Die letzte Fahrt der Maffei B IX - Deutsche Bahn AG
Die letzte Fahrt der Maffei B IX - Deutsche Bahn AG
Die letzte Fahrt der Maffei B IX - Deutsche Bahn AG
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Solution<br />
<strong>Die</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Fahrt</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Maffei</strong> B <strong>IX</strong><br />
Präzisionsarbeit für das <strong>Deutsche</strong><br />
Museum: Schenker organisierte den<br />
Umzug historischer Loks und Waggons<br />
[ Text ] Ulrike Putz [ Fotos ] Christian Hacker<br />
42 | LOGISTICS
Zwischenstation: <strong>Die</strong><br />
verhüllte Lokomotive<br />
<strong>Maffei</strong> B <strong>IX</strong> auf dem<br />
Nockherberg, vor ihrer<br />
Umladung für den<br />
weiteren Transport<br />
auf <strong>der</strong> Schiene<br />
Es ist schon fast geschafft, da<br />
kommt von <strong>der</strong> <strong>Maffei</strong> B <strong>IX</strong><br />
doch noch Protest: Nur wi<strong>der</strong>willig<br />
setzen sich die Speichenrä<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> alten Lokomotive in Bewegung,<br />
die Radlager quietschen<br />
schräg. Es ist, als ob die prächtige<br />
Maschine leise winselt, als ob sie<br />
sich dagegen wehrt, in den Freilassinger<br />
Lokschuppen geschoben zu<br />
werden. Sogar die <strong>Bahn</strong>räumer, die<br />
kleinen Reisigbesen, die jahrzehntelang<br />
die Schienen vor <strong>der</strong> Lok<br />
sauber gefegt haben, scheinen sich<br />
diesen <strong>letzte</strong>n Metern entgegenzustemmen<br />
zu wollen. Doch vergeblich:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Maffei</strong> B <strong>IX</strong> verschwindet<br />
im Schuppen, wird abgekoppelt,<br />
Hartholzkeile drunter, Endstation.<br />
„Irgendwie ist ja schade, dass es<br />
vorbei ist“, sagt Peter Linné, als die<br />
frühe Dampflok schließlich steht.<br />
Mit kritischem Blick hat <strong>der</strong> Dresdner<br />
die <strong>letzte</strong>n Minuten des Manövers<br />
betrachtet. Gerade noch gab es<br />
Komplikationen, weil die Erdung<br />
fehlte, ohne die man unter Hochspannungsleitungen<br />
nicht arbeiten<br />
darf. Und fast hätte die Jubiläums-<br />
B <strong>IX</strong> – sie war die tausendste Lok<br />
dieses Typs, die in den bayerischen<br />
<strong>Maffei</strong>-Werken gefertigt wurde<br />
– unter einer weißen Plane verborgen<br />
an ihre <strong>letzte</strong> Ruhestätte rollen<br />
müssen. Doch Linné hat auch das<br />
geregelt und irgendwoher eine Erdung<br />
besorgt, und so konnte die<br />
„1000“ unter dem Beifall hun<strong>der</strong>ter<br />
Zuschauer doch noch im Freien<br />
enthüllt werden: ein Prachtstück<br />
grün<strong>der</strong>zeitlicher Ingenieurskunst,<br />
eine Lokomotive, die Jim Knopf<br />
Solution<br />
{ Karl Hammerschmidt }<br />
»Das ist ein Auftrag von<br />
großer gesellschaftlicher<br />
Bedeutung.«<br />
Jubiläumslok: <strong>Die</strong><br />
1 000. Lokomotive<br />
von 1874 war <strong>der</strong><br />
Stolz <strong>der</strong> Königlich<br />
Bayerischen<br />
Staatseisenbahnen<br />
alle Ehre gemacht hätte. <strong>Die</strong><br />
Plane war nötig, weil <strong>der</strong> tannengrüne<br />
Triebwagen <strong>der</strong> Länge<br />
nach aufgesägt ist, durch<br />
Wasserkessel und Kohlevorrat,<br />
Schornstein und Führerhäuschen<br />
hindurch: <strong>der</strong> Museumspädagogik<br />
wegen.<br />
Linné ist Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />
Spezialtransport bei Schenker<br />
Dresden. Seinem Team ist es<br />
zu verdanken, dass an diesem<br />
Sonntag im April eine Karawane<br />
historischer Loks heil und ganz<br />
von München nach Freilassing<br />
an <strong>der</strong> Grenze zu Österreich<br />
gelangt ist. Und nicht nur das.<br />
Insgesamt 140 schwergewichtige<br />
Exponate <strong>der</strong> Verkehrsabteilung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Museums<br />
in München zieht das Team von<br />
Schenker in diesem Frühjahr<br />
um: Lokomotiven und Trams,<br />
Oberleitungsbusse und Zahnradbahnen<br />
– alles, was einstmals<br />
auf Europas Landwegen unterwegs<br />
war. „Das ist ein Auftrag<br />
von großer gesellschaftlicher<br />
Bedeutung für München und<br />
für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Bahn</strong>“, sagt ><br />
LOGISTICS | 43
Schwerstarbeit: Hydraulische<br />
Pressen heben den Kohleten<strong>der</strong><br />
um wenige Zentimeter an<br />
Abfahrt in <strong>der</strong> Brauerei:<br />
<strong>Die</strong> Lokomotive wird auf<br />
die Schienen gezogen
Karl Hammerschmidt, Gruppenleiter<br />
Schwertransporte bei Schenker.<br />
Das <strong>Deutsche</strong> Museum lagert seine<br />
Verkehrsabteilung aus, die Hallen<br />
auf <strong>der</strong> Museumsinsel sind zu klein<br />
geworden. Schenker bringt die<br />
meisten Verkehrsveteranen deshalb<br />
an den neuen Ausstellungsstandort<br />
auf <strong>der</strong> Theresienhöhe, ein paar<br />
ausgewählte Stücke kommen in das<br />
Mini-Museum im frisch renovierten<br />
Lokschuppen in Freilassing.<br />
Doch <strong>der</strong> Reihe nach: <strong>Die</strong> 184 Kilometer<br />
lange Schleichfahrt dieses<br />
„Son<strong>der</strong>zugs in Verbundfahrt“, wie<br />
ein Zug aus lauter Loks im <strong>Bahn</strong>jargon<br />
heißt, beginnt an diesem<br />
Sonntag in aller Herrgottsfrühe<br />
am Münchner Ostbahnhof. Um<br />
drei Uhr morgens zahlt es sich zum<br />
x-ten Mal in diesen hektischen Wochen<br />
aus, dass Schenker für diesen<br />
Auftrag das Know-how <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Bahn</strong> <strong>AG</strong> mit ins Boot geholt<br />
hat. Bei kaltem Nieselregen krauchen<br />
die von Schenker beauftragten<br />
Mitarbeiter des Dampflokwerks<br />
Meiningen ein <strong>letzte</strong>s Mal unter die<br />
Maschinen, rütteln an Speichenrä<strong>der</strong>n,<br />
pochen an Treibstangen.<br />
Werden die bis zu 130 Jahre alten<br />
Loks die <strong>Fahrt</strong> überstehen? Wird<br />
irgendein Radlager nach mehr<br />
als 40 Jahren Museums ruhe die<br />
Bewegung nicht vertragen, heiß<br />
laufen und den ganzen Zug lahm<br />
legen? Endlich geben die Dampflokexperten<br />
grünes Licht, sacht ruckend<br />
fährt <strong>der</strong> Zug an: fünf alte<br />
Loks mit zwischengekoppel ten<br />
Hilfszugwaggons, die das Werkzeug<br />
mitführen und bremsen.<br />
Kraftprobe: Hier ist<br />
Augenmaß gefor<strong>der</strong>t.<br />
Langsam schleppt die<br />
Zugmaschine die tonnenschwere<br />
Lok aus<br />
<strong>der</strong> Museumshalle<br />
{ Sylvia Hladky }<br />
»Wir haben seit dem<br />
Jahr 2000 über ein neues<br />
Konzept nachgedacht.«<br />
Im einzigen Abteil für Passagiere<br />
herrscht anfangs noch nervöse Stille.<br />
Spezialisten für Spezialverkehr<br />
<strong>der</strong> Schenkerstandorte Dresden<br />
und Hagen, die Instandsetzungsexperten<br />
<strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bahn</strong> vom<br />
Werk Wittenberge, die Fachfrauen<br />
vom <strong>Deutsche</strong>n Museum: Sie alle<br />
lauschen in die tiefschwarze Nacht<br />
hinaus und versuchen zu ergründen,<br />
was vorne auf dem Triebwagen<br />
vor sich geht. Dort stehen drei<br />
gestandene <strong>Bahn</strong>er aus Meiningen<br />
und führen den 426 Tonnen schweren<br />
Zug vorsichtig über die Schienen.<br />
Sorgenkind ist die „1000“, die<br />
als <strong>letzte</strong> am Zug hängt: Dadurch,<br />
dass ihre tonnenschwere linke Hälfte<br />
weggefräst wurde, hat <strong>der</strong> Zug<br />
leichte Schlagseite. Erst als München<br />
schon weit hinter dem Team<br />
liegt und sich langsam eine bleiche<br />
Frühlingssonne über die Hügel<br />
schiebt, löst sich die Stimmung.<br />
Drei Stunden schon ist <strong>der</strong> Zug<br />
unterwegs, die Radlager haben bei<br />
zwei Infrarot-Kontrollen Tempera-<br />
Solution<br />
Sicherung: Dicke Ketten halten die Loks<br />
auf dem Transport zum <strong>Bahn</strong>hof fest<br />
Momentaufnahme: Einträchtig zuckeln<br />
die historischen Loks durch Bayern<br />
turen um die 20 Grad gezeigt, die<br />
Gelenke durstig das Öl getrunken,<br />
das die Dampflok-Spezialisten mit<br />
einer altertümlichen Spritze hineingedrückt<br />
haben – es scheint, als ob<br />
das Unternehmen unter einem guten<br />
Stern stünde.<br />
„In <strong>der</strong> Vorbereitungsphase haben<br />
wir mit sieben bis 12 Mann<br />
ein Jahr lang an diesem Umzug<br />
gearbeitet“, erzählt Peter Linné,<br />
während draußen mit einer<br />
Höchstgeschwindigkeit von 30<br />
Stundenkilometer taunasse Weiden<br />
und Kirchlein mit Zwiebeltürmen<br />
vorbeigleiten. „Jetzt, während <strong>der</strong><br />
Durchführung, arbeiten wir mit 25<br />
Mann, sechs Wochen lang in Tag-<br />
und Nachtschichten.“ Sechs Wochen,<br />
in denen die Männer ihre Familien<br />
kaum sehen, wenig schlafen<br />
und noch weniger reden: Wortkarg<br />
ist die Zugbesatzung, eine handverlesene<br />
Elite, die keine großen<br />
Sprüche klopft, son<strong>der</strong>n zupackt,<br />
wo es nötig ist. „Hart, belastbar,<br />
mit Einsatzwillen und Teamgeist“,<br />
LOGISTICS | 45<br />
>
zählt Linné auf. Etwa die Hälfte<br />
des Teams stellt Schenker, <strong>der</strong> Rest<br />
kommt von <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bahn</strong>.<br />
„Wo fasst man eine Lok an, wie<br />
muss man ihre Fe<strong>der</strong>ung abfangen<br />
– solche Fragen können nur Eisenbahner<br />
beantworten“, sagt Linné,<br />
dessen Team oft weltweit im Einsatz<br />
ist, von den USA bis Malaysia.<br />
Am Anfang des Umzugs stand die so<br />
genannte Rollfähigkeitsbescheinigung.<br />
„Ohne die wäre es schwierig<br />
geworden. Einen langen Transport<br />
über die Straße hätten die Loks<br />
vermutlich nicht ausgehalten“,<br />
sagt Linné. Als die Lok-Experten<br />
schließlich auch <strong>der</strong> „1000“ das<br />
O.K. gaben, kamen die schweren<br />
Hebeanlagen <strong>der</strong> Eisenbahnbergetechnik<br />
aus dem Instandsetzungswerk<br />
Wittenberge zum Einsatz. <strong>Die</strong><br />
Loks mussten noch in <strong>der</strong> Ausstellungshalle<br />
aufgegleist werden – angesichts<br />
<strong>der</strong> mit den Jahren brüchig<br />
gewordenen Materialien ein heikles<br />
Unterfangen, erzählt Uwe Teller,<br />
Fertigungsleiter beim Werk Wittenberge.<br />
„Es ist schon vorgekommen,<br />
dass selbst massive Eisenkörper bre-<br />
46 | LOGISTICS<br />
chen, wenn man sie an den falschen<br />
Stellen belastet“, ruft Teller über<br />
den Lärm des fahrenden Zuges<br />
hinweg. In dem zwischen die Loks<br />
gekoppelten Werkstattwagen ist er<br />
in seinem Element, hier lagert die<br />
Notfallausrüstung, sollte <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>zug<br />
doch noch in Schwierigkeiten<br />
geraten. Hydraulikheber, Stahlbrücken,<br />
Weich- und Hartholz zum<br />
Sichern und Abbremsen <strong>der</strong> Loks:<br />
dieselben Gerätschaften, mit denen<br />
Teller und seine Crew die Triebwagen<br />
im Museum von ihren Sockeln<br />
auf die Gleise gehievt haben. Per<br />
Hubzylin<strong>der</strong> wurden die Maschinenkörper<br />
dazu einige Zentimeter<br />
angehoben, auf Rollen gesetzt und<br />
auf die Gleise geschoben. „Ich hatte<br />
vorsichtshalber immer eine Hand<br />
am Metall. Man spürt, wenn es anfängt<br />
zu bersten, dann muss man<br />
springen“, sagt Teller. Der Notfalltechniker<br />
ist eine Legende auf<br />
seinem Gebiet, aus ganz Europa<br />
holen sich Fachleute bei Havarien<br />
und Katastrophen seinen Rat. Von<br />
Unglücken ist dieses Unternehmen<br />
verschont geblieben – dank <strong>der</strong> minutiösen<br />
Planung.<br />
Endstation:<br />
Nach elf Stunden<br />
<strong>Fahrt</strong> wird die B <strong>IX</strong> in<br />
den Lokschuppen in<br />
Freilassing geschoben<br />
Damit <strong>der</strong> Fußboden unter <strong>der</strong><br />
punktuellen Belastung durch die<br />
Hubstempel nicht einbrach, hatte<br />
das Umzugsteam nicht nur den<br />
Keller des <strong>Deutsche</strong>n Museums<br />
mit Streben gestützt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
gesamte Hallenboden wurde mit<br />
einer Stahlkonstruktion belegt, so<br />
dass <strong>der</strong> Druck auf die tragenden<br />
Wände abgeleitet werden konnte.<br />
Allein die Organisation dafür habe<br />
Monate gedauert, sagt Linné. „Ein<br />
Feierliches Zeremoniell: Zahlreiche <strong>Bahn</strong>fans und eine Blaskapelle<br />
begrüßen den Son<strong>der</strong>zug am Freilassinger <strong>Bahn</strong>hof
Schwertransport ist Millimeterarbeit,<br />
da bekommt man keine zweite<br />
Chance.“ Entscheidend sei die<br />
Erfahrung einer Crew, die trotz aller<br />
Planung vieles vor Ort entscheiden<br />
müsse. „Wir haben mal mit 3D-<br />
Computerprogrammen gearbeitet,<br />
die berechnen, wie man ein sperriges<br />
Stückgut aus einer engen Halle<br />
herausbugsiert.“ Seitdem schwört<br />
Linné auf Handarbeit. „Es kommt<br />
immer etwas an<strong>der</strong>s, als man denkt,<br />
und dann muss man flexibel sein.<br />
Ein Computer ist das nicht.“<br />
Nur wenige Meter rollten die<br />
<strong>Maffei</strong> B <strong>IX</strong> und ihre Geschwister<br />
in den Museumshof, wo sie per<br />
eigens angefertigter Stahlrampe<br />
auf Schwerlaster verladen wurden.<br />
Nächster Halt war die Paulaner<br />
Brauerei. Auf dem Fabrikgelände<br />
lagen alte, ans Streckennetz <strong>der</strong><br />
<strong>Bahn</strong> angeschlossene Schienen. <strong>Die</strong><br />
Tiefla<strong>der</strong>route zur Brauerei musste<br />
dabei vor allem ein Kriterium erfüllen:<br />
Sie durfte nicht über U-<strong>Bahn</strong>-<br />
Schächte führen. Untertunnelte<br />
Straßen hätten das Gewicht eines<br />
Tiefla<strong>der</strong>s plus Lok vermutlich nicht<br />
gehalten. „Als die Loks erst mal<br />
beim Paulaner auf den Schienen<br />
standen und die Kupplungen zugeschraubt<br />
waren, war <strong>der</strong> schwierigste<br />
Teil überstanden“, sagt Linné.<br />
Und so rollen die fünf Loks im Triumphzug<br />
durch Bayern: Tausende<br />
Schaulustige haben sich auf den<br />
Haltebahnhöfen eingefunden, entlang<br />
<strong>der</strong> Strecke winken ganze Familien.<br />
<strong>Bahn</strong>fans verfolgen den Zug<br />
mit dem Auto, halten immer wie<strong>der</strong><br />
an, um zu filmen. „Pufferküsser<br />
und Nietenzähler“, nennt Sylvia<br />
Hladky sie schmunzelnd. Für die<br />
Direktorin <strong>der</strong> Verkehrsabteilung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Museums ist heute<br />
ein großer Tag, nicht nur, weil die<br />
Loks endlich Platz gemacht haben<br />
für die Nano- und Gentechnik-Abteilung,<br />
mit <strong>der</strong> das Museum schon<br />
lange geliebäugelt hat. Hladky liebt<br />
<strong>Deutsche</strong>s Museum<br />
Das neue Verkehrszentrum<br />
■ Theresienhöhe: Rund 3,5<br />
Kilometer vom Hauptgebäude<br />
entfernt hat das <strong>Deutsche</strong><br />
Museum in München auf <strong>der</strong><br />
Theresienhöhe im Mai 2003<br />
den ersten Abschnitt (Halle<br />
III) des neuen Verkehrszentrums<br />
eröffnet. <strong>Die</strong> alte Ausstellung<br />
war zu groß geworden.<br />
Zu <strong>der</strong> Sammlung zählen<br />
die erste elektrische Lokomotive<br />
von 1879, historische Automobile,<br />
Fahrrä<strong>der</strong> aus dem<br />
frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>t und<br />
High-Tech-Motorrä<strong>der</strong>. Durch<br />
ihre Maschinen, sie gönnt ihnen die<br />
<strong>letzte</strong> <strong>Fahrt</strong> von Herzen. Seit dem<br />
Jahr 2000 habe das Museum über<br />
die Verlegung <strong>der</strong> Eisenbahnabteilung<br />
nachgedacht, erzählt Hladky,<br />
als <strong>der</strong> Zug seiner Endstation entgegenrollt.<br />
Nach langen Verhandlungen<br />
habe man sich darauf geeinigt,<br />
auf <strong>der</strong> Theresienhöhe eine<br />
mo<strong>der</strong>ne Schau zu den Themen<br />
Stadtverkehr, Reisen und Technik<br />
zu etablieren – ein Konzept, in<br />
dem die Loks überflüssig gewesen<br />
wären. Zufällig habe sich zeitgleich<br />
<strong>der</strong> Stadtrat von Freilassing an das<br />
Museum gewandt: <strong>Die</strong> Kleinstadt,<br />
stolz auf ihre Eisenbahntradition,<br />
bot an, einen Lokschuppen aus<br />
den weiteren Ausbau <strong>der</strong><br />
Hallen I und II und den Umzug<br />
<strong>der</strong> Ausstellung werden ab<br />
Herbst zusätzlich sechs Kutschen,<br />
85 Automobile, Kraft-<br />
und Fahrrä<strong>der</strong> und kleinere<br />
Objekte <strong>der</strong> Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht (Eröffnung:<br />
20. Oktober 2006).<br />
Neben Themen-Ausstellungen<br />
(»Stadtverkehr«, »Reisen«)<br />
und Führungen bieten die<br />
Macher Praxis-Workshops für<br />
Kin<strong>der</strong> sowie Vorträge von<br />
Experten und Diskussionsrun-<br />
Solution<br />
Schneckentempo: Auf<br />
Rä<strong>der</strong>n rollt <strong>der</strong> ICE ins<br />
neue Verkehrszentrum<br />
den an.<br />
■ Freilassing: Eine kleinere<br />
Zweigstelle hat das Verkehrszentrum<br />
in Freilassing nahe<br />
<strong>der</strong> Grenze zu Österreich<br />
eingerichtet. In einem ehemaligen<br />
Lokschuppen sind auf<br />
17 Gleisständen ausgewählte<br />
Loks und an<strong>der</strong>e historische<br />
Wagen ausgestellt. Nun werden<br />
weitere Objekte aus dem<br />
<strong>Deutsche</strong>n Museum für die<br />
Ausstellung vorbereitet. Eröffnung:<br />
2. September 2006.<br />
Infos: www.verkehrszentrum.<br />
dem Jahr 1902 zur neuen Heimat<br />
<strong>der</strong> historischen Loks umzubauen.<br />
Endlich läuft <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>zug<br />
in Freilassing ein, die Blaskapelle<br />
spielt, <strong>der</strong> Bürgermeister spricht<br />
gesetzte Worte. <strong>Die</strong> Eisenbahnfans<br />
rangeln sich um ein <strong>letzte</strong>s Foto<br />
von den Loks, und genau, als <strong>der</strong><br />
Empfang zum wehmütigen Abschied<br />
wird, findet die Hladky die<br />
richtigen Worte: „Unsere Loks haben<br />
heute großes Glück erlebt“,<br />
sagt sie, kurz bevor die „1000“ in<br />
den Schuppen muss. „Sie durften<br />
nochmal fahren, elf Stunden lang.“<br />
TV-Beitrag unter www.db.de/<br />
bahntv (Suchwort: „City-Tunnel<br />
Leipzig“) ■<br />
LOGISTICS | 47