4. Lagrange-Formalismus
4. Lagrange-Formalismus
4. Lagrange-Formalismus
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und damit die <strong>Lagrange</strong>-Gleichungen<br />
d ∂L<br />
dt<br />
∂ ˙qα<br />
− ∂L<br />
∂qα<br />
= 0 (α = 1 . . . f). (<strong>4.</strong>12)<br />
Jedes System, das in dieser Weise durch eine <strong>Lagrange</strong>-Funktion beschrieben<br />
werden kann, heißt ein <strong>Lagrange</strong>’sches System.<br />
Verallgemeinerter Impuls<br />
Die <strong>Lagrange</strong>-Gleichungen (<strong>4.</strong>12) legen nahe, dass es sinnvoll ist, zu jeder<br />
verallgemeinerten Koordinate qα einen verallgemeinerten Impuls pα via<br />
pα ≡<br />
∂L(q, ˙q, t)<br />
∂ ˙qα<br />
zu definieren, denn dann kann man die <strong>Lagrange</strong>-Gleichungen in der Form<br />
˙pα = ∂L<br />
∂qα schreiben. Der verallgemeinerte Impuls pα heißt auch (zu qα)<br />
konjugierter Impuls. Natürlich sind die <strong>Lagrange</strong>-Gleichungen bei Wegfall<br />
von Zwangsbedingungen mit den Newton’schen Gleichungen identisch.<br />
Beispiel: Sphärisches Pendel<br />
Sphärisches Pendel (Aufhängepunkt fest) im Schwerefeld. Die beiden generalisierten<br />
Koordinaten sind ϕ und ϑ, die <strong>Lagrange</strong>-Funktion<br />
L(ϕ, ϑ; ˙ϕ, ˙ ϑ) = 1<br />
2 mR2 ˙ ϑ 2 + ˙ϕ 2 sin 2 ϑ − mgR cos ϑ<br />
kann man unter Verwendung der Transformationsgleichungen<br />
x = R cos ϕ sin ϑ, y = R sin ϕ sin ϑ, z = R cos ϑ<br />
aus L = m<br />
2 ( ˙x2 + ˙y 2 + ˙z 2 ) − mgz herleiten. Die beiden <strong>Lagrange</strong>-Gleichungen<br />
lauten demnach<br />
d ∂L<br />
dt ∂ ˙ϕ<br />
∂L<br />
− = 0,<br />
∂ϕ<br />
Beispiel: Geladenes Teilchen<br />
d ∂L<br />
dt ∂ ˙ ϑ<br />
∂L<br />
− = 0.<br />
∂ϑ<br />
Für ein geladenes Teilchen (mit Ladung e) in einem äußeren elektrischen<br />
und magnetischen Feld sind die Kräfte keine Potentialkräfte. Trotzdem gibt<br />
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es eine <strong>Lagrange</strong>-Funktion:<br />
L( ⇀<br />
x, ˙⇀ x, t) = 1 ˙⇀ m x<br />
2 2 − e<br />
<br />
φ( ⇀<br />
x, t) − 1 ˙⇀<br />
x ·<br />
c<br />
⇀<br />
A( ⇀<br />
<br />
x, t) . (<strong>4.</strong>13)<br />
Dabei sind φ( ⇀<br />
x, t) und ⇀<br />
A( ⇀<br />
x, t) die elektromagnetischen Potentiale und<br />
⇀<br />
B = rot ⇀<br />
A;<br />
⇀<br />
E = − gradφ − 1 ∂<br />
c<br />
⇀<br />
A<br />
∂t<br />
die Komponenten des elektromagnetischen Feldes. (Bemerkung: Die Möglichkeit<br />
⇀<br />
E und ⇀<br />
B so darzustellen wird durch die beiden homogenen Maxwell-Gleichungen<br />
div ⇀<br />
B = 0 und rot ⇀<br />
E + 1<br />
∂<br />
c<br />
⇀<br />
B<br />
∂t<br />
= 0 gegeben, siehe Elektrodynamik.)<br />
Die zu Gl. (<strong>4.</strong>13) gehörenden <strong>Lagrange</strong>-Gleichungen lauten (k = 1, 2, 3)<br />
d<br />
<br />
m ˙xk +<br />
dt<br />
e<br />
c Ak<br />
<br />
= m¨xk + e ∂Ak e ∂Ak<br />
+ ˙xi<br />
c ∂t c ∂xi i<br />
oder<br />
= − e ∂φ<br />
∂xk<br />
<br />
m¨xk = e − ∂φ<br />
−<br />
∂xk<br />
1<br />
<br />
∂Ak<br />
c ∂t<br />
<br />
Ek<br />
+ e <br />
c<br />
i<br />
˙xi<br />
+ e <br />
c<br />
∂Ai<br />
,<br />
∂xk<br />
<br />
∂Ai<br />
˙xi −<br />
∂xk<br />
i<br />
∂Ak<br />
<br />
∂xi<br />
<br />
( ˙⇀<br />
,<br />
⇀<br />
x× B)k<br />
was genau der Lorentz-Kraft (siehe Kap. 1.4) entspricht.<br />
Allgemeine Vorgehensweise beim <strong>Lagrange</strong>-<strong>Formalismus</strong><br />
Bei der Beschreibung eines mechanischen Systems mithilfe des <strong>Lagrange</strong>-<br />
<strong>Formalismus</strong> können wir in der Regel folgendermaßen vorgehen:<br />
1. Zwangsbedingungen formulieren (oft einfach in kartesischen Koordinaten).<br />
2. Generalisierte Koordinaten festlegen (d.h. Transformationsgleichungen<br />
von generalisierten zu kartesischen Koordinaten bestimmen).<br />
3. <strong>Lagrange</strong>funktion L = T(q, ˙q, t) − V(q, t) aufstellen.<br />
<strong>4.</strong> <strong>Lagrange</strong>gleichungen aufstellen und lösen.<br />
5. Auf anschauliche Koordinaten zurücktransformieren und interpretieren.<br />
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