WIE ES EUCH GEFäLLT - Badisches Staatstheater Karlsruhe
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was hältst du<br />
vom verlieben?
wie es euCh GeFällt<br />
Komödie von William Shakespeare<br />
Deutsch von Jürgen Gosch & Angela Schanelec<br />
Herzog, der ältere, in der Verbannung eva derleder<br />
Die Herzogin, seine Schwester<br />
Jaques, Edelmann, der den Herzog in die<br />
eva derleder<br />
Verbannung begleitet<br />
Charles, Ringer der Herzogin /<br />
ronald FunKe<br />
Lord am Hof und in der Verbannung GeorG Krause<br />
Oliver, Sohn des Freiherrn Rowland de Boys FranK wieGard<br />
Orlando, sein Bruder simon bauer<br />
Rosalind, Tochter des verbannten Herzogs Joanna KitZl<br />
Celia, ihre Kusine, Tochter der Herzogin soPhia lÖFFler<br />
Touchstone, Narr matthias lamP<br />
Silvius, Schäfer natanaËl lienhard<br />
Phoebe, Schäferin<br />
Eine Person, die Hymen vorstellt /<br />
ute baGGerÖhr<br />
Lord am Hof und in der Verbannung shari Crosson*<br />
* Studierende der Staatlichen Hochschule<br />
für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart<br />
Regie sebastian sChuG<br />
Bühne nadia Fistarol<br />
Mitarbeit Bühne valeria Felder<br />
Kostüme niCole ZielKe<br />
Musik Johannes winde<br />
Video naZGol emami<br />
Licht ChristoPh PÖsChKo<br />
Dramaturgie nina steinhilber<br />
Premiere 21.3.13 Kleines haus<br />
Aufführungsdauer 2 ¼ Stunden, keine Pause<br />
Aufführungsrechte Verlag der Autoren, Frankfurt am Main<br />
1
Regieassistenz mathias hannus Bühnenbildassistenz silvia maradea Kostüm-<br />
assistenz vlasta sZutaKova Soufflage steFanie rademaCher Inspizienz<br />
JoChen baab Regiehospitanz meiKe müller, hanna KoPP Bühnenbildhospitanz<br />
FriederiKe ZwÖlFer Kostümhospitanz Cynthia leChner<br />
Technische Direktion harald Fasslrinner, ralF haslinGer Bühne hendriK<br />
brüGGemann, edGar luGmair Leiter der Beleuchtung steFan woinKe Leiter<br />
der Tonabteilung steFan raebel Ton Jan FuChs, Jan Palmer Leiter der Requisite<br />
wolFGanG FeGer Requisite Clemens widmann Werkstättenleiter Guido sChneitZ<br />
Malsaalvorstand dieter moser Leiter der Theaterplastiker ladislaus Zaban<br />
Schreinerei rouven bitsCh Schlosserei mario weimar Polster- und Dekoabteilung<br />
ute wienberG Kostümdirektorin doris hersmann Gewandmeister/in Herren Petra<br />
annette sChreiber, robert harter Gewandmeisterinnen Damen tatJana GraF,<br />
Karin wÖrner, annette GroPP Waffenmeister miChael Paolone, harald<br />
heusinGer Schuhmacherei thomas mahler, barbara Kistner Modisterei diana<br />
Ferrara, Jeanette hardy Chefmaskenbildner raimund ostertaG Maske FriederiKe<br />
reiChel, renate sChÖner Technischer Produktionsassistent moritZ saleCKer<br />
wir danken der barrel trading Gmbh & Co. KG für die unterstützung<br />
lassen sie ihre<br />
sChonen auGen und<br />
sanFten wunsChe<br />
miCh Zu meiner<br />
PruFunG beGleiten<br />
2 Eva Derleder, Joanna Kitzl
drei mal<br />
lieben<br />
Zum inhalt<br />
Shakespeares Komödie beginnt mit einem<br />
Streit der verfeindeten Brüder Oliver<br />
und Orlando, Söhne eines Edelmannes:<br />
Orlando wirft dem älteren Bruder vor, ihm<br />
gegen den Willen des Vaters sein Erbe<br />
vorzuenthalten. Er fordert sein Erbteil ein.<br />
Besorgt überbringt Charles, der ungeschlagene<br />
Ringer der Herzogin, Oliver die<br />
Nachricht, Orlando habe ihn zum Ringkampf<br />
herausgefordert. Oliver wittert die<br />
Chance, seinen Bruder loszuwerden ohne<br />
sich die Hände schmutzig zu machen.<br />
Celia, Tochter der Herzogin, versucht ihre<br />
Kusine Rosalind aufzumuntern, die mit ihr<br />
am Hof der Herzogin lebt, seit diese ihren<br />
Bruder entmachtet und verbannt hat. Der<br />
alte Herzog, Rosalinds Vater, befindet<br />
sich mit einigen treuen Gefolgsleuten im<br />
Wald von Arden. Zu den Damen gesellt<br />
sich der Hofnarr Touchstone und kündigt<br />
den Ringkampf zwischen Charles und<br />
einem unbekannten Herausforderer an.<br />
4<br />
Als Rosalind und Celia Orlando sehen,<br />
versuchen sie, ihn von dem gefährlichen<br />
Vorhaben abzubringen. Doch Orlando will<br />
kämpfen – und überraschend gelingt es<br />
ihm tatsächlich, Charles zu schlagen. Die<br />
Herzogin erfährt, dass Orlando der Sohn<br />
eines engen Vertrauten des verbannten<br />
Herzogs ist. Celia und Rosalind beglückwünschen<br />
Orlando zu seinem Sieg – und<br />
als ihre Kusine dem Unbekannten ihre<br />
Kette überreicht, erkennt Celia, dass<br />
Rosalind und Orlando sich auf den ersten<br />
Blick ineinander verliebt haben.<br />
Der Narr empfielt Orlando, den Hof zu<br />
verlassen. Aufgrund seiner Herkunft sei<br />
von der Herzogin keine Unterstützung zu<br />
erwarten, zudem trachte sein Bruder ihm<br />
nach dem Leben. Orlando kann an nichts<br />
anderes mehr denken als an Rosalind –<br />
und auch Rosalind ist überwältigt von<br />
ihren Gefühlen für den Fremden. Diesmal<br />
gelingt es Celia nicht, ihre geliebte Kusine<br />
auf andere Gedanken zu bringen.
Die Herzogin fordert Rosalind auf, den<br />
Hof zu verlassen. Wie schon den Bruder,<br />
verbannt sie nun auch die Nichte. Als sie<br />
die Bitte ihrer Tochter, ihr die Freundin zu<br />
lassen, zurückweist, beschließt Celia, Rosalind<br />
in die Verbannung zu begleiten. Ziel<br />
ihrer gemeinsamen Flucht ist der Wald<br />
von Arden. Doch zunächst nehmen sie<br />
eine neue Identität an: Rosalind verkleidet<br />
sich als Mann und gibt sich selbt den<br />
Namen Ganymed, Celia wählt Aliena. Den<br />
Narren nehmen sie mit auf die Reise. Als<br />
die Herzogin erfährt, dass nicht nur Rosalind,<br />
sondern auch Celia und ihr Narr den<br />
Hof verlassen haben – und man zudem<br />
vermutet, Orlando sei ebenfalls dabei,<br />
jagt sie Oliver davon, um den verhassten<br />
Bruder und die Damen zu verfolgen.<br />
Im Wald philosophiert der alte Herzog<br />
mit seinen treuen Gefolgsleuten über die<br />
Vorzüge und Widrigkeiten des Lebens im<br />
Exil, fern des Hofes, in freier Natur. Der<br />
melancholische Edelmann Jaques klagt<br />
über die Menschen, die, Tyrannen die sie<br />
sind, die Hirsche im Wald jagen und sie in<br />
ihrem eigenen Revier ermorden.<br />
Orlando erreicht den Wald von Arden und<br />
die Gesellschaft um den alten Herzog.<br />
Erschöpft und ausgehungert bedroht er<br />
die vermeintlich Wilden – und wird von<br />
ihnen mit entwaffnender Freundlichkeit<br />
aufgenommen. Zur gleichen Zeit gelangen<br />
auch Rosalind und Celia mit Touchstone<br />
im Wald an. Sie begegnen dem jungen<br />
Schäfer Silvius, der mit Liebesschwüren<br />
die ihn zurückweisende Schäferin Phoebe<br />
verfolgt. Durch das Leid des Schäfers<br />
fühlt Rosalind sich an ihren eigenen<br />
Schmerz erinnert, liebend von der Liebe<br />
getrennt. Dann aber findet sie überall an<br />
den Bäumen Liebesverse, alle an Rosalind<br />
gerichtet – und trifft kurz darauf den Ur-<br />
heber der Gedichte: Es ist Orlando. Rosalind<br />
beschließt, ihre Verkleidung nicht zu<br />
lüften und als Ganymed ein Spiel mit ihm<br />
zu treiben. Um die Ernsthaftigkeit seiner<br />
Liebe zu prüfen, erklärt sie sich bereit,<br />
für ihn Rosalind zu spielen und ihn um<br />
sich werben zu lassen. Orlando lässt sich<br />
auf das Spiel ein – ob er die Maskerade<br />
durchschaut oder nicht, bleibt ungewiss.<br />
Bald darauf wird Rosalind erneut Zeuge,<br />
wie Silvius von seiner Angebeteten<br />
Phoebe zurückgewiesen wird. Sie warnt<br />
Phoebe, sich Silvius entgehen zu lassen,<br />
womöglich der einzige Mann, der sich je<br />
für sie interessieren werde. Fasziniert<br />
vom Zorn des ihr unbekannten jungen<br />
Mannes verliebt Phoebe sich in Ganymed.<br />
Während sie nun Silvius dazu missbraucht,<br />
einen Liebesbrief an Ganymed zu<br />
überbringen, sehnt Orlando sich zusehends<br />
nach der "echten" Rosalind.<br />
Die Ereignisse überschlagen sich: Anstelle<br />
von Orlando erscheint sein Bruder<br />
Oliver zum verabredeten Treffen mit<br />
Ganymed/Rosalind. Oliver entschuldigt<br />
das Fernbleiben des Bruders, der ihn vor<br />
einer Löwin gerettet hat und dabei verletzt<br />
wurde. Die Brüder sind versöhnt und<br />
Oliver und Celia verlieben sich. In Sorge<br />
um Orlando erkennt Rosalind, dass sie ihr<br />
Verwirrspiel auflösen muss. Sie bestellt<br />
alle zu einem Treffen im Wald, bei dem<br />
zueinander finden soll, was zusammen gehört.<br />
Am Ende feiern drei Paare Hochzeit:<br />
Silvius und Phoebe, Celia und Oliver, Rosalind<br />
und Orlando. Ein Abgesandter des<br />
Hofes erscheint bei der Gesellschaft und<br />
verkündet, die neue Herzogin, mit einer<br />
Großmacht in den Wald aufgebrochen, sei<br />
überraschend zum Guten bekehrt worden<br />
und bereit, dem verbannten Herzog alles<br />
zurückzugeben. Die perfekte Harmonie<br />
scheint wiederhergestellt.<br />
Folgeseiten Eva Derleder, Sophia Löffler, Joanna Kitzl, Georg Krause, Frank Wiegard, Simon Bauer<br />
5
o rosalind<br />
Zum stüCK<br />
Die Entstehung von wie es euch gefällt<br />
wird um 1599/1600 datiert, kurz nach viel<br />
lärm um nichts und vor hamlet. Das Stück,<br />
über das der amerikanische Literaturwissenschaftler<br />
und Kritiker Harold Bloom<br />
schreibt, es sei „dasjenige, das am meisten<br />
in einer irdischen Welt des potentiell Guten<br />
spielt, und damit dem König lear und dem<br />
macbeth, deren Schauplätze irdische Höllen<br />
sind, genau entgegengesetzt“, zählt zu<br />
den hintergründigen Shakespeare-Komödien.<br />
Als Vorlage diente Thomas Lodges Prosatext<br />
rosalinde aus dem Jahr 1590, in dem<br />
sich bereits große Teile der Handlung finden.<br />
Einige Aspekte hat Shakespeare allerdings<br />
zugespitzt, in dem er zum Beispiel mit<br />
den beiden Herzögen und den verfeindeten<br />
Brüdern Oliver und Orlando ein doppeltes<br />
Gut/Böse-Bruderpaar geschaffen hat. Als<br />
weitere Inspirationsquelle dürfte das klassische<br />
Schäferspiel gedient haben, dessen<br />
heiteren Liebesreigen, in dem Schäfer und<br />
Schäferinnen sich verlieben und verlieren<br />
und schließlich in einer zum Idyll überhöh-<br />
8<br />
ten Naturkulisse wieder zueinander finden,<br />
er hier parodiert – man denke nur an das<br />
ungleiche Schäferpaar Silvius und Phoebe.<br />
Heldin des Stücks ist Rosalind. „Ich bin<br />
eine Frau, wenn ich denke, dann muss ich<br />
sprechen“, lässt Shakespeare sie ironisch<br />
vermerken. Immerhin: Der Dichter lässt<br />
seine Rosalind mehr denken und sprechen<br />
als je eine andere weibliche Figur in seinen<br />
Stücken. „Vor etwa dreihundert Jahren hat<br />
Shakespeare seine Figuren, weil er mit ihnen<br />
nichts rechtes anzufangen wusste, zum<br />
Spielen in den Wald hinausgeschickt. Da<br />
zog er dann einem Mädchen Jungenkleider<br />
an und vertrieb sich die Zeit mit Spekulationen<br />
darüber, wie es wohl wäre, wenn die<br />
weibliche Neugier eine Stunde lang aller<br />
Rücksichtnahme auf die weibliche Würde<br />
entbunden wäre“, leitete G. K. Chesterton<br />
1932 seine Gedanken zur Beliebtheit der<br />
weiblichen Hauptfigur ein. George Bernhard<br />
Shaw hatte sich bereits 1896 dieser<br />
Frage angenommen und die Popularität<br />
Joanna Kitzl
Rosalinds drei Ursachen zugeschrieben:<br />
„Erstens spricht sie nur ein paar Minuten<br />
lang Blankverse. Zweitens trägt sie nur ein<br />
paar Minuten lang einen Rock ... Drittens<br />
macht sie dem Mann den Hof, statt darauf<br />
zu warten, dass er ihr den Hof macht – ein<br />
Fortschritt in der Naturgeschichte der<br />
menschlichen Art, der das Überleben der<br />
Heldinnen Shakespeares gesichert hat,<br />
während Generationen korrekt erzogener<br />
junger Damen, denen man beigebracht hat,<br />
mindestens drei Mal Nein zu sagen, elend<br />
zugrunde gegangen sind.“ Rosalind war<br />
immer eine moderne Frau und sie ist es<br />
bis heute, eine Frau mit Weisheit, Witz und<br />
Charme, der man, so Bloom, gerne auch<br />
in der Wirklichkeit begegnen würde. „Wir<br />
befinden uns in einer Welt nach dem Fall,<br />
einem silbernen Zeitalter, wenn es hochkommt,<br />
und doch begegnen wir hier einer<br />
Frau, die mehr ist als Eva ... Eva, die Mutter<br />
aller Menschen, wird als Quell des Lebens<br />
und wegen ihrer Schönheit gepriesen, von<br />
ihrer Intelligenz ist seltener die Rede. Rosalind<br />
besitzt Überfluss an allen Dingen, ihre<br />
Seele, ihr Körper, ihr Geist ist ganz Lebenskraft<br />
und Schönheit.“ Und sie besitzt die<br />
„Fähigkeit, sich frei und bedenkenlos über<br />
soziale Beschränkungen hinwegzusetzen.“<br />
Shakespeares Komödie spielt an zwei einander<br />
gedanklich radikal entgegen gesetzten<br />
Orten: Zu Beginn der Geschichte befinden<br />
wir uns am Hof der neuen Herzogin. Es<br />
herrscht eine Atmosphäre der Feindlichkeit<br />
unter den Menschen, zuallererst unter den<br />
Brüdern. Das Kain und Abel-Motiv blitzt auf,<br />
weitergedacht in all seiner Uneindeutigkeit,<br />
weil das Gute und das Böse sich nicht so<br />
einfach unter den Menschen aufteilen<br />
lässt. Womöglich gerade weil das Potential<br />
zu beidem des Menschen Schicksal ist,<br />
versucht Shakespeare zunächst, eine klare<br />
Trennung zu markieren zwischen den gu-<br />
10<br />
ten und den bösen Brüdern, zwischen der<br />
höfischen Welt und der des Waldes, dem<br />
zweiten zentralen Ort im Stück, in dem der<br />
verbannte Bruder sein Exil gefunden hat.<br />
Die Bösen bleiben am Hof, die Guten gehen<br />
in den Wald von Arden. Im Verlauf des<br />
Stücks versammeln sich dort immer mehr<br />
Menschen, alle auf der Suche nach Liebe<br />
und einem alternativen Platz in der Welt,<br />
einem Ort jenseits der höfischen Ordnung,<br />
an dem gesellschaftliche Zwänge aufgehoben<br />
sind. Bei Hofe zählen Macht und Besitz,<br />
zwischenmenschliche Gefühle spielen<br />
einzig in der Beziehung der beiden Frauen<br />
Rosalind und Celia, befreundete Töchter<br />
verfeindeter Eltern, eine Rolle. Zwar treffen<br />
die Liebenden des Stücks, Rosalind und<br />
Orlando hier erstmals aufeinander, doch<br />
dass sie in dieser feindlichen Atmosphäre<br />
nicht zusammenfinden werden, ist schnell<br />
klar. Als Rosalind vom Hof verbannt wird,<br />
geht ihre Kusine mit ihr – und auch Orlando<br />
muss fast zeitgleich fliehen.<br />
Der zweite Teil der Geschichte spielt vollständig<br />
im fiktiven "Zauberwald" von Arden,<br />
ein imaginärer Ort, eine Zwischenwelt.<br />
Gekonnt spielt Shakespeare mit der Sehnsucht<br />
nach einem Weg zurück in einen paradiesischen<br />
Urzustand, in dem – utopisch<br />
weitergedacht – selbst die Trennung der<br />
Geschlechter aufgehoben ist und der die<br />
Erkenntnis des Guten und Bösen noch nicht<br />
kennt. Doch in Wahrheit ist der Baum der<br />
Erkenntnis in diesem Wald längst gepflanzt.<br />
Shakespeare unterläuft die scheinbare<br />
Harmonie, es ist die Rückkehr in ein dunkles<br />
Paradies, denn das der vollkommenen<br />
Unschuld ist für den Menschen längst<br />
verloren. So lässt er den Melancholiker<br />
Jaques, der sich nach einem Narrenkleid<br />
und der damit verbundenen Narrenfreiheit<br />
sehnt, die seiner zynischen Analyse des<br />
Menschen einen Raum und seiner Exis-
tenz einen Sinn geben würde, über das<br />
menschliche Verhalten philosophieren,<br />
das sich von Unterwerfungsmechanismen<br />
nicht befreien kann. Ob bei Hofe oder in der<br />
Natur: Der Mensch kann es nicht lassen,<br />
sich andere Lebewesen, Menschen wie<br />
Tiere, untertan zu machen. „Shakespeares<br />
Realitätssinn hätte es ihm gar nicht erlaubt,<br />
eine durchweg lichte Idylle zu gestalten“,<br />
so Bloom. Doch „nachdem ich dies einmal<br />
zugegeben habe, stelle ich dennoch mit<br />
Vergnügen fest, dass es sich im Ardenner<br />
Wald so gut leben lässt wie an keinem<br />
anderen Shakespearschen Ort. Natürlich<br />
kann man unmöglich beides haben: ein<br />
irdisches Paradies und eine anständige<br />
Komödienhandlung, aber wie es euch gefällt<br />
kommt doch diesem paradoxen Ideal<br />
so nahe, wie es nur irgend möglich ist.“<br />
Wenn am Hofe die realen Konflikte der<br />
Menschen im Zentrum standen, so ist der<br />
Wald eine Welt des Spiels, der Verwirrungen<br />
und des gelebten Spaßes an Maskerade<br />
und Verstellung. Ausgerechnet dem<br />
Narren Touchstone, dem die Maskerade<br />
seit jeher eigen ist, vergeht an diesem Ort<br />
der Spaß am Spiel. Er hat sich eine Position<br />
gesucht, die ihm in der höfischen Realität<br />
sein Überleben sichert, denn egal ob alter<br />
oder neuer Herzog – ein Narr wird bei Hofe<br />
immer gebraucht. Im Paradies hingegen<br />
wird seine Maske obsolet. Wo scheinbar<br />
alle gut werden und gleich sind und zudem<br />
eine unbequeme Ursprünglichkeit der Elemente<br />
herrscht, sehnt der Narr sich nach<br />
der höfischen Ordnung zurück.<br />
„Lieben und zugleich die Absurdität der<br />
Liebe sehen und fühlen“: Diese komplexe<br />
Fähigkeit bescheinigt Bloom Shakespeares<br />
Heldin Rosalind nicht umsonst. Sie kennt<br />
die Tücken und Kapriolen der Liebe, sie<br />
weiß, wie wenig zuverlässig liebende Men-<br />
schen sind. Und mag sie auch zunächst<br />
nicht freiwillig lieben – oder zumindest nur<br />
so weit lieben wollen, dass sie, wie Celia<br />
ihr rät, „mit einem anständigen Erröten<br />
auch wieder heil aus der Sache herauskommt“<br />
– sie tut es dennoch. Kann Liebe<br />
geheilt werden? Wenn Rosalind Orlandos<br />
Liebe prüft, dann gaukelt sie ihm vor, sie<br />
könne – und hofft doch nur, dass er ihr das<br />
Gegenteil beweist. „Ich würde nicht geheilt<br />
werden“, bekennt Orlando. Auch der Schäfer<br />
Silvius ist unheilbar verliebt, während<br />
seine Angebetete sich in die als Mann maskierte<br />
Rosalind verguckt, gerade weil sie<br />
ihn beschimpft. Wo die Liebe hinfällt mag<br />
den, der den Liebenden aus der Distanz<br />
betrachtet, irritieren – doch auch das liegt<br />
in der paradoxen Natur der Sache.<br />
War Shakespeare ein tragischer oder<br />
ein heiterer, ein streitsüchtiger oder versöhnlicher<br />
Liebender? Der Liebesdiskurs<br />
jedenfalls zieht sich durch fast alle Stücke,<br />
Komödien wie Tragödien – und die Liebesprüfung<br />
wird zum Herzstück von wie es<br />
euch gefällt. Die junge Generation um Rosalind,<br />
Orlando und Celia hat sich von den<br />
Eltern emanzipiert, sie hat gegen das Alte<br />
aufbegehrt, sich befreit und bevölkert nun<br />
in Gestalt moderner Liebender den Wald.<br />
Ein bisschen ist man auch in Ferienlaune,<br />
wissend, dass das Ende noch schnell genug<br />
kommt. „Shakespeare hat in dem Stück<br />
selbst unmissverständlich klargestellt, dass<br />
er keineswegs der Ansicht war, das Leben<br />
sollte ein einziges übermäßig ausgedehntes<br />
Picknick sein“, schreibt Chesterton. Er<br />
weiß es schon: Am Ende laufen die Beteiligten<br />
in den Hafen der Ehe ein und nicht<br />
mehr lange, dann werden sie auch wieder<br />
am Hofe sein. Zunächst dürfen sie sich<br />
aber noch für kurze Zeit im Wald Shakespeares<br />
„fröhlicher Anarchie“ hingeben<br />
– und so wie Shakespeare sich die Freiheit<br />
11
nimmt, die Zeit in unterschiedlicher Geschwindigkeit<br />
vergehen zu lassen, mischt<br />
er in seinem Phantasiewald zum Spaß ein<br />
paar Löwen unter die Hirsche. Warum auch<br />
nicht? Gibt es doch für die Paradies-Utopie,<br />
und sei sie eine gebrochene, selbstverständlich<br />
auch die Schlange, mit der es<br />
übrigens Oliver zu tun bekommt. Allerdings<br />
kann die Schlange bei einem, der schon<br />
böse ist, wenig ausrichten. Sie überlässt<br />
Orlando das Feld und die Fähigkeit, den<br />
bösen Bruder wieder gut zu machen.<br />
Geht man vom Ende aus, so ist man in der<br />
Betrachtung des Geschehens ganz bei Harold<br />
Bloom: „In keinem Stück Shakespeares<br />
herrscht so viel heiteres Glück.“ Aus den<br />
Antagonisten Oliver und der neuen Her-<br />
Zu lieben heisst,<br />
aus Phantasie GemaCht<br />
Zu sein, aus heFtiGem<br />
verlanGen und aus<br />
wunsChen, aus anbetunG,<br />
aus ehrFurCht und<br />
Gehorsam, aus demut,<br />
aus Geduld und unGeduld,<br />
aus reinheit, FestiGKeit<br />
und hinGebunG Ute<br />
12<br />
zogin sind gute Menschen geworden, die<br />
lieben und geben können. Die Enterbten,<br />
Verbannten und Geflüchteten erhalten zurück,<br />
was ihnen zusteht, die Liebenden finden<br />
zueinander, das Spiel ist aus. Der Titel<br />
des Stücks macht vom Ende aus gedacht<br />
doppelt Sinn. Hier wendet Shakespeare<br />
sich direkt ans Publikum – bzw. er lässt es<br />
Rosalind für sich tun –, nimmt den Gedanken<br />
des Spiels im Spiel noch einmal auf<br />
und übergibt ihn an die Zuschauer: „Nehmt<br />
dieses Spiel wie's euch gefällt“, sagt Rosalind<br />
– und hört man hinein, dann steckt in<br />
dieser einfachen Aufforderung und hinter<br />
dem vordergründig heiteren (Liebes)-Spiel<br />
die melancholisch-reflektierende Weltsicht<br />
des Dichters, dem Harold Bloom „die Erfindung<br />
des Menschlichen“ zuschreibt.<br />
Baggeröhr, Natanaël Lienhard<br />
Folgeseiten Sophia Löffler, Joanna Kitzl, Simon Bauer
shaKesPeare<br />
Forever<br />
Zum autor<br />
„Der Reisende Shakespeare / Shakespeare<br />
the tourist / Von Stratford nach<br />
Stratford / From Stratford to Stratford /<br />
Via London / Via London / Im Herzschlag<br />
die Gier der Epoche / In his heartbeat the<br />
greed of the epoch / Im Blut eine spätere /<br />
In his bloodness a tiredness / Müdigkeit /<br />
To come / Ein Griff nach der Sonne / A grip<br />
for the sun / Ein Sprung in den Schatten /<br />
A jump in the Shadow.“ Heiner Müller, 1985<br />
Wer war Shakespeare? Eine Frage, an der<br />
sich unzählige Literaturwissenschaftler,<br />
Biografen, Philosophen, Dichter und<br />
andere Experten über die Jahrhunderte<br />
abgearbeitet haben. Viel ist nicht bekannt,<br />
zumindest nicht verbürgt. Es fehlt das,<br />
was gewöhnlich sehr hilfreich ist, um sich<br />
einem berühmten Menschen zu nähern,<br />
seiner „inneren Biografie“ auf die Spur zu<br />
kommen: persönliche Briefwechsel, Tagebucheinträge,<br />
Memoiren. Sich an den Fakten<br />
zu orientieren, heißt, Detektivarbeit<br />
zu betreiben. Ein genaues Geburtsdatum<br />
16<br />
ist nicht bekannt, allerdings gibt es einen<br />
Eintrag ins Taufregister von Stratford, wo<br />
die Familie Shakespeares lebte. Dort ist<br />
die Taufe von William Shakespeare am 26.<br />
April 1564 dokumentiert, was Biografen<br />
veranlasst hat, die Geburt auf den 23.<br />
April zu datieren, eine schöne Zufälligkeit,<br />
denn das dokumentierte Todesdatum liegt<br />
ebenfalls auf einem 23. April, dem des<br />
Jahres 1616. Was in den 52 Lebensjahren<br />
dazwischen geschah, darüber gibt es ein<br />
paar Dokumente, ein großes dramatisches<br />
Werk (dessen Urheberschaft nach einigem<br />
Hin und Her inzwischen eindeutig geklärt<br />
sein sollte) und zahlreiche Legenden<br />
und Spekulationen. Einige Male scheint<br />
Shakespeare mit dem Gesetz in Konflikt<br />
geraten zu sein, u. a. weil er eine Ehe gestiftet<br />
und dabei eine Mitgift versprochen<br />
hatte, die dann nicht ausgezahlt wurde.<br />
Laut Heiratsregister von Stratford im<br />
englischen Warwickshire heiratete<br />
Shakespeares Mutter, Mary Arden, die
jüngste Tochter eines wohlhabenden<br />
Gutsbesitzers, im Jahr 1557 John Shakespeare<br />
– eine Heirat, die dem Handschuhmacher<br />
einen gesellschaftlichen<br />
Aufstieg ermöglichte. Er bekleidete in<br />
den folgenden Jahren seines Lebens<br />
verschiedene wichtige Ämter in der Stadt,<br />
war zwischenzeitlich Bürgermeister und<br />
Friedensrichter. Während die Pest auch in<br />
Stratford wütete, wurde William Shakespeare<br />
geboren. Da sein Vater die Familie<br />
erst in den späten 1570er Jahren in finanzielle<br />
Schwierigkeiten brachte, liegt nahe,<br />
dass William aufgrund der zunächst guten<br />
sozialen Stellung der Familie eine ordentliche<br />
elisabethanische Schulbildung<br />
erhielt, mit Schwerpunkt auf lateinischer<br />
Sprache, Dichtung und Geschichte. Dieser<br />
Umstand dürfte sowohl die Spekulationen<br />
über einen angeblichen Analphabetismus<br />
Shakespeares widerlegen (er soll<br />
auf Dokumenten häufig mit drei Kreuzen<br />
unterschrieben haben), als auch – zumindest<br />
teilweise – die romantische Legende<br />
vom ungebildeten Naturburschen,<br />
der nach London ging, um sein Glück zu<br />
suchen. William Shakespeare, das weiß<br />
man, wuchs mit fünf Geschwistern auf<br />
(zwei waren früh verstorben) und dürfte<br />
schon in seiner Kindheit mit dem Theater<br />
in Berührung gekommen sein, vor allem<br />
im Rahmen von Volksbelustigungen und<br />
den berühmten Stratford-Jahrmärkten mit<br />
Darbietungen von Gauklern und Akrobaten.<br />
Zudem war es unter elisabethanischen<br />
Schülern üblich, von Zeit zu Zeit<br />
lateinische Stücke aufzuführen.<br />
Am 30. November oder 1. Dezember 1582<br />
heiratete William Shakespeare eine<br />
Frau namens Anne Hathaway. Laut ihrer<br />
Grabinschrift wurde sie 67 Jahre alt und<br />
verstarb am 6. August 1623. Sie war also<br />
acht Jahre älter als ihr Mann, der zum<br />
Zeitpunkt der Heirat gerade einmal 18<br />
Jahre alt war – und da ihr erstes gemeinsames<br />
Kind laut Taufregister bereits am<br />
26. Mai 1583 getauft wurde, muss sie zum<br />
Zeitpunkt der Heirat schon schwanger gewesen<br />
sein. Beide Umstände haben in der<br />
Forschung zu zahlreichen Spekulationen<br />
um die Ehe Shakespeares geführt, aus<br />
der insgesamt drei Kinder hervorgingen:<br />
Susanna und 1585 die Zwillinge Judith und<br />
Hamnet, der im Alter von 11 Jahren aus<br />
unbekannten Gründen starb.<br />
Im Jahr 1597 kaufte William Shakespeare<br />
das zweitgrößte Haus in Stratford, "New<br />
Place", das bis zu seinem Tod Hauptwohnsitz<br />
blieb, zum Zeitpunkt des Erwerbs pendelte<br />
er allerdings schon eine geraume<br />
Zeit zwischen Stratford und London, wo<br />
er das erste Mal 1592 in einem Pamphlet<br />
des verarmten Schriftstellers Robert<br />
Greene namentlich erwähnt wird. Greenes<br />
Herausgeber Cheattle entschuldigte sich<br />
wenig später für dessen Warnung vor einem<br />
"Emporkömmling". In seiner Schmähschrift<br />
hatte Greene gegen "einen ungehobelten<br />
Bauern und Raben" gewettert, „der<br />
sich mit unseren Federn schmückt, der<br />
sich einbildet, ebenso gut Verse auszuschmücken<br />
wie der Beste von uns“.<br />
Die Jahre vor 1592 werden häufig als „lost<br />
years“ in der Biografie Shakespeares<br />
bezeichnet, es ist nichts über den Verbleib<br />
des Dichters in jener Zeit bekannt. "Die<br />
Biografen haben sich eifrig bemüht, diese<br />
sieben Jahre Dunkelheit aufzuhellen",<br />
schreibt Giuseppe Tomasi di Lampedusa<br />
in einem kurzen biografischen Abriss<br />
über das Leben Shakespeares. "Der eine<br />
lässt ihn durch Italien reisen, der andere<br />
lässt ihn an einer Universität studieren,<br />
ein dritter will ihn Soldat oder Prediger<br />
gewesen sein lassen ... In Wahrheit weiß<br />
17
man einfach nichts. Und das ist schade,<br />
denn es waren die Jahre, in denen er sich<br />
formte." Greenes Schmähschrift zufolge<br />
muss Shakespeare jedenfalls schon vor<br />
1592 für das Theater geschrieben haben.<br />
Und der Richtigstellung des Verlegers ist<br />
zu entnehmen, dass sich einige wichtige<br />
Personen für Shakespeares Rechtschaffenheit<br />
eingesetzt hatten, „die Anmut seiner<br />
Verse jedoch selbst das beste Zeugnis<br />
für sein Können ablegte.“<br />
1595 lässt sich Shakespeares Spur in<br />
Theaterkreisen weiter verfolgen. In<br />
Rechnungsbüchern des königlichen<br />
Schatzmeisters ist die Bezahlung von<br />
Hofvorstellungen der Lord Chamberlain's<br />
Men vermerkt, als prominente Mitglieder<br />
der Schauspieltruppe unter dem Patronat<br />
des Lord Chamberlain Henry Hunsdon<br />
sind der Hauptdarsteller Richard Burbage,<br />
der bekannte Clown William Kempe und<br />
William Shakespeare genannt.<br />
Die Schauspieltruppen Pembroke's Men<br />
und Lord Strange's Men (aus der später<br />
die Lord Chamberlain's Men hervorgingen)<br />
spielten einige der frühen Stücke<br />
Shakespeares wie titus andronicus und<br />
die henry vi-Trilogie. Konkurrenz kam von<br />
den Lord Admiral's Men, allerdings spielte<br />
Shakespeares Truppe weit häufiger vor<br />
Königin Elisabeth, wurde nach deren<br />
Tod in die Dienste James I. übernommen<br />
und trug fortan den Namen King's Men.<br />
12 Hofvorstellungen pro Jahr konnte die<br />
Truppe verzeichnen, am häufigsten wurden<br />
Shakespeares Stücke gespielt, man<br />
könnte ihn als "Hausautor" der Truppe<br />
bezeichnen. 1599 entstand der berühmteste<br />
Spielort der Schauspieltruppe um<br />
Shakespeare, das Globe-Theater, die<br />
tragenden Mitglieder kamen selbst für die<br />
Pacht von Grundstück und Gebäude auf.<br />
18<br />
Stücke wurden ausgewählt, Besetzungen<br />
gemacht, Schauspielschüler ausgebildet,<br />
Vorstellungen an Vor- und Nachmittagen<br />
organisiert. Auf einigen Besetzungslisten<br />
taucht auch Shakespeares Name auf, dass<br />
er allerdings eher Rollen in der Größenordnung<br />
des Geists in hamlet spielte,<br />
veranlasste einige Forscher, ihm in Sachen<br />
Schauspielkunst ein eher geringes<br />
Talent zu bescheinigen. Möglicherweise<br />
blieb ihm aber neben seiner dichterischen<br />
Tätigkeit auch einfach zu wenig Zeit für<br />
die Schauspielerei.<br />
Am 23. April 1616 starb William Shakespeare<br />
– und hinterließ ein unglaubliches<br />
Werk. Zwischen 1590 und 1614 erschienen<br />
der widerspenstigen Zähmung,<br />
heinrich vi, titus andronicus, richard<br />
iii, die Komödie der irrungen, romeo<br />
und Julia, ein sommernachtstraum, der<br />
Kaufmann von venedig, heinrich iv,<br />
viel lärm um nichts, Julius Caesar, wie<br />
es euch gefällt, hamlet, was ihr wollt,<br />
troilus und Cressida, die sonette, maß<br />
für maß, othello, König lear, macbeth,<br />
antonius und Kleopatra, Cymbeline und<br />
der sturm, um nur einige der bekannteren<br />
Werke chronologisch zu nennen. Und bis<br />
heute sind seine Komödien und Tragödien<br />
wahrscheinlich der beste Schlüssel zu<br />
der Person Shakespeare. Hier mag man<br />
finden, was er dachte und fühlte, wie er<br />
lebte, welche Fragen ihn bewegten – und<br />
wie er auf das "Theater Welt" blickte.<br />
Immer wieder schafft er in seinen Stücken<br />
Verbindungen zwischen der Welt und dem<br />
Theater, lässt Figuren aus ihren Rollen<br />
heraustreten und blickt mit ihnen auf eine<br />
Welt die immer auch Bühne ist und lässt<br />
mit ihnen auf einer Bühne eine ganze Welt<br />
entstehen. Sein berühmtester Text über<br />
die Welt als Bühne stammt aus wie es<br />
euch gefällt (siehe S. 24 in diesem Heft).
Dass Shakespeare jenseits einiger biografischer<br />
Daten und Fakten als Persönlichkeit<br />
ein Geheimnis behält, macht die<br />
Auseinandersetzung mit dem Künstler und<br />
seinem Werk immer aufs Neue spannend.<br />
„Es gibt kein unbestreitbar authentisches<br />
Bild“, schreibt di Lampedusa: „Die<br />
Grabbüste, die aus sehr viel späterer Zeit<br />
stammt, ist unwürdig. Ein der Gesamtausgabe<br />
seiner Werke (1623) vorangestellter<br />
Kupferstich zeigt uns eine Maske, die das<br />
wahre, unsichtbare Gesicht verdeckt. Ein<br />
Portrait in der National Gallery ist sehr<br />
anziehend, doch von sehr zweifelhafter<br />
Authentizität. Persönliche Erinnerungen<br />
von Schriftstellern und Schauspielern,<br />
die ihn kannten, sprechen von seinem<br />
'unermüdlichen Wohlwollen' von seinem<br />
'überaus lebhaften Geist'. Alle, die ihm in<br />
der Mermaid Tavern zuhörten, wohin er<br />
jeden Abend ging, behielten ihn, wie sie<br />
sagen, in 'bezaubernder' Erinnerung.“<br />
Im aktuellen shakespeare-handbuch<br />
vermerkt Ingeborg Boltz: „Weder geriet<br />
Shakespeare mit der Zensur in Konflikt<br />
wie Chapman oder Marston, noch tötete<br />
er jemanden im Duell wie Jonson und er<br />
kam auch nicht bei einer Messerstecherei<br />
ums Leben wie Marlowe. Er war ein geachteter<br />
Bürger seiner Heimatstadt Stratford,<br />
zeichnete sich durch Erwerbssinn<br />
und Geschäftstüchtigkeit aus und starb<br />
im Alter von 52 Jahren eines natürlichen<br />
Todes. Zwischen der Trivialität diesen<br />
mehr oder minder zufällig überlieferten<br />
Spuren einer Durchschnittsexistenz und<br />
der Außerordentlichkeit des dichterischen<br />
Werkes liegt eine Kluft, die zur Mythenbildung<br />
herausfordern musste.“<br />
Und Stephen Greenblatt schreibt in seiner<br />
Lebensbeschreibung Shakespeares will<br />
in der welt: „Eines der wesentlichsten<br />
Folgeseiten Shari Crosson, Matthias Lamp<br />
Kennzeichen Shakespearescher Kunst ist<br />
der Eindruck des Wirklichen. Ebenso wie<br />
von jedem anderen Schriftsteller, dessen<br />
Stimme seit langem verstummt und dessen<br />
Leib vermodert ist, sind uns nicht mehr<br />
geblieben als Worte auf dem Papier, aber<br />
noch bevor ein begabter Schauspieler<br />
Shakespeares Worte zum Leben erweckt,<br />
enthalten sie die lebendige Gegenwart<br />
wirklicher, gelebter Erfahrung ... Dieser<br />
Künstler war ungewöhnlich offen für die<br />
Welt und entdeckte die Mittel, mit denen<br />
er diese Welt in seine Werke eingehen lassen<br />
konnte. Um zu verstehen, wer Shakespeare<br />
war, ist es wichtig, die verbalen<br />
Spuren, die er hinterließ, in das Leben<br />
zurückzuverfolgen, das er führte, und in<br />
die Welt, für die er so offen war. Und damit<br />
wir verstehen, wie Shakespeare seine<br />
Phantasie gebrauchte, um sein Leben in<br />
seine Kunst zu verwandeln, ist es wichtig,<br />
dass wir von unserer eigenen Phantasie<br />
Gebrauch machen.“<br />
Von Shakespeares Dichterkollegen Ben<br />
Jonson, der ihn posthum auf eine Stufe<br />
mit den Dichtern Euripides und Sophokles<br />
stellte, stammen die geflügelten Worte:<br />
„He was not of an age, but for all time.“<br />
19
das leben<br />
ein sPiel<br />
Zur insZenierunG<br />
Zwei Orte, zwei Welten, eine Bühne: Regisseur<br />
Sebastian Schug und Bühnenbildnerin<br />
Nadia Fistarol haben sich für ihren<br />
Raum an der traditionellen, auf Pfosten<br />
aufgebockten elisabethanischen Bühnenplattform<br />
orientiert. Eine Bretterbühne<br />
– oder besser: Shakespeares „Bretter, die<br />
die Welt bedeuten“ geben die Spielfläche<br />
vor, auf der die gegensätzlichen Welten<br />
des Stücks über das Spiel und die Phantasie<br />
der Spielenden entstehen.<br />
In Shakespeares Bühnenwelt ist das<br />
Theater immer wieder Thema, die Wechselwirkung<br />
zwischen Bühne/Spiel und<br />
echtem Leben/realer Welt. Das Spiel im<br />
Spiel ist der Komödie wie es euch gefällt<br />
eingeschrieben, nicht erst wenn Shakespeare<br />
sich am Ende des Stücks durch<br />
Rosalind direkt ans Publikum wendet.<br />
Um die im Stück angelegte „Theater im<br />
Theater“-Situation zu verstärken, lässt<br />
Schug die Schauspieler das Spiel der<br />
anderen Figuren beobachten und aus der<br />
22<br />
Position des Zuschauers heraus wieder<br />
neu in das Geschehen einsteigen.<br />
Der Prolog am Hof der Herzogin „weist<br />
dieselbe Atmosphäre auf wie die Königsdramen“,<br />
schreibt Jan Kott, „die Luft ist<br />
stickig, und alle haben Angst ... Flucht ist<br />
die einzige Rettung.“ Um der Kälte und<br />
Bedrohlichkeit des Hofes zu entkommen,<br />
muss in Schugs Inszenierung der Gegenentwurf<br />
im selben Raum entstehen<br />
– die Veränderung der Atmosphäre, die<br />
Verwandlung des Raumes vom Hof in den<br />
Wald liegt im Spiel. Die Schauspieler präparieren<br />
sich, wechseln sichtbar die Verkleidung<br />
und lassen nach und nach auf der<br />
kargen Bretterbühne und unter den Augen<br />
der Zuschauer eine zweite Welt der veränderten<br />
Vorzeichen entstehen. Der Wald<br />
von Arden wird real durch die Sehnsucht<br />
derer, die ihn denken. Eigentlich ist es ein<br />
innerer Ort, ein erfundener, ausgedachter,<br />
der über die Mittel und Farben des Spiels,<br />
die Geräusche und Melodien nach außen
hör- und sichtbar wird. Ein Ort, an dem<br />
Pathos und Ironie, Sarkasmus und Liebeslyrik<br />
gleichzeitig existieren, denn wie es<br />
euch gefällt bleibt auch im Wald ein Spiel<br />
der Gegensätze. Wasser und Erde sind die<br />
ursprünglichen Elemente, die das Dasein<br />
im neuen Paradies markieren.<br />
Wenn das Spiel mit Identitäten, Verstellung<br />
und Geschlechterrollen seinen Lauf<br />
nimmt, kommen Bärte und Perücken,<br />
Hosenanzüge und Korsagen ins Spiel.<br />
Allerdings bleibt die Verkleidung zeichenhaft,<br />
denn Kostümbildnerin Nicole Zielke<br />
entscheidet bewusst gegen die perfekte<br />
Illusion. Der erste Anlass für Rosalinds<br />
Ganymed-Spiel ist schnell entkräftet –<br />
was bleibt und zählt, ist der reine Spaß an<br />
der Maskerade. Hier wie anderswo zeigt<br />
sich Shakespeares Vergnügen daran, den<br />
Logikern unter uns immer wieder ein Bein<br />
zu stellen und die Dinge einfach so zu<br />
behaupten, „wie es ihm gefällt.“ Ob und<br />
wann Orlando Rosalinds Spiel durchschaut<br />
bleibt sein Geheimnis, Oliver nennt<br />
Ganymed/Rosalind ganz selbstverständlich<br />
„schöne Schwester“, Phoebe ist so<br />
geblendet von dem schönen Schnurrbart,<br />
dass sie nicht weiter fragt. Als Urheberin<br />
aller Liebesverwirrungen, ist Rosalind<br />
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte.<br />
Gespielt wird sie von Joanna Kitzl, die in<br />
der Regie von Sebastian Schug bereits<br />
die Lady in orpheus steigt herab war. Hier<br />
spielt sie nun eine Frau, die einen Mann<br />
spielt, der angeblich nicht an die Liebe<br />
glaubt, sie sogar heilen kann – und sich<br />
bereit erklärt eine Frau zu spielen, die sich<br />
das Lieben trotz allem nicht austreiben<br />
lässt. Zu Shakespeares Zeit wurde die<br />
Schraube noch weiter gedreht. Damals<br />
spielten männliche Schauspieler auch alle<br />
Frauenrollen, was für Rosalind bedeuten<br />
würde: Ein Mann spielt eine Frau, die<br />
einen Mann spielt, der eine Frau spielt.<br />
Die beiden Herzöge, hier Bruder und<br />
Schwester, wurden beide mit Eva Derleder<br />
besetzt – sie spielt die gute und die<br />
böse Seite einer Figur. Um den verbannten<br />
Herzog schart sich ein Kreis von Vertrauten.<br />
Herausgefallen aus dem System, genießen<br />
sie die Freiheit der Lebenskünstler,<br />
philosophische Gespräche und Musik, haben<br />
sich eine neue Existenz als Hippies im<br />
Wald geschaffen. Auch die Lords am Hof<br />
und die verbannten Gefährten werden von<br />
den gleichen Schauspielern verkörpert.<br />
Sebastian Schug sucht in seiner Inszenierung<br />
nach dem Spaß am Verlieben genauso<br />
wie nach dem Wahnsinn, den Liebe<br />
auch bedeutet, nach dem Schmerz des<br />
Überwältigtseins, der Sprachlosigkeit, der<br />
unerfüllten Sehnsucht und verzweifelten<br />
Leidenschaft. Zu Beginn probiert Orlando,<br />
gespielt von Simon Bauer, sich auf der Suche<br />
nach einem Ausdruck für seine Liebe<br />
als Dichter – und scheitert. „Liebe ist unaussprechlich“,<br />
sie will raus und kann es<br />
nicht – man möchte schreien. Außerhalb<br />
der aufeinander prallenden Leidenschaften<br />
steht Matthias Lamp als Narr, der die<br />
Liebeskapriolen der Menschen um ihn<br />
herum kommentiert – auch musikalisch.<br />
Musiker Johannes Winde, der für Schugs<br />
Inszenierungen immer wieder eigene<br />
Kompositionen mit Popsongs oder zarte<br />
Klaviermusik mit Klassikern der Rockmusik<br />
kombiniert, hat für wie es euch<br />
gefällt aus den Schauspielern eine kleine<br />
Hippie-Band zusammengestellt. Auf und<br />
neben der Bühne begleiten sie die Lieder<br />
des Narren und das Spiel und lassen das<br />
Liebeskarussell sich weiterdrehen – bis<br />
zur Hochzeit unter einem weißen Baldachin,<br />
den Bühnenbildnerin Nadia Fistarol<br />
als poetischen Rahmen für das Geschehen<br />
über und um die Spielfläche gespannt hat.<br />
23
die GanZe wel<br />
ist ei<br />
und männer, Frauen, alle sind bloss sPieler;<br />
sie Gehen ab und treten wieder auF,<br />
und sPielen eine rolle naCh der andern<br />
in sieben aKten bis Zum tod. der säuGlinG,<br />
der KläGliCh quäKt und KotZt im arm der amme.<br />
das weinerliChe Kind, mit seinem ranZen<br />
und im GesiCht die morGenFrisChe KrieCht es<br />
lustlos Zur sChule. und dann der verliebte,<br />
der wie ein oFen seuFZt, mit einem Jammerlied<br />
auF seiner liebsten braue. ein soldat,<br />
voll Fremder FlüChe, bärtiG wie der Panther,<br />
auF ehre sCharF, Zum streiten Jäh entFlammt,<br />
suCht er die seiFenblase seines ruhms<br />
noCh im KanonensChlund. und dann der riChter<br />
24
t<br />
ne bühne<br />
den sChÖnen, runden bauCh KaPaunGeFüttert,<br />
mit strenGem bliCK und würdevollem bart,<br />
voll KluGer worte und beKannter sPrüChe,<br />
so tritt er auF. das seChste alter sChläGt<br />
Zum haGeren PantoFFelhelden um,<br />
die brille auF der nase, beutel seitwärts;<br />
die eine welt Zu weite hose sChlotternd<br />
um die GesChrumPFten sChenKel, und sein bass<br />
in KindliChen disKant verrutsCht, der PFeiFt<br />
und quietsCht siCh eins. der letZte aKt und ende<br />
des seltsamen, ereiGnisreiChen werKs,<br />
ist Zweite Kindheit, GänZliChes verGessen,<br />
Kein Zahn, Kein auGe, Kein GesChmaCK, Kein Gar niChts.<br />
Folgeseiten Joanna Kitzl, Sophia Löffler, Matthias Lamp<br />
25
sebastian sChuG Regie<br />
Geboren 1979, studierte Sebastian Schug<br />
Regie an der Hochschule „Ernst Busch“<br />
in Berlin. Während des Studiums arbeitete<br />
er an den Berliner Sophiensaelen,<br />
am Tron Theatre in Glasgow und an der<br />
Berliner Volksbühne. Seine Diplominszenierung<br />
von Lorcas sobald fünf Jahre<br />
vergehen wurde zum Internationalen<br />
Theaterfestival in Warschau und zur<br />
Bensheimer Woche junger Schauspieler<br />
eingeladen und mit dem Ensemblepreis<br />
ausgezeichnet. 2006 kürte ihn Kurt Hübner<br />
im Namen der Akademie der darstellenden<br />
Künste zum Nachwuchsregisseur<br />
des Jahres. Schug arbeitet u. a. am<br />
Schauspielhaus Wien und am <strong>Staatstheater</strong><br />
Kassel. 2007-09 war er Hausregisseur<br />
in Heidelberg, wo er Shakespeares was<br />
ihr wollt inszenierte und 2008 mit idioten<br />
von Lars von Trier in die Vorauswahl<br />
zum Berliner Theatertreffen kam. Zuletzt<br />
brachte er in Kassel drei schwestern und<br />
lulu, in <strong>Karlsruhe</strong> orpheus steigt herab<br />
und Abgesoffen in Graz auf die Bühne.<br />
28<br />
nadia Fistarol Bühne<br />
Geboren 1970 in Zürich, absolvierte Nadia<br />
Fistarol ein Architekturdiplom an der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule in<br />
Zürich. Von 2003 bis 2005 war sie Ausstattungsassistentin<br />
an den Münchner<br />
Kammerspielen, wo auch eigene Arbeiten<br />
entstanden, u. a. mit Felicitas Brucker,<br />
Barbara Weber und Stephanie Sewella.<br />
Seit 2006 arbeitet sie als freie Bühnenbildnerin.<br />
Sie übernahm zahlreiche Ausstattungen<br />
für das Tanzteam pvc – Tanz<br />
Freiburg Heidelberg. Neben ihrer eigenen<br />
Produktion Geisterseher 2008 in Bern,<br />
entwarf sie u. a. Bühnenbilder für die<br />
Regisseure Marc Becker, Hanna Rudolph,<br />
Simone Aughterlony, Joachim Schlömer<br />
und Daniel Cremer, arbeitete am Hebbel<br />
am Ufer (HAU), Berlin, am Münchner<br />
Volkstheater, <strong>Staatstheater</strong> Oldenburg,<br />
Theater Heidelberg, für das Lucerne<br />
Festival und das Brüsseler Kunstenfestivaldesarts.<br />
In <strong>Karlsruhe</strong> übernahm sie die<br />
Ausstattung für dylan – the times they<br />
are a-changin' im Grossen Haus.
valeria Felder Mitarbeit Bühne<br />
Valeria Felder wurde 1986 in Madrid geboren<br />
und lebt seit 2005 in der Schweiz.<br />
2011 schloss sie ihr Studium der Innenarchitektur<br />
und Szenografie in Basel ab.<br />
Nach dem Studium übernahm sie die<br />
Ausstattung für diverse Kurzfilm- und<br />
Musikvideo-Produktionen, assistierte<br />
bei Theater- und Ballettproduktionen und<br />
kuratierte Veranstaltungsdesigns. Neben<br />
einer regelmäßigen Zusammenarbeit mit<br />
Bühnenbildnerin Nadia Fistarol u. a. bei<br />
raststätte/über tiere von Peter Kastenmüller<br />
am Theater der Künste in Zürich,<br />
war sie zuletzt mit dancelab: al calor<br />
de lucia von Javier Rodriguez Coboc am<br />
Theater Basel und mit Pasive movement<br />
von Lucie Tuma am Theaterhaus Gessnerallee<br />
in Zürich tätig.<br />
niCole ZielKe Kostüme<br />
Geboren 1975 in München, studierte Nicole<br />
Zielke Bühnenkostüm an der Universität<br />
der Künste Berlin. Seit ihrem Diplom<br />
arbeitet sie als freie Kostümbildnerin für<br />
Theater, Film, Musikvideos, Kunstvideos<br />
und Werbung. Für das Kostümbild in iwanow<br />
von Anton Tschechow in der Inszenierung<br />
von Sebastian Schug wurde sie<br />
in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift<br />
Theater heute als beste Nachwuchskünstlerin<br />
nominiert. Sie entwarf außerdem die<br />
Kostüme für Sebastian Schugs Inszenierungen<br />
endstation sehnsucht von Tennessee<br />
Williams und Shakespeares was ihr<br />
wollt am Heidelberger Theater sowie für<br />
seine Arbeiten antigone, romeo und Julia,<br />
Peer Gynt, drei schwestern und lulu<br />
am <strong>Staatstheater</strong> Kassel. Für Cilli Drexel<br />
entwickelte sie zuletzt am Nationaltheater<br />
Mannheim die Kostüme bei Molières der<br />
menschenfeind und Ibsens nora. In <strong>Karlsruhe</strong><br />
entwarf sie zuletzt das Kostümbild<br />
für orpheus steigt herab.<br />
29
Johannes winde Musik<br />
Johannes Winde wurde 1978 in Weimar<br />
geboren. Er absolvierte ein Tonmeisterstudium<br />
und erhielt 2002 den Tonmeisternachwuchspreis<br />
„Goldener Bobby“.<br />
Johannes Winde verbindet eine intensive<br />
Zusammenarbeit mit dem Regisseur Sebastian<br />
Schug, für den er u. a. die Musik<br />
komponierte für wir sind nochmal davongekommen<br />
am Staatsschauspiel Dresden,<br />
außer atem in den Berliner Sophiensälen,<br />
Früchte des nichts am Theater Bremen,<br />
don Juan am <strong>Staatstheater</strong> Hannover,<br />
endstation sehnsucht am Theater Heidelberg<br />
und zahlreiche Produktionen am<br />
<strong>Staatstheater</strong> Kassel, zuletzt lulu und<br />
drei schwestern. Regelmäßig arbeitet<br />
Johannes Winde außerdem mit Regisseurin<br />
Schirin Khodadadian zusammen, u.<br />
a. am <strong>Staatstheater</strong> Mainz, Stadttheater<br />
Ingolstadt und Volkstheater Wien sowie<br />
mit Ulrich Rasche am Theater Bonn<br />
und <strong>Staatstheater</strong> Stuttgart. Neben der<br />
Theaterarbeit schreibt er Orchester-<br />
arrangements für den Popmusiker Clueso.<br />
30<br />
naZGol emami Video<br />
Geboren 1978 in Teheran, schloss Nazgol<br />
Emami 2008 ihr Studium der Visuellen<br />
Kommunikation an der Bergischen<br />
Universität in Wuppertal ab. 2009-2012<br />
absolviert sie ein Postgraduierten-Studium<br />
an der Kunsthochschule für Medien<br />
in Köln im Bereich Audiovisuelle Medien<br />
mit Schwerpunkt Experimentalfilm und<br />
Dokumentarfilm. Seit 2006 arbeitet sie<br />
außerdem als freie Grafikerin u. a. für den<br />
WDR, den Kinderkanal, Disney Channel,<br />
Super RTL und QVC. 2009 übernahm sie<br />
diverse Live-Regie-Projekte u. a. für das<br />
Jazz Festival in Moers und das Traumzeitfestival.<br />
Seit 2010 ist sie wissenschaftliche<br />
Hilfskraft an der Kunsthochschule für<br />
Medien in Köln und leitet dort Workshops<br />
im Bereich Animation. In <strong>Karlsruhe</strong> entwarf<br />
sie in der Spielzeit 2011/12 das Video<br />
für orpheus steigt herab.<br />
Eva Derleder, Ronald Funke, Shari Crosson
32<br />
ute baGGerÖhr Phoebe<br />
Nach dem Studium spielte Ute Baggeröhr u. a. am Schauspiel Frankfurt,<br />
Staatsschauspiel Dresden, Thalia Theater Hamburg und Maxim<br />
Gorki Theater Berlin. Am Heidelberger Theater war sie u. a. Blanche in<br />
endstation sehnsucht. Seit 2011/12 in <strong>Karlsruhe</strong> engagiert, spielt sie<br />
derzeit in der vorname, verrücktes blut und die Arkadina in die möwe.<br />
shari Crosson Hymen / Lord<br />
Die <strong>Karlsruhe</strong>rin Shari Crosson, Jahrgang 1988, studiert im letzten Jahr<br />
Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst Stuttgart. Zusammen mit Stephanie Biesolt gehört sie zum<br />
Schauspielstudio am STAATSTHEATER und ist auch in der <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
medea von Mareike Mikat als Sekretär Kreons zu sehen.<br />
eva derleder Herzog in der Verbannung / Herzogin<br />
Eva Derleder war u. a. in Mannheim, Stuttgart, Neustrelitz und Baden-<br />
Baden engagiert. In ihrer Zeit am Nationaltheater Mannheim war sie<br />
mit onkel wanja, Regie Harald Clemen, und quai west, Regie Jürgen<br />
Bosse, zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit 2002/03 im <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
Ensemble spielt sie aktuell in alice und Kreon in medea.<br />
Joanna KitZl Rosalind<br />
Joanna Kitzl spielte u. a. am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg,<br />
wo sie mit Jürgen Gosch arbeitete, am Landestheater Tübingen, am<br />
Theater Neumarkt Zürich, am Heidelberger Theater und am Staatsschauspiel<br />
Hannover. In <strong>Karlsruhe</strong> spielt sie u. a. in verrücktes blut,<br />
dantons tod und alice und die Titelrolle in minna von barnhelm.<br />
soPhia lÖFFler Celia<br />
Sophia Löffler, 1985 in Potsdam geboren, begann 2007 ihr Schauspielstudium<br />
in Leipzig. Von 2009 bis 2011 gehörte sie zum Studio am Staatsschauspiel<br />
Dresden. Seit 2011/12 fest in <strong>Karlsruhe</strong> engagiert, steht sie<br />
aktuell in verrücktes blut und der vorname sowie als Nina in die möwe<br />
und demnächst als Natalie in Prinz Friedrich von homburg auf der Bühne.<br />
simon bauer Orlando<br />
Während seines Studiums an der Universität der Künste Berlin spielte<br />
Simon Bauer am Maxim Gorki Theater und am Deutschen Theater Berlin.<br />
2010/11 gehörte er zum Ensemble des Theaters Heidelberg. In <strong>Karlsruhe</strong><br />
spielte er u. a. den Titelhelden in Fiesco. Derzeit ist er in dantons<br />
tod, verrücktes blut und bald in Prinz Friedrich von homburg zu sehen.
Folgeseiten Joanna Kitzl<br />
ronald FunKe Jaques<br />
Ronald Funke, 1954 in Berlin geboren, war in Magdeburg, am Nationaltheater<br />
Mannheim, Volkstheater Rostock, Hans Otto-Theater<br />
Potsdam und am Heidelberger Theater engagiert. In <strong>Karlsruhe</strong> spielte<br />
er die Hauptrollen in der mann der die welt aß und immer noch sturm.<br />
2012/13 ist er außerdem in die möwe und der einsame weg zu sehen.<br />
GeorG Krause Charles, Ringer / Lord<br />
Georg Krause studierte Bildhauerei und Schauspiel in Stuttgart. Nach<br />
Engagements in Tübingen, Heilbronn und Münster kam er 2002/03 fest<br />
nach <strong>Karlsruhe</strong>, wo er den Mephisto in Faust und den brandner Kaspar<br />
spielte. Zuletzt spielte er u. a. die Titelrolle in Jakob der lügner und<br />
steht aktuell in alice und der einsame weg auf der Bühne.<br />
matthias lamP Touchstone, Narr<br />
1981 in Heidelberg geboren, studierte Matthias Lamp Schauspiel an<br />
der Hochschule „Ernst Busch“ in Berlin. Während des Studiums spielte<br />
er am Maxim Gorki Theater und an der Schaubühne Berlin. In <strong>Karlsruhe</strong><br />
ist er aktuell in verrücktes blut, die möwe und in der vorname zu sehen.<br />
Demnächst spielt er die Titelrolle in Prinz Friedrich von homburg.<br />
natanaËl lienhard Silvius, Schäfer<br />
Nach seiner Ausbildung an der Frankfurter Hochschule gehörte Natanaël<br />
Lienhard ab Mai 2008 zum Ensemble des Heidelberger Theaters, wo<br />
er u. a. als Saint Just in dantons tod zu erleben war. In <strong>Karlsruhe</strong> ist er<br />
derzeit in tschick in der INSEL sowie in alice im KLEINEN HAUS und in<br />
seinem musikalischen Soloabend brel – on n‘oublie rien zu erleben.<br />
FranK wieGard Oliver<br />
Frank Wiegard spielte nach seinem Studium an der Hochschule „Ernst<br />
Busch“ in Berlin u. a. am <strong>Staatstheater</strong> Kassel, Schauspiel Frankfurt und<br />
Maxim Gorki Theater Berlin. Von 2007 bis 2011 war er fest in Heidelberg<br />
engagiert. In <strong>Karlsruhe</strong> spielt er aktuell die Titelrolle in dantons tod und<br />
ist demnächst als Kottwitz in Prinz Friedrich von homburg zu sehen.<br />
33
34 xxx
ildnaChweise<br />
umsChlaG Felix Grünschloß<br />
sZenenFotos Markus Kaesler<br />
teXtnaChweise<br />
Harold Bloom: Shakespeare – Die Erfindung<br />
des menschlichen, aus dem Englischen<br />
von Peter Knecht, Berlin 2000.<br />
Jan Kott: shakespeare heute, aus dem<br />
Polnischen von Peter Lachmann, München<br />
1980.<br />
Giuseppe Tomasi di Lampedusa: shakespeare,<br />
aus dem Italienischen von Maja<br />
Pflug, Berlin, 1994.<br />
Stephen Greenblatt, will in der welt, aus<br />
dem Amerikanischen von Martin Pfeiffer,<br />
Berlin, 2004.<br />
Heiner Müller: die Gedichte. werke 1,<br />
hrsg. von Frank Hörnigk, Frankfurt 1998.<br />
Ingeborg Boltz: die Persönlichkeit, in:<br />
shakespeare-handbuch – die Zeit – der<br />
mensch – das werk – die nachwelt;<br />
hrsg. von Ina Schabert; Stuttgart 2009.<br />
Nicht gekennzeichnete Texte sind<br />
Originalbeiträge für dieses Heft von<br />
Nina Steinhilber<br />
36<br />
imPressum<br />
herausGeber<br />
STAATSTHEATER KARLSRUHE<br />
Generalintendant<br />
Peter Spuhler<br />
verwaltunGsdireKtor<br />
Michael Obermeier<br />
sChausPieldireKtor<br />
Jan Linders<br />
redaKtion<br />
Nina Steinhilber<br />
KonZePt<br />
DOUBLE STANDARDS BERLIN<br />
www.doublestandards.net<br />
GestaltunG<br />
Kristina Pernesch<br />
druCK<br />
medialogik GmbH, <strong>Karlsruhe</strong><br />
BADISCH<strong>ES</strong> STAATSTHEATER<br />
KARLSRUHE 12/13<br />
Programmheft Nr. 109<br />
www.staatstheater.karlsruhe.de<br />
nehmt dieses sPiel,<br />
wie’s euCh GeFallt<br />
Joanna Kitzl, hinten: Simon Bauer, Shari Crosson
wer liebte Je,<br />
und niCht beim<br />
ersten bliCK?