Leistung Handout - Grundschulverband
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GSK 2009 / Forum 11 / <strong>Handout</strong> / Prof. Dr. Petra Kathke<br />
LEISTUNGEN IM ÄSTHETISCH-KÜNSTLERISCHEN LERNBEREICH<br />
herausfordern / wahrnehmen / würdigen / rückmelden<br />
_____________________________________________________________________<br />
Mündliche (oder schriftliche) Resonanz auf eine Arbeit / am Beispiel<br />
1. Mir gefällt auf Deinem Bild besonders …………………………………………………..,<br />
weil ……………………………………………………………………………………………<br />
2. Mich erinnert Dein Bild an ………………………………………………………………..,<br />
weil …………………………………………………………………………………………...<br />
3. Beeindruckend finde ich, wie Du es geschafft hast, dass ..………………………….…<br />
4. Was ich gerne noch von Dir erfahren würde ist, wie / warum / ob ...……………….…<br />
5. Ich könnte mir gut vorstellen, dass …………………….…………………….……………<br />
6. Hast Du noch eine Idee, wie Du zeigen könntest, dass .……….………….………...…<br />
Auswahl an Arbeitsfeldern des ästhetisch-künstlerischen Lernbereichs<br />
(vgl. auch Kathke, Beiträge 124 / H. 4, S. 11-20, dort mit weiterer Differenzierung)<br />
1. Wahrnehmen, Erforschen, sinnlich Vergegenwärtigen<br />
2. Spielerisch Erproben, Erkunden, Experimentieren<br />
3. Anwenden, Übertragen, Ausarbeiten (intendierter Einsatz zuvor erkundeter<br />
Möglichkeiten)<br />
4. Imaginieren, Fantasieren, Erfinden<br />
5. Präsentieren, Dokumentieren, Reflektieren (von Ergebnissen, Entscheidungen und<br />
Vorgehensweisen)<br />
6. …<br />
1
Auswahl fachspezifischer Fähigkeiten / nach Kompetenzfeldern<br />
Personale Kompetenzen 1 2<br />
Wahrnehmungsoffenheit / Aufmerksamkeit / Engagement / Intensität<br />
Neugierde, Problemoffenheit, Fragen entwickeln<br />
Aushalten von Zwei- und Mehrdeutigkeit<br />
Anstrengungsbereitschaft / Durchhaltevermögen / Konzentrationsfähigkeit<br />
Erlebnis- und Erinnerungsfähigkeit<br />
Assoziations- und Imaginationsfähigkeit<br />
Spontaneität<br />
Selbstbewusstheit im gestaltenden Tun / Eigensinnigkeit<br />
Sensitivität / Achtsamkeit<br />
eigene Grenzen überschreiten / Neues wagen und entdecken<br />
Sachkompetenz 1 2<br />
Einfalls- und Ideenreichtum / Produktivität im Vorstellen und Darstellen<br />
Flexibilität / vielfältige und variantenreiche Beiträge und Lösungen<br />
Komplexität und Mehrdeutigkeit im gestaltenden Tun<br />
Originalität / ungewöhnliche Lösungen im Denken, Handeln und Gestalten<br />
Elaboration / Aus- und Durcharbeitung (bzgl. Materialität, Form, Gehalt …)<br />
Differenzierungsfähigkeit<br />
Darstellungsfähigkeit (zeichnerisch, malerisch, plastisch etc. )<br />
Farbsensibilität<br />
Materialsensibilität / Geschicklichkeit<br />
Sachkenntnis / Wissen<br />
Soziale Kompetenz 1 2<br />
respektvoller Umgang miteinander<br />
Akzeptanz und Anerkennung von Vorschlägen und Lösungen anderer<br />
kooperatives Verhalten / Teamfähigkeit<br />
Einfühlungsvermögen / Empathiefähigkeit<br />
Unterstützung / Hilfestellung geben können<br />
Unterstützung / Hilfestellung annehmen können<br />
auf andere Kinder eingehen<br />
(nonverbale) Kommunikationsfähigkeit<br />
Verantwortungsbewusstsein<br />
Regeln gemeinsam aufstellen und akzeptieren<br />
Methodische Kompetenz 1 2<br />
Reflexionsfähigkeit (eigenen und anderen Arbeiten gegenüber)<br />
Kontextabhängigkeit berücksichtigen<br />
Antizipationsfähigkeit (vorausschauend denken und handeln)<br />
Transformationsfähigkeit (Übertragung in andere Bereiche)<br />
zielgerichtetes Vorgehen / intentionales Arbeiten<br />
divergentes Denken (abweichende Lösungen)<br />
Fähigkeit zu selbständiger Arbeit<br />
Explorationsfähigkeit / lustvolles Erproben von Möglichkeiten<br />
Organisations-, Reorganisations- und Strukturierungsfähigkeiten<br />
kombinatorische Fähigkeiten<br />
2
Spielerisches Erproben, Erkunden, Experimentieren / am Beispiel<br />
Kompetenzen<br />
Gewürdigt werden …<br />
Art der Rückmeldung<br />
Selbständige Einschätzung<br />
Wahrnehmungsoffenheit / Aufmerksamkeit, Konzentration,<br />
Assoziations- und Imaginationsfähigkeit, Spontaneität,<br />
Sensitivität / Achtsamkeit, Neues wagen und entdecken,<br />
Flexibilität, Materialsensibilität und Geschicklichkeit,<br />
Akzeptanz und Anerkennung der Versuche anderer,<br />
Hilfestellung geben und annehmen, Antizipationsfähigkeit,<br />
Fähigkeit zu selbständiger Arbeit, Explorationsfähigkeit /<br />
lustvolles Erproben von Möglichkeiten<br />
Die Vielfalt der Versuche, das Engagement bei der<br />
Durchführung: „Sich einlassen“, Konzentration und<br />
Geschicklichkeit<br />
Ermunternde Kommentierung, gemeinsame Reflexion der<br />
entstandenen Produkte, Interesse an unterschiedlichen<br />
Verfahrensweisen bekunden, ungewöhnliche Versuche<br />
durch Nachfragen würdigen<br />
Ausschnitte der bildnerischen Versuche ins Werkstattheft<br />
kleben (was habe ich entdeckt), einen Ausschnitt markieren<br />
und beschreiben, warum er besonders gefällt<br />
Anwenden, Übertragen, Ausarbeiten – Intendierter Einsatzes zuvor erkundeter<br />
Möglichkeiten / am Beispiel<br />
Kompetenzen<br />
Gewürdigt werden …<br />
Art der Rückmeldung<br />
Selbständige Einschätzung<br />
Wahrnehmungsoffenheit, Problemoffenheit,<br />
Anstrengungsbereitschaft, Erlebnis- und<br />
Erinnerungsfähigkeit, Assoziations- und<br />
Imaginationsfähigkeit, Eigensinnigkeit, Achtsamkeit,<br />
Originalität, Ausarbeitung, Farbsensibilität, Geschicklichkeit,<br />
Akzeptanz anderer Lösungen, Kontextabhängigkeit,<br />
Antizipationsfähigkeit, Transformationsfähigkeit,<br />
zielgerichtetes Vorgehen, divergentes Denken, Fähigkeit zu<br />
selbständiger Arbeit<br />
Die eigene Idee bzw. die Aktivierung eigener Erfahrungen /<br />
Erinnerungen, die Verbindung von Malerei des Umraums<br />
mit Schüttung und freiem Farbverlauf, die Farbgebung, die<br />
Komposition (wie das Ereignis ins Bild gesetzt wurde)<br />
Aufhängen aller Arbeiten, gegenseitiges Vorstellen der<br />
Bilder in Gruppen (Rückmeldungen der Mitschüler)<br />
Eintrag ins Werkstattheft: Wie mir die Idee kam …<br />
Was mir besonders gelungen ist …<br />
Was ich schwierig fand …<br />
3
Besonderheiten künstlerisch-ästhetischen Lernens und Arbeitens<br />
Bei künstlerischem Lernen geht es um das Erproben und Vergewissern<br />
unterschiedlicher Möglichkeiten, Aspekte der Welt auf eine ästhetisch bestimmte<br />
Weise wahrzunehmen und zu erfahren und diese Erfahrungen wiederum sinnlich<br />
gegenwärtig und mitteilbar zu machen.<br />
Der Kern ästhetischer Erfahrung ist die Reflexionstätigkeit zwischen Anschauung<br />
und Begriff.<br />
Die Ergebnisse künstlerischer Arbeit sind von der Denk- und Anschauungsweise<br />
eines Subjekts nicht zu trennen.<br />
Affektive Impulse und emotionale Befindlichkeiten sind Bestandteil ästhetischer<br />
Welterschließung und damit auch Bestandteil künstlerischer Arbeit.<br />
Künstlerisches Lernen verknüpft produktive und reflexive Phasen, so dass die<br />
vergewissernde Rückkoppelung wie die vorausdenkende Antizipation beide<br />
Bereiche in wechselseitiger Durchdringung hält.<br />
Ästhetisch-künstlerische Arbeit ist als tätige Auseinandersetzung ein<br />
prozesshaftes, produktives Geschehen, das Suchbewegungen, Umwege und<br />
Rückschritte einschließt.<br />
Künstlerische Arbeit fußt auf offenem, analogem Denken. Anders als bei<br />
kausallogischem, schlussfolgerndem Denken kommt es deshalb zu<br />
unkonventionellen Verknüpfungen, Überlagerungen und Verschiebungen der<br />
Bezugsfelder – ein Grund für das kreative Potential, das man der künstlerischen<br />
Sichtweise zuschreibt.<br />
Im Niederschlag einer künstlerischen Arbeit kommen Sichtweisen von Welt zum<br />
Ausdruck, die im rationalen versprachlichten Wissen nicht aufgehen, sich damit<br />
nicht restlos erfassen lassen, d.h. auch: die Vermittlung des Künstlerischen geht<br />
nicht im Wissenstransfer auf.<br />
…<br />
Rückmeldungen im Bereich des ästhetisch-künstlerischen Lernens<br />
werden den Besonderheiten des künstlerisch-ästhetischen Lern- und<br />
Erfahrungsbereichs gerecht und fördern das Selbstvertrauen der Kinder in ihre<br />
Fähigkeiten<br />
werden den allgemeinen Gütekriterien der <strong>Leistung</strong>srückmeldung gerecht<br />
(Transparenz, Ermutigung, methodische Pluralität)<br />
sind getragen vom Interesse an den Sichtweisen, Ideen, Vorschlägen und Arbeiten<br />
der Kinder<br />
sind an Intentionen und Methoden unterschiedlicher Arbeitsfelder ausgerichtet und<br />
korrespondieren mit den auszubildende Kompetenzen<br />
beziehen sich auch auf Arbeitsprozesse (Bereiche der sozialen Kompetenz, der<br />
Methodenkompetenz)<br />
fördern die Selbsteinschätzung der Kinder<br />
werden dosiert eingesetzt, da die Spontaneität kreativer Prozesse aber auch das<br />
eigenverantwortete Arbeiten auf bewertungsfreie Räume angewiesen sind<br />
geschehen vor dem Hintergrund der Reflexion eigener ästhetischer Sozialisation<br />
…<br />
4
Dimensionen künstlerisch-ästhetischer Erfahrungen (Beiträge 124 / H. 4, S. 6 )<br />
am Unterrichtsbeispiel: “Ich und mein Schatten“<br />
Selbst- und Weltwahrnehmung<br />
Wahrnehmungsoffenheit und<br />
Empfindungsfähigkeit<br />
Sichtweisen auf Welt<br />
hervorbringen – Sichtweise<br />
von Welt deuten<br />
Wertkategorien entwickeln –<br />
Bildkompetenz erwerben<br />
Denk- und Handlungsräume<br />
erweitern – Kunst als<br />
Ermöglichungsraum<br />
Verfahren und Strategien<br />
ästhetisch-künstlerischen Tuns<br />
Materialerfahrung<br />
Ich und andere – Selbst- und<br />
Sozialkompetenz<br />
Jannik hat den eigenen Schatten als bildhafte und<br />
wandelbare Projektion im Umraum bewusst<br />
wahrgenommen<br />
Er wurde dabei für ein oft übersehenes Phänomen<br />
sensibilisiert …<br />
… und hat den Schatten zeichnerisch gebannt,<br />
rekonstruiert und umgedeutet<br />
Er hat geeignete Darstellungsmodi erprobt und dabei erste<br />
Erfahrungen mit der flächenhaften Abstraktion eines<br />
dreidimensionalen Körpers gemacht<br />
Jannik hat spielerisch mit Schattenbildern experimentiert<br />
und dabei neue Möglichkeiten der Gestaltbildung entdeckt<br />
Er hat gezeichnet, verfremdet, überlagert … vor allem aber<br />
die spannende Schnittstelle zwischen immaterieller,<br />
momenthafter Projektion und materieller, dauerhafter<br />
Verbildlichung erkundet<br />
Jannik hat verschiedene Stifte – Bleistift, Zeichenkohle,<br />
schwarzen Buntstift – erprobt …<br />
… und kooperativ mit anderen zusammengearbeitet sowie<br />
deren Lösungen akzeptiert und gewürdigt<br />
Literatur-Auswahl<br />
Bartnitzky, Horst u.a. (Hg.): Beiträge zum pädagogischen <strong>Leistung</strong>sbegriff, in: Pädagogische<br />
<strong>Leistung</strong>skultur. Beiträge zur Reform der Grundschule, <strong>Grundschulverband</strong> / Arbeitskreis<br />
Grundschule, Frankfurt a.M. 2005.<br />
Duderstadt, Matthias und Klug, Peter: 12 Thesen zur Bewertung von <strong>Leistung</strong> in der<br />
kunstpädagogischen Arbeit, in: <strong>Leistung</strong> der Kinder wahrnehmen – würdigen – fördern,<br />
<strong>Grundschulverband</strong> / Arbeitskreis Grundschule, Frankf. a.M. 2004, S. 298-308.<br />
Kirschenmann, Johannes u. Otto, Gunter: Werten, Begutachten, Ermutigen. Erneute<br />
Überlegungen zu den Zensuren im Fach Kunst, in: K+U 223/224, 1998, S. 100-103.<br />
Peez, Georg: Beurteilen und Bewerten im Kunstunterricht, Modelle und Unterrichtsbeispiele zur<br />
<strong>Leistung</strong>sbemessung und Selbstbewertung, (Kallmeyer Verlag) Seelze-Velber 2007.<br />
Kathke, P. u. Peez, G. (2008), GSV / Pädagogische <strong>Leistung</strong>skultur Band 124, Heft 4,<br />
Ästhetische Bildung: Kunst. Materialien für Klasse 1-4, Frankfurt a.M. 2008.<br />
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