Lagrange-Formalismus und kanonische Quantisierung von Feldern
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Kapitel 1<br />
<strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>kanonische</strong> <strong>Quantisierung</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Feldern</strong><br />
Die Quantenfeldtheorie beschreibt die Quantentheorie <strong>von</strong> Systemen mit<br />
einer unendlichen Anzahl <strong>von</strong> Freiheitsgraden. Dazu gehören auch relativistische<br />
Teilchen, da im Rahmen der Relativitätstheorie Teilchenerzeugung<br />
<strong>und</strong> -vernichtung stattfinden kann. In diesem Kapitel wird der <strong>Lagrange</strong>-<br />
<strong>Formalismus</strong> für quantisierte Felder eingeführt. Die Behandlung ist komplementär<br />
zur “Relativistischen Quantentheorie”, in der das Konzept des<br />
Teilchens im den Vordergr<strong>und</strong> gestellt wurde. Die logische Entwicklung der<br />
relativistischen Quantentheorie aus der Vereinigung des Relativitätsprinzips<br />
mit der Quantentheorie soll hier kurz rekapituliert werden.<br />
1.1 Rekapitulation: Relativistische Quantentheorie<br />
Ziel der relativistischen Quantentheorie ist es, eine relativistisch invariante<br />
Theorie zu formulieren, d.h eine Theorie, in der die Beschreibung physikalischer<br />
Systeme nicht <strong>von</strong> der Wahl <strong>von</strong> Bezugssystemen abhängt, die durch<br />
eine Lorentz-Transformation (Λ,a) mit x ′ = Λx + a verknüpft sind. Die homogenen<br />
Lorentz-Transformationen Λ beschreiben Drehungen <strong>und</strong> Boosts,<br />
a beschreibt Raumzeittranslationen.<br />
1
Es seien |ψ〉, |φ〉 Zustände eines physikalischen Systems, <strong>und</strong> |ψ ′ 〉, |φ ′ 〉 die<br />
entsprechenden Zustände, wenn das System in einem anderen Inertialsystem<br />
beschrieben wird. Die Invarianz unter Lorentz-Transformationen erfordert<br />
dann 〈ψ ′ |φ ′ 〉 = |〈ψ|φ〉| . (1.1)<br />
Daraus folgt, dass jeder Lorentz-Transformation ein unitärer oder antiunitärer<br />
Operator zugeordnet werden kann, der auf dem Hilbert-Raum der<br />
Zustände eines Quantensystems wirkt. Die Abbildung<br />
(Λ,a) ↦→ U(Λ,a) (1.2)<br />
bildet eine Darstellung der Poincaré-Gruppe (homogene Lorentz-Transformationen<br />
<strong>und</strong> Translationen) bis auf eine Phase. (Für infinitesimale Lorentz-<br />
Transformationen spielen die Phasen keine Rolle, <strong>und</strong> U(Λ,a) ist unitär.)<br />
Der Begriff des Teilchens ist mit irreduziblen unitären Darstellungen der<br />
Poincaré-Gruppe verknüpft. Diese werden durch zwei Zahlen charakterisiert,<br />
die man mit der Ruhemasse m <strong>und</strong> dem Spin (bzw. der Helizität für<br />
m = 0) des Teilchens identifiziert. Der Spin ist ganz- oder halbzahlig. Die<br />
Basiszustände des invarianten Unterhilbertraums, auf dem die Darstellung<br />
irreduzibel operiert, werden mit<br />
|p,s;n〉 (1.3)<br />
bezeichnet <strong>und</strong> sind durch die Angabe der Eigenwerte bezüglich eines vollständigen<br />
Satzes <strong>von</strong> kommutierenden Observablen gekennzeichnet. Für die<br />
so definierten Einteilchenzustände sind dies: der Viererimpuls p, die z-Komponente<br />
s des Spins bzw. der Helizität <strong>und</strong> alle sonstigen Eigenschaften<br />
n. (Aufgr<strong>und</strong> der Massenschalenbedingung p 0 = p 2 + m 2 sind nur drei<br />
Komponenten <strong>von</strong> p unabhängig.)<br />
Aus den Einteilchenzuständen wird der Fock-Raum für Bosonen <strong>und</strong> Fermionen<br />
konstruiert. Der Fock-Raum gestattet die Definition <strong>von</strong> Erzeugungsoperatoren<br />
a † (p,s;n) <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren a(p,s;n), mit deren Hilfe<br />
die einer Teilchensorte zugeordneten Felder konstruiert werden:<br />
ψα(x) = <br />
<br />
s<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
<br />
e −ip·x uα(p,s)a(p,s) + e ip·x vα(p,s)b † <br />
(p,s) ,<br />
(1.4)<br />
mit p 0 = p 2 + m 2 . b † (p,s) bezieht sich auf das Antitielchen, sofern ein<br />
solches erfordert wird. Die Kennzeichnung n für “weitere Eigneschaften”<br />
wird weggelassen, wenn sie für das Verständnis nicht notwendig ist.<br />
2
Damit aus solchen Feldoperatoren Lorentz-invariante Operatoren gebildet<br />
werden können, muss man verlangen, dass sie ein bestimmtes Transformationsverhalten<br />
unter Lorentz-Transformationen besitzen, nämlich<br />
ψ ′ α(x) ≡ U(Λ,a)ψα(x)U(Λ,a) −1 = Dαβ(Λ −1 )ψβ(Λx + a), (1.5)<br />
wobei die D(Λ)αβ eine endlichdimensionale Matrixdarstellung der homogenen<br />
Lorentz-Gruppe bilden. Endlichdimensional bedeutet, dass die Indizes<br />
α,β einen endlichen Wertebereich besitzen, d.h. das Feld besitzt endlich<br />
viele Komponenten. Man beachte, dass in dieser Vorlesung die Summenkonvention<br />
für Indizes beliebigen Typs verwendet wird.<br />
Für die verschiedenen Teilchensorten findet man z.B.:<br />
skalares Feld (Spin 0) → D(Λ) = 1<br />
Spinorfeld (Spin 1<br />
2 ) →<br />
D(Λ) 2 × 2 Matrix bzw.<br />
4 × 4 Matrix für Dirac-Spinor<br />
Vektorfeld (Spin 1) → D(Λ) = Λ 4 × 4 Matirx<br />
Wesentliche Motivation für die Einführung <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> ist die Möglichkeit,<br />
aus ihnen Wechselwirkungsterme zu konstruieren, die zu relativistisch invarianten<br />
Theorien führen. Aus der Forderung nach relativistischer Invarianz<br />
ergeben sich weitere Konsequenzen:<br />
• Existenz <strong>von</strong> Antiteilchen für geladene Teilchen, d.h. Teilchen die sich<br />
mit einer komplexen Transformation unter innerer Symmetrie transformieren.<br />
• Zusammenhang zwischen Spin <strong>und</strong> Statistik. Teilchen mit ganzzahligem<br />
Spin sind Bosonen, solche mit halbzahligem Spin sind Fermionen.<br />
Die Zeitentwicklung der (bis jetzt freien) Felder ist durch<br />
ψ(t,x) = e iH0t ψ(0,x) e −iH0t . (1.6)<br />
gegeben. Dabei ist H0 der Hamiltonoperator für ein System <strong>von</strong> nichtwechselwirkenden<br />
(freien) Teilchen:<br />
H0 = <br />
<br />
s<br />
d3p (2π) 3 <br />
p0 a<br />
2p0 † (p,s)a(p,s) + b † <br />
(p,s)b(p,s) . (1.7)<br />
3
Der Term b † (p,s)b(p,s) ist nur dann anwesend, falls ein Antiteilchen existiert.<br />
Die Bedingung p 0 = p 2 + m 2 impliziert die Bewegungsgleichungen<br />
für die freien Felder. Diese lauten z.B.:<br />
∂ 2 + m 2 φ(x) = 0 Klein-Gordon-Gleichung<br />
(iγ µ ∂µ + m)ψ(x) = 0 Dirac-Gleichung<br />
∂ 2 A µ (x) = 0 Maxwell-Gleichung in<br />
∇ · A = 0, A 0 = 0 der Coulomb-Eichung<br />
Aus Produkten <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> können nun Hamilton-Dichten konstruiert werden,<br />
die relativistisch invariante Streuprozesse beschreiben. Die f<strong>und</strong>amentale<br />
Größe ist der Streuoperator S bzw. die Streumatrix (kurz: S-Matrix).<br />
Für das Übergangsmatrixelement <strong>von</strong> einem Anfangszustand i in einen Endzustand<br />
f gilt:<br />
Sfi = 〈ψ −<br />
f |ψ+ i<br />
〉 = lim<br />
t f →+∞<br />
t i →−∞<br />
〈φf |U(tf,ti)|φi〉. (1.8)<br />
|ψ + i 〉 <strong>und</strong> |ψ− f 〉 stellen in- bzw. out-Streuzustände <strong>von</strong> H = H0 + Hint dar,<br />
während |φi〉 <strong>und</strong> |φf 〉 Eigenzustände des freien Hamiltonoperators H0 sind.<br />
Man definiert dann den Streuoperator S wie folgt:<br />
∞ <br />
−i dt Hint(t) . (1.9)<br />
S ≡ lim U(tf,ti) = T exp<br />
tf →+∞<br />
ti→−∞ Dabei ist U(tf,ti) der Zeitentwicklungsoperator im Wechselwirkungsbild,<br />
d.h. die Zeitentwicklung der Operatoren ist duch H0 gegeben <strong>und</strong><br />
Außerdem ist<br />
<br />
Hint(t) = d 3 x ·<br />
−∞<br />
i ∂<br />
∂t U(t,t0) = HintU(t,t0). (1.10)<br />
<br />
Produkt <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> am selben<br />
Punkt x (lokale Wechselwirkung)<br />
(1.11)<br />
der Wechselwirkungshamiltonoperator ausgedrückt durch Felder im Wechselwirkungsbild.<br />
Die Zeitabhängigkeit <strong>und</strong> die Bewegungsgleichung dieser<br />
Felder ist per Definition die <strong>von</strong> freien <strong>Feldern</strong>.<br />
Die Darstellung durch das Wechselwirkungsbild ist besonders gut für die<br />
Störungsentwicklung des Streuoperators geeignet. Mit Hilfe des Wickschen<br />
4
Theorems gelangt man dann zu den Feynman-Regeln <strong>und</strong> den Feynmandiagrammen<br />
der jeweiligen Wechselwirkung bzw. des jeweiligen Streuprozesses.<br />
Für die Quantenelektrodynamik erhält man zum Beispiel für die Comptonbzw.<br />
Elektron-Positron-Streuung in niedrigster Ordnung der Störungsentwicklung<br />
folgende Feynmandiagramme:<br />
Compton-Streuung +<br />
Elektron-Positron-<br />
Streuung<br />
Der in der “Relativistischen Quantentheorie” entwickelte <strong>Formalismus</strong> weist<br />
jedoch einige Unvollständigkeiten auf:<br />
1) Die Wahl einer relativistisch invarianten Hamilton-Dichte führt nicht<br />
immer zu einer invarianten Streumatrix. Es mussten dann nichtkovariante<br />
Terme addiert werden, um eine Nichtkovarianz in den Propagatoren<br />
zu beseitigen. Diese Komplikation tritt schon in der Quantenelektrodynamik<br />
auf. Am Ende nehmen die Feynmanregeln <strong>und</strong> Propagatoren<br />
jedoch eine einfache Gestalt an. Ein geeigneter <strong>Formalismus</strong><br />
sollte direkt auf diese einfache Form führen.<br />
2) Die Selbstwechselwirkung <strong>von</strong> Teilchen lässt sich auch durch die im<br />
Streuprozess üblichen Annahmen, dass die Wellenpakete für t → ±∞<br />
räumlich getrennt sind, nicht “abschalten”. Eine Konsequenz da<strong>von</strong><br />
ist, dass die Teilchenmassen der asymptotischen Zustände nicht mit<br />
den Massen der durch H0 bestimmten Zustände übereinstimmen. Dieser<br />
Effekt kann mit den bisher diskutierten Methoden noch nicht konsistent<br />
berechnet werden. Ein extremer Fall tritt in der starken Wechselwirkung<br />
auf, wo die Anregung der freien Felder (Quarks <strong>und</strong> Gluonen)<br />
nie als asymptotische Zustände für t → ±∞ eines Streuprozesses<br />
auftreten.<br />
5<br />
+
3) Die Berechnung <strong>von</strong> Steuamplituden in höheren Ordnungen der Störungstheorie<br />
führt zu divergierenden Integralen. Offenbar fehlt eine<br />
korrekte Interpretation der in der Stöarungsreihe auftretenden <strong>und</strong><br />
durch Feynman-Diagramme visualisierten Ausdrücke in höheren Ordnungen<br />
(Schleifendiagramme).<br />
Die Behandlung dieser Komplikationen vereinfacht sich, wenn man den Feldaspekt<br />
gegenüber dem Teilchenaspekt in den Vordergr<strong>und</strong> rückt, die Felder<br />
im <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong> behandelt <strong>und</strong> den Pfadintegralbegriff einführt.<br />
Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass die relativistische Invarianz im <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong><br />
immer manifest sichtbar ist. Die Konstruktion des Hamilton-Operators<br />
ist jedoch weiterhin wichtig, da der Streuoperator über H definiert wird.<br />
1.2 <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong> für Felder, <strong>kanonische</strong><br />
<strong>Quantisierung</strong><br />
Zunächst sollen einige Erkenntnisse aus der klassischen Mechanik rekapituliert<br />
werden. Dazu wird ein physikalisches System mit generalisierten Koordinaten<br />
qn, n = 1,... ,N, <strong>und</strong> <strong>Lagrange</strong>-Funktion L(qn, ˙qn) betrachtet. Wir<br />
beschränken uns hier auf Systeme, deren <strong>Lagrange</strong>-Funktion nicht explizit<br />
zeitabhängig ist.<br />
Es gilt:<br />
• Für gegebene Anfangwerte qn(t0), ˙qn(t0) erhält man qn(t) aus den<br />
Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichungen:<br />
d ∂L<br />
dt ∂ ˙qn<br />
− ∂L<br />
∂qn<br />
= 0. (1.12)<br />
• Die Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichungen (Bewegungsgleichungen) erhält man<br />
aus dem Prinzip der kleinsten (genauer: extremalen) Wirkung. Die<br />
Wirkung lautet:<br />
t2<br />
S [qn] ≡ dt L(qn, ˙qn), (1.13)<br />
t1<br />
wobei qn(t1), qn(t2) die Anfangs- bzw. Endpunkte der Bewegung sind.<br />
Die Wirkung S ist ein Funktional der qn, d.h. eine Abbildung, die den<br />
Funktionen qn(t) eine Zahl (den Wert der Wirkung) zuordnet.<br />
6
Die Bahnkurve qn(t) ist die Kurve, welche die Wirkung S [qn] stationär<br />
macht. Notwendig dafür ist, dass die Variation <strong>von</strong> S für diese<br />
Funktionen qn(t) verschwindet:<br />
δS[qn] = S [qn + δqn] − S [qn]<br />
!<br />
= 0. (1.14)<br />
Die δqn(t) sind dabei kleine Variationen der Funktionen um qn(t) bei<br />
festen Anfangs- <strong>und</strong> Endbedingungen qn(t1), qn(t2). Damit folgt (wobei<br />
stets die Summenkonvention für n verwendet wird):<br />
t2 ∂L<br />
δS = dt δqn +<br />
t1 ∂qn<br />
∂L<br />
<br />
δ ˙qn<br />
∂ ˙qn<br />
t2 t2<br />
∂L<br />
∂L<br />
= δqn + dt −<br />
∂ ˙qn t1 t1 ∂qn<br />
d<br />
<br />
∂L<br />
δqn , (1.15)<br />
dt ∂ ˙qn<br />
mit δ ˙qn(t) = d<br />
dt δqn(t).<br />
Der erste Term in (1.15) verschwindet, da die Variation der qn an den<br />
Rändern verschwindet, d.h. δqn(t1) = δqn(t2) = 0. Damit δS = 0 für<br />
beliebige Variationen δqn, müssen die qn(t) also die Euler-<strong>Lagrange</strong>-<br />
Gleichungen erfüllen.<br />
• Der Übergang zur Hamilton-Funktion erfolgt durch Einführung der<br />
kanonisch konjugierten Impulse<br />
pn ≡ ∂L<br />
. (1.16)<br />
∂ ˙qn<br />
Die Hamiton-Funktion ist dann durch folgende Legendre-Transformation<br />
definiert:<br />
H(qn,pn) ≡ <br />
pn ˙qn − L(qn, ˙qn), (1.17)<br />
n<br />
wobei man die ˙qn = ˙qn(qn,pn) durch Auflösen <strong>von</strong> (1.16) erhält.<br />
Es kann vorkommen, dass das Gleichungssystem (1.16) entartet ist, so<br />
dass man nicht alle ˙qn bestimmen kann. Dies ist zum Beispiel der Fall,<br />
wenn L nicht <strong>von</strong> einigen der ˙qn abhängt, etwa<br />
L = L(qn, ˙qn, ˆqi), (1.18)<br />
so dass ˆpi ≡ 0. In diesem Fall verwendet man nur die qn, pn als <strong>kanonische</strong><br />
Variablen, d.h.<br />
H(qn,pn, ˆqi) = <br />
pn ˙qn − L(qn, ˙qn, ˆqi). (1.19)<br />
n<br />
7
Dennoch hängt H nicht <strong>von</strong> den ˙qn ab, denn<br />
<br />
∂H <br />
<br />
∂ ˙qn<br />
= pn −<br />
pn fest<br />
∂L<br />
= 0 (1.20)<br />
∂ ˙qn<br />
Dieser Fall tritt in der Feldtheorie bei Vektorfeldern <strong>und</strong> insbesondere<br />
in Eichtheorien auf. Im Folgenden betrachten wir jedoch den einfacheren<br />
Fall, für den (1.16) auflösbar ist.<br />
• Die <strong>kanonische</strong>n Koordinaten erfüllen<br />
mit der Poisson-Klammer<br />
Außerdem gilt:<br />
{qn,pm} P = δnm<br />
(1.21)<br />
{qn,qm} P = {pn,pm} P = 0 (1.22)<br />
{A,B} P = ∂A<br />
Übergang zur Quantentheorie<br />
∂qn<br />
∂B<br />
∂pn<br />
− ∂A<br />
∂pn<br />
˙qn = {qn,H} P = ∂H<br />
,<br />
∂pn<br />
˙pn = {pn,H} P = − ∂H<br />
.<br />
∂qn<br />
∂B<br />
. (1.23)<br />
∂qn<br />
(1.24)<br />
In der Quantentheorie sind qn, ˙qn, pn Operatoren auf einem Hilbertraum mit<br />
“<strong>kanonische</strong>n” Vertauschungseigenschaften, die aus der Ersetzung { , } P →<br />
1<br />
i [ , ] hervorgehen, d.h.<br />
[qn,pm] = iδnm, (1.25)<br />
˙qn = 1<br />
i [qn,H] (1.26)<br />
usw. Dabei entspricht (1.26) der Heisenberg-Gleichung für den Operator qn.<br />
Ein quantenmechanisches System kann durch die Angabe der <strong>kanonische</strong>n<br />
Koordinaten qn <strong>und</strong> seine <strong>Lagrange</strong>-Funktion L spezifiziert werden. Aus<br />
diesen erhält man die pn <strong>und</strong> H gemäß (1.16) <strong>und</strong> (1.17). Die Zeitentwicklung<br />
wird durch (1.26) bestimmt.<br />
8
Erweiterung auf Felder<br />
Ein generischer Feldoperator sei mit φn(x) bezeichnet, wobei x = (t,x). Wir<br />
stellen uns das Feld zunächst auf einem diskreten “Raumgitter” definiert<br />
vor. An jedem Punkt x bilden die φn,x(t) einen Satz <strong>von</strong> generalisierten<br />
Koordinaten, die die Amplitude des Felds beschreiben. Die Erweiterung der<br />
Mechanik auf Felder wird also durch die Ersetzungen<br />
qn → φn,x ,<br />
<br />
→ <br />
,<br />
n<br />
n,x<br />
δnm → δnm δx,y<br />
(1.27)<br />
vorgenommen. Im nächsten Schritt wird x zu einem kontinuierlichen “Index”<br />
gemacht:<br />
Für die Wirkung gilt dann:<br />
S =<br />
=<br />
φn, x(t) → φn(t,x) = φn(x),<br />
<br />
→ <br />
<br />
d 3 x ,<br />
n,x<br />
n<br />
δnm δx,y → δnm δ (3) (x − y) . (1.28)<br />
t2<br />
t1<br />
t2<br />
t1<br />
<br />
dt L φn(x), ˙ <br />
φn(x)<br />
<br />
dt<br />
d 3 x L (φn(x),∂µφn(x)) . (1.29)<br />
In (1.29) wurde verwendet, dass in der lokalen Feldtheorie alle Terme in der<br />
<strong>Lagrange</strong>-Funktion Produkte <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> am selben Ort sind, so dass L als<br />
ein Integral über eine <strong>Lagrange</strong>-Dichte geschrieben werden kann:<br />
<br />
L φn(x), ˙ <br />
φn(x) =<br />
<br />
d 3 <br />
x L φn(x), ˙ φn(x), <br />
∇φn(x) . (1.30)<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte wird als eine Funktion der Felder <strong>und</strong> ihrer zeitlichen<br />
<strong>und</strong> räumlichen Ableitungen aufgefasst. Im Folgenden betrachten wir fast<br />
ausschließlich den Fall t1 = −∞ <strong>und</strong> t2 = ∞, so dass die Zeit- <strong>und</strong> Raumintegration<br />
in (1.29) zu d 4 x zusammengefasst werden kann.<br />
9
Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichungen <strong>und</strong> <strong>kanonische</strong> Vertauschungsrelationen<br />
Die Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichungen erhält man wiederum aus dem Wirkungsprinzip:<br />
<br />
δS = d 4 <br />
∂L<br />
x δφn(x) +<br />
∂φn<br />
∂L<br />
∂(∂µφn) δ(∂µφn(x))<br />
<br />
!=<br />
0 (1.31)<br />
Nach Verwendung <strong>von</strong> δ(∂µφn(x)) = ∂µ(δφn(x)) wird partiell integriert. Damit<br />
die Terme <strong>von</strong> den Rändern des Zeitintervalls verschwinden, muss man<br />
wie üblich annehmen, dass die Variationen δφn(t,x ) bei t = ∓∞ verschwinden.<br />
Die räumlichen Randterme verschwinden, weil man ohnehin annehmen<br />
muss, dass die Felder im Unendlichen schnell genug verschwinden, d.h.<br />
φn(t,x) → 0 für |x | → ∞, damit die Integration über den ganzen Raum konvergiert.<br />
Mit dem üblichen Argument, dass (1.31) für beliebige Variationen<br />
δφn(x) gelten muss, folgt dann die Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichung für Felder<br />
∂µ<br />
<br />
∂L<br />
∂(∂µφn)<br />
<br />
− ∂L<br />
∂φn<br />
= 0. (1.32)<br />
Man kann nun, analog zum oben behandelten Fall, kanonisch konjugierte<br />
Felder definieren:<br />
Πn(x) ≡ ∂L<br />
.<br />
∂(∂0φn)<br />
(1.33)<br />
Damit gilt für die Hamilton-Funktion<br />
H = <br />
<br />
d 3 <br />
x Πn(x)∂0φn(x) − d 3 x L (φn(x),∂µφn(x))<br />
≡<br />
<br />
n<br />
d 3 x H(x), (1.34)<br />
mit der Hamilton-Dichte<br />
H(x) = <br />
Πn(x)∂0φn(x) − L (φn(x),∂µφn(x)) . (1.35)<br />
n<br />
Beschreiben die Feldvariablen ein quantenmechanisches System, dann soll<br />
die Dynamik wie zuvor durch (1.25) <strong>und</strong> (1.26) bestimmt werden. Als neuer<br />
Aspekt tritt hinzu, dass auch fermionische Felder betrachtet werden können,<br />
für die es kein klassisches Äquivalent gibt. (In der klassichen Physik sind<br />
10
die Koordinaten beobachtbare Größen, denn sie entsprechen der Bahnkurve.<br />
Bei einer Rotation um 360 ◦ gehen fermionischen Variablen jedoch in<br />
ihr Negatives über.) Für fermionische Felder wird (1.25) durch eine Antivertauschungsrelation<br />
ersetzt. Es gelten also folgende <strong>kanonische</strong> (Anti-)<br />
Vertauschungsregeln<br />
[φn(t,x),Πm(t,y)] ∓ = iδnm δ (3) (x − y) (1.36)<br />
[φn(t,x),φm(t,y)] ∓ = [Πn(t,x),Πm(t,y)] ∓ = 0. (1.37)<br />
Dabei bezeichnet [ , ] − den Kommutator für Felder, die Bosonen beschreiben<br />
(ganzzahliger Spin) <strong>und</strong> [ , ] + = { , } den Antikommutator für Fermionen<br />
(halbzahliger Spin).<br />
In dieser Vorlesung betrachten wir immer das Heisenberg-Bild. Da weiter<br />
angenommen wird, dass der Hamilton-Operator nicht explizit zeitabhängig<br />
ist, ist die Zeitentwicklung der Felder (<strong>und</strong> aller abgeleiteten Operatoren)<br />
durch<br />
ψn(t,x) = e iHt ψn(0,x) e −iHt<br />
(1.38)<br />
gegeben. Felder im Wechselwirkungsbild, bei denen in obiger Gleichung H<br />
durch den ungestörten (freien) Hamilton-Operator H0 zu ersetzen ist, werden<br />
mit dem Index ‘I’ gekennzeichnet. Die Vertauschungsrelationen (1.36),<br />
(1.37) sind mit der Zeitentwicklung verträglich. Falls (1.36) für t = 0 gilt,<br />
dann auch für alle t, denn<br />
[φn(t,x),Πm(t,y)] ∓ = e iHt ψn(0,x)e −iHt ,e iHt Πm(0,y)e −iHt<br />
∓<br />
= e iHt [ψn(0,x),Πm(0,y)] ∓ e −iHt = e iHt iδnm δ (3) (x − y) e −iHt<br />
= iδnm δ (3) (x − y) . (1.39)<br />
Im nächsten Abschnitt wird gezeigt, dass die aus der “Relativistischen Quantentheorie”<br />
bekannten Theorien als <strong>kanonische</strong> Systeme aus einer <strong>Lagrange</strong>-<br />
Dichte abgeleitet werden können.<br />
Exkurs: Funktionalableitung<br />
Implizit wurde oben vom Konzept der Funktionalableitung Gebrauch gemacht.<br />
Sei F ein Funktional<br />
F : f(x) → C<br />
11
z.B. die Wirkung S [φn].<br />
Für gewöhnliche Funktionen F(xi) mehrerer Variablen gilt<br />
wobei die ηi klein sein sollen.<br />
∂xi<br />
= δij, (1.40)<br />
∂xj<br />
F(xi + ηi) = F(xi) + ∂F<br />
ηi + ... (1.41)<br />
∂xi<br />
Funktionale hängen <strong>von</strong> Funktionen ab, deren Funktionswerte als Variablen<br />
aufgefasst werden, die mit dem kontinuierlichen Index x gekennzeichnet werden.<br />
Die Verallgemeinerung der Differentiation ist dann:<br />
i<br />
δf(x)<br />
= δ(x − y) (1.42)<br />
δf(y)<br />
<br />
δF [f]<br />
F [f + η] = F [f] + dy η(y) + ... (1.43)<br />
δf(y)<br />
wobei in (1.42) δ(x − y) durch δ (n) (x − y) zu ersetzen ist, wenn x <strong>und</strong> y<br />
n Komponenten haben. (Streng betrachtet bezeichnet f(x) in (1.42) das<br />
Funktional F : f → f(x), welches einer Funktion f(z) ihren Funktionswert<br />
an der Stelle x zuordnet.)<br />
Als Beispiel soll das Funktional F [f] ≡ ∞<br />
−∞dx f(x)n betrachtet werden.<br />
Dann gilt:<br />
F [f + η] =<br />
⇒<br />
δF [f]<br />
δf(x)<br />
∞<br />
−∞<br />
= F [f] +<br />
= n f(x)n−1<br />
dx (f(x) + η(x)) n<br />
∞<br />
−∞<br />
dx n f(x) n−1 η(x) + ...<br />
(1.44)<br />
Es gilt die Kettenregel <strong>und</strong> die Produktregel. Bei der Anwendung der Kettenregel<br />
ist zu beachten, dass die Summation über i für gewönhliche Funtionen<br />
mehrerer Veränderlicher in eine Integration über x übergeht.<br />
Die Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichungen sind dann äquivalent zu den Funktionalgleichungen:<br />
δS [φn]<br />
= 0 (1.45)<br />
δφn(x)<br />
12
1.3 <strong>Lagrange</strong>-Dichten für Teilchen mit Spin 0, 1<br />
2 , 1<br />
Ausgehend <strong>von</strong> den <strong>Feldern</strong> werden in diesem Abschnitt relativistische Theo-<br />
,1 konstruiert.<br />
rien <strong>von</strong> Teilchen mit Spin 0, 1<br />
2<br />
Dimensionsbehaftete Größen werden in der relativistischen Physik durch<br />
ihre Massendimension charakterisiert. Notation: [X] = Massendimension<br />
<strong>von</strong> X. Da mit c = 1, = 1, c <strong>und</strong> dimensionslos sind, lassen sich alle<br />
Einheiten auf die Einheit “Masse” zurückführen. Für einige wichtige Größen<br />
findet man<br />
[m] = [Masse] = 1 (Definition)<br />
[p µ ] = [Impuls] = 1 (c = 1)<br />
[x µ ] = [Länge] = −1 (xp hat Einheit Wirkung, d.h. dimensionslos)<br />
[H] = [Energie] = 1 (c = 1)<br />
[d 3 x] = −3<br />
[L] = [H] = 4 (da H = d 3 x H)<br />
[S] = [Wirkung] = 0. (1.46)<br />
Konstruktionsprinzipien für <strong>Lagrange</strong>-Dichten<br />
1) (Felder) Man gebe die Felder vor, die die Theorie enthalten soll.<br />
2) (Relativistische Invarianz <strong>und</strong> Symmetrien) Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte ist<br />
<strong>von</strong> der Form<br />
L(x) = <br />
gi Oi(x). (1.47)<br />
i<br />
Die Oi sind Produkte <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> am selben Punkt (Lokalität), die sich<br />
wie Lorentz-Skalare transformieren: O ′ i (x) = U(Λ,a)Oi(x)U(Λ,a) −1 =<br />
Oi(Λx + a). Damit ist die Wirkung <strong>und</strong> folglich die Dynamik relativistisch<br />
invariant. Die gi sind Konstanten, deren Massendimension so<br />
gewählt wird, dass [giOi] = 4. Falls die Theorie innere Symmetrien<br />
besitzen soll, muss man fordern, dass die Oi(x) auch unter diesen invariant<br />
sind.<br />
3) (Dynamik) L muss Ableitungen ∂µ der Felder enthalten. Andernfalls<br />
verschwände der dem Feld zugeordnete kanonisch konjugierte Impuls<br />
<strong>und</strong> die Euler-<strong>Lagrange</strong> Gleichung ∂L/∂φ = 0 ergäbe keine Zeitentwicklung.<br />
(Die Einführung <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> ohne Ableitungen als “Hilfsfelder”<br />
kann jedoch manchmal aus technischen Gründen nützlich sein.)<br />
13
4) (Renormierbarkeit) Die Massendimension der Feldprodukte Oi soll<br />
nicht größer als vier sein. Die Bedeutung dieser Forderung wird erst<br />
in späteren Kapiteln klar werden. Auch ist sie nicht f<strong>und</strong>amental <strong>und</strong><br />
kann in “Effektiven Quantenfeldtheorien” aufgegeben werden. Die Einschränkung<br />
an die Massendimension der Oi kann deshalb vorläufig<br />
auch als eine vereinfachende Annahme betrachtet werden, welche die<br />
Zahl der möglichen Oi limitiert.<br />
5) (Vollständigkeit) Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte sollte alle Terme enthalten, die<br />
mit 2) <strong>und</strong> 4) verträglich sind.<br />
Schließlich muss man sicherstellen, dass das Spektrum des Hamilton-Operators<br />
nach unten beschränkt ist, damit es einen stabilen Gr<strong>und</strong>zustand gibt.<br />
Die Eigenwerte des Operators P 2 müssen nicht-negativ sein (keine Tachyonen)<br />
<strong>und</strong> auf die relativistische Energie-Impulsbeziehung p 0 = m 2 + p 2<br />
führen.<br />
1.3.1 Das skalare Feld<br />
Wir betrachten zunächst ein reelles (als Operator hermitesches) Feld φ(x)<br />
ohne innere Indizes. Der einfachste Lorentz-Skalar, welcher Ableitungen<br />
enthält, ist ∂µφ∂ µ φ, so dass<br />
L ⊃ 1<br />
2 ∂µφ∂ µ φ. (1.48)<br />
Der Koeffizient kann im Prinzip beliebig gewählt werden. Die Wahl 1/2<br />
führt nach Einsetzen der Darstellung des freien Felds durch Erzeugungs- <strong>und</strong><br />
Vernichtungsoperatoren mit den üblichen Normierungskonventionen (siehe<br />
unten) auf den korrekten freien Hamilton-Operator <strong>und</strong> wird deshalb als<br />
die <strong>kanonische</strong> Normierung des kinetischen Terms in der <strong>Lagrange</strong>-Dichte<br />
bezeichnet.<br />
Die Massendimension <strong>von</strong> ∂µ ist 1. Damit [L] = 4, muss das skalare Feld<br />
[φ] = 1 besitzen.<br />
Die allgemeinste <strong>Lagrange</strong>-Dichte eines reellen skalaren Felds, die den Bedingungen<br />
2) - 4) genügt, lautet dann<br />
L = 1<br />
2 ∂µφ∂ µ φ − V (φ) (1.49)<br />
14
mit dem “Potential”<br />
V (φ) = 1<br />
2 m2 φ 2 + λ3<br />
3! φ3 + λ4<br />
4! φ4 . (1.50)<br />
Die Konstanten m <strong>und</strong> λ3 haben Massendimension 1, λ4 ist dimensionslos.<br />
Die Bezeichnung m <strong>und</strong> die Normierung kommt daher, dass m sich als die<br />
Masse des durch die freie Theorie beschriebenen Spin-0 Teilchens herausstellt.<br />
Ein konstanter, feldunabhängiger Term λ0 zu V (φ) kann weggelassen<br />
werden, da er keinen Beitrag zu den Bewegungsgleichungen liefert. Ein linearer<br />
Term λ1φ kann durch die Feldredefinition φ ′ = −λ1/m 2 +φ beseitigt<br />
werden <strong>und</strong> muss deshalb ebenfalls nicht berücksichtigt werden. Solche Feldredefinitionen<br />
sind erlaubt, da sie nur einer anderen Wahl <strong>von</strong> Koordinaten<br />
zur Beschreibung des Systems entsprechen. Sie sind oft nützlich, um die<br />
<strong>Lagrange</strong>-Dichte in eine einfachere Gestalt zu bringen.<br />
Das kanonisch konjugierte Feld ist<br />
<strong>und</strong> die Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichung führt auf<br />
Das freie Feld<br />
Π = ∂L<br />
∂(∂0φ) = ˙ φ, (1.51)<br />
(∂ 2 + m 2 )φ + λ3<br />
2 φ2 + λ4<br />
3! φ3 = 0. (1.52)<br />
Eine Theorie bezeichnet man als “frei” (d.h. keine Wechselwirkungen), wenn<br />
die <strong>Lagrange</strong>-Dichte nur Terme enthält, die höchstens bilinear bzw. quadratisch<br />
in den <strong>Feldern</strong> sind. Für das skalare Feld bedeutet dies λ3 = λ4 = 0.<br />
Freie Theorien sind exakt lösbar, weil die Feldgleichungen linear sind. Das<br />
freie skalare Feld genügt der Klein-Gordon-Gleichung, vgl. (1.52).<br />
Die Lösung der Theorie ergibt sich aus der Entwicklung des Felds in der<br />
Form<br />
<br />
φ(x) =<br />
<br />
e −ipx a(p) + e ipx a † <br />
(p) . (1.53)<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
Man beachte, dass der Operator a(p) zeitunabhängig ist, so dass die Zeitentwicklung<br />
durch die Exponentialfunktionen festgelegt ist. Dass es sich<br />
tatsächlich um eine Lösung der Theorie handelt, folgt daraus, dass dieser Ansatz<br />
die Klein-Gordon-Gleichung löst, falls p 2 = m 2 (d.h. p 0 = m 2 + p 2 ),<br />
15
<strong>und</strong> dass die <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsregeln für φ <strong>und</strong> Π erfüllt werden,<br />
wenn a(p) <strong>und</strong> a † (p) gerade den <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsregeln für<br />
Vernichtungs- <strong>und</strong> Erzeugungsoperatoren<br />
[a(p),a(p ′ )] = [a † (p),a † (p ′ )] = 0,<br />
[a(p),a † (p ′ )] = 2p 0 (2π) 3 δ (3) (p − p ′ ) (1.54)<br />
genügen. Diese erzeugen dann bekanntlich die Zustände eines Fock-Raums<br />
<strong>von</strong> nicht-wechselwirkenden identischen Spin-0 Teilchen der Masse m.<br />
Zur Verifikation der <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsregeln der Felder berechnet<br />
man aus (1.53) <strong>und</strong> (1.54) den Feldkommutator<br />
<br />
[φ(x),φ(y)] = ∆(x − y) ≡<br />
Daraus folgt<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
<br />
e −ip(x−y) − e ip(x−y)<br />
. (1.55)<br />
[φ(t,x),φ(t,y)] = ∆(x − y)| x 0 =y 0 = 0, (1.56)<br />
[φ(t,x),Π(t,y)] = ∂<br />
∂y 0∆(x − y))| x 0 =y 0<br />
<br />
d<br />
= i<br />
3p (2π) 32p = i<br />
[Π(t,x),Π(t,y)] = ∂<br />
∂x0 <br />
=<br />
<br />
p0 e 0 ip(x−y) + e −ip(x−y)<br />
<br />
d3p (2π) 3 eip(x−y) = iδ (3) (x − y) , (1.57)<br />
∂<br />
∂y 0∆(x − y)| x 0 =y 0<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
p 0 2 <br />
e ip(x−y) − e −ip(x−y)<br />
= 0, (1.58)<br />
wobei im zweiten Exponential die Substitution p → −p durchgeführt werden<br />
muss.<br />
Der Hamilton-Operator der (freien) Theorie ist<br />
<br />
H0 = d 3 <br />
x Π(x) ˙ <br />
φ(x) − L0(x)<br />
16
=<br />
d 3 x 1<br />
2<br />
∂φ 2 ∂t<br />
2 + ∇φ + m 2 φ 2<br />
<br />
. (1.59)<br />
Einsetzen <strong>von</strong> (1.53) ergibt unter Verwendung der Vertauschungsrelationen<br />
(1.54) den Ausdruck<br />
<br />
H0 =<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0 p0 a † (p)a(p), (1.60)<br />
welcher erwartungsgemäß den Energieoperator eines freien Vielteilchensystems<br />
darstellt. Die aus der relativistischen Quantentheorie bekannten Resultate<br />
für das skalare Feld bzw. das neutrale Spin-0 Teilchen folgen also aus<br />
dem <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong>.<br />
Das komplexe skalare Feld<br />
Man kann dieses auf zwei reelle Felder zurückführen, indem man es in seinen<br />
Real- <strong>und</strong> Imaginärteil aufspaltet,<br />
φ(x) = 1 √ 2 (φ1(x) + iφ2(x)) , (1.61)<br />
<strong>und</strong> φ1 <strong>und</strong> φ2 als die <strong>kanonische</strong>n Variablen betrachtet. Die Hamilton-<br />
Dichte ist dann durch<br />
H = Π1 ˙ φ1 + Π2 ˙ φ2 − L (1.62)<br />
gegeben. Üblicher <strong>und</strong> einfacher ist es jedoch, φ <strong>und</strong> φ † als die zwei unabhängigen<br />
Koordinaten aufzufassen. Aus (1.61) <strong>und</strong> (1.62) erhält man<br />
H = Π ˙ φ + Π † ˙ φ † − L. (1.63)<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte muss reell sein, damit der Hamilton-Operator hermitesch<br />
ist. Die allgemeinste <strong>Lagrange</strong>-Dichte lautet deshalb<br />
L = ∂µφ † ∂ µ φ − V (φ,φ † ), (1.64)<br />
wobei das Potential reell sein muss. Der Koeffizient vor dem Ableitungsterm<br />
entspricht mit (1.61) der <strong>kanonische</strong>n Normierung. Das Potential lautet im<br />
Allgemeinen<br />
V (φ,φ † ) = m 2 φ † φ + λ<br />
4 (φ† φ) 2<br />
17
+ nφ 2 + λ31φ 3 + λ32φ 2 φ † + λ41φ 4 + λ42φ 3 φ † <br />
+ h.c. . (1.65)<br />
Die Konstanten m, λ müssen reell sein, die übrigen können auch komplexe<br />
Werte annehmen. Drückt man dieses Potential durch die reellen Felder φ1,2<br />
aus, erkennt man, dass die Theorie zwei Spin-0 Teilchen mit verschiedenen<br />
Massen <strong>und</strong> verschiedenen Wechselwirkungen beschreibt. Die zugehörigen<br />
reellen Felder sind Linearkombinationen <strong>von</strong> φ1 <strong>und</strong> φ2.<br />
Das komplexe skalare Feld im eigentlichen Sinne ist dann nützlich, wenn man<br />
zusätzlich fordert, dass die <strong>Lagrange</strong>-Dichte unter einer inneren Symmetrie,<br />
nämlich der U(1)-Symmetrie φ(x) → e iα φ(x) (α reell) invariant ist. Dann<br />
muss V eine Funktion <strong>von</strong> φ † φ sein <strong>und</strong> nur die Terme in der ersten Zeile<br />
<strong>von</strong> (1.65) sind zugelassen. Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte beschreibt dann zwei Spin-0<br />
Teilchen mit gleichen Massen (gleich m in der freien Theorie, λ = 0), die als<br />
Teilchen <strong>und</strong> Antiteilchen betrachtet werden können.<br />
Die freie Theorie (λ = 0) mit der Feldgleichung (∂ 2 + m 2 )φ = 0 kann durch<br />
den Ansatz<br />
<br />
φ(x) =<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
<br />
e −ipx a(p) + e ipx b † <br />
(p)<br />
(1.66)<br />
gelöst werden. Da der Feldoperator nicht hermitesch sein muss, enthält der<br />
Ansatz den Vernichtungs- <strong>und</strong> Erzeugungsoperator <strong>von</strong> zwei verschiedenen<br />
Objekten (Teilchen <strong>und</strong> Antiteilchen). Man kann sich da<strong>von</strong> überzeugen,<br />
dass die <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsrelationen für die Felder erfüllt sind,<br />
wobei jetzt Π = ˙ φ † , wenn die Vernichtungs- <strong>und</strong> Erzeugungsoperatoren die<br />
<strong>kanonische</strong>n Relationen erfüllen. Die Tatsache, dass nur φ † φ im Potential<br />
auftritt, führt dazu, dass Teilchen <strong>und</strong> Antiteilchen nur in Paaren erzeugt<br />
<strong>und</strong> vernichtet werden. Schreibt man dem Teilchen eine Ladung <strong>und</strong> dem<br />
Antiteilchen die entgegengesetzte Ladung zu, folgt, dass die Ladung erhalten<br />
ist. Dies zusammen mit der gleichen Masse der beiden Objekte rechtfertigt<br />
gerade die Interpretation als Teilchen <strong>und</strong> Antiteilchen.<br />
Für den freien Hamiltonoperator H0 erhält man<br />
<br />
H0 = d 3 <br />
∂φ † <br />
∂φ<br />
<br />
x<br />
+ ∇φ †<br />
∂t ∂t<br />
<br />
∇φ <br />
<br />
=<br />
+ m 2 φ † <br />
φ<br />
d3p (2π) 3 <br />
p0 a<br />
2p0 † (p)a(p) + b † <br />
(p)b(p) . (1.67)<br />
Damit werden im <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong> die aus der relativistischen Quantentheorie<br />
bekannten Resultate für das freie, komplexe skalare Feld reproduziert.<br />
18
1.3.2 Das Dirac-Spinorfeld<br />
Ein Dirac-Spinor wird aus einem linkshändigen <strong>und</strong> einem rechtshändigen<br />
Spinor zusammengesetzt <strong>und</strong> ist deshalb ein vierkomponentiges Objekt ψα,<br />
welches unter Lorentz-Transformationen gemäß<br />
ψ ′ α (x) = U(Λ,a)ψα(x)U(Λ,a) −1 = D(Λ −1 )αβψβ(Λx + a) (1.68)<br />
transformiert, wobei D(Λ) die vierdimensionale Darstellung ist, die aus der<br />
direkten Summe der linkshändigen <strong>und</strong> rechtshändigen zweidimensionalen<br />
Spinordarstellungen der Lorentz-Gruppe gebildet wird. Mit der Definition<br />
¯ψ ≡ ψ † γ 0 folgt, dass ¯ ψψ ein Skalar <strong>und</strong> ¯ ψγ µ ψ ein Vierervektor ist (siehe<br />
“Relativistische Quantentheorie”).<br />
Der einfachste Lorentz-Skalar, welcher Ableitungen enthält, ist ¯ ψγ µ ∂µψ, so<br />
dass<br />
L ⊃ a ¯ ψ ∂ ψ (1.69)<br />
mit der Konvention ∂ ≡ γ µ ∂µ. Der Koeffizient wird wieder so gewählt, dass<br />
die Darstellung des freien Felds durch Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren<br />
mit den üblichen Normierungskonventionen auf den korrekten freien<br />
Hamiltonoperator führt. Daraus folgt a = i. Das Spinorfeld hat deshalb<br />
die Massendimension [ψ] = 3/2. Den Term ¯ ψγ5γ µ ∂µψ mit γ5 = iγ 0 γ 1 γ 2 γ 3<br />
kann man dagegen nicht zur <strong>Lagrange</strong>-Dichte hinzufügen, denn dann ergäbe<br />
entweder der linkshändige oder der rechtshändige Anteil des Spinors einen<br />
negativen Beitrag zur Energiedichte, so dass das Energiespektrum nicht <strong>von</strong><br />
unten beschränkt ist.<br />
Man beachte, dass ¯ ψ i∂ ψ kein hermitescher Operator ist. Es gilt jedoch<br />
i <br />
¯ψγ µ<br />
∂µψ − (∂µ<br />
2<br />
¯ ψ)γ µ ψ = ¯ ψ i∂ ψ − i<br />
2 ∂µ<br />
<br />
¯ψγ µ<br />
ψ . (1.70)<br />
Da totale Ableitungen für die Wirkung <strong>und</strong> damit die Dynamik keine Rolle<br />
spielen, kann man statt des hermiteschen Ausdrucks auf der linken Seite<br />
auch den ersten Term auf der rechten Seite verwenden, was der üblichen<br />
Konvention entspricht.<br />
Die allgemeinste <strong>Lagrange</strong>-Dichte des Dirac-Spinorfelds, die den Bedingungen<br />
2) - 4) genügt, lautet dann<br />
L = ¯ ψ i∂ ψ − a ¯ ψψ − ib ¯ ψγ5ψ. (1.71)<br />
19
Alle möglichen Terme sind bilinear in ψ, d.h. es gibt keine Selbstwechselwirkungen<br />
des Dirac-Spinorfelds mit einer Massendimension kleiner oder gleich<br />
vier. Da ¯ ψψ hermitesch <strong>und</strong> ¯ ψγ5ψ antihermitesch ist, müssen a <strong>und</strong> b reelle<br />
Konstanten mit der Massendimension Eins sein. Die zwei neuen Terme<br />
entsprechen der Tatsache, dass man aus einem rechtshändigen <strong>und</strong> einem<br />
linkshändigen Spinor ψ †<br />
R ψL <strong>und</strong> ψ †<br />
L ψR bilden kann, so dass der allgemeinste<br />
Skalar die Form (Mψ †<br />
R ψL+c.c) mit komplexem M hat. Durch eine Feldredefinition<br />
kann man jedoch immer b = 0 erreichen. Dazu schreibt man (1.71)<br />
in der äquivalenten Form<br />
L = ¯ ψ i∂ ψ − m cos θ ¯ ψψ + isin θ ¯ ψγ5ψ = ¯ ψ (i∂ − m e iθγ5 )ψ (1.72)<br />
<strong>und</strong> redefiniert das Feld gemäß<br />
ψ → e −iαγ5 ψ. (1.73)<br />
(Dies entspricht der Multiplikation des rechts- <strong>und</strong> linkhshändigen Anteils<br />
mit entgegengesetzten Phasen.) Mit {γ5,γ µ } = 0 <strong>und</strong> (γ5) 2 = 1 folgt,<br />
¯ψγ µ ψ → ¯ ψγ µ ψ, ¯ ψ e iθγ5 ψ → ¯ ψ e i(θ−2α)γ5 ψ. (1.74)<br />
Man wählt also α = θ/2, um die Standardform<br />
L = ¯ ψ i∂ ψ − m ¯ ψψ (1.75)<br />
zu erhalten. Die reelle Konstante m hat die Massendimension 1 <strong>und</strong> erweist<br />
sich als die Masse des durch das freie Feld erzeugten Spin-1 2 Teilchens. Dass<br />
es sich um ein Spin-1 2 Teilchen handelt, folgt daraus, dass (1.68) für die<br />
Dirac-Darstellung D(Λ) nur dann gelten kann, wenn die U(Λ,a) eine unitäre<br />
Spin-1 2 Darstellung der Poincaré-Gruppe auf dem Fockraum bilden (siehe<br />
“Relativistische Quantentheorie”).<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte (1.75) ist erster Ordnung in den Ableitungen des Felds.<br />
Diese Eigenschaft ist charakteristisch für fermionische Felder. Damit verknüpft<br />
ist die Feststellung, dass ψ <strong>und</strong> ψ † nicht wie im Fall des komplexen<br />
skalaren Felds als unabhängige <strong>kanonische</strong> Koordinaten betrachtet werden<br />
dürfen. Vielmehr gilt<br />
Πα = ∂L<br />
∂(∂0ψα) = i( ¯ ψγ 0 )α = iψ † α, (1.76)<br />
20
d.h. das adjungierte Feld ist das kanonisch konjugierte Feld. Im Gegensatz<br />
zu bosonischen <strong>Feldern</strong> enthält das konjugierte Feld nicht die Zeitableitung<br />
des Felds. Der Hamilton-Operator lautet dann<br />
<br />
H = d 3 <br />
x Πα ˙ <br />
ψα − L<br />
<br />
= d 3 x ¯ <br />
1<br />
ψ(x)<br />
i γi∇ i <br />
+ m ψ(x). (1.77)<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte (1.75) führt also auf den aus der relativistischen Quantentheorie<br />
bekannten Hamilton-Operator für das Dirac-Feld. (Man beachte,<br />
dass iγ µ ∂µ = iγ0∂0 − iγi∂i = iγ0 ∂<br />
∂t + iγi∇i , da ∂ µ = ∂<br />
∂t , −∇i .) Ebenso<br />
führt die Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichung auf die Dirac-Gleichung:<br />
∂µ<br />
∂L<br />
∂(∂µψ) = i∂µ( ¯ ψγ µ ) = ∂L<br />
∂ψ = −m ¯ ψ. (1.78)<br />
Man multipliziere diese Gleichung mit γ 0 <strong>von</strong> rechts, verwende (γ 0 ) 2 = 1<br />
<strong>und</strong> γ 0 γ µ γ 0 = (γ µ ) † , <strong>und</strong> adjungiere, um<br />
zu erhalten.<br />
s=± 1<br />
2<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
(i∂ − m)ψ = 0 (1.79)<br />
Die freie Theorie (1.75) kann exakt gelöst werden. Dazu wird das Feld in die<br />
Form<br />
ψα(x) = <br />
<br />
e −ipx uα(p,s)a(p,s) + e ipx vα(p,s)b † <br />
(p,s)<br />
(1.80)<br />
entwickelt. Dies liefert eine Lösung der Dirac-Gleichung, wenn p 2 = m 2 <strong>und</strong><br />
(p − m)u(p,s) = 0, (p + m)v(p,s) = 0. (1.81)<br />
Für jede dieser Gleichungen gibt es zwei linear unabhängige Lösungen (durch<br />
s gekennzeichnet), deren explizite Form wie in der relativistischen Quantentheorie<br />
gewählt werden kann. Die Existenz <strong>von</strong> genau zwei unabhängigen<br />
Lösungen impliziert die im Ansatz vorweg genommene Summation über<br />
zwei Terme, s = ± 1<br />
2 . Weiter muss man zeigen, dass die <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsregeln<br />
für ψα <strong>und</strong> Πβ erfüllt sind, wenn die Vernichtungs- <strong>und</strong><br />
Erzeugungsoperatoren a(p,s), b(p,s), ... die üblichen Vertauschungsrelationen<br />
erfüllen. Dies soll hier nicht explizit durchgeführt werden (siehe “Relativistische<br />
Quantentheorie”). Es sei jedoch hervorgehoben, dass man an dieser<br />
21
Stelle Antivertauschungsrelationen fordern muss, um sicher zu stellen, dass<br />
die Felder bei raumartigen Abständen (anti)vertauschen.<br />
Explizit findet man die Antivertauschungsrelationen<br />
{ψα(x),ψβ(y)} = 0<br />
<br />
ψα(x),<br />
(1.82)<br />
¯ ψβ(y) = (i ∂ + m)αβ∆(x − y)<br />
<br />
=<br />
<br />
(p + m)e −ip(x−y) − (− p + m)e ip(x−y)<br />
. (1.83)<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
Damit gilt für x 0 = y 0 :<br />
ψα(t,x), ¯ ψβ(t,y) <br />
=<br />
<br />
d3p (2π) 32p0 e+ip(x−y) p 0 γ 0 − p · γ + m + p 0 γ 0 + p · γ − m <br />
= (γ 0 )αβ δ (3) (x − y) . (1.84)<br />
Die <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsrelationen sind also für Πα = iψ † α erfüllt.<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte (1.75) ist invariant unter den Phasentransformationen<br />
ψ → eiαψ. Analog zum komplexen skalaren Feld folgt daraus, dass der Dirac-<br />
Spinor eine geladenes Spin-1 2 Teilchen mit Masse m <strong>und</strong> das dazugehörige<br />
entgegengesetzt geladene Antiteilchen mit gleicher Masse beschreibt.<br />
Wechselwirkungen<br />
Mit der Einschränkung, dass die Feldprodukte in der <strong>Lagrange</strong>-Dichte die<br />
Massendimension vier nicht überschreiten sollen, lassen sich Wechselwirkungsterme<br />
für Dirac-Felder nur zusammen mit anderen Feldtypen konstruieren.<br />
Zum Beispiel sind in einer Theorie <strong>von</strong> einem Dirac- <strong>und</strong> einem reellen,<br />
skalaren Feld die einzig möglichen Wechselwirkungsterme<br />
Lint = aφ ¯ ψψ + bφ ¯ ψγ5ψ. (1.85)<br />
Der zweite Term enthält γ5, <strong>und</strong> ist deshalb kein Lorentz-Skalar, sondern<br />
ein Pseudoskalar:<br />
U(Λ,a) ¯ ψγ5ψ U(Λ,a) −1 = detΛ · ( ¯ ψγ5ψ)(Λx + a) (1.86)<br />
Solche Terme verletzen die Paritätssymmetrie (Lorentz-Transformationen<br />
mit Determinante −1). Sie sind jedoch erlaubt, wenn man die Forderung<br />
nach Lorentz-Invarianz auf die Zusammenhangskomponente der Eins einschränkt.<br />
22
Weyl- <strong>und</strong> Majorana-Feld<br />
Der <strong>kanonische</strong> kinetische Term für das linkshändige Zweispinorfeld lautet<br />
L ⊃ ψ † i¯σ µ ∂µψ. (1.87)<br />
Die einzigen weiteren Terme der Massendimension ≤ 4 führen auf den<br />
Majorana-Massenterm. Die weitere Diskussion ist ähnlich zu der für das<br />
Dirac-Feld (siehe Übungsaufgabe).<br />
1.3.3 Das massive Vektorfeld<br />
Wir betrachten hier das reelle, massive Vektorfeld A µ (x). Der Grenzfall<br />
m → 0 wird anschließend diskutiert. Die Verallgemeinerung auf komplexe<br />
Vektorfelder verläuft analog zum skalaren Feld.<br />
Der einfachste Lorentz-Skalar, der Ableitungen enthält, ist ∂µA µ . Dieser<br />
Term allein führt jedoch auf eine feldunabhängige, triviale Euler-<strong>Lagrange</strong>-<br />
Gleichung. In Gegenwart weiterer Terme kann er eliminiert werden. Wie<br />
beim skalaren Feld betrachten wir also zunächst quadratische Terme der<br />
Form ∂A∂A, woraus folgt, dass [A µ ] = 1. Es gibt jedoch drei verschiedene<br />
Möglichkeiten, die Lorentz-Indizes <strong>von</strong> A <strong>und</strong> ∂ zu kontrahieren: ∂µA ν ∂µA ν ,<br />
∂µA ν ∂νA µ , ∂µA µ ∂νA ν . Wie in der Elektrodynamik definiert man den Feldstärketensor<br />
Fµν ≡ ∂µAν − ∂νAµ. (1.88)<br />
Die allgemeinste <strong>Lagrange</strong>-Dichte, die quadratisch in A µ ist, lautet dann<br />
L0 = − a<br />
4 FµνF µν + b<br />
2 (∂µA ν )(∂µA ν ) + c<br />
2 (∂µA µ )(∂νA ν )<br />
+ 1<br />
2 m2 A µ Aµ. (1.89)<br />
Um die Bedeutung der dimensionslosen Konstanten a, b <strong>und</strong> c zu klären,<br />
berechnen wir die kanonisch konjugierten Felder<br />
Πρ =<br />
∂L<br />
∂(∂0Aρ = −a<br />
)<br />
+ b<br />
2<br />
2 F µν δ 0 µ gρν − δ 0 ν gρµ<br />
δ 0 µ gρν∂ ν A µ + g 0ν δ µ ρ ∂µAν<br />
<br />
0<br />
+ cδµ δ µ ν<br />
ρ∂νA = aF 0<br />
ρ + b∂ρA 0 + cδ 0 ρ ∂µA µ . (1.90)<br />
23
Die vierdimensionale Darstellung der Lorentz-Gruppe spaltet bezüglich der<br />
dreidimensionalen Rotationen in eine eindimensionale Spin-0 <strong>und</strong> eine dreidimensionale<br />
Spin-1 Darstellung auf. Das Vektorfeld soll so konstruiert werden,<br />
dass es nur ein Spin-1 Teilchen beschreibt. Man benötigt also eine<br />
Zusatzbedingung, welche die Zahl der <strong>kanonische</strong>n Variablen <strong>von</strong> vier auf<br />
drei, entsprechend den drei Spinzuständen eines Spin-1 Objekts, reduziert.<br />
Man fordert deshalb<br />
Π 0 = (b + c)∂ 0 A 0 − c∂ i A i = 0, (1.91)<br />
so dass b = c = 0. Die freie <strong>Lagrange</strong>-Dichte lautet also<br />
L0 = − 1<br />
4 FµνF µν + 1<br />
2 m2 A µ Aµ. (1.92)<br />
Die Wahl a = 1 entspricht hier der <strong>kanonische</strong>n Normierung, m ist dann die<br />
Masse des Spin-1 Teilchens. (Das andere Vorzeichen im Vergleich zum skalaren<br />
Feld folgt daraus, dass A µ Aµ = (A 0 ) 2 − A 2 .) Man beachte, dass wegen<br />
Π 0 = 0 nur die Dreierkomponenten A i als <strong>kanonische</strong> Variablen betrachtet<br />
werden. Das Feld A 0 wird durch die anderen Felder bestimmt <strong>und</strong> besitzt<br />
keine eigenständige Zeitentwicklung.<br />
Als mögliche Wechselwirkungsterme des Vektorfelds kommen Kombinationen<br />
der Form A 2 ∂A <strong>und</strong> A 4 in Frage. In der Elektrodynamik (Grenzfall m →<br />
0) sind diese Terme durch die Forderung der Eichsymmetrie ausgeschlossen,<br />
die wiederum notwendig ist, damit der Grenzfall m → 0 durchgeführt<br />
werden kann (siehe unten). Dies erklärt, warum Photonen keine Selbstwechselwirkung<br />
besitzen. Später werden wir allgemeinere, nicht-abelsche Eichsymmetrien<br />
kennen lernen, für die dies nicht mehr der Fall ist. Zusammen<br />
mit einem Dirac-Spinorfeld kann man die Wechselwirkungsterme ¯ ψγ µ ψAµ,<br />
¯ψγ µ γ5ψAµ bilden, <strong>von</strong> denen der zweite nicht paritätssymmetrisch ist <strong>und</strong><br />
deshalb in der Elektrodynamik nicht auftritt. Im Folgenden betrachten wir<br />
Lint = −JµA µ , (1.93)<br />
wobei Jµ ein Vierervektor sein soll, der <strong>von</strong> anderen <strong>Feldern</strong> abhängt (Jµ =<br />
−e ¯ ψγ µ ψ entspräche der “massiven” Elektrodynamik), aber nicht <strong>von</strong> A µ<br />
selbst.<br />
Mit Π 0 = 0 sind die drei kanonisch konjugierten Felder durch<br />
Πi = −Π i = −F i0 = −∂ i A 0 + ∂ 0 A i = ˙ A i + ∇ i A 0 = −E i , (1.94)<br />
24
d.h. durch (minus) die elektrischen Felder gegeben. Die Euler-<strong>Lagrange</strong>-<br />
Gleichung folgt mit<br />
∂L<br />
∂ (∂νAµ) = F µν <strong>und</strong><br />
∂L<br />
∂Aµ<br />
= m 2 A µ − J µ<br />
(1.95)<br />
=⇒ ∂νF νµ + m 2 A µ = J µ . (1.96)<br />
Die freie Theorie (Jµ = 0) kann wieder exakt gelöst werden <strong>und</strong> führt auf<br />
die aus der relativistischen Quantentheorie bekannten Resultate für das freie<br />
massive Vektorfeld. Durch Anwendung <strong>von</strong> ∂µ auf (1.96) erhält man die<br />
freien Feldgleichungen<br />
∂ 2 + m 2 A µ = 0, ∂µA µ = 0. (1.97)<br />
Diese können durch den Ansatz<br />
A µ (x) = <br />
<br />
λ<br />
d 3 p<br />
(2π) 3 2p 0<br />
<br />
e −ipx ε µ (p,λ)a(p,λ) + e ipx ε µ (p,λ) ∗ a † (p,λ)<br />
(1.98)<br />
gelöst werden. Die erste Gleichung in (1.97) verlangt p 2 = m 2 bzw. p 0 =<br />
m 2 + p 2 , die zweite ε µ (p,λ) · pµ = 0. Aufgr<strong>und</strong> dieser Einschränkung<br />
ergeben sich drei linear unabhängige Lösungen für die Polarisationsvektoren,<br />
die so gewählt werden, dass<br />
<br />
λ=0,±1<br />
ε µ (p,λ)ε ν (p,λ) ∗ = −g µν + pµ p ν<br />
<br />
,<br />
. (1.99)<br />
m2 Schließlich überzeugt man sich da<strong>von</strong>, dass die <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsrelationen<br />
für A <strong>und</strong> Π erfüllt sind, wenn die Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren<br />
die <strong>kanonische</strong>n Relationen erfüllen. Man erhält also wie<br />
erwartet die freie Theorie eines massiven Spin-1 Teilchens.<br />
Wir kehren zurück zur wechselwirkenden Theorie <strong>und</strong> berechnen die Hamilton-Dichte.<br />
Zunächst notieren wir, dass (1.96) für µ = 0 nach A 0 aufgelöst<br />
werden kann:<br />
A 0 = 1<br />
m2 i i0 0<br />
∂ F + J = − 1<br />
m2 <br />
∇ · E 0<br />
− J <br />
. (1.100)<br />
Diese Gleichung enthält keine Zeitableitung <strong>von</strong> A 0 <strong>und</strong> drückt die Tatsache<br />
aus, dass A 0 durch die übrigen dynamischen Felder der Theorie bestimmt<br />
ist. Die Hamilton-Dichte ist<br />
H = −E i ˙ A i − L. (1.101)<br />
25
Der erste Term resultiert aus Πµ ˙ A µ → −E i ˙ A i , da A 0 nicht als <strong>kanonische</strong><br />
Variable gezählt werden darf. Da H als Funktion <strong>von</strong> A <strong>und</strong> E betrachtet<br />
wird, muss die Zeitableitung <strong>von</strong> A eliminiert werden. Aus der Definition<br />
<strong>von</strong> E <strong>und</strong> (1.100) erhält man<br />
Außerdem gilt:<br />
˙A i = −E i + 1<br />
m 2 ∇i ∇ · E − J 0 <br />
. (1.102)<br />
− 1<br />
4 FµνF µν = − 1 <br />
F0iF<br />
4<br />
0i + Fi0F i0 + FijF ij<br />
= 1<br />
2 F i0 F i0 − 1<br />
4 F ij F ij<br />
= 1<br />
2 E 2 − 1<br />
2<br />
= 1<br />
2 E 2 − 1<br />
2<br />
Damit erhält man<br />
H = 1<br />
2 E 2 + 1<br />
2 ∇ × A<br />
−<br />
2<br />
1<br />
− 1<br />
2m 2<br />
∇ · E − J 0 2<br />
∂ i A j ∂ i A j − ∂ i A j ∂ j A i <br />
2 ∇ × A<br />
. (1.103)<br />
m 2 Ei ∇ i ∇ · E − J 0 <br />
+ 1<br />
2 m2 A 2<br />
− 1<br />
m 2J0 ∇ · E − J 0 <br />
− J · A<br />
= 1<br />
2 E 2 + 1<br />
2 ∇ × A<br />
+<br />
2<br />
1<br />
2m2 2 ∇ · E<br />
+ 1<br />
2 m2A 2<br />
<br />
H0<br />
J 0 2<br />
− J · A − 1<br />
m2 J0 ∇ · E <br />
1<br />
+<br />
2m2 . (1.104)<br />
<br />
Hint<br />
Im Gegensatz zur <strong>Lagrange</strong>-Dichte L = L0 + Lint besitzt H keine manifest<br />
kovariante Form. Dies liegt daran, dass A 0 <strong>und</strong> A, bzw. Π 0 <strong>und</strong> Π im<br />
<strong>kanonische</strong>n <strong>Formalismus</strong> unterschiedlich behandelt werden, was wiederum<br />
eine Konsequenz der Tatsache ist, dass die vierdimensionale Vektordarstellung<br />
der Lorentz-Gruppe bezüglich der dreidimensionalen Rotationen nicht<br />
irreduzibel ist <strong>und</strong> ohne eine zusätzliche Einschränkung Spin-1 <strong>und</strong> Spin-0<br />
Zustände beschreibt.<br />
26
Grenzfall m → 0<br />
Der Grenzübergang m → 0 kann nicht einfach durchgeführt werden. Die<br />
singulären Terme in (1.104) lassen sich zu<br />
1<br />
m2 <br />
∇ · E 0<br />
− J 2 (1.105)<br />
zusammenfassen. Der Limes m → 0 kann also gebildet werden, wenn man<br />
die zusätzliche Nebenbedingung<br />
∇ · E = J 0<br />
(1.106)<br />
stellt, die gerade dem Gauß-Gesetz der Elektrodynamik entspricht. Aus<br />
(1.100) folgt dann A 0 = 0, d.h. man erhält hier die Elektrodynamik in der<br />
Coulomb-Eichung, wie sie auch in der relativistischen Quantentheorie behandelt<br />
wurde. Aus der Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichung (1.96) folgt weiter ∂µJ µ = 0,<br />
d.h. die Gleichungen sind für m = 0 nur konsistent, wenn der Strom J µ<br />
erhalten ist. Die Hamilton-Dichte ist<br />
H = 1<br />
2 E 2 + 1<br />
2 ∇ × A<br />
+ JµA<br />
2<br />
µ . (1.107)<br />
Wechselwirkende masselose Vektorfelder müssen also an erhaltene Ströme<br />
koppeln. Die Erhaltung des Stroms ist wiederum mit der Eichsymmetrie<br />
verknüpft. In der Tat ist die Hamilton-Dichte invariant unter der Eichtransformation<br />
A µ → A µ +∂ µ χ. Die Eichsymmetrie eliminiert einen weiteren Freiheitsgrad<br />
im Einklang mit der Tatsache, dass ein masseloses Vektorteilchen<br />
nur zwei Polarisationszustände besitzt. Diese Reduktion <strong>von</strong> Freiheitsgraden<br />
spiegelt sich wiederum in der Nebenbedingung ∇ · E = J 0 wieder.<br />
Die <strong>Quantisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>kanonische</strong>n Systemen mit Nebenbedingungen oder<br />
Eichsymmetrien führt zu zusätzlichen Komplikationen, die man, insbesondere<br />
für den allgemeinen nicht-abelschen Fall, am einfachsten im Pfadintegralformalismus<br />
behandelt.<br />
1.3.4 Übergang zum Wechselwirkungsbild<br />
Ausgehend <strong>von</strong> einer <strong>Lagrange</strong>-Dichte L lässt sich mit dem bisherigen Verfahren<br />
der Hamilton-Operator H des Quantensystems bestimmen. Dabei<br />
27
wird das Heisenberg-Bild verwendet. Die Zustände des Systems sind zeitunabhängig,<br />
die Feldoperatoren evolvieren gemäß der Heisenberg-Gleichung,<br />
∂<br />
φ(x) = i[H,φ(x)] , (1.108)<br />
∂t<br />
bzw. φ(t,x) = e iHt φ(0,x) e −iHt , (1.109)<br />
weil H keine explizite Zeitabhängigkeit besitzt. Außer für freie Felder, für<br />
welche die Feldgleichung linear ist, kann man die Zeitentwicklung in der<br />
Regel nicht exakt analytisch lösen. Die wechselwirkenden Felder entwickelt<br />
man auch nicht in Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren <strong>von</strong> Impulseigenzuständen,<br />
denn diese sind zeitunabhängig. Eine solche Entwicklung<br />
des Feldoperators φ(x) ist also nur möglich, wenn seine Zeitabhängigkeit<br />
bekannt ist.<br />
Wenn die Wechselwirkung schwach ist, kann die Dynamik des Systems mit<br />
Hilfe der zeitabhängigen Störungstheorie gelöst werden. Dazu verwendet<br />
man das Wechselwirkungsbild, das wie folgt definiert wird: bei t = 0 spalte<br />
man H = H0 + Hint in einen ungestörten Anteil <strong>und</strong> eine Störung auf. Zu<br />
diesem Zeitpunkt sollen die Felder im Wechselwirkungsbild mit den <strong>Feldern</strong><br />
im Heisenberg-Bild übereinstimmen:<br />
φI (0,x) ≡ φ(0,x). (1.110)<br />
Die Zeitentwicklung der Felder im Wechselwirkungsbild wird jedoch per Defnition<br />
durch H0 (bei t = 0) bestimmt,<br />
φI (t,x) ≡ e iH0t φI (0,x) e −iH0t , (1.111)<br />
woraus insbesondere folgt, dass HI0 = H0 zeitunabhängig ist. Die Zustände<br />
im Wechselwirkungsbild sind mit den zeitunabhängigen Zuständen des Heisenberg-Bilds<br />
durch<br />
|ψI〉(t) = e iH0t e −iHt |ψ〉 (1.112)<br />
verknüpft. Dann sind die Matrixelemente in beiden Bildern gleich:<br />
〈ψI(t)|AI(t)|ψI(t)〉 = 〈ψ|e −iHt e iH0t AI(t)e iH0t e −iHt |ψ〉<br />
= 〈ψ|e −iHt AI(0)e −iHt |ψ〉 = 〈ψ|e −iHt A(0)e −iHt |ψ〉<br />
= 〈ψ|A(t)|ψ〉. (1.113)<br />
Die zeitabhängige Störungstheorie führt die Berechnung der linken Seite auf<br />
die Berechnung <strong>von</strong> Matrixelementen in den ungestörten Zuständen zurück.<br />
28
In der relativistischen Quantentheorie sind dies die Fock-Zustände <strong>von</strong> nichtwechselwirkenden<br />
Teilchen. Die Auswertung der einzelnen Terme wird mit<br />
dem in der “Relatvistischen Quantentheorie” abgeleiteten Wick-Theorem<br />
<strong>und</strong> den Feynman-Regeln vereinfacht.<br />
Die Berechnung <strong>von</strong> Übergangsmatrixelementen in einer durch L spezifizierten<br />
Theorie in der Störungstheorie geschieht also im Allgemeinen wie<br />
folgt:<br />
1. Man bestimme den Hamilton-Operator H.<br />
2. Man zerlege bei t = 0: H = HI = HI0 + HI int. Da die Felder<br />
im Wechselwirkungsbild mit HI0 evolvieren, genügen sie den freien<br />
Feldgleichungen <strong>und</strong> können wie freie Felder in der üblichen Weise in<br />
Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren entwickelt werden. Präziser<br />
ausgedrückt muss die Aufspaltung in einen freien <strong>und</strong> einen Wechselwirkungsanteil<br />
genau so vorgenommen werden, damit dies möglich ist,<br />
was dann der Fall ist, wenn HI0 dargestellt durch Erzeugungs- <strong>und</strong><br />
Vernichtungsoperatoren die Form<br />
HI0 = <br />
<br />
<br />
alle s<br />
Teilchensorten<br />
d3p (2π) 3 <br />
p0 a<br />
2p0 † (p,s)a(p,s) + [evtl. Antiteilchen]<br />
(1.114)<br />
annimmt, was die Interpretation als freien Hamilton-Operator rechtfertigt.<br />
3. Man drücke HI int[φI,ΠI] wieder durch φI <strong>und</strong> seine Ableitungen aus.<br />
Im Allgemeinen ist die funktionale Form <strong>von</strong> ˙ φI = ˙ φI(φI,ΠI) nicht<br />
gleich der <strong>von</strong> ˙ φ = ˙ φ(φ,Π), da<br />
˙φI = i[HI0,φI] , aber ˙ φ = i[H,φ]. (1.115)<br />
Der so bestimmte Hamilton-Operator der Wechselwirkung im Wechselwirkungsbild<br />
geht in die gr<strong>und</strong>legenden Gleichungen für die Störungsentwicklung<br />
ein <strong>und</strong> bestimmt die Form der “Vertizes” in den Feynman-Regeln<br />
(siehe “Relativistische Quantentheorie”).<br />
Dieses Verfahren wird im Folgenden durch zwei Beispiele erläutert. Damit<br />
ist der Zusammenhang zwischen dem <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong> <strong>und</strong> der<br />
in der “Relativistischen Quantentheorie” behandelten Störungstheorie hergestellt.<br />
In dieser Vorlesung wird jedoch ein anderer Zugang verfolgt, in<br />
dem die Störungstheorie über die Pfadintegraldarstellung definiert wird. Die<br />
Einführung des Wechselwirkungsbilds ist in diesem Zugang nicht nötig.<br />
29
Beispiel 1<br />
Es sei<br />
L = 1<br />
2 ∂µφ∂ µ φ + ¯ ψ i∂ ψ − m ¯ ψψ + g φ ¯ ψψ. (1.116)<br />
Mit Πφ = ˙ φ <strong>und</strong> Πψ = iψ † erhält man<br />
H = 1<br />
<br />
Π<br />
2<br />
2 φ + ( ∇φ) 2<br />
+ Πψ(−iγ 0 <br />
1<br />
)<br />
i γi∇ i <br />
+ m ψ<br />
<br />
H0<br />
− g φΠψ(iγ 0 )ψ . (1.117)<br />
<br />
Hint<br />
In diesem Ausdruck werden (bei t = 0) alle Felder durch die im Wechselwirkungsbild<br />
ersetzt. Die Aufspaltung in den freien <strong>und</strong> wechselwirkenden<br />
Anteil wird tentativ wie angegeben vorgenommen. Dann berechnet man mit<br />
Hilfe der <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsregeln<br />
<br />
˙φI(t,x) = i[HI0,φI(t,x)] =<br />
d 3 y 1 2<br />
ΠφI (t,y),φI(t,x)<br />
2<br />
= ΠφI(t,x).<br />
(1.118)<br />
Für das Spinorfeld ist die Definition iψ †<br />
I = ΠψI konsistent mit den Vertauschungsregeln.<br />
Eliminiert man nun ΠφI <strong>und</strong> ΠψI aus (1.117), erhält man<br />
für H0 die bekannte freie Hamiltondichte für ein reelles skalares <strong>und</strong> ein<br />
Dirac-Spinorfeld, was die Aufspaltung rechtfertigt. Die Wechselwirkungs-<br />
Hamilton-Dichte ist folglich<br />
HI int = −gφI ¯ ψIψI = −Lint(φI,ψI). (1.119)<br />
Dieser Zusammenhang zwischen der <strong>Lagrange</strong>-Dichte <strong>und</strong> der Hamilton-<br />
Dichte der Wechselwirkungsterme gilt häufig aber nicht immer, wie das<br />
nächste Beispiel zeigt.<br />
Beispiel 2 (Massives Vektorfeld)<br />
Ziel ist die Bestimmung des Wechselwirkungs-Hamilton-Operators im Wechselwirkungsbild<br />
für die “massive Elektrdynamik” mit der <strong>Lagrange</strong>-Dichte<br />
L = − 1<br />
4 FµνF µν + 1<br />
2 m2 A µ Aµ − JµA µ . (1.120)<br />
30
Die Hamilton-Dichte ist durch (1.104) gegeben. Die in dieser Gleichung angedeutete<br />
Aufspaltung in einen freien <strong>und</strong> einen wechselwirkenden Anteil ist<br />
im Folgenden noch zu rechtfertigen.<br />
Zunächst wird in (1.104)<br />
ersetzt. Das Feld A 0 I<br />
A → AI , E → EI . (1.121)<br />
ist durch die Vorschrift für den Übergang zum Wechselwirkungsbild<br />
nicht festgelegt. Man definiert deshalb<br />
A 0 I<br />
≡ − 1<br />
m 2 ∇ · EI. (1.122)<br />
Aus den <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsregeln für die Felder im Wechselwirkungsbild<br />
folgen die Beziehungen:<br />
<br />
˙AI = i H0, <br />
AI<br />
<br />
˙EI = i H0, <br />
EI<br />
= − EI + 1<br />
m2 <br />
∇ ∇ · EI<br />
, (1.123)<br />
= − ∇ 2 AI<br />
+ <br />
∇ ∇ · AI<br />
<br />
<br />
+ m 2 AI . (1.124)<br />
Um zu (1.124) gelangen, wurde <strong>von</strong> der Identität ( ∇ × A) 2 = ∇ i A j ∇ i A j −<br />
∇ i A j ∇ j A i Gebrauch gemacht. Die Motivation für die Definition <strong>von</strong> A 0 I wird<br />
damit klar, denn die erste Gleichung impliziert dann den üblichen Ausdruck<br />
für das elektrische Feld,<br />
EI = − ˙ AI − ∇A 0 I . (1.125)<br />
Eliminiert man nun EI in (1.122) <strong>und</strong> (1.124), erhält man<br />
∇ 2 A 0 I + ˙AI ∇ · − m 2 A 0 I = 0, (1.126)<br />
∇ 2 AI<br />
− <br />
∇ ∇ · AI<br />
− ¨ AI<br />
− ∇ · A˙ 0<br />
I − m 2 AI<br />
= 0. (1.127)<br />
Diese beiden Gleichungen lassen sich zu<br />
zusammenfassen. Bildet man ∂µ erhält man<br />
∂µA µ<br />
I<br />
∂ 2 A µ<br />
I − ∂µ ∂νA ν I + m 2 A µ<br />
I = 0 (1.128)<br />
= 0 <strong>und</strong><br />
∂ 2 + m 2 A µ<br />
I<br />
31<br />
= 0, (1.129)
d.h. die korrekten Bewegungsgleichungen für das freie Feld, das entsprechend<br />
(1.98) in Erzeugungs- <strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren entwickelt werden kann.<br />
Damit kann man auch die Vertauschungsrelationen explizit verifizieren. Aus<br />
A µ<br />
I (x),Aν I (y) = (−1)<br />
<br />
g µν + ∂µ ∂ ν<br />
m 2<br />
<br />
∆(x − y) (1.130)<br />
berechnet man z.B.<br />
<br />
A i I(t,x), −E j<br />
I (t,y)<br />
<br />
= A i I(t,x), ˙ A j<br />
I (t,y) + ∇jA 0 <br />
I(t,y)<br />
ij ∂<br />
= δ<br />
∂y0∆(x − y)| x0 ∂<br />
=y0 −<br />
∂y0 ∇i∇j m2 ∆(x − y)| x0 =y0 ∂<br />
j<br />
∇i<br />
∂x − ∇ 0<br />
m2 ∆(x − y)| x0 =y0 = δ ij iδ (3) (x − y) , (1.131)<br />
wie gefordert <strong>und</strong> in der Ableitung der Bewegungsgleichungen verwendet.<br />
Man beachte, dass das zu A i kanonisch konjugierte Feld Πi = −E i ist.<br />
Damit ist gezeigt, dass der in (1.104) identifizierte freie Anteil richtig gewählt<br />
worden ist. Der Wechselwirkungs-Hamiltonoperator ist folglich durch die<br />
übrigen Terme,<br />
HI int =<br />
<br />
d 3 x<br />
<br />
JµA µ 1<br />
I +<br />
2m2 0<br />
J <br />
2<br />
, (1.132)<br />
gegeben <strong>und</strong> enthält einen nichtkovarianten Term, obwohl die Wechselwirkung<br />
−JµA µ in der <strong>Lagrange</strong>-Dichte manifest kovariant ist.<br />
Die Störungsentwicklung ist aus Vertizes <strong>und</strong> den freien Propagatoren aufgebaut.<br />
Der Propagator des massiven Vektorfelds (siehe Übungsaufgabe “Relativistische<br />
Quantentheorie”),<br />
<br />
d4k 〈0|T(Aµ(x1)Aν(x2)) |0〉 = i<br />
(2π) 4 e−ik(x1−x2) −gµν + kµkν<br />
m2 k2 − m2 + iε<br />
− i<br />
m 2 δ(4) (x − y)δ 0 µδ 0 ν . (1.133)<br />
enthält ebenfalls einen nicht-kovarianten Term. Der nichtkovariante Term in<br />
HI int hat genau die richtige Form, um die Nichtkovarianz des Propagators<br />
zu kompensieren.<br />
32
Betrachtet man zum Beispiel die Elektron-Elektron-Streuung in der massiven<br />
Quantenelektrodynamik, für welche J µ = −e ¯ ψγ µ ψ, dann erhält man in<br />
niedrigster Ordnung der Störungsentwicklung folgende Feynman-Diagramme<br />
(sowie einen identischen Satz <strong>von</strong> Diagrammen, bei denen die Endzustandslinien<br />
vertauscht sind):<br />
=<br />
ieγ µ<br />
ieγ µ<br />
Propagator<br />
des Vektorfelds<br />
+ 2 ·<br />
lokale Wechselwirkung<br />
− i<br />
2m2 e2 <br />
ψγ ¯ 0ψ ¯ψγ 0ψ nur konvarianter<br />
Anteil des Propagators<br />
Das Beispiel legt nahe, dass die Regeln so vereinfacht werden können, dass<br />
man sowohl den nichtkovarianten Anteil des Propagators als auch den nichtkovarianten<br />
Wechselwirkungsterm einfach weglässt.<br />
Ein ähnliches Phänomen tritt in der Quantenelektrodynamik in der Coulomb-Eichung<br />
auf. In der “Relativistischen Quantentheorie” hatten wir die<br />
nichtkovariante Coulomb-Wechselwirkung “per Hand” hinzugefügt, um die<br />
Nichtkovarianz des Photonpropagators in der Coulomb-Eichung zu kompensieren.<br />
Im <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong> ist die relativistische Invarianz garantiert <strong>und</strong> der<br />
notwendige nichtkovariante Term im Hamiltonoperator folgt automatisch<br />
aus der Konstruktion.<br />
1.4 Symmetrien im <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong><br />
Die folgenden Überlegungen sind Verallgemeinerungen der Behandlung <strong>von</strong><br />
Symmetrien in der klassischen <strong>Lagrange</strong>-Mechanik.<br />
33
1.4.1 Noether-Theorem<br />
Die Wirkung eines physikalischen Systems sei durch<br />
<br />
S[φn] = d 4 x L (φn,∂µφn) (1.134)<br />
definiert. Unter einer Symmetrie versteht man eine Transformation der Felder,<br />
unter welcher die Wirkung invariant bleibt:<br />
φ ′ n (x) = φn(x) + εFn (φn ′(x),∂µφn ′(x)) + O(ε2 ) (1.135)<br />
S[φ ′ n] = S[φn]. (1.136)<br />
Wir betrachten hier kontinuierliche, infinitesimale Symmetrien, die durch ǫ<br />
parameterisiert werden.<br />
Das Noether-Theorem besagt:<br />
Zu jeder (kontinuierlichen) Symmetrie gehört ein erhaltener<br />
Strom <strong>und</strong> eine erhaltene Ladung.<br />
Beweis: Die Invarianz der Wirkung impliziert, dass sich L nur um eine totale<br />
Divergenz ändern kann, d.h.<br />
δL = L φ ′ n,∂µφ ′ <br />
n − L (φn,∂µφn) ≡ ε∂µK µ (x). (1.137)<br />
Andererseits gilt:<br />
δL = ∂L<br />
δφn +<br />
∂φn<br />
∂L<br />
∂ (∂µφn) δ (∂µφn), (1.138)<br />
mit δφn = εFn <strong>und</strong> δ (∂µφn) = ε∂µFn. Unter Verwendung der Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichung<br />
∂L ∂L<br />
= ∂µ<br />
(1.139)<br />
∂φn ∂ (∂µφn)<br />
folgt dann aus (1.138):<br />
δL = ε∂µ<br />
<br />
∂L<br />
∂ (∂µφn) Fn<br />
<br />
. (1.140)<br />
Bildet man nun die Differenz aus (1.137) <strong>und</strong> (1.140), so folgt, dass<br />
j µ (x) ≡<br />
∂L<br />
∂ (∂µφn) Fn(x) − K µ (x) (1.141)<br />
34
ein erhaltener Strom ist, denn es gilt ∂µj µ (x) = 0.<br />
Man beachte: Die Invarianz der Wirkung gilt nach Voraussetzung für beliebige<br />
Feldkonfigurationen φn(x). Die Erhaltung des Stroms dagegen nur für<br />
solche, die die Bewegungsgleichungen erfüllen, da <strong>von</strong> den Euler-<strong>Lagrange</strong>-<br />
Gleichungen Gebrauch gemacht wurde.<br />
Mit dem erhaltenen Strom j µ (x) ist auch eine erhaltene Ladung<br />
<br />
Q ≡<br />
verb<strong>und</strong>en, denn<br />
dQ<br />
dt =<br />
<br />
d 3 x ∂ 0 j 0 <br />
(x) = −<br />
d 3 x j 0 (x) (1.142)<br />
d 3 x ∇ ·j(x) = 0. (1.143)<br />
Die letzte Gleichheit gilt unter der üblichen Annahme, dass die Randterme<br />
im Unendlichen verschwinden. Eine Subtilität besteht darin, dass das<br />
Integral d 3 x j 0 (x) divergieren kann, so dass Q nicht existiert.<br />
Der Ladungsoperator erzeugt die Symmetrie, d.h. es gilt<br />
δφn = εFn = i[εQ,φn] , (1.144)<br />
falls K0 (x) ≡ 0 <strong>und</strong> falls Fn nicht <strong>von</strong> ˙ φn (genauer Πn) abhängt. Man<br />
verifiziert dies mit Hilfe der <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsrelationen. Zunächst<br />
gilt<br />
i[Q,φn ′(y)] =<br />
=<br />
<br />
<br />
d 3 <br />
<br />
∂L<br />
x i Fn(x),φn ′(y)<br />
∂ (∂0φn(x))<br />
d 3 x i[Πn(x)Fn(x),φn ′(y)] , (1.145)<br />
wobei Fn(x) ≡ Fn[φm(x)]. Die Zeitargumente sind hier unterdrückt; alle<br />
Größen werden zur selben Zeit t genommen.<br />
Da Fn nicht <strong>von</strong> Πn abhängt, (anti-)vertauscht Fn mit φn (je nachdem,<br />
ob φn bosonisch oder fermionisch ist, sind auch Πn <strong>und</strong> Fn bosonisch oder<br />
fermionisch), d.h. es gilt:<br />
[ΠnFn,φn ′] = ΠnFnφn ′ − φn ′ΠnFn<br />
= ±Πnφn ′Fn − φn ′ΠnFn = ± [Πn,φn ′] ∓ Fn . (1.146)<br />
35
Damit vereinfacht sich (1.145) zu<br />
<br />
i[Q,φn ′(y)] = ±i d 3 x [Πn(x),φn ′(y)] ∓ Fn(x)<br />
<br />
= −i d 3 x [φn ′(y),Πn(x)] ∓ Fn(x)<br />
= δnn ′<br />
<br />
Man unterscheidet zwei Klassen <strong>von</strong> Symmetrien:<br />
• Raumzeit-Symmetrien<br />
d 3 x δ (3) (x − y) Fn(x) = Fn(y). (1.147)<br />
Dabei handelt es sich um die inhomogenen Lorentz-Transformationen<br />
(Poincaré-Transformationen).<br />
• Innere Symmetrien<br />
Dies sind Transformationen der Feldvariablen am gleichen Punkt, d.h.<br />
Transformationen, die einen Index n verändern, der kein Spinor- oder<br />
Lorentz-Index ist.<br />
1.4.2 Poincaré-Transformationen<br />
Jedem Element der Zusammenhangskomponente der Eins der Poincaré-<br />
Gruppe (Λ,a) wird ein unitärer Operator U(Λ,a), der auf dem Hilbert-<br />
Raum der Zustände wirkt, zugeordnet. Für das Transformationsverhalten<br />
eines generischen Feldes φα(x) gilt dann (vgl. “Relativistische Quantentheorie”,<br />
Kap. 3.3.1):<br />
φ ′ α (x) = U (Λ,a) φα(x)U (Λ,a) −1 = <br />
α ′<br />
Dαα ′<br />
−1<br />
Λ φα ′ (Λx + a) , (1.148)<br />
mit Dαα ′ (Λ) einer Matrixdarstellung der homogenen Lorentzgruppe.<br />
Für infinitesimale Poincaré-Transformationen Λ = + w + ..., a = ε + ...<br />
erhält man entsprechend<br />
U (Λ,a) = + iεµP µ − i<br />
2 wµνJ µν + ... . (1.149)<br />
P µ <strong>und</strong> J µν sind hermitesche Operatoren, die Generatoren der Transformation<br />
Sie erfüllen die Vertauschungsrelationen der Poincaré-Algebra (vgl.<br />
“Relativistische Quantentheorie”, Kap. 3.1.2).<br />
36
Translationen <strong>und</strong> der Energie-Impuls-Tensor<br />
Wir betrachten zunächst infinitesimale Translationen ǫ µ . Aus (1.148) <strong>und</strong><br />
(1.149) folgt<br />
δφα = i[εµP µ ,φα] = εµ∂ µ φα . (1.150)<br />
Den Translationen entsprechen vier unabhängige Symmetrien (µ = 0,1,2,3)<br />
mit F µ α = ∂ µ φα.<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte ist ein Skalar, d.h. L ′ (x) = L (Λx + a), deshalb<br />
δL = εµ∂ µ L = εµ∂ν (g µν L) (1.151)<br />
⇒ K µν = g µν L . (1.152)<br />
Man beachte die Bedeutung der Indizes: der Lorentz-Index ν entspricht dem<br />
Index µ in der Definition <strong>von</strong> K µ in (1.137) <strong>und</strong> des Noether-Stroms (1.141).<br />
Der Index µ kennzeichnet hier dagegen die Richtung der Translation. Der<br />
erhaltene Strom ist dann gemäß (1.141)<br />
T µν =<br />
∂L<br />
∂ (∂νφα) ∂µ φα − g µν L . (1.153)<br />
Dies ist der <strong>kanonische</strong> Energie-Impuls-Tensor. Die Ladungsoperatoren sind<br />
somit durch<br />
ˆP µ <br />
= d 3 x T µ0 <br />
= d 3 <br />
∂L<br />
x<br />
∂ (∂0φα) ∂µ φα − g µ0 <br />
L (1.154)<br />
gegeben. Der Vergleich <strong>von</strong> (1.150) mit (1.144) legt nahe, dass ˆ P µ = P µ ,<br />
d.h. dass (1.154) die Generatoren der Translation durch die Feldoperatoren<br />
ausdrückt. Um dies zu zeigen, betrachten wir die Fälle µ = 0 <strong>und</strong> µ = i<br />
getrennt.<br />
µ = 0 : Der Ladungsoperator ist<br />
ˆP 0 <br />
= d 3 x<br />
<br />
Πα ˙ <br />
φα − L = H = P 0 , (1.155)<br />
d.h. P 0 ist in der Tat der Energieoperator <strong>und</strong> erzeugt Zeittranslationen<br />
gemäß der Heisenberg-Gleichung<br />
˙φα = i[H,φα] . (1.156)<br />
37
µ = i : In diesem Fall ist K i0 = 0 <strong>und</strong> F i n = ∂ i φα unabhängig <strong>von</strong> Πα.<br />
Dann gilt (1.144), so dass<br />
[ ˆ P i ,φα] = 1<br />
i ∂i φα. (1.157)<br />
Der Vergleich mit (1.150) ergibt ˆ P i = P i , d.h. ˆ P i erzeugt Trans-<br />
lationen <strong>und</strong> liefert den Impulsoperator<br />
P i <br />
= d 3 x T i0 <br />
= d 3 ∂L<br />
x<br />
∂ (∂0φα) ∂iφα <br />
= −<br />
d 3 x Π α ∇ i φα . (1.158)<br />
Der <strong>kanonische</strong> Energie-Impuls-Tensor ist nicht symmetrisch, da die Indizes<br />
µ,ν in der Ableitung eine asymmetrische Rolle spielen.<br />
Konstruktion des symmetrischen Energie-Impuls-Tensors<br />
Die Symmetrie des Energie-Impuls-Tensors ist jedoch notwendig, weil er als<br />
Quelle des relativistischen Gravitationsfeldes, beschrieben durch den symmetrischen<br />
metrischen Tensor gµν, auftritt. Die Feldgleichung für den metrischen<br />
Tensor (die Einstein-Gleichung) lautet<br />
Rµν − 1<br />
2 gµνR = −8πGNTµν<br />
(1.159)<br />
wobei Rµν <strong>und</strong> R <strong>von</strong> gµν abhängende Objekte sind, <strong>von</strong> denen hier nur<br />
<strong>von</strong> Bedeutung ist, dass der Ricci-Tensor Rµν symmetrisch ist. Die linke<br />
Seite <strong>von</strong> (1.159) ist also symmetrisch in µ ↔ ν. Somit muss auch Tµν, der<br />
Energie-Impuls-Tensor der “Materiefelder”, symmetrisch sein.<br />
Ausgangspunkt der folgenden Konstruktion ist die Feststellung, dass der<br />
erhaltene Noether-Strom nicht eindeutig ist. Man kann immer die Divergenz<br />
eines antisymmetrischen Tensors hinzufügen <strong>und</strong><br />
j ν → j ′ν (x) ≡ j ν (x) + ∂ρk νρ (x) mit k νρ (x) = −k ρν (x), (1.160)<br />
ersetzen. Der neu definierte Strom ist weiterhin erhalten, denn<br />
∂νj ′ν (x) = ∂νj ν (x) + ∂ν∂ρk νρ = ∂νj ν (x) = 0. (1.161)<br />
38
Für den Fall des Energie-Impuls-Tensors definieren wir also<br />
θ µν (x) ≡ T µν (x) + ∂ρK µνρ (x) (1.162)<br />
<strong>und</strong> bestimmen K µνρ so, dass θ µν symmetrisch ist.<br />
Zur Konstruktion des symmetrischen Energie-Impuls-Tensors benötigen wir<br />
das Transformationsverhalten des Feldes unter homogenen Lorentz-Transformationen<br />
φ ′ α(x) = U(Λ)φα(x)U(Λ) −1 = Dαα ′(Λ−1 )φα ′(Λx), (1.163)<br />
i<br />
− mit U (Λ) = e 2 wµνJµν<br />
φ ′ <br />
α(x) =<br />
. Für infinitesimale Transformationen<br />
+ i<br />
2 wµνΣ µν <br />
+ ... φα ′(x + wx + ...). (1.164)<br />
Da D(Λ) eine Matrixdarstellung der Lorentzgruppe bildet, gilt<br />
i<br />
−<br />
Λ → D(Λ) ≡ e 2wµνΣµν αα ′<br />
<strong>und</strong> D(Λ −1 ) = D(Λ) −1 . (1.165)<br />
Hier bilden die antisymmetrischen Matrizen Σ µν die Erzeugenden der Matrixdarstellung.<br />
Für die wichtigsten Darstellungen<br />
Σ µν = 0 für D (0,0) (skalares Feld)<br />
Σ µν =<br />
σ µν für D (0, 1<br />
2)<br />
¯σ µν für D ( 1<br />
2 ,0)<br />
Σ µν = i<br />
4 [γµ ,γ µ ] =<br />
(Σ µν )αα ′ = iδ µ α δν α ′ − δν α δµ<br />
α ′<br />
<br />
σ µν 0<br />
0 ¯σ µν<br />
<br />
für D 1 1 ( , 2 2)<br />
Wir erhalten also für homogene Lorentz-Transformationen<br />
(Dirac-Feld) (1.166)<br />
(Vektorfeld)<br />
δφα = iwµν [J µν ,φα]<br />
= i<br />
2 wµν · (i(x µ ∂ ν − x ν ∂ µ ) + Σ µν ) αα ′ φα ′ . (1.167)<br />
Die erste Identität folgt aus der ersten Gleichheit in (1.163), die zweite<br />
erhält man aus der Entwicklung <strong>von</strong> (1.164) in w unter der Verwendung der<br />
39
Antisymmetrie wµν = −wνµ. Für die Variation der Ableitungen eines Felds<br />
gilt folglich:<br />
δ (∂ρφα) = ∂ρ (δφα) = i<br />
2 wµν<br />
<br />
+ i δ µ ρ ∂ν − δ ν ρ ∂µ φα<br />
(i(x µ ∂ ν − x ν ∂ µ ) + Σ µν ) αα ′ ∂ρφα ′<br />
<br />
. (1.168)<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Dichte L(x) ist unter Lorentz-Transformationen nicht invariant,<br />
sondern transformiert wie ein skalares Feld (Σ µν = 0). An der Stelle<br />
x = 0 ist die <strong>Lagrange</strong>-Dichte jedoch invariant, da x = 0 bei einer homogenen<br />
Lorentz-Transformation in sich selbst überführt wird. Folglich gilt<br />
für die Transformationen<br />
δL = 0 (1.169)<br />
δφα = i<br />
2 wµν (Σ µν ) αα ′ φα ′, (1.170)<br />
δ (∂ρφα) = i<br />
2 wµν<br />
<br />
(Σ µν ) αα ′ ∂ρφα ′ + iδ µ ρ ∂ν − δ ν ρ ∂µ <br />
φα . (1.171)<br />
Die zweite Gleichung drückt aus, dass die Transformation der Ableitung des<br />
Felds einen Term erbt, der mit dem Spin des Felds φα zusammenhängt <strong>und</strong><br />
einen zusätzlichen Term, der einem Vektorfeld entspricht [vgl. (1.166)], wie<br />
es sein sollte. So ist z.B. für ein skalares Feld φ (Σ µν = 0) die Ableitung ∂ρφ<br />
ein Vektorfeld, <strong>und</strong> muss entsprechend transformieren.<br />
Aus (1.169) <strong>und</strong> (1.170) folgt dann<br />
0 = δL = ∂L<br />
= wµν<br />
= wµν<br />
i<br />
2<br />
∂φα<br />
∂L<br />
∂φα<br />
− 1 ∂L<br />
2 ∂ (∂ρφα)<br />
<br />
i<br />
2 ∂ρ<br />
δφα + ∂L<br />
δ (∂ρφα)<br />
∂ (∂ρφα)<br />
(Σ µν i<br />
) αα ′ φα ′ +<br />
2<br />
∂L<br />
δ µ ρ ∂ ν − δ ν ρ ∂ µ φα<br />
∂L<br />
∂ (∂ρφα) (Σµν ) αα ′ φα ′<br />
∂ (∂ρφα) (Σµν ) αα ′ ∂ρφα ′<br />
<br />
<br />
− 1<br />
2 (T νµ − T µν <br />
) , (1.172)<br />
wobei beim Übergang zur letzten Zeile die Euler-<strong>Lagrange</strong>-Gleichung verwendet<br />
wurde, um<br />
∂L<br />
∂L<br />
durch ∂ρ<br />
∂φα ∂ (∂ρφα)<br />
40
zu ersetzen. Dies liefert einen Ausdruck für den antisymmetrischen Anteil<br />
des <strong>kanonische</strong>n Energieimpulstensors, d.h. der Ausdruck<br />
T µν − 1<br />
2 (T µν − T νµ ) = T µν <br />
i ∂L<br />
+ ∂ρ<br />
2 ∂ (∂ρφα) (Σµν ) αα ′ φα ′<br />
<br />
(1.173)<br />
ist symmetrisch unter der Vertauschung µ ↔ ν. Der Ausdruck in den Klammern<br />
ist aber noch nicht das gesuchte K µνρ , da er nicht antisymmetrisch in<br />
ν ↔ ρ ist. Wir addieren deshalb einen Term innerhalb der Klammer, welcher<br />
symmetrisch in µ ↔ ν ist <strong>und</strong> die Klammer in ν ↔ ρ antisymmetrisiert. Das<br />
führt zum gesuchten Belinfante-Energie-Impuls-Tensor<br />
θ µν ≡ T µν + i<br />
2 ∂ρ<br />
<br />
∂L<br />
∂ (∂ρφα) (Σµν ) αα ′ φα ′<br />
− ∂L<br />
∂ (∂νφα) (Σµρ ) αα ′ φα ′ −<br />
∂L<br />
mit den gewünschten Eigenschaften:<br />
θ µν = θ νµ<br />
∂ (∂µφα) (Σνρ ) αα ′ φα ′<br />
<br />
, (1.174)<br />
(1.175)<br />
∂νθ µν = 0. (1.176)<br />
Der Belinfante-Tensor kann auch verwendet werden, um die boost- <strong>und</strong> Rotationsgeneratoren<br />
explizit zu konstruieren. Sei<br />
Dann ist M µνρ erhalten, denn<br />
M µνρ ≡ x µ θ νρ − x ν θ µρ . (1.177)<br />
∂ρM µνρ = δρ µ θ νρ + x µ ∂ρθ νρ − δρ ν θ µρ + x µ ∂ρθ µρ = θ νµ − θ µν = 0. (1.178)<br />
Folglich sind J µν = d 3 xM µν0 (x) sind erhaltene Ladungen.<br />
Man verifiziert nun, dass die so konstruierten Operatoren tatsächlich die<br />
Vertauschungsregeln der Poincaré-Algebra (“Relativistische Quantentheorie”,<br />
Kap. 3.1) erfüllen:<br />
[P µ ,P ν ] = 0,<br />
[P µ ,J ρσ ] = i(g µρ P σ − g µσ P ρ ) , (1.179)<br />
[J µν ,J ρσ ] = i(g νρ J µσ + g µσ J νρ − g µρ J νσ − g νσ J µρ ).<br />
41
Dies soll hier nicht ausgeführt werden. Als Beispiel betrachten wir<br />
0 0i<br />
P ,J = H,J 0i = 1<br />
<br />
dJ0i ∂J0i<br />
− = −<br />
i dt ∂t<br />
1 ∂J<br />
i<br />
0i<br />
∂t<br />
= − 1<br />
<br />
d<br />
i<br />
3 x ∂<br />
∂t M0i0 (x) = − 1<br />
<br />
d<br />
i<br />
3 x ∂ i0 i 00<br />
tθ − x θ<br />
∂t<br />
<br />
= − 1<br />
<br />
i<br />
d 3 x θ i0 (x) = iP i . (1.180)<br />
Im zweiten Schritt wurde hier zunächst die Heisenberg-Gleichung verwendet<br />
<strong>und</strong> anschließend ausgenutzt, dass J 0i eine erhaltene Ladung ist, so dass<br />
d<br />
dt J0i = 0.<br />
Damit haben wir alle mit der Raumzeitsymmetrie assoziierten erhaltenen<br />
Noether-Ladungen konstruiert.<br />
1.4.3 Innere Symmetrien<br />
Die Poincaré-Symmetrie wirkt auf das Raumzeitargument <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> φα<br />
(x → Λx + a) <strong>und</strong> auf den Index α, welcher mit dem Spin zusammenhängt<br />
(Spinor-, Vektorindex, etc.). Innere Symmetrien hängen dagegen mit weiteren<br />
charakterisierenden Eigenschaften <strong>und</strong> abstrakten, inneren Freiheitsgraden<br />
<strong>von</strong> Teilchen zusammen (vgl. “Relativistische Quantentheorie” Kap.<br />
3.2.4). Bei <strong>Feldern</strong> wirken innere Symmetrien auf einen zusätzlichen Index,<br />
mit dem eine Gruppe <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> zusammengefasst wird, gerade weil sie<br />
durch eine Symmetrietransformation ineinander überführt werden. Es wird<br />
immer angenommen, dass die irreduziblen Darstellungen der inneren Symmetrie<br />
auf dem Hilbert-Raum endlichdimensional sind, da in der Natur nur<br />
dieser Fall bekannt ist.<br />
Wir gehen im Folgenden <strong>von</strong> einer Lie-Gruppe G mit Elementen g aus. Diesen<br />
Elementen wird jeweils eine unitäre Darstellung U(g) auf dem Hilbert-<br />
Raum zugeordnet. Nahe der Eins können die Operatoren U(g) in der Form<br />
U(g) = e iεi ˆ T i<br />
= + iε i ˆ T i + ... (1.181)<br />
geschrieben werden. Für eine D-dimensionale Lie-Gruppe gibt es D hermitesche<br />
Generatoren ˆ T i , die die Vertauschungsrelationen<br />
<br />
ˆT i<br />
, Tˆ j <br />
= if ijk Tˆ k<br />
42<br />
(1.182)
der zugehörigen Lie-Algebra erfüllen. Die Strukturkonstanten fijk folgen<br />
allein aus dem abstrakten Gruppenverknüpfungsgesetz. Sie sind deshalb unabhängig<br />
<strong>von</strong> der gewählten Darstellung U(g). Z.B. gilt für die SU(2) Gruppe<br />
fijk = ǫijk unabhängig da<strong>von</strong>, ob es sich um eine Spin-1 2 , Spin-1, etc.<br />
Darstellung handelt.<br />
Auf den Einteilchenzuständen |p,s;n〉 wirkt eine Symmetrietransformation<br />
als<br />
U(g)|p,s;n〉 = <br />
D(g)nn ′|p,s;n′ 〉. (1.183)<br />
n ′<br />
Man beachte, dass U(g) ein unitärer Operator ist, während D(g) eine endlich-dimensionale<br />
unitäre Matrix ist, da nach Voraussetzung der Wertebereich<br />
der Kennzeichnung n endlich ist. Die D(g) bilden also eine Matrixdarstellung<br />
der Gruppe.<br />
Beispiele:<br />
• Der Nukleonzustand<br />
|N〉 =<br />
<br />
|p〉<br />
|n〉<br />
(1.184)<br />
vereinigt Proton- <strong>und</strong> Neutronzustände zu einem Dublett (d.h. dem<br />
Zustandsraum einer zweidimensionalen Darstellung) der SU(2)-Isospinsymmetrie.<br />
(Genauer: U(2) = SU(2) × U(1). Der U(1) Faktor entspricht<br />
der Baryonzahl.)<br />
• Für die Klassifikation des Hadronspektrums ist es nützlich, die up-,<br />
down- <strong>und</strong> strange-Quarkzustände zu einem Triplett<br />
⎛ ⎞<br />
|u〉<br />
|q〉 = ⎝ |d〉 ⎠ (1.185)<br />
|s〉<br />
der SU(3)-Flavoursymmetrie zusammenzufassen.<br />
Für das Transformationsverhalten <strong>von</strong> <strong>Feldern</strong> unter inneren Symmetrien<br />
gilt der Zusammenhang<br />
φ ′ n(x) = U(g)φn(x)U(g) −1 = D(g −1 )nn ′φn ′(x). (1.186)<br />
Der Index n bezeichnet einen inneren Index zuzüglich zum Lorentz-Index α,<br />
der hier unterdrückt wird. Die Darstellungsmatrix wird wieder in der Form<br />
D(g) = e iεiT i<br />
, (1.187)<br />
43
geschrieben, wobei jetzt T i eine hermitesche Matrix ist, deren Dimension<br />
mit der Dimension der Darstellung übereinstimmt. Die Variation des Felds<br />
bei einer infinitesimalen Transformation ist<br />
Daraus folgen die Noether-Ströme<br />
<strong>und</strong> die erhaltenen Ladungen<br />
Q i <br />
=<br />
δφn = −iε i T i nn ′φn ′ . (1.188)<br />
∂L<br />
[j i ] µ (x) = −i<br />
∂ (∂µφn(x)) T i nn<br />
d 3 x [j i ] 0 (x) = −i<br />
<br />
′φn ′(x) (1.189)<br />
d 3 x Πn(x)T i nn ′φn ′(x). (1.190)<br />
Wir zeigen nun, dass die Ladungsoperatoren die Vertauschungsrelationen<br />
der Lie-Algebra <strong>von</strong> G erfüllen:<br />
Q i ,Q j = if ijk Q k . (1.191)<br />
Beweis: Unter Verwendung der <strong>kanonische</strong>n Vertauschungsregeln <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />
(1.190) erhält man<br />
i j<br />
Q ,Q = (−i)T j<br />
nn ′<br />
<br />
d 3 x Q i ,Πnφn ′<br />
<br />
<br />
Beispiel 1<br />
= (−i)T j<br />
nn ′<br />
<br />
= (−i)T j<br />
nn ′<br />
<br />
= i<br />
= f ijk<br />
<br />
d 3 x ΠnT k nn ′φn ′<br />
d 3 x i<br />
Πn Q ,φn ′<br />
i<br />
+ Q ,Πn φn ′<br />
<br />
d 3 x i i<br />
Πn −Tn ′ mφm + TmnΠm φn ′<br />
<br />
d 3 j i i j<br />
x Πn T T − T T <br />
nn ′ φn ′<br />
= if ijk Q k . (1.192)<br />
Die einfachste innere Symmetrie ist die Invarianz unter Phasentransformationen<br />
(U(1)-Symmetrie). Dazu betrachten wir die schon früher erwähnte<br />
Invarianz <strong>von</strong><br />
L0 = ¯ ψ (i∂ − m)ψ (1.193)<br />
44
unter der Transformation ψ → e −i(−e)ε ψ bzw. der infinitesimalen Transformation<br />
δψ = −i(−e)εψ. Die Konstante −e ist hier willkürlich eingefügt <strong>und</strong><br />
könnte die elektrische Ladung des Felds bedeuten. In diesem Fall gibt es nur<br />
einen Generator T = · (−e) <strong>und</strong> die Algebra ist trivial. Für die erhaltenen<br />
Ströme <strong>und</strong> die erhaltenen Ladungen folgt:<br />
j µ (x) = (−e) ¯ ψγ µ ψ(x), (1.194)<br />
<br />
Q = (−e)<br />
d 3 x ¯ ψγ 0 ψ (1.195)<br />
Der Zusammenhang dieser Symmetrie mit der Erhaltung der elektrischen<br />
Ladung wird deutlich, wenn man Q für das freie Dirac-Feld durch die Erzeugungs-<br />
<strong>und</strong> Vernichtungsoperatoren darstellt. Der Ausdruck (vgl. “Relativistische<br />
Quantentheorie”)<br />
Q = <br />
<br />
s<br />
d3p (2π) 32p0 <br />
−ea † (p,s)a(p,s) + eb † <br />
(p,s)b(p,s)<br />
(1.196)<br />
ergibt die Anzahl <strong>von</strong> Teilchen mit der Ladung (−e) plus die Anzahl der,<br />
wie ersichtlich, entgegengesetzt geladenen Antiteilchen.<br />
Beispiel 2<br />
Gegeben sei die <strong>Lagrange</strong>-Dichte<br />
L = <br />
∂µφ † n∂ µ φn − m 2 φ † <br />
<br />
nφn + Lint<br />
n<br />
n<br />
φ † nφn<br />
<br />
, n = 1... N. (1.197)<br />
Diese ist offensichtlich invariant unter Transformationen φ ′ n = <br />
für unitäre N × N-Matrizen U (U(N)-Symmetrie).<br />
Jede U(N) Matrix kann in der Form e iεi T i<br />
n<br />
Unn ′φn ′,<br />
dargestellt werden, wobei i =<br />
1,... ,N 2 . Die Dimension N 2 der U(N)-Gruppe ergibt sich daraus, dass<br />
U † = U −1 N 2 Gleichungen liefert, die N 2 der 2N 2 reellen Parameter ei-<br />
ner allgemeinen, komplexen N ×N Matrix festlegen. Die erhaltenen Ströme<br />
lauten mit δφn = −iεiT i nn ′φn ′, δφ† n = +iεiT i †<br />
nn ′φ n ′:<br />
[j i ] µ <br />
(x) = (−i)<br />
. (1.198)<br />
<br />
∂ µ φ † nT i nn ′φn ′ − ∂µ φnT i nn ′φ†<br />
n ′<br />
Das Minuszeichen in (1.198) folgt aus der Transformation <strong>von</strong> φ † mit U −1 .<br />
Man erhält also N 2 erhaltene Ströme.<br />
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