Sport und chronische Hepatitis von Maren Müller (B.A.) - Deutsche ...
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<strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>chronische</strong> <strong>Hepatitis</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Maren</strong> <strong>Müller</strong> (B.A.)<br />
I Zusammenstellung der wenigen Aussagen <strong>von</strong> Fachkräften zum Thema<br />
<strong>Sport</strong> nimmt in der heutigen Gesellschaft eine immer bedeutsamere Rolle ein. Einerseits<br />
im Zusammenhang mit körperlicher Fitness <strong>und</strong> den Idealnormen des aktuellen Zeitgeistes,<br />
andererseits im Ges<strong>und</strong>heitsbereich.<br />
Die Informationen die zum Thema <strong>Sport</strong>treiben bei <strong>chronische</strong>r Virushepatitis gegeben<br />
werden sind oft mangelhaft oder nicht auf dem aktuellsten Stand.<br />
Es finden sich im Gesamten kaum Äußerungen zum Thema, die Wenigen seien jedoch<br />
nachstehend zusammengefasst. Im Folgenden sind keine wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
wieder gegeben, tendenzielle Linien zum <strong>Sport</strong>verhalten bei <strong>chronische</strong>r <strong>Hepatitis</strong><br />
lassen sich allerdings sehr wohl erkennen, ebenso wie die Tatsache, dass sich die Autoren<br />
in ihren aktuellen gr<strong>und</strong>legenden Aussagen wohl einig sind.<br />
Reichel (2006) betont in seinem Bericht „Spätfolgen im Alltag: Ernährung, <strong>Sport</strong>, Tagesrhythmus“<br />
im Sonderheft Lebenszeichen, Spätfolgen <strong>von</strong> Lebererkrankungen (Stand Januar<br />
2006 S. 36ff), dass keine kontrollierten Daten über die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Sport</strong> bei Patienten<br />
mit <strong>chronische</strong>r <strong>Hepatitis</strong> vorliegen.<br />
Allerdings vermerkt er, trotz dieser klaren Aussage zu den nicht vorhandenen Zahlen <strong>und</strong><br />
Fakten zum Thema, dass es bestimmte indirekte Überlegungen als möglich erscheinen<br />
lassen, dass sich eine regelmäßige sportliche Betätigung eventuell positiv auf die Lebensqualität<br />
bei <strong>chronische</strong>n Lebererkrankungen auswirken kann.<br />
Wesentlich komplizierter noch ist die Lage bei <strong>chronische</strong>n Virushepatitispatienten. In diesem<br />
Fall, ebenso wie bei anderen <strong>chronische</strong>n Lebererkrankungen ist diese Hypothese<br />
derzeit noch nicht belegt.<br />
Derzeit immer noch allgemein gültig ist die Meinung, dass <strong>Sport</strong> im Stadium einer akuten<br />
Virushepatitis nicht ausgeübt werden soll. Ganz im Gegenteil wird hier Ruhe <strong>und</strong> sogar<br />
das Liegen empfohlen. Die Begründung hierfür liegt darin, dass die Leber in Ruhe, <strong>und</strong> im<br />
Liegen noch besser, durchblutet wird.<br />
Analog zum Akutfall wird auch in Phasen <strong>von</strong> hohen Leberwerten eher körperliche Schonung<br />
empfohlen.<br />
In Einzelfällen zeigte sich, dass bei <strong>Hepatitis</strong>-C-Patienten extreme körperliche Belastungen<br />
zu einem Aufflammen der Infektion mit erhöhter Entzündungsaktivität führen können.<br />
Im Falle <strong>von</strong> übergewichtigen Patienten mit <strong>chronische</strong>n Lebererkrankungen ging aus<br />
neueren Erkenntnissen hervor, dass moderater Gewichtsverlust in Kombination mit regel-<br />
1
mäßigem Ausdauersport die Leberwerte lang anhaltend verbessern kann. Ebenso war in<br />
jenen Fällen eine Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität zu verzeichnen.<br />
Parallel zu den positiven Erkenntnissen bei übergewichtigen Patienten werden die vorteilhaften<br />
Auswirkungen bei normalgewichtigen Patienten angesprochen. Besonders hervorgehoben<br />
wird die psychische Stabilisierungsauswirkung, die Ausdauersport im Hinblick auf<br />
die Verbesserung der Lebensqualität bewirkt. Es werden also derzeit <strong>von</strong> dieser Seite keine<br />
Argumente geliefert, die <strong>Sport</strong> bei <strong>chronische</strong>r <strong>Hepatitis</strong> verbieten. Allerdings sollte auf<br />
die Zeichen des Körpers gehört <strong>und</strong> die auftretenden Symptome nicht ignoriert werden.<br />
Demnach sollten Patienten mit Gelenkbeschwerden, was beispielsweise oft für <strong>Hepatitis</strong>-<br />
C-Patienten zutrifft, Dauerbelastungen in Form <strong>von</strong> gelenkbeanspruchenden <strong>Sport</strong>arten<br />
vermeiden <strong>und</strong> besser ein moderates, herz- <strong>und</strong> lungenförderndes (kardiopulmonales)<br />
Training wie Schwimmen bevorzugen. So können Überbeanspruchungen vermieden <strong>und</strong><br />
frühzeitigen Gelenkversteifungen entgegengewirkt werden (vgl. Reichel, 2006c, S. 36ff).<br />
Maier (2002b) sagt in seinem <strong>Hepatitis</strong>-C-Ratgeber nichts Gegenteiliges zur Frage, ob<br />
<strong>Sport</strong> betrieben werden dürfte, wenn sich die <strong>Hepatitis</strong>-C-Patienten fit genug fühlen. Laut<br />
Maier verschlechtert <strong>Sport</strong> die Leberfunktion nicht, lediglich im Spätstadium bei vorliegender<br />
Leberzirrhose könne es zu Blutgerinnungsstörungen kommen. In diesem Fall wird <strong>von</strong><br />
verletzungsträchtigen <strong>Sport</strong>arten abgeraten.<br />
Im Handbuch für <strong>Hepatitis</strong> C vermerken die Autoren ebenfalls, dass es keine Hinweise<br />
dafür gibt, dass sportliche Betätigung einen schädigenden Einfluss auf die Leber hat.<br />
Nicht nur für ges<strong>und</strong>e Menschen zeigt sich, dass <strong>Sport</strong>treiben das Wohlbefinden steigern<br />
kann, Übergewicht verhindert oder reduziert <strong>und</strong> Muskelmasse aufgebaut oder erhalten<br />
werden kann. Es ist wichtig, <strong>Hepatitis</strong>-Patienten zu ermutigen, ihren Lebensstil so gut es<br />
trotz bestehender Symptome möglich ist, zu genießen. Oft besteht kein Gr<strong>und</strong> zu Einschränkungen.<br />
Lediglich bei bereits vorliegender Leberzirrhose sollten verletzungsträchtige<br />
<strong>Sport</strong>arten vermieden werden (vgl. Manns&Wedmeyer, 2006, S. 141).<br />
Ebenfalls deckend sind diese Aussagen mit jenen <strong>von</strong> Dr. med. Dietrich Hüppe, der im<br />
Sonderheft <strong>von</strong> Lebenszeichen; <strong>Hepatitis</strong> C, schreibt, dass körperliche Belastungen ebenso<br />
wie <strong>Sport</strong>, Teil des normalen Alltags sind. Bis an die „Belastungsgrenze“ führende<br />
sportliche Aktivitäten fördern den Aufbau der Muskulatur, verhindern den Knochenabbau<br />
(Osteoporose), stärken die Herz-Kreislauf-Funktion <strong>und</strong> tragen zum allgemeinen Wohlbefinden<br />
bei. Genau diese <strong>und</strong> andere positive Aspekte treffen auch für <strong>Hepatitis</strong>patienten<br />
zu. Daher können <strong>und</strong> sollen sie laut Hüppe <strong>Sport</strong> betreiben. Allerdings schränkt auch<br />
Hüppe die physische Aktivität bei vorliegenden klinischen Symptomen ein. Vor allem bei<br />
2
einer fortgeschrittenen Leberzirrhose sollten die sportlichen Belastungen eingeschränkt<br />
werden.<br />
II Zusammenfassung der wenigen Forschungsergebnisse zum Thema<br />
Die Analyse des aktuellen Forschungsstandes zeigt ganz klar, dass es so gut wie keine<br />
Untersuchungen zum Thema <strong>Sport</strong>treiben bei <strong>chronische</strong>r <strong>Hepatitis</strong> gibt.<br />
Nach Angaben einer Zusammenfassung <strong>von</strong> Harrington (2000) zu Virushepatitis <strong>und</strong> <strong>Sport</strong><br />
ist die Sachlage im Bezug auf <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> akute Virushepatitis folgendermaßen. Es wird<br />
beschrieben, dass ursprünglich die Meinung vertreten wurde, in dieser Phase keinen <strong>Sport</strong><br />
zu treiben, allerdings führten Chalmers <strong>und</strong> Kollegen eben so wie Repsher <strong>und</strong> Freeborn<br />
jeweils in den Korea- <strong>und</strong> Vietnamkriegen Untersuchungen mit Patienten durch, die eine<br />
akute Virushepatitis (meist <strong>Hepatitis</strong> A) aufwiesen. Die Patienten betrieben gezielten Ausdauersport,<br />
der Kontrollgruppe wurde Bettruhe verordnet. Das Leben der Patienten wurden<br />
über weitere zehn Jahre hinweg verfolgt <strong>und</strong> es stellte sich heraus, dass keinerlei Unterschiede<br />
im Hinblick auf Komplikationen, Rückfallraten oder dem Andauern der Genesung<br />
zu verzeichnen waren, allerdings sind die Studien durchaus als kritisch zu betrachten,<br />
da es sich bei den Probanden um Soldaten handelte, die in der Regel jung <strong>und</strong> gut in<br />
Form waren. Außerdem konnten möglicherweise eventuelle Komplikationen schon im<br />
Keim erstickt werden. Trotz allem liefern diese Studien erste Beweise, dass der Ratschlag,<br />
strikte Bettruhe zu verordnen, nicht auf alle an akuter Virushepatitis Erkrankten anwendbar<br />
ist.<br />
Weiterhin führten Edl<strong>und</strong> <strong>und</strong> ebenso auch Graubaum <strong>und</strong> Kollegen Untersuchungen mit<br />
<strong>Hepatitis</strong>-B-Patienten durch. Auch hier wurden zwischen Test- <strong>und</strong> Kontrollgruppe keine<br />
signifikanten Unterschiede festgestellt, wobei diese Ergebnisse eine höhere Wahrscheinlichkeit<br />
aufwiesen.<br />
Keine der bisherigen Studien haben den bereits erwähnten Erkenntnissen widersprochen.<br />
Jedoch sollten diese Studien nicht auf alle Individuen mit multiplen <strong>chronische</strong>n Erkrankungen<br />
allgemein angewandt werden, zumal die älteren Probanden in den Studien bezeichnend<br />
in der Unterzahl waren (Harrington; Viral hepatitis and exercise, 2000, S. 422-<br />
430).<br />
Zu <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>chronische</strong>r <strong>Hepatitis</strong> fasste Harrington ebenfalls verschiedene Ergebnisse<br />
zusammen. Obwohl nur wenig zu diesem Thema vorliegt, gibt es doch eine kleine Studie,<br />
die ein markantes Ergebnis bestätigt: nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass eine chronisch<br />
anhaltende <strong>Hepatitis</strong> mit Bewegung einen günstigen Ausgang hat.<br />
3
Frühere Studien, die den Einfluss körperlicher Bewegung auf eine chronisch aktive <strong>Hepatitis</strong><br />
betrachteten, lieferten widersprüchliche Ergebnisse.<br />
Allerdings geben die wahrscheinlichsten Überlegungen die Einbeziehung <strong>von</strong> Diagnosekriterien<br />
wieder, genauso wie die Summe an körperlicher Betätigung.<br />
Ritland unternahm in diesem Zusammenhang mit 17 Probanden eine Untersuchung. Während<br />
der Studie <strong>und</strong> zum Schluss hin gab es keine bedeutende Veränderung bei den Leberwerten<br />
(Aminotransferasen). Zusätzlich zeigte sich aber eine signifikante Steigerung<br />
<strong>von</strong> Sauerstoffverbrauch <strong>und</strong> Arbeitsbelastungskapazität während der zwölfwöchigen Trainingsphase.<br />
Daher können Patienten mit chronisch aktiver <strong>Hepatitis</strong> wahrscheinlich Freude<br />
an regelmäßiger körperlicher Ertüchtigung haben. Eingeschränkt ist dies nur, falls<br />
Symptome auftreten oder die Leberwerte ansteigen (Harrington; Viral hepatitis and exercise,<br />
2000, S. 422-430).<br />
Von Seiten der <strong>Sport</strong>wissenschaft sind Untersuchungen zu Thema „<strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>Hepatitis</strong>“<br />
<strong>und</strong> dessen Auswirkungen auf die Patienten nicht vorhanden. Die wenigen Artikel aus dem<br />
Gebiet der <strong>Sport</strong>medizin, die es zu dem Thema gibt, beschäftigen sich als Fallstudien<br />
größtenteils mit der <strong>Sport</strong>tauglichkeit <strong>von</strong> Leistungssportlern mit der Diagnose <strong>Hepatitis</strong><br />
(vgl. hierzu zum Beispiel Simsch u. a., 2000)<br />
Im Allgemeinen lässt sich aus den wenigen bekannten Ergebnissen <strong>und</strong> Übertragungen<br />
aus differenten Bereichen ableiten, dass <strong>Sport</strong> zu betreiben kein Fehler ist, so lange es<br />
dem Körper nicht besonders schlecht geht.<br />
Verletzungsträchtige <strong>Sport</strong>arten wie z.B. Boxen sollten vermieden werden. Einerseits können<br />
Verletzungen für den <strong>Hepatitis</strong>patienten selbst besonders gefährlich sein, andererseits<br />
besteht ein erhöhtes Ansteckungsrisiko für alle anderen Beteiligten. Eine Ansteckungsgefahr<br />
für die Mitmenschen ist bei einem Schwimmbadbesuch, Sauna, Solarium oder ähnlichem<br />
nicht gegeben (vgl. Hüppe, (o. J.), S. 55ff).<br />
Was zusammenfassend auf Gr<strong>und</strong> der übertragenden Überlegungen <strong>und</strong> der aktuellen<br />
Aussagen zum Thema <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>Hepatitis</strong> fest zu halten bleibt, lässt sich klar fassen.<br />
Die Aussagen, die noch vor nicht all zu langer Zeit gemacht wurden <strong>und</strong> auch teilweise<br />
noch gemacht werden, entsprechen, wie zeitnahe Aussagen zeigen, nicht mehr vollständig<br />
den aktuellen Ansichten <strong>und</strong> Ergebnissen zum <strong>Sport</strong>verhalten bei <strong>chronische</strong>r <strong>Hepatitis</strong>.<br />
Was nach wie vor zutrifft, ist die Empfehlung, im Akutstadium keinen <strong>Sport</strong> zu treiben. Die<br />
Ansprüche, denen der Körper in diesem Fall schon allein krankheitsbedingt genügen<br />
muss, sind schon ausreichend Belastung genug.<br />
4
Die aktuelle Meinung vertritt, dass sportliche Aktivität absolut in Ordnung ist <strong>und</strong> in vielen<br />
Fällen wohl auch ratsam sowie gewinnbringend, allerdings muss der <strong>Sport</strong> in angemessenem<br />
Maße <strong>und</strong> in angemessener Form betrieben werden. Das bedeutet, die Intensität des<br />
<strong>Sport</strong>s muss wohl dosiert <strong>und</strong> abgestimmt sein, <strong>von</strong> extremen Belastungen wird eher abgeraten.<br />
Als ratsam erscheinen, je nach äußeren Umständen <strong>und</strong> körperlicher Verfassung, langsam<br />
bis moderat zu betreibende <strong>Sport</strong>arten. Zur Orientierung <strong>und</strong> Einschätzung der Intensität<br />
können die Pulsfrequenzen des Ges<strong>und</strong>heitssports heran gezogen werden (Ausdauerbereich:<br />
120-140 Schläge pro Minute). Wöchentlich sinnvoll sind 2-3 Einheiten mit einer<br />
jeweiligen Dauer <strong>von</strong> 30-45 Minuten (gegen mehr Einheiten spricht allerdings auch nichts,<br />
so lange es nicht in die Überbelastung übergeht).<br />
In Anpassung daran sollte ebenso die Art des <strong>Sport</strong>s bedacht ausgewählt werden. <strong>Sport</strong>arten<br />
mit hohen Belastungen, die den moderaten Bereich verlassen, möglicherweise mit<br />
extremen Geschwindigkeiten (z.B. Basketball, Sprint) oder auch Kontaktsportarten (z.B.<br />
Boxen, Ringen) sollten vermieden werden. Einerseits spielt an dieser Stelle der Eigenschutz,<br />
andererseits der Fremdschutz eine Rolle.<br />
Wichtig ist, dass <strong>Sport</strong> nicht nur in Form <strong>von</strong> physischen Belastungen im genannten Bereich<br />
gesehen werden sollte, sondern dass ebenso die psychischen Auswirkungen eine<br />
wesentliche Rolle spielen. Unter diesem Aspekt ist es nicht immer ausschlaggebend zu<br />
schwitzen <strong>und</strong> sich in der Form physisch anzustrengen, sondern auch Spaß zu haben,<br />
sich wohl zu fühlen <strong>und</strong> sich einfach zu bewegen, auch wenn der Umfang nicht den <strong>Sport</strong>konventionen<br />
im Sinne <strong>von</strong> physischer Belastung mit entsprechender Intensität (Herzfrequenz)<br />
entspricht.<br />
Dass sorgsam ausgewählte <strong>Sport</strong>arten mit der angepassten Intensitäts- <strong>und</strong> Umfangsdosierung<br />
den Körper durchaus positiv beeinflussen können, wurde bereits in verschiedenen<br />
Studien <strong>und</strong> Untersuchungen mehrfach untersucht <strong>und</strong> auch bestätigt.<br />
Defizitär sind allerdings bis heute die Untersuchungen der Auswirkungen <strong>von</strong> <strong>Sport</strong> auf<br />
Patienten mit <strong>chronische</strong>r Virushepatitis.<br />
III Umfrageergebnisse zum Thema <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>chronische</strong> <strong>Hepatitis</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Maren</strong> <strong>Müller</strong> (<strong>Sport</strong>wissenschaftler mit Ges<strong>und</strong>heitsmanagement)<br />
Um dem Ist-Zustand des Themas <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>chronische</strong> <strong>Hepatitis</strong> genauer auf den Gr<strong>und</strong><br />
zu gehen <strong>und</strong> präzisere theoretische sowie subjektive Einstellungen, Einschätzungen <strong>und</strong><br />
Erfahrungen zu gewinnen, wurde im Zeitraum <strong>von</strong> Ende Juni bis Anfang August 2007 eine<br />
5
Umfrage durchgeführt. Ein weiteres Ziel der Untersuchung war die Gr<strong>und</strong>lagenschaffung<br />
für weitere Untersuchungen, welche die tatsächlichen Auswirkungen des <strong>Sport</strong>s auf <strong>chronische</strong><br />
<strong>Hepatitis</strong>patienten erforscht. Die Untersuchung des Themas fand im Rahmen der<br />
Abschlussarbeit eines sportwissenschaftlichen Studiums am <strong>Sport</strong>institut der Universität<br />
Karlsruhe (TH) statt.<br />
An der Umfrage beteiligten sich mehrere <strong>Hepatitis</strong>-C-Selbsthilfegruppen, außerdem wurde<br />
der Rücklauf der Fragebögen zusätzlich durch einen Onlinefragebogen erweitert.<br />
Nachfolgend werden Untersuchungsergebnisse, teilweise eingebettet in Diskussion <strong>und</strong><br />
Begründung, dargestellt. Es wurden ausgewählte Fragen des Datenguts vergleichend betrachtet<br />
<strong>und</strong> einander gegenübergestellt. Außerdem werden bestimmte Ergebnisse zusammengefasst,<br />
so dass ein besserer Überblick entsteht.<br />
Die Bereiche, welche fokussiert betrachtet werden, wurden herausgegriffen unter dem Aspekt,<br />
welche Stellung <strong>Sport</strong> bei <strong>Hepatitis</strong>patienten in verschiedenen „Lebenssituationen“<br />
(Zeiten mit <strong>und</strong> ohne Interferon) hat, wie <strong>Sport</strong> das Leben dieser Personen beeinflusst <strong>und</strong><br />
bei welcher <strong>Sport</strong>art das Interesse der Personen liegen würde. Mögliche Tendenzen <strong>und</strong><br />
Zusammenhänge oder Unterschiede sollen für die ausgewählten Bereiche aufgezeigt<br />
werden.<br />
Gr<strong>und</strong>lagenergebnisse<br />
Insgesamt konnten 104 gültige Fragebögen ausgewertet werden. Hierbei zeigte sich, dass<br />
der Fragebogen zu 94,23% (98 Personen) <strong>von</strong> <strong>Hepatitis</strong> C Patienten beantwortet wurde.<br />
Es nahmen 68 weiblich (66,02%) <strong>und</strong> 35 männlich (33,98%)(N=103) Personen teil, die<br />
sich in einem Altersspektrum zwischen 18-69 Jahre befanden. Das durchschnittliche Alter<br />
lag zum Untersuchungszeitpunkt bei 50,21 Jahren (SD=10,17; N=103).<br />
Wie bereits beschrieben herrscht oft Unklarheit darüber, welche Informationen den Betroffenen<br />
auf die Fragen zu <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>chronische</strong>r Virushepatitis gegeben werden sollen. Genau<br />
diese Tatsache konnte in der Untersuchung festgehalten <strong>und</strong> damit belegt werden.<br />
Trotz bestehenden <strong>Sport</strong>interesses vermerkten nur 18 Patienten (17,48%), <strong>von</strong> ihrem Arzt<br />
ausreichend über <strong>Sport</strong> im Bezug auf das Krankheitsbild <strong>chronische</strong> Virushepatitis informiert<br />
worden zu sein. Dies bedeutet, dass im Vergleich dazu 85 Personen (82,52%) ohne<br />
ausreichende Informationen zum Thema blieben (N=103).<br />
Dieses Ergebnis zeigt noch einmal völlig klar das mangelnde Wissen <strong>und</strong> die Dringlichkeit<br />
der intensiven Untersuchung des Themas auf.<br />
6
<strong>Hepatitis</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong><br />
Da es sich um eine Umfrage handelte <strong>und</strong> keine direkte medizinische Untersuchung der<br />
physiologischen Auswirkungen des <strong>Sport</strong>s auf den chronisch <strong>Hepatitis</strong>erkrankten Körper,<br />
kommt der sportlichen Aktivität der Teilnehmer eine besondere Bedeutung zu.<br />
Schon allein die Tatsache, dass etwa zwei Drittel (66,35%) der Befragten zum Untersuchungszeitpunkt<br />
sportlich aktiv waren, zeigt ein enormes Interesse an körperlicher, sportlicher<br />
Betätigung. Nur 6 Personen (5,7%) gaben an, noch nie sportlich aktiv gewesen zu<br />
sein. Die anderen 29 (27,9%) erklärten, nur aktuell keinen <strong>Sport</strong> zu machen (N= 104). Im<br />
Hinblick auf die Art der Untersuchung spielt die aktuelle sportliche Aktivität bzw. aktuelle<br />
sportliche Inaktivität eine wesentliche Rolle. Daher lassen sich jene, die noch nie sportlich<br />
aktiv waren <strong>und</strong> die aktuell nicht sportlich aktiven zu der Gruppe der Nichtsportler zusammenfassen.<br />
(S = <strong>Sport</strong>ler; NS = Nichtsportler; S-If = <strong>Sport</strong>ler während einer Interferontherapie;<br />
NS-If = Nichtsportler während einer Interferontherapie)<br />
Die folgende Darstellung fasst die sportliche Aktivität der Befragten auf einen Blick zusammen<br />
(vgl. Schaubild 1). Einerseits wird zusätzlich die geschlechtlich getrennte Betrachtung<br />
dargestellt, andererseits die sportliche Aktivität der Patienten, die sich nicht in<br />
einer antiviralen Therapie (Interferon) befinden, andererseits das <strong>Sport</strong>verhalten <strong>von</strong> Personen<br />
während einer antiviralen Therapie. Hierbei zeigt sich, dass sich das Verhältnis der<br />
<strong>Sport</strong>treibenden Personen die sich in einer Interferontherapie befanden genau umgekehrt<br />
darstellt als wenn sie sich nicht in einer Therapie befinden.<br />
Schaubild 1: Zusammenfassende Darstellung der sportlichen Aktivität der<br />
verschiedenen Personengruppen.<br />
46 weiblich<br />
69 S<br />
23 männlich<br />
<strong>Sport</strong>ler/Nichtsportler (N=104):<br />
22 weiblich<br />
35 NS<br />
12 männlich<br />
<strong>Sport</strong>lich aktiv<br />
während Interferon (N=68):<br />
23S-If<br />
45NS-If<br />
7
Gründe dafür, warum die S körperlich aktiv sind, konnten klar erfasst werden. Lediglich 7<br />
Personen (10,29%) sagten, <strong>Sport</strong> wegen der <strong>Hepatitis</strong> zu treiben. Spitzenreiter ist jedoch<br />
das <strong>Sport</strong>treiben für die Ges<strong>und</strong>heit mit 49 Personen (71,10%), dicht gefolgt <strong>von</strong> 42 Personen<br />
(61,77%) die sportlich aktiv sind für Geist <strong>und</strong> Seele. Für 39 Personen (57,35%)<br />
spielt der Aspekt „Fitness“ eine wichtige Rolle <strong>und</strong> 33 Personen (47,53%) empfinden den<br />
Spaß am <strong>Sport</strong> als Motivation zum <strong>Sport</strong>treiben. Weitere 24 (35,29%) treiben <strong>Sport</strong> für ihre<br />
Figur <strong>und</strong> 6 Personen (8,82%) gaben sonstige Gründe an (N=68; Mehrfachnennungen<br />
waren möglich).<br />
Die subjektive Einschätzung <strong>von</strong> bestimmten Dingen ist oft sehr schwer, so auch die subjektive<br />
Einschätzung dessen wie die sportliche Aktivität in der Praxis tatsächlich aussieht.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde das <strong>Sport</strong>verhalten der Untersuchungsteilnehmer, im Bezug auf<br />
Intensität, Häufigkeit <strong>und</strong> Dauer genauer abgetastet. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse zu<br />
Intensität, Häufigkeit <strong>und</strong> Dauer der <strong>Sport</strong>einheiten auf einen Blick dargestellt.<br />
Tabelle 1: Überblick zur Intensität, Häufigkeit sowie der Dauer der sportliche Aktivität der<br />
<strong>Sport</strong>ler.<br />
Intensität Personen<br />
(N=66)<br />
Locker u. 19<br />
leicht (28,79%)<br />
Flott u. zü- 38<br />
gig<br />
(57,58%)<br />
Hart u. an- 9<br />
strengend (13,63%)<br />
Häufigkeit Personen<br />
(N=66)<br />
< 1 x pro 1<br />
Woche (1,52%)<br />
1 x pro 10<br />
Woche (15,15%)<br />
2 x pro 22<br />
Woche (33,33%)<br />
3 x pro 27<br />
Woche (40,91%)<br />
> 3 x pro 6<br />
Woche (9,1%)<br />
Dauer Personen<br />
(N=68)<br />
< 20 Min 1<br />
(1,47%)<br />
20-40 Min 22<br />
(32,35%)<br />
> 40 Min 45<br />
(66,18%)<br />
<strong>Hepatitis</strong> im <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Interferonkontext<br />
Bei der Betrachtung der Befragungsteilnehmer <strong>und</strong> deren Erfahrungen mit Interferon (antivirale<br />
Therapie) zeigte sich, dass bereits 76 Personen (76%) an mindestens einer Interferontherapie<br />
teilgenommen hatten (N = 100).<br />
Die sportliche Aktivität während einer Interferontherapie teilt sich in 23 (33,82%) sportlich<br />
aktive <strong>und</strong> 45 (66,18%) sportlich inaktive (N=68).<br />
Von den Personen, die bereits vor Therapiebeginn sportlich aktiv waren <strong>und</strong> diese Frage<br />
beantworteten, führten 21 Personen (50%) ihre physische Tätigkeit weiter, ebenso viele<br />
beendeten diese (N=43). Von jenen, die vor Therapiebeginn noch keinen <strong>Sport</strong> betrieben<br />
8
änderten 2 (7,69%) ihre Gewohnheit <strong>und</strong> begannen das <strong>Sport</strong>treiben, 24 (92,31%) der<br />
Nichtsportler blieben nach wie vor Nichtsportler (N=26).<br />
Von den sportlich Inaktiven während der Therapie, die an dieser Stelle Angaben machten,<br />
gaben sogar 34 Personen (77,27%) an, dass sie nach deren empfinden während der Therapie<br />
nicht in der Lage gewesen wären <strong>Sport</strong> zu treiben, 9 Personen (20,45%) wären nur<br />
zeitweise im Stande gewesen <strong>und</strong> nur eine Person (2,27%) war der Ansicht, dass sie hätte<br />
<strong>Sport</strong> treiben können (N=44).<br />
Zwar fühlten sich nur wenige der Personen während der Interferontherapie im Stande<br />
<strong>Sport</strong> zu treiben, allerdings wurden <strong>von</strong> den 23 S doch einige <strong>Sport</strong>arten angegeben, die<br />
umgesetzt wurden (N=23; Mehrfachnennungen waren möglich). Tabelle 3 gibt in einer<br />
Zusammenstellung einen Überblick über jene <strong>Sport</strong>arten, die <strong>von</strong> <strong>Hepatitis</strong>patienten während<br />
einer Interferontherapie betrieben wurden bzw. betrieben werden konnten.<br />
Tabelle 2: Zusammenstellung der <strong>Sport</strong>arten die während der Interferontherapie betrieben<br />
wurden unter Berücksichtigung der möglichen Mehrfachnennungen (N=23).<br />
<strong>Sport</strong>art<br />
Personen<br />
Personen in %<br />
Fahrradfahren 9 39,13%<br />
Walking/Nordic Walking<br />
5 21,74%<br />
Schwimmen 4 17,39%<br />
Wandern 4 17,39%<br />
Gymnastik 3 13,04%<br />
Aquafitness 2 8,70%<br />
Ski 2 8,70%<br />
Langsames bis moderates<br />
Joggen<br />
2 8,70%<br />
Yoga 2 8,70%<br />
Inlineskaten 1 4,35%<br />
Spazieren gehen 1 4,35%<br />
Subjektive Einschätzung der Auswirkungen des <strong>Sport</strong>s auf den Körper<br />
Als logische Konsequenz lässt sich aus Tat- <strong>und</strong> Sachbeständen, die körperlichen Schaden<br />
oder Beschwerden mit sich bringen, ableiten, dass diese im Normalfall automatisch zu<br />
vermeiden versucht werden. In diesem Zusammenhang spielt die subjektive Einschätzung<br />
des Einflusses <strong>von</strong> <strong>Sport</strong> auf den Körper, sei er krank oder ges<strong>und</strong>, in Therapie oder ohne<br />
Therapie sowohl für S als auch für NS eine wichtige Rolle.<br />
Das Wissen darüber, wie die unterschiedlichen Personengruppen die Auswirkungen des<br />
<strong>Sport</strong>s auf den Körper einschätzen, kann dabei helfen, die richtigen Motivationswege für<br />
9
die entsprechenden Personengruppen zu finden. Dies geschieht natürlich nicht allein über<br />
diese erlangten Daten, sondern über deren Kombination mit weiteren Faktoren wie zum<br />
Beispiel <strong>Sport</strong>arteninteresse oder <strong>Sport</strong>interesse allgemein.<br />
Im Bezug darauf, wie S <strong>und</strong> NS die Auswirkungen <strong>von</strong> <strong>Sport</strong> auf den hepatitisbedingten<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustand subjektiv einschätzen zeigen sich deutliche Parallelen.<br />
Tendenziell zeigt die Meinung der NS, mit einem Mittelwert <strong>von</strong> 3,55, dass sie eher glauben,<br />
dass <strong>Sport</strong> zu einer Verbesserung führt (N=33; 5=positiv, 1=negativ; SD=0,833) 1 .<br />
Die subjektive Einstellung der S verdeutlicht mit einem Mittelwert <strong>von</strong> 3,97 eine noch deutlichere<br />
Tendenz in diese Richtung (5=positiv, 1=negativ; SD=0,897).<br />
In Tabelle 3 sind die subjektiven Einstellung zusammengefasst dargestellt <strong>und</strong> machen<br />
hier alle Ergebnisse auf einen Blick greifbar.<br />
Tabelle 3: Subjektive Einstellung <strong>von</strong> S (N=68) <strong>und</strong> NS (N=33) zum Einfluss <strong>von</strong> <strong>Sport</strong> auf<br />
den allgemeinen, ges<strong>und</strong>heitlichen Zustand im Bezug auf die <strong>Hepatitis</strong><br />
Subjekt.<br />
<strong>Sport</strong>ler<br />
Nichtsportler<br />
Einstellung<br />
(N=68)<br />
(N=33)<br />
positiv / verbessern 24<br />
4<br />
(35,29%)<br />
(12,12%)<br />
eher pos. / eher verb. 20<br />
13<br />
(29,41%)<br />
(39,40%)<br />
weder noch / keine<br />
22<br />
13<br />
Veränderung<br />
(32,35%)<br />
(39,40%)<br />
eher neg. / eher ver-<br />
2<br />
3<br />
schlechtern<br />
(2,94%)<br />
(9,10%)<br />
negativ /verschlechtern<br />
----- -----<br />
Mittelwert<br />
3,55 (SD=0,833)<br />
3,97 (SD=0,897)<br />
Vergleichend zu den vorherigen Ergebnissen können folgende Daten betrachtet werden.<br />
Bei der Frage, wie die Umfrageteilnehmer, die während einer Interferontherapie <strong>Sport</strong> betrieben,<br />
den Einfluss <strong>von</strong> <strong>Sport</strong> auf die Kompensation einer Interferontherapie subjektiv<br />
einschätzen, laufen die Ansichten klar auseinander.<br />
Jene Personen, die während einer Interferontherapie <strong>Sport</strong> betrieben, sprechen sich in der<br />
Mehrzahl positiv für die Auswirkungen des <strong>Sport</strong>s aus (N=26; Mittelwert=3,35; 1=nicht<br />
besser verkraftet, 5=besser verkraftet; SD=1,294).<br />
1<br />
Manche Untersuchungsdaten sind kritisch zu betrachten, da nicht gewährleistet ist, ob sie nicht aus sozialer<br />
Erwünschtheit gemacht wurden.<br />
10
In der Gegenüberstellung derer, die während der Therapie keinen <strong>Sport</strong> betrieben ergab<br />
sich eine Tendenz dahingehend, dass NS-If vermuten, dass sie <strong>Sport</strong> während ihrer Interferonbehandlung<br />
nicht unterstützt hätte (N=52; Mittelwert=2,23; 1=hätte nicht helfen können,<br />
5=hätte helfen können; SD = 1,131), (vgl. Tabelle 4).<br />
Tabelle 4: Subjektive Einstellung der S-If (N=26) dazu, in wie weit sich durch <strong>Sport</strong> die Interferontherapie<br />
besser verkraften ließ, bzw. in wie weit den NS-If glauben, dass <strong>Sport</strong> im<br />
Bezug auf den allgemeinen ges<strong>und</strong>heitlichen Zustand während einer Interferontherapie<br />
hätte helfen können.<br />
Subjekt. Einstellung <strong>Sport</strong>ler-If<br />
(N=26)<br />
ja 6<br />
(23,10%)<br />
eher ja 6<br />
(23,10%)<br />
teilweise 8<br />
(30,77%)<br />
eher nein 3<br />
(11,54%)<br />
nein 3<br />
(11,54%)<br />
Mittelwert 3,35<br />
(SD=1,294)<br />
Nichtsportler-If<br />
(N=52)<br />
3<br />
(5,77%)<br />
3<br />
(5,77%)<br />
13<br />
(25%)<br />
17<br />
(32,69%)<br />
16<br />
(30,77%)<br />
2,23<br />
(SD=1,131)<br />
<strong>Hepatitis</strong>bedingte Beschwerden <strong>und</strong> <strong>Sport</strong><br />
Besonders gute Marker für die Patienten sind auftretende Beschwerden. Sie stellen für<br />
Patienten Einschränkungen dar, oder teilweise sogar die Gründe, warum kein oder nur<br />
eingeschränkt <strong>Sport</strong> betrieben wird. Dass nicht nur die Beschwerden auftreten, die in der<br />
Literatur zu finden sind, zeigt die Praxis immer wieder.<br />
Ist man des Wissens über die Beschwerden mächtig <strong>und</strong> kennt die Hintergründe, warum<br />
<strong>und</strong> wann welche Beschwerden auftreten, so kann man verstehen, warum manche <strong>Sport</strong>arten<br />
beispielsweise nicht betrieben werden können oder sollten. Dies erlaubt eine gezielte<br />
<strong>Sport</strong>artenauswahl.<br />
Treten vermehrt Beschwerden auf, wirkt dies demotivierend auf die Patienten. Somit ist<br />
klar, woran sich das <strong>Sport</strong>programm in erster Linie auszurichten hat. Diese Tatsache sollten<br />
sich nicht nur sportliche Leiter zu Herzen nehmen, sondern auch alle <strong>Sport</strong>ler. Die<br />
Grenzen des Körpers sollten spätestens ab einem bestimmten Grad akzeptiert <strong>und</strong> nicht<br />
mit Gewalt überschritten werden.<br />
11
Es werden nun die hepatitisbedingten Beschwerden in den verschiedenen Lebenslagen<br />
beschrieben <strong>und</strong> miteinander verglichen.<br />
Bei allen Angaben zu Beschwerden waren in der Umfrage Mehrfachnennungen möglich.<br />
Als Gründe der sportlichen Inaktivität gaben NS vor allem die <strong>Hepatitis</strong>bedingten Beschwerden<br />
an <strong>und</strong> die Tatsache, sich zum <strong>Sport</strong>treiben nicht aufraffen zu können.<br />
Die hepatitisbedingten Beschwerden, welche bei den S <strong>und</strong> S-If vermehrt, während oder<br />
nach dem <strong>Sport</strong>treiben auftreten, <strong>und</strong> bei den NS <strong>und</strong> NS-If die Haupthinderungsgründe<br />
für sportliche Aktivität darstellen, zeigen im Vergleich deutliche Parallelen. Müdigkeit <strong>und</strong><br />
Abgeschlagenheit stellen sowohl für S <strong>und</strong> S-If als auch für NS <strong>und</strong> NS-If dasselbe Hauptproblem<br />
dar. Das individuelle Hauptproblem für NS-If sind allgemeine Schmerzen.<br />
Eine tabellarische <strong>und</strong> vollständige, zusammenfassende Auflistung der Beschwerden, die<br />
Hinderungsgründe für die sportliche Inaktivität der NS <strong>und</strong> NS-If darstellen, sind in Tabelle<br />
5 ersichtlich.<br />
Tabelle 5: Beschwerden (mögliche Mehrfachnennung) <strong>von</strong> Personen, welche als Gründe<br />
für deren sportliche Inaktivität angegeben wurden (N=34).<br />
Beschwerden<br />
Personen Personen in %<br />
Müdigkeit/Abgeschlagenheit 15 36,59%<br />
Schmerzen 2 5,88%<br />
Wasserablagerungen 4 11,76%<br />
Psychische Probleme 4 11,76%<br />
Übelkeit 4 11,76%<br />
Ständige Infekte 9 26,47%<br />
Sonstiges 3 8,82%<br />
Beim Blick auf die gesamten Ergebnisse zeigt sich, dass die angegebenen Beschwerden<br />
bei den NS-If im allgemeinen mehr Nennungen aufweisen als die <strong>von</strong> den NS, was wiederum<br />
ein Zeichen dafür ist, dass hier die <strong>Sport</strong>auswahl sowohl in Intensität als auch in<br />
<strong>Sport</strong>art noch sensibler gewählt werden sollte. Außerdem zeigt sich, dass die Bereiche,<br />
die beim <strong>Sport</strong>treiben speziell angesprochen werden sollten, etwas variieren <strong>und</strong> die<br />
Schwerpunkte entsprechend anzupassen sind.<br />
Zum Auftreten der vermehrten, hepatitisbedingte Beschwerden bei S während oder nach<br />
dem <strong>Sport</strong>treiben äußerten sich 61 <strong>Sport</strong>ler. Hier zeigte der Mittelwert mit 1,95 (1=nein,<br />
5=ja; SD= 1,102), dass <strong>Sport</strong> eher nicht <strong>und</strong> wenn dann nur teilweise zu vermehrten hepatitisbedingten<br />
Beschwerden führt.<br />
12
Im Vergleich dazu gaben <strong>von</strong> 23 Personen, die während einer Interferontherapie <strong>Sport</strong><br />
betrieben, 22 an, ob während oder nach dem <strong>Sport</strong>treiben vermehrt hepatitisbedingte Beschwerden<br />
auftraten. Mit dem Mittelwert 2,45 (1=kein vermehrtes Auftreten, SD=1,224)<br />
wurde an dieser Stelle, zwar eine nicht ganz so klare, jedoch ebenfalls eine Tendenz in die<br />
Richtung, dass vermehrt hepatitisbedingte Beschwerden eher weniger auftreten, gegeben.<br />
Zur besseren Übersichtlichkeit fasst die nachstehende Tabelle (Tabelle 6) die Äußerungen<br />
der S <strong>und</strong> S-If noch einmal zusammen.<br />
Tabelle 6: Zusammenfassung der subjektiven Einschätzungen zu den vermehrt auftretenden<br />
hepatitisbedingten Beschwerden während oder nach dem <strong>Sport</strong> bei S (N=61) <strong>und</strong> S-If<br />
(N=27).<br />
Subjekt. Einstellung <strong>Sport</strong>ler<br />
(S)<br />
ja 2<br />
(3,28%)<br />
eher ja 3<br />
(4,92%)<br />
teilweise 14<br />
(22,95%)<br />
eher nein 13<br />
(21,31%)<br />
nein 29<br />
(47,54%)<br />
<strong>Sport</strong>ler während Interferontherapie<br />
(S-If)<br />
1<br />
(4,55%)<br />
4<br />
(18,18%)<br />
5<br />
(22,73%)<br />
6<br />
(2727%)<br />
6<br />
(27,27%)<br />
Dass nicht alle Untersuchungsteilnehmer ihre sportliche Aktivität abbrachen, zeigt, dass<br />
die negativen Auswirkungen des <strong>Sport</strong>treibens, egal ob mit oder ohne Interferontherapie<br />
nicht so gravierend waren, als dass ein Abbruch generell notwendig erschien.<br />
Diese Tatsache lässt den Schluss zu, dass für die Personen, die <strong>Sport</strong>treiben, die positiven<br />
Aspekte der physischen Aktivität im Vergleich zu den auftretenden Nachteiligen überwiegen.<br />
Von den S gaben insgesamt 19 <strong>und</strong> <strong>von</strong> den S-If insgesamt 10 Personen an, dass während<br />
oder nach dem <strong>Sport</strong>treiben in irgendeiner Form (auftraten, eher auftraten, teilweise<br />
auftraten) vermehrt hepatitisbedingte Beschwerden auftraten.<br />
Die Beschwerden die vermehrt auftreten decken sich sowohl bei S mit als auch ohne Interferontherapie<br />
überwiegend mit den Angaben, welche die Untersuchungsteilnehmer als<br />
Gründe für sportliche Inaktivität angaben. Müdigkeit <strong>und</strong> Abgeschlagenheit stellen das<br />
schwerwiegendste Problem dar, ebenso wie differente Schmerzen. Ein weiteres Problem<br />
ist ebenfalls für beide Gruppen die Motivationslosigkeit.<br />
13
Die Daten sprechen für sich, sie lassen eine Vermutung in die Richtung zu, dass die auftretenden<br />
Beschwerden während einer Interferonbehandlung noch vielfältiger sein können<br />
<strong>und</strong> die Kombination dieser Vielfalt noch mehr am <strong>Sport</strong>treiben hindert (vgl. Tabelle 7).<br />
Allerdings können diese Aussagen auch eine Bestätigung für die starken Nebenerscheinungen<br />
sein, die in vielen Fällen, wie auch aus Gesprächen hervor ging, doch meist wesentlich<br />
schwerwiegender sind, als in der Literatur häufig dargestellt.<br />
Tabelle 7: Beschwerden <strong>von</strong> Personen ohne <strong>und</strong> mit Interferontherapie, die während oder<br />
nach dem <strong>Sport</strong>treiben vermehrt auftraten. (S; N=30; S-If; N=12)<br />
Beschwerden <strong>Sport</strong>ler ohne Interferontherapie<br />
(N=30)<br />
Müdigkeit/Abgeschlagenheit 24<br />
(80%)<br />
Leberschmerzen 7<br />
(23,33%)<br />
Motivationslosigkeit 6<br />
(20%)<br />
Schwindel 4<br />
(13,33%)<br />
Übelkeit 3<br />
(10%)<br />
Muskel-/Gliederschmerzen 15<br />
(50%)<br />
Sonstiges 3<br />
(10%)<br />
<strong>Sport</strong>ler während Interferontherapie<br />
(N=12)<br />
11<br />
(91,67%)<br />
4<br />
(33,33%)<br />
5<br />
(41,67%)<br />
4<br />
(33,33%)<br />
1<br />
(8,33%)<br />
10<br />
(83,33%)<br />
4<br />
(33,33%)<br />
Interesse an differenten <strong>Sport</strong>arten<br />
Da in dieser Untersuchung nicht praktisch ausgetestet werden konnte, welche <strong>Sport</strong>arten<br />
ideal für Patienten mit <strong>chronische</strong>r <strong>Hepatitis</strong> sind, nehmen persönlichen Erfahrungen eine<br />
besondere Stellung ein.<br />
Dass Interesse am <strong>Sport</strong>treiben besteht, wurde bereits deutlich gezeigt. Nun gilt es zu<br />
klären, welche <strong>Sport</strong>arten machbar sind <strong>und</strong> gleichzeitig das Interesse der Personen<br />
weckt.<br />
In der Umfrage wurden die <strong>Sport</strong>arten betrachtet, für die sich S <strong>und</strong> NS einerseits interessieren,<br />
andererseits <strong>Sport</strong>arten, die bereits betrieben werden (vgl. Tabelle 8).<br />
14
Tabebelle 8: Gegenüberstellung der <strong>von</strong> <strong>Sport</strong>lern betriebenen <strong>Sport</strong>arten (N=68) <strong>und</strong> der<br />
<strong>von</strong> den <strong>Sport</strong>lern (N=46) <strong>und</strong> NS (N=21) gewünschten <strong>Sport</strong>arten bezüglich eines <strong>Sport</strong>programms<br />
mit speziellem <strong>Hepatitis</strong>bezug (Mehrfachnennung möglich).<br />
<strong>Sport</strong>arten Gewünschte<br />
<strong>Sport</strong>arten <strong>von</strong><br />
NS (N=21)<br />
Walking/Nordic<br />
8<br />
Walking<br />
(38,10%)<br />
Aquafitness 14<br />
Langsames bis<br />
moderates Joggen<br />
(66,67%)<br />
3<br />
(14,29%)<br />
Aerobic/Tanzen 4<br />
(19,10%)<br />
Inlineskaten 2<br />
(9,52%)<br />
Fahrradfahren 10<br />
(47,62%)<br />
Andere Vorschlä-<br />
2<br />
ge<br />
(9,52%)<br />
Gewünschte<br />
<strong>Sport</strong>arten <strong>von</strong> S<br />
(N=46)<br />
21<br />
(45,65%)<br />
22<br />
(47,83%)<br />
16<br />
(34,78%)<br />
6<br />
(13,04%)<br />
3<br />
(6,52%)<br />
18<br />
(39,13%)<br />
10<br />
(21,74%)<br />
Betriebene <strong>Sport</strong>arten<br />
<strong>von</strong> S<br />
(N=68)<br />
19<br />
(27,94%)<br />
11<br />
(16,18%)<br />
19<br />
(27,94%)<br />
3<br />
(4,41%)<br />
2<br />
(2,94%)<br />
41<br />
(60,29%)<br />
41<br />
(60,29%)<br />
Aus den Ergebnissen lassen sich Tendenzen fest machen, welche <strong>Sport</strong>arten zum einen<br />
überhaupt umsetzbar für <strong>Hepatitis</strong>patienten sind <strong>und</strong> zum anderen welche <strong>Sport</strong>arten deren<br />
Interesse wecken. Natürlich könnte man sagen, dass <strong>Hepatitis</strong>patienten die Selben<br />
Interessen wie ges<strong>und</strong>e Menschen haben, allerdings muss hier eine, durch krankheitsbedingte<br />
Einschränkungen, (vielleicht) zwangsläufige Verlagerung der Interessen in Betracht<br />
gezogen werden.<br />
Die Übereinstimmungen des Interesses der S <strong>und</strong> NS zwischen den gewünschten/interessierenden<br />
<strong>und</strong> den bereits betriebenen <strong>Sport</strong>arten, ebenso wie die Parallelen<br />
zwischen den <strong>Sport</strong>arten für die sich in getrennter Betrachtung sowohl <strong>Sport</strong>ler als auch<br />
Nichtsportler interessieren, zeigen, ob sich beim <strong>Sport</strong>treiben, S <strong>und</strong> NS zusammenführen<br />
lassen, sofern es das Leistungsgefälle zulässt.<br />
In der Zusammenfassung lässt sich ein Hang hin zu den klassischen <strong>Sport</strong>arten festhalten.<br />
Fahrradfahren <strong>und</strong> langsames bis moderates Joggen wird sowohl bereits durchgeführt<br />
als auch erwünscht. Genau so verhält es sich auch mit der noch nicht ganz so klassischen<br />
<strong>Sport</strong>art Walking/Nordic Walking, die zwar bereits keine Trendsportart mehr ist, sich<br />
allerdings trotzdem immer noch auf einem wachsenden Ast befindet. Aquafitness <strong>und</strong> Ae-<br />
15
obic/Tanzen, vor allem ersteres, wecken ebenso besonderes Interesse, auch wenn sich<br />
momentan das Interesse noch nicht mit der Praxis deckt.<br />
Des Weiteren hatten die Umfrageteilnehmer die Möglichkeit die <strong>Sport</strong>art zu anzugeben,<br />
die noch nicht aufgeführt waren. Schwimmen wurde an dieser Stelle häufig genannt <strong>und</strong><br />
kann zu den klassischen Ausdauersportarten gezählt werden. Ebenso vorteilhaft ist die<br />
Gymnastik welche beispielsweise in Interferonzeiten besonders in den Vordergr<strong>und</strong> treten<br />
kann.<br />
An dieser Ausrichtung der Art der physischen Betätigung wird ersichtlich, dass schon <strong>von</strong><br />
selbst in relativ großem Umfang jene <strong>Sport</strong>arten durchgeführt werden, die im Ges<strong>und</strong>heitssport<br />
als empfehlenswert gelten.<br />
Die eigenen Anregungen für <strong>Sport</strong>arten setzen sich im Allgemeinen eher aus „ruhigeren“<br />
<strong>und</strong> körperlich weniger anstrengenden <strong>Sport</strong>arten zusammen wie zum Beispiel Gymnastik,<br />
Rückenschule, Qi Gong, Tai Chi <strong>und</strong> Yoga, wenige Ausreißer waren darunter die Vorschläge<br />
Ballsportarten, Wandern, Muskelaufbau/Fitness <strong>und</strong> Schwimmen.<br />
Spezielles <strong>Sport</strong>programm<br />
Die Aufmerksamkeit gilt nun der Frage, in welchem Maße die Personen gerne an einem<br />
angeleiteten <strong>Sport</strong>programm das speziell auf <strong>Hepatitis</strong>patienten zugeschnitten ist <strong>und</strong> die<br />
explizite Zielsetzung „Verbesserung des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes im Bezug auf<br />
die <strong>Hepatitis</strong>“ hat , teilnehmen würden 2 .<br />
Oft kann durch <strong>Sport</strong> in einer Gruppe die Motivation zur Regelmäßigkeit gesteigert werden.<br />
Zusätzlich kann der subjektiv empf<strong>und</strong>ene Anstrengungsgrad durch den Ablenkungscharakter<br />
herabgesetzt werden.<br />
Wie groß das Interesse bei S <strong>und</strong> NS an einem solchen <strong>Sport</strong>programm ist zeigt sich in<br />
den beiden Kreisdiagrammen 1 <strong>und</strong> 2.<br />
2 Hiermit ist nicht gemeint, dass mit einem gezielten <strong>Sport</strong>programm das Virus eliminiert werden kann, sondern<br />
nur den hepatitisbedingten Beschwerden entgegengewirkt werden oder/<strong>und</strong> vorgebeugt werden kann.<br />
16
21; 32%<br />
<strong>Sport</strong>ler mit<br />
Interesse<br />
<strong>Sport</strong>ler ohne<br />
Interesse<br />
44; 68%<br />
10; 31%<br />
<strong>Sport</strong>ler Nichtsportler<br />
Nichtsportler<br />
mit Interesse<br />
Nichtsportler<br />
ohne Interesse<br />
22; 69%<br />
Diagramm 1 <strong>und</strong> 2: Zusammenfassende Veranschaulichung des Interesses der <strong>Sport</strong>ler<br />
(N=65) <strong>und</strong> Nichtsportler (N=32) an einem gezielten <strong>Sport</strong>programm.<br />
Ob S oder NS, es besteht auf beiden Seiten mit jeweils über 50% ein reges Interesse an<br />
einem solchen <strong>Sport</strong>programm.<br />
Auch dieses Ergebnis bringt erneut hervor, dass der Drang nach physischer Aktivität vorhanden<br />
ist <strong>und</strong> auch sehr deutlich nach angeleitetem <strong>Sport</strong>.<br />
Zwar können die Gründe, warum <strong>Sport</strong> in einer Gruppe als besonders attraktiv erscheint,<br />
variieren, allerdings spielt vermutlich nicht nur bei den <strong>Sport</strong>lern mit 49 Personen (71,01%)<br />
der Gr<strong>und</strong>, etwas für die Ges<strong>und</strong>heit tun zu wollen, eine besondere Rolle (N=69).<br />
Die Begründungen der S <strong>und</strong> NS die kein Interesse an einem expliziten <strong>Sport</strong>programm<br />
haben sind different. Eine klare Tendenz zeigt sich allerdings nicht (vgl. Tabelle 9).<br />
Zu erwähnen ist hier jedoch, die Begründung der 6 Personen, nach deren Ansicht diese<br />
bereits genug <strong>Sport</strong> durchführen oder lieber das eigene <strong>Sport</strong>programm gestalten. Bei so<br />
ausgerichteten Begründungen wird klar, dass es bei jenen auf Gr<strong>und</strong> des eigenen Trainingsumfanges<br />
beziehungsweise der Trainingserfahrung, die vorliegt, keine explizite Trainingsanleitung<br />
<strong>von</strong> Nöten ist oder ebenso die motivationalen Aspekte in deren Situation<br />
wohl eher keine Rolle spielen.<br />
17
Tabelle 9: Gründe gegen ein spezielles <strong>Sport</strong>programm <strong>und</strong> Anzahl der jeweiligen Nennungen<br />
(N=29, Mehrfachnennung möglich).<br />
Gründe gegen ein<br />
explizites <strong>Sport</strong>programm<br />
Personen<br />
Personen in %<br />
Sonstige Gründe 8 27,59%<br />
Nicht hepatitisbeding-<br />
7 24,14%<br />
te Beschwerden<br />
Keine Zeit 3 10,35%<br />
Keine Lust 6 20,69%<br />
Nicht <strong>Sport</strong>begeistert 5 17,24%<br />
<strong>Hepatitis</strong>bedingte Beschwerden<br />
4 13,79%<br />
18
IV Fazit aus Literaturrecherche <strong>und</strong> Umfrage<br />
Der Eindruck, den ich bereits zu Beginn der Arbeit gewonnen habe, nämlich dass Forschung<br />
<strong>und</strong> Literatur zum Thema noch deutlich zu wünschen übrig lassen, bestätigte sich<br />
im Laufe meiner Durchführung immer mehr.<br />
Das Thema <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>Hepatitis</strong>, betrachtet vor dem Hintergr<strong>und</strong> der durchgeführten Literaturrecherche<br />
in Kombination mit den vielen geführten Gesprächen mit Betroffenen, Angehörigen<br />
<strong>und</strong> Ärzten sowie den gelesenen Erfahrungsberichten, lässt sich daraus die<br />
Schlussfolgerung ziehen, dass die Informationen, die bisher in diesem Gebiet bestanden,<br />
zum einen überholt, <strong>und</strong> zum anderen nicht ausreichend belegt sind.<br />
Diese Fakten zeigen es für mich nicht mehr nur, sondern verlangen förmlich danach, dass<br />
spätestens jetzt der Zeitpunkt dafür ist, den Bereich <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>Hepatitis</strong> an zu packen <strong>und</strong><br />
die Auswirkungen des <strong>Sport</strong>s auf den chronisch leberkranken Organismus zu untersuchen.<br />
Mit den vorliegenden Zahlen zu Prävalenz <strong>und</strong> Inzidenz ist es meiner Ansicht nach<br />
ein Muss, in der Forschung energisch voran zu schreiten, um einerseits die Krankheit zu<br />
bekämpfen, andererseits den Ges<strong>und</strong>heitszustand zu verbessern oder zu erhalten, <strong>und</strong><br />
mit diesem Ansatz sehe ich die Forschung nicht mehr nur auf dem medizinischen Weg,<br />
sondern ebenso auf dem sportlichen. Das bedeutet, es muss nicht nur Medikamentös oder<br />
operativ, sondern auch präventiv <strong>und</strong> erhaltend vorgegangen werden. Und genau dafür ist<br />
es doch gerade der <strong>Sport</strong>, der ideal ist, diese Wege zu bahnen. Vor allem im Hinblick auf<br />
die enormen Auswirkungen, die <strong>Sport</strong> auf den Organismus haben kann, sollte doch die<br />
Wichtigkeit des Untersuchens dieses Bereiches deutlich werden.<br />
Dass sich <strong>Sport</strong> im Akutstadium oder auch bei einer <strong>chronische</strong>n <strong>Hepatitis</strong>, sofern es dem<br />
Patienten den Umständen entsprechend gut geht, negativ auswirkt, ist in keinster Weise<br />
belegt, im Gegenteil. Betrachtet man die Meinungen <strong>und</strong> die Untersuchungen, die sich<br />
wenn auch in geringem aber aktuellen Forschungsstand widerspiegeln, spricht nichts gegen<br />
<strong>Sport</strong>, eher dafür.<br />
Logisch betrachtet erscheint die Aussagen, dass ein <strong>Sport</strong>treiben im allgemeinen, <strong>chronische</strong>n<br />
Zustand (nicht im Akutstadium etc.) durchaus machbar <strong>und</strong> möglicherweise sogar<br />
vorteilhaft ist, als einleuchtend. Warum soll in angepasstem Maße, was <strong>Sport</strong>art <strong>und</strong> Intensität<br />
anbelangt, die physische Aktivität nicht sogar gewinnbringend sein.<br />
Alles im Leben hat Vor- <strong>und</strong> Nachteile, persönlich würde ich jedoch eher dazu tendieren<br />
zu sagen, wenn einer Person <strong>Sport</strong> oder Bewegung überhaupt Spaß <strong>und</strong> Freude bereitet,<br />
so können die positiven Auswirkungen auf den Ges<strong>und</strong>heitszustand überwiegen, sofern<br />
die Trainingsintensität an den kranken Körper angepasst gewählt werden.<br />
19
Die Wirkung des <strong>Sport</strong>s auf Körperinnen- <strong>und</strong> außenseite zeigt, dass <strong>Sport</strong> nicht nur im<br />
Sinne <strong>von</strong> Schwitzen <strong>und</strong> große Hürden überwinden, sinnvoll <strong>und</strong> gewinnbringend ist, sondern,<br />
dass auch <strong>Sport</strong>arten der ruhigeren Sorte durchaus ihren Zweck erfüllen können.<br />
Wobei genau hier wieder die psychischen Faktoren eine besonders große Rolle einnehmen.<br />
Als wichtig erscheint mir an dieser Stelle noch einmal hervorzuheben, dass durch <strong>Sport</strong><br />
natürlich nicht die Elimination des Virus erreicht werden kann, aber sehr wohl eine Verbesserung<br />
der Lebensqualität.<br />
Die Sachlage lässt sich kurz <strong>und</strong> knapp auf einen Nenner bringen. Trotz des enormen<br />
Drangs nach sportlicher Betätigung <strong>und</strong> den vielen positiven Erfahrungen <strong>und</strong> Meinungen<br />
welche die Umfrageteilnehmer subjektiv äußerten, gibt es definitiv viel zu wenig wissenschaftlich<br />
untermauerte Erkenntnisse zum Thema <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>chronische</strong> <strong>Hepatitis</strong>. Damit<br />
ist es nicht nur notwendig, sondern sogar ein Muss, die Forschung in diesem Bereich voran<br />
zu treiben.<br />
Da es sich in diesem Rahmen nicht um eine Arbeit handeln konnte, bei der ein <strong>Sport</strong>programm<br />
durchgeführt <strong>und</strong> dabei der Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> das subjektive Befinden der<br />
Patienten beobachtet <strong>und</strong> abgefragt wurde, können an dieser Stelle lediglich Informationen<br />
sowie subjektive Einschätzungen <strong>von</strong> den betroffenen Personen gewonnen werden.<br />
<strong>Maren</strong> <strong>Müller</strong><br />
Kontaktmöglichkeit zu Frau <strong>Müller</strong>: mueller.ma2@gmx.de<br />
20
V Literaturverzeichnis<br />
Maier, Klaus-Peter, (2002b). <strong>Hepatitis</strong> C- <strong>Hepatitis</strong>folgen Ratgeber für Pa-<br />
tienten <strong>und</strong> ihre Angehörigen. Stuttgart: Georg Thieme<br />
Manns, Michael P., Wedmeyer, Heiner. (2006). Handbuch für <strong>Hepatitis</strong> C:<br />
Diagnostik, Verlauf Therapie. (2. Auflage). Bremen: UNI-MED<br />
Zeitschriften/Broschüren<br />
Harrington, Darrel, W. (2000). Viral hepatitis and exercise. UCLA School of<br />
Medicines, Division of Generas Internal Medicine, Habor- UCLA Medical Center<br />
Torrance, CA 90402; 2000 (Vol. 32, No. /), S. 422-430.<br />
Hüppe, Dietrich (o. J.). Diagnose <strong>chronische</strong> <strong>Hepatitis</strong> C: Muss ich mein<br />
Leben ändern?. Lebenszeichen Das Lebermagazin Sonderheft b<br />
<strong>Hepatitis</strong> C, (o. J.) (ohne Heftnummer), S. 55-57<br />
Reichel, Christoph (2006c). Spätfolgen im Alltag: Ernährung, <strong>Sport</strong>, Ta-<br />
gesrhythmus. Lebenszeichen Das Lebermagazin Sonderheft a<br />
Spätfolgen <strong>von</strong> Lebererkrankungen, 2006 (ohne Heftnummer), S.<br />
36-38<br />
Simsch, C.,Harder, F. & Lehmann, M. (2000). Epikrise: <strong>Sport</strong>tauglichkeit<br />
<strong>von</strong> Kampfsportlern mit <strong>Hepatitis</strong>-C-Infektion. In: <strong>Deutsche</strong> Zeit-<br />
schrift für <strong>Sport</strong>medizin. Jahrgang 51, Ausgabe Nr. 4. S.137/138.<br />
21