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ADFC AKTUELL ADFC AKTUELL - ADFC Kreis Offenbach ev

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<strong>ADFC</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Offenbach</strong> <strong>AKTUELL</strong> INFORMATIONEN FÜR DIE MITGLIEDER DES <strong>ADFC</strong> KREIS OFFENBACH E.V. September 2010<br />

<strong>ADFC</strong> Langen erkundet Holland und besucht den „Fietsersbond“<br />

Der <strong>ADFC</strong> Langen/Egelsbach ging<br />

auch in diesem Jahr auf Mehrtagestour.<br />

Der 4-tägige Trip führte diesmal<br />

nach und durch Holland. Ziel der<br />

informativen Tour war, nicht nur etwas<br />

vom Land zu sehen und etwas<br />

für die Kondition zu tun, sondern<br />

auch herauszufinden, wie eine Region<br />

aussieht, in der Radfahren eine<br />

so viel größere Bedeutung hat wie<br />

in Deutschland.<br />

Es wollten viel mehr <strong>ADFC</strong>ler mit als<br />

vorher kalkuliert war: 17 Radler nahmen<br />

teil. Dies waren zu viele, um die<br />

Räder – bei mehrmaligem Umsteigen<br />

– im Zug mitzunehmen. Kurt<br />

Hoffmann hat sich bereit erklärt, die<br />

Räder mit einem Transporter hin<br />

nach Kl<strong>ev</strong>e und zurück ab Rotterdam<br />

zu transportieren, die Teilnehmer<br />

reisten im ICE.<br />

Wir wollten es wissen: Wie sieht die<br />

Fahrrad- Infrastruktur aus? Wie ist<br />

die Verkehrspolitik? Auf dem Programm<br />

stand daher auch ein Besuch<br />

in der niederländischen Zentrale<br />

des „Fietsersbond“, dem Pendant<br />

zum <strong>ADFC</strong> in den Niederlanden in<br />

Utrecht.<br />

Der Marktanteil – Modal Split – des<br />

Fahrradverkehrs in den Niederlanden<br />

ist gigantisch:<br />

Bis zu einer Entfernung von 7,5 km<br />

werden 40 % aller Wege mit dem<br />

Fahrrad zurückgelegt, nimmt man<br />

alle Entfernungsklassen zusammen,<br />

sind es immer noch zwischen 25 und<br />

30 %.<br />

Auch in den Niederlanden ging in<br />

den 1950er und 60er Jahren der<br />

Radverkehr zugunsten des Autoverkehrs<br />

zurück. Doch in den 70ern<br />

erkannte man die Vorteile des Fahrrads<br />

im Stadtverkehr und die Wende<br />

kam: die Infrastruktur wurde konsequent<br />

unter Berücksichtigung der<br />

Bedürfnisse des Radverkehrs entwickelt.<br />

Wir konnten beobachten, dass die<br />

beliebteste Radverkehrsanlage der<br />

nur von Radlern benutzte 2-<br />

Richtungsweg mit ansprechender<br />

Breite ist, der meist nicht direkt parallel<br />

zu Hauptstraßen, sondern abgesetzt<br />

davon verläuft. Natürlich gibt<br />

es an nahezu allen Hauptstraßen<br />

parallele Radwege, bei sehr breiten,<br />

mehrspurigen Straßen auch auf einer<br />

oder beiden Seiten – je nach erreichbaren<br />

Zielen, Wohnbebauung<br />

etc. – Radwege für beide Richtun-<br />

gen. Verbindungen, in denen es keine<br />

Radinfrastruktur gibt, haben wir<br />

nicht gesehen. In Wohngebieten<br />

sind die Straßen verkehrsberuhigt,<br />

hier teilen sich Radler und Autos die<br />

Straßen. Wo es eng wird, hört<br />

nicht – wie meist in Deutschland –<br />

der Radweg auf<br />

Radelt man von einem Ort zum anderen,<br />

hat man häufig die Wahl zwischen<br />

mehreren radlerfreundlichen<br />

Wegen: Parallel zur Straße oder<br />

durch Nebenstraßen in Wohngegenden<br />

oder touristisch interessant außerhalb<br />

der Bebauung z.B. über<br />

markierte Nebenstraßen, die ansonsten<br />

dem landwirtschaftlichen<br />

Verkehr dienen.<br />

Besonders beeindruckend war die<br />

Haupteinkaufsstraße in der Stadt<br />

Zeist in der Nähe von Utrecht, von<br />

der Größe und der Vorortfunktion<br />

vergleichbar mit Langen. Neben den<br />

Gehwegen auf einer Seite ein Zweirichtungsradweg<br />

und auf der anderen<br />

Seite ein Einrichtungsstreifen,<br />

gleichzeitig die Spur für die Stadtbusse.<br />

Nur eine Spur gibt es für Autos.<br />

Haben die Geschäfte zu wenig<br />

Kundschaft? Nein, die vielen Radler<br />

sind gute Kunden und es gibt für die<br />

großen Einkäufe einen Bring-Service<br />

ohne Aufpreis, organisiert von den<br />

Geschäften. Noch stärker dominieren<br />

Radler historische Innenstädte,<br />

wie wir dies z.B. in Leiden beobachten<br />

konnten. Hier ist der historische<br />

Kern nur Fußgängern und Radlern<br />

zugänglich.<br />

Gefährliche Straßenkreuzungen?<br />

Die Radwege sind an den Kreuzungen<br />

häufig etwas zurückgesetzt. Der<br />

Autofahrer hat zwei Kreuzungen so<br />

im Abstand, dass er beim Abbiegen<br />

Radler nicht übersehen kann: die mit<br />

dem Radweg, dann eine Aufstellfläche<br />

und dann die mit dem Autoverkehr.<br />

An Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen<br />

gibt es meist für die Radler<br />

eine eigene Ampel mit eigener Grünphase.<br />

Es gibt wenige Meter vor der<br />

Ampel einen Pfahl, an dem ein<br />

Knopf angebracht ist zum Ansteuern<br />

der Ampel – z.T. auch besondere<br />

Kontaktschleifen für Fahrräder.<br />

Nachteil ist allerdings, dass die Ampelphasen<br />

recht lang dauern.<br />

Radwege, die ohne Ampel über<br />

Straßen geführt werden, sind meist<br />

so geführt, dass sie die Straße rechtwinklig<br />

kreuzen und gut für beide<br />

Verkehrsteilnehmer auffällig beschildert<br />

und markiert. Bei starkem Verkehr<br />

ermöglicht eine Mittelinsel, dass<br />

man zunächst die eine und dann erst<br />

die zweite Richtungsfahrbahn überqueren<br />

kann. Bezogen auf die per<br />

Rad zurückgelegten Kilometer ist die<br />

Unfallrate in Holland niedriger als in<br />

Deutschland.<br />

Gibt es eine Unterführung für Fußgänger<br />

und Radler wie in Langen? In<br />

Holland gibt es in diesen Fällen zwei<br />

getrennte: Die für Radler natürlich<br />

mit je einer Spur für beide Richtungen<br />

und so angelegt, dass man nicht<br />

absteigen muss.<br />

Über Land radelten wir auf kleinen<br />

Straßen, die rechts und links breite<br />

Streifen – mit unterbrochener Linie<br />

abgeteilt - für Radler und in der Mitte<br />

nur eine Spur - die „<br />

Angebotsspur“ für den Autofahrer -<br />

aufwiesen. Er darf bei Gegenverkehr<br />

auf die Radwege ausweichen.<br />

Ein großes Problem ist der „ruhende<br />

Radverkehr“. Die große Masse der<br />

Radler benötigt in eng bebauten Einkaufsgegenden<br />

und an Bahnhöfen<br />

viele Abstellplätze: zwar viel weniger<br />

Platz als wenn alle mit Autos kämen,<br />

aber doch so viele, dass dies ein<br />

Problem ist, für das sich auch der<br />

Fietsersbond engagiert. (Wenn wir<br />

sonst keine Sorgen hätten….). Z.B.<br />

werden am Bahnhof in Utrecht 22<br />

Tausend (!) Abstellplätze benötigt.<br />

Radmitnahme im Zug – auch im InterCity<br />

– ist möglich, es sind aber<br />

meist nur wenige Fahrradplätze vorhanden.<br />

Nach unserem etwa 250 km langen<br />

Weg von Kl<strong>ev</strong>e über Nijmegen, Utrecht,<br />

Amsterdam, Leiden, Delft<br />

nach Rotterdam kamen wir mit vielen<br />

neuen Eindrücken und Ideen,<br />

wie man das Radeln noch attraktiver<br />

machen kann, zurück.<br />

Werner Weigand<br />

Seite 3

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