Supraleitendes Gravimeter - Institut für Geophysik - Universität ...
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Ein<br />
<strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong><br />
<strong>für</strong> das<br />
Geowissenschaftliche Gemeinschaftsobservatorium<br />
der <strong>Universität</strong>en Karlsruhe und Stuttgart<br />
(BFO)<br />
Inhalt<br />
1. Formaler Antrag<br />
2. Wissenschaftliche Begründung<br />
3. Wissenschaftliche Lebensläufe<br />
4. Betriebs- und Nutzungskonzept<br />
5. Angebot vom Hersteller<br />
6. Empfehlungsschreiben<br />
7. Sonderdrucke<br />
Schiltach, August 2007
<strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong> (OSG CT40) in Walferdange, Luxemburg.<br />
Dieses Gerät ist vergleichbar mit dem hier beantragten <strong>Gravimeter</strong>.
Bundesland: Baden-Württemberg<br />
DFGVordruck <br />
Antrag <strong>für</strong> Forschungsgroßgeräte<br />
nach Art. 91 b GG<br />
Bitte <strong>für</strong> jedes Großgerät einen eigenen Antrag vorlegen<br />
Hochschule: <strong>Universität</strong>en Karlsruhe und Stuttgart<br />
Hochschulort: Karlsruhe und Stuttgart<br />
1. Firmenneutrale Standardbezeichnung des Gerätes<br />
<strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong><br />
2. Art der Beschaffung<br />
Zutreffendes bitte ankreuzen<br />
2.1 Gerät mit Kosten bis 5 Mio. EUR: Neubeschaffung x<br />
2.2 Gerät als Bestandteil eines Forschungsbaus *<br />
2.2.1 Bezeichnung des Bauvorhabens<br />
2.3 Fach oder Arbeitsrichtung in der Forschung, <strong>für</strong> die das Gerät weit überwiegend eingesetzt werden soll<br />
Geodäsie und <strong>Geophysik</strong><br />
Bitte detaillierte Angaben gemäß Hinweisen zum Antrag <strong>für</strong> Forschungsgroßgeräte als Anlage beifügen<br />
3. Zweckbestimmung und Nutzung des Gerätes<br />
3.1 Hochschuleinrichtung, von der das Gerät betrieben werden soll (<strong>Institut</strong>, Klinik, Fachbereich, zentrale Einricht.):<br />
Geowissenschaftliches Gemeinschaftsobservatorium der <strong>Universität</strong>en Karlsruhe und Stuttgart (BFO)<br />
3.2 Leiter der Arbeitsgruppe (federführend), die das Gerät überwiegend nutzen soll, und seine Dienstanschrift<br />
Titel, Amtsbezeichnung Vorname Name<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr.h.c Bernhard Heck<br />
Postleitzahl Ort Straße<br />
76131 Karlsruhe Englerstrasse 7<br />
<strong>Institut</strong>, soweit nicht wie 3.1 Telefon (mit Vorwahl)<br />
Geodätisches <strong>Institut</strong>, <strong>Universität</strong> Karlsruhe 0721 608 3674<br />
* Falls ein Einsatz <strong>für</strong> Lehre/Ausbildung und oder Krankenversorgung vorgesehen ist, bitte eine Begründung entsprechend Antrag <strong>für</strong><br />
Großgeräte <strong>für</strong> die Forschung, Ausbildung/Lehre und Krankenversorgung beifügen.
3.3 Von welchen Einrichtungen derselben oder einer anderen Hochschule bzw. welchen außeruniversitären<br />
Einrichtungen soll das Gerät ggf. mitbenutzt werden (<strong>Institut</strong>, Klinik, Fachbereich, zentrale Einrichtung,<br />
Sonderforschungsbereich u.ä.)?<br />
Nutzungsanteil<br />
1.entfällt %<br />
2. %<br />
3. %<br />
... %<br />
3.4 Leiter der in Betracht kommenden Arbeitsgruppen<br />
zu 1. entfällt<br />
zu 2.<br />
zu 3.<br />
...<br />
Titel, Amtbezeichnung Vorname Name<br />
4. Kurzfassung der Begründung (maximal 15 Zeilen)<br />
Von der Beschaffung eines Supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s (SG) erwarten wir wesentiche Fortschritte bei: (1) der<br />
Untersuchung der heterogenen und kugelsymmmetrisch gemittelten Dichtestruktur des Erdmantels basierend<br />
auf der Analyse von Eigenschwingungen der Erde, (2) der Validierung von zeitvariablen Schwerefeldmodellen<br />
aus Daten der Satellitenmission GRACE, (3) der Suche nach der Translationsmode des Inneren Kerns und (im<br />
Falle eines erfolgreichen Nachweises) eine Abschätzung des Dichtesprungs an der Grenze zwischen Innerem<br />
und Äusserem Kern, (4) dem Nachweis und der Bestätigung rezenter Deformationen im Rheingraben in der<br />
Schwere, (5) der Schätzung der Mantelviskosität bei einer Periode von 14 Monaten basierend auf der<br />
Beobachtung des Chandler Wobbles in der Schwere, (6) der Quantifizierung der Kopplungsstärke zwischen<br />
Mantel und Kern anhand der Beobachtung des Nearly Diurnal Free Wobble, und (7) der Identifikation der<br />
physikalischen Prozesse, die zum Eigenrauschen der SG beitragen. Am BFO wurden schon wiederholt Signale<br />
entdeckt, die in den Daten anderen Observatorien erst nach ihrer Entdeckung am BFO nachgewiesen werden<br />
konnten. Deswegen sind wir zuversichtlich, dass von einem SG am BFO ganz wesentliche neue Forschungsimpulse<br />
in den Gebieten der Geodynamik und Seismologie ausgehen werden. Mit dem Federgravimeter ET-19,<br />
das mit DFG-Mitteln 1976 beschafft wurde, konnte am BFO über 25 Jahre Spitzenforschung geleistet werden.<br />
Ein SG am BFO wird <strong>für</strong> weitere 25 Jahre Spitzenforschung mit Schweredaten ermöglichen.<br />
5. Geräte- / Kostenaufstellung<br />
5.1 Hauptgerät (Wechselkurs vom 1.8.2007: 1.3695 $/EUR) EUR 448.690,00<br />
Hersteller: GWR Instruments Inc., San Diego, U.S.A.<br />
Typ: <strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong>, Baureihe OSG<br />
5.2 Komponenten oder Zubehör EUR<br />
entfällt<br />
Zwischensumme 5.2<br />
5.3 Zusatzkosten, soweit nicht im Pauschalangebot enthalten (Transport, Montage,<br />
Inbetriebnahme und Schulung)<br />
5.4 abzüglich Rabatte<br />
5.5 Mehrwertsteuer (19% Einfuhrumsatzsteuer) 85.251,00<br />
5.6 ggf. Zoll<br />
5.7 Gesamtbetrag des Antrags 533.941,00
Monat Jahr<br />
5.8 Vorgesehener Zeitpunkt <strong>für</strong> Bestellung 12 2007<br />
5.9 Vorgesehene Inbetriebnahme 09 2008<br />
6. Wahl des Gerätes<br />
Welche Geräte wurden in Betracht gezogen? (bitte Vergleichsangebote beifügen und die Leistungsklasse sowie<br />
Geräte- und Firmenwahl auf einem separaten Beiblatt begründen)<br />
Lieferant, Hersteller und Typ Angebote vom Preis EUR<br />
GWR hat Monopol; es gibt keine weiteren Hersteller. 19. März 2007 448.690,00<br />
7. Voraussetzungen <strong>für</strong> den Betrieb des Gerätes<br />
(Bitte ausführliche Angaben gemäß Beiblatt zum Betriebs- und Nutzungskonzept)<br />
7.1 Ist die Finanzierung der Folgekosten aus dem jährlichen Etat der unter 3.1 genannten<br />
Hochschuleinrichtungen gesichert? (ggf. Angabe von Kapitel/Titel)<br />
<strong>Universität</strong> Karlsruhe: Kap. 1417 / Titel 54701; <strong>Universität</strong> Stuttgart: Kap. 1418 / Titel 54671<br />
Wenn nicht, welche andere Finanzierung ist vorgesehen?<br />
7.2 Angaben zum Standort des Gerätes zum Zeitpunkt der vorgesehenen Inbetriebnahme<br />
(Gebäude, Geschoss, Raumnummer):<br />
Das SG soll in der Pendelkammer des BFO Stollens, also hinter der Druckschleuse, installiert werden.<br />
Postanschrift: BFO, Heubach 206, D-77709 Wolfach<br />
7.3 Wie viele Personen sind zur Sicherstellung der qualifizierten Bedienung (einschl. Wartung) des<br />
Gerätes vorhanden?<br />
8. Zusammenhang mit weiteren Großgeräteanträgen<br />
8.1 Zu welchen weiteren (auch geplanten) Großgeräteanträgen steht die vorliegende Anmeldung in sachlichem<br />
Zusammenhang (ggf. Geschäftszeichen der DFG)?<br />
entfällt<br />
8.2 Wurde bereits ein Antrag (ggf. Teilfinanzierung) zur Beschaffung eines solchen Gerätes gestellt? (ggf. wann<br />
und bei welcher <strong>Institut</strong>ion)?<br />
Forschungsschwerpunktprogramm B.-W. (2001): abgelehnt, weil Antrag nicht in Projektförderstruktur passt.<br />
9. Anlagenverzeichnis<br />
Begründung gemäß Hinweisen zum Antrag <strong>für</strong> Forschungsgroßgeräte (auch <strong>für</strong> alle unter 3.4 genannten<br />
Mitnutzer)<br />
Wissenschaftlicher Werdegang der im Antrag genannten Nutzer x<br />
Betriebs- und Nutzungskonzept x<br />
Firmenangebote (nach den wesentlichen Komponenten preislich aufgeschlüsselt) x<br />
Datenträger mit aktueller Antragsversion im pdf-Format. x<br />
Bitte <strong>für</strong> den Antrag einschl. Beiblättern eine Datei sowie <strong>für</strong> jedes Firmenangebot eine Datei beifügen. Bei<br />
einer Abweichung von der Postfassung ist der Datenträger maßgeblich.<br />
Für die vorstehenden Angaben zeichnet verantwortlich: Prof. Bernhard Heck, GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Datum, Unterschrift<br />
3<br />
x<br />
x<br />
ja
Nachfolgende Angaben sind von der Hochschule oder dem Land einzutragen (ggf. Anlage):<br />
10. Finanzierung<br />
10.1 Fälligkeit der Gesamtkosten: Jahr 2008<br />
EUR 533.941,00<br />
10.2 Erklärung der Hochschule oder des Landes zur Mitfinanzierung gemäß Art. 91 b GG.<br />
Wann stehen die Mittel zu Verfügung?<br />
Für diese Angaben zeichnet verantwortlich:<br />
Datum, Unterschrift<br />
11. Bemerkungen:<br />
a. des Fachbereichs:<br />
b. der Hochschule<br />
c. des Landes
Wissenschaftliche Begründung
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen<br />
1. Wissenschaftliche Ausrichtung der Arbeitsgruppe<br />
Prolog<br />
Das Geowissenschaftliche Gemeinschaftsobservatorium<br />
(Black Forest Observatory, BFO) ist ein Untertageobservatorium<br />
und wird von den <strong>Universität</strong>en Karlsruhe und<br />
Stuttgart seit 1971 gemeinschaftlich betrieben. Von beiden<br />
<strong>Universität</strong>en sind jeweils die <strong>Institut</strong>e <strong>für</strong> <strong>Geophysik</strong> und<br />
Geodäsie beteiligt. Die personelle Ausstattung des BFO besteht<br />
aus drei fest angestellten Mitarbeitern die vor Ort tätig<br />
sind: zwei Wissenschaftern und einem Techniker. Mit dem<br />
Ziel Daten höchster Qualität und Verfügbarkeit zu erheben<br />
werden u.a. folgende geophysikalische Sensoren betrieben:<br />
<strong>Gravimeter</strong>, Seismometer, Neigungsmesser, Extensometer,<br />
Schlauchwaage, Magnetometer, Barometer und permanent<br />
GPS. Zu den herausragenden Merkmalen des BFO zählt die<br />
Druckschleuse, die zum einen die Sensoren vor dem direkten<br />
Einfluss schneller Druckschwankungen abschirmt und<br />
zum anderen dazu beiträgt, dass die Temperaturschwankungen<br />
und die Luftzirkulation in der Umgebung der Sensoren<br />
minimal sind. Die Installation im kompetenten Schwarzwaldgranit<br />
führt zu einer besonders guten Ankopplung der<br />
Sensoren an die feste Erde und gleichzeitig zu einer geringen<br />
Einkopplung von meteorlogischen Störsignalen. Ein<br />
weiteres Merkmal des BFO ist das weitgehende Fehlen<br />
von hydrologischen Signalen wie z.B. Grundwasserspiegelschwankungen.<br />
Eine ausführliche Darstellung des BFO findet<br />
sich in Emter et al. (1998 und 1999, siehe Anlagen).<br />
1a. Darstellung der Arbeitsrichtung der Gruppe<br />
sowie bisherige Ergebnisse<br />
Die Arbeitsgruppe befasst sich mit zwei grossen Themenbereichen.<br />
Der erste Bereich ist die kontinuierliche Beobachtung<br />
von Schwereänderungen und Deformationen bei<br />
langen Perioden und deren Interpretation hinsichtlich der<br />
Struktur und Dynamik der Erde. Der zweite Bereich umfasst<br />
die Verbesserung der Qualität von Messverfahren sowie die<br />
Erprobung neuer Messverfahren und die Untersuchung von<br />
Störeinflüssen.<br />
Im Einzelnen sind dies folgende Themen: (1) Elastischgravitative<br />
Eigenschwingungen der Erde (welche vor allem<br />
durch starke Erdbeben angeregt werden) und die Suche<br />
nach bisher nicht beobachteten Signalen, (2) Rotationseigenschwingungen,<br />
(3) Gezeiten und (4) Störeinflüsse sowie<br />
rein instrumentelle Untersuchungen.<br />
Antrag <strong>für</strong> die Beschaffung eines Supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s <strong>für</strong> das BFO<br />
1<br />
Die wichtigsten Arbeiten zu diesen 4 Forschungsbereichen<br />
haben folgende Aspekte untersucht.<br />
(1) Elastisch-gravitative Eigenschwingungen und Suche<br />
nach bisher nicht beobachteten Signalen Die<br />
elastisch-gravitativen Eigenschwingungen der Erde werden<br />
vor allem durch starke Erdbeben angeregt. In der Arbeit von<br />
Widmer et al. (1992) wurden Moden mit besonders starker<br />
spektraler Aufspaltung untersucht und daraus neue Modelle<br />
<strong>für</strong> die heterogene Struktur von Innerem und Äusserem<br />
Erdkern abgeleitet. Der erste und wiederholte Nachweis der<br />
torsionalen Grundmode 0T2 bei 0.38 mHz gelang Widmer<br />
et al., (1992b) und der erste Nachweis von Coriolis Kopplung<br />
zwischen sphäroidalen und toroidalen Moden bei Frequenzen<br />
unterhalb von 1 mHz erstmals in der Arbeit von<br />
Zürn et al., (2000). Ferreira et al. 2006 haben gezeigt, dass<br />
mit Schlauchwaagen die tieffrequenten Eigenschwingungen<br />
ebenfalls mit gutem Signal-Stör-Verhältnis registriert werden<br />
können. Die erfolgreiche Anwendung des Modenkonzepts<br />
hin zu höheren Frequenzen gelang in den Arbeiten von<br />
Widmer-Schnidrig (2002) und Laske und Widmer-Schnidrig<br />
(2007) durch die ersten systematischen Beobachtungen von<br />
Sphäroidalmoden bis 20 mHz. Dabei gelang es sowohl die<br />
entarteten Frequenzen zu schätzen als auch ihre spektrale<br />
Feinstrukur hinsichtlich Mantelheterogenitäten zu interpretieren.<br />
Dass die Eigenschwingungen der Erde nicht nur von Erdbeben<br />
sondern auch von Vulkaneruptionen angeregt werden<br />
können, wurde zuerst anhand der Schwereregistrierungen<br />
des BFO im Falle der paroxysmalen Ausbrüche des El<br />
Chichón, 1982, und des Mount Pinatubo, 1991, entdeckt<br />
und anschließend in den Daten global verteilter Observatorien<br />
systematisch nachgewiesen (Widmer und Zürn, 1992).<br />
Ein sehr kleines Eigenschwingungssignal, dessen Anregung<br />
noch kontrovers diskutiert wird, sind die permanent<br />
angeregten Hintergrundeigenschwingungen im Band 2 - 7<br />
mHz. In der Arbeit von Kurrle und Widmer-Schnidrig (2006)<br />
konnte die Saisonalität das Signals bestätigt und die Hypothese<br />
einer atmosphärischen oder ozeanischen Anregung<br />
untermauert werden.<br />
Die Arbeitsgruppe sucht in Datensätzen der Schwerevariationen<br />
(BFO u. a.) nach den theoretisch vorhergesagten<br />
Schwerewellen im äusseren Erdkern und der Translations-<br />
Schwingung des inneren Erdkerns, deren Beobachtung u.<br />
a. Aussagen über die Dichte im tiefen Erdinnern zulassen<br />
würde. Diese Suche verlief bisher ergebnislos, da<strong>für</strong>
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 2<br />
konnten Behauptungen anderer Autoren, diese entdeckt zu<br />
haben (u. a. mit supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n), stichhaltig<br />
zurückgewiesen werden (Zürn et al., 1987; Zürn und Rydelek,<br />
1994; Zürn, 1994; Jensen et al., 1995).<br />
(2) Rotationseigenschwingungen. Die zwei wichtigsten<br />
Kreiseleigenschwingungen der Erde sind der Chandler<br />
Wobble (CW) und der Nearly Diurnal Free Wobble (NDFW).<br />
In der Arbeit von Richter et al. (1995) wurde die komplexe<br />
Amplitude des CW geschätzt und in der Arbeit von Neuberg<br />
et al. (1987) gelang erstmals eine genaue Schätzung der<br />
Resonanzparameter des NDFW basierend auf Schweredaten.<br />
Die von Neuberg et al. (1987) erstmals vorgeschlagene<br />
Analysemethode ist inzwischen zum Standardverfahren geworden.<br />
Aus der Dämpfung des CW kann auf die Anelastizität<br />
des Erdmantels bei einer Periode von 14 Monaten<br />
geschlossen werden. Aus der Frequenz des NDFW haben<br />
Neuberg et al. (1987) auf eine zusätzliche Abplattung der<br />
Kern-Mantel Grenze von 400 m geschlossen.<br />
(3) Gezeitenforschung. Neben der NDFW-Resonanz<br />
werden anhand von Gezeitenregistrierungen die räumliche<br />
und zeitliche Variation der Gezeitenamplituden untersucht<br />
(Rydelek et al., 1991 Zürn, 1994). Erstere sind in<br />
Schweredaten noch nicht identifizierbar, da die notwendigen<br />
Ozeanauflastkorrekturen bisher nicht präzise genug bekannt<br />
sind. Dies wird in absehbarer Zukunft jedoch der Fall<br />
sein (Bos et al. 2000). In diesem Zusammenhang ist auch<br />
die Beobachtung nichtlinearer Auflastgezeiten von Interesse,<br />
die in Daten einer Schlauchwaage in Luxemburg (näher<br />
an der Nordsee als BFO) gelungen ist (D’Oreye und Zürn<br />
2006).<br />
Es wird erwartet, dass Neigungs- und Straingezeiten in ihren<br />
Amplituden zeitlich variabel sein müssten, da diese durch lokale<br />
Gesteinseigenschaften beeinflusst werden. Dies könnte<br />
durch Spannungseffekte in der Vorbereitungsphase starker<br />
Erdbeben oder durch poroelastische Effekte verursacht<br />
werden. Neigungsgezeiten zeigten vor den Erdbeben in der<br />
Türkei 1999 keine klaren Signale (Westerhaus und Zschau,<br />
2001; Westerhaus und Welle, 2002).<br />
Gezeitenmessungen des Pegels oder Wasserdrucks in<br />
Brunnen und Bohrungen werden dazu verwendet, hydrogeologische<br />
Parameter abzuleiten. An Daten des Hot-Dry-<br />
Rock Projekts bei Soultz-sous-Foret im Elsass konnte dies<br />
erreicht werden. Die Daten waren dort von solcher Qualität,<br />
dass die Erdkernresonanz (NDFW) nachgewiesen werden<br />
konnte (Zaske et al. 2000).<br />
(4) Störeinflüsse und instrumentelle Untersuchungen.<br />
Die kleinsten, geophysikalisch interpretierbaren Signale,<br />
die an den ruhigsten Observatorien aufgezeichnet werden<br />
können, liegen <strong>für</strong> die Schwere bei 10 −12 g und <strong>für</strong> Neigung<br />
und Dehnung bei 10 −11 . Die Gravitationswirkung atmosphärischer<br />
Luftmassen begrenzt die Auflösung von <strong>Gravimeter</strong>n<br />
und Vertikalseismometern bei Frequenzen unterhalb<br />
2 mHz. Eine Korrektur basierend auf dem lokal registierten<br />
Luftdruck ist aber möglich (Zürn und Widmer, 1995).<br />
Die Auflast atmosphärischer Luftmassen erzeugt Neigungen,<br />
die die Auflösung von Horizontalseismometern und<br />
Neigungsmessern begrenzen. Auch hier kann eine Korrektur<br />
basierend auf dem lokalen Luftdruck die Auflösung steigern<br />
(Zürn et al, 2007).<br />
Weitere Genauigkeitssteigerungen sind unter Verwendung<br />
meteorologischer Modelle (z.B. ECMWF, NCEP), welches<br />
die Verteilung regionaler Luftmassen berücksichtigt, möglich<br />
(Boy et al., 2002; Neumeyer et al., 2004). Für die Berechnung<br />
der Gravitationswirkung der atmosphärischen Massen<br />
bietet sich eine Zerlegung in Tesseroide an (Heck und Seitz,<br />
2006).<br />
Temperaturkompensierte Tragfedern in Breitbandseismometern<br />
besitzen zwangsläufig eine magnetische Empfindlichkeit.<br />
Das führt besonders während magnetischen<br />
Stürmen zu Signalstörungen. Liegen Registrierungen der<br />
Magnetfeldvariationen vor, so können erstere vollständig<br />
aus den seismischen Daten entfernt werden (Forbriger,<br />
2007).<br />
Neigungs- und Deformationsmessungen werden bevorzugt<br />
in Untertagekavernen durchgeführt. Dabei tritt aber der sog.<br />
Hohlraumeffekt auf, welcher aus einer durch den Hohlraum<br />
verursachten Strain-Tilt Kopplung besteht und zu einer massiven<br />
Verfälschung der Signalamplituden führen kann (King<br />
et al., 1976).<br />
Das Rauschverhalten eines temporär am BFO installierten<br />
supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s wurde von Richter et al. (1995)<br />
untersucht.<br />
Eine druckdichte Abschirmung <strong>für</strong> das weitverbreitete<br />
Streckeisen STS-2 Breitbandseismometer wurde <strong>für</strong> optimale<br />
Ergebnisse bei langen Perioden vorgestellt (Wielandt und<br />
Widmer-Schnidrig, 2002).<br />
Eine vollständige Literaturliste zu allen im Antrag erwähnten<br />
Arbeiten ist am Ende beigefügt.<br />
1b. Wichtigste Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe<br />
aus den letzten 5 Jahren, insbesondere<br />
solche, die in Bezug zum angemeldeten<br />
Gerät stehen.<br />
Veröffentlichungen mit Bezug zum Supraleitenden<br />
<strong>Gravimeter</strong>
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 3<br />
Ferreira, A. M. G., d’Oreye, N. F., Woodhouse, J. H. and<br />
Zürn, W. (2006). Comparison of fluid tiltmeter data with<br />
long period seismograms: Surface waves and Earth’s<br />
free oscillations. J. Geophys. Res., 111, B11307, doi:<br />
10.1029/2006JB004311, 17 p.<br />
Forbriger, Th. (2007). Reducing magnetic field induced noise in<br />
broad-band seismic recordings. Geophys. J. Int. 169, 240–<br />
258.<br />
Gruber C, D Tsoulis, N Sneeuw (2005). CHAMP accelerometer<br />
calibration by means of the equation of motion and an apriori<br />
gravity model. ZfV, 130, (2):92–98.<br />
Heck, B. and Seitz, K. (2006). A comparison of the tesseroid,<br />
prism and point-mass approaches for mass reductions<br />
in gravity field modeling. J. Geod.,81, 121–136, DOI:<br />
10.1007/s00190-006-0094-0.<br />
Kurrle, D. and Widmer-Schnidrig, R. (2006). Spatiotemporal<br />
features of the Earth’s background oscillations observed<br />
in central Europe. Geophys. Res. Lett. 33, L24304,<br />
doi:10.1029/2006GL028429.<br />
Laske, G. and Widmer-Schnidrig, R. (2007). Theory & Observations:<br />
Normal Modes & Surface Wave Measurements. Treatise<br />
on Geophysics, Vol. 1: Seismology and structure of the<br />
Earth, B. Romanowicz and A. Dziewonski, Editors. Elsevier,<br />
in press.<br />
D’Oreye, N., Zürn, W. (2005). Very high resolution long-baseline<br />
water-tube tiltmeter to record small signals from Earth free<br />
oscillations up to secular tilts Rev. Sci. Instr., 76, 2, pp.<br />
024501 1–12.<br />
D’Oreye, N., Zürn, W. (2006). Quarter-Diurnal tides observed with<br />
a long-base water-tube tiltmeter in the Grand Duchy of Luxembourg.<br />
J. Geodynamics, 41, 175–182.<br />
Sneeuw N, H Schaub (2005). Satellite clusters for future gravity<br />
field missions. in: C Jekeli, L Bastos, J Fernandes (eds.)<br />
Gravity, Geoid and Space Missions, IAG symposium 129,<br />
pp 12–17, Springer Verlag<br />
Sneeuw N, Ch Gerlach, L Földváry, Th Gruber, Th Peters, R Rummel,<br />
D ˇSvehla (2004). One year of time-variable CHAMPonly<br />
gravity field models using kinematic orbits. in: F Sanso<br />
(ed.) A Window on the Future of Geodesy, IAG symposium<br />
128, pp 288–293, Springer Verlag<br />
Sneeuw, N. (2003). Space-Wise, Time-Wise, Torus and<br />
Rosborough Representations in Gravity Field Modelling,<br />
Space Science Reviews 108(1-2) 37–46, DOI<br />
10.1023/A:1026165612224<br />
Widmer-Schnidrig, R. (2002). Application of regionalized multiplet<br />
stripping to retrieval of aspherical structure constraints,<br />
Geophys. J. Int., 148, 201–213.<br />
Widmer-Schnidrig, R. (2003). What can Superconducting <strong>Gravimeter</strong>s<br />
contribute to normal mode seismology?. Bull. Seismol.<br />
Soc. Am. 93, 1370–1380.<br />
Wielandt, E. and Widmer-Schnidrig, R. (2002). Seismic sensing<br />
and data acquisition in the GRSN, Ten Years of the German<br />
Regional Seismic Network (GRSN), Wiley-VCH Publisher,<br />
Edited by Michael Korn. 73–83.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R. (2002). Globale Eigenschwingungen<br />
der Erde. Physik - Journal, 10, 49–55.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R. (2003). Vertical acceleration noise<br />
at seismic frequencies. Cah. Centre Europ. Geodyn.<br />
Seismol., 22, 123–127.<br />
Zürn, W. and Wielandt, E. (2007). On the minimum of vertical<br />
seismic noise near 3 mHz. Geophys. J. Int. 168: 647–658.<br />
Übrige Publikationen<br />
Forbriger, T. (2003). Inversion of shallow-seismic wavefields: I.<br />
Wavefield transformation. Geophys. J. Int., 153, 719-734.<br />
Forbriger, T. (2003). Inversion of shallow-seismic wavefields: II.<br />
Inferring subsurface properties from wavefield transforms.<br />
Geophys. J. Int., 153, 735-752.<br />
Forbriger, T. (2003). Dynamics of the Hammer Blow. In: Symposium<br />
in Memoriam of Prof. Gerhard Müller, J. Deutsche (ed.).<br />
Deutsche <strong>Geophysik</strong>alische Gesellschaft, ISSN-Nr. 0934-<br />
6554, I/2004, 93-97.<br />
Forbriger, T. and Friedrich, W. (2005). A proposal for a consistent<br />
parameterization of earth models, Geophys. J. Int. 162,<br />
425-430.<br />
Klein, T., Bohlen, T., Theilen, F. Kugler, S. and Forbriger, T. (2005).<br />
Acquisition and inversion of dispersive seismic waves in<br />
shallow marine environments. Marine Geophysical Researches,<br />
26(2-4), 387-315.<br />
Kugler, S., Bohlen, T., Forbriger, T., Bussat, S., and Klein G.<br />
(2007). Scholte-wave tomography for shallow-water marine<br />
sediments. Geophys. J. Int. 168, 551-570.<br />
Polom, U., Stange, S., Bram, K., Brüstle, W. and Forbriger, T.<br />
(2006). Normative Klassifizierung des Untergrundes durch<br />
Messungen der Scherwellengeschwindigkeit an der Erdbebenstation<br />
Lerchenberg (Baden-Württemberg). Geologisches<br />
Jahrbuch, Reihe E, Heft 56, ISBN 3-510-95957-4,<br />
Seiten 5-37.<br />
Ritter, J.R.R., Balan, S.F., Bonjer, K.P., Diehl, T., Forbriger, T.,<br />
Mărmureanu, G., Wenzel, F. and Wirth, W. (2005). Broadband<br />
urban seismology in the Bucharest metropolitan area.<br />
Seism. Res. Lett., 76(5), 574-580.<br />
Sneeuw N, J Flury, R Rummel (2005). Science requirements<br />
on future missions and simulated mission scenarios. Earth,<br />
Moon and Planets, 94(1-2), 113–142, DOI 10.1007/s11038-<br />
005-7605-7<br />
Widmer-Schnidrig, R. (2005). Installation und Isolation von STS-2<br />
Seismometern - Plädoyer <strong>für</strong> den Einsatz von Gabbroplatte/Kochtopf<br />
Abschirmung beim GRF upgrade. Technischer<br />
Bericht <strong>für</strong> die Arbeitsgruppe Seismologie.<br />
Zürn, W., Exß, J., Steffen, H., Kroner, C., Jahr, T., Westerhaus,<br />
M. (2007). On Reduction of Long Period Horizontal Seismic<br />
Noise Using Local Barometric Pressure. accepted by Geophys.<br />
J. Int.
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 4<br />
2. Darstellung der geplanten oder laufenden Forschungsprojekte, Begründung<br />
der Notwendigkeit des beantragten Gerätes<br />
Zwei Besonderheiten dieses Antrags sollen hier vorweg<br />
erläutert werden.<br />
(1) Als geodynamisches Observatorium sind <strong>für</strong> das<br />
BFO Langzeitdauerbeobachtungen von zentraler Bedeutung.<br />
Hier werden Fragestellungen verfolgt, die nicht mit<br />
dem zeitweiligen Einsatz anderer Großgeräte vergleichbar<br />
sind. Um das Studium von Variationen des Schwerefeldes<br />
mit Daten höchster Qualität weiterhin (<strong>für</strong> 10 - 20 Jahre) fortsetzen<br />
zu können, wird hier die Beschaffung eines SG modernster<br />
Bauart beantragt. Damit könnte das BFO weiterhin<br />
und langfristig Spitzenforschung auf diesem Gebiet betreiben<br />
und seine weltweit anerkannt hohe Qualität <strong>für</strong> geodynamische<br />
Messungen erhalten und sogar zu längeren Perioden<br />
ausdehnen.<br />
(2) Warum ist es sinnvoll trotz der in Mitteleuropa vergleichsweise<br />
hohen Dichte von Supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n<br />
ein weiteres SG am BFO zu betreiben? Gegenwärtig<br />
werden schon in Strasbourg (Frankreich, 68km Entfernung<br />
zum BFO), Walferdange (Luxemburg, 229km), Bad Homburg<br />
(Hessen, 232km), Membach (Belgien, 325km), Wettzell<br />
(Bayern, 353km), Moxa (Thüringen, 366km), Medicina<br />
(Italien, 481km), Pecny (Tschechien, 510km), Wien (Österreich,<br />
598km) SGs betrieben. Trotz der relativ hohen Dichte<br />
von GGP Stationen in Europa denken wir, dass eine Installation<br />
eines supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s am BFO sinnvoll<br />
ist und den von GGP formulierten Forschungsansätzen<br />
und -zielen weitere Impulse geben kann. Das Organisationskommitte<br />
des GGP sieht das ebenso und hat das BFO<br />
als Standort <strong>für</strong> ein supraleitendes <strong>Gravimeter</strong> empfohlen<br />
(siehe Anlagen). Diese Position wurde auch von Professor<br />
Crossley (University Saint Louis, U.S.A.), seinerzeit Präsident<br />
des GGP, in seinem Plenarvortrag vor der Deutschen<br />
<strong>Geophysik</strong>alischen Gesellschaft im Februar 2003 bekräftigt.<br />
Die Argumente da<strong>für</strong> sollen im Folgenden etwas näher ausgeführt<br />
werden.<br />
Vorteile des Standorts BFO: Bei qualitativ hochwertigen<br />
Messinstrumenten wird die Detektionsschwelle <strong>für</strong> geophysikalisch<br />
nutzbare Signale nicht nur durch die individuellen<br />
Geräteeigenschaften bestimmt, sondern vor allem auch<br />
durch den Standort, die Art der Geräteaufstellung und die<br />
Abschirmung gegen Störeinflüsse aus der Umgebung. Eine<br />
maßgebliche Strrgröße ist die durch meteorologischhydrologische<br />
und zivilisatorische Störquellen hervorgerufene<br />
Bodenunruhe, die sich als allgemeines ” Rauschen“ in<br />
den Messdaten niederschlägt. Ein geringes Rauschen geht<br />
einher mit einer höheren Verlässlichkeit der Messergebnisse<br />
und ist die Voraussetzung <strong>für</strong> die Entdeckung und Beschreibung<br />
noch unbekannter oder noch nicht ausreichend<br />
untersuchter Phänomene.<br />
Für das BFO als Standort <strong>für</strong> genaueste seismische und<br />
Schweremessungen sprechen seit jeher die große Distanz<br />
zu industriellen Störquellen, zu größeren Straßen und zu<br />
Flüssen. Unter einer 170 m mächtigen Überdeckung aus<br />
Buntsandstein und Granit und durch eine Druckschleuse<br />
sind die Instrumente von meteorologischen Störquellen<br />
weitgehend abgeschirmt. Sorgfältig ausgeführte Verbesserungen<br />
der Aufstellungsbedingungen, insbesondere die<br />
Installation einer Druckschleuse, haben in den vergangenen<br />
Jahrzehnten die Datenqualität und -verfügbarkeit immer<br />
weiter verbessert.<br />
Die am BFO erhobenen Daten gehen an nationale und internationale<br />
Datenzentren und stehen on-line Wissenschaftlern<br />
aus aller Welt zur Verfügung. Ein von der Harvard University<br />
in Boston, USA, laufend aktualisiertes und im Internet<br />
veröffentlichtes Qualitätsranking <strong>für</strong> insgesamt 166 global<br />
verteilte seismische Breitband-Stationen belegt, dass<br />
das BFO in punkto Datenqualität und -verfügbarkeit stets<br />
unter den besten Stationen weltweit zu finden ist. Das BFO<br />
steht meistens auf einem der ersten 4 Ränge und damit<br />
weit vor den in globale seismische Netzwerke integrierten<br />
GGP-Stationen. Auf Grund der weltweit anerkannten Qualität<br />
des Standortes wird das BFO immer wieder als Teststandort<br />
<strong>für</strong> neu entwickelte Instrumente genutzt, z.B. <strong>für</strong> ein<br />
Breitband-Laser-Seismometer <strong>für</strong> den japanischen Gravitationswellendetektor<br />
oder, ganz aktuell, <strong>für</strong> ein neu entwickeltes<br />
Breitband-Seismometer der Firma Nanometrics.<br />
Das Qualitätsranking der Harvard University betrifft den<br />
seismologisch interessanten Periodenbereich von einigen<br />
Sekunden bis zu einigen Minuten. Die supraleitenden <strong>Gravimeter</strong><br />
entfalten ihre Stärke bei längeren Perioden von Tagen<br />
bis zu einigen Jahren. In diesem Periodenband werden<br />
nahezu alle bisher in Betrieb genommenen Standorte<br />
von supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n durch Schweresignale infolge<br />
von Variationen des lokalen Grundwasserspiegels um<br />
teilweise mehrere Meter massiv beeinträchtigt. Auch hier<br />
sind die Voraussetzungen am BFO deutlich günstiger: die<br />
170 m mächtige Gesteinsüberdeckung sorgt <strong>für</strong> einen ausreichenden<br />
Abstand zwischen dem <strong>Gravimeter</strong> und dem<br />
Oberflächenwasser. Messungen des Kluftwasserstandes im<br />
BFO-Stollen weisen Variationen im mm-Bereich nach; damit<br />
hat diese Störquelle am BFO eine um den Faktor 100<br />
bis 1000 kleinere Amplitude als an anderen GGP-Stationen.<br />
Wir erwarten daher eine Signalqualität, die an keinem der<br />
bisher vorhandenen Standorte erreicht werden kann. Diese<br />
Erwartung wird belegt durch eine temporäre Installation<br />
des supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s SG102 im Jahr 1994 am<br />
BFO. Die Installation lieferte die zweithöchste Datenqualität,<br />
die damals mit supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n erzielt wurde.<br />
Darüber hinaus konnten im Vergleich mit den anderen am<br />
BFO betriebenen Messinstrumenten einige damals vorhan-
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 5<br />
dene Mängel dieses inzwischen veralteten Gerätetyps aufzeigt<br />
werden.<br />
2a+b. Detaillierte Darstellung der aktuellen<br />
Forschungsprojekte (ggf. Fördereinrichtung)<br />
mit denen die Notwendigkeit des Geräts begründet<br />
wird; Stand der Forschung in Kurzform<br />
in seiner unmittelbaren Beziehung zu diesen<br />
konkreten Projekten. Zusammenstellung<br />
der geplanten Vorhaben (Ziel der Vorhaben,<br />
ggf. Fördereinrichtung) in denen das Gerät<br />
eingesetzt werden soll.<br />
Das Gerät soll kontinuierlich Daten liefern. Viele Fragen<br />
können erst nach 2-3 Jahren untersucht werden. Deshalb<br />
wird die Aufteilung in 2a und 2b hinfällig.<br />
Unsere laufenden und geplanten Forschungsarbeiten in Verbindung<br />
mit dem Supraleitenden <strong>Gravimeter</strong> fallen in fünf<br />
Themenbereiche:<br />
I Dichtevariationen im Erdinneren – Analyse der von<br />
stärksten Erdbeben erzeugten Eigenschwingungssignale<br />
mit Frequenzen unterhalb 1 mHz zur Schätzung<br />
der lateralen Dichtevariation im Erdmantel.<br />
II Validierung zeitvariabler Schwerefeldmodelle.<br />
III Untersuchung von Signalen mit unbekannter Quelle<br />
und Suche nach bisher nicht beobachteten Signalen<br />
unterhalb von 1 mHz: Kern-Oszillationen, Slichter-<br />
Triplett, stille Erdbeben und tektonische Signale.<br />
IV Rotationseigenschwingungen: Chandler Wobble und<br />
NDFW<br />
V Rauschuntersuchungen: Eigenrauschen des SG und<br />
Störsignale aus der unmittelbaren Umgebung des<br />
SG.<br />
I Räumliche Dichtevariation im Erdinneren<br />
Ia. Untersuchung von lateralen Dichtevariationen im<br />
Erdmantel anhand der Aufspaltung von Sphäroidalmoden<br />
unterhalb von 1 mHz<br />
Fragestellung: Kann die heterogene Dichteverteilung anhand<br />
der Aufspaltung der niederfrequenten ( f < 1mHz)<br />
Sphäroidalmoden unabhängig von den seismischen Geschwindigkeiten<br />
geschätzt werden? Ist die Aufspaltung dieser<br />
Moden kompatibel mit bisherigen heterogenen seismischen<br />
Mantelmodellen? Damit eng verknüpft ist letztlich<br />
auch die Frage, ob die seismischen Heterogenitäten im unteren<br />
Mantel ihre Ursache in einer thermischen oder chemischen<br />
Anomalie haben.<br />
Hintergrund: Bei einer kurzzeitigen Auslenkung aus dem<br />
Gleichgewichtszustand führen elastische Rückstellkräfte zu<br />
den Eigenschwingungen. Bei den Sphäroidalmoden unterhalb<br />
1 mHz trägt jedoch auch die Selbstgravitation wesentlich<br />
zu den Rückstellkräften bei (Dahlen und Tromp, 1998).<br />
Damit bietet sich die Gelegenheit aus der Analyse des Splittings<br />
dieser Moden nicht nur auf die heterogene elastische<br />
Struktur, sondern auch auf die heterogene Dichteverteilung<br />
zu schliessen.<br />
Stand der Forschung: Während vor 2005 in der Literatur<br />
kontrovers über die Möglichkeit diskutiert worden ist,<br />
ob aus dem Modensplitting die 3D-Dichteverteilung unabhängig<br />
von der 3D-Geschwindigkeitsverteilung geschätzt<br />
werden kann (z.B. Ishii und Tromp, 1999; Masters et al.,<br />
2002; Kuo und Romanowicz, 2002) hat sich seit dem Sumatrabeben<br />
(26.12.2004) der Magnitude Mw 9.2 die Datenlage<br />
wesentlich geändert. Verursacht durch seine Stärke und<br />
seine extrem lange Bruchdauer, hat dieses Beben die tieffrequentesten<br />
seismischen Moden ungewöhnlich stark angeregt.<br />
In Kooperation mit dem EOST (Lambotte et al., 2006; Lambotte<br />
2007) wurde anhand der Daten des Sumatrabebens<br />
die spektrale Feinstruktur dieser Moden gezielt untersucht.<br />
Die Registrierungen des Sumatrabebens haben klar gezeigt,<br />
dass Supraleitende <strong>Gravimeter</strong> herkömmlichen Breitbandseismometern<br />
<strong>für</strong> die Beobachtung dieser Moden überlegen<br />
sind (Rosat et al., 2005, Lambotte et al. 2006).<br />
Ib. Rotationssplitting<br />
Fragestellung: Gelingt es anhand von Schätzungen des<br />
Rotationssplittings (Zeemansplitting) einen Beitrag zur Bestimmung<br />
der radialsymmetrischen Dichteverteilung in der<br />
Erde zu leisten?<br />
Hintergrund: Alle Abweichungen des Erdkörpers von einer<br />
idealisierten, kugelsymmetrischen Form führen zu einer<br />
Aufhebung der Entartung der Eigenfrequenzen: dem<br />
so genanntem Splitting. Bei den tiefsten Frequenzen dominiert<br />
die Erdrotation über andere Heterogenitäten und<br />
führt zum so genannten Zeemansplitting. Der Zeeman-<br />
Splittingparameter von Sphäroidalmoden steht in einem linearen<br />
Integralzusammenhang mit der 1D-Dichteverteilung<br />
in der Erde (Dahlen und Tromp, 1998; Widmer-Schnidrig,<br />
2003).
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 6<br />
Stand der Forschung: Die Spektren des 2004 Sumatrabebens<br />
bieten sich <strong>für</strong> eine Untersuchung dieses Signals<br />
an, weil einerseits das Zeemansplitting nur bei Moden unterhalb<br />
2 mHz in den Daten nachgewiesen werden kann und<br />
weil anderseits die Moden in diesem Frequenzband nur von<br />
den größten Beben messbar angeregt werden. Die radiale<br />
Dichteverteilung im Erdinnern wurde bisher ausschließlich<br />
anhand von entarteten Eigenfrequenzen sowie Masse<br />
und Trägheitsmoment der Erde geschätzt. Bei den Eigenfrequenzen,<br />
die den Großteil an Dichteinformation enthalten,<br />
besteht jedoch die Schwierigkeit, dass sie nicht nur von<br />
der Dichte sondern gleichzeitig von fünf anisotropen Moduln<br />
abhängen. In dieser Hinsicht hat die Beobachtung des Zeemansplittings<br />
einen Vorteil gegenüber den Eigenfrequenzen:<br />
dieses hängt ausschliesslich von der Dichteverteilung<br />
ab.<br />
Eine Doktorarbeit (S. Lambotte, 2007), die sich der spektralen<br />
Feinstruktur dieser Moden widmet, wurde von einem<br />
Mitarbeiter des BFO mitbetreut. Das Zeemansplitting wird<br />
in dieser Arbeit aber nur tangiert. Es zeigt sich aber, dass<br />
im untersuchten Frequenzband die Daten der ruhigsten<br />
SGs den ruhigsten Breitbandseismometern (STS-1) deutlich<br />
überlegen sind. Ein SG am Standort BFO könnte hier<br />
noch zu einer wesentlichen Verbesserung der Datengrundlage<br />
<strong>für</strong> weitere Studien führen.<br />
Ic. Coriolis-Kopplung unterhalb 1 mHz<br />
Fragestellung: Gelingt es anhand von Schätzungen der<br />
Coriolis-Kopplung einen Beitrag zur Bestimmung der 1D-<br />
Dichteverteilung in der Erde zu leisten?<br />
Hintergrund: In den Spektren des Sumatrabebens konnten<br />
erneut torsionale Moden in den Vertikalkomponenten<br />
nachgewiesen werden - ein klares Indiz <strong>für</strong> Coriolis Kopplung<br />
(Masters et al., 1983; Zürn et al., 2000). Die Kopplungsstärke<br />
steht in einem linearen Integralzusammenhang mit<br />
der 1D-Dichtestruktur der Erde und kann anhand der Amplitude<br />
in den Spektren geschätzt werden (Dahlen und Tromp,<br />
1998).<br />
Stand der Forschung: Bisher ist noch in keiner Studie<br />
versucht worden, dieses Signal auszuwerten, weil<br />
die Kopplungsstärke auch vom Frequenzabstand zwischen<br />
den Kopplungspartnern abhängt. Den Frequenzabstand<br />
der Moden zu kennen erfordert jedoch ein gutes 1D-<br />
Referenzmodell. Während die Coriolis-Kopplung im Frequenzband<br />
2-3 mHz Moden betrifft, die nur bis in den oberen<br />
Mantel eindringen, handelt es sich bei der Coriolis-Kopplung<br />
unterhalb von 1 mHz um Moden, die den gesamten Mantel<br />
erfassen. Da die mittlere Struktur in der Übergangszone<br />
und im unteren Mantel gegenüber dem oberen Mantel vergleichsweise<br />
gut bekannt ist (wegen der insgesamt geringeren<br />
Heterogenität), sind die vorhergesagten Multiplettfrequenzen<br />
mit einer entsprechend kleineren Unsicherheit behaftet<br />
als bei Moden oberhalb von 2 mHz. Wird nun eine Diskrepanz<br />
zwischen vorhergesagter und beobachteter Kopplungsstärke<br />
gefunden, so muss untersucht werden, welche<br />
Modellperturbation die Daten besser zu erklären vermag:<br />
Eine Änderung des seismischen Geschwindigkeitsmodells<br />
ändert die Kopplungsstärke über den Modenabstand, wogegen<br />
eine Änderung des Dichtemodells unmittelbar zu einer<br />
Änderung der Kopplungsstärke führt.<br />
Coriolis-Kopplung unterhalb von 1 mHz wurde zuerst in den<br />
Daten des Federgravimeters ET-19 am BFO und in den SG-<br />
Daten von Strasbourg und Boulder nachgewiesen (e.g. Zürn<br />
et al., 2000). Es ist zu erwarten, dass ein SG am BFO die<br />
Datenlage bei künftigen Beben wesentlich verbessert.<br />
II Validierung zeitvariabler Schwerefeldmodelle<br />
Fragestellung: Lässt sich die Qualität der monatlichen<br />
GRACE-Schwerefeldmodelle durch unabhängige Beobachtungen<br />
validieren?<br />
Hintergrund: Die Satellitenmission GRACE (Gravity Recovery<br />
and Climate Experiment) beobachtet seit 2002<br />
das Erdschwerefeld. Die hohe Messgenauigkeit erlaubt die<br />
Auflösung von zeitvariablen Schwerefeldsignalen, typischerweise<br />
in monatlichen ” snapshots“ , mit einer räumlichen<br />
Auflösung von etwa 1000 km. Das Erdschwerefeld ist ein<br />
Spiegel der Massenverteilung im Erdkörper. Zeitliche Variationen<br />
stellen also Massenverlagerungen im System Erde,<br />
hauptsächlich in einer relativ dünnen Oberflächenschicht,<br />
dar. Aus diesem Grund werden die GRACE-Ergebnisse<br />
in vielen Nachbardisziplinen wie Hydrologie, Ozeanographie<br />
oder Klimaforschung mit Begeisterung angenommen;<br />
GRACE ist in gewisser Weise ein Bindeglied der interdisziplinärer<br />
Geoforschung.<br />
Stand der Forschung: Das Problem besteht einerseits<br />
darin, dass GRACE nur die räumliche Grobstruktur der Zeitvariationen<br />
erfasst, andererseits die Kurzzeitvariationen unterhalb<br />
der Monatsauflösung (u.a. Gezeiten, Atmosphäre)<br />
in die Monatslösungen hinein projiziert werden (aliasing).<br />
Kombiniert mit den charakteristischen Sensoreigenschaften<br />
und der Bahnkonfiguration der beiden GRACE-Satelliten ergeben<br />
sich Schwerefeldlösungen mit nicht-trivialen stochastischen<br />
Eigenschaften.<br />
Weil diese Art von ” gravitationeller Fernerkundung“ eine<br />
völlig neue Observable im geodätisch-geophysikalischen
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 7<br />
Messrepertoire darstellt, ist eine unabhängige Qualitätsüberprüfung<br />
von herausragender Bedeutung. In der<br />
geodätischen Literatur wird häufig über Validierung durch<br />
etwa hydrologische oder ozeanographische Modelle berichtet.<br />
Methodisch ist eine solche modellbasierte Validierung<br />
aber nicht unbedenklich. Ein direkter Vergleich mit terrestrischer<br />
Gravimetrie wäre vorzuziehen. Supraleitende Gravimetrie<br />
ist wegen a) der Sensitivität, b) der Kontinuität<br />
der Messreihen und c) der Langzeitstabilität <strong>für</strong> diese Aufgabe<br />
prädestiniert. Neumeyer et al. (2006) und Doi et al.<br />
(2006) haben erste vorsichtige Ergebnisse vorgelegt. Von<br />
der ersten Gruppe wurden Daten von 8 ausgewählten GGP-<br />
Stationen mit GRACE-Monatslösungen verglichen. Daraus<br />
konnte festgestellt werden, dass die beiden Messmethoden<br />
innerhalb der eigenen (geschätzten) Fehlerbudgets mit einander<br />
übereinstimmen.<br />
Auch wenn supraleitende Gravimetrie grundsätzlich eine<br />
Punktbeobachtung darstellt, also eher komplementär zu den<br />
Raumskalen von GRACE ist, verspricht dieses Validierungskonzept<br />
Erfolg. Zum einen spiegeln die SG-Beobachtungen<br />
im GRACE-Frequenzband räumliche Schwerefeldsignale<br />
wider, die sehr wohl mit den räumlichen Skalen der GRACE-<br />
Lösung überlappen. Anderseits können durch Hinzunahme<br />
der Daten von weiteren Messstationen (GGP) größere<br />
Raumstrukturen erfasst werden. Aufgrund von Vorstudien<br />
wird erwartet, dass durch das erwartete Fehlen von nennenswerten<br />
lokalen hydrologischen Signalen am BFO, die<br />
bei den meisten anderen SG-Messstationen der limitierende<br />
Faktor sind, das BFO in diesem Bereich künftig wichtige<br />
Beiträge leisten wird.<br />
III Untersuchung von Signalen mit unbekannter Quelle<br />
und Suche nach bisher nicht beobachteten Signalen<br />
IIIa Hintergrundeigenschwingungen<br />
Fragestellung: Welche Prozesse sind <strong>für</strong> die permanente<br />
Anregung der Hintergrundeigenschwingungen verantwortlich?<br />
Stand der Forschung: Die Hintergrundeigenschwingungen<br />
(engl. Hum) bestehen aus permanent angeregten<br />
sphäroidalen Fundamentalmoden im Band 2-7 mHz. Ihre<br />
Entdeckung geht auf Daten des supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s<br />
der Antarktisstation Syowa zurück (Nawa et al., 1998).<br />
Während inzwischen der Hum in den Daten von Federgravimetern<br />
und Breitbandseismometern an über 100 Stationen<br />
nachgewiesen werden konnte (Suda et al. 1998; Kurrle und<br />
Widmer-Schnidrig, 2006), ist der Mechanismus, der zu ihrer<br />
Anregung führt, weiterhin nicht zweifelsfrei identifiziert<br />
(eg. Kobayashi und Nishida, 1998, Rhie and Romanowicz,<br />
2006). Eines der Probleme bei der Untersuchung der Hum-<br />
Signale besteht darin, dass der Signalpegel des Hums nur<br />
unwesentlich über dem Pegel des Eigenrauschens der besten<br />
Sensoren liegt und folglich nur mit viel Statistik vom Rauschen<br />
getrennt werden kann. Glücklicherweise gehören die<br />
Moden aus dem Humband zu den bestuntersuchten Moden.<br />
Das bedeutet u.a. dass der Einfluss der heterogenen Struktur<br />
der Erde auf diese Moden sehr genau bekannt ist. Beim<br />
Versuch der Lokalisierung der Quellen des Hums ergibt sich<br />
damit die Möglichkeit ein Verfahren zu entwickeln, das die<br />
Ausbreitungseigenschaften der Humsignale in einer heterogenen<br />
Erde berücksichtigt. Ein DFG-Projekt zu diesem Thema<br />
wird von Dieter Kurrle (IfG Stuttgart) bearbeitet (siehe<br />
Tabelle in Abschnitt 2c).<br />
Am BFO wurde der Hum inzwischen in Federgravimeterund<br />
Seismometerdaten (STS-1 und STS-2) nachgewiesen<br />
und aufgrund der Standortvorteile des BFO erwarten wir im<br />
Humband einen großen Störabstand in den SG-Daten. Das<br />
BFO ist nach unserer Kenntnis das einzige Observatorium,<br />
an dem der Hum gleich in drei unterschiedlichen Sensoren<br />
nachgewiesen werden kann (Widmer-Schnidrig, 2003) und<br />
wir sind damit besonders gut in der Lage zwischen Sensorrauschen<br />
und Humsignal zu trennen.<br />
IIIb Lokale Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und<br />
fester Erde bei Frequenzen unterhalb 1 mHz<br />
Fragestellung: Können ausgewählte atmosphärische<br />
Wellenphänomene dazu verwendet werden unsere Vorstellungen<br />
zur Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und<br />
fester Erde zu testen und zu verfeinern?<br />
Hintergrund: In den Luftdruckdaten am BFO werden sporadisch<br />
schmalbandige, sinusähnliche Wellenzüge beobachtet,<br />
welche nur wenige Perioden andauern. Von diesen<br />
Signalen mit einer Amplitude von typischerweise weniger als<br />
10 Pa kennen wir weder die Ausbreitungsrichtung noch deren<br />
Geschwindigkeit.<br />
Das Besondere an diesen Signalen ist, dass sie nicht nur im<br />
Barometer sondern auch auf allen anderen Sensoren am<br />
BFO zu sehen sind: <strong>Gravimeter</strong>, Seismometer, Extensometer<br />
und Neigungsmesser. Wegen seiner quasi monochromatischen<br />
Form bietet sich dieses Signal <strong>für</strong> eine einfache physikalische<br />
Modellierung an.<br />
Stand der Forschung: Um die Ausbreitungseigenschaften<br />
des atmosphärischen Signals zu charakterisieren ist der<br />
Aufbau eines kleinen Mikrobarographen-Arrays geplant. Eine<br />
erste Modellierung dieser Wellen wurde von Neumann<br />
und Zürn (1999) vorgenommen. Ein Finite Elemente Modell<br />
<strong>für</strong> den BFO-Stollen, die Messkammern und die Gelände-
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 8<br />
topographie wurden von Steffen erstellt um die Antwort auf<br />
Luftdruckfronten zu modellieren (Steffen et al., 2006; Zürn et<br />
al., 2007). Durch die Kombination dieser zwei Arbeiten soll<br />
eine weitere Verfeinerung unserer Modelle <strong>für</strong> die Wechselwirkung<br />
zwischen Atmosphäre, Topographie und den Sensoren<br />
erzielt werden.<br />
IIIc Slichter Triplett und Kernmoden<br />
Fragestellung: Welche Frequenz hat die Slichter Mode?<br />
Was kann daraus über den Dichtesprung an der Grenze zwischen<br />
Innerem und Äusserem Kern abgeleitet werden?<br />
Hintergrund: Seit langem gesucht werden theoretisch<br />
vorhergesagte Schwerevariationen, die einerseits durch<br />
Trägheitsoszillationen im flüssigen Erdkern (bei Perioden<br />
von wenigen bis 24 Stunden), andererseits durch die mögliche<br />
Translationsschwingung des inneren Kerns (Slichter-<br />
Triplett) bei Perioden um 5 Stunden verursacht werden. Behauptungen<br />
in der Literatur, das Slichter-Triplett sei gefunden,<br />
wurden widerlegt (Jensen et al., 1995).<br />
Stand der Forschung: Diese Signale können nur mit <strong>Gravimeter</strong>n<br />
entdeckt werden. Ihre Eigenfrequenz, Dämpfung<br />
und Anregungsfunktionen würden ein völlig neues Licht auf<br />
das tiefe Erdinnere werfen. Es ist fraglich, ob selbst die allerstärksten<br />
Erdbeben diese Schwingungen so stark anregen,<br />
dass sie mit den SG beobachtet werden können. Es<br />
gibt aber durchaus die Möglichkeit einer ständigen Anregung<br />
durch turbulente Strömungen im flüssigen äußeren<br />
Erdkern. Andererseits hat seit 1964 erst ein Erdbeben stattgefunden<br />
(Sumatra 2004), dessen Energie mit der der Ereignisse<br />
in Chile 1960 und Alaska 1964 vergleichbar gewesen<br />
wäre, so dass Hoffnung besteht, die Schwingung bei<br />
den allerstärksten Beben beobachten zu können. Die theoretischen<br />
Werte <strong>für</strong> die drei Eigenfrequenzen des Slichter-<br />
Tripletts werden kontrovers diskutiert, sie hängen stark vom<br />
Unterschied der mittleren Dichte des inneren Kerns und der<br />
Dichte im untersten äußeren Kern ab (Rogister, 2003).<br />
Im Frequenzband des Slichter-Tripletts erwarten wir durch<br />
das Supraleitende <strong>Gravimeter</strong> eine große Steigerung der<br />
Empfindlichkeit gegenüber den gegenwärtig am BFO betriebenen<br />
Sensoren. In Anbetracht der Tatsache, dass in der<br />
Vergangenheit am BFO schon wiederholt Signale entdeckt<br />
wurden, die anderswo im Rauschen verborgen blieben oder<br />
erst nach ihrer Entdeckung am BFO ebenfalls nachgewiesen<br />
werden konnten, wie z. B. das Pinatubo-Signal (Widmer<br />
und Zürn, 1992) oder die Coriolis-Kopplung unterhalb 1 mHz<br />
(Zürn et al., 2000), besteht die berechtigte Hoffnung, dass<br />
durch die Beschaffung eines SG auch in Zukunft am BFO<br />
neue Phänomene entdeckt werden können.<br />
IIId Stille Erdbeben im Rheingraben<br />
Fragestellung: Können langperiodische transiente Signale<br />
gefunden werden, die eindeutig aus dem Erdinneren<br />
stammen (keine instrumentellen oder atmosphärischen<br />
Störungen) und keiner bereits bekannten Ursache zugeordnet<br />
werden können? Potentielle Kandidaten wären langsame<br />
Erdbeben auf der Rheingrabenverwerfung.<br />
Hintergrund: Mit dem Pinatubo-Signal hat das BFO seine<br />
Leistungsfähigkeit bewiesen, transiente langperiodische Signale<br />
zu detektieren, die anderen Stationen verborgen bleiben.<br />
Die Leistungsfähigkeit des BFO in dieser Hinsicht beruht<br />
insbesondere auf der Redundanz durch den Betrieb<br />
mehrerer Sensoren. Signale, die nur auf der Registrierung<br />
eines Sensors enthalten sind, sind vermutlich instrumentelle<br />
Störungen. Die Registrierung eines Signals mit mehreren<br />
Sensoren gleichzeitig ist ein Indiz <strong>für</strong> eine Signalquelle in<br />
der Erde oder in der Atmosphäre. Dass ein Signal nicht lokal<br />
im Umgebungsgestein des Stollens erzeugt wurde, kann<br />
nur durch den Vergleich mit anderen Stationen (z.B. J9 im<br />
Elsass) nachgewiesen werden. Die Suche in den Registrierungen<br />
anderer Stationen ist aber leichter, wenn das Signal<br />
bereits am BFO detektiert wurde. BFO ist vermutlich die einzige<br />
Station, die langperiodisch so empfindlich ist, dass sie<br />
in der Lage sein könnte langsame Erdbeben im Rheingraben<br />
zu detektieren.<br />
Stand der Forschung: Imanishi et al. (2004) behaupten in<br />
diesem Zusammenhang mit mehreren SGs in Japan nachgewiesen<br />
zu haben, dass ein durch ein Beben verursachter<br />
bleibender Versatz in der Schwere auch noch in grosser<br />
Entfernung detektiert werden kann. Es bestehen jedoch<br />
Zweifel, denn solche Versätze werden regelmässig bei einer<br />
Übersteuerung des <strong>Gravimeter</strong>s, wie z.B. beim Durchgang<br />
der direkten Rayleighwelle, verursacht. Diese Zweifel<br />
würden bei stillen Erdbeben nicht auftreten, da diese starken<br />
Signale per Definition nicht erzeugt werden.<br />
Mit dem alten Datensatz soll ein Detektor entwickelt werden,<br />
den wir dann auf die SG-Daten anwenden.<br />
Durch die Beschaffung eines Doppelkugelgeräts können instrumentelle<br />
Störungen von stillen Beben diskriminiert werden.<br />
IIIe Tektonische Bewegungen im Oberrheingraben<br />
Fragestellung: Wirken sich die tektonischen Bewegungen<br />
im Oberrheingraben auf Strain, Tilt- und Schweremessungen<br />
am BFO aus?
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 9<br />
Hintergrund: Im Bereich der östlichen Randverwerfungen<br />
des Oberrheingrabens wurden bisher vier Nivellementkampagnen<br />
durchgeführt: 1925-27; 1959; 1959-1962; 1982-<br />
1984. Eine weitere Kampagne, die die wichtigsten Störungen<br />
kreuzen soll, ist <strong>für</strong> die nächsten Jahre geplant. Damit<br />
werden präzise Informationen über kumulative Höhenänderungen<br />
über einen Zeitraum von ca. 80 Jahren vorliegen.<br />
Schon mit dem vorhandenen Datensatz über einen Zeitraum<br />
von 57 Jahren konnten an der Hauptrandverwerfung<br />
im Bereich Freiburg und an einigen anderen Segmenten des<br />
Verwerfungssystems signifikante vertikale Bewegungsraten<br />
der Grössenordnung von 0.3 mm/Jahr nachgewiesen werden<br />
(Rozsa et al., 2005).<br />
Um tektonische Hebungen am BFO instrumentell nachzuweisen<br />
wurden seit 2001 fünf absolute Schweremessungen<br />
durchgeführt. Ergänzend wird seit 2006 GPS mit geodätischer<br />
Qualität registriert. Ein SG am BFO vermag die bisherigen<br />
Messungen in idealer Weise zu ergänzen: Mit seiner<br />
geringen Drift und hohem zeitlichen Auflösungsvermögen<br />
können Schweresignale, die nicht von den Absolutmessungen<br />
erfasst werden (wegen zu geringer Abtastrate) aufgelöst<br />
werden.<br />
Ein SG ist <strong>für</strong> solche Studien besonders geeignet, wegen<br />
der geringen Instrumentendrift und wegen dem geringen<br />
Rauschpegel.<br />
IV Rotationseigenschwingungen<br />
IVa Chandler Wobble<br />
Fragestellung: Möglichst genaue Messung der komplexen<br />
Amplitude des Chandler-Wobble in der Schwere im Hinblick<br />
auf die Bestimmung der Rheologie des Erdmantels bei<br />
14 Monaten Periode.<br />
Hintergrund: Die wichtigste Rotations-Eigenschwingung<br />
der Erde ist der sog. Chandler-Wobble (CW) mit einer<br />
Periode von 14 Monaten. Diese Kreiselreaktion tritt dann<br />
auf, wenn die Rotationsachse der abgeplatteten Erde von<br />
der Figurenachse abweicht. Die in diesem Fall auftretenden<br />
Rückstellmomente versuchen den symmetrischen Zustand<br />
wieder herzustellen und führen zum CW. Der CW<br />
wird überlagert von einem Wobble mit der Periode von genau<br />
einem Jahr, der durch jahreszeitliche Massenbewegungen<br />
in der Atmo- und Hydrosphäre erzwungen wird.<br />
Beide Schwingungen bilden zusammen mit darunterliegenden<br />
breitbandigen Anregungen durch Atmo- und Hydrosphäre<br />
die sog. Polbewegung, die seit Beginn des letzten<br />
Jahrhunderts mit astronomischen und geodätischen Methoden<br />
beobachtet wird. Aus diesen Aufzeichnungen kann die<br />
Periode und Dämpfung des CW bestimmt werden (Plag,<br />
1997, Gross, 2005). Die Drehmomente stammen von atmosphärisch-ozeanischen<br />
Prozessen.<br />
Stand der Forschung: Durch die Veränderung der Lage<br />
der Rotationsachse gegenüber einer Station ändert sich die<br />
Zentrifugalkraft und damit scheinbar die Schwere mit Amplituden<br />
von 4 - 8 Milliardstel g. Dieses Signal kann mit supraleitenden<br />
<strong>Gravimeter</strong>n beobachtet werden (z. B. Richter und<br />
Zürn, 1988). Die veränderte Zentrifugalkraft ruft zusätzlich<br />
eine Veränderung der elastischen Deformation der Erde hervor,<br />
deren Beitrag zum Gesamtsignal etwa 16% beträgt. Die<br />
Aufgabe der Gravimetrie ist es nun, diesen Beitrag so genau<br />
zu messen, dass die Rheologie des Erdmantels bei dieser<br />
tiefen Frequenz besser als bisher bestimmt werden kann.<br />
Schwereänderungen durch atmosphärische und hydrologische<br />
Vorgänge sowie die notorische Instrumentendrift erschweren<br />
bisher die Messung dieses Signals mit der erforderlichen<br />
Genauigkeit.<br />
Wir rechnen mit besonders guten Ergebnissen, weil am<br />
BFO keine nennenswerten hydrologischen Signale zu erwarten<br />
sind. Auch wurde schon mit dem Vermessen eines<br />
Mikroschwerenetzes im Stollen begonnen um Massenbewegungen<br />
in der unmittelbaren Umgebung des Absolutschweresockels<br />
in der Heinrichkluft (insbesondere in uns nicht<br />
mehr zugänglichen Schächten) aufzudecken, falls sie denn<br />
existieren sollten.<br />
IVb NDFW<br />
Fragestellung: Möglichst genaue Schätzung der komplexen<br />
Resonanzparameter des NDFW um die Kopplung von<br />
Mantel und Kern durch axialsymmetrische Struktur an der<br />
Kern-Mantel Grenze zu quantifizieren.<br />
Hintergrund: Wenn die Rotationsachsen von Erdmantel<br />
und -kern voneinander abweichen, tritt eine zweite Rotationseigenschwingung<br />
auf, deren Periode mitten im ganztägigen<br />
Gezeitenband liegt, weswegen sie ” Nearly Diurnal Free<br />
Wobble“ (NDFW) genannt wird. Zum NDFW gehört im<br />
raumfesten System die ” Freie Kern-Nutation“ (FCN) mit einer<br />
Periode von 432 Sterntagen. Diese Eigenschwingung<br />
äußert sich als resonante Reaktion der Erde auf die Gezeitenkräfte<br />
derjenigen Partialtiden, deren Frequenzen in der<br />
Nähe der Eigenfrequenz liegen und diese Schwingung anregen<br />
können. Aus diesem Resonanzverhalten können nach<br />
einer Gezeitenanalyse Eigenschaften wie Frequenz, Dämpfung<br />
und Stärke der Eigenschwingung abgeleitet werden (z.<br />
B. Zürn at al., 1986). Diese Art von Analyse gehört seit 20<br />
Jahren zu den Standardverfahren der Gezeitenforschung,<br />
wobei die besten Messungen z. Zt. von der Very Long Baseline<br />
Interferometry (VLBI) geliefert werden.
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 10<br />
Stand der Forschung: Das interessanteste Ergebnis der<br />
Untersuchungen zum NDFW ist eine Erhöhung der Frequenz<br />
um 6% gegenüber Vorhersagen <strong>für</strong> realistische Erdmodelle,<br />
die z. Zt. auf eine Erhöhung der Abplattung der<br />
Kern-Mantel-Grenze um etwa 400 m zurückgeführt wird.<br />
Diese Auflösung im globalen Sinn kann mit erdbebenseismologischen<br />
Methoden nicht erreicht werden. Die verschiedenen<br />
Messungen und Messverfahren liefern noch kontroverse<br />
Ergebnisse <strong>für</strong> die Dämpfungsfaktoren des NDFW.<br />
Um hier weiterzukommen muss die Qualität der Messungen,<br />
vor allem der Schweregezeiten, weiter erhöht werden.<br />
Schwierigkeiten bei der Ermittlung der NDFW-Parameter<br />
entstehen durch die notwendigen Korrekturen <strong>für</strong> ozeanische<br />
und atmosphärische Beiträge zu den Schweregezeiten.<br />
Schon seit Anfang der 80er Jahre hatten die Mitarbeiter des<br />
BFO in Zusammenarbeit mit Dr. Bernd Richter (BKG) einige<br />
Erfahrungen mit Daten der SGs gewonnen und diese analysiert.<br />
Zürn et al. (1986) sowie Neuberg et al. (1987) waren<br />
die ersten, die mit Hilfe solcher Schweredaten mit Erfolg<br />
versucht haben, die Parameter des NDFW aus Gezeitenergebnissen<br />
zu ermitteln und sie auch zu interpretieren (Neuberg<br />
et al., 1990). Eine kombinierte Analyse von Strain- und<br />
Schweregezeiten mit Daten des BFO wurde von Polzer et<br />
al. (1996) durchgeführt.<br />
Ziel: Verbesserung der am BFO bestimmten NDFW-<br />
Parameter über möglichst lange Zeitreihen ungestörter<br />
Gezeitenschwere-Messungen und deren Analyse.<br />
V Rauschuntersuchungen: Eigenrauschen des SG und<br />
Störsignale aus der unmittelbaren Umgebung des SG.<br />
Va Studium des Eigenrauschens des SG<br />
Fragestellung: Was sind die Ursachen des Eigenrauschens<br />
des SG?<br />
Stand der Forschung: Die SGs erreichen im Band oberhalb<br />
von 1 mHz nicht die Qualität der besten Breitbandseismometer,<br />
d. h. es gibt dort unerklärtes instrumentelles<br />
Rauschen. Da diese Geräte unterhalb von 1 mHz das<br />
non-plus-ultra der vertikalen Seismometrie darstellen, ist es<br />
sinnvoll, der physikalischen Ursache dieses Rauschens auf<br />
die Spur zu kommen, um dagegen angehen zu können.<br />
Möglichkeiten sind: Brownsche Molekularbewegung (Richter<br />
et al., 1995), Konvektion im siedenden Heliumbad, Einkopplung<br />
von Horizontalbeschleunigungen/ Neigungen und<br />
elektronisches Rauschen (Richard Warburton, GWR, pers.<br />
Mitteilung, 2007).<br />
Dieser Frage soll an Hand von Experimenten zusammen<br />
mit dem Hersteller an dem zu beschaffenden 2-Kugelgerät<br />
nachgegangen werden. Um die verschiedenen Rauschprozesse<br />
trennen zu können soll das Gerät erstmalig mit zwei<br />
unterschiedlich schweren Kugeln bestückt werden.<br />
Von einem Fortschritt in diesem Bereich würden die Supraleitenden<br />
<strong>Gravimeter</strong> generell profitieren, weil die Geräte in<br />
Zusammenarbeit mit dem Hersteller GWR noch verbessert<br />
werden sollen.
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 11<br />
2c. Bisherigen Förderung von Drittmittelprojekten<br />
in den letzten fünf Jahren<br />
Die Qualität des BFO ist in Geodäsie- und <strong>Geophysik</strong>kreisen<br />
bekannt und die externe Reputation drückt sich<br />
nicht nur in der Projektförderung (Tabelle 1) sondern in der<br />
Durchführung von Gastexperimenten aus. Deswegen werden<br />
diese hier aufgelistet (Tabelle 2).<br />
Die Qualität begründet sich u.a. mit der effizienten Abschirmung<br />
vor atmosphärischen Störsignalen durch die Druckschleuse<br />
und der hohen Temperaturstabilität hinter der<br />
Schleuse. Zusätzlich führt die hohe Festigkeit des Schwarzwaldgranits<br />
einerseits zu einer guten Ankopplung an die Erde<br />
und gleichzeitig zu einer vergleichsweisen geringen Einkopplung<br />
atmosphärischer Störsignale. Die weitgehend fehlenden<br />
hydrologischen Einflüsse durch Grundwasserpegelschwankungen<br />
tragen besonders bei langen Perioden zur<br />
Qualität des BFO bei.<br />
2d Begründung der Notwendigkeit der Beschaffung<br />
des Geräts, seiner Leistungsklasse<br />
und Ausstattung mit Zubehör (Auslastung<br />
der vorhandenen Geräte, Bereitstellung weiterer<br />
Messmethoden, Erprobung neuer Messmethoden;<br />
sonstige Gründe)<br />
Ein <strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong> wird aus folgenden Gründen<br />
benötigt:<br />
(i) Bandbreitenerweiterung zu längeren Perioden. Erniedrigung<br />
der Drift um den Faktor ∼1000 gegenüber bisherigen<br />
Federgravimetern. Driftraten von 2µGal/a werden von den<br />
besten SG erreicht.<br />
(ii) Steigerung der Empfindlichkeit unterhalb 1 mHz.<br />
(iii) Es gibt kein anderes Gerät dieser Klasse.<br />
Diese Punkte sind im einzelnen in der Beschreibung der Forschungsprojekte<br />
erklärt.<br />
2e. Angabe der Mitglieder der Arbeitsgruppe,<br />
die das Gerät nutzen werden<br />
Prof. Dr. B. Heck, GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Prof. N. Sneeuw, GI, <strong>Universität</strong> Stuttgart<br />
P. Duffner, GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Dr. Th. Forbriger, GPI, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Dr. M. Westerhaus, GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Dr. R. Widmer-Schnidrig, IfG, <strong>Universität</strong> Stuttgart<br />
Dr. W. Zürn, BFO, i.R.<br />
2f Tabellarische Aufstellung weiterer Nutzer<br />
Besonderheit: Daten werden via Datenzentren der internationalen<br />
Forschergemeinschaft zugänglich gemacht mit der<br />
Folge, dass uns die Identität vieler Nutzer verborgen bleibt.<br />
Internationale Datenzentren:<br />
IRIS Data Management Center of the Incorporated<br />
Research <strong>Institut</strong>ions for Seismology<br />
(IRIS/DMC), Seattle, U.S.A.<br />
http://www.iris.edu<br />
GGP Global Geodynamic Project Information System<br />
and Data Center (GGPISDC), Potsdam.<br />
http://ggp.gfz-potsdam.de<br />
2g. Nutzung des Geräts in gemeinsamen<br />
Forschungsvorhaben mit sonstigen Einrichtungen<br />
(MPG, FhG, Helmholtz-Gemeinschaft,<br />
Leibnitz-Gemeinschaft, etc. )<br />
GFZ Geoforschungszentrum Potsdam<br />
GWR GWR Instruments, San Diego<br />
MOX Geodynamisches Observatorium Moxa,<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Geowissenschaften, Friedrich-<br />
Schiller-<strong>Universität</strong> Jena<br />
EOST Ecole et Observatoire des Sciences de la<br />
Terre, Strasbourg<br />
NIED National <strong>Institut</strong>e for Earthquake and<br />
Disaster, Japan<br />
ROB Royal Observatory of Belgium<br />
IfE <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Erdmessung, <strong>Universität</strong> Hannover<br />
ECGS European Center for Geodynamics and Seismology,<br />
Luxemburg<br />
BKG Bundesamt <strong>für</strong> Kartographie und Geodäsie,<br />
Frankfurt<br />
2h. Geplante Gesamtnutzungszeit des Geräts<br />
<strong>für</strong> die Arbeitsgruppe während der ersten 12<br />
Monate nach Inbetriebnahme (in Stunden)<br />
Das Gerät wird kontinuierlich betrieben.
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 12<br />
FörderGeschäfts- Tabelle 1: Drittmitelprojekte der letzten 5 Jahre<br />
Titel<br />
einrichtungzeichen (Antragsteller)<br />
DFG HE 1433/11- Geokinematische Analysen in einem regionalen GPS-Netz mit<br />
1/3<br />
stochastischen Modellansätzen.<br />
(Heck)<br />
DFG HE 1433/16-1 Erweiterung des stochastischen Modells von GPS-<br />
BMBF/DFG 03F0421 C<br />
Beobachtungen durch Modellierung physikalischer Korrelationen<br />
(Heck)<br />
Geotechnologienprogamm, Thema 2: Observation of the System<br />
Earth from Space, Project: GOCE-Gravitationsfeld Analyse<br />
Deutschland II – GOCE-Grant II, 01.09.2005–31.08.2008<br />
(Sneeuw, Baur)<br />
DFG SN 13/1-1 Mass Transport and Mass Distribution in the Earth Sys-<br />
SPP1257<br />
tem, Project: The global continental water balance using<br />
GRACE spaceborne gravimetry and highresolution consistent<br />
geodetic-hydrometeorological data analysis, 2006–2008<br />
(Sneeuw, Keller, Bárdossy, Riegger, Kunstmann)<br />
DFG SFB 461 A1 Starkbeben: Seismische Tiefensondierung über der Vrancea-<br />
Subduktionszone<br />
(Ritter, Forbriger)<br />
DFG WE 2628/1,2 Quellen und Übertragungsmechanismen des seismischen<br />
DFG WI 1549/3<br />
Rauschens im Frequenzbereich von 0.01 bis 10 mHz<br />
(Zürn, Westerhaus, Klinge)<br />
Untersuchungen zur Identifikation möglicher Anregungsmechanismen<br />
des seismischen Rauschens zwischen Hum und<br />
Meeresmikroseismik: 7-30 mHz<br />
(Widmer-Schnidrig)<br />
Tabelle 2: Gastexperimente am BFO<br />
Partner Sensor, Projekt (Jahr)<br />
Fördersumme<br />
326.000e<br />
125.600e<br />
(24 Monate BATIIa +<br />
Sach-/ Reisemittel)<br />
(24 Monate BAT IIa +<br />
4.050e weitere Mittel<br />
in meinem Teil<br />
des Projektes)<br />
249.900e<br />
114.500e<br />
100.690e<br />
IFAG Frankfurt Vergleichsmessung eines Supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s (SG-102) mit Federgravimeter und<br />
Breitbandseismometer (1994)<br />
GFZ Potsdam Eichung und Rauschverhalten von GFZ-Neigungsmesser <strong>für</strong> KTB Bohrlöcher (1997, 2001)<br />
Fundamentalstation Tiltmeterevaluation <strong>für</strong> Ringlaser (1998)<br />
Wettzell<br />
IRIS/IDA<br />
Buoyancy-Tests an Breitbandseismometer (1998)<br />
San Diego, U.S.A.<br />
TAMA (Japan) Breitband-Laser-Seismometer <strong>für</strong> Japanischen Gravitationswellendetektor (2001)<br />
EOST Strasbourg Rauschverhalten und Eichung von Mikrobarometern (2003),<br />
Vergleich von 10 STS-2 Seismometern (2004)<br />
Streckeisen AG Rauschverhalten des STS-3 Prototyp Breitbandseismometers (2006)<br />
Schweiz<br />
Nanometrics Inc. Rauschverhalten der Trillium-240 und Trillium-120 Breitbandseismometer.<br />
Ontarion, Canada Untersuchung zur magnetischen Empfindlichkeit (2006, 2007)<br />
IPGP Paris Rauschverhalten und Eichung des Breitbandseismometers welches in ESA Mission zum Planeten<br />
Mars eingesetzt werden soll. Für dieses Projekt liegt ein Antrag der ESA vor und ein<br />
Mitarbeiter des BFO ist Mitantragsteller.
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 13<br />
Tabelle 3: Am BFO installierte geophysikalische Messgeräte<br />
Sensoren: Art und Funktion Ort Art der Beschaffung prozentuale<br />
Nutzung<br />
ET-19 LaCoste-Romberg Gezeitengravimeter BFO DFG 100%<br />
ET-11 LaCoste-Romberg Gezeitengravimeter BFO Dauerleihgabe UCLA 100%<br />
STS-1 3-Komponenten Breitbandseismometer BFO Berufungsmittel Prof. 100%<br />
STS-2 3-Komponenten Breitbandseismometer BFO<br />
Wielandt, IfG Stuttgart<br />
DFG 100%<br />
Askania Bohrlochpendel BFO DFG 100%<br />
Horsfall Schlauchwaage BFO Haushalt BFO 100%<br />
Invardraht Extensometerarray BFO Haushalt BFO 100%<br />
Overhauser Magnetometer BFO Haushalt BFO 100%<br />
3-Komponenten Fluxgatemagnetometer BFO Haushalt BFO 100%<br />
Trimble GPS Empfänger BFO GIK 100%<br />
2 Paroscientific Mikrobarometer BFO Haushalt BFO 100%<br />
Weitere Meteorologiesensoren BFO Haushalt BFO 100%<br />
Mess-Infrastruktur<br />
Stollensystem mit exklusiven Nutzungsrechten BFO Gestattungsvertrag Fürst 100%<br />
<strong>für</strong> wissenschaftliche Zwecke<br />
von Fürstenberg<br />
Druckschleuse BFO Haushalt BFO 100%<br />
Hochgenaue Observatoriumsuhr BFO Haushalt BFO 100%<br />
Notstromagregat mit 8 kW Leistung BFO VW-Stiftung 100%<br />
LWL-basiertes LAN im Stollen BFO Haushalt BFO 100%<br />
3. Vorhandene Geräte<br />
Angabe aller <strong>für</strong> die wissenschaftlichen Arbeiten wesentlichen Geräte, die der Gruppe bisher zur Verfügung stehen<br />
und zu denen sie Zugang hat (Tabellarische Aufstellung der Geräte: Art und Funktion, Ort, Art der Beschaffung,<br />
prozentuale Nutzung).<br />
Alle am BFO installierten Geräte (Tabelle 3) registrieren im Dauerbetrieb. Die in der zweiten Tabellenhälfte aufgelisteten<br />
Geräte stehen dem BFO <strong>für</strong> kurzzeitige Messungen zur Verfügung.<br />
Externe Geräte, zu denen das BFO <strong>für</strong> episodische Messungen Zugang hat:<br />
Externe Messgeräte Ort<br />
Feldgravimeter GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe,<br />
GIS, <strong>Universität</strong> Stuttgart,<br />
<strong>Universität</strong> Jena,<br />
<strong>Universität</strong> Berlin<br />
Kreiselkompass GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Präzisionsnivellier GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Totalstation GIK, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
FG-5 Absolutgravimeter EOST, Strasbourg,<br />
BKG, Frankfurt,<br />
IfE, <strong>Universität</strong> Hannover
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 14<br />
4 Preis und Angebotsvergleich<br />
Da die Firma GWR weltweit der einzige Hersteller von<br />
Supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n ist, können keine Angebote<br />
verglichen werden. Deshalb entfallen die Punkte 4a-4c.<br />
Spezifikation und Leistung: Wir sind im Dialog mit dem<br />
Hersteller um eine Formulierung <strong>für</strong> unsere gewünschten<br />
spezifischen Geräteeigenschaften zu finden, die so lauten,<br />
dass der Hersteller in seiner Werkstatt überprüfen kann, ob<br />
das Gerät die Anforderungen des Auftraggebers erfüllt. Die<br />
Schwierigkeit dabei ist, dass die seismische Bodenunruhe<br />
in San Diego unvergleichlich grösser ist als am BFO.<br />
Wir haben uns auch schon vor der Antragstellung vergewissert,<br />
dass aktuell ausgelieferte Geräte von GWR (Baureihe:<br />
OSG) weiterhin die gewünschten Qualitätsmerkmale (Baureihe<br />
Compact) besitzen.<br />
Leistungskatalog (siehe auch Abschnitt 2d.)<br />
(1) Drift: Die Instrumentendrift ist kleiner als<br />
2µGal/a.<br />
(2a) Rauschpegel: Die spektrale Leistungsdichte<br />
(PSD) des Instrumentenrauschens an seismisch<br />
ruhigen Tagen ist im Frequenzband 2-7<br />
mHz kleiner als 4 × 10 −18 (m/s 2 ) 2 /Hz<br />
(2b) Die PSD kreuzt das NLNM (Peterson, 1993)<br />
oberhalb von 0.8 mHz.<br />
(3a) Die Frequenz aller parasitären Moden ist<br />
grösser als 10 mHz.<br />
(3b) Die parasitären Moden werden nur durch<br />
menschliche Interaktionen angeregt.<br />
5 Verantwortliche <strong>für</strong> die Arbeitsgruppe<br />
Name <strong>Institut</strong>ion<br />
Prof. B. Heck, Geodätisches <strong>Institut</strong>, <strong>Universität</strong> Karlsruhe (GIK)<br />
Prof. F. Wenzel, <strong>Geophysik</strong>alisches <strong>Institut</strong>, <strong>Universität</strong> Karlsruhe (GPI)<br />
Prof. M. Joswig, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Geophysik</strong>, <strong>Universität</strong> Stuttgart (IfG)<br />
Prof. N. Sneeuw, Geodätisches <strong>Institut</strong>, <strong>Universität</strong> Stuttgart (GI)<br />
Preis: Das Angebot vom Hersteller (siehe Anlagen) liegt<br />
uns in US$ vor und unterliegt somit Wechselkursschwankungen.<br />
Wir haben nachfolgend den Wechselkurs vom 1.<br />
Aug. 2007 <strong>für</strong> die Währungskonversion angestzt.<br />
Angebot vom 13. März 2007<br />
Wechselkurs vom 1.8.2007: 1,3695 $/e<br />
(1) <strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong><br />
Kompressor<br />
Steuerungselektronik<br />
Datenerfassung<br />
Ersatz Kaltkopf<br />
weiteres Zubehör<br />
Trainingskurs in San Diego<br />
448.690e<br />
(2) Einfuhrumsatzsteuer (19%) 85.251e<br />
Total 533.941e
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 15<br />
6 Unterschriften und Datum
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 16<br />
Literatur<br />
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Kugler, S., Bohlen, T., Forbriger, T., Bussat, S., and Klein G.<br />
(2007). Scholte-wave tomography for shallow-water marine<br />
sediments. Geophys. J. Int. 168, 551-570.<br />
Kurrle, D. and Widmer-Schnidrig, R. (2006). Spatiotemporal<br />
features of the Earth’s background oscillations observed<br />
in central Europe. Geophys. Res. Lett. 33, L24304,<br />
doi:10.1029/2006GL028429.<br />
Lambotte, S., Rivera, L. and Hinderer, J. (2006). Rupture length<br />
and duration of the 2004 Aceh-Sumatra earthquake from<br />
the phases of the Earth’s gravest free oscillations. Geophys.<br />
Res. Lett. 33, L03307, doi:10.1029/2005GL024090.<br />
Lambotte, S. (2007). Vibrations propres basse fréquences at<br />
déformation de marée. Impact des hétérogénit´s locales et<br />
contribution à l’étude de la source des grands séismes.<br />
Thèse du doctorat. Université Louis Pasteur, Strasbourg.<br />
Laske, G. and Widmer-Schnidrig, R. (2007). Theory & Observations:<br />
Normal Modes & Surface Wave Measurements. Treatise<br />
on Geophysics, Vol. 1: Seismology and structure of the<br />
Earth, B. Romanowicz and A. Dziewonski, Editors. Elsevier,<br />
in press.<br />
Müller, T. and W. Zürn (1983). Observation of gravity changes during<br />
the passage of cold fronts. J. Geophys.. 53: 155–162.<br />
Neuberg, J., Hinderer, J., Zürn, W. (1987). Stacking gravity tide<br />
observations in Central Europe for the retrieval of the<br />
complex eigenfrequency of the Nearly Diurnal Free Wobble.<br />
Geophys. J. R. astron. Soc., 91: 853–868.<br />
Neuberg, J., Hinderer, J., Zürn, W. (1990). On the complex eigenfrequency<br />
of the ’Nearly Diurnal Free Wobble’ and its<br />
geophysical interpretation. In: Variations in Earth Rotation<br />
( McCarthy, D. D.; Carter, W. E., Eds.), Geophysical Monograph,<br />
59, IUGG volume 9, AGU and IUGG, Washington<br />
D.C., 11–16.<br />
Neumann, U., Zürn, W. (1999). Gravity signals from waves in the<br />
atmosphere and their modeling. Bull. Inf. Marées Terrestres,<br />
131: 10139–10152.<br />
Neumeyer J., Hagedorn, J., Leitloff, J. and Schmidt, T. (2004) Gravity<br />
reduction with three-dimensional atmospheric pressure<br />
data for precise ground gravity measurements. J. of Geodyn.,<br />
38: 437–450.<br />
Neumeyer J., F. Barthelmes, O. Dierks, F. Flechtner, M. Harnisch,<br />
G. Harnisch, J. Hinderer, Y. I-manishi, C. Kroner, B.<br />
Meurers, S. Petrovic, Ch. Reigber, R. Schmidt, P. Schwintzer,<br />
H.-P. Sun, H. Virtanen (2006). Combination of temporal<br />
gravity variations resulting from superconducting gravimeter<br />
(SG) recordings, GRACE satellite observations and
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 17<br />
global hydrology models. J. Geodesy, 79, 573–585, DOI<br />
10.1007/s00190-005-0014-8.<br />
D’Oreye, N., Zürn, W. (2005). Very high resolution long-baseline<br />
water-tube tiltmeter to record small signals from Earth free<br />
oscillations up to secular tilts Rev. Sci. Instr., 76, 2, pp.<br />
024501 1–12.<br />
D’Oreye, N., Zürn, W. (2006). Quarter-Diurnal tides observed with<br />
a long-base water-tube tiltmeter in the Grand Duchy of Luxembourg.<br />
J. Geodynamics, 41, 175–182.<br />
Peterson, J. (1993). Observations and modeling of seismic background<br />
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Plag, H.-P. (1997). Chandler Wobble and Pole Tide in Relation to<br />
Interannual Atmosphere-Ocean Dynamics. In: Tidal Phenomena<br />
(Eds. H. Wilhelm, W. Zürn, H.-G. Wenzel), Lecture<br />
Notes in Earth Sciences, 66: 183–218, Springer, Heidelberg.<br />
Polom U., S. Stange, K. Bram, W. Brüstle, and T. Forbriger (2006).<br />
Normative Klassifizierung des Untergrundes durch Messungen<br />
der geschwindigkeit an der Erdbebenstation Lerchenberg<br />
(Baden-Württemberg). Geologisches Jahrbuch, Reihe<br />
E, Heft 56, ISBN 3-510-95957-4, Seiten 5-37.<br />
Polzer, G., Zürn, W. and Wenzel, H.-G. (1996). NDFW Analysis<br />
of Gravity, Strain and Tilt Data from BFO. Bull. Inf. Marees<br />
Terrestres, 125, 9546–9557.<br />
Richter, B., H.-G. Wenzel, W. Zürn and F. Klopping (1995). From<br />
Chandler wobble to free oscillations: comparison of cryogenic<br />
gravimeters and other instruments in a wide period<br />
range. Phys. Earth planet. Inter. 91, 131–148.<br />
Richter, B., Zürn, W. (1988). Chandler Effect and Nearly Diurnal<br />
Free Wobble as Determined from Observations with a<br />
Superconducting <strong>Gravimeter</strong>. Proc. IAU Symposium, 128:<br />
Coolfont, Virginia 1986: The Earth’s Rotation and Reference<br />
Frames for Geodesy and Geodynamics (A. K. Babcock and<br />
G. A. Wilkins, Eds.), IAU, 309–315.<br />
Ritter, J.R.R., Balan, S.F., Bonjer, K.P., Diehl, T., Forbriger, T.,<br />
Mărmureanu, G., Wenzel, F. and Wirth, W. (2005). Broadband<br />
urban seismology in the Bucharest metropolitan area.<br />
Seism. Res. Lett., 76(5), 574-580.<br />
Rogister, Y. (2003). Splitting of seismic-free oscillations and of the<br />
Slichter triplet using the normal mode theory of a rotating,<br />
ellipsoidal Earth. Physics of the Earth and Planetary Interiors,<br />
140, 169–182.<br />
Rosat, S., Sato, T., Imanishi, Y., Hinderer, J., Tamura, Y.,<br />
McQueen, H. and Ohashi, M., (2005). High resolution<br />
analysis of the gravest seismic normal modes after<br />
the 2004 Mw=9 Sumatra earthquake using superconducting<br />
gravimeter data. Geophys. Res. Lett., 32, L13304,<br />
doi:10.1029/2005GL023128.<br />
Rydelek, P. A., Zürn, W., Hinderer, J. (1991). On Tidal Gravity,<br />
Heat-Flow and Lateral Heterogeneities Phys. Earth Planet.<br />
Inter., 68, 215–229.<br />
Steffen, H., Kuhlmann, S., Jahr, T. and Kroner, C. (2006). Numerical<br />
modelling of the barometric pressure-induced noise<br />
in horizontal components for the observatories Moxa and<br />
Schiltach. J. Geodyn., 41, 242–252.<br />
Van Camp, M. (1999). Measuring seismic normal modes with the<br />
GWR C021 superconducting gravimeter. Phys. Earth planet.<br />
Inter., 116: 81–92.<br />
Westerhaus, M., Zschau, J. (2001). No clear evidence for temporal<br />
variations of tidal tilt prior to the 1999 Izmit and Düzce<br />
earthquakes in NW-Anatolia. J. Geodetic Soc. Japan, 47,<br />
448–455.<br />
Widmer, R., Masters, G., Gilbert, F. (1992). Observably split multiplets<br />
- data analysis and interpretation in terms of largescale<br />
aspherical structure. Geophys. J. Int., 111: 559–576.<br />
Widmer, R., Zürn, W. (1992). Bichromatic excitation of long-period<br />
Rayleigh and air waves by the Mount Pinatubo and El<br />
Chichón volcanic eruptions. Geophys. Res. Lett. 19: 765–<br />
768.<br />
Widmer, R., W. Zürn and T. G. Masters (1992). Observation of<br />
Low Order Toroidal Modes from the 1989 Macquarie Rise<br />
Event. Geophys. J. Int., 111: 226–236.<br />
Widmer-Schnidrig, R. (2002). Application of regionalized multiplet<br />
stripping to retrieval of aspherical structure constraints,<br />
Geophys. J. Int., 148, 201–213.<br />
Widmer-Schnidrig, R. (2003). What can Superconducting <strong>Gravimeter</strong>s<br />
contribute to normal mode seismology?. Bull. Seismol.<br />
Soc. Am. 93, 1370–1380.<br />
Widmer-Schnidrig, R. (2005). Installation und Isolation von STS-2<br />
Seismometern - Plädoyer <strong>für</strong> den Einsatz von Gabbroplatte/Kochtopf<br />
Abschirmung beim GRF upgrade. Technischer<br />
Bericht <strong>für</strong> die Arbeitsgruppe Seismologie.<br />
Wielandt, E. and Widmer-Schnidrig, R. (2002). Seismic sensing<br />
and data acquisition in the GRSN, Ten Years of the German<br />
Regional Seismic Network (GRSN), Wiley-Vch publisher,<br />
Edited by Michael Korn. 73–83.<br />
Zaske, J., Zürn, W., Wilhelm, H. (2000). NDFW Analysis of<br />
Borehole Water Level Data from the Hot-Dry-Rock Test<br />
Site Soultz-sous-Forets. Bull. Inf. Marees Terrestres, 132,<br />
10241–10269.<br />
Zürn, W., (1994) Local Observation and Interpretation of Geodynamic<br />
Phenomena Acta Geod. Geophys. Hung., 29 (3-4),<br />
339–362.<br />
Zürn, W., Rydelek, P. A. (1994) Revisiting the Phasor - Walkout<br />
Method for Detailed Investigation of Harmonic Signals in Time<br />
Series Surveys in Geophysics, 15, 409–431.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R. (2002). Globale Eigenschwingungen<br />
der Erde Physik - Journal, (Physikal. Blätter) 10, 49–55.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R. (2003). Vertical acceleration noise<br />
at seismic frequencies. Cah. Centre Europ. Geodyn.<br />
Seismol., 22, 123–127.<br />
Zürn, W. and Wielandt, E. (2007). On the minimum of vertical<br />
seismic noise near 3 mHz. Geophys. J. Int. 168: 647–658.<br />
Zürn, W., Richter, B., Rydelek, P. A., Neuberg, J. (1987).<br />
Comment: Detection of inertial gravity oscillations in the<br />
Earth’s core with a superconducting gravimeter at Brussels.<br />
Phys.Earth planet.Inter. 49: 176–178.<br />
Zürn, W., Rydelek, P. A., Richter, B. (1986). The Core-resonance<br />
Effect in the Record from the Superconducting <strong>Gravimeter</strong><br />
at Bad Homburg. Proc. 10th Int. Symp. Earth Tides, Madrid<br />
1985 (Ed. R. Vieira), Cons. Sup. Invest. Cient., Madrid,<br />
141–147
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 18<br />
Zürn, W., Richter, B., Rydelek, P. A., Neuberg, J., 1987 Comment:<br />
Detection of inertial gravity oscillations in the Earth’s core<br />
with a superconducting gravimeter at Brussels. Phys. Earth<br />
Planet. Inter., 49, 176–178.<br />
Zürn, W., H.-G. Wenzel and G. Laske (1991). High Quality Data<br />
from LaCoste-Romberg <strong>Gravimeter</strong>s with Electrostatic<br />
Feedback: A Challenge for Superconducting <strong>Gravimeter</strong>s.<br />
Bull. Inf. Marées Terrestres 110, 7940–7952.<br />
Zürn, W. and Widmer, R. (1995). On noise reduction in vertical<br />
seismic records below 2 mHz using local barometric pressure.<br />
Geophys. Res. Lett. 22, 3537–3540.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R., Bourguignon, S. (1999). Efficiency<br />
of Air Pressure Corrections in the BFO-Records of<br />
the Balleny Islands Earthquake, March 25, 1998. Bull. Inf.<br />
Marées Terrestres, 131: 10183–10194.<br />
Zürn, W., Laske, G., Widmer-Schnidrig, R. and Gilbert, J.F.<br />
(2000). Observation of Coriolis coupled modes below 1<br />
mHz, Geophys. J. Int., bf 143, 113–118.<br />
Zürn, W. and Wielandt, E. (2007). On the minimum of vertical<br />
seismic noise near 3 mHz. Geophys. J. Int. 168: 647–658.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R. (2002). Globale Eigenschwingungen<br />
der Erde Physik - Journal, (Physikal. Blätter) 10, 49–55.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R. (2003). Vertical acceleration noise<br />
at seismic frequencies. Cah. Centre Europ. Geodyn.<br />
Seismol., 22, 123–127.<br />
Zürn, W., Exß, J., Steffen, H., Kroner, C., Jahr, T., Westerhaus,<br />
M. (2007). On Reduction of Long Period Horizontal Seismic<br />
Noise Using Local Barometric Pressure. accepted by Geo-<br />
phys. J. Int.
Wissenschaftliche Lebensläufe<br />
Prof. Bernhard Heck<br />
Prof. Nico Sneeuw<br />
Dr. Thomas Forbriger<br />
Dr. Malte Westerhaus<br />
Dr. Rudolf Widmer-Schnidrig<br />
Dr. Walter Zürn
Curriculum vitae - Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.h.c. Bernhard Heck<br />
Position Professor, Geodetic <strong>Institut</strong>e, University of Karlsruhe<br />
Address Geodetic <strong>Institut</strong>e, University of Karlsruhe, Englerstr. 7, D-76128 Karlsruhe, Germany.<br />
Tel. +49-721-608-3674(Office), E-mail: heck@gik.uni-karlsruhe.de;<br />
Secretary: Mrs. D. Bracko (Tel. +49-721-608-3668, Fax 49-721-608-6808,<br />
e-mail: diana@gik.uni-karlsruhe.de;)<br />
Education and degrees<br />
1974 Diplom-Ingenieur in Geodesy, University of Karlsruhe<br />
1979 Dr.-Ing. in Geodesy from Faculty of Civil Engineering and Geodesy, University of Karlsruhe<br />
1984 Habilitation in Geodesy, University of Karlsruhe<br />
Academic positions<br />
1974 - 1979 Research Assistant at the Geodetic <strong>Institut</strong>e, University of Karlsruhe<br />
1979 – 1985 Associate Professor (Hochschulassistent) at the Geodetic <strong>Institut</strong>e, University of<br />
Karlsruhe<br />
1985 - 1991 Associate Professor (Privatdozent) at the Geodetic <strong>Institut</strong>e, University of Stuttgart;<br />
research stays at Faculteit der Geodesie TU Delft, and Dept. of Geodetic Science and<br />
Surveying, Ohio, State University, Columbus/OH, USA<br />
since 1991 Full Professor (Physical and Satellite Geodesy) at the Geodetic <strong>Institut</strong>e of the<br />
University of Karlsruhe<br />
Research<br />
Physical Geodesy: terrestrial and spaceborne gravity field determination, geodetic boundary value<br />
problems, vertical reference systems, modelling of topographic-isostatic effects.<br />
Satellite Geodesy: GPS positioning (mitigation of errors due to multipath and atmospheric effects,<br />
antenna calibration; determination of precibitable water vapor from GPS signals).<br />
Mathematical Geodesy: textbook on geodetic reference systems; deterministic and stochastic models<br />
in geodetic deformation analysis, time series analysis of permanent GPS data.<br />
Interdisciplinary geodynamic projects: recent crustal movements in the regions of the Upper Rhine<br />
Graben and Antarctic Peninsula.<br />
About 130 scientific papers in refereed journals and Symposia Proceedings<br />
About 160 presentations at scientific meetings<br />
Supervisor of 15 PhD dissertations and 4 habilitations<br />
Responsibilities, awards, memberships<br />
1986 - 1991 Heisenberg Research Scholarship of the German Research Foundation (DFG). 1999 -<br />
2003 President of IAG Section IV – General Theory and Methodology. Since 1996 Study Dean for<br />
Geodesy and Geoinformatics at Karlsruhe University. Director of the Geoscientific Observatory in<br />
Schiltach/Black Forest (BFO) since 1999. Member of the EUCOR-URGENT Scientific Steering<br />
Committee since 2001. Since 2004 Spokesman of the Scientific Advisory Board of the DGK (Deutsche<br />
Geodätische Kommission). 2006 Dr.h.c. at the Budapest University of Technology and Economics.<br />
5 relevant publications<br />
Heck, B.; Seitz, K.: A comparison of the tesseroid, prism and point-mass approaches for mass<br />
reductions in gravity field modelling. Journal of Geodesy, 81 (2007), 121-136<br />
Bischoff, W.; Heck, B.; Howind, J.; Teusch, A.: A procedure for estimating the variance function of<br />
linear models and for checking the appropriateness of estimated variances: a case study of GPS<br />
carrier-phase observations. Journal of Geodesy (2006) 79, 694 – 704<br />
Rozsa, S.; Heck, B.; Mayer, M.; Seitz, K.; Westerhaus, M.; Zippelt, K.: Determination of<br />
Displacements in the Upper Rhine Graben Area from GPS and Leveling Data. Int. J Earth Sci<br />
(Geol. Rundsch.) (2005) 94: 538 - 549<br />
Rozsa, Sz.; Mayer, M.; Westerhaus, M.; Seitz, K.; Heck, B.: Towards the determination of<br />
displacements in the Upper Rhine Graben area using GPS measurements and precise antenna<br />
modelling. Quaternary Science Reviews, 24 (2005), 425 - 438<br />
Adam,. F.; Dede, K.; Heck, B.; Kutterer, H.; Mayer, M.; Seitz, K.; Szucs, L.: GPS deformation<br />
measurements in the geodynamic test network Soskut. Periodica Polytechnica, Ser. Civ. Eng.<br />
Vol. 46, No 2 (2003), 169 – 177
Curriculum Vitae - Prof. Dr.-Ing. Nico Sneeuw<br />
Position Professor, <strong>Institut</strong>e of Geodesy, <strong>Universität</strong> Stuttgart<br />
Address <strong>Institut</strong>e of Geodesy, <strong>Universität</strong> Stuttgart, Geschwister-Scholl-Str. 24D, D-70174<br />
Stuttgart, Germany. Tel. +49 / 711-685-83389(Office), E-mail: sneeuw@gis.unistuttgart.de<br />
Secretary: Mrs. A. Vollmer (Tel. +49 / 711-685-83390, Fax 49 / 711-685-83285,<br />
e-mail: gis@gis.uni-stuttgart.de)<br />
Education and degrees<br />
1989 Dr.-Ing. in Geodesy, graduation cum laude, Faculty of Geodetic Engineering,<br />
Delft University of Technology, The Netherlands<br />
2000 PhD cum laude (Dr.-Ing. mit Auszeichnung), Technische <strong>Universität</strong> München<br />
Academic positions<br />
1990–1993 Research Assistant, Fac. of Geodetic Engineering, Delft University of Technology, NL<br />
1993–2001 Research Associate, Inst. F. Astr. u. Phys. Geodäsie, TU München<br />
2001–2005 Assistant Professor, Dept. of Geomatics Engineering, University of Calgary, Canada<br />
2005–2009 Adjunct Professor, Dept.of Geomatics Engineering, University of Calgary, Canada<br />
2005–present Professor, Head, <strong>Institut</strong>e of Geodesy, <strong>Universität</strong> Stuttgart<br />
Research<br />
Physical Geodesy, spaceborne gravimetry, gravity field and geoid modelling, vertical datums, microgravimetry,<br />
future gravity field satellite mission design, geodetic-hydrometeorological modelling of<br />
continental water budgets, geodetic-oceanographic ocean monitoring, dynamic satellite geodesy,<br />
formation flying<br />
About 35 scientific papers in refereed journals and symposia proceedings<br />
About 100 presentations at scientific meetings, 15 of which invited<br />
Supervisor of 3 PhD dissertations<br />
Responsibilities, awards, memberships<br />
Associate Dean of programmes Geodäsie & Geoinformatik and GEOENGINE, 09.2006–present<br />
Elected Fellow of the International Association of Geodesy (IAG), 2003<br />
Member of the editorial board of Journal of Geodesy, 2004–present<br />
Member of the editorial board of Studia Geophysica et Geodaetica, 2006–present<br />
Chair of AK7 (working group 7), Experimentelle, Angewandte und Theoretische Geodäsie, within DVW<br />
(Gesellschaft <strong>für</strong> Geodäsie, GeoInformation und LandManagement), 2005–present<br />
Full member of the Deutsche Geodätische Kommission (DGK), since November 2005<br />
Chair of DGK-working group Theoretische Geodäsie, since November 2006<br />
Humboldt Research Fellowship, Alexander von Humboldt Foundation, Germany, 2004<br />
5 relevant publications<br />
Sneeuw N, J Flury, R Rummel (2005). Science requirements on future missions and simulated<br />
mission scenarios, Earth, Moon and Planets 94(1-2):113–142, DOI 10.1007/s11038-005-7605-7<br />
Gruber C, D Tsoulis, N Sneeuw (2005). CHAMP accelerometer calibration by means of the equation of<br />
motion and an a-priori gravity model, ZfV 130(2):92–98<br />
Sneeuw N, H Schaub (2005). Satellite clusters for future gravity field missions, in: C Jekeli, L Bastos, J<br />
Fernandes (eds.) Gravity, Geoid and Space Missions, IAG symposium 129, pp 12–17, Springer<br />
Verlag<br />
Sneeuw N, Ch Gerlach, L Földváry, Th Gruber, Th Peters, R Rummel, D vehla (2004). One year of<br />
time-variable CHAMP-only gravity field models using kinematic orbits, in: F Sansò (ed.) A Window<br />
on the Future of Geodesy, IAG symposium 128, pp 288–293, Springer Verlag<br />
Sneeuw N (2003). Space-Wise, Time-Wise, Torus and Rosborough Representations in Gravity Field<br />
Modelling, Space Science Reviews 108(1–2):37–46, DOI 10.1023/A:1026165612224
Curriculum vitae – Dr. Thomas Forbriger<br />
Position Scientist (Akademischer Rat), Geophysical <strong>Institut</strong>e, University of Karlsruhe (TH).<br />
Address Black Forest Observatory (BFO), Heubach 206, D-77709 Wolfach.<br />
Tel. +49-7836 2151, Fax +49-7826 7650<br />
E-mail: Thomas.Forbriger@gpi.uni-karlsruhe.de<br />
Education and degrees<br />
1996 Diploma in Physics, University of Stuttgart<br />
2001 Dr. rer. nat., Faculty of Geo- and Biosciences, University of Stuttgart<br />
Academic positions<br />
1996 - 2000 Researcher, <strong>Institut</strong>e of Geophysics, University of Stuttgart<br />
2000 - 2003 Assistent Professor (Hochschulassistent), <strong>Institut</strong>e for Meteorology and Geophysics,<br />
Johann Wolfgang Goethe University Frankfurt/Main<br />
since 2003 Scientist at the Black Forest Observatory, Akademischer Rat am <strong>Geophysik</strong>alischen<br />
<strong>Institut</strong> der <strong>Universität</strong> Karlsruhe (TH)<br />
Research<br />
Development of methods for the interpretation of seismic data: Inversion of complete shallow seismic<br />
wavefields. Application of shallow seismic wavefield inversion to marine datasets and seismic<br />
mircozonation. Quantitative modelling of observed seismic waveforms in strongly dissipating media.<br />
Surface wave tomography in shallow seismic applications. Inversion of regional Love waves for the<br />
structure beneath Bucharest city. Quantitative interpretation of seismic background noise. Quantitative<br />
interpretation of long period seismic tilt.<br />
Improvement of broad-band seismic recordings: Reducing magnetic field induced noise in recordings<br />
from leaf-spring seismometers. Improvement of installation procedures for broad-band seismic<br />
sensors. Evaluation of long period recording equipment and design of observatory quality analog<br />
signal filters and amplifiers.<br />
Responsibilities, awards, memberships<br />
1996 - 2000 Maintenance of the seismic broad-band station STU, contributions to a SeisComP<br />
prototype installation<br />
2000 - 2003 Maintenance of the seismic broad-band station TNS (German Regional Seismic<br />
Network)<br />
since 2003 Operation and maintenance of the Black Forest Observatory with about 20 permanent<br />
long period geodynamic sensors<br />
2006 Günter Bock Award of the German Geophysical Society for excellent scientific<br />
publications<br />
Member of the German Physical Society (DPG)<br />
Member of the German Geophysical Society (DGG)<br />
5 relevant publications<br />
Forbriger, T., 2007. Reducing magnetic field induced noise in broad-band seismic recordings.<br />
Geophys. J. Int., 169, 240-258.<br />
Forbriger, T. and Friedrich, W., 2005. A proposal for a consistent parameterization of earth models<br />
Geophys. J. Int., 162(2), 425-430.<br />
Forbriger, T., 2003. Inversion of shallow-seismic wavefields: I. Wavefield transformation. Geophys. J.<br />
Int., 153, 719-734.<br />
Forbriger, T., 2003. Inversion of shallow-seismic wavefields: II. Inferring subsurface properties from<br />
wavefield transforms. Geophys. J. Int., 153, 735-752<br />
Wielandt, E. and Forbriger, T., 1999. Near-field seismic displacement and tilt associated with the<br />
explosive activity of Stromboli Annali di Geofisica, 42(3), 407-416
Curriculum vitae - Dr. Malte Westerhaus<br />
Position Researcher (Wissenschaftlicher Angestellter), Geodetic <strong>Institut</strong>e, Karlsruhe University.<br />
Address Geodetic <strong>Institut</strong>e, University of Karlsruhe, Englerstr. 7, D-76128 Karlsruhe, Germany.<br />
Tel. +49-721-608-3673(Office), E-mail: westerhaus@gik.uni-karlsruhe.de;<br />
Education and degrees<br />
1986 Diploma in Geophysics, Hamburg University<br />
1995 Ph.D. in Geophysics, Faculty of mathematics and natural sciences, Kiel University<br />
Academic positions<br />
1986 – 1993 Research assistant at the Geophysical <strong>Institut</strong>e of Kiel University<br />
1993 – 1999 Research assistant at the GeoForschungsZentrum Potsdam<br />
Since 1999 Researcher at the Geodetic <strong>Institut</strong>e of Karlsruhe University<br />
Research<br />
earth tides: analysis of earth tidal anomalies near crustal faults and cavities, long term stability of earth<br />
tidal parameters.<br />
analysis of environmental noise: investigation of physics of seismic noise in horizontal components,<br />
study of poroelastic deformation of the ground due to infiltration of water and effects on tilt<br />
measurements and seismicity<br />
geodynamical analyses: interpretation of tilt measurements along crustal fault and volcanoes, 3D<br />
numerical modelling of the deformation of Merapi Volcano due to internal and external forces, recent<br />
crustal movements in the Upper Rhine Graben Area (EUCOR-URGENT), detection of ground<br />
movements by InSAR (Dead Sea) and integration of InSAR observations into the geodetic<br />
deformation analysis.<br />
About 29 scientific papers in refereed journals and Symposia Proceedings<br />
About 44 presentations at scientific meetings<br />
Responsibilities, awards, memberships<br />
Member of the American Geophysical Union (AGU) since 1997<br />
5 relevant publications<br />
Rozsa, S., Heck, B., Mayer, Seitz, M., Westerhaus, M., Zippelt, K.: Determination of displacements in<br />
the Upper Rhine Graben Area from GPS and Leveling Data. International Journal of Earth<br />
Sciences – EUCOR-URGENT Special Issue, Issue: Volume 94, Number 4, 538-549, 2005.<br />
Westerhaus, M., Wyss, M., Yilmaz, R., Zschau, J.: Correlating variations of b values and crustal<br />
deformations during the 1990s may have pinpointed the rupture initiation of the Mw=7.4 Izmit<br />
earthquake of 1999 August 17. Geophys. J. Int., 148, 139 – 152, 2002.<br />
Westerhaus, M., Welle, W.: Environmental effects on tilt measurements at Merapi volcano. Bull. Inf.<br />
Marees Terrestres, 137, 10917 – 10926, 2002.<br />
Westerhaus, M., Zschau, J.: No clear evidence for temporal variations of tidal tilt prior to the 1999<br />
Izmit and Düzce earthquakes in NW-Anatolia. J. Geod. Soc. Japan, 47 448-455, 2001.<br />
Westerhaus, M., Zürn, W.: On the use of earthtides in geodynamic research. J. Geod. Soc. Japan,<br />
47, 1-9, 2001.
Curriculum vitae – Dr. Rudolf Widmer-Schnidrig<br />
Position Researcher (Wissenschaftlicher Angestellter), <strong>Institut</strong>e of Geophysics, Stuttgart<br />
University.<br />
Address Black Forest Observatory (BFO), Heubach 206, D-77709 Wolfach.<br />
Tel. +49-7836 2151, Fax +49-7826 7650<br />
E-mail: widmer@geophys.uni-stuttgart.de<br />
Education and degrees<br />
1985 Diploma in Geophysics (Dipl. Natw.), Swiss Federal <strong>Institut</strong>e of Technology (ETHZ)<br />
1991 Ph.D. in Geophysics, <strong>Institut</strong>e of Geophysics and Planetary Physics (IGPP), Scripps <strong>Institut</strong>ion<br />
of Oceanography, University of California San Diego, San Diego, California, U.S.A.<br />
Academic positions<br />
1982 - 1983 Research Assistant at Arizona State University, Tempe, Arizona, U.S.A.<br />
1985 – 1991 Research Assstant at <strong>Institut</strong>e of Geophysics and Planetary Physics, UCSD, San<br />
Diego, California, U.S.A.<br />
1991 - 1998 Researcher, SFB 108, <strong>Institut</strong>e of Geophysics, Karlsruhe University.<br />
1998 - 2000 Postdoctoral Researcher, <strong>Institut</strong>e of Geophysics and Planetary Physics (IGPP),<br />
UCSD, San Diego, California, U.S.A.<br />
since 2000 Researcher at the Black Forest Observatory (Wissenschaftlicher Angestellter am<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Geophysik</strong>, <strong>Universität</strong> Stuttgart)<br />
Research<br />
Free oscillation seismology: analysis of free oscillations for the estimation of degenerate mode<br />
frequencies and attenuation rates. Inversion of mode frequencies for refined models of the spherically<br />
averaged elastic and anelastic Earth structure. Analysis of mode splitting and subsequent inference of<br />
long wavellength heterogeneous mantle and core structure.<br />
Seismic sensor evaluation: inverstigation of optimal shielding from environmental noise sources for<br />
broad-band seismic sensors. Development of methods to correct vertical component free oscillation<br />
spectra for the effect of local atmospheric presseure.<br />
Development of geophysical sensors: construction of an infrasound detector based on a fiber optic<br />
interferometer.<br />
About 24 scientific papers in refereed journals and Symposia Proceedings<br />
About 45 presentations at scientific meetings<br />
Supervisor of 1 Ph.D. dissertation<br />
Responsibilities, awards, memberships<br />
1994 - 1995 Recipient of stipend from the Swiss Academy of Sciences<br />
1998 - 2000 Green Scholar, <strong>Institut</strong>e of Geophysics and Planetary Physics (IGPP), UCSD, San<br />
Diego, California, U.S.A.<br />
since 2000 Operation and maintenance of the Black Forest Observatory with about 20 permanent<br />
long period geodynamic sensors.<br />
since 2006 member of the SEIS/EXOMARS science team for the deployment of a broad-band<br />
seismometer on planet Mars.<br />
since 1985 Member of the American Geophysicsl Union (AGU)<br />
since 1992 Member of the German Geophysical Society (DGG)<br />
5 relevant publications<br />
Widmer, R. and Masters, G. and Gilbert.: Spherically symmetric attenuation within the Earth from<br />
normal mode data. Geophys. J. Int. 104, 541 – 553.<br />
Widmer, R. and Masters, G. and Gilbert, F.: Observably split multiplets -- data analysis and<br />
interpretation in terms of large-scale aspherical structure. Geophys. J. Int. 1992, 111, 559 – 576.<br />
Widmer, R. and Zürn, W.: Bichromatic excitation of long-period Rayleigh and air waves by the Mount<br />
Pinatubo and the El Chichon volcanic eruptions. Geophys. Res. Lett. 1992, 19, 765 – 768.<br />
Widmer-Schnidrig, R.: Application of regionalized multiplet stripping to retrieval of aspherical<br />
structure constraints. Geophys. J. Int. 2002, 148, 201 – 213.<br />
R. Widmer-Schnidrig.: What can Superconducting <strong>Gravimeter</strong>s contribute to normal mode<br />
seismology? Bull. Seismol. Soc. Am. 2003, 93, 1370 – 1380.
Curriculum vitae – Dr. Walter Zürn<br />
Position Akademischer Direktor, i.R., <strong>Institut</strong>e of Geophysics, Karlsruhe University.<br />
Address Black Forest Observatory (BFO), Heubach 206, D-77709 Wolfach.<br />
Tel. +49-7836 2151, Fax +49-7826 7650<br />
E-mail: walter.zuern@gpi.uni-karlsruhe.de<br />
Education and degrees<br />
1963 Diploma in physics, Stuttgart University<br />
1970 Dr. of Science (Dr. rer. Nat.), Stuttgart University<br />
Positions<br />
1964 - 1970 Scientific assistant, <strong>Institut</strong>e of Geophysics, Stuttgart<br />
1970 - 1973 Postdoctorate Res. Geophysicist, IGPP, UCLA.<br />
1971 - 1972 Senior scientific leader, Amundsen-Scott South Pole station (geogr. South Pole)<br />
1974 - 1998 Acad.- and Senior Acad.-Council, Geophys. Inst., Karlsruhe University and BFO<br />
1998 Academic Director<br />
since 2002 Retirement<br />
Research<br />
Free oscillations of the Earth, Tides, Gravity variations, Interactions between Earth and atmosphere.<br />
Responsibilities<br />
1977 - 1993 President, geophysics sec. of working group on geodesy and geophysics in Germany<br />
1981 - 1993 Leader of subproject in Special Research Project 108 ``Stress and stressmodifications<br />
in the lithosphere’’.<br />
1986 – 2002 Member of steering committee Gräfenberg (presiding in 1988, 1992, 1998).<br />
1992 Member of German delegation (7) in physical volcanology to Java, Indonesia.<br />
1993 Member of German seismological delegation (10) to People’s Republic of China.<br />
Awards<br />
1976 Naming of "ZURN PEAK" in Mary Byrd Land, Antarctica<br />
1977 Antarctica Service medal, U.S.A.<br />
1999 Citation for excellence in reviewing by Am. Geophys. Union<br />
2004 Rebeur-Paschwitz-Medal, German Geophys. Soc. (DGG)<br />
8 relevant publications<br />
Müller, T., Zürn, W.: Observation of Gravity Changes During the Passage of Cold Fronts.<br />
J. Geophysics (1983) 53, 3, 155 – 162.<br />
Neuberg, J., Hinderer, J., Zürn, W.: Stacking gravity tide observations in Central Europe for the<br />
retrieval of the complex eigenfrequency of the Nearly Diurnal Free Wobble. Geophys. J. R. astr.<br />
Soc. (1987) 91, 853 – 868.<br />
Müller, G., Zürn, W., Lindner, K., Rösch, N.: Determination of the Gravitational constant by a<br />
hydroelectric-lake experiment. Phys. Rev. Let. (1989) 63, 2621 – 2624.<br />
Widmer, R., Zürn, W.: 1992. Bichromatic excitation of long-period Rayleigh and air waves by the<br />
Mount Pinatubo and El Chichon volcanic eruptions. Geophys. Res. Lett., (1992), 19, 8, 765 – 768.<br />
Richter, B., Wenzel, H.-G., Zürn, W.: Klopping, F., From Chandler Wobble to Free Oscillations:<br />
Comparison of Cryogenic <strong>Gravimeter</strong>s and Other Instruments in a Wide Period Range. Phys.<br />
Earth Planet. Int., (1995) 91, 131 – 148.<br />
Zürn, W., Widmer, R.: On noise reduction in vertical seismic records below 2 mHz using local<br />
barometric pressure. Geophys. Res. Lett., (1995) 22, 24, 3537 – 3540.<br />
Zürn, W., Laske, G., Widmer-Schnidrig, R., Gilbert, F.: Observation of Coriolis coupled modes below<br />
1 mHz. Geophys. J. Int. (2000) 143, 113 - 118.<br />
Zürn, W. and Wielandt, E.: On the minimum of vertical seismic noise near 3 mHz. (2007)<br />
Geophys. J. Int., 168, 647 - 658.
Betriebs- und Nutzungskonzept
Betriebs- und Nutzungskonzept<br />
1. Vorhandene und geplante Geräte<br />
<strong>für</strong> ein <strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong>s am BFO, Revision 3. August 2007<br />
Stellen Sie bitte in Bezug zum beantragten Gerät die vorhandene Ausstattung tabellarisch dar. Bitte alle Geräte<br />
mit entsprechender Funktion - ggf. auch anderen Leistungsdaten- aufführen, die an der Hochschule zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Es steht kein vergleichbares Gerät an den <strong>Universität</strong>en Karlsruhe oder Stuttgart zur Verfügung. Nachfolgend werden alle<br />
Sensoren des BFO, die in Bezug zur Messung der vertikalen Bodenverschiebung resp. der Änderung des Schwerefeldes<br />
stehen, tabelliert.<br />
Bezeichnung Funktion Besondere Eigenschaften<br />
LCR ET-19 LaCoste-Romberg Gezeitengravimeter.<br />
Astasierte Nulllängenfeder mit kapazitivem<br />
Wegaufnehmer<br />
Feedback.<br />
und elektrostatischen<br />
LCR ET-11 LaCoste-Romberg Gezeitengravimeter.<br />
Weitgehend baugleich mit ET-19.<br />
Streckeisen STS-1 Blattfeder Seismometer mit induktivem<br />
Wegaufnehmer und force-balance Feedback<br />
Streckeisen STS-2 Triaxiales Blattfederseismometer mit kapazitivem<br />
Wegaufnehmer und force-balance<br />
Feedback<br />
Johnson-Matheson<br />
6840<br />
Kurzperiodisches elektrodynamisches Vertikalseismometer<br />
mit induktivem Wegaufnehmer<br />
Trimble 4700 GPS Geodätischer GPS Empfänger und Antenne<br />
zur Positionsbestimmung.<br />
Parosci 6000-16B Absolutes Mikrobarometer mit Temperaturkompensation<br />
SG (GWR) <strong>Supraleitendes</strong> <strong>Gravimeter</strong>. Basiert auf<br />
magnetischer Levitation einer supraleitenden<br />
Kugel. Kapazitiver Wegaufnehmer mit<br />
elektromagnetischem Feedback.<br />
2. Darstellung des Nutzungs- und Betriebskonzepts<br />
z.B. dezentrale Nutzung in einzelnen Arbeitsgruppen<br />
oder zentrale Nutzung (core facility). Wie ist der Zugang<br />
zu dem Gerät geregelt? Wer ist verantwortlich <strong>für</strong> den<br />
Gerätebetrieb?<br />
Das beantragte Supraleitende <strong>Gravimeter</strong> soll kontinuierliche<br />
Daten mit hoher Qualität registrieren. Das bedeutet,<br />
dass der Besuch des Geräts durch Wissenschafter und<br />
1<br />
Mit diesem Gerät wurden über viele Jahre<br />
die Vorgängermodelle der heutigen SGs<br />
(Baureihe Compact und OSG) herausgefordert.<br />
Registriert erst seit 2007 am BFO.<br />
Empfindlichstes Seismometer zwischen 1<br />
mHz und 10 Hz. Das STS-1 am BFO definiert<br />
in mehreren Frequenzbändern sowohl<br />
vertikal als auch horizontal den weltweit<br />
niedrigsten, bisher erreichten Rauschpegel.<br />
Ergänzt STS-1 bei Frequenzen oberhalb 10<br />
Hz.<br />
Niedrigstes Eigenrauschen oberhalb 15Hz.<br />
Geeignet <strong>für</strong> säkulare Signale. Ergänzt Absolutschweremessungen.<br />
Erfasst atmosphärische Störsignale.<br />
Höchste Empfindlichkeit bei Frequenzen<br />
f
Betriebs- und Nutzungskonzept 2<br />
3. Personelle Voraussetzungen <strong>für</strong> den Gerätebetrieb<br />
Wieviel Personal (aufgelistet in wissenschaftliches,<br />
technisches und Verwaltungspersonal) ist <strong>für</strong> die angemessene<br />
Bedienung und Wartung des Gerätes erforderlich?<br />
Ist das Personal vorhanden? Welche Vorbildung<br />
hat das verfügbare Personal <strong>für</strong> die vorgesehenen<br />
Aufgaben? Wie soll fehlendes Personal bereitgestellt<br />
werden? Wieviel Personal (aufgelistet in wissenschaftliches,<br />
technisches und Verwaltungspersonal) ist <strong>für</strong> die<br />
angemessene Bedienung und Wartung des Gerätes erforderlich?<br />
Das Gerät soll möglichst lange registrieren und das<br />
4 Räumliche Voraussetzungen <strong>für</strong> den Gerätebetrieb<br />
Ausführliche Darstellung des vorgesehenen Gerätestandorts<br />
Das Untertagestollensystem welches dem BFO <strong>für</strong> den Betrieb<br />
von Messgeräten zur Verfügung steht ist in Abb. 1<br />
schematisch dargestellt. Das Supraleitende <strong>Gravimeter</strong> soll<br />
auf einem bereits vorbereiteten und auf Granit gegründeten<br />
Betonsockel in der Pendelkammer installiert werden, dort<br />
wo sich jetzt noch das Askania-Vertikalpendel befindet.<br />
Das Gerät soll kontinuierlich betrieben werden um die im<br />
Antrag unter Punkt 2 (Forschungsprojekte I - V) erwähnten<br />
Signale zu registrieren.<br />
Die Vorteile einer Installation im Messstollen des BFO sind:<br />
(1) Stabilität des Untergrundes. Das Stollensystem befindet<br />
sich in kompetentem Schwarzwaldgranit. (2) kein oder nur<br />
kleines hydrologisches Signal. (3) Installation hinter Druckschleuse.<br />
(4) Temperaturstabilität im Stollen.<br />
Jetzt schon im Stollen vorhandene Messinfrastruktur, von<br />
der das zu beschaffende SG profitieren wird, umfasst:<br />
(1) Unterbrechungsfreie Stromversorgung; (2) Vorinstallierte<br />
Lichtwellenleiter (LWL) <strong>für</strong> die Übertragung der Messdaten.<br />
LWL haben sich besonders als Massnahme gegen<br />
möglichst ohne menschliche Intervention. Absehbare Ausnahmen<br />
sind seltene Eichungen und Kühlkopfwartungen.<br />
Für die Bedienung und Wartung des Geräts sind ein Wissenschafter,<br />
ein Techniker und ein Bruchteil einer Verwaltungsstelle<br />
erforderlich. Alle drei Aufgaben können mit dem<br />
vorhandenen Personal abgedeckt werden.<br />
Personal (Dienststelle) Ausbildung<br />
Wissenschafter (BFO) Physikalische Ausbildung<br />
Techniker (BFO) Industriemeister Metall<br />
Sekretärin (GIK) Verwaltungsangestellte<br />
Überspannungen im Falle von Gewittern bewährt und haben<br />
so zu einer Verminderung von Datenausfällen geführt. (3)<br />
Hochgenaue GPS-geführte Observatoriumsuhr (Freilauffehler<br />
< 5 × 10 −8 ).<br />
Sind Baumaßnahmen notwendig/geplant?<br />
Weil wir erwarten, dass das Supraleitende <strong>Gravimeter</strong> häufiger<br />
besucht werden muss als unsere bisher installierten<br />
Sensoren, soll auf der Wittichener Strecke, kurz hinter der<br />
Abzweigung zur Pendelkammer eine zweite Druckschleuse<br />
eingebaut werden (siehe Abb. 1). Diese Maßnahme ist nicht<br />
erforderlich <strong>für</strong> den Betrieb des SGs. Wir erwarten aber,<br />
dass die Druckpulse, welche bei jedem Schleusendurchgang<br />
im Stollen auftreten, durch die zweite Schleuse derart<br />
abgemindert werden, dass sich Besuche des SGs nicht in<br />
den Daten der anderen Sensoren bemerkbar machen. Geplant<br />
ist, dass sowohl das Lacoste-Romberg <strong>Gravimeter</strong> als<br />
auch das Askania Gezeitenpendel versetzt werden und neu<br />
hinter der zweiten Druckschleuse installiert werden.<br />
Soll das Gerät temporär an einem anderen Ort genutzt<br />
werden?<br />
Nein.<br />
5 Voraussichtliche jährliche Betriebsstunden<br />
Dauerbetrieb ist angestrebt und da<strong>für</strong> ist das Gerät auch<br />
ausgelegt.
Betriebs- und Nutzungskonzept 3<br />
Abbildung 1: Stollenplan des Observatoriums. Über seine gesamte Länge von ca. 700m steigt der Stollen nur im Zugangsbereich<br />
zum Antongang leicht an. Im Bereich des Antongangs ist die Überdeckung durch kristallines Grundgebirge<br />
und Bundtsandstein 96m mächtig, bei der Pendelkammer 150m und zuhinterst 176m. Alle geophysikalischen Messgeräte<br />
befinden sich im Bereich hinter der Druckschleuse. Das Supraleitende <strong>Gravimeter</strong> soll in der Pendelkammer installiert<br />
werden, dort, wo jetzt noch das Askania-Gezeitenpendel betrieben wird. Die neue Druckschleuse (rot) wird noch im 2007<br />
eingebaut.<br />
6 Folgekosten<br />
Folgekosten können durch den Etat des Observatoriums abgedeckt<br />
werden. Der grösste absehbare Posten betrifft die<br />
Wartung des Kaltkopfes. Dieser unterliegt einer mechanischen<br />
Abnutzung und muss alle 2-4 Jahre vom Hersteller<br />
überarbeitet werden.<br />
Unterschrift des <strong>für</strong> die Angaben in diesem Beiblatt Verantwortlichen<br />
Datum, Unterschrift: Prof. Dr.-Ing. Bernhard Heck<br />
Dienstanschrift: Geodätisches <strong>Institut</strong>, <strong>Universität</strong> Karlsruhe<br />
Englerstraße 7, D-76131 Karlsruhe<br />
Tel: 0721 608 3674<br />
E-mail: heck@gik.uni-karlsruhe.de<br />
Betriebskosten, jährlich<br />
Energie ( 1.1 kW ) 1600e<br />
Unterhaltskosten<br />
Wartung Adsorber 1500e alle 3 Jahre<br />
Wartung Kaltkopf 2400e alle 2-4 Jahre<br />
Heliumgas zur<br />
Kaltkopfreinigung<br />
∼100epro Jahr
Angebot vom Hersteller<br />
GWR Instruments, Inc.<br />
San Diego, U.S.A.
Date: March 19, 2007<br />
Quote To:<br />
Black Forest Observatory Schiltach (BFO)<br />
Heubach 206<br />
D-77709 Wolfach<br />
Germany<br />
Tel: 049-7836-2151<br />
Fax: 049-7836-7650<br />
GWR<br />
INSTRUMENTS, Inc.<br />
PRICE QUOTATION<br />
Reference #: Germany_BFO_Dual_2007c_ OSG_070313_qte.doc<br />
Item<br />
Description<br />
1 I. GWR_OSG Observatory Dual Superconducting Gravity Sensor and<br />
Refrigeration System, including -<br />
• GSU-4A: Superconducting Gravity Sensing Unit (GSU) with dual<br />
spheres. One sphere will be standard mass between 4 to 6 grams; best<br />
effort will be made to make second mass as large as possible – but at<br />
least in range of 12 to 30 grams;<br />
• TM-7B: GWR Cryogenic Tiltmeters (with magnetic damping);<br />
• TCS-6: Automatic Tilt Compensation System;<br />
• HTK-4: Helium Transfer Kit;<br />
• Dewar head heater to prevent condensation<br />
• OGD-35L-S: Observatory SG Liquid Helium Dewar, 0-Boiloff while<br />
refrigeration system is operating;<br />
• OGD-35-REF: 4 Kelvin Refrigeration System and Vibration Isolation<br />
system. Includes the SHI Cryocooler Model SRDK-101E-A11E,<br />
manufactured to GWR specifications. Helium Compressor is aircooled.<br />
Vibration isolation assembly design allows easy removal of<br />
cryocooler for service Dewar Pressure controller maintains constant<br />
Dewar pressure while refrigeration system operates.<br />
2 II. Integrated Electronics and Data Acquisition System for Dual Sphere<br />
<strong>Gravimeter</strong>, including -<br />
• GEP-3A: <strong>Gravimeter</strong> Electronics Package;<br />
• TREE-4: Temperature regulated electronics package<br />
• DPS-4: Current Supply/Heater Pulser;<br />
• DDAS-3 OSG Digital Data Acquisition Package, including;<br />
1. GWR Instruments Data Acquisition Controller (DAC);<br />
2. Dual (2) High Resolution 7 Digit DVMs (Agilent 34420A Nano<br />
Volt Meters);<br />
Page 1<br />
Quote Provided by:<br />
GWR Instruments, Inc.<br />
Richard Warburton<br />
6264 Ferris Square Suite D<br />
San Diego CA 92121<br />
USA<br />
Phone: 858. 452.7655<br />
FAX: 858.452.6965<br />
Price US$<br />
$ 491,340<br />
$ 62,940
3. GEP-3 Remote Control Card with 16 bit A/D converter and<br />
multiplexer;<br />
4. Remote Control Computer Interface and software<br />
5. Voltage Transfer Standard<br />
6. Trimble GPS Receiver (Smart Antenna) with 30 meter cable;<br />
7. User Interface PC (UIPC) running Microsoft Windows;<br />
8. UIPC Data Acquisition Software;<br />
9. Gigabit Ethernet;<br />
10. Lightening protection (GPS signal and power, LAN interface);<br />
11. All necessary cabling.<br />
3 CEH-15M: Compressor extension hoses, 200 meters; or alternative method for<br />
operating and cooling the compressor inside the BFO mine<br />
4 GWR-OG 4KCS: Second (spare) GWR-OG 4 Kelvin Cryocooler System,<br />
includes coldhead, compressor, hoses, and GWR support arm. Allows coldhead<br />
exchange by minimally trained personnel.<br />
SUB-TOTAL<br />
Page 2<br />
$ 12,300<br />
$ 31,800<br />
US $ 598,380<br />
5 Installation and training by GWR personnel at customer’s site $ 9,700<br />
6 Training at GWR, San Diego for 3 persons for 7 days training, not including air<br />
travel, hotel, and per diem<br />
TOTAL<br />
$ 6,400<br />
US $ 614,480<br />
TOTAL US$.......614,480<br />
Terms and conditions:<br />
• All Prices are in US dollars (USD).<br />
• Total Price is DDU (Delivery Duty unpaid), Black Forest Observatory, Wolfach, Germany;<br />
and includes shipping and insurance to the installation site.<br />
• Delivery 9 to 12 months upon acceptance of order and letter of credit.<br />
• One year warranty period after completion date of installation.<br />
• Quote valid for 6 months.<br />
• Payment terms: Payment by irrevocable letter of credit; 90% paid upon delivery; and<br />
remaining 10% after successful installation and acceptance by customer.<br />
• All taxes, duties, VAT or other expenses are the responsibility of the purchaser.<br />
Authorized by:<br />
Richard Warburton
Empfehlungsschreiben<br />
Prof. Jacques Hinderer<br />
CNRS Research Director<br />
Secretary of the GGP
Sonderdrucke<br />
Emter, D., Wenzel, H.-G. and Zürn, W., (1999).<br />
Das Observatorium Schiltach.<br />
DGG Mitteilungen, 3, 2-15.<br />
Zürn, W., Widmer-Schnidrig, R. (2002).<br />
Globale Eigenschwingungen der Erde.<br />
Physik - Journal, 10, 49-55.
<strong>Geophysik</strong><br />
Globale Eigenschwingungen der Erde<br />
Elastische Schwingungen und Kreiselschwingungen der Erde erlauben Rückschlüsse<br />
auf das Erdinnere<br />
Walter Zürn und Rudolf Widmer-Schnidrig<br />
So wie Geigenbauer die Geheimnisse einer<br />
Stradivari zu entschlüsseln versuchen, indem<br />
sie ihren Klang, ihre Eigenschwingungen analysieren,<br />
erlauben die Eigenschwingungen der<br />
Erde als Ganzes Rückschlüsse über das Erdinnere.<br />
Erdbeben übernehmen dabei die Rolle<br />
des Geigenbogens. Darüber hinaus regen Gezeitenkräfte<br />
und die Wechselwirkung mit der<br />
Atmosphäre und den Ozeanen die Erde auch zu<br />
Kreiselschwingungen an, die weitere Einblicke<br />
in das Erdinnere ermöglichen.<br />
Die mechanischen Resonanzen eines Systems lassen<br />
sich mit zwei einfachen Methoden auffinden.<br />
Zum einen kann man das System aus der<br />
Ruhelage auslenken und loslassen; es kehrt dann mit<br />
freien, gedämpften Eigenschwingungen zurück. Zum<br />
anderen kann man das System harmonisch mit variabler<br />
Frequenz anregen und die Eigenschwingungen auf<br />
Grund der resonanten Reaktion finden, wobei die Art<br />
der Anregung zur Eigenschwingung passen muss. Hat<br />
man eine Theorie <strong>für</strong> diese Schwingungen zur Verfügung,<br />
lassen sich aus den Beobachtungen relevante<br />
Eigenschaften des Systems ermitteln.<br />
Wird als Beispiel eine frei aufgehängte Stahlkugel<br />
kurz mit einem Hammer angeschlagen, so klingt sie<br />
danach <strong>für</strong> einige Zeit: Die Kugel wurde durch den<br />
Schlag zu ihren freien elastischen Eigenschwingungen<br />
angeregt, deren Verschiebungen an der Oberfläche zur<br />
Abstrahlung akustischer Wellen führen. Die zugehörigen<br />
Eigenfrequenzen sind charakteristisch <strong>für</strong> die Kugel<br />
und hängen von ihrer Größe, Form, Dichte und<br />
Elastizität ab. Ersetzt man die Kugel durch die Erde,<br />
den Hammer durch ein starkes Erdbeben und unsere<br />
Ohren durch empfindliche Seismometer, so hat man<br />
das geophysikalische Analogon des Laborversuchs vor<br />
sich. Die Natur führt diesen Versuch häufig durch –<br />
leider oft mit katastrophalen Folgen –, und eine Aufgabe<br />
der Seismologie ist es, die elastischen Eigenschwingungen<br />
der Erde zu detektieren und daraus die typischen<br />
Eigenschaften der Erde zu ermitteln. Die Frequenzen<br />
liegen dabei zwischen 0,3 und etwa 20 mHz,<br />
wobei die obere Grenze nur durch Auswerteverfahren<br />
gegeben ist.<br />
Wird ein Spielkreisel in schnelle Rotation versetzt<br />
und seine Figurenachse kurz angestoßen, so führt die<br />
Achse kreisförmige Oszillationen, die Kreisel-Eigenschwingungen<br />
oder sog. freie Nutationen, aus. Deren<br />
© 2002 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/02/1010-49 $17.50+50/0<br />
Abb. 1:<br />
Signal eines Tiefherdbebens in Nordbolivien vom 9. Juni 1994,<br />
das am Observatorium Schiltach im Schwarzwald mit einem<br />
Breitbandseismometer registriert wurde. Die Zeitreihe dauert<br />
insgesamt 84 Stunden und erreicht eine größte Amplitude von<br />
25 mm/s (vertikale Bodengeschwindigkeit). Das auffälligste Signal<br />
sind die Rayleigh-Wellenzüge, die im 1,5-Stundenrhythmus<br />
aus wechselnden Richtungen auf dem Großkreis mit abnehmender<br />
Amplitude an der Station ankommen. Ein voller Umlauf um<br />
die Erde dauert etwa drei Stunden. Die schwache 12-Stunden-<br />
Schwingung im Hintergrund sind die elektronisch stark abgeschwächten<br />
Erdgezeiten.<br />
Eigenschaften werden durch Trägheitsmomente, Deformierbarkeit<br />
usw. bestimmt. Die Natur führt auch diesen<br />
Versuch mit der Erde als Kreisel dauernd durch, allerdings<br />
sind die Anregungen dabei kontinuierlich und<br />
bestehen aus breitbandigen Drehmomenten der Atmosphäre<br />
und Ozeane oder den quasiperiodischen Gezeitenkräften<br />
von Mond und Sonne.<br />
Neben diesen freien Schwingungen führt die feste<br />
Erde eine ganze Reihe von erzwungenen (quasi-)<br />
periodischen Schwingungen aus, z. B. die allgemeine<br />
Präzession der Erdachse mit einer Periode von 25765<br />
Jahren, die jährliche Polschwankung und die Gezeiten<br />
der festen Erde.<br />
Wie wir im Folgenden zunächst an den elastischen,<br />
dann an den Kreisel-Eigenschwingungen der Erde sehen<br />
werden, ermöglichen es die beobachteten Frequenzen<br />
und Gütefaktoren der freien Schwingungen, unsere<br />
Kenntnisse über die mechanischen Eigenschaften des<br />
Erdinneren zu verbessern. Die Amplituden und Phasen<br />
erlauben darüber hinaus Rückschlüsse auf die Anregungsmechanismen.<br />
Elastische Eigenschwingungen<br />
Nach dem extrem starken Erdbeben am 22. Mai<br />
1960 in Chile gelang es zum ersten Mal, Eigenschwingungen<br />
(Moden) der Erde mit verschiedenen langperiodischen<br />
Seismographen zu beobachten. Am 28. März<br />
1964 regte ein weiteres starkes Beben in Alaska die<br />
Schwingungen wieder messbar an. Diese beiden Ereignisse<br />
markieren den Beginn einer neuen Forschungsrichtung<br />
der Seismologie und öffneten ein neues Fenster<br />
ins tiefe Erdinnere: die terrestrische Spektroskopie<br />
[1–3]. Die beobachteten Frequenzen vieler Moden<br />
lagen gleich sehr dicht bei denen, die <strong>für</strong> Erdmodelle<br />
berechnet wurden, die ihrerseits aus den Laufzeiten<br />
seismischer Wellen ermittelt worden waren.<br />
Physik Journal<br />
1 (2002) Nr. 10<br />
Schwerpunkt<br />
Dr. Walter Zürn und<br />
Rudolf Widmer-<br />
Schnidrig, Ph.D.,<br />
GeowissenschaftlichesGemeinschaftsobservatorium<br />
der<br />
<strong>Universität</strong>en Karlsruhe/Stuttgart<br />
(BFO), Heubach 206,<br />
D-77709 Wolfach<br />
E-mail: walter.<br />
zuern@gpi.unikarlsruhe.de,<br />
widmer@geophys.<br />
uni-stuttgart.de<br />
49
Schwerpunkt<br />
1) Diese Nomenklatur<br />
unterscheidet sich von<br />
derjenigen im Artikel<br />
von R. Kind et al. Die<br />
Polarisation der Partikelbewegung<br />
von S-Moden<br />
entspricht einer Kombination<br />
von P- und S v-<br />
Wellen (longitudinal polarisierteKompressionsund<br />
vertikal polarisierte<br />
Scherwellen), von T-Moden<br />
der von S h-Wellen<br />
(horizontal polarisierte<br />
Scherwellen)<br />
Abb. 2:<br />
Amplitudenspektrum einer 75 Stunden<br />
langen <strong>Gravimeter</strong>registrierung in<br />
Schiltach des Bebens in den Kurilen am<br />
4. Oktober 1994. Man erkennt die scharfen<br />
Spektrallinien der Erde, wobei die<br />
Mode bei 1,58 mHz ( 0 S 9 ) die größte spektrale<br />
Amplitude hat. Der Amplitudenabfall<br />
bei hohen Frequenzen wird dadurch<br />
verursacht, dass diese nach drei Tagen<br />
bereits stark gedämpft sind. Der Anstieg<br />
bei tiefen Frequenzen wird durch die mit<br />
50<br />
Seismometer und <strong>Gravimeter</strong> bestehen aus trägen<br />
Massen, die an Federn aufgehängt sind und deren Verschiebungen<br />
gegenüber den Gehäusen mit Weg- oder<br />
Geschwindigkeitsaufnehmern erfasst und dann elektronisch<br />
weiterverarbeitet werden. Sie reagieren auf Trägheitskräfte<br />
und Änderungen des Schwerefeldvektors, die<br />
mit seismischen Signalen einher gehen. Strainseismometer<br />
(auch: Extensometer) messen dagegen die durch<br />
elastische Deformation des Gesteins hervorgerufenen<br />
Abstandsänderungen zweier Punkte, die zwischen 10 –2<br />
und 10 3 m voneinander entfernt sein können.<br />
Erdbebenseismogramme setzen sich aus verschiedenen<br />
impulsartigen Signalen der elastischen Kompressions-<br />
und Scherwellen zusammen, die durch das Erdinnere<br />
als sog. Raumwellen zur Station gelangen,<br />
gefolgt von Wellen, die sich an der Oberfläche ausbreiten,<br />
vom sog. Love- und Rayleigh-Typ, die wegen ihrer<br />
Dispersion zeitlich auseinandergezogene Wellenzüge<br />
bilden. Danach erscheint die sog. Coda, die aus mehrfach<br />
reflektierten und gestreuten, sowie mehrfach um<br />
die Erde gelaufenen Wellen besteht. Ähnlich wie eine<br />
stehende Welle auf einer Saite durch die Überlagerung<br />
einer nach links laufenden mit einer nach rechts laufenden<br />
Welle entsteht, führt die konstruktive Interferenz<br />
dieser Wellen zu den Eigenschwingungen der Erde.<br />
Verschiedene Eigenschwingungstypen entstehen dabei<br />
aus verschiedenen Typen von laufenden Wellen (s.<br />
u.). Auswertbare Eigenschwingungsseismogramme<br />
müssen mindestens 20 Stunden lang sein.<br />
Abbildung 1 zeigt eine Registrierung des stärksten je<br />
digital registrierten Tiefherdbebens (Nordbolivien, 9.<br />
Juni 1994) und Abb. 2 das Fourier-Spektrum eines ähnlich<br />
starken Bebens mit deutlich erkennbaren Spektrallinien<br />
der Erde.<br />
Rückstellkräfte bei diesen Schwingungen sind sowohl<br />
die elastischen Spannungen, die durch Deformation<br />
aus dem Gleichgewichtszustand entstehen, als<br />
auch die Gravitationswirkung der verschobenen Mas-<br />
Physik Journal<br />
1 (2002) Nr. 10<br />
v2 zunehmende Trägheitsbeschleunigung<br />
erzeugt. Im Detailbild b) erkennt man<br />
die durch die Coriolis-Kraft bewirkte<br />
Linienaufspaltung bei den drei tiefsten<br />
Frequenzen. Im Detailbild c) kann man<br />
die anomale Aufspaltung des Multipletts<br />
10S2 erkennen, die durch Anisotropie im<br />
inneren Kern etwa doppelt so groß ist<br />
wie sie aufgrund des Äquatorwulstes der<br />
rotierenden Erde zu erwarten wäre (s.<br />
Text).<br />
sen (Selbstgravitation), wobei letztere nur bei den<br />
Moden mit den tiefsten Frequenzen eine größere Rolle<br />
spielt. Die Form der Verschiebungsfelder und die Frequenzen<br />
dieser „seismischen“ Moden werden durch die<br />
Geometrie der Grenzflächen sowie die Verteilung der<br />
Dichte r und der elastischen Parameter in der Erde<br />
vollständig definiert. Daher lassen sich umgekehrt diese<br />
Eigenschaften und ihre Verteilung <strong>für</strong> die Erde aus<br />
den beobachteten Verschiebungsfeldern und Frequenzen<br />
bestimmen.<br />
In der ersten Näherung kann man bei der Erde von<br />
perfekter Kugelsymmetrie ausgehen, d. h. alle Eigenschaften<br />
hängen nur vom Abstand r vom Mittelpunkt<br />
ab (K = K(r), m = m(r) und r = r(r). Im isotropen Fall<br />
charakterisieren Kompressionsmodul K und Schermodul<br />
m die elastische Antwort bei Scherung bzw.<br />
Kompression.). Löst man die homogenen elastischen<br />
Bewegungsgleichungen <strong>für</strong> kleine Verschiebungen aus<br />
der Ruhelage unter Berücksichtigung der Gravitation<br />
und ohne Rotation, so erhält man zwei Typen von Lösungen:<br />
T-Moden und S-Moden. 1)<br />
Die Eigenfunktionen lassen sich (in Kugelkoordinaten<br />
r, O , o) jeweils in einen winkelabhängigen Oberflächenanteil<br />
und einen Radialanteil separieren. T-Moden<br />
(T steht <strong>für</strong> torodial) sind dadurch charakterisiert,<br />
dass das Verschiebungsfeld u(r) in radialer Richtung<br />
verschwindet (u r = 0) und divergenzfrei ist (div u = 0).<br />
Für sie gilt:<br />
nW r m im<br />
uO<br />
= ⋅ P O e e<br />
O<br />
∂ "<br />
o<br />
" cos ⋅ ⋅<br />
sin ∂o<br />
m imo<br />
uo=−nW r ⋅ P e e<br />
∂<br />
" " cosO<br />
⋅ ⋅<br />
∂O<br />
wobei u die Verschiebung, v( nTm ) die Eigenkreisfrequenz,<br />
Pm zugeordnete Legendre-Polynome, nW (r) die<br />
radiale Eigenfunktion und t die Zeit bedeuten. n, ,<br />
und m (– „ m „ ) sind ganze Zahlen entsprechend<br />
den Quantenzahlen bei der Lösung der Schrödinger-<br />
Gleichung <strong>für</strong> das Wasserstoffatom. Zur Kurzbeschreibung<br />
hat sich die Nomenklatur nTm durchgesetzt. Als<br />
Folge der Kugelsymmetrie können die Frequenzen der<br />
Moden nicht von m abhängen (Entartung), da die<br />
Wahl des Koordinatensystems beliebig ist. Die Menge<br />
der (2 + 1) Einzelmoden (Singuletts) wird als Multiplett<br />
bezeichnet (m wird weggelassen). Die toroidale<br />
Grundmode 0T2 (engl. „twisting“-mode, Abb. 3) hat eine<br />
Periode von 44 Minuten und ist bisher nur am Observatorium<br />
Schiltach mit Extensometern eindeutig beobachtet<br />
worden. Die gemessene Deformation betrug<br />
dabei etwa 10 –11 .<br />
Für S-Moden nS m (S <strong>für</strong> sphäroidal) ist das Verschiebungsfeld<br />
wirbelfrei (rot u = 0) und i. A. sind alle<br />
drei Verschiebungskomponenten von null verschieden:<br />
u = U r ⋅P cosO<br />
⋅e ⋅e<br />
r n<br />
bg bg e j<br />
bg b g e j<br />
bg b g<br />
bg b g<br />
m imo<br />
" "<br />
e j<br />
i n t<br />
m<br />
−⋅v S"<br />
⋅<br />
m im<br />
u = nV<br />
r ⋅ P e e<br />
nV r m im<br />
u<br />
P e e<br />
∂<br />
⋅ ⋅<br />
∂<br />
= ⋅ ∂<br />
o<br />
O " " cosO<br />
O<br />
" bg o<br />
o<br />
" bg cosO<br />
⋅ ⋅<br />
sinO<br />
∂o<br />
i n t<br />
m<br />
− ⋅v T"<br />
⋅<br />
i n t<br />
m<br />
− ⋅v T"<br />
⋅<br />
e j<br />
i n t<br />
m<br />
−⋅v S"<br />
⋅<br />
e j<br />
i n t<br />
m<br />
−⋅v S"<br />
⋅<br />
(1)<br />
(2)<br />
mit den radialen Eigenfunktionen n U (r) und n V (r).<br />
Die Mode mit der tiefsten Frequenz ist 0 S 2 , im Englischen<br />
als „football“-mode bezeichnet, mit einer Periode<br />
von 54 Minuten (siehe Abb. 3). Sie wird nur von<br />
den allerstärksten Erdbeben nachweisbar angeregt. Die<br />
,<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)
Abb. 3:<br />
Schnappschüsse der berechneten Verschiebungsfelder der<br />
Multipletts 0 T 2 , 0 S 2 und 0 S 12 an der Erdoberfläche in der sog.<br />
Mollweide-Projektion. Die jeweiligen Erdbebenherde sind<br />
durch Sterne markiert. Die horizontalen Verschiebungen sind<br />
durch Pfeile (selbstverständlich nicht maßstäblich) gegeben, die<br />
radialen Verschiebungen sind durch rote (nach außen) und<br />
blaue Farbtöne kodiert. Für 0 S 12 sind die Horizontalverschiebungen<br />
nicht gezeigt. Sie verhalten sich aber analog zu 0 S 2.<br />
Erde schwingt dabei – stark übertrieben – zwischen<br />
den Formen eines „American football“ und eines Kürbis<br />
hin und her.<br />
Spezialfälle der sphäroidalen Moden sind die radialen<br />
Moden ( n S 0 ), bei denen nur u r von null verschieden<br />
ist. Die einer atmenden Kugel (engl. „breathing“-mode)<br />
entsprechende Mode 0 S 0 hat eine Periode von 20 Minuten,<br />
die annähernd gleich der Laufzeit einer Kompressionswelle<br />
von der Erdoberfläche zum Erdmittelpunkt<br />
und zurück ist. Daneben hat sie bei weitem den<br />
höchsten Gütefaktor, da bei dieser Mode der Anteil der<br />
Scherdeformation minimal ist (siehe Tab. 1 und Abb.<br />
4). Da sie noch bis zu einen Monat nach sehr starken<br />
Beben beobachtet werden konnte, ist ihre Frequenz<br />
sehr genau bekannt. Eine homogene Stahlkugel mit<br />
demselben Radius wie die Erde hätte <strong>für</strong> diese Mode<br />
eine Periode von 30 Minuten.<br />
Im Gegensatz zu den Oberflächenfunktionen hängen<br />
die radialen Eigenfunktionen U(r), V(r) und W(r)<br />
vom genauen Aufbau der Erde ab, und ihre Knotenzahl<br />
entlang des Radius r nimmt mit wachsendem n zu<br />
(Abb. 4). Jede Mode besitzt drei Arten von Knotenflächen:<br />
n definiert die Anzahl der Knotenkugeln (r =<br />
const.) im Erdinnern, m gibt die Anzahl der Knotenebenen<br />
durch den Erdmittelpunkt (Meridianebenen o =<br />
const.) an und –m definiert die Anzahl der Knotenkegel<br />
(O = const.) mit Spitze im Erdmittelpunkt. n =0<br />
definiert die so genannten Fundamentalmoden, Moden<br />
mit n > 0 sind die Obertöne.<br />
Die Moden klingen durch anelastische Vorgänge bei<br />
der Deformation exponentiell ab, und ihre Energie<br />
wird in Wärme umgewandelt. Die Gütefaktoren Q entsprechen<br />
der Anzahl von Schwingungen, nach denen<br />
die Amplitude einer Mode um den Faktor e –p abgeklungen<br />
ist. Anelastische Dämpfung findet besonders<br />
bei Scherdeformation statt, d. h. Moden mit wenig<br />
Scheranteil (radiale Moden) besitzen höhere Gütefaktoren<br />
als andere. Tabelle 1 enthält die Eigenfrequenzen<br />
und Gütefaktoren ausgewählter Moden mit den experimentellen<br />
Unsicherheiten aus der Analyse von Spektren<br />
wie dem in Abb. 2. Obwohl die Linien zu hohen<br />
Frequenzen hin enger beieinander liegen, ist es gelungen,<br />
durch die simultane Analyse von mehr als 10000<br />
Seismogrammen insgesamt mehr als 1600 Multipletts<br />
aufgrund ihres unterschiedlichen Verschiebungsfeldes<br />
an der Erdoberfläche zu identifizieren und ihre Frequenzen<br />
zu schätzen.<br />
Die Fundamentalmoden (n = 0) lassen sich <strong>für</strong> >> 1<br />
als konstruktive Interferenz aus Oberflächenwellen<br />
beschreiben, die den Planeten in zwei entgegengesetzte<br />
Richtungen von der Quelle umlaufen. Dabei überlagern<br />
sich zwei Rayleigh-Wellen zu einer 0 S -Mode und zwei<br />
Love-Wellen zu einer 0 T -Mode (vgl. Abb. 3 <strong>für</strong> 0 S 12 ).<br />
Es gilt dann die Jeanssche Formel:<br />
0<br />
bgb g ,<br />
c v ⋅ " + 12<br />
v"<br />
=<br />
a<br />
mit der Phasengeschwindigkeit c der Oberflächenwelle<br />
und dem Erdradius a. In Abb. 1 kann man verschiedene<br />
Züge dieser wiederkehrenden Oberflächenwellen<br />
ausmachen. Mit wachsendem dringen die Eigenfunktionen<br />
dieser Moden immer weniger in die Erde ein,<br />
und ihre Frequenzen enthalten damit Information aus<br />
immer geringer werdenden Tiefen (Abb. 4).<br />
Obertöne (n > 0) kann man sich durch konstruktive<br />
Interferenz von hin- und herreflektierten Raumwellen<br />
entstanden denken. Ihre radialen Eigenfunktionen<br />
greifen dementsprechend tiefer in die Erde hinein<br />
(Abb. 4). Manche dieser Moden (wie z. B. 3S1 , 8S1 , 13S2 ,<br />
18S4 , siehe Abb. 4) haben Eigenfunktionen, die bis tief<br />
in den inneren Erdkern eindringen, was sie sehr wichtig<br />
macht <strong>für</strong> die Ermittlung der Struktur in der Nähe<br />
des Erdmittelpunktes.<br />
(6)<br />
Schwerpunkt<br />
Tab. 1: Aus seismischen Daten geschätzte entartete Eigenfrequenzen und Gütefaktoren<br />
[3] einiger Moden mit ihren experimentellen relativen Unsicherheiten<br />
Mode Frequenz Unsicherheit Q Unsicherheit<br />
mHz 10 –4<br />
%<br />
0 S 0 814,39 0,04 5882 6<br />
0 S 2 309,45 9 813 24<br />
0 S 3 468,55 3 380 12<br />
0 S 12 1988,70 1,5 352 4<br />
0 S 23 3170,65 0,3 259 2<br />
0 S 28 3634,40 0,2 217 2<br />
1 S 8 1797,76 0,6 433 11<br />
3 S 1 944,20 3,2 800 10<br />
10 S 2 4042,58 0,5 855 13<br />
0 T 2 377,30 21 – –<br />
0 T 23 3109,10 2,2 139 3<br />
Physik Journal<br />
1 (2002) Nr. 10 51
Schwerpunkt<br />
Abb. 4:<br />
Radiale Verteilung der Scherenergiedichten<br />
(nach rechts, blau) und Kompressionsenergiedichten<br />
(nach links, gelb) <strong>für</strong><br />
einige Moden als Funktion des relativen<br />
Erdradius’. Man erkennt neben den reinen<br />
Mantelmoden 0 S , 0 T , deren Ein-<br />
Abb. 5:<br />
Eigenschaften der Mode 1 S 8 . Links oben<br />
ist das radiale Verschiebungsfeld des<br />
gesamten Multipletts (17 Singuletts) nach<br />
dem Beben von Abb. 1 dargestellt.<br />
Warme (kalte) Farbtöne entsprechen Verschiebungen<br />
nach außen (innen). Das<br />
Bild rechts zeigt das beobachtete Amplitudenspektrum<br />
an der Station MAJO<br />
(Matsushiro, Japan, schwarze Linie) <strong>für</strong><br />
diese Mode zusammen mit theoretischen<br />
Linienformen: das gepunktete Spektrum<br />
52<br />
Bisher sind wir davon ausgegangen, dass alle physikalischen<br />
Eigenschaften der Erde radialsymmetrisch<br />
verteilt und die Grenzflächen kugelförmig sind. Wenn<br />
man etwas genauer hinschaut, wird diese sehr hohe<br />
Symmetrie gebrochen, und die nächste Näherung ist<br />
die Axialsymmetrie um die Verbindungslinie zwischen<br />
den Polen. In Wirklichkeit gibt es erhebliche Abweichungen<br />
von diesen einfachen Symmetrien, wie man<br />
bei Betrachtung der Erdoberfläche leicht einsieht.<br />
Führt man die Elliptizität der Erde ein (der Abstand<br />
Äquator – Mittelpunkt ist ca. 21 km größer als der<br />
Abstand Pol – Mittelpunkt) und ihre Rotation, so wird<br />
die Radialsymmetrie gebrochen, es liegt Axialsymmetrie<br />
um die Rotationsachse vor und die Entartung der<br />
Moden bezüglich m wird aufgehoben (O = 0 entspricht<br />
dann der Rotationsachse). Diese Komplikationen lassen<br />
sich störungstheoretisch behandeln. Der erste Effekt<br />
ist die Aufspaltung der Multipletts. Für die Eigenkreisfrequenzen<br />
der Singuletts gilt dann (– m):<br />
n vm = n v (1 + a + m b + m2 c) , (7)<br />
Physik Journal<br />
1 (2002) Nr. 10<br />
dringtiefe mit wachsendem abnimmt,<br />
auch Moden, die signifikante Energiedichteanteile<br />
im äußeren (z. B. 3 S 1 ) und<br />
inneren Kern (z. B. 10 S 2 ) besitzen. Die<br />
Grenzen zwischen Mantel, äußerem und<br />
innerem Kern sind gestrichelt markiert.<br />
würde man auf einer kugelsymmetrischen,<br />
nicht rotierenden Erde erhalten,<br />
die blaue gestrichelte Linienform erhält<br />
man nach Einführung der Rotation und<br />
Elliptizität der Erde, die orange dicke<br />
Linie ergibt sich bei Berücksichtung der<br />
lateralen Variationen der Scherwellengeschwindigkeit<br />
(vs = √◊◊◊ m/r) des Erdmantels,<br />
wie sie z. B. in einer Tiefe von 1165 km<br />
links unten dargestellt ist.<br />
mit der entarteten Eigenfrequenz nv . Die Koeffizienten<br />
a, b und c sind <strong>für</strong> jedes Multiplett verschieden. Die<br />
symmetrische Komponente m b ist auf den Effekt erster<br />
Ordnung der Coriolis-Kraft zurückzuführen, analog<br />
zum Zeeman-Effekt beim Wasserstoffatom in einem<br />
Magnetfeld. Diese symmetrische Aufspaltung führt dazu,<br />
dass das Knotenbild auf der Erdoberfläche mit der<br />
Geschwindigkeit b nv nach Westen wandert. Die<br />
höchste Geschwindigkeit erreicht die „football“-Mode<br />
0S2 , deren Knotenmeridiane in etwa 2,5 Tagen einmal<br />
die Erde umrunden. Die Frequenzen ihrer fünf Singuletts<br />
liegen um etwas mehr als 4 mHz auseinander. Die<br />
Frequenzverschiebung a und der quadratische Term in<br />
m sind hauptsächlich auf den Äquatorwulst zurückzuführen.<br />
Die Koeffizienten a, b und c hängen nur<br />
schwach von der Struktur des Erdinnern ab, b vor<br />
allem von der Dichte. Die Rotationsaufspaltung überwiegt<br />
bei tiefen Frequenzen und nimmt mit V/ nv ab,<br />
sodass die dadurch verursachte Linienaufspaltung nur<br />
bei wenigen Moden direkt im Spektrum eines Seismogramms<br />
sichtbar wird (Abb. 2, links oben).<br />
Ein zweiter Effekt der Symmetriebrechung ist die<br />
Kopplung der Moden. Die Gleichungen (1) – (5) beschreiben<br />
die Eigenfunktionen nun nur noch näherungsweise.<br />
Man unterscheidet Kopplung zwischen Sund<br />
T-Moden, Kopplung zwischen Moden mit gleichem<br />
n, aber verschiedenem , und beliebige Kopplung. Am<br />
leichtesten beobachtbar ist die Coriolis-Kopplung, die<br />
zur Beobachtung von T-Moden in Spektren der vertikalen<br />
Bodenverschiebung führt [4]. Die Stärke dieser<br />
Kopplung hängt hierbei wiederum von der Dichteverteilung<br />
in der Erde ab. Für alle Kopplungsmechanismen<br />
gibt es Auswahlregeln [1, 4], d. h. je nach der Physik<br />
des Kopplungsmechanismus gibt es Bedingungen,<br />
die die Quantenzahlen erfüllen müssen, damit Kopplung<br />
überhaupt stattfinden kann. Die Kopplung zweier<br />
Moden ist umso stärker, je näher die Eigenfrequenzen<br />
der ungekoppelten Moden zusammenliegen. Deswegen<br />
sind zwischen 1,8 und 3,3 mHz die Moden 0 S und<br />
0T+1 sehr stark durch die Coriolis-Kraft miteinander<br />
gekoppelt, was man deutlich in den beobachteten<br />
Eigenfrequenzen sehen kann. Bei Kopplung zweier<br />
Moden nähern sich die Gütefaktoren, und die Eigenfrequenzen<br />
entfernen sich voneinander.<br />
Wird die Axialsymmetrie auch noch gebrochen<br />
durch laterale Heterogenitäten in der Struktur der Erde,<br />
so nimmt die Komplexität der Modenkopplung zu.<br />
Für Fundamentalmoden geht man davon aus, dass diejenigen<br />
Oberflächenwellen, die vom Erdbebenherd auf<br />
dem Großkreis zur Station und dann mehrfach um die<br />
Erde laufen, durch konstruktive Interferenz das Seismogramm<br />
und die darin enthaltenen Spektrallinien der<br />
Erde erzeugen. Auf einer lateral heterogenen Erde ist<br />
die über den Großkreis gemittelte Phasengeschwindigkeit<br />
je nach Lage des Großkreises verschieden, sodass<br />
die Interferenzbedingung (6) auf verschiedenen Großkreisen<br />
verschiedene Frequenzen <strong>für</strong> dasselbe Multiplett<br />
liefert. Natürlich kann jedes Singulett nur eine<br />
feste Frequenz haben, aber das unaufgelöste Multiplett<br />
ist die Summe aller Singuletts und auf einem bestimmten<br />
Großkreis tragen nur Singuletts bei, die Gl. (6) erfüllen,<br />
alle anderen interferieren destruktiv. Masters et<br />
al. haben diese Eigenschaft 1982 dazu benutzt, um das<br />
allererste lateral heterogene Erdmodell zu erstellen [5].<br />
Weil die scheinbaren Eigenschaften des Multipletts<br />
nicht davon abhängen können, wo auf dem Großkreis<br />
der Herd lag, haben nur laterale Heterogenitäten einen
Einfluss, die durch Kugelfunktionen geraden Grades<br />
beschrieben werden können, eine starke Einschränkung<br />
bei der Inversion.<br />
Als intermediäre Größe zwischen dem Spektrum<br />
eines Multipletts und der heterogenen Struktur ist es<br />
hilfreich, zu jedem Multiplett die Aufspaltungsfunktion<br />
s(O ,o) zu definieren. s gibt an jedem Punkt der Oberfläche<br />
an, um wieviel die Eigenfrequenz des Multipletts<br />
gegenüber dem kugelsymmetrischen Referenzmodell<br />
verschoben wäre, wenn die radiale Struktur unter diesem<br />
Punkt in der ganzen Erde vorliegen würde. Wenn<br />
Erdbeben, Instrumente, Rotation und Elliptizität bekannt<br />
sind, kann man durch iterativen Vergleich gerechneter<br />
mit beobachteten Multipletts die Aufspaltungsfunktion<br />
ermitteln. Laske und Masters wiesen<br />
nach, dass sich diese Aufspaltungsfunktionen <strong>für</strong> Multipletts,<br />
die den inneren Erdkern „spüren“, in 20 Jahren<br />
nicht signifikant geändert haben und dass damit<br />
die postulierte „Superrotation“ des inneren Kerns von<br />
einem Grad pro Jahr gegenüber dem Erdmantel höchstens<br />
0,3 o /Jahr betragen kann, aber wahrscheinlich viel<br />
näher bei null liegt [6]. Die Aufspaltungsfunktion erlaubt<br />
eine Inversion der 3-D Struktur der Erde, allerdings<br />
mit der Beschränkung auf gerade Kugelfunktionen.<br />
Abbildung 5 zeigt <strong>für</strong> die Mode 1 S 8 neben einem<br />
Schnappschuss des Verschiebungsfeldes die sukzessive<br />
Annäherung gerechneter Spektren an ein beobachtetes<br />
Spektrum durch die theoretische Berücksichtigung der<br />
Symmetriebrechung. Aus Eigenschwingungen ermittelte<br />
Heterogenitäten der Erde sind in Abb. 5 unten in<br />
lateraler Richtung dargestellt. Abbildung 6 zeigt einen<br />
radialen Schnitt durch den Erdmantel, <strong>für</strong> den neben<br />
Eigenschwingungen auch Laufzeitresiduen von seismischen<br />
Raumwellen verwendet wurden [7].<br />
Bisher wurden nur Erdbeben als Anregungsmechanismus<br />
<strong>für</strong> Eigenschwingungen der Erde erwähnt.<br />
Diese Scherbrüche sind von sehr kurzer Dauer im Vergleich<br />
zu den Abklingzeiten der Moden, damit können<br />
die Moden frei schwingen, bis sie im Rauschen verschwinden.<br />
Widmer und Zürn u. a. haben 1991 beobachtet,<br />
dass beim Ausbruch des Vulkans Mount Pinatubo<br />
auf den Philippinen ca. acht Stunden lang harmonische<br />
Rayleigh-Wellen mit zwei charakteristischen<br />
Abb. 6:<br />
Schnitt durch ein modernes Modell des Erdmantels, wie es aus<br />
Laufzeitresiduen seismischer Raumwellen und den Aufspaltungsfunktionen<br />
von Eigenschwingungen invertiert worden ist<br />
[7]. Dargestellt sind wiederum Abweichungen in der Scherwellengeschwindigkeit<br />
relativ zu einem kugelsymmetrischen<br />
Geschwindigkeitsmodell. Die Orientierung des Schnitts und der<br />
Anomalien im Modell ist aus der Lage der blauen Linie auf der<br />
Weltkarte zu ersehen, die an Stelle des Erdkerns eingesetzt<br />
wurde. Die schwarze Linie im Modell verläuft in einer Tiefe von<br />
660 km.<br />
Frequenzen erzeugt wurden, die mehrfach um die Erde<br />
liefen und damit konstruktiv interferieren konnten<br />
( 0 S 28 und 0 S 37 ) [8]. Der Vulkan lieferte dabei die Energie<br />
<strong>für</strong> zwei vertikale Eigenschwingungen der Atmosphäre,<br />
die durch ihre Druckschwankungen an der Erdoberfläche<br />
Rayleigh-Wellen erzeugten.<br />
1998 haben japanische Seismologen entdeckt, dass<br />
im Hintergrundrauschen zwischen 2 und 7 mHz alle<br />
sphäroidalen Fundamentalmoden 0 S mit Amplituden<br />
von höchstens 10 pm/s 2 (10 –12 g) dauernd angeregt<br />
sind. Man kann dies an guten Stationen statistisch<br />
nachweisen (z. B. [9]). Im Vergleich dazu sind die Anfangsamplituden<br />
bei starken Erdbeben und die Schwingungsweiten<br />
beim Mount Pinatubo um etwa den Faktor<br />
1000 größer. Statistische Druckschwankungen in<br />
der Atmosphäre werden als Anregung dieser Hintergrundschwingungen<br />
favorisiert.<br />
Kreiseleigenschwingungen<br />
Betrachtet man die Erde als abgeplatteten Kreisel,<br />
so führt sie aufgrund der äußeren Kräfte und Drehmomente<br />
durch Mond und Sonne Präzessionsbewegungen<br />
aus. Zusätzlich kann die Erde noch überlagerte freie<br />
Bewegungen ausführen, die denen eines kräftefreien<br />
Kreisels entsprechen. Ein abgeplatteter Kreisel kann<br />
stabil um seine Figurenachse rotieren. Weicht die Rotationsachse<br />
von der Figurenachse ab, so muss er gleichzeitig<br />
eine sog. freie Nutation ausführen, bei der die<br />
momentane Drehachse um die raumfeste Richtung des<br />
Drehimpulsvektors mit charakteristischer Frequenz<br />
umläuft. Diese Bewegung zählt als Eigenschwingung<br />
des Kreisels, da sie ohne zusätzliche Drehmomente<br />
existieren kann, wenn entsprechende Anfangsbedingungen<br />
vorliegen. Betrachtet man die Bewegung statt<br />
im raumfesten System im mitbewegten Eigensystem des<br />
Kreisels, so entspricht die Nutation einer Rotation der<br />
momentanen Drehachse um die Figurenachse, die im<br />
Englischen „wobble“ („taumeln“) genannt wird, im<br />
Deutschen aber keinen besonderen Namen hat. Der<br />
Zusammenhang zwischen Winkelgeschwindigkeit des<br />
Wobbles s Wobble und Periode der Nutation T N ergibt<br />
sich aus der Kreiseltheorie zu:<br />
s<br />
Wobble<br />
2 ⋅ p<br />
= − V ,<br />
T<br />
N<br />
(8)<br />
wobei V die Winkelgeschwindigkeit des Kreisels ist.<br />
Der amerikanische Astronom Seth Carlo Chandler<br />
entdeckte schon 1891 bei astronomischen Beobachtungen<br />
eine Breitenschwankung der Erde mit einer Periode<br />
von 435 Sterntagen. Die momentane Rotationsachse<br />
bewegt sich dabei an den Polen der Erde zyklisch<br />
innerhalb eines Kreises mit 10 m Radius. Diese<br />
Bewegung setzt sich zusammen aus dem sog. Chandler-<br />
Wobble und der etwas stärkeren, von der Atmosphäre<br />
erzwungenen Jahresperiode. Die Chandlersche Bewegung<br />
wurde schnell mit der bereits von Euler vorhergesagten<br />
Bewegung mit der Periode 305 Sterntage in Verbindung<br />
gebracht, die Diskrepanz verlangte aber eine<br />
Erklärung.<br />
Euler kannte den inneren Aufbau der Erde natürlich<br />
noch nicht und behandelte die Erde daher als starren<br />
Kreisel. Um die korrekten Kreiseleigenschwingungen<br />
der Erde zu erhalten, muss man den Drehimpulssatz<br />
(im mit der Erde rotierenden System) ohne äußere<br />
Drehmomente auf den deformierbaren Erdmantel und<br />
den flüssigen Kern getrennt anwenden und beide Teile<br />
durch innere Drehmomente koppeln [10]. Dies erlaubt<br />
Physik Journal<br />
1 (2002) Nr. 10 53<br />
Schwerpunkt
Schwerpunkt<br />
2) v stimmt nur dann<br />
mit V überein, wenn die<br />
Kreiselschwingungen<br />
nicht angeregt sind.<br />
eine Rotation der beiden Teile um<br />
leicht unterschiedliche Achsen. Man<br />
schreibt:<br />
L · K + v × LK = N (9)<br />
L · M + v × LM =–N (10)<br />
L K und L M sind dabei die Drehimpulsvektoren<br />
von Kern bzw. Mantel.<br />
N ist die Summe aller Wechselwirkungen<br />
(topographisch, elektromagnetisch,<br />
gravitativ, viskos) zwischen<br />
Mantel und Kern. Als wichtigste<br />
wird die sog. Druck- oder Trägheitskopplung<br />
angesehen: Wenn Kern<br />
und Mantel nicht um dieselbe Achse<br />
rotieren, entstehen durch die ellipsoidische<br />
Form der Kern-Mantel-<br />
Grenze Druckkräfte, die versuchen,<br />
die beiden Achsen zusammenzubringen.<br />
Setzt man nun die entsprechen-<br />
den Größen ein, so erhält man zwei Eigenfrequenzen<br />
<strong>für</strong> freie Wobble-Bewegungen der Erde:<br />
A<br />
sCW = ⋅a⋅ 1 −d ⋅V<br />
A<br />
und<br />
Abb. 8:<br />
Aus der mit raumgeodätischen Methoden<br />
ermittelten Polbewegung lässt sich die<br />
lokale Änderung der Zentrifugalbeschleunigung<br />
berechnen, die der Wobble-<br />
Periode von rund 400 Tagen folgt. Die<br />
<strong>für</strong> Straßburg berechnete Änderung<br />
(blau) lässt sich auch lokal mit supraleitenden<br />
<strong>Gravimeter</strong>n detektieren (rot).<br />
Von letzterer sind die bekannten Erdgezeiten<br />
sowie atmosphärische und hydrologische<br />
Effekte subtrahiert worden.<br />
54<br />
M<br />
F<br />
HG<br />
bg<br />
A<br />
sNDFW =−V ⋅ 1 + aK−b ,<br />
A<br />
M<br />
bg<br />
I<br />
KJ<br />
(11)<br />
(12)<br />
wobei a =(C–A)/A und a K =(C K –A K )/A K die dynamischen<br />
Elliptizitäten von Erde und Kern sind. A, A K und<br />
A M sind die äquatorialen, C, C K und C M die polaren<br />
Trägheitsmomente [11] von ganzer Erde, Kern und<br />
Mantel, V ist die mittlere Winkelgeschwindigkeit der<br />
Erde. Die erste der Rotationseigenschwingungen ist der<br />
berühmte Chandler-Wobble, dessen Drehsinn mit der<br />
Erdrotation übereinstimmt (prograd). Die zweite wird<br />
je nach Sichtweise als „Nearly Diurnal Free Wobble“<br />
(NDFW) oder als freie Kern-Nutation (FCN) bezeichnet;<br />
aufgrund des Vorzeichens in Gl. (12) verläuft sie<br />
entgegen der Erdrotation (retrograd).<br />
Abbildung 7 zeigt beide Wobbles in einer anschaulichen<br />
Darstellung: Der körperfeste Kegel (Achse =<br />
Figurenachse) rollt reibungslos auf bzw. in dem raum-<br />
Physik Journal<br />
1 (2002) Nr. 10<br />
Abb. 9:<br />
Die Antwort der Erde auf die von den<br />
Gezeitenkräften ausgeübten Drehmomente<br />
weist eine Resonanz auf, die von<br />
dem Nearly Diurnal Free Wobble verursacht<br />
wird und mit <strong>Gravimeter</strong>n detektiert<br />
werden kann (Messpunkte).<br />
Unterlegt ist die Modellkurve <strong>für</strong> die<br />
Parameter T FCN = 432 Sterntage und Q FCN<br />
=310 4 . Die zugrundeliegende Gezeitenregistrierung<br />
von 1996 bis 2000 wurde<br />
mit einem supraleitenden <strong>Gravimeter</strong> bei<br />
Straßburg erstellt.<br />
Abb. 7:<br />
Darstellung der beiden Kreisel-Eigenschwingungen<br />
der Erde mit aufeinander<br />
abrollenden Kegeln. L ist die Drehim-<br />
pulsachse (Achse des raumfesten Kegels),<br />
e ∧<br />
3 ist die Figurenachse (Achse des körperfesten<br />
Kegels) und v die momentane<br />
Rotationsachse. Die Öffnungswinkel aller<br />
Kegel sind hier stark übertrieben gezeichnet.<br />
Das wirkliche Winkelverhältnis<br />
zwischen äußeren und inneren Kegeln<br />
beträgt in beiden Fällen etwa 1:400.<br />
festen Kegel (Achse = Drehimpulsachse)<br />
ab. Die Berührungslinie der<br />
beiden Kegel ist die momentane<br />
Rotationsachse. Drehimpuls, momentane<br />
Rotationsachse und Figurenachse<br />
bleiben immer in einer<br />
Ebene 2) .<br />
Für eine starre Erde ohne flüssigen<br />
Kern reduziert sich Gl. (11) auf<br />
s CW = a V, mit der Euler-Periode<br />
von 305 Sterntagen. Ein Anteil des<br />
Äquatorwulstes besteht jedoch aus<br />
der momentanen Reaktion der elastischen<br />
Erde auf die Fliehkraft und<br />
dieser Anteil trägt damit nicht zum<br />
„Rückstellmoment“ bei. Dies führt<br />
über die Konstante d zu einer Periodenverlängerung.<br />
Andererseits ist<br />
der flüssige Erdkern nur schwach<br />
an den Mantel gekoppelt und<br />
nimmt am Wobble nicht teil, dies<br />
verkürzt die Periode wieder mittels des Faktors A/A M .<br />
Mit realistischen Zahlen führt dies auf eine Periode<br />
von 397 Sterntagen. Es kommen zwei weitere Periodenverlängerungen<br />
hinzu [12]: 29,8 Sterntage durch<br />
die momentane Einstellung der Ozeanoberfläche auf<br />
die Fliehkräfte und 8,5 Sterntage durch die Relaxation<br />
der Elastizität des Mantels gegenüber seismischen Frequenzen<br />
(Anelastizität). Damit ist die Periode des<br />
Chandler-Wobble im Prinzip verstanden, wobei die<br />
letzten beiden Terme noch etwas voraussetzungsbehaftet<br />
sind. Der Chandler-Wobble hat einen Gütefaktor<br />
unter 100, als dissipative Prozesse kommen Anelastizität<br />
im Erdmantel, viskose Reibung, elektromagnetische<br />
und topographische Kopplung an der Kern-Mantel-Grenze<br />
sowie Reibung in den Ozeanen in Frage.<br />
Frequenz und Gütefaktor des Chandler-Wobble sind<br />
sehr wichtige Messgrößen zur Ermittlung der Frequenzabhängigkeit<br />
der Elastizität des Erdmantels<br />
(Rheologie).<br />
Der Chandler-Wobble wird dauernd angeregt, wobei<br />
als Energiequellen die Atmosphäre, die Ozeane und<br />
Erdbeben (Veränderungen der Trägheitsmomente) diskutiert<br />
werden. Die Atmosphäre scheint nur etwa ein<br />
Drittel der nötigen Energie liefern zu können, Erdbeben<br />
sind nicht sicher als Quellen identifiziert worden.<br />
R. Gross behauptet, die restlichen zwei Drittel in den<br />
Ozeanen gefunden zu haben [14].<br />
Heute wird die Orientierung der Erdachse im Raum<br />
vom Internationalen Erdrotationsdienst kontinuierlich<br />
mit Methoden wie Radiointerferometrie mit langer Basis<br />
(VLBI), Laser-Entfernungsmessungen zum Mond<br />
(LLR) und zu Satelliten (SLR) sowie GPS mit hoher<br />
Präzision gemessen. Supraleitende <strong>Gravimeter</strong> sind in<br />
der Lage, die mit den Wobbles assozierten Änderungen<br />
der lokalen Zentrifugalbeschleunigung von etwa 40–80<br />
nm/s 2 im Jahres- und 14-Monats-Rhythmus aufzulösen<br />
(Abb. 8). Etwa 16 % dieses Effekts sind auf die elastische<br />
Deformation der Erde durch die Fliehkräfte<br />
zurückzuführen. Eine genaue Messung dieses Anteils<br />
würde einen neuen Eckwert <strong>für</strong> die Mantelrheologie<br />
liefern, da die elastischen Modulen gegenüber denen<br />
bei den mehr als vier Größenordnungen höheren seismischen<br />
Frequenzen dadurch kleiner sind.<br />
Die Amplitude der freien Kern-Nutation ist etwa<br />
400mal so groß wie die des NDFW. Diese Schwingung<br />
wird auf zwei Arten beobachtet. Zunächst ist die Nuta-
tion selbst mit VLBI beobachtet worden mit einer Amplitude<br />
von 0,84 nrad. Sie ist ebenfalls zeitabhängig,<br />
und in der Atmosphäre ist genügend Energie vorhanden,<br />
um diese Amplitude zu erzeugen. Die zweite Methode<br />
ist indirekt: Man beobachtet die resonante Reaktion<br />
der Erde auf Drehmomente mit Frequenzen in der<br />
Nähe der Resonanz. Diese Drehmomente werden<br />
durch die ganztägigen Erdgezeitenkräfte erzeugt [13],<br />
deren angreifende Amplituden sehr genau bekannt<br />
sind. Die Reaktion der Erde wird mit <strong>Gravimeter</strong>n und<br />
Extensometern gemessen, und aus der Frequenzabhängigkeit<br />
dieser Reaktion lassen sich die Eigenschaften<br />
der Resonanz (komplexe Eigenfrequenz, komplexe<br />
Admittanz) ermitteln (Abb. 9). Dasselbe gilt <strong>für</strong> VLBI-<br />
Beobachtungen der erzwungenen Nutationen, die mit<br />
den Erdgezeiten eng assoziiert sind.<br />
Es ist abgeschätzt worden, dass alle weiter oben angeführten<br />
Kopplungsmechanismen gegenüber der Trägheits-<br />
oder Druckkopplung an der Kern-Mantel-Grenze<br />
vernachlässigbar sind. Letztere wird durch die dynamische<br />
Elliptizität a K an der Kern-Mantel-Grenze<br />
beschrieben. Die Größe b gibt an, welcher Anteil von<br />
a K momentan auf die Druckkräfte reagiert und damit<br />
die „Rückstellmomente“ um etwa 25 % verringert. Die<br />
beobachtete Periode von 432 Sterntagen ist kürzer als<br />
die von 466 Sterntagen <strong>für</strong> ein hydrostatisch auf die<br />
Rotation reagierendes seismologisches Erdmodell.<br />
Führt man Anelastizität im Erdmantel ein, wird die<br />
Diskrepanz noch größer. Diese wird zurzeit damit<br />
erklärt, dass die Kern-Mantel-Grenze um ca. 5 % (entsprechend<br />
300 – 500 m) stärker abgeplattet ist als hydrostatisch<br />
(1/400) erwartet wird. Derart kleine Perturbationen<br />
in der Topographie der Kern-Mantel-Grenze<br />
lassen sich mit seismologischen Methoden nicht erfassen.<br />
Der Gütefaktor des NDFW beträgt etwa 20000, zu<br />
niedrig <strong>für</strong> Mantel-Anelastizität alleine, d. h. ein noch<br />
nicht identifizierter Dämpfungsmechanismus ist am<br />
Werk. Auch die Admittanz der Erde <strong>für</strong> den NDFW<br />
kann in Zukunft Eckwerte <strong>für</strong> diese Umgebung der<br />
Kern-Mantel-Grenze liefern.<br />
Führt man den festen inneren Kern zusätzlich ein,<br />
ergeben sich zwei weitere Kreisel-Eigenschwingungen<br />
[15], deren Beobachtung aussteht, jedoch u. a. die<br />
Elliptizität der Oberfläche des inneren Kerns einschränken<br />
würde.<br />
Ausblick<br />
Der heutige Stand unserer Kenntnisse der langwelligen<br />
Struktur des tiefen Erdinnern beruht zu einem<br />
wesentlichen Teil auf den Beobachtungen der verschiedenen<br />
Eigenschwingungen der Erde. Weitere und verbesserte<br />
Beobachtungen im Zusammenwirken mit<br />
theoretisch-numerischen Weiterentwicklungen werden<br />
helfen, dieses Bild zu verfeinern. Die dreidimensionale<br />
Verteilung der Dichte im Erdmantel z. B. stellt noch<br />
eine Herausforderung dar, der nur mittels Eigenschwingungen<br />
auf den Leib gerückt werden kann.<br />
Die jüngsten Entdeckungen der ständig angeregten<br />
elastischen Moden [9] und der Coriolis-gekoppelten<br />
tieffrequenten Moden [4], die ersten Ansätze zu einer<br />
zeitabhängigen Seismologie [6], sowie die immer höher<br />
werdende Auflösung bei der Beobachtung der freien<br />
Nutationen zeigen auch, dass dieses aufregende Forschungsgebiet<br />
immer wieder Überraschungen bereit<br />
hält, die unseren Blick in Richtung Erdmittelpunkt<br />
verbessern werden.<br />
Dank<br />
Wir bedanken uns bei Bettina Bayer, Jacques Hinderer,<br />
Gabi Laske, Joe Resovsky und Séverine Rosat <strong>für</strong><br />
Material zu den Abbildungen.<br />
Literatur<br />
[1] F. A. Dahlen und J. Tromp, Theoretical Global<br />
Seismology, Princeton University Press, Princeton<br />
1998<br />
[2] G. Müller und W. Zürn, Landolt-Börnstein, Neue<br />
Serie V/2a, Springer Verlag, Berlin 1984<br />
[3] T. G. Masters und R. Widmer, Free Oscillations:<br />
Frequencies and Attenuation. In T. J. Ahrens,<br />
(Hrsg.), Global Earth Physics: a handbook of physical<br />
constants, Am. Geophysical Union, Washington<br />
(1995)<br />
[4] W. Zürn et al., Geophys. J. Int. 113, 113 (2000)<br />
[5] G. Masters et al., Nature 298, 609 (1982)<br />
[6] G. Laske und G. Masters, Nature 402, 66 (1999)<br />
[7] G. Masters et al., The Relative Behavior of Shear<br />
Velocity, Bulk Sound Speed, and Compressional<br />
Velocity in the Mantle: Implications for Chemical<br />
and Thermal Structure. In S. Karato et al., (Hrsg.),<br />
Monograph 117, AGU, Washington (2000)<br />
[8] R. Widmer und W. Zürn, Geophys. Res. Lett 19,<br />
765 (1992)<br />
[9] K. Nishida und N. Kobayashi, J. Geophys. Res.<br />
104, 28741 (1999)<br />
[10] K. Lambeck, Geophysical Geodesy: The Slow Deformations<br />
of the Earth, Clarendon Press, Oxford<br />
1988<br />
[11] C. F. Yoder, Astrometric and Geodetic Properties<br />
of Earth and the Solar System. In T. J. Ahrens,<br />
(Hrsg.), Global Earth Physics: a handbook of physical<br />
constants, Am. Geophysical Union, Washington<br />
(1995)<br />
[12] M. L. Smith und F. A. Dahlen, Geophys. J. R. Astr.<br />
Soc. 64, 223 (1981)<br />
[13] W. Zürn, The Nearly-Diurnal Free Wobble Resonance.<br />
In H. Wilhelm et al., (Hrsg.), Lecture Notes<br />
in Earth Sciences 66, Springer-Verlag, Heidelberg<br />
(1997)<br />
[14] R. Gross, Geophys. Res. Lett. 27, 2329 (2000)<br />
[15] D. De Vries und J. M. Wahr, J. Geophys. Res. 96,<br />
8275 (1991)<br />
Die Autoren<br />
Walter Zürn beschäftigt sich seit über<br />
30 Jahren mit Erdbebenwellen und Eigenschwingungen<br />
der Erde. Nach seiner<br />
Promotion verbrachte er einige Jahre<br />
in den USA an der University of California<br />
at Los Angeles sowie ein Jahr<br />
als wissenschaftlicher Stationsleiter der<br />
Amundsen-Scott-Südpolstation in der<br />
Antarktis. Für seine Verdienste wurde<br />
1976 der 1515 m hohe Zurn Peak in der<br />
Antarktis nach ihm benannt. Seit Mitte<br />
der 70er-Jahre ist er am <strong>Geophysik</strong>alischen <strong>Institut</strong> der Uni<br />
Karlsruhe und am Observatorium Schiltach tätig. In seiner<br />
Freizeit ist er in den Bergen unterwegs und spielt Schach.<br />
Rudolf Widmer-Schnidrig hat an der<br />
ETH Zürich <strong>Geophysik</strong> studiert und<br />
1991 am <strong>Institut</strong>e of Geophysics and<br />
Planetary Science der Scripps <strong>Institut</strong>ion<br />
of Oceanography in San Diego/USA<br />
promoviert. Seither ist er, unterbrochen<br />
durch einen weiteren USA-Aufenthalt,<br />
Assistent am <strong>Geophysik</strong>alischen <strong>Institut</strong><br />
in Karlsruhe und arbeitet am Observatorium<br />
Schiltach. Beruflich steht sein Interesse<br />
<strong>für</strong> das Erdinnere im Vordergrund,<br />
privat erkundet er das Erdäußere beim Klettern in<br />
Fels und Eis, Radfahren und auf Skitouren.<br />
Physik Journal<br />
1 (2002) Nr. 10<br />
Schwerpunkt<br />
55