Das Zürcher Ressourcenmodell - netz NRW
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<strong>Das</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Ressourcenmodell</strong><br />
1. Grundlagen<br />
<strong>Das</strong> <strong>Zürcher</strong> <strong>Ressourcenmodell</strong> (ZRM) ist ein Trainingsmodell zur<br />
Veränderung von Verhaltensweisen und Verbesserung des<br />
Selbstmanagement. Es wurde von Maja Storch (Universität Zürich) und<br />
Frank Krause (freiberuflich tätiger Psychologe) und orientiert sich am<br />
Grundgedanken der Gesundheitspsychologie. Es geht darum, die Ursachen<br />
von Gesundheit zu erforschen und nicht die Krankheit, deren Ursachen<br />
und Beseitigung. Diese Orientierung führt zu der Grundannahme der<br />
Ressourcenorientierung: jedeR trägt die Lösung seiner Probleme in sich<br />
und hat somit ein großes Veränderungspotential.<br />
Maja Storch und Frank Krause legen in ihrem Training besonderen Wert<br />
auf den Transferanspruch: das Gelernte nachhaltig in den Alltag zu<br />
übertragen.<br />
Für die sog. Transfereffizienz sorgen im Wesentlichen 5 Punkte im ZRM-<br />
Training<br />
o Motivation: das Training ist so konzipiert, dass die Teilnehmenden<br />
einen lustvollen und belohnenden Lern- und Entwicklungsprozess<br />
durchlaufen.<br />
o Eigene Ressourcen werden verfügbar gemacht: während des<br />
Trainings werden Ressourcen ent-deckt und aktiviert, die auch<br />
„draußen“ für die Umsetzung des Gelernten notwendig sind.<br />
o Social support: abschließend beinhaltet das Training, soziale Netze<br />
zu knüpfen, das den eigenen Veränderungsbemühungen gegenüber<br />
offen ist und somit unterstützend wirken.<br />
o Expertenunabhängigkeit: Die Grundhaltung der TrainerInnen<br />
kennzeichnet das „Sich-selbst-überflüssig-machen“. Dies wird<br />
erreicht durch die Vermittlung von Expertenwissen durch<br />
Impulsreferate und Lehrbeispiele, die durch Übungen vertieft und<br />
angewandt werden.<br />
<strong>netz</strong> <strong>NRW</strong>, Felizitas Pokora Seite 1 29.08.06
o Theoretische Grundlage: mit Hilfe des Trainings werden neue<br />
Verhaltensweisen entwickelt und perspektivisch etabliert. Dies<br />
entspricht aktuellen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, die die<br />
Annahme erlauben, dass durch die Möglichkeiten der Veränderungen<br />
im Gehirn Handlungsautomatismen bewusst und modifiziert werden<br />
können. Den Teilnehmenden wird durch das vermittelte<br />
Expertenwissen die handlungssteuernden Funktion von unbewusst<br />
verlaufenden Automatismen deutlich gemacht. Gleichzeitig<br />
bekommen Sie Anregungen, wie diese Prozesse verändert werden<br />
können. Sie erhalten so eine Hilfestellung, wie sie selbst erwünschte<br />
Verhaltensweisen entwickeln können.<br />
2. Durchführung<br />
Bei der praktischen Durchführung des ZRM empfiehlt es sich, ein<br />
entsprechendes Verlaufsmodell einzuhalten und bestimmte<br />
Rahmenbedingungen bereit zu stellen.<br />
2.1 Aufbau des Trainings<br />
Der Verlauf sollte entlang folgender Phasen aufgebaut werden:<br />
Phase 1: Mein aktuelles Thema klären<br />
Zu Beginn sollte jedeR Teilnehmende für sich klären, welches Thema<br />
er/sie bearbeiten möchte.<br />
Phase 2: Vom Thema zu meinem Ziel<br />
Nach der Themenklärung wird das gewünschte Ziel formuliert.<br />
Phase 3: Vom Ziel zu meinem Ressourcenpool<br />
Bezogen auf das Ziel werden eigene multiperspektivisch „erforscht“<br />
Phase 4: Mit meinen Ressourcen zielgerichtet arbeiten<br />
Anhand von bisherigen Handlungsabläufen wird eine Strategie für<br />
zukünftig optimierte Verhaltensweisen erprobt<br />
Phase 5: Integration, Transfer und Abschluss<br />
Reflektion über die neu entworfene Perspektive und Knüpfen sozialer<br />
Netze zur Unterstützung<br />
<strong>netz</strong> <strong>NRW</strong>, Felizitas Pokora Seite 2 29.08.06
2.2 Trainingsrahmen<br />
<strong>Das</strong> Training ist sowohl kompakt als auch sequentiell durchführbar. Der<br />
Zeitaufwand variiert je nach Anzahl der Teilnehmenden; ideale<br />
Gruppengröße zur Teilnahme sind acht bis zehn Teilnehmende mit einem<br />
Trainer/einer Trainerin. Bei kompakter Durchführung an zwei Tagen<br />
sollten sechs bis sieben Stunden Arbeitszeit kalkuliert werden, bei höherer<br />
Teilnehmendenzahl kann bis zu fünf Tagen aufgestockt werden. Bei<br />
sequentieller Durchführung empfehlen sich fünf bis sechs Halbtage zu je<br />
drei Stunden. Der Abstand zwischen den Sequenzen sollte einige Tage<br />
betragen, maximaler Abstand sind zwei Wochen.<br />
2.3 Räumlichkeiten und Ausstattung<br />
Für die unterschiedlichen Arbeitssequenzen werden zum einen ein großer<br />
Raum für die Plenumssitzungen benötigt; für die<br />
Gruppenarbeitarbeitsphasen zusätzlich plus 2-3 kleine Räume.<br />
Benötigtes Material bzw. Ausstattung für das Training sind<br />
- 1-2 Flipcharts<br />
- Pinnwände, je 1 pro 4 TN<br />
- 1 Bildkartei<br />
- 1 Musikabspielgerät, Entspannungsmusik, Pausenmusik<br />
- Malpapier, Malkreiden, Filzschreiber<br />
- je Teilnehmende Arbeitsblätter<br />
- je Teilnehmende ein persönliches Handbuch<br />
2.4 Didaktische Empfehlungen<br />
Die sog. Impulsreferate, die im Verlauf des gesamten Trainings<br />
theoretische Inputs geben, dienen der Transparenz und des „sich-selbst-<br />
überflüssig-machen“ des Trainers/der Trainerin. Die ebenfalls zum<br />
<strong>netz</strong> <strong>NRW</strong>, Felizitas Pokora Seite 3 29.08.06
Training gehörende kontinuierliche Thematisierung der Ablaufplanung und<br />
Stand der Aktivitäten dienen ebenfalls diesem Zweck.<br />
Vorgabe für alle Arbeiten und das kommunizieren ist das<br />
Hebammenprinzip: es gelten die Spielregeln gemäß der Annahme der<br />
grundsätzlich individuellen Problemlösungs- und Handlungsfähigkeit<br />
(Annahme aus der humanistischen Psychologie). Dies bedeutet für den<br />
Trainer/die Trainerin, dass Entwicklungsprozesses begleitet und nicht<br />
dirigiert werden: Er/sie leitet lediglich die Erforschung der eigenen Ansätze<br />
an.<br />
Die Gruppe wird sowohl als „Lerngruppe“ als auch Ressource genutzt. In<br />
der Umsetzung heißt das eine ständig wechselnde Zusammensetzung der<br />
Gruppen in den Arbeitsgruppenphasen.<br />
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Unterscheidung zwischen intimen<br />
Details und Trainingsöffentlichkeit mit persönlichen Themen gelegt. Es<br />
wird in der Trainingsöffentlichkeit nur thematisiert, was der/die Einzelne<br />
explizieren möchte. Zusätzlich gibt es aber auch Raum für intime Details:<br />
was nicht öffentlich gemacht werden soll, aber dennoch wichtig für den<br />
persönlichen Prozess ist, wird im persönlichen Handbuch notiert.<br />
Die für den (trainings)öffentlichen Raum bestimmten Themen werden als<br />
Ergebnisgalerien auf Pinnwänden visualisiert.<br />
Als paralleler Lehrplan zur Entwicklung der Strategien zu<br />
Verhaltensänderungen kann die Förderung der Eigenwahrnehmung gelten.<br />
Diese Thematik wird in der Einstiegsphase eingebracht und begleitet die<br />
Teilnehmenden während des gesamten Trainings; vor allem die<br />
Pausengestaltung wird auf die Förderung von Eigenwahrnehmung<br />
fokussiert.<br />
<strong>netz</strong> <strong>NRW</strong>, Felizitas Pokora Seite 4 29.08.06
2.5 Überblick in Stichworten über die Inhalte der fünf Phasen<br />
Phase 1<br />
- Begrüßung und Einstieg in die Thematik<br />
- Visualisierung und Erläuterung der Trainingsziele<br />
- geführte Entspannung<br />
- Einsatz der Bildkartei mit strukturierter Vorstellungsrunde<br />
- Impulsreferat: Bilder und somatische Marker<br />
- Übung „Ideenkorb“<br />
- Plenum Themenlandschaft<br />
- Ergebnisgalerie<br />
Phase 2<br />
- Impulsreferat „Drei Kernkriterien der Handlungswirksamkeit“<br />
- Vorbereitung Gruppenarbeit Zielformulierung: Demo des Modells für<br />
Vorgehen im Plenum und in Einzelarbeit für spontanen ersten<br />
provisorischen Versuch der Formulierung<br />
- Gruppenarbeit in 3er Gruppen<br />
- Zielformulierung im Plenum überprüfen und optimieren<br />
Phase 3<br />
- Impulsreferat „Ressourcen/Ressourcenpool“<br />
- Ressourcenaufbau 1: Eintrag des handlungswirksam formulierten<br />
Ziels als erster Eintrag im Ressourcenpool (Arbeitsblatt)<br />
- Ressourcenaufbau 2: Impulsreferat „Neuronale Plastizität“ – Vom<br />
Trampelpfad zur Autobahn; Liste mit Erinnerungshilfen für neuronale<br />
Verknüpfungen; Hinweis auf Bildkartei; Tauschbörsenrunde im<br />
Plenum<br />
- Ressourcenaufbau 3: Impulsreferat „<strong>Das</strong> Handlungsmodell des<br />
ZRM“; Armdreh-Experiment ; Fantasiereise zum Ziel; Eindrücke ins<br />
Handbuch eintragen; Gruppenarbeit zieladäquate Körperverfassung<br />
<strong>netz</strong> <strong>NRW</strong>, Felizitas Pokora Seite 5 29.08.06
Phase 4<br />
real entwickeln (Arbeitsblatt); Einzelarbeit individuelles Festhalten<br />
der bisherigen Ergebnisse; farbiges Bild des jeweiligen inneren und<br />
äußeren Körperzustandes malen (Arbeitsblatt); Veröffentlichung 1<br />
oder 2 Merkmale des Körperzustandes im Plenum; Aktualisieren des<br />
Ressourcenpools um Erinnerungshilfen und Zielauslöser sowie<br />
zieladäquate Körperverfassung<br />
- Impulsreferat „ZRM-Strategie zur Realisierung von Zielen“<br />
- Planung Ressourceneinsatz für vorhersehbare Situationen: Auswahl<br />
geeigneter Situation und festlegen konkreter<br />
Ausführungsmaßnahmen (Arbeitsblätter) in Einzelarbeit,<br />
Austauschbörse im Plenum<br />
- Planung Ressourceneinsatz für unvorhergesehene Situationen mit<br />
ZRM-Ablaufmodell: Impulsreferat „Unerwünschte<br />
Belastungsroutinen, Vorläufersignale, Stopp-Befehle“; Einzelarbeit<br />
Analyse, Vorsatzbildung (Arbeitsblatt); Austausch im Plenum<br />
- Ressorcenpool aktualisieren um Identifikation potentieller<br />
Phase 5<br />
Überlastungssituationen, Vorläufersignale, Stopp-Befehle<br />
- Reflektion I: Einzelarbeit Bildmalen, Titel „Mein Ziel, meine<br />
Ressourcen“ Stil egal<br />
- Reflektion II: frei gewählte Paare tauschen sich im Gespräch aus,<br />
Thema „Mein Prozess im Trainingsverlauf (Arbeitsblatt) – !!!!kein<br />
öffentlicher Austausch, wird vor Beginn des Gesprächs angekündigt<br />
- Impulsreferat „Transfer“<br />
- Bildung von Tandems oder Netzwerken zur Unterstützung des<br />
Transfers neu entwickelter Verhaltensweisen; gute Bedingungen:<br />
<strong>netz</strong> <strong>NRW</strong>, Felizitas Pokora Seite 6 29.08.06
Mindestmaß an Sympathie, räumliche Nähe der Wohnorte,<br />
verbindliche Vereinbarungen<br />
- öffentliche Bekanntgabe der gebildeten Gruppen<br />
- Erweiterung des persönlichen Ressourcenpools um soziale<br />
Ressourcen<br />
- Abschlussrunde<br />
<strong>netz</strong> <strong>NRW</strong>, Felizitas Pokora Seite 7 29.08.06