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Bildungsgerechtigkeit jetzt!<br />

Sibylle <strong>Klings</strong>, IN VIA Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln e.V.<br />

Wenn es um die Zukunft unseres Landes geht, steht Bildung im Zentrum! So nicht<br />

nur heute bei dieser Fachtagung sondern es ist die einhellige Meinung in<br />

Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Aber von welcher Art Bildung ist die Rede? Welches Lernen ist gemeint, das als<br />

zukunftsfähig gelten kann und zugleich den heutigen Anforderungen angemessen<br />

ist?<br />

Welches Lernen ist gemeint, das alle – jungen Menschen<br />

• mit und ohne und Behinderung und Krankheit (hier sehe ich auch die<br />

psychischen Erkrankungen)<br />

• junge Menschen aus unterschiedlichen Milieus und sozialen Lebenskontexten,<br />

• mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund<br />

berücksichtigt und keinen zum Verlierer und Aussteiger macht?<br />

Stell dir vor es ist „Schule“ und alle wollen hin! (eine Aussage von Prof. Dr.<br />

Gerald Hüther Gehirnforscher der Uni Göttingen)<br />

Hier stellt sich die Frage, warum wollen Kinder und Jugendliche – und dies ist kein<br />

Einzelfall - denn nicht hin?<br />

• Nicht weil sie notorisch faul sind.<br />

• Sie wollen auch nicht hin, weil sie keine Lust haben, das Leben zu entdecken.<br />

• sie wollen auch nicht hin, weil sie keine Lust auf Leistung haben,<br />

sondern sie wollen nicht hin - und für sie wird es in den Schulen immer schwieriger<br />

– weil sie dort bewertet werden, weil sie dort – so hat es weil sie dort<br />

gewissermaßen durchgesiebt und in Bessere und Schlechtere sortiert werden.<br />

Dabei geht es nicht nur um den augenblicklichen Moment der Schule, sondern auch<br />

und insbesondere um ihre Lebens- und Berufsperspektiven.<br />

40 % der Schüler haben nach statistischen Erhebungen gegenwärtig Angst vor der<br />

Schule.<br />

1/4 der Kinder und Jugendlichen entwickeln alle möglichen Störungen und<br />

Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu psychischen Störungen oder haben<br />

psychosomatische Erkrankungen. Sogar Grundschüler wollen schon nicht mehr in<br />

die Schule gehen oder werden krank, weil sie dem dort herrschenden Leistungsdruck<br />

1


und dem Tempo nicht mehr gewachsen sind, mit dem sie auf die Anforderungen der<br />

weiterführenden Schulen vorbereitet werden sollen.<br />

Wer Bedenken gegenüber diesen Entwicklungen vorbringt, dem wird erklärt, für die<br />

Zukunftsfähigkeit unserer Kinder und Jugendlichen und der weiteren wirtschaftlichen<br />

Entwicklung unseres Landes sei es in einer globalisierten Welt notwendig, die<br />

Effizienz unseres Bildungssystems ständig zu verbessern und den jungen Menschen<br />

in immer kürzerer Zeit mehr beizubringen. In einer vom wirtschaftlichen Wettbewerb<br />

getriebenen Welt müssten Kinder eben lernen, sich anzustrengen.<br />

Je früher, desto besser!<br />

Hochschulen und Universitäten bereiten sich schon heute auf die minderjährigen<br />

Studierenden in den nächsten Jahren vor.<br />

Diese Argumentation haben nicht nur Eltern sondern auch viele Pädagogen und<br />

Verantwortliche in Politik und Wirtschaft.<br />

Schule gestaltet sich nach dem sogenannten Begabtenkonzept, nach der These:<br />

es gibt mehr oder wenig begabte Kinder.<br />

Jedes Kind sammelt im Laufe seiner vorgeburtlichen Entwicklungen als auch in<br />

seinen weitern Entwicklungen im Elternhaus, Kita, Schule, Sozialraum etc.<br />

bestimmte Erfahrungen. Wesentliche stabilisieren sich in seinem Gehirn - alle<br />

anderen werden wieder abgebaut. Das Hirn passt sich an die Nutzungsmodalitäten<br />

an und deshalb kommt es darauf an, was die Kinder an besonderen Begabungen mit<br />

auf die Welt bringen.<br />

Dabei wird deutlich: Jedes Kind/Mensch ist einzigartig. Kinder und Jugendliche, die<br />

vielleicht auf den ersten Blick mit unseren Bewertungskriterien so aussehen als seien<br />

sie unbegabt, können doch zu Leistungen fähig sein, die ihnen keiner zutrauen<br />

würde.<br />

Ein exemplarisches Beispiel: Die Trisomie 21 Patienten (Menschen mit dem<br />

sogenannten Down-Syndrom) wurden in den 50-60er Jahren als Geistig Behinderte<br />

mit sogenanntem Schwachsinn bezeichnet und wurden als nicht beschulbar<br />

abgestempelt. Sie passen überwiegend auch heute noch nicht in unsere regulären<br />

Schulsysteme. Heute weiß man, sie sind zu besonderen Leistungen fähig!<br />

Die die ersten Trisomie 21 Kinder und Jugendliche haben das Abitur gemacht und<br />

studieren.<br />

Das ist die Dimension die dabei heraus kommt wenn man mit seinen Bewertungen<br />

aufhört und wenn man plötzlich einem Kind/einem Menschen, jedem Kind und<br />

Menschen etwas zutraut, jedem die Chance gibt, seine Potentiale zu entfalten.<br />

Dies gelingt nicht, indem man von oben nach unten doziert, versucht vorgegebenen<br />

Unterrichtsstoff in die Hirne junger Menschen einzutrichtern, sondern in dem<br />

2


Pädagogen und Lehrer auf Augenhöhe runter gehen und gucken was in jedem<br />

einzelnen von ihnen steckt.<br />

Aus unserem sonderbaren Begabungskonzept von Schule hat sich etwas<br />

entwickelt, das nennt die Biologie Selektionskriterien: Da wird das ausgelesen, was<br />

fit ist nach den Vorstellungen und was nicht fit ist fällt durch das Raster. Unsere<br />

Schulen sind zurzeit größtenteils immer noch so ausgerichtet und sortieren Kinder<br />

und Jugendliche aus. Die, die nicht über bestimmte Potentiale verfügen, nicht<br />

bestimmte Voraussetzungen mitbringen, fallen regelrecht durch.<br />

Mit denen haben wir riesige Probleme!<br />

Ist einmal ein Schüler entmutigt und entgeistert worden, so ist es unendlich schwer<br />

und kostet unendlich viel Geld, dieses alles wieder zu erwecken.<br />

M.E. ist es nicht so, dass Abiturienten, die mit 1,0 ihr Abitur machen, die großen<br />

High-Potentials unserer Zukunft sind, die unsere Gesellschaft voran bringen. Es ist<br />

so, dass diejenigen, auf die wir heute stolz sind und die große Leistungen tagtäglich<br />

für unsere Gesellschaft bringen, - viele von ihnen sitzen unter uns - nicht so<br />

geworden sind weil sie ein Abitur mit 1,0 absolviert haben, sondern fragt man sie,<br />

warum sie so geworden sind dann sagen sie: eigentlich bin ich das geworden was<br />

ich heute bin – trotz der Schule.<br />

Das Selektionskriterium „Gute Noten und optimale Leistungen“, führt dazu, dass<br />

Schüler gezwungen sind, sich an das System anzupassen. Sie lernen schon sehr<br />

früh das System zu beherrschen.<br />

Die Schüler bestehen das System, die die wunderbare Fähigkeit besitzen, in<br />

kürzester Zeit vorgegebenen Unterrichtsstoff auswendig zu lernen und in Prüfungen<br />

von sich zu geben und anschließend wieder zu vergessen.<br />

Wenn jemand im Schulsystem bestehen will und mit 1.0 sein Abitur machen will –<br />

und das braucht er, wenn er bestimmte Fächer studieren möchte, dann merkt er<br />

schon sehr früh, das er eines nicht darf, er darf keine Leidenschaft entwickeln für<br />

irgendetwas.<br />

Entdeckt er Themen oder irgendetwas, was ihn begeistert, dann muss er im heutigen<br />

Schulsystem lernen, aktiv seine eigene Begeisterung für die ihn interessanten Dinge<br />

zu unterdrücken und muss lernen begeisterungslos zu werden, damit er genügend<br />

Zeit hat, sich mit Mathe, Deutsch und Physik und sonstigen Fächern zu beschäftigen,<br />

damit er dort auch eine 1,0 erhält.<br />

Es ist doch nicht normal, dass junge Menschen den größten Schatz, den sie mit auf<br />

die Welt bringen, ihre unglaubliche Entdeckerfreude und Gestaltungslust, ihre<br />

Offenheit und Lebensfreude, ausgerechnet dort verlieren, wo dieser gut entfalten<br />

werden sollte.<br />

3


Niemand hat bisher berechnet, wie groß der Verlust ist, wie viele Euro es kostet,<br />

wenn auch nur einem einzigen Kind im Verlauf der Schulzeit seine angeborene Lust<br />

am Entdecken und Gestalten und die Freude am Lernen geraubt werden. Wenn er<br />

dann als Jugendlicher<br />

• „null Bock“ auf Schule und eine spätere Ausbildung hat,<br />

• keinen Beruf erlernt,<br />

• sich als Sozialfall durchschlägt oder womöglich<br />

• Drogensüchtig und kriminell wird.<br />

• Oder wenn jemand den Rest seiner Schulzeit absitzt und zu einem Beruf<br />

gezwungen wird, den er nur widerwillig ausübt.<br />

Oder wenn all das, was in einem jungen Menschen an Begabungen steckt, durch<br />

eine negative Schulerfahrung nicht zur Entfaltung kommt und sie die Lust am Lernen<br />

verlieren.<br />

Kinder und Jugendliche sollen mit all dem, was sie heute in Schulen lernen, mit den<br />

Erfahrungen, die sie dort machen, das Wissen und die Fähigkeiten erwerben, die sie<br />

brauchen, um später ein sinnerfülltes, glückliches Leben zu gestalten. Dort sollen<br />

junge Menschen darauf vorbereitet werden, sich als kompetente, engagierte,<br />

teamfähige, verantwortungsbewusste, kreative und engagierte Menschen an der<br />

Gestaltung wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und politischer Entwicklungsprozesse<br />

zu beteiligen.<br />

Aber wie soll dazu jemand in der Lage sein, der bereits in der Schule seine Lust am<br />

Entdecken und Gestalten verloren hat.<br />

Wir brauchen Lernorte in Schulen und außerschulischen Einrichtungen, in denen<br />

Kinder und Jugendliche ermutigt werden, Begeisterung und Leidenschaft zu zeigen.<br />

Lernprozesse müssen unter die Haut gehen, dann bleiben sie erhalten. Es muss für<br />

einen selbst wichtig sein, dass man es wissen will. Das was wir mit Leidenschaft und<br />

mit Begeisterung tun, bringt uns weiter.<br />

Es wird nichts aus einem Menschen, wenn er seine Leidenschaft verloren hat. Wer<br />

weiß, was aus vielen jungen Menschen geworden wäre, wenn sie mit Lust und<br />

Leidenschaft hätten lernen dürfen.<br />

Rilke hat bereits zu Beginn des 20 Jahrhunderts es sehr deutlich formuliert:<br />

„Wonach die Zeit am sehnlichsten verlangt, das sind immer wieder die großen<br />

Individualitäten, die anders sind: denn immer ist mit ihnen die Zukunft gewesen.<br />

Wenn aber im Kinde die Individualität sich zeigt, wird sie verächtlich oder<br />

geringschätzig behandelt, womöglich, - was für das Kind am schmerzlichsten ist –<br />

verlacht. Man geht mit Ihnen um, als ob sie nichts Eigenes hätten, und entwertet<br />

ihnen die Reichtümer, aus denen sie leben, um ihnen dafür Gemeinplätze zugeben.“<br />

4


Es ist an der Zeit, aufzuwachen und unsere Bildungseinrichtungen umzuwandeln in<br />

das was sie sein müssten: Werkstätten des Entdeckens und Gestaltens,<br />

Erfahrungsräume zur Entfaltung der in allen jungen Menschen angelegten<br />

Potentialen, Begegnungsorte für das Voneinander- und Miteinanderlernen,<br />

Basislager des Erlebens von gegenseitiger Achtung und Wertschätzung und des<br />

Gefühls, aneinander und miteinander über sich hinauswachsen zu können ,denn<br />

• In jedem Menschen steckt zum einen die Sehnsucht nach Verbundenheit:<br />

Dazu gehören zu wollen. Der Einzelne braucht zu allem was er lernt, den<br />

anderen.<br />

• In jedem Menschen steckt zum anderen die Sehnsucht nach Freiheit. Das<br />

gelingt durch Stück über Stück über sich hinauswachsen zu können – der<br />

Mensch wird dadurch freier.<br />

Wir müssen dazu neue Formen von Lernen in unseren Bildungseinrichtungen - auch<br />

in der Jugendsozialarbeit - finden, die jeden jungen Menschen das Gefühl vermitteln,<br />

dazuzugehören, verbunden und gleichzeitig frei zu sein.<br />

Wir brauchen Schulen und Einrichtungen, in denen alle junge Menschen die<br />

Erfahrungen machen können wie toll es ist,<br />

• wenn man etwas hinkriegt,<br />

• wenn man etwas leisten kann,<br />

• wenn man zeigen kann was man kann,<br />

• wenn man Aufgaben bekommt, an denen man wachsen kann,<br />

• wenn junge Menschen in der Gemeinschaft etwas hinbekommen.<br />

Junge Menschen brauchen Vorbilder in Gemeinschaften! Es sind solche Vorbilder zu<br />

finden, an denen sie wachsen können. Dazu sind wir da.<br />

Wir brauchen nicht Lehrer und Pädagogen, die reine Wissensvermittler sind, sie sind<br />

nicht in der Lage junge Menschen zu begeistern. Eigentliche brauchen wir<br />

sogenannte Suchende, die die in jedem einzelnen Menschen angelegten Talente<br />

und Begabungen suchen.<br />

Wir brauchen einen Bewusstseinswandel, einen Aufbruch, breite Schichten, die eine<br />

andere Art von Bildung einfordern.<br />

Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Wenn du einen Sumpf austrocknen willst, darfst du<br />

nicht die Frösche fragen!“<br />

Die dicksten Frösche befinden sich in unseren eigenen Köpfen. Unsere inneren<br />

Einstellungen und Überzeugungen haben sich im Laufe unseres Lebens durch<br />

selbstgemachte Erfahrungen und durch die Erfahrungen bedeutsame<br />

Bezugspersonen geformt. Weil sie auch an Gefühle gekoppelt sind, kleben die<br />

meisten Menschen fester an ihren einmal ausgeformten Überzeugungen, als sie<br />

zuzugeben bereit sind.<br />

5


Manche dieser erfahrungsabhängig ausgebildeten Einstellungen behindern die<br />

eigene Vorstellungskraft so sehr, dass es fast unmöglich ist, sich vorzustellen, dass<br />

Schulen und Bildung auch anders geschehen kann als so, wie es Eltern, Lehrer,<br />

Pädagogen und Verantwortliche in Politik, Verwaltungen und Wirtschaft selbst erlebt<br />

haben.<br />

Solange wir (Eltern, Pädagogen, Kultusbeamte, Unternehmer etc.) darauf beharren,<br />

dass Intelligenz angeboren sei, es begabte und unbegabte junge Menschen gebe,<br />

dass Schulen und Bildungseinrichtungen ohne Leistungsdruck und Selektion nicht<br />

die gewünschten Ergebnisse bringe, dass nur solche Schüler später<br />

„Leistungsträger“ in Gesellschaft und Wirtschaft würden, die diese Schulen und all<br />

das, was sie dort erleben, am besten aushielten – ist es klar: mit solchen Fröschen<br />

im Kopf kann man Bildungsgerechtigkeit für junge Menschen in der Zukunft nicht<br />

denken.<br />

Dass Bildung auch anders sein kann, beweisen uns da und dort schon einige<br />

Schulen, insbesondere außerschulische Einrichtungen – hier sehe ich die<br />

Einrichtungen der Jugendsozialarbeit, die größtenteils nicht strikt nach Lehrplänen<br />

und Vorgaben arbeiten.<br />

Aber auch diese – unsere Einrichtungen – werden durch Vorgaben reglementiert und<br />

verschult, insbesondere wenn sie Ausschreibungen (hier sehe ich diese der<br />

Bundesagentur für Arbeit) bedienen müssen, oder nur von der Behörde ausgewählte<br />

Jugendliche teilhaben dürfen. Jugendliche, die Lust auf Lernen haben, Ihr Leben<br />

angehen wollen, werden ausgeschlossen, z.B. Jugendliche mit<br />

Flüchtlingshintergrund.<br />

Begeisterung am Lernen lässt sich nun mal nicht erzwingen oder anordnen. Sie lässt<br />

sich nur wecken. Die Zauberworte, mit denen sich die Begeisterung bei jedem<br />

Menschen wiedererwecken lässt, egal wie alt und wie viele negative Erfahrungen er<br />

schon gemacht hat oder machen musste, ist ganz einfach:<br />

Man muss ihn einladen, ermutigen und inspirieren, sich noch einmal auf Neues<br />

einzulassen. Man muss ihm Gelegenheit geben zu erfahren, dass er doch etwas<br />

kann, das das Entdecken und Gestalten und das Lernen Freude machen kann, dass<br />

er so wie er ist, gemocht wird, dass er mit seinen besonderen Fähigkeiten und<br />

Begabungen gebraucht wird, um gemeinsam mit anderen etwas zustande zu<br />

bringen, was keiner allein schaffen kann.<br />

Überall dort wo das gelingt, entstehen diese wunderbaren Werkstätten in denen<br />

junge Menschen unsere Zukunft gestalten.<br />

In solchen Einrichtungen herrscht ein besonderer Geist und dort zeichnen sich die<br />

Lernbegleiter durch besondere Haltung aus. In der Wirtschaft heißen solche<br />

Führungskräfte „supportive leaders“. Sie sehen in den Menschen starke, kompetente<br />

Persönlichkeiten und laden dazu ein, die in ihnen angelegten Potentiale zu entfalten.<br />

Die Menschen werden wertgeschätzt und ihnen wird etwas zugetraut.<br />

6


Wir brauchen Bildungseinrichtungen, in denen keine Menschen als behindert oder<br />

nicht beschulbar ausgegrenzt werden und in denen die jungen Menschen das lernen,<br />

worauf es im Leben später ankommt. Wir nennen sie auch– Lebenskompetenzen -<br />

Lifeskills.<br />

Das wirft natürlich auch die Fragen neu auf:<br />

• Wozu Schüler in die Schule gehen?<br />

• Warum wir junge Menschen immer noch ausgrenzen und aussortieren oder<br />

ihnen gar einen Zugang zu Bildung verweigern?<br />

Diese Fragen müssen wir uns alle stellen, Eltern, Pädagogen, Schulen, Politik und<br />

auch die Wirtschaft wir alle die Verantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaft<br />

tragen.<br />

Ich bin froh, dass diese Fragen nun auch in unserem Land bearbeitet werden<br />

müssen: und zwar ausgelöst durch das Übereinkommen der Vereinten Nationen<br />

über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />

Teilhabe behinderter Menschen (ich ergänze dies mit Teilhabe benachteiligter und<br />

ausgegrenzter Menschen) ist ein Menschenrecht, kein Akt der Fürsorge oder Gnade.<br />

Die Konvention stellt dies klar und konkretisiert damit grundlegende Menschenrechte<br />

für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen. Sie erfasst<br />

Lebensbereiche wie Barrierefreiheit, persönliche Mobilität, Gesundheit,<br />

Beschäftigung, Rehabilitation, Teilhabe am politischen Leben, Gleichberechtigung,<br />

Nichtdiskriminierung und insbesondere Bildung. Grundlegend für die Konvention<br />

und die von ihr erfassten Lebensbereiche ist der Gedanke der Inklusion: Menschen<br />

mit Behinderung gehören von Anfang an mitten in die Gesellschaft.<br />

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Sibylle <strong>Klings</strong><br />

17.09.2012<br />

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