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Biosicherheit in Rinderhaltungen - Landestierärztekammer ...

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1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Warum ist <strong>Biosicherheit</strong> wichtig? Wie ist es zur Entwicklung des Leitfadens gekommen ?<br />

Die <strong>Biosicherheit</strong> beschäftigt sich mit der Analyse bestehender Gefahren der Erregere<strong>in</strong>schleppung <strong>in</strong><br />

Tierhaltungen sowie der Entwicklung von Maßnahmen, um dieses Risiko zu verkle<strong>in</strong>ern oder zu<br />

verh<strong>in</strong>dern. Das Thema <strong>Biosicherheit</strong> wird zukünftig <strong>in</strong> den R<strong>in</strong>der haltenden Betrieben e<strong>in</strong>e größere<br />

Rolle spielen als dies bisher der Fall war.<br />

Von Tierhaltern wurden und werden erhebliche Aufwendungen betrieben, um die R<strong>in</strong>der von<br />

verschiedenen Krankheiten wie z.B. BHV1 oder BVD zu sanieren. Der Sanierungsstand <strong>in</strong> den<br />

niedersächsischen R<strong>in</strong>derhaltungen ist <strong>in</strong>zwischen weit fortgeschritten. E<strong>in</strong> Neu-E<strong>in</strong>trag von Erregern<br />

<strong>in</strong> die Herden könnte daher zu e<strong>in</strong>er schnellen und heftigen Ausbreitung der jeweiligen Infektion<br />

führen. Auch die wachsenden Tierzahlen je Bestand sowie die vielfältigen Außenkontakte<br />

begünstigen e<strong>in</strong>e rasche Infektionsausbreitung <strong>in</strong> der R<strong>in</strong>derhaltung. Für die Erhaltung e<strong>in</strong>es<br />

gesunden und leistungsfähigen R<strong>in</strong>derbestandes gilt es daher, den erreichten Gesundheitsstatus zu<br />

sichern und Neu- oder Re<strong>in</strong>fektionen durch die Etablierung von <strong>Biosicherheit</strong>smaßnahmen<br />

vorzubeugen.<br />

Auch seitens der Rechtssetzung wird dem Schutz von Tierhaltungen vor der E<strong>in</strong>schleppung von<br />

Tierkrankheiten zukünftig e<strong>in</strong>e größere Rolle beigemessen. Die Kommission der Europäischen Union<br />

hat 2007 die so genannte Tiergesundheitsstrategie mit dem Motto „Vorbeugen ist die beste Mediz<strong>in</strong>“<br />

entwickelt. In e<strong>in</strong>em Entwurf für e<strong>in</strong> Tiergesundheitsgesetz sieht die EU-Kommission vor, dass der<br />

Tierhalter verantwortlich für die Gesundheit der Tiere ist und diese vor übertragbaren Seuchen zu<br />

schützen hat. Der Zugang zu öffentlichen Mitteln im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung kann<br />

zukünftig von der Beachtung der <strong>Biosicherheit</strong>sgrundsätze abhängig werden.<br />

Im Gegensatz zur Schwe<strong>in</strong>ehaltung existiert gegenwärtig ke<strong>in</strong>e Rechtsvorschrift zur <strong>Biosicherheit</strong> <strong>in</strong><br />

der R<strong>in</strong>derhaltung. Erste Ansätze von Regelungsversuchen scheiterten bislang an der Akzeptanz bei<br />

den beteiligten Fachkreisen aufgrund e<strong>in</strong>er als mangelhaft e<strong>in</strong>gestuften Praktikabilität. Es ersche<strong>in</strong>t<br />

daher zielführend, die Verantwortlichen für <strong>Biosicherheit</strong> <strong>in</strong> R<strong>in</strong>derhaltungen (R<strong>in</strong>derhalter, Tierärzte,<br />

Tierzuchttechniker, Klauenpfleger, Viehhändler, Bau-Fachleute) selbst die Risiken analysieren und<br />

Gegenmaßnahmen ausarbeiten zu lassen. Diese Empfehlungen können dann den betroffenen<br />

Berufsgruppen als Orientierung zur Umsetzung betriebsspezifischer <strong>Biosicherheit</strong>spläne dienen. Die<br />

eigenverantwortliche E<strong>in</strong>zelfallkonzeption kann letztlich effektiver als e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>heitlichende<br />

Rechtsvorschrift se<strong>in</strong>.<br />

Die Freiheit von Seuchen (z.B. der Maul- und Klauenseuche) sichert ungeh<strong>in</strong>derte Handelsströme<br />

und bee<strong>in</strong>flusst so <strong>in</strong>direkt Vermarktbarkeit (und Preis) aller tierischen Produkte. Im Rahmen der<br />

<strong>Biosicherheit</strong> geht es jedoch nicht nur um die Abwehr von Seuchen. Gerade die alltäglichen,<br />

schadensreichen Infektionskrankheiten der R<strong>in</strong>der machen es sehr lohnenswert, sich auf die<br />

Thematik e<strong>in</strong>zulassen und zu prüfen, welche Maßnahmen für den eigenen Betrieb wichtig und richtig<br />

s<strong>in</strong>d. Infektiöse R<strong>in</strong>dererkrankungen bedeuten e<strong>in</strong>en hohen ökonomischen Schaden durch<br />

unplanmäßige Abgänge, dauerhafte M<strong>in</strong>derleistung, Behandlungs- und Betreuungskosten. Die<br />

Verh<strong>in</strong>derung von Neu<strong>in</strong>fektionen dient der Reduktion des Arzneimittelverbrauches (z.B. Antibiotika)<br />

und dem Tierschutz gleichermaßen. Damit tragen <strong>Biosicherheit</strong>smaßnahmen dazu bei, Forderungen<br />

der Gesellschaft an die Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft zu erfüllen.<br />

Ziele des Leitfadens<br />

Auf Initiative der Tierärztekammer Niedersachsen hat e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Arbeitsgruppe (s.S.2.) aus<br />

den oben genannten Gründen den vorliegenden Leitfaden erarbeitet. Die AG hat dar<strong>in</strong> die zu<br />

berücksichtigenden Risiken und die möglichen Maßnahmen gegen e<strong>in</strong>e Erregerverschleppung und -<br />

ausbreitung zusammengetragen. In die Zusammenstellung s<strong>in</strong>d zahlreiche praktische Erfahrungen<br />

und spezielle Kenntnisse der R<strong>in</strong>derhalter und ihrer Vertretungen, der Tierärzte, der<br />

Tierzuchttechniker, der Viehhändler, der Experten für landwirtschafliches Bauen, der buiatrischen<br />

Wissenschaft und der Überwachungsbehörden e<strong>in</strong>gegangen. Der Leitfaden stellt damit e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Informationssammlung für die betroffenen Berufsgruppen dar und soll durch das<br />

Aufzeigen von angepassten Reaktionsmöglichkeiten zur Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Materie und zur<br />

Entwicklung betriebsspezifischer <strong>Biosicherheit</strong>skonzepte motivieren.

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