Bericht des Bundespräsidiums zur Delegiertenversammlung ... - hlb
Bericht des Bundespräsidiums zur Delegiertenversammlung ... - hlb
Bericht des Bundespräsidiums zur Delegiertenversammlung ... - hlb
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Prof. Dr. Nicolai Müller-Bromley 16. Mai 2009<br />
<strong>Bericht</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>präsidiums <strong>zur</strong> <strong>Delegiertenversammlung</strong> 2009<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
nachfolgend dürfen wir Ihnen einen Überblick über die Aktivitäten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>präsidiums seit<br />
der letzten Bun<strong>des</strong>-<strong>Delegiertenversammlung</strong> im Mai 2008 geben. Zu bekannten Themen,<br />
deren Bearbeitung wir fortgeführt und vertieft haben, sind eine Reihe neuer Aufgaben hinzugetreten.<br />
Besoldung<br />
Nach Fortfall der früheren Kompetenz <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> für Beamtenbesoldung und -versorgung<br />
durch die Föderalismusreform entwickelt sich die Besoldung zwischen den Bun<strong>des</strong>ländern<br />
auseinander. Die Vergleichbarkeit wird zudem durch unterschiedliche Regelungen<br />
zum "Weihnachtsgeld" und unterschiedliche Einbeziehung von Zulagen erschwert. Zur<br />
Zeit liegen die Sätze bei W2 zwischen ca. 3.600,- und ca. 4.100,- Euro.<br />
Das Professorenbesoldungsreformgesetz sah die Überprüfung <strong>des</strong> Vergaberahmens der<br />
W-Besoldung bis zum 31. Dezember 2007 vor. Die zu diesem Zweck eingesetzte Arbeitsgruppe<br />
der Länder und <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> erbrachte keine wesentlichen Erkenntnisse. Daher hat<br />
der <strong>hlb</strong> 2008 eine eigene Evaluation der W-Besoldung unter Federführung von Vizepräsident<br />
Stelzer-Rothe und unter Beteiligung eines externen Sachverständigen durchgeführt.<br />
Es handelt sich dabei um die erste flächendeckende und wissenschaftlich gestützte Studie<br />
zu diesem Thema. Die Ergebnisse wurden in einer Pressemitteilung vom 15. Januar 2009<br />
veröffentlicht (Anlage 1) und am selben Tag in Gesprächen mit Heike Schmoll von der FAZ<br />
und mit Rudolph Keller von der DUZ in Berlin erörtert.<br />
Zu betonen ist zunächst die hohe Repräsentativität der Studie aufgrund der ausgezeichneten<br />
Rücklaufquote von 31 % und der weitgehenden Abbildung der offiziellen Zahlen<br />
über die Verteilung nach Bun<strong>des</strong>ländern, Fachbereichsstrukturen und Geschlecht.<br />
Inhaltlich ist die Gundvergütung W 2 nach Ansicht von 89 % aller Hochschullehrer<br />
den Aufgaben einer Professur nicht angemessen. Zulagen gleichen das Defizit nicht<br />
aus: 36 % aller W-Besoldeten erhalten überhaupt keine Zulagen, bei 41% liegen sie<br />
unter 500,00 Euro pro Monat. Ruhegehaltfähig sind davon nur bei 26 % der W-<br />
Besoldeten Anteile zwischen 74 und 1552 Euro, im Durchschnitt rund 547 Euro. Wegen<br />
ihrer Befristung und ihrer fehlenden Ruhegehaltsfähigkeit können die Zulagen für rund 82<br />
% der Beteiligten den Einkommensnachteil gegenüber der C-Besoldung nicht ausgleichen.<br />
Überdies haben 75 % derjenigen, die Zulagen erhalten, schlechte oder gemischte<br />
Erfahrungen bei deren Vergabe gemacht. Rund 31 % der W-Besoldeten sind aus der<br />
C-Besoldung dorthin gewechselt, 11 % zu gleichen Konditionen, 11 % mit Verbesserungen<br />
und 9 % zu anderen Bedingungen. Die meisten Wechsel gab es in Baden-<br />
Württemberg, Bayern, Hessen und Niedersachsen. Mit Ihrer Berufswahl „Professor/Professorin<br />
an einer FH“ sind insgesamt 76 % der Befragten zufrieden (zum Vergleich
- 2 -<br />
NRW 2005: 85 % und 2008: rd. 80 %). In der C-Besoldung liegt der Anteil voll bzw. überwiegend<br />
Zufriedener bei 78 % und in der W-Besoldung bei 73 %.<br />
Auf Grund dieser Ergebnisse hat der <strong>hlb</strong> zunächst seine Forderung nach einer für alle<br />
Hochschulen – Universitäten wie Fachhochschulen – einheitlichen Grundvergütung<br />
nach W 3 wiederholt. Diese liegt <strong>zur</strong>zeit je nach Bun<strong>des</strong>land zwischen 4.400,- und<br />
5.000,- Euro. Darüber haben wir Zulagen, die regelmäßig unbefristet vergeben werde,<br />
an prozentualen Besoldungserhöhungen teilnehmen und auf die Pension angerechnet<br />
werden, gefordert. Außerdem müsse Transparenz bei der Vergabe der Zulagen<br />
hergestellt werden, um der verbreiteten Unzufriedenheit entgegenzuwirken.<br />
Die Ergebnisse der Studie wurden inzwischen in Heft 1/2009 der DNH zusammenfassend<br />
publiziert. Überdies liegt eine Langfassung der Studie vor. Das Bun<strong>des</strong>präsidium wird die<br />
Ergebnisse Ende Mai mit Vertretern der zuständigen Ausschüsse der Kultusministerkonferenz<br />
diskutieren, in denen die Fachreferenten der Lan<strong>des</strong>ministerien vertreten sind. Auf<br />
Wunsch stellen wir den Lan<strong>des</strong>verbänden gern die Ergebnisse speziell Ihres Bun<strong>des</strong>lan<strong>des</strong><br />
zusammen, damit sie sie in ihrer politischen Arbeit verwerten können.<br />
Auch in der Tagesarbeit der Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle spielt die Beratung <strong>zur</strong> W-Besoldung<br />
sowohl für Umsteiger als auch für Personen, die sich für eine Professur interessieren oder<br />
einen Ruf erhalten haben, eine unverändert große Rolle. Mit der Berufungsberatung ist der<br />
Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle eine neue, für die Verbandsentwicklung bedeutsame, aber auch<br />
zeitintensive Aufgabe zugewachsen. Sie bietet Bewerbern um eine Professur Seminare <strong>zur</strong><br />
Vorbereitung auf Bewerbung und Berufung an und berät sie im Verlauf der Berufungsverhandlungen<br />
durch Bewertung der Verhandlungsposition, Ausarbeitung einer Verhandlungsstrategie<br />
und Unterstützung beim Abfassen einer eventuell notwendigen Zielvereinbarung.<br />
Im Gegenzug verpflichten sich die Beratenen, Mitglied im <strong>hlb</strong> zu werden. Damit besteht<br />
die Möglichkeit, künftige Kolleginnen und Kollegen schon vor Aufnahme ihrer Tätigkeit<br />
für den <strong>hlb</strong> zu gewinnen. Dass dies zunehmend gelingt, zeigt die Entwicklung der<br />
Mitgliederzahlen. Sie können die Mitarbeiter in der Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle durch Übermittlung<br />
von Satzungen oder Richtlinien <strong>zur</strong> Gewährung von Leistungsbezügen und durch<br />
Information über Änderungen in der Praxis der Gewährung von Zulagen unterstützen. Im<br />
Jahr 2008 und im laufende Jahr 2009 wurden insgesamt 221 Beratungen im Rahmen der<br />
Erstberufung durchgeführt. Die Beratung der Berufenen hilft, einen wesentlichen Nachteil<br />
der Mitgliederstruktur zu beheben. Die Analyse <strong>des</strong> Beitrittsverhaltens der Mitglieder hat<br />
ergeben, dass diese in der Regel dem <strong>hlb</strong> erst nach Jahren einer Tätigkeit an der Hochschule<br />
beitreten. Die Verweildauer der Mitglieder im Verband wird sich mit der Berufungsberatung<br />
deutlich steigern lassen.<br />
Neben der Beratung im Zusammenhang mit einer Erstberufung ist auch der Beratungsbedarf<br />
der Mitglieder im Zusammenhang mit einer Folgeberufung spürbar angestiegen. Offensichtlich<br />
macht die W-Besoldung den Wechsel der Hochschule attraktiver als im C-<br />
System.<br />
Europäisierung und Internationalisierung <strong>des</strong> Hochschulbereiches<br />
Da der Bologna-Prozess nach der namensgebenden Erklärung von Bologna 1999 bis zum<br />
Ende der ersten Dekade <strong>des</strong> nächsten Jahrtausends (also bis 2010) zu einem Europäischen<br />
Hochschulraum führen soll, veranstaltete der <strong>hlb</strong> am 11. November 2008 im Wissenschaftszentrum<br />
Bonn eine vom Bun<strong>des</strong>ministerium für Bildung und Wissenschaft finanziell geförderte<br />
Fachtagung zum Thema "Die Fachhochschulen nach Bologna". Dabei wurde zunächst<br />
durch fachlich kompetente Referenten eingeschätzt, welche der Ziele dieses Prozes-
- 3 -<br />
ses in welchem Umfang erreicht wurden, wie anwendungsorientierte Hochschulen in anderen<br />
europäischen Ländern mit diesem Prozess umgehen und wie sich die Hochschullandschaft<br />
zukünftig entwickeln wird; in einer Abschlussdiskussion haben wir dann versucht, die künftige<br />
Rolle unserer Hochschulart zu definieren. Als hauptsächliche Probleme wurden die ungleichen<br />
Wettbewerbsbedingungen für die Fachhochschulen in einer ansonsten auf institutionelle<br />
Unterscheidungen verzichtenden Hochschullandschaft und Hemmnisse bei der Mobilität<br />
innerhalb der Bachelor-Studiengänge genannt. Unsere Perspektive dürfte in einer künftigen<br />
individuellen Profilbildung jeder Hochschule bestehen. Die Ergebnisse der nahezu einhellig<br />
als gut gelungen eingeschätzten Tagung wurden in Heft 6/2008 der DNH im einzelnen publiziert.<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Bologna-Prozesses selbst fand am 28. und 29. April 2009 in Leuven (Belgien)<br />
die 5. Bologna-Folgekonferenz der Wissenschaftsminister der beteiligten 46 Staaten<br />
statt. Der <strong>hlb</strong> erhielt im Vorfeld zusammen mit der HRK und dem DHV Gelegenheit, seine<br />
Positionen in einem Gespräch mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
für Bildung und Wissenschaft, Storm, deutlich zu machen. Das Kommuniqué der Leuven-Konferenz<br />
enthält neben der Würdigung bisher erreichter Ziele eine Zusammenstellung<br />
der Prioritäten bis 2020. Der Prozess soll fortgesetzt und vertieft werden, eine Erweiterung<br />
um neue Ziele ist nicht vorgesehen. Künftige Handlungsschwerpunkte sind: sozial gerechter<br />
Zugang <strong>zur</strong> Hochschulbildung, Betonung lebenslangen Lernens und Employability, Verbesserungen<br />
bei einer studierendenzentrierten Lehre, Bedeutung von Forschung und Innovation<br />
für unsere Gesellschaft, internationale Öffnung und verbesserte Mobilität. Bemerkenswert ist,<br />
dass in Ziffer 15. das Forschungs- und Entwicklungspotential aller Studiengänge explizit<br />
"einschließlich der auf angewandter Wissenschaft beruhenden" beschrieben wird und Doktoratsprogramme<br />
zunehmend auch interdisziplinär/intersektoral strukturiert sein sollen. Nach<br />
dem ersten Eindruck scheint die Erklärung für die Fachhochschulen keine neuen Probleme<br />
aufzuwerfen, sondern die Rolle anwendungsorientierter und interdisziplinärer Hochschulen<br />
eher aufzuwerten.<br />
Auf gleicher Linie liegt die Entwicklung der European University Association (EUA), bei der<br />
der <strong>hlb</strong> seit Oktober 2005 affiliate member ist. Nach einer von uns begleiteten Satzungsänderung<br />
im Frühjahr 2008 können dort jetzt auch Fachhochschulen Mitglied werden, die sich<br />
über einen Anteil von 5 % ihrer hauptamtlichen Mitarbeiter aus öffentlichen Drittmitteln als<br />
forschungsintensiv qualifiziert haben. Die ersten 3 Fachhochschulen (Fulda, Mannheim,<br />
Ingolstadt) sind bereits Mitglied geworden (neben ca. 830 europäischen Hochschulen).<br />
Die auf Anregung der <strong>Delegiertenversammlung</strong> 2003 eingesetzte Arbeitsgruppe "Internationales"<br />
hat sich unter Beteiligung von Vizepräsidentin Männle und Vizepräsident Büg sowie<br />
von Herrn Friedrich, ehemaliger Abteilungsleiter im BMBF, Experte <strong>des</strong> Bologna-Prozesses<br />
und Inhaber der Ehrennadel <strong>des</strong> <strong>hlb</strong>, bemüht, die Kompetenz <strong>des</strong> <strong>hlb</strong> im europäischen und<br />
internationalen Bereich weiter zu verbessern. Insbesondere besuchte die Arbeitgruppe im<br />
Februar 2009 dazu die Fachhochschule Vorarlberg in Dornbirn/Österreich. Sie erwies sich -<br />
ähnlich dem bei der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur im<br />
Vorjahr gewonnenen Eindruck - zwar als nicht in allen Details identisch mit einer deutschen<br />
Fachhochschule, aber qualitativ unseren Hochschulen keineswegs unterlegen. Bei einer<br />
durchschnittlichen Lehrbelastung von 15 SWS bestehen umfassende Möglichkeiten der<br />
Forschung; Kennzeichen der Lehre ist eine sehr günstige Betreuungsrelation. Im einzelnen<br />
berichtete unser Geschäftsführer in Heft 1/2009 der DNH über den Besuch. Als nächstes<br />
beabsichtigt die Arbeitgruppe, sich über den Weg der ehemaligen britischen Polytechnics und<br />
heutigen "new universities" zu informieren. Nach wie vor sind Kolleginnen und Kollegen, die<br />
im internationalen Bereich Erfahrung oder Interesse haben und sich dazu austauschen möchten,<br />
in der Arbeitsgruppe herzlich willkommen.
Berufsakademien<br />
- 4 -<br />
Die Berufsakademien in Baden-Württemberg sind durch eine Änderung <strong>des</strong> dortigen<br />
Hochschulgesetzes mit Wirkung vom 1. März 2009 unter dem Dach einer „Dualen Hochschule<br />
Baden-Württemberg“ verbunden worden. Damit haben sie formal Hochschulstatus<br />
erlangt mit der Folge, dass wir dort erworbene Studienleistungen und Abschlüssen<br />
nicht mehr unter Berufung auf die fehlende Hochschuleigenschaft negieren können. Während<br />
die Professoren der Berufsakademien nach Besoldungsordnung A besoldet wurden,<br />
gilt die W-Besoldung nun auch als Grundlage der Vergütung der Professoren der Dualen<br />
Hochschule.<br />
Als Konsequenz daraus haben der Präsident und der Geschäftsführer unter Beteiligung<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> Baden-Württemberg im Januar 2009 Gespräche mit dem Vorstand<br />
<strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> der Mitarbeiter an Berufsakademien in Stuttgart über Perspektiven einer<br />
künftigen Zusammenarbeit aufgenommen. Dabei haben wir insbesondere die Attraktivität<br />
unseres Verban<strong>des</strong> durch die aus qualifizierten hauptamtlichen Mitarbeitern betsehende<br />
Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle betont, deren Leistungen den Mitgliedern <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Die<br />
Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle begleitet im übrigen den Prozess der Einführung bzw. Umsetzung<br />
der W-Besoldung an der Dualen Hochschule.<br />
Hochschulallianz<br />
Die seit Anfang 2008 bestehende Hochschulallianz zwischen verschiedenen Organisationen<br />
von Lehrenden und Lernenden im Hochschulbereich - initiiert durch unsere Konkurrenzorganisation<br />
im Universitätsbereich, den DHV, und unter Beteiligung <strong>des</strong> <strong>hlb</strong> - hat seit der letzten<br />
<strong>Delegiertenversammlung</strong> in Pressemitteilungen insbesondere das Thema „Finanzierung der<br />
Hochschulen“ aufgegriffen. Die Hochschulallianz hat dargelegt, dass die Hochschulen in<br />
Deutschland mit 2,3 Mrd. Euro jährlich unterfinanziert sind, dass die Betreuungsrelationen<br />
stetig ansteigen und die Bun<strong>des</strong>regierung das selbst gesetzte Ziel der Lissabon-Strategie,<br />
nämlich 3 Prozent <strong>des</strong> Bruttoinlandsprodukts für Wissenschaft und Bildung auszugeben, weit<br />
verfehlt. Die Hochschulallianz hat daher eine erhebliche Aufstockung der Mittel <strong>des</strong> Hochschulpakts<br />
verlangt, da der Hochschulpakt ansonsten die Situation an den Hochschulen eher<br />
verschlechtern als verbessern würde. Aus Anlass <strong>des</strong> Bildungsgipfels von Bund und Ländern<br />
im Oktober 2008 hat die Hochschulallianz „Vorfahrt für Bildung und Wissenschaft“ verlangt.<br />
Stellungnahmen zu weiteren Themen wie <strong>zur</strong> sozialen Lage der Studierenden und <strong>zur</strong> Hochschulzulassung<br />
wurden auf Grund divergierender Interessen der Mitglieder nicht verabschiedet.<br />
Strukturwandel im Hochschulbereich<br />
Die <strong>zur</strong> <strong>Delegiertenversammlung</strong> 2008 eingehend dargelegte Verwischung der Unterschiede<br />
zwischen den Hochschularten, für uns insbesondere der im Bologna-Prozess angelegte<br />
Verlust <strong>des</strong> Profils der Fachhochschule, wird immer deutlicher wahrgenommen. Der Wissenschaftsrat<br />
ging bereits im Januar 2006 in seinen Empfehlungen <strong>zur</strong> künftigen Rolle der<br />
Universitäten im Wissenschaftssystem davon aus, die bisherige binäre institutionelle Differenzierung<br />
zwischen Universitäten und Fachhochschulen werde ersetzt durch eine zunehmend<br />
individualisierte Profilbildung jeder einzelnen Hochschule.
- 5 -<br />
Signifikant ist, dass inzwischen die Fachhochschulen in 10 von 16 Bun<strong>des</strong>ländern unter<br />
dem Namen "Hochschule" firmieren - sprachlich vom "Hochschullehrerbund" und der Zeitschrift<br />
"Die Neue Hochschule" kaum zu beanstanden. Die ersten Hochschulgesetze geben<br />
die unterschiedlichen Aufgabendefinitionen der Hochschularten auf. Fachhochschulen und<br />
andere Hochschulen sitzen in einem Boot in der HRK, in der EUA und in der Hochschulallianz,<br />
haben die gleiche Besoldungsstruktur und bieten in weiten Bereichen die gleichen Studiengänge<br />
an. Das gilt im übrigen nicht nur für unser Verhältnis zu Universitäten, sondern<br />
auch zu Berufsakademien, deren Angebot dualer Studiengänge zugleich Sache von Fachhochschulen<br />
ist. und auch an anderen Institutionen werden Bachelor- (selbst Master-) Abschlüsse<br />
vergeben.<br />
Auch die Fachhochschulgruppe in der HRK hat auf ihrer Sitzung am 20. April 2009 jetzt einen<br />
Verlust <strong>des</strong> "Markenkerns" der Fachhochschule konstatiert, da Praxisnähe und Employability<br />
nun Merkmale <strong>des</strong> Bachelors - auch an Universitäten - seien. Bemühungen, sie durch<br />
neue Alleinstellungsmerkmale unseres Hochschultyps zu ersetzen, lassen bisher keine<br />
überzeugenden Ansätze erkennen. In einer Arbeitsgruppe der FH-Rektoren wurden bisher 5<br />
Kritierien diskutiert: sozialer Aufstieg für die Studierenden durch das Studium, Arbeitsplatzsicherheit<br />
der Absolventen, am Markt erfolgreiche Produkte in Forschung und Entwicklung<br />
sowie Ausbildung, berufsbegleitende Weiterbildung und ihre Funktion als regionale Innovationsmotoren.<br />
Versuche, im Interesse einer Transparenz der neuen Hochschullandschaft Hochschulen<br />
neu zu klassifizieren, sind in vollem Gange. Bereits 2008 fanden dazu mehrere Fachtagungen<br />
statt. Das niederländische Center for Higher Education Policy Studies (CHEPS) der<br />
Universität Twente - im weiteren Sinne das niederländische Pendant zum deutschen CHE -<br />
arbeitet dazu an einer von der EU geförderten Studie "Classifying European Institutions for<br />
Higher Education". Beim Wissenschaftsrat werden von zwei Arbeitsgruppen <strong>zur</strong> "Differenzierung<br />
<strong>des</strong> Hochschulwesens" und <strong>zur</strong> Nachverfolgung der Thesen <strong>des</strong> Wissenschaftsrates <strong>zur</strong><br />
künftigen Entwicklung der Fachhochschulen aus dem Jahr 2002 bis November 2009 Papiere<br />
erarbeitet.<br />
Die HRK steht diesen Versuchen einer Klassifizierung <strong>zur</strong>ückhaltend gegenüber, jedenfalls<br />
soweit sie <strong>zur</strong> Fortführung überkommener Strukturen - also etwa einer Abwertung der Fachhochschulen<br />
- führen sollten. Zwar dürfte dem zuzustimmen sein, doch wird sich eine Herausbildung<br />
neuer Hochschultypen nicht verhindern lassen. Unser Ziel als Professorinnen und<br />
Professoren muss es dabei sein, Verzerrungen <strong>des</strong> Wettbewerbs durch unfaire Wettbewerbsstrukturen<br />
für bestimmte Gruppen abzubauen, also etwa durch hohe Lehrbelastung,<br />
ungleiche Bezahlung durch unterschiedliche Vergaberahmen, unterschiedliche Anzahl von<br />
Mitarbeitern oder un<strong>zur</strong>eichende Beteiligung an der Doktoratsphase.<br />
Das Bun<strong>des</strong>präsidium sah es auf einer Klausurtagung im September 2008, bei der die<br />
Perspektiven der Fachhochschulen in der künftigen Hochschullandschaft und die damit<br />
verbundene Entwicklung <strong>des</strong> Hochschullehrerberufs im Vordergrund standen, als Aufgabe<br />
<strong>des</strong> <strong>hlb</strong> an, sich in der aktuellen Diskussion als Gegengewicht <strong>zur</strong> Hochschulrektorenkonferenz<br />
und zum Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zu positionieren. Dabei soll der<br />
<strong>hlb</strong> deutlich machen, dass Hochschulen nicht primär Unternehmen sind, sondern auf dem<br />
kollegialen Miteinander ihrer Professorinnen und Professoren als zentraler Leistungsträger<br />
beruhen.<br />
Es sei nochmals betont: Auch wenn wir hier nicht über morgen, sondern über Entwicklungen<br />
der nächsten 10 bis 15 Jahre reden, müssen wir als Lehrende der Fachhochschulen schon<br />
heute daran gehen, nach Antworten auf die vielen - durchaus existentiellen - Fragen zu suchen,<br />
wenn wir diese Entwicklungen in unserem Sinne mitgestalten wollen. Dies wird eine
- 6 -<br />
zentrale und anspruchsvolle Aufgabe <strong>des</strong> <strong>hlb</strong> in den nächsten Jahren sein.<br />
Kommunikationsplattform "Wandel im Berufsbild"<br />
Auf der Klausurtagung im September war sich das Bun<strong>des</strong>präsidium ferner einig, dass es<br />
im Berufsbild der Professorinnen und Professoren in den letzten Jahren einen spürbaren<br />
Wandel gegeben hat. Die drastisch verminderten Entscheidungsbefugnisse der<br />
Kollegialorgane - und damit der Professorinnen und Professoren, die dort die Mehrheit<br />
haben - in Verbindung mit einer Stärkung der Hochschulleitungen haben zu einer deutlichen<br />
Hierarchisierung der Hochschulen geführt. Gleichzeitig wurden durch die W-<br />
Besoldung neue Steuerungsmöglichkeiten geschaffen, hinter denen die Vorstellung steht,<br />
Professorinnen und Professoren könnten und müssten durch finanzielle Anreize zu mehr<br />
Leistung (extrinsisch) motiviert werden. Hinzu kommen eine umfassende Evaluation, eine<br />
engere Einbindung in curriculare Vorgaben im Zuge <strong>des</strong> Bologna-Prozesses, eine zunehmende<br />
Prüfungsbelastung, mehr bürokratische Pflichten wie Abrechnungsbögen oder<br />
Präsenzlisten und die stärkere Einbindung in administrative Aufgaben. Insgesamt hat sich<br />
die Rolle <strong>des</strong> Hochschullehrers der Rolle eines (vielleicht leitenden) Mitarbeiters in<br />
einem Unternehmen angenähert und das frühere Maß an Selbständigkeit merklich<br />
verringert. Es ist fraglich, ob dies auf Dauer der Qualität unserer Hochschulen zuträglich<br />
ist, denen ja als Orte der Innovation und der Kreativität eine besondere Rolle für unseren<br />
wissensbasierte Wirtschaftsraum und unsere Gesellschaft beigemessen wird.<br />
Um diese Veränderungen in unserem Berufsbild zu diskutieren und nach Lösungen zu<br />
suchen, wie dieser Entwicklung ein Konzept <strong>des</strong> kollegialen Miteinanders in den Hochschulen<br />
entgegengesetzt werden kann, hat das Bun<strong>des</strong>präsidium beschlossen, eine Internet-<br />
Kommunikationsplattform in Form eines Chatrooms ein<strong>zur</strong>ichten. Darin sollen sich<br />
Mitglieder und Nichtmitglieder zu dem Themenkreis Aufgaben und Motivation der Hochschullehrer<br />
austauschen können. Die technischen Voraussetzungen auf unserer neuen<br />
Internet-Homepage dafür sind inzwischen geschaffen, so dass die Plattform im Sommer<br />
eröffnet werden kann.<br />
Institut für Hochschulentwicklung<br />
Das Bun<strong>des</strong>präsidium beklagt ferner, dass die aktuelle Diskussion über die Hochschulentwicklung<br />
nahezu vollständig von den Konzepten <strong>des</strong> Centrums für Hochschulentwicklung<br />
(CHE), einer Gemeinschaftseinrichtung der Bertelsmann-Stiftung und der<br />
Hochschulrektorenkonferenz, dominiert wird. Dessen zentrale Idee, Hochschulen strukturell<br />
wie Unternehmen zu führen, wird von allen größeren politischen Parteien, den Ministerien<br />
auf Bun<strong>des</strong>- und Lan<strong>des</strong>ebene und den meisten übrigen Akteuren in der Hochschulpolitik<br />
(HRK, Stifterverband, BDA/BDI) aufgegriffen.<br />
Um einen Raum für davon abweichende Konzepte zu schaffen, wird der <strong>hlb</strong> ein Institut<br />
für Hochschulentwicklung (IfHE) (Arbeitstitel; Anklänge an das CHE sind rein zufällig und<br />
müssen wettbewerbsrechtlich noch überprüft werden) etwa in der Rechtsform eines gemeinnützigen<br />
Vereins errichten. Das Institut soll Forschung zu Hochschulfragen - etwa<br />
durch Anregung von Forschungsprojekten, durch die Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
durch Vermittlung von Kontakten oder durch Fachtagungen - fördern und eine<br />
eigene Schriftenreihe verlegen. Um eine gewisse Distanz zu dem - stärker politisch agierenden<br />
- <strong>hlb</strong> zu demonstrieren, soll es seinen Sitz in Berlin erhalten. Es soll im wesentlichen<br />
kostenneutral betrieben werden.
- 7 -<br />
Forschungsportal "Angewandte Wissenschaften"<br />
Schließlich erwägt das Bun<strong>des</strong>präsidium unter dem Arbeitstitel "Forschungsportal angewandte<br />
Wissenschaften“, eine Forschungsdatenbank aufzubauen, in die sich Forscher aus<br />
Fachhochschulen eintragen können, um Partner für Projekte zu finden. Ein solches Portal<br />
könnte zugleich unsere Forschungsmöglichkeiten durch die Schaffung von Netzen verbessern<br />
und die Präsenz <strong>des</strong> <strong>hlb</strong> in der Kollegenschaft verbessern. Derzeit prüfen wir, ob eine<br />
solche Plattform neben bereits bestehenden Angeboten sinnvoll profiliert werden kann.<br />
Interne Hochschulstrukturen - Sprecherausschuss der Professoren<br />
Um den Verlust der Mitwirkungsmöglichkeiten der Professorinnen und Professoren an<br />
Entscheidungen ihrer Hochschule durch die Entscheidungsverlagerung von den Kollegialorganen<br />
zu den Hochschulleitungen aufzufangen, hatte die <strong>Delegiertenversammlung</strong><br />
2008 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die über die Einrichtung eines Vertretungsgremiums<br />
der Professorinnen und Professoren beraten sollte. Die Arbeitsgruppe hat im September<br />
2008 als Möglichkeit dafür die Einrichtung eines Sprecherausschusses nach dem Vorbild<br />
der Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten in der Industrie erörtert. Sie hat dazu<br />
eine Reihe möglicher Vorteile und Nachteile eines solchen Sprecherausschusses<br />
aufgelistet, um den Lan<strong>des</strong>verbänden eine auf ihre jeweilige Situation zugeschnittene Entscheidung<br />
zu erleichtern:<br />
Für die Einführung eines Sprecherausschusses könnte sprechen:<br />
- Professoren haben im Vergleich zu den übrigen Mitgliedern der Hochschule einen herausgehobenen<br />
Status, der dem Unterschied zwischen leitenden und „normalen“ Angestellten<br />
in einem Unternehmen ähnelt. Professoren verfügen zwar über eine geringere<br />
Personal- und Budgetverantwortung, nehmen aber als einzige Gruppe die Aufgaben ihrer<br />
Hochschule selbständig wahr und sind daher der Hochschule in besonderer Weise - ähnlich<br />
den leitenden Angestellten eines Unternehmens - verbunden. Dieser herausgehobenen<br />
Stellung entspricht es, ihre Interessen nicht über den für die Mitarbeiter eingerichteten<br />
Personalrat, sondern wie bei leitenden Angestellten über ein besonderes Vertretungsorgan<br />
wahrzunehmen.<br />
- In Fragen, die im Zusammenhang mit der Gewährung von Zulagen der W-Besoldung<br />
aufgeworfen werden, sind die Professoren und Professorinnen von den Entscheidungen<br />
<strong>des</strong> Präsidenten/Rektors abhängig. Bei der Lösung offener Fragen stehen sie gegenwärtig<br />
der Hochschulleitung allein gegenüber. Bei unterschiedlichen Auffassungen erhalten sie<br />
keine Unterstützung von Dritten und können einen möglichen Konflikt nicht austragen, ohne<br />
Sanktionen befürchten zu müssen. Ein Sprecherausschuss könnte die betroffenen Kollegen<br />
insbesondere über die Situation an ihrer Hochschule beraten und auf ihren Wunsch<br />
hin unterstützen.<br />
- Ein Sprecherausschuss könnte in allen Fragen, die Forschung und Lehre im Einzelfall<br />
betreffen, tätig werden wie z.B. in Fragen der Änderung von Denominationen (Lehrgebieten),<br />
FuE-Anträgen oder Forschungs-/Praxis-Semestern. Um die Professoren in diesen<br />
Bereichen umfassend beraten und unterstützen zu können, sollte er ein umfassen<strong>des</strong> Informationsrecht<br />
gegenüber der Hochschulleitung und der Hochschulverwaltung erhalten.<br />
- Ein Sprecherausschuss muss keine Entscheidungskompetenz erhalten; es genügt das<br />
Recht <strong>zur</strong> Mitwirkung und Vertretung auf Antrag <strong>des</strong> betroffenen Hochschullehrers.
- 8 -<br />
Gegen die Einführung eines Sprecherausschusses könnte sprechen:<br />
- Entscheidungen über akademische Fragen – auch den Einzelfall betreffend – werden auf<br />
Fachbereichs-/Fakultätsebene getroffen. In diesen Fragen haben die Dekane eine besondere<br />
Verantwortung.<br />
- Eine Konkurrenz zu vorhandenen funktionierenden Strukturen kollegialer Konfliktlösung ,<br />
insbesondere der Rolle <strong>des</strong> <strong>hlb</strong>, sollte vermieden werden.<br />
- Ein Sprecherausschuss beschleunigt die Entwicklung fachbereichs-<br />
/fakultätsübergreifender Strukturen. Demgegenüber sollte sich der <strong>hlb</strong> für die Stärkung<br />
dezentraler Entscheidungsstrukturen auf Fachbereichs-/Fakultätsebene einsetzen.<br />
- Die Sprecher der <strong>hlb</strong>-Hochschulgruppen können schon heute vermitteln. Wenn es um die<br />
Lösung vertraulicher Probleme geht, können sich Mitglieder an die Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle<br />
wenden und dort Rat einholen.<br />
- Falls die Universitätsprofessoren die Einführung eines Sprecherausschusses nicht unterstützen,<br />
könnte <strong>des</strong>sen Einführung allein an Fachhochschulen Zweifel an einem einheitlichen<br />
Professorenamt an Universitäten und Fachhochschulen bestärken.<br />
Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe kamen überein, dass die Bun<strong>des</strong>vereinigung für die Lan<strong>des</strong>verbände<br />
einen Formulierungsvorschlag erarbeitet, den diese je nach Bedarf und Situation<br />
bei einer Novellierung „ihres“ Hochschulgesetzes in das Gesetzgebungsverfahren<br />
einbringen können. Einen solchen Formulierungsvorschlag haben wir den Lan<strong>des</strong>verbänden<br />
zusammen mit dem Ergebnis der Arbeitsgruppe übermittelt. Für weitere Informationen<br />
steht die Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle gern <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Verfahren vor dem Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht<br />
Im Verfahren der Verfassungsbeschwerde unseres Mitglie<strong>des</strong> zu der Frage, ob eine Verpflichtung<br />
<strong>zur</strong> Durchführung von Lehrveranstaltungen außerhalb der Denomination mit der<br />
Wissenschaftsfreiheit in Art. 5 Absatz 3 <strong>des</strong> Grundgesetzes vereinbar ist, hat es seit der<br />
letztjährigen <strong>Delegiertenversammlung</strong> keine Bewegung gegeben. Nach der Arbeitsliste <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>verfassungsgerichts ist nicht vorgesehen, hierüber 2009 zu entscheiden. Derzeit ist<br />
davon auszugehen, dass eine mündliche Verhandlung stattfinden wird, in der <strong>hlb</strong> über die<br />
abgegebene ausführliche schriftliche Stellungnahme hinaus seine Position mündlich darlegen<br />
wird.<br />
Die Fachhochschulgruppe der Hochschulrektorenkonferenz hat auf ihrer Klausurtagung<br />
im Juni 2008 unter Bezugnahme auf die abweichende Auffassung <strong>des</strong> <strong>hlb</strong> die Meinung<br />
vertreten, dass sich zwar Professoren an Fachhochschulen (wie diejenigen an Universitäten)<br />
auf Art. 5 Abs. 3 <strong>des</strong> Grundgesetzes berufen könnten, aber ein Einsatz außerhalb<br />
der Denomination nicht gegen diese Vorschrift verstoße. Diese Haltung ist natürlich<br />
interessengeleitet, da im Zuge der gegenwärtigen raschen Einführung, Umgestaltung oder<br />
Schließung teilweise recht spezieller Studienprogramme ein Einsatz außerhalb der Denomination<br />
an vielen Hochschule schnell zum Thema werden kann.
Seminarprogramm<br />
- 9 -<br />
Das 2005 eingeführte Seminarprogramm <strong>des</strong> <strong>hlb</strong> hat sich weiter positiv entwickelt. Die Themen<br />
umfassen derzeit Seminare <strong>zur</strong> W-Besoldung, <strong>zur</strong> Einwerbung von Forschungsmitteln,<br />
zu den Rechten und Pflichten von Hochschullehrern und für Bewerberinnen und Bewerber<br />
um Professuren, zum Fachbereichs- und Fakultätsmanagement, <strong>zur</strong> Nebentätigkeit, für Mitglieder<br />
von Berufungskommission, <strong>zur</strong> Altersversorgung sowie zu Fragen der Durchführung<br />
von Forschungsvorhaben einschließlich der Einwerbung von öffentlichen, privaten und EU-<br />
Mitteln. Das Programm wurde 2009 um ein Seminar zu Prüfungen erweitert. Künftig soll es<br />
auf hochschuldidaktische Themen ausgedehnt werden, um damit vor allem Professorinnen<br />
und Professoren in denjenigen Bun<strong>des</strong>ländern anzusprechen, die nicht über entsprechende<br />
eigene Weiterbildungsangebote verfügen.<br />
Beratung durch die Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle<br />
Im Jahr 2008 und im laufenden Jahr 2009 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle 1099 Anfragen von Mitgliedern der Lan<strong>des</strong>verbände beantwortet und<br />
243 Mitglieder, Hochschulbedienstete und Bewerber in Seminaren geschult.<br />
Top-Thema war die Altersversorgung mit 183 Anfragen. Sie umfassten insbesondere Fragen<br />
<strong>zur</strong> Höhe <strong>des</strong> Ruhegehalts, zu ruhegehaltfähigen Dienstzeiten insbesondere der Berufstätigkeit,<br />
zum Zusammentreffen mit Renten und mit Leistungen aus einem berufsständischen<br />
Versorgungswerk oder einer betrieblichen Zusatzversorgung, zu den Auswirkungen einer<br />
Dienstunfähigkeit und zu Hinzuverdienstmöglichkeiten vor und nach Erreichen der Altersgrenze.<br />
Weitere Themen waren die W-Besoldung, Fragen <strong>des</strong> Beamtenrechts, Auswirkungen einer<br />
Folgeberufung, die optimale Ausgestaltung einer Nebentätigkeit sowie verschiedene Aspekte<br />
der Lehrverpflichtung/<strong>des</strong> Lehrgebiets. Fragen der W-Besoldung treten insbesondere<br />
im Falle <strong>des</strong> Wechsels von der C-Besoldung in die W-Besoldung oder bei Folgeberufung<br />
und bei Übernahme eines Amtes in der Fachbereichs-/Fakultäts- oder Hochschulleitung<br />
auf. Die Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle bearbeitet darüber hinaus zunehmend Konflikte bei der<br />
Gewährung besonderer Leistungsbezüge. Beamtenrechtliche Fragen umfassen vor allem<br />
die Verlängerung der Dienstzeit über die Regelaltersgrenze hinaus, die Versetzung an eine<br />
andere Hochschule oder die Umsetzung innerhalb der eigenen Hochschule, die Entfristung<br />
nach Verbeamtung auf Zeit sowie Teilzeit und Altersteilzeit, aber auch Fragen der Beurlaubung<br />
für wissenschaftliche oder berufliche Zwecke. Fragen der Lehrverpflichtung/<strong>des</strong> Lehrgebiets<br />
treten im Zusammenhang mit der Umstellung auf Bachelor-/Master-Studiengänge<br />
auf. Autonome Hochschulen neigen eher zu einer Lehrgebietsänderung als Hochschulen,<br />
die der Fach- und Rechtsaufsicht <strong>des</strong> Ministeriums unterstehen. In einem ersten Fall ist die<br />
Frage der Verpflichtung zum Abhalten von Lehrveranstaltungen in englischer Sprache zu<br />
klären. Weitere häufig gestellte Fragen sind die steuerliche Anerkennung der<br />
Aufwendungen für das häusliche Arbeitszimmer sowie Fragen, die den Umgang mit<br />
Mitarbeitern in Konfliktfällen betreffen.<br />
Entwicklung der Mitgliederzahlen und Aufgaben der Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle<br />
Die Mitgliederzahlen <strong>des</strong> Gesamtverban<strong>des</strong> sind in den vergangenen 5 Jahren um ca. 700<br />
Mitglieder, von ca. 3.900 auf ca. 4.600 angestiegen. Der Anstieg hält unvermindert an. Die<br />
Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle hat ihre Beratungs- und Serviceleistungen für die Mitglieder der Lan<strong>des</strong>verbände<br />
darauf abgestellt, als Ansprechpartner und Ratgeber für alle Fragen <strong>zur</strong> Verfü-
- 10 -<br />
gung zu stehen, die im weiteren Sinn mit der Ausübung <strong>des</strong> Berufes Hochschullehrerin/Hochschullehrer<br />
im Zusammenhang stehen.<br />
Daneben unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Arbeit der Lan<strong>des</strong>verbände,<br />
ihrer Vorstände und Untergliederungen. Wir bieten ihnen neben der allgemeinen Beratung<br />
und Information auch eine Beratungs-Hotline und inhouse-Seminare an.<br />
Die zentrale Herausforderung der Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle besteht darin, die Qualität der Beratungsleistung<br />
aufrecht zu erhalten. Die Betreuung der Lan<strong>des</strong>verbände und ihrer Mitglieder<br />
erfolgt <strong>zur</strong>zeit durch Mitarbeiter, die in einem zeitlichen Umfang beschäftigt sind, der 3,5<br />
Vollzeitstellen entspricht. Hierin inbegriffen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die weitgehend<br />
für die Erfüllung von Dienstleistungen tätig sind, die für einzelne Lan<strong>des</strong>verbände auf<br />
vertraglicher Basis zusätzlich erbracht werden.<br />
Ehrenamtliches Engagement der Mitglieder<br />
Die erfreulich steigenden Mitgliederzahlen belegen, dass der <strong>hlb</strong> offensichtlich in der Kollegenschaft<br />
als Berufsvertretung der Professorinnen und Professoren durchaus positiv wahrgenommen<br />
wird. Um so bedauerlicher ist es, dass es sowohl in den Lan<strong>des</strong>verbänden als<br />
auch auf der Bun<strong>des</strong>ebene immer schwieriger wird, unsere Mitglieder <strong>zur</strong> aktiven Mitarbeit<br />
zu gewinnen. Viele Positionen - gerade arbeitsintensive wie Schriftführer oder Schatzmeister<br />
- können in den Lan<strong>des</strong>verbänden nicht mehr besetzt werden. Auch auf Bun<strong>des</strong>ebene<br />
werden dem nächsten Bun<strong>des</strong>präsidium mehrere Mitglieder aus Altersgründen nicht mehr<br />
angehören; zudem sind wir auf "Nachwuchssuche" für die Chefredaktion der DNH.<br />
Ein Teil der bisher ehrenamtlich wahrgenommenen Aufgaben kann auf Wunsch der Lan<strong>des</strong>verbände<br />
hauptamtlich wahrgenommen werden. Derzeit haben die Lan<strong>des</strong>verbände Baden-<br />
Württemberg, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt<br />
und Sachsen mit dem <strong>hlb</strong> Bund die Übernahme von zentralisierbaren Service-Dienstleistungen<br />
vereinbart. Geschäftsstelle und Bun<strong>des</strong>präsidium haben hierzu einen Leistungskatalog<br />
erarbeitet, der nach Umfang und Kosten flexibel auf die Bedürfnisse der Lan<strong>des</strong>verbände<br />
abgestimmt werden kann.<br />
Die Verlagerung auf hauptamtliche Mitarbeiter stößt allerdings sowohl unter Kosten- als auch<br />
unter qualitativen Aspekten an ihre Grenzen. Die Kapazitäten der Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle sind<br />
vollständig ausgelastet; weitere hauptamtliche Mitarbeiter kosten Geld, und eine wesentliche<br />
Erhöhung der Mitgliederbeiträge ist wohl kaum in unserem Interesse. Vor allem ist für die<br />
Qualität der Arbeit <strong>des</strong> <strong>hlb</strong> gerade das Nebeneinander von unmittelbarer Erfahrung der Ehrenamtlichen<br />
und professioneller Fachkunde unserer hauptamtlichen Mitarbeiter unverzichtbar.<br />
Ein Verein wie der unsere kann daher ohne ehrenamtliches Engagement seiner Mitglieder<br />
auf Dauer seine Aufgaben und damit seinen Zweck nicht erfüllen. Wir müssen<br />
es folglich auf allen Ebenen dringend schaffen, unsere Mitglieder für eine Mitarbeit zu<br />
gewinnen. Beiträge der Bun<strong>des</strong>vereinigung dazu könnten die oben erwähnte Schaffung der<br />
Kommunikationsplattform "Wandel im Berufsbild" und die Einrichtung eines Forschungsportals<br />
Angewandte Wissenschaften" sein. Zudem hält seit etwa zwei Jahren das Bun<strong>des</strong>präsidium<br />
Sitzungen auch in den verschiedenen Ländern ab und sucht bei dieser Gelegenheit das<br />
Gespräch mit den Lan<strong>des</strong>verbänden. Wir bieten an, bei solchen Gelegenheiten mehrstündige<br />
Tagungen für die Mitglieder vor Ort zu veranstalten, bei der Mitglieder <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>präsidiums<br />
und Mitarbeiter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle in Workshops <strong>zur</strong> Diskussion aktueller Themen -<br />
W-Besoldung, Wissenschaftsfreiheit, Altersversorgung, ... - <strong>zur</strong> Verfügung stehen.
- 11 -<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser kleine Überblick über die Tätigkeit seit der Bun<strong>des</strong>-<br />
<strong>Delegiertenversammlung</strong> 2008 ist natürlich nicht vollständig. Erwähnenswert wären noch die<br />
jährliche gemeinsame Tagung mit dem geschäftsführenden Bun<strong>des</strong>vorstand <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong><br />
Hochschule und Wissenschaft im Deutschen Beamtenbund (vhw), die 2008 in Hamburg<br />
stattfand, die Teilnahme an der Jahresversammlung und den Mitgliederversammlungen der<br />
HRK sowie den Sitzungen der Fachhochschulgruppe der HRK und Termine mit Verbänden<br />
wie dem Bun<strong>des</strong>verband der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sowie mit etlichen Journalisten.<br />
Die als Anlage 2 beigefügte Aufstellung vermittelt ein Bild, welche Termine im einzelnen<br />
vom <strong>hlb</strong> Bund wahrgenommen wurden.<br />
Gern sehen wir einer anregenden Diskussion in der Bun<strong>des</strong>-<strong>Delegiertenversammlung</strong> entgegen,<br />
die unserer Arbeit für das nächste Jahr weitere Impulse geben soll!<br />
Mit kollegialen Grüßen