Chronischer Durchfall bei der Katze - Laboklin
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<strong>Chronischer</strong> <strong>Durchfall</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong><br />
In <strong>der</strong> Praxis werden <strong>Katze</strong>n relativ häufig wegen<br />
einer chronischen Diarrhö vorgestellt. Es handelt<br />
sich entwe<strong>der</strong> um eine länger als 3 Wochen<br />
anhaltende Verdauungsstörung o<strong>der</strong> aber um<br />
einen chronisch rezidivierend auftretenden<br />
<strong>Durchfall</strong>. Im Gegensatz zum chronischen<br />
<strong>Durchfall</strong> ist eine akute Diarrhö meist selbst limitierend.<br />
Die Ursache wird da<strong>bei</strong> häufig nicht<br />
gefunden. Ausgenommen <strong>bei</strong> einer viralen o<strong>der</strong><br />
bakteriell bedingten Genese, wenn <strong>der</strong> Kot spezifisch<br />
daraufhin untersucht wird.<br />
Beim chronischen <strong>Durchfall</strong> muss man dagegen<br />
weiter in die diagnostische Trickkiste greifen, um<br />
möglichst eine Ursache zu eruieren und diese<br />
dann abzustellen.<br />
Im Folgenden sind die häufigsten Ursachen für<br />
eine chronische Erkrankung des Gastrointestinaltraktes<br />
aufgelistet:<br />
Gastrointestinale Ursachen:<br />
− Parasiten: Helminthen, Giardien,<br />
Tritrichomonas foetus, Kokzidien,<br />
Cryptosporidien<br />
− Bakterien: Campylobacter, Yersinien,<br />
Salmonellen, Clostridientoxine<br />
− Antibiotika responsive Diarrhö (ARD)<br />
(Bakterielle Überbesiedelung des<br />
Dünndarmes, Verschiebungen <strong>der</strong><br />
Darmflora)<br />
− Viren: Coronavirus, FeLV-assoziierte o<strong>der</strong><br />
FIV-assoziierte Diarrhö<br />
− Inflammatory bowel disease (IBD)<br />
− Futtermittelüberempfindlichkeit<br />
− Tumore (z.B. alimentäres Lymphom)<br />
− Lymphangiektasie<br />
− Mechanisch (Gärungsdiarrhö) infolge<br />
Kurzdarmsyndrom, Obstruktion o<strong>der</strong><br />
Intussuszeption des Ileums o<strong>der</strong><br />
zäkokolisch<br />
Extraintestinale Ursachen:<br />
Erkrankungen des Pankreas:<br />
− Exokrine Pankreasinsuffizienz<br />
− Chronisch rezidivierende Pankreatitis<br />
− Pankreasneoplasie<br />
Metabolisch/endokrin<br />
− Hyperthyreose<br />
− Leberinsuffizienz o<strong>der</strong> hochgradige<br />
Cholestase<br />
− Niereninsuffizienz, Urämie Endstadium<br />
Trotz regelmäßig durchgeführter Entwurmung<br />
erweist sich die Infektion mit Parasiten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Befall mit Protozoen wie Giardien<br />
und Tritrichomonas foetus als die häufigste<br />
Ursache für eine chronische Diarrhö. Die<br />
Diagnose „inflammatory bowel disease“ (IBD)<br />
beschreibt nur einen histopathologischen Befund<br />
ohne eine <strong>der</strong> zahlreichen möglichen Ursachen<br />
abzuklären. Klinisch kann sie erst durch Ausschluss<br />
möglicher Ursachen für einen chronischen<br />
<strong>Durchfall</strong> gestellt werden.<br />
So ist die Diagnose Futtermittelunverträglichkeit<br />
als Ursache von <strong>der</strong> IBD oft nur schwer zu unterscheiden.<br />
Immerhin soll sie in einem Drittel die<br />
Ursache für eine chronische Enteritis <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Katze</strong> darstellen. Gelingt es, das betroffene Tier<br />
auf eine Eliminationsdiät umzustellen, so bessert<br />
sich die Symptomatik häufig innerhalb weniger<br />
Tage nach <strong>der</strong> Futterumstellung. Eine<br />
Provokation mit dem ursprünglichen Futter als<br />
Beweis einer Unverträglichkeit wird dann allerdings<br />
vom Besitzer aus verständlichen Gründen<br />
meist abgelehnt.<br />
Die positive Reaktion auf die Eliminationsdiät<br />
dient allerdings <strong>der</strong> Unterscheidung zur IBD, da<br />
dort meist keine Besserung trotz konsequenter<br />
Diät auftritt.<br />
Das alimentäre Lymphom äußert sich ebenfalls<br />
in einer chronischen Diarrhö.<br />
Eine extragastrointestinale Ursache gerade <strong>bei</strong><br />
älteren Tieren stellt die Hyperthyreose dar.<br />
Auch eine Erkrankung des exokrinen Pankreas<br />
wie die <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong> sehr seltene exokrine<br />
Pankreasinsuffizienz (EPI) o<strong>der</strong> die <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong><br />
häufiger auftretende chronisch rezidivierende<br />
Pankreatitis kann zu einem chronischen<br />
<strong>Durchfall</strong>geschehen führen.<br />
Diagnostisches Vorgehen:<br />
Zu einem detaillierten Vorbericht ist eine ausführliche<br />
klinische Untersuchung erfor<strong>der</strong>lich. Dadurch<br />
kann zunächst abgeklärt werden, ob die<br />
klinischen Symptome mit einer systemischen o<strong>der</strong><br />
metabolischen Erkrankung zusammenhängen.<br />
So kann ein Gewichtsverlust auf eine Malabsorption<br />
bzw. Maldigestion (Pankreas o<strong>der</strong><br />
Dünndarm Erkrankung) hinweisen. Es kann sich<br />
jedoch auch um die Folge von Anorexie und<br />
Erbrechen handeln. Bei älteren <strong>Katze</strong>n kommt in<br />
erster Linie eine Hyperthyreose als Ursache in<br />
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Betracht. Natürlich kann <strong>der</strong> Gewichtsverlust<br />
gerade <strong>bei</strong> älteren Tieren auch die Folge eines<br />
malignen Tumors sein.<br />
Basisdiagnostik:<br />
Kotuntersuchung:<br />
Die parasitologische Untersuchung des Kots, am<br />
besten von 3 aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen als<br />
kombiniertes Sedimentations-/ Flotationsverfahren<br />
erhöht die Sensitivität. Hiermit können<br />
Wurmeier aber auch Protozoenoozysten wie<br />
Giardien o<strong>der</strong> Kokzidien einschließlich<br />
Toxoplasma gondii erfasst werden.<br />
Man darf aber nicht vergessen, dass manche<br />
Parasiten nicht o<strong>der</strong> nur zufällig gefunden werden,<br />
hierzu zählen z.B. die Bandwürmer.<br />
Weitere diagnostische Tests werden am besten<br />
immunologisch durchgeführt, z.B. <strong>der</strong> Antigen<br />
Nachweis von Giardien o<strong>der</strong> Cryptosporidien<br />
mittels ELISA. Die Sensitivität des ELISA ist <strong>bei</strong><br />
den Giardien wesentlich höher als die<br />
Mikroskopie nach Anreicherung.<br />
Abb.1: Nachweisrate serologisch vs. Mikroskop<br />
Zum Nachweis von Tritrichomonas foetus eignet<br />
sich am besten eine PCR, da die Mikroskopie<br />
und die Kultur nur aus ganz frisch abgesetzten<br />
Kot möglich ist.<br />
Als Symptom tritt ein Dickdarmdurchfall ohne<br />
Gewichtsverlust auf, häufig ist eine Kotinkontinenz<br />
zu beobachten.<br />
Die Häufigkeit in unserem Untersuchungsmaterial<br />
von Tritrichomonas foetus liegt <strong>bei</strong> ca.<br />
10%. Es werden auch an<strong>der</strong>e Trichomonaden,<br />
z.B. Pentatrichomonas hominis erfasst, diese<br />
erscheinen unter Tritrichomonas spp, sie gelten<br />
in <strong>der</strong> Regel als apathogen.<br />
10,4 %<br />
Vergleich positiver <strong>Katze</strong>nbefunde<br />
Tritrichomonas foetus Tritrichomonas spp.<br />
11,5 %<br />
9,1 %<br />
10,4 %<br />
9,6 %<br />
12,7 %<br />
2011 (n = 776)<br />
Abb.2 Häufigkeit<br />
2010 (n = 837) 2009 (n = 779/173)<br />
Dieser Parasit scheint beson<strong>der</strong>s junge <strong>Katze</strong>n<br />
aus Mehrfachhaltung zu befallen.<br />
Abb.3: Altersverteilung<br />
Dysbakterien:<br />
Bakteriologische Untersuchungen geben durch<br />
den Nachweis von Proteus spp., Pseudomonaden<br />
o<strong>der</strong> auch einmal Salmonellen<br />
Hinweise auf eine proteolytische Dysbakterie.<br />
Bei einer Gärungsdyspepsie werden mikroskopisch<br />
durch eine Spezialfärbung saccharolytische<br />
Keime erfasst, überwiegend handelt es sich<br />
da<strong>bei</strong> um Clostridium butyricum.<br />
Pathogene Darmbakterien:<br />
Neben einer gezielten Kultur mit Anreicherung<br />
auf Salmonellen, Yersinien o<strong>der</strong> Campylobacter<br />
kann <strong>der</strong> Nachweis von Clostridien Toxinen<br />
(Clostr. perfringens Enterotoxin bzw. Clostridium<br />
difficile Toxin) mittels eines ELISAs eine bakterielle<br />
Ätiologie eines chronischen <strong>Durchfall</strong>s<br />
erfassen bzw. ausschließen.<br />
Enteropathogene E.coli (EPEC) Stämme können<br />
mit <strong>der</strong> herkömmlichen kulturellen Untersuchung<br />
lei<strong>der</strong> nicht von den harmlosen E. coli unterschieden<br />
werden.<br />
Blutuntersuchung:<br />
Zu den labordiagnostischen Basistests gehören<br />
ein großes Blutbild und ein biochemisches Profil<br />
einschließlich des FeLV Status <strong>bei</strong> jungen und<br />
des FIV Status <strong>bei</strong> mittelalten <strong>Katze</strong>n.<br />
Bei älteren <strong>Katze</strong>n sollte die Schilddrüsenfunktion<br />
über die Bestimmung von Gesamt-T4<br />
abgeklärt werden.<br />
Ziel ist <strong>der</strong> Ausschluss metabolischer Erkrankungen<br />
und die Abklärung potenzieller<br />
Folgen <strong>der</strong> primären intestinalen Erkrankung,<br />
wie zum Beispiel eine Hypalbuminämie, eine<br />
Hypocholesterinämie o<strong>der</strong> Elektrolytstörungen.<br />
Erniedrigtes Gesamteiweiß bedingt durch eine<br />
Hypoalbuminämie zusammen mit einer Hypogammaglobulie<br />
weist auf einen Proteinverlust<br />
über den Darm hin.<br />
Mo<strong>der</strong>ate Erhöhungen <strong>der</strong> ALT- und AP-<br />
Konzentrationen werden häufig <strong>bei</strong> <strong>Katze</strong>n mit<br />
Hyperthyreose o<strong>der</strong> chronisch entzündlichen<br />
Darmerkrankungen festgestellt.<br />
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Ergeben diese einleitenden Tests keine spezifischen<br />
Hinweise auf eine Grun<strong>der</strong>krankung, sollten<br />
weiterführende spezifische Parameter abgeklärt<br />
werden.<br />
Weiterführende Untersuchungen:<br />
Blut:<br />
Als nächster Schritt erfolgt die Untersuchung auf<br />
mögliche Pankreas Erkrankungen, einschließlich<br />
<strong>der</strong> exokrinen Pankreas Insuffizienz. Sie entwikkelt<br />
sich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong> in <strong>der</strong> Regel als Folge<br />
einer chronischen Pankreatitis.<br />
fTLI:<br />
Als spezifischer Parameter steht im Serum das<br />
fTLI (feline Trypsin Like Immunoreactivity) zur<br />
Verfügung. Häufig kommt es im Verlaufe einer<br />
chronischen Pankreatitis durch den Verlust an<br />
Pankreasgewebe zu einer endokrinen Pankreas<br />
Insuffizienz. Deshalb sollte <strong>bei</strong> <strong>Katze</strong>n, die an<br />
einem Diabetes mellitus leiden, im Umkehrschluss<br />
auch eine exokrine Pankreas<br />
Insuffizienz ausgeschlossen werden.<br />
Die Bestimmung <strong>der</strong> Folsäure und Vitamin B12<br />
(Cobalamin) Konzentration im Serum liefern weitere<br />
wertvolle Hinweise. Während Werte im physiologischen<br />
Bereich das Vorliegen von intestinalen<br />
Erkrankungen nicht ausschließen, können<br />
Abweichungen eine mögliche Ursache <strong>der</strong><br />
Darmerkrankungen näher eingrenzen und auch<br />
den Grad näher bestimmen.<br />
Folsäure:<br />
Da die Resorption im proximalen Dünndarm<br />
erfolgt, können erniedrigte Folsäurewerte auf<br />
eine Schleimhautschädigung in diesem Bereich<br />
hinweisen. Für diese Schädigung kommen verschiedene<br />
Ursachen in Betracht, die mit einer<br />
morphologisch sichtbaren Anomalie auftreten.<br />
Die IBD (inflammatory bowel disease) kann <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Katze</strong> zu einem erniedrigten Folsäure<br />
Spiegel im Serum führen, aber auch im Verlauf<br />
einer exokrinen Pankreas Insuffizienz kann es zu<br />
erniedrigten Werten kommen.<br />
Cobalamin (Vitamin B12):<br />
Im Gegensatz zur Folsäure wird Cobalamin im<br />
distalen Dünndarm durch einen komplexen<br />
Mechanismus absorbiert. Zunächst ist das<br />
Cobalamin aus <strong>der</strong> Nahrung im Magen an das im<br />
Speichel enthaltene R-Protein gebunden.<br />
Spezifische pankreatische Proteasen spalten<br />
das R-Protein ab. Nur über eine Bindung an den<br />
Intrinsic faktor (IF) kann dann Cobalamin über<br />
spezifische Rezeptoren an den Enterozyten<br />
absorbiert werden. Bei <strong>der</strong> <strong>Katze</strong> wird dieser<br />
Intrinsic Faktor ausschließlich vom Pankreas<br />
gebildet.<br />
Bei einer exokrinen Pankreas Insuffizienz fehlen<br />
nicht nur die Proteasen, die den R-Faktor<br />
abspalten, es kommt auch zu einer Verarmung<br />
an Vitamin B12 im Serum, weil die Resorption<br />
aufgrund des fehlenden Intrinsic Faktors nicht<br />
mehr möglich ist.<br />
Werden im Blut erniedrigte Cobalamin Werte gemessen,<br />
muss in jedem Fall auch eine exokrine<br />
Pankreas Insuffizienz (EPI) als mögliche<br />
Ursache abgeklärt werden. Nach Ausschluss<br />
einer EPI sprechen erniedrigte Cobalaminwerte<br />
für eine bakterielle Überwucherung des<br />
Dünndarmes. Erniedrigte Cobalaminwerte werden<br />
aber auch <strong>bei</strong> vielen <strong>Katze</strong>n ohne offensichtliche<br />
gastrointestinale Symptome gemessen.<br />
Diese weisen dann erst auf ein Problem im<br />
Dünndarmbereich hin.<br />
Cobalamin ist im Körper für den Erhalt zahlreicher<br />
Zellfunktionen essentiell. So kann ein<br />
Mangel zu einer Panzytopenie führen, im peripheren<br />
Blut wird als erstes eine Anämie offensichtlich.<br />
Da <strong>der</strong> Mangel an Cobalamin aus einer Störung<br />
<strong>der</strong> Dünndarm Funktion herrührt, muss die Supplementierung<br />
auf jeden Fall parenteral erfolgen.<br />
Die Substitution muss <strong>bei</strong> <strong>Katze</strong>n mit einer nachgewiesenen<br />
exokrinen Pankreas Insuffizienz<br />
nach den oben beschriebenen physiologischen<br />
Vorgängen lebenslang parenteral erfolgen.<br />
Gleichzeitig erniedrigte Cobalamin und Folsäure<br />
Spiegel findet man <strong>bei</strong> intestinalen Erkrankungen,<br />
die den gesamten Dünndarm diffus<br />
betreffen. Als mögliche Ursache kommt <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Katze</strong> eine IBD o<strong>der</strong> ein intestinales Lymphom in<br />
Betracht.<br />
Bei Tieren mit einer chronischen Diarrhö steht<br />
die Pankreatitis mit ihrer klassischen<br />
Symptomatik nicht an erster Stelle <strong>der</strong><br />
Differenzialdiagnosen. Bei Patienten mit chronischem<br />
Erbrechen als Hauptsymptom sollte sie in<br />
Betracht gezogen werden.<br />
fPLI:<br />
Eine Pankreatitis kann durch die Bestimmung<br />
<strong>der</strong> Pankreas spezifischen Lipase (fPLI)<br />
Konzentration im Serum abgeklärt werden. Zur<br />
Erfassung einer exokrinen Pankreas Insuffizienz<br />
(EPI) ist allerdings die Bestimmung <strong>der</strong> fPLI nicht<br />
geeignet, da es starke Überlappungen zwischen<br />
kranken und gesunden Tieren gibt.<br />
Kot:<br />
Maldigestion/Malabsorption:<br />
Im Gegensatz zum Hund, steht uns <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong><br />
die Bestimmung <strong>der</strong> Pankreas Elastase E1 im<br />
Kot nicht zur Verfügung.<br />
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Nahrungsausnutzung(semiquantitativ):<br />
Die mikroskopische Untersuchung auf Fett,<br />
Seifen, unverdaute Muskelfasern, Bindegewebe<br />
und Stärke ist sehr unspezifisch, sie kann nur die<br />
Diagnose Malabsorption bestätigen.<br />
Gesamtfettsäuren:<br />
Abgeleitet aus <strong>der</strong> Humanmedizin kann man<br />
quantitativ die Gesamtfettsäuren aus dem Kot<br />
bestimmen. Während <strong>bei</strong>m Menschen dieser<br />
Wert auf die 24 Stunden Ausscheidung bezogen<br />
wird, haben wir für die <strong>Katze</strong> die Ausscheidung<br />
auf 100 g Faeces quantifiziert. Werden Gesamtfettsäuren<br />
erhöht ausgeschieden, kann das entwe<strong>der</strong><br />
an einer Maldigestion (exokrine Pankreas<br />
Insuffizienz) o<strong>der</strong> an einer Malabsorption infolge<br />
einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarmes<br />
liegen.<br />
Gesamtgallensäuren:<br />
Die bakteriologische Kotuntersuchung erfasst<br />
nur das Spektrum an Dickdarmkeimen.<br />
Durch die Bestimmung <strong>der</strong> Gesamtgallensäuren<br />
im Kot kann eine bakterielle Überwucherung des<br />
Dünndarmes abgeklärt werden. Die Gallensäuren<br />
werden mit dem Gallensaft ins<br />
Duodenum sezerniert und im Ileum als Chylomikronen,<br />
welche die Fettsäuren enthalten,<br />
resorbiert. Infolge einer bakteriellen Überwucherung<br />
des Dünndarmes, <strong>der</strong> normalerweise sehr<br />
keimarm ist, kommt es zu einer Dekonjugation<br />
<strong>der</strong> Gallensäuren. Die Chylomikronen können<br />
nicht gebildet werden, eine Malabsorption mit<br />
Fettstuhl ist die Folge. Die Klinik äußert sich häufig<br />
in breiiger bis wässriger Diarrhö, die aufgrund<br />
<strong>der</strong> hygroskopischen Wirkung <strong>der</strong> Gallensäuren<br />
auch explosionsartig abgesetzt werden kann.<br />
Protein Verlust über den Darm:<br />
Erniedrigte Eiweißspiegel im Serum, bedingt<br />
durch eine Hypalbuminämie zusammen mit einer<br />
Hypogammaglobulinämie weisen auf ein enterales<br />
Eiweißverlust Syndrom hin.<br />
Ein Proteinverlust über den Darm wird <strong>bei</strong> verschiedenen<br />
intestinalen Erkrankungen beobachtet,<br />
insbeson<strong>der</strong>e tritt er jedoch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> IBD, <strong>bei</strong>m<br />
alimentären Lymphom und <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Lymphangiektasie auf. Durch die Verdickung <strong>der</strong><br />
Schleimhaut kommt es dann sekundär zur<br />
Malabsorption mit Verschlimmerung <strong>der</strong><br />
Hypoproteinämie.<br />
Bevor <strong>der</strong> Eiweißverlust zu weiteren Folgeerscheinungen<br />
wie Aszites o<strong>der</strong> Ödembildung<br />
führt, kann die Erfassung des intestinalen<br />
Proteinverlustes die Diagnose von Darmerkrankungen<br />
weiter abklären.<br />
α1-Antitrypsin:<br />
α1-Antytrypsin gehört zu den Serinprotease<br />
Inhibitoren (α1-Proteinase Inhibitor), einem<br />
Serumprotein, das etwa die gleiche Größe wie<br />
Albumin aufweist. Es tritt deshalb <strong>bei</strong> einem<br />
enteralen Proteinverlust in <strong>der</strong> gleichen Menge<br />
wie Albumin in das Darmlumen aus. Es ist im<br />
Gegensatz zum Albumin allerdings stabil gegenüber<br />
proteolytischen Bakterien.<br />
Mögliche weiterführende Untersuchungen:<br />
Ultraschall, Biopsie und Histopathologie:<br />
Durch die abdominale Sonographie festgestellte<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Leber, <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse,<br />
<strong>der</strong> Darmwand und <strong>der</strong> tributären<br />
Lymphknoten, können punktiert und zytologisch<br />
ausgewertet werden.<br />
Zuverlässigere Ergebnisse erhält man <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
histopathologischen Untersuchung von Biopsien,<br />
dazu müssen in <strong>der</strong> Biopsie aber <strong>bei</strong>m Darm alle<br />
Schichten <strong>der</strong> Darmwand enthalten sein. Die<br />
histologische Untersuchung <strong>der</strong> formalin-fixierten<br />
Biopsie Probe kann neben einer Diagnose<br />
evtl. auch eine Aussage zur Prognose treffen.<br />
Gleichzeitig sollten <strong>bei</strong> einer Laparatomie neben<br />
Darmbiopsien auch Leber- und<br />
Pankreasbiopsien entnommen werden, da <strong>bei</strong><br />
<strong>Katze</strong>n häufig ein Zusammenhang zwischen<br />
Cholangitis / Cholangiohepatitis, Pankreatitis<br />
und IBD besteht. Empfohlen wird, alle drei<br />
Abschnitte des Dünndarmes zu bioptieren,<br />
genauso Colon und Rectum.<br />
Die Ergebniserwartung an Biopsien darf nicht zu<br />
hoch gestellt werden, da entzündliche o<strong>der</strong> neoplastische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen im Magen Darmtrakt<br />
mitunter sehr heterogen verteilt sein können.<br />
Zusammenfassung:<br />
Basisdiagnostik:<br />
− Vorbericht, klinische Untersuchung<br />
− klinisch chemische Werte, Blutbild, T4,<br />
FeLV, FIV (systemische/metabolische<br />
Erkrankungen)<br />
− Kotuntersuchung: Parasiten, Bakterien<br />
− Bildgebende Verfahren<br />
Spezifische Diagnostik:<br />
− TLI – Exokrine Pankreas Insuffizienz<br />
− Vitamin B12, Folsäure –<br />
Dünndarmerkrankung<br />
− Gesamtfettsäuren/Gallensäuren – EPI /<br />
Dünndarmerkrankung<br />
− α1-Antitrypsin - Proteinverlustsyndrom<br />
− Sonographie/Laparatomie mit Biopsie für<br />
Zytologie besser Histologie<br />
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