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ömischen Pantheons von <strong>de</strong>m Griechen Demetri rhapsodisch vorgetragen, wie auch das<br />

Romangeschehen auf „glückseeligen Inseln“ <strong>de</strong>r Ägäis en<strong>de</strong>t. Die Hil<strong>de</strong>gard von Hohenthal<br />

spielt im zeitgenössischen Deutschland und en<strong>de</strong>t in Italien; <strong>de</strong>r Roman entfaltet die<br />

Diskurswelt <strong>de</strong>s Ohrs, das entsprechend in einer anatomischen Zeichnung auf <strong>de</strong>m Titelblatt<br />

<strong>de</strong>s Dritten Theils 1796 abgebil<strong>de</strong>t ist. Musikbeschreibungen, Sängerin und Komponist in<br />

einer asexuell erotischen Freundschaftsbeziehung, Musiktheorie wer<strong>de</strong>n in eine musikalisch<br />

komponierte Handlung verwoben; während <strong>de</strong>r Ardinghello für Höl<strong>de</strong>rlins Tübinger Zeit<br />

wichtig war, leitet die Hil<strong>de</strong>gard von Hohenthal nach <strong>de</strong>m Gespräch mit Heinse eine neue<br />

Epoche in Höl<strong>de</strong>rlins Dichtung ein. Der letzte Roman Heinses, Anastasia o<strong>de</strong>r das<br />

Schachspiel (1803) entfaltet die Diskurswelt <strong>de</strong>s Denkens in einer fast inexistenten Handlung<br />

mit <strong>de</strong>r Beschreibung von Schachpartien, von <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong> die metanarrative Verlaufsstruktur<br />

unzähliger Ereignisse, Romane und Geschichten darstellt, damit wie<strong>de</strong>r einen Grund von<br />

Offenbarungen zum Bewusstsein bringt und im Nach-Denken <strong>de</strong>r Spielzüge unmittelbar tätig<br />

wer<strong>de</strong>n lässt. Höl<strong>de</strong>rlins späte Formulierung vom gesetzlichen Kalkül, also <strong>de</strong>r<br />

Berechenbarkeit <strong>de</strong>s poetischen Verfahrens in <strong>de</strong>r Aufeinan<strong>de</strong>rfolge verschie<strong>de</strong>ner Logiken<br />

(StA 5, 195.265), ist wohl auf diese Gedankengänge <strong>de</strong>s späten Heinse zurückzuführen.<br />

Heinse war Agnostiker, überzeugt, nichts in objektiver Wahrheit erkennen zu können:<br />

Ich kann so wenig begreifen, wie ich einen Schritt vollbringe, als wie die Natur<br />

unendlich ist. Je<strong>de</strong>r muß auf die letzt bloß glauben, daß etwas da ist, was sich von<br />

selbst regt und wirkt vermöge seiner eigenthümlichen Kraft; und daß alles da ist und<br />

sich regt und wirkt vermöge seiner eigenthümlichen Kraft; und daß es sich bin<strong>de</strong>t und<br />

löst und mancherley Erscheinungen macht vermöge seiner eigenthümlichen Kraft ohne<br />

daß wir Anfang, Mittel und En<strong>de</strong> weiter erklären können, als vielleicht durch Reiz <strong>de</strong>r<br />

Neuheit, Trieb zur Vollkommenheit o<strong>de</strong>r Schönheit und Ekel dann am bekannten<br />

Einerley, und wie die Worte etwa lauten dürften, womit sich leben umschreiben ließ;<br />

und daß dieß ins Verborgne hineingeht, und sich weiter keine Ursache entwickeln läßt.<br />

Dagegen sträuben sich nun die philosophischen Häupter, und bauen Zahlen auf wie<br />

Gebürge, und bestürmen <strong>de</strong>n unermeßlichen Himmel: aber sie liegen bald da mit ihren<br />

Systemen und können nicht voran und weiter [...]: was wissen und erkennen wir<br />

Tröpfe davon und von Ewigkeit? mit unsrer kleinen sehr endlichen höchsten halben<br />

Kürbis Hirnschale von einer unermeßlichen Wirklichkeit die auf allen Seiten von oben<br />

und unten, und von Osten, Westen, Sü<strong>de</strong>n und Nor<strong>de</strong>n in keinen leeren Raum sich<br />

verlieren, auf die letzt ein unaufhörlicher Nebel gleichsam ohne alle Form seyn soll.

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