22.03.2013 Aufrufe

Blattläuse und Zikaden als Virusvektoren im ... - Freistaat Sachsen

Blattläuse und Zikaden als Virusvektoren im ... - Freistaat Sachsen

Blattläuse und Zikaden als Virusvektoren im ... - Freistaat Sachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Blattläuse</strong> <strong>und</strong> <strong>Zikaden</strong> <strong>als</strong> <strong>Virusvektoren</strong> <strong>im</strong> Getreide:<br />

Biologie <strong>und</strong> ihre Bedeutung in <strong>Sachsen</strong><br />

Dr. Katrin Schmidt<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Einführung<br />

Gliederung<br />

<strong>Blattläuse</strong><br />

Biologie<br />

Übertragung <strong>und</strong> Verbreitung der Virosen<br />

<strong>Zikaden</strong><br />

Biologie<br />

Übertragung <strong>und</strong> Verbreitung der Virosen<br />

Virosen<br />

Maßnahmen<br />

Situation in <strong>Sachsen</strong><br />

Fazit<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Einführung<br />

Verschiedene Insekten fungieren <strong>als</strong> <strong>Virusvektoren</strong><br />

<strong>Blattläuse</strong> überragende Rolle innerhalb der Insekten <strong>als</strong><br />

Virusüberträger<br />

Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus periscae) bis zu 60 versch. Viren<br />

übertragen<br />

<strong>Zikaden</strong> sehr effektive Virusüberträger aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen<br />

Mobilität<br />

oft Virusspezifität vorhanden<br />

Größte wirtschaftl. Bedeutung <strong>im</strong> dt. Getreideanbau mind. 6 Virosen<br />

Neben insektenübertragbare Virosen auch Viren, deren<br />

Verbreitung an Bodenpilze geb<strong>und</strong>en ist<br />

Hier: Gelbverzwergungsvirus (BYDV) <strong>und</strong> Weizenverzwergungsvirus<br />

(WDV)<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


<strong>Blattläuse</strong>: Biologie<br />

Nur ca. 4000 bekannte Blattlausarten weltweit<br />

In temperierten Breiten jede 4. Pflanzenart befallen<br />

Sehr schnelle Entwicklungszeit<br />

Lebendgebärend<br />

Bei 20 °C ca. 8-14 Tage bis Adulte<br />

Explosionsartige ungeschlechtlich Vermehrungsrate<br />

(Parthenogenese =Jungfernzeugung)<br />

> 10 Generationen möglich<br />

Polyphenismus (Vielgestaltigkeit)<br />

Verschiedene Farben<br />

Geflügelte <strong>und</strong> ungeflügelte Individuen<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Herbstmigration zum<br />

Winterwirt, Paarung<br />

Herbst<br />

Entwicklung von<br />

Geschlechtsweibchen<br />

<strong>und</strong> Männchen<br />

Migration innerhalb des<br />

Sommerwirts<br />

Lebenszyklus<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie<br />

Überwinterung an<br />

Winterwirt<br />

Frühling<br />

Vermehrung an<br />

Winterwirt<br />

Frühjahresmigration<br />

zum Sommerwirt<br />

Sommer<br />

Vermehrung an<br />

Sommerwirt


Übertragung <strong>und</strong> Verbreitung der Virosen<br />

Persistente Übertragung (längeres Saugen notwendig = 48h)<br />

Übertragen Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV)<br />

Viren in Dauergräser (Grünland, Feldränder, Ausfallgetreide etc.)<br />

Nur wenige <strong>Blattläuse</strong> infiziert (ca. 4%)<br />

ABER nicht nur die Anzahl der eingeflogenen <strong>Blattläuse</strong> wichtig,<br />

sondern auch die Möglichkeit Viren zu übertragen! (Frühsaat,<br />

Witterungsverhältnisse)<br />

Dann reichen 4% aus Infektionsherde <strong>im</strong> Herbst zu setzen<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Haferblattlaus (Rhopalosiphum padi)<br />

Blattlausvektoren<br />

Bleiche Getreideblattlaus (Metopolophium dirhodum)<br />

Große Getreideblattlaus (Sitobion avenae) Maisblattlaus (Rhopalosiphum maidis<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


<strong>Zikaden</strong>: Biologie<br />

Kleinzikade <strong>als</strong> Vektor Psammotettix alienus = Wandersandzirpe<br />

Eiablage erfolgt in das Pflanzengewebe (Überwinterung)<br />

Hem<strong>im</strong>etabole Entwicklung (kein Puppenstadium)<br />

5 Larvenstadien<br />

Entwicklungszeit bei 20 °C ca. 30 Tage bis zum Imago<br />

2-3 Generationen <strong>im</strong> Jahr<br />

Fortbewegung meist springend, sonst laufend<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Lebenszyklus<br />

L1 Imago<br />

L2<br />

L3<br />

L5<br />

L4<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Übertragung <strong>und</strong> Verbreitung der Virosen<br />

Semipersistente Übertragung (kurze Saugzeiten notwendig =10min)<br />

Übertragen Weizenverzwergungsvirus (WDV)<br />

Wirtspflanzen ausschließlich Poaceae (Weidelgras, Rispengras etc.)<br />

Hohe Mobilität – effektiver Virusüberträger<br />

Larvenstadien am effektivsten<br />

Viele <strong>Zikaden</strong> infiziert, bis zu 80%<br />

Herbst-bzw. Frühjahrsgeneration infiziert Jungbestände<br />

Übertragung dann innerhalb des Bestandes<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Wichtige Virosen <strong>im</strong> Getreide<br />

Name Abkürzungen Wirt<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie<br />

Gerste Weizen Roggen Triticale<br />

Gelbverzwerungsvirus BYDV X X X X<br />

Weizenverzwergung WDV X X X X<br />

Gerstengelbmosaikvirus<br />

Typ 1u. 2<br />

BaYMV X<br />

Mildes Gerstenmosaikvirus BaMMV X<br />

Bodenb. Getreidemosaikvirus SBCMV (X) X X<br />

Weizenstrichelmosaikvirus WSSMV (X) X X<br />

(X) Befall in Deutschland eher selten<br />

Insektenvektoren<br />

Bodenpilzvektoren


Gerstengelbverzwergungsvirus<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie<br />

Symptome<br />

•Wuchs gestaucht<br />

•Gelbstreifige/gelbe Blätter<br />

•Nesterweise <strong>im</strong> Bestand<br />

•Häufig starke Bestockung<br />

•Ähren bleiben stecken<br />

•Bildung von<br />

Schmachtkörnern<br />

•Bei später Infektion<br />

(Frühling) kaum<br />

Einkürzungseffekte<br />

-Gerste = Gelbfärbung<br />

-Weizen/Hafer = Rötlich


Symptome<br />

Weizenverzwergungsvirus WDV<br />

Kaum ein Unterschied zu BYDV<br />

Befall oft Feldrand /Fahrgasse<br />

extrem starke Stauchungen<br />

starke Bestockung <strong>im</strong> Herbst<br />

chlorotische Flecken/Nekrosen auf den Blättern<br />

Vergilbungen der Pflanze<br />

reduzierte Ährenbildung<br />

genaue Diagnose durch molekularbiologische <strong>und</strong><br />

serologische Nachweisverfahren<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


Mögliche Maßnahmen<br />

Verhinderung der Virusübertragung<br />

Frühzeitige, konsequente Entfernung des Ausfallgetreides<br />

Zu frühe Aussaat vermeiden<br />

Saatgutbeizung (Frühsaaten, trocken-warme Herbstwitterung)<br />

Insektizidbehandlung (10-20% Befall) (Feldbonituren!!)<br />

- Bei <strong>Zikaden</strong> allerdings nur Teilerfolge<br />

Anbau toleranter Sorten (BYDV)<br />

Wintergerst: zweizeilig = Kamoto, Kyotot<br />

mehrzeilig = Structura, Anastasia<br />

ABER können <strong>im</strong>mer noch Träger sein!<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie


% befallene Pflanzen<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1993/94<br />

Virus-Situation in <strong>Sachsen</strong><br />

1994/95<br />

1995/96<br />

1996/97<br />

1997/98<br />

Wintergerste<br />

1998/99<br />

1999/00<br />

2000/01<br />

2001/02<br />

Jahre<br />

2002/03<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie<br />

2003/04<br />

Blattlaus Herbst<br />

Virus Frühjahr<br />

2004/05<br />

2005/06<br />

2006/07<br />

2007/08


Fazit<br />

• Schaden durch Virosen <strong>im</strong> Getreide können leicht übersehen werden oder<br />

anderen Ursachen zugeschrieben werden.<br />

• Genaue Diagnose nur über Labortests mögliche<br />

• BYDV Stärke des Auftretens von Jahr zu Jahr unterschiedlich, Kopplung an<br />

Vektor?<br />

• WDV weiter unter Beobachtung!<br />

in Thüringen jährliche Zunahme<br />

Bis zu 60% aller WG- Proben 37% aller WW- Proben<br />

• Getreidemosaikviren könnten an Bedeutung zunehmen<br />

• Bestandsbonituren <strong>und</strong> Feldhygiene wichtigste Maßnahmen<br />

<strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!