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Labordiagnostik beim Meerschweinchen Probenentnahme - Laboklin

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<strong>Labordiagnostik</strong> <strong>beim</strong> <strong>Meerschweinchen</strong><br />

<strong>Probenentnahme</strong> - Indikationen - Grenzen<br />

<strong>Probenentnahme</strong>:<br />

Generell muss beachtet werden, dass gerade<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> häufig erst spät im<br />

Krankheitsverlauf mit stark beeinträchtigtem<br />

Allgemeinbefinden in der Tierarztpraxis vorgestellt<br />

werden. Oft merkt der Besitzer erst, dass<br />

etwas nicht in Ordnung ist, wenn das Haustier<br />

längere Zeit nicht frißt - Perioden der Inappetenz<br />

werden oftmals unterschätzt. Daraus ergibt sich<br />

für den Tierarzt die Problematik einerseits so<br />

schnell als möglich therapeutische Maßnahmen<br />

zu ergreifen, aber andererseits wenn möglich<br />

sofort Proben für die Diagnostik zu entnehmen,<br />

die nicht durch etwaige Infusionen / Antibiotika-<br />

Gabe etc. verfälscht sind. Um ein plötzliches<br />

Kollabieren oder im schlimmsten Fall Versterben<br />

des Patienten während der Untersuchung zu verhindern,<br />

ist es extrem wichtig eine stressfreie<br />

Umgebung zu schaffen und äußerst schnell und<br />

zügig Proben zu entnehmen um anschließend<br />

die notwendigen Sofortmaßnahmen einleiten zu<br />

können.<br />

Blutproben: am besten geeignet ist <strong>beim</strong><br />

<strong>Meerschweinchen</strong> die Vena saphena lateralis<br />

(Zusammenfluss des Ramus caudalis und<br />

Ramus lateralis). Diese Vene ist meist gut tastund<br />

sichtbar, ausreichend groß und diese<br />

Entnahmestelle ist am wenigsten belastend für<br />

das Tier. Das Gefäß liegt caudal und sollte circa<br />

auf halber Höhe zwischen Schenkelspalt und<br />

Tarsalgelenk im Winkel von 30° zur Beinachse<br />

von distal nach proximal punktiert werden (siehe<br />

Abbildung). Das <strong>Meerschweinchen</strong> kann dabei<br />

auf dem Schoß einer Hilfsperson mit dem Kopf<br />

Richtung deren Bauch mit einer Hand locker<br />

fixiert werden, während sie mit der anderen<br />

Hand die Vene staut. Der Untersucher streckt<br />

das Bein nach unten und punktiert die Vene mit<br />

einer feinen Nadel (0.9 x 40 mm). Am besten verwendet<br />

man ein Lithium-Heparinröhrchen, weil<br />

damit sowohl ein Blutbild erstellt als auch die<br />

blutchemischen Parameter untersucht werden<br />

können (1ml Lithiumheparinblut sind für unser<br />

Nagerprofil ausreichend!).<br />

Harnproben: zur Erstellung des Harnstatus incl.<br />

Sediment gewinnt man den Harn am besten<br />

durch Blasenkompression, dabei wird der<br />

Blaseninhalt im Vorfeld aufgeschüttelt, das Tier<br />

anschließend mit der einen Hand im Bereich des<br />

Schultergürtels fixiert und mit der anderen Hand<br />

die Blase entleert. Der Patient sollte dabei aufrecht<br />

am besten mit dem Rücken zum eigenen<br />

Brustkorb gehalten werden. Verlegte untere<br />

Harnwege müssen natürlich vorher ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Zur mikrobiologischen Untersuchung ist wie bei<br />

den anderen Haussäugetieren Zystozenteseharn<br />

mit oder ohne Ultraschallkontrolle zu entnehmen.<br />

Kotproben: Endoparasitosen führen bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> selten zu klinischen<br />

Symptomen. Jedoch ergaben unsere im Jahr<br />

2008 durchgeführten koprologischen<br />

Untersuchungen von 299 Kotproben mittels<br />

Flotation und MIFC (merthiolate-iodine-formaldehyde<br />

concentration) 11,4% positive Befunde.<br />

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Paraspidodera uncinata 1,7 %<br />

Milbeneier 1,3 %<br />

Protozoen gesamt 9,0 %<br />

Balantidium coli 3,7 %<br />

Giardia sp. 3,3 %<br />

Entamoeba coli 2,0 %<br />

Kokzidien (Eimeria sp.) 1,7 %<br />

Insgesamt positiv 11,4 %<br />

davon Mischinfektionen 2,0 %<br />

Tabelle 1: Parasitennachweis in Faecesproben von<br />

<strong>Meerschweinchen</strong>(n=299)<br />

In 9% der Fälle konnten Einzeller gefunden werden,<br />

Helminthen (ausschließlich Spulwürmer,<br />

Paraspidodera uncinata) waren nur in 1,7%,<br />

Milbeneier in 1,4% der Proben vorhanden.<br />

Milbeneier sind als Darmpassanten bedeutungslos,<br />

sollten aber das Augenmerk des Tierarztes<br />

auf ein eventuell vorhandenes dermatologisches<br />

Problem lenken.<br />

Zu bedenken ist, dass Protozoen (abgesehen<br />

von Eimeria spp.) in der Regel nicht in der<br />

Flotation gefunden werden können. Trichomonas<br />

caviae, Entamoeba caviae und Balantidium coli<br />

gelten zwar als apathogen können jedoch als<br />

opportunistische Erreger bei gestörter Darmflora<br />

eine Rolle spielen und vor allem bei Jungtieren<br />

auch zu Todesfällen führen. Der Nachweis dieser<br />

Erreger gelingt in der MIFC bzw. durch mikroskopische<br />

Untersuchung eines Kotabstrichs im<br />

Nativpräparat und sollte gerade bei Jungtieren<br />

mit intestinaler Symptomatik ergänzend durchgeführt<br />

werden.<br />

Giardia spp. werden ebenfalls selten aber doch<br />

<strong>beim</strong> Meerschwein gefunden und sollten bei<br />

Durchfällen unbekannter Genese abgeklärt werden.<br />

Man findet die Giardienzysten ebenfalls in<br />

der MIFC, bzw. ist der Giardia sp. Antigen –<br />

ELISA eine Alternative.<br />

Cryptosporidium wrairi führt vor allem bei<br />

Jungtieren unter 300g / 16 Wochen zu Diarrhoe,<br />

Gewichtsverlust und Rektumprolaps und wird<br />

über Koproantigen-EIA-Untersuchung und im<br />

MIFC nachgewiesen.<br />

Haut / Haare: Ektoparasiten sind bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> sehr häufig Ursache dermatologischer<br />

Erkrankungen und einige Spezies können<br />

bei starkem Befall im schlimmsten Fall zum<br />

Tod des Tieres führen. Zur Diagnostik sollten<br />

einerseits für die oberflächlich lebenden<br />

Pelzbewohner Tesafilmabklatschpräparate angefertigt,<br />

andererseits für die in der Haut befindlichen<br />

Parasiten, sofern es der Zustand des<br />

Patienten zuläßt, ein tiefes Hautgeschabsel beigelegt<br />

werden. Weiters sollten ausgezupfte<br />

Haare zur Untersuchung gelangen, - hier findet<br />

man einerseits Nissen (sollte beispielsweise ein<br />

Haarlingsbefall vorliegen) bzw. können von Pilz<br />

befallene Haare mikroskopisch bereits erkannt<br />

werden. Dermatomykosen sollten als<br />

Differentialdiagnose nicht außer Acht gelassen<br />

werden. Vor allem Mikrosporum canis und<br />

Trichophyton mentagrophytes konnten bei unseren<br />

Untersuchungen in zunehmendem Maße<br />

gefunden werden.<br />

Die Differenzierung der Ektoparasiten ist aufgrund<br />

der unterschiedlichen Lebensformen und<br />

des teilweise vorhandenen zoonotischen<br />

Potentials unbedingt erforderlich um eventuelle<br />

Therapieversager (beispielsweise auf Grund von<br />

nicht ausreichend durchgeführter<br />

Umgebungsbehandlung) zu vermeiden.<br />

Abstriche / Proben zur bakteriologischen<br />

Untersuchung: grundsätzlich gelten die allgemeinen<br />

Empfehlungen. Aufmerksam gemacht<br />

werden soll an dieser Stelle nochmals auf die<br />

Tatsache, dass einige Antibiotika-Gruppen <strong>beim</strong><br />

<strong>Meerschweinchen</strong> nicht angewendet werden<br />

dürfen und Enrofloxacin ist nicht in jedem Fall<br />

Mittel der Wahl.<br />

Bei Pneumonien sollten optimalerweise<br />

Trachealspülroben zur Einsendung gelangen. Bei<br />

Abszessen unbedingt darauf achten die<br />

Abszesskapsel zu verwenden, hier ist immer<br />

eine zusätzliche Untersuchung auf Anaerobier<br />

notwendig. Auch bei chirurgischen<br />

Interventionen, zum Beispiel am Harntrakt<br />

(Entfernung von Harnsteinen) sollten Proben für<br />

mikrobiologische Untersuchungen direkt vom<br />

betroffenen Gewebe entnommen werden (in diesem<br />

Fall von der Blasenmukosa).<br />

Indikationen für Blutuntersuchungen:<br />

• Bei <strong>Meerschweinchen</strong> mit schlechtem<br />

Allgemeinbefinden sollte immer begleitend<br />

eine Blutprobe entnommen werden<br />

um die wichtigsten blutchemischen Parameter<br />

und ein Blutbild erstellen zu können.<br />

Das Nagerprofil ist hierfür empfehlenswert.<br />

Dieses gibt Auskunft über die<br />

Stoffwechsellage (häufig entwickeln <strong>Meerschweinchen</strong><br />

sekundär zur Grundkrankheit<br />

eine hepatische Lipidose), eventuell<br />

vorhandene Elektrolytverschiebungen,<br />

und das Vorhandensein eines entzündlichen<br />

Geschehens. So wird auch eine<br />

optimal angepasste Therapie ermöglicht,<br />

gerade bei den kleinen Nagetieren ist darauf<br />

zu achten optimal zusammengesetzte<br />

Infusionen hinsichtlich Elektrolyte, Zusatz<br />

von Glukose etc. zu verwenden, wodurch<br />

die Erholungsphase deutlich beschleunigt<br />

werden kann und vor allem eine therapiebedingte<br />

Verschlechterung des Zustands<br />

vermieden wird.<br />

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• Weiters können Blutuntersuchungen zur<br />

Verlaufskontrolle die Compliance des Tierbesitzers<br />

erhöhen. Ein Befund, schwarz<br />

auf weiß, mit deutlich besseren Resultaten<br />

hinterlässt oft mehr Eindruck <strong>beim</strong> Tierbesitzer<br />

als der Patient selbst, dessen Zustand<br />

zwar stabil ist, der aber immer noch<br />

intensiv betreut werden muss.<br />

• Eine weitere Indikation für die Blutuntersuchung<br />

sind PräOP-Screenings. Gerade<br />

ältere <strong>Meerschweinchen</strong> sollten vor operativen<br />

Eingriffen untersucht werden um<br />

die Narkose optimal gestalten zu können<br />

und um das Risiko von Zwischenfällen zu<br />

minimieren.<br />

Besonderheiten der <strong>Meerschweinchen</strong> die<br />

Blutwerte betreffend:<br />

Das wichtigste Leberenzym ist ähnlich dem<br />

Kaninchen die GLDH (vor allem bei akuten<br />

Erkrankungen), ein Anstieg der ALT ist erst bei<br />

starker bzw. chronischer Leberschädigung zu<br />

erwarten. Die Muskelenzyme AST, LDH und CK<br />

sind stark haltungsabhängig und werden in<br />

erster Linie zur Diagnostik eines Muskeltraumas<br />

herangezogen.<br />

Referenzbereich/<br />

Parameter<br />

Katze Kaninchen<br />

<strong>Meerschweinchen</strong><br />

CK 0-130 U/l 0-958 U/l 0-2143 UI<br />

a-Amylase 0-1850 U/l 0-459 U/l 0-3159 U/l<br />

Lipase 0-250 U/l 0-1587 U/L 0-152 U/l<br />

Glucose<br />

Fructosamine<br />

Kalzium<br />

Phosphat<br />

Kalium<br />

3,9-8,3<br />

mmol/l<br />

bis 340<br />

mmol/l<br />

2,3-3,0<br />

mmol/l<br />

0,8-1,9<br />

mmol/l<br />

3,0-4,8<br />

mmol/l<br />

5,8-14,8<br />

mmol/l<br />

bis 527<br />

mmol/I<br />

3,1-3,9<br />

mmol/l<br />

0,81-3,15<br />

mmol/l<br />

3,7-6,3<br />

mmol/l<br />

5-16<br />

mmol/l<br />

bis 271<br />

mmol/l<br />

2,4-3,1<br />

mmol/l<br />

1,03-6,98<br />

mmol/l<br />

4,5-8,8<br />

mmol/l<br />

Tabelle 2: Blutchemische Parameter im Vergleich.<br />

Weitere Referenzwerte sind in unserem<br />

Leistungsverzeichnis Allgemein angeführt.<br />

Repräsentativ für Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel<br />

sind Glukose, alpha-Amylase und<br />

Lipase. Wie alle Herbivore weisen <strong>Meerschweinchen</strong><br />

hohe Glukosekonzentrationen im Blut auf,<br />

Nüchternwerte können nicht ermittelt werden.<br />

Der physiologische Bereich für Fruktosamine ist<br />

jedoch vergleichsweise niedrig. Auffallend weite<br />

Referenzbereiche weisen alpha-Amylase und die<br />

Elektrolyte Kalium und Phosphat auf (siehe<br />

Tabelle 2).<br />

Auf die Interpretation des Blutbildes wurde bereits<br />

im vorangegangen <strong>Laboklin</strong> aktuell „Hämatologie<br />

bei Kaninchen und <strong>Meerschweinchen</strong>“ eingegangen.<br />

Ergänzend soll hier noch aufgeführt werden,<br />

dass Lymphome bei <strong>Meerschweinchen</strong> sehr häufig<br />

leukämische Formen annehmen und im<br />

Gegensatz zu den anderen Haussäugetieren gut<br />

über eine Blutuntersuchung diagnostiziert werden<br />

können.<br />

Häufige Indikationen für Kot-, Harnund<br />

sonstige Untersuchungen:<br />

• Wesentlicher Einflussfaktor für Dermatosen<br />

insbesondere Ektoparasitenbefall <strong>beim</strong> <strong>Meerschweinchen</strong><br />

ist eine insbesondere im Spätwinter<br />

auftretende Hypovitaminose C. Zwar<br />

sind die meisten kommerziell erhältlichen<br />

Futtermittel mit Vitamin C angereichert, jedoch<br />

ist dieses sehr instabil, auch dem Wasser<br />

zugesetzt bleibt es nur kurz erhalten. Bei<br />

Hautproblemen zu dieser Jahreszeit sollten<br />

Ektoparasiten immer in Betracht gezogen und<br />

der Besitzer dazu angeleitet werden, dem Tier<br />

frisches Obst und Gemüse (Paprika, Kiwi,<br />

Broccoli,...) zuzufüttern. Die wichtigsten<br />

Ektoparasiten sind Trixacarus caviae (Räudemilbe),<br />

Chirodiscoides caviae (Pelzmilbenbefall<br />

kann symptomlos verlaufen, aber auch<br />

zu hochgradiger Beeinträchtigung führen) und<br />

vor allem bei Langhaarmeerschweinchen<br />

Gliricola porcelli (Haarlinge). Weiters sind bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> dermatologische Probleme<br />

ausgelöst durch Vorrats- und Futtermilben<br />

(Acarus farris, etc.) beschrieben. Hier wird vermutet,<br />

dass es zu Hautirritationen aufgrund<br />

eines allergischen Geschehens kommt. Bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> mit anhaltender Sympomatik<br />

trotz der Verwendung von Antiparasitika und<br />

dem Ausschluss anderer Erkrankungen sollte<br />

eine atopische Dermatitis als Differentialdiagnose<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

• Urolithiasis tritt <strong>beim</strong> <strong>Meerschweinchen</strong> sehr<br />

häufig auf. Pathogenetisch wird die Kristallisationstheorie,<br />

Matrixtheorie bzw. Inhibatormangeltheorie<br />

diskutiert. Bei einem Großteil<br />

der Steine handelt es sich um Calciumcarbonatkonkremente<br />

(ca. 66%). Ein Harnstatus<br />

incl. Sedimentanalyse sollte unbedingt<br />

durchgeführt werden um den Grad der<br />

Zystitis, eventuelle bakterielle Sekundärbeteilung<br />

und den Grad der Nierenbeteiligung<br />

abschätzen zu können. Für die Therapie ist<br />

das Wissen um die Zusammensetzung der<br />

Konkremente weniger essentiell, da harnsteinauflösende<br />

Diäten für Nagetiere noch nicht<br />

erhältlich sind. Oberstes Gebot ist also, wie<br />

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eim Kaninchen, die Kalziumaufnahme zu<br />

reduzieren und die Wasseraufnahme zu fördern.<br />

Derzeit laufen Forschungsarbeiten ob<br />

Methionin eine pH-senkende Wirkung bei<br />

Nagetieren aufweist. Inwieweit dies einen<br />

positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf<br />

hat, muss noch abgewartet werden. Da bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> eine viel höhere Rezidivrate<br />

besteht als beispielsweise bei Kaninchen, sind<br />

Nachsorgeuntersuchungen besonders wichtig.<br />

Der Harnstatus sollte in regelmäßigen Abständen<br />

nachkontrolliert werden um gegebenfalls<br />

vorbeugend intervenieren zu können.<br />

• Endoparasitosen stellen wie oben bereits<br />

erwähnt selten ein klinisches Problem dar. Bei<br />

Jungtieren mit Durchfall sollten aber immer<br />

parasitologische Untersuchungen durchgeführt<br />

werden. Betroffen sind besonders frisch<br />

abgesetzte Tiere bzw. <strong>Meerschweinchen</strong>, die<br />

durch Besitzerwechsel besonderem Stress<br />

ausgesetzt waren.<br />

• Bei jeder Erkrankung mit bakterieller Beteiligung,<br />

die einer antibiotischen Therapie bedarf<br />

sollte ein Antibiogramm erstellt werden, um<br />

gezielt therapieren zu können. Die Verwendung<br />

der gängigen Antibiotika ist nur eingeschränkt<br />

möglich:<br />

Folgende Stoffklassen können eine antibiotika-induzierte<br />

Enterotoxämie bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> auslösen und sollten<br />

daher generell nicht oder nur eingeschränkt<br />

verwendet werden:<br />

-ß-Laktamantibiotika / Penicilline (Penicillin,<br />

Amoxicillin, Cephalosporine, ...)<br />

-Lincosamide (Lincomycin, Clindamycin)<br />

-Makrolide (Erythromycin,...)<br />

Folgende Stoffklassen sind in der Regel gut<br />

geeignet und können nach Resistenztestung<br />

und unter Berücksichtigung der<br />

Pharmakokinetik eingesetzt werden:<br />

-Gyrasehemmer (Enrofloxacin)<br />

-Sulfonamide<br />

-Tetracycline<br />

-Fenicole (Chloramphenicol)<br />

Grenzen der <strong>Labordiagnostik</strong> <strong>beim</strong><br />

<strong>Meerschweinchen</strong>:<br />

Funktionstests (vor allem zur Diagnostik endokrinologischer<br />

Erkrankungen) sind bei den kleinen<br />

Heimtieren aus folgenden Gründen nur begrenzt<br />

möglich: Einerseits ist dafür die wiederholte<br />

Abnahme einer ausreichenden Menge Blut notwendig,<br />

andererseits sind noch kaum<br />

Referenzwerte zur Interpretation vorhanden.<br />

Erschwerend für den Praktiker kommt hinzu,<br />

dass gängige Medikamente zur Therapie für<br />

Nagetiere und Kaninchen nicht zugelassen sind<br />

und umgewidmet werden müssen.<br />

Dennoch sollten endokrinologische Erkrankungen<br />

nicht außer Acht gelassen werden.<br />

So wurde laut Zeugswetter et al. (2007)<br />

Hyperadrenocortizismus (auch <strong>beim</strong> Hamster<br />

öfter beschrieben!) bei einem 4 Jahre alten<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> diagnostiziert und erfolgreich<br />

mit Trilostan therapiert. Klinisch wurde bilaterale<br />

Alopezie ohne Juckreiz, Polydipsie, Gewichtsverlust,<br />

Abnahme der Muskelmasse, wenig elastische,<br />

dünne Haut, Exophthalmus (auch bei<br />

Pferden mit Cushing Syndrom beschrieben, aufgrund<br />

von orbitalem Muskelschwund und periorbitaler<br />

Fettablagerung) festgestellt. Differentialdiagnosen<br />

(Ovarialzysten etc) konnten ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Bei ähnlicher Symptomatik, Ausschluss anderer<br />

Ursachen und mehrfach erhöhten Cortisolwerten<br />

(Cave: kein eindeutiges diagnostisches<br />

Kriterium, nur unterstützend, bereits nach 5<br />

Minuten Handling beginnt bei <strong>Meerschweinchen</strong><br />

die Cortisolkonzentration im Blut deutlich anzusteigen)<br />

sollte M.Cushing Syndrom in Betracht<br />

gezogen werden.<br />

Aufgrund der zunehmenden Bereitschaft der<br />

Besitzer kleiner Heimtiere auch <strong>Meerschweinchen</strong><br />

& Co die bestmögliche Diagnostik<br />

und Therapie zukommen zu lassen, sind wir<br />

bemüht unser Untersuchungsspektrum zugunsten<br />

der kleinen Heimtiere regelmäßig zu erweitern<br />

und dem neuesten Stand der Wissenschaft<br />

anzupassen.<br />

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