Ausgabe als PDF herunterladen - Gewerbeverein Wassenberg eV
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Alte Postkarten erzählen – Teil II<br />
Generalapotheker a.D. Hanns Heidemanns und Sepp Becker stellen <strong>Wassenberg</strong>er Ansichten vor<br />
Um 1900 entdeckten die<br />
Menschen im näheren<br />
und weiteren Umfeld <strong>Wassenberg</strong>,<br />
die Perle des Rurt<strong>als</strong>.<br />
Wälder, Felder, Flure<br />
sowie die frische Luft lockten<br />
die Menschen aus den verqualmten<br />
Industriestädten in<br />
Gottes freie Natur. Die hügelige<br />
Heidelandschaft sowie<br />
die ausgedehnten Waldgebiete<br />
versprachen an Wochenenden<br />
Erholung vom harten<br />
Alltag. Eine Bahnlinie gab es<br />
noch nicht, die Gäste kamen<br />
mit Kutschen, per Omnibus<br />
oder Fahrrad in das heute<br />
sogenannte „Naherholungsgebiet“.<br />
Die <strong>Wassenberg</strong>er wussten die Situati-<br />
on zu nutzen: In vielen Bürger- und<br />
Bauernhäusern wurden Fremdenzimmer<br />
eingerichtet und mit Kost und<br />
Logis den „Fremden“ angeboten. Auch<br />
der junge Heimatverein schaltete sich<br />
ein und wusste, durch Markierung von<br />
Wanderwegen, die Städter für die Idylle<br />
<strong>Wassenberg</strong>s zu begeistern.<br />
Die örtliche Gastronomie<br />
verstand es, auf die<br />
Wünsche der Gäste einzugehen<br />
und bot in unterschiedlicher<br />
Form kurzweiligen Aufenthalt<br />
an. So wurde zum<br />
Beispiel im Hotel „Zur Post“<br />
(heute Café Post) an der<br />
Graf-Gerhard-Straße ein<br />
Tanzsaal „Zum roten Teppich“<br />
betrieben – ein Vorläufer<br />
heutiger Discotheken.<br />
Hinzu kam eine dem Hause<br />
vorgebaute Veranda, die<br />
Gäste schattigen Aufenthalt<br />
in der frischen Luft bot –<br />
denn abgesehen von Pferde-<br />
fuhrwerken verpesteten selten Benzinkutschen<br />
die gute Kurluft.<br />
An der Kirchstraße<br />
waren es Hotel<br />
Konditorei und<br />
Café Max Graab<br />
und vis à vis<br />
Hotel Restaurant<br />
Jägers (heute<br />
Hotel Restaurant Alt <strong>Wassenberg</strong>,<br />
Bild 1). Angezogen wurden die Gäste<br />
durch verschiedene Biersorten,<br />
zum Beispiel beim Hotel<br />
Jägers durch „Schlösserbräu<br />
Helles, Hannen-Bräu“ und<br />
<strong>als</strong> Besonderheit „Münchner<br />
Kindl Bräu“. An der Front<br />
des Hotel Jägers war ausdrücklich<br />
vermerkt: „Diners<br />
von 12-2“. Das Vorhandensein<br />
eines zur damaligen Zeit<br />
noch seltenen Telefons war<br />
ebenfalls öffentlich angekündigt.<br />
Die Firma „Krahnen & Gobbers“,<br />
die 1894 und 1904 zwei<br />
burgähnliche Fabrikgebäude<br />
an der oberen Erkelenzer<br />
Straße sowie an der Gladbacher Straße<br />
errichtete – leider wurden beide<br />
Gebäude in Folge Bergschäden trotz<br />
des hohen Denkmalwertes abgerissen<br />
– sah sich veranlasst, ein Gästehaus auf<br />
der oberen Erkelenzer Straße zu<br />
errichten. Zunächst unter der Bezeichnung<br />
„Wald-Hotel“, später „Hotel<br />
Restaurant Pension Alt Holland“<br />
(Bild 2). Ein<br />
beliebter Treffpunkt<br />
für Alt und<br />
Jung. Tanzveranstaltungen,<br />
Feste<br />
verschiedener<br />
Art sowie eine<br />
ausgezeichnete<br />
Küche machten<br />
dieses Haus lange<br />
Zeit berühmt.<br />
Dazu gehörte<br />
eine Gartenanlage<br />
unmittelbar<br />
am Eingang zum<br />
Judenbruch (Bild<br />
3).<br />
Zu dieser Zeit<br />
war die heute nördlich gelegene Oberstadt<br />
ein Wald- und Heidegebiet. An<br />
der Wegekreuzung nach<br />
Wildenrath und Myhl inmitten<br />
der Natur beschloss<br />
Heinrich Fischer das „Hotel<br />
Restaurant Waldschenke“ zu<br />
betreiben (Bild 4). Hier bot<br />
sich vor allem den Besuchern<br />
der alljährlich stattfindenden<br />
Rad- und Motorradrennen<br />
sowie der Flugtage Speis und<br />
Trank.<br />
Neben diesen vorgestellten<br />
Häusern der Gastlichkeit<br />
existierten weitere Gaststätten<br />
und Restaurants, zum<br />
Teil mit Kegelbahnen und<br />
hübschen Parkanlagen.