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pdf download - Maxim Gorki Theater

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Empfehlung: Philipp Löhle DIE ÜBERFLÜSSIGEN. Regie Dominic Friedel / Maria Kilpi PLUS NULL KOMMA KÜNF KINDSTILL. Regie: Nora Schlocker<br />

Philipp Löhle,<br />

Deutschland: „<br />

Maria Kilpi, Finnland: „<br />

i read somewhere Marilyn Monroe has said the only things<br />

that ever happen to us are Work and love. currently i'm going<br />

for the latter. i've been saying to people, just half joking,<br />

that i've spent the last ten years of my life making love to my<br />

Work, now i'm going to spend the next ten years cooking, doing<br />

laundry, wiping butts and noses, driving the car to places<br />

where somebody else needs to go. these last weeks the<br />

forests around here have been full of blueberries, raspberries<br />

and mushrooms. We've been picking them and putting<br />

them in the freezer for the winter. Don' t know about quite<br />

many things in the world, but i'm sure this is worth the effort.<br />

We have been dreaming simple dreams. like having enough<br />

money to not have to worry about it. like once having all the<br />

clothes and dishes and books and papers in places you can<br />

say they belong to, instead of lying around. like having a<br />

summer house, a place to go that is enough but again not too<br />

far away. since we broke up last autumn, i really don't care<br />

how my Work is doing. Only half joking i have been saying i'll<br />

return to it when i'm in my forties, to see if i can find any of<br />

the passion and love i used to feel towards it. to see if i can<br />

Ich habe irgendwo gelesen, dass Marilyn Monroe gesagt hat “Die einzigen<br />

Dinge die uns jemals passieren sind Liebe und Arbeit”. Zur Zeit setze ich<br />

mehr auf letzteres. Ich habe zu den Leuten immer, halb im Scherz, gesagt,<br />

dass ich die letzten zehn Jahre meines Lebens damit verbracht habe, meine<br />

Arbeit zu lieben, jetzt werde ich die nächsten 10 Jahre damit verbringen zu<br />

kochen, zu waschen, Hintern und Nasen abzuwischen und das Auto dorthin<br />

zu fahren, wo jemand anderes hin will. In den letzten Wochen waren die<br />

Wälder hier voll mit Heidelbeeren, Himbeeren und Pilzen. Wir haben sie gepflückt<br />

und für den Winter eingefroren. Ich weiß nicht über viele Dinge in der<br />

Welt bescheid, aber ich bin mir sicher, das war den Aufwand wert. Wir haben<br />

einfache Träume geträumt. Wie: so viel Geld zu haben, um sich darüber keine<br />

Sorgen machen zu müssen. Wie: irgendwann alle Kleider und Teller und<br />

Bücher und Papiere an dem Ort zu haben, von dem man sagen kann, dass<br />

sie da hin gehören, anstatt rumzuliegen. Wie: ein Sommerhaus zu besitzen,<br />

einen Ort, der genügt, aber nicht zu weit weg ist. Seit meine Arbeit und ich<br />

uns letzten Herbst getrennt haben, kümmere ich mich überhaupt nicht mehr<br />

darum, wie es ihr geht. Nur halb im Spaß habe ich gesagt ich kehre zu ihr<br />

ÜBERLEBEN IM UMBRUCH, Juli 2009<br />

find any of the ambition required to pursue a career. But<br />

that will be then, now the laundry is allmost done, and soon<br />

i will go and take it outside to dry. it's really nice out there,<br />

+20 degrees and sunny, but you can feel the autumn in the<br />

air.<br />

long time ago we used to play a game of "what would you<br />

be if you weren't a playwright?" Most people said they<br />

would be directors or writing novels or journalists or such<br />

like. Once somebody said if i wasn't a playwright, i would<br />

like to be a housewife. Now i understand what she was talking<br />

about.<br />

to put it short: i would love to write something for your paper,<br />

but the economy of my personal life is such that i'm just<br />

not working at the moment. My first child is due to be born<br />

in two weeks, and -don't take this the wrong way, but frankly<br />

my dear, at the moment i just don't give a damn. Maybe<br />

next time. Now the laundry is waiting.<br />

tschüß aus helsinki & take care, Maria<br />

helsinki, august 28th 2009<br />

zurück, wenn ich in meinen 40ern bin, um herauszufinden, ob ich etwas<br />

von der Leidenschaft und Liebe wiederfinden kann, die ich ihr gegenüber<br />

immer empfunden habe. Um zu sehen, ob ich etwas von dem Ehrgeiz<br />

wiederfinden kann, den es braucht, um eine Karriere zu verfolgen. Aber<br />

das ist noch lange hin, jetzt ist die Wäsche fast fertig und bald werde ich<br />

sie zum Trocknen raushängen. Es ist wirklich schön da draußen. 20 Grad<br />

und sonnig, aber man fühlt den Herbst in der Luft. Vor langer Zeit spielten<br />

wir immer das “Was wärest du, wenn du kein Autor wärest”-Spiel.<br />

Die meisten Leute sagen, sie wären Regisseure oder Romanautoren oder<br />

Journalisten oder solche Sachen. Einmal sagte jemand “Wenn ich keine<br />

Autorin wäre, wäre ich Hausfrau.” Jetzt verstehe ich, wovon sie gesprochen<br />

hat. Um es kurz zu machen: Ich würde gerne etwas für den <strong>Gorki</strong><br />

Planet schreiben, aber die Ökonomie meines persönlichen Lebens ist so,<br />

dass ich gerade einfach nicht arbeite. Mein erstes Kind wird in den nächsten<br />

zwei Wochen geboren werden, und deshalb, versteht mich nicht falsch,<br />

aber offen gesagt, interessiert mich Arbeiten grade einen Scheiß. Vielleicht<br />

nächstes Mal. Jetzt wartet die Wäsche auf mich. Maria.

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