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Umweltgerechtigkeit als Ansatz zur Verringerung sozialräumlicher ...

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Horst–Dietrich Elvers: <strong>Umweltgerechtigkeit</strong> <strong>als</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>zur</strong> <strong>Verringerung</strong> <strong>sozialräumlicher</strong> Benachteiligung<br />

nicht nur auf den Umgang mit öffentlichem Raum auswirkt sondern auch zu einer reduzier-<br />

ten aktiven und wahrgenommenen sozialen Kontrolle führt. Betrachtet man Umweltgerech-<br />

tigkeit <strong>als</strong> <strong>Verringerung</strong> <strong>sozialräumlicher</strong> Benachteiligungen, so kommt auch der Förderung<br />

einer soziokulturellen Infrastruktur entscheidende Bedeutung zu.<br />

Bewohner und Betroffene: Schnell wird in Fällen einer strukturellen Benachteiligung der<br />

schwarze Peter bei „der Politik“ oder sonstwie <strong>als</strong> „verantwortlich“ definierten Institutionen<br />

gesucht. Die eigene Verantwortung für die Verbesserung der Wohnumfeldqualität wird dabei<br />

zu gern vergessen. Aber auch die einzelne Bewohnerin oder der einzelne Betroffene haben<br />

einen Anteil an der Umsetzung von <strong>Umweltgerechtigkeit</strong>. „Wo kein Opfer, da kein Kläger“ –<br />

wenn Informationen nicht nachgefragt werden, ist die Motivation gering, Informationen be-<br />

reit zu stellen. Dies kann <strong>zur</strong> Folge haben, dass Informationen nur der Informationspflicht<br />

halber <strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden, die möglicherweise wenig oder nichts mit den Lebens-<br />

erfahrungen der Bewohner zu tun haben. Man hat es in diesem Fall nicht nur mit einer Fehl-<br />

investition öffentlicher Gelder zu tun, sondern riskiert einen Vertrauensverlust der Kommu-<br />

nalvertretungen in Stadtteilen. „Deliberative Demokratie“ bzw. „politische Partizipation“ sind<br />

hier Stichwörter, die auch ein Engagement der Bewohnerinnen und Betroffenen einfordern.<br />

Denn politische Beteiligung setzt nicht nur einen top-down <strong>Ansatz</strong> der Bereitstellung von Par-<br />

tizipationsinstrumenten durch die Politik voraus, sondern auch das Nachfragen und Nutzen<br />

der Angebote <strong>zur</strong> politischen Mitbestimmung und Meinungsäußerung durch die Bürger, bot-<br />

tom up.<br />

Zusammenfassung und Diskussion<br />

Dieser Beitrag hat den Versuch unternommen, „<strong>Umweltgerechtigkeit</strong>“ im Hinblick auf eine<br />

<strong>Verringerung</strong> von sozialräumlichen Benachteiligungen in Bezug zu Public Health zu setzen.<br />

Dafür wurde der Begriff anhand der Aufgabentrias von Public Health (Analysen, Strategien,<br />

Umsetzungswege) konkretisiert und operationalisiert. Der Beitrag, der mit der Konkretisie-<br />

rung von <strong>Umweltgerechtigkeit</strong> <strong>als</strong> Public Health-Aufgabenziel <strong>zur</strong> Identifikation und Verringe-<br />

rung solcher multipler Benachteiligungen geleistet werden kann, soll abschließend mit zwei<br />

Thesen veranschaulicht werden. Die erste These besagt, dass <strong>Umweltgerechtigkeit</strong> lediglich<br />

„alter Wein in neuen Schläuchen“ ist, der keinen innovativen Beitrag <strong>zur</strong> <strong>Verringerung</strong> ge-<br />

sundheitlicher Benachteiligungen auf einer sozialräumlichen Ebene leisten kann:<br />

These: Der Begriff „<strong>Umweltgerechtigkeit</strong>“ ist nicht geeignet, um den Aufgabenbereich von Public<br />

Health in Bezug auf Umwelt und Gesundheit zu konkretisieren. Er hat einen zu hohen moralischen<br />

Impetus und ist nicht operationalisierbar. In Bezug auf Public Health ist er ausschließlich auf den Be-<br />

reich der Forschung zu gesundheitlichen Ungleichheit anwendbar, von dem er sich nicht deutlich ge-<br />

nug abgrenzt.<br />

Die zweite These behauptet das Gegenteil. Demnach könnte das Konzept der Umweltgerech-<br />

tigkeit eine sinnvolle Ergänzung von Public Health leisten, weil es einen eigenständigen Fo-<br />

kus auf die Untersuchung der Wechselwirkung von sozialer Lage, Umwelt und Gesundheit<br />

richtet:<br />

Gegenthese: Der Begriff „<strong>Umweltgerechtigkeit</strong>“ ist geeignet, um den Aufgabenreich von Public Health<br />

in Bezug auf Umwelt und Gesundheit zu konkretisieren. Er umfasst die Untersuchung sozialer Un-<br />

Gesundheit Berlin (Hrsg.): Dokumentation 12. bundesweiter Kongress Armut und Gesundheit, Berlin 2007<br />

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