PERSÖNLICH - Meier Architekten
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wohnen REPORT<br />
1<br />
OLDTIMER,<br />
KUNST UND<br />
Im Niemandsland<br />
zwischen Schienensträngen,<br />
Fabrikhallen, Strassen<br />
und einem kanalisierten<br />
Bach haben ein Liebhaber<br />
von Oldtimer-Automobilen<br />
und eine Künstlerin ihre<br />
Insel der Ruhe und Kreativität<br />
gefunden. Eine in die Jahre<br />
gekommene Fabrikhalle<br />
erstrahlt nun in neuem Glanz,<br />
und als i-Pünktchen hat<br />
der Architekt Egon <strong>Meier</strong><br />
einen stilvollen Loft auf den<br />
40er-Jahre-Bau gesetzt.<br />
ARCHITEKTUR<br />
Text: Roland Merz / Fotos: Hannes Henz<br />
36 IdealesHEIM 05 | 2007<br />
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wohnen REPORT<br />
38<br />
Das Gebäude besteht aus drei unterschiedlich<br />
strukturierten Teilen.<br />
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2<br />
3<br />
1: In der Halle stehen heute<br />
mehrere Oldtimer in Reih und Glied,<br />
die vom Bauherrn selbst auf<br />
Vordermann gebracht werden.<br />
2: Im Erdgeschoss liegen Werkstatt<br />
und ein grosszügiges Atelier.<br />
3: In den beiden funktionalen<br />
Atelierräumen kann man der<br />
Kreativität freien Lauf lassen.<br />
4: Die Materialisierung der Fassade<br />
widerspiegelt die Funktionen des<br />
Umbaus: Im Erdgeschoss liegt die<br />
weiss verputzte Autowerkstatt mit<br />
Atelier. Im Obergeschoss sind hinter<br />
Stahlplatten die Büroräume und die<br />
Lounge. Das Treppenhaus aus Beton<br />
ist wie ein Bügel ausgebildet und<br />
verbindet die Funktionen Arbeiten<br />
und Loungen.<br />
4<br />
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wohnen REPORT<br />
5<br />
5: Die Atelierräume wurden kaum<br />
verändert und sind in erhabenes<br />
Weiss getaucht.<br />
6: Durch die grossen Fenster dringt<br />
das Tageslicht ungehindert in die Halle<br />
und unterstreicht den industriellen<br />
Charme der Werkstatt.<br />
«Architektur und Innenarchitektur verschmelzen<br />
zu einer Einheit.» Egon <strong>Meier</strong>, Architekt<br />
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6<br />
ZUFAHRT<br />
GARAGE<br />
Erdgeschoss<br />
GRÜNRAUM<br />
VORPLATZ<br />
WERKSTATT<br />
ATELIER<br />
ATELIER<br />
EINGANG<br />
LAGER<br />
PARKPLATZ<br />
GELEISE<br />
0 5
wohnen REPORT<br />
«Das Gebäude öffnet sich zum intimen Grünraum.» Egon <strong>Meier</strong>, Architekt<br />
1. Obergeschoss Dachgeschoss<br />
LAGER<br />
SITZUNG<br />
LAGER<br />
BÜRO<br />
WC BÜRO<br />
WC<br />
BÜRO<br />
AUFENTHALT<br />
TERRASSE<br />
LOUNGE<br />
TERRASSE<br />
BAR<br />
ENTREE<br />
ESSEN<br />
KOCHEN<br />
SCHLAFEN<br />
7<br />
0 5<br />
7: Die Stahlfassade des Büro- und<br />
Dachgeschosses strahlt einen<br />
prägenden industriellen Charme aus.<br />
8: Das Dachgeschoss ist als stilvoller<br />
und gemütlicher Loungebereich<br />
konzipiert. (Sofa: Mobitare; Tisch:<br />
Imperial; Boxen: Bowers & Wilkens)<br />
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8
wohnen REPORT<br />
9<br />
9: Die Lounge öffnet sich mit einer<br />
deckenhohen Verglasung zur Terrasse hin.<br />
(Gartenstühle und Hocker: Magis)<br />
10: Die Büroräume sind ebenso grosszügig wie<br />
der Loungebereich. (Schreib- und Sitzungstisch,<br />
Sideboard: Entwurf Architekt; Stühle: Mobitare)<br />
11: Im wohnlichen Dachgeschoss gehen die<br />
diversen Raumzonen fliessend ineinander über.<br />
(Tisch: Imperial; Stühle: Alias; Vasen: Linck)<br />
Im Loungebereich und auf der Terrasse hat der Architekt<br />
einen offenen, fliessenden Grundriss konzipiert.<br />
Ein Austin-Healey ist ein Sportwagen,<br />
der in der Oldtimer-<br />
Szene einen beinahe mystischen<br />
Ruf geniesst. Vor mehr als fünfzig<br />
Jahren haben der Kleinwagenhersteller<br />
Donald Healey und die British<br />
Motor Company die Marke Austin-Healey<br />
gegründet. Bis zum Jahr 1968 wurden in<br />
England insgesamt 72 000 Autos produziert.<br />
Heute gehören die Big-Healeys durch ihre<br />
perfekte Symbiose von Form und Verarbeitung<br />
zu den begehrtesten Sportwagen überhauptktyxcveasdf00<br />
Hute heut. Für den <strong>Architekten</strong> Egon <strong>Meier</strong> sind<br />
diese Klassiker ein Mythos, und er sieht<br />
einige Parallelen zwischen den Healeys und<br />
Architektur. «Die Fahrzeuge waren für die<br />
damalige Zeit perfekt gestaltet und verarbeitet.<br />
Diese Perfektion strebe ich auch in der<br />
Architektur an», beschreibt <strong>Meier</strong>.<br />
Man mag von einer schicksalhaften Begegnung<br />
sprechen oder einfach von Glück.<br />
Aber beim Auftrag, eine Industriehalle aus<br />
den 1940er-Jahren in einen Ort umzubauen,<br />
in dem Arbeiten und Kreativität ausleben unter<br />
einem Dach möglich sind, traf Egon <strong>Meier</strong><br />
auf einen Bauherrn, der genau die gleiche<br />
Faszination für die begehrten Oldtimer hegte<br />
wie der Architekt selbst. «Von Beginn an<br />
stimmte die Chemie zwischen mir und der<br />
Bauherrschaft», sagt <strong>Meier</strong> und fügt an, dass<br />
bis heute eine freundschaftliche Beziehung ›<br />
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12<br />
12: Die stilvoll eingerichteten Loungeräume<br />
sind nach Süden und auf die überraschend üppige<br />
Grünzone ausgerichtet. (Tisch: Imperial; Stühle:<br />
Alias; Vasen: Linck)<br />
13: Das Lichtermeer der nahen Gleisanlagen übt<br />
am Abend eine eigentümliche Anziehung aus.<br />
14: Auf der Rückseite des Gebäudes befindet<br />
sich ein Bach mit hoch gewachsenen Bäumen –<br />
eine grüne Oase mitten im Industrieareal.<br />
«Ich verstehe Architektur als einen nie abgeschlossenen,<br />
fliessenden Prozess.» Egon <strong>Meier</strong>, Architekt<br />
› besteht. Die Wünsche der Bauherrschaft<br />
waren schnell umschrieben: Im ehemaligen<br />
Industriegebäude sollten eine Werkstatt und<br />
Büroräumlichkeiten für den Oldtimer-Enthusiasten,<br />
ein Atelier für die Künstlerin und<br />
unter dem Dach Räume zum stilvollen Entspannen<br />
Platz finden. Da die Bauherren das<br />
Werk des <strong>Architekten</strong> bestens kannten und<br />
von dessen Stil angetan waren, liessen sie<br />
Egon <strong>Meier</strong> in gestalterischen Fragen und<br />
allen Bauphhasen völlig freie Hand – ein<br />
Traum für jeden <strong>Architekten</strong>.<br />
Industrieller Charme | Bereits bei der ersten<br />
Besichtigung der kleinen Fabrikhalle, die<br />
seit den 1940er-Jahren immer wieder Veränderungen<br />
und Anpassungen erfuhr, war der<br />
Zürcher Architekt vom Gebäude und dessen<br />
Umgebung fasziniert. Mitten im Schmelztigel<br />
von Industriebetrieben und mächtigen<br />
Schienensträngen fand Egon <strong>Meier</strong> eine<br />
schlichte Halle, deren Grundstruktur einen<br />
gewissen Charme ausstrahlte. Hinter dem<br />
Gebäude gab es zudem einen überraschend<br />
üppigen Grünraum, der einen intimen Gegensatz<br />
zur emsigen Industrie bildete.<br />
Das Konzept des <strong>Architekten</strong> war einfach:<br />
Er befreite die ehemalige Industriehalle von<br />
allem Beiwerk und stellte die alte Form aus<br />
den 1940ern wieder her. Die schlichte Eleganz<br />
des Gebäudes ist dabei vor allem im ›<br />
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15: Auf der vorgelagerten Terrasse findet man Ruhe<br />
und hat einen herrlichen Blick in die Baumkronen.<br />
(Gartenstühle und Hocker: Magis)<br />
16: Zur damaligen Zeit waren die Austin-Healeys<br />
der Inbegriff von Perfektion.<br />
Hochstämmige Bäume, die in Reih und Glied an einem<br />
kanalisierten Bachlauf stehen, bilden einen üppigen Grünraum.<br />
15<br />
16<br />
› Innern auf Schritt und Tritt spürbar. Wenn<br />
die Sonne durch die alten Fenster mit ihren<br />
metallenen und feingliedrig dimensionierten<br />
Rahmen scheint, entstehen je nach Tagesund<br />
Jahreszeit spannende Lichtzeichnungen<br />
auf Boden und Wänden. In diesen Räumen<br />
findet man heute die Werkstatt, die natürlich<br />
genügend Raum für die Healeys bietet. Der<br />
Hausherr kann sich so voller Elan seine<br />
Arbeitskluft überstreifen und die Zeit<br />
beim Pflegen und Reparieren der edlen<br />
Karossen vergessen.<br />
Nützliche Dreiteiligkeit | Die Autohalle und<br />
ein grosszügig bemessenes Atelier sind<br />
durch ein Tor miteinander verbunden. Die<br />
Kreativität kann in diesen funktionalen, vollkommen<br />
in Weiss getünchten Räumen nur<br />
so sprühen. Zwei grosse «Kreativzimmer»<br />
und ein Lagerraum bilden das perfekte Umfeld<br />
für die Leidenschaft der Bauherrin, die<br />
als Künstlerin in ihrem eigenen Atelier ihre<br />
Erfahrungen auch an andere musische Menschen<br />
weitergibt. Im ganzen Haus setzen die<br />
Werke der Hausherrin Farbtupfer und grossformatige<br />
Akzente.<br />
Die verschiedenen Nutzungen sind an<br />
der Fassade klar erkennbar. Die alte Industriehalle<br />
erstrahlt in einem schlichten Weiss<br />
und beherbergt im Erdgeschoss die Werkstatt.<br />
Über dem Atelier liegen heute zwei ›<br />
DIE<br />
ECHTE<br />
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wohnen REPORT<br />
50<br />
<strong>PERSÖNLICH</strong>*<br />
* Egon <strong>Meier</strong> hat in St. Gallen die Kunstgewerbeschule besucht. Nach<br />
dem Studium für Innenarchitektur und Produktdesign in Basel erhielt er<br />
1997 das Diplom als Architekt von der Architectural Association London.<br />
Seit zehn Jahren betreibt er sein eigenes Büro <strong>Meier</strong> <strong>Architekten</strong> in Zürich.<br />
www.meier-architekten.ch<br />
IdealesHEIM 05 | 2007<br />
EGON MEIER,<br />
ARCHITEKT, ZÜRICH<br />
Wie wohnen Sie selbst?<br />
Meine wohnliche Umgebung lebt von Kontrasten, Alt und Neu unter einem Dach.<br />
Was und wo würden Sie gerne bauen?<br />
Den Turm auf dem Zürcher Maag-Areal, nur viel höher.<br />
Welcher zeitgemässe Bau hat Sie kürzlich beeindruckt?<br />
Ich entdecke an jedem Bauwerk, welches einen spannenden Dialog zwischen Raum und Zeit<br />
führt, interessante und beeindruckende Seiten.<br />
Welche <strong>Architekten</strong> schätzen Sie?<br />
Auch hier interessiert mich nicht der Einzelne, sondern die enorme Vielfalt an Architektur,<br />
die man in der Welt bewundern kann.<br />
Welches waren Ihre ersten beruflichen Wünsche?<br />
Mit neun Jahren wollte ich unbedingt Sportartikelverkäufer werden. Heute bin ich mit<br />
Leidenschaft Architekt.<br />
Welches ist Ihr liebstes Auto?<br />
Seit meiner Jugendzeit – ein Austin-Healey.<br />
Welches Buch lesen Sie gerade?<br />
«Das wahre Sakrileg» von Alexander Schick.<br />
«Zwischen mir und der Bauherrschaft fand ein intensiver<br />
Dialog statt − die Chemie stimmte.» Egon <strong>Meier</strong>, Architekt<br />
› weitere Ebenen. Im ersten Geschoss sind<br />
Büroräume und unter dem Dach befindet<br />
sich nun eine stilvoll eingerichtete Loft-Wohnung.<br />
Diese beiden Stockwerke sind aussen<br />
mit Stahlplatten eingekleidet, die durch ihren<br />
rostroten Farbton an die Eisenbahnschienen<br />
von nebenan erinnern. Für den <strong>Architekten</strong><br />
steht die Metallfassade für industriellen<br />
Charme. Diese soll weiter altern und immer<br />
schöner werden.<br />
Stilvolle Wohnwelten | Ein Treppenhaus aus<br />
Beton, das wie ein kompakter Bügel ausgebildet<br />
ist, verbindet die drei unterschiedlich<br />
genutzten Ebenen. Die Eingangsfront gegen<br />
das angrenzende Industriegebiet und die Eisenbahn<br />
zeigt das Gebäude eher geschlossen.<br />
Ganz anders auf der intimen Südseite.<br />
Hier bilden hochstämmige Bäume, die in<br />
Reih und Glied an einem kanalisierten Bachlauf<br />
stehen, einen unerwartet üppig gewachsenen<br />
Grünraum. Zu diesem öffnet sich der<br />
Neubau mit grossen Fensterbändern in den<br />
oberen Geschossen.<br />
Die Schlichtheit der Aussenhaut setzt<br />
sich im Innern konsequent fort. «Architektur<br />
und Innenarchitektur verschmelzen zu einer<br />
Einheit», beschreibt Egon <strong>Meier</strong> eine seiner<br />
Maximen bei diesem gelungenen Umbau.<br />
Tritt man durch die Glastür in den puristisch<br />
anmutenden Erschliessungsturm, spürt man,<br />
dass der Züricher Architekt viel Wert auf<br />
einfache und perfekt gestaltete Details gelegt<br />
hat. <strong>Meier</strong> bezeichnet sich selbst als Perfektionisten,<br />
der stets nach der für den Bau<br />
besten Lösung sucht.<br />
Auch im ersten Geschoss sind die Räume<br />
funktional und schlicht gestaltet. Der<br />
schwarze Pandomo-Hartgussbelag kontrastiert<br />
hier wohltuend mit dem Weiss der verputzten<br />
Wände und den scharf geschnittenen<br />
Fensterbändern, die einen gerahmten Blick<br />
in die Umgebung freigeben. Unter dem Dach<br />
schliesslich hat Egon <strong>Meier</strong> eine elegante<br />
und gemütliche Wohnwelt geschaffen. Die<br />
verschiedenen Raumzonen wie Entree,<br />
Lounge-, Essbereich und Küche gehen fliessend<br />
ineinander über. Die loftartigen Räume<br />
öffnen sich vollkommen gegen Süden hin.<br />
Der Übergang von Innenbereich und Terrasse<br />
ist nahtlos. Man fühlt sich wie in einem<br />
Baumhaus. Egon <strong>Meier</strong> hat für eine Familie<br />
Hobby, Arbeit und Entspannen unter einem<br />
Dach vereint und einen Ort geschaffen, der<br />
von differenzierten Atmosphären lebt. ‹<br />
Wir bedanken uns beim Einrichtungsgeschäft<br />
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