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Veränderte Haltungen in der Kinder- und Jugendhilfe durch ...

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müssen sich diese Verb<strong>in</strong>dungen bewähren.<br />

Ohne diese Prozesse bleibt es – trotz bester<br />

Absicht – bei e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Erwerb von Wissen,<br />

das die gewohnten Helferstrategien <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Praxis wenig bee<strong>in</strong>flusst.<br />

E<strong>in</strong>e Haltungsän<strong>der</strong>ung ist e<strong>in</strong> sensibler Prozess,<br />

weil <strong>der</strong> Mensch damit das Empf<strong>in</strong>den<br />

se<strong>in</strong>es Selbst berührt – vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />

nur bed<strong>in</strong>gt E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e komplexe Welt<br />

<strong>der</strong> Gefühle zu haben. E<strong>in</strong> öffnen<strong>der</strong> Schritt<br />

ist <strong>der</strong> Verzicht auf den Standpunkt absoluter<br />

Gewissheit. Durch diesen Verzicht verliert<br />

<strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong>e Handlungssicherheit, öffnet<br />

aber e<strong>in</strong>en Horizont mit vielen Möglichkeiten.<br />

Die Folgen e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gefühlsorganisation<br />

können <strong>durch</strong>aus auch als weniger<br />

lohnenswert empf<strong>und</strong>en werden. Der<br />

Preis für e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung im <strong>in</strong>neren System<br />

o<strong>der</strong> im sozialen System (z. B. Heimkontext)<br />

kann zu hoch se<strong>in</strong>. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Blick zurück auf<br />

erfolgreiche Erfahrungen mit den alten Strategien<br />

lassen die TeilnehmerInnen ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit<br />

für Verän<strong>der</strong>ungen empf<strong>in</strong>den.<br />

Die Gefühlsorganisation e<strong>in</strong>es Menschen än<strong>der</strong>t<br />

sich nur so weit, wie dies <strong>der</strong> Aufrechterhaltung<br />

des Persönlichkeitssystems dient.<br />

E<strong>in</strong>e Umdeutung <strong>der</strong> Gefühle vollzieht sich<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> schützenden Bed<strong>in</strong>gungen des<br />

autopoetischen Systems. So s<strong>in</strong>d die Empf<strong>in</strong>dungen<br />

<strong>der</strong> FortbildungsteilnehmerInnen <strong>in</strong><br />

Rollenspielen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Übungen (z. B. Refram<strong>in</strong>g)<br />

als selbstorganisierte Empf<strong>in</strong>dungen,<br />

die nicht von Außen erzwungen werden können,<br />

e<strong>in</strong>zustufen.<br />

Die gefühlte Entdeckung »me<strong>in</strong>e Wirklichkeit<br />

ist nicht ihre Wirklichkeit« (TeilnehmerInnenzitat)<br />

br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e neue Dimension hervor:<br />

Den Respekt vor <strong>der</strong> Vielfalt menschlichen Lebens.<br />

Systemische Fortbildung vermittelt <strong>und</strong><br />

för<strong>der</strong>t genau diese Haltung, <strong>in</strong> dem sie den<br />

<strong>in</strong>dividuellen Standort <strong>der</strong> jeweiligen Fachkraft<br />

würdigt. Der Standort ist aus <strong>der</strong> Tiefe<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Persönlichkeit begründet.<br />

Im autopoetischen S<strong>in</strong>ne: Je<strong>der</strong> Mensch öffnet<br />

sich o<strong>der</strong> bildet Grenzen gemäß se<strong>in</strong>er<br />

subjektiv erlebbaren Autonomie.<br />

<strong>Verän<strong>der</strong>te</strong> <strong>Haltungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong><br />

Interessensbereiche <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

Dieser Abschnitt richtet nun den Fokus auf die<br />

Kontext gestaltende Dynamik <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen:<br />

Welches Zusammenspiel zwischen den<br />

E<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er systemischen<br />

Haltungsentwicklung <strong>der</strong> an den Fortbildungen<br />

teilnehmenden Fachkräfte entwickelt sich<br />

beim Umsetzen systemisch-ressourcenorientierten<br />

Denkens <strong>und</strong> Handelns?<br />

Die Evaluationsbögen <strong>und</strong> zusätzlich von<br />

Drechsel <strong>durch</strong>geführte offene Interviews mit<br />

TeilnehmerInnen am Ende e<strong>in</strong>er berufsbegleitenden<br />

Fortbildung (100 St<strong>und</strong>en) geben<br />

ganz unterschiedlichen Aufschluss zu dieser<br />

Frage. Insgesamt kristallisieren sich für<br />

uns aus den Antworten <strong>der</strong> TeilnehmerInnen<br />

vier Interessensbereiche <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen im<br />

Umgang mit systemischen Fortbildungen heraus<br />

(Abbildung 4).<br />

Wir haben diese hier modellhaft zusammengefasst.<br />

Bereich 1: Formales Interesse<br />

Es gibt E<strong>in</strong>richtungsleitungen, die Ihren MitarbeiterInnen<br />

auf Gr<strong>und</strong> bestehen<strong>der</strong> Regelungen<br />

(z. B. Anspruch auf Fortbildungsurlaub)<br />

systemische Fortbildungen ermöglichen,<br />

sich selbst aber noch wenig <strong>in</strong>haltlich<br />

mit systemischen Modellen <strong>und</strong> <strong>Haltungen</strong><br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt haben, bisweilen diesen<br />

sogar skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen.<br />

Entsprechend ist es für FortbildungsteilnehmerInnen<br />

schwierig, <strong>in</strong> diesem Kontext<br />

systemisch zu experimentieren <strong>und</strong> zu arbeiten.<br />

Sie erfahren wenig bis ke<strong>in</strong>e Unterstützung.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gibt es viele Aussagen, die<br />

dennoch für wachsenden Optimismus stehen<br />

<strong>und</strong> Perspektiven für Öffnungen zeigen. Viele<br />

KursteilnehmerInnen entwickelten <strong>durch</strong> systemische<br />

Fortbildung »mehr Verständnis füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

im Team« <strong>und</strong> konnten konstruktive<br />

Lösungsansätze für Konflikte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit am<br />

K<strong>in</strong>d aufzeigen. Das Verkörpern e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten,<br />

lösungsorientierten Haltung macht<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> 43 6/2005 291

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