Veränderte Haltungen in der Kinder- und Jugendhilfe durch ...
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gendhilfe (das »Problem« <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie zu<br />
suchen <strong>und</strong> »von oben her« zu beheben)<br />
<strong>und</strong> entwickeln e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Haltung gegenüber<br />
den Familien auf <strong>der</strong> eher horizontalen<br />
Ebene von kooperativer Begegnung (»die<br />
Lösung <strong>in</strong> den Familien zu suchen«).<br />
Unterschiedliche Standorte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />
sprachlichen Nuancen zu erkennen. Manche<br />
TeilnehmerInnen reflektieren im Indikativ:<br />
»Ich kann K<strong>in</strong><strong>der</strong> mehr wertschätzen« o<strong>der</strong><br />
»Man kann viele Bereiche <strong>der</strong> Erziehungsarbeit<br />
auch <strong>in</strong> die Arbeit mit dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fließen<br />
lassen«. An<strong>der</strong>e verwenden eher die<br />
Zukunftsform: »Ich werde gezielt e<strong>in</strong>ige Teile<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen«. Auch Formulierungen im Imperativ<br />
lassen sich f<strong>in</strong>den: »Man muss lösungsorientiert<br />
arbeiten« o<strong>der</strong> »Elternarbeit ist e<strong>in</strong><br />
Muss«.<br />
Wer sich im Indikativ mitteilt, zeigt se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere<br />
Wirklichkeit als Form von jetzt im Moment<br />
wahrgenommenem Können, zeigt Zutrauen<br />
<strong>in</strong> die eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong> besitzt<br />
Handlungsbewusstse<strong>in</strong>. Das Futur bedeutet<br />
e<strong>in</strong> Zugew<strong>in</strong>n an Handlungsalternativen für<br />
künftige Situationen, e<strong>in</strong> Mehr an Perspektiven.<br />
Und <strong>der</strong> Imperativ kann e<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong><br />
Richtung e<strong>in</strong>er notwendigen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit sich selbst o<strong>der</strong> mit E<strong>in</strong>richtungskonzeptionen<br />
bedeuten.<br />
Wir lesen <strong>in</strong> diesen sprachlichen Ausdrucksweisen<br />
e<strong>in</strong>e Vielfalt <strong>in</strong>dividueller Standorte he-<br />
Abb. 2: Pfad <strong>der</strong> Öffnung (Quelle: Volkmar Abt/Stefan Drechsel)<br />
<strong>Verän<strong>der</strong>te</strong> <strong>Haltungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />
raus <strong>und</strong> sehen sie als Öffnungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit systemischen Inhalten.<br />
Sie s<strong>in</strong>d Übergangsmomente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
von Identität <strong>und</strong> transportieren den jeweils<br />
sehr persönlichen Prozess <strong>der</strong> Integration<br />
systemischen Denkens <strong>und</strong> Handelns.<br />
Der Pfad <strong>der</strong> Öffnung<br />
Bei dieser Vielfalt an Perspektiven <strong>und</strong> Wahrnehmungen<br />
stellt sich die <strong>in</strong>teressante Frage,<br />
ob es Übere<strong>in</strong>stimmungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
von Haltung gibt.<br />
Dafür bieten wir unsere Metapher »Pfad <strong>der</strong><br />
Öffnung« zur Diskussion an, die wir aus den<br />
vielfältigen Antworten entwickelt haben. In<br />
Abbildung 2 symbolisiert e<strong>in</strong> Pfeil die Entwicklung<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen Verän<strong>der</strong>ung<br />
von Haltung <strong>und</strong> Helferrollen im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Fortbildungse<strong>in</strong>heiten.<br />
Wie werden Fortbildungs<strong>in</strong>halte verarbeitet?<br />
Dafür nehmen wir zwei <strong>in</strong>nere Verarbeitungsweisen<br />
an, die auf <strong>der</strong> Grafik als Kreise dargestellt<br />
s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> uns als nützliche Interpretationse<strong>in</strong>heiten<br />
dienen: die Wissensorganisation<br />
<strong>und</strong> die Gefühlsorganisation.<br />
Wir nehmen an, dass Wissen kognitiv verarbeitet<br />
<strong>und</strong> verwaltet wird. Neue <strong>und</strong> alte Erfahrungen<br />
s<strong>in</strong>d nicht alle gleich im Gedächtnis<br />
aktiv, son<strong>der</strong>n je nach zugeschriebener<br />
<strong>Jugendhilfe</strong> 43 6/2005 287