Selbsthilfe und Migration - SEKIS Berlin
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Ich kenne Menschen, die, wenn sie die<br />
Idee der <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe für sich überzeugend<br />
fi nden, lieber in eine deutschsprachige<br />
Gruppe gehen. Anonymität ist<br />
dann wichtiger als Sprache.<br />
Offener Rahmen<br />
Özlem Ekinci, Ges<strong>und</strong>heit Interkulturell<br />
> Ich sitze oft im Cafe´ meines Projektes,<br />
um mit den Leuten in Kontakt zu kommen.<br />
Manchmal werfe ich eine Frage ein<br />
<strong>und</strong> alle reden<br />
darüber. Sich<br />
zu der selben<br />
Frage in<br />
einer Gruppe<br />
zu treffen,<br />
wäre nicht<br />
möglich. So<br />
passiert oft im offenen Bereich nichts<br />
anderes als in einem „<strong>Selbsthilfe</strong>gruppe“<br />
genannten Treffen. Es fühlt sich für die<br />
Beteiligten nur anders an. Vertrauter,<br />
unverbindlicher, weniger nach verwerflicher<br />
„Problemgruppe“.<br />
Aber natürlich hat die Form ihre Grenzen.<br />
Die Gruppendynamik kann ganz<br />
schnell umschlagen <strong>und</strong> aus Mitgefühl<br />
<strong>und</strong> Interesse wird Neugier <strong>und</strong> Tratsch.<br />
Manchmal werde ich darum im Cafe´<br />
angesprochen: „Kann ich mal kurz mit<br />
Dir reden ...“. Dann weiß ich: die wichtigen<br />
Sachen brauchen eben doch den<br />
verlässlichen Schonraum.<br />
Atmosphäre<br />
Diana Krause,<br />
SHK Friedrichshain-Kreuzberg<br />
> Die Atmosphäre<br />
des Raumes in dem<br />
sie sich treffen spielt<br />
für unsere russischen<br />
Gruppen immer eine<br />
große Rolle. Es muss<br />
ihr Raum sein, damit<br />
sie sich darin wohlfühlen<br />
<strong>und</strong> öffnen<br />
können. Da unsere Räume multifunktional<br />
sind <strong>und</strong> von vielen verschieden Men-<br />
schen genutzt werden, löst die russische<br />
Rheumagruppe das Problem ganz eigen:<br />
sie reisen mit einem kleinen Koffer an,<br />
der von der Kerze bis zum Spitzendeckchen<br />
alles enthält, was ihre Atmosphäre<br />
schafft. Sind die Deckchen verteilt <strong>und</strong><br />
der Tee gekocht, kann es los gehen.<br />
Autorität<br />
Birgit Sowade, SHK Mitte<br />
> MigrantInnen aus dem türkisch / arabischen<br />
Raum orientieren sich in einer<br />
Kontaktstelle häufi g<br />
an einem festen<br />
Ansprechpartner.<br />
Sie möchten wissen,<br />
wer „Chef“ ist. Auch<br />
sogenannte „<strong>Selbsthilfe</strong>gruppen“<br />
sammeln sich oft<br />
um einen Verantwortlichen,<br />
wortlichen, der die Fäden in der Hand<br />
hat <strong>und</strong> als als „Autorität“ „Autorität“ gilt. Gesucht wird<br />
klare klare Anleitung mit klaren klaren Aussagen „was<br />
muss ich ich tun um ges<strong>und</strong> zu werden“.<br />
Das Modell „Austausch zur eigenverantwortlichenwortlichen<br />
Entscheidung fi ndung“ klingt<br />
nicht vertrauenswürdig.<br />
Für mich heißt das: das: bei der Frage,<br />
ob <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen längerfristig<br />
angeleitet sein dürfen, sage ich ich im<br />
<strong>Migration</strong>szusammenhang <strong>Migration</strong>szusammenhang heute:<br />
„Wenn es der einzige Weg ist, Vertrauen Vertrauen<br />
in Gruppe zu schaffen: ja!“<br />
SELBSTHILFE ALS ÜBERSETZUNGSLEISTUNG - Seite 9<br />
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