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von Heinz, Marillion und Ideal besetzt sind). Das „Lied für Berlin“ ist einer von ganz wenigen<br />
Titeln auf dem Album, bei denen ich den Eindruck habe, irgendwas fehle da noch.<br />
Sicher nichts fehlt im „Kartenleger“, eine urtypische HRK-Nummer, die es auch schon live zu<br />
bewundern gab. Es ist eine dieser Charakterisierungen unbegreiflicher Mitmenschen, aus denen<br />
auch einer der monumentaleren Verstärkungs-Songs in der Tradition von „Goethes Banjo“ oder<br />
„Schutt und Asche“ hätte werden können.<br />
Apropos Banjo, „Ein Wirtshaus voller Probleme“ ist einer dieser Songs, die die Spontanität<br />
des Albums in ihrem ganzen Ausmaß spiegeln. Heinz begleitet Heiner zum<br />
Instrumentenhändler, verliebt sich dort zufällig in ein sechssaitiges, auf Gitarre stimmbares<br />
Banjo, nimmt es mit, schreibt abends einen Text, entwickelt quasi im Traum die dazu passende<br />
Melodie, nimmt am nächsten Morgen nach hastigem Frühstück ein Demo auf Tape auf, schleppt<br />
den Kassettenrecorder mit ins Studio, weil er nicht weiß, ob es dort überhaupt noch so ein<br />
Gerät gibt, und überzeugt die anderen von der dringenden Notwendigkeit, das Ding unbedingt<br />
auch aufzunehmen. Der Song wird dann mit Begeisterung aller Beteiligten zu etwas ausgebaut,<br />
was Experten wohl eine Bluegrassnummer nennen.<br />
In „Ein und Aus“ unterstreicht eine nicht ganz so dezente Orgel den rastlosen Sarkasmus. Ein<br />
Song, der sich möglicherweise auf „Ausnahmezustand“ sehr wohlgefühlt hätte.<br />
„Gesichter, Gesichter“ ist über 8 Minuten lang und eine Art „Fetter alter Hippie Part 2“. Die<br />
Nummer groovt wie nur irgendwas und ist einfach nur geil. Da hält nun wirklich keiner mehr die<br />
Füße still. Heinz singt hier über mehrere Oktaven, flötet, flüstert, ruft, rappt fast sogar.<br />
„Als der Teufel kam“ ist ein Vollblutblues, von Bass und Percussion in gnadenlos<br />
marschierendem Rhythmus getrieben und angereichert mit dreckiger Bluesgitarre und einer<br />
entfesselten Geige.<br />
Auch „Bleib Schmerz bleib“ bekommt von Hajos Violine einen grandiosen Anstrich verpasst.<br />
Erstaunlicherweise wirkt Hajos Beitrag nie inflationär, obwohl die Geige oft zum Einsatz kommt.<br />
Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten ist unfassbar groß und beschränkt sich keinesfalls nur<br />
auf Soli. Zudem erleben wir zahlreiche soundtechnisch erzeugte Variationen. Und zur Mandoline<br />
greift Hajo natürlich auch. Übrigens hatte Heinz im Vorfeld ein bisschen Angst, weil er irgendwo<br />
aufgeschnappt hatte, ein Hajo Hofmann sei im Studio schwer beherrschbar, was sich dann aber<br />
als völliger Blödsinn herausstellte. Man hört diesem Album überdeutlich an, dass die Musiker<br />
extrem viel Spaß gehabt haben müssen – trotz oder vielleicht sogar wegen des ungeheuren<br />
Pensums.<br />
Weiter Blues wird gegeben in „Sie hassen dich“ und „Sisyphus TV“, die klingen geradezu<br />
dreckig und gemein. Man könnte sagen, hier wurde das genaue Gegenteil eines Songs wie<br />
„Eisfrei“ geschaffen, der sich auf dem letzten Album so porentief rein präsentierte, dass er nicht<br />
mal mit auf Tour genommen wurde. Ein wunderschönes Lied, aber leider sterilisiert. Wenn<br />
Räuberzivil Blues spielen, dann wirbelt Staub auf, den man sogar schmecken kann.<br />
Eine „Räuberzivil“-Hymne gibt es nun auch. Sie ist bereits jetzt und in Zukunft der<br />
Schlusssong des regulären Sets, nimmt auf dem Album aber mehr den Platz eines harmloseren<br />
Liedchens ein. Country wird, wie schon erwähnt, auch gespielt.<br />
Die „Spielerfrau“, die wir ja von der EP schon kennen,<br />
und „Das Pony“ bilden für mich die Schlusslichter, was nun vor allem daran liegt, dass ich<br />
Countrymusik nicht wirklich mag. Beide Songs haben passenderweise auch die dünnsten Lyrics.<br />
Positiv amüsant ist hingegen „Nimm es nicht persönlich“. Witziger Text und ein so<br />
unschuldiger Gesang, dass das Countrygewand einfach dazugehört.