Schlagsahne aus Automaten im Test - WDR.de

Keine Salmonellen!
Zunächst stellen die Mikrobiologen aus jeder einzelnen Probe Präparate her, die unter Wärme
bebrütet werden. Nach einem genau bestimmten Zeitraum werden die Proben zunächst optisch
begutachtet und schließlich die Bakterienkolonien mit einem speziellen Computerprogramm
ausgezählt. Nun soll sich zeigen, ob und wie häufig die „weiße Versuchung“ mit krank machenden
oder unappetitlichen Bakterien belastet ist.
Erstes Ergebnis: „Erfreulicherweise haben wir in keiner Probe gefährliche Salmonellen und
Listerien nachweisen können. Das heißt auf gut Deutsch: Wirklich schlimme Krankheitskeime
waren nicht drin. Besonders positiv fiel eine einzige Probe auf. Sie war in allen untersuchten
Punkten einwandfrei“, berichtet Untersuchungsleiter Dr. Wolfgang Neumeier vom Chemischen
und Mikrobiologischen Institut UEG GmbH in Wetzlar.
Unappetitlich: Fäkalkeime in der Sahne
Das hygienische Gesamtbild war jedoch alles andere als zufriedenstellend. In sieben Fällen –
also bei mehr als einem Drittel der Proben – wurden die von der Deutschen Gesellschaft für
Hygiene und Mikrobiologie festgelegten Warnwerte überschritten. Das heißt: Die Proben waren
nicht zum Verzehr geeignet. Viermal wurden Bakterien des Stamms Escherichia coli (E. coli)
nachgewiesen.
„Hier ist anscheinend durch das Personal nach der Toilettenbenutzung das Bakterium in den
Sahneautomaten eingeschleppt worden. Bis auf eine einzige Ausnahme enthielten alle Proben
große Mengen Pseudomonaden. Die können für Menschen mit geschwächtem Immunsystem
gefährlich werden. Alles in allem ein hygienisch unbefriedigendes Ergebnis“, erläutert Dr. Wolfgang
Neumeier die Untersuchungsergebnisse. Eine starke Belastung mit Pseudomonaden (eine
im Wasser und Erdreich weit verbreitete Bakterienart, die eine Rolle als Verderbniserreger in
Lebensmitteln spielt) sowie eine hohe Belastung mit Hygieneindikatoren (Enterobakterien,
E. coli) sind Anzeichen für Schwachstellen in der Hygienekette oder mangelnde Frische.
Die genauen Testergebnisse:
• http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2011/kw20/0520/pdf/s
chlagsahne.pdf
Die Tabelle als PDF-Datei zum Downloaden und Ausdrucken (160 KB)
Nur einmal allererste Sahne!
Der einsame positive Ausreißer beweist jedoch: Es geht auch anders. Das italienische Eiscafé
„Roma“ in Neuss hat als einziger Einkaufsort in allen untersuchten Punkten besonders gut abgeschnitten.
Dass ihre Schlagsahne hygienisch einwandfrei ist, überlassen Inhaber Sicuro Donato
und seine Angestellten nicht dem Zufall: „Wir legen großen Wert auf die Qualität der verwendeten
Sahne. Außerdem sind alle Mitarbeiter genau instruiert, wie sie den Sahneautomaten
fachgerecht reinigen müssen. Jeden Abend wird die Maschine auseinandergenommen und akribisch
gereinigt. Und alle zwei Monate kommt eine Fachfirma und wartet die Maschine.“
Ganz wichtig ist, dass die Sahne bereits gekühlt mit einer Temperatur von etwa 4 Grad Celsius
eingefüllt wird. Das gilt auch für haltbare Sahne. Denn andernfalls bräuchte die Maschine viel
zu lange, die warme Sahne herunterzukühlen, und die Bakterien hätten leichtes Spiel.
Unsachgemäße Reinigung ist Schwachpunkt
Verbraucherschützer und Veterinärmediziner Dr. Wolfgang Kulow hat das behördliche Projekt
„Bakterielle Belastung von Schlagsahne aus Sahneaufschlagmaschinen“ geleitet. Die Untersuchung
machte deutlich: Der Hauptschwachpunkt liegt in der unsachgemäßen Reinigung der
Automaten. Häufig werden Keime durch verschmutzte Putzlappen eingebracht. Außerdem werden
zum Teil die falschen Reinigungsmittel – noch dazu in zu niedriger Dosierung – verwendet.
Denn jeder Hersteller von Sahneautomaten hat in der Regel ein genau auf den Automaten
abgestimmtes Produkt.
Blindes Vertrauen der Verbraucher hält Dr. Wolfgang Kulow daher in Sachen Schlagsahne für
unangemessen. „Ganz sicher sein kann man nie, dass die Sahne einwandfrei ist. In jedem Fall
sollten sich Verbraucher ein Bild von der hygienischen Gesamtsituation des Cafés machen.
Wenn der Verkäufer zum Beispiel das Gebäck mit schmutzigen Händen anfasst, dann wissen
Sie in etwa auch, wie er die Sahne eingefüllt hat, und sollten lieber darauf verzichten. Und:
© WDR Köln 2011 Seite 2 von 10