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NEU: Projektbericht als Download - Institut für ökologischen ...

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lange <strong>als</strong> „Gemüsekorb Vorarlbergs“. Einzelne GesprächspartnerInnen<br />

erzählten, sich daran erinnern zu<br />

können, dass Händler mit Jungpflanzen ins W<strong>als</strong>ertal<br />

kamen, von denen z.B. Salatpflanzen gekauft wurden.<br />

Davon, dass ihre Mütter selber Gemüse weitergezogen<br />

hätten, berichteten nur sehr wenige GesprächspartnerInnen.<br />

Einige meinten sogar, Saatgutvermehrung habe<br />

man früher gar nicht gekannt oder gemacht, das sei<br />

erst später gekommen.<br />

„Die haben sich nicht mit dem befasst, das ist hier nicht<br />

der Brauch gewesen.“<br />

Immer wieder wurde jedoch auch eine Frau erwähnt,<br />

die im Großen W<strong>als</strong>ertal selber Saatgutvermehrung betrieben<br />

hätte und bei der man sowohl Samen <strong>als</strong> auch<br />

Jungpflanzen habe kaufen können. Die „Simma Mari“,<br />

eine („alleinstehende, sehr gläubige“) Frau, habe vor<br />

allem in den 1950er und 1960er Jahren selbst Pflanzen<br />

in mit alten Glasfenstern konstruierten Glashäusern<br />

weitergezogen.<br />

Nur einzelne wenige GesprächspartnerInnen berichten,<br />

dass ihre Mütter selber Gemüse weitergezogen<br />

hätten. Bei den Kulturarten, die die GesprächspartnerInnen<br />

dazu nannten, handelt es sich in erster Linie<br />

um Kartoffel, Bohne, Erbse, Zwiebel und Knoblauch.<br />

Immer wieder wurde erwähnt, dass zweijährige Arten<br />

in den händen der FraUen …<br />

Die Bewirtschaftung der Gärten heutzutage liegt<br />

meist in den Händen von Frauen, die Männer<br />

übernehmen zum Teil schwerere Arbeiten wie das<br />

Umgraben oder Mistausbringen. In wenigen Fällen<br />

sind es auch Männer, die die Gartenarbeit machen.<br />

Hier handelt es sich zum Teil um pensionierte<br />

Männer, zum Teil Männer, die Interesse an der<br />

Gartenbewirtschaftung haben. Die Bewirtschaftung<br />

der Streuobstwiesen bzw. der Obstbäume ist<br />

meist Aufgabe der Männer, und <strong>für</strong> die Frage nach<br />

alten Obstsorten verwiesen Gesprächspartnerinnen<br />

sehr oft auf ihre Männer.<br />

Box 10: Die Bewirtschaftung der Gärten –<br />

eine Frauensache (Text: Traute Vogl, in: Vogl 2011)<br />

42 Wissen schaf(f)t – Wissen teilen – Wissen wertschätzen<br />

– <strong>als</strong>o Pflanzen, die erst in der zweiten Vegetationsperiode<br />

Blütenstände bilden – nicht vermehrt wurden,<br />

und dass man das Wissen dazu gar nicht gehabt hätte.<br />

Einige GesprächspartnerInnen erwähnten, dass sie<br />

auch jetzt nicht wüssten, wie man einzelne zweijährige<br />

Gemüsearten vermehren könnte (z.B. Kraut, Karotte,<br />

Rote Rübe).<br />

WAs jEdoch WEitEr vErMEhrt Wird:<br />

GeraniensChMUCk Und andere<br />

ZierpFLanZen<br />

Eine große Bedeutung scheinen im Großen W<strong>als</strong>ertal<br />

Zierpflanzen zu haben, vor allem die der<br />

Gattung Pelargonium. Kaum ein Haus weist nicht<br />

irgendeine Art von Zierpflanze auf, und manches<br />

Mal scheinen die Häuser hinter dem Geranienschmuck<br />

geradezu zu verschwinden. Auf die<br />

Frage, ob irgendwelche Pflanzen im Garten selber<br />

vermehrt würden, wurden oft <strong>als</strong> erstes Zierpflanzen<br />

genannt. Als Pflanzen, die weitergezogen werden,<br />

wurden vor allem Geranie (Pelargonium sp.),<br />

Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) und<br />

Tagetes (Tagetes sp.) genannt. Weniger oft aber<br />

auch wiederholt genannt wurden Dahlien (Dahlia<br />

sp.) und Sonnenblumen (Helianthus sp.) <strong>als</strong> Pflanzen,<br />

die selber weitergezogen würden.<br />

Box 11: Die Vermehrung von Zierpflanzen<br />

(Text: Traute Vogl, in: Vogl 2011)<br />

Nebst den Nutzpflanzen (wie Gemüse) dürfen<br />

die vielen Zierpflanzen in ihrer Schönheit wuchern.<br />

Ein üppiger Bäuerinnen-Garten in Sonntag.<br />

Saat- und Pflanzgutbeschaffung heute<br />

Gegenwärtig geben die meisten GesprächspartnerInnen<br />

im Großen W<strong>als</strong>ertal an, das Saat- und Pflanzgut<br />

aus Gärtnereien, vor allem in Ludesch, und aus den<br />

regionalen Einkaufsläden im Tal oder aus Supermärkten<br />

im Walgau zu beziehen. Eine Gesprächspartnerin<br />

bezieht den Großteil ihrer Samen aus einem holländischen<br />

Saatgutkatalog. Wenige GesprächspartnerInnen<br />

bestellen das Saatgut über Erhalter-Organisationen wie<br />

Arche Noah, Reinsaat, Pro Specie Rara oder ähnliche<br />

Vertriebe. In einem Interview erklärten jene zwei GesprächspartnerInnen,<br />

die sehr bewusst Sorten <strong>für</strong> ihren<br />

Gemüseanbau aussuchen, sie würden jedes Jahr fünf<br />

bis sechs neue Sorten ausprobieren, um ihr „Sortiment“<br />

zu erweitern. Das dürfte aber eher eine Ausnahme<br />

darstellen. Die meisten GesprächspartnerInnen gaben<br />

eher an, die Samen „im Vorbeigehen“ im Lebensmittelgeschäft<br />

oder in der Gärtnerei zu kaufen.<br />

Gemüse Kulturarten, die im Großen W<strong>als</strong>ertal<br />

selbst nachgebaut werden<br />

Einige wenige Gemüsesorten werden von den GesprächspartnerInnen<br />

selbst nachgebaut, die wenigsten<br />

jedoch bereits länger <strong>als</strong> 20 Jahre (Tabelle 2), sodass<br />

sie <strong>als</strong> Lok<strong>als</strong>orte gelten. Als Lok<strong>als</strong>orte definieren wir in<br />

dieser Arbeit solche Kulturpflanzen, die seit mindestens<br />

20 Jahren kontinuierlich im Tal nachgebaut wurden.<br />

Tabelle 2: Gemüsearten, die im Großen W<strong>als</strong>ertal<br />

nachgebaut werden a) seit weniger <strong>als</strong> 20 Jahren<br />

b) seit mehr <strong>als</strong> 20 Jahren (n=69)<br />

Kulturart<br />

a)<br />

< 20 Jahre<br />

b)<br />

> 20 Jahre<br />

Wurzelfrüchte Kartoffel X X<br />

Knoblauch X<br />

Schalotte X<br />

Karotte X<br />

Rote Rübe X<br />

Fruchtgemüse Gurke X X<br />

Bohne X X<br />

Tomate X<br />

Kürbis X<br />

Mais X<br />

Erbse X<br />

Brokkoli X<br />

Getreide Roggen X<br />

Dinkel X<br />

Blattgemüse Weißkraut X<br />

Gewürze Brotklee X<br />

Für Details zu Anbau, Kulturtechnische Maßnahmen,<br />

Vermehrung, Lagerung und Verwertung sei hier auf die<br />

Diplomarbeit von Traute Vogl verwiesen (Vogl 2011).<br />

Ein „Alchemilla-Sonnengarten“ in seiner Fülle.<br />

Mit Blick von St. Gerold auf die andere T<strong>als</strong>eite Raggal.<br />

Biokulturelle Vielfalt – Vielfältige Forschungszugänge 43

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