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Einer geht mit - Gefährdetenhilfe Scheideweg eV

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Baumschul-Team<br />

neuen Herausforderungen in einem viel selbständigeren<br />

Leben nicht alleine zu stehen.<br />

Begleitung ist für uns dabei keine „professionelle<br />

Dienstleistung“, sondern beruht auf persönlichen,<br />

freundschaftlichen Beziehungen.<br />

Deshalb wollen wir das Netzwerk ehrenamtlich<br />

Engagierter ausbauen, die anderen während<br />

der Wohngemeinschaftszeit und über den<br />

Auszug hinaus zur Seite stehen.<br />

Unser Angebot ist gefragt, …<br />

das zeigen viele hier eingehende Aufnahmeanfragen,<br />

die wir nur zu einem kleinen Teil positiv<br />

beantworten. Häufig fragen Menschen bei uns<br />

an, denen wir in ihrer Situation nicht gerecht<br />

werden können, etwa ältere Menschen oder<br />

Hilfesuchende, bei denen ein psychisches Problem<br />

im Vordergrund steht. Aber oft genug<br />

müssen wir aus Platzmangel in unseren Wohngemeinschaften<br />

und Betrieben auch junge<br />

Leute ablehnen, für die wir eigentlich da sein<br />

wollen: Menschen zwischen 18 und 29 Jahren,<br />

die nicht alleine aus Kriminalität und Sucht<br />

herausfinden. Die Zahl unserer offenen Familien<br />

und Wohngemeinschaften war in den letzten<br />

Jahren rückläufig. Das möchten wir gerne<br />

ändern. Wenn Sie sich für eine solche Herausforderung<br />

interessieren: Sprechen Sie uns an.<br />

Nicht Aufpasser, sondern Freund<br />

Unser Zivildienstleistender Tobias Wolf<br />

berichtet:<br />

Nun bin ich schon seid fünf Monaten als Zivildienstleistender<br />

bei der <strong>Gefährdetenhilfe</strong> und<br />

über die Hälfte meines Zivildienstes ist vorbei.<br />

Die Zeit ver<strong>geht</strong> hier rasend schnell…<br />

Aufgewachsen bin ich in einem Ort nahe am<br />

Bodensee und dort erfuhr ich über meine<br />

Eltern, die vor 20 Jahren die „Teestube“<br />

besuchten, und dieser Zeitschrift „Der <strong>Scheideweg</strong>“<br />

von der <strong>Gefährdetenhilfe</strong>. Die Zivildienststelle<br />

fand ich ziemlich interessant: einerseits<br />

die praktische Arbeit und andererseits<br />

auch die Begleitung von Menschen <strong>mit</strong> schwierigem<br />

Lebenshintergrund. Ich entschied mich<br />

für diese Stelle, hatte jedoch schon etwas<br />

‚Bammel‘, da ich nicht genau wusste, ob ich da<br />

auf Dauer reinpasse und den Menschen wirklich<br />

helfen kann. Letztes Jahr im Juni machte<br />

ich mein Abitur, zog dann zum 1. Oktober zu<br />

Familie Ertel und teilte mein Zimmer <strong>mit</strong> Nozad.<br />

Morgens nach dem Frühstück lesen wir zu<br />

zweit in der Bibel und beten <strong>mit</strong>einander, was<br />

oft sehr hilfreich ist. Wir tauschen uns darüber<br />

aus, was bei uns gerade ansteht oder was uns<br />

schwerfällt. Die ersten drei Monate waren wir<br />

(v.l.n.r.) Nozad, Sascha + Tobias<br />

auch tagsüber während der Arbeit im „Baumschulteam“<br />

zusammen.<br />

Meine praktischen Aufgaben dabei sind<br />

abwechslungsreich und saisonbedingt: im<br />

Winter je nach Witterung natürlich Schneeschippen,<br />

aber auch Renovierungsarbeiten,<br />

Fliesen legen, Umzüge, Reparaturen an vereinseigenen<br />

Häusern usw. Im Sommer arbeiten<br />

wir viel in der Baumschule und der Gartenpflege.<br />

Seit 2 Monaten treffen wir uns wöchentlich<br />

zu einem Glaubenskurs <strong>mit</strong> unserem Vorsitzenden<br />

Hans Eichbladt. Darüber hinaus<br />

übernehmen wir als Team auch immer wieder<br />

Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit wie Info-<br />

Veranstaltungen und Schuleinsätze.<br />

Wenn wir fast den ganzen Tag <strong>mit</strong>einander<br />

zu tun haben, lernen wir uns gegenseitig gut<br />

Herausforderung<br />

„Alltag“<br />

Ich heiße Nozad, bin 23<br />

Jahre alt und gebürtiger<br />

Syrer. Mit jungen Jahren<br />

fing ich an, Drogen zu<br />

konsumieren. Bald darauf<br />

handelte ich auch<br />

da<strong>mit</strong>. Durch die Drogenabhängigkeit<br />

war ich nicht in der Lage,<br />

einen Schulabschluss oder eine Ausbildung<br />

zu erreichen. Ich hatte keine Zukunft. Mit<br />

18 kam ich für einige Jahre ins Gefängnis<br />

und fragte mich: Wie <strong>geht</strong> es nach der Haft<br />

weiter? Während der Haftzeit nahm ich an<br />

einer christlichen Kontaktgruppe teil. Dort<br />

wurde mir Hoffnung ver<strong>mit</strong>telt. Kurz vor<br />

meiner Entlassung entschied ich mich für<br />

ein Leben <strong>mit</strong> Jesus Christus und zog in eine<br />

christliche Wohngemeinschaft.<br />

Nun lebe ich inzwischen 14 Monate in<br />

einer Wohngemeinschaft der <strong>Gefährdetenhilfe</strong><br />

<strong>Scheideweg</strong>, wo ich Hilfe zum Leben<br />

bekomme. Es fällt mir nicht leicht, mich im<br />

Alltag zu bewähren und Beziehungen zu<br />

pflegen. Ein geregelter Tagesablauf war<br />

bisher für mich fremd. Auch Freunde, denen<br />

ich wichtig war, hatte ich nicht. Über Gebetsunterstützung<br />

würde ich mich freuen.<br />

kennen – nicht nur die angenehmen Eigenschaften<br />

des anderen, sondern auch die<br />

Unarten… So kommt es natürlich öfter mal zu<br />

Reibereien, wobei es wichtig ist, dass wir uns<br />

vergeben und Dinge nicht tagelang rumschleppen.<br />

Bald merkte ich auch, wo meine eigenen<br />

Schwächen sind und wie wichtig es ist, dass ich<br />

das, wovon ich rede auch lebe.<br />

Im Januar kam Sascha aus dem Gefängnis zu<br />

uns in die WG. Es kommt schon mal vor, dass<br />

ich abends kaputt vom Arbeiten nach Hause<br />

komme und eigentlich meine Ruhe haben will –<br />

jedoch plötzlich <strong>mit</strong>ten in einem Konflikt stehe<br />

und mich nicht einfach zurückziehen kann…<br />

Es ist nicht immer einfach <strong>mit</strong>einander und ich<br />

merke, wie wichtig die persönliche Beziehung<br />

zu Jesus ist und wie er mir neuen Mut schenkt.<br />

Mein Wunsch als Zivildienstleistender ist es<br />

nicht, irgendwie einen „Aufpasser“ zu spielen,<br />

sondern ein Freund für die beiden zu sein, sie<br />

durch den Alltag zu begleiten und für sie da zu<br />

sein. Es ist echt genial zu sehen, wie Jesus Menschen<br />

verändert und so geduldig <strong>mit</strong> jedem<br />

Einzelnen ist!<br />

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