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Meinung zur Durchführung von Drogentests in Schulen und am ...

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PPG/Ethics(2010)1_de<br />

Empfehlungen zu Ethikproblemen mit <strong>Drogentests</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Schulen</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

1. Aufmerks<strong>am</strong> geworden auf e<strong>in</strong> breites Spektrum <strong>von</strong> Ethikfragen im Zus<strong>am</strong>menhang mit<br />

der Politik <strong>zur</strong> Bekämpfung des Drogenmissbrauchs, <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Sorge um den<br />

Zugang Drogenkonsumierender zu mediz<strong>in</strong>ische Pflege <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsdiensten,<br />

Behandlungsmodalitäten, die Rolle <strong>von</strong> Justizorganen, wirtschaftliche Aspekte <strong>und</strong> das<br />

Fehlen <strong>von</strong> f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen, Datenschutz bei der epidemiologischen <strong>und</strong> anderen<br />

Formen der Forschung <strong>und</strong> <strong>Drogentests</strong> n<strong>am</strong>entlich <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong> <strong>und</strong> <strong>am</strong> Arbeitsplatz hat die<br />

Pompidou-Gruppe im Februar 2003 e<strong>in</strong>e europäische Tagung zu «Ethik, Berufsstandards<br />

<strong>und</strong> Drogensucht» veranstaltet.<br />

Im Anschluss an die Tagung hat die Pompidou-Gruppe im Rahmen ihres Arbeitsprogr<strong>am</strong>ms<br />

2004-2006 e<strong>in</strong> «Expertenkomitee Ethik» gebildet, um die Problematik unter Ethik- <strong>und</strong><br />

Menschenrechtsaspekten <strong>in</strong> der Forschung, Praxis <strong>und</strong> Politik der e<strong>in</strong>zelnen Länder<br />

basierend auf den Erfahrungen der verschiedenen Länder zu überdenken. Ziel war es,<br />

Konsensuspapiere oder Verhaltensrichtl<strong>in</strong>ien als Gr<strong>und</strong>lagen für <strong>in</strong>nerstaatliche Regelungen<br />

zu erarbeiten.<br />

Die nationalen Praktiken <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Ländern des Europarats s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich.<br />

Das Fehlen <strong>von</strong> vertieften Studien ist besonders bemerkenswert <strong>und</strong> vielfach begleitet die<br />

Vielzahl der Initiativen <strong>und</strong> Aktivitäten so etwas wie e<strong>in</strong> Rechtsvakuum <strong>in</strong> diesem Feld.<br />

Andererseits muss berücksichtigt werden, dass bei den <strong>Drogentests</strong> auch kommerzielle<br />

Interessen im Spiel s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> Thema, das besondere ethische Implikationen hat, ist die S<strong>am</strong>mlung <strong>von</strong> Informationen<br />

zu Drogenkonsum - <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong>, <strong>am</strong> Arbeitsplatz, im Strassenverkehr, im Gefängnis <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

anderen Orten <strong>und</strong> Umständen – besonders durch die <strong>Durchführung</strong> <strong>von</strong> Test über die die<br />

Gerichte <strong>und</strong> Justiz ke<strong>in</strong>e Oberaufsicht haben. Deshalb wurde das Ethikkomitee angefragt,<br />

sich mit der Praxis der <strong>Drogentests</strong> <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong> zu befassen.<br />

2. Ethik <strong>und</strong> Moral haben beide ihren Ursprung im Begriff der «Sitten», e<strong>in</strong>e Verhaltensweise<br />

basierend auf wiederholter Anwendung. Etwas genauer gesagt, „dekonstruiert“ die Ethik die<br />

Verhaltensregeln, die die Moral begründen, <strong>und</strong> untersucht übergeordnet deren rationale Berechtigung.<br />

Es gibt verschiedene Ansätze, um e<strong>in</strong> auf Ethik basierendes Lebensideal zu identifizieren.<br />

Nach Aristoteles entspricht es der Suche nach dem Glück <strong>in</strong>nerhalb konkreter Formen der<br />

Geme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der sich der Mensch als politisches Wesen entwickelt, nach Stuart Mill der<br />

Suche nach dem grösstmöglichen Wohl für die grösstmögliche Anzahl Menschen mits<strong>am</strong>t<br />

dem Handelnden oder nach Kant der Pflicht des kategorischen Imperativs, dass die Maxime<br />

des Verhaltens des E<strong>in</strong>zelnen den Wert e<strong>in</strong>es Universalpr<strong>in</strong>zips haben soll.<br />

Diese letzte Perspektive, <strong>in</strong> der Humanität als Endpunkt <strong>und</strong> nicht als Mittel gesehen wird,<br />

be<strong>in</strong>haltet die Ethik des Respekts gegenüber den e<strong>in</strong>zelnen Menschen <strong>und</strong> der Menschheit<br />

<strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t. Das Glück liegt nicht im e<strong>in</strong>fachen Vergnügen, sondern <strong>in</strong> der Gewissheit der<br />

Pflichterfüllung <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Ruhe e<strong>in</strong>es guten Gewissens.<br />

Nichtsdestotrotz beschäftigt Ethik sich derzeit weniger mit der theoretischen Entdeckung der<br />

„Kunst zu leben“ als mit als mit dem rationalen Ziel zu prüfen, wie man <strong>in</strong> konkreten<br />

Situationen gezielt besser leben kann.<br />

3. Ethik, Moral <strong>und</strong> Deontologie oder Standesethik s<strong>in</strong>d verwandte, aber nicht identische

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