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Eisenablagerungen in der Hornhaut nach Orthokeratologie*

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FACHTHEMEN<br />

<strong>Eisenablagerungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> <strong>nach</strong><br />

<strong>Orthokeratologie*</strong><br />

Andreas Berke**,Peter Bruckmann***<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Die Orthokeratologie hat sich als e<strong>in</strong> reversibles<br />

Verfahren zur Korrektur <strong>der</strong><br />

Myopie etablieren können. Es liegen<br />

nun Erfahrungen von rund zwei Jahren<br />

mit <strong>der</strong> Orthokeratologie vor. Das Verfahren<br />

hat sich, sofern bei <strong>der</strong> Patientenauswahl<br />

strenge Kriterien herangezogen<br />

worden s<strong>in</strong>d, als sicher und zuverlässig<br />

erwiesen. Es ist daher als e<strong>in</strong>e<br />

ernsthafte Alternative zu refraktiv-chirurgischen<br />

Verfahren (LASIK, Intrastromale<br />

Corneale R<strong>in</strong>gsegmente) anzusehen.<br />

Wie jedes die <strong>Hornhaut</strong> verän<strong>der</strong>ndes<br />

Verfahren können auch<br />

beim Reshap<strong>in</strong>g <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong>, das <strong>der</strong><br />

Orthokeratologie zu Grunde liegt, Komplikationen<br />

auftreten. Als häufige,<br />

wenn auch harmlose Komplikation <strong>der</strong><br />

Orthokeratologie s<strong>in</strong>d <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> anzusehen. <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

werden häufig bei Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong>topographie<br />

wie beispielsweise beim Keratokonus,<br />

Pterygium, bei Blebs <strong>nach</strong> Glaukomoperationen<br />

o<strong>der</strong> <strong>nach</strong> Keratoplastiken<br />

beobachtet. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung<br />

war es die Häufigkeit von <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

<strong>nach</strong> Orthokeratologie<br />

und <strong>der</strong>en Auswirkungen auf das<br />

Sehen zu bestimmen.<br />

2. Material und Methoden<br />

Es wurden 64 Augen von 32 Patienten über<br />

e<strong>in</strong>en Zeitraum von bis zu 17 Monaten <strong>nach</strong><br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Orthokeratologie untersucht. Es<br />

wurden Orthokeratologie-L<strong>in</strong>sen von Technolens<br />

und ProCornea verwendet. Das mittlere<br />

Alter <strong>der</strong> Studienteilnehmer betrug zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Studie 29,2 ± 5.7 Jahre. Alle Augen waren<br />

mit Ausnahme <strong>der</strong> <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

unauffällig. Die mittlere Ausgangsrefraktion<br />

aller 64 Augen lag zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Untersuchung<br />

bei 3,25 ± 1,25 dpt.<br />

*Vortrag gehalten auf dem 2 GOS-Symposium <strong>in</strong> Toronto<br />

22. bis 25. Juli 2004<br />

**Dr. rer. nat.<br />

***Optometrist (Staatl. gepr. Augenoptiker)<br />

2 die Kontaktl<strong>in</strong>se 9/2004<br />

Anzahl <strong>der</strong> Augen<br />

Ausgangsmyopie (BSG) [dpt]<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Die <strong>Hornhaut</strong> wurde mit <strong>der</strong> Spaltlampe<br />

SL160 (Zeiss) untersucht. Hierzu wurde bei<br />

e<strong>in</strong>er 12– bis 20 fachen Vergrößerung e<strong>in</strong>e<br />

spiegelnde Beleuchtung verwendet, wobei<br />

die Lichtquelle um 45° geschwenkt wurde.<br />

Die Beobachtung <strong>der</strong> <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

erwies sich als sehr schwierig. Die Sehschärfe<br />

wurde mit Standardoptotypen gemessen.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Kontrastempf<strong>in</strong>dlichkeit<br />

erfolgte an Hand des computergestützten<br />

Freiburger Visustestes.<br />

3. Resultate<br />

0.45<br />

Radienän<strong>der</strong>ung (mm)<br />

1 3 5 7 9 11 13 15<br />

Auge<br />

<strong>Eisenablagerungen</strong> wurden <strong>in</strong> 16 <strong>der</strong> 64<br />

Augen festgestellt. Dies entspricht e<strong>in</strong>em Anteil<br />

von 25 % <strong>der</strong> untersuchten Augen. In vier<br />

horizontal<br />

vertikal<br />

Bild 1: <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

und Radienän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>nach</strong> OK.<br />

Bild 2: Eisenablagerung<br />

und Ausgangsmyopie<br />

Fällen traten die <strong>Eisenablagerungen</strong> nur an<br />

e<strong>in</strong>em Auge auf. In fünf Fällen waren die <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

beidseitig zu beobachten.<br />

Nur <strong>in</strong> zwei Fällen war e<strong>in</strong> trockenes<br />

Auge gegeben. Die <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

wiesen alle e<strong>in</strong>e r<strong>in</strong>gförmige Struktur auf. Sie<br />

lagen <strong>in</strong> allen Fällen <strong>in</strong> <strong>der</strong> unteren <strong>Hornhaut</strong><br />

und beschränkten sich auf den Bereich <strong>der</strong><br />

unterhalb <strong>der</strong> reversen Zone <strong>der</strong> OK-L<strong>in</strong>se<br />

liegt. Nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Fall erreichte<br />

<strong>der</strong> Eisenr<strong>in</strong>g die 3–9-Uhr Richtung.<br />

E<strong>in</strong> starkes Reshap<strong>in</strong>g <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> und e<strong>in</strong>e<br />

höhere Ausgangsrefraktion begünstigen<br />

offensichtlich das Auftreten von <strong>Eisenablagerungen</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong>radien zeigte, dass 75 % (n =<br />

12) aller von den <strong>Eisenablagerungen</strong> betrof-


Bild 3: Ferrit<strong>in</strong>-L<strong>in</strong>ie (Pfeil)<br />

fen Hornhäute Radienän<strong>der</strong>ungen von mehr<br />

als 0,4 mm im horizontalen Meridian erfahren<br />

haben. Im vertikalen Meridian wiesen 8<br />

Hornhäute (50 %) mit <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

Radienän<strong>der</strong>ungen von mehr als 0,4 mm<br />

auf. In rund 60 % <strong>der</strong> Fälle (n = 10) von <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

lagen die Ausgangsrefraktionen<br />

bei –3,00 dpt und mehr.<br />

In E<strong>in</strong>zelfällen traten die ersten <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

<strong>nach</strong> zwei Monaten auf. Als mittlerer<br />

Zeitraum, <strong>nach</strong> dem die <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

zu beobachten waren, wurden 5 ± 2 Monate<br />

bestimmt. Das Ausmaß <strong>der</strong> Ablagerungen<br />

erwies sich als stabil, d.h. es kommt zu<br />

ke<strong>in</strong>er weiteren Akkumulation von Eisen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong>, <strong>nach</strong>dem diese Ablagerungen<br />

erstmalig beobachtet worden s<strong>in</strong>d. Von<br />

e<strong>in</strong>em Grad<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Ablagerungen wurde<br />

Abstand genommen, da sich die Ablagerungen<br />

nur wenig von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterschieden<br />

und somit ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Grad<strong>in</strong>g-Skala def<strong>in</strong>iert<br />

werden konnte.<br />

Die unkorrigierte Sehschärfe betrug <strong>nach</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Zeitraum von e<strong>in</strong>em Jahr m<strong>in</strong>destens<br />

1,0. E<strong>in</strong>e signifikante Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Kontrastempf<strong>in</strong>dlichkeit konnte nicht festgestellt<br />

werden.<br />

4. Diskussion<br />

4.1 Vorkommen von <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

<strong>Eisenablagerungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> treten<br />

nur <strong>in</strong> seltenen Fällen isoliert auf. In <strong>der</strong> Regel<br />

werden sie <strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

grundlegenden Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong><br />

beobachtet. Sie können physiologisch begründet<br />

se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en pathologischen H<strong>in</strong>tergrund<br />

haben.<br />

Die Hudson-Stählische L<strong>in</strong>ie tritt als horizontale<br />

L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von e<strong>in</strong>em Drittel<br />

des <strong>Hornhaut</strong>durchmessers parallel zu Unterlidkante<br />

auf. Sie tritt überwiegend im Alter<br />

auf und gilt daher als e<strong>in</strong>e physiologische Ersche<strong>in</strong>ung.<br />

<strong>Eisenablagerungen</strong> treten regel-<br />

Bild 4: Ferrit<strong>in</strong>-L<strong>in</strong>ie (Pfeil)<br />

mäßig <strong>nach</strong> verschiedenen refraktiven E<strong>in</strong>griffen<br />

an <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> wie beispielsweise<br />

<strong>nach</strong> LASIK o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Implantation des Intrastromalen<br />

Cornealen R<strong>in</strong>gsegments (ICRS)<br />

auf. [1–5] Ebenso können Erkrankungen <strong>der</strong><br />

<strong>Hornhaut</strong>, die zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong>oberfläche<br />

führen, die Entstehung von<br />

<strong>Eisenablagerungen</strong> begünstigen. Hier ist<br />

beispielsweise das Recurrent Erosion Syndrom<br />

zu nennen. Bekannt ist auch <strong>der</strong> Fleischersche<br />

R<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> die Basis des Keratokonus<br />

umgibt [4]. Die Ferry L<strong>in</strong>ie kann häufig<br />

<strong>nach</strong> filtrierenden Glaukomoperationen vor<br />

dem Sickerkissen beobachtet werden. Die<br />

Stokersche L<strong>in</strong>ie liegt vor <strong>der</strong> Spitze e<strong>in</strong>es<br />

Pterygiums. An <strong>der</strong> Basis des Keratokonus<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Pterygiums kann sich e<strong>in</strong> Tränenmeniskus<br />

bilden, <strong>in</strong> dem es zu e<strong>in</strong>er Anreicherung<br />

von Eisenionen kommen kann.<br />

Als e<strong>in</strong>e wichtige Ursache, die die Entstehung<br />

von <strong>Eisenablagerungen</strong> begünstigen<br />

kann, gilt e<strong>in</strong> unzureichen<strong>der</strong> Tränenaustausch.<br />

E<strong>in</strong> trockenes Auge kann auf Grund<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung<br />

als wesentliche Ursache für die <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

ausgeschlossen werden.<br />

Nur <strong>in</strong> zwei Fällen (12,5 %) lag e<strong>in</strong> trockenes<br />

Auge vor. Die <strong>Eisenablagerungen</strong>, die<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Orthokeratologie beobachtet<br />

werden können, liegen alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> reversen<br />

Zone <strong>der</strong> OK-L<strong>in</strong>se. In diesem Bereich stagniert<br />

die Tränenflüssigkeit, wodurch die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass Eisen aus dem Tränenfilm<br />

<strong>in</strong> die <strong>Hornhaut</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gelangen<br />

kann, deutlich erhöht ist.<br />

Erleichtert wird die Aufnahme von Eisen aus<br />

dem Tränenfilm durch die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Epithels. Der feste Zellverband des Epithels<br />

erfährt durch die von <strong>der</strong> OK-L<strong>in</strong>se ausgeübten<br />

mechanischen Kräfte Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

die die Zellkontakte <strong>der</strong> Epithelzellen<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lockern können. Diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />

treten offensichtlich nur während<br />

<strong>der</strong> ersten Phase des Tragens von OK-<br />

L<strong>in</strong>sen auf. Da die Ablagerungen <strong>nach</strong> ihrem<br />

ersten Auftreten auch <strong>nach</strong> e<strong>in</strong>em Jahr<br />

nicht weiter zunehmen, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass sich das Epithel so<br />

weit wie<strong>der</strong> stabilisiert hat, dass ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Mengen an Eisen <strong>in</strong> die <strong>Hornhaut</strong><br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gelangen.<br />

Dass das Reshap<strong>in</strong>g <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong>, das zu<br />

e<strong>in</strong>er Deformation <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> führt, e<strong>in</strong>e<br />

maßgebliche Ursache ist, die die Entstehung<br />

<strong>der</strong> <strong>Eisenablagerungen</strong> begünstigt, wird<br />

auch dadurch unterstrichen, dass drei Viertel<br />

aller <strong>Eisenablagerungen</strong> bei Hornhäuten mit<br />

OK-bed<strong>in</strong>gten Radienän<strong>der</strong>ungen von mehr<br />

als 0,4 mm im horizontalen Meridian zu verzeichnen<br />

waren. E<strong>in</strong>e höhere Ausgangsmyopie<br />

(>-3,00 dpt) sche<strong>in</strong>t ebenfalls das<br />

Auftreten von <strong>Eisenablagerungen</strong> zu begünstigen.<br />

4.2 Ferrit<strong>in</strong> als Eisenspeicher<br />

Eisen, das potenziell sehr toxisch se<strong>in</strong> kann,<br />

liegt <strong>in</strong> den Zellen <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> nicht frei<br />

vor, son<strong>der</strong>n es ist <strong>in</strong> das Speicherprote<strong>in</strong><br />

Ferrit<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gelagert. Die l<strong>in</strong>ienförmigen <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

werden daher häufig<br />

auch als Ferrit<strong>in</strong>-L<strong>in</strong>ien bezeichnet. Ferrit<strong>in</strong> ist<br />

e<strong>in</strong> Prote<strong>in</strong>, das aus 24 identischen Prote<strong>in</strong>untere<strong>in</strong>heiten<br />

aufgebaut ist. Diese bilden e<strong>in</strong>en<br />

Hohlraum, <strong>in</strong> das bis zu 4500 Eisenionen<br />

e<strong>in</strong>gelagert werden können. Das Eisen<br />

wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er dreiwertigen Form (ferric<br />

form) als Eisenphosphat (FePO 4 ), Eisenhydroxid<br />

(Fe(OH) 3 ) o<strong>der</strong> Eisenoxid (Fe 2 O 3 ) <strong>in</strong><br />

den Ferrit<strong>in</strong>-Molekülen gespeichert.<br />

Die Speicherung des Eisens durch Ferrit<strong>in</strong> ist<br />

für die <strong>Hornhaut</strong> von großem Vorteil, da so<br />

die toxischen Nebenwirkungen des Eisens<br />

unterdrückt werden können. Bei den physiologischen<br />

pH-Werten im Tränenfilm liegt Eisen<br />

normalerweise fast ausschließlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

zweiwertigen Form (ferrous form) vor.<br />

Bild 5: Fluo-Bild bei OK. Die <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

erfolgen <strong>in</strong> den Bereich <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong>, <strong>der</strong><br />

sich unterhalb <strong>der</strong> reversen Zone (Pfeil) <strong>der</strong><br />

OK-L<strong>in</strong>se bef<strong>in</strong>det.<br />

die Kontaktl<strong>in</strong>se 9/2004 3


FACHTHEMEN<br />

Dieses zweiwertige Eisen dient <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fenton-Reaktion<br />

als Elektronenspen<strong>der</strong> für die<br />

Bildung von freien Hydroxyl-Radikalen. Es<br />

gilt<br />

Fe 2+ + H 2 O 2 _ Fe 3+ + OH* + OH _<br />

Wasserstoffperoxid als Elektronenakzeptor<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> unter <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkung<br />

von UV-Strahlung über freie Superoxid-Anionen<br />

gebildet. Die Hydroxyl-Radikale verfügen<br />

über e<strong>in</strong> enormes zellschädigendes Potenzial.<br />

Die E<strong>in</strong>lagerung von Eisen <strong>in</strong> Ferrit<strong>in</strong><br />

entzieht <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> also die potenziellen<br />

zytotoxischen Eisenionen. Zudem wird Eisen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> weniger gefährlichen dreiwertigen<br />

Form gespeichert. Ferrit<strong>in</strong> gilt als Schutzmolekül<br />

für die DNA <strong>der</strong> Eptihelzellen vor<br />

den Auswirkungen <strong>der</strong> UV-Strahlung.<br />

Bild 6: Ferrit<strong>in</strong>. Das Molekül besteht aus 24<br />

identischen Prote<strong>in</strong>untere<strong>in</strong>heiten, die e<strong>in</strong>en<br />

Hohlraum (unten) bilden, <strong>in</strong> das bis zu 4500<br />

dreiwertige Eisenionen e<strong>in</strong>gelagert werden<br />

können.<br />

4 die Kontaktl<strong>in</strong>se 9/2004<br />

Bild 7: <strong>Eisenablagerungen</strong> <strong>nach</strong> LASIK<br />

Auf Grund dieser Überlegungen kann davon<br />

ausgegangen werden, dass die bei <strong>der</strong><br />

Orthokeratologie immer wie<strong>der</strong> zu beobachtenden<br />

<strong>Eisenablagerungen</strong> ke<strong>in</strong>e Gefährdung<br />

für die <strong>Hornhaut</strong> darstellen.<br />

4.3 Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

auf das Sehen<br />

Da die <strong>Eisenablagerungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong><br />

nur sehr schwach ausgeprägt s<strong>in</strong>d, wirken<br />

sie sich nur sehr wenig auf Sehschärfe und<br />

Kontrastempf<strong>in</strong>dlichkeit aus. Nach e<strong>in</strong>em<br />

Zeitraum von e<strong>in</strong>em Jahr und mehr zeigten<br />

die Ergebnisse <strong>der</strong> Sehschärfebestimmung<br />

und <strong>der</strong> Kontrastempf<strong>in</strong>dlichkeit auch bei<br />

Vorliegen von Ferrit<strong>in</strong>-L<strong>in</strong>ien ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en<br />

Auffälligkeiten. Die unkorrigierte Sehschärfe<br />

war <strong>in</strong> allen Fällen m<strong>in</strong>destens 1,0.<br />

Bei ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> untersuchten Augen mit <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

lag die unkorrigierte Sehschärfe<br />

unter <strong>der</strong> korrigierten Sehschärfe,<br />

wie sie vor <strong>der</strong> Orthokeratologie gemessen<br />

wurde. Die Kontrastempf<strong>in</strong>dlichkeit nimmt<br />

bei <strong>der</strong> Orthokeratologie bed<strong>in</strong>gt durch die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im <strong>Hornhaut</strong>epithel zunächst<br />

ab. Sie erreicht aber <strong>nach</strong> e<strong>in</strong>em Jahr, auch<br />

wenn <strong>Eisenablagerungen</strong> aufgetreten s<strong>in</strong>d,<br />

nahezu wie<strong>der</strong> ihren Ausgangswert.<br />

5. Folgerungen<br />

Mit e<strong>in</strong>em Anteil von rund 25 % unter allen<br />

Augen, die <strong>nach</strong> dem Orthokeratolgoie-Verfahren<br />

korrigiert werden, s<strong>in</strong>d <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

als sehr häufig anzusehen. Das Ausmaß<br />

<strong>der</strong> <strong>Eisenablagerungen</strong> ist aber nur als<br />

sehr ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>zustufen. Ihre Beobachtung<br />

setzt e<strong>in</strong>en geübten Beobachter voraus. Die<br />

Ablagerungen erreichen nicht das Ausmaß,<br />

das <strong>nach</strong> LASIK-E<strong>in</strong>griffen an <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong><br />

zu erwarten ist. Die Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Eisenablagerungen</strong><br />

auf die Integrität <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong><br />

s<strong>in</strong>d als nicht bedeutsam zu bewerten.<br />

Es s<strong>in</strong>d we<strong>der</strong> funktionelle noch anatomische<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> <strong>Hornhaut</strong> zu<br />

erwarten.<br />

Literatur:<br />

[1] Barraquer-Somers E, Chan CC, Green WR: Corneal<br />

epithelial iron deposition, Ophthalmol. 1983; 90:<br />

729<br />

[2] F<strong>in</strong>k AM, Gore C, Rosen ES: Corneal Changes Associated<br />

With Intrastromal Corneal R<strong>in</strong>g Segments, Arch<br />

Ophthalmol. 1999; 117:282<br />

[3] Iwamoto T, Devoe AG: Electron microscopical study of<br />

the Fleisher r<strong>in</strong>g, Arch Ophthalmol. 1976; 94: 1579<br />

[4] Koenig SB, McDonald MB, Yamaguchi T, Friedlan<strong>der</strong><br />

M, Ishii Y: Corneal iron l<strong>in</strong>es after refractive keratoplasty,<br />

Arch Ophthalmol. 1983; 101: 1862<br />

[5] Mannis MJ: Iron deposition <strong>in</strong> the corneal graft. Another<br />

corneal iron l<strong>in</strong>e, Arch Ophthalmol. 1983; 101:<br />

1858<br />

Die Autoren:<br />

Dr. Andreas Berke<br />

Höhere Fachschule für Augenoptik<br />

Bayenthalgürtel 6–8<br />

50968 Köln

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