www. tanztheater- international.de

Gintersdorfer / Klaßen (DE)
Betrügen
So 4.9. / 20.00 Uhr
Ballhof Eins / ca. 90 min
Als Douk Saga, genannt der Präsident, vor fünf Jahren mit gerade mal
31 Jahren starb, war er so populär, dass sein Begräbnis dem eines
Staatsaktes für einen wirklichen Präsidenten in Abidjan ähnelte. Wenige
Jahre zuvor hatte sich Douk Saga mit einigen Schicksalsgefährten im
Milieu der ivorischen Diaspora in Paris zum »Jet Set« geadelt und den
»Coupé Décaler« kreiert. Einen schwarzafrikanischen Musik-, Tanz- und
Lebensstil, der »die eigene Existenz in einer Mischung aus subversiver
Selbstbehauptung, Dandytum und Glamour zum offensiven Spiel mit
Chiffren und Klischees werden lässt«, so formuliert es die Dramaturgin
von »Betrügen«. Rasant schnell griff die Attitüde des Jet Set auf die
Clubs von Abidjan, von West- und Zentralafrika und selbst der Karibik
über: lieber lautes Angeben als leises Elend.
»Coupé« ist ein umgangssprachlicher Begriff in den Straßen der
Metropole Abidjan und heißt soviel wie »Unfug treiben« oder »betrunken
sein«. In der Pariser Realität hat sich die Bedeutung in »Betrügen,
Bluffen« verwandelt. Es folgen »décaler« und »travailler«, „abhauen und
arbeiten«. Gemeint ist ein Verschieben, ein Verlagern hin zu einem
Arbeitsprinzip, das teure Autos, Markenklamotten und das schnelle
Geld (aus-)geben und nehmen zum Beruf erklärt.
Die Regisseurin Monika Gintersdorfer und der bildende Künstler Knut
Klaßen haben ihre ganz eigene Arbeitsweise entwickelt: Wie schon in
ihrer Arbeit »Logobi 02«, mit der sie 2009 beim Festival begeisterten,
lässt der Regiestil des Theaterduos mit Verve und Ironie kulturelle
Unterschiede als bereichernd erleben und schärft das Bewusstsein
dafür, anders zu sehen.
Produktion: Gintersdorfer / Klaßen und Kampnagel, Hamburg /// Co-Produktion:
Sophiensaele, Berlin / Pumpenhaus, Münster / Forum Freies Theater, Düsseldorf / Ringlokschuppen,
Mülheim und WUK, Wien /// Gefördert vom Fonds Darstellende Künste
und der Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten Berlin /// Fotos: Knut Klaßen
Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das Nationale Performance Netz im Rahmen
der Gastspielförderung Tanz aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.