Einblick 03/2011 - Stiftung Tosam
Einblick 03/2011 - Stiftung Tosam
Einblick 03/2011 - Stiftung Tosam
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E IN<br />
B L ICK<br />
AUSGABE <strong>03</strong>–<strong>2011</strong>
UMSCHLAGBiLD: BUCHPLANET.CH<br />
IMPRESSUM<br />
Adresse<br />
<strong>Stiftung</strong> TOSAM<br />
Cilanderstrasse 3, 9100 Herisau<br />
Tel. 071 371 11 73, Fax 071 371 11 38<br />
www.tosam.ch, stiftung@tosam.ch<br />
Spendenkonto<br />
90-5226-7<br />
Layout, Druckvorstufe<br />
fsp werbetech.ch AG, Dorf 2, 9063 Stein AR<br />
Druck<br />
Druckerei Walpen AG, Säntisstrasse 10,<br />
9200 Gossau<br />
Auflage<br />
1700 Exemplare<br />
Redaktion<br />
Claudia Clavadetscher<br />
<strong>Stiftung</strong>srat<br />
Markus Joos, Präsident<br />
Elisabeth Frischknecht-Mayer<br />
Claudia Gwerder-Kellenberger<br />
Hans Peter Manser<br />
Rosmarie Nagel-Sonderegger<br />
Willi Nägele<br />
Geschäftsstelle<br />
Martin Grob, Geschäftsleiter<br />
Claudia Clavadetscher<br />
Rosangela De Marca<br />
Manuel Och<br />
Renate Rutishauser<br />
Personal<br />
Hof Baldenwil<br />
Urs Stuker, Betriebsleiter<br />
Willi Ammann<br />
Claudine Bachmann<br />
Markus Krebs<br />
Brigitta Nef<br />
Angela Egli<br />
Raphael Balmer<br />
Christoph Kunz<br />
Mischa Sutter<br />
Nina Maria Good<br />
Gartengruppe<br />
Thomas Dudler, Betriebsleiter<br />
Stephan Bernhardsgrütter<br />
Roger Thalmann<br />
Peter Wyss<br />
Brockenhaus Degersheim<br />
Alain Litera, Betriebsleiter<br />
Paul Kappeler<br />
Kim Hauck<br />
Brockenhaus Flawil<br />
Hugo Strassmann, Betriebsleiter<br />
Werner König<br />
WinWin-Markt<br />
Daniel Minneci, Betriebsleiter<br />
Eugen Brunner<br />
Anny Ghaddar<br />
Christian Engesser<br />
Eva Schwerzmann<br />
Martin Stucki<br />
Patrick Musso<br />
Buch WinWin Gossau<br />
Edla Stuker, Bereichsleitung mbA<br />
buchplanet.ch<br />
Sara Grob, Bereichsleitung mbA<br />
WinVita<br />
Barbara Balmer, Bereichsleitung mbA<br />
Julian Schäfer<br />
easydrive Gossau<br />
Christophe Command, Platzchef<br />
eDitorial<br />
«Wenn die Winde<br />
der Veränderung wehen,<br />
bauen einige Menschen<br />
Mauern, andere<br />
Windmühlen.»<br />
Dieser Spruch, unterschrieben mit «Chinesische<br />
Weisheit», entdeckte ich kürzlich in<br />
einem Restaurant: er stand auf einem Zuckersäckli<br />
der Zuckermühle Rupperswil.<br />
Es macht mir den Eindruck, dass diese<br />
Winde bald auch bei uns in der Schweiz wehen<br />
werden. Spürbar ist der Wind aber noch nicht<br />
stark, vielleicht ein laues Lüftchen, eine schwache<br />
Brise. Trotzdem wird an verschiedenen<br />
Ecken und Enden schon fleissig an Mauern<br />
gebaut, damit die bedrohliche Veränderung aufgehalten<br />
werden kann.<br />
Ich verstehe die Menschen, die Widerstand<br />
gegen Veränderungen haben. Veränderung<br />
heisst auch Unsicherheit, Neuorientierung,<br />
zusätzliche Arbeit, Herausforderung. Warum<br />
dies auf sich nehmen, wenn doch jetzt alles so<br />
schön geordnet ist? Und wer gibt mir Garantie,<br />
dass es nachher besser ist?<br />
Nehme ich die Natur als Beispiel, so ist die<br />
Veränderung permanent vorhanden. Nichts<br />
steht still, alles ist sich dauernd am Verändern.<br />
Mir gefällt das; es ist natürlich. Ich freue mich<br />
auf die Winde der Veränderung, so wie ich<br />
mich auch auf das Ende des eben begonnenen<br />
Winters freue – auf das Frühlingserwachen!<br />
Einem Teil der Auflage legen<br />
wir das Programm des Cinétreff<br />
Herisau bei. Der Cinétreff<br />
ist seit diesem Jahr als<br />
Verein organisiert und<br />
hat zum Ziel das Kino in<br />
Herisau zu erhalten.<br />
Martin Grob, Geschäftsleiter y<br />
MARTiN GROB
nächstenliebe<br />
Ich habe in der Appenzeller<br />
Zeitung folgenden Bericht gelesen<br />
(22.10.<strong>2011</strong>): In China werden verletzte<br />
Personen auf der Strasse von<br />
den Passanten oft einfach liegen<br />
gelassen – der eigenen Sicherheit<br />
wegen. Es wird im Bericht der folgende<br />
Vorfall beschrieben: Vor<br />
fünf Jahren ist an einer Bushaltestelle<br />
eine 90jährige Frau zu Fall gekommen.<br />
Ein 26Jähriger hat ihr geholfen und sie ins Spital<br />
begleitet. Im Spital liess die Frau die Polizei<br />
rufen und ihren Retter festnehmen. Er sei es<br />
gewesen, der sie umgestossen hätte. Der Fall<br />
landete vor Gericht. Obwohl es keine Beweise<br />
gab, verurteilten die Richter den Helfer zu einer<br />
Zahlung von 6150 Franken. Die Begründung:<br />
‹es entspricht dem gesunden Menschenverstand,<br />
dass der angeklagte die frau nicht ins spital<br />
begleitet hätte, wenn er sie nicht selbst umgestossen<br />
hätte!›<br />
Dieser Satz hat mir echt zu Denken gegeben.<br />
Es ist nicht einfach eine unüberlegte Aussage<br />
von XY, sondern ein wegweisender Richterspruch.<br />
Im Zeitungsartikel wird denn auch<br />
geschrieben, dass seither mehrere Gerichte ähnliche<br />
Entscheide getroffen haben. Menschliches,<br />
uneigennütziges Helfen und soziale Gesinnung<br />
ade!<br />
Zum Glück ist diese Geschichte ja weit weg<br />
von uns – in China. Bei uns ist das ja ganz<br />
anders, oder? Wir haben sogar einen Artikel im<br />
Strafgesetzbuch:<br />
Wer einem Menschen, den er verletzt hat,<br />
oder einem Menschen, der in unmittelbarer<br />
Lebensgefahr schwebt, nicht hilft, obwohl es<br />
ihm den Umständen nach zugemutet werden<br />
könnte, wer andere davon abhält, Nothilfe zu<br />
leisten, oder sie dabei behindert, wird zu einer<br />
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer<br />
Geldstrafe verurteilt.<br />
Ich müsste mal einen Juristen fragen, ob<br />
denn dieser Artikel nur auf der Strasse gilt.<br />
Oder wie ist es, wenn jemand in einem Wohn<br />
MARTiN GROB<br />
block stirbt und die Nachbarn es erst<br />
merken, wenn ein spezieller Geruch<br />
durch die Wohnungstüre bemerkbar<br />
wird? Natürlich, es ist keine unterlassene<br />
Hilfeleistung, wenn ich die<br />
hilfesuchende Person gar nicht<br />
bemerkt habe.<br />
Das an sich ist aber auch etwas,<br />
was mir zu denken gibt. Wie anonym<br />
müssen wohl die Bewohner in einem Wohnblock<br />
Tür an Tür leben, wenn sie nicht einmal<br />
merken, dass jemand seit zwei Wochen nicht<br />
mehr erschienen ist. Viele werden jetzt sagen:<br />
Die Person könnte auch in den Ferien weilen<br />
und dies wird den Nachbarn üblicherweise<br />
nicht mehr mitgeteilt. Oder der Kontakt im<br />
Wohnblock beschränkt sich auf die zufälligen<br />
Begegnungen im Treppenhaus. Da gibt es<br />
Mitmieter, welche man deshalb zufälligerweise<br />
fast gar nie sieht. Traurige KaninchenstallHaltung<br />
(welche bei Kaninchen heute so nicht mehr<br />
toleriert wird)!<br />
Und dank dieser Anonymität sehen wir die<br />
Not beim Nachbarn nicht. Unsere Hilfeleistung<br />
erbringen wir vielleicht mit einer Spende an<br />
die Winterhilfe oder Pro XY, was ich aber auf<br />
keinen Fall herabwürdigen möchte. Eine Hilfe<br />
von Mensch zu Mensch aber ist immer noch die<br />
direkteste, wirkungsvollste und menschlichste<br />
Hilfe. Aber sie erfordert von uns einiges: offene<br />
Augen, Zivilcourage, ein offenes Herz, Einfühlungsvermögen,<br />
Interesse am Mitmenschen und<br />
Zeit. Und wer hat schon Zeit...<br />
Martin Grob, Geschäftsleiter y<br />
3
esibe UnD arbeitssicherheit<br />
BeSibe? Was bedeuten diese<br />
sechs Buchstaben?<br />
Damit sind die Betriebssicherheitsbeauftragten<br />
gemeint. In der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong> hat jeder Betrieb<br />
eine/n BeSibe. Die BeSibe sind verantwortlich<br />
für die Umsetzung der<br />
Vorschriften im Bereich der Arbeitssicherheit.<br />
Einerseits gibt die EKAS<br />
(Eidg. Kommission für Arbeitssicherheit)<br />
und andererseits die Branchenlösung INSOS<br />
Securit Richtlinien vor, um die Sicherheit des<br />
Personals und der Mitarbeitenden in den Betrieben<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong> zu gewährleisten.<br />
Um einen <strong>Einblick</strong> in<br />
eine andere Institution<br />
mit ähnlicher Ausrichtung<br />
zu erhalten, machten<br />
wir Ende August eine<br />
Betriebsbesichtigung in<br />
der Kartause Ittingen.<br />
Dort gab uns Herr Himmelberger<br />
eine kompetente<br />
Einführung in das komplexe Sicherheitskonzept<br />
aller Betriebe, welche sich auf dem<br />
Areal der Kartause befinden.<br />
Überall sind Rauchmelder, Bewegungsmelder<br />
und in den Museumsbereichen sogar Videoüberwachungen<br />
installiert.<br />
Im Untergeschoss der Kartause Ittingen<br />
befinden sich grosse Kühlräume für den Gastrobereich<br />
und den Gutsbetrieb. Zum Betreten liegen<br />
dicke Wärmejacken bereit und im Innern<br />
garantiert ein Alarmknopf, dass niemand in den<br />
Kühlräumen unbemerkt eingeschlossen bleibt.<br />
Das gesamte Areal wird von Nachtwächtern<br />
auf Rundgängen kontrolliert.<br />
Ein komplexes<br />
Schliesskonzept ermöglicht<br />
die elektronische<br />
Zugangskontrolle zu<br />
den verschiedenen<br />
Gebäuden. Auf dem<br />
gesamten Areal sind Pla<br />
4<br />
RENATE RUTiSHAUSER<br />
kate zu finden, wie wir sie auch in<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong> kennen: Verhalten<br />
bei Brand, Erste Hilfe, Vorgehen<br />
bei Notfällen, Hinweise auf<br />
Gefahren oder Situationspläne für<br />
Notausgänge.<br />
Am Schluss des Rundgangs<br />
gelangten wir zum Aufbewahrungsort<br />
für gefährliche Stoffe und stellten<br />
fest, dass nicht immer jedes Risiko ausgeschlossen<br />
werden kann. Auch die BeSibe müssen<br />
lernen, mit vorhandenen Risiken verantwortungsbewusst<br />
umzugehen.<br />
Für uns von der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Tosam</strong> als Experten im Bereich<br />
Recycling mutete es seltsam an,<br />
die kleinen und bescheidenen<br />
Sammelcontainer zu sehen,<br />
welche auf dem Areal der Kartause<br />
bereit stehen. Wir sind es<br />
bei uns gewohnt, im grossen<br />
Stil die Abfälle zu sammeln, zu<br />
sortieren und wieder zu verwerten oder zu verkaufen.<br />
Zu diesem Thema könnten wir der Kartause<br />
Ittingen wohl im Gegenzug auch einmal<br />
eine Weiterbildung anbieten.<br />
renate rUtishaUser,<br />
KoPas (KontaKtPerson arbeitssicherheit) y
Mein leben als ‹ ich›<br />
Hallo ihr lieben Leser und Leserinnen.<br />
Ich möchte Euch schon im Voraus danken, dass<br />
Ihr Euch die Zeit nehmt, diesen Artikel über<br />
mein bisheriges Leben durchzulesen. Ausserdem<br />
will ich klar stellen, dass dieser Artikel auf<br />
keinen Fall eine billige Mitleidstour sein soll! ;)<br />
Angefangen hat alles im Leib meiner Mutter,<br />
aber ich fange mit meiner Geschichte lieber<br />
ein Stückchen weiter vorne an. Als sich meine<br />
Eltern 1999 trennten, zogen meine Mutter,<br />
meine Schwestern und ich nach Gossau. Bald<br />
stellte sich heraus, dass meine Mutter ein Alkoholproblem<br />
hatte. Da ich seit der Scheidung<br />
meiner Eltern, durch eigene Entscheidung, keinen<br />
Kontakt zum Vater mehr pflegte, und mir<br />
meine Mutter durch den Alkohol auch genommen<br />
wurde, traf mich das schwer. Ziemlich früh<br />
(im Alter von 12 Jahren) begann ich dann selbst<br />
Alkohol zu trinken, und das im Übermass. Vorübergehend<br />
half mir dieser Rausch, doch war<br />
leider nicht immer die Möglichkeit da, etwas zu<br />
trinken. Also gewöhnte ich mir zusätzlich das<br />
Schneiden an. Meine Arme, Beine, wie auch<br />
meine Brust sind heute noch übersät mit Wunden<br />
und Schnitten. Auch nahm ich gerne mal<br />
irgendwelche Medikamente ein, von denen ich<br />
nicht wusste was sie bewirken. Zu rauchen und<br />
kiffen begann ich so mit 13. Meine Lust nach<br />
Betäubung und Vergessen war aber noch lange<br />
nicht gestillt. So war der Griff zu XTC, MDMA<br />
und LSD schnell getan. Neue Drogen, neue<br />
Erfahrungen. Mit 15 wurde mir von einer<br />
Freundin das erste Mal Heroin angeboten. Wir<br />
rauchten es auf Alufolie am Arnegger Bahnhof.<br />
Leider blieb es nicht bei diesem einten Mal. Als<br />
wir erfuhren, dass zwei unserer alten Freunde<br />
ebenfalls gelegentlich Shuger (Gassenname für<br />
Heroin) konsumierten, verbrachten wir<br />
viel Zeit mit ihnen. Am Anfang snifften<br />
oder rauchten wir zu viert etwas, bevor<br />
wir im Ausgang uns betrinken gingen.<br />
Meine Freundin, mit der ich begann zu<br />
konsumieren, stieg aus, da sie, ich<br />
zitiere: «Ihre Erfahrungen nun gemacht<br />
hat und dies auch in diesem Ausmasse genüge.»<br />
Wir anderen drei hörten nicht auf. Und schon<br />
bald war es täglicher Konsum. Damals war ich<br />
noch in der dritten Sekundarschule und mir<br />
stand im Sommer eine Lehrstelle als Pfleger in<br />
der Psychiatrie in Wil an. Durch Eigeninitiative<br />
ging ich also mit 15 Jahren das erste Mal nach<br />
Münsterlingen in den Entzug, blieb jedoch nur<br />
zwei Tage. Als ich die Lehre begann, war ich<br />
längst psychisch wie auch körperlich abhängig.<br />
Ich brach diese Lehre nach vier Monaten im<br />
Dezember ab, um wieder nach Münsterlingen<br />
zu gehen.<br />
Ich blieb diesmal für fünf Monate auf der<br />
Entzugsstation, jedoch mit einigen Unterbrüchen.<br />
An den letzten stationären Aufenthalt auf<br />
dem K2 (Entzugsstation) hängte ich vier Monate<br />
Psychotherapie auf dem K3 an. Durfte in dieser<br />
Zeit viel dazulernen und auf meinen Weg mitnehmen.<br />
Jedoch hatte ich auf dem K3 keinen<br />
guten Austritt – ich führte eine Beziehung mit<br />
einem Mitpatienten – also wurde ich rausgeschmissen.<br />
Da stand ich also wieder, ohne<br />
Job, ohne Geld und vor allem ohne Perspektive.<br />
Durch eine gute Freundin erfuhr ich, dass Buchplanet<br />
noch eine Stelle zu vergeben hat. Am<br />
nächsten Tag stand ich dann auch schon bei<br />
ihnen auf der Matte. Für mich stimmte es gleich<br />
von Anfang an. Und auch heute noch bin ich<br />
sehr dankbar für diese Stelle. Ich habe ein super<br />
ArbeitsTeam, einen geregelten Tages ablauf und<br />
verdiene mein Geld selber. Ich sage Euch, dass<br />
ich manchmal nicht weiss, was mit dem Geld<br />
anstellen. Wenn man mal Heroin konsumiert<br />
hat, war das ganze Geld in der ersten Woche<br />
schon für den Stoff draufgegangen.<br />
Nun bin ich seit gut sieben Monaten clean.<br />
Meine Therapeuten sagten mir immer, dass<br />
man ein ganzes Leben lang süchtig sein wird,<br />
man kann nur clean werden, aber nicht «nicht<br />
süchtig». Und ich denke, ich bin auf einem ganz<br />
anschaulichen Weg um dieses Ziel weiter zu<br />
erfüllen.<br />
etwas Grüsst :-), Mitarbeiter y<br />
5
ilanz eines Jahres<br />
Unser Onlineshop für gebrauchte<br />
Bücher ist seit dem 1. November 2010 online.<br />
In diesem ersten Betriebsjahr haben wir viele<br />
spannende Dinge erlebt und bemerkt, dass<br />
der Buchplanet wirklich ein ganz eigener Planet<br />
ist. Was den Buchplaneten auszeichnet,<br />
möchte ich Ihnen in diesem Bericht ein wenig<br />
näherbringen.<br />
wenn man tief genug gräbt, findet man<br />
einen schatz<br />
Immer wieder finden wir in den Bücherschachteln<br />
einzelne Bücher, die antiquarisch wertvoll<br />
sind. Sehr in Erinnerung geblieben ist mir die<br />
Geschichte «Das Herz Frankreichs». Beim<br />
Durchsuchen der angelieferten Bananenschachteln<br />
fiel uns eine kleine Broschüre mit dem Titel<br />
«Das Herz Frankreichs» in die Hände. Sie war<br />
ein wenig angestaubt und machte keinen besonders<br />
spannenden Eindruck. Da die Broschüre<br />
aus dem Jahre 1920 ist landete sie bei unserem<br />
Antiquar. Er erkannte sofort, dass er hier nichts<br />
Wertloses vor sich hat. Es ist nämlich eine<br />
Anthologie französischer Freiheitslyrik, herausgegeben<br />
von Jwan Goll und Claire GollStuder,<br />
zusätzlich ist es eine Erstauflage und das Buch<br />
ist so selten, dass man es nicht einmal im ZVAB,<br />
dem Zentralen Verzeichnis Antiquarischer<br />
Bücher, findet. Nun kann man dieses Buch für<br />
Fr. 500.– in unserem Onlineshop kaufen.<br />
extreme klimatische bedingungen auf dem<br />
buchplaneten<br />
Der Buchplanet ist ein Planet mit extremen klimatischen<br />
Bedingungen. Im Sommer läuft uns<br />
der Schweiss nur so herunter, auch wenn wir<br />
am Computer arbeiten und keine körperliche<br />
Tätigkeit verrichten. Die Durchschnittstemperatur<br />
liegt im Sommer bei 34 °C.<br />
Im Winter herrscht dafür Eiseskälte über<br />
dem Buchplaneten. Wir frieren, auch wenn wir<br />
mit der Winterjacke arbeiten und unser Kaffee<br />
und Teekonsum steigt in diesen Monaten immer<br />
rasant an.<br />
6<br />
Wir passen uns diesen<br />
Bedingungen an, indem<br />
wir im Sommer eine<br />
Stunde früher mit der<br />
Arbeit beginnen und somit<br />
auch eine Stunde früher<br />
aufhören können. Denn je<br />
SARA GROB<br />
länger der Tag dauert<br />
umso heisser wird es auf<br />
dem Buchplaneten. Auch haben wir uns einen<br />
kleinen Getränkekühlschrank angeschafft, der<br />
dank dem WinVita meistens gut gefüllt ist.<br />
Im letzten Winter benutzten wir kleine<br />
Heizstrahler, die aber unsere Sicherungen sehr<br />
strapazierten. Nun klären wir mit unserem Vermieter<br />
die verschiedenen Möglichkeiten ab, wie<br />
wir unsere klimatischen Bedingungen verbessern<br />
können.<br />
Die bevölkerung des buchplaneten wächst<br />
Im Laufe eines Jahres hat sich die Bevölkerung<br />
des Buchplaneten verdoppelt. Im November<br />
2010 zählten wir fünf Mitarbeiter, nun im Oktober<br />
<strong>2011</strong> sind es bereits zehn Mitarbeiter. Ich<br />
freue mich besonders darüber, dass trotz diesem<br />
schnellen Bevölkerungswachstum das Leben<br />
auf dem Buchplaneten noch sehr harmonisch,<br />
friedlich und partnerschaftlich verläuft.<br />
ein Planet ohne hilfsmittel<br />
Auf dem Buchplanet muss man sich mit dem be <br />
helfen, was man zur Verfügung hat. Das stellte<br />
uns vor einige Schwierigkeiten. Wir wollten<br />
unsere Bücher schön und sauber verpackt versenden,<br />
doch wo kriegen wir Verpackungsmaterial<br />
her? Glücklicherweise haben wir schnell<br />
einen Schuhhändler gefunden, der seine nicht<br />
benötigten Schuhschachteln gerne an uns weiter<br />
gibt. Das Brockenhaus Flawil und Bekannte<br />
von uns geben uns kleinere Schachteln, die sie<br />
nicht mehr brauchen. Das Schachtelproblem<br />
ist aber noch immer nicht ganz gelöst, denn wir<br />
suchen immer noch nach einem guten Lieferanten<br />
für kartonierte Couverts.
RubRiktitel<br />
ein Planet für Montage<br />
Auf der Erde ist der Montag wohl der meistgehasste<br />
Tag. Wir, die Bewohner des Buchplaneten,<br />
lieben die Montage. Erstens beginnt<br />
dann eine neue spannende Arbeitswoche und<br />
zweitens haben wir am Montag immer sehr<br />
viele und teils auch sehr grosse Bestellungen. Ist<br />
ja auch logisch, die Erdenbewohner haben vor<br />
allem am Wochenende richtig Zeit um auf unserer<br />
Homepage zu stöbern. Den besten Montag<br />
erlebten wir am 12. September <strong>2011</strong>: 15 Bestellungen<br />
mit insgesamt 68 Büchern mit einem<br />
Gesamtbestellwert von Fr. 491.–. Das war echt<br />
ein Freudentag für uns!<br />
ein unentdeckter Planet<br />
Leider wurde der Buchplanet noch nicht von<br />
allen lesebegeisterten Personen in der Schweiz<br />
entdeckt. Doch wir arbeiten sehr daran, den<br />
Buchplanet schweizweit bekannt zu machen.<br />
Zum Beispiel mit einer eigenen Seite auf Facebook<br />
(www.facebook.com/buchplanet.ch), mit<br />
unserem Onlineblog (http://blog.buchplanet.ch)<br />
und auch mit Inseraten in diversen Magazinen.<br />
Sie können uns helfen den Buchplaneten<br />
bekannt zu machen, indem Sie lesebegeisterte<br />
Personen auf uns aufmerksam machen und<br />
Flyer von uns verteilen.<br />
ein freundschaftlicher Planet<br />
Am meisten Freude bereiten mir die verschiedenen<br />
Bewohner des Buchplaneten. Es ist eine<br />
buntgemischte Truppe, die auf dem Buchplanet<br />
wohnt. Unser jüngster Mitarbeiter ist 17 Jahre<br />
alt, die ältesten sind 57 Jahre alt. Wir haben<br />
einige Raucher im Team, aber auch viele Nichtraucher.<br />
Wir haben Menschen bei uns, denen<br />
die Bücher fast das Wichtigste in ihrem Leben<br />
sind und Menschen, die ausser 20min oder dem<br />
Blick nichts lesen.<br />
Es erstaunt mich deshalb umso mehr, dass<br />
es noch nie zu einem Konflikt auf dem Buchplaneten<br />
gekommen ist. Die Atmosphäre bei uns<br />
ist geprägt von Rücksicht und Verständnis für<br />
die individuellen Probleme des Einzelnen.<br />
Ich geniesse die Pausen und Zwischengespräche<br />
im Buchplanet sehr. Unsere<br />
Gesprächsthemen sind sehr vielseitig: Tagesaktualitäten,<br />
Tiere, verschiedene Länder,<br />
Lebenserfahrungen und natürlich Bücher und<br />
Autoren.<br />
Ich wünsche dem Buchplaneten für sein<br />
zweites Jahr alles Gute, viele Bestellungen<br />
und dass sich die Schwierigkeiten vereinfachen<br />
lassen.<br />
sara Grob, bereichsleiterin M.b.a. y<br />
7
zivilDienst<br />
iM brocKenhaUs DeGersheiM<br />
Ich heisse Thomas Neff, bin 25 Jahre alt,<br />
wohne in Herisau und arbeite als Informatiker.<br />
Nach insgesamt 30 Wochen geleistetem Militärdienst,<br />
habe ich meine Soldatenkarriere abgebrochen<br />
und habe zum Zivildienst gewechselt.<br />
Seit anfangs August absolviere ich meinen ersten<br />
und zugleich letzten Zivildiensteinsatz im<br />
Brockenhaus Degersheim.<br />
Den ersten Tag nahm ich mit gemischten<br />
Gefühlen in Angriff. Was erwartet mich? Wie<br />
ist der Umgang mit den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern? Was werden meine Aufgaben<br />
sein? Habe ich die richtige Entscheidung mit<br />
dem Zivildienst getroffen? Doch meine ersten<br />
Zweifel lösten sich schnell in Luft auf, als ich<br />
mit «Guete Morge Thomas, schön, dass do<br />
bisch», begrüsst wurde. Im Gegensatz zur barschen<br />
Begrüssung im Militär: «Dienstbüechli<br />
annegeh – Mutz alegä?».<br />
Zu Beginn wurden mir die Räumlichkeiten<br />
und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />
Brockenhauses vorgestellt. Dann konnte es<br />
losgehen. In den ersten Tagen arbeitete ich vor<br />
allem im Lager bei der Sortierung mit und lernte<br />
wie man die Abfälle korrekt ökologisch entsorgt.<br />
Es ist beeindruckend und zugleich auch<br />
bedenklich, wenn man sieht, wie viel Abfall der<br />
8<br />
Gutschein<br />
30% rabatt<br />
beim nächsten einkauf<br />
auf das secondhand-sortiment<br />
Gültig bis 17. Dezember <strong>2011</strong><br />
aktionsartikel sind vom rabatt ausgenommen.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mi–Fr 14.00–18.00 Uhr / Sa 9.00–16.00 Uhr<br />
BiTTE GUTSCHEiN BEi iHREM NäCHSTEN EiNKAUF ABGEBEN.<br />
Mensch produziert. Zum Glück ist im Brockenhaus<br />
Degersheim nicht alles Abfall, was die<br />
Kunden abgeben, sondern viele Gegenstände<br />
sind noch in einem guten Zustand und sie erhalten<br />
ein «zweites Leben» durch den Verkauf im<br />
Brockenhaus.<br />
In den darauffolgenden Wochen hatte ich<br />
die Möglichkeit in der Möbelabteilung, im easydrive,<br />
in der Bücherabteilung und im Transport<br />
mitzuarbeiten. Ich lernte die Abläufe und Abteilungen<br />
des Brockenhauses durch die verschiedenen<br />
Einsätze sehr schnell kennen. Durch die<br />
vielfältigen Tätigkeiten erhielt ich die Möglichkeit,<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser<br />
kennenzulernen, welche ich von Beginn an<br />
als ein aufgestelltes, motiviertes und unkompliziertes<br />
Team erlebte. Man hilft sich gegenseitig<br />
und Neulinge werden herzlich in das Team aufgenommen.<br />
Ich staunte, mit welcher Qualität<br />
und Einsatz die Arbeiten erledigt wurden.<br />
Als Zivildienstleistender im Brockenhaus<br />
Degersheim darf ich auch an den monatlichen<br />
Teamsitzungen teilnehmen und bei verschiedenen<br />
Projekten mithelfen. Dieses entgegengebrachte<br />
Vertrauen schätze ich sehr und ist für<br />
mich persönlich sehr motivierend.<br />
Mein Zivildiensteinsatz neigt sich langsam<br />
dem Ende zu. Im Rückblick bin ich froh, den<br />
Wechsel in den Zivildienst gewagt zu haben. Es<br />
ist schön, wenn man eine Aufgabe hat, welche<br />
sinnvoll ist und wo man geschätzt wird. Durch<br />
den Einsatz habe ich einen <strong>Einblick</strong> in eine<br />
soziale Institution erhalten, welcher mir ansonsten<br />
verwehrt geblieben wäre. Ich habe verstanden,<br />
welchen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag<br />
soziale Institutionen erfüllen und wie<br />
wichtig der alternative Arbeitsmarkt für die<br />
berufliche Integration ist.<br />
Ich freue mich auf die noch verbleibende<br />
Zeit und werde neben viele positive Erinnerungen<br />
auch neu gewonnene Fähigkeiten am Töggelikasten<br />
mitnehmen.<br />
thoMas neff, zivilDienstleistenDer y
Mitarbeiterinnen<br />
KoMMen UnD Gehen<br />
Unsere MitarbeiterInnen im<br />
Brockenhaus Flawil haben verschiedene<br />
Gründe, warum sie bei uns<br />
arbeiten. Ein Grossteil bezieht eine<br />
IVRente. Einige werden uns von<br />
den Sozialämtern zugewiesen. Ein<br />
Teil arbeitet in einem RAVEinsatzprogramm<br />
für sechs Monate bei<br />
uns. Diese Form der Mitarbeiterrekrutierung<br />
bedingt häufige Wechsel: ein Einsatzprogramm<br />
geht zu Ende, der Mitarbeiter<br />
findet eine Stelle im primären Arbeitsmarkt.<br />
Andere werden pensioniert oder hören aus<br />
gesundheitlichen Gründen auf. Aus gesundheitlichen<br />
Gründen fallen immer wieder Mitarbeiter<br />
kurz bis langfristig aus. Diese Ausfälle sind<br />
– entgegen den regulären Austritten – kaum kalkulierbar.<br />
Sie sind unmittelbar und deren Dauer<br />
lässt sich nicht abschätzen. In diesem Jahr sind<br />
im Brockenhaus Flawil gleich mehrere Mitarbeiter<br />
für längere Zeit ausgefallen, haben ihr Einsatzprogramm<br />
beendet und eine Mitarbeiterin<br />
wurde im Frühling pensioniert. Dadurch entstehen<br />
in den Abteilungen Mitarbeiterlücken. Für<br />
diejenigen welche noch arbeiten, ist das eine<br />
ganz besondere Herausforderung. Sie stehen<br />
plötzlich auf sich allein gestellt in ihrer Abteilung,<br />
oder, was auch vorgekommen ist, eine<br />
Abteilung ist plötzlich gänzlich ohne Betreuung.<br />
Dennoch muss die Arbeit bestmöglich erledigt<br />
werden. Die Kunden erwarten eine aufgeräumte<br />
und saubere Abteilung. Dies erforderte viel Flexibilität.<br />
Selbstverständlich kann unter diesen<br />
Umständen nicht alles so erledigt werden, wie<br />
man das gerne hätte. Das ist in der Regel für<br />
niemand zufriedenstellend: für kreative Ideen in<br />
der Gestaltung der Abteilung bleibt keine Zeit.<br />
Die Mitarbeiterinnen sind froh, wenn sie die<br />
drin gend sten Aufgaben erledigen können. Die<br />
Abteilung sieht nicht so aus, wie man es sich<br />
wünscht und dennoch möchte man das Maximum<br />
erreichen. Dies führt zu einer Überbelastung<br />
und zu Missmut. Warum muss ich die<br />
ganze Arbeit alleine erledigen? Warum wird<br />
niemand zusätzlich angestellt? Glück ist, wenn<br />
andere Abteilungen ausreichend besetzt sind. So<br />
gibt es doch die Möglichkeit, MitarbeiterInnen<br />
HUGO STRASSMANN<br />
von der einen Abteilung temporär<br />
in eine andere zu versetzen. Dies<br />
kann lediglich die Spitze brechen,<br />
ist aber keine Lösung für längere<br />
Zeit. Es entstehen in anderen Abteilungen<br />
auch wieder Löcher. Auch<br />
ist es so, dass sich unsere MitarbeiterInnen<br />
mit «ihrer» Abteilung<br />
identifizieren. Die Versetzung in<br />
eine andere Abteilung dient daher in erster<br />
Linie dem Betrieb, keinesfalls aber ist es eine<br />
zufriedenstellende Situation.<br />
Wie bereits erwähnt, sind in diesem Jahr<br />
überdurchschnittlich viele langfristig oder ganz<br />
ausgefallen. Ich versuche die Arbeitsausfälle in<br />
irgendeiner Form auszugleichen: durch RAV<br />
Mitarbeiter für einen befristeten Einsatz von<br />
sechs Monaten oder Neuanstellungen. Tatsache<br />
aber ist, dass es zunehmend schwieriger wird,<br />
freigewordene Stellen in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong> zu<br />
besetzen. Fast schon könnte man meinen, dass<br />
keine Nachfrage nach Arbeitsstellen im alternativen<br />
Arbeitsmarkt mehr besteht. Wie sonst<br />
lässt sich das grosse Stellenangebot der <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Tosam</strong> erklären? Stellen, die über Wochen und<br />
Monate nicht besetzt werden können. An der<br />
Vielseitigkeit kann es nicht liegen. Ein Blick auf<br />
www.tosam.ch zeigt: In praktisch allen Sparten<br />
sind Arbeitsplätze zu vergeben. Die Geschäftsleitung<br />
der <strong>Stiftung</strong> hat in diesem Jahr erstmals<br />
Werbung in den Gemeinden für unser Arbeitsplatzangebot<br />
gemacht. Der fehlende Bekanntheitsgrad<br />
kann nicht der Auslöser dafür sein.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> gibt es schon viele Jahre und wir<br />
gehören im alternativen Arbeitsmarkt zum<br />
zweitgrössten Arbeitgeber in der Region. Dies<br />
stimmt mich nachdenklich. Ich frage mich, wo<br />
die vielen arbeitslosen Menschen und die vielen<br />
Sozialhilfebezüger geblieben sind?<br />
Es wäre nicht ganzheitlich, wenn es nicht<br />
auch die andere Seite gäbe. Innerhalb einer<br />
Woche konnte ich, wie aus heiterem Himmel,<br />
im Brockenhaus Flawil vier Stellen neu besetzen.<br />
Das ist eher die Ausnahme. Ich nehm es,<br />
wie es ist und freu mich darüber.<br />
hUGo strassMann, betriebsleiter y<br />
9
neUe betriebsleitUnG<br />
iM winwin-MarKt<br />
Geschätzte Leserinnen,<br />
geschätzte Leser,<br />
Vor gut drei Monaten habe ich die<br />
Betriebsleitung im WinWinMarkt<br />
übernommen. In dieser Zeit durfte<br />
ich einen aussergewöhnlichen<br />
Betrieb kennenlernen, der es sich<br />
auf die Fahne geschrieben hat<br />
sozial, ökologisch und ökonomisch<br />
zu wirtschaften.<br />
Sozial in dem Sinne, dass der WinWin<br />
Markt Menschen, die aus unterschiedlichsten<br />
Gründen<br />
nicht mehr im ersten<br />
Arbeitsmarkt tätig sein<br />
können oder wollen,<br />
eine sinnvolle Arbeit<br />
anbietet, aber auch<br />
sozial in dem Sinne,<br />
dass Waren, die in<br />
der offiziellen Recyclingstelle<br />
der Gemeinde<br />
Herisau gesammelt und sortiert<br />
werden, zu einem fairen Preis,<br />
eben einem WinWinPreis, in unserem SecondhandEinkaufszentrum<br />
zum Verkauf kommen.<br />
Ökologisch in dem Sinne, dass Entsorgungsgut<br />
fein säuberlich getrennt und zur Weiterverarbeitung<br />
im Sinne eines ganzheitlichen<br />
Recyclings weitergeleitet und weiterverarbeitet<br />
wird.<br />
Ökonomisch in dem Sinne, dass durch die<br />
verschiedenen Dienstleistungen des WinWin<br />
Markts gutes Geld verdient wird, was dazu<br />
dient, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
durch eine sinnvolle Arbeit ein Einkommen<br />
zu generieren, was im Endeffekt auch die<br />
öffentliche Hand entlastet. All diese Dienstleistungen<br />
und viele mehr, wie zu Beispiel RAV<br />
Einsatzprogramme, IVAufbauprogramme und<br />
Ausbildungen für Jugendliche mit einem schulischen<br />
Handicap usw., vollbringt der WinWin<br />
Markt innerhalb des ersten, zweiten und dritten<br />
Arbeitsmarkts.<br />
10<br />
DANiEL MiNNECi<br />
In diesem Zusammenhang dürfen<br />
wir also von einer gelebten Win<br />
Win Situation für unsere Kunden,<br />
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
als auch für die Einrichtungen<br />
der öffentlichen Hand sprechen.<br />
Ja, man darf behaupten, dass für alle<br />
beteiligten Gruppen, die in irgendeiner<br />
Form mit dem WinWinMarkt<br />
zu tun haben, ein sozialer, ökologischer und<br />
ökonomischer Betrieb geschaffen wurde.<br />
Einem solchen Konstrukt wie dem Win<br />
WinMarkt, das landesweit seinesgleichen<br />
sucht, als Betriebsleiter vorzustehen, ist in der<br />
Tat eine Herausforderung, die mich mit Freude<br />
erfüllt, mir aber auch jeden einzelnen Tag meines<br />
Wirkens aufzeigt, dass die Komplexität des<br />
WinWinMarkts in der bestehenden Form<br />
enorm ist und gelegentlich auch an seine Grenzen<br />
stösst.<br />
So wurde z.B. die Recyclingstelle ursprünglich<br />
für eine Tagesverarbeitung von 4,5 Tonnen<br />
konzipiert. Heute werden pro<br />
Tag durchschnittlich 11 Tonnen<br />
an Sekundärrohstoffen verarbeitet.<br />
Hatte der WinWin<br />
Markt am Anfang noch 20 MitarbeiterInnen,<br />
so sind es heute<br />
ca. 100 MitarbeiterInnen, die<br />
das Recycling, die sieben Verkaufsläden,<br />
den Transport und<br />
die Logistik sowie die Administration<br />
führen. Allein durch das WinWin Hölzli<br />
ist in jüngerer Zeit eine zusätzliche Verkaufsfläche<br />
von 800 m 2 geschaffen worden, was total<br />
an Verkaufsfläche mit dem WinWinMarkt<br />
1600 m 2 ausmacht.<br />
Man darf also mit Stolz behaupten, dass die<br />
Idee des WinWinMarkts förmlich explodiert<br />
ist und man schlicht und ergreifend von einer<br />
Erfolgsgeschichte reden muss. Dies bringt nicht<br />
nur Freude mit sich, sondern auch eine grosse<br />
Verantwortung gegenüber allen beteiligten Personen,<br />
die zu diesem Erfolg beigetragen haben
und immer noch Tag für Tag zum Gelingen dieses<br />
grossartigen Konstrukts ihre Arbeitsleistung<br />
zur Verfügung stellen. Gleichzeitig wurde aber<br />
von der <strong>Stiftung</strong> auch richtig erkannt, dass nun<br />
die Infrastruktur angepasst werden muss und<br />
eine Phase der Konsolidierung vonnöten ist.<br />
Die Phase der Konsolidierung hat im winwin-Markt<br />
begonnen.<br />
Nach einer rasanten Wachstumsphase, die sich<br />
in den letzten neun Jahren kontinuierlich entwickelt<br />
hat, gilt es nun, die Konsolidierungsphase<br />
des WinWinMarkts einzuleiten. Infrastruktur,<br />
logistische Abläufe und die<br />
vorhandenen Ressourcen müssen aufeinander<br />
abgestimmt werden. Die Wertschöpfungskette<br />
muss optimiert werden und die Sicherung der<br />
Arbeitsplätze für die Zukunft muss als oberstes<br />
Ziel verstanden werden. Dies in Einklang mit<br />
der Philosophie der <strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong> zu bringen,<br />
nämlich Menschen mit unterschiedlichsten Problemstellungen<br />
eine Arbeit anzubieten, um ihre<br />
Leistungsfähigkeit aufzubauen und ihnen den<br />
emotionalen Rückhalt zu garantieren, um ihre<br />
z.T. schwierige Lebenssituationen zu meistern,<br />
erachte ich als einer meiner vordringlichsten<br />
Ziele, die ich als Betriebsleiter des WinWin<br />
Markts in Angriff nehmen werde. Gleichzeitig<br />
muss aber unter diesen erschwerten Bedingungen<br />
auch die Wirtschaftlichkeit des WinWin<br />
Markts sichergestellt werden, denn davon leben<br />
wir alle. Im Endeffekt bedeutet dies, wieder vermehrt<br />
den Fokus auf die Kernaufgaben des<br />
WinWinMarkts zu richten. Ressourcen opti<br />
mal einzusetzen, eine gut funktionierende<br />
Recyc lingstelle zu führen, Waren in einem<br />
geordneten und effizienten Warenfluss in die<br />
Läden zu transportieren, um gut erhaltene Artikel<br />
zu einem fairen Preis an die Kunden zu verkaufen.<br />
In diesem Sinne wird vieles bleiben, wie wir<br />
es heute kennen, aber auch vieles wird neu<br />
strukturiert, um den Herausforderungen der<br />
Zukunft gerecht zu werden. Auf all diese Aufgaben<br />
freue ich mich sehr, im Bewusstsein da <br />
rüber, dass ich von einem sehr guten Leitungsteam<br />
begleitet und unterstützt werde. Somit<br />
kann ich trotz einiger Veränderungen, die anstehen,<br />
für eins garantieren.<br />
Für unsere geschätzten Kunden bleibt eines<br />
unverändert: Ein SecondhandEinkaufszentrum,<br />
das kontinuierlich eine WinWinSituation<br />
schafft und bestrebt ist, allen beteiligten Menschen<br />
am WinWinMarkt ein gutes Gefühl zu<br />
geben.<br />
Daniel Minneci, betriebsleiter y<br />
11
neUes UnD altes aUs DeM recyclinG<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
Haben Sie beim letzten Joghurt,<br />
welches Sie genossen haben, vor<br />
dem Verzehr auf das Verfallsdatum<br />
geschaut? Halten Sie sich<br />
an diese auf dem Deckel aufgedruckten<br />
Daten? Was machen Sie<br />
mit dem Milchprodukt Ihrer<br />
Begierde, wenn es Ihnen nicht gelungen ist, Ihr<br />
Joghurt im dafür vorgesehenen Zeitraum zu<br />
verspeisen? Gehören Sie zu denen, welche abgelaufene<br />
Produkte konsequent nach Datum wegwerfen<br />
oder geben Sie sich den Freiraum, selbst<br />
zu entscheiden, ob ein Produkt noch nicht verfallen<br />
ist, nur weil es nicht mehr im Haltbarkeitsbereich<br />
liegt? Beim Joghurt ist das mit dem<br />
Haltbarkeitsdatum ja bekannt, dieses wurde<br />
vom Produzenten aufgedruckt, um darauf aufmerksam<br />
zu machen, dass das Produkt nicht<br />
unendlich haltbar ist. Es könnte laut Studien<br />
sogar marktfördernd sein, etwas zeitlich zu<br />
begrenzen, aber lassen wir das. Eigentlich sind<br />
wir selber in der Lage, den Lebensmitteln anzumerken,<br />
ob sie verdorben sind und müssen uns<br />
nicht auf eine Datumsvorgabe, sondern viel<br />
mehr auf unsere Nase, unsere Augen und den<br />
Geschmackssinn verlassen. Wie sieht es aber<br />
bei anderen Produkten mit der zeitlichen Haltbarkeit<br />
aus? Irgendwann haben wir keine<br />
Freude mehr, an dem einen oder anderen<br />
Objekt, wir wollen es nicht mehr behalten. Es<br />
hat keinen Wert mehr es zu halten. Wir lassen<br />
es los. Wir wollen es los haben. Viele Dinge,<br />
welche jemand los haben möchte, behalten wir<br />
hier im WinWinMarkt für Menschen bereit,<br />
die etwas Neues in der Hand halten möchten.<br />
Denn was für den einen nicht mehr zum Behalten<br />
ist, erhält für den anderen Wert und es lohnt<br />
sich für diesen den Gegenstand bis auf weiteres<br />
beizubehalten. Solche Gegenstände können<br />
einem unter Umständen auch Halt geben.<br />
Es gibt auch Umstände, welche unaushaltbar<br />
erscheinen. Zum Beispiel eine erhaltene<br />
12<br />
EUGEN BRUNNER<br />
Kündigung kann als unaushaltbarer<br />
Umstand erlebt werden. Man kommt<br />
sich haltlos vor. Ist denn im Falle<br />
einer Kündigung für das vorangegangene<br />
Arbeitsverhältnis die Haltbarkeit<br />
abgelaufen? Vielleicht war es für<br />
den Arbeitgeber aus finanziellen oder<br />
anderen Gründen nicht mehr haltbar<br />
einem eine Anstellung zu bieten.<br />
Hier kann die <strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong> einigen wieder<br />
einen Halt bieten. Dies nämlich mit einem<br />
Arbeitsvertrag ohne Verfallsdatum, oder eben,<br />
wie dies im Berufsleben genannt wird, ohne<br />
Befristung. Die Arbeit und die Arbeits kollegen<br />
können unseren Mitarbeitenden wieder einen<br />
Halt im Alltag geben. Für den Rückhalt, welche<br />
unsere Mitarbeitenden im Kontakt mit all den<br />
Ämtern, im Falle einer Arbeitslosigkeit, Aussteuerung<br />
oder der Sozialhilfeabhängigkeit,<br />
unter Umständen brauchen, sind im alternativen<br />
Arbeitsmarkt die Leitungspersonen zuständig.<br />
So ist es eine meiner Aufgaben, den Männern<br />
auf der Sammelstelle des WinWinMarktes<br />
in für sie teils ungewissen Zeiten, bis ein Amt<br />
eventuell einen Entscheid getroffen hat, Halt zu<br />
geben. Halt kann ja auch einengen und abhängig<br />
machen. Dies ist auf keinem Fall in meinem<br />
Sinne. Um auf seinem Weg niemanden zurückzuhalten<br />
oder abhängig zu machen, rufe ich mir<br />
stets einen in meiner Ausbildung gelernten Satz<br />
hervor:<br />
was kann ich für sie tun, dass sie mich<br />
möglichst schnell wieder loswerden?<br />
Somit müsste eigentlich für die Zusammenarbeit<br />
mit unseren Mitarbeitenden stets ein Verfallsdatum<br />
zum Ansporn in der Nutzung der<br />
Zusammenarbeit definiert sein. Dies ist aber bei<br />
den Wirrungen des menschlichen Lebensweges<br />
nicht wie bei einem Joghurt vorausbestimmbar.<br />
Glücklicherweise, denn sonst stünden unsere<br />
Mitarbeitenden ja wieder haltlos da.<br />
Ihnen allen wünsche ich menschlichen Halt<br />
ohne Verfallsdatum in Ihren Beziehungen.<br />
eUGen brUnner, bereichsleiter recyclinG y
verabschieDUnG UnD<br />
beGrüssUnG<br />
neu mit<br />
Möbellift<br />
Nach rund fünf Jahren verlässt<br />
uns Silvia Nigg, da sie sich in<br />
Zukunft neuen Herausforderungen<br />
stellen möchte. Als Bereichsleiterin<br />
der Caféteria und Verantwortliche<br />
für den Hausdienst, Märkte und<br />
Transporte, leistete Silvia Nigg viele<br />
wertvolle Beiträge für unser SecondhandEinkaufszentrum.<br />
Wir bedanken<br />
uns bei ihr für den ausserordent lichen Einsatz,<br />
den sie immer mit Begeisterung und vollem<br />
Engagement geleistet hat. Für ihre weitere<br />
berufliche Zukunft wünschen wir ihr nur das<br />
Beste.<br />
Als neuer Bereichsleiter für den Bereich<br />
Caféteria, FacilityManagement und Anlässe,<br />
konnten wir Christian Engesser gewinnen. Er<br />
ist wohnhaft in Gossau und steht kurz vor seiner<br />
ersten Vaterschaft, also quasi Papa in spe.<br />
Christian Engesser hat viel Erfahrung als Eventplaner<br />
und kennt das Geschäft rund um einen<br />
DANiEL MiNNECi<br />
Dank Möbellift räumen<br />
wir wohnungen jetzt noch:<br />
– professioneller<br />
– schneller<br />
– sicherer<br />
informieren sie sich über wohnungsräumungen direkt bei unserem bereichsleiter Paul<br />
Kappeler, telefon 071 371 29 57 oder 079 817 73 14. wir freuen uns auf ihre anfrage.<br />
Restaurationsbetrieb aus seinen<br />
vergangenen beruflichen Einsätzen<br />
bestens. Wir freuen uns sehr, ihn in<br />
unserem Leitungsteam begrüssen<br />
zu dürfen und wünschen ihm einen<br />
guten Start im WinWinMarkt.<br />
Auf das Jahr 2012 wurde eine<br />
neue Bereichsleiterstelle vom <strong>Stiftung</strong>srat<br />
bewilligt. Dies aufgrund<br />
von einem erfreulichen Zuwachs der Belegschaft.<br />
Für diese neue Bereichsleiterstelle konnten<br />
wir Ruedi Weber engagieren. Ruedi Weber<br />
ist wohnhaft in Goldach,<br />
Vater von drei erwachsenen<br />
Kindern und von Beruf<br />
dipl. Sozialpädagoge. Wir<br />
freuen uns sehr, ihn im<br />
Leitungsteam des WinWin<br />
Markts zu begrüssen.<br />
Daniel Minneci, betriebsleiter y<br />
13
MitarbeiteraUsflUG bUch winwin<br />
nach Konstanz<br />
Am 26. September konnten<br />
wir unseren ersten Mitarbeiterausflug<br />
machen. Unsere Reise<br />
führte uns nach Konstanz zu einer<br />
Stadtführung mit der Spielmannsfrau.<br />
Bei wunderbarem Sonnenschein<br />
stiegen wir in den Zug in<br />
Gossau. Schade war, dass zwei Mitarbeiter<br />
krank waren und uns nicht<br />
begleiten konnten. So waren wir halt ein kleines<br />
Grüpplein, aber trotzdem guter Laune. Für einmal<br />
konnten wir alle den Bücherladen gemeinsam<br />
verlassen und den Alltag hinter uns lassen.<br />
Mit dem Thurbo fuhren wir über Weinfelden<br />
nach Konstanz. Je näher wir Konstanz kamen,<br />
umso mehr verschwand die Sonne im Nebel.<br />
Als wir in Konstanz ankamen war es neblig und<br />
kühl. Die Spielmannsfrau er wartete uns bereits<br />
und los ging es zurück ins 14. Jahrhundert. Mit<br />
Geschichten und Ge sang führte sie uns durch<br />
kleine, enge Gassen, weitab der Geschäfte, die<br />
man sonst immer sieht, wenn man in Konstanz<br />
14<br />
EDLA STUKER<br />
CHRiSTOPH LUDWiG, MiTARBEiTER<br />
ist. Spannend erzählte sie uns aus<br />
der alten Zeit. Das waren noch<br />
harte Zeiten und es herrschten<br />
strenge Regeln. Da rollten noch<br />
Köpfe bei nichtbeachten der Regeln.<br />
Die Kinder und Frauen hatten nicht<br />
viel zu lachen, sie mussten gehorchen.<br />
Von Hygiene keine Spur und<br />
es gab viele Krankheiten. Trotzdem<br />
genossen die Gevatterinnen und Gevatter das<br />
Leben und es wurde gesungen, getrunken und<br />
Geschichten erzählt.<br />
Die anderthalb Stunden waren viel zu<br />
schnell vorbei. Nun kam die Sonne und wir hatten<br />
Hunger. Zuerst aber ging es noch in einen<br />
Buchladen: wir wollten wissen, wie macht es die<br />
Konkurrenz? Bei einem feinen Mittagessen<br />
kamen wir wieder zu Kräften, um noch durch<br />
die Geschäftsgassen zu bummeln. Wir hatten<br />
uns viel zu erzählen, lachten gemeinsam und<br />
genossen es sehr, einfach so zusammen zu sein.<br />
Müde aber zufrieden traten wir am späteren<br />
Nachmitttag die Heimfahrt an. Ein schöner Tag<br />
ging zu Ende.<br />
eDla stUKer, bereichsleiterin M.b.a. y
Der KräUteranbaU<br />
aUf DeM hof balDenwil<br />
Das erste Kräuteranbaujahr<br />
neigt sich langsam dem Ende entgegen.<br />
Die letzten Kräuter wurden<br />
letzthin noch ge erntet. Ich will<br />
darum hier die Gelegenheit nutzen,<br />
auf unser erstes Kräuteranbaujahr<br />
zurückzublicken. Grundsätzlich<br />
kann man sicherlich sagen, dass wir<br />
auf ein erfolgreiches erstes Jahr<br />
zurückblicken können. Ganz wesentlich zu diesem<br />
Erfolg beigetragen haben auf der einen<br />
Seite unsere sehr motivierten und engagierten<br />
Mitarbeitenden und auf der anderen Seite der<br />
aussergewöhnlich gute Frühling. Die Kräutersetzlinge,<br />
welche wir im März und April ausgepflanzt<br />
haben, hatten so die Möglichkeit optimal<br />
anwachsen und gedeihen zu können.<br />
Insgesamt haben wir in diesem Frühling ca.<br />
40'000 Setzlinge ausgepflanzt und 3000 Mariendisteln<br />
gesät. Die grösste Herausforderung in<br />
diesem Jahr war sicherlich die Unkrautbekämpfung.<br />
Immer wieder mussten unsere Mitarbeitenden<br />
die Beete intensiv jäten, um den Kräutern<br />
den Platz zum Wachsen zu verschaffen.<br />
Auch die intensive Regenperiode im Juli war für<br />
die Mitarbeitenden und die Pflanzen eine ziemliche<br />
Herausforderung.<br />
Die Ernte der verschiedenen Kräuter stellte<br />
uns dann nochmals vor zum Teil sehr spezielle<br />
Probleme. So mussten die Kornblumen während<br />
ihrer Blüte regelmässig geerntet werden.<br />
Das hiess zwei bis drei Mal wöchentlich in stark<br />
gebückter Haltung vier bis sechs Stunden während<br />
12 Wochen hunderte von Blüten abzupfen<br />
und dabei auch noch darauf achten, dass man<br />
nicht von Wespen oder Bienen gestochen wird.<br />
Bei den Mariendisteln stellte sich dann ein<br />
ganz anderes Problem: die Stacheln der Pflanzen<br />
konnten fast durch alles hindurchstechen.<br />
Hier war die Herausforderung, die Samenkapseln<br />
bei über 30 Grad, eingepackt in eine dicke<br />
Jacke und mit mindestens einem paar Handschuhen,<br />
zu ernten. Auch diese Ernte fand über<br />
sechs Wochen an drei Tagen pro Woche statt.<br />
URS STUKER<br />
Bei den Tee und Gewürzkräutern<br />
war da die Ernte deutlich einfacher:<br />
hier musste man lediglich<br />
auf den richtigen Erntezeitpunkt<br />
und die richtige Schnitttechnik achten.<br />
Trotzdem war auch diese Kräuterernte<br />
eine Herausforderung,<br />
benötigten wir doch für die Ernte<br />
eines Beetes mindestens einen halben<br />
Tag.<br />
Mit der Trocknungsanlage, welche wir im<br />
Frühling bei Ernst Graf in Heiden geholt haben,<br />
trockneten wir in diesem Jahr alle Blattkräuter.<br />
Nachdem die Anlage bei uns im alten Heustock<br />
aufgestellt war, hatten wir alle das Gefühl, diese<br />
Anlage nie und nimmer auslasten zu können.<br />
Als wir dann zum ersten Mal die Zitronenmelisse<br />
geschnitten haben, wurden wir schnell<br />
eines Besseren belehrt. Schon mit der Hälfte der<br />
Ernte war die Anlage gestossen voll.<br />
Die getrockneten Kräuter werden wir jetzt<br />
während des Winters von den Stängeln zupfen<br />
und zu Teemischungen, Kräutersalzen und<br />
Kräutermischungen weiterverarbeiten.<br />
Insgesamt haben wir in diesem Jahr 215 kg<br />
Mariendisteln, 25 kg Kornblumenblüten und<br />
200 kg Gewürz und Teekräuter geerntet.<br />
Urs stUKer, betriebsleiter y<br />
15
neUe weGe<br />
in Der zUsaMMenarbeit<br />
Seit vielen Jahren bilden wir<br />
auf dem Hof Baldenwil Agrarpraktiker<br />
(praktische Ausbildung IV<br />
PrA und Attestausbildung EBA)<br />
aus. Mit dem Entscheid, weg von<br />
der Milchviehhaltung, hin zum<br />
Kräuter und Beerenanbau, mussten<br />
wir uns daher auch Gedanken<br />
machen, ob und wenn ja, in welcher<br />
Form wir die Ausbildung weiter anbieten wollen.<br />
Für uns war relativ schnell klar, dass wir<br />
weiterhin Ausbildungsplätze anbieten wollen.<br />
Gleichzeitig war aber auch klar, dass Lernende<br />
bei uns auch weiterhin die Möglichkeit haben<br />
müssen, die Milchviehhaltung zu lernen. Daher<br />
haben wir uns auf die Suche gemacht, eine<br />
andere Institution oder einen Landwirt zu finden,<br />
der bereit wäre, mit uns zusammen diese<br />
Art der Lehrlingsausbildung zu machen. Durch<br />
eine glückliche Fügung erhielten wir den Hinweis,<br />
uns doch mal mit Hansjürg Hebeisen in<br />
Herisau in Verbindung zu setzten. Hansjürg<br />
Hebeisen ist der Pächter des Landwirtschaftsbetriebs<br />
vom Schulheim Wiesen. Er führt den<br />
Hof, wie wir auch, nach den Richtlinien der Bio<br />
Suisse. Durch den Entscheid, das Schulheim per<br />
Sommer <strong>2011</strong> zu schliessen, verändere sich auch<br />
bei ihm einiges und er sei auch auf der Suche<br />
nach neuen Möglichkeiten, um seinen Betrieb<br />
gut auslasten zu können. Ein erstes Gespräch<br />
fand bereits im November 2010 statt, konkrete<br />
Gespräche folgten dann im Frühling <strong>2011</strong>.<br />
In der Lehrlingsausbildung arbeiten wir<br />
nun seit diesem Sommer eng zusammen. So<br />
werden zukünftig alle Lernenden auf dem Hof<br />
Baldenwil etwa die Hälfte der Ausbildung auf<br />
dem Hof Hebeisen absolvieren. Dort erhalten<br />
sie die Ausbildungsinhalte in den Bereichen<br />
Milchviehhaltung, Pferdehaltung, Schweinemast,<br />
Futterkonservierung und Maschinenunterhalt<br />
vermittelt. Ebenso wichtig ist mir aber<br />
auch, dass sie einen Teil der Ausbildung auf<br />
einem Hof im ersten Arbeitsmarkt absolvieren.<br />
16<br />
URS STUKER<br />
Dies wird meiner Meinung nach<br />
ihre beruflichen Möglichkeiten<br />
deutlich steigern können.<br />
Schnell war für mich klar, dass<br />
ich mir eine Zusammenarbeit weit<br />
über die Lehrlingsausbildung vorstellen<br />
konnte. So beziehen wir seit<br />
August <strong>2011</strong> die Milch, welche wir<br />
für uns auf dem Hof und für unsere<br />
Milchprodukte brauchen, bei ihm. Auch im<br />
Bereich der Maschinen findet eine Zusammenarbeit<br />
statt. So können wir seinen Motormäher<br />
und auch den Mistkran brauchen. Im Gegenzug<br />
konnte er in diesem Jahr von uns Emd und<br />
Silage beziehen, welche wir für unsere Tiere<br />
nicht benötigen. Wir sind beide überzeugt, dass<br />
sich diese Art der Zusammenarbeit in den<br />
nächsten Jahren auch noch weiter ausbauen<br />
lässt und wir so gegenseitig Synergien nutzen<br />
können, die uns helfen, Kosten zu sparen, aber<br />
auch betriebliche Abläufe zu optimieren.<br />
Aktuell haben wir uns dazu entschlossen,<br />
im Bereich der Produktevermarktung enger<br />
zusammenzuarbeiten. So haben wir ab sofort<br />
bei uns auf dem Wochenmarkt in Herisau Süssmost<br />
von seinem Hof. Auch bei der Fleischvermarktung<br />
wollen wir zukünftig vermehrt sein<br />
Fleisch über unsere Vertriebskanäle vermarkten.<br />
Speziell beim Fleisch haben wir viele Kunden<br />
und permanent zu wenig Fleisch. Selbstverständlich<br />
werden bei dieser Art der Vermarktung<br />
die Produkte, die vom Hof von Hansjürg<br />
Hebeisen kommen, dementsprechend gekennzeichnet.<br />
Urs stUKer, betriebsleiter y
MarienDistel, Das heilMittel<br />
für Die leber<br />
Dieses Jahr wurde auf dem Hof Baldenwil<br />
zum ersten Mal die Heilpflanze namens<br />
Mariendistel (Cardus marianus bzw. Silybum<br />
marianum) für die Ceres Heilmittel AG angepflanzt.<br />
Die Firma verarbeitet die Samen der<br />
Pflanze zu einer Leber stärkenden Tinktur. Der<br />
Wirkstoff Silymarin hilft bei der Zellregeneration<br />
bei Leberschädigungen.<br />
Anfangs April säten wir die Samen in die<br />
vorbereiteten 20 Beete mit jeweils einer Länge<br />
von 28 m aus. Zwischen jedem Beet für Mariendisteln<br />
setzten wir anderen Kräuter, wie Thymian,<br />
Rosmarin oder Salbei, damit die ca. 2 m<br />
hohen Disteln genug Platz haben. Zwischen den<br />
Samen selbst liessen wir einen Abstand von<br />
ca. 40 cm. Anfangs benutzten wir dafür unsere<br />
nicht besonders effiziente Aussaatmaschine,<br />
kamen dann aber bald zum Entschluss, auf<br />
Nummer sicher zu gehen und jeden einzelnen<br />
Samen doch von Hand zu pflanzen. Dies beanspruchte<br />
ein wenig mehr Zeit, dafür hatten wir<br />
die Gewissheit, dass alle 40 cm sicher ein Samen<br />
gesetzt wurde.<br />
Wenige Tage später sprossen dann auch<br />
schon die ersten kleinen Disteln aus der Erde<br />
empor, und zu unserer Freude sind, bis auf ein<br />
paar wenige, alle Pflanzen lückenlos gekommen.<br />
Solange die Disteln noch klein waren, verbrachten<br />
wir viel Zeit mit jäten, damit die Pflänzchen<br />
vom Unkraut nicht über wuchert und verdrängt<br />
wurden.<br />
Die wunderschönen, aber sehr stacheligen<br />
Pflanzen, wuchsen sehr schnell zu einer majestätischen<br />
Höhe heran, so dass das Jäten nicht<br />
mehr nötig war, da die starken Disteln dem<br />
Unkraut keinen Platz, keine Nährstoffe und<br />
kein Sonnenlicht übrig liessen. Die Mariendisteln<br />
wurden so breit, dass sie langsam die Fusswege<br />
und Zwischenbeete mit den anderen Kräutern<br />
überwuchsen, was uns aufgrund ihrer<br />
aggressiven Stacheln die Arbeit in den anderen<br />
Kräuterbeeten enorm erschwerte und teilweise<br />
verunmöglichte. Also bahnten wir uns mit<br />
Hand heckenscheren einen Weg durch die Disteln<br />
und schnitten sie so zurecht, dass der Fussweg<br />
und die Kräuterbeete wieder frei waren.<br />
Inzwischen wurden auch die ersten Blütenknospen<br />
sichtbar. Bald wird Erntezeit sein, und<br />
wir haben uns alle sehr auf das erste Mal ernten<br />
gefreut. Doch bevor es soweit war, durften wir<br />
uns eine Weile über den<br />
prächtigen Anblick der unzähligen<br />
Blüten erfreuen. Das<br />
Feld sah nun aus wie ein<br />
hohes, grünes Stachelmeer<br />
voller violetter Blüten, angenehm<br />
untermalt mit dem<br />
beruhigenden Summen der<br />
honigsammelnden Bienen. Bei<br />
diesem schönen Anblick<br />
waren wir uns noch nicht<br />
bewusst, dass wir uns beim<br />
baldigen Ernten schon fürchterlich<br />
über die Disteln aufregen<br />
werden... Die Zeit verging,<br />
die Blüten begannen zu<br />
verblühen, und die weissen<br />
Samenhärchen kamen zum<br />
Vorschein. Wir schnitten eine<br />
17
Blüte zur Probe ab, um uns ein Bild vom Entwicklungsstadion<br />
der Samen zu machen, die an<br />
den Samenhärchen befestigt waren. Die Samen<br />
drin waren alle reif, und so wussten wir, dass<br />
alle verblühten Blüten, bei welchen die Samenhärchen<br />
oben heraus ragten, zum Ernten reif<br />
waren. Mit langen Hosen, Jacken, Handschuhen<br />
und Eimer in der Hand bewaffnet, machten<br />
wir uns auf zur ersten Ernte. Kurz danach, der<br />
erste Schrei aus dem Feld «Autsch!». Auf diesen<br />
Schrei folgten bald regelmässig Schmerzensschreie.<br />
Die Stacheln piksten uns beim Durchgehen<br />
überall. Selbst unsere Hände mit den<br />
Handschuhen waren vor den Stacheln nicht<br />
sicher. Sie stachen ohne Probleme durch die<br />
Handschuhe hindurch, und einige kleine Stacheln<br />
blieben tief in der Haut stecken. Wir ernteten<br />
zwei bis drei Mal wöchentlich bei schönem<br />
Wetter, und mit der Zeit hatten wir auch die<br />
Technik im Griff, von unten her die Blüte greifen<br />
und abreissen, damit die nach oben zeigenden<br />
Stacheln an den Blütenköpfen uns nicht<br />
allzu viel anhaben können. Trotzdem war es<br />
eine eher mühsame Arbeit, da die Disteln auch<br />
nach dem Zurechtschneiden immer noch viel zu<br />
nahe beieinander standen und uns somit von<br />
18<br />
allen Seiten her in den Rücken, in die Arme,<br />
Beine oder in den Bauch stachen.<br />
Wir liessen uns die Stimmung im Team<br />
jedoch nicht verderben. Auf zwei Tage verteilt<br />
gingen wir auf den Ekkardhof um die Distelköpfe<br />
mit den Samen drin zu dreschen. Der<br />
Ekkardhof besitzt eine Maschine, bei welcher<br />
man die Disteln oben einfüllen kann, danach<br />
werden sie in einer Schleuder auseinandergerissen,<br />
worauf die schweren Teile, also die Samen,<br />
unten durch ein Sieb heraus fliegen, die leichten<br />
Teile, also die Samenhäärchen, mittels Luft herausgepustet<br />
werden und die restlichen Teile,<br />
welche nicht durch das Sieb passen und zu<br />
schwer sind um weggepustet zu werden, fliegen<br />
durch eine Klappe in einen Kompostsack. So<br />
hatten wir am Ende nur die kostbaren Samen<br />
im Behälter. Diese wurden danach noch auf<br />
einem Sieb zum Trocknen ausgelegt und<br />
anschliessend zur Firma Ceres transportiert,<br />
welche die besagte Tinktur daraus fertigt.<br />
Insgesamt haben wir 215 kg Samen in hervorragender<br />
Qualität geliefert, das sind 115 kg<br />
mehr, als wir anfangs gerechnet hatten. Die<br />
Zusicherung von Ceres, dass sie uns nächstes<br />
Jahr wieder Samen abkaufen werden, haben wir<br />
zu unserer Freude bereits auch schon!<br />
Alles in allem hat der Anbau der Mariendisteln<br />
Spass gemacht. Wir haben viel zusammen<br />
gelernt, haben uns zusammen über die Stacheln<br />
aufgeregt und zusammen über den Anblick der<br />
wunderschönen, graziösen Pflanzen gestaunt.<br />
Für den Anbau fürs nächste Jahr haben wir eine<br />
Sache bestimmt gelernt, die wir garantiert<br />
ändern werden: Reichlich mehr Platz zwischen<br />
den Beeten, dann sollte das Ernten auch nicht<br />
mehr so stachelig werden!<br />
nina KonJiciJa, Mitarbeiterin y
start in ein neUes leben<br />
Was sich schon seit langem<br />
angekündigt hat, und ich, sowie<br />
viele im Brockenhaus Flawil, mehr<br />
oder weniger erfolgreich verdrängt<br />
haben, wird nun wahr. Theres,<br />
unsere langjährige Mitarbeiterin in<br />
der Warenannahme, unsere gute<br />
Seele, die immer ein offenes Ohr für<br />
MitarbeiterInnen mit ihren alltägliche<br />
Schwierigkeiten hat, unsere Frohnatur,<br />
deren Lachen durch das ganze Brockenhaus<br />
hallt, unsere kompetente<br />
Fachfrau für Geschirr,<br />
Antiquitäten, Krimskrams,<br />
Kleider, Möbel<br />
und alles andere was sich<br />
in einem Brockenhaus<br />
einfindet, Theres, die<br />
zum Brockenhaus Flawil<br />
gehört wie ein Dach aufs<br />
Haus, setzt sich zur Ruhe.<br />
Dieser Schritt fällt<br />
Theres nicht leicht. Sie<br />
fühlt sich wohl bei uns.<br />
Hier kann sie ihrer Leidenschaft<br />
frönen, eine<br />
Leidenschaft, die sie<br />
schon als Kind von ihrem Vater in die Wiege<br />
gelegt bekam. Dieser hat sich schon für Antiquitäten<br />
interessiert und diese Begeisterung an<br />
Theres weitergegeben. Wobei die Bezeichnung<br />
weitergegeben möglicherweise falsch ist. Theres<br />
hat einen derart grossen Wissensdurst, dass sie<br />
Vaters Wissen wohl dankbar in sich aufgesogen<br />
hat. Dieses Fachwissen kann sie im Brockenhaus<br />
stetig erweitern. Aber auch beim Besuch<br />
von anderen Brockenhäusern, in Warenhäusern<br />
und Prospekten von Möbelhäusern, aber auch<br />
im Fernsehen: alles ist für sie lernen. Sie vergleicht<br />
Preise und Qualität, informiert sich darüber,<br />
was ist gerade IN, was ist Kitsch, was<br />
Antik. Alles möchte sie wissen. Sie gibt sich<br />
nicht mit halben Sachen zufrieden. Sie ist der<br />
Ansicht, dass wenn sie mit der Zeit geht und<br />
THERES EDELMANN, MiTARBEiTERiN<br />
HUGO STRASSMANN<br />
sich für moderne Medien interessiert,<br />
sie auch im Kopf jung bleibt.<br />
Und dies scheint mir doch ein recht<br />
erfolgreiches Rezept. Zumindest,<br />
wenn ich mir Theres vor Augen<br />
führe. Sie scheut weder den Kontakt<br />
zu einem PC noch zu einem<br />
Handy. Stets wollte sie von den jungen<br />
Mitarbeitern wissen, wie diese<br />
Geräte funktionieren, wie man dies und das<br />
handhabt. Da macht Theres keine Kompromisse.<br />
Ob Löcher bohren, mit der Oberfräse ein<br />
Profil fräsen oder eine alte Uhr wieder in Gang<br />
setzen – Theres möchte gerne selber Hand an <br />
legen, weil sie verstehen will, wie ihre Um <br />
gebung funktioniert.<br />
Im Brockenhaus ist Theres für viele wie<br />
eine Mutter. Sie ist Ansprechperson, wenn es<br />
mal nicht so rund läuft. Sie lacht noch, wenn<br />
alles kopfüber steht und es eigentlich gar nichts<br />
mehr zu lachen gibt. Sie behält den Überblick,<br />
wenn andere bereits den Kopf in den Sand stecken.<br />
Theres ist nie krank und läuft zuverlässig<br />
wie ein Uhrwerk. Ich erinnere mich noch an<br />
Diskussionen wegen den Ferien. Lange wollte<br />
sie gar keine Ferien beziehen, weil sie sich davor<br />
fürchtete, nicht mehr zurück zur Arbeit zu wollen.<br />
Das ist nun gottseidank kein Thema mehr:<br />
Theres bezieht jetzt ihre Ferien und kommt<br />
auch wieder zurück – bis jetzt. Nun hat sich<br />
Theres entschieden, aus gesundheitlichen Gründen<br />
in Pension zu gehen. In ihrem Ruhestand<br />
erfüllt sie sich einen lang gehegten Wunsch.<br />
Näheres sei hier nicht erwähnt. Soviel sei gesagt:<br />
diesen Traum träumen wir alle. Theres setzt ihn<br />
um. Für dieses Vorhaben wünschen wir vom<br />
Brockenhaus ihr viel Glück.<br />
Wir möchten uns bei dir, Theres, auf diesem<br />
Weg für dein grosses Engagement und für<br />
deine Herzlichkeit bedanken. Mit dir verlässt<br />
uns viel Fachwissen und ein unschätzbar wertvoller<br />
Mensch.<br />
hUGo strassMann, betriebsleiter y<br />
19
stressiGer sPass,<br />
Die schweizer tafel-abGabe iM winvita<br />
Die Schweizer Tafel hilft durch ihre<br />
Arbeit direkt und praktisch den benachteiligten<br />
Menschen in der Schweiz. In 12 Regionen werden<br />
überschüssige, einwandfreie Lebensmittel<br />
bei Grossverteilern, Produzenten und Detaillisten<br />
abgeholt und gratis an soziale Institutionen<br />
verteilt. So auch bei uns im WinVita. Jeden<br />
Dienstag und Donnerstag findet die Ausgabe<br />
statt.<br />
Im Durchschnitt bekommen wir 20 bis 40<br />
Kisten, bunt gemischt mit Gemüse, Früchte,<br />
Salate, Brote und Kühlwaren, wie z.B. Joghurt,<br />
Kuchen und Fleisch.<br />
Die Kühlwaren werden zuerst in den Kühler<br />
gestellt. In Zweierteams werden anschliessend<br />
während 1 bis 2 Stunden sämt liche Kisten<br />
sortiert und kontrolliert. Das heisst, dass wir<br />
20<br />
aussortieren, was wirklich nicht<br />
mehr geniessbar ist. Für die verdorbenen<br />
Lebensmittel haben<br />
wir blaue Tonnen zur Verfügung,<br />
die regelmässig gefüllt und<br />
vom WinWin beim Biogas abgegeben<br />
werden. Salate und<br />
Gemüse werden gerüstet, Brötchen<br />
eingepackt und die Kisten<br />
mit viel Sorgfalt im dafür vorgesehenen<br />
Raum schön hergerichtet.<br />
Diese Arbeit ist aufwändig<br />
und nicht immer angenehm, da<br />
die Lebensmittel teilweise schon<br />
ziemlich verdorben sind und<br />
dementsprechend riechen. Das<br />
Resultat vor dem Start der
Schweizer TafelAbgabe gleicht es wieder aus,<br />
obwohl der herausforderndste Teil der Arbeit<br />
noch bevorsteht: die<br />
Abgabe.<br />
Vor Beginn der<br />
Abgabe wird geschaut,<br />
wie viele Kunden bei der<br />
Schweizer TafelAbgabe<br />
da sind. Anhand der<br />
ungefähren Anzahl Kunden,<br />
im Verhältnis zu den<br />
erhaltenen Lebensmitteln,<br />
wird abgewogen, ob sie<br />
die Tasche grosszügig füllen<br />
können, oder ob es<br />
eher knapp wird, und wir<br />
auf eine halbe Tasche<br />
begrenzen müssen. Zu<br />
Beginn der Abgabe<br />
bekommt jeder Kunde,<br />
nachdem wir die Berechtigungskarte<br />
gesehen<br />
haben, ein Los mit einer<br />
Nummer. Dies verläuft meist recht hektisch,<br />
da jeder so schnell wie möglich ein Los<br />
haben möchte und am liebsten natürlich die<br />
Nummer 1. Darauf zu achten, dass alle nur ein<br />
Los nehmen und eine gültige Berechtigungskarte<br />
vorweisen, erfordert Konzentration und<br />
Durchsetzungsvermögen. Anschliessend werden<br />
die Zahlen von 1 bis 50 aufgerufen und es<br />
dürfen jeweils drei Personen in den vorbereiteten<br />
Raum. Das Los wird mit einem Unkostenbeitrag<br />
von Fr. 1.– abgegeben. Dafür dürfen die<br />
Kundinnen und Kunden einen Papiersack mit<br />
Lebensmittel usw. füllen. Sind die Lebens mittel<br />
eher knapp, verzichten wir auf den Unkostenbeitrag.<br />
Beim Rundgang im Raum selber ist es wichtig,<br />
darauf zu achten, dass diejenigen mit tiefen<br />
Nummern nicht jegliche Süsswaren und Kühlprodukte,<br />
die sehr beliebt sind, einpacken, sondern<br />
dass für alle noch eine möglichst vielfältige<br />
Auswahl besteht. Doch ab und zu spürt man<br />
auch eine Missgunst unter den Kunden, weil<br />
einige sich immer wieder benachteiligt fühlen.<br />
So kommt es auch hin und<br />
wieder zu Diskussionen zwischen<br />
uns und den Kunden,<br />
wenn sie ihre Taschen zu voll<br />
füllen oder die Lebensmittel<br />
unvorsichtig zurück in die Kisten<br />
werfen.<br />
Es bedingt von uns, ruhig<br />
zu bleiben und uns trotzdem<br />
durchzusetzen. Wenn man<br />
manchmal merkt, wie selbstverständlich<br />
das Ganze<br />
betrachtet wird und kaum estimiert<br />
wird, ist es schwierig,<br />
stets mit gleichem Elan die<br />
Schweizer TafelAbgabe vorzubereiten.<br />
Wir helfen den armutsbetroffenen<br />
Menschen und<br />
ernten dafür nicht selten missmutige<br />
Blicke. Schwierig,<br />
manchmal. Darüber müssen wir hinwegschauen,<br />
denn es gibt durchaus auch sehr dankbare<br />
Kunden.<br />
Ich persönlich freue mich jedes Mal, wenn<br />
ich bei der Abgabe dabei bin. Es ist immer etwas<br />
anderes, herausfordernd und lehrreich zugleich.<br />
n.w., Mitarbeiterin y<br />
21
sPenDen iM laUfenDen<br />
Jahr<br />
Damit die <strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong><br />
sich ständig weiter entwickeln und<br />
neue Projekte anpacken kann,<br />
braucht es Geld.<br />
Geld für Mitarbeiterausflüge<br />
und schulungen, für Neuanschaffungen<br />
und Renovationen, für tägliche<br />
Rechnungen oder für unsere<br />
interne Schule.<br />
Jedes Jahr werden wir massgeblich von<br />
Spenderinnen und Spendern unterstützt. Nur<br />
dank dieser Unterstützung kann die <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Tosam</strong> Jahr für Jahr ihre Ziele verfolgen.<br />
hier einige stiftungen, welche unsere<br />
Projekte mitfinanziert haben:<br />
y <strong>Stiftung</strong> Speranza, Aarau<br />
y Migros Kulturprozent<br />
y Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons<br />
St.Gallen<br />
y Ebnet<strong>Stiftung</strong>, Teufen<br />
y Vontobel<strong>Stiftung</strong>, Zürich<br />
y Johannes Waldburger<strong>Stiftung</strong>, Herisau<br />
y Appenzellische Winkelried<strong>Stiftung</strong>,<br />
Weissbad<br />
y Alpstein<strong>Stiftung</strong>, St.Gallen<br />
y Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft<br />
y Hans und Claire SchochRinderknecht<br />
<strong>Stiftung</strong>, Herisau<br />
y Alfred und Bertha ZanggerWeber, Riedikon<br />
y <strong>Stiftung</strong> Denk an mich, Zürich<br />
An dieser Stelle geht auch ein grosses<br />
Danke schön an alle privaten Spenderinnen und<br />
Spender, die uns mit grossen und kleinen Beträgen<br />
immer wieder unterstützen und die wir hier<br />
leider nicht alle namentlich erwähnen können.<br />
22<br />
RENATE RUTiSHAUSER<br />
betriebsbesichtigung für<br />
spenderinnen und spender<br />
<strong>2011</strong>:<br />
Als Dank für Ihre Unterstützung<br />
möchten wir Sie zu einem DankeschönAnlass<br />
einladen.<br />
Kennen Sie Degersheim? Ein<br />
kleines Dorf auf einem schönen<br />
Hügel. In diesem Dorf liegt das<br />
erste Brockenhaus der <strong>Stiftung</strong> <strong>Tosam</strong>. Es ist im<br />
Jahr 1990 eröffnet worden und heute noch<br />
arbeiten Frauen der ersten Stunde als Freiwillige<br />
mit.<br />
Als Spenderin oder Spender des laufenden<br />
Jahres haben Sie am 22. März 2012 die Möglichkeit,<br />
in ungezwungenem Rahmen das Brockenhaus<br />
und seine Menschen kennen zu lernen. Sie<br />
können hinter die Kulissen sehen, den Mitarbeitenden<br />
über die Schultern schauen und sich ein<br />
Bild machen, wie sich ein Brockenhaus abseits<br />
von grossen Ballungszentren entwickeln kann.<br />
Anschliessend an die Betriebsführung offerieren<br />
wir Ihnen einen Apéro, an dem wir Ihnen<br />
für anregende Gespräche zur Verfügung stehen.<br />
Bitte merken Sie sich dieses Datum in Ihrer<br />
Agenda vor. Sie werden frühzeitig von uns eine<br />
persönliche Einladung erhalten.<br />
renate rUtishaUser, Geschäftsstelle y<br />
aGenDa<br />
Donnerstag,<br />
22. März 2012<br />
spenderinnen- und<br />
spender-anlass
aUf Den sPUren von<br />
einsteins Kreativität<br />
Frisch entspannt ging’s morgens um halb<br />
Zehn los zum Mitarbeiterausflug vom Brocki<br />
Degersheim. Wir machten kurz einen Halt in<br />
Magdenau, wo uns unser Chef ins «Rössli» zum<br />
Znüni und Kaffee einlud.<br />
Knapp eine halbe Stunde später und gut<br />
genährt fuhren wir in zwei Bussen Richtung<br />
Winterthur... Richtung Technorama! Nach einigen<br />
Minuten verirrter Fahrt durch die Strassen<br />
von Winterthur, standen wir auf dem Parkplatz<br />
vom Technorama. Nachdem die Eintrittsbänder<br />
fest ums Handgelenk geklebt waren ging’s<br />
endlich los! Drei Stockwerke voller Experimente,<br />
welche nur darauf warteten getestet zu<br />
werden.<br />
Als Erstes widmeten viele von uns ihre<br />
Aufmerksamkeit einer Vorführung, welche<br />
uns erklären sollte, wie ein Blitz entsteht, Faszination<br />
Nummer 1!<br />
Nach der ersten Runde durch das Riesenlabor<br />
ging’s zum Mittagessen. Ein gigantisches<br />
Buffet mit allem was das Herz begehrt oder<br />
eben der Magen.<br />
Nach einem köstlichen Dessert und Kaffee<br />
stand uns noch der ganze Nachmittag zur Verfügung<br />
um unser Wissen und unsere Sinne zu<br />
stärken.<br />
Vom klingenden Holz, über Licht und Sicht<br />
bis zum Wasser Natur Chaos und vieles mehr<br />
gab’s zu probieren und kreieren.<br />
Nach gesteigertem IQ und besänftigter Neugierde<br />
machten wir uns gegen Viertel nach drei<br />
auf den Weg nach draussen.<br />
Für die Raucher gab’s noch eine Beruhigungszigarette<br />
vor der Heimfahrt und Minuten<br />
später wurden die Schlüssel in den Bussen<br />
gedreht, der Motor angelassen und unsere<br />
Heimreise begann.<br />
saMantha sani, PraKtiKantin y<br />
23
Adressen und Öffnungszeiten<br />
WinWin-Markt Herisau<br />
Cilanderstrasse 17, 9100 Herisau,<br />
Tel. 071 351 79 01, winwinmarkt@tosam.ch,<br />
www.winwinmarkt.ch<br />
Läden: Cilanderstrasse und GIZ-Hölzli<br />
Montag – Freitag 9.00 –12.00 Uhr<br />
13.30 –18.00 Uhr<br />
Samstag 9.00 –17.00 Uhr<br />
Café Montag – Freitag 8.00 –18.00 Uhr<br />
Samstag 8.00 –17.00 Uhr<br />
Entsorgungsstelle / Recycling<br />
Montag – Freitag 8.00 –12.00 Uhr<br />
13.00 –18.00 Uhr<br />
Samstag 8.00 –17.00 Uhr<br />
Brockenhaus Degersheim<br />
inkl. Cafeteria und easydrive<br />
Taastrasse 11, 9113 Degersheim,<br />
Tel. 071 371 29 57,<br />
brockidegersheim@tosam.ch<br />
www.brockidegersheim.ch<br />
(Büro: Dienstag – Samstag)<br />
Mittwoch – Freitag 14.00 –18.00 Uhr<br />
Samstag 9.00 –16.00 Uhr<br />
Brockenhaus Flawil<br />
Waldau 1 / Habis-Center, 9230 Flawil,<br />
Tel. 071 393 60 07, brockiflawil@tosam.ch,<br />
www.brockiflawil.ch<br />
(Büro: Dienstag–Samstag)<br />
Mittwoch – Freitag 9.00 –12.00 Uhr<br />
14.00 –18.00 Uhr<br />
Samstag 9.00 –16.00 Uhr<br />
Hof Baldenwil<br />
Baldenwil 2599, 9112 Schachen b. Herisau,<br />
Tel. 071 370 04 11, hofbaldenwil@tosam.ch,<br />
www.hofbaldenwil.ch<br />
Buch WinWin Gossau<br />
St.Gallerstrasse 12, 9200 Gossau,<br />
Tel. 071 383 41 57, buchwinwin@tosam.ch,<br />
www.buchwinwin.ch<br />
Laden + Bistro:<br />
Montag 13.30 –18.30 Uhr<br />
Dienstag – Donnerstag 9.00 –12.00 Uhr<br />
13.30 –18.30 Uhr<br />
Freitag 9.00 –12.00 Uhr<br />
13.30 –20.00 Uhr<br />
Samstag 9.00 –16.00 Uhr<br />
buchplanet.ch<br />
Tel. 071 393 41 71,<br />
info@buchplanet.ch<br />
www.buchplanet.ch<br />
Montag – Freitag 8.00 –12.00 Uhr<br />
13.30 –18.00 Uhr<br />
WinVita<br />
Melonenstrasse 5, 9100 Herisau,<br />
Tel. 071 352 45 27, winvita@tosam.ch,<br />
www.winvita.ch<br />
Montag – Freitag 10.00 –18.00 Uhr<br />
Samstag 9.00 –13.00 Uhr<br />
easydrive Gossau<br />
ein Entsorgungsfachmarkt des ZAB<br />
Bahnhofareal Ost, 9200 Gossau,<br />
Tel. 071 388 43 43,<br />
easydrivegossau@tosam.ch<br />
Dienstag 10.00 –16.00 Uhr<br />
Mittwoch – Freitag 10.00 –18.00 Uhr<br />
Samstag 9.00 –17.00 Uhr<br />
Gartengruppe Herisau<br />
St.Gallerstrasse 63a, 9100 Herisau,<br />
Tel. 071 351 72 66, gartengruppe@tosam.ch,<br />
www.gartengruppe.ch