spiele bei den Jugendlichen zwar immer noch eine Rolle, <strong>die</strong>s betreffe aber<br />

alle Jugendlichen, ungeachtet des Migrationshintergrundes. Früher hätte es auch viele<br />

nächtliche Schlägereien in der Innenstadt gegeben. Eine "Ordnungsinitiative" der <strong>Stadt</strong> habe<br />

hier zwar geholfen, das Problem sei dadurch allerdings verlagert worden, z.B. Richtung Norden<br />

oder hinter den Bahnhof. Dieser Gesprächspartner berichtete auch von Beschwerden<br />

der Bewohner im <strong>Soest</strong>er Süden, da <strong>die</strong> Jugendlichen in der Umgebung zu randalieren beginnen,<br />

wenn <strong>die</strong> Jugendzentren geschlossen hätten.<br />

Die offiziellen Statistiken der Polizei bestätigen <strong>die</strong> Annahme, dass <strong>die</strong> Kriminalität bei Ausländern<br />

in <strong>Soest</strong> keine Auffälligkeit darstellt. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) gibt <strong>die</strong><br />

Zahl der Straftäter getrennt nach Deutschen und Ausländern sowie Deliktarten an. Dabei ist<br />

wichtig zu beachten, dass <strong>die</strong> PKS (1) keine Aussagen über Migranten, sondern ausschließlich<br />

Ausländer trifft und es (2) allein durch ihre Zählweise zu Verzerrungen zu Ungunsten der<br />

Ausländer kommt. Letzteres ergibt sich, weil als Ausländer z.B. auch durchreisende Touristen<br />

gezählt werden oder Personen, <strong>die</strong> nur zur Verübung einer Straftat nach Deutschland<br />

reisen. Damit werden also auch Ausländer in der PKS mitgezählt, <strong>die</strong> nicht zu der eigentlich<br />

interessierenden Wohnbevölkerung gehören, <strong>die</strong> Statistik aber zu deren Ungunsten verzerren.<br />

Wir haben daher <strong>die</strong> Zahlen <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> anhand der Zahlen <strong>für</strong> NRW relativiert. Da<strong>für</strong> haben<br />

wir <strong>die</strong> Kreispolizei <strong>Soest</strong> und das Landeskriminalamt NRW um <strong>die</strong> sog. 'Tatverdächtigenbelastungszahlen'<br />

(TVBZ) <strong>für</strong> 2008 gebeten. Die TVBZ geben <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Polizei ermittelten<br />

Tatverdächtigen bezogen auf 100.000 Personen der jeweiligen Bevölkerungsgruppe an, hier<br />

unterteilt nach Personen über und unter 21 Jahren (Kinder unter acht Jahren werden nicht<br />

mitgerechnet). Es lassen sich daher vier Gruppen unterscheiden: Deutsche und Ausländer,<br />

jeweils über und unter 21 Jahren. Wir haben <strong>die</strong> entsprechenden TVBZ aus <strong>Soest</strong> mit den<br />

entsprechenden Zahlen aus NRW verglichen und einen sog. 'Überhöhungsfaktor' errechnet.<br />

Dieser gibt an, um wie viel höher (bzw. niedriger) <strong>die</strong> Werte der TVBZ aus <strong>Soest</strong> verglichen<br />

mit denen aus NRW liegen, jeweils bezogen auf <strong>die</strong> vier Gruppen. Dabei zeigen sich zwei<br />

wesentliche Befunde: (1) Der Überhöhungsfaktor liegt <strong>für</strong> fast sämtliche Deliktarten bei allen<br />

vier Gruppen über "1". Die TVBZ liegen also in <strong>Soest</strong> <strong>für</strong> sämtliche Deliktarten und Gruppen<br />

höher als <strong>die</strong> Zahlen in NRW, egal ob <strong>für</strong> Ausländer oder Deutsche. (2) Anschließend haben<br />

wir <strong>die</strong> so errechneten Überhöhungsfaktoren der Deutschen mit denen der Ausländer in<br />

<strong>Soest</strong> verglichen. Dabei zeigte sich, dass <strong>die</strong> Überhöhungsfaktoren bei der deutschen Be-<br />

102


völkerung in sieben Fällen höher 21 ausfielen als bei den Ausländern, während sie bei den<br />

Ausländern nur vier Mal höher lagen, als bei den Deutschen. In drei Fällen ließen sich kaum<br />

Unterschiede zwischen Deutschen und Ausländern hinsichtlich der Überhöhung feststellen<br />

(<strong>für</strong> <strong>die</strong> Werte s. Annex-Tab. 28). Damit lassen sich <strong>die</strong> Aussagen der Interviewpartner bestätigen:<br />

Die Ausländer in <strong>Soest</strong> werden, relativiert zum landesweiten Durchschnitt und verglichen<br />

mit der Deutschen Bevölkerung, in keinem besonderen Ausmaß als Straftäter auffällig,<br />

eher ließe sich eine gegenteilige Tendenz belegen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 8: Kriminalität<br />

In den Aussagen der Interviewpartner lassen sich keine, und wenn, dann nur vereinzelte<br />

Hinweise auf rechtsextrem motivierte oder diskriminierende Handlungen gegenüber Migranten<br />

finden.<br />

Hinsichtlich der Kriminalität von Migranten sehen Experten <strong>die</strong>se im Vergleich mit Personen<br />

ohne Migrationshintergrund leicht erhöht. Die Experten weisen allerdings darauf hin,<br />

dass hinsichtlich Alter und Herkunftsgruppen zu differenzieren sei und vor allem <strong>die</strong> Sozialstruktur<br />

mit bedacht werden muss.<br />

Die offiziellen Statistiken verdeutlichen, dass Ausländer in <strong>Soest</strong> im Vergleich zu Ausländern<br />

in NRW insgesamt unterdurchschnittlich häufig tatverdächtig sind. Anders, als <strong>die</strong>se<br />

Fakten zeigen, gehen öffentlicher Diskurs und Wahrnehmung in <strong>Soest</strong> (wie andernorts)<br />

häufig von einer höheren Kriminalität von Ausländern bzw. Migranten aus.<br />

3.7 Gesundheit<br />

Quantitative Daten zur Gesundheit von Migranten sind auf Gemeindeebene nicht ohne erheblichen<br />

Aufwand recherchierbar, zudem stehen derlei Vorhaben Datenschutzfragen entgegen.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Grunde stellen wir im Folgenden lediglich Ergebnisse von Interviews vor,<br />

<strong>die</strong> wir mit Gesundheitseinrichtungen geführt haben. Besonders haben wir <strong>die</strong>se daraufhin<br />

befragt, ob sie spezielle, interkulturelle Maßnahmen ergriffen haben und damit, inwieweit sie<br />

sich auf <strong>die</strong> Gruppe der Migranten eingestellt haben. Wir haben keine Hinweise darauf erhalten,<br />

dass Migranten gesünder oder kränker sind als Menschen ohne Migrationshintergrund<br />

bzw. an anderen Krankheiten leiden. Es zeigt sich, dass <strong>die</strong> Gesundheitseinrichtungen das<br />

21 Als "höher" haben wir dabei jene Fälle gewertet, in denen <strong>die</strong> Überhöhungsfaktoren der einen<br />

Gruppe um mehr als den Wert 0,2 über jenem der anderen Gruppe lagen.<br />

103


Individuum und seine Probleme in den Vordergrund stellen und evtl. auftretende interkulturelle<br />

Probleme damit auch <strong>für</strong> den Einzelfall angegangen werden. Dies ist aus Sicht der Einrichtungen<br />

sicher folgerichtig, allerdings könnten so zwei Fragen aus dem Fokus geraten: Erreichen<br />

<strong>die</strong> Institutionen tatsächlich auch <strong>die</strong> relevante Zielgruppe der Migranten (<strong>die</strong> also erst<br />

gar nicht in den Fokus gerät) und ließe sich evtl. Arbeit einsparen, wenn generell ein Wissen<br />

oder Maßnahmen in Hinsicht auf <strong>die</strong>se eingerichtet würden.<br />

Der von uns interviewte Leiter eines Pflege<strong>die</strong>nstes schätzte, dass nur 3,5% der Kunden<br />

einen Migrationshintergrund haben 22 . Da er keine besonderen Herausforderungen in Bezug<br />

auf Personen mit Migrationshintergrund sah, gab es auch keinen Anlass, besondere Maßnahmen<br />

in Hinsicht auf <strong>die</strong>se Personengruppe zu ergreifen. Er vermutete, dass der geringe<br />

Anteil an Kunden mit Migrationshintergrund darauf zurückzuführen ist, dass Migranten vorrangig<br />

von der Familie gepflegt werden.<br />

Hierbei erscheint es allerdings ebenso möglich, dass dem nicht so ist, sondern dass Migranten<br />

trotz anders lautender Bedürfnisse z.B. aufgrund eines Informationsdefizites den Dienst<br />

nicht in Anspruch nehmen. Diese Frage lässt sich allerdings nicht abschließend beantworten.<br />

Interviews in einem Seniorenheim ergaben, dass zum Zeitpunkt der Befragung haben 5%<br />

der Bewohner einen Migrationshintergrund hatten, <strong>die</strong> Jahre zuvor sind es zeitweise aber<br />

auch mehr gewesen. Vor dem Einzug wird ein biographisches Profil von den Bewohnern<br />

erstellt, um individuelle religiöse oder kulturspezifische Merkmale und Gewohnheiten zu ergründen<br />

und auf <strong>die</strong>se eingehen zu können. Bei Sprachproblemen werden Verwandte des<br />

Bewohners zur Verständigung herangezogen, im Notfall auch ein Dolmetscher; im Alltag<br />

funktioniert <strong>die</strong> Verständigung auf individueller Ebene auch trotz Sprachproblemen. Bezüglich<br />

Fragen von Religion ist es bislang nicht vorgekommen, dass ein Bewohner nicht christlichen<br />

Glaubens war; in <strong>die</strong>sem Fall, so das Seniorenheim, würden individuelle Lösungen gesucht.<br />

Da bislang keine Notwendigkeit bestand, wurden auch keine speziellen Maßnahmen<br />

in Hinblick auf <strong>die</strong> Bewohner mit Migrationshintergrund ergriffen.<br />

In einem Krankenhaus, dessen Vertreter wir befragten, waren keine Maßnahmen speziell in<br />

Bezug auf Patienten mit Migrationshintergrund ergriffen worden. Das Ziel sei es, alle Patienten<br />

gleich zu behandeln. Angaben über den Anteil von Patienten mit Migrationshintergrund<br />

konnten nicht gemacht werden. Der Interviewte schätzte es aber positiv ein, dass sich z.B.<br />

türkische Familien intensiv um ihre Angehörigen kümmern. Deutsche hätten hier<strong>für</strong> oft keine<br />

Zeit. Diese Patienten könnten deswegen auch frühzeitiger entlassen werden, da <strong>die</strong> Familie<br />

sie zu Hause versorgt. Hinsichtlich der im Krankenhaus angebotenen Mahlzeiten auch <strong>für</strong><br />

spezielle Ernährungsgewohnheiten äußerte der Befragte, dass <strong>die</strong>s aufgrund des breiten<br />

22 Dabei ist zu beachten, dass der Pflege<strong>die</strong>nst auch außerhalb der Grenzen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> tätig ist.<br />

104


Speiseplans kein Problem darstelle. Sofern im Umgang miteinander sprachliche Probleme<br />

auftauchten, würde ein Dolmetscher herangezogen.<br />

Am Beispiel des Krankenhauses lässt sich fragen, ob es <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Sinn machen könnte, z.B.<br />

<strong>die</strong> (erwartbare) Hilfe der türkischen Familienmitglieder systematisch in seine Planungen mit<br />

einzubeziehen, um somit evtl. das Pflegepersonal zu entlasten. Da<strong>für</strong> wäre es allerdings<br />

notwendig, über Sitten und Gebräuche besser Bescheid zu wissen und aktiv den Dialog mit<br />

den Angehörigen zu suchen.<br />

Die von uns interviewte Mitarbeiterin eines Geburtshauses gab an, dass <strong>die</strong>ses viele Migrantinnen<br />

als Kundinnen besitze, vor allem solche mit türkischem Migrationshintergrund sowie<br />

(Spät-)Aussiedlerinnen. Da mit den Frauen individuell verfahren wird, gibt es kaum Herausforderungen<br />

in Bezug auf kulturelle Fragen. Sprachprobleme stellten z.B. keine Barriere<br />

dar, weil eine individuelle Ansprache gefunden wurde. Kulturunterschiede in der Kinderbetreuung<br />

etc. bestanden ab und an, bislang hat <strong>die</strong>s aber nicht zu größeren Problemen geführt.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 9: Gesundheit<br />

Die Gesundheitseinrichtungen stellen in ihrer Arbeit das Individuum in den Mittelpunkt.<br />

Daher werden Fragen bzgl. interkultureller Probleme vor allem als individuelle Herausforderungen<br />

wahrgenommen und behandelt.<br />

Spezielle Maßnahmen werden bisher weder von dem interviewten Krankenhaus oder dem<br />

Geburtshaus noch von dem Pflege<strong>die</strong>nst oder dem Seniorenheim ergriffen. Der interviewte<br />

Pflege<strong>die</strong>nst hatte nur wenige Migranten als Kunden, was darauf hindeuten könnte, dass<br />

<strong>die</strong>se entweder von ihren Familien gepflegt werden oder aufgrund von Informationsdefiziten<br />

von <strong>die</strong>sem Angebot keine Kenntnis besitzen.<br />

Hinweise darauf, das Migranten andere oder häufigere Erkrankungen als Personen ohne<br />

Migrationshintergrund haben, fanden wir nicht.<br />

105


3.8 Politische Beteiligung<br />

3.8.1 Ausländerbeirat<br />

Der Ausländerbeirat wurde 1994 eingerichtet. Entsprechend den Richtlinien soll er <strong>die</strong> Interessen<br />

der ausländischen Einwohner der <strong>Stadt</strong> vertreten, deren politische Entfaltung unterstützen<br />

und Freiräume zur Wahrung und Entwicklung einer eigenen kulturellen Identität<br />

schaffen und erhalten. Er ist berechtigt, an den jeweiligen Fachausschusssitzungen des<br />

<strong>Stadt</strong>rates teilzunehmen, in öffentlichen Fragen kann er Anträge, Anregungen oder Stellungnahmen<br />

vorlegen und von den Fachausschüssen hierzu gehört werden. Der Rat selbst beschreibt<br />

es als ein ihm wichtiges Anliegen, <strong>die</strong> Integration der Migranten und ein friedvolles<br />

Zusammenleben von Migranten und Einheimischen zu fördern. Er besteht aus elf Mitgliedern<br />

verschiedener Herkunft, von denen eines den Vorsitz inne hat sowie zwei weitere als Stellvertreter<br />

fungieren (<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, Der Bürgermeister). Hinsichtlich der Arbeit wurden von Mitgliedern<br />

folgende drei Problemfelder thematisiert:<br />

(1) Zunächst sieht der Rat <strong>die</strong> fehlenden Raumkapazitäten als Problem an. Zur Zeit des Interviews<br />

verfügte <strong>die</strong>ser lediglich über <strong>die</strong> Möglichkeit, das Büro des Seniorenbeirats jeden<br />

zweiten Mittwoch im Monat zwischen 17.30 und 19 Uhr <strong>für</strong> Sprechstunden zu nutzen. Die<br />

Tatsache, dass kein eigenes Büro zur Verfügung steht, führte nach eigenen Angaben zu<br />

logistischen Problemen, da keine Möglichkeit bestand, Informationsmaterialien zu lagern<br />

oder eigene Sitzungen abzuhalten. Zudem waren <strong>die</strong> potentiellen Klienten verunsichert, wo<br />

der Ausländerbeirat letztlich zu finden ist und wann genau dessen Sprechzeiten sind. Problematisch<br />

waren auch <strong>die</strong> Sprechzeiten selbst, da <strong>die</strong>se außerhalb der normalen Sprechzeiten<br />

des Rathauses lagen, so dass sich Termine beim Ausländerbeirat nicht mit anderen<br />

Terminen im Rathaus verbinden ließen. Der Ausländerbeirat sah <strong>die</strong>s auch deshalb als Problem<br />

an, da er meinte, dass viele Beratungen, <strong>die</strong> er bei Ausländern tätigte, unmittelbar in<br />

Zusammenhang mit Fragen und Problemen von Ausländern bei Behördengängen im Rathaus<br />

zu tun hatten (z.B. bei Sprachproblemen oder wenn eine Vertrauensperson gewünscht<br />

war). Dieser Beratungsbedarf würde aber wegen der ungünstigen Öffnungszeiten nicht in<br />

vollem Umfang aufgefangen, wobei der Beirat sich in der Lage sah, <strong>die</strong>s in größerem Maße<br />

leisten zu können.<br />

(2) Ein Problem sei in der hohen Fluktuation der Mitglieder zu sehen. Nach Aussagen der<br />

Mitarbeiter gab es kaum Mitglieder, <strong>die</strong> <strong>für</strong> mehr als eine Periode kontinuierlich mitgearbeitet<br />

hatten. Als ein Grund wurde angegeben, dass der Ausländerbeirat bei den Fachausschüssen<br />

nur eine beratende Funktion hat und kein Recht zur Abstimmung.<br />

106


(3) Die Mitglieder des Ausländerbeirats berichteten von einem mangelnden politischen Interesse<br />

an ihrer Arbeit und ihren Positionen, <strong>die</strong> Vernetzung mit der Politik sehen sie als<br />

schwach an.<br />

Im September 2009 wurde im Sozialausschuss ein Antrag eingebracht, mit der Forderung,<br />

anstelle des Ausländerbeirats einen Integrationsrat einzurichten (<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, Der Bürgermeister),<br />

der nach einer Gesetzesänderung auf Landesebene nun eingesetzt werden darf.<br />

Da in <strong>die</strong>sem auch Ratsmitglieder Mitglied sein können, spricht eine solche Institution <strong>für</strong> ein<br />

größeres politisches Gewicht. Zudem ist <strong>die</strong> Wählerbasis breiter, da auch Eingebürgerte und<br />

Spätaussiedler Wahlrecht genießen (Städtetag Nordrhein-Westfalen 06.07.2009). Bei Abschluss<br />

<strong>die</strong>ses Berichts lagen noch keine Ergebnisse über mögliche Beschlüsse vor. Mit der<br />

Einrichtung eines solchen Integrationsrats könnte das berichtete mangelnde Interesse seitens<br />

der Politik sowie evtl. <strong>die</strong> Fluktuation der Mitglieder gelöst werden. Die Raumfrage und<br />

damit evtl. erweiterte Möglichkeiten der Beratung und Begleitung werden dadurch allerdings<br />

nicht gelöst.<br />

3.8.2 Wahlbeteiligung<br />

Die Wahlbeteiligung von Migranten kann eine Einschätzung darüber liefern, inwiefern sie<br />

sich als Teil der Gesellschaft sehen und ihre Lebensumwelt daher bewusst mitgestalten wollen.<br />

Daten, <strong>die</strong> direkte Aussagen über <strong>die</strong> Wahlbeteiligung von Migranten erlauben, existieren<br />

nicht. Allerdings lassen sich Hinweise anhand der Wahlbeteiligungen in den einzelnen<br />

Wahllokalen finden, da <strong>die</strong>se ungefähr der Wählerschaft der einzelnen Bezirke und Unterbezirke<br />

zugeordnet werden können, <strong>für</strong> <strong>die</strong> wiederum <strong>die</strong> Anteile an EMR-Migranten bekannt<br />

sind. Betrachtet werden <strong>die</strong> Wahlbeteiligungen bei den Ratswahlen im September 2004 und<br />

im August 2009 (s. Annex-Tab. 29). Es zeigt sich, dass <strong>die</strong>se in den meisten Bezirken bzw.<br />

Unterbezirken Werte von um <strong>die</strong> 60 oder 70%, in Einzelfällen 80% erreichten. In sechs Wahllokalen<br />

lag <strong>die</strong> Beteiligung unter 50%, <strong>die</strong> sämtlich in den Bezirken 4 oder 5 liegen. Die Beteiligung<br />

im Wahllokal der Gesamtschule, <strong>die</strong> im Unterbezirk 58 23 liegt, wies 2009 sogar den<br />

geringsten Wert von 17,7% aus. Dies sollte als ein deutlicher Hinweis verstanden werden,<br />

dass das Interesse der Bevölkerung in <strong>die</strong>sen Gebieten, ihre Wahrnehmung, durch Stimmabgabe<br />

Politik zu gestalten und wohl auch ihr Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft sehr<br />

gering ausfällt. Dies muss nicht unbedingt einen Hinweis auf Migranten geben, denn <strong>die</strong>se<br />

sind nur ein Teil der dort ansässigen Bevölkerung, wenn auch prozentual ein größerer als in<br />

anderen Gebieten. Es scheint aber wahrscheinlich, dass auch unter Migranten eine geringe<br />

Wahlbeteiligung vorherrscht.<br />

23 Teilweise wird <strong>die</strong>ses Wahllokal auch von Wählern aus Unterbezirk 54 und 57 genutzt.<br />

107


3.8.3 Parteimitgliedschaft<br />

Wir haben <strong>die</strong> Parteien in <strong>Soest</strong> um ihre Einschätzung gebeten, wie viele Mitglieder von ihnen<br />

einen Migrationshintergrund haben bzw. Ausländer sind. Die CDU schätzte den Anteil<br />

von Mitgliedern mit Migrationshintergrund auf rund 5%, 7% der Mitglieder der SPD waren<br />

Ausländer und weitere 2,5% besaßen einen deutschen Pass, waren aber im Ausland geboren<br />

worden. Die FDP und <strong>die</strong> BG <strong>Soest</strong> (Bürgergemeinschaft <strong>Soest</strong>) konnten keine Angaben<br />

hierzu machen. Die Linke schätzte den Anteil kreisweit auf rund 10%, allerdings seien <strong>die</strong>se<br />

überwiegend in Werl ansässig. Die SO! (Partei <strong>für</strong> Soziales und Ökologie) gab an, weder im<br />

Kreis noch in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> Mitglieder mit Migrationshintergrund zu haben. Die Grünen<br />

zählten kreisweit sechs Mitglieder mit Migrationshintergrund. Damit zeigt sich, dass über <strong>die</strong><br />

gesamte Spannbreite der Parteien hinweg der Anteil von Mitgliedern mit Migrationshintergrund<br />

weit unter dem Anteil der Migranten in der Bevölkerung liegt.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 10: Politische Beteiligung<br />

Migranten sind in <strong>Soest</strong> nur in geringem Ausmaß am politischen Geschehen beteiligt. Der<br />

Ausländerbeirat gab an, nur geringen Einfluss auf politische Entscheidungen zu haben und<br />

seine beratende Funktion aufgrund von Raumproblemen nicht ausreichend wahrnehmen<br />

zu können. Auch <strong>die</strong> Anteile der Mitglieder mit Migrationshintergrund liegen in den <strong>Soest</strong>er<br />

Parteien weit unter dem ihrem Bevölkerungsanteil.<br />

Die Wahlbeteiligung in jenen Bezirken, in denen <strong>die</strong> Anteile der Migranten hoch sind, fallen<br />

im Vergleich zur übrigen <strong>Stadt</strong> sehr niedrig aus. Dies kann als ein Hinweis auf eine geringe<br />

Wahlbeteiligung von Migranten interpretiert werden und daher auch darauf, dass <strong>die</strong>se<br />

sich nicht als Teil der Gesellschaft sehen.<br />

108


3.9 Religion<br />

Wie <strong>die</strong> folgende Abb. 24 zeigt, nahm in <strong>Soest</strong> zwischen 1998 und 2008 der Anteil jener<br />

Menschen in der Bevölkerung zu, <strong>die</strong> nicht katholischen oder evangelischen Glaubens sind<br />

(= "sonstige Religion"), sondern eine andere Religionszugehörigkeit haben (<strong>für</strong> weitere Daten<br />

s. Annex-Tab. 30). Der Anteil der Ausländer mit einer sonstigen Religion nahm hingegen im<br />

gleichen Zeitraum ab, während der Anteil bei den Deutschen anstieg. Dies kann auf zwei<br />

Effekten beruhen, <strong>die</strong> allerdings anhand <strong>die</strong>ser Zahlen nicht voneinander separiert werden<br />

können: Zum einen kann da<strong>für</strong> der Zuzug von (Spät-)Aussiedlern aus den ehemaligen GUS-<br />

Staaten, <strong>die</strong> weder katholisch noch evangelisch sind und <strong>die</strong> deutsche Staatsangehörigkeit<br />

besitzen verantwortlich sein. Zum anderen könnte sich unter der Gruppe der Deutschen eine<br />

wachsende Anzahl von Kindern z.B. muslimischer Migranten befinden. Möglich, aber in der<br />

Anzahl weniger wahrscheinlich, sind auch Übertritte von Deutschen zu den sonstigen Religionen.<br />

Festzuhalten bleibt damit, dass <strong>die</strong> sonstigen Religionen eine zunehmende und vermutlich<br />

auch eine weiterhin wachsende Rolle spielen werden.<br />

Abb. 24: Anteil Personen mit sonstiger Religion bei Deutschen, Ausländern und gesamter<br />

Bevölkerung 1998 – 2008<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1998 2000 2002 2004 2006 2008<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

109<br />

Deutsche<br />

Ausländer<br />

Gesamt<br />

Im Folgenden konzentrieren wir uns auf Erkenntnisse über Migranten als Mitglieder katholischer<br />

und evangelischer Gemeinden sowie den Türkisch-Islamischen Kulturverein, bevor wir<br />

das interreligiöse Leben thematisieren.


Migranten als Mitglieder in evangelischen und katholischen Gemeinden<br />

Bei der evangelischen Johannesgemeinde und der Petri-Pauli Gemeinde, der katholischen<br />

Gemeinde "Heilig-Kreuz" sowie der Freikirchlich Evangelischen Gemeinde <strong>Soest</strong>, deren Vertreter<br />

wir interviewt hatten, waren aus der Gruppe der Migranten vor allem <strong>die</strong> (Spät-) Aussiedler<br />

als aktive wie passive Mitglieder in <strong>die</strong> Gemeinden eingebunden. Migranten anderer<br />

Herkunft (z.B. aus asiatischen oder afrikanischen Staaten) besuchten <strong>die</strong> Gottes<strong>die</strong>nste allerdings<br />

eher vereinzelt. Ein Gesprächspartner vermutete eine gewisse "Hemmschwelle" auf<br />

Seiten der Migranten. Alle Gesprächspartner betonten jedoch ihre Offenheit <strong>für</strong> Migranten als<br />

Besucher der Gemeinde und Gottes<strong>die</strong>nste, ein bewusstes "Werben" um <strong>die</strong>se fand allerdings<br />

nicht statt. Selbstkritisch wurde allerdings teilweise eingeräumt, dass über eine stärkere<br />

Thematisierung nachgedacht werden sollte bzw. es bestanden Pläne, verstärkten Kontakt<br />

zu Migranten und Migrantenorganisationen zu suchen. Praktisch engagierten sich <strong>die</strong> Gemeinden<br />

aber bereits <strong>für</strong> Fragen von Integration, so fanden in den Räumen der Heilig-Kreuz-<br />

Gemeinde Integrationskurse der Kolping-Bildungsstätte statt und <strong>die</strong> Johannesgemeinde<br />

hatte einen Begegnungsabend veranstaltet, um Kontakte zwischen Migranten und Deutschen<br />

zu ermöglichen. Zudem gehört der Pfarrer der Heilig-Kreuz-Kirche dem Arbeitskreis<br />

Integration und Kultur an. Zudem wurde <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong>teilkonferenz <strong>Soest</strong>er Süden u.a. von dem<br />

Pfarrer der Johannesgemeinde mit begründet.<br />

Eine Besonderheit stellt sicherlich der Internationale Gottes<strong>die</strong>nst der evangelischen Petri-<br />

Pauli Gemeinde dar. Er entstand beim Hansetag 1995, wo es einen gemeinsamen Gottes<strong>die</strong>nst<br />

von Menschen aus verschiedenen Nationen gegeben hatte. Die Erkenntnis, dass es in<br />

<strong>Soest</strong> viele Menschen aus verschiedenen Ländern gab, veranlasste dazu, einmal jährlich<br />

(zunächst an Pfingsten, jetzt am Bördetag) einen internationalen Gottes<strong>die</strong>nst zu feiern. Er<br />

wird in verschiedenen Sprachen gehalten, eine deutsche Übersetzung findet sich jeweils im<br />

Programmheft und ist stark geprägt von der Musik aus unterschiedlichen Ländern. Ca. zwölf<br />

bis 13 verschiedene Nationen bzw. Kulturen sind involviert. Jedes Jahr liegt der Schwerpunkt<br />

auf einem anderen Land oder einer Region, der sich jeweils durch das Engagement der Mitwirkenden<br />

ergibt. Die Organisation übernimmt zunächst eine kleine Gruppe, in der verschiedene<br />

Migranten vertreten sind, <strong>die</strong>se spricht wiederum gezielt weitere Personen an. Dabei<br />

stellt sich regelmäßig heraus, dass so viele Menschen an einer Mitarbeit interessiert sind,<br />

dass eine Auswahl getroffen werden muss. Der Gottes<strong>die</strong>nst selbst ist christlich, es wirken<br />

aber immer auch Einzelpersonen mit, <strong>die</strong> anderen Religionen angehören. Letztlich nehmen<br />

ca. 250 Personen an ihm teil, darunter auch offizielle Vertreter der <strong>Stadt</strong>. Im Gottes<strong>die</strong>nst<br />

selbst wird auch das Thema Integration thematisiert, da es allgemein häufig um das menschliche<br />

Miteinander geht.<br />

110


Weiteres religiöses Leben<br />

Der Türkisch-Islamische Kulturverein gehört dem DITIB-Verband an und wurde Ende der<br />

1980er Jahre gegründet. Der Verein verfolgt den Zweck, seinen Mitgliedern <strong>die</strong> Ausübung<br />

der islamischen Religion zu ermöglichen. Er hat ca. 150 feste Mitglieder, da aber jeweils nur<br />

eine Person aus einer Familie Mitglied ist, <strong>die</strong>se aber dann vollständig dem Verein zugehörig<br />

ist, werden durch <strong>die</strong>sen nach eigenen Schätzungen letztlich rund 500 bis 600 Personen<br />

vertreten. Dem Verein gehören zum größten Teil Türken, aber auch Menschen aus anderen<br />

Nationalitäten an, <strong>die</strong> muslimischen Glaubens sind. Das geistige Oberhaupt des Vereins ist<br />

ein Imam, der vom türkischen Staat gestellt und bezahlt wird und dessen Person alle vier<br />

Jahre wechselt. Das Gebäude des türkisch-islamischen Kulturvereins besteht aus einem<br />

Gebetsraum, der ca. 150 Personen fasst sowie einem Café, in dem ebenfalls 150 Menschen<br />

Platz finden, im Bedarfsfall auch mehr. Die Freitagsgebete, zu denen ausschließlich Männer<br />

kommen, sind mit ca. 150 Besuchern, nach eigenen Angaben, gut besucht. Daneben verfolgt<br />

der Verein aber auch das Ziel, den aufwachsenden Kindern <strong>die</strong> eigene Kultur zu vermitteln<br />

und <strong>die</strong> Identität zu wahren. Daher wurde z.B. im Juni 2009 der 19. Mai, welcher in der Türkei<br />

ein Feiertag <strong>für</strong> Jugend und Sport ist sowie der 29. Mai, der Gedenktag an <strong>die</strong> Eroberung<br />

Istanbuls im Archigymnasium gefeiert. Zudem versteht sich der Kulturverein als möglicher<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> soziale Probleme und sorgt etwa <strong>für</strong> Besuche, sofern ein Mitglied erkrankt<br />

ist oder unterstützt im Todesfalle bei Fragen der Beerdigung. Der Verein hatte bereits<br />

versucht, Nachhilfe bei Schulproblemen zu organisieren, stieß dabei allerdings auf nur geringe<br />

Nachfrage, ist aber zu weiteren Aktivitäten, evtl. in Kooperation bereit. In der Gemeinde<br />

sind, auch auf Anregung von Mitgliedern, bereits Integrationskurse des BAMF angeboten<br />

worden. Zudem sagt der Verein über sich selber, bestrebt zu sein, das Gemeinschaftsleben<br />

mit den Deutschen zu stärken.<br />

Über <strong>die</strong> in <strong>Soest</strong> ansässige Sikh-Gemeinde ließen sich von unserer Seite leider keine Erkenntnisse<br />

gewinnen, da <strong>die</strong> Ansprechpartner nicht kontaktierbar waren.<br />

Interreligiöses Leben<br />

Von einem aktuell regen Austausch oder Kooperation zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen<br />

berichtete keiner der Gesprächspartner, sieht man vom Austausch zwischen<br />

den Mitgliedern des "Rates christlicher Gemeinden" ab. Allerdings wurden <strong>die</strong> interreligiösen<br />

Kontakte generell als freundlich beschrieben. Es wurde auf vereinzelte Treffen zwischen katholischen<br />

und evangelischen Gemeinden auf der einen sowie der muslimischen Gemeinde<br />

auf der anderen Seite hingewiesen. Dieser Kontakt soll, nach unseren Erkenntnissen besonders<br />

auf Anregen und Initiative der muslimischen Gemeinde hin, intensiviert werden, auch<br />

auf Ebene der Amtsträger der Gemeinden. Damit solle ein besseres gegenseitiges Ver-<br />

111


ständnis und Kenntnis über <strong>die</strong> jeweils andere Religion erreicht werden. Nach unseren Beobachtungen<br />

ist <strong>die</strong>s mit gewissen "Startschwierigkeiten" verbunden, allerdings vom ausgesprochenen<br />

Interesse beider Seiten, hier zu einem nachhaltig guten Austausch zu gelangen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 11: Religion<br />

Die <strong>Soest</strong>er, <strong>die</strong> nicht-katholischen und nicht-evangelischen Religionen angehören, nehmen<br />

zahlenmäßig zu; <strong>die</strong> Bedeutung, <strong>die</strong> den "sonstigen" Religionen im religiösen Leben<br />

<strong>Soest</strong>s zukommt, wächst daher. Allerdings gehören immer mehr Deutsche "sonstigen" Religionen<br />

an, während <strong>die</strong>se Anteile bei den Ausländern sinken.<br />

Als Mitglieder von katholischen oder evangelischen Gemeinden und als Besucher von<br />

Gottes<strong>die</strong>nsten traten unter den Migranten besonders (Spät-)Aussiedler in Erscheinung,<br />

nur selten Migranten anderer Herkunft. In Integrationsfragen sind <strong>die</strong> christlichen Kirchen<br />

in <strong>Soest</strong> in verschiedener Weise und teilweise sehr intensiv engagiert.<br />

Zur Zeit unserer Erhebungen begann ein Dialog zwischen den christlichen Religionen in<br />

<strong>Soest</strong> und der lokalen muslimischen Gemeinde.<br />

3.10 Englische Siedlung und <strong>Soest</strong>er Süden<br />

Wie in Kapitel 2.4 gezeigt wurde, weist der Unterbezirk 58 den höchsten Migrantenanteil<br />

(62,2%) aller <strong>Soest</strong>er Unterbezirke auf. Die sog. "Englische bzw. Kanadische Siedlung" ist<br />

eine ehemalige Garnisonsstadt bzw. ein eigenes <strong>Stadt</strong>viertel in <strong>Soest</strong> gewesen, in dem bis<br />

zum Beginn der 1990er Jahre englische und kanadische Soldaten gewohnt haben. Nach<br />

Angaben von Interviewpartnern konnte <strong>die</strong> Siedlung als eine "<strong>Stadt</strong> in der <strong>Stadt</strong>" angesehen<br />

werden konnte. Als zu Beginn der 1990er Jahre <strong>die</strong> Alliierten abzogen, wurde in erheblichem<br />

Maß Wohnraum frei und viele Wohnungen wurden mit (Spät-)Aussiedlern aus den ehemaligen<br />

GUS-Staaten belegt, anschließend auch mit Asylsuchenden. 24 Die Englische Siedlung<br />

und das sie umgebende Gebiet, der sog. "<strong>Soest</strong>er Süden", stehen gerade in Bezug auf Fragen<br />

der Integration stark im Fokus der öffentlichen und politischen Wahrnehmung, weshalb<br />

wir <strong>die</strong>sem <strong>Stadt</strong>raum ein gesondertes Kapitel widmen. Wir stellen in <strong>die</strong>sem Kapitel zunächst<br />

<strong>die</strong> Frage nach der Altersverteilung der Bevölkerung <strong>die</strong>ses <strong>Stadt</strong>teils, bevor wir auf<br />

<strong>die</strong> wichtigsten Herkunftsgruppen zu sprechen kommen. Anschließend beschäftigen wir uns<br />

24<br />

Diese Aussagen stammen aus Gesprächen mit Interviewpartnern und konnten durch schriftliche<br />

Quellen nicht überprüft werden.<br />

112


sowohl mit der Wahrnehmung der Siedlung durch deren Bewohner, als auch mit der Wahrnehmung<br />

jener <strong>Soest</strong>er, <strong>die</strong> außerhalb der Englischen Siedlung leben sowie mit den dabei<br />

hervortretenden Differenzen. Anschließend stellen wir Ergebnisse aus Gesprächen mit Vertretern<br />

der lokal relevanten Wohnungsgesellschaften dar. Die sozialen Institutionen, <strong>die</strong> mit<br />

ihren Aktivitäten besonders auf den <strong>Soest</strong>er Süden bzw. <strong>die</strong> Englische Siedlung zielen, werden<br />

in Kapitel 5.1.2 im Zusammenhang mit den professionellen Angeboten im Bereich Migration<br />

und Integration behandelt.<br />

3.10.1 Bevölkerung<br />

In den von uns geführten Interviews äußerten <strong>die</strong> Gesprächspartner mehrfach, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Englische Siedlung neben der Vielfalt der Herkunftsländer ihrer Bewohner vor allem <strong>die</strong> Altersverteilung<br />

bemerkenswert ist. Die Zahlen aus dem EMR belegen <strong>die</strong>se Einschätzung:<br />

Die jüngeren Jahrgänge sind prozentual am stärksten vertreten, schon <strong>die</strong> Gruppe der untersechs-Jährigen<br />

stellt nahezu 12% der Bevölkerung. Mit Ausnahme der Altersgruppe der 40bis<br />

50-Jährigen nehmen <strong>die</strong> Anteile der Personen mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab:<br />

Abb. 25: Bevölkerung in Fünf-Jahres-Altersgruppen in Unterbezirk 58 (2009)<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 bis<br />

5<br />

6 bis<br />

10<br />

11<br />

bis<br />

15<br />

16<br />

bis<br />

20<br />

21<br />

bis<br />

25<br />

26<br />

bis<br />

30<br />

31<br />

bis<br />

35<br />

36<br />

bis<br />

40<br />

41<br />

bis<br />

45<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

Betrachtet man im Vergleich <strong>die</strong> Altersstruktur der Gesamtstadt <strong>Soest</strong>, wird deutlich, dass<br />

<strong>die</strong> Englische Siedlung vor allem eines ist: Eine Siedlung mit einer überaus jungen Bevölke-<br />

113<br />

46<br />

bis<br />

50<br />

51<br />

bis<br />

55<br />

56<br />

bis<br />

60<br />

61<br />

bis<br />

65<br />

66<br />

bis<br />

70<br />

71<br />

bis<br />

75<br />

76<br />

bis<br />

80<br />

81<br />

bis<br />

85<br />

86<br />

bis<br />

90<br />

91<br />

bis<br />

95


ung, in der <strong>die</strong> jüngeren Jahrgänge <strong>die</strong> älteren klar dominieren, während in <strong>Soest</strong> insgesamt<br />

eher eine pyramidenförmige Altersverteilung vorliegt:<br />

Abb. 26: Bevölkerung in Fünf-Jahres-Altersgruppen in <strong>Soest</strong> Gesamt 2009<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

bis<br />

5<br />

6<br />

bis<br />

10<br />

11<br />

bis<br />

15<br />

16<br />

bis<br />

20<br />

21<br />

bis<br />

25<br />

26<br />

bis<br />

30<br />

31<br />

bis<br />

35<br />

36<br />

bis<br />

40<br />

41<br />

bis<br />

45<br />

46<br />

bis<br />

50<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

In der folgenden Abb. 27 werden <strong>die</strong> absoluten Häufigkeiten der einzelnen Bevölkerungsgruppen,<br />

unterteilt nach Altersgruppen, dargestellt. Es zeigt sich, dass EMR-Migranten in<br />

fast allen Altersgruppen mehr als <strong>die</strong> Hälfte der Bevölkerung stellen. Zudem wird deutlich,<br />

dass <strong>die</strong> Migrantenanteile mit in den höheren Altersklassen steigen. Anteilsmäßig am<br />

schwächsten ausgeprägt ist <strong>die</strong> Gruppe der Migranten in der jüngsten Altersgruppe, bei den<br />

unter-sechs-Jährigen. Da anzunehmen ist, dass <strong>die</strong> meisten unter-sechs-Jährigen in <strong>die</strong>sem<br />

Unterbezirk bei Personen der älteren Altersgruppe, ihren Eltern wohnen, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass es sich bei vielen von ihnen um <strong>die</strong> Nachkommen von Migranten bzw.<br />

Ausländern handelt, <strong>die</strong> sowohl <strong>die</strong> deutsche Staatsbürgerschaft besitzen als auch in<br />

Deutschland geboren sind. Die Definition, <strong>die</strong> im Mikrozensus angewandt wird, würde auch<br />

<strong>die</strong>se Personen der Gruppe der Migranten zuordnen. Mit dem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auswertung des EMR<br />

gewählten Instrumentarium, auf dem auch <strong>die</strong> folgende Abbildung basiert, konnten <strong>die</strong>se<br />

aber nicht erfasst werden (zur weiteren Erläuterung s. Kapitel 1.3.1).<br />

114<br />

51<br />

bis<br />

55<br />

56<br />

bis<br />

60<br />

61<br />

bis<br />

65<br />

66<br />

bis<br />

70<br />

71<br />

bis<br />

75<br />

76<br />

bis<br />

80<br />

81<br />

bis<br />

85<br />

86<br />

bis<br />

90<br />

91<br />

bis<br />

95<br />

96<br />

bis<br />

100<br />

101<br />

und<br />

älter


Abb. 27: Anzahl der Personen im Unterbezirk 58 nach Migrationsstatus in Fünf-Jahres-<br />

Altersgruppen 2009<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 bis 5<br />

6 bis 10<br />

11 bis 15<br />

16 bis 20<br />

21 bis 25<br />

26 bis 30<br />

31 bis 35<br />

36 bis 40<br />

41 bis 45<br />

46 bis 50<br />

Deutsche mit Migrationsbezug Ausländer Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, eigene Berechnungen.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.4 erwähnt, werden <strong>Stadt</strong>bezirke mit einem hohen Migrantenanteil in<br />

der Öffentlichkeit oft mit Sorge im Hinblick auf Form und Ausmaß der sozialräumlichen Segregation<br />

und ihrer möglichen Folgeprobleme beobachtet. Auch wissenschaftliche Untersuchungen<br />

zu den Veränderungen von Städten durch Zuwanderung gehen der Frage nach, ob<br />

und in welchen <strong>Stadt</strong>teilen sich der Migrantenanteil über <strong>die</strong> Jahre hinweg erhöht sowie ob<br />

und in welchem Ausmaß sich <strong>die</strong> räumliche Trennung von Migranten und Mehrheitsbevölkerung<br />

mit der Zeit verfestigt. Wie Tab. 13 gezeigt hat, lässt sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> zum Unterbezirk 58<br />

gehörenden Straßen in der Tat ein mit den Jahren steigender Ausländeranteil feststellen.<br />

Wie oben erwähnt, ist <strong>die</strong>ser allein aber wenig aussagekräftig. Wichtig ist auch <strong>die</strong> Frage, ob<br />

einzelne Herkunftsgruppen besonders stark vertreten sind, was auf einen Ghettoisierungsprozess<br />

hindeuten könnte. Mit Blick auf <strong>die</strong> Verteilung der 1. und 2. Staatsangehörigkeiten<br />

lässt sich <strong>die</strong>se Frage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Englische Siedlung verneinen:<br />

115<br />

51 bis 55<br />

56 bis 60<br />

61 bis 65<br />

66 bis 70<br />

71 bis 75<br />

76 bis 80<br />

81 bis 85<br />

86 bis 90<br />

91 bis 95


Abb. 28: Verteilung 1. und 2. ausländischer Staatsangehörigkeiten in der Englischen<br />

Siedlung 2009<br />

116<br />

türkisch<br />

sri-lankisch<br />

polnisch<br />

serbisch und montenegrinisch<br />

russisch<br />

portugiesisch<br />

ungeklärt<br />

libanesisch<br />

kasachisch<br />

irakisch<br />

indisch<br />

belgisch<br />

israelisch<br />

syrisch<br />

aserbaidschanisch<br />

kirgisisch<br />

sojwetisch<br />

britisch<br />

lybisch<br />

ukrainisch<br />

kongolesisch<br />

albanisch<br />

kanadisch<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; äußerer Kreis: Verteilung 1. Staatsangehörigkeit;<br />

innerer Kreis: Verteilung 2. Staatsangehörigkeit; nur Staatsangehörigkeiten mit Anteilen über 0,2%.<br />

Die türkischen Migranten stellen, bezogen auf <strong>die</strong> 1. Staatsangehörigkeit, mit ca. 25% <strong>die</strong><br />

anteilig stärkste Gruppe, gefolgt von den sri-lankischen Bewohnern und den Polen. Die übrigen<br />

Bewohner haben ganz verschiedene Staatsangehörigkeiten, ein Bild, das sich bei der<br />

Verteilung der 2. Staatangehörigkeit wiederholt. Die hohe Konzentration von Migranten bzw.<br />

Ausländern im <strong>Soest</strong>er Süden bedeutet also nicht, dass hier nur bestimmte Migrantengruppen<br />

in hoher Konzentration leben und das Gebiet von einzelnen Ethnien oder Nationalitäten<br />

dominiert wird. Vielmehr ist <strong>die</strong> Englische Siedlung hinsichtlich der ethnischen bzw. nationalen<br />

Zusammensetzung ihrer Bewohnerschaft "bunt gemischt".<br />

In den voranstehenden Kapiteln konnte gezeigt werden, dass Ausländer auch in <strong>Soest</strong> häufiger<br />

von Arbeitslosigkeit betroffen und öfter von Transferzahlungen abhängig sind als <strong>die</strong><br />

deutsche Wohnbevölkerung. Schulen und Kindertageseinrichtungen berichten ebenfalls davon,<br />

dass Kinder mit Migrationshintergrund größere Schwierigkeiten haben als Kinder ohne<br />

Migrationshintergrund. Da der Großteil der Bevölkerung des Unterbezirks 58 einen Migrationshintergrund<br />

hat (62,2%), liegt <strong>die</strong> Vermutung nahe, dass es hier zu einer räumlichen


Verdichtung von sozialen Problemlagen kommt, <strong>die</strong> sich möglicherweise allmählich verfestigen.<br />

Einen Hinweis hierauf könnte <strong>die</strong> residentielle Verteilung der Sozialhilfeempfänger der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Soest</strong> geben. Bei den Recherchen wurde uns eine von der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> <strong>für</strong> das Jahr 2001<br />

produzierte Karte gezeigt, der zufolge <strong>die</strong> Sozialhilfeempfänger sich tatsächlich räumlich im<br />

Unterbezirk 58 und den daran angrenzenden Straßen konzentrieren. Diese Information<br />

konnte <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Bericht nur mündlich vali<strong>die</strong>rt werden. An anderen Stellen des Berichts<br />

wurden aber bereits Hinweise darauf gegeben, dass <strong>die</strong> Bewohner der Englischen Siedlung<br />

(und damit auch und gerade Migranten) mit besonderen Problemen belastet sind. In Kapitel<br />

3.8.2 konnte zudem gezeigt werden, dass <strong>die</strong> Wahlbeteiligung der Bewohner <strong>die</strong>ses Bezirks<br />

nur schwach ausgeprägt ist, dass <strong>die</strong>se also nur in geringem Ausmaß am politischen Leben<br />

der <strong>Stadt</strong> teilnehmen. Es kann daher in Bezug auf <strong>die</strong> Englische Siedlung durchaus davon<br />

ausgegangen werden, dass es hier zu einer räumlichen Verdichtung sozialer Problemlagen<br />

kommt.<br />

3.10.2 Das Gebiet in der Wahrnehmung von Bewohnern und Nicht-Bewohnern<br />

Was <strong>die</strong> eben behandelten Daten zeigen, spiegelt sich auch in der Wahrnehmung der Bewohner<br />

<strong>Soest</strong>s wider. Dabei fällt allerdings auf, dass <strong>die</strong> Meinung der außerhalb der Siedlung<br />

wohnenden <strong>Soest</strong>er über <strong>die</strong> Siedlung wesentlich negativer ausfällt, als <strong>die</strong> Bewohner<br />

der Englischen Siedlung ihre Situation selber wahrnehmen.<br />

Bei unseren Interviewpartnern haben wir insgesamt ein sehr hohes Bewusstsein <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

relative Konzentration von Migranten und sozial schwachen Menschen in der Englischen<br />

Siedlung vorgefunden. Nahezu alle Gesprächspartner nannten bei Fragen nach Problemen<br />

von Migranten bzw. Fragen nach dem Stand der Integration in <strong>Soest</strong> <strong>die</strong> Englische Siedlung<br />

bzw. den <strong>Soest</strong>er Süden 25 (meist ohne gezielte Nachfrage), unabhängig davon, ob <strong>die</strong> Person<br />

selbst im <strong>Soest</strong>er Süden tätig oder wohnhaft war oder nicht. Gesprächspartner E-II<br />

meinte z.B., dass <strong>die</strong> "Nichtsteuerung der Wohnbevölkerung" in <strong>Soest</strong> dazu geführt habe,<br />

dass in <strong>die</strong>sem Gebiet eine nicht tolerierbare Konzentration von Migranten entstanden sei,<br />

weil nur dort günstiger Wohnraum verfügbar sei. Auch Gesprächspartner Z-I stellte im Zusammenhang<br />

von Integration sofort einen Bezug zur Bevölkerungsverteilung her: Leider gebe<br />

es seiner Meinung nach einige Ballungszentren in <strong>Soest</strong>, dessen Bewohner stigmatisiert<br />

würden. Interviewpartner T-IV erklärte, dass es in seiner Nachbarschaft, der Englischen<br />

Siedlung, Gruppen von beispielsweise Russlanddeutschen gebe, <strong>die</strong> von anderen abgrenzten.<br />

Teilweise bezeichneten <strong>die</strong> Gesprächspartner <strong>die</strong> Siedlung als "Ghetto" (Y-III), in dem<br />

25<br />

Wir haben in den Interviews den Eindruck gewonnen, dass "Englische Siedlung" und "<strong>Soest</strong>er<br />

Süden" oft synonym verwendet werden.<br />

117


auf kleinem Raum Menschen verschiedener Nationen "zusammengepfercht" würden, was zu<br />

Aggressionen führe. Ein Interviewpartner (Y-II) beobachtete, dass <strong>die</strong> Ghettobildung im<br />

<strong>Soest</strong>er Süden mittlerweile "massiv" ausgeprägt sei. E-III war der Meinung, Probleme der<br />

Integration von Migranten beschränkten sich in <strong>Soest</strong> auf den Süden. U-V meinte, dass es<br />

dort <strong>die</strong> billigsten großen Wohnungen gebe, und dass Migrantenfamilien, <strong>die</strong> oft auch viele<br />

Kinder und wenig Geld haben, gerade deshalb in <strong>die</strong>sen <strong>Stadt</strong>teil ziehen. Ein andere interviewte<br />

Person (Y-I) merkte an, dass der Förderbedarf im <strong>Soest</strong>er Süden höher sei als in anderen<br />

<strong>Stadt</strong>teilen, da es der <strong>Stadt</strong>teil mit den meisten Menschen aus verschiedenen Nationen<br />

sei und <strong>die</strong>se hier auf engem Raum zusammen leben. Für <strong>die</strong>se Schwierigkeiten werden<br />

zum Teil auch <strong>die</strong> politischen Akteure verantwortlich gemacht: Ein Gesprächspartner (Ü-V)<br />

war der Auffassung, dass <strong>die</strong> Politik nicht da<strong>für</strong> gesorgt habe, dass sich (Spät-)Aussiedler im<br />

gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet verteilten, sondern Ballungszentren zugelassen habe, <strong>die</strong> kaum einen<br />

Anreiz zur Integration gäben.<br />

Ebenso wiesen viele Interviewte auf <strong>die</strong> schwierige soziale Lage von Menschen in der Englischen<br />

Siedlung und speziell von Migranten hin. X-III meint, dass Migranten oftmals Probleme<br />

hätten, eine Arbeit oder Wohnung zu finden und daher in "sozialen Brennpunkten" leben<br />

müssten. Auch von einem weiteren Gesprächspartner (Z-IV) wurde <strong>die</strong> Siedlung als "sozialer<br />

Brennpunkt" bezeichnet. Viele Menschen, so erzählt X-V, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem <strong>Stadt</strong>gebiet leben,<br />

sahen sich finanziellen Problemen ausgesetzt und lebten nahe der Armutsgrenze. Den Eindruck,<br />

dass viele Bewohner häufig nur über ein geringes Einkommen verfügen, bestätigte<br />

auch Ü-III. U-V berichtete, dass in der Englischen Siedlung einzelne Familien lebten, <strong>die</strong><br />

mittlerweile bereits seit vier Generationen Sozialhilfeempfänger seien. Ein anderer Interviewpartner<br />

(Ä-IV) hatte den Eindruck, dass im <strong>Soest</strong>er Süden auch viele sozial schwache Deutsche<br />

wohnten. Die Tatsache, seinen Wohnsitz in <strong>die</strong>sem Teil der <strong>Stadt</strong> zu haben, sei ein<br />

Hindernis bei der Arbeitsuche, wie X-V und U-V feststellten. I-V berichtete in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

davon, dass das Erwähnen der Englischen Siedlung als Wohnort im Prozess<br />

der Arbeitssuche, Ressentiments auf Seiten der Arbeitgeber hervorrufe. Q-II verwies auf ein<br />

Straßenfest, und dass hierbei "Hunderte" <strong>für</strong> zu gewinnende "Kleinigkeiten" angestanden<br />

hätten.<br />

Verschiedene Gesprächspartner beobachteten einen nur geringen Austausch zwischen den<br />

Bewohnern der Siedlung und der übrigen <strong>Stadt</strong>. Ö-III erzählte etwa, dass Frauen mit Migrationshintergrund<br />

den <strong>Stadt</strong>teil kaum verlassen würden, wodurch sie nicht an Angeboten in<br />

anderen Teilen der <strong>Stadt</strong> partizipieren könnten (z.B. an den Alphabetisierungskursen). Eine<br />

andere interviewte Person (U-V) berichtete, dass sich Kinder und Jugendliche fast ausschließlich<br />

im <strong>Soest</strong>er Süden aufhielten und nur wenige Kontakte zu Menschen anderen aus<br />

<strong>Stadt</strong>gebieten hätten. Das Verhältnis zwischen den Menschen inner- und außerhalb der<br />

118


Siedlung, erklärt D-III, sei distanziert; <strong>die</strong> Menschen im <strong>Soest</strong>er Süden lebten "draußen vor<br />

der <strong>Stadt</strong>".<br />

Das Miteinander innerhalb der Siedlung beschrieben hingegen einige Gesprächspartner<br />

als gut. Ö-I meinte, dass im <strong>Stadt</strong>teil eine sehr gute Vernetzung herrsche und Probleme ausgetauscht<br />

und angegangen würden. Ö-III berichtete, dass es innerhalb der Siedlung keine<br />

größeren Konflikte zwischen Deutschen und Migranten oder Diskriminierungen gebe. Ein<br />

Gesprächspartner (Ä-IV) beobachtete, dass das Zusammenleben von Migranten und Nicht-<br />

Migranten im <strong>Soest</strong>er Süden unproblematisch verliefe. Auch I-V bewertet das Zusammenleben<br />

als gut, vor allem vor dem Hintergrund der vielen Nationalitäten, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Gebiet<br />

lebten.<br />

Aufgrund <strong>die</strong>ser Aussagen kann vermutet werden, dass, unabhängig von den existierenden<br />

finanziellen und schulischen Problemen, das Zusammenleben besser und <strong>die</strong> Zufriedenheit<br />

der Bewohner in der Englischen Siedlung höher ist, als <strong>die</strong>s von Personen außerhalb der<br />

Siedlung wahrgenommen wird. Diese Einschätzung einer Divergenz der Fremd- und Eigenwahrnehmung<br />

haben verschiedene Gesprächspartner geteilt. Ein Gesprächspartner<br />

war der Meinung, dass das negative Bild der Siedlung bereits 1993 entstanden sei. Das Zusammenleben<br />

werde vor allem von außen als problematisch wahrgenommen, berichtete Ä-<br />

IV. Innerhalb der Siedlung werde das aber nicht so empfunden, <strong>die</strong> Bewohner hätten daher<br />

unter dem schlechten Ruf ihrer Siedlung zu leiden. T-III war der Ansicht, dass <strong>die</strong> Siedlung<br />

von außen falsch bewertet werde, und dass gerade Jugendliche sich in der Siedlung wohlfühlten.<br />

Allerdings gebe es auch einige Anwohner, so T-III weiter, <strong>die</strong> es vorziehen würden,<br />

in einem anderen <strong>Stadt</strong>teil <strong>Soest</strong>s zu leben. U-V vertrat <strong>die</strong> Meinung, viele Vorurteile gegenüber<br />

der Siedlung seien größtenteils nicht gerechtfertigt. Er beschrieb, dass alle im <strong>Stadt</strong>teil<br />

daran arbeiteten, <strong>die</strong>se abzubauen, was auch schon Erfolge gezeigt habe. D-III unterstrich<br />

ebenfalls <strong>die</strong> Einschätzung, dass es eine Divergenz zwischen dem Ruf der Siedlung und den<br />

eigentlichen Verhältnissen dort gebe. 26<br />

Die Divergenz von Eigen- und Fremdwahrnehmung schlägt sich auch in der Meinung über<br />

<strong>die</strong> in der Siedlung vorherrschende Kriminalität nieder. Y-IV glaubte z.B., dass Gewalt in<br />

der Englischen Siedlung ein großes Problem darstelle. Nachts zögen Jugendgruppen durch<br />

<strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> (nicht nur im <strong>Soest</strong>er Süden), so dass, erläuterte T-V, <strong>die</strong> Polizei "Schnelle Eingreiftruppen"<br />

bereit halte und nachts in "einschlägigen Gebieten" unterwegs sei, um "intensiv"<br />

einzugreifen, wenn beispielsweise Jugendbanden verschiedener ethnischer Hintergründe in<br />

26 Dem Boulevardmagazin "Guten Abend" auf dem Fernsehsender RTL war <strong>die</strong> Englische Siedlung<br />

sogar einen eigenen, wohl stark übertriebenen Beitrag Wert. Dieser kann als Beispiel der Außenwahrnehmung<br />

angesehen werden, während <strong>die</strong> Kommentare hierzu, scheinbar von Anwohnern<br />

selbst, das gezeichnete Bild erheblich relativieren (s. den Beitrag unter: http://www.youtube.com/<br />

watch?v=1fRRNUKwaFs)<br />

119


einen Konflikt geraten. U-IV würde nachts nicht alleine auf <strong>die</strong> Straße gehen, da <strong>die</strong> Jugendlichen<br />

sehr aggressiv seien, besonders im Süden. X-V sprach von viel Gewalt und Kriminalität<br />

und vor allem Drogenkriminalität im <strong>Stadt</strong>teil und beobachtete, dass Jugendgangs verschiedener<br />

ethnischer Gruppen sich untereinander bekämpfen. I-V wies darauf hin, dass<br />

2008 eine große Polizeirazzia stattgefunden hatte. 120 Polizisten waren nach Angaben <strong>die</strong>ser<br />

Person aufgeboten worden und letztlich wurden zwei Jugendliche wegen Drogenbesitzes<br />

aufgegriffen, <strong>die</strong> zwei Stunden später wieder freikamen. Die Menschen in der Englischen<br />

Siedlung habe <strong>die</strong>s "total fertig gemacht". Y-I berichtete, dass im <strong>Soest</strong>er Süden häusliche<br />

Gewalt besonders in Bezug auf Familien mit Migrationshintergrund ein großes Thema darstelle.<br />

Der Vertreter der Polizei (PZ2) wies allerdings darauf hin, dass sich der (auch in den<br />

Massenme<strong>die</strong>n reproduzierte) schlechte Ruf anhand der Kriminalitätsstatistiken in <strong>die</strong>ser<br />

Deutlichkeit nicht belegen lasse. 27<br />

Einige Gesprächspartner wiesen darauf hin, dass in der Englischen Siedlung bzw. im <strong>Soest</strong>er<br />

Süden derzeit Änderungen angestoßen worden seien. Q-II z.B. betonte, dass im <strong>Soest</strong>er<br />

Süden gerade viel passiere, hauptsächlich auf Initiative der Bürger und Organisationen vor<br />

Ort. Zudem hätten <strong>die</strong> Parteien das Thema <strong>für</strong> sich entdeckt. U-V ist dennoch der Ansicht,<br />

dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> mehr Gelder und Ressourcen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit im <strong>Soest</strong>er Süden zur Verfügung<br />

stellen müsse. Nach Meinung von X-V ist <strong>die</strong>ses Gebiet ein Stiefkind der <strong>Stadt</strong>. Er wies darauf<br />

hin, dass sich <strong>die</strong> Straßen beispielsweise bis vor kurzem in einem sehr schlechten Zustand<br />

befanden. Die benötigte Turnhalle, erklärt Ö-III, sei erst nach einer 10-jährigen Diskussion<br />

durch <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> gebaut worden. Die Bewohner hätten keine Lobby, aufgrund dessen <strong>die</strong><br />

Initiierung und Umsetzung von neuen Projekten hier immer länger dauern würde. Auch er<br />

tadelte den lange andauernden schlechten Zustand der Straßen. Ä-V übermittelte den Eindruck,<br />

dass im <strong>Soest</strong>er Süden bereits viel verändert werde, darüber aber andere Gebiete wie<br />

der <strong>Soest</strong>er Osten bereits vergessen würden. C-III glaubte, dass mit der Sporthalle und den<br />

Treffpunkten zumindest <strong>für</strong> Jugendliche genug Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung vorhanden<br />

seien, dass aber das AWO-Bewohnerzentrum überbelegt sei. Ein anderer Gesprächspartner<br />

(I-V) lenkte das Augenmerk auf <strong>die</strong> zahlreichen Aktivitäten vor Ort, etwa den eigenen<br />

Weihnachtsmarkt im <strong>Soest</strong>er Süden. Er betonte, dass der Weihnachtsbaum sogar größer<br />

gewesen sei als jener in der Innenstadt.<br />

27 Anfang 2009 plante <strong>die</strong> Polizei, sich verstärkt auf <strong>die</strong> Englische Siedlung zu konzentrieren. Umfragen<br />

hatten zwar ergeben, dass <strong>die</strong> Angst der <strong>Soest</strong>er Bevölkerung, Opfer von Straftaten zu<br />

werden, im Jahr 2008 gegenüber den Jahren 2000 und 2004 gesunken war. Zudem gilt <strong>die</strong> Englische<br />

Siedlung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Polizei "nicht als Brennpunkt, weil <strong>die</strong> Kriminalität dort statistisch geringer ist<br />

als in anderen Gegenden der <strong>Stadt</strong>." Sie möchte aber mit den Maßnahmen auf das subjektive<br />

Gefühl der Bedrohung der Menschen eingehen (http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte<br />

/soest/2009/3/12/ news-114185250/detail.html).<br />

120


3.10.3 Einschub: Aussagen aus Gesprächen mit Wohnungsgesellschaften<br />

Dieses Unterkapitel listet <strong>die</strong> Ergebnisse der Gespräche mit Vertretern der Wohnungsgesellschaften<br />

auf. Diese haben wir ganz allgemein nach ihrem Umgang und Erfahrungen mit Migranten<br />

als Mietern gefragt. Da aber ein besonderer Fokus der Gespräche stets auf der Englischen<br />

Siedlung lag, erscheint es sinnvoll, <strong>die</strong>se hier gesammelt vorzustellen.<br />

Wie in Kapitel 2.4 gezeigt wurde, lassen sich auf der Bezirksebene keine Entmischungstendenzen<br />

zwischen Ausländern und Deutschen feststellen, zumindest nicht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bezirke 4<br />

und 5. Für den Unterbezirk 58 (Englische Siedlung) haben wir allerdings steigende Ausländerzahlen<br />

feststellen können. Die zuvor wiedergegebenen Ressentiments geben Hinweise<br />

auf eine mögliche Erklärung <strong>die</strong>ser Tendenzen. So ist es offensichtlich keine attraktive Option,<br />

in einem als "Ghetto", "Brennpunkt" oder "Ballungszentrum" stigmatisierten Gebiet zu<br />

leben. Es ist daher wahrscheinlich, dass Bürger, <strong>die</strong> über entsprechende finanzielle Mittel<br />

verfügen, andere Wohngegenden vorziehen. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang bemerkte ein Gesprächspartner<br />

(Ü-V), dass Deutsche, so bald sich ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit böte, <strong>die</strong>sen <strong>Stadt</strong>teil<br />

verlassen würden. Auch <strong>die</strong> Mitarbeiter von Wohnungsgesellschaften berichteten über<br />

Ressentiments von Bewerbern, in <strong>die</strong> Englische Siedlung zu ziehen. W2 stellte fest, dass<br />

viele Interessenten, unabhängig vom Migrationshintergrund, ihren Wohnsitz generell nicht in<br />

<strong>die</strong> Englische Siedlung verlegen möchten. Vor allem aber Deutsche ohne Migrationshintergrund,<br />

so <strong>die</strong> Beobachtung von W2, möchten nicht in <strong>die</strong>ses Gebiet ziehen. Diese Einstellung<br />

konnte W2 bei Migranten seltener beobachten. Dennoch konnte er auch von Migranten<br />

berichten, <strong>die</strong> eine Verlegung des Wohnsitzes in <strong>die</strong> Englische Siedlung ablehnten, da sie<br />

ihren Kindern mehr ermöglichen möchten. Gesprächspartner W5 erwähnte Fälle, in denen<br />

Interessenten zunächst angaben, nicht in <strong>die</strong> Englische Siedlung ziehen zu wollen, <strong>die</strong> bei<br />

einer Besichtigung aber vom Gegenteil überzeugt werden konnten. Derartige Aussagen können<br />

als Hinweis darauf gedeutet werden, dass der überproportionale und zunehmende Ausländeranteil<br />

in der Siedlung zumindest teilweise auf den Wegzug von Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />

zurückzuführen ist bzw. auf den Unwillen der deutschstämmigen Bevölkerung,<br />

in <strong>die</strong>se Wohngegend zu ziehen.<br />

Fraglich ist, inwieweit <strong>die</strong> Wohnungsgesellschaften selbst <strong>die</strong> Entmischungstendenzen in der<br />

Englischen Siedlung begünstigen. Ein Gesprächspartner mit Liegenschaften in der Englischen<br />

Siedlung betonte, dass er darauf bedacht sei, Menschen mit gleicher Nationalität nicht<br />

in den gleichen Häusern unterzubringen. Für einen zweiten Verwalter mit Liegenschaften in<br />

der Englischen Siedlung stellte <strong>die</strong> Nationalität kein Kriterium <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zustimmung oder Verweigerung<br />

über ein Mietgesuch bzw. <strong>die</strong> Verteilung der Personen auf <strong>die</strong> verschiedenen Lie-<br />

121


genschaften dar. Als wichtiger erachtete er, dass innerhalb der Häuser eine günstige Altersstruktur<br />

gewährt ist, dass z.B. in ein Objekt mit vielen älteren Bewohnern keine jüngeren<br />

Personen hinzuziehen. Ein anderer interviewter Verwalter, der allerdings keine Liegenschaften<br />

in der Englischen Siedlung besitzt, erklärte, dass er durchaus auch Personen gleicher<br />

Nationalität bewusst gemeinsam in bestimmten Häusern unterbringe, um eine Verständigung<br />

zwischen <strong>die</strong>sen Personen zu gewährleisten und zu vermeiden, dass neue Mieter Verständigungsschwierigkeiten<br />

bekämen. Auch <strong>für</strong> ihn stellte das Alter ein Entscheidungskriterium<br />

dar. Ein zweiter Verwalter, der ebenfalls selbst kaum Liegenschaften in der Englischen Siedlung<br />

hat, meinte, dass seine Wohnungsgesellschaft Bewohner gleicher Nationalität gemeinsam<br />

unterbringe, da sich dadurch Probleme zwischen den Bewohnern vermeiden ließen.<br />

Dies würde teilweise auch von den Bewohnern selber gefordert. Zwei Verwalter berichteten<br />

z.B. von gezielten Anfragen <strong>für</strong> Häuser oder Wohnungen, in denen mehrheitlich Menschen<br />

derselben Herkunft wohnen. Allerdings wurde <strong>die</strong>ses Phänomen von den beiden anderen<br />

Verwaltern nicht beschrieben. Diese berichteten sogar, dass Personen bewusst nicht in Gebiete<br />

oder Häuser ziehen wollen, von denen sie wissen, dass dort viele Menschen der gleichen<br />

Herkunft wohnen.<br />

Gesprächspartner Ö-II beobachtete im Hinblick auf <strong>die</strong> Wohnortwahl, dass (Spät-)Aussiedler<br />

innerhalb der vergangenen zehn Jahre bewusst in <strong>die</strong>selben Wohngegenden gezogen seien,<br />

etwa in den "Kattower Weg" oder "Auf der Weide". Dies ginge mit der Tendenz einher, sich<br />

abzugrenzen. L-IV wies dagegen darauf hin, dass es bei den herrschenden Mietpreisen <strong>für</strong><br />

viele Migranten ein Problem sei, größere Wohnungen in anderen Wohngegenden (mit geringerem<br />

Migrantenanteil) zu beziehen. S-V berichtete in <strong>die</strong>sem Zusammenhang von seinen<br />

Erfahrungen, dass Vermieter Ausländer generell nicht gern als Mieter auswählten. Besonders<br />

bei Tamilen seien Probleme bei der Wohnungssuche bekannt, da viele Mieter sich über<br />

den von ihnen produzierten Essensgeruch in den Hausfluren beschwerten. Tamilische Migranten<br />

würden fast ausschließlich in der Englischen Siedlung wohnen.<br />

Insgesamt ergeben <strong>die</strong> Aussagen kein einheitliches Bild. Von den Aussagen ausgehend,<br />

dass zumindest einige Hausverwalter den Wünschen ihrer künftigen Bewohner nachzugeben<br />

scheinen, mit Menschen gleicher Herkunft zusammen in einem Haus zu wohnen, könnte<br />

eine detailliertere Untersuchung der Frage nachgehen, inwieweit eine solche, <strong>die</strong> Segregation<br />

verstärkende Praxis der Wohnungsvergabe auch auf <strong>die</strong> Englische Siedlung zutrifft.<br />

122


ZUSAMMENFASSUNG 12: Englische Siedlung und <strong>Soest</strong>er Süden<br />

In der Englischen Siedlung, einem ehemaligen Standort kanadischer und englischer Sol-<br />

daten, in der nach deren Abzug viele (Spät-)Aussiedler und Asylsuchende untergebracht<br />

wurden, leben prozentual <strong>die</strong> meisten Migranten in <strong>Soest</strong> (Migrantenanteil der Englischen<br />

Siedlung: 62%). Hinsichtlich der Herkunft ihrer Bewohner ist <strong>die</strong> Siedlung nicht nur 'bunt<br />

gemischt'; vor allem ist ihre Bevölkerung erheblich jünger als der Durchschnitt <strong>Soest</strong>s. Be-<br />

obachten lässt sich außerdem eine Verdichtung sozialer Problemlagen in <strong>die</strong>sem Gebiet;<br />

z.B. wohnten hier 2001 erheblich mehr Sozialhilfeempfänger als in den anderen <strong>Stadt</strong>ge-<br />

bieten.<br />

Davon unabhängig beschrieben <strong>die</strong> Bewohner der Siedlung das Zusammenleben als posi-<br />

tiv. Auch finde ein reger Austausch zwischen den Bewohnern der Siedlung und mit den<br />

ansässigen Institutionen statt. Allerdings existiere eine gewisse räumliche Trennung. Es<br />

gebe nur wenige Kontakte über <strong>die</strong> Siedlungsgrenzen hinweg mit dem Rest der <strong>Stadt</strong>. Die<br />

Außenwahrnehmung der Siedlung ist deutlich negativer gefärbt. So wird <strong>die</strong> Kriminalität in<br />

<strong>die</strong>sem Gebiet höher als im übrigen <strong>Soest</strong> wahrgenommen, obwohl sie nach den Angaben<br />

und Statistiken der Polizei objektiv niedriger liegt. Verschiedene Gesprächspartner wiesen<br />

darauf hin, dass Menschen es vermeiden, in <strong>die</strong> Siedlung zu ziehen. Von den befragten<br />

Wohnungsgesellschaften wurde <strong>die</strong>s bestätigt. Die Gespräche mit den Wohnungsgesell-<br />

schaften geben auch Hinweise auf eine segregierende Praxis bei der Auswahl ihrer Mieter:<br />

Einige Wohnungsbaugesellschaften lassen zu oder versuchen bewusst, Menschen glei-<br />

cher Herkunft auch in gleichen Häusern unterzubringen.<br />

123


4. Zum Umgang mit Fragen von Integration in Behörden<br />

Im Folgenden erörtern wir, an welchen Stellen Fragen von Integration und Migration in der<br />

Verwaltung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> thematisiert und behandelt werden und geben einen Überblick<br />

über Migranten als Mitarbeiter der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sowie Aussagen von Gesprächspartnern zum<br />

Umgang mit Integration in der Verwaltung. Anschließend stellen wir weitere, beim Kreis angesiedelte<br />

Stellen vor, <strong>die</strong> damit nicht Bezugspunkt des hier vorgelegten Konzepts, aber da<strong>für</strong><br />

von besonderer Relevanz sind.<br />

4.1 <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

4.1.1 Integration als Aufgabe der Verwaltung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

Hilfe bei Einkommensdefiziten, Senioren und Migranten / Abteilung Jugend und Soziales der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> / AG Soziales<br />

Im Jahr 2006 hat ein Mitarbeiter, der zuvor auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> soziale Begleitung von Migranten<br />

und anderer Personenkreise (Flüchtlinge, Asylantragsteller etc.) zuständig war, <strong>die</strong> Leitung<br />

der Arbeitsgruppe (AG) Soziales übernommen. Seitdem ist dort <strong>die</strong> Arbeitsaufgabe der sozialen<br />

Begleitung <strong>für</strong> <strong>die</strong> genannten Zielgruppen weitgehend entfallen. Es bestehen aber nach<br />

wie vor noch viele Kontakte zu dem "alten Klientel" aus der Zeit vor der Umstrukturierung, <strong>die</strong><br />

weiterhin Kontakt suchen und Hilfen vom betreffenden Mitarbeiter erhoffen.<br />

Die Arbeitsgruppe Soziales erfüllt aktuell <strong>die</strong> gesetzlichen Pflichtaufgaben <strong>für</strong> Migranten.<br />

Diese umfassen u.a. wirtschaftliche Sozialhilfeleistungen und Krankenhilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.<br />

Weitere Aufgaben der AG Soziales sind <strong>die</strong> Grundsicherung im<br />

Alter und bei erwerbsgeminderten Personen nach dem SGB XII, Krankenhilfen <strong>für</strong> nicht<br />

sesshafte Personen und ggf. <strong>die</strong> Übernahme von Bestattungskosten von Verstorbenen, bei<br />

nicht vorhandenen vorrangig Verpflichteten. Leistungen nach dem Wohngeld- und Wohnungsbindungsgesetz,<br />

präventive Wohnungsnotfallhilfen, Aufgaben zur trägerunabhängigen<br />

Pflegeberatung und <strong>die</strong> städtische Behindertenkoordination stellen weitere Arbeitsbereiche<br />

dar. Die wesentlichen Kundenstämme der AG bilden neben Wohngeldbeziehern und Wohnungssuchenden,<br />

Migranten, Senioren und behinderte Personen. Die städtischen Leistungen<br />

<strong>für</strong> Migranten sind verwaltungsorganisatorisch gesehen ein Bestandteil von Arbeitsaufgaben<br />

einzelner AG-Mitarbeiter, allerdings nicht unter integrativen Aspekten, sondern aufgrund<br />

bestehender, gesetzlicher Pflichtaufgaben. Nach Aussagen der AG-Leitung wird nur<br />

ein kleiner Teil der zugewanderten Migranten von der <strong>Stadt</strong>verwaltung erreicht. Die Mehrheit<br />

124


transferleistungsberechtigter Migranten sind Kunden der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit bzw. der<br />

AHA.<br />

Hinzuweisen ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang darauf, dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> speziell bei asylsuchenden<br />

(oder geduldeten) Familienverbänden <strong>die</strong> soziale Situation und Verweildauer in<br />

städtischen Gemeinschaftseinrichtungen bzw. Übergangswohnheimen kontinuierlich beobachtet,<br />

überprüft und auf einen möglichst kurzen Zeitraum einschränkt. Die Erfahrungen<br />

haben gezeigt, dass eine rechtzeitig eingeleitete, selbständige und relativ unabhängige Lebensplanung<br />

und -gestaltung <strong>die</strong>ser Zielgruppe ihre spätere (ausländerrechtlich) erlaubte<br />

gesellschaftliche Integration einfacher gestaltet.<br />

Eine politische Beteiligung von Migranten in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ist erstmals 1994 mit der Einrichtung<br />

eines Ausländerbeirats möglich geworden. Die AG Leitung Soziales ist <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses<br />

Gremium als Geschäftsführer tätig. Bezüglich einer Weiterentwicklung <strong>die</strong>ses Instruments<br />

kommunalpolitischer Partizipation von Migranten sollte es künftig insgesamt andere rechtliche<br />

und politische Rahmenbedingungen geben, betonte der Geschäftsführer. Daneben sollten<br />

Fragen zur lokalen Integration und Migration zukünftig ganzheitlich, im Dialog und in Zusammenarbeit<br />

mit allen Beteiligten, Verwaltung und Politik und insbesondere mit dem Kreis<br />

<strong>Soest</strong> besprochen werden. Dabei sollten wichtige Fragen zur Gestaltung von Integrationskursen<br />

<strong>für</strong> Zuwanderer, der Auslegung des Ausländer- und Zuwanderungsrechts, oder der<br />

Erteilung von Arbeits-, Ausbildungs- und Aufenthaltserlaubnissen nicht abschließend sein.<br />

Arbeitsgruppe Jugendarbeit / Abteilung Jugend und Soziales bei der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

Zu der Arbeitsgruppe Jugendarbeit gehören folgende Aufgabenbereiche: Die Offene Kinderund<br />

Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit, Schulsozialarbeit, Beteiligung von Kindern und<br />

Jugendlichen, Internationale Jugendarbeit, Ferienprogramm/Ferienkalender, Ortsteilarbeit<br />

und Veranstaltungen aus dem Bereich Kultur und Theater, sowie der erzieherische Kinderund<br />

Jugendschutz. Im Bereich des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes werden präventive<br />

Maßnahmen wie z.B. Projekte zu aktuellen Themenstellungen (Sucht, Gewalt, Mobbing,<br />

Me<strong>die</strong>n etc.) veranstaltet. Zudem werden zu <strong>die</strong>sen Bereichen Schulungen und Seminare<br />

<strong>für</strong> verschiedene Zielgruppen, wie z.B. Lehrer, Jugendgruppenleiter und Schüler angeboten<br />

und durchgeführt.<br />

Integration und Migration wurden von dem Interviewpartner als Faktor beschrieben, der im<br />

alltäglichen Geschäft stets präsent ist, insbesondere in der Treffpunktarbeit. Angebote, mit<br />

denen Migranten speziell angesprochen werden sollen (wie z.B. Sprachkurse o.ä.), wurden<br />

von der Arbeitsgruppe nicht betrieben, allerdings wies der Gesprächspartner darauf hin, dass<br />

bei der Erstellung der Angebote Migranten als Zielgruppe immer berücksichtigt würden. Für<br />

viele Angebote, <strong>die</strong> im Ferienkalender erscheinen (z.B. Kinderaktionswoche, Multinationale<br />

125


Jugendbegegnung u.ä.), erfolgte eine zentrale Anmeldung im Rathaus. Ob sich Migranten<br />

von den Angeboten angesprochen fühlen oder möglicherweise andere Interessen verfolgen,<br />

kann nicht belegt werden, da bei der Anmeldung keine Daten über den Migrationshintergrund<br />

der Teilnehmer erhoben werden.<br />

Arbeitsgruppe Soziale Dienste / Abteilung Jugend und Soziales<br />

Die Arbeitsgruppe Soziale Dienste nimmt den Bereich der Allgemeinen Sozialen Dienste, der<br />

Jugendgerichtshilfe und des Pflegekinder<strong>die</strong>nstes wahr. Ausländer und Migranten sind Teil<br />

des Klientels der Arbeitsgruppe, allerdings nicht in dem Sinne, wie der zuständige Mitarbeiter<br />

betont, dass sie eine besondere Problemgruppe darstellen. Es ist beobachtet worden, dass<br />

sie lange Zeit kaum Hilfen bei türkischen Familien gewährt wurden, aufsuchende Hilfen fast<br />

gar nicht. Teilweise waren bei türkischen Mädchen, <strong>die</strong> aus dem familiären Kontext ausbrechen<br />

wollten, stationäre Hilfen geleistet worden, teilweise auch bei Jungen, <strong>die</strong> eine Straftat<br />

begangen hatten und z.B. im Heim untergebracht worden sind. Dass Hilfen in den türkischen<br />

Familien selbst installiert werden, komme aber relativ selten vor, häufig sei da<strong>für</strong> ein Dolmetscher<br />

notwendig und wahrscheinlich organisiere sich <strong>die</strong> Familie oft selbst, so der Interviewte.<br />

Mehr Hilfen waren bei Menschen aus den ehemaligen GUS-Staaten zu leisten, gerade,<br />

wenn es um Scheidungen geht, was im aktuellen Jahr zum Zeitpunkt der Befragung häufiger<br />

als früher vorkomme. Zudem setzte sich <strong>die</strong> Arbeitsgruppe bewusst <strong>für</strong> eine sichtbare Kommunikation<br />

der Tatsache, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht öfter straffällig<br />

werden, als Jugendliche ohne Migrationshintergrund, in der Öffentlichkeit ein.<br />

Arbeitsgruppe Verwaltung / Abteilung Jugend und Soziales<br />

Die Arbeitsgruppe Verwaltung ist zuständig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereiche des Unterhalts, des Unterhaltsvorschusses<br />

(<strong>für</strong> Kinder, <strong>die</strong> keinen Unterhalt erhalten), wirtschaftlicher Jugendhilfe und Elternbeiträge<br />

sowie <strong>für</strong> Fragen der Beistandsschaften. Ferner zeichnet sie sich verantwortlich<br />

im Bereich der Jugendhilfeplanung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Tagesbetreuung von Kindern in Tageseinrichtungen<br />

und der Tagespflege.<br />

Im Bereich der Beistandsschaften kamen Migranten als Klienten nur selten vor. Als mögliche<br />

Erklärung wurde vermutet, dass es weniger nicht-verheiratete Eltern bei den Migranten gab.<br />

Im Unterhaltsvorschussbereich war <strong>die</strong> Gruppe der Migranten zahlenmäßig nicht bedeutender<br />

als <strong>die</strong> Gruppe der deutschen Familien. Bei der Tagesbetreuung kamen Migranten als<br />

Klientel hingegen häufig vor, da es hier auch um <strong>die</strong> Sprachfördermaßnahmen in Kindertageseinrichtungen<br />

ging, bei denen jedes Kind zwei Jahre vor dem Schuleintritt auf seinen<br />

Sprachstand getestet wird und bei Defiziten Fördermaßnahmen beantragt werden. Dabei<br />

war den Mitarbeitern der der AG aufgefallen, dass Kinder mit Migrationshintergrund in be-<br />

126


sonderem Maße Defizite aufweisen. Derzeit flossen in <strong>Soest</strong> viele Kapazitäten in den Ausbau<br />

der Plätze <strong>für</strong> unter-drei-jährige Kinder. Aufgrund einer strategischen Zielsetzung aus<br />

dem Jahr 2006 hat <strong>die</strong> Abteilung gemeinsam mit der Schulverwaltung und der VHS 2006 ein<br />

Sprachförderangebot organisiert und gefördert. Die Durchführung hatten Mitarbeiter der VHS<br />

übernommen. Dieses Angebot war aus dem Gedanken heraus installiert worden, dass<br />

Sprachförderung auch zu Hause stattfinden müsse und <strong>die</strong> Elternarbeit immer schwieriger<br />

werde, wenn man sich mit den Eltern nicht richtig verständigen kann. Nachdem <strong>die</strong>se Maßnahme<br />

ausgelaufen war und sich herausgestellt hatte, dass viele Eltern <strong>für</strong> Sprachförderung<br />

effektiver über <strong>die</strong> Mitarbeiter der Kita erreichbar sind, wurden mit Stand 2009 Sprachförderangebote<br />

<strong>für</strong> Mütter an der Kita Wiesengraben (seit zwei Jahren), Bunte Welt und Gothlandweg<br />

(jeweils seit einem Jahr) angeboten. In einer weiteren Kita wurde <strong>die</strong> Aufnahme eines<br />

solchen Programms vorbereitet. Zum Zeitpunkt des Interviews gab es zusätzlich fünf als<br />

Familienzentren zertifizierte Kindertageseinrichtungen. Der Gesprächspartner wies darauf<br />

hin, dass in <strong>Soest</strong> maximal neun Kitas in <strong>die</strong>ser Form gefördert werden könnten.<br />

Bürger Büro<br />

Das Bürger Büro ist zuständig <strong>für</strong> verschiedene Meldeangelegenheiten wie <strong>die</strong> Ausstellung<br />

von Pässen, teilweise werden auch Fragen zu Wohnberechtigungsscheinen oder Wohngeld<br />

geklärt. Zudem ist es oft <strong>die</strong> erste Anlaufstelle, von der aus Bürger zu weiteren Stellen der<br />

Verwaltung verwiesen werden. Das Bürger Büro hat auch Migranten als Kunden, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses<br />

zum Teil stark frequentieren manchmal aber auch <strong>für</strong> Tage oder Wochen kaum in Anspruch<br />

nehmen. Häufig kam es vor, dass Migranten bzw. Ausländer von einer Person begleitet wurden,<br />

<strong>die</strong> bei Sprachproblemen und Übersetzungen half. Es wurde aber auch von Fällen berichtet,<br />

in denen <strong>die</strong> Betroffenen mit unzureichenden Deutschkenntnissen ihr Anliegen nur<br />

mit Gesten und nach längerer Zeit vermitteln konnten. Oft wurden dabei bereits vorab Hinweise<br />

von Kollegen gegeben (z.B. aus der AG Soziales), dass Personen mit melderechtlichen<br />

Fragen <strong>die</strong> Absicht hatten, das Bürger Büro aufzusuchen. Daraufhin konnten <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />

<strong>die</strong> relevanten Daten bereits vorab zusammentragen. Zum Teil hatten <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />

bei Verständigungsschwierigkeiten Kollegen oder deren Angehörige mit entsprechenden<br />

Sprachkenntnissen um Hilfe bei Übersetzungen gebeten. Eine Alternative war es, <strong>die</strong> Mitarbeiter<br />

einer Beratungsorganisation telefonisch zu kontaktieren, um von <strong>die</strong>sen telefonische<br />

Übersetzungshilfe zu erhalten. Abhilfe könnte, so ein Mitarbeiter, z.B. eine Sammlung an<br />

bereits übersetzten Phrasen oder Standardfragen bzw. Wissen darüber bieten, welche Mitarbeiter<br />

innerhalb der Verwaltung bestimmte Sprachkenntnisse vorweisen.<br />

127


Abteilung Schule und Sport<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ist als Schulträger zuständig <strong>für</strong> <strong>die</strong> externen Schulangelegenheiten wie<br />

Schulgebäude oder Unterrichtsmaterial sowie den Einsatz von Schulsekretärinnen und<br />

Schulhausmeistern. Als Jahresziel wurde vom Schulausschuss schon seit mehreren Jahren<br />

gefordert, Sprachförderung auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Eltern anzubieten und hierüber an den Schulen und<br />

Kindergärten zu informieren. In der Vergangenheit wurden durch <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> auf der Grundlage<br />

von Erlassen des Landes in den Schulen auch Sprachkurse <strong>für</strong> Kinder organisiert, <strong>die</strong> sechs<br />

Monate vor der Einschulung noch nicht über hinreichende Sprachkenntnisse verfügten. Die<br />

Rechtsgrundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Kurse ist mittlerweile entfallen. Zum Zeitpunkt des Interviews setzt<br />

das Land mit der Sprachförderung bereits bei den 4-jährigen Kindern in den Kindertageseinrichtungen<br />

an, bei denen aufgrund der Sprachstandsfeststellungen ein Förderbedarf ermittelt<br />

wurde. Dies lag allerdings nicht im Verantwortungsbereich der Abteilung Schule und Sport.<br />

Der Ganztagsunterricht wurde als eine Möglichkeit gesehen, besonders Kinder aus benachteiligten<br />

Familien, darunter auch Migranten, zu fördern. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> hatte sich durch <strong>die</strong><br />

Umwandlung der Pauli-Hauptschule in eine gebundene Ganztagsschule an der "Ganztagsoffensive<br />

im Hauptschulbereich 2007" beteiligt, auch bei Realschulen und Gymnasien könnte<br />

<strong>die</strong>se Option künftig ein Thema werden. Zur Zeit des Interviews wurde eine Umfrage bei<br />

Grundschülern der ersten bis dritten Klassen durchgeführt und der Bedarf einer Erweiterung<br />

des Ganztagsangebots ermittelt. Daran könnte sich nun anschließen, dass Schulen in gebundene<br />

Ganztagsschulen umgewandelt werden. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sah sich aufgrund der<br />

Vielzahl und des breiten Angebots an Bildungsträgern und Schulen vor Ort als Bildungsstandort<br />

und warb auch bewusst mit <strong>die</strong>ser Eigenschaft.<br />

Fragen von Integration betreffen, so <strong>die</strong> Abteilung, ansonsten in der Regel eher <strong>die</strong> inneren<br />

Schulangelegenheiten, <strong>die</strong> in Verantwortung der Schulen geregelt werden.<br />

Um über zukünftige und nachhaltige Standorte von Sportstätten und Bewegungsräumen in<br />

<strong>Soest</strong> entscheiden zu können, hatte <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> einen Sportstättenbedarfsplan <strong>für</strong> Fußballplätze<br />

erstellt, der auch <strong>die</strong> Sportanlage im <strong>Soest</strong>er Süden berücksichtigte. Eine weitergehende<br />

Sportentwicklungsplanung, <strong>die</strong> insbesondere <strong>die</strong> demographische Entwicklung in <strong>Soest</strong> sowie<br />

derzeitiges und zukünftiges Sportwahlverhalten berücksichtigt, soll aufzeigen, welche<br />

Maßnahmen beim Erhalt und bei der Weiterentwicklung von Sportstättenstandorten im Sinne<br />

einer bedarfsorientierten und nachhaltigen Entwicklung notwendig und zweckmäßig sind.<br />

Hierbei seien stadtteilbezogene Besonderheiten zu berücksichtigen.<br />

128


AG <strong>Stadt</strong>reinigung, Friedhofswesen & Grünunterhaltung<br />

Auf Anregung des Türkisch-Islamischen Kulturvereins wurde seit August 1999 auf dem<br />

Osthofenfriedhof ein Grabfeld <strong>für</strong> Beisetzungen muslimischer Verstorbener vorgehalten. Da<strong>für</strong><br />

wurden besondere Regelungen vereinbart: Die Gräber sind z.B. nach Mekka (Süd-Ost)<br />

ausgerichtet, außerdem wird unter bestimmten Auflagen auch eine sarglose Beisetzung<br />

möglich. Das Feld umfasst insgesamt 91 Grabstätten, bislang (Stand: Oktober 2009) erfolgten<br />

22 Beisetzungen (15 Erwachsene und sieben Kinder). Die nur geringe Resonanz erklärte<br />

sich der Vertreter der AG damit, dass evtl. <strong>die</strong> streng muslimisch Gläubigen es vorziehen, in<br />

ihrem Herkunftsland beerdigt zu werden.<br />

4.1.2 Migranten als Mitarbeiter der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

Die gezielte Anwerbung und Einstellung von Migranten ist bislang noch nicht als strategisches<br />

Thema der Personalauswahl oder -entwicklung behandelt worden. Ein Migrationshintergrund<br />

von Bewerbern stellte kein Kriterium <strong>für</strong> eine Einstellung aber, <strong>die</strong>s betonte der Mitarbeiter<br />

der zuständigen Abteilung Personal, Organisation und Recht, auch kein Einstellungshindernis<br />

dar. Zur Zeit des Gesprächs standen andere Aspekte im Fokus der Arbeit wie<br />

z.B. <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung im Wettbewerb mit anderen als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren<br />

und auf den demographischen Wandel zu reagieren. Der Gesprächspartner gab zu<br />

bedenken, dass das Allgemeine Gleichstellungsgesetz grundsätzlich Benachteiligungen u.a.<br />

aus Gründen der ethnischen Herkunft verbietet. Die Berücksichtigung eines Migrationshintergrundes<br />

hält er daher <strong>für</strong> rechtlich problematisch, sofern nicht <strong>die</strong> konkrete Stelle <strong>die</strong>s<br />

sachlich erfordert.<br />

Dass <strong>Soest</strong> bislang auf keine gezielte Einstellung von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund<br />

setzte, zeigt sich auch am Anteil ausländischer und im Ausland geborener Beschäftigter, <strong>die</strong><br />

in zwei Sonderauswertungen von der <strong>Stadt</strong> ermittelt wurden. Danach sind rund 1% der in der<br />

<strong>Stadt</strong>verwaltung beschäftigten Personen Ausländer, knapp 3,5% sind in den Kommunalen<br />

Betrieben <strong>Soest</strong>s angestellt. Knapp 5% der Mitarbeiter der <strong>Stadt</strong>verwaltung sind im Ausland<br />

geboren, bei den Kommunalen Betrieben sind es rund 11%. Damit liegen <strong>die</strong> Werte sowohl<br />

was den Anteil ausländischer als auch im Ausland Geborener betrifft, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

und <strong>die</strong> Kommunalen Betriebe unterhalb dem Anteil <strong>die</strong>ser Personengruppen an der Wohnbevölkerung<br />

<strong>Soest</strong>s (Ausländer: 6,2%; im Ausland Geborene: 21,2%; s. Tab. 9):<br />

129


Tab. 17: Ausländische und im Ausland geborene Beschäftigte der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> 2009 28<br />

Ausländische Beschäftigte<br />

Beschäftigte mit Geburtsort<br />

im Ausland<br />

In der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

3 von 282 Personen insgesamt<br />

(= 1,06%)<br />

16 von 327 Personen insgesamt<br />

(= 4,89%)<br />

130<br />

In den Kommunalen Betrieben<br />

<strong>Soest</strong><br />

5 von 145 Personen insgesamt<br />

(= 3,45%)<br />

17 von 150 Personen insgesamt<br />

(= 11,33%)<br />

- davon Beamte 0 von 96 Beamten insgesamt 0 von 17 Beamten insgesamt<br />

- davon Tarifbeschäftigte<br />

16 von 231 Tarifbeschäftigten<br />

insgesamt (= 6,93%)<br />

Quelle: Sonderauswertung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

4.1.3 Aussagen von Interviewpartnern<br />

17 von 133 Tarifbeschäftigten<br />

insgesamt (= 12,78%)<br />

Ein Gesprächspartner (C-V) berichtete, dass Übersetzungen bei Behördengängen <strong>für</strong> Migranten<br />

ein besonderes Problem darstellen, zudem sei es <strong>für</strong> viele schwierig, <strong>die</strong> Formulare<br />

zu verstehen (was allerdings ein generelles Problem zu sein scheint). Ein weiterer Gesprächspartner<br />

(X-IV) betonte, dass Migranten oft Schwierigkeiten hätten, sich mit dem hiesigen<br />

System und der Infrastruktur zurechtzufinden und <strong>die</strong>sbezüglich mehr Unterstützung<br />

benötigten. Auch L-III teilte <strong>die</strong> Auffassung, dass <strong>die</strong> Bürokratie <strong>für</strong> Migranten ein drängendes<br />

Problem sei, selbst, wenn sie schon länger in Deutschland leben. Besonders <strong>für</strong> Personen<br />

im fortgeschrittenen Alter stelle sich <strong>die</strong>se Problematik. Für solche Belange fehle in<br />

<strong>Soest</strong> eine eigene Anlaufstelle, <strong>die</strong> auch mehrsprachige Informationen liefern könne. Wünschenswert<br />

sei ein größeres Interesse der <strong>Stadt</strong> am Thema "Integration". Dabei sei es auffällig,<br />

dass bei der <strong>Stadt</strong>verwaltung kaum Migranten angestellt sind, was <strong>die</strong> Hemmschwelle <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>se Personengruppe erhöhe, dort vorstellig zu werden. Ein Gesprächspartner (D-II) bemerkte,<br />

dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> bewusst versuchte, auf Migranten zuzugehen und hielt <strong>die</strong> gezeigten<br />

Bemühungen (z.B. den Besuch des Bürgermeisters bei der türkischen Gemeinde) <strong>für</strong><br />

"ehrlich", ein weiterer (T-I) betonte <strong>die</strong> aktive <strong>Stadt</strong>teilarbeit der <strong>Stadt</strong>. Ein interviewte Person<br />

28 Die unterschiedlich hohen Gesamtzahlen an Beschäftigten ergeben sich, da zwei getrennte Auswertungen<br />

vorgenommen wurden. Die Zahlen ausländischer Mitarbeiter wurden anhand des elektronischen<br />

Personalabrechnungs- und Informationssystems vorgenommen, <strong>die</strong> Daten über<br />

Personen, <strong>die</strong> im Ausland geboren sind, wurden anhand der Personalakten bestimmt, in welchen<br />

auch Mitarbeiter enthalten sind, <strong>die</strong> nicht regelmäßig bzw. nicht aktuell beschäftigt sind. Dass keine<br />

Mitarbeiter, <strong>die</strong> im Ausland geboren sind, Beamtenstatus haben, lässt sich teils mit den beamtenrechtlichen<br />

Vorschriften (§ 7 BeamtStG) erklären, wonach Beamte nur Deutsche oder Angehörige<br />

der EU werden können.


mit (Y-V) sowie eine ohne Migrationshintergrund (C-II) lobten ausdrücklich <strong>die</strong> persönliche<br />

Arbeit und den Umgang der Arbeitsgruppe Soziales mit Migranten.<br />

Ein anderer Gesprächspartner (L-IV) stellte hingegen fest, dass es in der Nachbargemeinde<br />

Lippstadt mehr Angebote <strong>für</strong> Migranten gebe, was auch auf fehlende Räumlichkeiten in<br />

<strong>Soest</strong> zurückzuführen sei. Auch <strong>die</strong> Vernetzung der Migranten- und Beratungsorganisationen<br />

mit der hiesigen Verwaltung befand er dort als besser. Zudem sah er Integration nicht als ein<br />

Thema, dem sich <strong>die</strong> Politik in <strong>Soest</strong> verschrieben habe, im Gegensatz zu der Gemeinde<br />

Arnsberg, in welcher der Bürgermeister sich <strong>die</strong>ses Themas angenommen hatte. Auch hinsichtlich<br />

des <strong>Integrationskonzept</strong>s hätte L-IV es wünschenswert gefunden, dass <strong>die</strong> relevanten<br />

Organisationen im Feld früher und stärker beteiligt worden wären (ebenso: E-II). Nach<br />

seiner Beobachtung halten <strong>die</strong> meisten Migranten <strong>die</strong> Verwaltung in <strong>Soest</strong>, gerade im Vergleich<br />

zu anderen im Kreis, aber <strong>für</strong> eine "nette Verwaltung". Für eine merkwürdige Konstruktion<br />

hielt er hingegen, dass der Leiter der Arbeitsgruppe Soziales der Geschäftsführer des<br />

Ausländerbeirates war (ebenso: Y-III). Zudem wies <strong>die</strong>ser Interviewte auf <strong>die</strong> fehlende Bereitschaft<br />

seitens der <strong>Soest</strong>er Verwaltung hin, auf sprachliche Defizite von Klienten einzugehen<br />

und z.B. Informationen in ihrem Internetauftritt in den Sprachen der wichtigsten Herkunftsländer<br />

abzufassen.<br />

Ein Interviewpartner (Y-III) betonte, dass interkulturelle Feste in der <strong>Stadt</strong> nicht <strong>für</strong> ein besseres<br />

Miteinander sorgen, vielmehr seien daran immer <strong>die</strong>selben Personen beteiligt. Als wichtig<br />

erachtet er hingegen, dass Migranten in politische Entscheidungen mit einbezogen werden,<br />

wo<strong>für</strong> noch ein erheblicher Nachholbedarf bestehe (ähnlich: C-V). Die Politik hat seiner<br />

Meinung nach erst reagiert, als Fragen von Integration auffällig und problematisch geworden<br />

waren. Ein anderer Interviewter (Y-IV) bekräftigte ebenfalls, dass <strong>die</strong> Verwaltung sich fragen<br />

lassen müsse, was sie bis 2009 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Integration getan hat, seiner Meinung nach "nichts".<br />

Lediglich Bestrebungen aus der Gesellschaft seien unterstützt worden. Für Migranten fehle<br />

aber auch innerhalb der Verwaltung ein Vorbild wie z.B. ein Beauftragter <strong>für</strong> Fragen der Migration<br />

und Integration, der <strong>für</strong> ein bestimmtes Wissen um Migranten und den regelmäßigen<br />

und stetigen Kontakt verantwortlich sei (ebenso: C-V, D-IV und E-II, letztere fordert eine solche<br />

Stelle direkt beim Bürgermeister angesiedelt). Verwundert zeigt sich <strong>die</strong>ser Gesprächspartner<br />

auch darüber, dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> das in <strong>Soest</strong> ansässige "Islam-Archiv" nicht stärker<br />

unterstützt hatte. Hier könnte der Eindruck gewonnen entstehen, <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> wollte nicht<br />

mit dem Islam assoziiert werden. Ein interviewter Migrant (D-I) erklärte, dass beide Seiten<br />

(<strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> und <strong>die</strong> Migranten) sich in der Vergangenheit zu wenig um Fragen von Integration<br />

bemüht hätten.<br />

131


4.2 Kreis <strong>Soest</strong><br />

Schulaufsichtsbehörde Kreis <strong>Soest</strong><br />

Da der Kreis <strong>Soest</strong> als Schulaufsichtsbehörde <strong>für</strong> <strong>die</strong> Grund-, <strong>die</strong> Haupt- und Förderschulen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> pädagogischen und unterrichtsfachlichen Angelegenheiten zuständig ist, wurde auch<br />

hier Gespräche mit zwei Interviewpartnern geführt, von denen einer <strong>für</strong> <strong>die</strong> Grund-, der zweite<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Hauptschulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> verantwortlich ist.<br />

Für <strong>die</strong> Arbeit in den Grundschulen waren Migration und Integration nach Angaben des interviewten<br />

Vertreters des Kreises ständiges Thema, da festgestellt wurde, dass unzureichende<br />

Sprachkenntnisse den Bildungserfolg verringern. Da mittlerweile bundesweit auf eine<br />

sprachbezogene Testung und ggf. Förderung bereits zwei Jahre vor Einschulung gesetzt<br />

wurde, sah <strong>die</strong> Schulaufsichtsbehörde realistische Chancen, auch schwache Kinder durch<br />

Förderkurse auf ein Niveau zu bringen, das mit dem von Kindern ohne Migrationshintergrund<br />

vergleichbar sei. Die vorherigen "Crashkurse" hatten nach eigenen Angaben hingegen weniger<br />

Erfolge gezeigt. Sofern an Grundschulen ein hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund<br />

festgestellt würde, stellte <strong>die</strong> Schulaufsicht gezielt zusätzliches Personal zur Verfügung,<br />

um den Personalschlüssel der Schulen zu erhöhen. Deutlich wurde <strong>die</strong>s bei einer<br />

Grundschule in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, <strong>die</strong> auf fünf zusätzliche Stellen zurückgreifen konnte, unter<br />

denen sich auch eine speziell geschulte Lehrkraft befand. Diese Schule wies den höchsten<br />

Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund im gesamten Kreis <strong>Soest</strong> auf.<br />

Ein weiterer Aspekt, bei dem sich <strong>die</strong> Schulaufsichtsbehörde mit dem Thema Migration befasste,<br />

war der sog. "Prognoseunterricht". Kinder können zum Ende der Grundschulzeit nicht<br />

auf den von den Eltern favorisierten weiterführenden Schulen angemeldet werden. Die Lehrer<br />

der Grundschule geben stattdessen eine verbindliche Empfehlung <strong>für</strong> <strong>die</strong> folgende Schulform<br />

ab. Wenn <strong>die</strong>se nicht mit der Empfindung der Eltern übereinstimmt, wird der Prognoseunterricht<br />

durchgeführt (s. Anmerkung 19). Der Vertreter des Kreises stellte fest, dass Kinder<br />

mit Migrationshintergrund häufiger am Prognoseunterricht teilnehmen. In einer Vermutung<br />

führt er <strong>die</strong>se Tatsache auch auf <strong>die</strong> Mentalität und den Ehrgeiz der Eltern sowie auf <strong>die</strong> Unwissenheit<br />

<strong>die</strong>ser über das deutsche Schulsystem zurück. Zur Zeit des Interviews wurde im<br />

Auftrag des Kreises <strong>Soest</strong>s eine Evaluation des Prognoseunterrichts durchgeführt. Darin<br />

wurde überprüft, ob <strong>die</strong> im Prognoseunterricht getroffenen Aussagen auch mit der weiteren<br />

Schullaufbahn der betroffenen Schüler übereinstimmen oder ein Wechsel der Schulform in<br />

größerem Umfang zu beobachten ist. Bis zum Abschluss <strong>die</strong>ses Berichts lagen noch keine<br />

Ergebnisse hierzu vor.<br />

In Bezug auf <strong>die</strong> Grundschulen erklärte der Interviewpartner, dass der Kreis einen größeren<br />

Bedarf <strong>für</strong> mehr offene Ganztagsangebote in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sah. Daher läge es im Interesse<br />

des Kreises, wenn <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> mehr Anstrengungen unternehmen würde, <strong>die</strong> Ganz-<br />

132


tagsangebote im <strong>Soest</strong>er Süden auszubauen. Dadurch würden <strong>die</strong> betroffenen Schulen eine<br />

Aufwertung gegenüber anderen Schulen der <strong>Stadt</strong>. Denn, so <strong>die</strong> Überlegung weiter, berufstätige<br />

Elternpaare wären so eher dazu geneigt, ihre Kinder auf eine Schule im südlichen<br />

<strong>Stadt</strong>gebiet zu geben.<br />

Die <strong>Soest</strong>er Hauptschulen betreffend verwies auch der Gesprächspartner des Kreises auf<br />

<strong>die</strong> Stellenzuschläge bei einem erhöhten Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund. Zudem<br />

wurden im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrer zu sog. "Sprachfördercoaches" ausgebildet,<br />

<strong>die</strong> mit den Schulen an der Weiterentwicklung ihres Sprachförderkonzeptes arbeiteten.<br />

Für <strong>die</strong>ses Programm wurde <strong>die</strong> Pauli-Hauptschule als erste Schwerpunktschule im<br />

Kreis ausgewählt. Die dort eingesetzte Sprachfördercoachin war (zufällig) eine Kollegin aus<br />

<strong>die</strong>ser Schule, weitere Personen sollten aber rekrutiert werden. Die Auffangklasse an der<br />

Pauli-Hauptschule wurde durch Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde als ein wichtiges Instrument<br />

angesehen, da sie <strong>die</strong> einzige <strong>die</strong>ser Art im Kreis sei.<br />

Im Zusammenhang eines Wechsels von der Hauptschule an eine höhere Schulform sahen<br />

<strong>die</strong> Interviewpartner Probleme darin, dass der Anteil der Schüler, <strong>die</strong> in der Erprobungsstufe<br />

den Wechsel zu einer höheren Schulform schaffen, besonders in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> äußerst<br />

gering sei. Dies liegt nach ihrer Einschätzung auch daran, dass <strong>die</strong> Realschulen in der Klasse<br />

5 ihre Klassen auffüllen, so dass später keine Aufnahmekapazitäten <strong>für</strong> weitere Schüler<br />

existieren. Diese Problematik sei so im Kreis sonst nicht zu beobachten. Zurückzuführen sei<br />

<strong>die</strong>s vor allem auf <strong>die</strong> zentrale Lage der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sowie auf <strong>die</strong> vielen einpendelnden<br />

Schüler. Das Problem könnte aber durch <strong>die</strong> Einführung eines Realschulzweiges an der außerhalb<br />

von <strong>Soest</strong> gelegenen Möhneseeschule entschärft werden.<br />

Polizei<br />

In Form des "Kontaktbeamten muslimische Institutionen <strong>für</strong> den Bereich <strong>Soest</strong> und Werl"<br />

verfügt <strong>die</strong> Kriminalpolizei über eine Stelle, <strong>die</strong> einen Bezug zur Thematik von Integration<br />

aufweist. Solche Beamten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Aufgabe speziell geschult werden, sind in Nordrhein-<br />

Westfalen in jeder Polizeibehörde stationiert. Da es sich bei den muslimischen Mitbürgern in<br />

<strong>Soest</strong> hauptsächlich um Türken handelt, konzentrierte sich ein Großteil der Arbeit des Kontaktbeamten<br />

in <strong>Soest</strong> auf <strong>die</strong> ansässige türkische Bevölkerung. Die Aufgabe des Beamten<br />

wird definiert als "Kontakt halten zu den hier lebenden Muslimen", wobei es vorrangig darum<br />

ginge, <strong>für</strong> <strong>die</strong> bereits in <strong>Soest</strong> lebenden Muslimen als Ansprechpartner bekannt zu sein, um<br />

im Falle von auftretenden Problemen unmittelbar angesprochen werden zu können. Diesen<br />

Anforderungen kam der Kontaktbeamte durch regelmäßige Besuche der muslimischen Gemeinde<br />

in <strong>Soest</strong> sowie durch Kontakt zum jeweiligen Imam nach. Zudem sah er sich als An-<br />

133


sprechpartner <strong>für</strong> muslimische Personen, <strong>die</strong> sich von der Polizei ungerecht behandelt fühlten.<br />

Nach eigenen Angaben war ein solcher Fall noch nicht eingetreten.<br />

Vor dem Hintergrund der zuvor erarbeiteten Ergebnisse ist hier auch der Bezirksbeamte der<br />

Polizei im <strong>Soest</strong>er Süden erwähnenswert (der auch <strong>für</strong> andere Bezirke <strong>Soest</strong>s existiert). Dieser<br />

Beamte ist hauptsächlich zu Fuß in <strong>die</strong>sem Bezirk unterwegs, <strong>die</strong> Präsenz ist eine der<br />

wichtigen Eckpfeiler seiner Arbeit. Er hält zudem intensiven Kontakt zu den Schulen, den<br />

Jugendtreffs und letztlich auch zu den Jugendlichen und Bewohnern vor Ort. Zusätzlich ist er<br />

Mitglied bei der <strong>Stadt</strong>teilkonferenz.<br />

Ausländerbehörde<br />

Die Ausländerbehörde ist zuständig <strong>für</strong> aufenthaltsrechtliche Angelegenheiten im Kreis <strong>Soest</strong><br />

(Aufenthaltserlaubnisse, Reisedokumente, Verlängerung von Visa etc.) sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berechtigung<br />

und Verpflichtung zur Teilnahme an Integrationskursen nach der Integrationskursverordnung.<br />

Da <strong>die</strong>se somit nur mittelbar <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Konzept Relevanz erlangt, soll hier nur auf<br />

zwei <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> wesentliche Punkte hingewiesen werden:<br />

(1) Der Kreis <strong>Soest</strong> plante (Stand: Herbst 2009) ebenfalls einen verstärkten Einstieg in das<br />

Thema Integration und bildete hierzu ein Integrationsteam. Es sollten sowohl Themen im<br />

Zuständigkeitsbereich des Kreises aufgegriffen, als auch eine thematische Vernetzung auf<br />

unterschiedlichen Ebenen (Kommunen, Kirchen, Verbände, Maßnahmenträger, Bildungsträger,<br />

Migrantenorganisationen etc.) angeboten werden.<br />

(2) Bereits an mehreren Stellen <strong>die</strong>ses Berichts wurde in anderen Zusammenhängen auf <strong>die</strong><br />

Problematik von Geduldeten in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, ihre prekäre Situation sowie <strong>die</strong> daraus<br />

resultierenden Probleme hingewiesen. Wie <strong>die</strong> folgenden Angaben von Interviewpartnern<br />

zeigen, handelt es sich hierbei nicht um vereinzelte Meinungen. Auch <strong>die</strong> stetig wachsende<br />

Zahl an Geduldeten (s. Kapitel 2.2.1.4) scheint davon zu zeugen, dass <strong>die</strong> Ausländerbehörde,<br />

wie von einigen Interviewpartnern beschrieben, zeitweise vorrangig restriktive Entscheidungen<br />

getroffen hat. Hier sei auch auf <strong>die</strong> noch folgende Beschreibung des Arbeitskreises<br />

Integration in Kapitel 5.3 verwiesen. Verschiedene Gesprächspartner hatten uns auf <strong>die</strong> Präsenz<br />

von Geduldeten hingewiesen, <strong>die</strong> nur über einen ungeklärten Aufenthaltsstatus verfügen<br />

(z.B. D-III; X-V). Dieser unsichere Status eröffne ihnen kaum Zukunftsperspektiven eröffnen<br />

und führe zu Frustrationen (Y-I). Ein weiterer Gesprächspartner (Y-III) berichtete von<br />

einem schlechten Umgang mit den Migranten durch <strong>die</strong> Ausländerbehörde. Viele Jugendliche<br />

lebten außerdem aufgrund von Aufenthaltsproblemen in einer schwierigen Situation. Ein<br />

anderer Interviewpartner (Y-I) wies darauf hin, dass geduldete Jugendliche z.B. nicht arbeiten<br />

dürfen sowie weiteren Restriktionen unterliegen. Diesen Aspekt sah er als eines der<br />

zentralen Probleme der <strong>Stadt</strong> im Zusammenhang von Fragen der Integration an. Gestützt<br />

134


wurde <strong>die</strong>se Einschätzung von einem weiteren Beobachter (D-III), der allerdings von einer<br />

Verbesserung der Situation sprach, <strong>die</strong> sich in der letzten Zeit vollzogen hätte.<br />

ZUSAMMENFASSUNG 13: Integration in Behörden<br />

In der Verwaltung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> werden Fragen der Migration und Integration in verschiedenen<br />

Abteilungen und Arbeitsgruppen thematisch aufgegriffen. Dies geschieht nicht<br />

unter dem Aspekt der Integration als einer eigenständigen Thematik, sondern in verschiedenen<br />

Verwaltungsstellen, etwa als Teil der allgemeinen Aufgabenstellung (z.B. Asyl), aus<br />

der Analyse konkreter Problemstellungen heraus oder weil <strong>die</strong>s von außen an <strong>die</strong> Verwaltung<br />

herangetragen wurde (z.B. Sprachkurse). Die gezielte Einstellung von Migranten als<br />

Mitarbeiter der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ist bislang kein eigenständiges Thema in der Verwaltung. Der<br />

Anteil der im Ausland geborenen oder ausländischen Mitarbeiter ist, verglichen mit ihrem<br />

Anteil an der <strong>Soest</strong>er Wohnbevölkerung, unterdurchschnittlich.<br />

Im Kreis <strong>Soest</strong> gibt es ebenfalls Teile der Verwaltung, <strong>die</strong> sich mit Fragen der Integration<br />

und Migration befassen. Vorrangig sind hier <strong>die</strong> Ausländerbehörde zu nennen, welche besonders<br />

<strong>für</strong> aufenthaltsrechtliche Fragen auch <strong>für</strong> Migranten in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> zuständig<br />

ist, <strong>die</strong> Polizei mit der Stelle eines Kontaktbeamten <strong>für</strong> muslimische Institutionen sowie <strong>die</strong><br />

Schulaufsichtsbehörde, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> pädagogischen und unterrichtsfachlichen Fragen auch<br />

der Schulen in <strong>Soest</strong> zuständig ist (hinzu kommt <strong>die</strong> Bezirksregierung Arnsberg, bei der<br />

aber keine Interviews geführt wurden). Auch der Kreis <strong>Soest</strong> war zur Zeit der Datenerhebung<br />

aktiv darum bemüht, das Thema Integration stärker in den Fokus zu rücken. Zwischen<br />

der <strong>Stadt</strong> und dem Kreis fand allerdings hinsichtlich der von beiden Verwaltungen<br />

behandelten Integrationsfragen bis auf wenige Ausnahmen kein Austausch statt.<br />

135


5. Institutionen und Initiativen<br />

5.1 Professionelle Angebote<br />

Das folgende Unterkapitel greift zunächst Angebote auf, <strong>die</strong> sich vorrangig oder ausschließlich<br />

mit Aspekten von Migration und Integration befassen. Anschließend werden Institutionen<br />

dargestellt, <strong>die</strong> sich auf den <strong>Soest</strong>er Süden fokussieren und somit nur mittelbare aber dennoch<br />

große Relevanz <strong>für</strong> Migranten aufweisen. Anschließend führen wir Institutionen auf, <strong>die</strong><br />

weder auf Migration und Integration noch auf den <strong>Soest</strong>er Süden fokussiert sind, aber aufgrund<br />

ihrer Aufgabe von besonderer Relevanz <strong>für</strong> Migranten sein könnten (z.B. besonders<br />

vor dem Hintergrund ihrer offenbar oft sozial schwächeren Lage). Zudem ist es – wenn auch<br />

nur auszugsweise – relevant, inwieweit Organisationen, <strong>die</strong> vorrangig in Problemlagen beratend<br />

zur Seite stehen, von Migranten auch in Anspruch genommen werden. In <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

ist es wichtig zu erwähnen, dass ein Gesprächspartner (E-II) auf eine notwendige Verbesserung<br />

der Vernetzung der Initiativen in <strong>Soest</strong> hinwies. Ein zweiter Gesprächspartner (L-<br />

IV) erwähnte in <strong>die</strong>sem Zusammenhang, dass es vor der Einrichtung des Arbeitskreises Integration<br />

und Kultur (s.u.) keine vernetzende Struktur in Fragen von Migration und Integration<br />

in <strong>Soest</strong> gegeben habe.<br />

5.1.1 Professionelle Angebote mit Fokus Migration und Integration<br />

AWO-Jugendmigrations<strong>die</strong>nst<br />

Der Jugendmigrations<strong>die</strong>nst der Arbeiterwohlfahrt hat seinen Sitz in <strong>Soest</strong> in einer ehemaligen<br />

Wohneinheit in der Englischen Siedlung und ist <strong>für</strong> den gesamten Altkreis <strong>Soest</strong> zuständig,<br />

seine Hauptstelle liegt in Lippstadt. Zunächst war er in den Räumen des AWO-<br />

Bewohnerzentrums untergebracht, dessen Kapazitäten allerdings nach Auskünften der Interviewpartner<br />

mit der Zeit nicht mehr ausreichten. Der Migrations<strong>die</strong>nst ist eine Beratungsstelle<br />

<strong>für</strong> junge Migranten im Alter von 12 bis 27 Jahren, <strong>die</strong> neu in Deutschland eingereist sind.<br />

Aber auch junge Menschen, <strong>die</strong> schon länger in Deutschland leben und Probleme aufgrund<br />

ihres Migrationshintergrundes haben, sei es in Schule, Ausbildung oder privaten Fragen,<br />

können sich an <strong>die</strong> Mitarbeiter wenden. Der Migrations<strong>die</strong>nst wird von einer vollen und einer<br />

halben Stelle getragen. Da neben der Beratung im Haus auch Außentermine wahrgenommen<br />

werden, ist das Beratungsbüro nicht permanent besetzt. Nach eigenen Angaben konzentriert<br />

sich <strong>die</strong> Arbeit zu einem großen Teil, aber nicht ausschließlich, auf den <strong>Soest</strong>er Süden.<br />

Gegründet wurde der Dienst in seiner heutigen Form 1998. Zuvor war eine Ansprechpartnerin<br />

einmal wöchentlich <strong>für</strong> eine Sprechstunde vor Ort. Seitdem ist neben der Beratung<br />

136


auch <strong>die</strong> Gruppenarbeit kontinuierlich ausgebaut worden. Heute betreuen und koordinieren<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiter 14 verschiedene Gruppen, wobei <strong>die</strong> Teilnehmer nicht nur aus der Englischen<br />

Siedlung bzw. dem <strong>Soest</strong>er Süden, sondern auch aus anderen <strong>Stadt</strong>teilen kommen.<br />

Schwerpunktmäßig handelt es sich um Angebote wie Sprachförderung, Computerkurse, geschlechtsspezifische<br />

Gruppen und Kommunikationstrainings mit einer Konzentration auf dem<br />

Bereich Sprache. Diese Gruppen werden nicht von den Mitarbeitern des Dienstes selbst betreut<br />

sondern über Honorarkräfte geleitet: Studenten, Engagierte, Erzieherinnen oder Sozialarbeiter.<br />

Unter <strong>die</strong>sen befinden sich auch viele Migranten, <strong>die</strong> stu<strong>die</strong>ren oder arbeiten. Die<br />

Mitarbeiter des Dienstes setzen bewusst darauf, junge Migranten als Vorbilder zu gewinnen<br />

und einzusetzen. So wird z.B. eine Mädchengruppe von einer jungen Frau geleitet, <strong>die</strong> zuvor<br />

selbst Teilnehmerin <strong>die</strong>ser Gruppe war. Zudem wird auf <strong>die</strong> Vermischung von Nationalitäten<br />

wertgelegt, so dass z.B. ein arabisches Mädchen von einem russischen Mädchen in Nachhilfe<br />

unterrichtet wird, damit beide ihre Deutschkenntnisse ausbauen können. Der Dienst kooperiert<br />

außerdem mit anderen Einrichtungen, wie dem Sprachklub <strong>für</strong> junge Mütter in Zusammenarbeit<br />

mit dem Familienzentrum "Bunte Welt" und dem <strong>Stadt</strong>teilbüro (s.u.), der durch<br />

<strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> finanziert wird.<br />

Flüchtlingsberatung der Diakonie Ruhr Hellweg<br />

Die Diakonie Ruhr Hellweg unterhält in <strong>Soest</strong> eine eigene Anlaufstelle <strong>für</strong> Flüchtlingsberatung<br />

bzw. psychosoziale Beratung. Hier werden auch Therapien mit traumatisierten Flüchtlingen<br />

durchgeführt. Als Flüchtlinge sieht <strong>die</strong> Beratungsstelle alle Personen an, <strong>die</strong> ihren Lebensmittelpunkt<br />

in <strong>Soest</strong> haben und damit auch jene, <strong>die</strong> einen ungesicherten Aufenthaltsstatus<br />

haben. Nach Angaben der Stelle gibt es in <strong>Soest</strong> viele Menschen, <strong>die</strong> deutlich über<br />

zehn Jahre in der <strong>Stadt</strong> leben aber noch nicht über einen gesicherten Aufenthaltsstatus verfügen.<br />

Von 2007 bis 2009 lief bei der Flüchtlingsberatung ein vom BAMF gefördertes Projekt <strong>für</strong><br />

ältere Zuwanderer, <strong>die</strong> über einen sicheren Aufenthaltsstatus verfügten. Es sollte sich an alle<br />

Migranten richten, <strong>die</strong> über 50 Jahre alt sind und dabei nicht auf spezielle Herkunftsgruppen<br />

fokussieren (bezüglich der weiteren Inhalte und Erkenntnisse aus dem Projekt s. Kapitel 3.5).<br />

Die Diakonie berät zudem auch alle Migranten, <strong>die</strong> über 27 Jahre alt sind und ähnelt in <strong>die</strong>sem<br />

Anspruch, mit Abweichung der Altersgruppe, dem zuvor dargestellten AWO-<br />

Jugendmigrations<strong>die</strong>nst. Der Hauptsitz <strong>die</strong>ser Beratungseinheit ist Lippstadt, in <strong>Soest</strong> ist eine<br />

Mitarbeiterin einmal <strong>die</strong> Woche <strong>für</strong> Beratungstermine vor Ort. Zusätzlich begleitet <strong>die</strong>se Kraft<br />

auch <strong>die</strong> Integrationskurse sozialpädagogisch. Bevor sich der Jugendmigrations<strong>die</strong>nst und<br />

<strong>die</strong> Diakonie <strong>die</strong> Beratung der Migranten hinsichtlich der Altersstrukturen aufgeteilt hatten,<br />

137


war <strong>die</strong> Diakonie auf <strong>die</strong> Beratung griechischer Zuwanderer spezialisiert, <strong>die</strong> AWO auf <strong>die</strong><br />

türkischen und <strong>die</strong> Caritas auf spanische und italienische.<br />

5.1.2 Professionelle Angebote mit Fokus <strong>Soest</strong>er Süden<br />

AWO-Bewohnerzentrum<br />

Das AWO-Bewohnerzentrum liegt in der sog. Englischen Siedlung und betreibt offene Kinder-<br />

und Jugendarbeit, Gemeinwesenarbeit sowie aufsuchende Sozialarbeit (Streetwork,<br />

s.u.). Finanziert wird das Bewohnerzentrum von der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>. Die Zielgruppe sind Schulkinder<br />

zwischen sechs und zwölf Jahren im Kindertreff und bis 22 Jahren im Jugendtreff. Die<br />

Einrichtung wird aber auch von "Ehemaligen" besucht, wenn <strong>die</strong>se Hilfe benötigen. Im Grunde,<br />

so <strong>die</strong> Mitarbeiter, wird aber versucht, jeweils <strong>die</strong> gesamte Familie zu erreichen, da alle<br />

Familienmitglieder das Zentrum aufsuchen. Die Institutionen und Personen im <strong>Stadt</strong>teil seien<br />

außerdem gut vernetzt. 29 Im Einzelnen hält der Jugendmigrations<strong>die</strong>nst der AWO im Bewohnerzentrum<br />

rund 20 Gruppenangebote vor, in denen Kinder verschiedener Nationalitäten<br />

gemeinsam etwas unternehmen können. Neben dem offenen Kindertreff und dem offenen<br />

Jugendtreff, sind u.a. tamilische Musik- oder Sprachschule Teil der Kurse. Zudem finden in<br />

den Räumlichkeiten des Bewohnerzentrums verschiedene Angebote in Kooperation mit anderen<br />

Einrichtungen statt: z.B. Sprachkurse des Jugendmigrations<strong>die</strong>nstes zusammen mit<br />

dem Kindergarten "Bunte Welt" (welche <strong>die</strong> Kinderbetreuung übernehmen), berufsorientierende<br />

Maßnahmen mit der Pauli-Hauptschule, Antigewalt- und Deeskalationstrainings <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

ansässigen Grundschulen in Zusammenarbeit mit dem "Treffpunkt Süd" und der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>.<br />

Des Weiteren organisiert das Bewohnerzentrum zusammen mit der <strong>Stadt</strong>teilkonferenz <strong>Soest</strong>er<br />

Süden das <strong>Stadt</strong>teilfest auf dem Gelände der Astrid-Lindgren-Schule. Zusätzlich ist es<br />

Mitveranstalter des AWO-Sommerfests, das regelmäßig zwischen 500 und 1.000 Gäste zählt<br />

und viele verschiedene Nationalitäten mit einbindet. So wird beispielsweise Essen aus den<br />

unterschiedlichen Ländern angeboten oder es finden entsprechend thematische Vorführungen<br />

statt. Letztlich werden auch Freizeiten und Ausflüge in <strong>die</strong> Umgebung organisiert oder<br />

Menschen bei Behördengesprächen bei Aufenthaltsproblemen begleitet. Zudem gibt es Bewerbungshilfen<br />

und Trainings sowie das Angebot "MecAwo", bei der eine Mahlzeit <strong>für</strong> 30<br />

Cent, gefördert vom Kinderschutzbund, angeboten wird.<br />

29 Das Bewohnerzentrum hätte auch unter dem Bereich der Freizeitangebote in Kapitel 3.5 aufgeführt<br />

werden können, wir haben uns aber aufgrund des damit angezeigten breiteren Fokus entschieden,<br />

es in <strong>die</strong>sem Kapitel aufzunehmen.<br />

138


<strong>Stadt</strong>teilkonferenz<br />

Die <strong>Stadt</strong>teilkonferenz wurde 1995 u.a. auf Betreiben eines Beigeordneten der Grünen der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> gegründet. Grund war <strong>die</strong> Feststellung, dass sich im <strong>Soest</strong>er Süden vor allem<br />

Menschen mit Migrationshintergrund vielen sozialen Problemen und Schwierigkeiten ausgesetzt<br />

sahen. Es bestand ein Bedarf nach einer Vernetzung von den Personen und Institutionen,<br />

<strong>die</strong> mit <strong>die</strong>sen Menschen im <strong>Stadt</strong>teil arbeiteten. Die <strong>Stadt</strong>teilkonferenz ist u.a. als beratende<br />

Stimme des Jugendhilfeausschusses tätig. Sie weist eine demokratische Struktur auf<br />

und verfügt über ein gewähltes Organisationsteam, das sich aus acht Mitgliedern (dem Pfarrer<br />

der Johanneskirchengemeinde, des AWO-Bewohnerzentrums, des Treffpunkts Süd, der<br />

Johannesschule, dem Bezirkspolizeibeamten, des Ausländerbeirats, der Pauli-Hauptschule,<br />

der Streetworkerin des AWO-Bewohnerzentrums und einem Lehrer des Hubertus-Schwartz<br />

Berufskollegs) zusammensetzt. Dieses Team bereitet <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong>teilkonferenzen vor. Zu den<br />

Konferenzen werden alle Institutionen eingeladen, <strong>die</strong> im <strong>Soest</strong>er Süden mit Menschen arbeiten:<br />

z.B. Kindertageseinrichtungen, Schulen, Treffpunkte, das Bewohnerzentrum, Soziale<br />

Dienste, Diakonie, Kinderschutzbund, SEN, AHA, Allgemeiner Sozial<strong>die</strong>nst der <strong>Stadt</strong>, Polizei,<br />

Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft sowie der Jugendmigrations<strong>die</strong>nst, <strong>die</strong> russlanddeutsche<br />

freie Gemeinde und interessierte Bürger. Es finden vier <strong>Stadt</strong>teilkonferenzen pro Jahr<br />

statt, wobei drei mit einer ordentlichen Tagesordnung durchgeführt werden. Ständige Punkte<br />

sind <strong>die</strong> "Aktuellen Berichte aus dem <strong>Stadt</strong>teil" wie <strong>die</strong> Ansprache von Problemen der Jugendlichen,<br />

der "Polizeibericht", <strong>die</strong> Vorstellung laufender Projekte und <strong>die</strong> Besprechung von<br />

Aktionen, <strong>die</strong> stattfinden sollen (z.B. das <strong>Stadt</strong>teilfest alle zwei Jahre). Die Treffen finden bei<br />

einer der beteiligten Institution statt, <strong>die</strong> Teilnehmerzahl liegt bei 30 bis 40 Personen. Die<br />

vierte <strong>Stadt</strong>teilkonferenz wird immer einem bestimmten Themenschwerpunkt gewidmet. Im<br />

Jahr 2009 wurde das Thema "Kinderarmut" gewählt. Themen vergangener Jahre waren<br />

"Häusliche Gewalt", "Jugendarbeitslosigkeit", "Werte in der Erziehung" oder "Gewalt unter<br />

Jugendlichen". Die Vernetzung zwischen den Trägern läuft nach eigenen Angaben gut, wichtige<br />

Aspekte können auf dem "kleinen Dienstweg" besprochen werden. Ziel der Konferenz ist<br />

es, Initiativen anzustoßen (z.B. Förderverein <strong>für</strong> benachteiligte Kinder und Jugendliche aus<br />

dem <strong>Soest</strong>er Süden e.V., Maßnahmen zur Vermittlung von Langzeitarbeitslosen oder Jugendlichen<br />

in Arbeit) und Gelder <strong>für</strong> weitere Projekte zu akquirieren. Als erfolgreiches Beispiel<br />

führt <strong>die</strong> Konferenz den Bau der Turnhalle im <strong>Soest</strong>er Süden ins Feld. Eine vom Rat<br />

der <strong>Stadt</strong> eigentlich favorisierte Dreifach-Turnhalle wäre zu teuer gewesen, weshalb das Projekt<br />

abgesagt wurde. Die Initiative hat daraufhin das Bestreben von Bürgerinitiativen nach<br />

dem Bau einer einfacheren Turnhalle unterstützt.<br />

139


Förderverein <strong>für</strong> benachteiligte Kinder und Jugendliche im <strong>Soest</strong>er Süden<br />

Der Förderverein wurde 2001 auf Initiative der <strong>Stadt</strong>teilkonferenz gegründet, da im <strong>Soest</strong>er<br />

Süden viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund aus sozial schwachen Verhältnissen<br />

stammen und daher Förderung benötigen. Häufig mangelt es aber an Finanzierungsmöglichkeiten<br />

der vor Ort angestoßenen Projekte und Idee. In <strong>die</strong>se Lücke wollte der<br />

Verein stoßen. Die Aufgabe des Vereins besteht somit in der Finanzierung von Projekten, <strong>die</strong><br />

der Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen im <strong>Soest</strong>er Süden zugute<br />

kommen. Er umfasst ca. 40 bis 50 Mitglieder (davon 15 aktive), <strong>die</strong> keine Mitgliedsbeiträge<br />

zahlen. Reguläre Treffen finden zwei Mal im Jahr statt, bei anstehenden Aktivitäten auch<br />

häufiger. Im Fokus stehen vor allem Trainings, <strong>die</strong> zur Vorbeugung von Straf- und Gewalttaten<br />

<strong>die</strong>nen sowie integrationsfördernde Maßnahmen. Als Beispiel lässt sich ein freies Sportangebot<br />

<strong>für</strong> Kinder und Jugendliche anführen, bei dem der Verein Trainerstunden bezahlt<br />

und <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>die</strong> Turnhalle zur Verfügung stellt. Außerdem werde Antigewalttrainings, <strong>die</strong><br />

vom AWO-Bewohnerzentrum und Grundschulen durchgeführt werden, unterstützt. Zur Zeit<br />

der Befragung wurde ein Rhythmik-Gruppe im Kindergarten "Bunte Welt" gefördert, in der<br />

u.a. Kinder mit Migrationshintergrund von einer Therapeutin auf den Besuch der Grundschule<br />

vorbereitet und sprachlich gefördert werden. Dem Verein stehen jährlich 5.000 bis 7.000<br />

Euro <strong>für</strong> Projekte zur Verfügung, <strong>die</strong> er auf jeweils ca. fünf Projekte aufteilt. Die finanziellen<br />

Mittel werden über Spenden und Strafgelder akquiriert und über Veranstaltungen eingenommen.<br />

<strong>Stadt</strong>teilbüro "<strong>Soest</strong>er Süden"<br />

Am <strong>Stadt</strong>teilbüro "<strong>Soest</strong>er Süden" sind eine Reihe an Institutionen beteiligt: Die AHA finanziert<br />

das Personal, <strong>die</strong> Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft stellt Räume zur Verfügung und<br />

das SEN übernimmt <strong>die</strong> Trägerschaft. Das Projekt läuft seit 2008 und ist dem Gedanken entsprungen,<br />

dass mehr <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen <strong>Stadt</strong>teil getan werden müsste. Die Grundidee des Projektes<br />

ist, <strong>die</strong> Arbeit zurück in den <strong>Stadt</strong>teil zu bringen und damit auch <strong>die</strong> Menschen aus dem<br />

<strong>Stadt</strong>teil zurück in Arbeit. Erste Maßnahmen waren der Bau von Hütten <strong>für</strong> den Weihnachtsmarkt,<br />

ein Besuchs<strong>die</strong>nst <strong>für</strong> ältere Menschen oder eine Transporthilfe <strong>für</strong> alleinerziehende<br />

Mütter. Mittlerweile hat <strong>die</strong> Initiative ein Büro als Anlaufstelle <strong>für</strong> Menschen aus dem Süden<br />

errichtet, dessen Team als Ansprechpartner <strong>für</strong> Belange der Bewohner im <strong>Soest</strong>er Süden<br />

fungieren soll. Dazu gehören auch <strong>die</strong> sozialpädagogische Begleitung, <strong>die</strong> Vermittlung von<br />

Praktika sowie der Aufbau von Kontakten zu Institutionen. In der Anlaufstelle werden auch<br />

Ideen <strong>für</strong> weitere Arbeitseinsätze der AHA-finanzierten "Einsatzgruppe" gesammelt und Anregungen<br />

von Außen angenommen. Zudem identifizieren <strong>die</strong> Mitarbeiter wie 'Lotsen' mögliche<br />

Einsatzorte im <strong>Stadt</strong>teil. Beispielsweise wurde auf Anregung <strong>die</strong>ser Einsatzgruppe ein<br />

Waggon vor einer Schule renoviert, der nun als Gruppenraum genutzt werden kann. Geplant<br />

140


ist z.B. auch, da <strong>die</strong> Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft Häuser neu streichen möchte, <strong>die</strong>se<br />

durch kulturelle Motive an gut sichtbaren Häuserwänden zusätzlich aufzuwerten.<br />

Streetworkerin des AWO-Bewohnerzentrums<br />

Eine Mitarbeiterin des AWO-Bewohnerzentrums arbeitet teilweise als Streetworkerin im<br />

<strong>Soest</strong>er Süden. Da<strong>für</strong> läuft sie bestimmte Routen sowie unterschiedliche Treffpunkte von<br />

Jugendlichen (z.B. Schulhöfe) in <strong>die</strong>sem Gebiet ab und spricht dort Jugendliche gezielt an.<br />

Sie klärt sie auf, bei welchen Problemen evtl. Hilfestellung gegeben werden kann und vermittelt,<br />

dass Jugendliche bei Langeweile z.B. den offenen Bereich des Bewohnerzentrums besuchen<br />

können oder auf Hilfe bei Bewerbungsschreiben oder der Suche nach einem Praktikum<br />

zurückgreifen können. Zudem sucht <strong>die</strong> Streetworkerin auch Spielplätze auf, wenn es<br />

von Bewohnern des <strong>Soest</strong>er Südens Beschwerden gab. Die Reaktionen der Jugendlichen<br />

über <strong>die</strong>ses Angebot reichten von positiv bis ablehnend. Ein Teil freute sich über das an ihnen<br />

bewiesene Interesse, mit den "Stammbewohnern" des Bewohnerzentrums bot sich eine<br />

alternative Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Einige Jugendlichen lehnten den Kontakt<br />

allerdings auch ab.<br />

5.1.3 Professionelle Angebote mit möglicher Relevanz <strong>für</strong> Migranten<br />

Frauenhaus<br />

Das Frauenhaus <strong>Soest</strong> existiert seit 1990 in der Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe<br />

in Westfalen e.V. und zielt auf Frauen und ihre Kinder ab, <strong>die</strong> von häuslicher Gewalt betroffen<br />

oder bedroht sind. Diese können sich zu jeder Tages- und Nachtzeit an das Frauenhaus<br />

wenden. Hier können sie mit ihren Kindern im geschützten Rahmen leben. Das Haus bietet<br />

eine Aufnahme auf Zeit, Gruppenangebote, Präventionsmaßnahmen, Begleitung im Umgang<br />

mit Behörden sowie individuelle Beratung und <strong>die</strong> Erarbeitung einer gewaltfreien Lebensperspektive<br />

an. Darüber hinaus können sich Frauen hier kostenlos ambulant beraten lassen.<br />

Prävention im Sinne von Vernetzung, Schulungen, Unterrichtseinheiten und Öffentlichkeitsveranstaltungen<br />

stellen weiterer Arbeitsbereiche des Frauenhauses dar, um dem Problem<br />

häuslicher Gewalt auf gesellschaftlicher Ebene zu begegnen. Etwa 80 Frauen leben mit ihren<br />

ca. 100 Kindern <strong>für</strong> durchschnittlich drei Monate im Frauenhaus, teilweise auch wesentlich<br />

länger (bis zu einem Jahr). Migrantinnen sind ebenfalls Teil der Zielgruppe. Ca. 25%<br />

Ausländerinnen (ohne deutschen Pass) und ca. 20% Frauen mit Migrationshintergrund (mit<br />

deutschem Pass) haben im Jahr 2008 den Schutz des Frauenhauses in Anspruch genommen.<br />

Der Anteil der Asylbewerberinnen betrug unter 5%. Mit rund der Hälfte Migrantinnen als<br />

Klienten liegt <strong>die</strong>ser Wert deutlich über dem ermittelten Anteil der EMR-Migranten an der<br />

141


Bevölkerung in <strong>Soest</strong>. In der ambulanten Beratung sind Frauen mit Migrationshintergrund<br />

seltener anzutreffen. Bei der täglichen Arbeit stellen fehlende Sprachkenntnisse ein Problem<br />

dar. Auch wenn Dolmetscherinnen hinzugezogen werden können Schwierigkeiten auftreten,<br />

da <strong>die</strong>se den Aufbau einer persönlichen Beziehung erschweren. Darüber hinaus fehlt es<br />

häufig an Informationen über bestehende Rechte und Ansprüche. Die Einrichtung schätzt,<br />

dass Migrantinnen kaum Informationen über Angebote des Frauenhauses haben.<br />

Evangelisches Perthes-Werk e.V. / Sozialberatungsstelle <strong>Soest</strong><br />

Die Sozialberatungsstelle des Evangelischen Perthes-Werkes existiert in <strong>Soest</strong> seit 27 Jahren.<br />

Ursprüngliches Klientel waren wohnungslose Personen oder akut von Wohnungsverlust<br />

bedrohte Menschen. In den letzten 15 Jahren erweiterte sich der Aufgabenbereich zunehmend<br />

auf den Fokus der Armutsproblematik z.B. bezüglich der Aspekte Hartz-IV oder<br />

Grundsicherung aber auch der Wohnungsproblematik. Thematische Schwerpunkte bilden<br />

häufig finanzielle Probleme und manchmal auch Schulden der Klienten, obwohl <strong>die</strong> Beratungsstelle<br />

keine eigentliche Schuldnerberatung ist. Die Beratungen behandeln zudem Probleme<br />

mit der ARGE, Hilfen <strong>für</strong> Strafentlassene oder Wohnungsprobleme. Weiterhin bietet <strong>die</strong><br />

Sozialberatungsstelle auch Kontoführung und Geldverwaltung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Klienten an. Im Jahr<br />

betreuen <strong>die</strong> Mitarbeiter zwischen 500 und 530 Personen, einige davon jeden Tag. Es kommen<br />

nach eigenen Angaben nur wenige Ausländer, Asylsuchende oder Menschen mit Migrationshintergrund<br />

zu ihnen. Die Mitarbeiter schätzen <strong>die</strong>se zusammengenommen auf 20 bis<br />

30 Personen im Jahr. Die Ausländer und Migranten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Beratungsstelle aufsuchen, unterscheiden<br />

sich hinsichtlich ihrer Probleme allerdings nicht vom übrigen Klientel. Die geringe<br />

Nachfrage seitens der Migranten führen <strong>die</strong> Mitarbeiter u.a. darauf zurück, dass <strong>die</strong>se vermutlich<br />

selten von dem Angebot wissen. Nach einer Nutzerumfrage kommen <strong>die</strong> meisten<br />

Klienten über Mundpropaganda, Hinweise der Verwaltung oder über Informationen anderer<br />

sozialer Dienste zu ihnen. Sie haben allerdings <strong>die</strong> Erfahrung gemacht, dass, wenn Migranten<br />

<strong>die</strong> Beratung aufsuchten, auch verstärkt weitere kamen, denen von den Erstbesuchern<br />

über sie berichtet worden war.<br />

Mädchenhaus Monika<br />

Das Mädchenhaus Monika wurde 1955 gegründet und ist eine Einrichtung des Sozial<strong>die</strong>nstes<br />

katholischer Frauen e.V. <strong>Soest</strong>. Grundlage der Hilfe ist das Recht des jungen Menschen<br />

auf Förderung und Erziehung, <strong>die</strong> individuell in einem Hilfeplan festgelegt wird. Das pädagogische<br />

Ziel besteht darin, junge Mädchen zu lebensbejahenden, selbständigen und verantwortlichen<br />

Personen zu erziehen. Die Mädchen sollen im persönlichen, sozialen und beruflichen<br />

Bereich soweit gefördert und stabilisiert werden, dass sie ein eigenverantwortliches und<br />

gemeinschaftsfähiges Leben führen können. Den betroffenen Mädchen wird vor dem Hinter-<br />

142


grund ihrer eigenen Lebensgeschichte Unterstützung angeboten, in der unterstützende Hilfen<br />

notwendig geworden sind. Dies können Entwicklungsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten<br />

sein, wie z.B. sexueller Missbrauch, Gewalterfahrungen, Drogenmissbrauch, Gesetzeswidrigkeiten,<br />

ein schwieriges Elternhaus oder Schule schwänzen. Pro Jahr wird das Haus<br />

von etwa 80 bis 90 Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren besucht. Von einer lediglich eine<br />

Nacht dauernden Unterbringung in Form einer Inobhutnahme bis hin zu einem mehrjährigen<br />

Aufenthalt ist alles individuell möglich. Die Einrichtung kann auf zehn feste Regelplätze, drei<br />

Inobhutnahmeplätze und vier Plätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verselbständigung im SBW ("Sozial Betreutes<br />

Wohnen") zurückgreifen<br />

Das Sozialverhalten der Mädchen soll vor allem durch einen strukturierten Tagesablauf gefördert<br />

werden. Dieser besteht hauptsächlich aus geordneten Tischzeiten, regelmäßiger<br />

Hausaufgabenbetreuung, sinnvoller Freizeitgestaltung und festgelegten Ausgangs- und Ruhezeiten.<br />

Besondere Bedeutung wird außerdem einer engen therapeutischen Begleitung<br />

durch ortsansässige Psychologen und Therapeuten beigemessen. Das Haus arbeitet in eng<br />

mit den Eltern zusammen sowie in Absprache mit den Jugendämtern. Ca. 20% der betreuten<br />

Mädchen pro Jahr haben nach Schätzungen einen Migrationshintergrund. Dieser stellt in der<br />

täglichen Arbeit keine besondere Herausforderung dar, da individuell mit den Mädchen verfahren<br />

wird. Mitarbeiter des Hauses berichten von nur selten auftretenden Sprachproblemen,<br />

<strong>die</strong> aber handhabbar wären. Die kulturellen und religiösen Befindlichkeiten der Mädchen<br />

werden berücksichtigt, indem bereits im Aufnahmegespräch konkrete Fragen dazu gestellt<br />

werden. Auch im Zusammenleben der Mädchen gibt es kaum Probleme, ein "Migrationshintergrund"<br />

wird als spannend empfunden und weckt Interesse. So wird beispielsweise <strong>die</strong><br />

Kultur eines Mädchens zum Thema, deren Leben, Sitten und Gebräuche. Die Essenskultur<br />

wird aufgegriffen, indem Rezepte nachgekocht werden. In der Elternarbeit spielen sprachliche<br />

Barrieren oft eine Rolle, was <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit <strong>die</strong>sen erschweren kann.<br />

<strong>Soest</strong>er Tafel<br />

Die <strong>Soest</strong>er Tafel wurde 1999 aufgrund der zunehmenden Armut in der <strong>Stadt</strong> und dem Vorhandensein<br />

von verwertbaren überschüssigen Lebensmitteln gegründet. Zunächst wurde<br />

fünf Mal pro Woche ein Mittagstisch angeboten. Zusätzlich wurden ab dem Jahr 2001 zunächst<br />

zwei, später vier Mal <strong>die</strong> Woche Lebensmitteltüten ausgegeben. In der Einrichtung<br />

sind 25 Mitarbeiter beschäftigt, darunter ca. 19 Personen, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> AHA als "Hellweg-<br />

Jobber" eingestellt sind, sowie eine Hauswirtschaftsmeisterin als Küchenleitung vom Kooperationspartner<br />

des Evangelischen Perthes Werks, eine organisatorische Leitung sowie zehn<br />

bis 15 Ehrenamtliche. Davon haben ca. fünf Mitarbeiter haben einen Migrationshintergrund.<br />

Für <strong>die</strong> Inanspruchnahme der Tütenausgabe benötigen <strong>die</strong> Klienten einen Berechtigungsschein,<br />

der von der Tafel ausgestellt wird. Zum Mittagstisch kommen hauptsächlich Allein-<br />

143


stehende und Rentner, <strong>die</strong> den Raum auch als sozialen Treffpunkt nutzen. Ca. 50% der<br />

Menschen, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Einrichtung kommen, haben einen Migrationshintergrund. Die Tütenausgabe<br />

wird von <strong>die</strong>ser Personengruppe sowie von Familien generell stärker in Anspruch<br />

genommen. Auch Flüchtlinge aus der Waldstraße suchen <strong>die</strong> Tafel auf. Religiöse oder kulturelle<br />

aber auch krankheitsbedingte (z.B. Diabetes) Vorgaben werden bei der Essenszubereitung<br />

<strong>für</strong> den Mittagstisch nicht berücksichtigt, da immer nur ein Essen zubereitet wird, das<br />

sich ausschließlich aus Spenden zusammensetzt. Das zur Verfügung stehende Angebot<br />

ermögliche keine Vielfalt. Dies führt dazu, dass beispielsweise Muslime oder Tamilen eher<br />

<strong>die</strong> Tütenausgabe nutzen. Die Sprache stellt in der Kontaktaufnahme eine Herausforderung<br />

dar, meistens finden sich aber Dolmetscher unter den Anwesenden. Alle 14 Tage wird in<br />

Kooperation mit der Flüchtlingsberatung der Diakonie (s.o.) ein "Internationales Café" veranstaltet,<br />

das von ca. 20 bis 25 Personen (Deutschen und Migranten) besucht wird. An dem<br />

Café nehmen auch Berater der Diakonie teil, <strong>die</strong> neue Kontakte knüpfen und den Anwesenden<br />

Hinweise und Beratung anbieten.<br />

SEN<br />

Neben den bereits beschriebenen Aktivitäten bot das <strong>Soest</strong>er Entwicklungsnetz zur Zeit des<br />

Interviews kostenlosen Nachhilfeunterricht im <strong>Soest</strong>er Süden an. Mitarbeiter berichteten von<br />

einer hohen Nachfrage (30 Kinder). Diese so betreuten Kinder hätten zu Hause, nach Einschätzung<br />

der Mitarbeiter, keine Unterstützung erfahren (können).<br />

5.2 Migrantenorganisationen<br />

International La<strong>die</strong>s Club<br />

Der International La<strong>die</strong>s Club entstand aus der belgisch-britisch-deutschen Frauengruppe<br />

und hat sich vor fast 25 Jahren gegründet. Grund war, dass in <strong>Soest</strong> als Garnisonsstadt viele<br />

englische und belgische Familien lebten, <strong>die</strong> Frauen aber oft Schwierigkeiten hatten, neue<br />

Kontakte zu einzugehen, da viele nicht berufstätig waren. Zunächst knüpfte eine Belgierin<br />

erste Kontakte zu einer <strong>Soest</strong>erin in Folge dessen schließlich enge Verbindungen zwischen<br />

Frauen entstanden, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Presseoffiziere und den damaligen VHS Direktor unterstützt<br />

wurden. Im Vordergrund stand und steht <strong>die</strong> Organisation gemeinsamer Veranstaltungen<br />

sowie <strong>die</strong> Förderung freundschaftlicher Beziehungen. Heute zählen zu den Mitgliedern<br />

Frauen aus Belgien, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, Ungarn, Mexiko, Iran,<br />

Polen, Russland, Österreich und Deutschland. Einmal monatlich finden Treffen statt und <strong>die</strong><br />

Frauen besichtigen gemeinsam Betriebe, besuchen Künstler, Bildungseinrichtungen, Museen<br />

oder organisieren auch mehrtägige Reisen. Nach eigenen Angaben würde der La<strong>die</strong>s<br />

144


Club sich über neue Mitglieder aus weiteren Nationen freuen, bislang hat <strong>die</strong> Organisation<br />

z.B. noch keine Mitglieder aus der Türkei.<br />

Internationale Frauengruppe <strong>Soest</strong><br />

Die Internationale Frauengruppe ist bei der evangelischen Petri-Pauli-Gemeinde angesiedelt,<br />

weist allerdings keinen Bezug zu religiösen Thematiken auf. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

Hilfe zur Integration und Lebensbewältigung <strong>für</strong> Migrantinnen zu leisten. Sie besteht<br />

seit nunmehr zwölf Jahren und wurde einst von zwei Engländerinnen gegründet, <strong>die</strong> im <strong>für</strong><br />

sie fremden Deutschland mit anderen Migrantinnen ihre Probleme teilen wollten. Zur Zeit des<br />

Gesprächs umfasste <strong>die</strong> Gruppe ca. 40 bis 50 Mitglieder, <strong>die</strong> alle einen Migrationshintergrund<br />

hatten. Diese Zusammenstetzung ist bewusst so angelegt, damit offen über Probleme<br />

gesprochen werden kann. Die Mitglieder kommen aus ca. 35 Nationen, mit der stärksten<br />

Gruppe aus Sri Lanka. Die Gruppe trifft sich wöchentlich, wobei auch <strong>die</strong> Kinder der<br />

Migrantinnen mitgebracht werden. Durch <strong>die</strong> gemeinsamen Aktivitäten sollen Probleme gemeinsam<br />

bewältigt werden, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Migrationssituation entstanden sind: Es soll z.B.<br />

Unterstützung bei Behördengängen, Arztbesuchen oder der Arbeitssuche ermöglicht oder<br />

bei Nachbarschaftsangelegenheiten vermittelt werden. Zudem gestalten <strong>die</strong> Mitglieder einen<br />

Teil ihrer Freizeit gemeinsam und besuchen als Gruppe das Theater oder Kino, veranstalten<br />

Stammtischabende etc. Einmal pro Jahr veranstaltet <strong>die</strong> Frauengruppe einen Tag der offenen<br />

Tür. Sie nimmt außerdem am Börde-Tag teil. Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Teilnahme an der<br />

Gruppe ist der Besuch eines kostenfreien Deutschkurses, da Deutsch <strong>die</strong> Grundsprache in<br />

der Gruppe ist und <strong>die</strong>se zur Integration beitragen will.<br />

Kultur- und Geschichtsverein der Deutschen aus Russland ("KulturA-Z")<br />

Der Verein "KulturA-Z" versteht sich selbst als Verein zur Kultur und Geschichte über <strong>die</strong><br />

(Spät-)Aussiedler aus den ehemaligen GUS-Staaten. Entstanden ist der Verein aus der Erkenntnis<br />

heraus, dass (Spät-)Aussiedler mit ihrer Situation nicht zufrieden waren und sich<br />

von der Mehrheitsbevölkerung nicht akzeptiert fühlten. Von der deutschen Bevölkerung fühlten<br />

sie sich als "Russen" angesehen, so berichtet ein Mitglied. Der Verein sollte dazu beitragen,<br />

zu erklären, wer sie sind und außerdem Wissen über ihre Geschichte bereitstellen.<br />

Hierzu hat der Verein ein Museum gegründet, das seit dem 13. Mai 2007 während der<br />

Sommermonate einmal pro Monat in der Adamskaserne geöffnet hat und sich mit der Kultur<br />

der aus Russland stammenden Deutschen beschäftigt. Das Museum soll ihre Geschichte<br />

erzählen und aufzeigen, wie sie ihre Kultur in Russland bewahrt, angepasst und weiter entwickelt<br />

haben. Die Ausstellung wird ständig um Exponate erweitert. Zudem wird mit dem<br />

Museum <strong>die</strong> Möglichkeit gesehen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> nachkommenden Generationen Wissen festzuhalten.<br />

Die Mitglieder des Vereins hoffen, dass im Laufe der Zeit mehr Interessenten wie z.B.<br />

145


Schulen, <strong>für</strong> einen Besuch gewonnen werden können. Diese würden durch Führungen durch<br />

das Museum begleitet. Zudem betreibt der Verein einen Chor, der im AWO-<br />

Bewohnerzentrum probt und zu verschiedenen Gelegenheiten wie Weihnachten und Ostern<br />

dort auftritt, wo Räumlichkeiten zur Verfügung oder Einladungen ausstehen. Nebenbei präsentiert<br />

der Chor auch Einiges aus der Russischen oder Kasachischen Kultur – Erfahrungen,<br />

<strong>die</strong> auf 250 Jahren des Seite-an-Seite-Lebens mit den anderen Völkern gesammelt wurden.<br />

Neben dem Chor gibt es noch eine Theatergruppe, <strong>die</strong> ein bis zweimal im Jahr selbst inszenierte<br />

Stücke aufführt.<br />

Mitglieder des Vereins berichten von Platzproblemen. In den Räumlichkeiten des Museums<br />

sind Proben des Chors bzw. der Theatergruppe wegen des begrenzten Platzes nicht möglich.<br />

Da nicht beheizt, ist <strong>die</strong> Adamskaserne außerdem nur im Sommer nutzbar. Darin liegt<br />

auch der Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong> halbjährliche Schließung des Museums. Als Lösung der genannten<br />

Probleme sehen <strong>die</strong> Vereinsmitglieder <strong>die</strong> Gründung eines migrationsgruppenübergreifenden<br />

Kultur- und Begegnungszentrums.<br />

Tamilisch deutscher Sport-, Kultur- und Schulverein<br />

Der tamilisch-deutsche Sport-, Kultur- und Schulverein wurde im Januar 2009 gegründet,<br />

seine Aktivitäten reichen allerdings schon bis ins Jahr 2003 zurück. Er war zunächst eine<br />

Interessengemeinschaft von Tamilen, <strong>die</strong> sich gegenseitig unterstützen wollten und gemeinsamen<br />

Hobbys (z.B. Fußball) nachgingen. Bereits vor der Gründung des Vereins wurden<br />

tamilische Kultur- und Sportfeste veranstaltet und am internationalen Kulturfest mitgewirkt.<br />

Zweck des Vereins ist es, deutsche und tamilische Kinder und deren Eltern durch Aktivitäten<br />

einander näher zu bringen und Verständnis <strong>für</strong> Kultur und Tradition beider Völker zu wecken.<br />

Zudem sollten Vorurteile, Diskriminierungen und Rassismus abgebaut werden, indem regelmäßige<br />

Sportveranstaltungen sowie Unterricht und andere Veranstaltungen durchgeführt<br />

werden. Die Angebote sind offen <strong>für</strong> alle, <strong>die</strong> mitmachen wollen. Wesentliche Aktivität des<br />

Vereins zur Zeit der Befragung (und auch bereits vor der Gründung) war der Unterricht <strong>für</strong><br />

rund 40 tamilische Kinder aus dem gesamten Kreis <strong>Soest</strong>, <strong>die</strong> Mehrheit aus dem <strong>Stadt</strong>gebiet.<br />

Sie wurden im Alten Schlachthof einmal pro Woche <strong>für</strong> vier Stunden in tamilischer Heimatsprache<br />

unterrichtet (<strong>für</strong> jüngere Kinder nur zwei Stunden).<br />

Zur Zeit des Interviews fand der Unterricht in Abhängigkeit der Raumbelegung des Schlachthofes<br />

teilweise am Sonntag, teilweise am Samstag statt. Die Vereinsmitglieder befanden<br />

sich auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten <strong>für</strong> Schulungen und wöchentliche Sporttreffen.<br />

Da der Verein aber nur wenige zahlende Mitglieder zählt (ca. 20; Kinder sind frei), war er<br />

bestrebt, durch kostenlose Schulräume Mittel einzusparen. Der tamilischen Lehrer musste<br />

derzeit nicht bezahlt werden, allerdings <strong>die</strong> Lehrbücher und <strong>die</strong> Räumlichkeiten. Frei wer-<br />

146


dende Mittel würden <strong>die</strong> Mitglieder <strong>für</strong> weitere Aktivitäten aufwenden. Vor allem Nachhilfeunterricht<br />

in Deutsch und Mathematik <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder stand dabei im Mittelpunkt des Interesses,<br />

<strong>für</strong> den der Verein dann auch eine professionelle Lehrkraft anwerben wollte. Eine Anfrage<br />

bei der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> bezüglich der Möglichkeit, den Unterricht in Schulen abzuhalten, blieb bis<br />

zum Zeitpunkt des Interviews unbeantwortet. Der Verein kann sich weitergehende Aktivitäten<br />

wie ein "Asia-Kulturfest" vorstellen, bei dem Angehörige verschiedener asiatischer Kulturen<br />

als Veranstalter auftreten. Die Mitglieder des Vereins möchten sich zudem <strong>für</strong> eine bessere<br />

Wahlbeteiligung im <strong>Soest</strong>er Süden engagieren.<br />

Tamilischer Schul- und Kulturverein<br />

Der tamilische Schul- und Kulturverein konzentriert sich ebenfalls auf tamilischen Sprachunterricht.<br />

Der Verein wurde offiziell Anfang 2005 gegründet, seine Aktivitäten gehen allerdings<br />

bereits 16 Jahre zurück. Ziel ist es, den Kindern <strong>die</strong> Heimatsprache zu vermitteln, damit sie<br />

u.a. Kontakt zu Verwandten halten können, <strong>die</strong> noch in der Heimat leben sowie generell Kontakt<br />

zu anderen, evtl. im Ausland lebenden Tamilen pflegen können. Der Unterricht findet<br />

zwei Mal <strong>die</strong> Woche <strong>für</strong> eineinhalb bzw. zwei Stunden im AWO-Bewohnerzentrum statt und<br />

beginnt bei den 6-jährigen Schülern der ersten Klasse. Die Klassen schließen jedes Jahr mit<br />

einer kleinen Prüfung ab und erstrecken sich bis zum 16. Lebensjahr. Die ca. 25 bis 30 Kinder<br />

werden in vier oder fünf Gruppen von insgesamt drei Tamilinnen unterrichtet. Sofern<br />

Probleme bei Kindern beim Deutsch-Unterricht in der Schule auftreten, stellt der Verein den<br />

Tamilisch-Unterricht zurück, denn Deutsch-Kenntnisse werden als wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft der<br />

Kinder angesehen.<br />

Der Verein betont, dass <strong>die</strong> Kinder gerne und freiwillig zu dem Unterricht kommen sollen,<br />

weswegen der Unterricht auch durch Tanz oder Singen aufgelockert wird. Zudem organisiert<br />

der Verein weitere Aktivitäten: etwa alle zwei Monate einen Besuch im Hindu-Tempel in<br />

Hamm, kulturelle Angebote <strong>für</strong> Erwachsene und Kinder, gemeinsame Feiern wie das Neujahrsfest<br />

oder auch kleine Weihnachtsfeiern. Zum Verein gehört außerdem eine Tanzgruppe,<br />

<strong>die</strong> bei verschiedenen Gelegenheiten auftritt. Einmal jährlich nimmt der Verein an einem<br />

Sportfest teil, bei dem sich tamilische Familien aus dem gesamten Kreis <strong>Soest</strong> treffen.<br />

Türkisch-Deutscher Freundschaftsverein<br />

Der Türkisch-Deutsche Freundschaftsverein wurde 1994 gegründet und hat aktuell 50, zu<br />

Spitzenzeiten ca. 80 Mitglieder. Vor seiner Gründung hatte der damalige Vorsitzende türkischer<br />

Herkunft einer Fußballmannschaft aus der Türkei eine Reise nach <strong>Soest</strong> zum internationalen<br />

Fußballturnier ermöglicht. Motiviert von den positiven Erfahrungen überlegte er, wie<br />

sich <strong>die</strong>se Aktivitäten weiter ausbauen ließen. Dabei wurde er vom damaligen Bürgermeister<br />

147


und dem Leiter der Volkshochschule unterstützt. Schließlich wurde ein Freundschaftsverein<br />

als beste Lösung empfunden, der betont unpolitisch agierte und mit dem Ziel antrat, gegenseitiges<br />

Verständnis zwischen den Kulturen zu wecken und Vorurteile abzubauen. Auch <strong>für</strong><br />

eine Gruppe Deutscher wurde so eine Reise in <strong>die</strong> Türkei mit dem Ziel ermöglicht, sich gegenseitig<br />

besser kennen zu lernen. Durch den Verein wurden weitere Reisen organisiert wie<br />

ein Ausflug in das Phantasialand oder eine Berlin-Besichtigung. Außerdem wurden Weihnachtsessen<br />

veranstaltet oder das Ramadan-Fest gemeinsam zelebriert. Der Verein konzentriert<br />

aber überwiegend darauf, dass Türkisch-Deutsche Freundschaftsfest auszurichten.<br />

In seinen Anfängen zählte <strong>die</strong>ses Fest etwa 2.000 bis 3.000 Besucher und fand im Schlachthof<br />

statt. Im letzten Jahr gingen <strong>die</strong> Besucherzahlen auf 1.500 bis 2.000 Besucher zurück,<br />

zudem fand <strong>die</strong> Feier das erste Mal im Blauen Saal im Rathaus statt. Traditionell beginnt <strong>die</strong><br />

Feier mit Live-Musik aus verschiedenen Ländern, gefolgt von Bauchtanz und Folklore. Zudem<br />

werden türkische Speisen und Getränke gereicht.<br />

Die Mitglieder des Vereins könnten sich vorstellen, weitere Aktivitäten wie Sprechstunden <strong>für</strong><br />

Jugendliche anzubieten. Dies ist derzeit aufgrund der finanziellen Lage nicht möglich. Hinzu<br />

kommt auch hier <strong>die</strong> Problematik, entsprechende Räumlichkeiten zu finden.<br />

Die Auswertung des Vereinsregisters hat weitere Vereine aufgezeigt, <strong>die</strong> evtl. einen Bezug<br />

zu Migration oder Integration aufweisen. Bei <strong>die</strong>sen waren allerdings keine Gesprächspartner<br />

zu ermitteln.<br />

5.3 Gesellschaft<br />

Arbeitskreis Asyl<br />

Der Arbeitskreis (AK) Asyl existiert seit mittlerweile über 20 Jahren. Eine Vertreterin betonte,<br />

dass sie von Beginn an stark von der <strong>Stadt</strong> unterstützt worden sind, zeitweise auch finanziell.<br />

Eine Zäsur, so <strong>die</strong> Vertreterin, in der Geschichte des Arbeitskreises stellte <strong>die</strong> Eröffnung der<br />

Kaserne <strong>für</strong> Asylsuchende am Lübecker Ring vor ca. 15 Jahren dar (existiert mittlerweile<br />

nicht mehr). Die <strong>Stadt</strong> hatte einen Runden Tisch eingerichtet, um <strong>die</strong> Nachbarn der Kaserne<br />

bei dem Prozess zu begleiten, auch, da <strong>die</strong> Beobachtung gemacht wurde, dass in anderen<br />

Städten Einrichtungen <strong>die</strong>ser Art zu ausländerfeindlichen Aktionen geführt hatten. Damals<br />

wurde außerdem eine Telefonliste erstellt, über <strong>die</strong> im Fall rechtsextremer Gewalt Personen<br />

gezielt kontaktiert worden wären, um vor Ort zu helfen. Diese Liste bestand nicht unbedingt<br />

aus Mitgliedern des AKs, allerdings war <strong>die</strong>ser unmittelbar daran beteiligt. Derzeit ist der AK<br />

von ehemals zehn auf vier Personen geschrumpft (was mit dem Rückgang der Asylsuchenden<br />

zusammenhängt). Die Mitglieder beschränken sich auf Nachhilfeunterricht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder<br />

Asylsuchender, <strong>die</strong> an der Waldstraße untergebracht sind, oder auf Besuche bei Familien<br />

148


von Geduldeten. Die meisten Asylsuchenden sind mittlerweile von der <strong>Stadt</strong> in privaten Unterkünften<br />

untergebracht worden. Zudem veranstaltet der Arbeitskreis einmal jährlich eine<br />

kleine Feier <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder und organisiert Ausflüge <strong>für</strong> <strong>die</strong>se. Zusätzlich helfen sie den Asylsuchenden<br />

mit Übersetzungen oder begleiten sie z.B. zu Behördengängen.<br />

Arbeitskreis Integration und Kultur<br />

Der Arbeitskreis Integration und Kultur besteht aus einer Reihe von interessierten Bürgern<br />

und beteiligten Institutionen, <strong>die</strong> sich regelmäßig alle sechs Wochen treffen. Ziel war es, eine<br />

Gruppe zu gründen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> alle Ausländer und Migranten spricht, nicht nur <strong>für</strong> einzelne Nationalitäten.<br />

Einer der Anlässe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gründung im Jahr 2008 war <strong>die</strong> Erfahrung, dass viele<br />

Menschen, <strong>die</strong> von unterschiedlichen (späteren) Mitgliedern des Arbeitskreises zur Ausländerbehörde<br />

begleitet wurden, nach Angaben <strong>die</strong>ser Personen "Angst" bei den Behördengängen<br />

hatten und von einem teilweise unfreundlichen Umgang berichteten. Der Arbeitskreis<br />

bezeichnet <strong>die</strong> Arbeit der Ausländerbehörde lange Zeit als sehr restriktiv. Deswegen suchten<br />

Vertreter im Jahr 2008 das Gespräch mit der verantwortlichen, neuen Landrätin. Auch <strong>die</strong><br />

Presse berichtete über <strong>die</strong>se Unterredung. Nach Angaben einer Vertreterin des Arbeitskreises<br />

hat sich seitdem der Umgang der Behörde mit den Ausländern gebessert, <strong>die</strong> zudem<br />

nun verstärkt den Dialog sucht.<br />

Das aktuell zentrale Anliegen des Arbeitskreises zum Zeitpunkt des Interviews war <strong>die</strong> Gründung<br />

eines "Hauses der Kulturen" (HdK). Für <strong>die</strong>ses HdK war ein Konzept erarbeitet worden,<br />

das der <strong>Stadt</strong> in Grundzügen bekannt war, allerdings noch einmal in überarbeiteter, vollständiger<br />

Version vorgelegt werden sollte. Nach dem neuesten von uns recherchierten Stand<br />

sollte das HdK eine Kultur- und Begegnungsstätte sein, in dem Treffen, auch spontaner Art,<br />

stattfinden können. Nach Angaben einer Vertreterin soll das Haus helfen, das unter den Migranten<br />

vorhandene Potential zu nutzen und eine Begegnungsstätte <strong>für</strong> Migranten und Deutsche<br />

sein. Die Palette angedachter, möglicher Aktivitäten in <strong>die</strong>sem Haus ist breit: Die Horizonte<br />

der Kinder sollen durch Angebote erweitert werden, da zunehmend <strong>die</strong> Beobachtung<br />

gemacht wurde, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kinder kein Freizeitangebot existiert. Es ist angedacht, Nachhilfe<br />

<strong>für</strong> Kinder durch gut ausgebildete Ausländer zu geben. Zudem könnte eine Bibliothek eingerichtet<br />

werden. Weiterhin sind Länder- und Themenabende angedacht, bei denen Literatur<br />

und Musik einzelner Länder und Kulturen vorgestellt werden sollen. Auch soll das Haus nach<br />

Möglichkeit Platz <strong>für</strong> Feierlichkeiten sowie <strong>für</strong> Ausstellungen von ausländischen Künstlern<br />

bieten. Es wird auch über ein gezieltes soziales Engagement wie der Begleitung von Senioren<br />

durch Migranten nachgedacht.<br />

Das Haus soll hauptsächlich von Ehrenamtlichen betrieben werden, <strong>die</strong> Ausstattung soll<br />

durch Spenden und freiwillige Arbeit gewährleistet werden. Der Arbeitskreis wünscht sich <strong>für</strong><br />

149


das Haus <strong>die</strong> Unterstützung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, einerseits in Bezug auf Fragen der Räumlichkeiten,<br />

andererseits in Hinsicht auf eine fest angestellte Kraft, <strong>die</strong> z.B. auf 400-Euro-Basis<br />

arbeiten könnte und vor allem <strong>die</strong> Koordination übernehmen sollte. Als Standort würde der<br />

Arbeitskreis <strong>die</strong> Innenstadt favorisieren.<br />

Zwei Gesprächspartner äußerten sich kritisch zu den möglichen Plänen. Ein Interviewter<br />

äußerte Zweifel an der Umsetzbarkeit, gerade hinsichtlich der Frage, ob so viele Ehrenamtliche<br />

gewonnen werden könnten. Das Haus der Kulturen weise außerdem große Ähnlichkeit<br />

zum "Alten Schlachthof" auf. Ein weiterer (Y-IV) fragte kritisch, ob das bislang vorgestellte<br />

Konzept genügend Programmvielfalt beinhalte, um eigenständige Räumlichkeiten zu rechtfertigen.<br />

Internationaler Freundeskreis<br />

Die Anfänge des Internationalen Freundeskreises reichen bis zum Jahr 1993 zurück. Der<br />

Freundeskreis ist kein Verein, sondern begann als Diskussionsrunde aus dem Wunsch heraus,<br />

Ausländer und Deutsche zu gemeinsamen Gesprächen über bestimmte Themen zusammenzuführen.<br />

Zwischenzeitlich wurden bestimmte Länderabende zu Russland, Türkei,<br />

Peru, England u.a. durchgeführt, wozu auch <strong>die</strong> <strong>Soest</strong>er Bevölkerung und <strong>die</strong> Presse eingeladen<br />

wurden. Zur Zeit des Interviews trafen sich <strong>die</strong> Mitglieder, ca. acht bis 15 Personen,<br />

einmal im Monat und gingen gemeinsam essen oder veranstalteten Ausfläge, etwa zum<br />

Möhnesee. Bereits im elften Jahr veranstaltet der Freundeskreis das sog. "Internationale<br />

Fußballturnier", zu dem acht Mannschaften mit Spielern aus unterschiedlichen Ländern eingeladen<br />

werden, auch <strong>die</strong> ausländischen Studenten der Fachhochschule <strong>Soest</strong>. Ein besonderer<br />

Höhepunkt <strong>für</strong> <strong>die</strong> ausländischen Stu<strong>die</strong>renden ist das traditionelle Nikolausfest im<br />

Technik-Museum der Fachhochschule, an dem i.d.R. Studenten aus über 25 Ländern teilnehmen.<br />

Zudem zeichnet sich der Freundeskreis verantwortlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bürgerradio-Sendung "Bürgerradio<br />

International", <strong>die</strong> einmal im Monat <strong>für</strong> eine Stunde Themen mit Bezug zu Kultur, Migration<br />

und Integration im Kreis <strong>Soest</strong> in den Fokus nimmt.<br />

150


5.4 Institutionen im Bereich Bildung, Fortbildung und Forschung<br />

Integrationskurse des BAMF<br />

Das Mitarbeiter des BAMF teilten auf Anfrage mit, dass es einen Kursträger <strong>für</strong> Integrationskurse<br />

gebe, der seinen Hauptsitz auch in <strong>Soest</strong> habe. Aus Datenschutzgründen konnten <strong>die</strong><br />

Namen der Träger nicht mitgeteilt werden. Die Daten über <strong>die</strong> Teilnehmer- und Absolventenstruktur<br />

von 2005 bis 2008 wurden aber zur Verfügung gestellt (s. Annex-Tab. 31 bis 39). Es<br />

lassen sich nur partiell Aussagen über den Erfolg der Kurse treffen. Zwischen 2005 und 2008<br />

wurden 368 neue Kursteilnehmer registriert, lediglich 244 Teilnehmer absolvierten einen<br />

Kurs erfolgreich. Es kann aber derart zu Verzerrungen kommen, dass <strong>die</strong> Teilnehmer aus<br />

dem Jahr 2008 erst 2009 und damit nach Erhebungsende <strong>die</strong> Kurse erfolgreich absolvierten.<br />

Wird z.B. nur der Zeitraum von 2005 bis 2007 betrachtet, haben nur noch 277 Personen einen<br />

Integrationskurs neu begonnen, womit <strong>die</strong>se Zahl um nur noch 33 Personen über der<br />

Zahl der Absolventen im Zeitraum 2005 bis 2008 liegt. Auch <strong>die</strong> Einteilung nach Statusgruppen<br />

und der Vergleich der neuen Kursteilnehmer von 2005 bis 2007 und der Absolventen<br />

von 2005 bis 2008 zeigen, dass es zwischen <strong>die</strong>sen Zahlen zu nur geringen Divergenzen<br />

kommt. Einen größeren Abstand weisen hier lediglich <strong>die</strong> Spätaussiedler auf, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Zahl<br />

der neuen Teilnehmer mit 18 Personen über der Zahl der Absolventen lieg.<br />

Islam-Archiv<br />

Das "Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland" verwahrt und verwaltet Dokumente zu islamischen<br />

Gemeindegründungen, leistet dokumentarische Begleitung des Lebens der islamischen<br />

Einwohner in Deutschland und fördert den Dialog zwischen Moslems und den Angehörigen<br />

anderer Glaubensbekenntnisse und Weltanschauungen. Zudem erstellt es Gutachten<br />

<strong>für</strong> Behörden, weitere Körperschaften und gesellschaftliche Einrichtungen und sucht den<br />

Dialog z.B. mit Stiftungen und Parteien. Das Archiv führt auch Umfragen unter den in<br />

Deutschland lebenden Muslimen durch. Zudem verleiht es jährlich den "Mohammad-Nafi-<br />

Tschelebi Friedenspreis" an Menschen, <strong>die</strong> mit ihrem Islamverständnis <strong>für</strong> Völkerverständigung<br />

stehen. Nach eigenen Angaben ist es <strong>die</strong> älteste islamische Einrichtung <strong>die</strong>ser Art im<br />

deutschsprachigen Raum. Das Islam-Archiv nimmt daher in <strong>die</strong>ser Kategorie eine gesonderte<br />

Position ein, denn es ist keine Organisation, <strong>die</strong> sich direkt an <strong>die</strong> Migranten <strong>Soest</strong>s richtet<br />

und unterscheidet sich damit thematisch von den anderen in Kapitel 5 aufgeführten Institutionen.<br />

Vielmehr ist es eine Forschungseinrichtung und kann damit als ein lokal verankerter<br />

'Experte' <strong>für</strong> Fragen des Islams angesehen werden.<br />

151


Kolping-Bildungswerk Paderborn / Kolping-Bildungsstätte<br />

Das Kolping-Bildungswerk bietet seit langer Zeit Kurse und Fortbildungen mit Bezug zu Migrations-<br />

und Integrationsthemen an und führt einen eigenen "Fachbereich Integration und<br />

politische Bildung". In den 1990er Jahren wurden dort etwa Integrationskurse <strong>für</strong> (Spät-)Aussiedler<br />

veranstaltet, <strong>die</strong> eher Orientierungs- als Sprachkurse waren und Titel wie "Alte Heimat,<br />

neue Heimat" trugen. Seit 2005 führt das Bildungswerk auch Integrationskurse des<br />

BAMF durch, bislang insgesamt 16 Kurse. Die Kurse unterteilen sich in insgesamt 600 Stunden<br />

Sprachunterricht sowie 45 Stunden Orientierungskurse mit Grundlagen Politik, Recht<br />

und Geschichte. Sofern eine Person das Sprachniveau B1 nicht erreicht hat, können weitere<br />

Kurse mit weiteren 300 Stunden belegt werden. Dies birgt organisatorische Schwierigkeiten,<br />

da nur wenige Migranten <strong>die</strong> zusätzlichen Stunden absolvieren müssen. Zudem führt das<br />

Bildungswerk bei Bedarf und Nachfrage auch spezielle Kurse des BAMF wie Alphabetisierungs-,<br />

Eltern-, Jugend- oder Förderkurse durch, <strong>die</strong> einen Umfang von 900 Stunden haben.<br />

2009 bot das Bildungswerk erstmals Kurse zur berufsbezogenen Sprachförderung des Europäischen<br />

Sozialfonds und des BAMF an ("ESF-BAMF-Programm"), welche <strong>die</strong> Chancen von<br />

Migranten auf einen Arbeitsplatz erhöhen sollen. Die Kurse bestehen aus theoretischem Unterricht,<br />

einem Praktikum und Betriebsbesichtigungen.<br />

Neben <strong>die</strong>sen Kursen hat das Bildungswerk aber in jüngerer Zeit auch Projekte im Auftrag<br />

der AHA durchgeführt, wie etwa <strong>die</strong> "Sprachberufsschule", <strong>die</strong> drei Monate berufsbezogene<br />

Sprachförderung und drei Monate Betriebspraktikum umfasst. Zudem liefen weitere Kurse<br />

mit Bezug zu Fragen von Integration, etwa Rhetorik-Kurse und Kommunikationsunterricht <strong>für</strong><br />

Schüler mit Migrationshintergrund oder ein Kurs mit Namen "Fremde Lebens- und Erfahrungswelten",<br />

welcher als Weiterbildung <strong>für</strong> Lehrer und Beschäftigte in Weiterbildungseinrichtungen<br />

gedacht war. Auch intern hat das Kolping-Bildungswerk Weiterbildungen zum<br />

Thema Integration angeboten.<br />

Zur Zeit des Interviews plante das Bildungswerk, ein Projekt zu initiieren, bei dem einzelne<br />

Personen professionell geschult werden, <strong>die</strong> sich bereits zuvor mit Migranten gearbeitet haben.<br />

Dies ist aus der Beobachtung entstanden, dass Migranten oft mit einer Begleitperson zu<br />

Behörden kommen, <strong>die</strong> Deutsch spricht. Für <strong>die</strong> Begleitperson tauchten allerdings rechtliche<br />

und praktische Fragen auf, <strong>die</strong> in einem solchen Seminar aufgegriffen werden könnten.<br />

Volkshochschule<br />

Die Volkshochschule (VHS) ist ein wichtiger Träger von Bildungs- und Fortbildungsmaßnahmen<br />

auch <strong>für</strong> Migranten in <strong>Soest</strong>. Seit mehreren Jahren bietet sie Deutsch-als-<br />

Fremdsprache-Kurse, Prüfungen oder Kurse in Alphabetisierung an. Migranten nehmen zudem<br />

an Kursen teil, in denen Schulabschlüsse nachgeholt werden können. Die Nachfrage<br />

152


nach Sprachkursen aus dem "normalen" VHS-Angebot nimmt allerdings stetig ab, da viele<br />

Migranten und Zuwanderer an den Zuwanderungskursen teilnehmen, <strong>die</strong> vom BAMF in Kooperation<br />

mit anderen Trägern vor Ort durchgeführt werden. Gerade in den Eingangsstufen<br />

ist es daher schwierig, genügend Teilnehmer <strong>für</strong> Kurse zusammen zu bekommen. Früher<br />

gab es aus dem Sozialetat der <strong>Stadt</strong> Geld <strong>für</strong> <strong>die</strong> kostenlose Unterrichtung von Asylsuchenden.<br />

Angeboten wurden auch schon besondere Schwimmkurse <strong>für</strong> Frauen islamischen<br />

Glaubens.<br />

Die VHS in <strong>Soest</strong> führt keine der vom BAMF konzipierten Integrationskurse durch, womit sie<br />

nach eigenen Angaben eine der wenigen Volkshochschulen ist, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Kurse nicht anbietet.<br />

Der Gesprächspartner war der Meinung, dass aufgrund der Konzeption der Kurse es<br />

nicht möglich ist, <strong>die</strong> Teilnehmer in einem ausreichend Maß zu ihrem Lernziel zu führen. Die<br />

Durchfallquote sei extrem hoch, ein nicht unerheblicher Teil der Teilnehmer seien Analphabeten.<br />

Die den Kursen möglicherweise vorgeschaltete Alphabetisierung existiert erst seit<br />

einem Jahr. Zudem seien <strong>die</strong> Niveaus der Teilnehmer in den Integrationskursen extrem unterschiedlich,<br />

so dass es <strong>für</strong> manche eine Zumutung sei, <strong>die</strong>se zu absolvieren, <strong>für</strong> andere<br />

seien sie zu schwer. Außerdem hält <strong>die</strong> VHS mögliche repressive Schritte, <strong>die</strong> sich aus einem<br />

schlechten Abschneiden bei ihnen belegter Kurse gegenüber den Migranten ergeben<br />

können, <strong>für</strong> nicht vereinbar mit ihrem Selbstverständnis als Bildungseinrichtung. Prüfungen<br />

im Anschluss an Integrationskurse nimmt <strong>die</strong> VHS allerdings ab, da sie Prüfungszentrum ist.<br />

Die VHS hatte zudem in Abstimmung mit der <strong>Stadt</strong> in der Schulleiterkonferenz 2007 den<br />

Schulen angeboten, dass sie <strong>für</strong> Kinder mit Migrationshintergrund in den Eingangsschulklassen<br />

der weiterführenden Schulen umsonst Deutschkurse anbieten würde. Dies wurde zwar<br />

in der Konferenz diskutiert, führte aber letztlich zu einer nur verhaltenen Reaktion: Das Gros<br />

der Schulen hat sich auf ein Anschreiben, ob Interesse an einem solchen Angebot besteht,<br />

nicht gemeldet. Die Realschulen gaben an, dass nach Prüfung ihrer Schüler kein Bedarf<br />

hier<strong>für</strong> gesehen wurde. Eine Gruppe Schüler kam von der Gesamtschule und war neun<br />

Schüler stark und altersübergreifend besetzt. Nach einem Jahr begleitenden Unterricht war<br />

der Durchschnitt der Schüler nach Angaben des Mitarbeiters der VHS um eine Note besser.<br />

Im VHS-Ausschuss wurde nach Angaben des Interviewpartners beschlossen, dass nach der<br />

Sommerpause 2009 Gelder <strong>für</strong> mehr Sprachförderung bereitgestellt würden, sofern <strong>die</strong>s<br />

nicht in anderen Ausschüssen geschehe.<br />

153


ZUSAMMENFASSUNG 14: Institutionen und Initiativen<br />

In <strong>Soest</strong> lassen sich eine Reihe von Institutionen ausmachen, <strong>die</strong> sich mit Fragen von Mig-<br />

ration und Integration befassen oder den sog. Migrantenselbstorganisationen zuzurechnen<br />

sind. Hinzu tritt eine Vielzahl von Einrichtungen, <strong>die</strong> mit ihrem Engagement speziell auf<br />

den <strong>Soest</strong>er Süden fokussieren. Auch haben verschiedene Bildungseinrichtungen Ange-<br />

bote zu Aspekten von Migration und Integration in ihrem Programm; teilweise sind sie Auf-<br />

tragnehmer des Bundesamtes <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge zwecks Durchführung von In-<br />

tegrationskursen.<br />

Bemängelt wurde von den Interviewpartnern, dass <strong>die</strong> Institutionen mit Fokus Migration<br />

und Integration in <strong>Soest</strong> nur schwach vernetzt sind. Allerdings existiert seit 2008 ein Ar-<br />

beitskreis Integration und Kultur, in dem viele der Organisationen vertreten sind. Dieser<br />

Arbeitskreis strebt ein sog. "Haus der Kulturen" als eine interkulturelle Begegnungsstätte<br />

an und wird dabei von einer breiten Basis der Migranten- und weiterer Organisationen un-<br />

terstützt. Mehrere Organisationen haben bei der Beschreibung ihrer Aktivitäten auf Platz-<br />

mangel hingewiesen.<br />

154


6. Integrationspolitische Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der von uns im Rahmen der Erstellung <strong>die</strong>ses Berichts<br />

durchgeführten Recherchen bestehen <strong>die</strong> nachfolgenden integrationspolitischen Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> aus drei Hauptteilen.<br />

Im ersten Teil (6.1) machen wir einen Vorschlag zur Etablierung eines kontinuierlichen Integrationsmonitorings<br />

in <strong>Soest</strong>, das sicher stellen soll, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Bereiche<br />

der Integration das erforderliche Wissen als Basis <strong>für</strong> zukünftige politische Entscheidungsprozesse<br />

regelmäßig und kontinuierlich fortgeschrieben zur Verfügung steht. Diesen Vorschlag<br />

unterbreiten wir aufgrund der Erfahrung, <strong>die</strong> wir im Rahmen unserer Erhebung gemacht<br />

haben, dass mehrfach erforderliche Daten zur Einwohnerschaft mit Migrationshintergrund,<br />

zu ihrer Präsenz und ihren Karrieren in den Bereichen Bildung, Ausbildung und<br />

Arbeit, zu ihrer Haushalts- und Wohnsituation sowie zum Vereinswesen nicht oder nur unvollständig<br />

verfügbar sind und z. T. auch im Rahmen <strong>die</strong>ser Untersuchung nur mit größerer<br />

Mühe oder gar nicht zu bekommen waren, sei es, dass sie nicht erhoben sind, sei es, dass<br />

sie zwar vorhanden, aber nur sehr schwer zugänglich sind. Hier bedarf es nach unserer Einschätzung<br />

einer einmaligen, auch zeitlich durchaus überschaubaren Anstrengung, einen<br />

relevanten Datensatz festzulegen und <strong>die</strong> entsprechenden Daten dann einmal zu erheben<br />

bzw. zusammen zu stellen, um sie anschließend mit vertretbarem Aufwand regelmäßig fortzuschreiben.<br />

Der Vorteil eines solchen Monitorings besteht darin, dass sich <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> damit<br />

in <strong>die</strong> Lage versetzt, Prozesse der Integration, <strong>die</strong> langfristig und generationenübergreifend<br />

ablaufen, dauerhaft beobachten und vor <strong>die</strong>sem Hintergrund auch einschätzen zu können,<br />

welche ihrer integrationspolitischen Maßnahmen Erfolge zeitigen, wo es der Veränderung<br />

bedarf, aber auch welche Maßnahmen sich als eher entbehrlich erweisen und welche sich<br />

ggf. aufgrund von erreichten Erfolgen erledigen.<br />

Im zweiten Teil (6.2) identifizieren wir eine Reihe von unmittelbaren Handlungsempfehlungen,<br />

<strong>die</strong> sich selbst vor dem Hintergrund, dass manches aufgrund fehlenden Wissens bzw.<br />

fehlender Daten nicht genau zu ermitteln war, gewissermaßen aus dem 'reinen Hinsehen<br />

und Zuhören' und den dabei ins Auge springenden Bedarfen ergeben.<br />

Im dritten Teil unserer Empfehlungen (6.3) findet sich ein knapper Hinweis auf <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />

eines Integrationsleitbildes.<br />

155


6.1 Integrationsmonitoring<br />

Eine effektive und den Herausforderungen angemessene kommunale Integrationspolitik<br />

kann nur gelingen, wenn ein gesichertes empirisches Wissen über den Stand der Integration<br />

der Migranten und ihrer Familien bevorratet wird. Dieses Wissen sollte den Stand der Integration<br />

der Migranten in <strong>Soest</strong> und erkennbare Defizite ebenso umfassen wie den Stand der<br />

Beziehungen zwischen der Mehrheitsbevölkerung und den Migranten. Um <strong>die</strong> Potentiale, <strong>die</strong><br />

internationale Zuwanderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> bieten, zu nutzen, um Ressourcenverschwendung<br />

zu vermeiden und <strong>die</strong> Erfolgswahrscheinlichkeit von integrationspolitischen<br />

Maßnahmen zu erhöhen, sollte sich <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> also ein möglichst detailliertes Bild über <strong>die</strong><br />

Lebenslage ihrer Bevölkerung in Bezug auf Migration und Integration machen (können).<br />

Einen Beitrag dazu versucht der vom IMIS erarbeitete Bericht zu leisten. Im Rahmen seiner<br />

Erarbeitung wurde das verfügbare Wissen zum Stand der Integration der dauerhaften Zuwanderungsbevölkerung<br />

in <strong>Soest</strong> aus verschiedenen Datenquellen zusammengetragen.<br />

Teilweise wurden <strong>die</strong> interessierenden Daten in Zusammenarbeit mit der <strong>Stadt</strong> und anderen<br />

Stellen erhoben. Deutlich wurden dabei zwei Dinge:<br />

(1) Bislang existiert keine regelmäßige und zentrale Erfassung sowie Zusammenstellung der<br />

Daten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Fragen von Integration relevant sind. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> verfügt über kein Instrument,<br />

welches es ihr ermöglicht, Veränderungen im Sinne einer Verbesserung oder Verschlechterung<br />

des Status-Quo regelmäßig zu erfassen. Diese fehlende Integrationsberichterstattung<br />

erlaubt es ihr auch derzeit nicht, sich im Bedarfsfall einen je nach Problemlagen<br />

zugeschnittenen raschen Überblick über bestimmte Bereiche oder Entwicklungen zu verschaffen.<br />

(2) Viele der Daten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine Integrationsbeobachtung in <strong>Soest</strong> relevant sind, waren den<br />

zuständigen Ämtern nicht unmittelbar bekannt. Es stellte sich während der Recherchen aber<br />

auch heraus, dass ein Großteil der interessierenden Daten bereits an anderer Stelle erhoben<br />

wurde und von der <strong>Stadt</strong> auf Anfrage abgerufen werden könnte. Als Beispiel sind hier <strong>die</strong><br />

Daten zu Schülern mit Zuwanderungsgeschichte zu nennen, <strong>die</strong> von den Schulen erhoben<br />

werden. Diese Daten könnte <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> – ebenso wie <strong>die</strong> Zahlen der Ausländer und Aussiedler<br />

– ohne größeren Aufwand direkt von den Schulen abfragen. Andere Beispiele von Daten,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> eine systematische Integrationsbeobachtung relevant sind, wären <strong>die</strong> Anzahl der ausländischen<br />

Gewerbetreibenden, <strong>die</strong> von der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> selbst erhoben werden könnten,<br />

oder <strong>die</strong> Zahlen zur Arbeitslosigkeit von Ausländern, <strong>die</strong> mit geringem Aufwand über <strong>die</strong> BA<br />

erhältlich sind. Zudem fand sich in der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> kein Ansprechpartner innerhalb der Verwaltung,<br />

der einen Gesamtüberblick über <strong>die</strong> jeweils interessierenden Daten geben konnte.<br />

Dies erschwert <strong>die</strong> Zusammenstellung relevanter Daten bei einem gegebenen Anlass enorm.<br />

In der Praxis führt <strong>die</strong>s dazu, dass <strong>die</strong> interessierenden Daten üblicherweise nicht in einer <strong>für</strong><br />

156


eine systematische Integrationspolitik angemessenen Weise aufbereitet sind und der Soes-<br />

ter Verwaltung daher auch nicht zur Verfügung stehen. Als Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Problematik<br />

sind <strong>die</strong> Abweichungen zu nennen, <strong>die</strong> sich zwischen den in <strong>die</strong>sem Bericht vorrangig verwendeten<br />

Auszügen aus der Plandatenbank der <strong>Stadt</strong> und den Daten von IT.NRW ergeben,<br />

und <strong>die</strong> nicht hinreichend aufgeklärt werden konnten.<br />

Im Überblick zeigen sich damit verschiedene Datenlücken. Ohne Zweifel ist <strong>die</strong> migrationsund<br />

integrationsbezogene Datenlage der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> hinsichtlich Erhebung, Zusammenstellung<br />

und Pflege verbesserungsbedürftig. Viele der relevanten Daten können aber mit einem<br />

vergleichsweise geringen Aufwand erstellt bzw. an anderer Stelle abgerufen werden.<br />

Empfohlen wird der daher der Aufbau und <strong>die</strong> Pflege eines Integrationsmonitorings der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>. Eine solche kontinuierliche Selbstbeobachtung der <strong>Stadt</strong>, <strong>die</strong> regelmäßig (z.B.<br />

alle zwei Jahre) in Form eines kommunalen Integrationsberichts schriftlich und digital durchgeführt<br />

wird, erlaubt es, sich jederzeit mit überschaubarem Aufwand einen raschen und<br />

sachangemessenen Überblick über zentrale Aspekte des Stands der Integration der <strong>Soest</strong>er<br />

Migrationsbevölkerung zu verschaffen. Damit können <strong>die</strong> komplexen Situationen und Konstellationen,<br />

in denen sich Zuwanderer(-familien) befinden und in denen sich ihnen je unterschiedliche<br />

Integrationsherausforderungen stellen, analysiert werden. Ein differenziertes Integrationsmonitoring<br />

erlaubt es auch, das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu erkennen<br />

(z.B. in den Bereichen der vorschulischen Erziehung, der schulischen Leistungen, der<br />

beruflichen Aus- und Weiterbildung und der Beschäftigung). So werden frühzeitige und<br />

sachadäquate, d.h. ressortspezifische oder auch ressortübergreifende, Reaktionen ermöglicht.<br />

Damit bildet das empfohlene Integrationsmonitoring eine wesentliche Grundlage einer<br />

nachhaltigen und "nachholenden Integrationspolitik" (Bade et al. 2007) der Zukunft.<br />

Das Monitoring schafft außerdem <strong>die</strong> Voraussetzungen da<strong>für</strong>, regelmäßig Erfolge und Misserfolge<br />

kommunaler Integrationspolitik zu evaluieren, Erreichtes zu verstetigen und Verfehltes<br />

erneut der politischen Prüfung und Planung zu unterziehen, um so knappe Ressourcen<br />

gezielt und gewinnbringend einzusetzen.<br />

Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über <strong>die</strong> <strong>für</strong> das Integrationsmonitoring der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> zu erhebenden Daten. Diese Übersicht baut unmittelbar auf den Recherchen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>sen Bericht auf. Zunächst erfolgt eine Nennung der zu erhebenden Daten, anschließend<br />

ein Verweis auf <strong>die</strong> empfohlene Ausprägung und Datentiefe, <strong>die</strong> Erhebungshäufigkeit sowie<br />

<strong>die</strong> mögliche Quelle der Daten. Außerdem wird ein Hinweis gegeben, ob <strong>die</strong>se Daten von<br />

der <strong>Stadt</strong> selbst erhoben oder aufbereitet werden müssten. Schließlich wird auf <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Fundstellen in <strong>die</strong>sem Bericht verwiesen, also auf <strong>die</strong> entsprechenden Tabellen und<br />

Abbildungen.<br />

157


BEVÖLKERUNG<br />

Einwohnerzahl<br />

Gesamtzahl / Anzahl Deutsche / Anzahl Ausländer (einzelne Nationalitäten) / Anzahl EMR-<br />

Migranten (anhand 1. und 2. Staatsangehörigkeit sowie Geburtsort bzw. Geburtsland: Fort-<br />

schreibung der Erhebung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> und des IMIS) / in 5-Jahres-Altersgruppen / ge-<br />

trennt nach Geschlecht<br />

Quelle: IT.NRW / EMR bzw. PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (z.T. selbst zu erheben und zu berech-<br />

nen: s. Tab. 1, 2 und 9 / Annex-Tab. 1 und 5 / Abb. 1, 5, 6, 7 und 8)<br />

Durchschnittsalter, Verweildauer und Verweilrelation<br />

Bevölkerung gesamt / Ausländer / EMR-Migranten<br />

Quelle: EMR bzw. PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (teilweise selbst zu berechnen: s. Tab. 3)<br />

Zu- und Fortzüge<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer / Zuzugsjahr und Zuzugshäufigkeit<br />

Quelle: IT.NRW (z.T. selbst zu berechnen: Annex-Tab. 2 und 3 / Abb. 2)<br />

Zugewiesene (Spät-)Aussiedler<br />

Gesamt / Herkunftsländer / Geschlecht<br />

Quelle: Bezirksregierung Arnsberg/Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Integration (Annex-Tab. 4 / Abb.<br />

3)<br />

Jüdische Zuwanderung<br />

Gesamt<br />

Quelle: Bezirksregierung Arnsberg/Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Integration<br />

Asylsuchende, De-Facto-Flüchtlinge und Geduldete<br />

Gesamt und Relation der Gruppen zu Gesamt<br />

Quelle: Ausländerbehörde Kreis <strong>Soest</strong> (z.T. selbst zu berechnen: Tab. 4)<br />

Einbürgerungen<br />

Gesamt / nach Nationalitäten<br />

Quelle: IT.NRW (Annex-Tab. 5 / Abb. 4)<br />

Geburten<br />

Geburten der Gesamtbevölkerung / Geburten Deutsche / Geburten Ausländer<br />

Quelle: IT.NRW (Tab. 6)<br />

Kinderanzahl<br />

Anzahl der Kinder pro Haushalt <strong>für</strong> Deutsche, Ausländer und EMR-Migranten<br />

Quelle: EMR bzw. PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (selbst zu berechnen <strong>für</strong> Deutsche und Ausländer,<br />

<strong>für</strong> EMR-Migranten wäre <strong>die</strong>s noch selbst zu erheben; <strong>für</strong> Ausländer: Tab. 7 und 8)<br />

158


BEVÖLKERUNGSVERTEILUNG<br />

Verteilung der Bevölkerung über das <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

Gesamt / Ausländer / EMR-Migranten / Bezirke / Unterbezirke / 5-Jahres-Altersgruppen<br />

Quelle: Einwohnermelderegister (z.T. selbst zu erheben und zu berechnen: Tab. 10, 11, 12,<br />

und 13 / Annex-Tab. 7 und 8 / Abb. 25, 26 und 27 / Annex-Abb. 1 und 2))<br />

Verteilung der Arbeitslosengeld-II-Empfänger<br />

Gesamt / Bezirke / Unterbezirke<br />

Quelle: unbekannt / <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (selbst zu erheben)<br />

KINDERGÄRTEN UND KINDERTAGESEINRICHTUNGEN<br />

Kinder mit Migrationshintergrund an Kitas<br />

Kinder mit und ohne Migrationshintergrund / ausländische Kinder / <strong>für</strong> Kitas gesamt sowie<br />

<strong>für</strong> einzelne Kitas / Anzahl der Kinder mit Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen<br />

Quelle: Kindertageseinrichtungen (neu und selbst zu erheben: Annex-Tab. 9)<br />

Diese Daten wurden, <strong>die</strong>s zeigten Interviews, bereits unabhängig von der vom IMIS initi-<br />

ierten Sonderabfrage von den Kitas erhoben; daher sind künftige Abfragen mit weniger<br />

Aufwand verbunden.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Daten ist es notwendig, <strong>die</strong> Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Kitas (ggf. anonymisiert)<br />

festzuhalten, um eine mögliche Konzentration von Kindern mit Migrationshintergrund an<br />

einzelnen Kitas ersehen zu können.<br />

Diese Daten sollten mit der entsprechenden Verteilung der Bevölkerungsgruppen abge-<br />

glichen werden, um feststellen zu können, ob es zu Konzentrationen kommt, <strong>die</strong> nicht aus<br />

der Zusammensetzung der umliegenden Wohnbevölkerung erklärt werden können.<br />

Anteil der Kindergartenkinder an allen Kindern<br />

Kinder mit und ohne Migrationshintergrund / ausländische Kinder / <strong>für</strong> 3 – 6-Jährige<br />

Quelle: Kindertageseinrichtungen / Abgleich mit Bevölkerungsdaten (s.o.) (neu und selbst<br />

zu erheben)<br />

Grundschulwahl nach Kita-Besuch<br />

Erhebung durch jährliche Zählung (nach Kindergarten/Grundschule) durch Kindergärten<br />

kurz vor Ende des Kindergartenjahres<br />

SCHULEN<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> erhielt zur Zeit der Erstellung des Berichts nur einen Teil der Daten, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Schulen der <strong>Stadt</strong> offiziell an IT.NRW übermitteln müssen (Schülerzahl, Ausländer,<br />

(Spät-)Aussiedler). Dies ließe sich mit geringem Aufwand ändern. Allerdings befanden sich<br />

einige Schulen zur Zeit der Umfrage in einer Software-Umstellung, so dass nicht alle und<br />

nicht alle älteren Daten verfügbar waren. Daher ist mit den Schulen abzusprechen, wann<br />

welche Datenübermittlungen wie möglich sind.<br />

159


Einen Überblick über mögliche weitere Daten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schulen erheben, gibt der Bil-<br />

dungsbericht des Bildungsministeriums NRW. Hier lassen sich bei Bedarf weitere Daten<br />

finden, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ein Integrationsmonitoring Relevanz besitzen können (z.B. Zahl der Lehrer<br />

mit Migrationshintergrund). Aufgrund des geringen Rücklaufs der Schuldaten konnte <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>sen Bericht nicht recherchiert werden, welche <strong>die</strong>ser Daten auch tatsächlich aktuell von<br />

den Schulen erhoben werden.<br />

Schülerzahlen nach einzelnen Grundschulen und Geschlecht<br />

Gesamtzahl / Schüler mit Zuwanderungsgeschichte / Ausländische Schüler / Aussiedler<br />

Quelle: Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (neu abzufragen, ähnlich Annex-Tab. 10 / Abb. 9)<br />

Bei <strong>die</strong>sen Daten ist es notwendig, <strong>die</strong> Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Grundschulen (ggf. ano-<br />

nymisiert) festzuhalten, um eine mögliche Konzentration von Kindern mit Migrationshin-<br />

tergrund an einzelnen Grundschulen erkennen zu können, gerade im Hinblick auf mögliche<br />

Folgen der mit der Abschaffung der Schulbezirke gegebenen Freiheit der Grundschulwahl.<br />

Übergangsquoten von Grundschulen auf weiterführende Schulen<br />

nach einzelner Grundschule auf weiterführende Schule / Deutsche / Ausländer / Aussiedler<br />

/ Schüler mit Zuwanderungsgeschichte / Geschlecht<br />

Quelle: Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (neu abzufragen; s. <strong>für</strong> Ausländer: Annex-Tab. 11)<br />

Bei <strong>die</strong>sen Daten ist es notwendig, <strong>die</strong> Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Grundschulen (ggf. ano-<br />

nymisiert) festzuhalten, um möglicherweise verfestigte Übergangskonstellationen zu erse-<br />

hen.<br />

Überweisungsempfehlungen von Grundschulen auf weiterführende Schulen<br />

Überweisungsempfehlungen nach Grundschule auf weiterführende Schule / Deutsche /<br />

Ausländer / Aussiedler / Schüler mit Zuwanderungsgeschichte / Geschlecht<br />

Quelle: Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (neu in Kooperation mit den Schulen abzufragen)<br />

Bei <strong>die</strong>sen Daten ist es notwendig, <strong>die</strong> Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Grundschulen (ggf. ano-<br />

nymisiert) festzuhalten, um möglicherweise verfestigte Empfehlungs- bzw. Überweisungs-<br />

konstellationen zu erkennen.<br />

Schüler nach weiterführenden Schulen <strong>für</strong> Schulformen und Geschlecht<br />

Gesamtzahl / Schüler mit Zuwanderungsgeschichte / Ausländische Schüler / Aussiedler<br />

Quelle: Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (teilweise neu zu erheben; <strong>für</strong> Ausländer und Aussiedler:<br />

Annex-Tab. 12 / Abb. 10, <strong>für</strong> Schüler mit Zuwanderungsgeschichte: Abb. 11)<br />

Schulabschlüsse von Schulabgängern<br />

ohne Hauptschulabschluss / Hauptschulabschluss / Realschulabschluss / Fachhochschul-<br />

reife / Abitur<br />

Gesamt / Ausländer / Aussiedler / Schüler mit Zuwanderungsgeschichte / Geschlecht<br />

Quelle: Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (neu abzufragen, u.U. selbst zu berechnen; ohne Schüler<br />

mit Zuwanderungsgeschichte vgl. Tab. 13, 14, 15, 16 und 17 / Abb. 12)<br />

160


Verbleib der Schulabgänger<br />

Gesamt / Ausländer / Aussiedler / Schüler mit Zuwanderungsgeschichte<br />

in Arbeit / Arbeitslos / Ausbildung / Studium / Weiteres<br />

Quelle: Schulen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (neu zu erheben)<br />

Die Recherchen haben gezeigt, dass <strong>die</strong> Schulen unterschiedliche Konzepte der Förde-<br />

rung von Migranten etabliert haben. Hilfreich wäre <strong>die</strong> Entwicklung eines Instruments, mit<br />

dem erfolgreiche Konzepte sichtbar gemacht werden, damit <strong>die</strong> gewonnenen Erfahrungen<br />

einer Schule im Erfolgsfall auch von anderen Schulen angewandt werden können. Als Er-<br />

folgsindikator bietet sich der Verbleib der Schüler nach dem Schulbesuch an. Die <strong>Stadt</strong> soll-<br />

te sich also bemühen, in Zusammenarbeit mit den Schulen eine Verbleibsübersicht zu ers-<br />

tellen.<br />

BERUFLICHE AUSBILDUNG<br />

Anzahl Auszubildende<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (z.T. selbst zu berechnen: Tab. 14)<br />

Diese Zahlen sind mit den jeweiligen Anteilen in der Bevölkerung ins Verhältnis zu set-<br />

zen (s. Annex-Tab. 18).<br />

Bewerber um Ausbildungsstellen nach Qualifikationen<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (Abb. 13)<br />

ERWERBSTÄTIGKEIT / ARBEITSLOSIGKEIT / TRANSFERZAHLUNGEN<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Geschlecht<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer / in 5-Jahres-Altersgruppen<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (z.T. selbst zu berechnen: Annex-Tab. 19 und 20 / Abb.<br />

14 und 15)<br />

Diese Zahlen sind mit den jeweiligen Anteilen in der Bevölkerung ins Verhältnis zu set-<br />

zen (s. Annex-Tab. 18).<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (Annex-Tab. 21)<br />

161


Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (Abb. 16)<br />

Ausschließlich geringfügig Beschäftigte<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer / in 5-Jahres-Altersgruppen<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (Tab. 15)<br />

Aktive Gewerbe nach Nationalitäten<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer (nach Nationalitäten)<br />

Quelle: Gewerbeamt <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (Tab. 16)<br />

Existenzgründungen von Migranten<br />

nach Herkunftsgruppen / Art des Gewerbes / Grund der Gründung (Arbeitslosigkeit oder<br />

nicht)<br />

Quelle: Wirtschaftsförderung <strong>Soest</strong> (neu in Absprache mit <strong>die</strong>ser zu erheben)<br />

Arbeitslosenquoten<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer / Personen mit Migrationshintergrund (wenn möglich)<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (Abb. 17)<br />

Arbeitslose nach Geschlecht<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer / Personen mit Migrationshintergrund (wenn möglich)<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (z.T. selbst zu berechnen: Annex-Tab. 22 / Abb. 18)<br />

Diese Zahlen sind mit den jeweiligen Anteilen in der Bevölkerung ins Verhältnis zu set-<br />

zen (s. Annex-Tab. 18).<br />

Arbeitslose in 5-Jahres-Altersgruppen<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (neu und teilweise selbst zu berechnen: Annex-Tab. 23 /<br />

Abb. 19)<br />

Diese Zahlen sind mit den jeweiligen Anteilen in der Bevölkerung ins Verhältnis zu set-<br />

zen (s. Annex-Tab. 18).<br />

Erwerbsfähige und nicht-erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer<br />

Quelle: Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (Abb. 20)<br />

162


Zugang von Teilnehmern in ausgewählten Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik mit<br />

SGB II<br />

Gesamt / davon: Chancen auf 1. Arbeitsmarkt verbessern / davon: Beschäftigung beglei-<br />

tende Maßnahmen / davon: Förderung der Berufsausbildung / davon: Beschäftigung schaf-<br />

fende Maßnahmen / davon: Sonstige Förderung<br />

Quelle: Arbeit Hellweg Aktiv / Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (Annex-Tab. 24)<br />

SOZIALE UND PRIVATE SITUATION<br />

Anzahl Haushaltsvorstände<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer / EMR-Migranten / nach 5-Jahres-Altersgruppen<br />

Quelle: EMR bzw. PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (selbst zu erheben; <strong>für</strong> Ausländer: Annex-Tab. 25 /<br />

Abb. 21)<br />

Ledige, Verheiratete, Geschiedene und Verwitwete<br />

Gesamt / Deutsche / Ausländer / EMR-Migranten / nach 5-Jahres-Altersgruppen<br />

Quelle: EMR bzw. PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (selbst zu erheben; <strong>für</strong> Ausländer: Annex-Tab. 26 /<br />

Abb. 22)<br />

Bei der Auswertung <strong>die</strong>ser Daten sollten <strong>die</strong> Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> hohen Altersgruppen geson-<br />

dert betrachtet werden, um einen Überblick über <strong>die</strong> Situation älterer Migranten zu gewin-<br />

nen.<br />

Eheschließungen mit Migrationshintergrund<br />

Migrationshintergrund der Ehepartner von Deutschen / Ausländern (auch nach Nationalität)<br />

/ EMR-Migranten<br />

Quelle: EMR bzw. PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong><br />

FREIZEIT UND VEREINE<br />

Anzahl Besucher mit Migrationshintergrund in Jugendtreffs<br />

Kinder / Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund / Anteile an allen Besuchern<br />

Quelle: Tätigkeitsberichte der Abteilung Jugend und Soziales (Annex-Tab. 27 / Abb. 23)<br />

Mitgliederstruktur der Vereine<br />

soweit möglich von den Vereinen erfragen, evtl. nur eine Einschätzung der Vereine einho-<br />

len: Mitglieder mit und ohne Migrationshintergrund in relevanten Vereinen (insbesondere<br />

Sport)<br />

Quelle: Vereine (neu und selbst zu erheben)<br />

163


KRIMINALITÄT<br />

Tatverdächtigenbelastungszahlen<br />

Deutsche / Ausländer / <strong>für</strong> verschiedene Straftatbestände / Zahlen <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sowie<br />

NRW in Vergleich stellen und Überhöhung der Zahlen <strong>Soest</strong>s gegenüber NRW errechnen<br />

Quelle: Kreispolizei / Landeskriminalamt NRW (Annex-Tab. 28)<br />

POLITISCHE BETEILIGUNG<br />

Wahlbeteiligung<br />

<strong>für</strong> Bezirke / Unterbezirke<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (z.T. selbst zu berechnen: Annex-Tab. 29)<br />

Diese Zahlen sind mit den jeweiligen Anteilen an EMR-Migranten in der Bevölkerung ab-<br />

zugleichen.<br />

Parteimitgliedschaft<br />

Mitglieder gesamt und mit Migrationshintergrund<br />

Quelle: Parteien (selbst zu erheben)<br />

RELIGION<br />

Religionszugehörigkeit der Bevölkerung<br />

katholisch; evangelisch; sonstige; muslimisch; keine Religionszugehörigkeit (wenn möglich,<br />

zusätzliche Erhebung der beiden letzten Merkmale)<br />

Quelle: Bürger Büro / PDB (selbst zu erheben; <strong>für</strong> katholisch, evangelisch und sonstige s.<br />

Annex-Tab. 30 / Abb. 24)<br />

VERWALTUNG<br />

Beschäftigte und Beamte der <strong>Stadt</strong>verwaltung und der Kommunalen Betriebe <strong>Soest</strong><br />

Gesamt / Ausländer / Personen mit Geburtsort im Ausland / Qualifikation / Ressorts / Tätig-<br />

keitsbereiche<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (teilweise neu zu erheben: Tab. 17)<br />

INTEGRATIONKURSE<br />

Anzahl neuer Kursteilnehmer / Anzahl Integrationskursabsolventen / jeweils: nach Kursar-<br />

ten / Statusgruppen / Trägerarten<br />

Quelle: Bundesamt <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge (Annex-Tab. 31 – 39)<br />

164


Ressourcenbedarf <strong>für</strong> Aufbau und Pflege des Integrationsmonitorings<br />

Für das empfohlene Integrationsmonitoring wird eine Aufbauphase notwendig sein, in der auf<br />

Folgendes geachtet werden sollte:<br />

(1) Es sollten einheitliche und vergleichbare Datenformate verwendet bzw. am besten vorab<br />

festgelegt werden.<br />

(2) Für alle Daten sollte verabredet und festgelegt werden, wie <strong>die</strong>se jährlich zusammenzustellen<br />

sind – d.h., welche Statistiken wo in welcher Form vorhanden sind, welche Daten wo<br />

angefordert oder erhoben werden müssen, mit welchen Ansprechpartnern zunächst Rücksprachen<br />

über mögliche Daten zu führen sind (z.B. mit den Schulen). Besonders hinsichtlich<br />

der Sonderauswertung des Einwohnermelderegisters, <strong>die</strong> sich sehr aufwendig gestaltete, ist<br />

es wichtig, eine Systematik zu finden, <strong>die</strong> erlaubt, nur <strong>die</strong> geänderten Fälle des EMR neu<br />

auszuwerten, um nicht erneut den Aufwand einer Komplettauswertung bewältigen zu müssen.<br />

(3) Für alle Daten sollten entsprechende Datei-, Tabellen- und Darstellungsformate entwickelt<br />

werden, <strong>die</strong>, sobald sie einmal festgelegt und entwickelt worden sind, nur noch jährlich<br />

durch Hinzufügen der jeweils neuen Daten fortgeschrieben bzw. ergänzt werden müssen.<br />

Es ist zu erwarten, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufbauphase der Bedarf einer entsprechend qualifizierten<br />

50%-Stelle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer von sechs Monaten anfällt.<br />

Die jährliche Fortschreibung und Koordination der unterschiedlichen Daten und Datenquellen<br />

sowie <strong>die</strong> zusammenfassende Erstellung eines (statistischen) Integrationsberichts (Vorschlag:<br />

alle zwei Jahre) wird <strong>die</strong> Zusatzarbeit einer 50%-Stelle <strong>für</strong> zwei Monate im Jahr<br />

beanspruchen.<br />

Für Datenakquise und Zusammenstellung ist ein jährlicher Pauschalbetrag einzukalkulieren.<br />

Für den Aufbau und <strong>die</strong> Durchführung des hier vorgeschlagenen Integrationsmonitorings<br />

erscheint es daher nicht erforderlich, eine eigene Stelle auf Dauer einzurichten. Die Beauftragung<br />

und Freistellung einer bereits in der Verwaltung tätigen Fachkraft erscheint ausreichend.<br />

Es sollte aber darauf geachtet werden, <strong>die</strong> mit dem Monitoring jährlich regelmäßig<br />

anfallenden Aufgaben zu bündeln und einer Person verantwortlich zu übertragen. Im Falle<br />

der Einrichtung eines Integrationsbeauftragten (s. unten: Interkulturelle Öffnung der Verwaltung)<br />

wäre darüber nachzudenken, <strong>die</strong> mit dem Aufbau und der Durchführung des Integrationsmonitorings<br />

verbundenen Aufgaben dem (entsprechend qualifizierten) Integrationsbeauftragten<br />

zu übertragen.<br />

165


6.2 Praktische Handlungsempfehlungen<br />

Die nachfolgenden Handlungsempfehlungen beziehen sich auf zehn verschiedene Bereiche<br />

und sind vor dem Hintergrund der Erkenntnisse <strong>die</strong>ses Berichtes erarbeitet worden. Die wesentlichen<br />

Fakten werden, da sie bereits in den Zusammenfassungen gebündelt wurden,<br />

hier nur äußerst knapp noch einmal umrissen. Die Empfehlungen versuchen, Hinweise zu<br />

geben, wie sich <strong>die</strong> Bedingungen der Integration von Migranten und ihren Kindern durch<br />

praktische Maßnahmen verbessern lassen.<br />

BILDUNG<br />

Wichtigste Erkenntnisse<br />

Kinder von Migranten sind anteilig ebenso häufig in Kindergärten und Kindertageseinrichtungen,<br />

wie sie in der Bevölkerung insgesamt vertreten sind. Allerdings lässt sich eine starke<br />

Ungleichverteilung erkennen. Ähnliches gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betrachtung der Ausländeranteile an den<br />

Grundschulen. Einzelne Interviewpartner berichten, dass Eltern ihre Kinder nicht auf Schulen<br />

mit hohen Migrantenanteilen senden wollten. Bei den weiterführenden Schulen finden sich<br />

Migranten in <strong>Soest</strong> öfter an Hauptschulen und Förderschulen, zudem verlassen sie deutlich<br />

häufiger das Schulsystem ohne Abschluss. Vereinzelt berichten Eltern von Kindern mit<br />

Migrationshintergrund, dass <strong>die</strong>se grundlos auf Hauptschulen und nicht auf ein Gymnasium<br />

überwiesen werden (sollten). Die Schulen berichteten am häufigsten von Sprachproblemen<br />

der Kinder von Migranten. Hinsichtlich der integrationsfördernden Maßnahmen, <strong>die</strong> an den<br />

Schulen und Kitas eingesetzt und durchgeführt wurden, unterscheiden sich <strong>die</strong> einzelnen<br />

Einrichtungen erheblich, z.B. gibt es an einer Hauptschule ein <strong>Integrationskonzept</strong>, an einer<br />

anderen eine eigene "Förderklasse" <strong>für</strong> neu Zugewanderte. An einigen Schulen wurde ein<br />

Ganztagsangebot eingerichtet.<br />

Empfehlungen<br />

Ein Teil unserer Empfehlungen wurde bereits im Kapitel "Integrationsmonitoring" (Kapitel 6.1)<br />

angesprochen. Die Datenlage im Bereich der schulischen Bildung war nicht ausreichend,<br />

um genauere Aussagen über <strong>die</strong> Gruppe der Migranten treffen zu können. Daher gilt das<br />

erste Augenmerk der Verbesserung des Wissens über <strong>die</strong> Prozesse und Entwicklungen in<br />

<strong>die</strong>sem wichtigen Bereich, wie sie im Integrationsmonitoring beschrieben wurde.<br />

Generell ziehen sich sprachliche Probleme von den Kindertageseinrichtungen, über <strong>die</strong><br />

Schulen bis hin zum Arbeitsmarkt als Problemmerkmal von Migranten durch. Die <strong>Stadt</strong> sollte<br />

daher den Dialog mit den Schulen suchen, um <strong>die</strong>ses Problem besser als bis jetzt anzugehen.<br />

Erstrebenswert ist <strong>die</strong> Erarbeitung eines Gesamtkonzepts zur Sprachförderung.<br />

166


Einzelne Organisationen berichteten von Projekten in Nachbargemeinden, in denen ältere<br />

Schüler als Paten jüngerer fungieren oder Lern-Patenschaften zwischen älteren Schülern auf<br />

Gymnasien und jüngeren an Hauptschulen geschlossen wurden. Diese Erfahrungen könnten<br />

im Dialog mit den Organisationen auch <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> fruchtbar gemacht werden. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

könnten auch weitere Institutionen (wie z.B. <strong>die</strong> FH) mit eingebunden werden.<br />

Über den Bericht der VHS, mit dem von ihr initiierten Deutsch-Sprachkurs bei den Schulen<br />

nur auf geringe Resonanz gestoßen zu sein, kann hier nicht geurteilt werden. Die Schulen<br />

sollten gefragt werden, warum sie das Angebot nicht stärker nutzen. Dass derartige Angebote<br />

große Hilfen darstellen können, zeigt <strong>die</strong> Beobachtung, dass <strong>die</strong>jenigen Schüler, <strong>die</strong> an<br />

dem VHS-Sprachkurs teilgenommen haben, ihre Schulnoten verbessern konnten. Welche<br />

Anstrengungen zur Sprachförderung im Einzelnen zu unternehmen sind, sollte im Gespräch<br />

mit den einzelnen Bildungseinrichtungen entwickelt werden.<br />

Dabei ist darauf zu achten, dass an den Kindertageseinrichtungen, Kindergärten und Schulen<br />

in <strong>Soest</strong> versucht wird, Sprachförderung als Teil des Alltags zu praktizieren. Oftmals<br />

verspricht <strong>die</strong>s größere und nachhaltigere Erfolge als gesonderte Trainings. Neben gesonderten<br />

Kursen sollten sich <strong>die</strong> Bildungseinrichtungen also um eine möglichst breit angelegte<br />

Förderung und eine Sensibilisierung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sprachproblematik bemühen, <strong>die</strong> ihre gesamte<br />

Einrichtung und ihren Alltag umfasst (Schweitzer 2009, S. 435). Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />

möchten wir darauf hinweisen, dass <strong>die</strong> Förderklasse an der Pauli-Hauptschule <strong>für</strong> jüngst<br />

Eingewanderte, <strong>die</strong> der deutschen Sprache noch nicht mächtig sein können, sicher den mit<br />

ihr verbundenen Zweck erfüllt. Sie darf aber nicht dazu verleiten, <strong>die</strong> aus dem Bildungssystem<br />

resultierenden Ungleichheiten anderer Schulen aufzufangen. Damit soll nicht behauptet<br />

werden, dass dem zur Zeit der Erhebung so war (<strong>die</strong>s entzog sich der Möglichkeit einer Überprüfung).<br />

Allerdings sollte ein gesonderter Unterricht <strong>die</strong> Ausnahme darstellen. Vielmehr<br />

sollte <strong>die</strong> Förderung der deutschen Sprache mit Formen der Förderung der Kontakte zwischen<br />

Schülern mit und ohne Migrationshintergrund einhergehen.<br />

Mehr und mehr wird erkannt, dass der Kindergarten bzw. <strong>die</strong> Kindertageseinrichtung eine<br />

weichenstellende Bildungseinrichtung ist. Denn was Kinder in <strong>die</strong>sem Alter lernen, bildet <strong>die</strong><br />

Grundlage <strong>für</strong> alle anschließenden Bildungsprozesse. Dazu gehört insbesondere <strong>die</strong> vorschulische<br />

Sprachbildung. Die <strong>Soest</strong>er Kindertageseinrichtungen sollten daher dazu motiviert<br />

bzw. in ihren schon vorhandenen Anstrengungen unterstützt nehmen, Sprachförderprogramme<br />

<strong>für</strong> Migrantenkinder zu etablieren. Dies ist aber nur ein Weg, der sich zudem zum<br />

Teil auf problematische Sprachtests und -einschätzungen stützt.<br />

Ein anderer Weg ist <strong>die</strong> Qualifizierung der Erzieherinnen selbst. Es wird empfohlen, alle<br />

Erzieherinnen nach und nach an entsprechenden Weiterbildungsprogrammen teilnehmen zu<br />

lassen. Dabei wäre darauf zu achten, dass auf dem inzwischen florierenden Weiterbildungsmarkt<br />

solche Programme ausgewählt werden, <strong>die</strong> ein in der praktischen pädagogi-<br />

167


schen Tätigkeit tatsächlich auch verwendbares sprachliches Wissen vermitteln. Entsprechende<br />

Adressen und Hinweise können ggf. gegeben werden. Auch zur Finanzierung solcher<br />

Weiterbildungsmaßnahmen haben eine Reihe von Bundesländern entsprechende Förderprogramme<br />

aufgelegt. Insgesamt ist davon auszugehen, dass eine solche Fortbildung<br />

des Personals in den Kindergärten eine <strong>für</strong> den späteren Verlauf von Integrationsprozessen<br />

lohnende und effektive Investition darstellt.<br />

Des Weiteren empfiehlt sich, bei zukünftigen Einstellungen stets auch Erzieherinnen mit<br />

Migrationshintergrund zu berücksichtigen.<br />

Für auffällig halten wir <strong>die</strong> Unterschiedlichkeit der Konzepte im Umgang mit Migranten<br />

sowie <strong>die</strong> Tatsache, dass hinsichtlich <strong>die</strong>ser Fragen keine Vernetzung der Akteure stattfindet,<br />

weder zwischen den Kindergärten noch zwischen den Schulen. Wir halten hier einen<br />

Austausch <strong>für</strong> notwendig und viel versprechend, da so positive Erfahrungen weitergegeben<br />

werden könnten. Der erste Schritt <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> wäre, sich Klarheit über den Verbleib der<br />

Schüler nach ihrer Schullaufbahn zu verschaffen, wie <strong>die</strong>s im Integrationsmonitoring vorgeschlagen<br />

wurde. Erst dann ließe sich bewerten, ob <strong>die</strong> unterschiedlichen Konzepte auch unterschiedliche<br />

Erfolge zeigen. Parallel dazu sollte <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> einen Austausch zwischen den<br />

Schulen und den Kitas im Sinne von "best-practices" initiieren. So wäre z.B. sichergestellt,<br />

dass Erfolg versprechende Elemente im <strong>Integrationskonzept</strong> der Thomä-Hauptschule nicht<br />

verloren gehen, wenn <strong>die</strong>se Schule demnächst schließt. Auch an einzelnen Kitas berichten<br />

Leiter von Problemen, <strong>die</strong> sie in der Vergangenheit im Umgang mit Migranten hatten, <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

sie aber mittlerweile Lösungen gefunden haben, während andere gerade erst <strong>die</strong> ersten Erfahrungen<br />

mit <strong>die</strong>sen Fragen machen. Auch hier wäre es lohnenswert, einen Erfahrungsaustausch<br />

zu initiieren.<br />

Die Empfehlungen der Grundschulen bzw. <strong>die</strong> ungleichen Überweisungen auf weiterführende<br />

Schulen können nicht nur zu einem Gefühl ungerechter Behandlung bei den Migranten<br />

führen. Untersuchungen zeigen vielmehr, dass <strong>die</strong> Chancen eines Kindes ohne Migrationshintergrund,<br />

eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, fünf Mal so hoch liegen, wie <strong>die</strong> eines<br />

Kindes mit Migrationshintergrund (Gesemann 2009, S. 454). Dies ist ein Grund da<strong>für</strong>,<br />

dass Kinder von Migranten systematisch und regelmäßig geringere Chancen <strong>für</strong> eine erfolgreiche<br />

höhere Bildungskarriere, <strong>die</strong> wiederum oftmals Voraussetzung <strong>für</strong> qualifizierte und<br />

höherwertige Berufstätigkeiten ist, haben. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sollte sich einen Überblick darüber<br />

verschaffen, ob und inwiefern <strong>die</strong>se aus vielen Beispielen bekannte Problematik auch – wie<br />

zu vermuten ist, aber aufgrund fehlender Statistiken quantitativ in <strong>die</strong>sem Bericht nicht belegt<br />

werden konnte – auf <strong>die</strong> eigene kommunale Bildungslandschaft zutrifft. Dazu müssten zunächst<br />

<strong>die</strong> zur Beurteilung des Ausmaßes der Übergangsproblematik relevanten Daten erhoben<br />

werden, anhand derer zu überprüfen ist, wie sich <strong>die</strong>se Sachlage in <strong>Soest</strong> darstellt. Je<br />

nach Sachlage sollte dann zusammen mit den Grundschulen das Gespräch über <strong>die</strong> jeweili-<br />

168


gen Überweisungspraktiken gesucht werden, mit dem Ziel, systematische Benachteiligungen<br />

bei der Überweisung auf weiterführende Schulen zu vermeiden. Stellen sich <strong>die</strong> Be<strong>für</strong>chtungen<br />

als ungerechtfertigt heraus, sollte <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> auch <strong>die</strong>s bewusst kommunizieren, um einem<br />

kursierenden Gefühl der Ungleichbehandlung entgegenzuwirken.<br />

Die Möglichkeiten eines Übergangs z.B. von der Hauptschule auf eine Schulform, <strong>die</strong><br />

einen höheren Abschluss ermöglicht, hängen natürlich zunächst mit den Leistungen und<br />

damit der Förderung der Schüler auch mit Migrationshintergrund zusammen. Nach Verbesserung<br />

der Datenlage zu Schülern mit Migrationshintergrund (bzw., nach der offiziellen Definition:<br />

"mit Zuwanderungsgeschichte") wird sich erkennen lassen, ob es systematische Unterschiede<br />

zwischen den Übergängen <strong>für</strong> Schüler mit und ohne Migrationshintergrund gibt,<br />

<strong>die</strong> ggf. zu thematisieren wären. Im Bericht wurde der uns mitgeteilte Hinweis aufgenommen,<br />

dass ein Wechsel auf <strong>die</strong> Realschule wegen der bereits vollen Klassen eher unwahrscheinlich<br />

erscheint. Dies könnte insbesondere Schüler mit Migrationshintergrund treffen, <strong>die</strong> ja auf<br />

Haupt- und Förderschulen öfter vertreten sind, und <strong>die</strong> <strong>die</strong> Haupt- oder Förderschule eventuell<br />

nur aufgrund einer entsprechenden Empfehlung besuchen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> also ein Schulwechsel<br />

u.U. sinnvoll wäre.<br />

Untersuchungen zeigen, dass, neben individuellen Faktoren wie der Aufenthaltsdauer und<br />

der im Elternhaus gesprochenen Sprache, insbesondere auch der Anteil von Kindern mit<br />

Migrationshintergrund in der Klasse und der Schule und damit <strong>die</strong> Mechanismen der Verteilung<br />

der Schüler auf <strong>die</strong> vorhandenen Schulen relevant sind (Gesemann 2009, S. 453). Die<br />

<strong>Stadt</strong> sollte daher <strong>die</strong> Ungleichverteilung der Schüler und Kinder mit Migrationshintergrund<br />

an ihren Kindertageseinrichtungen und Grundschulen kritisch beobachten, <strong>die</strong> Schulsegregation<br />

und ihre Entwicklung gegenüber den Trägern und Institutionen thematisieren und<br />

mit ihnen zusammen überlegen, wie auf eine ausgewogenere Verteilung hingewirkt werden<br />

kann.<br />

Eine qualitative und quantitative Erweiterung des Ganztagsangebots der <strong>Soest</strong>er Bildungseinrichtungen<br />

ist eine Möglichkeit, auch <strong>für</strong> Schüler aus sozial schwächeren Elternhäusern<br />

eine gute Versorgung und eine weitergehende pädagogischen Betreuung und (Sprach-)Förderung<br />

zu gewährleisten. Die Umwandlung einer Grundschule in eine offene Ganztagsgrundschule,<br />

wie <strong>die</strong>s im <strong>Soest</strong>er Süden in zwei Fällen geschah, kann <strong>die</strong>se Schule auch<br />

deshalb im Vergleich mit anderen Schulen aufwerten, weil sie <strong>für</strong> Eltern, <strong>die</strong> beide berufstätig<br />

sind, attraktiver ist. Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft, nachdem 2008 mit der Aufhebung<br />

der Grundschulbezirksbindung in NRW <strong>die</strong> Möglichkeit der freien Grundschulwahl geschaffen<br />

wurde.<br />

169


ARBEIT UND BERUFLICHE AUSBILDUNG<br />

Wichtigste Erkenntnisse<br />

Die Arbeitslosenquote liegt bei Ausländern mehr als doppelt so hoch wie bei Deutschen; <strong>die</strong><br />

meisten Arbeitslosen sind Arbeitslosengeld-II-Empfänger. Zugleich lässt sich eine steigende<br />

Quote selbständiger Ausländer feststellen. Die ARGE betont, dass sie kaum noch passgenaue<br />

Angebote <strong>für</strong> Migranten machen könne, da Maßnahmen im Bereich Sprache mittlerweile<br />

dem Bundesamt <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge unterliegen. Ein Fachkräftemangel ist in<br />

<strong>Soest</strong> in einigen Bereichen schon spürbar.<br />

Empfehlungen<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> hat einen nur geringen Einfluss auf <strong>die</strong> Weiterbildungsmaßnahmen der Träger<br />

oder <strong>die</strong> wirtschaftliche, gar weltwirtschaftliche Entwicklung. Sie kann aber mit den Trägern<br />

gezielt das Gespräch suchen und der Frage nachgehen, ob und welche der von ihnen<br />

angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen passgenau sind. Gemeinsam mit der ARGE kann<br />

sie auch das Gespräch mit dem BAMF und nach Möglichkeiten suchen, Maßnahmen zu<br />

entwickeln und anzubieten, <strong>die</strong> besser auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der arbeitslosen Migranten abgestimmt<br />

sind. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> sollte sich in <strong>die</strong>sem Sinne als Initiator eines regionalen Paktes<br />

sehen, der von verschiedenen Akteuren (<strong>Stadt</strong>, AHA, BA, Unternehmen, Kammern,<br />

Schulen) getragen wird und das Ziel hat, auch Migranten stärker eine Erwerbstätigkeit zu<br />

ermöglichen.<br />

Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei der beruflichen Ausbildung geschenkt werden und<br />

der Tatsache, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund infolge ihres weit höheren Anteils<br />

an Hauptschulabschlüssen und an Schulabgängern ohne Abschluss in <strong>die</strong> Konkurrenz um<br />

eine Ausbildungsstelle durchschnittlich oft mit niedrigeren Abschlüssen als Bewerber ohne<br />

Migrationshintergrund eintreten (s. Kapitel 3.2 und Abb. 13). Aus Erfahrungen in anderen<br />

Kommunen lässt sich sehr eindeutig sagen, dass <strong>die</strong>se Benachteiligungssituation nur verbessert<br />

werden kann, wenn auf Betreiben der <strong>Stadt</strong> Schulen, Unternehmen, Kammern und<br />

<strong>die</strong> BA gemeinsam auf der Grundlage der Bestandsaufnahme zur beruflichen Ausbildung<br />

von Migrantenjugendlichen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> auf der Basis <strong>die</strong>se Berichts und im Rahmen des<br />

vorgeschlagenen Monitorings erstellt und fortschreibt, eine langfristig angelegte Strategie zur<br />

Verbesserung der Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund erarbeiten.<br />

Ein solches „Übergangsmanagement“ umfasst <strong>die</strong> Verbesserung der Schnittstelle Schule/berufliche<br />

Ausbildung durch <strong>die</strong> Durchführung sog. Schnupperpraktika, frühzeitige, auch<br />

praktisch angelegte Informationsveranstaltungen zu Berufen und Berufsbildern, Ausbildungsbörsen,<br />

<strong>die</strong> Suche nach "Ausbildungspaten", <strong>die</strong> Selbstverpflichtung von Unternehmen<br />

(wie sie auch etwa im Rahmen des Nationalen Integrationsplans erfolgt ist) u.ä. Die detaillier-<br />

170


te Ausgestaltung eines "regionalen Paktes <strong>für</strong> berufliche Ausbildung" kann im Rahmen einer<br />

unter <strong>die</strong>ser Zielsetzung von der <strong>Stadt</strong> einberufenen und moderierten Arbeitsgruppe, <strong>die</strong> mit<br />

<strong>für</strong> ihren jeweiligen Bereich Verantwortung tragenden Personen besetzt sein sollte, im Rückgriff<br />

auf inzwischen dazu vorliegende Erfahrungen in anderen Kommunen erarbeitet werden.<br />

Um <strong>für</strong> einen solchen Pakt <strong>die</strong> erforderliche Verbindlichkeit zu gewährleisten, kommt es darauf<br />

an, dass <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> sich <strong>die</strong> damit verbundene Zielsetzung hochrangig zueigen macht.<br />

Ein direkterer Zugriff ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> im Hinblick auf selbständige Migranten möglich. So<br />

kann sie z.B. über <strong>die</strong> Wirtschaftsförderung gezielt da<strong>für</strong> werben, auch Auszubildende einzustellen<br />

und so zu einer Verbesserung der Quote ausländischer Ausbildungsplatzinhaber beizutragen.<br />

Migranten könnten zudem gezielt als Teilnehmer eines Unternehmerstammtischs<br />

umworben werden. Die Wirtschaftsförderung könnte evtl. noch in einem weiteren Punkt aktiv<br />

werden: Sie könnte bei den Unternehmen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> aktiv ein Bewusstsein da<strong>für</strong> schaffen,<br />

dass ein direkter Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel, demographischem Wandel<br />

und den Fragen von Integration und Migration besteht. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund könnte<br />

bei den Firmen gezielt da<strong>für</strong> geworben werden, stärker auch Migranten als Arbeitnehmer<br />

oder Auszubildende zu berücksichtigen, u.a. auch deshalb, weil <strong>die</strong>se Personen aufgrund<br />

ihres Migrationshintergrunds oftmals über besondere zusätzliche Fähigkeiten (z.B. eine bestimmte<br />

Sprache) verfügen.<br />

WOHNEN / QUARTIERE<br />

Wichtigste Erkenntnisse<br />

Wie in anderen Städten mit Migrationsgeschichte ist auch <strong>die</strong> sozialräumliche Struktur<br />

<strong>Soest</strong>s durch wohnungsmarktbedingte Ungleichheiten gekennzeichnet. Die migrante Wohnbevölkerung<br />

ist ungleich über den <strong>Stadt</strong>raum verteilt: In der Englischen Siedlung bzw. dem<br />

<strong>Soest</strong>er Süden trifft man auf den mit Abstand höchsten Migrantenanteil. Die genauere Analyse<br />

zeigt, dass <strong>die</strong>ses <strong>Stadt</strong>gebiet einen multi-ethnischen Charakter hat, also nicht von einer<br />

Zuwanderungsgruppe dominiert wird. Außerdem ist der <strong>Soest</strong>er Süden durch eine räumliche<br />

Verdichtung von Problemlagen wie geringer Wahlbeteiligung oder einer hohen Anzahl an<br />

Sozialhilfeempfängern gekennzeichnet. Positiv fällt in <strong>die</strong>sem Wohngebiet dagegen der hohe<br />

Anteil von Kindern und Jugendlichen auf. Die junge Bevölkerungsstruktur birgt sicherlich ein<br />

großes Entwicklungspotential. Dieses ist zu fördern, um zu verhindern, dass sich <strong>die</strong> Ungleichheitsindikatoren,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> ihre Eltern zutreffen, über <strong>die</strong> Jahre nicht auch <strong>für</strong> ihre Kinder<br />

reproduzieren und als soziale Problemlagen räumlich im <strong>Soest</strong>er Süden verfestigen.<br />

Gegenwärtig hat <strong>die</strong> Englische Siedlung ein überwiegend negatives Image, zumindest in der<br />

Außenwahrnehmung. In der Siedlung zu wohnen, stigmatisiert <strong>die</strong> Bewohner negativ. So<br />

wurde berichtet, dass Wohnungssuchende nicht in <strong>die</strong> Englische Siedlung ziehen möchten.<br />

171


Einige Wohnungsgesellschaften berichten unabhängig von <strong>die</strong>sem Viertel, dass sie bewusst<br />

(teilweise auch unbewusst bzw. aus Routine) Migranten derselben Herkunft auch in gleichen<br />

Häusern unterbringen. Trifft das auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Englische Siedlung zu, würde <strong>die</strong> Wohnsegregation<br />

eher stabilisiert als abgebaut. Auch <strong>die</strong> Kriminalität wird von außen höher eingeschätzt,<br />

als sie tatsächlich ist. Die Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwahrnehmung<br />

zeigt sich u.a. daran, dass <strong>die</strong> Bewohner selbst mit ihrer Wohnlage nicht unzufrieden sind.<br />

Allerdings wurde wiederholt davon berichtet, dass zwischen den Bewohnern der Englischen<br />

Siedlung und den übrigen Einwohnern <strong>Soest</strong>s kaum Austausch stattfindet.<br />

Mit Blick auf <strong>die</strong> erhöhte Segregation von Migranten in der Englischen Siedlung und verschiedene<br />

daraus resultierende Problemlagen sind seit einigen Jahren und verstärkt in jüngster<br />

Zeit zahlreiche (integrationsfördernde) Initiativen und Aktivitäten entstanden.<br />

Empfehlungen<br />

Es wird empfohlen, im Rahmen der kommunalen Integrationspolitik dem potentiellen Problemfeld<br />

der sozialräumlichen Segregation und hier des <strong>Soest</strong>er Südens eine besondere<br />

Aufmerksamkeit zu schenken. Die <strong>Stadt</strong> denkt ersichtlich selbst bereits in <strong>die</strong>se Richtung:<br />

Sie hat der neuen (<strong>die</strong> LEG ablösende) Landesgesellschaft NRW.Urban, mit deren Hilfe seit<br />

2009 <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung in NRW neu organisiert werden soll, beauftragt, einen Förderantrag<br />

zu entwickeln, um <strong>die</strong> Aufnahme in das Bund-Länderprogramm "Soziale <strong>Stadt</strong> – <strong>Stadt</strong>teile<br />

mit besonderem Entwicklungsbedarf" zu beantragen. Dieses Bestreben findet unsere<br />

volle Zustimmung. Die im <strong>Soest</strong>er Süden bereits bestehenden Ansätze und professionellen<br />

Angebote, <strong>die</strong> in eine vergleichbare Richtung der quartiersbezogenen Stärkung zielen – wie<br />

das seit 2008 bestehende <strong>Stadt</strong>teilbüro "<strong>Soest</strong>er Süden" (s. Kapitel 5.1.2) –, sollten mit ihren<br />

Aktivitäten und Erfahrungen in <strong>die</strong>se Planung integriert und entsprechend weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Die mittlerweile 10-jährigen Erfahrungen mit dem Bund-Länder-Programm "Soziale <strong>Stadt</strong>"<br />

zeigen, dass und wie eine auf Integration zielende Soziale <strong>Stadt</strong>entwicklung gelingen kann.<br />

Wesentlich <strong>für</strong> den Entwicklungserfolg einzelner durch das Programm geförderter <strong>Stadt</strong>gebiete<br />

war <strong>die</strong> Einrichtung eines professionellen Quartiersmanagements. Zu den Zielen<br />

eines solchen Quartiersmanagements gehören üblicherweise (und <strong>die</strong>s bietet sich auch <strong>für</strong><br />

den <strong>Soest</strong>er Süden an): <strong>die</strong> sozialraumbezogene Vernetzung einzelner deutscher und migrantischer<br />

Bevölkerungsgruppen (untereinander und miteinander), <strong>die</strong> Aktivierung und <strong>die</strong><br />

Steigerung der Selbstverantwortung der deutschen und der migrantischen Wohnbevölkerung,<br />

<strong>die</strong> lokal-integrative Identitätsbildung sowie <strong>die</strong> mittelfristige Imageverbesserung des<br />

Quartiers. Von der Ausrichtung an <strong>die</strong>sen Zielen würde nicht nur <strong>die</strong> ausländische (bzw. mig-<br />

172


antische) und deutsche Wohnbevölkerung im <strong>Soest</strong>er Süden, sondern <strong>die</strong> gesamte <strong>Stadt</strong><br />

profitieren.<br />

Als wesentliche Maßnahme einer sozialraum- und segregationsbezogenen städtischen Integrationspolitik<br />

empfehlen wir daher – auch unabhängig vom Ausgang des NRW.Urban-<br />

Förderantrags –, ein Quartiersmanagement <strong>für</strong> den <strong>Soest</strong>er Süden einzurichten und konkret<br />

auszugestalten. Das Quartiersmanagement sollte in der Praxis von einem <strong>für</strong> <strong>die</strong> angestrebten<br />

Entwicklungsaufgaben verantwortlichen Quartiersmanager durchgeführt und organisiert<br />

werden. Der Quartiersmanager <strong>für</strong> den <strong>Soest</strong>er Süden hätte primär koordinierende,<br />

initiierende, beratende und integrierende Funktionen. Seine/ihre Aufgabe besteht im Anschub<br />

und der Koordination der angestrebten vielfältigen sozialen und kommunikativen Prozesse<br />

im Quartier. Sobald erfolgreich selbsttragende Strukturen entstanden sind und <strong>die</strong><br />

Verstetigung der gewünschten Entwicklung erwartbar erscheint, könnten <strong>die</strong> Tätigkeiten<br />

des/der Quartiermanager/s/in reduziert oder, im idealen Fall, auf Bürger aus dem Quartier<br />

übertragen werden. Folgende Aufgaben sollte der Quartiersmanager im Einzelnen wahrnehmen:<br />

(1) Der Quartiersmanager soll <strong>die</strong> Selbsthilfe- und Vernetzungspotentiale der Akteure und<br />

Bewohner vor Ort aktivieren. Dabei soll er einerseits zur Vernetzung der Akteure und Bewohner<br />

vor Ort und andererseits zur Vernetzung der Akteure mit der Verwaltung der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Soest</strong> und anderen relevanten Institutionen beitragen. Der Quartiersmanager sollte beobachten,<br />

wie gut <strong>die</strong> unterschiedlichen Aktivitäten und integrationsbezogenen Institutionen, <strong>die</strong> es<br />

vor Ort gibt (s. Kapitel 5.1.2), aufeinander abgestimmt sind. Durch eine solche zentrale Koordination<br />

können inhaltliche Überschneidungen minimiert bzw. strategischer aufeinander<br />

abgestimmt und damit insgesamt Ressourcen gewinnbringender eingesetzt werden.<br />

(2) Zu den Aufgaben des Quartiersmanagements sollte <strong>die</strong> bewusste Image-Pflege <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Englische Siedlung und damit auch <strong>für</strong> den gesamten <strong>Soest</strong>er Süden gehören. Unsere Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass es eine große Divergenz in der Außen- und der Eigenwahrnehmung<br />

hinsichtlich <strong>die</strong>ses Gebietes gibt und dass Bewohner (und u.U. auch Bewerber<br />

um Ausbildungs- und/oder Arbeitsplätze) schon alleine aufgrund ihres Wohnorts stigmatisiert<br />

werden. Dieser Praxis sollte durch <strong>die</strong> bewusste Aufklärung über Vorzüge der Siedlung<br />

(z.B. durch eine in ganz <strong>Soest</strong> erscheinende <strong>Stadt</strong>teilzeitung oder regelmäßige Presseartikel)<br />

und positiv konnotierte Aktivitäten (z.B. Sportfeste, Kunstaktionen) sowie durch eine<br />

stärkere Vernetzung der Bewohner vor Ort mit dem Rest der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (s. auch unten)<br />

entgegengewirkt werden.<br />

(3) Zudem fungiert <strong>die</strong>se Person als Kontaktperson <strong>für</strong> <strong>die</strong> (auch migrantische) Bevölkerung<br />

vor Ort und wird zum Mittler <strong>für</strong> ihre Belange in <strong>die</strong> Verwaltung hinein. Letztlich sollte <strong>die</strong> Errichtung<br />

einer solchen Stelle auch als Selbstbindung der Verwaltung und der Politik angese-<br />

173


hen werden, den Belangen des <strong>Soest</strong>er Südens mit entsprechendem Aufwand das notwendige<br />

Augenmerk zu schenken.<br />

(4) Im Falle der Einrichtung eines Quartiersmanagements (oder einer vergleichbaren Stelle)<br />

sollte <strong>die</strong>se räumlich möglichst mit einem <strong>Stadt</strong>teilbüro im Quartier lokalisiert sein.<br />

(5) Zu den ersten Schritten eines systematischen Quartiersmanagements sollte gehören, in<br />

Absprache mit der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ein integriertes Handlungskonzept sowie einen daran orientierten<br />

lokalen Aktionsplan (beides ausgelegt auf mind. fünf Jahre) zu erstellen, <strong>die</strong> den<br />

Rahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> integrativen Projekte der näheren Zukunft (z.B. Einrichtung von Quartier-<br />

AGs, Erstellung einer regelmäßigen Quartierszeitung, Hausaufgabenhilfen, Mütterkurse, Jugendkulturprojekte<br />

etc.) abgeben.<br />

(6) Davon ausgehend sollte der Quartiersmanager <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beantragung von Fördermitteln <strong>für</strong><br />

sog. Mikroprojekte (Förderung: bis zu 12 Monate pro Projekt) im Rahmen des von Bund<br />

(BMFSFJ) und EU (ESF) finanzierten Nachfolgeprogramms von LOS (Lokales Kapital <strong>für</strong><br />

soziale Zwecke) verantwortlich sein (praktische Hinweise können gegeben werden). War das<br />

LOS-Programm bisher an <strong>die</strong> bereits erfolgende Förderung des Quartiers durch das Programm<br />

"Soziale <strong>Stadt</strong>" gebunden, so ist das seit 2009 laufende Nachfolgeprogramm "Stärken<br />

vor Ort" <strong>für</strong> alle interessierten Kommunen geöffnet, <strong>die</strong> sozialräumlichen Problemlagen<br />

begegnen oder ihre Entstehung verhindern wollen.<br />

Im Falle der Einrichtung eines Quartiersmanagements <strong>für</strong> den <strong>Soest</strong>er Süden wäre eine<br />

Laufzeit von mindestens fünf Jahren und <strong>die</strong> Schaffung einer 75%-Stelle eines Quartiersmanagers<br />

mit den oben skizzierten integrativen Aufgaben zu erwägen. Bei entsprechender<br />

Qualifikation wäre <strong>die</strong> Besetzung <strong>die</strong>ser Stelle mit einer Person, <strong>die</strong> <strong>die</strong> lokalen<br />

Problemlagen bereits kennt, optimal.<br />

Vor Ablauf der ersten (mehrjährigen) Phase des neu geschaffenen Quartiersmanagements<br />

wären seine Leistungen und Erfolge gründlich zu evaluieren.<br />

Zusätzlich zu dem vorgeschlagenen Quartiersmanagement sollte <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> das Gespräch<br />

mit den Wohnungsgesellschaften suchen und mit <strong>die</strong>sen über mögliche Vor- und<br />

Nachteile der bewussten Verteilung bzw. Nicht-Verteilung von Ausländern bzw. Migranten<br />

debattieren.<br />

Die <strong>Stadt</strong> sollte sich schließlich generell darum bemühen, den <strong>Soest</strong>er Süden im Sinne einer<br />

<strong>die</strong> ganzen <strong>Stadt</strong> angehenden Querschnittsaufgabe durch attraktive Bedingungen <strong>für</strong> alle<br />

Bürger aufzuwerten. Diesem Ziel <strong>die</strong>nen auch <strong>die</strong> folgenden beiden Vorschläge.<br />

174


SOZIALE KONTAKTE UND RAUMBEZOGENE SYMBOLIK<br />

Empfehlungen<br />

Soziale Kontakte entziehen sich zu großen Teilen dem Einfluss von Politik und Verwaltung.<br />

Allerdings wurde auf mehrere Punkte hingewiesen, <strong>die</strong> einer weiteren Beobachtung bedürfen:<br />

Die teilweise hohe Konzentration von Migranten in Kitas und an einigen Grundschulen<br />

sowie <strong>die</strong> wohnräumliche Konzentration erschweren Kontakte zwischen Migranten und der<br />

Mehrheitsbevölkerung, <strong>die</strong> über z.B. berufliche Kontakte hinausgehen. Daher ist eine Verbesserung<br />

in den Bereichen Bildung und Wohnen stets auch im Hinblick auf <strong>die</strong> Förderung<br />

sozialer Kontakte und Austausche anzustreben.<br />

Im Anschluss an <strong>die</strong> voran stehenden Ausführungen zur Problematik des <strong>Soest</strong>er Südens<br />

scheint es erstrebenswert, den <strong>Soest</strong>er Süden stärker auch positiv im Bewusstsein der Bewohner<br />

außerhalb des Südens zu verankern. Die <strong>Stadt</strong> sollte daher in ihrem öffentlichen Auftreten<br />

darauf bedacht sein zu betonen, dass der <strong>Soest</strong>er Süden und seine Bewohner Teil<br />

der <strong>Stadt</strong> sind. Bislang erscheinen <strong>die</strong> Feiern im <strong>Soest</strong>er Süden hauptsächlich von Bewohnern<br />

aus <strong>die</strong>sem Gebiet besucht zu werden, während sie Nicht-Anwohner weniger interessieren.<br />

Theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten, darauf einzuwirken. Zunächst könnte das<br />

<strong>Stadt</strong>fest des <strong>Soest</strong>er Südens in der Innenstadt stattfinden, um so den "Süden in <strong>die</strong> Innenstadt"<br />

zu holen. Damit wäre gewährleistet, den Süden positiv im Bewusstsein der übrigen<br />

Bevölkerung und stärker als Teil <strong>Soest</strong>s im kollektiven Bewusstsein zu verankern. Alternativ<br />

ist darüber nachzudenken, <strong>die</strong> Feste des <strong>Soest</strong>er Süden auch weiterhin im Süden stattfinden<br />

zu lassen, aber attraktiver <strong>für</strong> <strong>die</strong> übrige Bevölkerung zu gestalten (z.B. durch erweiterte<br />

Fahrtmöglichkeiten dorthin). Eine weitere Möglichkeit, <strong>die</strong> ein bewusstes Zeichen der Zusammengehörigkeit<br />

setzte, wäre, ein normalerweise stadtweites Fest bewusst ganz oder<br />

teilweise in den <strong>Soest</strong>er Süden zu verlagern.<br />

VEREINSWESEN UND FREIZEIT<br />

Wichtigste Erkenntnisse<br />

Der <strong>Stadt</strong>sportbund betrieb einmal ein Projekt speziell <strong>für</strong> den <strong>Soest</strong>er Süden, hat <strong>die</strong>s aber<br />

aufgrund schlechter Erfahrungen eingestellt und bietet seitdem keine speziellen Angebote<br />

mehr an. Der TSG <strong>Soest</strong>-Süd weist zwar einen hohen Anteil an Migranten auf, der Sportplatz<br />

des Vereins ist allerdings ausbaufähig. Vereinzelt wurde <strong>die</strong> Meinung geäußert, dass mehr<br />

Migranten und generell mehr Jugendliche im Süden zum Sport animiert werden könnten. Die<br />

Zahlen der Besucher der Freizeittreffs mit Migrationshintergrund sanken in den letzten drei<br />

Jahren fast stetig. Generell wird auf mangelnde Freizeitmöglichkeiten <strong>für</strong> Jugendliche hingewiesen.<br />

175


Empfehlungen<br />

Wir empfehlen der <strong>Stadt</strong> in Betracht zu ziehen, <strong>die</strong> Sport-Infrastruktur im <strong>Soest</strong>er Süden<br />

aufzuwerten. Dies würde den <strong>Stadt</strong>teil nicht nur generell aufwerten, sondern auch attraktivere<br />

Bedingungen <strong>für</strong> Jugendliche schaffen, sich sportlich zu engagieren. Hinsichtlich der Frage,<br />

wie es möglich ist, den <strong>Soest</strong>er Süden positiver im Meinungsbild der <strong>Stadt</strong>bevölkerung<br />

zu verankern, könnte darüber nachgedacht werden, wichtige Sportturniere im <strong>Soest</strong>er Süden<br />

stattfinden zu lassen. Zudem sollte <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> versuchen, <strong>die</strong> Vereine dazu zu animieren<br />

zu überprüfen, wie sie mehr Migranten gewinnen können und welche Sportarten <strong>die</strong>se besonders<br />

attraktiv finden. Eventuell lohnt hierbei eine Kooperation mit jenen Organisationen<br />

(Beratungsstellen, Schulen), wo jugendliche Migranten anzutreffen sind, um dort gezielt <strong>für</strong><br />

neue Mitglieder zu werben.<br />

Die Jugendtreffs sollten <strong>die</strong> sinkenden Zahlen der Besucher mit Migrationshintergrund kritisch<br />

daraufhin hinterfragen, ob sie <strong>die</strong>se Zielgruppe ausreichend erreichen. Lohnenswert<br />

erscheint eine Umfrage unter den Jugendlichen zur Vergewisserung darüber, welche Angebote<br />

sie zu mehr Besuchen animieren könnten, was sie von einem Besuch der Jugendzentren<br />

abhält (z.B. <strong>die</strong> aktuellen Öffnungszeiten?).<br />

Nach unseren Recherchen gibt es im <strong>Soest</strong>er Süden derzeit nur einen Treffpunkt im Freien.<br />

Die <strong>Stadt</strong> sollte darüber nachdenken, <strong>die</strong>se Möglichkeiten zu erweitern, kommen sie doch<br />

dem Wunsch der Jugendlichen nach, ihre Freizeit eigenständig zu gestalten und bieten sie<br />

ein niedrigschwelliges Angebot <strong>für</strong> das Knüpfen und <strong>die</strong> Pflege sozialer Kontakte.<br />

RÄUMLICHKEITEN<br />

Wichtigste Erkenntnisse<br />

Der Ausländerbeirat berichtet davon, nur alle zwei Wochen <strong>für</strong> zwei Stunden <strong>die</strong> Gelegenheit<br />

zu haben, das Büro des Seniorenbeirats nutzen zu können. Gerne würde er mehr Kapazitäten<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung und Begleitung von Migranten aufwenden, wo<strong>für</strong> ihm entsprechende<br />

Nutzungsmöglichkeiten eines Büros fehlen. Auch verschiedene Migranten- und weitere kultur-<br />

und bildungsbezogene Organisationen aus dem Bereich Migration und Integration berichten<br />

über Platzmangel, der sie daran hindere, ihren Aktivitäten wunschgemäß nachzukommen.<br />

Der Arbeitskreis Integration und Kultur, der von einem breiten 'Bündnis' von Organisationen<br />

unterstützt wird, setzt sich daher <strong>für</strong> ein "Haus der Kulturen" ein. Generell bemängeln<br />

viele Gesprächspartner <strong>die</strong> beschränkten Freizeitmöglichkeiten gerade <strong>für</strong> Jugendliche<br />

im <strong>Soest</strong>er Süden.<br />

176


Empfehlungen<br />

Wir empfehlen, in einen gezielten Dialog mit dem Arbeitskreis Integration und Kultur zu treten.<br />

Die Interviewpartner artikulieren einen deutlichen Bedarf an geeigneten Räumlichkeiten,<br />

in denen Migrantenorganisationen ihre Aktivitäten ausüben können. Ohne das vom Arbeitskreis<br />

vorgeschlagene Konzept des Hauses der Kulturen hier auf seine Machbarkeit und Umsetzbarkeit<br />

hin zu bewerten, möchten wir auf folgende Aspekte hinweisen:<br />

(1) Ein Haus der Kulturen (HdK) oder ein vergleichbar ausgerichtetes Haus der Begegnung<br />

und der Bildung wäre ein sichtbares Zeichen der (von vielen Migranten auch so gewünschten)<br />

Anerkennung ihres kulturellen Lebens und ihres Wunsches, sich aktiv in <strong>die</strong> <strong>Soest</strong>er<br />

<strong>Stadt</strong>gesellschaft einzubringen. Bei einem möglichen HdK sollte von Anfang an klargestellt<br />

werden, dass es sich um ein Haus der kulturellen Begegnung handelt und damit um ein Bildungs-<br />

und Begegnungshaus <strong>für</strong> alle Kulturen. In dem uns vorliegendem Konzept ist <strong>die</strong>s<br />

auch so angelegt, im Falle einer von der <strong>Stadt</strong> geförderten Umsetzung sollte aber darauf<br />

geachtet werden, <strong>die</strong>s auch nachdrücklich so zu kommunizieren. Zudem sollte bei dem Programmangebot<br />

des Hauses Wert darauf gelegt werden, alle Bevölkerungsgruppen <strong>Soest</strong>s<br />

anzusprechen und damit zum Austausch und Kontakt anzuregen.<br />

(2) Bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten sollte geprüft werden, ob und inwiefern<br />

bestehende Einrichtungen und ihre Räumlichkeiten so verändert und optimiert werden können,<br />

dass <strong>die</strong> Realisierung eines Hauses der Kulturen, der Begegnung und der Bildung im<br />

Bestand möglich ist. Dabei ist hinsichtlich eines möglichen Standpunktes <strong>die</strong> bereits oben<br />

angesprochene raumbezogene Symbolik zu beachten. Ein HdK im <strong>Soest</strong>er Süden würde<br />

nahe der Wohnstandorte vieler Migranten liegen und von der Wohnbevölkerung ohne Migrationshintergrund<br />

außerhalb <strong>die</strong>ses <strong>Stadt</strong>gebiets eventuell kaum oder nur distanziert (dem<br />

negativen Image des <strong>Soest</strong>er Südens entsprechend) wahrgenommen. Ein HdK dagegen,<br />

das im <strong>Stadt</strong>zentrum angesiedelt ist, wäre zwar weiter von den Wohnstandorten vieler<br />

Migranten entfernt, aber als sichtbares Zeichen und 'Bekenntnis' der <strong>Stadt</strong> interpretierbar,<br />

sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Belange der Migranten und <strong>die</strong> interkulturelle Begegnung einzusetzen.<br />

(3) Ein oft angesprochenes Problem der Jugendlichen in <strong>Soest</strong> waren fehlende Freizeitmöglichkeiten.<br />

Bei entsprechender Größe könnte ein Haus der Kulturen, der Begegnung und der<br />

Bildung hier eine Lösung darstellen. Da<strong>für</strong> ist allerdings notwendig, dass es auch <strong>für</strong> Jugendliche<br />

mit Migrationshintergrund attraktive Angebote bereit hält, <strong>die</strong> auch hinsichtlich der Öffnungszeiten<br />

über <strong>die</strong> der Jugendzentren hinausgehen.<br />

(4) Ein HdK könnte auch räumliche Möglichkeiten <strong>für</strong> Migrantenorganisationen bieten, <strong>die</strong><br />

sich z.B. um <strong>die</strong> Bildung ihrer Kinder in ihrer Heimatsprache kümmern. Untersuchungen<br />

zeigen, dass eine Förderung in der Heimatsprache dem Erwerb der deutschen Sprache nicht<br />

177


schadet. Eine Unterstützung seitens der <strong>Stadt</strong> wäre daher eine Möglichkeit der Anerkennung<br />

und der Förderung von Wissen, <strong>die</strong> verfolgt werden könnte, ohne andere Ziele (z.B. Schulerfolg)<br />

zu riskieren (Schweitzer 2009, S. 436f.).<br />

Wir empfehlen außerdem, dem Ausländerbeirat bzw. einem zu gründenden Integrationsrat<br />

öfter Räumlichkeiten zu früheren Zeiten im Rathaus zur Verfügung zu stellen, damit <strong>die</strong>ser<br />

<strong>die</strong> von ihm angestrebte Beratungs- und Begleitungstätigkeit wahrnehmen kann. Mit dem<br />

Ausländerbeirat könnte verabredet werden, dass er Zahlen über <strong>die</strong> Besucherhäufigkeit und<br />

Dauer der Beratung <strong>für</strong> ein Jahr führt, um anschließend Aussagen darüber treffen zu können,<br />

ob <strong>die</strong> Räumlichkeiten und Öffnungszeiten ausreichend oder der Beratungsintensität<br />

unangemessen sind.<br />

POLITISCHE TEILHABE<br />

Migranten sind nur zu einem geringen Anteil Mitglieder von politischen Parteien; der Anteil<br />

liegt niedriger, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht. Zwar hat <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> keinen<br />

direkten Einfluss auf <strong>die</strong> Mitgliederstruktur politischer Parteien, aber sie ist ein wichtiger Dialogpartner<br />

der Parteien und kann ihnen gegenüber auch auf <strong>die</strong>ses Missverhältnis hinweisen.<br />

Dabei ist es möglich, dass sie den Parteien im Wissen um das <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Bericht Recherchierte<br />

bewusst macht, dass <strong>die</strong> Migranten ein erhebliches Wählerpotential darstellen.<br />

Mehr Migranten als Mitglieder von Parteien könnten zudem positive Signale setzen, <strong>die</strong> dazu<br />

führen, dass auch mehr Migranten sich als Wähler angesprochen fühlen und so <strong>die</strong> extrem<br />

niedrige Wahlbeteiligung, z.B. in der Englischen Siedlung, steigt.<br />

EINBÜRGERUNGEN<br />

Die Einbürgerungsrate ist bei denjenigen Bewohnern <strong>Soest</strong>s, <strong>die</strong> aus den ehemaligen GUS-<br />

Staaten kommen, am höchsten. Sehr gering fällt sie hingegen bei anderen Nationalitäten<br />

aus, auch bei Personen mit langjähriger Aufenthaltsdauer. Besonders relevant erscheinen<br />

hierbei <strong>die</strong> zahlenmäßig häufig vertretenen Ausländer aus der Türkei, <strong>die</strong> sich vergleichsweise<br />

selten einbürgern lassen. Insgesamt gibt es in <strong>Soest</strong> – wie in vielen Städten in Deutschland<br />

– somit ein erhebliches Einbürgerungspotential (s. Kapitel 2.2.2).<br />

Ausländer lassen sich vor allem dann einbürgern, wenn sie sich in Deutschland 'verwurzelt'<br />

fühlen und sich mit dem Land identifizieren, um rechtlich mit Deutschen gleichgestellt zu<br />

sein, wählen zu können und sich immer in Deutschland aufhalten zu können. Gründe, <strong>die</strong><br />

gegen eine Einbürgerung sprechen, können sein: der Wunsch, <strong>die</strong> aktuelle Staatsangehörigkeit<br />

zu behalten, der Umstand, dass der Aufenthaltsstatus ohnehin sicher ist (z.B. durch EU-<br />

Bürgerschaft), oder <strong>die</strong> Be<strong>für</strong>chtung, dass man auch nach der Einbürgerung noch als Aus-<br />

178


länder angesehen wird. Eine wichtige Rolle bei der (Nicht-)Entscheidung spielen aber immer<br />

wieder auch Informationsdefizite (Worbs 2008). Daher sollte <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> ausgeschlossen werden,<br />

dass der Einbürgerungswille an Informationsdefiziten scheitert.<br />

Nach entsprechenden Versuchen einer genaueren Aufklärung der teilweise geringen Einbürgerungsquoten<br />

(z.B. durch eine entsprechende Befragung) wäre darüber nachzudenken, ob<br />

hier Handlungsbedarf besteht. So könnte sich beispielsweise herausstellen, dass eine größere<br />

Zahl ausländischer Migranten mit verfestigtem Aufenthaltsstatus <strong>die</strong> Möglichkeiten zur<br />

Einbürgerung, <strong>die</strong> mit der Einführung des Einbürgerungsanspruchs <strong>für</strong> lange in Deutschland<br />

lebende Ausländer (festgeschrieben im Staatsbürgerschaftsgesetz aus dem Jahr 2000) bestehen,<br />

nicht hinreichend wahrnimmt. In <strong>die</strong>sem Fall wäre an eine befristete städtische Aufklärungs-<br />

und Mobilisierungskampagne <strong>für</strong> Einbürgerung, z.B. mit Unterstützung der bereits<br />

Eingebürgerten, zu denken. Durch <strong>die</strong> aktive und erfolgreiche Werbung <strong>für</strong> Einbürgerungen<br />

von Ausländern kann <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> nicht nur <strong>die</strong> Einbürgerungsraten steigern, sondern den Migranten<br />

außerdem das Gefühl vermitteln, als Bürger der <strong>Stadt</strong> willkommen zu sein.<br />

EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT UND INTEGRATIONSLOTSEN<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> setzt in ihrer Politik in zahlreichen Bereichen auf das ehrenamtliche Engagement<br />

ihrer Bürger und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Hier wird vorgeschlagen, bezogen<br />

auf <strong>die</strong> verschiedenen Bereiche insbesondere der Bildung, der beruflichen Ausbildung<br />

sowie bezogen auf Neuzuwanderer auch im Rahmen von Heiratswanderungen über <strong>die</strong> Einrichtung<br />

von Integrationslotsenprojekten nachzudenken. Das IMIS ist gegenwärtig parallel<br />

mit der Auswertung von Integrationslotsenprojekten in Niedersachsen befasst und kann hier<br />

ggf. beratend Hinweise geben.<br />

179


INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER VERWALTUNG<br />

Wichtigste Erkenntnisse<br />

Der direkte Umgang der Mitarbeiter mit Fragen der Integration ist bislang von einem großen<br />

Pragmatismus getragen. Jene Gesprächspartner außerhalb der Verwaltung, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sbezüglichen<br />

Kontakt mit der <strong>Stadt</strong>verwaltung hatten, zeigten sich von den Bemühungen der Verwaltung<br />

und ihrer Mitarbeiter angetan und erwähnten sie lobend.<br />

Tatsächlich beschäftigt sich <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Soest</strong> bereits in mehrfacher Form mit Fragen<br />

der Integration. Allerdings wird <strong>die</strong> Migrations- und Integrationsthematik in der Verwaltungspraxis<br />

weniger ganzheitlich als fall- und problembezogen behandelt. Der vorliegende<br />

Bericht liefert eine Grundlage, um <strong>die</strong> integrationsbezogene Arbeit in Zukunft auf breiterer<br />

konzeptioneller Basis zu vertiefen.<br />

In der Struktur der <strong>Stadt</strong>verwaltung kommen Migranten bisher als eigenständige Klientel<br />

zwar in einer AG neben Behinderten, Wohnungsuchenden und Senioren vor; aber nur ein<br />

Teil <strong>die</strong>ser Personen, nämlich <strong>die</strong> Gruppe der Asylsuchenden und Flüchtlinge, wird direkt<br />

angesprochen. Werden Fragen von Migration und Integration in den verschiedenen Abteilungen<br />

und Arbeitsgruppen der Verwaltung thematisch behandelt, dann überwiegend unter<br />

einer Problemperspektive, etwa aus der Analyse konkreter Problemstellungen heraus oder<br />

als Teil einer allgemeinen Aufgabenstellung (z.B. Asyl). Die Chancen von Migration und einer<br />

gelingenden Integration werden kaum betont. In unseren Interviews mit Verwaltungsmitarbeitern<br />

wurden teilweise auch verschiedene Unsicherheiten in Bezug auf integrationsbezogene<br />

Fragestellungen und den Umgang mit Migranten artikuliert, <strong>die</strong> mit fehlendem Wissen<br />

erklärt wurden.<br />

Nachfragen ergaben, dass der praktische direkte Umgang mit Migranten sich nicht immer<br />

einfach gestaltet; offensichtlich gibt es verschiedene Kommunikationsprobleme zwischen<br />

Migranten und der Verwaltung. Auch <strong>die</strong> Internetseite der <strong>Stadt</strong> trägt dazu bei. In anderen als<br />

der deutschen Sprache findet man nur rudimentäre Informationen. Migranten, <strong>die</strong> als Zugewanderte<br />

noch kein Deutsch beherrschen, haben daher kaum eine andere Informationsquelle<br />

als Menschen gleicher Herkunft, gerade sie sind aber besonders auf <strong>die</strong> Hilfe der Verwaltung<br />

angewiesen.<br />

In der Verwaltung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> arbeiten unterdurchschnittlich wenige Mitarbeiter mit<br />

Migrationshintergrund (s. Kapitel 4.1.2). Eine gezielte Einstellung von Migranten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verwaltung<br />

erfolgte bislang nicht. Die Berichte des Ausländerbeirats und <strong>die</strong> Berichte weiterer<br />

Gesprächspartner deuten darauf hin, dass <strong>für</strong> Migranten Hemmschwellen im Umgang mit<br />

der Verwaltung bestehen. In den Gesprächen wünschten sich Migranten außerdem mehr<br />

Anerkennung von der Politik und der Verwaltung. Sowohl unsere Interviewpartner als auch<br />

180


Migranten nehmen Verwaltungsmitarbeiter mit Migrationshintergrund als deutlich sichtbares<br />

Zeichen der Anerkennung wahr.<br />

Empfehlungen<br />

Wir empfehlen der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, Maßnahmen zu ergreifen, <strong>die</strong> das Ziel einer interkulturellen<br />

Öffnung der Verwaltung verfolgen. Interkulturelle Öffnung der Verwaltung meint im Kern einen<br />

doppelten Prozess: (a) <strong>die</strong> Öffnung des Arbeitsablaufs der Verwaltung in allen Bereichen<br />

<strong>für</strong> Problemstellungen von Migration und Integration, sofern sie dort anfallen, und (b) <strong>die</strong> Öffnung<br />

der Verwaltung als Arbeitgeber <strong>für</strong> Migranten. Zur gezielten Umsetzung der interkulturellen<br />

Öffnung der Verwaltung wird der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> <strong>die</strong> Einrichtung der Stelle eines/r<br />

Integrationsbeauftragten empfohlen. Diese/r soll:<br />

(1) das Thema Integration als Querschnittsthematik der Verwaltung nachhaltig etablieren.<br />

Da<strong>für</strong> ist es wichtig, <strong>die</strong>se Stelle mit möglichst großen Kompetenzen auszustatten, um auch<br />

als gleichberechtigter Dialogpartner mit anderen Verwaltungsstellen interagieren zu können.<br />

Denkbar wäre etwa, <strong>die</strong> Stelle des/r Integrationsbeauftragten direkt dem Amt des Bürgermeisters<br />

zuzuordnen.<br />

(2) Der/<strong>die</strong> Integrationsbeauftragte soll als Mittler zwischen der Verwaltung und der Gruppe<br />

der Migranten agieren. Da<strong>für</strong> ist es zunächst relevant, <strong>die</strong> Akteure der verschiedenen<br />

Migranten- und religiösen Organisationen sowie <strong>die</strong> Institutionen der Gesellschaft und professionelle<br />

Beratungsinstitutionen kennen zu lernen und den Kontakt mit <strong>die</strong>sen zu pflegen.<br />

Mit den dabei gewonnenen Ein- und Überblicken sollte sich der/<strong>die</strong> Integrationsbeauftragte<br />

auch als Instanz verstehen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Aufgabe hat, <strong>die</strong> verschiedenen Organisationen miteinander,<br />

auch über <strong>die</strong> Grenzen <strong>Soest</strong>s hinaus, aber auch mit der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> zu vernetzen.<br />

Der/<strong>die</strong> Integrationsbeauftragte soll somit als zentraler Ansprechpartner/in <strong>für</strong> Migranten und<br />

ihre Belange innerhalb der Verwaltung zur Verfügung stehen.<br />

(3) Zudem soll er/sie relevantes Wissen über Fragen von Integration und Migration sowie <strong>die</strong><br />

in <strong>Soest</strong> vertretenen Herkunftsgruppen bevorraten, um damit eventuell bestehende Wissenslücken<br />

innerhalb der Verwaltung zu schließen und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abteilungen und Arbeitsgruppen<br />

der Verwaltung als kompetente/r Ansprechpartner/in zu fungieren.<br />

(4) Zusätzlich sollte der/<strong>die</strong> Integrationsbeauftragte als <strong>die</strong> Person, <strong>die</strong> in <strong>Soest</strong> <strong>die</strong> Aktivitäten<br />

im Bereich Integration überblickt, auch begutachten, ob <strong>die</strong>se sich gegenseitig sinnvoll<br />

ergänzen oder Lücken aufweisen. Damit ist eine weitere Aufgabe angesprochen:<br />

(5) Der/<strong>die</strong> Beauftragte soll, wenn möglich und notwendig, Gelder <strong>für</strong> Maßnahmen in dem<br />

Bereich Integration und interkulturelle Problemstellungen akquirieren.<br />

181


Es ist denkbar und durchaus sinnvoll, dem Integrationsbeauftragten auch <strong>die</strong> Verantwortung<br />

<strong>für</strong> den Aufbau und <strong>die</strong> Pflege des Integrationsmonitorings zu übertragen.<br />

Zusammen mit den letztgenannten Aufgaben sind <strong>die</strong> mit der Integration verbundenen Aufgaben<br />

in Höhe einer Vollzeitstelle anzusetzen.<br />

Als zweiten Schritt zur interkulturellen Öffnung der Verwaltung empfehlen wir <strong>die</strong> gezielte<br />

Einstellung von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund. Dies ist nicht nur relevant, um<br />

Sprachbarrieren abzubauen, sondern auch, um eine hohe ethnische und migrantische Empathiefähigkeit<br />

der Verwaltung zu gewährleisten und mögliche Berührungsängste mit der<br />

Verwaltung abzubauen. Vor allem aber sind <strong>die</strong> Verwaltungen von Städten stets auch große<br />

Arbeitgeber, <strong>die</strong> sich fragen lassen müssen, ob und in welchem Ausmaß Migranten, sofern<br />

sie <strong>die</strong> qualifikatorischen Voraussetzungen dazu erfüllen, auch Zugang zu kommunalen Arbeitsplätzen<br />

in gleichberechtigter Weise finden. Diesbezüglich bedarf es zunächst einmal der<br />

Selbstvergewisserung (s. Kapitel 4.1.2). Es geht hier aber nicht nur um Gleichberechtigung,<br />

sondern auch darum, dass Migranten mit Bezug auf <strong>die</strong> interkulturelle Öffnung der Verwaltung<br />

aufgrund ihrer besonderen Erfahrungen und Kompetenzen auch ein Potential darstellen<br />

können, das den verschiedenen administrativen Bereichen in <strong>die</strong>sem Prozess der Öffnung<br />

besonders zugute kommen kann.<br />

Bei der gezielten Einstellung von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund sind sicherlich auch<br />

rechtliche Fragen zu beachten. Bisherige Erfahrungen zeigen allerdings, dass <strong>die</strong> gezielte<br />

Einstellung von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund auch in anderen Städten keinerlei<br />

rechtlichen Probleme schuf. Sachlich gerechtfertigt und auch pragmatisch geboten wäre <strong>die</strong><br />

Einstellung von Migranten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stellen der Verwaltung, in denen Mitarbeiter besonders oft<br />

im direkten Kontakt mit <strong>die</strong>ser Gruppe stehen (Jugend, Soziales, Bürger Büro). Es wird außerdem<br />

empfohlen, dass der Integrationsbeauftragte <strong>die</strong> Einstellung von Mitarbeitern mit<br />

Migrationshintergrund über <strong>die</strong> ganze Breite der Verwaltung koordiniert, forciert und den<br />

Umsetzungserfolg <strong>die</strong>ses Ziel regelmäßig bewertet.<br />

Beide Schritte – <strong>die</strong> Einrichtung und Arbeit eines Integrationsbeauftragten sowie <strong>die</strong> Einstellung<br />

von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund – sind sichtbare Zeichen der Anerkennung<br />

und des Bemühens der Verwaltung um <strong>die</strong> Gruppe der Migranten, also um einen Bevölkerungsteil,<br />

der in <strong>Soest</strong> immerhin rund ein Viertel der städtischen Bevölkerung ausmacht.<br />

Abhängig von der Intensität <strong>die</strong>ser Schritte bzw. <strong>die</strong>se begleitend sollte <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> ihre<br />

Mitarbeiter in der Verwaltung befragen, welche Sprachkompetenzen bei den einzelnen Mitarbeitern<br />

vorhanden sind und bei welchen Herkunftsgruppen am häufigsten Kommunikationsprobleme<br />

auftauchen. Die Sprachkompetenzen sollten zentral erfasst werden, so dass<br />

alle Mitarbeiter über <strong>die</strong> Kompetenzen der Kollegen Bescheid wissen und ggf. auf <strong>die</strong>se zu-<br />

182


ückgreifen können. Auch über weitergehende Schulungen interkultureller Kompetenzen,<br />

gerade <strong>für</strong> Mitarbeiter, <strong>die</strong> besonders häufig mit Migranten zu tun haben, wäre nachzudenken.<br />

Mit vergleichsweise wenig Aufwand können Fortbildungen vor Ort verdeutlichen, wie in<br />

der <strong>Soest</strong>er Verwaltung Schwellen abgebaut werden können, indem <strong>die</strong> Mitarbeiter mehr<br />

Aufmerksamkeit da<strong>für</strong> entwickeln, wie sich im Alltag oftmals unbemerkt Hürden aufbauen,<br />

<strong>die</strong> sich, sofern sie erkannt werden, vermeiden oder wieder abbauen lassen. Zu <strong>die</strong>sem<br />

Themenfeld bietet sich u.U. auch ein Erfahrungsaustausch mit anderen Organisationen an<br />

(Polizei, AHA).<br />

Des Weiteren könnten durch zwei kostengünstige Maßnahmen Zeit und Aufwand <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Verwaltung und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Migranten eingespart werden: So sollte darüber nachgedacht werden,<br />

den Mitarbeitern im Bürger Büro einen Katalog mit vorab übersetzten Standardfragen und<br />

Standardsätzen bereit zu stellen, so dass <strong>die</strong>se zumindest <strong>die</strong> rudimentären Schritte mit Zuwanderern<br />

beschreiten können, wenn <strong>die</strong>se ohne Deutsch-Kenntnisse und Begleitung <strong>die</strong><br />

Leistungen des Bürger Büros in Anspruch nehmen wollen. Für wichtig und relativ einfach<br />

umsetzbar halten wir auch eine mehrsprachige Informationsbroschüre, <strong>die</strong> Neu-<br />

Zuwanderer und evtl. auch bereits länger in Deutschland ansässige Migranten, <strong>die</strong> aber der<br />

deutschen Sprache noch nicht mächtig sind, über <strong>die</strong> wichtigsten Institutionen informiert.<br />

Diese Broschüre sollte sowohl <strong>die</strong> wichtigsten Ansprechstellen der Verwaltung umfassen als<br />

auch Ansprechpartner außerhalb der Verwaltung (Beratungsstellen, Wohnungsgesellschaften,<br />

Krankenhäuser, evtl. Freizeitmöglichkeiten, migrantenspezifische Organisationen). Die<br />

kostengünstige Variante wäre, eine solche Broschüre als pdf-Dokument im Internet bereit zu<br />

stellen. Dabei sollte <strong>die</strong> Gelegenheit genutzt werden, unter dem Link "Leben und Wohnen"<br />

einen eigenen Unterpunkt "Migranten" einzufügen, unter dem <strong>die</strong> Broschüre heruntergeladen<br />

werden kann. Eine alleinige Bereitstellung im Internet birgt aber das Risiko, bestimmte<br />

Gruppen (sozial Schwache, Ältere) möglicherweise nicht zu erreichen. Daher sollte ernsthaft<br />

darüber nachgedacht werden, <strong>die</strong>se Broschüre auch in gedruckter Form zur Verfügung zu<br />

stellen. Die Übersetzung könnten nach Rücksprache und bei Bereitschaft eventuell lokale<br />

Migrantenorganisationen übernehmen. Damit wären <strong>die</strong>se in den Prozess eingebunden,<br />

könnten weitere Empfehlungen geben und auch als Multiplikatoren <strong>die</strong>ser Informationsbroschüren<br />

fungieren. Bei guten Erfahrungen mit <strong>die</strong>sem Vorgehen wäre es u.U. sinnvoll, auch<br />

<strong>die</strong> Ferienprogramme mehrsprachig zu gestalten, um mit ihnen Migranten ebenfalls gezielt<br />

anzusprechen.<br />

Im Zusammenhang mit der interkulturellen Öffnung der Verwaltung steht auch das Strategische<br />

Zukunftsprogramm der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> (<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, Der Bürgermeister Dezember 2008).<br />

Bislang sind dort nur Ausländer erwähnt, zudem sind <strong>die</strong>se lediglich dem Bereich Soziales<br />

zugeordnet. Wir empfehlen, statt "Ausländer" den Begriff "Migranten" oder "Einwanderer" zu<br />

verwenden, da Ausländer, wie dargestellt, nur einen geringen Teil der <strong>für</strong> <strong>Soest</strong> relevanten<br />

183


Gruppe der Migranten ausmachen. Außerdem könnte vor dem Hintergrund der Ergebnisse<br />

<strong>die</strong>ses Berichts darauf hingewiesen werden, dass Migranten einen großen, jungen und damit<br />

sehr zukunftsträchtigen Teil der <strong>Soest</strong>er Bevölkerung ausmachen, und dass neue Zuwanderer<br />

willkommen sind.<br />

6.3 Leitbild der Integration<br />

Zahlreiche Städte und Kommunen haben sich im Rahmen von Integrationsplänen ein "Leitbild<br />

der Integration" zugelegt. Dies wird als sinnvoll angesehen. Dabei handelt es sich hier<br />

um keine Handlungsempfehlung im engeren Sinne. Integrationsleitbilder können <strong>für</strong> Kommunen<br />

eine Orientierungshilfe sein, indem sie sich darüber verständigen, wo sie integrationspolitisch<br />

hinwollen. Wenn ein solches Leitbild klar und zugleich offen genug formuliert ist,<br />

erlaubt es und fordert zugleich zu wiederkehrender reflexiver Vergewisserung darüber auf,<br />

was man im Zeitverlauf getan, was man erreicht und was man verfehlt hat. Das schützt ggf.<br />

davor, in falsche Routinen zu verfallen, Unsinniges fortzusetzen und neu Erforderliches angesichts<br />

sich verändernder Problemlagen zu versäumen. Mit anderen Worten: Ein realistisches<br />

Leitbild, das sich an machbaren und möglichst praktischen Zielsetzungen orientiert,<br />

hilft, <strong>die</strong> je erforderliche Balance zwischen Mobilisierung und Normalisierung der Integration<br />

zu finden. Entsprechende Formulierungshilfen können ggf. gegeben werden. Es kommt aber<br />

darauf an, ein solches Leitbild mit allen, <strong>die</strong> es in der Kommune perspektivisch angeht, abzustimmen<br />

und sie da<strong>für</strong> zu gewinnen: Dies betrifft neben Politik und Verwaltung alle <strong>die</strong><br />

Einrichtungen, Gruppen, Vereine und Organisationen, <strong>die</strong> im Rahmen <strong>die</strong>ser Empfehlungen<br />

erwähnt sind oder im Rahmen der städtischen Integrationsförderung noch entstehen (wie der<br />

geplante Integrationsrat). Leitbilder, <strong>die</strong> Wirksamkeit erzielen wollen, das weiß <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Soest</strong> selbst nur zu gut, bedürfen also erheblicher Mobilisierungsarbeit.<br />

184


ANHANG<br />

Annex-Tab. 1: Zu- und Fortzüge über <strong>die</strong> Gemeindegrenze von Deutschen und Aus-<br />

ländern 1975 – 2007<br />

Zuzug Deutsche<br />

Fortzug<br />

Deutsche<br />

Saldo (nur<br />

deut. Männer/nur<br />

deut. Frauen)<br />

Zuzug Ausländer<br />

185<br />

Fortzug<br />

Ausländer<br />

Saldo (nur<br />

ausl. Männer/<br />

nur<br />

ausl. Frauen)<br />

Saldo Gesamt<br />

1975 1.570 1.783 -213 (-122/-91) 301 208 93 (58/35) -120<br />

1976 1.923 1.800 123 (127/-4) 210 245 -35 (-54/19) 88<br />

1977 1.791 1.732 59 (42/17) 273 299 -26 (-3/-23) 33<br />

1978 1.800 1.748 52 (-4/56) 270 221 49 (34/15) 101<br />

1979 1.930 1.862 68 (-1/69) 347 201 146 (89/57) 214<br />

1980 2.267 1.972 295 (170/125) 431 223 208 (154/54) 503<br />

1981 2.133 1.872 261 (114/147) 449 262 187 (100/87) 448<br />

1982 2.077 1.973 104 (85/19) 303 354 -51 (-40/-11) 53<br />

1983 1.937 1.689 248 (131/117) 286 318 -32 (-15/-17) 216<br />

1984 1.558 1.430 128 (-1/129) 409 428 -19 (-24/5) 109<br />

1985 1.834 1.538 296 (138/158) 394 309 85 (53/32) 381<br />

1986 1.685 1.551 134 (62/72) 484 287 197 (113/84) 331<br />

1987 1.617 1.626 -9 (-33/24) 515 370 145 (79/66) 136<br />

1988 1.696 1.547 149 (68/81) 618 430 188 (92/96) 337<br />

1989 2.434 1.520 914 (487/427) 694 542 152 (92/60) 1.066<br />

1990 2.182 1.617 565 (235/330) 676 631 45 (38/7) 610<br />

1991 2.040 1.703 337 (177/160) 452 382 70 (44/26) 407<br />

1992 2.208 1.714 494 (241/253) 469 322 147 (73/74) 641<br />

1993 2.677 1.618 1.059 (513/546) 520 446 74 (20/54) 1.133<br />

1994 3.223 1.919 1.304 (671/633) 1.109 685 424 (296/128) 1.728<br />

1995 2.586 1.753 833 (381/452) 819 659 160 (73/87) 993


1996 2.450 1.754 696 (302/394) 429 520 -91 (-75/-16) 605<br />

1997 2.185 2.346 -161 (-64/-97) 593 477 116 (43/73) -45<br />

1998 2.095 2.258 -163 (-105/-58) 610 509 101 (37/64) -62<br />

1999 2.163 2.074 89 (53/36) 514 473 41 (16/25) 130<br />

2000 1.741 1.741 0 (-37/37) 389 419 -30 (-15/-15) -30<br />

2001 1.966 2.133 -167 (-54/-113) 433 453 -20 (-20/0) -187<br />

2002 1.964 1.999 -35 (-44/9) 548 430 118 (70/48) 83<br />

2003 1.854 2.136 -282 (-145/-137) 453 344 109 (73/36) -173<br />

2004 1.969 1.968 1 (-2/3) 518 393 125 (67/58) 126<br />

2005 2.013 1.851 162 (106/56) 499 455 44 (2/42) 206<br />

2006 1.921 1.942 -21 (-57/36) 558 569 -11 (-36/25) -32<br />

2007 1.990 1.895 95 (6/89) 587 552 35 (16/19) 130<br />

Quelle: IT.NRW; Auszug 2009; eigene Berechnungen.<br />

Annex-Tab. 2: Zuzugsjahre und Zuzugshäufigkeit der Ausländer im Jahr 2008<br />

Zuzugsjahr Anzahl der Zugezogenen Ausländer in %<br />

bis 1949 7 0,2<br />

1950 bis 1959 4 0,1<br />

1960 bis 1969 43 1,5<br />

1970 bis 1979 205 7,0<br />

1980 bis 1989 306 10,5<br />

1990 bis 1995 409 14,0<br />

1996 bis 1999 335 11,5<br />

2000 bis 2005 838 28,7<br />

2006 bis 2008 772 26,4<br />

Gesamt 2.919 100,0<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

186


Annex-Tab. 3: Merkmale der auf <strong>die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> verteilten Aussiedler<br />

1990/91<br />

1992/93<br />

1994/95<br />

1996/97<br />

Gesamt 637 594 545 286 67 246 33 175 5 5<br />

- bis unter 18<br />

Jahre<br />

- 18 bis unter<br />

65 Jahre<br />

- 65 Jahre<br />

und älter<br />

- erwerbstätig<br />

- arbeitslos<br />

- nicht erwerbstätig<br />

235<br />

(36,9)<br />

362<br />

(56,8)<br />

40<br />

(6,3)<br />

227<br />

(35,6)<br />

3<br />

(0,5)<br />

407<br />

(63,9)<br />

205<br />

(34,5)<br />

348<br />

(58,6)<br />

41<br />

(6,9)<br />

255<br />

(42,9)<br />

1<br />

(0,2)<br />

338<br />

(56,9)<br />

209<br />

(38,3)<br />

296<br />

(54,3)<br />

40<br />

(7,3)<br />

259<br />

(47,5)<br />

0<br />

(0)<br />

286<br />

(52,5)<br />

88<br />

(30,8)<br />

175<br />

(61,2)<br />

23<br />

(8)<br />

164<br />

(57,3)<br />

0<br />

(0)<br />

122<br />

(42,7)<br />

187<br />

1998/99<br />

14<br />

(20,9)<br />

40<br />

(59,7)<br />

13<br />

(19,4)<br />

36<br />

(53,7)<br />

3<br />

(4,5)<br />

28<br />

(41,8)<br />

2000/01<br />

75<br />

(30,5)<br />

150<br />

(61)<br />

21<br />

(8,5)<br />

137<br />

(55,7)<br />

0<br />

(0)<br />

109<br />

(44,3)<br />

2002/03<br />

6<br />

(18,2)<br />

25<br />

(75,8)<br />

2<br />

(6,1)<br />

19<br />

(57,6)<br />

3<br />

(9,1)<br />

11<br />

(33,3)<br />

2004/05<br />

52<br />

(29,7)<br />

113<br />

(64,6)<br />

10<br />

(5,7)<br />

105<br />

(60)<br />

1<br />

(0)<br />

69<br />

(39,4)<br />

2006/07<br />

0<br />

(0)<br />

4<br />

(80)<br />

1<br />

(20)<br />

3<br />

(60)<br />

0<br />

(0)<br />

2<br />

(40)<br />

Quelle: Bezirksregierung Arnsberg/Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Integration; eigene Berechnungen; in<br />

Klammern: % an allen zugewiesenen Aussiedlern; Stand 2009.<br />

2008/09<br />

1<br />

(20)<br />

2<br />

(40)<br />

2<br />

(40)<br />

2<br />

(40)<br />

0<br />

(0)<br />

3<br />

(60)


Annex-Tab. 4: Einbürgerungen nach Nationalität 2000 – 2007<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Sri Lanka: 22 Türkei: 31 Türkei: 18 Türkei: 12 Türkei: 12 Türkei: 15 Türkei: 17 Türkei: 16<br />

Türkei: 13<br />

Jugoslawien (bis 2003 -<br />

danach Serbien/Montenegro):<br />

9<br />

Albanien: 8 Albanien: 9 Polen: 7 Kasachstan: 9 Sri Lanka: 8 Sri Lanka: 13<br />

Albanien: 4 Sri Lanka: 8 Kongo (Republik): 7 Sri Lanka: 7 Ukraine: 3 Sri Lanka: 6 Polen: 5 Irak: 6<br />

Iran, Islamische<br />

Republik: 4<br />

Vietnam: 3<br />

Bosnien und<br />

Herzegowina: 2<br />

Iran, Islamische Republik:<br />

6<br />

Bosnien und Herzegowina:<br />

5<br />

Albanien: 4<br />

Kasachstan: 5 Polen: 6<br />

Bosnien und Herzegowina:<br />

4<br />

Russische Föderation:<br />

4<br />

Jugoslawien (bis<br />

2003 - danach Serbien/Montenegro):<br />

4<br />

188<br />

Weißrußland (Belarus):<br />

3<br />

Iran, Islamische<br />

Republik: 3<br />

Niederlande: 2 Belgien: 4 Sri Lanka: 4 Pakistan: 4 Niederlande: 2 -<br />

Russische Föderation:<br />

2<br />

Ukraine: 3<br />

- Kasachstan: 3<br />

Iran, Islamische<br />

Republik: 4<br />

Jugoslawien (bis<br />

2003 - danach Serbien/Montenegro):<br />

3<br />

Iran, Islamische<br />

Republik: 4<br />

Kasachstan: 4 Rumänien: 3<br />

Polen: 2 Mazedonien: 3 Kasachstan: 3<br />

Kasachstan: 4 Moldau: 2 - Schweiz: 2 Pakistan: 3<br />

Russische Föderation:<br />

2<br />

Serbien, Montenegro<br />

(ab 01.08.2006):<br />

2<br />

Portugal: 3 Sri Lanka: 2 - - Niederlande: 2<br />

In<strong>die</strong>n: 3 In<strong>die</strong>n: 2 - - Polen: 2<br />

- Russische Föderation: 2 Pakistan: 3 Brasilien: 2 Pakistan: 2 - -<br />

Russische Föderation:<br />

2<br />

- Afghanistan: 2 Belgien: 2 - - - - Nigeria: 2<br />

- Vietnam: 2 Polen: 2 - - - - In<strong>die</strong>n: 2<br />

- In<strong>die</strong>n: 2<br />

Vereinigtes Königreich:<br />

2<br />

- - - - -<br />

- Libanon: 2 - - - - - -<br />

Quelle: Landesbetrieb <strong>für</strong> Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW); es wurden nur Nationalitäten mit mehr als einer Einbürgerung gezählt.


Annex-Tab. 5: Bevölkerung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> nach Migrationsstatus und Fünf-Jahres-<br />

Altersgruppen 2009<br />

0 bis 5<br />

6 bis 10<br />

11 bis 15<br />

16 bis 20<br />

21 bis 25<br />

26 bis 30<br />

31 bis 35<br />

36 bis 40<br />

41 bis 45<br />

46 bis 50<br />

51 bis 55<br />

Deutsche<br />

ohne Migrationshintergrund<br />

Deutsche mit<br />

Migrationsbezug<br />

189<br />

Deutsche mit<br />

Migrationsbezug<br />

(evtl.)<br />

Ausländer Gesamt<br />

2.153 437 0 75 2.665<br />

80,8% 16,4% 0,0% 2,8% 100,0%<br />

6,1% 4,6% 0,0% 2,5% 5,6%<br />

1.908 432 0 109 2.449<br />

77,9% 17,6% 0,0% 4,5% 100,0%<br />

5,4% 4,6% 0,0% 3,6% 5,1%<br />

2.003 542 0 152 2.697<br />

74,3% 20,1% 0,0% 5,6% 100,0%<br />

5,7% 5,8% 0p,0% 5,0% 5,6%<br />

2.241 594 2 230 3067<br />

73,1% 19,4% 0,1% 7,5% 100,0%<br />

6,4% 6,3%0 0,7% 7,6% 6,4%<br />

2.054 752 5 313 3.124<br />

65,7% 24,1% 0,2% 10,0% 100,0%<br />

5,8% 8,0% 1,8% 10,4% 6,5%<br />

1.887 679 2 326 2.894<br />

65,2% 23,5% 0,1% 11,3% 100,0%<br />

5,4% 7,2% 0,7% 10,8% 6,0%<br />

1.755 553 3 366 2.677<br />

65,6% 20,7% 0,1% 13,7% 100,0%<br />

5,0% 5,9% 1,1% 12,1% 5,6%<br />

2.521 476 7 326 3.330<br />

75,7% 14,3% 0,2% 9,8% 100,0%<br />

7,2% 5,1% 2,5% 10,8% 6,9%<br />

3.149 596 5 309 4.059<br />

77,6% 14,7% 0,1% 7,6% 100,0%<br />

8,9% 6,3% 1,8% 10,2% 8,5%<br />

3.031 706 11 229 3.977<br />

76,2% 17,8% 0,3% 5,8% 100,0%<br />

8,6% 7,5% 3,9% 7,6% 8,3%<br />

2.599 663 8 161 3.431<br />

75,8% 19,3% 0,2% 4,7% 100,0%<br />

7,4% 7,0% 2,9% 5,3% 7,2%


56 bis 60<br />

61 bis 65<br />

66 bis 70<br />

71 bis 75<br />

76 bis 80<br />

81 bis 85<br />

86 bis 90<br />

91 bis 95<br />

96 bis 100<br />

101 und älter<br />

2.418 458 15 159 3.050<br />

79,3% 15,0% 0,5% 5,2% 100,0%<br />

6,9% 4,9% 5,4% 5,3% 6,4%<br />

1.707 338 22 91 2.158<br />

79,1% 15,7% 1,0% 4,2% 100,0%<br />

4,8% 3,6% 7,9% 3,0% 4,5%<br />

1.778 629 57 97 2.561<br />

69,4% 24,6% 2,2% 3,8% 100,0%<br />

5,0% 6,7% 20,4% 3,2% 5,3%<br />

1.498 596 49 44 2.187<br />

68,5% 27,3% 2,2% 2,0% 100,0%<br />

4,2% 6,3% 17,6% 1,5% 4,6%<br />

1.052 450 40 24 1.566<br />

67,2% 28,7% 2,6% 1,5% 100,0%<br />

3,0% 4,8% 14,3% 0,8% 3,3%<br />

840 326 29 11 1.206<br />

69,7% 27,0% 2,4% 0,9% 100,0%<br />

2,4% 3,5% 10,4% 0,4% 2,5%<br />

490 151 17 1 659<br />

74,4% 22,9% 2,6% 0,2% 100,0%<br />

1,4% 1,6% 6,1% 0,0% 1,4%<br />

131 32 5 0 168<br />

78,0% 19,0% 3,0% 0,0% 100,0%<br />

0,4% 0,3% 1,8% 0,0% ,4%<br />

39 14 2 0 55<br />

70,9% 25,5% 3,6% 0,0% 100,0%<br />

0,1% 0,1% 0,7% 0,0% 0,1%<br />

2 0 0 0 2<br />

100,0% 0,0% 0,0% 0,0% 100,0%<br />

0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0%<br />

GESAMT 35.256 9.424 279 3.023 47.982<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, eigene Auswertung.<br />

73,5% 19,6% 0,6% 6,3% 100,0%<br />

190


Annex-Tab. 6: Verteilung 1. und 2. Staatsangehörigkeit 2009<br />

1. Staatsangehörigkeit Absolut In % 2. Staatsangehörigkeit Absolut In %<br />

deutsch 44.959 93,7 polnisch 1.431 3,0<br />

türkisch 490 1,0 russisch 1.165 2,4<br />

polnisch 288 0,6 kasachisch 820 1,7<br />

belgisch 202 0,4 sowjetisch 258 0,5<br />

italienisch 201 0,4 türkisch 250 0,5<br />

portugiesisch 175 0,4 belgisch 214 0,4<br />

britisch 151 0,3 italienisch 120 0,3<br />

indonesisch 144 0,3 britisch 99 0,2<br />

russisch 124 0,3 kirgisisch 76 0,2<br />

serbisch und montenegrinisch<br />

113 0,2<br />

serbisch und montenegrinisch<br />

191<br />

70 0,1<br />

sri-lankisch 105 0,2 sri-lankisch 59 0,1<br />

niederländisch 61 0,1 iranisch 35 0,1<br />

kasachisch 56 0,1 ukrainisch 33 0,1<br />

spanisch 50 0,1 albanisch 31 0,1<br />

ungeklärt 50 0,1 rumänisch 29 0,1<br />

griechisch 43 0,1 kanadisch 28 0,1<br />

bosnischherzegowinisch<br />

40 0,1 niederländisch 28 0,1<br />

indisch 37 0,1 spanisch 26 0,1<br />

irakisch 35 0,1 brasilianisch 22 0,0<br />

chinesisch 32 0,1 portugiesisch 21 0,0<br />

österreichisch 31 0,1 amerikanisch 20 0,0<br />

kroatisch 31 0,1 französisch 20 0,0<br />

libanesisch 31 0,1 libanesisch 20 0,0<br />

albanisch 30 0,1 griechisch 19 0,0<br />

französisch 30 0,1 indisch 18 0,0<br />

syrisch 28 0,1 pakistanisch 18 0,0<br />

ukrainisch 23 0,0 österreichisch 17 0,0<br />

kanadisch 20 0,0 schweizerisch 17 0,0<br />

pakistanisch 19 0,0 tunesisch 13 0,0<br />

rumänisch 19 0,0 bosnischherzegowinisch<br />

12 0,0<br />

thailändisch 19 0,0 kongolesisch 12 0,0<br />

kosovarisch 17 0,0 kroatisch 11 0,0<br />

schweizerisch 17 0,0 algerisch 10 0,0<br />

mazedonisch 16 0,0 marokkanisch 10 0,0


aserbaidschanisch 15 0,0 moldauisch 8 0,0<br />

ungarisch 14 0,0 syrisch 8 0,0<br />

brasilianisch 13 0,0 ungarisch 8 0,0<br />

amerikanisch 12 0,0 philippinisch 7 0,0<br />

israelisch 11 0,0 chilenisch 6 0,0<br />

kirgisisch 11 0,0 nigerianisch 6 0,0<br />

algerisch 10 0,0 chinesisch 5 0,0<br />

kamerunisch 9 0,0 vietnamesisch 5 0,0<br />

libysch 9 0,0 ghanaisch 4 0,0<br />

nigerianisch 9 0,0 irakisch 4 0,0<br />

iranisch 8 0,0 irisch 4 0,0<br />

der Vereinigten Arabischen<br />

Emirate<br />

7 0,0 kamerunisch 4 0,0<br />

litauisch 7 0,0 mazedonisch 4 0,0<br />

mexikanisch 6 0,0 mexikanisch 4 0,0<br />

staatenlos 6 0,0 schwedisch 4 0,0<br />

tunesisch 6 0,0 slowenisch 4 0,0<br />

angolanisch 5 0,0 thailändisch 4 0,0<br />

eritreisch 5 0,0 tschechoslowakisch 4 0,0<br />

guineisch 5 0,0 usbekisch 4 0,0<br />

kenianisch 5 0,0 weißrussisch 4 0,0<br />

lettisch 5 0,0 afghanisch 3 0,0<br />

philippinisch 5 0,0 dominikanisch 3 0,0<br />

tschechoslowakisch 5 0,0 honduranisch 3 0,0<br />

kubanisch 4 0,0 jamaikanisch 3 0,0<br />

luxemburgisch 4 0,0 jordanisch 3 0,0<br />

malaysisch 4 0,0 laotisch 3 0,0<br />

marokkanisch 4 0,0 ohne Angabe 3 0,0<br />

nepalesisch 4 0,0 peruanisch 3 0,0<br />

slowenisch 4 0,0 ägyptisch 2 0,0<br />

usbekisch 4 0,0 bulgarisch 2 0,0<br />

vietnamesisch 4 0,0 guatemaltekisch 2 0,0<br />

weißrussisch 4 0,0 kambodschanisch 2 0,0<br />

beninisch 3 0,0 kolumbianisch 2 0,0<br />

bulgarisch 3 0,0 koreanisch 2 0,0<br />

georgisch 3 0,0 lettisch 2 0,0<br />

ghanaisch 3 0,0 luxemburgisch 2 0,0<br />

jemenitisch 3 0,0 panamaisch 2 0,0<br />

moldauisch 3 0,0 tschechisch 2 0,0<br />

192


tschechisch 3 0,0 äthiopisch 1 0,0<br />

ägyptisch 2 0,0 argentinisch 1 0,0<br />

australisch 2 0,0 aserbaidschanisch 1 0,0<br />

chilenisch 2 0,0 australisch 1 0,0<br />

estnisch 2 0,0 bhutanisch 1 0,0<br />

guatemaltekisch 2 0,0 bolivianisch 1 0,0<br />

japanisch 2 0,0 burundisch 1 0,0<br />

jordanisch 2 0,0 gambisch 1 0,0<br />

kolumbianisch 2 0,0 indonesisch 1 0,0<br />

peruanisch 2 0,0 ivorisch 1 0,0<br />

südafrikanisch 2 0,0 jemenitisch 1 0,0<br />

schwedisch 2 0,0 libysch 1 0,0<br />

slowakisch 2 0,0 malisch 1 0,0<br />

afghanisch 1 0,0 nepalesisch 1 0,0<br />

argentinisch 1 0,0 neuseeländisch 1 0,0<br />

armenisch 1 0,0 nigrisch 1 0,0<br />

bangladeschisch 1 0,0 serbisch 1 0,0<br />

bolivianisch 1 0,0 seychellisch 1 0,0<br />

dänisch 1 0,0 slowakisch 1 0,0<br />

dominikanisch 1 0,0 tadschikisch 1 0,0<br />

ecuadorianisch 1 0,0 ungeklärt 1 0,0<br />

finnisch 1 0,0 - - -<br />

gambisch 1 0,0 - - -<br />

irisch 1 0,0 - - -<br />

ivorisch 1 0,0 - - -<br />

kambodschanisch 1 0,0 - - -<br />

kongolesisch 1 0,0 - - -<br />

koreanisch 1 0,0 - - -<br />

madagassisch 1 0,0 - - -<br />

montenegrinisch 1 0,0 - - -<br />

nigrisch 1 0,0 - - -<br />

serbisch 1 0,0 - - -<br />

simbabwisch 1 0,0 - - -<br />

sowjetisch 1 0,0 - - -<br />

sudanesisch 1 0,0 - - -<br />

tadschikisch 1 0,0 - - -<br />

ugandisch 1 0,0 - - -<br />

ungeklärt 1 0,0 - - -<br />

venezolanisch 1 0,0 - - -<br />

193


Gesamt 47.982 100,0 Gesamt 5.198 100,0<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

Annex-Tab. 7: Verteilung der Bevölkerung nach Migrationsstatus auf Bezirke 2009<br />

Bezirk<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Deutschen ohne<br />

Migrationshintergrund<br />

5.016<br />

80,2%<br />

14,2%<br />

3.694<br />

76,0%<br />

10,5%<br />

242<br />

50,6%<br />

0,7%<br />

4.426<br />

68,4%<br />

12,6%<br />

4.193<br />

53,7%<br />

11,9%<br />

4.424<br />

71,1%<br />

12,5%<br />

2.542<br />

75,5%<br />

7,2%<br />

3.309<br />

84,5%<br />

9,4%<br />

1.061<br />

82,1%<br />

3,0%<br />

11<br />

68,8%<br />

0,0%<br />

294<br />

82,8%<br />

0,8%<br />

2<br />

100,0%<br />

Deutsche mit<br />

Migrationsbezug<br />

738<br />

11,8%<br />

7,8%<br />

913<br />

18,8%<br />

9,7%<br />

188<br />

39,3%<br />

2,0%<br />

1.602<br />

24,8%<br />

17,0%<br />

2.426<br />

31,1%<br />

25,7%<br />

1.468<br />

23,6%<br />

15,6%<br />

694<br />

20,6%<br />

7,4%<br />

487<br />

12,4%<br />

5,2%<br />

208<br />

16,1%<br />

2,2%<br />

5<br />

31,3%<br />

0,1%<br />

22<br />

6,2%<br />

0,2%<br />

Deutsche mit<br />

Migrationsbezug<br />

(evtl.)<br />

194<br />

35<br />

0,6%<br />

12,5%<br />

26<br />

0,5%<br />

9,3%<br />

0<br />

52<br />

0,8%<br />

18,6%<br />

59<br />

0,8%<br />

21,1%<br />

28<br />

0,4%<br />

10,0%<br />

22<br />

0,7%<br />

7,9%<br />

22<br />

0,6%<br />

7,9%<br />

2<br />

0,2%<br />

0,7%<br />

2<br />

0,6%<br />

0,7%<br />

Ausländer Gesamt<br />

464<br />

7,4%<br />

15,3%<br />

229<br />

4,7%<br />

7,6%<br />

48<br />

10,0%<br />

1,6%<br />

390<br />

6,0%<br />

12,9%<br />

1.124<br />

14,4%<br />

37,2%<br />

305<br />

4,9%<br />

10,1%<br />

109<br />

3,2%<br />

3,6%<br />

98<br />

2,5%<br />

3,2%<br />

21<br />

1,6%<br />

0,7%<br />

6.253 (13,0%)<br />

4.862 (10,1%)<br />

478 (1,0%)<br />

6.470 (13,5%)<br />

7.802 (16,3%)<br />

6.225 (13,0%)<br />

3.367 (7,0%)<br />

3.916 (8,2%)<br />

1.292 (2,7%)<br />

0 0 16 (0,0%)<br />

37<br />

10,4%<br />

1,2%<br />

355 (0,7%)<br />

0 0 0 2 (0,0%)


14<br />

15<br />

21<br />

23<br />

24<br />

26<br />

31<br />

32<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

47<br />

0,0%<br />

22<br />

95,7%<br />

0,1%<br />

172<br />

87,3%<br />

0,5%<br />

130<br />

83,9%<br />

0,4%<br />

148<br />

87,1%<br />

0,4%<br />

3<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

38<br />

97,4%<br />

0,1%<br />

39<br />

92,9%<br />

0,1%<br />

1.102<br />

86,3%<br />

3,1%<br />

9<br />

90,0%<br />

0,0%<br />

336<br />

88,7%<br />

1,0%<br />

83<br />

98,8%<br />

0,2%<br />

14<br />

87,5%<br />

0,0%<br />

77<br />

97,5%<br />

0,2%<br />

83<br />

98,8%<br />

0,2%<br />

22<br />

11,2%<br />

0,2%<br />

13<br />

8,4%<br />

0,1%<br />

13<br />

7,6%<br />

0,1%<br />

3<br />

7,1%<br />

0,0%<br />

144<br />

11,3%<br />

1,5%<br />

36<br />

9,5%<br />

0,4%<br />

1<br />

1,2%<br />

0,0%<br />

1<br />

6,3%<br />

0,0%<br />

1<br />

1,3%<br />

0,0%<br />

1<br />

1,2%<br />

0,0%<br />

0 0<br />

195<br />

0<br />

1<br />

0,6%<br />

0,4%<br />

0<br />

1<br />

4,3%<br />

0,0%<br />

3<br />

1,5%<br />

0,1%<br />

11<br />

7,1%<br />

0,4%<br />

9<br />

5,3%<br />

0,3%<br />

23 (0,0%)<br />

197 (0,4%)<br />

155 (0,3%)<br />

170 (0,4%)<br />

0 0 0 3 (0,0%)<br />

0 0<br />

8<br />

0,6%<br />

2,9%<br />

0 0<br />

1<br />

0,3%<br />

0,4%<br />

1<br />

2,6%<br />

0,0%<br />

39 (0,1%)<br />

0 0 42 (0,1%)<br />

23<br />

1,8%<br />

0,8%<br />

1<br />

10,0%<br />

0,0%<br />

6<br />

1,6%<br />

0,2%<br />

1.277 (2,7%)<br />

10 (0,0%)<br />

379 (0,8%)<br />

0 0 84 (0,2%)<br />

0<br />

1<br />

1,3%<br />

0,4%<br />

1<br />

6,3%<br />

0,0%<br />

16 (0,0%)<br />

0 79 (0,2%)<br />

0 0 84 (0,2%)


51<br />

52<br />

53<br />

54<br />

56<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

24<br />

100,0%<br />

0,1%<br />

822<br />

89,2%<br />

2,3%<br />

53<br />

86,9%<br />

0,2%<br />

90<br />

92,8%<br />

0,3%<br />

219<br />

84,2%<br />

0,6%<br />

53<br />

96,4%<br />

0,2%<br />

5<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

1.277<br />

81,0%<br />

3,6%<br />

9<br />

81,8%<br />

0,0%<br />

49<br />

79,0%<br />

0,1%<br />

54<br />

73,0%<br />

0,2%<br />

1<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

393<br />

91,6%<br />

1,1%<br />

141<br />

91,0%<br />

0,4%<br />

0 0 0 24 (0,1%)<br />

70<br />

7,6%<br />

0,7%<br />

5<br />

8,2%<br />

0,1%<br />

5<br />

5,2%<br />

0,1%<br />

31<br />

11,9%<br />

0,3%<br />

2<br />

3,6%<br />

0,0%<br />

221<br />

14,0%<br />

2,3%<br />

2<br />

18,2%<br />

0,0%<br />

10<br />

16,1%<br />

0,1%<br />

5<br />

6,8%<br />

0,1%<br />

29<br />

6,8%<br />

0,3%<br />

11<br />

7,1%<br />

0,1%<br />

196<br />

6<br />

0,7%<br />

2,2%<br />

1<br />

1,6%<br />

0,4%<br />

0<br />

4<br />

1,5%<br />

1,4%<br />

24<br />

2,6%<br />

0,8%<br />

2<br />

3,3%<br />

0,1%<br />

2<br />

2,1%<br />

0,1%<br />

6<br />

2,3%<br />

0,2%<br />

922 (1,9%)<br />

61 (0,1%)<br />

97 (0,2%)<br />

260 (0,5%)<br />

0 0 55 (0,1%)<br />

0 0 0 5 (0,0%)<br />

6<br />

0,4%<br />

2,2%<br />

1<br />

1,6%<br />

0,4%<br />

73<br />

4,6%<br />

2,4%<br />

1.577 (3,3%)<br />

0 0 11 (0,0%)<br />

0<br />

2<br />

3,2%<br />

0,1%<br />

15<br />

20,3%<br />

0,5%<br />

62 (0,1%)<br />

74 (0,2%)<br />

0 0 0 1 (0,0%)<br />

2<br />

0,5%<br />

0,7%<br />

0<br />

5<br />

1,2%<br />

0,2%<br />

3<br />

1,9%<br />

0,1%<br />

429 (0,9%)<br />

155 (0,3%)<br />

81 297 21 0 6 324 (0,7%)


82<br />

83<br />

84<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

91,7%<br />

0,8%<br />

33<br />

91,7%<br />

0,1%<br />

59<br />

93,7%<br />

0,2%<br />

15<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

44<br />

84,6%<br />

0,1%<br />

11<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

41<br />

93,2%<br />

0,1%<br />

32<br />

88,9%<br />

0,1%<br />

64<br />

88,9%<br />

0,2%<br />

6,5%<br />

0,2%<br />

2<br />

5,6%<br />

0,0%<br />

4<br />

6,3%<br />

0,0%<br />

6<br />

11,5%<br />

0,1%<br />

3<br />

6,8%<br />

0,0%<br />

3<br />

8,3%<br />

0,0%<br />

8<br />

11,1%<br />

0,1%<br />

197<br />

0<br />

1,9%<br />

0,2%<br />

1<br />

2,8%<br />

0,0%<br />

36 (0,1%)<br />

0 0 63 (0,1%)<br />

0 0 0 15 (0,0%)<br />

0<br />

2<br />

3,8%<br />

0,1%<br />

52 (0,1%)<br />

0 0 0 11 (0,0%)<br />

0 0 44 (0,1%)<br />

0<br />

1<br />

2,8%<br />

0,0%<br />

36 (0,1%)<br />

0 0 72 (0,2%)<br />

Ge-<br />

35.256 9.424 279 3.023 47.982<br />

samt 73,5% 19,6% ,6% 6,3% 100,0%<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; Spalte 2 – 5: erste Zahl der Zelle: absolute Einwohnerzahl<br />

der entsprechenden Bevölkerungsgruppe im Bezirk; mittlere Zahl: Anteil <strong>die</strong>ser Bevölkerungsgruppe<br />

innerhalb des Bezirks, unterste Zahl: Angabe, wie viel Prozent der jeweiligen Bevölkerungsgruppe<br />

aus <strong>Soest</strong> gesamt innerhalb <strong>die</strong>ses Bezirks leben; Spalte 6: absolute Bewohnerzahl im<br />

jeweiligen Bezirk und prozentualer Anteil an allen Bewohnern <strong>Soest</strong>s.


Annex-Tab. 8: Verteilung der Bevölkerung nach Migrationsstatus auf Unterbezirke<br />

2009<br />

Unterbezirk<br />

0<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

21<br />

22<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

31<br />

32<br />

33<br />

Deutsche ohne<br />

Migrationshintergrund<br />

2.443<br />

90,3%<br />

6,9%<br />

1.545<br />

80,7%<br />

4,4%<br />

1.013<br />

80,1%<br />

2,9%<br />

1.394<br />

82,0%<br />

4,0%<br />

1.064<br />

77,4%<br />

3,0%<br />

30<br />

88,2%<br />

0,1%<br />

6<br />

66,7%<br />

0,0%<br />

27<br />

96,4%<br />

0,1%<br />

960<br />

77,2%<br />

2,7%<br />

1.582<br />

78,4%<br />

4,5%<br />

1.089<br />

71,2%<br />

3,1%<br />

11<br />

73,3%<br />

0,0%<br />

14<br />

73,7%<br />

0,0%<br />

14<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

Deutsche mit<br />

Migrationsbezug<br />

194<br />

7,2%<br />

2,1%<br />

221<br />

11,5%<br />

2,3%<br />

159<br />

12,6%<br />

1,7%<br />

196<br />

11,5%<br />

2,1%<br />

162<br />

11,8%<br />

1,7%<br />

3<br />

8,8%<br />

0,0%<br />

1<br />

3,6%<br />

0,0%<br />

233<br />

18,7%<br />

2,5%<br />

338<br />

16,7%<br />

3,6%<br />

338<br />

22,1%<br />

3,6%<br />

4<br />

26,7%<br />

0,0%<br />

3<br />

15,8%<br />

0,0%<br />

Deutsche mit<br />

Migrationsbezug<br />

(evtl.)<br />

198<br />

7<br />

0,3%<br />

2,5%<br />

13<br />

0,7%<br />

4,7%<br />

11<br />

0,9%<br />

3,9%<br />

5<br />

0,3%<br />

1,8%<br />

6<br />

,4%<br />

2,2%<br />

0<br />

0 0<br />

5<br />

0,4%<br />

1,8%<br />

12<br />

0,6%<br />

4,3%<br />

9<br />

0,6%<br />

3,2%<br />

Ausländer Gesamt<br />

62<br />

2,3%<br />

2,1%<br />

136<br />

7,1%<br />

4,5%<br />

82<br />

6,5%<br />

2,7%<br />

104<br />

6,1%<br />

3,4%<br />

142<br />

10,3%<br />

4,7%<br />

1<br />

2,9%<br />

0,0%<br />

3<br />

33,3%<br />

0,1%<br />

2.706 (5,6%)<br />

1.915 (4,0%)<br />

1.265 (2,6%)<br />

1.699 (3,5%)<br />

1.374 (2,9%)<br />

34 (0,1%)<br />

9 (0,0%)<br />

0 0 28 (0,1%)<br />

45<br />

3,6%<br />

1,5%<br />

86<br />

4,3%<br />

2,8%<br />

94<br />

6,1%<br />

3,1%<br />

1.243 (2,6%)<br />

2.018 (4,2%)<br />

1.530 (3,2%)<br />

0 0 15 (0,0%)<br />

0<br />

2<br />

10,5%<br />

0,1%<br />

19 (0,0%)<br />

0 0 0 14 (0,0%)


199<br />

34<br />

203<br />

47,2%<br />

,6%<br />

181<br />

42,1%<br />

1,9%<br />

0<br />

46<br />

10,7%<br />

1,5%<br />

430 (0,9%)<br />

41<br />

101<br />

84,9%<br />

0,3%<br />

12<br />

10,1%<br />

0,1%<br />

0<br />

6<br />

5,0%<br />

0,2%<br />

119 (0,2%)<br />

42<br />

893<br />

83,5%<br />

2,5%<br />

131<br />

12,2%<br />

1,4%<br />

8<br />

0,7%<br />

2,9%<br />

38<br />

3,6%<br />

1,3%<br />

1.070 (2,2%)<br />

43<br />

138<br />

54,1%<br />

0,4%<br />

102<br />

40,0%<br />

1,1%<br />

2<br />

0,8%<br />

0,7%<br />

13<br />

5,1%<br />

0,4%<br />

255 (0,5%)<br />

44<br />

803<br />

59,2%<br />

2,3%<br />

455<br />

33,6%<br />

4,8%<br />

7<br />

,5%<br />

2,5%<br />

91<br />

6,7%<br />

3,0%<br />

1.356 (2,8%)<br />

45<br />

296<br />

71,8%<br />

0,8%<br />

94<br />

22,8%<br />

1,0%<br />

0<br />

22<br />

5,3%<br />

0,7%<br />

412 (0,9%)<br />

46<br />

1.156<br />

77,2%<br />

3,3%<br />

232<br />

15,5%<br />

2,5%<br />

11<br />

0,7%<br />

3,9%<br />

99<br />

6,6%<br />

3,3%<br />

1.498 (3,1%)<br />

47<br />

1.039<br />

59,0%<br />

2,9%<br />

576<br />

32,7%<br />

6,1%<br />

24<br />

1,4%<br />

8,6%<br />

121<br />

6,9%<br />

4,0%<br />

1.760 (3,7%)<br />

51<br />

763<br />

73,4%<br />

2,2%<br />

162<br />

15,6%<br />

1,7%<br />

6<br />

0,6%<br />

2,2%<br />

109<br />

10,5%<br />

3,6%<br />

1.040 (2,2%)<br />

52<br />

67<br />

74,4%<br />

0,2%<br />

20<br />

22,2%<br />

0,2%<br />

0<br />

3<br />

3,3%<br />

0,1%<br />

90 (0,2%)<br />

53<br />

220<br />

56,3%<br />

0,6%<br />

33<br />

8,4%<br />

0,4%<br />

0<br />

138<br />

35,3%<br />

4,6%<br />

391 (0,8%)<br />

54<br />

805<br />

56,9%<br />

2,3%<br />

425<br />

30,0%<br />

4,5%<br />

13<br />

0,9%<br />

4,7%<br />

173<br />

12,2%<br />

5,7%<br />

1.416 (3,0%)<br />

55<br />

522<br />

70,3%<br />

1,5%<br />

173<br />

23,3%<br />

1,8%<br />

20<br />

2,7%<br />

7,2%<br />

28<br />

3,8%<br />

0,9%<br />

743 (1,5%)<br />

56<br />

24<br />

34,8%<br />

0,1%<br />

1<br />

1,4%<br />

0,0%<br />

0<br />

44<br />

63,8%<br />

1,5%<br />

69 (0,1%)<br />

57<br />

930<br />

53,0%<br />

2,6%<br />

676<br />

38,5%<br />

7,2%<br />

14<br />

0,8%<br />

5,0%<br />

134<br />

7,6%<br />

4,4%<br />

1.754 (3,7%)<br />

58<br />

862<br />

37,5%<br />

2,4%<br />

936<br />

40,7%<br />

9,9%<br />

6<br />

,3%<br />

2,2%<br />

495<br />

21,5%<br />

16,4%<br />

2.299 (4,8%)


61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

78<br />

81<br />

59<br />

56,7%<br />

0,2%<br />

177<br />

83,9%<br />

0,5%<br />

1.504<br />

64,8%<br />

4,3%<br />

1.130<br />

73,6%<br />

3,2%<br />

24<br />

80,0%<br />

0,1%<br />

257<br />

68,4%<br />

0,7%<br />

1.273<br />

77,2%<br />

3,6%<br />

33<br />

91,7%<br />

0,1%<br />

56<br />

86,2%<br />

0,2%<br />

339<br />

59,0%<br />

1,0%<br />

587<br />

76,6%<br />

1,7%<br />

913<br />

77,4%<br />

2,6%<br />

482<br />

80,6%<br />

1,4%<br />

87<br />

87,9%<br />

0,2%<br />

45<br />

91,8%<br />

0,1%<br />

25<br />

100,0%<br />

0,1%<br />

27<br />

26,0%<br />

0,3%<br />

32<br />

15,2%<br />

0,3%<br />

718<br />

30,9%<br />

7,6%<br />

341<br />

22,2%<br />

3,6%<br />

6<br />

20,0%<br />

0,1%<br />

83<br />

22,1%<br />

0,9%<br />

261<br />

15,8%<br />

2,8%<br />

1<br />

2,8%<br />

0,0%<br />

5<br />

7,7%<br />

0,1%<br />

218<br />

37,9%<br />

2,3%<br />

156<br />

20,4%<br />

1,7%<br />

213<br />

18,1%<br />

2,3%<br />

88<br />

14,7%<br />

0,9%<br />

11<br />

11,1%<br />

0,1%<br />

2<br />

4,1%<br />

0,0%<br />

200<br />

1<br />

1,0%<br />

0,4%<br />

0<br />

10<br />

0,4%<br />

3,6%<br />

6<br />

0,4%<br />

2,2%<br />

1<br />

0,3%<br />

0,4%<br />

10<br />

0,6%<br />

3,6%<br />

17<br />

16,3%<br />

0,6%<br />

2<br />

0,9%<br />

0,1%<br />

89<br />

3,8%<br />

2,9%<br />

58<br />

3,8%<br />

1,9%<br />

104 (0,2%)<br />

211 (0,4%)<br />

2.321 (4,8%)<br />

1.535 (3,2%)<br />

0 0 30 (0,1%)<br />

0<br />

0<br />

0<br />

8<br />

1,0%<br />

2,9%<br />

12<br />

1,0%<br />

4,3%<br />

2<br />

0,3%<br />

0,7%<br />

0<br />

0<br />

35<br />

9,3%<br />

1,2%<br />

104<br />

6,3%<br />

3,4%<br />

2<br />

5,6%<br />

,1%<br />

4<br />

6,2%<br />

0,1%<br />

18<br />

3,1%<br />

0,6%<br />

15<br />

2,0%<br />

0,5%<br />

41<br />

3,5%<br />

1,4%<br />

26<br />

4,3%<br />

0,9%<br />

1<br />

1,0%<br />

0,0%<br />

2<br />

4,1%<br />

0,1%<br />

376 (0,8%)<br />

1.648 (3,4%)<br />

36 (0,1%)<br />

65 (0,1%)<br />

575 (1,2%)<br />

766 (1,6%)<br />

1.179 (2,5%)<br />

598 (1,2%)<br />

99 (0,2%)<br />

49 (0,1%)<br />

0 0 0 25 (0,1%)


82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

111<br />

112<br />

596<br />

84,5%<br />

1,7%<br />

536<br />

82,3%<br />

1,5%<br />

654<br />

90,7%<br />

1,9%<br />

650<br />

78,6%<br />

1,8%<br />

505<br />

85,7%<br />

1,4%<br />

131<br />

89,7%<br />

0,4%<br />

212<br />

84,1%<br />

0,6%<br />

85<br />

95,5%<br />

0,2%<br />

247<br />

74,6%<br />

0,7%<br />

99<br />

84,6%<br />

0,3%<br />

468<br />

82,8%<br />

1,3%<br />

16<br />

80,0%<br />

0,0%<br />

36<br />

83,7%<br />

0,1%<br />

110<br />

86,6%<br />

0,3%<br />

4<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

7<br />

58,3%<br />

0,0%<br />

73<br />

10,4%<br />

0,8%<br />

89<br />

13,7%<br />

0,9%<br />

60<br />

8,3%<br />

0,6%<br />

152<br />

18,4%<br />

1,6%<br />

69<br />

11,7%<br />

0,7%<br />

11<br />

7,5%<br />

0,1%<br />

33<br />

13,1%<br />

0,4%<br />

3<br />

3,4%<br />

0,0%<br />

79<br />

23,9%<br />

0,8%<br />

16<br />

13,7%<br />

0,2%<br />

82<br />

14,5%<br />

0,9%<br />

4<br />

20,0%<br />

0,0%<br />

7<br />

16,3%<br />

0,1%<br />

17<br />

13,4%<br />

0,2%<br />

5<br />

41,7%<br />

0,1%<br />

201<br />

6<br />

0,9%<br />

2,2%<br />

5<br />

0,8%<br />

1,8%<br />

3<br />

0,4%<br />

1,1%<br />

4<br />

0,5%<br />

1,4%<br />

3<br />

0,5%<br />

1,1%<br />

1<br />

0,7%<br />

0,4%<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0,4%<br />

0,7%<br />

30<br />

4,3%<br />

1,0%<br />

21<br />

3,2%<br />

0,7%<br />

4<br />

0,6%<br />

0,1%<br />

21<br />

2,5%<br />

0,7%<br />

12<br />

2,0%<br />

0,4%<br />

3<br />

2,1%<br />

0,1%<br />

7<br />

2,8%<br />

0,2%<br />

1<br />

1,1%<br />

0,0%<br />

5<br />

1,5%<br />

0,2%<br />

2<br />

1,7%<br />

0,1%<br />

13<br />

2,3%<br />

0,4%<br />

705 (1,5%)<br />

651 (1,4%)<br />

721 (1,5%)<br />

827 (1,7%)<br />

589 (1,2%)<br />

146 (0,3%)<br />

252 (0,5%)<br />

89 (0,2%)<br />

331 (0,7%)<br />

117 (0,2%)<br />

565 (1,2%)<br />

0 0 20 (0,0%)<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0 0<br />

0 0<br />

43 (0,1%)<br />

127 (0,3%)<br />

4 (0,0%)<br />

12 (0,0%)


121<br />

122<br />

232<br />

321<br />

322<br />

323<br />

324<br />

412<br />

511<br />

512<br />

521<br />

522<br />

561<br />

562<br />

631<br />

632<br />

133<br />

94,3%<br />

0,4%<br />

161<br />

75,2%<br />

0,5%<br />

148<br />

87,1%<br />

0,4%<br />

293<br />

89,1%<br />

0,8%<br />

377<br />

87,1%<br />

1,1%<br />

394<br />

83,7%<br />

1,1%<br />

38<br />

86,4%<br />

0,1%<br />

9<br />

90,0%<br />

0,0%<br />

14<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

10<br />

100,0%<br />

0,0%<br />

381<br />

89,0%<br />

1,1%<br />

441<br />

89,3%<br />

1,3%<br />

207<br />

86,6%<br />

0,6%<br />

12<br />

57,1%<br />

0,0%<br />

580<br />

84,9%<br />

1,6%<br />

470<br />

75,9%<br />

1,3%<br />

6<br />

4,3%<br />

0,1%<br />

16<br />

7,5%<br />

0,2%<br />

13<br />

7,6%<br />

0,1%<br />

28<br />

8,5%<br />

0,3%<br />

50<br />

11,5%<br />

0,5%<br />

61<br />

13,0%<br />

0,6%<br />

5<br />

11,4%<br />

0,1%<br />

31<br />

7,2%<br />

0,3%<br />

39<br />

7,9%<br />

0,4%<br />

27<br />

11,3%<br />

0,3%<br />

4<br />

19,0%<br />

0,0%<br />

72<br />

10,5%<br />

0,8%<br />

111<br />

17,9%<br />

1,2%<br />

202<br />

0<br />

2<br />

0,9%<br />

0,7%<br />

0<br />

2<br />

0,6%<br />

0,7%<br />

1<br />

0,2%<br />

0,4%<br />

5<br />

1,1%<br />

1,8%<br />

0<br />

0 0<br />

2<br />

1,4%<br />

0,1%<br />

35<br />

16,4%<br />

1,2%<br />

9<br />

5,3%<br />

0,3%<br />

6<br />

1,8%<br />

0,2%<br />

5<br />

1,2%<br />

0,2%<br />

11<br />

2,3%<br />

0,4%<br />

1<br />

2,3%<br />

0,0%<br />

1<br />

10,0%<br />

0,0%<br />

0 0 0<br />

0 0 0<br />

1<br />

0,2%<br />

0,4%<br />

5<br />

1,0%<br />

1,8%<br />

2<br />

,8%<br />

0,7%<br />

2<br />

9,5%<br />

0,7%<br />

1<br />

0,1%<br />

0,4%<br />

1<br />

0,2%<br />

0,4%<br />

15<br />

3,5%<br />

0,5%<br />

9<br />

1,8%<br />

0,3%<br />

3<br />

1,3%<br />

0,1%<br />

3<br />

14,3%<br />

0,1%<br />

30<br />

4,4%<br />

1,0%<br />

37<br />

6,0%<br />

1,2%<br />

141 (0,3%)<br />

214 (0,4%)<br />

170 (0,4%)<br />

329 (0,7%)<br />

433 (0,9%)<br />

471 (1,0%)<br />

44 (0,1%)<br />

10 (0,0%)<br />

14 (0,0%)<br />

10 (0,0%)<br />

428 (0,9%)<br />

494 (1,0%)<br />

239 (0,5%)<br />

21 (0,0%)<br />

683 (1,4%)<br />

619 (1,3%)


633<br />

634<br />

36<br />

83,7%<br />

0,1%<br />

191<br />

82,3%<br />

0,5%<br />

7<br />

16,3%<br />

0,1%<br />

31<br />

13,4%<br />

0,3%<br />

203<br />

0 0<br />

4<br />

1,7%<br />

1,4%<br />

6<br />

2,6%<br />

0,2%<br />

43 (0,1%)<br />

232 (0,5%)<br />

Ge-<br />

35.256 9424 279 3.023 47.982<br />

samt 73,5% 19,6% ,6% 6,3% 100,0%<br />

Quelle: EMR der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; Spalte 2 – 5: erste Zahl der Zelle: absolute Einwohnerzahl<br />

der entsprechenden Bevölkerungsgruppe im Unterbezirk; mittlere Zahl: Anteil <strong>die</strong>ser Bevölkerungsgruppe<br />

innerhalb des Unterbezirks, unterste Zahl: Angabe, wie viel Prozent der jeweiligen<br />

Bevölkerungsgruppe aus <strong>Soest</strong> gesamt innerhalb <strong>die</strong>ses Unterbezirks leben; Spalte 6: absolute Bewohnerzahl<br />

im jeweiligen Unterbezirk und prozentualer Anteil an allen Bewohnern <strong>Soest</strong>s.<br />

Annex-Tab. 9: Kinder mit Migrationshintergrund und ausländische Kinder an Kindertageseinrichtungen<br />

im Mai 2009<br />

Lage der Kita in<br />

<strong>Stadt</strong> (Bezirk) 30<br />

Anteil Ausländer<br />

Anteil Kinder mit Migrationshintergrund<br />

Anzahl Kinder<br />

mit Sprachförderung<br />

<strong>Soest</strong> (5) 17,50% 82,40% 12<br />

<strong>Soest</strong> (5) 10,80% 67,60% 13<br />

<strong>Soest</strong> (4) 1,40% 55,50% 12<br />

<strong>Soest</strong> (5) 16,60% 51,80% 12<br />

<strong>Soest</strong> (5) 0,90% 51,00% 16<br />

<strong>Soest</strong> (7) 0,00% 48,60% 2<br />

<strong>Soest</strong> (6) 0,00% 42,90% 5<br />

<strong>Soest</strong> (2) 2,30% 41,90% 7<br />

<strong>Soest</strong> (9) 0,00% 36,70% 2<br />

<strong>Soest</strong> (4) 2,80% 35,60% 10<br />

<strong>Soest</strong> (8) 7,70% 30,70% 3<br />

<strong>Soest</strong> (2) 4,00% 29,70% 4<br />

<strong>Soest</strong> (6) 0,00% 28,00% 2<br />

<strong>Soest</strong> (7) 0,00% 24,70% 0<br />

<strong>Soest</strong> (1) 12,70% 21,10% 1<br />

<strong>Soest</strong> (1) 3,90% 18,60% 4<br />

<strong>Soest</strong> (9) 6,90% 18,00% 7<br />

Ampen (74) 0,00% 17,40% 0<br />

<strong>Soest</strong> (6) 0,00% 16,40% 3<br />

30 Da es <strong>für</strong> manche Eltern, <strong>die</strong>s ergab sich aus Interviews, ein Kriterium ist, ihre Kinder nicht in<br />

Kitas mit hohen Anteilen an Kindern mit Migrationshintergrund zu geben, wurde hier auf <strong>die</strong> Nennung<br />

der Namen verzichtet.


<strong>Soest</strong> (1) 4,60% 16,30% 2<br />

Müllingsen (12) 0,00% 16,00% 1<br />

Ampen (63) 1,40% 13,20% 2<br />

<strong>Soest</strong> (1) 1,50% 12,30% 1<br />

Deiringsen (32) 2,70% 10,80% 2<br />

<strong>Soest</strong> (1) 0,00% 9,00% 0<br />

<strong>Soest</strong> (4) 4,10% 8,20% 4<br />

Ostönner (52) 6,20% 6,20% 0<br />

Meiningsen (42) 0,00% 0,00% 0<br />

Durchschnitt: 4,00% Durchschnitt: 28,95% 127<br />

Quelle: Sonderumfrage der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>/IMIS; eigene Berechnungen.<br />

204


Annex-Tab. 10: Anteil Ausländer und Aussiedler in Grundschulen 2000/01 – 2007/08<br />

Grundschulen Bezirk<br />

Ausl.<br />

2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2005/06 2006/07 2007/08<br />

Auss.<br />

Ausl. +<br />

Auss.<br />

Ausl.<br />

Auss.<br />

Ausl. +<br />

Auss.<br />

Ausl.<br />

Auss.<br />

Ausl. +<br />

Auss.<br />

A 5 6,1 7,1 13,2 3,9 6,3 10,2 3,0 5,9 8,9 3,4 4,9 8,3 1,8 0,9 2,7 3,1 0,0 3,1 1,9 0,0 1,9<br />

B 5 3,4 0,8 4,2 3,4 0,0 3,4 3,2 0,0 3,2 2,4 0,0 2,4 1,4 0,0 1,4 1,9 0,0 1,9 2,5 0,0 2,5<br />

C 4 12,0 10,9 22,8 12,4 10,5 22,9 11,7 11,7 23,3 8,4 8,7 17,1 10,8 5,9 16,7 10,6 5,7 16,2 9,4 4,7 14,2<br />

D 5 4,2 0,0 4,2 2,8 0,5 3,3 3,7 0,0 3,7 3,7 0,0 3,7 5,6 0,0 5,6 4,6 0,0 4,6 2,4 0,0 2,4<br />

E 4 4,2 6,7 11,0 3,6 6,2 9,8 4,9 7,7 12,6 4,0 9,9 13,9 3,9 10,8 14,7 4,3 10,0 14,3 4,7 10,6 15,3<br />

F 5 5,5 4,9 10,4 5,2 3,8 9,0 5,2 2,9 8,1 4,8 1,3 6,0 1,0 4,1 5,1 1,8 3,0 4,8 2,6 1,5 4,2<br />

G 1 22,3 1,2 23,5 19,4 1,8 21,2 14,8 1,8 16,6 11,2 0,0 11,2 15,1 0,0 15,1 12,4 0,0 12,4 11,5 0,0 11,5<br />

H 4 16,5 22,4 38,9 14,8 20,6 35,5 15,6 16,5 32,1 14,5 12,1 26,6 14,7 16,2 30,9 14,9 14,6 29,6 18,4 10,4 28,8<br />

Zusammen - 9,2 8,3 17,4 8,1 7,3 15,5 7,9 6,6 14,5 6,7 5,2 11,9 6,9 5,8 12,7 6,9 5,0 11,8 7,0 4,2 11,2<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; Ausl. = Anteil der Ausländer an allen Schülern; Auss. = Anteil der Aussiedler an allen Schülern; Ausl. + Auss. = Anteil der Ausländer und<br />

Aussiedler an allen Schülern; Angaben in Prozent.<br />

205<br />

Ausl.<br />

Auss.<br />

Ausl. +<br />

Auss.<br />

Ausl.<br />

Auss.<br />

Ausl. +<br />

Auss.<br />

Ausl.<br />

Auss.<br />

Ausl. +<br />

Auss.<br />

Ausl.<br />

Auss.<br />

Ausl. +<br />

Auss.


Annex-Tab. 11: Übergänge von den Grund- auf weiterführende Schulen 2004, 2006 und 2008<br />

Schule Merkmal Hauptschule<br />

A 2004<br />

in % von<br />

zusammen<br />

Realschule<br />

in % von<br />

zusammen<br />

Gesamt-<br />

schule<br />

206<br />

Übergänger in …<br />

in % von<br />

zusammen<br />

Gym-<br />

nasium<br />

in % von<br />

zusammen<br />

sonstige<br />

Schul-<br />

formen<br />

in % von<br />

zusammen<br />

Zusammen<br />

Ausländer 1 100,0 – – – – – – – – 1<br />

Deutsche 17 25,4 19 28,4 4 6,0 26 38,8 1 1,5 67<br />

Ausländer – – – – – – – – – – –<br />

A 2006 Deutsche 12 18,2 22 33,3 4 6,1 27 40,9 1 1,5 66<br />

Ausländer 1 100,0 – – – – – – – – 1<br />

A 2008 Deutsche 7 11,7 16 26,7 9 15,0 28 46,7 – – 60<br />

Ausländer 2 50,0 1 25,0 – – 1 25,0 – – 4<br />

B 2004 Deutsche 13 16,7 25 32,1 13 16,7 27 34,6 – – 78<br />

Ausländer 1 20,0 3 60,0 – – 1 20,0 – – 5<br />

B 2006 Deutsche 20 29,9 23 34,3 7 10,4 17 25,4 – – 67<br />

Ausländer 1 50,0 1 50,0 – – – – – – 2<br />

B 2008 Deutsche 11 23,4 11 23,4 4 8,5 21 44,7 – – 47<br />

Ausländer – – 1 100,0 – – – – – – 1<br />

C 2004 Deutsche 4 7,8 14 27,5 3 5,9 30 58,8 – – 51<br />

Ausländer 3 75,0 – – – – 1 25,0 – – 4<br />

C 2006 Deutsche 3 6,4 12 25,5 3 6,4 28 59,6 1 2,1 47<br />

Ausländer – – 2 100,0 – – – – – – 2<br />

C 2008 Deutsche 3 6,1 9 18,4 5 10,2 32 65,3 – – 49<br />

D 2004 Ausländer 1 50,0 – – – – 1 50,0 – – 2


Deutsche 6 7,9 22 28,9 7 9,2 41 53,9 – – 76<br />

Ausländer – – – – – – 2 100,0 – – 2<br />

D 2006 Deutsche 7 8,8 26 32,5 3 3,8 44 55,0 – – 80<br />

Ausländer 1 100,0 – – – – – – – – 1<br />

D 2008 Deutsche 5 6,5 34 44,2 4 5,2 33 42,9 1 1,3 77<br />

E 2004<br />

Ausländer 1 25,0 – – 1 25,0 1 25,0 1 25,0 4<br />

Deutsche 13 17,1 24 31,6 6 7,9 33 43,4 – – 76<br />

Ausländer 1 100,0 – – – – – – – – 1<br />

E 2006 Deutsche 19 27,5 17 24,6 8 11,6 24 34,8 1 1,4 69<br />

Ausländer – – – – – – – – – – –<br />

E 2008 Deutsche 19 24,7 20 26,0 11 14,3 27 35,1 – – 77<br />

Ausländer – – – – – – – – – – –<br />

F 2004 Deutsche 7 16,3 15 34,9 10 23,3 11 25,6 – – 43<br />

Ausländer – – – – – – – – – – –<br />

F 2006 Deutsche 13 23,2 11 19,6 13 23,2 19 33,9 – – 56<br />

Ausländer 1 50,0 1 50,0 – – – – – – 2<br />

F 2008 Deutsche 9 18,8 12 25,0 8 16,7 19 39,6 – – 48<br />

G 2004<br />

Ausländer 2 33,3 3 50,0 – – 1 16,7 – – 6<br />

Deutsche 8 28,6 8 28,6 3 10,7 9 32,1 – – 28<br />

Ausländer 4 66,7 – – – – 2 33,3 – – 6<br />

G 2006 Deutsche 3 9,4 9 28,1 3 9,4 17 53,1 – – 32<br />

Ausländer 6 66,7 2 22,2 – – 1 11,1 – – 9<br />

G 2008 Deutsche 4 14,8 8 29,6 1 3,7 14 51,9 – – 27<br />

H 2004 Ausländer 1 16,7 1 16,7 3 50,0 1 16,7 – – 6<br />

207


Deutsche 20 29,9 16 23,9 19 28,4 12 17,9 – – 67<br />

Ausländer 8 50,0 3 18,8 2 12,5 3 18,8 – – 16<br />

H 2006 Deutsche 22 32,4 18 26,5 17 25,0 11 16,2 – – 68<br />

Ausländer 4 50,0 1 12,5 3 37,5 – – – – 8<br />

H 2008 Deutsche 27 40,3 14 20,9 12 17,9 12 17,9 2 3,0 67<br />

Quelle: IT.NRW.<br />

208


Annex-Tab. 12: Deutsche, Ausländer und Aussiedler an <strong>Soest</strong>er Schulen 2000/01 – 2007/08<br />

2000/01<br />

2001/02<br />

2002/03<br />

2003/04<br />

Schüler gesamt<br />

Deutsche<br />

Verteilung<br />

Deutsche<br />

209<br />

Ausländer<br />

Verteilung Ausländer<br />

Aussiedler<br />

Verteilung<br />

Aussiedler<br />

Förderschule 156 115 2,15% 32 10,96% 9 1,40%<br />

Hauptschulen 1.013 641 11,99% 126 43,15% 246 38,20%<br />

Realschulen 1.635 1.336 24,99% 52 17,81% 247 38,35%<br />

Gesamtschule 669 522 9,76% 28 9,59% 119 18,48%<br />

Gymnasien 2.809 2.732 51,10% 54 18,49% 23 3,57%<br />

Summe 6.282 5.346 100,00% 292 100,00% 644 100,00%<br />

Förderschule 155 117 2,16% 28 9,89% 10 1,64%<br />

Hauptschulen 978 653 12,06% 115 40,64% 210 34,48%<br />

Realschulen 1.710 1.418 26,18% 58 20,49% 234 38,42%<br />

Gesamtschule 710 562 10,38% 32 11,31% 116 19,05%<br />

Gymnasien 2.755 2.666 49,22% 50 17,67% 39 6,40%<br />

Summe 6.308 5.416 100,00% 283 100,00% 609 100,00%<br />

Förderschule 145 116 2,12% 24 9,23% 5 0,87%<br />

Hauptschulen 923 626 11,45% 102 39,23% 195 34,09%<br />

Realschulen 1.721 1.446 26,45% 58 22,31% 217 37,94%<br />

Gesamtschule 734 578 10,57% 34 13,08% 122 21,33%<br />

Gymnasien 2.775 2.700 49,40% 42 16,15% 33 5,77%<br />

Summe 6.298 5.466 100,00% 260 100,00% 572 100,00%<br />

Förderschule 141 117 2,08% 22 7,61% 2 0,46%<br />

Hauptschulen 866 622 11,05% 115 39,79% 129 29,86%<br />

Realschulen 1.741 1.506 26,74% 52 17,99% 183 42,36%


2005/06<br />

2006/07<br />

2007/08<br />

Gesamtschule 783 631 11,21% 39 13,49% 113 26,16%<br />

Gymnasien 2.821 2.755 48,93% 61 21,11% 5 1,16%<br />

Summe 6.352 5.631 100,00% 289 100,00% 432 100,00%<br />

Förderschule 142 113 1,99% 25 10,92% 4 1,03%<br />

Hauptschulen 848 624 10,98% 73 31,88% 151 38,82%<br />

Realschulen 1.650 1.491 26,24% 40 17,47% 119 30,59%<br />

Gesamtschule 822 698 12,28% 33 14,41% 91 23,39%<br />

Gymnasien 2.838 2.756 48,50% 58 25,33% 24 6,17%<br />

Summe 6.300 5.682 100,00% 229 100,00% 389 100,00%<br />

Förderschule 130 107 1,88% 21 7,22% 2 0,74%<br />

Hauptschulen 819 609 10,69% 123 42,27% 87 32,10%<br />

Realschulen 1.631 1.493 26,20% 52 17,87% 86 31,73%<br />

Gesamtschule 816 705 12,37% 33 11,34% 78 28,78%<br />

Gymnasien 2.865 2.785 48,87% 62 21,31% 18 6,64%<br />

Summe 6.261 5.699 100,00% 291 100,00% 271 100,00%<br />

Förderschule 130 92 1,60% 21 7,89% 17 7,00%<br />

Hauptschulen 807 628 10,90% 103 38,72% 76 31,28%<br />

Realschulen 1.596 1.495 25,94% 46 17,29% 55 22,63%<br />

Gesamtschule 835 742 12,88% 33 12,41% 60 24,69%<br />

Gymnasien 2.904 2.806 48,69% 63 23,68% 35 14,40%<br />

Summe 6.272 5.763 100,00% 266 100,00% 243 100,00%<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; Daten <strong>für</strong> das Schuljahr 2004/05 konnten nicht zur Verfügung gestellt werden; Förderschule umfasst Schüler der Primar- und Sekundarstufe.<br />

210


Anmerkung: Tab. 13 bis 16 stammen aus einer Sonderanfrage der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>, Annex-Tab. 17 stammt aus einer eigenen Recherche aus<br />

dem Statistikangebot von IT-NRW; daher sind <strong>die</strong> Daten unterschiedlich gruppiert.<br />

Annex-Tab. 13: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am Ende des Schuljahrs 2004/05<br />

Schulabgänger<br />

Hauptschulabschluss mittlerer Schulabschluss ohne Hauptschulabschluss<br />

nach Jahrgang 09 Fachoberschulreife Davon<br />

zusammen<br />

Darunter mit<br />

Qualifikation<br />

Nach<br />

Jahrgang<br />

10 zusammen<br />

darunter mit<br />

Qualifikation<br />

211<br />

Fachhochschulreife <br />

Hochschulreife<br />

Zusammen Ohne<br />

jeglichen<br />

Abschluss<br />

Abschlusszeugnis<br />

der Förderschule,<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen<br />

Geistige<br />

Entwicklung<br />

Ausländer 1 0 16 14 8 1 9 5 0 4 1<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

2,17% 0,00% 34,78% 30,43% 17,39% 2,17% 19,57% 10,87% 0,00% 8,70% 2,17%<br />

Aussiedler 7 2 20 62 21 1 7 4 2 0 2<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

6,93% 1,98% 19,80% 61,39% 20,79% 0,99% 6,93% 3,96% 1,98% 0,00% 1,98%<br />

Deutsche 41 3 73 334 162 21 225 56 21 24 11<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

5,47% 0,40% 9,73% 44,53% 21,60% 2,80% 30,00% 7,47% 2,80% 3,20% 1,47%<br />

Quelle: IT.NRW; eigene Berechnungen.<br />

Schulentlassungeninsgesamt<br />

46<br />

101<br />

750


Annex-Tab. 14: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am Ende des Schuljahrs 2005/06<br />

Schulabgänger<br />

Hauptschulabschluss<br />

mittlerer Schulabschluss<br />

212<br />

ohne Hauptschulabschluss<br />

nach Jahrgang 09 Fachoberschulreife Davon<br />

zusammen<br />

Darunter<br />

mit Qualifikation<br />

Nach<br />

Jahrgang<br />

10<br />

zusammen<br />

darunter<br />

mit Qualifikation <br />

Fachhochschulreife <br />

Hochschulreife <br />

Zusammen<br />

Ohne<br />

jeglichenAbschluss<br />

Abschlusszeugnis<br />

der Förderschule,<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen<br />

Geistige<br />

Entwicklung<br />

Ausländer 4 0 10 6 2 1 4 12 5 3 4<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

10,81% 0,00% 27,03% 16,22% 5,41% 2,70% 10,81% 32,43% 13,51% 8,11% 10,81%<br />

Aussiedler 4 0 10 49 11 0 5 2 1 1 0<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

5,71% 0,00% 14,29% 70,00% 15,71% 0,00% 7,14% 2,86% 1,43% 1,43% 0,00%<br />

Deutsche 47 11 96 372 204 24 248 40 13 18 9<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

5,68% 1,33% 11,61% 44,98% 24,67% 2,90% 29,99% 4,84% 1,57% 2,18% 1,09%<br />

Quelle: IT.NRW; eigene Berechnungen.<br />

Schulentlassungeninsgesamt<br />

37<br />

70<br />

827


Annex-Tab. 15: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am Ende des Schuljahrs 2006/07<br />

Schulabgänger<br />

Hauptschulabschluss<br />

mittlerer Schulabschluss<br />

213<br />

ohne Hauptschulabschluss<br />

nach Jahrgang 09 Fachoberschulreife Davon<br />

zusammen<br />

Darunter<br />

mit Qualifikation<br />

Nach<br />

Jahrgang<br />

10<br />

zusammen<br />

darunter<br />

mit Qualifikation <br />

Fachhochschulreife <br />

Hochschulreife <br />

zusammen<br />

Ohne<br />

jeglichenAbschluss<br />

Abschlusszeugnis<br />

der Förderschule,<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen<br />

Geistige<br />

Entwicklung<br />

Ausländer 7 1 12 23 14 0 5 12 5 5 2<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

11,86% 1,69% 20,34% 38,98% 23,73% 0,00% 8,47% 20,34% 8,47% 8,47% 3,39%<br />

Aussiedler 2 0 22 46 23 0 6 9 2 4 3<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

2,35% 0,00% 25,88% 54,12% 27,06% 0,00% 7,06% 10,59% 2,35% 4,71% 3,53%<br />

Deutsche 34 5 77 343 151 12 220 61 16 30 15<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

4,55% 0,67% 10,31% 45,92% 20,21% 1,61% 29,45% 8,17% 2,14% 4,02% 2,01%<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> von IT.NRW; eigene Berechnungen.<br />

Schulentlassungeninsgesamt<br />

59<br />

85<br />

747


Annex-Tab. 16: Schulabgänger nach Abschlussart; Ausländer, Aussiedler und Deutsche am Ende des Schuljahrs 2007/08<br />

Schulabgänger<br />

Hauptschulabschluss<br />

mittlerer Schulabschluss<br />

214<br />

ohne Hauptschulabschluss<br />

nach Jahrgang 09 Fachoberschulreife Davon<br />

zusammen<br />

Darunter<br />

mit Qualifikation<br />

Nach<br />

Jahrgang<br />

10<br />

zusammen<br />

darunter<br />

mit Qualifikation <br />

Fachhochschulreife <br />

Hochschulreife <br />

zusammen<br />

Ohne<br />

jeglichenAbschluss<br />

Abschlusszeugnis<br />

der Förderschule,<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen<br />

Geistige<br />

Entwicklung<br />

Ausländer 1 1 5 10 3 0 2 5 1 2 2<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

4,35% 4,35% 21,74% 43,48% 13,04% 0,00% 8,70% 21,74% 4,35% 8,70% 8,70%<br />

Aussiedler 2 0 14 30 15 0 15 3 2 1 0<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

3,13% 0,00% 21,88% 46,88% 23,44% 0,00% 23,44% 4,69% 3,13% 1,56% 0,00%<br />

Deutsche 44 8 101 334 167 18 286 56 16 22 18<br />

Anteilig von<br />

Gruppe<br />

5,24% 0,95% 12,04% 39,81% 19,90% 2,15% 34,09% 6,67% 1,91% 2,62% 2,15%<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> von IT.NRW; eigene Berechnungen.<br />

Schulentlassungen<br />

insgesamt<br />

23<br />

64<br />

839


Annex-Tab. 17: Deutsche und ausländische Schulabgänger nach Schulabschlüssen<br />

1998/99 – 2006/07<br />

Abgangsjahr Abschluss Deutsche Anteilig Ausländer Anteilig<br />

2006/07<br />

2005/06<br />

2004/05<br />

2003/04<br />

2002/03<br />

2001/02<br />

2000/01<br />

1999/00<br />

ohne Hauptschulabschluss 70 8,41% 12 20,34%<br />

mit Hauptschulabschluss 135 16,23% 19 32,20%<br />

mit Fachoberschulreife 401 48,20% 23 38,98%<br />

mit Hochschulreife 226 27,16% 5 8,47%<br />

Insgesamt 832 100,00% 59 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 42 4,68% 12 32,43%<br />

mit Hauptschulabschluss 157 17,50% 14 37,84%<br />

mit Fachoberschulreife 445 49,61% 7 18,92%<br />

mit Hochschulreife 253 28,21% 4 10,81%<br />

Insgesamt 897 100,00% 37 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 60 7,05% 5 10,87%<br />

mit Hauptschulabschluss 141 16,57% 17 36,96%<br />

mit Fachoberschulreife 418 49,12% 15 32,61%<br />

mit Hochschulreife 232 27,26% 9 19,57%<br />

Insgesamt 851 100,00% 46 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 35 3,93% 9 22,50%<br />

mit Hauptschulabschluss 146 16,93% 12 30,00%<br />

mit Fachoberschulreife 461 51,74% 17 42,50%<br />

mit Hochschulreife 249 27,95% 2 5,00%<br />

Insgesamt 891 100,00% 40 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 53 6,26% 5 16,13%<br />

mit Hauptschulabschluss 161 19,03% 11 35,48%<br />

mit Fachoberschulreife 404 47,75% 15 48,39%<br />

mit Hochschulreife 228 26,95% - -<br />

Insgesamt 846 100,00% 31 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 50 5,97% 10 20,00%<br />

mit Hauptschulabschluss 172 20,55% 16 32,00%<br />

mit Fachoberschulreife 411 49,10% 16 32,00%<br />

mit Hochschulreife 204 24,37% 8 16,00%<br />

Insgesamt 837 100,00% 50 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 44 5,10% 5 11,63%<br />

mit Hauptschulabschluss 156 18,08% 12 27,91%<br />

mit Fachoberschulreife 409 47,39% 21 48,84%<br />

mit Hochschulreife 254 29,43% 5 11,63%<br />

Insgesamt 863 100,00% 43 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 47 5,94% 11 28,21%<br />

mit Hauptschulabschluss 145 18,33% 12 30,77%<br />

215


1998/99<br />

mit Fachoberschulreife 400 50,57% 12 30,77%<br />

mit Hochschulreife 199 25,16% 4 10,26%<br />

Insgesamt 791 100,00% 39 100,00%<br />

ohne Hauptschulabschluss 55 7,41% 4 16,67%<br />

mit Hauptschulabschluss 110 14,82% 10 41,67%<br />

mit Fachoberschulreife mit Qualifikation<br />

216<br />

362 48,79% 8 33,33%<br />

mit Hochschulreife 215 28,98% 2 8,33%<br />

Quelle: Information und Technik NRW; eigene Berechnungen.<br />

Insgesamt 742 100,00% 24 100,00%<br />

Annex-Tab. 18: Ausländische Bevölkerung nach Altersgruppen (Alterseinteilung wie<br />

bei Ausbildungs- und Beschäftigungsdaten) 1999 – 2008<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

15 – 24 Jahre 25 – 54 Jahre 55 Jahre und älter<br />

Deutsche Ausländer Deutsche Ausländer Deutsche Ausländer<br />

5.030<br />

(90,8%)<br />

5.451<br />

(91,8%)<br />

5.190<br />

(91,9%)<br />

5.383<br />

(91,8%)<br />

5.397<br />

(92,1%)<br />

5.496<br />

(92,4%)<br />

5.530<br />

(91,3%)<br />

5.610<br />

(92,6%)<br />

5.659<br />

(92,9%)<br />

5.627<br />

(93,1%)<br />

509<br />

(9,2%)<br />

484<br />

(8,2%)<br />

455<br />

(8,1%)<br />

480<br />

(8,2%)<br />

465<br />

(7,9%)<br />

454<br />

(7,6%)<br />

526<br />

(8,7%)<br />

446<br />

(7,4%)<br />

434<br />

(7,1%)<br />

414<br />

(6,9%)<br />

19.185<br />

(91,4%)<br />

21.135<br />

(91,9%)<br />

19.347<br />

(91,6%)<br />

19.227<br />

(91,4%)<br />

19.110<br />

(91,6%)<br />

19.022<br />

(91,6%)<br />

18.998<br />

(91,6%)<br />

18.901<br />

(91,6%)<br />

18.809<br />

(91,6%)<br />

18.685<br />

(91,5%)<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

1.804<br />

(8,6%)<br />

1.856<br />

(8,1%)<br />

1.783<br />

(8,4%)<br />

1.811<br />

(8,6%)<br />

1.749<br />

(8,4%)<br />

1.735<br />

(8,4%)<br />

1.746<br />

(8,4%)<br />

1.726<br />

(8,4%)<br />

1.734<br />

(8,4%)<br />

1.746<br />

(8,5%)<br />

12.864<br />

(97,5%)<br />

13.017<br />

(97,4%)<br />

12.740<br />

(97,4%)<br />

12.808<br />

(97,4%)<br />

12.815<br />

(97,3%)<br />

12.985<br />

(97,1%)<br />

13.096<br />

(97,1%)<br />

13.379<br />

(96,9%)<br />

13.549<br />

(97,0%)<br />

13.761<br />

(96,9%)<br />

335<br />

(2,5%)<br />

352<br />

(2,6%)<br />

342<br />

(2,6%)<br />

337<br />

(2,6%)<br />

359<br />

(2,7%)<br />

382<br />

(2,9%)<br />

396<br />

(2,9%)<br />

421<br />

(3,1%)<br />

426<br />

(3,0%)<br />

443<br />

(3,1%)


Annex-Tab. 19: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Deutsche und Ausländer am<br />

Arbeitsort <strong>Soest</strong> 1999 – 2008 nach Geschlecht<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

Deutsche gesamt Ausländer gesamt<br />

Männer Frauen Männer Frauen<br />

18.620 (94,6%) 1.050 (5,3%)<br />

9.871 (50,2%) 8.749 (44,5%) 627 (3,2%) 423 (2,1%)<br />

18.692 (95,1%) 959 (4,9%)<br />

9.912 (50,4%) 8.780 (44,7%) 602 (3,1%) 357 (1,8%)<br />

18.717 (95,1%) 920 (4,7%)<br />

9.917 (50,4%) 8.800 (44,7%) 587 (3,0%) 333 (1,7%)<br />

18.393 (95,5%) 864 (4,5%)<br />

9.728 (50,5%) 8.665 (45,0%) 550 (2,9%) 314 (1,6%)<br />

18.041 (95,6%) 813 (4,3%)<br />

9.428 (50,0%) 8.613 (45,7%) 533 (2,8%) 280 (1,5%)<br />

17.865 (95,7%) 793 (4,2%)<br />

9.318 (49,9%) 8.547 (45,8%) 532 (2,9%) 261 (1,4%)<br />

17.562 (96,1%) 707 (3,9%)<br />

9.179 (50,2%) 8.383 (45,9%) 467 (2,6%) 240 (1,3%)<br />

17.506 (95,8%) 769 (4,2%)<br />

9.112 (49,8%) 8.394 (45,9%) 512 (2,8%) 257 (1,4%)<br />

17.587 (96,0%) 730 (4,0%)<br />

9.170 (50,1%) 8.417 (45,9%) 492 (2,7%) 238 (1,3%)<br />

18.236 (95,8%) 797 (4,2%)<br />

9.523 (50,0%) 8.713 (45,8%) 559 (2,9%) 238 (1,3%)<br />

Quelle: BA; eigene Berechnungen; in Klammern prozentuale Anteile an allen sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten; Stichtag ist jeweils 30.6. jeden Jahres.<br />

217


Annex-Tab. 20: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Deutsche und Ausländer am Arbeitsort <strong>Soest</strong> 1999 – 2008 nach Altersgruppen<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

Deutsche<br />

2.313<br />

(91,79%)<br />

2.370<br />

(93,23%)<br />

2.362<br />

(94,07%)<br />

2.397<br />

(95,73%)<br />

2.214<br />

(95,39%)<br />

2.186<br />

(94,96%)<br />

2.006<br />

(96,26%)<br />

2.118<br />

(94,34%)<br />

2.010<br />

(95,53%)<br />

15 – 24 Jahre 25 – 54 Jahre 55 Jahre und älter<br />

Bev.-<br />

Anteil<br />

90,8%<br />

91,8%<br />

91,9%<br />

91,8%<br />

92,1%<br />

92,4%<br />

91,3%<br />

92,6%<br />

92,9%<br />

Auslän-<br />

der<br />

207<br />

(8,21%)<br />

169<br />

(6,65%)<br />

134<br />

(5,34%)<br />

102<br />

(4,07%)<br />

106<br />

(4,57%)<br />

116<br />

(5,04%)<br />

78<br />

(3,74%)<br />

126<br />

(5,61%)<br />

91<br />

(4,33%)<br />

Bev.-Anteil Deutsche Bev.-Anteil Ausländer Bev.-Anteil Deutsche Bev.-Anteil Ausländer Bev.-Anteil<br />

9,2%<br />

8,2%<br />

8,1%<br />

8,2%<br />

7,9%<br />

7,6%<br />

8,7%<br />

7,4%<br />

7,1%<br />

14.544<br />

(94,86%)<br />

14.626<br />

(95,15%)<br />

14.738<br />

(95,03%)<br />

14.343<br />

(95,30%)<br />

14.140<br />

(95,54%)<br />

13.938<br />

(95,69%)<br />

13.698<br />

(95,97%)<br />

13.350<br />

(95,79%)<br />

13.398<br />

(95,91%)<br />

91,4%<br />

91,9%<br />

91,6%<br />

91,4%<br />

91,6%<br />

91,6%<br />

91,6%<br />

91,6%<br />

91,6%<br />

218<br />

781<br />

(5,09%)<br />

742<br />

(4,83%)<br />

738<br />

(4,76%)<br />

706<br />

(4,69%)<br />

654<br />

(4,42%)<br />

624<br />

(4,28%)<br />

573<br />

(4,01%)<br />

584<br />

(4,19%)<br />

571<br />

(4,09%)<br />

8,6%<br />

8,1%<br />

8,4%<br />

8,6%<br />

8,4%<br />

8,4%<br />

8,4%<br />

8,4%<br />

8,4%<br />

1.762<br />

(96,60%)<br />

1.696<br />

(97,25%)<br />

1.617<br />

(97,001%)<br />

1.653<br />

(96,67%)<br />

1.687<br />

(96,90%)<br />

1.741<br />

(96,99%)<br />

1.858<br />

(97,07%)<br />

2.037<br />

(97,19%)<br />

2.179<br />

(96,97%)<br />

97,5%<br />

97,4%<br />

97,4%<br />

97,4%<br />

97,3%<br />

97,1%<br />

97,1%<br />

96,9%<br />

97,0%<br />

62<br />

(3,40%)<br />

48<br />

(2,75%)<br />

48<br />

(2,88%)<br />

56<br />

(3,27%)<br />

53<br />

(3,04%)<br />

53<br />

(2,95%)<br />

56<br />

(2,93%)<br />

59<br />

(2,81%)<br />

68<br />

(3,03%)<br />

2,5%<br />

2,6%<br />

2,6%<br />

2,6%<br />

2,7%<br />

2,9%<br />

2,9%<br />

3,1%<br />

3,0%


2008<br />

2.080<br />

(95,41%)<br />

93,1%<br />

97<br />

(4,45%)<br />

6,9%<br />

13.796<br />

(95,72%)<br />

91,5%<br />

219<br />

616<br />

(4,27%)<br />

8,5%<br />

2.360<br />

(96,56%)<br />

Quelle: BA; eigene Berechnungen; Stichtag ist jeweils der 30.6. jeden Jahres; in Klammern jeweils prozentualer Anteil der Deutschen/Ausländer an allen sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in der Altersgruppe; Bev.-Anteil: jeweiliger Anteil der Deutschen/Ausländer in der Altersgruppe der Bevölkerung (Werte aus<br />

Annex-Tab. 18); Abweichungen in der Summe von 100% sind bereits in den Ausgangsdaten begründet.<br />

96,9%<br />

84<br />

(3,44%)<br />

3,1%


Annex-Tab. 21: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren, Deutsche und Ausländer 2000 – 2008<br />

2000 2002 2004 2006 2008<br />

Deutsche Ausländer Deutsche Ausländer Deutsche Ausländer Deutsche Ausländer Deutsche Ausländer<br />

Insgesamt 18.692 959 18.393 864 17.865 793 17.506 769 18.236 797<br />

Land- und Forstwirtschaft<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Energie- und Wasserversorgung<br />

Baugewerbe<br />

Handel, Instandhaltung<br />

und Reparatur von Kraftfahrzeugen<br />

und Gebrauchsgütern<br />

Gastgewerbe<br />

Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />

106<br />

(0,57%)<br />

4.469<br />

(23,91%)<br />

136<br />

(0,73%)<br />

837<br />

(4,48%)<br />

4.627<br />

(24,75%)<br />

349<br />

(1,87%)<br />

492<br />

(2,63%)<br />

6<br />

(0,63%)<br />

428<br />

(44,63%)<br />

*<br />

58<br />

(6,05%)<br />

159<br />

(16,58%)<br />

111<br />

(11,57%)<br />

14<br />

(1,46%)<br />

115<br />

(0,63%)<br />

4.196<br />

(22,81%)<br />

124<br />

(0,67%)<br />

704<br />

(3,83%)<br />

4.381<br />

(23,82%)<br />

352<br />

(1,91%)<br />

556<br />

(3,02%)<br />

9<br />

(1,04%)<br />

368<br />

(42,59%)<br />

3<br />

(0,35%)<br />

38<br />

(4,40%)<br />

162<br />

(18,75%)<br />

106<br />

(12,27%)<br />

20<br />

(2,31%)<br />

Kredit- und Versiche- 603 * 636 0 781 * 774 7 734 7<br />

220<br />

111<br />

(0,62%)<br />

3.916<br />

21,92%)<br />

117<br />

(0,65%)<br />

620<br />

(3,47%)<br />

4.138<br />

(23,16%)<br />

318<br />

(1,78%)<br />

522<br />

(2,92%)<br />

14<br />

(1,77%)<br />

329<br />

41,49%)<br />

3<br />

(0,38%)<br />

38<br />

(4,79%)<br />

132<br />

(16,65%)<br />

90<br />

(11,35%)<br />

19<br />

(2,40%)<br />

106<br />

(0,61%)<br />

3.575<br />

(20,42%)<br />

114<br />

(0,65%)<br />

575<br />

(3,28%)<br />

4.155<br />

(23,73%)<br />

312<br />

(1,78%)<br />

634<br />

(3,62%)<br />

14<br />

(1,82%)<br />

283<br />

(36,8%)<br />

*<br />

26<br />

(3,38%)<br />

130<br />

(16,91%)<br />

80<br />

(10,40%)<br />

18<br />

(2,34%)<br />

129<br />

(0,71%)<br />

3.500<br />

(19,9%)<br />

113<br />

(0,62%)<br />

682<br />

(3,74%)<br />

4.259<br />

(23,35%)<br />

331<br />

(1,82%)<br />

631<br />

(3,46%)<br />

17<br />

(2,13%)<br />

271<br />

(34%)<br />

*<br />

39<br />

(4,89%)<br />

140<br />

(17,57%)<br />

75<br />

(9,41%)<br />

25<br />

(3,14%)


ungsgewerbe (3,23%) (3,46%) (4,37%) (4,42%) (0,91%) (4,03%) (0,88%)<br />

Grundstücks- und Wohnungswesen,<br />

Vermietung<br />

beweglicher Sachen,<br />

Erbringung von Dienstleistungen<br />

überwiegend<br />

<strong>für</strong> Unternehmen<br />

Öffentliche Verwaltung,<br />

Verteidigung, Sozialversicherung<br />

Erziehung und Unterricht<br />

Gesundheits-, Veterinär-<br />

und Sozialwesen<br />

Erbringung von sonstigen<br />

öffentlichen und persönlichen<br />

Dienstleistungen<br />

Private Haushalte mit<br />

Hauspersonal<br />

Exterritoriale Organisationen<br />

und Körper<br />

842<br />

(4,50%)<br />

1.622<br />

(8,68%)<br />

480<br />

(2,57%)<br />

2.813<br />

(15,05%)<br />

1.293<br />

(6,92%)<br />

21<br />

(0,11%)<br />

18<br />

(1,88%)<br />

18<br />

(1,88%)<br />

15<br />

(1,56%)<br />

66<br />

(6,88%)<br />

60<br />

(6,26%)<br />

*<br />

864<br />

(4,70%)<br />

1.653<br />

(8,99%)<br />

535<br />

(2,91%)<br />

2.911<br />

(15,83%)<br />

1.344<br />

(7,31%)<br />

21<br />

(0,11%)<br />

10<br />

(1,16%)<br />

20<br />

(2,31%)<br />

19<br />

(2,20%)<br />

62<br />

(7,18%)<br />

45<br />

(5,21%)<br />

*<br />

Quelle: BA; eigene Berechnungen;* = aufgrund zu geringer Fallzahlen anonymisierte Daten; in Klammern prozentualer Anteil an allen sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten; <strong>die</strong> Daten der Jahre 2000 und 2002 sind nach WZ93, <strong>die</strong> übrigen Daten nach WZ03 kategorisiert; in den Kategorien "Fischerei und Fischzucht"<br />

und "Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden" befanden sich keine Personen, so dass <strong>die</strong>se Kategorien ausgelassen wurden.<br />

221<br />

805<br />

(4,51%)<br />

1.553<br />

(8,69%)<br />

543<br />

(3,04%)<br />

3.054<br />

(17,09%)<br />

1.365<br />

(7,64%)<br />

18<br />

(0,10%)<br />

20<br />

(2,52%)<br />

15<br />

(1,89%)<br />

14<br />

(1,77%)<br />

65<br />

(8,20%)<br />

49<br />

(6,18%)<br />

3<br />

(0,38%)<br />

0 0 0 0 0 0<br />

755<br />

(4,31%)<br />

1.512<br />

(8,64%)<br />

657<br />

(3,75%)<br />

2.963<br />

(16,93%)<br />

1.333<br />

(7,61%)<br />

17<br />

(0,10%)<br />

20<br />

(0,11%)<br />

19<br />

(2,47%)<br />

12<br />

(1,56%)<br />

68<br />

(8,84%)<br />

59<br />

(7,67%)<br />

38<br />

(4,94%)<br />

*<br />

12<br />

(1,56%)<br />

1.260<br />

(6,91%)<br />

1.527<br />

(8,37%)<br />

496<br />

(2,72%)<br />

3.255<br />

(17,85%)<br />

1.269<br />

(6,96%)<br />

15<br />

(0,08%)<br />

24<br />

(0,13%)<br />

78<br />

(9,79%)<br />

12<br />

(1,51%)<br />

17<br />

(2,13%)<br />

59<br />

(7,40%)<br />

43<br />

(5,40%)<br />

7<br />

(0,88%)<br />

6<br />

(0,75%)


Annex-Tab. 22: Bestand an deutschen und ausländischen Arbeitslosen nach Ge-<br />

schlecht 1999 – 2009<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

Deutsche gesamt Ausländer gesamt<br />

Männer Frauen Männer Frauen<br />

1.877 (89,34%) 222 (10,57%)<br />

1.033 (49,17%) 844 (40,17%) 151 (7,19%) 71 (3,38%)<br />

1.834 (89,73%) 203 (9,93%)<br />

1.015 (49,66%) 819 (40,07%) 129 (6,31%) 74 (3,62%)<br />

1.927 (90,13%) 206 (9,64%)<br />

1.057 (49,44%) 870 (40,69%) 140 (6,55%) 66 (3,09%)<br />

2.117 (89,55%) 240 (10,15%)<br />

1.213 (51,31%) 904 (38,24%) 162 (6,85%) 78 (3,30%)<br />

2.320 (90,17%) 245 (9,52%)<br />

1.324 (51,46%) 996 (38,71%) 172 (6,68%) 73 (2,84%)<br />

2.359 (89,63%) 266 (10,11%)<br />

1.344 (51,06%) 1.015 (38,56%) 174 (6,61%) 92 (3,50%)<br />

2.888 (88,53%) 361 (11,07%)<br />

1.572 (48,19%) 1.316 (40,34%) 209 (6,41%) 152 (4,66%)<br />

2.909 (87,67%) 403 (12,15%)<br />

1.551 (46,75%) 1.358 (40,93%) 232 (6,99%) 171 (5,15%)<br />

2.405 (85,80%) 397 (14,16%)<br />

1.182 (42,17%) 1.223 (43,63%) 208 (7,42%) 189 (6,74%)<br />

1.638 (85,85%) 266 (13,94%)<br />

790 (41,40%) 848 (44,44%) 127 (6,66%) 139 (7,29%)<br />

2.186 (87,69%) 302 (12,11%)<br />

1.218 (48,86%) 968 (38,83%) 160 (6,42%) 142 (5,70%)<br />

Quelle: BA; eigene Berechnungen; in Klammern prozentuale Anteile aller Arbeitslosen; Daten beziehen<br />

sich auf den Arbeitsort <strong>Soest</strong>; Stichtag ist jeweils 30.6. jeden Jahres.<br />

222


Annex-Tab. 23: Bestand an deutschen und ausländischen Arbeitslosen nach Altersgruppen 1999 – 2009<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

Deutsche<br />

245<br />

(88,77%)<br />

267<br />

(91,75%)<br />

245<br />

(90,41%)<br />

250<br />

(88,65%)<br />

228<br />

(92,68%)<br />

172<br />

(91,01%)<br />

269<br />

(90,57%)<br />

298<br />

(92,26%)<br />

15 – 24 Jahre 25 – 54 Jahre 55 Jahre und älter<br />

Bev.-<br />

Anteil<br />

90,8%<br />

91,8%<br />

91,9%<br />

91,8%<br />

92,1%<br />

92,4%<br />

91,3%<br />

92,6%<br />

Auslän-<br />

der<br />

31<br />

(11,23%)<br />

22<br />

(7,56%)<br />

26<br />

(9,59%)<br />

29<br />

(10,28%)<br />

14<br />

(5,69%)<br />

15<br />

(7,94%)<br />

26<br />

(8,75%)<br />

22<br />

(6,81%)<br />

Bev.-Anteil Deutsche Bev.-Anteil Ausländer Bev.-Anteil Deutsche Bev.-Anteil Ausländer Bev.-Anteil<br />

9,2%<br />

8,2%<br />

8,1%<br />

8,2%<br />

7,9%<br />

7,6%<br />

8,7%<br />

7,4%<br />

1.347<br />

(88,85%)<br />

1.274<br />

(88,60%)<br />

1.394<br />

(89,36%)<br />

1.584<br />

(88,89%)<br />

1.832<br />

(89,19%)<br />

1.933<br />

(89,24%)<br />

2.323<br />

(87,99%)<br />

2.312<br />

(86,98%)<br />

91,4%<br />

91,9%<br />

91,6%<br />

91,4%<br />

91,6%<br />

91,6%<br />

91,6%<br />

91,6%<br />

223<br />

167<br />

(11,02%)<br />

159<br />

(11,06%)<br />

161<br />

(10,32%)<br />

194<br />

(10,89%)<br />

219<br />

(10,66%)<br />

228<br />

(10,53%)<br />

307<br />

(11,63%)<br />

344<br />

(12,94%)<br />

8,6%<br />

8,1%<br />

8,4%<br />

8,6%<br />

8,4%<br />

8,4%<br />

8,4%<br />

8,4%<br />

285<br />

(92,23%)<br />

293<br />

(93,02%)<br />

288<br />

(93,81%)<br />

283<br />

(94,33%)<br />

260<br />

(95,24%)<br />

254<br />

(91,70%)<br />

296<br />

(91,08%)<br />

299<br />

(88,72%)<br />

97,5%<br />

97,4%<br />

97,4%<br />

97,4%<br />

97,3%<br />

97,1%<br />

97,1%<br />

96,9%<br />

24<br />

(7,77%)<br />

22<br />

(6,98%)<br />

19<br />

(6,19%)<br />

17<br />

(5,67%)<br />

12<br />

(4,40%)<br />

23<br />

(8,30%)<br />

28<br />

(8,62%)<br />

37<br />

(10,98%)<br />

2,5%<br />

2,6%<br />

2,6%<br />

2,6%<br />

2,7%<br />

2,9%<br />

2,9%<br />

3,1%


2007<br />

2008<br />

2009<br />

214<br />

(89,17%)<br />

141<br />

(88,13%)<br />

261<br />

(89,38%)<br />

92,9%<br />

93,1%<br />

-<br />

26<br />

(10,83%)<br />

17<br />

(10,63%)<br />

31<br />

(10,62%)<br />

7,1%<br />

6,9%<br />

-<br />

1.894<br />

(85,01%)<br />

1.222<br />

(84,63%)<br />

1.565<br />

(86,56%)<br />

91,6%<br />

91,5%<br />

-<br />

224<br />

333<br />

(14,95%)<br />

221<br />

(15,30%)<br />

238<br />

(13,16%)<br />

8,4%<br />

8,5%<br />

-<br />

297<br />

(88,66%)<br />

275<br />

(90,46%)<br />

360<br />

(91,60%)<br />

97,0%<br />

96,9%<br />

38<br />

(11,34%)<br />

Quelle: BA; eigene Berechnungen; Stichtag ist jeweils der 30.6. jeden Jahres; in Klammern jeweils prozentualer Anteil der Deutschen/Ausländer an allen Arbeitslosen<br />

in der Altersgruppe; Bev.-Anteil: jeweiliger Anteil der Deutschen/Ausländer in der Altersgruppe der Bevölkerung (Werte aus Annex-Tab. 18); Abweichungen<br />

in der Summe von 100% sind bereits in den Ausgangsdaten begründet.<br />

97,5%<br />

28<br />

(9,21%)<br />

33<br />

(8,40%)<br />

3,0%<br />

3,1%<br />

-


Annex-Tab. 24: Zugang von Teilnehmern in ausgewählten Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik mit SGB II, 2005 – 2009<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

Insgesamt<br />

davon: Chancen auf<br />

1. Arbeitsmarkt verbessern<br />

davon: Beschäftigung<br />

begleitende Maßnahmen<br />

225<br />

davon: Förderung der<br />

Berufsausbildung<br />

davon: Beschäftigung<br />

schaffende Maßnahmen<br />

davon: Sonstige Förderung<br />

Deut. Ausl. Deut. Ausl. Deut. Ausl. Deut. Ausl. Deut. Ausl. Deut. Ausl.<br />

1.534<br />

(89,66%)<br />

6.701<br />

(89,14%)<br />

8.348<br />

(87,54%)<br />

9.293<br />

(86,92%)<br />

3.672<br />

(86,79%)<br />

1.711 1.246 115 38 237 75<br />

175<br />

(10,23%)<br />

1.110<br />

(89,09%)<br />

134<br />

(10,75%)<br />

105<br />

(91,30%)<br />

10<br />

(8,70%)<br />

36<br />

(94,75%)<br />

k.A.<br />

216<br />

(91,14%)<br />

21<br />

(8,86%)<br />

67<br />

(89,33%)<br />

7.517 3.365 889 385 1.552 1.326<br />

814<br />

(10,83%)<br />

2.968<br />

(88,20%)<br />

396<br />

(11,77%)<br />

774<br />

(87,06%)<br />

115<br />

(12,94%)<br />

361<br />

(93,77%)<br />

24<br />

(6,23%)<br />

1.457<br />

(93,88%)<br />

95<br />

(6,12%)<br />

1.141<br />

(86,05%)<br />

9.536 3.871 1.045 314 1.286 3.020<br />

1.185<br />

(12,43%)<br />

3.371<br />

(87,08%)<br />

498<br />

(12,86%)<br />

914<br />

(87,46%)<br />

131<br />

(12,54%)<br />

285<br />

(90,76%)<br />

29<br />

(9,24%)<br />

1.179<br />

(91,68%)<br />

107<br />

(8,32%)<br />

2.599<br />

(86,06%)<br />

10.691 4.478 911 363 1.098 3.841<br />

1.383<br />

(12,94%)<br />

3.884<br />

(86,74%)<br />

586<br />

(13,09%)<br />

787<br />

(86,39%)<br />

123<br />

(13,50%)<br />

327<br />

(90,08%)<br />

36<br />

(9,92%)<br />

1.013<br />

(92,26%)<br />

82<br />

(7,47%)<br />

3.282<br />

(85,45%)<br />

4.231 2.109 378 140 762 842<br />

553<br />

(13,07%)<br />

1.820<br />

(86,30%)<br />

287<br />

(13,61%)<br />

319<br />

(84,39%)<br />

58<br />

(15,34%)<br />

126<br />

(90,00%)<br />

13<br />

(9,29%)<br />

701<br />

(91,99%)<br />

60<br />

(7,87%)<br />

706<br />

(83,85%)<br />

Quelle: AHA; eigene Berechnungen; in Klammern prozentuale Anteile an allen Teilnehmern in jeweiligem Jahr und jeweiliger Maßnahme; zu 100 fehlende Prozente<br />

sind bereits in den Ausgangsdaten begründet.<br />

8<br />

(10,67%)<br />

184<br />

(13,88%)<br />

420<br />

(13,91%)<br />

556<br />

(14,48%)<br />

135<br />

(16,03%)


Annex-Tab. 25: Anzahl deutscher und ausländischer, männlicher und weiblicher Haushaltsvorstände 1998 – 2008<br />

Deutsche<br />

Ausländer<br />

Männlich<br />

1998 1999 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Anzahl 15.824 16.296 15.985 16.721 16.456 16.604 16.608 16.583 16.974 16.864<br />

% von Abfragejahr 65,7% 65,1% 65,5% 64,9% 65,0% 64,9% 64,8% 64,8% 64,1% 64,3%<br />

Anzahl 8.258 8.722 8.415 9.032 8.860 8.974 9.005 9.027 9.492 9.368<br />

Weiblich % von Abfragejahr 34,3% 34,9% 34,5% 35,1% 35,0% 35,1% 35,2% 35,2% 35,9% 35,7%<br />

Gesamt 24.082 25.018 24.400 25.753 25.316 25.578 25.613 25610 26.466 26.232<br />

Anzahl 1.362 1.364 1.261 1.312 1.275 1.278 1.321 1.240 1.268 1.227<br />

Männlich % von Abfragejahr 77,8% 77,6% 77,4% 76,5% 77,0% 77,3% 75,9% 74,8% 74,9% 72,9%<br />

Anzahl 389 394 369 403 380 375 420 417 425 455<br />

Weiblich % von Abfragejahr 22,2% 22,4% 22,6% 23,5% 23,0% 22,7% 24,1% 25,2% 25,1% 27,1%<br />

Gesamt 1.751 1.758 1.630 1.715 1.655 1.653 1.741 1.657 1.693 1.682<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen; das Jahr 2000 war mit <strong>die</strong>ser Information nicht besetzt.<br />

226


Annex-Tab. 26: Ledige, verheiratete, verwitwete und geschiedene Deutsche und Ausländer 1998 – 2008<br />

Ledig<br />

Verheiratet<br />

Verwitwet<br />

Geschieden<br />

1998 2000 2002 2004 2006 2008<br />

Deutsch Ausl. Deutsch Ausl. Deutsch Ausl. Deutsch Ausl. Deutsch Ausl. Deutsch Ausl.<br />

18.054<br />

40,3%<br />

20.708<br />

46,3%<br />

3.672<br />

8,2%<br />

2.312<br />

5,2%<br />

1.484<br />

44,1%<br />

1.702<br />

50,5%<br />

66<br />

2,0%<br />

115<br />

3,4%<br />

19.785<br />

41,6%<br />

21.464<br />

45,1%<br />

3.649<br />

7,7%<br />

2.689<br />

5,7%<br />

1.359<br />

41,2%<br />

1.732<br />

52,5%<br />

74<br />

2,2%<br />

137<br />

4,1%<br />

18.474<br />

41,0%<br />

20.341<br />

45,1%<br />

3.498<br />

7,8%<br />

227<br />

1.240<br />

39,6%<br />

1.686<br />

53,8%<br />

61<br />

1,9%<br />

18.416<br />

41,0%<br />

20.104<br />

44,8%<br />

3.439<br />

7,7%<br />

1.166<br />

38,5%<br />

1.641<br />

54,1%<br />

67<br />

2,2%<br />

18.507<br />

41,1%<br />

20.041<br />

44,5%<br />

3.391<br />

7,5%<br />

1.135<br />

38,1%<br />

1.602<br />

53,7%<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen, Prozentangaben beziehen sich auf alle Deutschen oder Ausländer im jeweiligen Jahr.<br />

2.775<br />

6,2%<br />

148<br />

4,7%<br />

2.927<br />

6,5%<br />

158<br />

5,2%<br />

3.066<br />

6,8%<br />

76<br />

2,5%<br />

168<br />

5,6%<br />

18.750<br />

41,6%<br />

19.786<br />

43,9%<br />

3.382<br />

7,5%<br />

3.163<br />

7,0%<br />

1.047<br />

35,9%<br />

1.595<br />

54,6%<br />

72<br />

2,5%<br />

205<br />

7,0%


Annex-Tab. 27: Anteile von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in<br />

städtischen Jugendtreffs 2004 – 2008<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

Wiesentreff Treffpunkt Nord Treffpunkt Süd<br />

Anteil ausländischer und Aussiedlerkinder<br />

stellt, gemessen an anderen<br />

offenen Einrichtungen, keinen<br />

hohen Anteil dar (Kinderbereich)<br />

Anteil ausländischer Jugendlicher<br />

gering, Zahl der Spätaussiedler hat<br />

etwas zugenommen, größere<br />

Gruppe russlanddeutscher Jugendlicher<br />

(langjährige Stammbesucher),<br />

kamen nach einem Jahr<br />

Abwesenheit wieder täglich<br />

Anteil von Aussiedlerkindern hat im<br />

Kinderbereich leicht zugenommen<br />

Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

hat zugenommen<br />

6 – 11 Jahre: 10 von 29<br />

12 – 14 Jahre: 8 von 14<br />

15 – 17 Jahre: 11 von 26<br />

Ab 18 Jahren: 3 von 3<br />

Migrantenanteil: 44%<br />

6 – 11 Jahre: 12 von 30<br />

12 – 14 Jahre: 7 von 17<br />

15 – 17 Jahre: 9 von 23<br />

Ab 18 Jahren: 4 von 7<br />

Migrantenanteil: 41,6%<br />

6 – 11 Jahre: 16 von 44<br />

12 – 14 Jahre: 12 von 29<br />

15 – 17 Jahre: 10 von 27<br />

Ab 18 Jahren: 8 von 11<br />

Migrantenanteil: 41,4%<br />

Anteil ausländischer<br />

Kinder äußerst gering<br />

wie bereits in Jahren<br />

zuvor; auch im Teeniebereich<br />

Ausländeranteil<br />

sehr gering<br />

Anteil ausländischer<br />

Besucher im Kinderbereich<br />

gering, im Teeniebereich<br />

sehr gering<br />

6 – 11 Jahre: 7 von 22<br />

11 – 15 Jahre: 5 von 17<br />

Migrantenanteil: 30,8%<br />

6 – 11 Jahre: 7 von 18<br />

12 Jahre: 2 von 5<br />

Migrantenanteil: 39,1%<br />

6 – 11 Jahre: 7 von 20<br />

12 Jahre: 1 von 3<br />

Migrantenanteil: 34,8%<br />

228<br />

Im Kinderbereich kommen <strong>die</strong><br />

Besucher hauptsächlich aus<br />

einheimischen Familien und<br />

Aussiedlerfamilien<br />

Im Jugendbereich kommen<br />

Besucher hauptsächlich aus<br />

Aussiedlerfamilien und zu geringem<br />

Teil aus einheimischen<br />

Familien<br />

Besucherstruktur ist bunt gemischt<br />

und spiegelt daher Situation<br />

im <strong>Stadt</strong>teil wieder<br />

6 – 11 Jahre: 20 von 50<br />

12 – 14 Jahre: 15 von 25<br />

15 – 17 Jahre: 25 von 30<br />

Ab 18 Jahren: 3 von 5<br />

Migrantenanteil: 57,2%<br />

6 – 11 Jahre: 20 von 60<br />

12 – 14 Jahre: 15 von 30<br />

15 – 17 Jahre: 10 von 20<br />

Keine Besucher über 18 Jahren<br />

Migrantenanteil: 40,9%<br />

6 – 11 Jahre: 20 von 50<br />

12 – 14 Jahre: 10 von 40<br />

15 – 17 Jahre: 4 von 10<br />

Keine Besucher über 18 Jahren<br />

Migrantenanteil: 34%<br />

Quelle: Abteilung Jugend und Soziales 18.05.2007; Abteilung Jugend und Soziales 07.05.2008; Abteilung<br />

Jugend und Soziales 09.04.2009; Migrantenanteil ab 2006: Kinder mit Migrationshintergrund von<br />

allen Kindern; Migrationshintergrund definiert als: mindestens ein Elternteil ist nicht in Deutschland<br />

geboren.


Annex-Tab. 28: Tatverdächtigenbelastungszahlen <strong>Soest</strong> und NRW 2008<br />

Roheitsdelikte<br />

TVBZ<br />

Deutsche<br />

<strong>Soest</strong><br />

TVBZ<br />

Deutsche<br />

NRW<br />

Überhöhungsfaktor<br />

229<br />

TVBZ Ausländer<br />

<strong>Soest</strong><br />

TVBZ Ausländer<br />

NRW<br />

Überhöhungsfaktor<br />

über 21 Jahre 815,77 632,2 1,2904 2.215,41 1.736,5 1,2758<br />

unter 21 Jahre 2.426,42 1.502,9 1,6145 4.966,89 2.777,5 1,7883<br />

Diebstahlsdelikte gesamt<br />

über 21 Jahre 730,97 445,1 1,6424 1.295,16 1.227,1 1,0554<br />

unter 21 Jahre 3.431,44 1.917,0 1,7900 3.807,95 3.009,9 1,2652<br />

Vermögens- und Fälschungsdelikte<br />

über 21 Jahre 853,78 660,6 1,2924 1.499,66 1.541,2 0,9730<br />

unter 21 Jahre 890,17 835,5 1,0654 2.152,32 1.539,0 1,3985<br />

Sonstige<br />

über 21 Jahre 710,51 486,9 1,4594 1.261,08 918,1 1,3735<br />

unter 21 Jahre 2.483,85 1.379,3 1,8008 4.635,76 1.512,2 3,0655<br />

strafrechtl. Nebengesetze<br />

über 21 Jahre 324,55 288,8 1,1238 545,33 1.053,0 0,5179<br />

unter 21 Jahre 961,95 588,0 1,6359 993,38 1.057,8 0,9391<br />

Straßenkriminalität<br />

über 21 Jahre 365,49 168,7 2,1667 681,66 468,0 1,4566<br />

unter 21 Jahre 2.254,13 1.203,1 1,8736 5.132,45 1.999,8 2,5665<br />

Gewaltkriminalität<br />

über 21 Jahre 230,99 157,0 1,4710 647,58 536,6 1,2067<br />

unter 21 Jahre 1.493,18 752,4 1,9845 4.139,07 1.654,9 2,5011<br />

Quelle: Kreispolizei <strong>Soest</strong>/Landeskriminalamt NRW; TVBZ = Tatverdächtigenbelastungszahlen (Anzahl<br />

Tatverdächtiger je 100.000 Personen der entsprechenden Bevölkerungsgruppe); Überhöhungsfaktor:<br />

Relation von TVBZ <strong>Soest</strong> zu TVBZ NRW; gefettete Zahlen sind Überhöhungsfaktoren, bei denen<br />

<strong>die</strong> Werte bei einer Gruppe um 0,2 höher als bei der anderen liegen.


Annex-Tab. 29: Wahlbeteiligungen 2004 und 2009 nach Bezirken und Unterbezirken<br />

Stimmbezirk<br />

Bezirk (Unterbezirk)<br />

230<br />

Wahlbeteiligung<br />

Ratswahl am<br />

26.9.2004<br />

Wahlbeteiligung<br />

Ratswahl am<br />

23.8.2009<br />

Patrokli-/Georggrundschule 1 (14) 61,4% 61,5%<br />

Aldgrever-Gymnasium 1 (13) 64,3% 60,8%<br />

Petri-Grundschule 8 (85) 76 % 70,9%<br />

Berufsb. Für Blinde 8 (87) 81% 72,2%<br />

Kindergarten am Teinenkamp 9 (92) 61,2% 61,5%<br />

Jacob-Grimm-Schule 9 (92) 62,5% 62,5%<br />

Wiese-Grundschule 2 (26) 54,3% 51,3%<br />

Perthes-Zentrum 2 (26) 60,1% 56,4%<br />

Thomä-Hauptschule 1 (12) 58,2% 60,7%<br />

Hansa Realschule 5 (52) 57,5% 53,2%<br />

Bau und Liegenschaftsbetrieb 6 (62) 73,9% 69,2%<br />

Wohnheim <strong>Stadt</strong>krankenhaus 7 (74) 71,2% 62,6%<br />

Kindergarten "Mullewapp" 6 (64) 57,5% 57,1%<br />

Kindergarten Wiesengraben 6 (63) 57,8% 54,6%<br />

Städt. Gesamtschule Raum 1 5 (58/57) 23,3% 17,7%<br />

Städt. Gesamtschule Raum 2 5 (58/54) 34,8% 31,8%<br />

Sparkasse (Kaiser-Otto-Weg 23)<br />

(2009: Kindergarten Gotlandweg)<br />

5 (57) 64,4% 51,4%<br />

Johannes-Grundschule 5 (56) 46% 42,7%<br />

Gemeindehaus St. Bruno 4 (46) 44,2% 39,8/<br />

ehem. Landesbetr. Straßenbau 5 (55) 44,1% 48,4%<br />

Hotel Gellermann 4 (44, 45) 54,5% 48,8%<br />

Feuerwehrhaus Bergede 15 66,7% 63,8%<br />

Schützenhalle Deiringsen<br />

Gastst. Buschhoff Hiddingsen<br />

32 (322, 321,323,<br />

324 ), 43<br />

26, 23 (232), 24,<br />

32, (322), 31, 26<br />

65,9% 63,9%<br />

84,2% 77,7%<br />

Feuerwehrhaus Lendringsen 21 81,9% 78,4%<br />

Feuerwehrhaus Müllingsen<br />

Schützenhalle Enkesen (2009:<br />

Maschinenschuppen)<br />

12 (121, 122),<br />

14,11 (112), 15<br />

55, 56 (561, 562),<br />

71<br />

69,4% 78,1%<br />

69,% 72,4%<br />

Gemeinschaftsh. Röllingsen 47, 45, 76% 70,5%<br />

Gemeinschaftshalle Hattrop 74, 72 , 73 77,8% 73,4%<br />

Hellwegstube Ostönnen (2009:<br />

Hellweghalle)<br />

52 (521, 522), 54 67,6% 64,3%


Gemeindehaus Meiningsen 42, 43, 44 70,3% 76,8%<br />

Gastst. Schützenhaus<br />

61, 63 (631, 632,<br />

633, 634<br />

231<br />

61,9% 55,1%<br />

Feuerwehrhaus Hattrpholsen 75, 74 70,2% 59,1%<br />

Feuerwehrhaus Meckingsen 81 78,9% 83,5%<br />

Feuerwehrhaus Lühringsen 95, 91, 94, 74,5% 60%<br />

Sonderkindergarten Katrop 83, 84, 82 75,3% 77,2%<br />

Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>.<br />

Annex-Tab. 30: Katholische, evangelische und sonstige Religionen in <strong>Soest</strong> 1998 –<br />

2008<br />

Deutsch<br />

Ausl.<br />

Gesamt<br />

Evangel.<br />

Kathol.<br />

Sonstige<br />

Evangel.<br />

Kathol.<br />

Sonstige<br />

Evangel.<br />

Kathol.<br />

Sonstige<br />

Quelle: PDB der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; eigene Berechnungen.<br />

1998 2000 2002 2004 2006 2008<br />

19.887 20.670 19.123 19.090 18.991 18.664<br />

44,4% 43,4% 42,4% 42,5% 42,2% 41,4%<br />

17.675 18.622 17.498 17.289 17.199 17.106<br />

39,5% 39,1% 38,8% 38,5% 38,2% 37,9%<br />

7.184 8.295 8.467 8.507 8.815 9.311<br />

16,1% 17,4% 18,8% 19,0% 19,6% 20,7%<br />

153 172 184 176 165 169<br />

4,5% 5,2% 5,9% 5,8% 5,5% 5,8%<br />

1.082 1.081 981 935 973 949<br />

32,1% 32,7% 31,3% 30,8% 32,6% 32,5%<br />

2.132 2.049 1.970 1.921 1.843 1.801<br />

63,3% 62,1% 62,8% 63,4% 61,8% 61,7%<br />

20.040 20.842 19.307 19.266 19.156 18.833<br />

41,7% 41,0% 40,0% 40,2% 39,9% 39,2%<br />

18.757 19.703 18.479 18.224 18.172 18.055<br />

39,0% 38,7% 38,3% 38,0% 37,9% 37,6%<br />

9.316 10.344 10.437 10.428 10.658 11.112<br />

19,4% 20,3% 21,6% 21,8% 22,2% 23,2%


Annex-Tab. 31: Anzahl der neuen Teilnahmeberechtigungen <strong>für</strong> Integrationskurse <strong>für</strong><br />

Personen mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach Status 2005 – 2008<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Neuzuwanderer (bestätigt durch ABH) 35 34 29 24 122<br />

Altzuwanderer (Verpflichtung) 28 8 9 1 46<br />

Altzuwanderer/EU-Bürger/Deutsche (Zulass.)<br />

232<br />

30 31 47 56 164<br />

Spätaussiedler (Bundesverwaltungsamt) 47 0 0 0 47<br />

ALG II – Bezieher (Verpflichtung durch<br />

TGS)<br />

Quelle: BAMF; ohne Kurswiederholer.<br />

0 0 4 14 18<br />

Summe 140 73 89 95 397<br />

Annex-Tab. 32: Anzahl der neuen Kursteilnehmer in Integrationskursen mit Wohnort in<br />

<strong>Soest</strong> nach Kursarten 2005 – 2008<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Allgemeiner Integrationskurs 96 55 91 71 313<br />

Jugendintegrationskurs 29 6 0 0 35<br />

Integrationskurs mit Alphabetisierung 0 0 0 18 18<br />

Intensivkurs 0 0 0 1 1<br />

Sonstiger spezieller Integrationskurs 0 0 0 1 1<br />

Quelle: BAMF; ohne Kurswiederholer.<br />

Summe 125 61 91 91 368<br />

Annex-Tab. 33: Anzahl der Integrationskursabsolventen mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Kursarten 2005 – 2008<br />

Quelle: BAMF.<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Allgemeiner Integrationskurs 17 68 57 75 217<br />

Jugendintegrationskurs 8 19 0 0 27<br />

Summe 25 87 57 75 244


Annex-Tab. 34: Anzahl der neuen Kursteilnehmer mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach Status-<br />

gruppen 2005 – 2008<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Neuzuwanderer (bestätigt durch ABH) 28 25 31 22 106<br />

Altzuwanderer (Verpflichtung) 27 6 8 2 43<br />

Altzuwanderer/EU-Bürger/Deutsche (Zulass.)<br />

233<br />

26 28 45 53 152<br />

Spätaussiedler (Bundesverwaltungsamt) 44 2 4 1 51<br />

ALG II – Bezieher (Verpflichtung durch<br />

TGS)<br />

Quelle: BAMF; ohne Kurswiederholer.<br />

0 0 3 13 16<br />

Summe 125 61 91 91 368<br />

Annex-Tab. 35: Anzahl der Integrationskursabsolventen mit Wohnort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Statusgruppen 2008 – 2008<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Neuzuwanderer (bestätigt durch ABH) 2 23 27 23 75<br />

Altzuwanderer (Verpflichtung) 0 22 8 7 37<br />

Altzuwanderer/EU-Bürger/Deutsche (Zulass.)<br />

4 19 20 38 81<br />

Spätaussiedler (Bundesverwaltungsamt) 19 23 2 3 47<br />

ALG II – Bezieher (Verpflichtung durch<br />

TGS)<br />

Quelle: BAMF.<br />

0 0 0 4 4<br />

Summe 25 87 57 75 244<br />

Annex-Tab. 36: Anzahl der begonnenen Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Kursarten 2005 – 2008<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Allgemeiner Integrationskurs 7 3 7 6 23<br />

Jugendintegrationskurs 2 1 0 0 3<br />

Integrationskurs mit Alphabetisierung 0 0 0 2 2<br />

Quelle: BAMF.<br />

Summe 9 4 7 8 28


Annex-Tab. 37: Anzahl der beendeten Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Kursarten 2005 – 2008<br />

Quelle: BAMF.<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Allgemeiner Integrationskurs 2 5 5 5 17<br />

Jugendintegrationskurs 1 2 0 0 3<br />

Summe 3 7 5 5 20<br />

Annex-Tab. 38: Anzahl der begonnenen Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Trägerarten 2005 – 2008<br />

Quelle: BAMF.<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Bildungswerke/-stätten 3 0 0 0 3<br />

Sprach-/ Fachschulen 2 1 1 2 6<br />

Katholische Trägergruppen 3 2 4 5 14<br />

Initiativgruppen 1 1 2 1 5<br />

Summe 9 4 7 8 28<br />

Annex-Tab. 39: Anzahl der beendeten Integrationskurse mit Kursort in <strong>Soest</strong> nach<br />

Trägerarten 2005 – 2008<br />

Quelle: BAMF.<br />

2005 2006 2007 2008 Summe<br />

Bildungswerke/-stätten 1 2 0 0 3<br />

Sprach-/ Fachschulen 1 1 1 1 4<br />

Katholische Trägergruppen 0 3 3 3 9<br />

Initiativgruppen 1 1 1 1 4<br />

Summe 3 7 5 5 20<br />

234


Annex-Abb. 1: Kleinräumige Gebietsgliederung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> in Bezirken<br />

235


Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>.<br />

236


Annex-Abb. 2: Kleinräumige Gebietsgliederung der <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong> in Unterbezirken<br />

237


Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>.<br />

238


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Ministerium <strong>für</strong> Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-<br />

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<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; Der Bürgermeister: Umsetzung des Gesetzes zur Förderung der politischen<br />

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29.06.2009. Öffentliche Vorlage, Nummer: 200/2009.<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>; Der Bürgermeister (Dezember 2008): Strategisches Zukunftsprogramm der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Soest</strong>.<br />

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Partizipation in den Gemeinden; Schnellumfrage zu einer Terminempfehlung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Durchführung der Wahlen. Köln.<br />

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Stiftung Zentrum <strong>für</strong> Türkeistu<strong>die</strong>n (2006): Türkisches Unternehmertum in Mülheim an der<br />

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Worbs, Susanne (2008): Die Einbürgerung von Ausländern in Deutschland. Herausgegeben<br />

von Bundesamt <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge. Nürnberg. (Working Paper der Forschungsgruppe<br />

des Bundesamtes, 17).<br />

240

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