JAHRESBERICHT 2008 KORNHAUS - Kornhaus Vogelsang

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Ich habe gelernt für mich einzustehen Was ich mir wünsche Ich würde mir mehr Freiheit wünschen, mehr Selbständigkeit, weil ich überzeugt bin, dass ich ein Mensch bin, der mit gewissen Situationen konfrontiert werden muss, um zu lernen. Es wird bestimmt nicht einfach – aber mich vor Fehler schützen zu wollen, indem man mich überbehütet, raubt mir wertvolle Erfahrungen, die ich für meine Selbständigkeit brauche. Was ich lernen möchte Wenn ich mich in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das heute noch «Chaos». In der Zwischenzeit bin ich eigentlich fast ein wenig genervt darüber, weil ich mich seit Jahren damit «herumplage» und jetzt realisiere, dass meine Fähigkeiten und ich als Mensch darunter verborgen bleiben. Ich sage jetzt bewusst nicht, ich will Ordnung lernen oder ordentlich sein, weil ich merke, dass ich vor dem noch etwas anderes lernen muss, nämlich die Wichtigkeit dieses Themas zu entdecken: Ständig habe ich das Gefühl, ich hätte was Wichtigeres zu tun, als z.B das Zimmer aufzuräumen. Ich denke, daran muss ich arbeiten, um später die gewünschte Ordnung zu kriegen, bis dahin muss ich es halt als Pflicht tun und nicht als eigenes Bedürfnis. Zweiter Punkt: Ich will lernen, mit dem Eigenkonsum anders umzugehen. Ich beneide die Menschen, die mit wenig auskommen und zufrieden sind. Sie haben eine Tasche, ein Paar Schuhe und pflegen diese und sehen «simpel», aber immer gut aus. Ich weiss nicht, wie viele Taschen oder Hosen ich habe. Ohne Schminke gehe ich nie aus dem Haus oder ohne Schmuck; ich habe auch davon viel zu viel! Ich bin nie zufrieden, muss mich immer optisch verändern, um eine Zeitlang zufrieden zu sein. Das Schlimme daran ist, dass ich es immer steigern muss! Aber ich arbeite daran, mich wieder an Kleinigkeiten zu freuen und meinen Konsum zu begrenzen. Ich bin mir auch sicher, dass mir der Konsum etwas ersetzt, was ich für mich finden muss. Ich will mich bessern, allerdings brauche ich Hilfe, um es später selbst in die Hand nehmen zu können, das ist mir ein Anliegen - und ich bin überzeugt, dass ich es schaffen werde. Eunice Morais, Lernende Buchbinderei 32
Mein Weg nach dem Kornhaus (Fortsetzung aus Jahresbericht 2007) Meine Lehre als Buchbinder war abgeschlossen. Viele Tiefs und Rückschläge hatte ich überwunden, sowie auch schöne Zeiten und Höhenflüge, die ich erfahren durfte. Es kam eine Zeit, wo ich beschloss neue Kräfte zu tanken. Ein 3 ½ monatiger Sprachaufenthalt in England war da das Beste, was mir passieren konnte. Lena und Robert waren sehr offen und ich fühlte mich relativ rasch wie zu Hause. ‹Zu Hause› hat eine wichtige Bedeutung für mich. Eine intensive Zeit stand mir bevor. Eine Zeit des Lernens, des Durchhaltens, eine Zeit, die von Freude, Besinnung und Selbstfindung begleitet war. In einer mir völlig unbekannten Lebenssituation lernte ich nicht nur Englisch, sondern auch mich besser kennen. Ich habe ganz andere Seiten an mir entdeckt. Musik war in dieser Zeit ein wichtiger Bestandteil, der mir auch zu viel Ruhe verholfen hat. Ich war viel zentrierter und fühlte mich ausgeglichener. In der Schule fand ich neue Freunde. Überhaupt fand ich guten sozialen Anschluss was mich sehr stärkte. Wenn man bedenkt, dass dies mein erstes Mal war, wo ich die Schweiz für längere Zeit verlassen habe, finde ich das mehr als gelungen! Diese Erfahrungen lassen sich mit nichts vergleichen. Das war neben der Kornhaus-Zeit eine der emotionalsten und intensivsten Verbindungen überhaupt. Nach 3 ½ Monaten hiess es ‹good bye›. Das war schwierig für mich. Ich mag es nicht, tschüss zu sagen. Das liegt nicht in meiner Natur. Ich liess viel zurück. Meine Freunde, die wohlige Wärme, die ich von Lena und Robert zu spüren bekam, die offenen herzlichen Leute, die ich kennen lernen durfte, und ich hatte Angst nach meiner Rückkehr in die Schweiz mich wieder zu verlieren. Alles, was ich mir so hart angeeignet hatte. Ich hatte grossen Respekt davor. Als ich dann zurück in der Schweiz war, arbeitete ich als Praktikant noch etwa 2 Monate im Kornhaus, bis ich dann in Zürich bei einem älteren Buchbinder meine neue Arbeitsstelle fand – mein erster Versuch mich in der freien Wirtschaft einzugliedern. Anfangs lief es prima, doch nach und nach musste ich leider feststellen, dass die Chemie zwischen mir und meinem neuen Chef nicht stimmte. Zudem verkörperte er etwas, was mich zu sehr an meinen Stiefvater erinnerte. Meine Erinnerungen an ihn sind nicht die Besten. Man könnte sagen, ich durchlebte an meiner neuen Arbeitsstelle meine Kindheitstraumen noch einmal. Er war drauf und dran, das neue Selbstbewusstsein wieder zu zerstören, das ich mir in England aufgebaut hatte. Das durfte nicht sein! Mit Heidis Hilfe konnte ich mich aus diesen Fesseln lösen. Eine unendliche Erleichterung liess meinen ganzen Körper beben. Ich musste weinen. Meine erste Eingliederung, begleitet von aufs neue durchlebten Traumata … gescheitert! Es folgten 6 Monate der Arbeitslosigkeit. Ich bemühte mich sehr in dieser Zeit um eine neue Anstellung. Es war jedoch gar nicht so einfach, eine Stelle als Handbuchbinder zu finden; ich wollte zudem meine Suche nicht zu weit ausdehnen. So war ich eben gezwungen, mich auch in 33 Eine Zeit des Lernens, Durchhaltens, Selbstfindung
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Seite 8 und 9: Vorstandsbericht Jahresbericht aus
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Seite 16 und 17: Revisionsbericht An die Generalvers
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Seite 27 und 28: einräumen als anderen. Das kompens
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Seite 33: Abschied vom Elternhaus Ich bin mit
Seite 37 und 38: Retos England-Aufenthalt bei Lena u
Seite 39 und 40: Ein Jahr mit Reto Wir kennen Reto s
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