Amanita muscaria - Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren
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Resumen Summary Zusammenfassung<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)<br />
Originalarbeiten<br />
<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>:<br />
Wirksamkeit und Sicherheit eines homöopathischen<br />
Arzneimittels bei Patienten mit nervösen Unruhe- und<br />
Erregungszuständen – Ergebnisse einer<br />
Anwendungsbeobachtung<br />
M. Tölg<br />
In einer Anwendungsbeobachtung wurden insgesamt 435 Patienten mit<br />
nervösen Unruhe- und Erregungszuständen sowie Erschöpfungs- und<br />
Verstimmungszuständen als Zeichen von Stress und Überfor<strong>der</strong>ung mit<br />
einer homöopathischen Zubereitung aus <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> (Cefamanit ® )<br />
(L. ex FR.) HOOK: (Fliegenpilz) behandelt. Nach einer Behandlungsdauer<br />
von 3 Monaten gaben 95,2 % <strong>der</strong> Patienten an, dass sich ihre Unruheund<br />
Erregungszustände verbessert hatten. Die Wirksamkeit wurde von<br />
31,3 % <strong>der</strong> Patienten mit „sehr gut“ und von 47,4 % mit „gut“ beurteilt;<br />
diese Einschätzung wurde durch die Beurteilungen <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> bestätigt.<br />
Die Verträglichkeit wurde von 96,4 % <strong>der</strong> Patienten und 97,3 % <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong><br />
mit „sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ bewertet.<br />
Schlüsselwörter: Homöopathie, Fliegenpilz, <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>, Stress,<br />
Unruhe- und Erregungszustände, Burn-out<br />
In a drug monitoring study a total of 435 patients with nervous states of<br />
disquiet and excitation as well as exhaustion and depression as signs of<br />
stress and overwork were treated with a homeopathic preparation from<br />
<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> (Cefamanit ® ) (L.ex FR.) HOOK: (toadstool). Following a<br />
treatment duration of 3 months, 95.2 % of the patients reported that their<br />
states of disquiet and excitation had improved. Efficacy was assessed by<br />
31.3 % of the patients as “very good” and by 47.4 % as “good”; these<br />
evaluations were confirmed by the assessments of the physicians. The<br />
tolerance was assessed by 96.4 % of the patients and 97.3 % of the<br />
physicians as “very good” or “good”.<br />
Key words: Homeopathy, toadstoll, <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>, stress, states of<br />
disquiet and excitation, burn-out<br />
En una observación de aplicación 435 pacientes en total con los estados<br />
nerviosos de intranquilidad y excitación así como los estados de<br />
agotamiento y mal humor como indicios de estrés y esfuerzo excesivo<br />
fueron tratado con una preparación homeopática de <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />
(Cefamanit ® ) (L. ex FR.) HOOK: (oronja falsa). Tras un tratamiento de 3<br />
meses de duración el 95,2 % de los pacientes manifestó que sus estados<br />
nerviosos de intranquilidad y excitación habían mejorado. El 31,3 % de<br />
los pacientes evaluó como «muy buena» la eficacia y el 47,4 % como<br />
«buena»; esta valoracíon fue confirmada por los dictámenes de los<br />
médicos. La tolerancia fue valorada como «muy buena» o «buena» por el<br />
96,4 % de los pacientes y el 97,3 % de los médicos.<br />
Palabras Claves: Homeopatia, oronja falsa, <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong>, estados<br />
de intranquilidad y excitación, burn-out<br />
415<br />
Einleitung<br />
Das Gleichgewicht zwischen Anspannung<br />
und Entspannung ist <strong>für</strong> die<br />
meisten Menschen je nach Lebenssituation<br />
und Persönlichkeitsstruktur<br />
nicht leicht zu halten. Ein Missverhältnis<br />
mit deutlichem Überwiegen<br />
von Reizen und Anspannung wird<br />
unspezifisch als Stress bezeichnet. Als<br />
Folge mangeln<strong>der</strong> Regeneration treten<br />
psychovegetative Störungen wie nervöse<br />
Unruhe, Erregungs-, Erschöpfungs-<br />
und Verstimmungszustände<br />
auf. Zu den typischen Symptomen<br />
zählen beispielsweise Reizbarkeit,<br />
Stimmungsschwankungen, das Gefühl,<br />
stets gehetzt und unter Druck zu<br />
sein, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche,<br />
vermin<strong>der</strong>te Belastbarkeit,<br />
Augenzucken etc.<br />
Im allgemeinen hat eine Therapie<br />
bei „Stress“ zum Ziel, dass die Betroffenen<br />
wie<strong>der</strong> bewusst auf sich und<br />
ihre Bedürfnisse achten. Dazu gehören<br />
so scheinbar selbstverständliche<br />
Maßnahmen wie eine ausgewogene<br />
Ernährung, körperliche Aktivität, ausreichend<br />
Schlaf und soziale Kontakte<br />
(2). Erleichternd wirkt hierbei das<br />
Erlernen von Entspannungstechniken<br />
(Progressive Muskelrelaxation nach<br />
Jacobsen, Autogenes Training, Yoga<br />
u. a.), Zeitmanagement o<strong>der</strong> auch<br />
Psychotherapie zur Lösung tieferliegen<strong>der</strong><br />
Ursachen.<br />
Konkret sind diese sinnvollen<br />
Ziele <strong>für</strong> den Einzelnen nicht immer<br />
so leicht umsetzbar o<strong>der</strong> die regulativen<br />
Kräfte des Organismus sind<br />
bereits so überbelastet, dass eine<br />
medikamentöse Unterstützung notwendig<br />
wird.
Bei Stresssymptomen werden phytotherapeutisch<br />
vorwiegend Baldrian,<br />
Melisse, Hopfen und Passionsblume<br />
zur Beruhigung und zur Schlafför<strong>der</strong>ung<br />
eingesetzt, Johanniskraut wirkt<br />
zusätzlich antidepressiv.<br />
Stärkere Wirkungen können mit<br />
Benzodiazepinen und <strong>der</strong>en Derivaten<br />
erzielt werden, die je nach Wirkprofil<br />
zu den Sedativa, Hypnotika o<strong>der</strong> Tranquillantien<br />
zählen. Sie sind verschreibungspflichtig<br />
und können zu unerwünschten<br />
Wirkungen wie Müdigkeit<br />
und Konzentrationsschwäche und auch<br />
zur Abhängigkeit führen (3, 4).<br />
In <strong>der</strong> Homöopathie wird alternativ<br />
zu dieser problematischen Substanzgruppe<br />
eine Zubereitung aus dem<br />
Fliegenpilz eingesetzt.<br />
Der Fliegenpilz (<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />
(L. ex FR.) HOOK., Syn. Agaricus<br />
muscarius) gehört zur Familie<br />
<strong>der</strong> <strong>Amanita</strong>ceae (Knollenblätterpilzartige),<br />
zu <strong>der</strong> auch an<strong>der</strong>e Giftpilze<br />
wie <strong>der</strong> Grüne Knollenblätterpilz<br />
(<strong>Amanita</strong> phalloides) und Speisepilze<br />
wie <strong>der</strong> Perlpilz (<strong>Amanita</strong> rubescens)<br />
zählen. <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> lebt in<br />
Symbiose mit Birken o<strong>der</strong> Kiefern auf<br />
saurem Boden und ist in Laub- und<br />
Nadelwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> nördlichen Hemisphäre<br />
verbreitet. In Mitteleuropa<br />
werden die Fruchtkörper von August<br />
bis Anfang November ausgebildet und<br />
sind gut an ihrem roten Hut und den<br />
weißen punktförmigen abwischbaren<br />
Resten <strong>der</strong> Eihülle zu erkennen (6).<br />
Die wichtigsten Inhaltsstoffe des<br />
Fliegenpilzes sind Ibotensäure und<br />
Muscimol, wobei im frischen Pilz die<br />
Originalarbeiten<br />
Tab. I: Alter in Jahren, Größe in cm, Gewicht in kg und Body-Mass-Index (BMI) in kg/m 2 .<br />
Kriterium Mittelwert Standardabw. Median 25%-Quartil 75%-Quartil Minimum Maximum N N Gesamt<br />
Alter 49,9 15,4 49,9 39,6 60,5 7,4 87,8 402 435<br />
Alter** 15,2 2,3 14,2 12,8 17,6 12,5 17,7 7,0 7,0<br />
Größe 169,3 8,8 168,0 164,0 175,0 125,0 196,0 435 435<br />
Gewicht 70,7 13,2 70,0 61,0 80,0 22,0 130,0 435 435<br />
BMI 24,6 3,9 24,4 21,7 26,9 14,1 40,8 435 435<br />
**Kin<strong>der</strong> und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren<br />
Ibotensäure deutlich überwiegt (7).<br />
Sie ist relativ instabil und wird beim<br />
Trocknen o<strong>der</strong> Kochen leicht zum<br />
stärker giftigen Muscimol decarboxyliert,<br />
das <strong>für</strong> die halluzinogene Wirkung<br />
verantwortlich ist (7).<br />
Nach dem Simileprinzip <strong>der</strong> Homöopathie<br />
werden homöopathische<br />
Zubereitungen aus <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />
gegen ähnliche Symptome eingesetzt,<br />
wie sie durch den tatsächlichen Verzehr<br />
von Fliegenpilz ausgelöst werden<br />
(8). Dementsprechend lässt sich ein<br />
breites Beschwerdespektrum, welches<br />
in die Fliegenpilzproblematik passt,<br />
positiv beeinflussen. Zu den Anwendungsgebieten<br />
von Cefamanit ® gehören<br />
beispielsweise:<br />
• Nervöse Erschöpfungszustände,<br />
die mit Herzklopfen, Schwindelzuständen,<br />
Schlafstörungen, Kopfschmerzen<br />
und Überfor<strong>der</strong>ung<br />
einhergehen können<br />
• Vegetative Überlastungsstörungen<br />
auf Stress, Überarbeitung, wenig<br />
Schlaf<br />
• Spannungs-, Erregungs- und Verstimmungszustände<br />
• Berufliche, schulische Überfor<strong>der</strong>ung<br />
• Prüfungssituationen<br />
• Übererregbarkeit in Folge von<br />
Entwöhnungen von Abhängigkeiten<br />
und Sucht (Nikotin, Alkohol,<br />
auch strenge Diäten)<br />
• Hyperaktivität, Zappelphilippsyndrom<br />
• Tics (z. B. Lidzucken)<br />
Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Anwendungsbeobachtung<br />
war <strong>der</strong> Gewinn<br />
von weiteren Erkenntnissen zu Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit von <strong>Amanita</strong><br />
<strong>muscaria</strong> D6, so enthalten in<br />
Cefamanit ® (Tabletten)*, bei ambulanten<br />
Patienten/innen mit nervösen Unruhe-<br />
und Erregungszuständen.<br />
Patienten und Methode<br />
Die Anwendungsbeobachtung<br />
sollte in 300 Beobachtungszentren mit<br />
je 2 Patienten platziert werden und<br />
war <strong>für</strong> einen Zeitraum von 6 Monaten<br />
geplant. Einbezogen wurden<br />
erwachsene und auch jugendliche Patienten<br />
bei<strong>der</strong>lei Geschlechts mit<br />
nervösen Unruhe- und Erregungszuständen.<br />
Als Ausschlusskriterien<br />
galten Schwangerschaft und Stillzeit,<br />
Kin<strong>der</strong> unter 12 Jahren, demenzielle<br />
Syndrome, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen,<br />
organische Ursachen<br />
(z. B. hirnorganische Erkrankungen)<br />
und die Anwendung von psychotropen<br />
Medikamenten.<br />
Erhoben wurden Basisdaten (Initialen,<br />
Geburtsdatum, Geschlecht,<br />
Größe, Gewicht), ärztliche Diagnose,<br />
Dauer <strong>der</strong> Erkrankung, Risikofaktoren,<br />
Begleiterkrankungen, bereits<br />
durchgeführte Begleitmaßnahmen sowie<br />
mögliche Ursachen <strong>der</strong> aktuellen<br />
Situation. An drei Zeitpunkten (unmittelbar<br />
vor Behandlungsbeginn,<br />
nach ca. 6 und nach ca. 12 Wochen<br />
Behandlung) wurden die Dosierung<br />
sowie die Einschätzung des eigenen<br />
nervösen Unruhe- und Erregungszustands<br />
allgemein und anhand vor-<br />
* Eine Tablette Cefamanit ® enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil eine nach dem Homöopathischen Arzneibuch (HAB) hergestellte Zubereitung<br />
(Verreibung, Trituratio D6) aus dem frischen oberirdischen Fruchtkörper des Fliegenpilzes: <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> e thallo rec. trit. D6 250 mg (HAB, Vorschrift<br />
3a).<br />
416<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)
gegebener Symptome dokumentiert.<br />
Konkret sollten die Ausprägung von<br />
Reizbarkeit, Anspannung, Konzentrationsschwierigkeiten,<br />
vermin<strong>der</strong>te<br />
Leistungs- und Belastungsfähigkeit,<br />
Erschöpfung/Abgeschlagenheit, funktionelle<br />
Organstörungen, geringe<br />
Stresstoleranz, Rastlosigkeit, Probleme<br />
bei <strong>der</strong> Bewältigung des Alltags,<br />
Nervosität, Stimmungsschwankungen<br />
und Schlafstörungen anhand einer<br />
vierstufigen Skala (nicht vorhanden,<br />
leicht, mittel und stark ausgeprägt)<br />
bewertet werden. Zudem sollten<br />
eventuell auftretende unerwünschte<br />
Arzneimittelwirkungen dokumentiert<br />
werden. Die Beobachtungsdauer pro<br />
Patient sollte insgesamt 3 Monate<br />
betragen.<br />
Die statistische Auswertung umfasste<br />
eine explorative Datenanalyse<br />
mit einer ausschließlich deskriptiven<br />
Auswertung <strong>der</strong> Zielkriterien. Kontinuierliche<br />
Variablen wurden mit Mittelwert,<br />
Standardabweichung, Minimum,<br />
Median, Maximum 25 % und<br />
75%-Quartilen beschrieben, qualitative<br />
Variablen mit Häufigkeitstabellen. Die<br />
Auswertung wurde mit dem Software-<br />
Paket SAS, Version 9.13 durchgeführt.<br />
Ergebnisse<br />
Die Anwendungsbeobachtung<br />
wurde in 218 Zentren durchgeführt,<br />
die in <strong>der</strong> Regel die Behandlung von<br />
zwei Patienten mit <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />
D6 dokumentierten. Etwa die Hälfte<br />
<strong>der</strong> teilnehmenden <strong>Ärzte</strong> waren Allgemeinmediziner,<br />
weiterhin dokumentierten<br />
Praktische <strong>Ärzte</strong> (18 %)<br />
und Internisten (9 %) sowie einige<br />
Neurologen und Psychotherapeuten.<br />
Die Mehrheit des Studienkollektivs<br />
war weiblich (72,6 %), 27,4 %<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)<br />
Originalarbeiten<br />
Tab. II: Bereits durchgeführte begleitende Therapien und Maßnahmen.<br />
N %*<br />
Sport 160 36,8<br />
Entspannungsübungen 194 44,6<br />
Strukturierte Zeitplanung 82 18,9<br />
Gesprächstherapie 212 48,7<br />
Sonstige 47 10,8<br />
*bezogen auf 435 Patienten, die Prozente lassen sich wegen <strong>der</strong> Möglichkeit<br />
von Mehrfachantworten nicht zu 100% aufaddieren<br />
Tab. III: Mögliche Ursachen <strong>für</strong> die aktuellen Probleme.<br />
Ursachen N %*<br />
Überfor<strong>der</strong>ung (z. B. in Beruf, Schule, Familie) 308 70,8<br />
Prüfungssituation (z. B. Abitur, Examen, Führerschein) 28 6,4<br />
Übererregbarkeit infolge von Entwöhnung von<br />
Abhängigkeit/Sucht (z. B. Nikotin, Alkohol, Diäten etc.) 42 9,7<br />
Hyperaktivität/Zappelphillipsyndrom 23 5,3<br />
Leistungsdruck 175 40,2<br />
Tics (z. B. Lidzucken) 15 3,4<br />
Doppelbelastung 130 29,9<br />
Existenzangst (z. B. Arbeitslosigkeit) 134 30,8<br />
Chronischer Stress 179 41,1<br />
Überarbeitung 134 30,8<br />
Wenig Schlaf 178 40,9<br />
Persönliche Probleme (z. B. Partnerkonflikte) 228 52,4<br />
Reizüberflutung 51 11,7<br />
Termindruck 75 17,2<br />
*bezogen auf 435 Patienten, Prozente lassen sich wegen <strong>der</strong> Möglichkeit von<br />
Mehrfachnennungen nicht zu 100% aufaddieren<br />
waren männlich. Die eingeschlossenen<br />
Patienten waren im Mittel 49,8 ±<br />
15,5 Jahre alt, wobei <strong>der</strong> jüngste<br />
Patient 7 und <strong>der</strong> älteste Patient 88<br />
Jahre alt war. Weitere demographische<br />
Daten siehe Tabelle I. Die dokumentierten<br />
Diagnosen wurden nach ICD-<br />
10 verschlüsselt und nach Gruppen<br />
zusammengefasst. Am häufigsten genannt<br />
wurden „Symptome, die die<br />
Stimmung betreffen“ (149 Nennungen),<br />
gefolgt von „Somatoforme Stö-<br />
417<br />
rungen“ (70 Nennungen) und „Depressive<br />
Episode“ (67 Nennungen).<br />
Die Patienten litten im Mittel seit<br />
24,2 ± 39,8 Monaten unter den Beschwerden<br />
(Minimum: 9 Tagen/<br />
Maximum 27 Jahren). Als Risikofaktoren<br />
traten 117-mal (26,9 %)<br />
Übergewicht, 115-mal (26,4 %) Rauchen<br />
und 110-mal (25,3 %) Bluthochdruck<br />
auf, etwas seltener Alkoholkonsum<br />
(45 Nennungen/10,3 %). Als<br />
weitere Risikofaktoren wurden schwer-
wiegende und/o<strong>der</strong> chronische Erkrankungen,<br />
beruflicher Stress und<br />
familiäre Probleme genannt. Mit etwa<br />
gleicher Häufigkeit wurden als Begleitmedikation„Schilddrüsenhormone“<br />
(15,6 %), „Orale Kontrazeptiva“<br />
(13,8 %) und „Schlafmittel“ (13,6 %)<br />
eingenommen. Weiterhin spielten<br />
„Antihypertonika“ und „Betarezeptoren-,<br />
Calciumkanalblocker u.<br />
Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-<br />
Systems“ eine bedeutende Rolle.<br />
Trotz des Ausschlusskriteriums wurden<br />
bei 14 Patienten auch Psychopharmaka<br />
verabreicht. Als bereits<br />
durchgeführte Begleitmaßnahmen<br />
wurden von am häufigsten „Gesprächstherapie“<br />
(212 /48,7 %) und<br />
„Entspannungsübungen“ (194 /44,6<br />
%) genannt (Tab. II).<br />
Originalarbeiten<br />
Abb. 1: Ausprägung des selbst eingeschätzten Unruhe- und Erregungszustands<br />
bei Einschluss, Kontroll- und Abschlussuntersuchung unter <strong>der</strong><br />
Therapie mit Cefamanit ® (Tabletten).<br />
Abb. 2<br />
Abb. 3<br />
Abb. 2 u. 3: Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> nervösen Unruhe- und Erregungszustände während<br />
<strong>der</strong> Therapie mit Cefamanit ® .<br />
Als mögliche Ursachen <strong>für</strong> die<br />
aktuellen Probleme wurden „Überfor<strong>der</strong>ung“<br />
mit 308 Nennungen<br />
(70,8 %) und „persönliche Probleme“<br />
mit 228 Nennungen (52,4 %) angegeben.<br />
Weiterhin nannten jeweils über<br />
40 % <strong>der</strong> Patienten „Chronischer<br />
Stress, „wenig Schlaf“ und „Leistungsdruck“<br />
(Tab. III).<br />
Der Zeitraum von <strong>der</strong> Einschlussbeobachtung<br />
(E) bis zur Kontrolluntersuchung<br />
betrug im Schnitt 43,5 ±<br />
12,5 Tage, von <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung<br />
(K) bis zur Abschlussuntersuchung<br />
(A) waren es im Mittel 47,1 ±<br />
19,6 Tage. Dementsprechend lagen<br />
zwischen Einschluss- und Abschlussuntersuchung<br />
im Durchschnitt 90,8 ±<br />
22,5 Tage. Die kürzeste Beobachtung<br />
dauerte 47 Tage, die längste 307 Tage.<br />
418<br />
Die vom Arzt verordnete Tagesdosis<br />
betrug bei <strong>der</strong> Einschlussuntersuchung<br />
im Mittel 4,7 ± 2,7 Tabletten,<br />
bei <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung 3,6 ±<br />
1,8 und bei <strong>der</strong> Abschlussuntersuchung<br />
3,0 ± 1,4. Der eigene nervöse<br />
Unruhe- und Erregungszustand wurde<br />
bei <strong>der</strong> Einschlussuntersuchung von<br />
64,1 % <strong>der</strong> Patienten als „hoch“ eingestuft,<br />
von 28,5 % als „mittel“ und<br />
von 3,4 % als „niedrig“. Die Mehrheit<br />
<strong>der</strong> Patienten gaben die Bewertung<br />
„mittel“ bei <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung<br />
(66,4 %) und „niedrig“ bei <strong>der</strong> Abschlussuntersuchung<br />
(54,9 %) an<br />
(Abb. 1). Insgesamt ergibt sich daraus<br />
eine Abnahme des Unruhe- und Erregungsniveaus<br />
bei 77,2 % <strong>der</strong> Patienten<br />
(Abb. 1).<br />
Die Ausprägung aller dokumentierten<br />
Einzelsymptome konnte bei<br />
mindestens <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Patienten<br />
reduziert werden. Am deutlichsten<br />
wurden Anspannung (77,2 %), Nervosität<br />
(76,1 %) und Erschöpfung/Abgeschlagenheit<br />
(73,1 %) verbessert.<br />
Bei allen Symptomen zeigte sich<br />
schon bei <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung<br />
eine Abnahme <strong>der</strong> Intensität.<br />
In <strong>der</strong> abschließenden Beurteilung<br />
gaben 50,8 % <strong>der</strong> Patienten eine<br />
„deutliche Verbesserung“ ihrer Unruhe-<br />
und Erregungszustände an und<br />
weitere 44,4 % eine „Verbesserung“<br />
(Abb. 2). Nur 3 Patienten verspürten<br />
mehr Unruhe und Erregung unter <strong>der</strong><br />
Therapie mit <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> D6.<br />
Auch die Erschöpfungs- und Verstimmungszustände<br />
hatten sich bei 90,6 %<br />
<strong>der</strong> Patienten verbessert (Abb. 3).<br />
Die Wirksamkeit des Präparates<br />
beurteilten 136 Patienten (31,3 %) mit<br />
„sehr gut“ und 206 (47,4 %) mit<br />
„gut“. Nur 11 Patienten (2,5 %)<br />
konnten keinen therapeutischen Effekt<br />
feststellen. Das Arzturteil bezüglich<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Wirksamkeit spiegelt<br />
das <strong>der</strong> Patienten wi<strong>der</strong>.<br />
Die Verträglichkeit von <strong>Amanita</strong><br />
<strong>muscaria</strong> D6 wurde von 96,4 % <strong>der</strong><br />
Patienten und 97,3 % <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> mit<br />
„sehr gut“ o<strong>der</strong> „gut“ bewertet. Arzturteil<br />
und Patientenurteil stimmten<br />
sehr gut überein. Nur bei 2 Patienten<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)
dokumentierte <strong>der</strong> Arzt jeweils ein<br />
unerwünschtes Ereignis („Kribbeln<br />
<strong>der</strong> Kopfhaut“‘ und „Verstärkung <strong>der</strong><br />
Spastik <strong>der</strong> linken hemiplegischen<br />
Körperhälfte“).<br />
Eine Fortsetzung <strong>der</strong> Therapie<br />
auch nach Beendigung <strong>der</strong> Anwendungsbeobachtung<br />
beabsichtigten<br />
82,5 % aller Patienten.<br />
Diskussion<br />
Cefamanit ® wurde im Rahmen<br />
dieser Anwendungsbeobachtung erwartungsgemäß<br />
am häufigsten wegen<br />
psychischer Probleme und Verhaltensstörungen<br />
verordnet, wobei die<br />
Patienten zum Teil schon seit<br />
mehreren Jahren unter den Beschwerden<br />
litten. Das Ausmaß <strong>der</strong> erlebten<br />
Unruhe- und Erregungszustände wurde<br />
bei <strong>der</strong> Eingangsuntersuchung ganz<br />
überwiegend als ‚hoch‘ (64,1 %) und<br />
‚mittel‘ (28,5 %) eingeschätzt. Zu den<br />
am häufigsten genannten möglichen<br />
Ursachen <strong>für</strong> die Probleme gehörten<br />
Überfor<strong>der</strong>ung, persönliche Probleme,<br />
chronischer Stress sowie wenig Schlaf<br />
und Leistungsdruck – alles Faktoren,<br />
die in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Industrie- und<br />
Dienstleistungsgesellschaft eine große<br />
Rolle im täglichen Leben spielen.<br />
Allerdings beeinträchtigen deutliche<br />
Stresssymptome ihrerseits die Fähigkeit<br />
<strong>der</strong> Patienten, aktiv Einfluss auf<br />
ihre Lebensgestaltung zu nehmen und<br />
Lösungen <strong>für</strong> die zu Grunde liegenden<br />
Probleme zu finden.<br />
Die Zusammensetzung des Patientenkollektivs<br />
(Frauen : Männer ca. 3:1)<br />
ist nicht überraschend: Bei Frauen<br />
werden häufiger Depressionen und<br />
Angststörungen diagnostiziert und<br />
doppelt so viele Frauen wie Männer<br />
erhalten ärztliche Verordnungen über<br />
Benzodiazepine insbeson<strong>der</strong>e in den<br />
höheren Altersgruppen (1, 5, 9).<br />
Die Patienten litten im Durchschnitt<br />
schon seit ca. 2 Jahren unter<br />
den beschriebenen Beschwerden. Mit<br />
<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> D6 wurde eine<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Unruhe- und Erregungszustände<br />
bei über 95 % <strong>der</strong><br />
Patienten und <strong>der</strong> Erschöpfungs- und<br />
Verstimmungszustände bei ca. 90 %<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Naturheilverfahren</strong> 47, 6 (2006)<br />
Abb. 4<br />
Abb. 5<br />
Originalarbeiten<br />
Abb. 4 u. 5: Allgemeine Einschätzung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Cefamanit ® durch<br />
Patient und Arzt.<br />
<strong>der</strong> Patienten erzielt. Dieser Therapieerfolg<br />
erstreckte sich innerhalb von<br />
3 Monaten über alle Symptome und<br />
ist damit ein beachtliches Ergebnis.<br />
Übereinstimmend beurteilten ca. 80<br />
% <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> die<br />
Verträglichkeit von <strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong><br />
D6 mit ‚sehr gut‘ und ca. 17 % mit<br />
‚gut‘. Bei einer ganz überwiegenden<br />
Mehrheit (424/97,5 %) sind keinerlei<br />
unerwünschte Ereignisse aufgetreten.<br />
Diese sehr gute Verträglichkeit macht<br />
<strong>Amanita</strong> <strong>muscaria</strong> D6 zu einer empfehlenswerten<br />
Alternative zu den<br />
häufig bei diesem Beschwerdebild verordneten<br />
und mit erheblichen Nebenwirkungen<br />
behafteten Benzodiazepinen<br />
(3, 4). Keiner <strong>der</strong> Patienten, die <strong>Amanita</strong><br />
<strong>muscaria</strong> D6 eingenommen hatten,<br />
klagte über durch das Medikament<br />
verursachte Müdigkeit.<br />
Die Zufriedenheit <strong>der</strong> Patienten<br />
mit <strong>der</strong> Medikation wird auch dadurch<br />
deutlich, dass ein Großteil, nämlich<br />
359 Patienten (82,5 %) die Therapie<br />
auch nach Beendigung <strong>der</strong> Anwendungsbeobachtung<br />
fortsetzte. Von den<br />
65 Patienten, die die Therapie nicht<br />
419<br />
fortsetzen wollten, waren 20 beschwerdefrei<br />
und 3 benötigten <strong>Amanita</strong><br />
<strong>muscaria</strong> D6 nur noch als Bedarfsmedikation.<br />
Cefamanit ® ist daher <strong>für</strong> die Stressbewältigung<br />
im Beruf und in Prüfungssituationen<br />
hervorragend geeignet<br />
und schafft langfristig durch<br />
seine sehr gute Wirksamkeit und<br />
Verträglichkeit <strong>für</strong> die Patienten die<br />
Grundlage, sich wie<strong>der</strong> um Lösungswege<br />
<strong>für</strong> die Ursachen ihrer belastenden<br />
Situation bemühen zu können und<br />
ihr Leben wie<strong>der</strong> selbst zu gestalten.<br />
Danksagung<br />
Wir möchten allen Patienten und<br />
<strong>Ärzte</strong>n danken, die sich freundlicherweise<br />
dazu bereit erklärt haben, an<br />
dieser Anwendungsbeobachtung teilzunehmen.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Dr. Michael Tölg<br />
Zweibrückenstraße 15<br />
80331 München