20.04.2013 Aufrufe

Rede von Richter Hans-Peter Kaul

Rede von Richter Hans-Peter Kaul

Rede von Richter Hans-Peter Kaul

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schuss. Es war und ist groβartig, daβ das gesamte deutsche Volk seither in<br />

Freiheit und Rechtsstaatlichkeit leben kann.<br />

Es wird Sie nicht überraschen, daβ mein zweites Beispiel die Errichtung des<br />

Internationalen Strafgerichtshofs selbst betrifft. Es ist mir bewuβt, ja<br />

schmerzlich bewuβt, welche groβen Hoffnungen und Erwartungen sich an<br />

unsere kleine und schwache, eher symbolische Institution richten. Obwohl<br />

diese Hoffnungen weithin unrealistisch sind, so sind sie doch verständlich.<br />

Denn die Schaffung des Internationalen Strafgerichtshofs stellt in der Tat<br />

einen Durchbruch, ja einen rechtsgeschichtlichen Meilenstein dar.<br />

• Erstmals gibt es ein allgemeines, ein ständiges, ein zukunftsgerichtetes<br />

internationales Strafgericht, welches auf dem freien Willen der<br />

internationalen Gemeinschaft, auf dem freien Willen der Vertragstaaten<br />

beruht, welches also nicht vom UNO-Sicherheitsrat oder<br />

Siegermächten aufoktroyiert wurde, nachdem vorher Völkerstraftaten<br />

in gröβerem Umfang begangen wurden.<br />

• Erstmals gibt es ein allgemeines internationales Strafgericht, für das in<br />

vollem Umfang der allgemeine Rechtsgrundsatz „Gleichheit vor dem<br />

Recht, gleiches Recht für alle“ gilt, das also nicht selektiv ist, wie die<br />

Gerichte für das ehemalige Jugoslawien, Ruanda, Sierra Leone und<br />

Kambodscha das allesamt sind.<br />

Im sechsten Jahr meiner Arbeit in Den Haag weiβ ich aber auch – und das ist<br />

keine Klage, sondern eine schlichte Feststellung: es ist weiterhin ungeheuer<br />

schwierig, diese schwache Institution, zu 100 Prozent <strong>von</strong> der Unterstützung<br />

durch die Vertragsstaaten abhängig, zu einem wirklich funktionsfähigen und<br />

universell anerkannten Weltgericht zu machen. Es werden noch gröβte<br />

Anstrengungen und ein langer Atem, <strong>von</strong> vielen, erforderlich sein.<br />

Ich habe heute die Chance, zu Ihnen über Hoffnung, Friede und Gerechtigkeit<br />

sprechen zu dürfen. Auf das Risiko hin, daβ ich dafür kritisiert werde, möchte<br />

ich ein drittes Beispiel / Ereignis aus dem Jahre 2003 erwähnen, welches<br />

auch mir persönlich groβen Auftrieb und Hoffnung gegeben hat. Es war nach<br />

meiner Auffassung eine Sternstunde, eine Sternstunde für unser Land, daβ<br />

die damalige Bundesregierung <strong>von</strong> Bundeskanzler Schröder und<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!