Kindeswohlgefährdung - Erkennen und Helfen - Bundesministerium ...
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Was sind Ursachen von <strong>Kindeswohlgefährdung</strong>?<br />
<strong>und</strong> Armut, bei schweren psychopathologischen Störungen oder zugespitzten familialen<br />
Strukturkonfl ikten, sinkt die Chance erheblich, gut für ein Kind zu sorgen.<br />
Individuelle, familiale, kulturell-gesellschaftliche <strong>und</strong> situative Momente verschränken<br />
sich zu einem Konfl iktgeschehen, das verzweifelte Kontrollversuche<br />
mit Gewalt ebenso nahe legt wie ängstliches Ausweichen, Grenzüberschreitungen<br />
<strong>und</strong> beziehungslose Gleichgültigkeit. Gewalt, Grenzüberschreitungen <strong>und</strong> Vernachlässigung<br />
sind untaugliche, das Wohl von Kindern gefährdende Bewältigungsstrategien<br />
wo andere Möglichkeiten der Befriedigung von Wünschen <strong>und</strong><br />
Bedürfnissen nicht verfügbar sind.<br />
Insofern ist <strong>Kindeswohlgefährdung</strong> Ausdruck von akuten oder chronischen Konfl<br />
iktsituationen, in denen versucht wird, Wünsche <strong>und</strong> Ängste in Beziehungen<br />
auszubalancieren 5 . Dabei kann es dann zu Gewalt, Grenzüberschreitungen oder<br />
Vernachlässigung kommen.<br />
Kindesmisshandlung ist der Versuch, die Beziehung zum Kind <strong>und</strong> die eigene<br />
Selbstachtung gewaltsam aufrecht zu erhalten. Je größer der Druck <strong>und</strong> je schärfer<br />
die Krise, um so eher verkörpert das Kind (<strong>und</strong> sei es in der bloßen Vorstellung<br />
des Erwachsenen) eine Bedrohung <strong>und</strong> Überforderung. Kindesmisshandlung ist<br />
darum in der Regel ein hilfl oser <strong>und</strong> sprachloser Versuch, die Beziehungskonfl ikte<br />
zwischen Erwachsenen <strong>und</strong> Kindern gewaltsam zu bewältigen. Kindesmisshandlung<br />
ist im Kern ohnmächtige Gewalt.<br />
Kindesvernachlässigung stellt den Rückzug aus der Beziehung zum Kind dar, ein<br />
resigniertes, überfordertes Ausweichen vor den Anforderungen des Elternseins<br />
bei mangelnden Fähigkeiten, Unterstützung zu suchen, anzunehmen oder zu erhalten.<br />
Im familiären (sexuellen, emotionalen) Missbrauch können Wünsche <strong>und</strong> Ängste<br />
nicht auf einer erwachsenen Ebene ausbalanciert werden <strong>und</strong> werden in Richtung<br />
der Kinder umgeleitet. Kinder sollen dann die besseren (sexuellen oder emotional-verständnisvolleren)<br />
Partner sein mit allen damit verb<strong>und</strong>enen zerstörerischen<br />
Konsequenzen für ihre Entwicklung.<br />
<strong>Kindeswohlgefährdung</strong> ist ein Scheitern in Beziehungen. Daraus folgt die Verwirrung<br />
in der Beziehung der Generationen; so werden aus Kindern phantasierte <strong>und</strong><br />
real ausgebeutete Partner, gefürchtete <strong>und</strong> darum in Panik <strong>und</strong> Wut angegriffene<br />
Feinde, werden Kinder in ihrem Eigensinn <strong>und</strong> in ihrer Lebendigkeit zu einer Belastung,<br />
die die Kräfte der Erwachsenen, ihren Verstand <strong>und</strong> ihre Handlungsmöglichkeiten<br />
übersteigt. Erwachsene klammern sich ans Kind, verführen es, greifen es an<br />
oder lassen es ganz fallen, wenden sich enttäuscht ab, wenn es sich für die eigenen<br />
Wünsche nicht instrumentalisieren lässt.<br />
5 vgl.: T. Bauriedl: Leben in Beziehungen. Von der Notwendigkeit, Grenzen zu fi nden. Freiburg, 1996<br />
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