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Der Lebensraum Meer - ein paar Bemerkungen zu den Weltmeeren ...

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Skript <strong>zu</strong>r Veranstaltung<br />

<strong>Der</strong> <strong>Lebensraum</strong> <strong>Meer</strong> -<br />

<strong>ein</strong> <strong>paar</strong> <strong>Bemerkungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Weltmeeren</strong><br />

und der Ozeanografie<br />

Joseph Mallord William Turner (1775 – 1851) Schneesturm auf dem <strong>Meer</strong><br />

Pädagogische Hochschule W<strong>ein</strong>garten<br />

Sommersemester 2012<br />

Dr. H<strong>ein</strong>z M. Strehle<br />

Regierungspräsidium Tübingen – Abteilung Umwelt


Einführung in die Gewässerökologie: <strong>Der</strong> <strong>Lebensraum</strong> <strong>Meer</strong> - <strong>ein</strong> <strong>paar</strong> <strong>Bemerkungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Weltmeeren</strong> und der Ozeanografie<br />

Pädagogische Hochschule W<strong>ein</strong>garten Sommersemester 2012 Dr. H<strong>ein</strong>z M. Strehle (H<strong>ein</strong>z.Strehle@email.de)<br />

Regierungspräsidium Tübingen – Abteilung Umwelt<br />

Folie 2: Das <strong>Meer</strong> der Urquell des Lebens:<br />

Nach <strong>den</strong> heute gängigen Vorstellung dürften die ersten Lebensformen in seichten Buchten<br />

im <strong>Meer</strong> entstan<strong>den</strong> s<strong>ein</strong>. Viele ursprüngliche Lebensfunktionen sind an aquatische Umgebungsverhältnisse<br />

angepasst und dies auch bei landleben<strong>den</strong> Organismen.<br />

Man kann somit das <strong>Meer</strong> als <strong>den</strong> Urquell des Lebens betrachten.<br />

Folie 3: Dimensionen<br />

Von <strong>den</strong> 510 Mio km² der Erdoberfläche sind 361,1 Mio km² mit Wasser bedeckt. Das sind<br />

70 % der Erdoberfläche.<br />

Die Erde hieße demnach treffender Wasser als Erde.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Lebensraum</strong> <strong>Meer</strong> hat <strong>ein</strong> Ausmaß von 1,375 Milliar<strong>den</strong> km³<br />

Wäre die Erde <strong>ein</strong>e ebenmäßige Kugel, die k<strong>ein</strong>e Kontinente umfasst, so wäre sie von <strong>ein</strong>er<br />

2400-2500 Meter dicken Wasserschicht bedeckt.<br />

Im Hinblick auf das Verhältnis des Volumens der Ozeane <strong>zu</strong>r Erde, nehmen erstere <strong>ein</strong>en<br />

verschwin<strong>den</strong>d kl<strong>ein</strong>en Anteil <strong>ein</strong>, nämlich 1,29 Promille.<br />

Folie 4: Dimensionen<br />

Die höchste Erhebung auf dem Festland erreicht 8 848 m auf dem Gipfel des Mount Everest.<br />

Die größte ermittelte Tiefe im <strong>Meer</strong> liegt bei -11 033 Metern die Vitiaz Tiefe im Marianengraben<br />

östlich der Philippinen.<br />

<strong>Der</strong> Schweizer Tiefseeforscher Jacques Piccard und der amerikanische Marineoffizier<br />

Don Walsh erreichten mit dem Spezialtauchschiff Trieste diese Tiefe am 23. Januar 1960.<br />

Folie 5: Ein <strong>paar</strong> Begriffsbestimmungen<br />

Die Gesamtheit der Weltmeere wur<strong>den</strong> 1846 von der Royal Geographical Society in London<br />

in Ozeane, Randmeere und Mittelmeere unterteilt<br />

Ozeane sind die riesigen Wasserflächen zwischen <strong>den</strong> Kontinenten.<br />

Es sind dies: der Pazifische Ozean, der Atlantische Ozean und der Indische Ozean.<br />

Randmeere sind große von <strong>den</strong> Ozeanen in die Kontinente vorstoßende Becken deren Verbindung<br />

<strong>zu</strong> <strong>den</strong> Ozeanen breit und offen ist.<br />

Beispiele dafür sind: die Nordsee, die Ostsee und das Japanisches <strong>Meer</strong><br />

Als Mittelmeere bezeichnet man jene Becken, die durch ausgesprochene <strong>Meer</strong>engen von<br />

<strong>den</strong> Ozeanen abgesondert sind.<br />

Ein klassisches Beispiel dafür ist unser europäisches Mittelmeer.<br />

Andere Mittelmeere sind der Persische Golf und das Rote <strong>Meer</strong><br />

Folie 6: Geringer Wasseraustausch des Mittelmeers<br />

Das europäische Mittelmeer vollzieht s<strong>ein</strong>en Wasseraustausch mit dem Atlantik über <strong>ein</strong>e<br />

nur 300 Meter tiefe und nur wenige Kilometer breite Schwelle bei Gibraltar.<br />

Im Mittelmeer verdunstet mehr Wasser als ihm über s<strong>ein</strong>e Zuflüsse <strong>zu</strong>fließt. Wäre das Mittel-<br />

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meer nicht mit dem Atlantik verbun<strong>den</strong>, fiele s<strong>ein</strong> Wasserspiegel jährlich um <strong>ein</strong>en Meter.<br />

Pro Sekunde fließen aus dem Atlantik 1,5 Mill. m³ Wasser. Das entspricht 1 200 mal dem Abfluss<br />

der Niagarafälle.<br />

Folie 7: Nautische Maße<br />

In der Seefahrt sind seit alters her eigene Maße gängig, die ich im Folgen<strong>den</strong> erläutern will:<br />

Streckenmaße:<br />

- die Seemeile (nautical mile) sie entspricht 1 853,18 Metern<br />

Tiefenmaße:<br />

- der Fuß (foot ft) sind 0,3048 Meter<br />

- <strong>ein</strong> Fa<strong>den</strong> (fathom) setzt sich aus sechs Fuß mithin 1,829 Meter <strong>zu</strong>sammen<br />

- 1 000 Fa<strong>den</strong> wiederum sind ziemlich genau <strong>ein</strong>e Seemeile<br />

Geschwindigkeitsmaße:<br />

- <strong>ein</strong> Knoten entspricht <strong>ein</strong>er Seemeile pro Stunde also 1 853 m/h.<br />

Diese Geschwindigkeit ist aufgrund der klassischen Messung mit dem Handlog <strong>ein</strong>e<br />

relative gegenüber dem Wasser.<br />

Daneben gibt es noch die Geschwindigkeitsmessung über Grund also relativ <strong>zu</strong>m <strong>Meer</strong>esbo<strong>den</strong>.<br />

Sie entspricht der tatsächlichen geografischen Distanz zwischen zwei Orten.<br />

Die Seemeile ist <strong>ein</strong> nautisches Entfernungs- und Geschwindigkeitsmaß, das aus dem Äquatorumfang<br />

der Erde abgeleitet wurde und mit s<strong>ein</strong>en 1 852 m die Länge <strong>ein</strong>er Bogenminute<br />

auf der Erde oder der 360° mal 60' = 21.600. Teil des mittleren Erdumfangs ( 1852 m ) entspricht.<br />

Die Seemeile ist heute noch das internationale Geschwindigkeitsmaß in der See- und Luftfahrt<br />

Übergang: beleuchten wir nun <strong>ein</strong>ige ökologische und biologische Aspekte des <strong>Lebensraum</strong>es<br />

<strong>Meer</strong> und s<strong>ein</strong>er Bewohner<br />

Folie 8: Die ökologisch-räumliche Gliederung des <strong>Lebensraum</strong>es <strong>Meer</strong><br />

Grob gerastert lässt sich der <strong>Lebensraum</strong> <strong>Meer</strong> in der Vertikalen in zwei Sphären unterteilen:<br />

dem Pelagial und dem Benthal.<br />

Das Pelagial umfasst <strong>den</strong> gesamten freien Wasserkörper und das Benthal die <strong>Meer</strong>esbö<strong>den</strong>.<br />

Die produktive oder euphotische Zone in der Primärbiomasse (Algen und Wasserpflanzen)<br />

gedeihen können, reicht nur bis 200 Meter Tiefe. Bei Seen nennt man diese Zone, wie bereits<br />

erläutert, das Epilimnion.<br />

Alles Leben unterhalb dieses Bereiches lebt von dem Sauerstoff der aus der Atmosphäre<br />

und der euphotischen Zone <strong>ein</strong>diffundiert, und von <strong>Meer</strong>esströmungen dorthin getragen wird.<br />

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Folie 9: Über die Produktivität der <strong>Meer</strong>e<br />

Angesichts der großen Ausdehnung der Weltmeere neigen wir gerne <strong>zu</strong> der Auffassung,<br />

dass in <strong>den</strong> Ozeanen ungeheure Ressourcen für die Ernährung der Menschheit schlummern.<br />

Gleichwohl ist dies <strong>ein</strong> Irrtum, <strong>den</strong> ich mit <strong>ein</strong>igen Zahlen <strong>zu</strong> belegen versuche<br />

Da<strong>zu</strong> <strong>zu</strong>nächst <strong>ein</strong> <strong>paar</strong> Definitionen:<br />

Die Primärproduktion: Darunter versteht man die sog. Bruttoprimärproduktion (BPP).<br />

Das ist die Gesamtmenge an Primärbiomasse, die durch die Sonnen<strong>ein</strong>strahlung über die<br />

Fotosynthese produziert wird.<br />

In sie fließen zwischen 1 und 3 % Sonnen<strong>ein</strong>strahlung <strong>ein</strong>.<br />

Demgegenüber steht die Nettoprimärproduktion (NPP). Unter ihr versteht man<br />

NPP = BPP – Zellatmung. Bei ihr wird auch die Nährstoffspeicherung und Atmung von<br />

pflanzlichen Organismen berücksichtigt. Die Nettoprimärproduktion beträgt nur 1 % der Bruttoprimärproduktion.<br />

Die in <strong>den</strong> <strong>Weltmeeren</strong> fixierte Menge an organischem Kohlenstoff beträgt rund 1,74 x 10 9 t.<br />

Die entsprechende Menge auf <strong>den</strong> Kontinenten ist dagegen 500 x größer nämlich<br />

826,5 x 10 9 t.<br />

<strong>Der</strong> jährliche turnover der terrestrischen Flora liegt bei 52,8 x 10 9 t bei <strong>den</strong> Ozeanen bei<br />

24,8 x 10 9 t. (Siehe hier<strong>zu</strong>: Tar<strong>den</strong>t, Pierre: <strong>Meer</strong>esbiologie. 3., unveränd. Aufl. Stuttgart<br />

(Thieme) 2005, S. 272).<br />

Durch <strong>den</strong> turnover der Ozeane fließt ihre Primärbiomasse pro Jahr rund 14 x, bei <strong>den</strong> Kontinenten<br />

ist dies nur rund 0,06 x der Fall.<br />

Die Erklärung dafür ist unter anderem die, dass <strong>ein</strong> großer Teil der kontinentalen Primärbiomasse<br />

aus Wäldern besteht, die sehr alt wer<strong>den</strong> und sehr langsam wachsen.<br />

Die marine Primärbiomasse besteht hingegen <strong>zu</strong>m größten Teil Algen, die sehr kurzlebig<br />

sind, und deren Bestände sehr schnell anwachsen können.<br />

Gemessen an ihrer Produktivität sind die Weltmeere Wüsten.<br />

Folie 10: Fruchtbare <strong>Meer</strong>esregionen<br />

Neben <strong>den</strong> erwähnten auf weite Strecken unfruchtbaren Regionen der offenen <strong>Meer</strong>e, gibt<br />

es <strong>ein</strong> <strong>paar</strong>, die deutlich fruchtbarer sind.<br />

Dies hängt mit <strong>ein</strong>igen Besonderheiten <strong>zu</strong>sammen.<br />

So ist die Produktivität in der Nähe von Küsten höher, weil dort Nährstoff<strong>ein</strong>träge über Flüsse<br />

erfolgen. Auf dem Foto sieht man wie weit z.B. der Amazonas s<strong>ein</strong> braun gefärbtes Wasser<br />

in <strong>den</strong> Atlantik drückt.<br />

Eine weitere sehr fruchtbare <strong>Meer</strong>esregion ist die Pazifikküste um Peru und Ecuador.<br />

Dort wird aufgrund der Passatwinde Oberflächenwässer in großem Stil nach Westen gedrängt.<br />

Zum Massenausgleich fließt kaltes , an Pflanzennährstoffen reiches Tiefenwasser an<br />

die Oberfläche. Dieses facht das Wachstum der Primärbiomasse an und zieht in der Folge<br />

<strong>ein</strong>e reiches Fischwachstum nach sich. Die Anchovisbestände (Sardellen) von Peru und<br />

Ecuador sind bzw. waren Legende.<br />

Folie 11: El Ninõ Das Christkind <strong>ein</strong>e ökologische Katastrophe<br />

Es kommt immer wieder in unregelmäßigen zeitlichen Abstän<strong>den</strong> vor, dass die Passatwinde<br />

um die Weihnachtszeit – daher der Begriff El Ninõ Das Christkind - <strong>zu</strong>m Erliegen kommen.<br />

Das kalte nährstoffreiche Tiefenwasser kann dann nicht mehr an die Oberfläche der peruanischen<br />

und ecuadorianschen Küste gelangen und es kommt <strong>zu</strong> <strong>ein</strong>em Zusammenbruch der<br />

Fischbestände.<br />

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Dieses Ereignisse hat auch nachhaltige Folgen für die Australien und Südostasien. Neuere<br />

Forschungen belegen, dass der El Ninõ sich auch in Europa bemerkbar macht. Ob der<br />

E Ninõ jetzt aufgrund der Klimaerwärmung häufiger auftritt, ist Gegenstand der Spekulation.<br />

Folie 12: La Niña Das Mädchen der Gegenspieler von El Ninõ<br />

Bisweile kommt es <strong>zu</strong> <strong>ein</strong>em Phänomen, das man als Anti-El Ninõ bezeichnen könnte. Die<br />

Passatwinde wer<strong>den</strong> stärker als sonst üblich und es steigt entsprechend mehr kaltes Tiefenwasser<br />

an <strong>den</strong> Küsten Perus und Ecuadors an die Oberfläche des Pazifiks. In dem Maße<br />

wie die El Ninõs <strong>zu</strong>genommen haben, sch<strong>ein</strong>en die La Niñas abgenommen haben. Hinter<br />

<strong>den</strong> El Ninõs und La Niñas steht die Walker-Zirkulation oder äquatoriale Zirkulation.<br />

Folie 13: Das Watt – <strong>ein</strong> Relikt aus der Eiszeit<br />

Das Wattenmeer verdankt s<strong>ein</strong>e Existenz der letzten Eiszeit.<br />

Charakteristika des Wattenmmeers sind:<br />

- <strong>Der</strong> <strong>Meer</strong>esbo<strong>den</strong> fällt <strong>zu</strong>r offenen See hin nur um wenige Zentimeter pro Kilometer. Hier<br />

kann sich das f<strong>ein</strong>e Material, das das <strong>Meer</strong> mit sich führt, absetzen.<br />

- Über die Flüsse wer<strong>den</strong> aus dem Binnenland ständig f<strong>ein</strong>e Sand- und Tonpartikel ins<br />

Wattenmeer transportiert, und hier abgelagert. Weiterhin erfolgen Anlandungen aus dem<br />

<strong>Meer</strong>.<br />

- Die Gezeiten mit <strong>ein</strong>em Ti<strong>den</strong>hub von zwei Metern legen periodisch weite Teile des<br />

Wattenmeers trocken. <strong>Der</strong> normalerweise landwärts wehende Wind kann dann die<br />

obersten Sandschichten trocknen und abtragen.<br />

- Die dem Küstenbereich vorgelagerten Sandbänke, Sandwälle und Inseln treten als<br />

natürliche Wellenbrecher auf, so daß sich das aus dem Binnenland antransportierte<br />

Material am <strong>Meer</strong>esgrund absetzen kann.<br />

Das Watt ist <strong>ein</strong> <strong>Lebensraum</strong>, der zwischen <strong>den</strong> Zustän<strong>den</strong> des Überflutets<strong>ein</strong>s und des<br />

Trockenfallens liegt. Alle Organismen dieses Biotops müssen an diese Lebensverhältnisse<br />

angepasst s<strong>ein</strong> (Quelle: http://www.nordwest.net/watt/entstehung.html 06.07.2010).<br />

Folie 14: Anpassungen an das Leben im Watt<br />

Anpassungen von Organismen an das ökologische System Watt laufen auf <strong>ein</strong>e Art der amphibischen<br />

Lebensweise hinaus.<br />

Tiere, die normalerweise im <strong>Meer</strong>wasser leben und in diesem auch atmen, müssen in der<br />

Lage s<strong>ein</strong>, dies auch <strong>zu</strong> tun, wenn das Watt während der Ebbe trocken fällt.<br />

Um ihren Organismus mit Sauerstoff <strong>zu</strong> versorgen haben viele im Watt lebende Tiere zwei<br />

grundlegende Strategien entwickelt:<br />

- Entweder graben sie sich in <strong>den</strong> feuchten Wattbo<strong>den</strong> <strong>ein</strong> und veratmen <strong>den</strong> dort im<br />

Porenwasser verbliebenen Sauerstoff, oder<br />

- sie behalten wie manche Muschel- und Schneckenarten aber auch Seepocken <strong>ein</strong>en Rest<br />

Wasser in ihren Kiemen und verschließen diese bei Ebbe, so dass sie nicht austrocknen.<br />

Folie 15: Die Korallenriffe<br />

Eine der faszinierendsten marinen Lebensräume sind die Korallenriffe. Sie fin<strong>den</strong> sich innerhalb<br />

<strong>ein</strong>es Gürtels von 25 Breitengra<strong>den</strong> um <strong>den</strong> Äquator, wo die Wassertemperatur mindestens<br />

25°C beträgt. Ihre flächenhafte Ausdehnung umfasst ca. 190 Mill. km². Ihre Volumen<br />

übersteigt alles, was der Mensch jemals aus St<strong>ein</strong> und Zement gebaut hat. Neben <strong>den</strong> tropischen<br />

Urwäldern sind Korallenriffe die artenreichsten Lebensräume unserer Biosphäre. Das<br />

berühmteste dieser Riffe, das Great-Barrier-Riff in Australien hat <strong>ein</strong>e Fläche von<br />

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200 000 km² und s<strong>ein</strong>e größte Breite beträgt 250 km.<br />

Die Korallenriffe sind Gebilde, die von kalkabschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Nesseltieren gebildet wer<strong>den</strong>. Sie<br />

bauen aus CaCO3 Exoskelette auf, die <strong>zu</strong>r Verankerung der Tiere auf dem Untergrund oder<br />

<strong>zu</strong>r Stabilisierung ihres Körpers dient (Tar<strong>den</strong>t, Pierre: <strong>Meer</strong>esbiologie. 3., unveränd. Aufl.<br />

Stuttgart (Thieme) 2005, S. 149 ff).<br />

Bemerkenswert bei Riffen ist ihre hohe Biomasseproduktion von 1 000 kg Kohlenstoff pro<br />

Jahr und Quadratmeter (Bruttoprimärproduktion), trotz des Umstandes, dass sie sich in <strong>ein</strong>er<br />

sehr nährstoffarmen Umgebung befin<strong>den</strong>. Dieses als Riffparadoxon genannte Phänomen ist<br />

bereits Charles Darwin aufgefallen. <strong>Der</strong> Bestand <strong>ein</strong>es Riffes hängt davon ab, dass der Verlust<br />

von Nährstoffen die Zufuhr von Nährstoffen nicht übersteigt. Das ist auch <strong>ein</strong> Umstand,<br />

warum Korallenriffe heute in ihrem bestand gefährdet sind. Sie wer<strong>den</strong> überfischt und dadurch<br />

wer<strong>den</strong> diesem ökologischen System <strong>zu</strong> viele Nährstoffe entzogen<br />

Weiterhin sind Korallenriffe gefährdet durch die Abhol<strong>zu</strong>ng von tropischen Wäldern, infolge<br />

dessen abgeschwemmte Bö<strong>den</strong> in die Riffe gelangen und sie überdecken. Fernerhin wer<strong>den</strong><br />

sie durch un<strong>zu</strong>reichend ger<strong>ein</strong>igte Abwässer belastet. Möglicherweise scha<strong>den</strong> ihnen auch<br />

die durch die Klimaerwärmung erhöhte Wassertemperatur.<br />

Folie16: <strong>Der</strong> Dornenkronenseestern Killer der Korallenriffe<br />

<strong>Der</strong> Dornenkronenseestern (Acanthaster planci) ist <strong>ein</strong> zwischenzeitlich sehr ernst <strong>zu</strong> nehmende<br />

Gefährdung für die Korallenriffe. Diese St<strong>ein</strong>korallen fressen<strong>den</strong> Tiere überfallen die<br />

Korallenbestände in Millionenstärke regelmäßig. Auf diese Belastung sind die Korallen <strong>ein</strong>gestellt.<br />

In <strong>den</strong> letzten 50 Jahren haben diese Überfälle aber <strong>zu</strong>genommen und die St<strong>ein</strong>korallenbestände<br />

erholen sich davon nicht mehr. Man nimmt an, dass der Eintrag von Pflanzennährstoffen<br />

in die Korallenriffe ursächlich mit diesem Phänomen in Zusammenhang steht<br />

Folie 17: Was sind Wellen?<br />

Die Entstehung von Wellen wird in der Physik als <strong>ein</strong> Grenzflächenphänomen aufgefasst,<br />

das sich zwischen dem Medium Luft und dem Medium Wasser vollzieht.<br />

Wind streicht mit relativ großer Geschwindigkeit gegenüber der Wasseroberfläche des <strong>Meer</strong>es<br />

über dieses. Dadurch entstehen an der Wasseroberfläche kreisförmige Strömungswirbel.<br />

Die Grenzfläche derselben ist äußerst instabil. Kl<strong>ein</strong>e Störungen könne sich infolge dessen<br />

<strong>zu</strong> Wellen aufsteilen.<br />

Die Ursache von Wasserwellen ist somit der Wind, der sich entlang der Phasengrenze Wasser/Luft<br />

bewegt.<br />

Herrscht k<strong>ein</strong> Wind, so ist <strong>ein</strong>e Wasserfläche vollkommen eben, wie in <strong>ein</strong>em Glas Wasser.<br />

Alle Wassermoleküle an der Oberfläche bleiben auf dem gleichen Niveau. Auf sie wirken<br />

ausschließlich die nach unten gerichtete Schwerkraft und der nach oben gerichtete nach der<br />

hydrostatische Druck des Wassers.<br />

Wasserwellen wer<strong>den</strong> charakterisiert durch:<br />

- die Wellenhöhe (H)<br />

- die Wellenlänge (L) und<br />

- die Wellenperiode (die Dauer <strong>ein</strong>er Schwingung)<br />

Die Höhe <strong>ein</strong>er Welle kann aus physikalischen Grün<strong>den</strong> maximal 1/7 ihrer Länge annehmen.<br />

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Folie 18: Was sind Wellen?<br />

Wenn nur <strong>ein</strong> schwacher Wind über <strong>ein</strong>e Wasserfläche streicht, entstehen Kapillarwellen.<br />

Im unterschied <strong>zu</strong> <strong>den</strong> großen Wellen, spielt bei Kapillarwellen, die Oberflächenspannung,<br />

also die Kohäsion des Wassers die ausschlaggebende Rolle.<br />

Diese Wellen bezeichnet man als Schwerewellen, weil sie von der Schwerkraft be<strong>ein</strong>fusst<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Die Schwerkraft ist die Gegenkraft <strong>zu</strong>r Wellenbilung. Kapillarwellen verlaufen sich daher<br />

auch viel schneller als große Wellen.<br />

Den Bildungsprozess von Kapillarwellen nennt man Rippeln.<br />

Die Genese <strong>ein</strong>er Wellenbildung verläuft vom Rippeln über das Aufschaukelns, schließlich<br />

<strong>zu</strong>m voll entwickelten Wellengang und degradiert dann <strong>zu</strong>r Dünung.<br />

Überschreitet <strong>ein</strong>e Welle <strong>ein</strong>e bestimmte Höhe bricht sie und wird <strong>zu</strong>r Schaumkrone.<br />

Sind Wellen entsprechend <strong>ein</strong>er bestimmten Windstärke voll entwickelt, dann spricht man<br />

von <strong>ein</strong>er aufgewühlten See.<br />

Legt sich der Wind, geht die Wellenbewegung, wie bereits gesagt in <strong>ein</strong>e Dünung über.<br />

Folie 19: Was wandert bei <strong>ein</strong>er Welle?<br />

Dem ersten Ansch<strong>ein</strong> nach wandert das Wasser <strong>ein</strong>er Welle auf das Ufer <strong>zu</strong>.<br />

Eine im Wellengang befindliche Flasche verharrt aber auf der Stelle.<br />

Wie ist das <strong>zu</strong> erklären?<br />

Folie 20: Was wandert bei <strong>ein</strong>er Welle?<br />

Die Wasserpartikel <strong>ein</strong>er Welle bewegen sich auf Kreisbahnen<br />

Je größer die Wassertiefe, desto kl<strong>ein</strong>er wer<strong>den</strong> die Kreisbahnen.<br />

Alle Wasserteilchen in <strong>ein</strong>er bestimmten Entfernung vom Zentrum des Wellenkreises bewegen<br />

sich gleich schnell.<br />

Folie 21: Was wandert bei <strong>ein</strong>er Welle?<br />

Zum Strand hin wer<strong>den</strong> die Kreisbahnen immer mehr <strong>zu</strong> Ellipsen gestaucht, bis sie schließlich<br />

in <strong>ein</strong>e lineare Horizontalbewegungen übergehen. Dabei wird die Reibungsfläche von<br />

Wasserpartikelchen immer größer und Ufergrund bremst die Geschwindigkeit der sich bewegen<strong>den</strong><br />

Partikelchen ab.<br />

Die Bewegungsenergie der Wellen verzehrt sich. Die dabei freigesetzte Energie zeigt sich<br />

unter anderem an dem Strandgut, das durch auslaufende Wellen bewegt wird.<br />

Resumée: Bei <strong>ein</strong>er Welle wandern nicht Wasserteilchen über das <strong>Meer</strong> sondern Schwingungen.<br />

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Folie 22: Monsterwellen<br />

Monsterwellen, freak-waves oder Kaventsmänner 1 , sind Wellen die bis <strong>zu</strong> 25 Meter hoch<br />

wer<strong>den</strong> können. Früher hielt manm Kaventsmänner für Seemannsgarn.<br />

Heute sind sie nachgewiesen und man beginnt auch <strong>zu</strong> verstehen, wie sie entstehen.<br />

Überholt <strong>ein</strong>e schnelle Welle <strong>ein</strong>e langsame können sich unter bestimmten Umstän<strong>den</strong> beide<br />

Wellenfronten <strong>zu</strong> <strong>ein</strong>er Monsterwelle aufsteilen und brechen.<br />

Folie 23: Tsunami<br />

Ein Tsunami (jap. Hafenwelle) ist <strong>ein</strong>e Schwerewelle, deren Ursache nicht der Wind sondern<br />

Seebeben sind. Eine unter Spannung stehende Subduktionszone schnappt nach oben und<br />

verursacht dabei <strong>ein</strong>e Welle. Dieser enthält sehr viel kinetische Energie.<br />

Während des Wanderns über das offene <strong>Meer</strong> nimmt man <strong>ein</strong>e solche Welle kaum wahr.<br />

Man kann ohne Mühe durch sie hindurchschwimmen. Erst wenn sie sich dem Ufer nähert<br />

steilt sie sich viele Meter hoch auf und überflutet <strong>den</strong> Stand.<br />

<strong>Der</strong> Tsunamiwelle geht <strong>ein</strong> Wellental voraus. Aus diesem Grund zieht sich vor der Ankunft<br />

der Welle die Wasserlinie am Ufer <strong>zu</strong>rück.<br />

Tsunamis bewegen sich im Gegensatz <strong>zu</strong> vom Wind verursachten Wellen mit Geschwindigkeit<br />

bis an die 800 km/h. Daher ist <strong>ein</strong> Davonlaufen vor ihnen auch nicht möglich<br />

Warnungen vor Tsumanis müssen sehr schnellt weitergegeben wer<strong>den</strong>, um <strong>ein</strong>e am Strand<br />

lebende und gefährdete Bevölkerung rechtzeitig evakuieren <strong>zu</strong> können.<br />

Von Tsunamis betroffen ist vor allem Japan. Von dem 1760 geborenen und 1849 gestorbenen<br />

Maler Hokusai gibt es <strong>ein</strong>e berühmte Darstellung <strong>ein</strong>es Tsunamis:<br />

Die große Welle von Kanagawa (1830).<br />

Das große Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 hat auch <strong>ein</strong>en Tsunami ausgelöst.<br />

Diesem fielen weit mehr Opfer anheim als das Erdbeben das große Teile von Lissabon<br />

zerstörte.<br />

Folie 24: Wie wandert <strong>ein</strong>e Flaschenpost über's <strong>Meer</strong>?<br />

Das Verdriften von Gegenstän<strong>den</strong> über das <strong>Meer</strong> kommt durch Strömungen nicht durch Wellen<br />

<strong>zu</strong> Stande<br />

Folie 25: Zuletzt: <strong>ein</strong> Kuriosum aus der Geschichte der <strong>Meer</strong>esforschung<br />

Bis <strong>zu</strong>r Mitte des 19. Jahrhundert glaubten die Ozeanografen, dass die Dichte des Wassers<br />

im <strong>Meer</strong> mit <strong>zu</strong>nehmender Tiefe immer mehr <strong>zu</strong>nähme.<br />

Daraus schloss man, dass Wracks nicht auf <strong>den</strong> <strong>Meer</strong>esgrund sinken, sondern irgendwo darüber<br />

entsprechend ihrer Dichte anfangen <strong>zu</strong> schweben.<br />

1 Den Begriff Kaventsmann (großer Mann) führt man auf die mittelalterlichen Klosterkonvente <strong>zu</strong>rück. Da die Mönche in <strong>den</strong><br />

mittelalterlichen gerne gut und gehaltvollen aßen, nahmen sie beträchtlich an Gewicht <strong>zu</strong> und wur<strong>den</strong> so <strong>zu</strong> Konventsmännern.<br />

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