reiseland.schweiz. - Basler Zeitung
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<strong>Basler</strong> zeitung | Freitag, 18. april 2008<br />
<strong>reiseland</strong>.<strong>schweiz</strong>.<br />
eine beilage der basler zeitung.<br />
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Wir bringen Sie auf den rechten Weg.<br />
Landkarten und GPS-Geräte gibts am Bankenplatz, Aeschenvorstadt 2,<br />
4010 Basel, T061 206 99 99, F061 206 99 90,www.biderundtanner.ch<br />
Foto Keystone
www.railaway.ch<br />
Entdecken Sie die Schweiz auf<br />
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und Zusatzleistungen!
eiseland.willkommen.<br />
editorial inhalt<br />
20 Minuten<br />
Freddy widmer<br />
Man wundert sich zunächst mal darüber, dass<br />
der St. Galler Tourismusprofessor findet, es sei<br />
eine gute Idee, eine Bahn zu bauen, die Touristen<br />
aus dem Talgrund bei Lauterbrunnen (795<br />
m.ü.M.) innerhalb von 20 Minuten aufs Jungfraujoch<br />
(3454 m.ü.M) schiessen kann. Man<br />
wundert sich ein zweites Mal, wenn man erfährt,<br />
dass der Mann gleichzeitig Verwaltungsratspräsident<br />
der Jungfraubahnen ist. (Das Thema Filz<br />
übrigens behandeln wir in diesem Heft auf andere<br />
Art – auf den Seiten 30, 31.)<br />
Und man wundert sich ein weiteres Mal, dass es<br />
da nicht tausendfach Protest gehagelt hat – oder<br />
hat man es schlicht deshalb nicht Proteste hageln<br />
lassen, weil man dem «SchnellSchuss» ohnehin<br />
keine Chance gibt, realisiert zu werden?<br />
Die Ersten, die protestieren müssten, sind lokale<br />
Tourismusanbieter: «Ihr bringt uns Zahlen, aber<br />
ihr nehmt uns die Gäste weg», müssten sie monieren.<br />
Ebenso laut müssten die Touristen selbst<br />
protestieren: «Ihr nehmt uns den Weg weg, wir<br />
sehen nichts mehr von den Alpweiden und den<br />
Wasserfällen, uns entgehen die Eigernordwand<br />
und die Kaskaden des Eigergletschers und das<br />
einzigartige Silberhorn – wir wollen nicht einfach<br />
dort oben sein, wir wollen dorthin reisen.»<br />
So wie die Gratiszeitung «20 Minuten» nicht für<br />
Lesende geschaffen ist, wäre die 20Minuten<br />
Bahn nicht für Reisende geschaffen. Sondern für<br />
FastFoodKonsumenten, die nicht erleben wollen,<br />
sondern nur kaufen, machen und abhaken.<br />
In diesem Heft skizzieren wir den Tourismus,<br />
den wir für modern halten; einen langsamen,<br />
entschleunigten Tourismus. Einen Tourismus,<br />
der den Gastgebern und den Gästen Zeit lässt.<br />
Zum Beispiel auch Zeit, einander zu treffen. Wir<br />
beschreiben Zonen, in denen der Tourist langsam<br />
unterwegs ist – wege; wir beschreiben Orte,<br />
in denen zu verweilen sich lohnt – häuser; und<br />
wir beschreiben, stellvertretend für Tausende<br />
andere, ein paar menschen, die eine Begegnung<br />
wert sind. Menschen, die nicht in der ersten<br />
Reihe der Touristiker stehen.<br />
Und das wünschen wir auch mit diesem Heft: einen<br />
geruhsamen Weg durch die 36 Seiten; einen<br />
angenehmen Aufenthalt bei Bildern und Texten,<br />
und angenehme Begegnungen mit einem Reiseland,<br />
das für die Langsamkeit geradezu wie geschaffen<br />
scheint.<br />
impressum<br />
<strong>reiseland</strong>.<strong>schweiz</strong>.<br />
eine Beilage der <strong>Basler</strong> zeitung vom 18.4.2008,<br />
in zusammenarbeit mit der SBB nordwest<strong>schweiz</strong>.<br />
– «<strong>reiseland</strong>.<strong>schweiz</strong>.» erscheint als<br />
Beilage der <strong>Basler</strong>zeitunggesamtausgabe, der<br />
«neuen Fricktaler zeitung» und der «Volksstimme<br />
Sissach» (Auflage 215000 Exemplare).<br />
redaktion. Freddy Widmer<br />
gestaltung. Bettina Lea Toffol, Reto Mastria<br />
bildredaktion. Doris Flubacher,<br />
Bernhard Vesco<br />
wege<br />
ein felsen-fest<br />
alpspaziergang im Steinreichen Valle Bavona 4<br />
bahnsinniger wanderweg<br />
Frutigen–Kandersteg, eine der spektakulärsten<br />
Bahnanlagen 9<br />
i gange no mehr a louenesee<br />
ein Spaziergang mit Berner Mundartrockern 15<br />
passwandern macht süchtig<br />
zu Fuss in fünf Tagen von Bergün ins Maggiatal 23<br />
der dank des geheilten patienten<br />
Hoch über dem Walensee steht Karl Bickels «Paxmal» 29<br />
baz | 18. april 2008 | seite 3<br />
wege zwischen buchdeckeln<br />
Wanderführer sind viel mehr als blosse Wegbeschreibungen 34, 35<br />
häuser<br />
menschen<br />
auf augenhöhe mit dem matterhorn<br />
Die privilegierte Lage des «3100 Kulmhotel gornergrat» 5<br />
vierbeiner willkommen<br />
auch Hunde gehen gern in die Ferien 11<br />
marthaler, einstein und der fc basel<br />
Das Hotel Waldhaus in SilsMaria ist seit 100 Jahren modern –<br />
und vielseitig 18, 19<br />
einkehren im adlerhorst<br />
Der alpstein hat eine beachtliche Dichte an Berggasthäusern 25<br />
als koch auf achse<br />
in vollen zügen geniessen – eine kulinarische Fahrt<br />
mit der Rhätischen Bahn 6, 7<br />
kindlich, närrisch, künstlerisch<br />
Paul gugelmann (Bild) und seine wundersamen<br />
Maschinen in Schönenwerd 12, 13<br />
winzer auf dem zweiten bildungsweg<br />
Köstlichkeiten, die am Ufer des Bielersees<br />
wachsen 20, 21<br />
erstens bauunternehmer, zweitens kunst-präsentator<br />
Léonard gianadda und seine Fondation in Martigny 26, 27<br />
erstens schafhalter, zweitens hutmacher<br />
Wasserdichte und natürliche Handarbeit aus adelboden 30, 31<br />
wettbewerb<br />
lesen, lösen und gewinnen<br />
Lernen Sie auf den 36 Seiten dieser Beilage das Reiseland Schweiz kennen,<br />
beantworten Sie drei Fragen und machen Sie sich, mit etwas glück, mit ihrem<br />
gewinn selbst auf die Socken. 8
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
fels und stein. zeugen der Vergangenheit: alphütten aus dem Material, das hier reichlich vorhanden ist. Fondazione Valle Bavona<br />
eintauchen in die<br />
vergangenheit<br />
tessin. auf dem weg der «transhumanz» durch das bavonatal<br />
gerhard lob<br />
» das valle bavona<br />
gehört zu<br />
den eindrücklichstentessiner<br />
seitentälern. zwischen<br />
stein, wasser und<br />
Fels finden sich eindrückliche<br />
zeugnisse eines<br />
archaischen lebens.<br />
Bignasco – wir steigen<br />
aus dem Bus. Hier endet die<br />
Linie der Verkehrsbetriebe<br />
des Maggiatals. Und hier beginnt<br />
der Fussweg ins Bavonatal.<br />
Das Restaurant Del<br />
Ponte an der Brücke erinnert<br />
uns an die bekannteste Persönlichkeit,<br />
die dieses Dorf<br />
hervorgebracht hat: Carla<br />
Del Ponte. Einige Gehminuten<br />
weiter sehen wir vom<br />
Weg auf das Dorf Cavergno<br />
hinunter, wo der Heimatdichter<br />
Plinio Martini lebte<br />
(1923–1979).<br />
Seine Schilderungen<br />
über das Leben in den Tessiner<br />
Bergtälern gehen uns<br />
durch den Kopf, während<br />
wir auf der rechten Talseite<br />
die erste Steigung durch den<br />
Kastanienwald nehmen.<br />
«Wenn einmal die letzten<br />
Höfe und die letzten Älpler<br />
verschwunden sind, wird<br />
nur noch eine vage Erinne<br />
rung von der damaligen Alpwirtschaft<br />
übrig bleiben, die<br />
ein heroischer Kampf ums<br />
Überleben war», schrieb<br />
Martini. Seine Vorhersagen<br />
sind nicht eingetroffen. Dank<br />
des Engagements der Stiftung<br />
Valle Bavona und des<br />
Regionalprojekts Vallemaggia<br />
Pietraviva. Denn mit viel<br />
Feingefühl hat man in jüngster<br />
Zeit die zahlreichen<br />
Zeugnisse der alten bäuerlichen<br />
Alpkultur restauriert.<br />
Unterstände, Ziegenställe,<br />
Vorratskammern, Holzlager<br />
im Schutze riesiger Felsbrocken<br />
– auf dem Lehrpfad<br />
«Percorso della transumanza»<br />
sind sie zu sehen.<br />
felsen-fest. Der Begriff<br />
Transhumanz steht für die<br />
Stufenwirtschaft, die in diesenGegendenverbreitetwar.<br />
Vom Frühling bis zum Herbst<br />
stiegen Menschen und Vieh<br />
ins Tal hinauf und drängten<br />
bisindieentlegenstenEcken.<br />
Vom Dorf zu den Weilern der<br />
Talsohle, von dort zu den<br />
Maiensässen und schliesslich<br />
zu den Alpweiden – auf<br />
der Suche nach etwas Gras<br />
und Heu in diesem unwirtlichen<br />
und weitgehend un<br />
fruchtbaren Tal. Nach der<br />
Wasserfassung für die MaggiaKraftwerke<br />
wechseln wir<br />
über eine Brücke auf die linke<br />
Talseite. Die riesigen Felsbrocken,<br />
das rauschende<br />
Wasser – man fühlt sich wie<br />
in einem gigantischen Freiluftmuseum.<br />
Die Weiler mit<br />
ihren Steinhäuschen aus<br />
Trockenmauern, «terre» genannt,<br />
sind bis heute ohne<br />
Strom und nur im Sommer<br />
bewohnt – als Wochenendoder<br />
Ferienunterkunft. Ihr<br />
archaischer Charakter wird<br />
gewahrt – die Stiftung Valle<br />
Bavona muss jede bauliche<br />
Veränderung gemäss strengen<br />
Kriterien genehmigen.<br />
Dank Solarenergie, Generatoren<br />
und Gastanks ist aber<br />
doch für eine gewisse Bequemlichkeit<br />
gesorgt. Nur<br />
der letzte Ort des Tales, San<br />
Carlo, verfügt über Elektrizität<br />
– dank der MaggiaKraftwerke,<br />
die dort eine Seilbahn<br />
bauten, um ins Gebiet Robiei<br />
vorzustossen.<br />
Besonders eindrucksvoll<br />
auf unserem Weg: die Felskonstruktionen<br />
– im lokalen<br />
Dialekt «Splüi» genannt.<br />
Manche wurden für bestimmte<br />
Zwecke gebaut, als<br />
Backofen oder Dörrhaus für<br />
Kastanien. Wie wertvoll jedes<br />
Fleckchen ebene Erde<br />
war, zeigt der «Prato pensile».<br />
Eine winzige Wiese auf<br />
einem Felsen, die über eine<br />
Steintreppe erreichbar ist.<br />
Dort liess sich eine Handvoll<br />
Heu ernten.<br />
slow-food. Pause in Foroglio,<br />
und obligate Einkehr im<br />
Restaurant «La Froda» mit<br />
spektakulärem Blick auf den<br />
80 Meter hohen Wasserfall.<br />
Die umstrittene deutsche<br />
sechs kilometer<br />
bequem. Der Weg von Bignasco nach Foroglio über<br />
den «Percorso della transumanza» ist mit Wegweisern<br />
und Tafeln gut ausgeschildert. auf den zirka sechs Kilometern<br />
zwischen Bignasco (430 m ü.M.) und Foroglio<br />
ist ein Höhenunterschied von 250 Metern zu überwinden.<br />
Die gehzeit beträgt bequem 1,5 bis 2 Stunden.<br />
Von Foroglio kann man mit dem Postauto zurück<br />
nach Bignasco fahren. Der weiterführende Weg ins Val<br />
Calnègia überwindet bis zu den Seen der Crosa 1500<br />
Höhenmeter und setzt gute Kondition und Bergausrüstung<br />
voraus.<br />
information: Vallemaggia Tourismus, Telefon 091 753 18 85;<br />
Stiftung Valle Bavona, Telefon 091 754 25 50.<br />
> www.vallemaggia.ch<br />
> www.valle-bavona.ch<br />
Künstlerin Leni Riefenstahl<br />
drehte hier 1932 einen Teil<br />
ihres preisgekrönten Films<br />
«Das blaue Licht». Man kann<br />
nur staunen, wie sehr der<br />
Weiler immer noch den Aufnahmen<br />
aus den 1930er<br />
Jahren gleicht. Das Restaurant<br />
gab es übrigens schon<br />
damals. Heute ist es ein Feinschmeckerlokal,<br />
das ganz<br />
auf eine gehobene lokale Küche<br />
und SlowFoodPhilosophie<br />
setzt.<br />
Nach der Stärkung geht<br />
es rechts vom Wasserfall steil<br />
den Berg hinauf. Man kann<br />
sich kaum vorstellen, was es<br />
einst bedeutete, hier Stufen<br />
und Treppen in den Fels zu<br />
hauen und einen Weg anzulegen.<br />
Umso mehr überrascht<br />
dann der liebliche<br />
Charakter des Maiensässes<br />
Puntid als Tor zum Calnèggiatal.<br />
Die gemähten Wiesen<br />
und der Bergbach sind ein<br />
Labsal nach dem schroffen<br />
Aufstieg.<br />
unterkunft. An diesem<br />
Nachmittag gehen wir nur<br />
noch ein kleines Stück weiter,<br />
bis zur «Splüia bela», der<br />
«schönen Balm». Es ist die<br />
bekannteste Balmhütte des<br />
Tessins. Eine 30 Meter lange<br />
Felsplatte schützt zwei separate,<br />
durch einen schmalen<br />
DurchgangverbundeneRäume,<br />
welche Senn und Vieh<br />
Unterkunft boten. Die Alp ist<br />
längst aufgegeben, aber im<br />
Inneren erspähen wir noch<br />
eine karge Möblierung. Hier<br />
scheint man definitiv in der<br />
Vergangenheitangekommen<br />
zu sein.<br />
> anreisebeispiel. Basel ab<br />
8.04 Uhr, arthgoldau ab 9.52<br />
Uhr, Bellinzona ab 11.40 Uhr,<br />
Locarno ab (Bus) 12.13 Uhr,<br />
Bignasco Post an 13.02 Uhr.
auf augenhöhe<br />
mit dem «horu»<br />
zermatt. das «3100 kulmhotel gornergrat»<br />
ist das höchste hotel in der <strong>schweiz</strong><br />
martina rutschmann<br />
» im hotel auf dem 3100 meter<br />
hohen zermatter berg<br />
gornergrat prangen keine<br />
sterne an der fassade. hier<br />
sind echte sterne im preis inbegriffen.<br />
Durchatmen, stehen bleiben, schauen.<br />
Zwei Dinge passieren, wenn der Städter von<br />
zuhause auf direktem Weg zum «3100 Kulmhotel<br />
Gornergrat» nach Zermatt reist: Er atmet<br />
plötzlich dünne trockene Luft ein, und<br />
der Atem bleibt ihm stehen – vor Begeisterung.<br />
nostalgische reise. Es ist wie im Film.<br />
Überall stehen und staunen japanische Touristen.<br />
Sie fotografieren. Die Motive sind dieselben:<br />
Berge, einer höher als der andere,<br />
einer eindrücklicher als der andere, einer<br />
besonders begehrt: Das Matterhorn scheint<br />
nur wenig höher zu sein als man selber. Eingeborene<br />
nennen ihr Matterhorn liebevoll<br />
«Horu». Der Himmel ist nah hier oben auf<br />
dem Berg Gornergrat. Und die Zivilisation<br />
plötzlich weit weg. Dabei ist es nur eine gute<br />
halbe Stunde her, seit sich im Zentrum von<br />
Zermatt die Touristen mit Armani und VersaceKleidern<br />
eindeckten und Cüpli tranken.<br />
Nur ein Weg führt auf bequeme Weise<br />
auf den Gornergrat. Es ist der Weg mit der<br />
Bahn. Die GornergratZahnradbahn sieht<br />
aus wie Bahnen in den Bergen aussehen. Die<br />
Waggons sind moderne Ausführungen eines<br />
altmodischen Verkehrsmittels. Modern, weil<br />
gepolstert. Und altmodisch, weil ratternd<br />
auf Zahnrädern.<br />
Bloss eines irritiert: Eine Dame sagt über<br />
Lautsprecher die fünf Stationen in SBBManier<br />
an. Bevor sie das tut, erklingt das bekannte<br />
SBBDingDong. Spätestens bei der<br />
Information «Mit Halt an allen Stationen»<br />
mögen sich Pendler an ihre morgendlichen<br />
Reisen erinnern. Hält sich der Pendler aber<br />
die Ohren zu, weiss er, dass die nächste Station<br />
unmöglich Pratteln heissen kann.<br />
magische zahl. Im Hotel angekommen,<br />
fällt uns eine Zahl sofort auf: «3100» steht<br />
auf den Westen der Kellner geschrieben, und<br />
«3100» begegnet einem auch sonst überall.<br />
Knapp 3100 Höhenmeter sind es, die hier<br />
den Gast vom Meer trennen. Das allein schon<br />
ist ein gutes Argument für einen Aufenthalt<br />
im «3100 Kulmhotel Gornergrat»: Kein anderes<br />
Schweizer Hotel nämlich liegt höher.<br />
Und abgesehen von einem Hotel im Tirol<br />
spielen alle anderen AlpenHotels in einer<br />
niedrigeren Liga, was ihre Höhe über Meer<br />
betrifft.<br />
Vor knapp drei Jahren wurde das Hotel<br />
renoviert. Seither verfügt jedes Zimmer über<br />
ein Badezimmer, die Gemeinschaftsduschen<br />
auf den Gängen gibt es nicht mehr. Drei Sterne<br />
könnten an der Fassade des Hauses prangen.<br />
Tun sie aber nicht. Die echten Sterne<br />
sind nachts zum Greifen nah.<br />
In den Zimmern riecht es nach frischem<br />
Holz, ein Flachbildschirm hält die Verbindung<br />
zur Aussenwelt aufrecht, und ein Stück<br />
Fels an der Wand ruft den Standort in Erinnerung.<br />
Wer beispielsweise die Zahl 12 als<br />
Zimmernummer bevorzugt, ist hier an der<br />
falschen Adresse: Die Zimmer sind nach den<br />
Höhen der umliegenden Berge benannt.<br />
4219, Hohberghorn. 4357, Dent Blanche.<br />
4505, Weisshorn. Und natürlich: 4478, Matterhorn.<br />
Wer ein Zimmer auf der entgegengesetzten<br />
Seite bucht, befindet sich als MatterhornAlternative<br />
«im Bann des Monte<br />
Rosa». Rund dreissig Viertausender sind<br />
vom Hotel aus zu sehen. Im Jahr 1907 wurde<br />
das Hotel im Auftrag der Burggemeinde Zermatt<br />
gebaut. Für den Umbau haben diese<br />
und die «Matterhorn Group» tief in die Tasche<br />
gegriffen: 8,5 Millionen Franken kostete<br />
die Sanierung. Seither müssen die Gäste<br />
zum Einkaufen nicht mehr ins Dorf fahren:<br />
Das Hotel verfügt über eine eigene «ShoppingMall»<br />
mit Schweizer Produkten wie<br />
Uhren oder Schokolade. Wer lieber isst und<br />
trinkt als kauft, kann dies im hoteleigenen<br />
SelbstbedienungsRestaurant oder im Lokal<br />
tun, das auch als Speisesaal dient. Dem Gast<br />
bleibt nichts anderes übrig, als sich hier verköstigen<br />
zu lassen: Abgesehen von einer Kapelle<br />
und der Bahnstation gibt es keinen gedeckten<br />
Ort ausserhalb des Hotels.<br />
glückliches ehepaar. Das Walliser Ehepaar<br />
Fabienne und Fernando ClemenzGruber<br />
stört diese Abgeschiedenheit nicht. Sie<br />
führten das Hotel schon vor dem Umbau.<br />
Und sie werden es auch weiterhin tun. Einmal<br />
in der Woche fahren sie ins Dorf und<br />
übernachten in ihrer Mietwohnung. Sonst<br />
leben sie in einem Hotelzimmer. Sie sehen<br />
Menschen aus der ganzen Welt und Tiere,<br />
die dem Städter nie begegnen. Steinböcke,<br />
Gämsen und Hermeline tauchen regelmässig<br />
in der Gegend auf, und regelmässig geht<br />
auch die Sonne unter.<br />
Gemalt würden die rosarotviolettroten<br />
Sonnenuntergänge kitschig aussehen. Das<br />
Einzige, was hier aber gemalt ist, sind Bilder<br />
von den Bergen, die der Gast mit einem Blick<br />
aus seinem Zimmer auch in Wirklichkeit<br />
sieht. Allein dafür lohnt sich die Reise auf<br />
3100 Meter.<br />
baz | 18. april 2008 | seite 5<br />
höhenrausch. Die Terrasse des «3100 Kulmhotel gornergrat»<br />
bietet einen einzigartigen Panoramablick.<br />
> information. «3100 Kulmhotel<br />
gornergrat», 3920 zermatt.<br />
Telefon 027 966 64 00, Fax<br />
027 966 64 04. gornergrat.<br />
kulm@zermatt.ch – Preisbeispiel:<br />
Doppelzimmer mit<br />
MatterhornSicht pro Person<br />
inkl. Halbpension, Service und<br />
Taxen zwischen 135 und<br />
175Franken. JuniorSuite mit<br />
MonteRosaSicht: zwischen<br />
205 und 255 Franken.<br />
www.gornergrat-kulm.ch<br />
> anreisebeispiel. Basel ab<br />
7.01, Bern ab 8.07, Visp ab<br />
9.10, zermatt an 10.14, in fünf<br />
gehminuten zur Station der<br />
gornergratbahn, zermatt ab<br />
10.24, gornergrat an 10.53.
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
genussvolle fahrt. Reisen<br />
und tafeln, zum Beispiel<br />
auf der «Viadi culinar tras il<br />
Grischun». Fotos Daniel Ammann
markus rohner<br />
» die meisten reisenden<br />
benützen die rhätische<br />
bahn, um möglichst<br />
schnell von a<br />
nach b zu gelangen. ganz anders<br />
jene bahnfreunde, die einen alten<br />
speisewagen besteigen und bei<br />
kailainathan thiyagarajah eine<br />
kulinarische erlebnisfahrt quer<br />
durch graubünden machen.<br />
Die dunklen Wolken, die an diesem<br />
Samstag über dem Bündner<br />
Rheintal hängen, können der guten<br />
Laune im Speisewagen nichts anhaben.<br />
«Wir nehmen es so wie es<br />
kommt», sagen Bardo Zauner und<br />
Menga Minsch aus Domat/Ems. Die<br />
zwei sitzen nicht zum ersten Mal im<br />
altehrwürdigen GourminoSpeisewagen<br />
der RhB. Sie gehören im kulinarischen<br />
Reisezug zu den Stammgästen.<br />
In diesem Jahr waren sie<br />
schon bei der Valentinsfahrt mitdabei.<br />
Als Nächstes werden sie im Mai<br />
auf die Spargelfahrt gehen.<br />
tras il grischun. «50 Prozent unserer<br />
Gäste kommen regelmässig auf<br />
unsere Gourmetfahrten», sagt Anna<br />
Maria Schlager, bei RailGourmino<br />
Swiss Alps verantwortlich für Service<br />
und Marketing. Die 41jährige<br />
Kärntnerin, die seit 20 Jahren in der<br />
Schweiz lebt, hat auch an diesem<br />
Tag alles im Griff. Sie platziert die 66<br />
Frauen und Männer, die sich für die<br />
Rundreise «Viadi culinar tras il Grischun»<br />
angemeldet haben, am richtigen<br />
Platz, nimmt Wünsche und<br />
Bestellungen entgegen und ist immer<br />
zur Stelle, wenn ein Gast in einem<br />
der beiden Speisewagen etwas<br />
wissen möchte.<br />
Von Chur geht die Reise durch<br />
das Prättigau und den Vereinatunnel<br />
nach Scuol und von dort weiter über<br />
Samedan zurück nach Chur. Knapp<br />
sechs Stunden hat die Crew im SpeisewagenZeit,denerwartungsfrohen<br />
Gästen ein Menü mit sechs Gängen<br />
aufzutischen. Dieses Mal stehen Spezialitäten<br />
aus Graubünden auf der<br />
Speisekarte: Rindssauerbraten nach<br />
Oberländer Art, Bündner Gnocchi<br />
und Käse, gefüllter Domleschger<br />
Apfel.<br />
originelle menüs. Vor fünf Jahren<br />
hat RailGourmino mit diesen kulinarischen<br />
Fahrten angefangen. «Von<br />
Jahr zu Jahr sind sie beliebter gewor<br />
den», sagt Anna Maria Schlager.<br />
2008 stehen wieder 27 Esstouren auf<br />
dem Programm. «Es kommt selten<br />
vor, dass wir eine Reise wegen mangelnder<br />
Nachfrage absagen müssen.»<br />
Die Verantwortlichen haben es<br />
sich zum Ziel gesetzt, Jahr für Jahr<br />
mit themenbezogenen Menüs durch<br />
die Bündner Landschaft zu fahren.<br />
Zum Anpfiff der FussballEM wird im<br />
Juni eine Gourmetfahrt mit SpezialitätenausderSchweizundÖsterreich<br />
angeboten. Im Juli wollen die Köche<br />
das Weltkulturerbe der Unesco, die<br />
im Sommer über die Aufnahme<br />
der RhBAlbulastrecke entscheiden<br />
wird, auf die Teller zaubern.<br />
drei quadratmeter. Die Gäste, die<br />
im RhBSpeisewagen einen Platz reservieren,<br />
kommen aus dem In und<br />
Ausland. Vor allem in Deutschland<br />
ist der «Fresszug» bei Eisenbahnfreunden<br />
hoch im Kurs. «Meine Frau<br />
hat die Gourmetfahrt zum Geburtstag<br />
geschenkt bekommen», sagt Kurt<br />
Wirth aus Geroldswil (ZH). Er lobt<br />
das feine Essen, den Wein und den<br />
aufmerksamen Service. Mitten im<br />
Vereinatunnel geniessen die zwei<br />
Zürcher den Rotwein aus der Herrschaft<br />
und den Rindssauerbraten<br />
mit den Gnocchi – und staunen, wie<br />
das alles klappt, «bei dieser unmöglichen<br />
Küche».<br />
Offensichtlich haben die zwei einen<br />
Blick in die enge Küche des altehrwürdigen,<br />
über 70 Jahre alten<br />
RhBSpeisewagens geworfen. Dort<br />
ist das drei Quadratmeter grosse<br />
Reich von Kailainathan Thiyagarajah,<br />
einem 37jährigen Tamilen, der<br />
vor 19 Jahren in die Schweiz geflüchtet<br />
ist. Als Hilfskraft hat er in der Küche<br />
angefangen, heute arbeitet er<br />
erfolgreich als Koch bei RailGourmino.<br />
«Jahrelang konnte ich den Bündner<br />
Spitzenköchen, die jeweils im<br />
Winter die Gourmetfahrt von Chur<br />
nach St. Moritz begleiten, über die<br />
Schulter schauen und so die Kunst<br />
des Kochens kennenlernen.»<br />
Weil RailGourmino auf seinen<br />
Fahrten durch die Bündner Berge<br />
den Ehrgeiz hat, ohne Convenience<br />
Produkte zu arbeiten und die Lebensmittel<br />
so weit wie möglich frisch<br />
in der Küche zuzubereiten, heisst das<br />
für Kailainathan und seinen Gehilfen<br />
– ebenfalls eine Tamile – fünf<br />
Stunden Stress. Da können die<br />
schönsten Landschaften vor dem<br />
Fenster vorbeiziehen, die zwei Küchenmänner<br />
haben keine Zeit, sie zu<br />
geniessen.<br />
glacierexpress. «Am liebsten arbeite<br />
ich im Glacierexpress», sagt<br />
Kailainathan. Da habe er mehr Platz<br />
in der Küche, verfüge über einen<br />
Steamer und vier Platten und könne<br />
AlacarteSpeisen zubereiten. In der<br />
Küche des nostalgischen Speisewagens<br />
dagegen herrsche immer das<br />
grosse Gedränge. Am Abend seien<br />
jeweils alle froh, wenn sie die anstrengende<br />
Fahrt hinter sich gebracht<br />
haben. Ein Glück für die zwei<br />
Männer in der Küche, die Frauen im<br />
Service und Anna Maria Schlager,<br />
die auf der Gourmetfahrt immer<br />
wieder selbst Hand anlegt und von<br />
der Marketingfrau zur Service und<br />
Küchenhilfe wird, dass für die Zubereitung<br />
der kalten Speisen dem Zug<br />
ein dritter Speisewagen angehängt<br />
ist. Dort steht viel Platz für das Miseenplace<br />
der Salate, Käseteller und<br />
Desserts zur Verfügung.<br />
das schnapsglas. Die Gäste bekommen<br />
von diesem Stress kaum<br />
etwas zu spüren. Sie geniessen die<br />
feinen Speisen, die ihnen auf der langen<br />
Fahrt quer durch Graubünden<br />
gereicht werden und betrachten die<br />
Bündner Landschaft, aus der sich<br />
baz | 18. april 2008 | seite 7<br />
rindsbraten im vereinatunnel<br />
graubünden. ein kulinarischer Zug – die rhätische bahn beschäftigt auch köche<br />
bahnfahren und essen<br />
sonderfahrten. Railgourmino<br />
Swiss alps gehört zur Railgourminogruppe<br />
und ist auf dem<br />
netz der Rhätischen Bahn und<br />
MatterhorngotthardBahn für<br />
Catering und Speisewagen zuständig.<br />
neben den fahrplanmässigen<br />
zügen können eisenbahnfreunde<br />
und gourmets<br />
während des ganzen Jahres die<br />
Kochkünste der gourminoCrew<br />
auch an Sonderfahrten in nostalgischen<br />
RhBSpeisewagen geniessen.<br />
27 kulinarische Sonderfahrten<br />
stehen in diesem Jahr<br />
auf dem Programm. Mit Menüs,<br />
die der Jahreszeit angepasst<br />
sind: im Januar ging man auf<br />
grosse Wurstfahrt, an Ostern<br />
stand das Milchlamm auf der<br />
küchenzauber. Kailainathan<br />
Thiyagarajah, der Herr der Töpfe.<br />
der Winter langsam zurückzieht.<br />
«Was gibt es Schöneres als solche<br />
Bahnfahrten», schwärmt Eisenbahnfreund<br />
Josef Stärkle aus Zürich.<br />
Und wenn zum Schluss der Reise die<br />
Servicefrauen in den Kehrtunnels<br />
zwischen Bergün und Filisur mit der<br />
Schnapsflasche durch den Gang<br />
schreiten, sind die Gäste vollends zufrieden.<br />
Es soll schon Leute gegeben<br />
haben, die allein wegen der Art des<br />
Einschenkens, die jeder Gourmino<br />
Angestellte beim Füllen der kleinen<br />
Schnapsgläser zelebriert, eine Fahrt<br />
im RhBSpeisewagen gebucht haben.<br />
Von möglichst hoch herab ins<br />
kleine Schnapsglas – und das alles<br />
ohne Spritzer neben das Glas.<br />
Speisekarte. im Mai wird zur<br />
Spargelfahrt eingeladen, während<br />
im Herbst Wild und eine<br />
Bündner Buurametzgeta auf<br />
dem Programm stehen.<br />
Die Preise der vier bis fünfgängigen<br />
Menüs variieren zwischen<br />
55 und 95 Franken pro Person<br />
(ohne getränke und 2. Klassbillett).<br />
Kulinarischer Höhepunkt ist<br />
jedes Jahr die Bündner Silvesterfahrt.<br />
Start ist am 31. Dezember<br />
um 19 Uhr in Chur. Die Fahrt<br />
führt zu Feuerwerk und Champagner<br />
nach St. Moritz. Morgens<br />
um 3Uhr kehrt die gesellschaft<br />
nach Chur zurück. Kosten:<br />
165 Franken. mr<br />
information über Telefon 0813001515<br />
>www.rgswissalps.ch
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wettbewerb<br />
lesen, lösen und gewinnen<br />
Lernen Sie auf den 36 Seiten dieser Beilage das Reiseland Schweiz<br />
kennen, beantworten Sie die folgenden Fragen und machen Sie sich,<br />
mit etwas glück, mit ihrem gewinn selbst auf die Socken.<br />
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die wettbewerbsfragen<br />
1. Wie heisst das Waisenhaus in Kathmandu, welches von<br />
Sherpa Outdoor Stiftung getragen wird?<br />
a Sherpa Outdoor Orphan Home<br />
B Child Home<br />
C namaste Home<br />
2. Wie viele extrazüge verkehren während der UeFa eURO 2008 TM<br />
zusätzlich zu den regulären zügen?<br />
a 1500<br />
B 2000<br />
C 2800<br />
3. Welches angebot in der zentral<strong>schweiz</strong> entdecken Sie im<br />
Monat april mit einer ermässigung von 50 Prozent?<br />
a Verkehrshaus der Schweiz<br />
B erholungsparadies Rigi<br />
C Tierpark arth goldau<br />
Schicken Sie den Talon<br />
per Post an<br />
<strong>Basler</strong> zeitung<br />
Stichwort «Reiseland»<br />
Postfach, 4002 Basel<br />
oder per Fax an 061 631 19 59<br />
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363, Kennwort Reiseland<br />
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3. preis: 1mal OutdoorJacke<br />
von Sherpa im Wert von<br />
Fr. 398.00<br />
teilnahmebedingungen<br />
Von der Teilnahme ausgeschlossen<br />
sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der baz und der SBB nordwest<strong>schweiz</strong>.<br />
Über den Wettbewerb<br />
wird keine Korrespondenz geführt.<br />
4. preis: eine zolliFührung für<br />
10 Personen inkl.<br />
eintritte Fr. 340.00<br />
5. + 6. preis: 2 Halbpreisabonnemente<br />
zum<br />
Preis von Fr. 150.00<br />
7. preis: 1 gutschein von<br />
Bider & Tanner Fr. 50.00<br />
8. preis: 1 UeFa eURO 2008 TM <br />
Fanball im Wert von<br />
Fr. 50.00<br />
9.–18. preis: 10 Familienkarten<br />
für den zolli im Wert<br />
von Fr. 35.00 pro Stück<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
eine Barauszahlung der gewinne<br />
oder ein Umtausch ist nicht möglich.<br />
Mehrfachteilnahmen werden<br />
nicht berücksichtigt.<br />
einsendeschluss ist der 31.mai 2008<br />
Die gewinnerinnen und gewinner<br />
werden direkt von der <strong>Basler</strong> zei<br />
tung benachrichtigt und erhalten<br />
ihre Preise per Post zugestellt.<br />
Frage–Rail Service–Antwort.<br />
Rund um die Uhr das ganze Bahnangebot 0900 300 300 (CHF 1.19/Min.).
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
bahnkarussell. Die steile Bergflanke, welche die Bahn in weiten Schleifen und<br />
mit einem Kehrtunnel elegant bewältigt. Foto BLS AG<br />
baz | 18. april 2008 | seite 9<br />
alte geleise und neue spuren<br />
frutigen. der bahnabschnitt nach kandersteg – ein spannender wanderweg<br />
Freddy widmer<br />
» im dezember 2007<br />
ging der neue lötschbergtunnel<br />
in betrieb.<br />
bahnreisenden kommt<br />
damit eine der spektakulärsten<br />
strecken der <strong>schweiz</strong> abhanden.<br />
wir geniessen die viertelstündige<br />
«fahrt» zwischen frutigen und<br />
kandersteg auf andere art – in<br />
zeitlupe, zu fuss.<br />
Was der Künzi Samuel in der<br />
Nacht auf den 20. Dezember des<br />
Jahres 1947 in seinem Stall auf der<br />
Fluh oben gerade machte, ist nicht<br />
überliefert – Tiere versorgen? Heu<br />
holen? Aber plötzlich wurde der Boden<br />
«in die Höhe gehoben, wie bei<br />
einem Erdbeben, dann sah Samuel<br />
das Tal unter sich voll Feuer und<br />
flüchtete sich mit dem Knecht in den<br />
benachbarten Tunnel der BLS. Durch<br />
den Kehrtunnel gelangten sie ins Tal<br />
und morgens um vier erreichte Samuel<br />
Künzi die Ruinen seines Hauses,<br />
darunter die beiden Kinder, irgendwo<br />
in der Nähe die Mutter und<br />
der Pflegebub.»<br />
Das schreibt die «Volkszeitung»<br />
am 22. Dezember 1947. In den Felskavernen<br />
südlich der Station Mitholz,<br />
einem Dorf zwischen Frutigen<br />
und Kandersteg, waren riesige Munitionslager<br />
explodiert, 3000 Tonnen<br />
mindestens, vielleicht auch<br />
7000; Felswände und Stahltore<br />
konnten nicht standhalten, das<br />
Bahnhofsgebäude und weitere Häuser<br />
wurden zerstört, neun Menschen<br />
kamen ums Leben, die 220 Einwohner<br />
wurden evakuiert, Mitholz wurde<br />
ein Fall für General Guisan und<br />
Bundesrat Kobelt. Die Untersuchungen<br />
zur Ursache wurden im Mai<br />
1949abgeschlossen.Allerdingsohne<br />
Ergebnis.<br />
Das Dorf ist wieder aufgebaut<br />
worden, die Katastrophe ist gut 60<br />
Jahre her, und nicht mehr viele Mitholzer<br />
können sich an jene Dezembernacht<br />
erinnern. Das Erinnern<br />
übernahmen alte Inschriften an<br />
Häusern, etwa diese:<br />
«Ein Schrecken lief durchs ganze Land<br />
als unser Dorf zerstört, verbrannt<br />
nun ist die Freude eingekehrt<br />
da uns ein Neues ist beschert.»<br />
im karussell. Die Haltestelle BlauseeMitholz<br />
liegt mittlerweile ziemlich<br />
verlassen da. «Der Haltepunkt<br />
BlauseeMitholz wird von Zügen des<br />
Personenverkehrs nicht bedient. Benützen<br />
Sie bitte den Bus», ist hier<br />
schon lange auf einer Tafel zu lesen.<br />
Seit dem 9. Dezember 2007 ists rund<br />
um Mitholz noch einmal etwas ruhiger<br />
geworden. Seither ist der neue<br />
Lötschbergtunnel in Betrieb und die<br />
schnellen Züge in den Süden fahren<br />
nicht mehr hier vorbei, sondern unten<br />
durch. Sie lassen eine der kühnsten<br />
Bahnanlagen, die je gebaut wurden,<br />
links liegen, dieses grossartige<br />
Geleisekarussell, mit dem die Bahn<br />
in kurzer «Luftlinie» rund 400 Höhenmeter<br />
aufsteigt. Von Frutigen zunächst<br />
über den Kanderviadukt, der<br />
den Talboden überquert, mit einer<br />
maximalen Steigung von 27 Promille<br />
hinein in die östlichen Hänge des<br />
Kandertals, weiter südwärts in die<br />
weite Schlaufe hinten im Talgrund,<br />
nordwärts zurück, hinein in einen<br />
1655 Meter langen Kehrtunnel, dann<br />
wieder südwärts Richtung Kandersteg<br />
– man konnte sich nicht entscheiden:<br />
sitz ich rechts oder links,<br />
und man wunderte sich, dass man<br />
das Rinderhorn sah, wenn man nach<br />
vorwärts, dann auch, wenn man<br />
nach rückwärts, und schliesslich<br />
wieder, wenn man nach vorwärts<br />
schaute. Und man darf sich auch<br />
heute noch wundern, dass noch immer<br />
funktioniert, was 1906 mit den<br />
ersten Sprengungen begann und<br />
1913 als erste elektrifizierte Alpenbahn<br />
Fahrt aufnahm.<br />
auf klimaspuren. Die Bahnanlage<br />
ist auch etwas für Langsamreisende,<br />
für Wanderer. Ein sogenannter Erlebnispfad<br />
führt der Strecke entlang,<br />
mal ganz in der Nähe des Trassees,<br />
mal mit etwas Distanz. Dabei begegnet<br />
man nicht nur uralten Geleisen,<br />
man begegnet auch Spuren aus<br />
der jüngeren Zeit, Spuren des Klimas.<br />
Zunächst mal und am auffälligsten<br />
der riesige «Schmiss», den<br />
der Sturm Lothar der Westflanke des<br />
Gehrihorns verpasst hat; etwas<br />
später, genau über jener Stelle, an<br />
information<br />
hin oder zurück. Von<br />
Frutigen, 780 Meter über<br />
Meer, nach Kandersteg,<br />
1176 mü.M. – Für den Weg<br />
sollte man etwa fünf Stunden<br />
einrechnen; wenn man<br />
ihn in umgekehrter Richtung<br />
begeht, also von oben<br />
nach unten, natürlich etwas<br />
weniger.<br />
charakter der wanderung.<br />
Gut markierte Wege;<br />
stellenweise Trittsicherheit<br />
gefordert (rutschige Stellen<br />
in den Bachgräben). Nicht<br />
Kinderwagen-tauglich.<br />
verlauf. Vom Bahnhof<br />
Frutigen nach Kanderbrügg<br />
und direkt hinauf auf den<br />
BLS-Erlebnispfad. – Variante:<br />
Wer im Talgrund bis<br />
nach Mitholz geht, sollte<br />
den Blausee nicht verpassen<br />
und wird den dortigen<br />
Forellen nicht widerstehen<br />
können, muss<br />
allerdings viel Hartbelag<br />
und die Nähe des Strassenverkehrs<br />
in Kauf nehmen.<br />
Von Mitholz dann auf<br />
schmalem Pfad steil hinauf<br />
zum Punkt «Hemlige», wo<br />
man auf den BLS-Erlebnispfad<br />
trifft. fw<br />
der tausendtonnenweise NeatKies<br />
liegt, hat ein steiler Bach dem Hang<br />
schwer zugesetzt, da und dort ist ein<br />
Stück Hang gerutscht. Und kurz vor<br />
Kandersteg schliesslich, dort wo die<br />
Kander nicht laufen darf wie sie will,<br />
sondern in einen engen Kanal<br />
gezwungen ist, von jenem flachen<br />
Wegstück aus sehen wir noch einmal<br />
hinauf zum Rinderhorn. Und stossen<br />
noch einmal auf Klimaspuren: Vor<br />
zwanzig Jahren noch bot die ebenmässige<br />
Firnflanke des Rinderhorns<br />
den Bergsteigern ein schön weisses,<br />
ein reines Vergnügen; sie ist schon<br />
arg geschrumpft, und in weiteren<br />
zwanzig Jahren liegt dort oben<br />
vielleicht nur mehr ein kümmerlicher<br />
Rest von schmutziggrauem<br />
Eis.<br />
> anreisebeispiel. Basel ab 8.30 Uhr,<br />
Bern ab 9.39, Frutigen an 10.26. –<br />
Rückreise: Kandersteg ab 16.14, Bern<br />
ab 17.34, Basel an 18.29.
ausfliegen mit der bahn.<br />
Magie und Zauber für Jung und Alt<br />
15 Jahre Disneyland Paris – die Party geht weiter<br />
Mit über 185 Millionen Besuchern<br />
seit seiner eröffnung 1992 ist Disneyland<br />
Resort Paris das meistbesuchte<br />
und beliebteste Kurzreiseziel<br />
in europa. Wenn Kinder träumen, erscheint<br />
alles wundersam neu und<br />
unglaublich wahr zu sein. erleben<br />
Sie mit ihren Kleinen die zauberhafte<br />
Welt der Träume! Mit dem neuen<br />
TgV rückt Paris ausserdem noch<br />
ein bisschen näher an Basel heran.<br />
In die 4. Dimension<br />
2007 war offizielles Jubiläumsjahr<br />
zum 15. geburtstag des Disneyland<br />
Resort Paris – die Party wurde letzten<br />
April eingeläutet. Und wird jetzt,<br />
aufgrund der grossen Resonanz,<br />
kurzerhand bis März 2009 verlängert.<br />
anlässlich des grossen erfolges<br />
präsentiert Disneyland® Resort<br />
Paris 2008 noch mehr neue attraktionen,<br />
zauberhafte Momente mit den<br />
Disney® Figuren, LiveShows sowie<br />
die eröffnung einer der aufregendsten<br />
und weltweit beliebtesten attraktionen<br />
«Tower of Terror – Freier<br />
Fall in die 4. Dimension». Die mit<br />
modernster Technologie inszenierte<br />
Story: in einem einst glamourösen,<br />
inzwischen verlassenen Hollywood<br />
Luxushotel werden die Besucher 13<br />
Frühlingsgefühle in der Toskana<br />
Landschaftlich schön, kulinarisch reizvoll und kulturell interessant<br />
Reize der Toskana. Die verlockende aussicht<br />
vom Hotel Casanova aus (oben). – Unten: Leckere<br />
Wurstwaren aus «Cinta Senese»Fleisch.<br />
Neue Attraktion. The Hollywood<br />
Tower Hotel in Disneyland Paris.<br />
in die Sonne blinzeln, auf einer<br />
Piazza einen Cappuccino trinken<br />
und die Toskana kulinarisch,<br />
kulturell und landschaftlich<br />
in vollen zügen geniessen.<br />
Jetzt ist der richtige Moment für<br />
eine auszeit in der Toskana, wo<br />
sich Landidylle und Kulturerlebnis<br />
auf schönste Weise kombinieren<br />
lassen.<br />
ToskanaLiebhaber fahren<br />
stressfrei mit dem Cisalpino direkt<br />
nach Florenz. ein Mittagessen<br />
im Speisewagen… und<br />
schon zeichnen sich am Horizont<br />
sanft geschwungene Hügel,<br />
Oliven und zypressenbäume<br />
ab. Vor Ort empfiehlt sich<br />
ein Mietwagen, um problemlos<br />
die zahlreichen Kunststädte<br />
rund um Florenz besichtigen zu<br />
können – etwa San gimignano,<br />
Volterra, Siena und Pisa – und<br />
doch nicht auf den genuss verzichten<br />
zu müssen, völlig malerisch<br />
in einem der mittelalterlichen<br />
ToskanaDörfer zu logie<br />
Stockwerke abwärts durch einen<br />
stillgelegten Fahrstuhlschacht hinunter<br />
katapultiert in die Tiefe der<br />
4. Dimension, der Twilight zone. Mit<br />
einem Vielfachen der Fallgeschwindigkeit,<br />
versteht sich.<br />
ebenfalls in der zwischenwelt zwischen<br />
real und virtuell angesiedelt:<br />
die interaktive attraktion Stitch Live.<br />
gäste interagieren in echtzeitanimation<br />
mit dem knuddeligen ausserirdischen<br />
aus dem Walt Disney<br />
Film «Lilo & Stitch».<br />
In nur dreieinhalb Stunden<br />
Mehrmals täglich fährt der neue Disney<br />
Characters’ express mit vielen<br />
der beliebtesten Disney Figuren die<br />
Main Street, U.S.a. entlang. Dieses<br />
musikalische abenteuer beinhaltet<br />
genügend zeit für zahlreiche Meetngreets<br />
mit den Disney Figuren.<br />
Jeden Tag wird bei der grossen Geburtstagsshow<br />
Candleabration mit<br />
viel gesang und Tanz auf der Bühne<br />
vor dem Dornröschenschloss weitergefeiert.<br />
Dann treffen sich Micky<br />
Maus, Minni Maus und ihre Freunde<br />
ren. Besonders reizvoll sind romantische<br />
Städtchen wie Colle<br />
di Val d’elsa, Montaione und<br />
Monteriggioni, wo ihnen Hotels,<br />
gästezimmer und Ferienwohnungen<br />
in historischen gutshöfen,<br />
ehemaligen Klöstern und<br />
edlen Patrizierhäusern das typische<br />
ToskanaLebensgefühl<br />
vermitteln.<br />
Wandern und biken<br />
Viele Betriebe bieten die Möglichkeit,<br />
Land und Leuten auf<br />
Wanderungen und Biketouren<br />
näher zu kommen. Wer diese<br />
zauberhafte gegend noch intensiver<br />
erfahren möchte, bucht<br />
am besten eine einwöchige, individuelle<br />
Rundreise ab Florenz,<br />
etwa zum Thema «Land und<br />
Meer» oder «Dörfer und Weinberge».<br />
Falls Sie nur wenig zeit haben,<br />
die Toskana aber dennoch authentisch<br />
und originell erleben<br />
möchten, ist ein Schnupperpro<br />
und entzünden feierlich die Kerzen<br />
auf dem Dornröschenschloss. Wann<br />
feiern Sie und ihre Familie mit?<br />
Mit dem neuen TgV dauert die Reise<br />
nach Paris nur noch 3½ Stunden,<br />
wahrlich ein Katzensprung! Dazu<br />
lockt das Disneyland Resort Paris<br />
mit vielen attraktiven ermässigungen<br />
für Familien wie z.B. «Kinder<br />
gratis».<br />
gerne berät Sie das SBB Reisebüro<br />
Basel über die aktuellen Disneylandangebote<br />
von railtour suisse.<br />
Alt und Jung. altbekannte und<br />
neue Figuren begeistern die Kinder.<br />
gramm wie das arrangement<br />
«Ländliche Delikatessen» in<br />
Montaione genau das Richtige.<br />
inbegriffen ist die Unterkunft in<br />
einem Herrenhaus, die Besichtigung<br />
einer zucht von CintaSeneseSchweinen,<br />
die es nur in<br />
der gegend von Siena gibt, und<br />
eine Degustation mit Lokalspezialitäten<br />
und edlen Tropfen. im<br />
Herbst gehen Sie zusätzlich mit<br />
einem Fachmann auf Trüffelsuche.<br />
Kulinarische Highlights stehen<br />
auch bei der Pauschale<br />
«Weinreben und Oliven» im Mittelpunkt<br />
– hier erfahren Sie mitten<br />
im Chiantigebiet viel Wissenswertes<br />
über die Olivenernte<br />
und erhalten auch die gelegenheit,<br />
lokale Spitzenweine und<br />
Käsesorten zu verkosten. Toskana<br />
vom Feinsten!<br />
information. Toskanaarrangements<br />
von Frantour mit Bahn und Unterkunft<br />
sind an ihrem Bahnhof buchbar,<br />
oder unter<br />
> www.frantour.ch
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
gute kombination<br />
für beide.<br />
Geniessen und<br />
arbeiten in<br />
reizvoller Landschaft.<br />
helen weiss (text und Foto)<br />
» die frage,<br />
ob man den<br />
hund in die ferien<br />
mitnehmen<br />
oder zu hause lassen soll,<br />
stellt sich hier nicht: im<br />
hotel tannenboden in<br />
flumserberg steht der<br />
vierbeiner im mittelpunkt.<br />
BeimBegrüssungsApéro<br />
scheinen sich alle zu kennen:<br />
Während sich die Hunde gut<br />
versorgt in den Zimmern<br />
und Boxen von der Reise erholen,<br />
tauschen die zweibeinigen<br />
Gäste auf der Terrasse<br />
Neuigkeiten aus. Man ist per<br />
Du unter den «Hündelern»,<br />
und auch wer noch nie hier<br />
war, kommt schnell ins Gespräch.<br />
Hunde sind das zentrale<br />
Thema, und da weiss<br />
man immer wieder Neues zu<br />
berichten. Für viele sind die<br />
HündelerFerien in Flumserberg<br />
(SG) fester Bestandteil<br />
ihres Jahres, einige Gäste buchen<br />
das Angebot bereits seit<br />
20 Jahren. «Wir bieten die<br />
HündelerFerien seit 32 Jahren<br />
an und waren damit das<br />
erste Hotel in der Schweiz,<br />
das Aktivwochen für Hundehalter<br />
im Programm hatte»,<br />
sagt Romana Dörig, die mit<br />
ihrem Mann Christian das<br />
Hotel Tannenboden 1994<br />
von ihrem Vater übernommen<br />
hat. Gemeinsam mit<br />
Romana Dörigs Bruder Hannes<br />
Kurath leitet das Ehepaar<br />
den Familienbetrieb.<br />
Nach dem Mittagessen<br />
geht man gemeinsam zur<br />
ersten Unterrichtsstunde auf<br />
dem nahen Übungsgelände.<br />
Das freiwillige Training ist<br />
vielfältig: Neben Nasenarbeit<br />
wie Fährten und Flächensuche<br />
kann man hier<br />
mit seinem Vierbeiner auch<br />
am Grundgehorsam arbeiten<br />
oder sich auf die Begleithundeprüfung<br />
vorbereiten. Die<br />
Stimmung unter den Gästen<br />
ist locker – die rund 42 Hunde<br />
hingegen müssen sich<br />
zum Teil mit lautem Gebell<br />
auf dem Platz behaupten.<br />
motivation. «Früher herrschte<br />
in der Hundeszene viel<br />
Zwang bei der Erziehung»,<br />
sagt Hans Schmid, der hier<br />
seit 14 Jahren den Unterricht<br />
leitet. «Wir möchten jedoch,<br />
dass der Hund Freude hat<br />
und motiviert ist, zu arbeiten.»<br />
Es sei faszinierend zu<br />
beobachten,wasdieMensch<br />
HundeTeams erreichten,<br />
«und zwar auf jeder Stufe»,<br />
meint Schmid.<br />
spurensuche. Sein Sohn<br />
Bruno Schmid leitet in dieser<br />
Woche den FährtenUnterricht.<br />
Die Nasenarbeit ist Teil<br />
der BegleithundePrüfung,<br />
der Hund muss dabei einer<br />
150 Meter langen Spur folgen<br />
können. Begonnen wird<br />
jedoch mit kurzen Strecken<br />
und vielen CervelatStück<br />
chen. «Der Hund muss sorgfältig<br />
auf diese Aufgabe vorbereitet<br />
werden, damit er<br />
später einer längeren Spur<br />
folgenkann»,erklärtSchmid.<br />
Ende der Woche können die<br />
Vierbeiner bereits einige Meter<br />
Spur «erschnuppern».<br />
In der Familienhunde<br />
Gruppe lehren Andrea<br />
Schaub und Heidi Bisig<br />
Grundgehorsam wie Sitz,<br />
Platz und Fuss. «Heute, da<br />
Hunde nicht mehr überall<br />
gern gesehen werden, ist es<br />
wichtig, dass der Hund gesellschaftsfähig<br />
ist und gehorcht»,<br />
meint Heidi Bisig.<br />
Mit verschiedenen Übungen<br />
soll die Bindung zwischen<br />
Halter und Hund gestärkt<br />
werden, denn nur auf die<br />
baz | 18. april 2008 | seite 11<br />
vierbeinige feriengäste erwünscht<br />
flumserberg. hunde mögen abwechslung, auch in den Ferien<br />
ferien mit dem hund<br />
ser Vertrauensbasis können<br />
Fortschritte erzielt werden.<br />
familiär. Nachmittags werden<br />
Wanderungen angeboten,<br />
das Gebiet bietet vielfältige<br />
Routen. «Ich mag Aktiv<br />
Ferien, und das HundeTraining<br />
wird überaus kompetent<br />
geführt», sagt Brigitte<br />
Tschanz, die mit ihrem dreijährigen<br />
«Chiro» zum dritten<br />
Mal im Tannenboden Ferien<br />
macht. Zudem sei das Preis<br />
LeistungsVerhältnis super.<br />
Auch Markus und Miriam<br />
Degen aus Witterswil sind<br />
zufrieden: «Die Stimmung<br />
ist familiär und gemütlich,<br />
das gefällt uns.» Ihre beiden<br />
Berger Blanc Suisse «Bolero»<br />
und «Ashley» bilden sie zu<br />
tannenboden. Für Ferien mit Hunden<br />
gibt es unterschiedliche angebote: in vielen<br />
Hotels in Wandergebieten sind Hunde<br />
zwar erlaubt, ein Programm mit Hunden<br />
kann jedoch nur in wenigen Hotels in der<br />
Schweiz gebucht werden. Das Hotel Tannenboden<br />
in Flumserberg bietet von Juli<br />
bis Oktober einwöchige HündelerFerien<br />
mit freiwilligem Training in gehorsam,<br />
nasenarbeit, Schutzdienst und agility an.<br />
Sechs Tage Vollpension kosten je nach<br />
Standard des zimmers 680 bis 790 Franken;<br />
pro Hund kommt ein Pauschalpreis<br />
von 80 Franken hinzu. Der Vierbeiner darf<br />
entweder mit aufs zimmer genommen<br />
oder kann in einer geräumigen Hundebox<br />
Flächensuchhunden aus.<br />
Auch der Labrador Retriever<br />
von Chantal Wuillemin kann<br />
sich hier von seinem Arbeitsalltag<br />
erholen. «Tosca»<br />
ist ein Drogenspürhund,<br />
Chantal Wuillemin arbeitet<br />
mit ihr für die Berner Kantonspolizei.<br />
«Für mich geht<br />
es hier weniger darum, etwas<br />
zu lernen, ich habe kein<br />
Leistungsziel», sagt sie. «Ich<br />
geniesse vor allem den Austausch<br />
mit anderen Hundehaltern,<br />
und für meinen<br />
Hund stellt das Programm<br />
einen guten Mix zwischen<br />
Ferien und Arbeit dar.»<br />
> anreisebeispiel. Basel ab<br />
9.07, ziegelbrücke ab 11.02,<br />
Flums an 11.30, Flums ab<br />
11.52, Flumserberg an 12.09.<br />
untergebracht werden. im Preis inbegriffen<br />
sind vormittags rund zwei Stunden<br />
Training und nachmittags geführte Wanderungen.<br />
Die Transporte mit Bahn,<br />
Schiff und Bus sind gratis, auch Hundefutter<br />
steht kostenlos zur Verfügung. zum<br />
Schluss der HündelerFerien wird ein<br />
Plauschparcours durchgeführt. hew<br />
informationen: Hotel Tannenboden,<br />
Familien Dörig & Kurath, 8898 Flumserberg.<br />
Tel. 081 733 24 58. – info@tannenboden.ch<br />
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eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
spielerisch ernst. Mit augenzwinkern macht Paul gugelmann Hintergründiges vordergründig. Fotos Daniel Desborough
martin matter<br />
» höchste handwerkskunst,faszinierendeszusammenspiel<br />
von symbolbild<br />
und mechanischer bewegung:<br />
die anziehungskraft von paul gugelmanns<br />
poetischen maschinen<br />
ist ungebrochen. da ist nichts gealtert.<br />
am wenigsten der künstler<br />
selber.<br />
Vor uns summt und surrt es in<br />
dem Maschinchen, dann klingelt etwas<br />
leise, gefolgt von regelmässigem<br />
Klicken. Ein paar Meter weiter schlagen<br />
Hämmerchen an Glöckchen und<br />
Messingstäbe. Anderswo scheppert<br />
es vernehmlich: «Die Eitelkeit»<br />
macht sich bemerkbar. Daneben<br />
dreht und klopft oder zwitschert es.<br />
Beim Parterrefenster des kleinen<br />
Museums radelt «Der Verliebte» auf<br />
dem Seil, unter hörbarem Schall von<br />
Glocken und Metallstäben. Das Räderwerk<br />
im «Spiegel der Wahrheit»<br />
dreht sich unaufhaltsam und mit Geräusch.<br />
Andere Kunstwerke bewegen<br />
sich fast oder ganz geräuschlos.<br />
Bewegen aber tun sich alle. «Der Politiker»,<br />
dessen Mundwerk sich sichtbar<br />
auf und ab bewegt, setzt sich immer<br />
wieder eine andere Maske auf,<br />
ein anderes Gesicht. Eine Ratte nagt<br />
an seinem Stuhl, der Sturz scheint<br />
nicht weit zu sein. Eva lockt Adam<br />
erfolglos. Dann geschieht das Wunder:<br />
Als Eva ihr Feigenblatt entfernt,<br />
hebt sich Adams Feigenblatt, und er<br />
gibt nickend sein Ja. «Der Nasenbohrer»<br />
erhält eine Kopfnuss, sobald er<br />
den Finger in die Nase steckt; das<br />
Bohren nämlich soll ihm abgewöhnt<br />
werden.<br />
Der Fantasie sind keine Grenzen<br />
gesetzt. Und Paul Gugelmann, inzwischen<br />
77jährig, ist kein bisschen<br />
müde. Im Gegenteil.<br />
poesie und zauber. Gegen 100000<br />
Besucher hat das kleine Museum im<br />
ehemaligenBallyDorfSchönenwerd<br />
seit seiner Eröffnung im Jahre 1995<br />
empfangen. Der Zustrom hält an.<br />
Fasziniert, amüsiert, nachdenklich<br />
stehen Jung und Alt vor diesen wunderbaren<br />
filigranen Gebilden und<br />
entdecken beim näheren Hinsehen<br />
immer wieder neue, überraschende<br />
Details. Ein eigentümlicher Zauber<br />
geht von den «Machines poétiques»<br />
aus, wie Paul Gugelmann seine Kreationen<br />
nennt. Unwiderstehlich, wie<br />
er auf hintergründigverspielte Art<br />
über Gott und die Welt sinniert,<br />
Menschliches, AllzuMenschliches<br />
karikiert, Widersprüche zwischen<br />
Sein und Schein aufdeckt: «Arche<br />
des Teufels», «Narrenschiff», «Monsterfalle»,<br />
«Geldwäscherei». Aber Gugelmann<br />
ist kein unbarmherziger<br />
Richter. Er öffnet uns augenzwinkernd<br />
die Augen, seine poetischen<br />
Maschinen verführen uns zur Wahrheit.<br />
Zeitkritik, Witz, liebenswürdighinterlistige<br />
Ermahnung, Spiegel,<br />
Satire, Gleichnis, Doppelbödigkeit:<br />
Von allem etwas steckt in diesen fantastischen<br />
Mikrokosmen.<br />
ewige themen. Beschreibungen<br />
und Interpretationen sind inzwischen<br />
in vier prächtigen Büchern<br />
über Paul Gugelmanns Werk ergangen.<br />
Er trägt sie mit der Gelassenheit<br />
eines Weisen. «Ich bin kein Weltverbesserer»,<br />
lächelt er, im Museum inmitten<br />
seiner Maschinen sitzend.<br />
Moralisieren liegt ihm fern. «Wohl<br />
gibt es zeitkritische Ansätze in meinen<br />
Sachen, aber ich stelle Themen<br />
dar, die es schon immer gegeben<br />
hat.» Den Missbrauch der Religion<br />
als Machtvehikel zum Beispiel. Oder<br />
Wichtigtuerei, Falschheit, Verschwendung.<br />
Gugelmanns Botschaften<br />
sind trotz des komplex scheinenden<br />
Zusammenspiels von Mechanik,<br />
Bewegung und Geräusch einfach<br />
und leicht verständlich.<br />
«Kinder und Narren sagen die<br />
Wahrheit», steht im jüngsten Buch<br />
über Paul Gugelmann*. Da ist etwas<br />
dran. Das Verspielte, ebenso den unverkrampften<br />
Zugang zu seinen Themen<br />
und zur Wahrheit hat er sich<br />
bewahrt. Seit fast einem halben<br />
Jahrhundert. Und der ehemalige<br />
Grafiker, Créateur und Schuhdesigner<br />
bei Bally bleibt in erster Linie der<br />
Ästhet, der er immer war: «Meine<br />
Maschinen müssen auch dann schön<br />
sein, wenn sie stillstehen.»<br />
ein <strong>schweiz</strong>er in paris. Der Erfolg<br />
ist Paul Gugelmann nicht in die Wiege<br />
gelegt worden. Mit sechs Geschwistern<br />
zusammen wuchs er in<br />
einfachen Verhältnissen und in einer<br />
engen Wohnung auf – im Wohngebäude<br />
an der Stiftskirche gleich gegenüber<br />
dem ehemaligen Schuppen,<br />
der heute das Museum beherbergt.<br />
Spielsachen waren in seiner Kindheit<br />
rar, der Erfindergeist der Kinder gefordert.<br />
Seine erste kreative Berufsphase<br />
verbrachte er als BallySchuhdesigner<br />
in Paris, wo er in jeder freien<br />
Minute malte, zeichnete, modellierte.<br />
Seine erste Kreation entstand<br />
1963 aus einer SpielzeugDampfmaschine,<br />
die er seinem Kind zum Geburtstag<br />
geschenkt hatte: Papa zerlegte<br />
das Ding, fügte allerhand Sachen<br />
aus den Pariser «Marchés aux<br />
puces» hinzu, und daraus wuchs die<br />
erste mobile Skulptur, mit Dampfantrieb.<br />
Sieben weitere dampfgetriebene<br />
Kreationen in Paris folgten, bis<br />
die Familie Ende der Sechzigerjahre<br />
wieder in die Schweiz zurückkehrte.<br />
Gugelmann blieb bis zu seiner Frühpensionierung<br />
1992 in Ballys Diensten<br />
und schuf eine fantasievolle<br />
Skulptur nach der andern. Gegen 80<br />
sind es bis heute, und es werden immer<br />
mehr.<br />
unverkäuflich. In zahlreichen<br />
Ausstellungen im In und Ausland<br />
stiessen die «Machines poétiques»<br />
auf Begeisterung, überall standen<br />
die Leute Schlange. An lukrativen<br />
Kaufangeboten aus aller Welt fehlte<br />
es nicht, doch Paul Gugelmann dachte<br />
nie ans Verkaufen. Bei Freunden,<br />
Bekannten und Fans vorab in der Gemeinde<br />
wuchs aber das Bedürfnis<br />
nach einer öffentlich zugängigen<br />
Bleibe. 1994 wurde der Grossteil der<br />
Maschinen in eine Stiftung eingebracht,<br />
und dank der Unterstützung<br />
von Gemeinde, zahlreichen Sponsoren<br />
und noch zahlreicheren fleissigen<br />
Händen entstand das Museum<br />
in Schönenwerd.<br />
Bei Führungen stellt Paul Gugelmann<br />
seine Schöpfungen immer<br />
wieder selber vor. Gegen 50 Freiwillige<br />
aus der Region kümmern sich<br />
heute um all die Führungen, ein Förderverein<br />
sorgt für Betrieb und Unterhalt.<br />
Der Künstler selber macht<br />
baz | 18. april 2008 | seite 13<br />
kind, narr, (gugel-)mann<br />
schönenwerd. die «machines poétiques» begeistern ein wachsendes publikum<br />
fehlkonstruktion i. nur scheinbar<br />
tickt dieser Organismus richtig.<br />
allerdings in Sachen Energie allen<br />
etwas vor. Nach wie vor steht er oft<br />
beim ersten Büchsenlicht auf («dann<br />
kommen mir die besten Ideen»), und<br />
arbeitet so intensiv wie früher. Mehrere<br />
hundert, bisweilen auch über<br />
tausend Arbeitsstunden investiert er<br />
in eine Kreation. Er arbeitet ohne genaue<br />
Pläne, alles entsteht in seinem<br />
Kopf, nur die Figuren bekommen<br />
eine hölzerne Vorlage. Und wenn ihn<br />
am Abend jemand fragt, ob er heute<br />
das schöne Wetter zur Kenntnis genommen<br />
habe, muss er oft passen.<br />
der plastiker. Aus seinem konzentrierten<br />
Schaffen bezieht Gugelmann,<br />
seit mehreren Jahren Witwer,<br />
seine ungebrochene Lebenskraft.<br />
Gebresten kennt er keine («Holz anfassen»).<br />
Im Moment formt sich unter<br />
seinen Händen eine grosse Plastik,<br />
die einen Strassenkreisel in Gretzenbach<br />
zieren wird. Über 40 mobile<br />
Skulpturen hat er als Auftragsarbeiten<br />
geschaffen, die meisten stehen<br />
auf Brücken, an Gebäuden, auf Plätzen.<br />
Und dass ihm auch die Arbeit<br />
mit Kindern und Jugendlichen Spass<br />
macht, verwundert nicht: Vor einiger<br />
Zeit entstanden unter seiner Anstiftung<br />
über 100 kleine Kurbelmaschinen,<br />
kreiert von den Kindern einer<br />
Gretzenbacher Schule.<br />
Paul Gugelmann, ein Vollblutkünstler<br />
ohne Dünkel, ein liebenswürdiger<br />
Mensch, einer, der auch<br />
sich selber nicht todernst nehmen<br />
muss. «Ich wünsche Ihnen noch ein<br />
schönes Leben!», schrieb ihm ein begeisterter<br />
Gretzenbacher Schulbub.<br />
Dem ist nichts beizufügen.<br />
* Paul gugelmann: Poetische Maschinen.<br />
neuausgabe 2004, Fr. 49.–. erhältlich im<br />
Museum.<br />
> anreisebeispiel. Basel ab 9.30,<br />
Olten ab 10.07, Schönenwerd an<br />
10.15Uhr.<br />
paul-gugelmannmuseum<br />
Schmiedengasse 37,<br />
5012 Schönenwerd (neben<br />
der Stiftskirche). Telefon<br />
062496540. Öffnungszeiten:<br />
Mittwoch, Samstag und<br />
Sonntag jeweils 14 bis 17 Uhr.<br />
gruppenführungen auch<br />
ausserhalb der Öffnungszeiten.<br />
anmeldungen:<br />
06284965 40.<br />
> www.gugelmann-museum.ch
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eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
idylle im trüben<br />
Juli. zuhinterst<br />
im Tal liegt der<br />
Lauenensee.<br />
Foto georg Schmidt<br />
georg schmidt<br />
Mein Atem stockte, als<br />
ich den Lauenensee zum<br />
ersten Mal sah. Ein Bild<br />
wie vom Anfang der<br />
Welt, war mein erster Gedanke:<br />
Ganz zuhinterst in einem Tal stürzt<br />
ein Wasserfall über eine Bergwand<br />
in die Tiefe, im Talboden glitzert<br />
still ein kleiner See.<br />
Natürlich – ich kannte das Lied vom<br />
«Louenesee» seit Jahren, nein, seit<br />
Jahrzehnten. Aber tiefer in mein Bewusstsein<br />
hatte es der Song der Berner<br />
Mundartrocker Span nicht geschafft;<br />
der Lauenensee war Hintergrundgeplätscher<br />
aus dem Radio<br />
geblieben. Jetzt aber, auf der Wispile,<br />
einem Bergrücken oberhalb von<br />
Gstaad, wusste ich, dass ich einen<br />
lange versäumten Ausflug nachholen<br />
musste. Dringend.<br />
unterwegs. Ich wollte sofort losziehen.<br />
Das ging aber nicht so einfach.<br />
Dreieinhalb Stunden Fussweg,<br />
einfach so, aus dem Stand heraus –<br />
das ist zu viel, wenn man mit der<br />
ganzen Familie unterwegs ist. Ich<br />
fügte mich widerwillig in mein<br />
Schicksal. Ein paar Tage später sassen<br />
wir aber im Postauto und fuhren<br />
von Gstaad ins Lauenental hinein –<br />
auf einer Strasse, welche sich in<br />
meiner Erinnerung immer abenteuerlicher<br />
den steiler werdenden Berghängen<br />
entlang windet. Die Lebenswelt<br />
der Menschen, die in dieser<br />
Welt zu Hause sind, schien weit weg<br />
vom geschäftigen Treiben im mondänbehäbigen<br />
Gstaad.<br />
Das war im kalten und verregneten<br />
Juli 2007. Das Wasser war überall.<br />
Feine Rinnsale ergossen sich über<br />
die Wege. Bei jedem Schritt gab es<br />
ein schmatzendes Geräusch. Als ich<br />
aus dem Postauto ausstieg, war ich<br />
zwar etwas benommen von der<br />
Fahrt, aber endlich da, wo ich hin<br />
wollte.<br />
Durch einen Wald mit moosigem<br />
Boden führt ein Weg zum See – respektive<br />
zu den beiden Seen: Sie sind<br />
1,3 beziehungsweise 8,8 Hekar<br />
gross. Offen gestanden: Dass es hier<br />
unter einem Namen zwei Seen gibt,<br />
realisierte ich erst viel später. Ich<br />
nahm nur das eine gewaltige Naturschauspiel<br />
wahr.<br />
Der Spaziergang um die beiden Gewässer<br />
dauert knapp eine Stunde.<br />
Nebelschwaden hingen an jenem<br />
Tag an den Berghängen rund um<br />
den See, es war unangenehm kalt.<br />
Zwischendurch setzte immer wieder<br />
Regen ein. Aber das konnte der<br />
Schönheit dieses Ortes nichts anha<br />
ben. Abwechslungsreich und in einer<br />
überschaubaren Grösse präsentiert<br />
sich die Idylle – überragt wird<br />
der See von mächtigen Berggipfeln,<br />
die wie Schutzpatrone auf ihn herabblicken.<br />
Einige wenige Häuser und Scheunen<br />
liegen verstreut in der Landschaft<br />
– es gibt dort auch ein Restaurant,<br />
einen dunklen Raum mit<br />
niedriger Decke, wo wir uns am<br />
Schluss der kleinen Wanderung aufwärmten<br />
und die durchnässten<br />
Schuhe der Kinder mit <strong>Zeitung</strong>spapier<br />
ausstopften und neben den<br />
Ofen stellen durften. Irgendwo hat<br />
es auch einen rudimentären Bootssteg,<br />
der ins Wasser ragt, ein Boot<br />
schaukelt auf den Wellen. Sonst<br />
aber fehlen die menschlichen Eingriffe<br />
– das Gebiet steht unter kantonalem<br />
Naturschutz.<br />
üppig. Und die Natur scheint es zu<br />
danken, sie wuchert üppig und vielfältig:<br />
Manchmal stehen lockere Gehölze<br />
am Ufer, dann wieder ist der<br />
Zugang zum See offen, viel Schilf<br />
ragt aus dem Wasser, auch Nadelwälder<br />
gesellen sich ins Bild. Die<br />
Wiesen sehen saftig aus.<br />
Zwei Dinge nimmt man als Laie auf<br />
dem Spaziergang nicht wahr: Erstens<br />
lässt sich die Vielfalt und Pracht<br />
des Ortes auch mit Fakten untermauern.<br />
So ist der Lauenensee der<br />
höchst gelegene Brutplatz der<br />
Schweiz. Hier ziehen Stockenten,<br />
baz | 18. april 2008 | seite 15<br />
Das Versprechen, es Berner Rockern gleichzutun<br />
«Immer wieder setzt<br />
Regen ein. Aber das<br />
kann der Schönheit<br />
dieses Ortes<br />
nichts anhaben.»<br />
Reiherenten und Blässhühner ihren<br />
Nachwuchs gross. Auch Zugvögel<br />
schätzen den Ort – ebenso Wasser<br />
liebende Tiere: Eine Zählung ergab<br />
18 Libellenarten.<br />
Und zweitens droht dem See die<br />
Verlandung. Paradoxerweise ist es<br />
die Natur selber, die zur Bedrohung<br />
wird. Durch Lawinenniedergänge<br />
gelangt immer mehr Schutt und Geröll<br />
in den See.<br />
unterschrieben. Das aber wollen<br />
die frühere Lauener Gemeidepräsidentin<br />
Bethli KüngMarmet und mit<br />
ihr zusammen 3900 Personen verhindern,<br />
welche die Petition «Rettet<br />
den Lauenensee!» unterschrieben<br />
haben. Auch der Berner Grosse Rat<br />
zeigte sich freundlich gesinnt: Mit<br />
nur einer Gegenstimme überwies er<br />
ein Postulat an die Regierung, die<br />
versprach, das Anliegen nicht zu<br />
schubladisieren.<br />
Damit ist ein erster Schritt getan,<br />
damit der SpanSong nicht zum<br />
Abgesang wird. Im Text heisst es:<br />
«Immer wen i dra dänkä a das Gfüeu<br />
denn am See, de merk i, wie guet<br />
dass mer ta het.» Dem ist wenig beizufügen<br />
– ausser dem Versprechen<br />
vielleicht, es gleich zu tun wie die<br />
Berner Rockmusiker: «I gloube, i<br />
gange no mehr a Louenesee.»<br />
> anreisebeispiel. Basel ab 8.30 Uhr,<br />
Spiez ab 10.09, zweisimmen ab 11.05,<br />
gstaad ab 12.03, Lauenen Post an<br />
12.16 Uhr.
ausfliegen mit der bahn.<br />
Beste Verbindungen nach Deutschland<br />
Das Bahnfahren geht auch nach der Grenze in flottem Tempo weiter<br />
Komfortabel, schnell. ein «iCe 3»<br />
der Deutschen Bahn.<br />
Der ICE holt Schweizer Reisende<br />
vor ihrer Haustür ab – stündlich<br />
ohne Umsteigen von Basel nach<br />
Freiburg, Mannheim und Frankfurt<br />
sowie zweistündlich nach Köln,<br />
Berlin, Hannover und Hamburg.<br />
Bahn fahren mit hohem Komfort und<br />
besten Verbindungen – das hört hinter<br />
Basel oder Schaffhausen nicht<br />
auf, sondern es geht hinter der grenze<br />
weiter. Wie in der Schweiz, so<br />
anzeige<br />
sind auch in Deutschland alle grossstädte<br />
und Regionen durch schnelle<br />
und moderne züge miteinander verbunden.<br />
Und das Beste: Das Flaggschiff<br />
der Deutschen Bahn, der iCe,<br />
holt Reisende in der Schweiz praktisch<br />
vor ihrer Haustür ab.<br />
ab Basel SBB geht es stündlich per<br />
interCityexpress nach Freiburg,<br />
Mannheim und Frankfurt und von<br />
dort in verschiedenen Richtungen<br />
weiter nach Köln und amsterdam,<br />
nach Hamburg und Berlin oder nach<br />
Leipzig und Dresden. zudem verkehren<br />
täglich nachtzüge der City night<br />
Line, unter anderem nach Hamburg,<br />
Berlin, Leipzig und Dresden.<br />
auch Liestal hat täglich beste Verbindungen<br />
weit nach Deutschland<br />
hinein: So gelangt man beispielsweise<br />
zweistündlich mit nur einmaligem<br />
Umsteigen von der Baselbieter<br />
in die deutsche Hauptstadt. Der iCe<br />
der Deutschen Bahn bietet Reisen<br />
den ein Höchstmass an Komfort,<br />
Service und geschwindigkeit. Die<br />
Fahrt Basel–Köln dauert knapp vier<br />
Stunden und bietet auf den letzten<br />
170 km ab Frankfurt das erlebnis,<br />
die Mittelgebirge Taunus und Westerwald<br />
mit 300 km/h zu überqueren.<br />
Rund ein Fünftel seines 6000 km<br />
langen netzes in Deutschland kann<br />
der iCe mit 230 km/h und mehr befahren.<br />
gegenwärtig wird die wichtigste<br />
Strecke zwischen der<br />
Schweiz und Deutschland zwischen<br />
Basel und Karlsruhe für den Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />
ausgebaut.<br />
Die zeit im zug ist ein genuss und<br />
ein erlebnis für sich: im «iCe 3», der<br />
von Basel Richtung Köln und amsterdam<br />
fährt, und im «iCe T» zwischen<br />
zürich und Stuttgart hat man<br />
freie Sicht nach vorn und kann dem<br />
Lokführer über die Schulter schauen.<br />
in ihren Speisewagen und Bordbistros<br />
kooperiert die DB mit Spit<br />
zenköchen und hat erstklassige<br />
Weine auf der Karte.<br />
Die eisenbahn ist ein Leistungsträger<br />
im Reiseverkehr zwischen der<br />
Schweiz und Deutschland – und damit<br />
vor dem Hintergrund der aktuellen<br />
Debatte über Klimawandel und<br />
Klimaschutz zugleich ein Hoffnungsträger.<br />
in einem voll besetzten iCe<br />
«verbraucht» ein Fahrgast nur einen<br />
Liter Benzin pro 100 Kilometer und<br />
ist damit wesentlich umweltfreundlicher<br />
als im auto oder im Flugzeug.<br />
in der Partnerschaft zwischen SBB<br />
und DB sind kundenfreundliche angebote<br />
entstanden. inhaber des general<br />
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von und nach Deutschland auf der<br />
deutschen Strecke 25 Prozent ermässigung.<br />
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baz 18. april 2008 | seite 17<br />
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Die Bahn macht mobil.
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
völlig auf<br />
der höhe<br />
sils-maria. das hotel<br />
waldhaus ist 100 Jahre jung<br />
christine richard<br />
» in diesem<br />
burghotel waren<br />
thomas mann<br />
zu gast, albert<br />
einstein und der fc basel.<br />
viele prominente sind seit<br />
1908 hier hinaufgestiegen.<br />
dafür weht der Jahrhundertcharme<br />
des grand<br />
hotels ins tal, in die theaterabende<br />
von christoph<br />
marthaler, dem grossen<br />
<strong>schweiz</strong>er regisseur.<br />
Wer übers «Waldhaus»<br />
berichtet, tut das nicht ungestraft.<br />
Das «Waldhaus» ist<br />
wie eine vornehme Dame:<br />
Jeder ihrer Liebhaber meint,<br />
sie am besten zu kennen, jedes<br />
falsche öffentliche Wort<br />
über sie schmerzt. Und zudem:<br />
Wer sie einmal besucht<br />
hat, geht eine lebenslange<br />
Bindung ein; das kostet.<br />
«Waldhaus», bien. Aber<br />
welches? Es kann zu Verwechslungen<br />
kommen. Unser<br />
«Waldhaus» ist ein strahlendes<br />
FünfSterneHotel<br />
mit 150 Zimmern und Suiten,<br />
Schwimmhalle und Tennisplatz.<br />
Gemeint ist mit<br />
«Waldhaus» aber keineswegs<br />
die gleichnamige todschicke<br />
HotelparkAnlage in Flims,<br />
sondern unser liebes «Waldhaus»<br />
thront über dem Dörflein<br />
SilsMaria. Wer unten in<br />
Sils steht, der ahnt nur undeutlich,<br />
dass sich droben<br />
hinter den Bäumen ein Burghotel<br />
erhebt. Warum mit<br />
Prunk provozieren, wenn es<br />
auch anders geht.<br />
Wahre Herrschaft hält<br />
sich vornehm zurück. Wer<br />
nun glaubt, dass die Preise<br />
im «Waldhaus» ähnlich zurückhaltend<br />
sind, der irrt<br />
und das leider meist überm<br />
eigenen Einkommensniveau:<br />
das Doppelzimmer<br />
(Standard) für um die 600<br />
Franken pro Nacht, schluck.<br />
Wer jetzt ins Sinnieren<br />
kommt, das sei hübsch expensive<br />
für ein Nachtlager in<br />
einem Hotel, der irrt zumindest<br />
teilweise. Wir haben es<br />
hier nicht mit einem Hotel zu<br />
tun, sondern mit einer gewichtigen<br />
Institution; mit einer<br />
Fluchtburg für die europäische<br />
Intelligenz aus den<br />
Niederungen des Kulturbetriebs;<br />
mit einem Parnass,<br />
wo sich Künstler, Politiker<br />
oder Wissenschaftler bis<br />
heute treffen. Dünkellos,<br />
zwanglos, stilvoll.<br />
Nicht jeder, der hier logiert,<br />
ist ein Krösus. Er hat<br />
sich manchmal das Geld für<br />
zwei, drei Übernachtungen<br />
mühsam zusammengespart.<br />
Nicht unbedingt, um dabei<br />
zu sein, adabei. Sondern um<br />
wenigstens kurz noch einmal<br />
heimzukehren. Heim? Diese<br />
Heimat heisst: geistiges Europa.<br />
Lässige Internationalität,<br />
gepflegtes Beisammensein,<br />
Gedankenaustausch.<br />
Nieder mit den SpaPalästen;<br />
Kampf dem Wadenkrampf<br />
an der Kraftmaschine.<br />
Im «Waldhaus» dürfen<br />
Menschen noch einfach miteinander<br />
sein. Reden. Oder<br />
schweigen. Oder sogar lesen.<br />
Einfach so. Gesellschaft wird<br />
hier gross geschrieben. Bei<br />
den vielen teuren Umbauten<br />
hat die Besitzerfamilie Kienberger<br />
darauf verzichtet, die<br />
Gesellschaftsräume lukrativ<br />
umzunutzen zu Edelboutiquen<br />
oder Erlebnisrestaurants.<br />
Man erlebt hier kein<br />
Erlebnis. Man ist. Man isst.<br />
Man speist. Man parliert.<br />
Lernt Fremde kennen. Ergeht<br />
sich in der Natur.<br />
geistesburg. Das «Waldhaus»<br />
wird im Sommer 2008<br />
genau 100 Jahre alt. Es steht<br />
für eine Zeit vor den Weltkriegen,<br />
als Rassismus noch<br />
nicht in Völkermord ausgebrochen<br />
war und kein Eiserner<br />
Vorhang zwischen Ost<br />
und West die Dichter und<br />
Denker trennte. Im «Waldhaus»<br />
konnte sich der europäische<br />
Geist mühelos finden,<br />
und wenn ein Amerikaner<br />
dabei war, wurde der als<br />
Geldadel eingemeindet.<br />
Baubeginn für das «Waldhaus»<br />
war 1905. Baukosten<br />
schon damals: 2,3 Millionen<br />
Franken. Architekt: der junge<br />
Karl Koller. Das Gebäude<br />
im Stil einer Burganlage<br />
wirkt trotz Türmchen und<br />
Zinnen überraschend nüchtern,<br />
klar. Das Treppenhaus<br />
mit schwarzweissen Marmorplatten<br />
und Jugendstil<br />
Leuchten ist bis heute<br />
schwindelerregend.<br />
gästeburg. Die ersten Gäste<br />
trafen am 15. Juni 1908<br />
ein. Im Winter war das Hotel<br />
geschlossen. Im Laufe der<br />
Zeit kamen Max Liebermann<br />
und Marc Chagall, Joseph<br />
Beuys, Gerhard Richter. Einstein<br />
und Adorno. Paul Sacher.<br />
Rod Stewart. Schriftsteller<br />
wie Thomas Mann,<br />
Hermann Hesse, Thomas<br />
Bernhard oder Friedrich<br />
Dürrenmatt. Die Verleger<br />
Samuel Fischer, Klaus Piper,<br />
Siegfried Unseld und Daniel<br />
Keel. Das NietzscheKolloquium<br />
ist hier ebenso gut<br />
aufgehoben wie eine Lesung<br />
mit Franz Hohler. Im Juni<br />
2007 schlug der FC Basel<br />
hier sein Trainingslager auf.<br />
Volltreffer.<br />
Die Bettenzahl ist seit<br />
1908 gleich geblieben, 220<br />
Betten; die Auslastung jedoch<br />
stieg von 51 Prozent<br />
auf 80 Prozent. Unter den<br />
heute 9100 Gästen im Jahr<br />
sind immer noch viele Künst<br />
ler, allen voran der Schweizer<br />
Theatermacher Christoph<br />
Marthaler mit seiner<br />
Crew. Das ist kein Zufall,<br />
sondern einem Verbindungsmannzuverdanken.Erheisst<br />
Jürg Kienberger.<br />
Bei Marthaler ist Jürg<br />
Kienberger der Mann am<br />
Klavier oder Akkordeon, und<br />
im «Waldhaus» ist Jürg Kienberger<br />
der Bruder von Maria<br />
und Urs Kienberger, der Besitzerfamilie.<br />
Ein Familienmensch<br />
irgendwie, der zierliche<br />
Jürg. Aber am Theater<br />
Basel hat er schon gewaltige<br />
Soloprogramme bestritten.<br />
Musik liegt in der Luft.<br />
Musik ist zentral für Martha<br />
information<br />
lers Theaterabende an den<br />
grossen Bühnen zwischen<br />
Hamburg, Berlin und Zürich,<br />
unten im Tal. Derweil spielt<br />
oben auf den Graubündner<br />
Bergen im «Waldhaus» das<br />
hauseigene Salonorchester,<br />
das Trio Farkas, täglich,<br />
plingklingklong.<br />
Natürlich gibt es einen<br />
Musiksalon; dort steht das<br />
mechanische Klavier WelteMignon<br />
von 1920. Die<br />
Mechanik verstummte in<br />
den Dreissigerjahren vor<br />
Schreck:Wirtschaftskrise,die<br />
Gäste blieben weg wie schon<br />
1914. Inzwischen ist das<br />
Klavier zu neuem Leben erwacht.<br />
Und die Gäste auch.<br />
preise fürs hotel (8. Juni<br />
bis 21. Oktober 2008): Das<br />
einzelzimmer: Fr. 250.– bis<br />
410.–. Doppelzimmer: Fr. 485.–<br />
bis 820.–. Suiten: Fr. 1000.–<br />
bis 1410.–. Süd oder West: aufschlag<br />
von Fr. 20.– bis 130.–,<br />
je nach Kategorie. Die Preise<br />
verstehen sich pro Tag und<br />
zimmer mit abendessen und<br />
Frühstücksbuffet.<br />
programm. Uraufführung von «MarthalerFamilie»<br />
im Hotel Waldhaus: 11. Juni.Weitere aufführungen<br />
am 12., 13. und 14. Juni. Mit Claudia Carigiet, Olivia<br />
grigolli, Rosemary Hardy, Christoph Homberger,<br />
Ueli Jäggi, Jürg Kienberger, Josef Ostendorf,<br />
Sasha Rau, nic Rosat, Bettina Stucky, graham<br />
Valentine. Regie: Christoph Marthaler. Produktion:<br />
Josephine Lischer.
Plingpling. Das Marthaler<br />
Theater und das Kienberger<br />
Hotel pflegen den gleichen<br />
Luxus: Sie sind sich selbst<br />
treu geblieben. Sie sind nicht<br />
originalgetreue Produkte,<br />
sondern originär. Sich zu bewahren<br />
ist anstrengend, aber<br />
so befriedigend, dass beide,<br />
Marthalers GrossTheater<br />
und Kienbergers Grand Hotel,<br />
überaus entspannt wirken.<br />
Und nur dort, wo die Macher<br />
unangestrengt auftreten,<br />
kann auch der Gast entspannen.<br />
Entschleunigung. Bei<br />
Marthaler steht die Zeit still.<br />
Im «Waldhaus» auch.<br />
Wer in MarthalerInszenierungen<br />
sitzt, in den geni<br />
alen Einheitsbühnenbildern<br />
von Anna Viebrock, in diesen<br />
holzgetäfelten Hallen und<br />
Sälen, der wähnt sich im<br />
«Waldhaus». Und umgekehrt.<br />
Wie ist es zu dieser<br />
Ähnlichkeit gekommen?<br />
hasenburg.Am Anfang war<br />
die «Hasenburg» in Basel.<br />
Holztäfelung, halbleere Biergläser,<br />
dumpfe Brüter, wache<br />
Köpfe. Dazwischen sass<br />
ein gewisser Christoph Marthaler.<br />
Danach, Silvester 1990,<br />
kam der Badische Bahnhof,<br />
Schweizer Buffet. Und wieder:<br />
Holztäfelung, halbleere<br />
Biergläser, dumpfe Brüter,<br />
böse Zoten, dann und wann<br />
ein Gesang, dass es einem in<br />
die Seele riss. So sah das erste<br />
grössere Theaterprojekt<br />
von Marthaler in Basel aus:<br />
wie eine Beiz, nur eben gespielt.<br />
Das Stück hiess «Stägeli<br />
uf, Stägeli ab, juhee!».<br />
Mit dabei: Jürg Kienberger.<br />
1991 stiess die Bühnenbildnerin<br />
Anna Viebrock zu<br />
Marthaler.Underneut:Holztäfelung,<br />
viele Tische, viele<br />
Gläser. Egal ob für Pessoa,<br />
Canetti, Shakespeare oder<br />
Goethes «Faust»: Räume wie<br />
Bahnhofshallen oder Hotelfoyers;<br />
keine Fenster, funzlige<br />
Wandleuchten, durchgesessene<br />
Sofas, Bettenburgen.<br />
langsame heimkehr. Der Schweizer Theatermann Christoph Marthaler in besonderer<br />
Kulisse – dem «Waldhaus». aus Klaus Dermutz: Christoph Marthaler – die einsamen Menschen sind die besonderen Menschen.<br />
baz 18. april 2008 | seite 19<br />
Ein paar Einbauten, Lifte ins<br />
Nirgendwo, Schaltkästen,<br />
die man früher für praktisch<br />
hielt und die heute zwecklos<br />
sind, also komisch und schön<br />
wirken. Wie in alten Hotels.<br />
So sehen Anna Viebrocks<br />
Bühnenbilder aus. Immer<br />
ähnlich, oft nach Bahnhofbuffet,<br />
«Hasenburg», Theaterfoyer,<br />
Wartesaal oder<br />
eben «Waldhaus». Wie in der<br />
Halle, dem «Wohnzimmer»<br />
vom «Waldhaus»: kassetierte<br />
Wandtäfer, auffällige Türrahmen,<br />
Parkettböden. Gekonnt<br />
kombiniertes Mobiliar,<br />
dass es wie zusammengestoppelt<br />
wirkt, hässlichschön.Räume,indenenviele<br />
Geister spuken können.<br />
Viele Theaterkritiker<br />
spürten: In Anna Viebrocks<br />
Theaterräumen geistert das<br />
Fin de Siècle, marode, morbid,<br />
müde. Die Besitzer vom<br />
«Waldhaus» haben den Geist<br />
von einst lebendig gehalten<br />
– welche Aufgabe!<br />
WährendAnnaViebrocks<br />
Bühnenräume einen versifften<br />
Charme verströmen, ist<br />
im Grand Hotel Waldhaus alles<br />
edel, gepflegt, hochglanzpoliert.<br />
Kastanienholz auf<br />
den Zimmern, Bergeller Granit<br />
im Bad, zwischendrin ein<br />
schräges Lämpchen. Die Aussicht<br />
vom Balkon auf See und<br />
Bergnatur ist ein Traum zum<br />
Irrewerden (Friedrich Nietzsche<br />
war hier).<br />
Einmal im Leben muss<br />
jeder im Halbrund der wei<br />
das burghotel, droben hinter<br />
den bäumen. Wer es einmal<br />
besucht hat, geht eine lebenslange<br />
Bindung ein.<br />
ten Hotelhalle sitzen und vor<br />
den hohen Panoramafenstern<br />
den Schnee flocken<br />
sehen. Schauen, wie die Sonne<br />
das Grüngrau der Berge<br />
zum Leuchten bringt. Hören<br />
zur Teestunde, wie die Hauskapelleaufspielt.ImLesesaal<br />
lesen, im Hochzeitssaal…<br />
nein, eher nicht. Aber schnabulieren<br />
im langen Speisesaal,<br />
der mit seinen Kabinetteinteilungen<br />
verdächtig einemFirstclassBahnhofsbuffet<br />
von Marthaler ähnelt.<br />
Oder ist es umgekehrt?<br />
burgschwindel. Alles<br />
dreht sich. In der imposanten<br />
Bar (Umbau Miller & Maranta,<br />
Basel) kommt man<br />
leicht ins Grübeln. Nimmt einen<br />
Drink, aufrecht, mit Haltung,<br />
auf richtigen Stühlen,<br />
nicht hingefläzt in Lümmel<br />
LoungeSesseln. Denkt. Brütet.<br />
Schwebt. Wartet. Stille.<br />
Hört ferne Musik. Plätschern,<br />
Plaudern, Selbstvergessenheit.<br />
Sind wir noch im<br />
«Waldhaus» oder schon bei<br />
Marthaler? Egal.<br />
Das «Waldhaus»: seit<br />
Beginn in Familienbesitz.<br />
Das MarthalerTheater: eine<br />
Bühnenfamilie seit Beginn.<br />
Man weiss, was man am<br />
anderen hat. Zum 100. Geburtstag<br />
des «Waldhauses»<br />
ist im Juni grosse Familienzusammenführung.<br />
Der<br />
MarthalerClan kommt mit<br />
Programm. Bonjour, altes<br />
Haus.
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
die produzenten. gerold und Susanne Schmid in ihrem Rebberg am Bielersee. Fotos Henry Muchenberger
annett altvater<br />
» gerold und susanne<br />
schmid-frey<br />
produzieren wein.<br />
und das tun sie am<br />
liebsten in bipschal.<br />
Der Bielersee wirft seine Wellen<br />
ans Ufer. Ihr Glitzern blendet<br />
das Auge, das sich rasch den dunklen<br />
Wäldern der Petersinsel und<br />
den Reben zuwendet, die den Jurasüdfuss<br />
hinaufklettern. Am Ufer<br />
schaukeln Boote, Enten halten ein<br />
Schläfchen, den Kopf unterm Flügel.<br />
Nur wenn ein Regional oder<br />
Güterzug zwischen Rebhängen<br />
und See vorbeidonnert, während<br />
man gemütlich den Uferweg<br />
zum Weingut von Gerold und Susanne<br />
SchmidFrey entlangschreitet,<br />
muss man sich die Ohren zuhalten<br />
und die Plauderei einstellen.<br />
Die beiden bewirtschaften in<br />
Bipschal, das zur Gemeinde Ligerz<br />
gehört, ein Weingut mit 2,3 Hektaren<br />
Rebbergen. Ihr Haus, in dem<br />
sie zusammen mit Susannes<br />
Mutter und Tochter IngaLena<br />
wohnen, steht inmitten des historischen<br />
Weilers, mit Seeblick und<br />
sonnenverwöhnter Terrasse.<br />
Junge generation. Viel Zeit, den<br />
Blick vom Balkon schweifen zu<br />
lassen, haben die Jungwinzer<br />
nicht. Das Paar ist vollauf damit<br />
beschäftigt, ihren seit vier Jahren<br />
bestehenden Familienbetrieb auszubauen.<br />
Für Susanne heisst das<br />
beispielsweise, sich mit den anderen<br />
Ligerzer Winzern an einer Sitzung<br />
über die Öffnungszeiten und<br />
das Angebot des Ligerzer Caveaus<br />
zu verständigen – natürlich wird<br />
dabei mit Chasselas angestossen.<br />
Susanne und Gerold gehören mit<br />
ihren 30 und 34 Jahren zur jüngeren<br />
Winzergeneration. Dass Familien<br />
ausschliesslich vom Weinbau<br />
am Jurasüdfuss leben, war nicht<br />
immer so. «Früher hatte jeder<br />
Weinbauer auch ein Stück Ackerland»,<br />
erzählt Gerold. Susannes<br />
Grossvater, der anfänglich noch<br />
Geissen im heutigen Weinkeller<br />
hielt, stellte nach dem Krieg ganz<br />
auf Weinbau um, die nächste Generation<br />
vergrösserte den Rebbestand.<br />
Susanne hat schon als Mädchen<br />
am Betrieb gehangen. Sie<br />
solle einen konventionellen Beruf<br />
lernen, fand ihr Vater. So wurde<br />
sie Praxisassistentin und arbeitet<br />
auch heute 50 Prozent in einer<br />
Bieler Arztpraxis.<br />
Gerolds Vater ist nicht Winzer,<br />
sondern Landmaschinenmechaniker.<br />
Was kein Nachteil ist, denn als<br />
Spezialist für alle Arten von Landund<br />
Kellereimaschinen war er bestens<br />
im Bild über die Arbeit am<br />
Rebberg. Auf diese Art und als<br />
Helfer im Läset lernte auch Gerold<br />
den Winzeralltag kennen und profitiert<br />
heute von den Kenntnissen<br />
seines Vaters, wenn ihm eine Maschine<br />
Sorgen macht. Auf die Idee,<br />
Winzer zu werden, kam Gerold<br />
aber erst später: Zuerst begann er<br />
an der ETH ein Agronomiestudium,<br />
aber die Liebe machte ihm einen<br />
willkommenen Strich durch<br />
die Rechnung. «Ackerbau und<br />
Viehzucht wären nicht das Richtige<br />
für mich gewesen», glaubt er.<br />
Stattdessen entschieden Gerold<br />
und Susanne, gemeinsam das elterliche<br />
Winzergut, das zwischenzeitlich<br />
verpachtet war, zu übernehmen.<br />
Bis dahin war der Weg<br />
noch weit: Zunächst absolvierte<br />
Gerold die dreijährige Winzerlehre<br />
in Morges und bildete sich neben<br />
der Arbeit zum Önologen aus.<br />
Als das geschafft war und die beiden<br />
schliesslich das Weingut übernahmen,<br />
waren acht Jahre um.<br />
Inzwischen haben sie vier Jahrgänge<br />
Chasselas, Pinot Gris, Chardonnay,<br />
ŒildePerdrix, Pinot<br />
Noir und einen Dessertwein aus<br />
Freisamertrauben gekeltert. «Der<br />
Anfang war nicht einfach. Es gab<br />
so viel zu tun, und wir sind erst<br />
jetzt so weit, dass wir allmählich<br />
daran denken können, etwas zu<br />
investieren», sagt Gerold Schmid.<br />
Bereut habe er den Entscheid aber<br />
nie. Ihm gefällt das Leben im Einklang<br />
mit den Jahreszeiten und<br />
der Natur. «Als Winzer kann ich<br />
die Landschaft mitgestalten.»<br />
familienbetrieb. Zwar ist das<br />
Equipment der Familie Schmid<br />
Frey nicht ganz so antik wie das<br />
Haus, das 1617 erbaut wurde. Aber<br />
die älteste Maschine, die Presse,<br />
tut schon seit 1971 ihren Dienst.<br />
«Jede Saison könnte ihre letzte<br />
sein, aber die Mechanik ist zum<br />
Glück sehr solide», sagt Susanne<br />
SchmidFrey. Und nicht nur die<br />
Maschinen müssen widerstandsfähig<br />
sein, auch die Weinbauern und<br />
bäuerinnen selbst brauchen eine<br />
robuste Konstitution. Pfähle einzuschlagen,<br />
eine Mauer zu reparieren<br />
oder bei 30 Grad einen Kanister<br />
voller Spritzmittel auf dem Rücken<br />
durch den Rebberg zu schleppen,<br />
erfordert Kraft. «Egal, ob ein Mann<br />
oder eine Frau den Beruf ausübt:<br />
Allein geht es nicht. Man ist in<br />
jedem Fall auf Unterstützung angewiesen»,<br />
sagt Gerold Schmid. So<br />
muss zur Lese im Oktober die gesamte<br />
Verwandtschaft anpacken<br />
und Freunde noch dazu: Helfer<br />
schneiden die Trauben von den<br />
Rebstöcken, andere tragen die<br />
Kisten zur Camionette, einer<br />
chauffiert zwischen Keller und<br />
Rebberg, eine Grossmutter kocht,<br />
die andere passt auf Tochter Inga<br />
Lena auf, die im Januar 2007 geboren<br />
wurde.<br />
nur bipschal. Die Arbeit in den<br />
Reben beginnt jedoch lange vor<br />
der Lese: Die Schosse müssen ausgebrochen,<br />
die Traubenzone der<br />
Rebstöcke ausgelaubt, die Schosse<br />
angebunden werden. Unkraut ist<br />
zu mähen, altes Holz wegzusammeln,<br />
überschüssige Trauben abzupflücken<br />
– all das erfordert eine<br />
ständige Beschäftigung mit den<br />
Pflanzen. Im Sommer dauert ein<br />
Arbeitstag auch mal zwölf Stunden.<br />
«Dafür gehts im Winter ruhiger<br />
zu», sagt Gerold. Aber um richtig<br />
zu entspannen, brauchen die<br />
beiden eine gewisse Distanz zum<br />
Rebgut. An einem freien Tag nach<br />
Biel zu fahren, reicht dafür nicht<br />
aus. Als es dort einmal hagelte,<br />
sorgten sich die beiden so sehr um<br />
ihre Rebstöcke, dass sie sofort wieder<br />
umkehrten, wie Gerold erzählt.<br />
Die einzige Möglichkeit,<br />
länger fortzukommen, sind eine<br />
bis zwei Wochen im März und im<br />
August. Dann geniessen sie ihre<br />
Ferien in Spanien oder Frankreich<br />
– und die Weine, die ihre Ferienregion<br />
jeweils zu bieten hat. Auf diese<br />
Weise fand auch die erste<br />
ViognierRebe ihren Weg nach<br />
Bipschal, eine Traube, die im<br />
Rhônetal heimisch ist. Aber wo sie<br />
auch hinfahren, woanders zu leben<br />
als in Bipschal kommt für die<br />
beiden nicht in Frage. Allein schon<br />
wegen des Blicks vom Rebhang<br />
übers Kirchendach, die Ligerzer<br />
Dächer und den glitzernden See<br />
auf die Petersinsel. Schön haben<br />
sie es da, in ihrem Rebgut am See.<br />
«Ja», freuen sie sich. «Dessen sind<br />
wir uns bewusst.»<br />
> anreisebeispiel. Basel ab 8.03,<br />
Biel ab 9.52, Ligerz an 10.01.<br />
baz 18. april 2008 | seite 21<br />
auf dem zweiten bildungsweg<br />
bielersee. die schmids sind weinbauern, die die landschaft mitgestalten<br />
information<br />
anreise. Per Bahn nach Biel und<br />
weiter bis nach Twann. am Bahnhof<br />
weist ein Wanderwegweiser nach<br />
Bipschal und Ligerz. Für den Weg,<br />
der am See entlangführt, braucht man<br />
etwa 20 Minuten.<br />
degustieren. Familie SchmidFrey<br />
lädt am 21. Juni zur Degustation, im<br />
Oktober zur Läset und im Januar und<br />
Februar zum Treberwurstessen ein.<br />
auskunft und Reservationen:<br />
032 315 22 09<br />
> www.schmid-frey.ch<br />
einkehren. Von März bis november<br />
laden die Ligerzer Winzer von 16 bis<br />
20 Uhr ins Caveau ein. zum lokalen<br />
Wein werden Brot, Wurst und Käse<br />
serviert. auskunft und Reservation:<br />
032 315 15 35<br />
> www.ligerzer-caveau.ch<br />
weinfeste. anlässlich der Weinstrasse<br />
in Twann am 6. und 7. September<br />
kann man den Wein und die<br />
Region kennenlernen. auch La<br />
neuveville lädt vom 12. bis zum<br />
14.September zum Weinfest ein.<br />
Und an den LäsetSunntige in Ligerz<br />
am 27. und 28. September sowie am<br />
4. und 5. Oktober können über<br />
60 einheimische Weine direkt bei<br />
den Weinbauern degustiert werden.<br />
zudem bietet die Vinothek Viniterra<br />
in Twann von dienstags bis sonntags<br />
die gelegenheit, lokale Weinsorten<br />
zu versuchen.<br />
zusatzschlaufe. Von Biel geht es<br />
mit dem Funiculaire hinauf nach<br />
Magglingen und dann zu Fuss weiter<br />
durch die Twannbachschlucht und hinunter<br />
nach Twann und Bipschal. Die<br />
Strecke ist spektakulär, aber unbeschwerlich<br />
und dauert etwa anderthalb<br />
Stunden.<br />
> www.biel-seeland.ch<br />
das produkt. an den Hängen gewachsen,<br />
an der Sonne gereift, im Keller gelagert.
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Alle bestechen durch das<br />
individuell anpassbare Hightech-<br />
Tragsystem, die gute Rückenbelüftung<br />
und die technische Ausstattung.<br />
Irrtum vorbehalten. Angebote nur solange Vorrat.
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
passwandern<br />
kann süchtig<br />
machen<br />
bergün. Zu Fuss in mehreren<br />
tagen von graubünden ins tessin<br />
steFan hartmann (text und Fotos)<br />
» daswandern nomen. Wir tauchen ins Sur<br />
von pass zu ses ein, ins Oberhalbstein.<br />
pass kann rich- An der Waldgrenze ob Savotig<br />
süchtig magnin dröhnt ein Helikopter,<br />
chen: dieses gefühl, oben der Material zum neuen Klet<br />
anzukommen, überratersteig am Piz Mitgel hochschende<br />
ausblicke zu erfliegt.NacheinerErfrischungleben und in neue land- in Savognin führt uns die<br />
schaften einzutauchen. letzte Tagesetappe in 1½<br />
wanderziel ist das mag- Stunden zum Berghaus Tigia<br />
giatal, start in bergün. in Radons. Erst kürzlich hat<br />
Die letzten Gewitterwolten die Stimmbürger eine<br />
ken verziehen sich. Die Son hier geplante Mammutüberne<br />
bricht mit voller Kraft<br />
durch. Nichts mehr steht unbauung<br />
abgelehnt.<br />
serer Passwanderung im kuhweiden. Anderntags<br />
Weg. Sie wird uns über fünf wandern wir durch endlose<br />
ausgewählte Übergänge füh Kuhweiden zum Schmorrasren,<br />
vom Orgel bis zum pass hinauf. Erst dort wird es<br />
Campolungopass. Natürlich landschaftlich richtig span<br />
locken weitere Pässe, aber nend. Ennet dem Pass gelan<br />
die Zeit, fünf Tage, setzt gen wir in einen weiten,<br />
Grenzen. Wir starten in wunderschön einsamen Tal<br />
Bergün, hinauf zur SAC kessel. Den dominanten Piz<br />
Elahütte. Das 1909 erbaute Grisch mit dem Gletscher da<br />
Refugium strahlt Pionier Sut Fuina vor Augen, gelancharme<br />
aus. Bei unserem gen wir zum 800 Meter tiefe<br />
Eintreffen ist die gemütliche ren Weiler Cresta oberhalb<br />
Stube bereits gut mit Berg Ausserferrera, auf einer Songängern<br />
besetzt; man liest, nenterrasse gelegen. Das be<br />
spielt Karten, und auf dem rühmte Kirchlein gehört zu<br />
Holzherd köchelt eine Sup den Preziosen alpiner Kultur<br />
pe. Kochen tut jeder selber, und dürfte wohl unzählige<br />
denn unter der Woche ist die Male als Kalendermotiv ge<br />
Hütte unbewartet.<br />
dient haben.<br />
felszacken. Am nächsten<br />
Tag, auf dem Weg zum Orgelpass,<br />
trennen sich die<br />
Wege am Punkt 2495: Nach<br />
Süden führt der Weg zum<br />
Elapass und weiter nach Preda.<br />
Wir dagegen gehen westwärts,<br />
am wuchtigen Tinzenhorn<br />
vorbei, und nehmen<br />
den steilen Weg zum Orgelpass<br />
mit seinen bizarren<br />
Felszacken in Angriff. Auf<br />
2699 Meter Passhöhe geniessen<br />
wir den faszinierenden<br />
Ausblick in neue, faszinierende<br />
Landschaften. Beim<br />
Abstieg erspähen wir über<br />
dem Lai Tigiel einen Blockgletscher,<br />
ein seltenes Phä<br />
berg-bau. Ab Ausserferrera<br />
überspringen wir einige Täler<br />
und fahren per Postauto<br />
und Rhätische Bahn ins Val<br />
Lumnezia nach Vrin. Wer<br />
zwei Tage mehr Zeit zur Verfügung<br />
hat, kann sich den<br />
modernisiert,<br />
erweitert. Die<br />
Motterasciohütte,<br />
eine von<br />
drei möglichen<br />
Unterkünften.<br />
Weg von Nufenen (Hinterrhein)<br />
über den Valserberg<br />
Pass (2504 m) nach Vals erwandern.<br />
Von hier führt der<br />
Weg über die Fuorcla Patnaul<br />
(3120 m) nach Vrin. Ein<br />
Rundgang durch das intakte<br />
Bergdorf ist ein Muss. Verschiedene<br />
architektonisch<br />
interessante Bauten wie die<br />
Aufbahrungshalle, die «Stiva<br />
da morts» des hiesigen Architekten<br />
Gion A. Caminada,<br />
haben es international bekannt<br />
gemacht.<br />
hochebene. Am nächsten<br />
Tag fährt uns ein Ortsbus<br />
zum Weiler Puzatsch hoch,<br />
womit wir uns eine Stunde<br />
Marsch auf der Teerstrasse<br />
sparen. Bevor wir den Aufstieg<br />
zum Diesrutpass unter<br />
die Sohlen nehmen, versorgen<br />
wir uns am kleinen Proviantstand<br />
noch mit leckerem<br />
Bergkäse. Zwei Stunden<br />
später, auf dem Pass, bietet<br />
sich der unvergleichliche<br />
Ausblick auf die Greinaebene<br />
mit ihren mäandernden<br />
Wasserläufen – der Höhepunkt<br />
der Wanderung. Ein<br />
Ort zum länger Verweilen.<br />
Ungern ziehen wir weiter<br />
baz | 18. april 2008 | seite 23<br />
eine der schönsten hochebenen. Der Blick vom Diesrut-Pass in die Greina-Ebene.<br />
Richtung MotterascioHütte,<br />
die uns jedoch mit ihrem<br />
kühnen, kupferverkleideten<br />
Würfelanbau überrascht.<br />
doppel-pass. Am letzten<br />
Wandertag muten wir uns<br />
gleich zwei Pässe zu: Zunächst<br />
wandern wir über<br />
den Greinapass mit dem<br />
faszinierenden Blick auf<br />
den Medelsergletscher nach<br />
Campo Blenio hinunter. Von<br />
hier reisen wir per Postauto<br />
und Bahn nach RodiFiesso<br />
(Leventina), wo uns die Luftseilbahn<br />
zum Tremorgiosee<br />
hinaufbringt. Wir stärken<br />
uns im einladenden Grotto<br />
für den Weitermarsch zum<br />
die fünf tage<br />
Campolungopass hoch. Etwas<br />
müde erreichen wir<br />
schliesslich das Ziel – Fusio,<br />
das schöne Tessiner Bergdorf<br />
zuoberst im Maggiatal. Das<br />
Albergo Antica Osteria Dazio<br />
hält neben Einzelzimmern<br />
auch ein ansprechendes<br />
Massenlager bereit, und sein<br />
luftiges Terrassenrestaurant<br />
wartet mit einer vorzüglichen<br />
Speisekarte auf. Ein gelungener<br />
Abschluss unserer<br />
Fünftagewanderung. Bei einem<br />
guten Glas Wein nimmt<br />
das nächste Passprojekt im<br />
Kopf bereits Gestalt an.<br />
> anreisebeispiel. Basel ab<br />
08.22, Chur ab 10.58, Bergün<br />
an 12.13.<br />
1. etappe: Von Bergün zur elahütte SaC, rund<br />
2½ Stunden. Die Hütte ist an Wochenenden bewartet;<br />
Verpflegung mitnehmen (Tipp: genug früh eintreffen,<br />
da begrenzter Platz!).<br />
2. etappe: Via Orgelpass (2699 m) nach Savognin<br />
und Radons (6½ Stunden), übernachten im alten<br />
Berghaus Tigia Radons.<br />
3. etappe: Via Schmorraspass nach Ausserferrera<br />
(5 Stunden ). Mit ÖV nach Vrin im Lugnez. Übernachten<br />
im Hotel Pez Terri (wenige Zimmer, Massenlager,<br />
reservieren).<br />
4. etappe: Via Diesrutpass (2428 m) zur<br />
Motterasciohütte SAC: 4 Stunden (reservieren).<br />
5. etappe: Via Greinapass (2357 m) nach Campo<br />
Blenio (4 Stunden) und von dort mit ÖV nach<br />
Rodi-Fiesso. Mit Luftseilbahn zum Tremorgiasee und<br />
via Campolungopass (2318 m) hinunter nach Fusio<br />
im Maggiatal (3½ Stunden). Albergo Antica Osteria<br />
Dazio (Zimmer und Massenlager, reservieren). sth
ausfliegen mit der bahn.<br />
Der Bahnhof<br />
tönt, rockt,<br />
singt und lacht<br />
Tickets für Festivals und Openairs<br />
sind am Bahnhof erhältlich<br />
susanne perren<br />
RailAway legt den Soundteppich<br />
aus – Festivals und Musicals im<br />
Sommer sind beliebter denn je.<br />
Tickets für die spektakulärsten<br />
Festivals und Openairs sind zu<br />
Sonderkonditionen am Bahnhof<br />
buchbar.<br />
Man kann den Schweizern viel nachsagen,<br />
auch, dass sie eher spröde<br />
seien. aber im Sommer drehen sie<br />
auf. Dann nämlich ist Festival, Musical<br />
und eventSaison. an Premiumplätzen<br />
entstehen Freiluftbühnen, ein<br />
Höhepunkt jagt den nächsten. Der<br />
Sommer 2008 unterhält und verblüfft.<br />
Das will geplant sein.<br />
einfach geht das mit Railaway: Der<br />
Freizeitanbieter führt die grossen<br />
und kleinen ereignisse des Sommers<br />
im angebot. Die auswahl ist<br />
gigantisch – zu attraktiven Preisen.<br />
RailawayKunden reisen mit den<br />
KombiBilletten 10 bis 30 Prozent<br />
günstiger und erhalten zusatzleistungen<br />
wie eintritt oder Transfer direkt<br />
am Bahnhof. GA-Kunden profitieren<br />
bei den meisten Railawayangeboten<br />
von ermässigten zusatzleistungen,<br />
wenn das Billett vorab<br />
am Bahnschalter gelöst wird.<br />
Die Kühnen von der Gasse<br />
es gibt im geniesserleben eigentlich<br />
kein Müssen, aber echte Versäumnisse.<br />
zum Beispiel, wenn man<br />
SiLO 8 noch nicht gesehen hat. Für<br />
alle nichteingeweihten: SiLO 8 ist<br />
eine Kreation von Karls kühner gassenschau.<br />
Dieses Jahr zeigen die<br />
Kühnen ihr irrwitziges Spektakel ab<br />
22. Mai neu in Olten. Hier gilt – wie<br />
für alle anderen Sommerspektakel<br />
auch – unbedingt früh buchen.<br />
auf der Seebühne Thun fährt diesen<br />
Sommer vom 15. Juli bis 30. august<br />
der Broadway vor: Das Musical<br />
«West Side Story» lockt mit eingängigen<br />
Rhythmen. es lebt von faszinierenden<br />
Tanzszenen, die ihren Ursprung<br />
in der new Yorker West Side<br />
haben. ganz anders «Heidi – das<br />
Musical, Teil 2»: Vom 23. Juli bis<br />
30. august geht die geschichte von<br />
Johanna Spyri auf der Seebühne<br />
Walenstadt weiter.<br />
Ewig singen die Felder<br />
ist es erst einmal heiss genug, rufen<br />
die Festivals: Das Openair St. gallen<br />
(27. bis 29. Juni) eröffnet den Som<br />
mersound. am Jazzfestival<br />
Montreux (4. bis 19. Juli) publiziert<br />
Claude nobs erinnerungen und<br />
episoden aus über 40 Jahren Jazz<br />
Festival Montreux. eine Perle<br />
für jene, die nicht wissen, wer die<br />
St. galler Topacts The Prodigy,<br />
Beck oder züri West sind, ist das<br />
Moon and Stars (9. bis 20. Juli) auf<br />
der Piazza grande in Locarno. Paul<br />
Simon, Lenny Kravitz, Jovanotti,<br />
Santana, Status Quo – alles<br />
Konzerte für moderne nostalgiker.<br />
Herbert grönemeyer wird am gurtenfestival<br />
(17. bis 20. Juli) erwartet.<br />
Bleiben noch das Heitere Open air<br />
Zofingen (8. bis 10. August) und das<br />
Open air gampel (14. bis 17. august),<br />
welche die tönende Saison<br />
beschliessen.<br />
Wallis pur – der<br />
Sommer kann kommen<br />
Kombi-Angebote von RailAway<br />
Seit dem 9. Dezember 2007 ist der<br />
neue LötschbergBasistunnel eröffnet<br />
und hat das Wallis näher an die<br />
Deutsch<strong>schweiz</strong> gebracht. <strong>Basler</strong><br />
sind dadurch mit dem zug bis 90 Minuten<br />
schneller in Walliser Destinationen<br />
wie zermatt (–71 Minuten),<br />
grächen (–90) oder Leukerbad (–57).<br />
zeit, die sich mit Railaway – dem<br />
Freizeitanbieter der SBB – abwechslungsreich<br />
geniessen lässt.<br />
Wie wärs zum Beispiel mit einem Racletteplausch<br />
auf der Moosalp, Velofahren<br />
im goms oder entspannen im<br />
Burgerbad Leukerbad? Oder haben<br />
Sie Lust auf eine erlebnisreiche Familienwanderung?<br />
Dann ist die Coop<br />
Handy Safari auf der Bettmeralp, in<br />
CransMontana, grächen oder Saas<br />
Fee genau das Richtige für Sie und<br />
Ihre Kinder! Fünf knifflige Fragen führen<br />
per SMS durch die jeweilige Re<br />
gion. am Schluss warten Sofortpreise<br />
und eine grosse Schlussverlosung auf<br />
die erfolgreichen Schnitzeljäger.<br />
Und das ist noch nicht alles, was das<br />
Wallis zu bieten hat! 15 attraktive angebote<br />
für Sportler und geniesser<br />
umfasst die neue Broschüre «Wallis<br />
pur», welche ab sofort am Bahnhof<br />
aufliegt. Profitieren Sie vom nebenstehenden<br />
RailBon und entdecken<br />
Sie das Wallis bis am 31. Mai 2008<br />
noch günstiger – egal ob drinnen oder<br />
draussen, ob gemütlich, erholsam<br />
oder sportlich aktiv.<br />
Mit dem Kombiangebot von Railaway<br />
fahren Sie immer günstiger und<br />
erhalten sowohl auf die Bahnfahrt,<br />
wie auch auf die zusatzleistungen bis<br />
20 Prozent Rabatt. Weitere informationen<br />
an ihrem Bahnhof, beim Rail<br />
Service 0900 300 300 (Fr 1.19/Min)<br />
oder unter > www.railaway.ch
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
das restaurant äscher. Ein beliebter Ausflugsort –<br />
und ein beliebtes Kalendermotiv. Foto Blickwinkel<br />
markus rohner<br />
» es gibt touristen,<br />
die wandern<br />
im appenzellerland<br />
nicht wegen<br />
der schönen hügel und<br />
berge, sondern den gemütlichen<br />
beizen, die an jeder<br />
ecke auf hungrige und durstige<br />
einkehrer warten. der<br />
«äscher» ist eine ganz spezielle<br />
bergbeiz.<br />
Fast immer, wenn sich das<br />
Berg und Ferienland Schweiz<br />
der Welt von seiner spektakulären<br />
Seite präsentiert, taucht<br />
auch das Bild des Berggasthauses<br />
Äscher im Appenzellerland<br />
auf. Auf unzähligen<br />
Titelbildern ist die Felsenbeiz<br />
auf 1454 Meter über Meer<br />
schon abgebildet worden. Der<br />
«Appenzeller Alpenbitter» hat<br />
das älteste und kleinste AlpsteinRestaurant<br />
auf seiner<br />
Etikette verewigt, und in jedem<br />
Reiseführer wird in<br />
schwärmerischen Worten von<br />
dieser Beiz geschrieben. Es<br />
soll schon Amerikaner gegeben<br />
haben, die extra wegen<br />
dieses legendären Gasthauses<br />
über den Atlantik geflogen<br />
sind und hier ein paar Ferientage<br />
verbracht haben.<br />
die älteste beiz. Beny und<br />
Claudia KnechtleWyss sind<br />
sich bewusst, in welch spezieller<br />
Wirtschaft sie Sommer für<br />
Sommer ihre Gäste empfangen<br />
dürfen. Seit bald zwanzig<br />
Jahren betreuen die beiden<br />
baz | 18. april 2008 | seite 25<br />
einkehr im adlerhorst<br />
wasserauen. das «Äscher» – ein unikum<br />
von beiz zu beiz<br />
von Anfang Mai bis Ende Oktober<br />
ihre vielen Gäste.<br />
Wer ohne grosse Anstrengungen<br />
dorthin möchte,<br />
nimmt in Wasserauen, zuhinterst<br />
im Schwendetal, die<br />
Luftseilbahn auf die Ebenalp<br />
und wandert von dort aus gemütlich<br />
in einer halben Stunden<br />
hinunter zum «Äscher».<br />
Dabei kommt er an den Wildkirchlihöhlen<br />
mit ihren prähistorischen<br />
Ausgrabungen<br />
und einer ehemaligen Einsiedelei<br />
mit Blocksteinhaus und<br />
Kapellentürmchen vorbei. Ein<br />
schmaler, in den Fels gehauener<br />
Bergweg führt schliesslich<br />
zum «Äscher», der ältesten<br />
und kleinsten Bergwirtschaft<br />
im Alpstein. Von hier aus bietet<br />
sich dem Gast ein herrlicher<br />
Blick in den östlichen<br />
Alpstein, hinüber zum Hohen<br />
Kasten, den Kreuzbergen und<br />
dem Altmann. Wer etwas weiter<br />
wandern möchte, wandert<br />
via Seealpsee oder von Weissbad<br />
aus zum «Äscher».<br />
dem fels gestohlen. Es gibt<br />
Touristen, die allein wegen<br />
den lauschigen Bergbeizen<br />
und nicht etwa wegen der<br />
schönen Berge im Appenzellerland<br />
auf Wandertour gehen.<br />
Der «Äscher»Wirt Beny<br />
Knechtle (51) ist ein Appenzeller,<br />
wie er im Bilderbuch<br />
steht. Sein struppiger Bart,<br />
sein schallendes Lachen und<br />
ein ausgeprägtes Appenzeller<br />
berg und see. Der alpstein ist das bekannteste<br />
Wandergebiet der Ost<strong>schweiz</strong>.<br />
Die Dichte an gasthäusern macht auch die<br />
anstrengendste Bergtour höchst angenehm.<br />
nirgendwo sonst im Schweizer alpenraum<br />
findet man auf so engem Gebiet<br />
so viele Wirtschaftten – 32 Stück! Alles von<br />
der einfachen Bergwirtschaft mit Massenlager<br />
bis zum Hotel mit Doppelzimmer und<br />
Dusche. Überall wird der Gast mit einfachen<br />
Speisen und währschafter Appenzeller<br />
Kost verwöhnt. ein paar gasthäuser<br />
lohnen den Besuch ganz besonders. Weil<br />
sie, wie beispielsweise der «Äscher», ganz<br />
besonders idyllisch gelegen sind oder über<br />
eine speziell gute Aussicht verfügen.<br />
Die gasthäuser Bollenwees und Seealp liegen<br />
an einem schönen Bergsee. Auf der<br />
Idiom zeichnen diesen eigenwilligen<br />
Bergler aus.<br />
Die letzte Winterpause haben<br />
Knechtles dazu genutzt,<br />
die Küche zu vergrössern.<br />
Zwei Meter wurden dem Felsen<br />
abgerungen, um mehr<br />
Platz zu haben am wichtigsten<br />
Ort einer Gastwirtschaft. Es<br />
sind einfache und währschafte<br />
Speisen, die der «Äscher»<br />
Gast bestellen kann. «Rösti in<br />
verschiedenen Variationen<br />
sind unsere Spezialität», sagt<br />
Claudia Knechtle. Bei schönem<br />
Wetter essen die Gäste im<br />
Freien, bei schlechtem Wetter<br />
und am Abend lädt die kleine,<br />
gemütliche Gaststube zum<br />
Verweilen ein.<br />
Schon viele Festrunden<br />
sind in der «Äscher»Stube bis<br />
in die Morgenstunden hängengeblieben.<br />
Wer dann den<br />
Fussweg ins Tal nicht mehr<br />
unter seine Füsse nehmen<br />
will, findet im Massenlager<br />
eine Unterkunft. «Daunendecken<br />
und eine gute Luftsorgen<br />
garantiert für einen tiefen<br />
Schlaf», sagt Claudia Knechtle.<br />
Doch aufgepasst! Die Sonne,<br />
die hier oben in den Sommermonaten<br />
frühmorgens ins<br />
Zimmer schaut, sorgt in den<br />
meisten Fällen für einen kurzen<br />
Schlaf.<br />
> www.aescher-ai.ch<br />
> anreisebeispiel. Basel ab<br />
8.37, zürich ab 9.39, gossau ab<br />
10.47, Wasserauen an 11.41.<br />
Stauberen und dem Hohen Kasten (ab Mai<br />
mit neuem Drehrestaurant) bietet sich ein<br />
fantastischer Blick hinunter ins Rheintal,<br />
nach Österreich und Liechtenstein. im eggli<br />
(ob Steinegg) geniesst man den schönsten<br />
Blick auf das Appenzeller Hügelland.<br />
Die Meglisalp bildet ein Sennendörfli auf<br />
1520 mü.M. und verfügt neben einer Kapelle<br />
und Ställen auch über ein gutes Restaurant.<br />
Hier soll es die gemütlichsten alpstein-Stobete<br />
geben. Die Bergbeiz auf dem<br />
Rotsteinpass ist bekannt für ihre Küche,<br />
und im «alten Säntis», dem höchsten alpsteinpunkt,<br />
werden neben dem hässlichen<br />
Beton des «TelecomSäntis» appenzeller<br />
Gemütlichkeit und Gastfreundschaft nach<br />
wie vor gross geschrieben. mr<br />
> www.appenzell.ch
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
hartnäckig und unermüdlich. Léonard gianadda, Direktor der Fondation gianadda in Martigny. Foto annette Boutellier
urs weber<br />
» als bauunternehmer<br />
hatte léonard gianadda in<br />
martigny längst einen guten<br />
ruf; als kunstförderer<br />
und stifter dagegen stiess er zunächst<br />
auf grösste skepsis.<br />
Dreissig Jahre ist es her, seit das Museum<br />
«Fondation Pierre Gianadda» erstmals<br />
zu einer Ausstellung lud. Seit 30 Jahren ist<br />
durch diese Stiftung Martigny zu einem<br />
Ort der Kunst geworden. Dass das ausgerechnet<br />
in der kleinen Walliser Stadt gelang,<br />
ist das Werk eines ungewöhnlichen<br />
Menschen: Léonard Gianadda.<br />
Als Enkel eines aus dem Piemont eingewanderten<br />
Bauarbeiters und als Sohn<br />
eines kleinen Bauunternehmers ist Léonard<br />
Gianadda 1935 in Martigny geboren.<br />
Er ist ebenda aufgewachsen, und er<br />
hängt an diesem Ort, am Knie der Rhone,<br />
wo stets verquere Winde aus vier Tälern<br />
wehen. An der Universität Lausanne<br />
erwarb er ein Diplom als Bauingenieur,<br />
und die Fussstapfen seines Vaters vergrösserte<br />
er drastisch: Zahlreiche Wohnbauten,<br />
zumeist Mietshäuser, haben<br />
nicht nur das Stadtbild von Martigny<br />
verändert, sie haben ihm auch ein erhebliches<br />
Vermögen verschafft.<br />
Ein weiterer Wohnblock war 1976 im<br />
Entstehen, und der Kanton Wallis hatte<br />
ihm soeben zugestanden, das römische<br />
Gemäuer unter der neuen Baustelle könne<br />
er wegbaggern, als Léonard Gianaddas<br />
Bruder Pierre ums Leben kam – nach<br />
einem Flugunfall hatte er Eingeschlossene<br />
zu bergen gesucht und dabei tödliche<br />
Verbrennungen erlitten. Léonard stand<br />
unter Schock: Die beiden Brüder waren<br />
stets enge Freunde gewesen, gemeinsam<br />
hatten sie als Halbwüchsige in Italien die<br />
Kunst entdeckt, zusammen waren sie in<br />
aller Welt umhergereist, plötzlich fragte<br />
sich der Verwaiste, wozu er eigentlich<br />
das viele Geld verdiente.<br />
der anfang. Das war der Moment, da er<br />
beschloss, er wolle etwas für die Kunst<br />
tun. Das Tempelgemäuer aus der Zeit,<br />
als Martigny das keltischrömische Octodurum<br />
war, liess er stehen, errichtete<br />
darüber nicht einen weiteren Wohnblock,<br />
obwohl dessen Tiefgarage nebenan<br />
schon betoniert war, sondern einen<br />
Ausstellungsbau und übergab ihn einer<br />
neuen, nach dem verstorbenen Bruder<br />
Pierre benamsten Stiftung mit dem Ziel,<br />
ein Kunstmuseum zu betreiben.<br />
Natürlich wurde er belächelt. In Martigny<br />
hielten viele das Projekt für ein<br />
SteuergeldManöver, und die Kunsthistoriker<br />
erwarteten seinen raschen Schiffbruch.<br />
Aber sie hatten nicht mit Léonard<br />
Gianaddas Durchsetzungsvermögen ge<br />
rechnet. Mit hartnäckigem Charme entlockte<br />
er den Leihgebern Bilder und<br />
Skulpturen, mit zunehmender Ambition.<br />
Seine Ausstellungen liess er von Fachleuten<br />
betreuen, ohne je einen Kunstexperten<br />
anzustellen. Sowohl die Stiftung als<br />
auch er selbst gingen zum Erwerb von<br />
Kunstwerken über, zahlreiche Skulpturen,<br />
einige Bilder, Arbeiten auf Papier.<br />
Den nach eigenem Entwurf stützenfrei<br />
erstellten Ausstellungsbau umgab er mit<br />
einem Park, den sowohl römische Ruinen<br />
wie Skulpturen charakterisieren – derzeit<br />
38 grosse und sehr grosse Objekte. Ein<br />
nahes Lagerhaus der Armee wurde zum<br />
zweiten Ausstellungsbau, und aus Chagalls<br />
späten Jahren kam ein mit Mosaiken<br />
ausgekleideter Pavillon dazu. Das Publikum<br />
stellte sich von Jahr zu Jahr zahlreicher<br />
ein, vor allem aus Frankreich, aus<br />
der welschen Schweiz, aus Italien. Im<br />
Museumsbau finden inzwischen auch<br />
klassische Konzerte statt, bei denen Hausherr<br />
Gianadda als Platzanweiser auftritt.<br />
die vorbehalte. Die Skepsis unter Fachleuten<br />
hielt an, bis heute. Ein Teil des Museumsbaus<br />
zeigt gallorömische Skulpturen,<br />
Münzen, Töpfereien etc., und in der<br />
1976 für den Wohnblock betonierten<br />
Tiefgarage sind historische Autos ausgestellt.<br />
Das alles macht dieses Museum in<br />
den Augen vieler zum Gemischtwarenladen.<br />
Aber gleichzeitig sind heute in der<br />
Fondation Pierre Gianadda Leihgaben<br />
aus Russland, aus Frankreich, aus Belgien,<br />
aus den USA zu sehen, die man anderswo<br />
vergeblich sucht. «Je ne suis pas<br />
baz 18. april 2008 | seite 27<br />
römische mauern als fundament<br />
martigny. Zufälle brachten léonard gianadda dazu, eine Fondation zu gründen<br />
du sérail», betont der hünenhafte Amateur,<br />
aber er hat einen Riecher dafür, für<br />
seine Ausstellungen qualifizierte «commissaires»<br />
zu finden. Vor allem als Sammler<br />
von Skulpturen des 20. Jahrhunderts<br />
ist er unermüdlich; unter anderem nennt<br />
er heute zahlreiche Werke von Rodin sein<br />
Eigen, und auf einem Dutzend Plätzen<br />
und Kreuzungen von Martigny stehen seine<br />
Grossplastiken. Mittlerweile gehört er<br />
der Ankaufskommission des Pariser Musée<br />
d’Orsay an, und das Moskauer PuschkinMuseum<br />
hat ihm Ende 2007 einen<br />
fünfjährigen Leihvertrag angeboten.<br />
Für die vielen Auszeichnungen, die<br />
sein Büro tapezieren, habe er nie bezahlt,<br />
betont er; immerhin hat er die Kosten<br />
selbst getragen, als er 2006 in die französische<br />
«Académie des Arts» aufgenommen<br />
wurde. Über die Spötter seiner Heimatstadt,<br />
die damals Steuermanöver vermuteten,<br />
sagt Léonard Gianadda, sie seien<br />
missgünstig geblieben. Manche bis in<br />
den Tod – und dazu lacht er dröhnend.<br />
bau und kunst. Der Skulpturengarten<br />
der Fondation gianadda. Foto Keystone<br />
wie martigny auf den hund gekommen ist<br />
bei barry. Der alpenpass zwischen Martigny und<br />
aosta wird seit Jahrhunderten begangen, denn er<br />
bietet zwischen dem MontblancMassiv und dem<br />
Massiv der Walliser alpen seit jeher einen eisfreien<br />
Übergang. auf der Passhöhe gründete der Missionar<br />
Bernhard von Montjoux um das Jahr 1050 eine<br />
Unterkunft für die oft erschöpften Reisenden, und<br />
seinetwegen heisst der Pass grosser St. Bernhard.<br />
Seit dem Mittelalter wird das Hospiz von augustinerChorherren<br />
(chanoines) betreut. auf der Route<br />
Canterbury–Rom gelegen war das Hospiz lange<br />
zeit Knotenpunkt eines europaweiten Beziehungsnetzes;<br />
unter anderem war es Verhandlungsgegenstand<br />
auf dem Konzil von Basel.<br />
im Lauf der zeit wurde das Hospiz mehrfach<br />
erweitert, unter anderem um eine Hundezucht. als<br />
napoleons armee mit Tausenden von Soldaten den<br />
Pass überquerte, setzten die überforderten Chanoines<br />
ihre kräftigen Hunde als Helfer ein, und dadurch<br />
wurden die Bernhardiner zur Legende. Die Hundezucht<br />
wird heute nicht mehr auf dem Pass betrieben,<br />
sondern in Martigny, durch die 2005 gegründe<br />
information<br />
adresse. Fondation<br />
Pierre gianadda.<br />
Rue du Forum 59,<br />
1920 Martigny, Telefon<br />
0041 27 722 3978<br />
zurzeit. «Dieux<br />
d’egypte» ist die ausstellung<br />
ägyptischer<br />
Statuetten und<br />
Schmuckgegenstände<br />
überschrieben, die seit<br />
14. März und noch bis<br />
8. Juni 2008 in Martigny<br />
zu sehen ist. Täglich von<br />
10 bis 18 Uhr.<br />
demnächst. Werke von<br />
dem vor 100 Jahren geborenen<br />
Künstler Balthus<br />
werden ausgestellt<br />
sein vom 13. Juni bis 23.<br />
novembver 2008, täglich<br />
von 9 bis 19 Uhr.<br />
eintritt. erwachsene:<br />
18 Franken,<br />
Kinder, Studenten: 11.–,<br />
Senioren: 16.–,<br />
Familien 38.–<br />
anreise. Basel ab<br />
08.01, Bern ab 09.07,<br />
Visp ab 10.07, Martigny<br />
an 10.50.<br />
> www.gianadda.ch<br />
te Stiftung «Barry du grandSaintBernard», die<br />
auch aus der Region Basel Beiträge erhalten hat.<br />
in Martigny wandelte der Bauunternehmer und<br />
Mäzen Léonard gianadda ein armeeLagerhaus<br />
zum HundezuchtStandort um, und dank einer<br />
Stiftung von Bernard und Caroline de Watteville<br />
aus genf beherbergt das Haus zugleich ein<br />
Museum zur geschichte des Passes und der<br />
Hunde, samt eigenem Filmtheater, mit einer Fülle<br />
von künstlerischen Darstellungen und anderen<br />
Dokumenten.<br />
Dasselbe Stifterehepaar hat dem Museum<br />
soeben eine zweite Schenkung definitiv anvertraut,<br />
eine umfangreiche Sammlung von inuitSkulpturen<br />
(Kunst der eskimos) aus dem norden von Kanada<br />
(«nanouk, l’ours polaire»). uw<br />
> information. Musée et Chiens du StBernard, route du<br />
Levant 34, Martigny, täglich von 10 bis 18 Uhr.<br />
> eintritt: 10 Franken, Kinder 7.–, Studenten, Senioren ab<br />
60 Jahren 8.–, Familien 22.–. Mit aktueller Quittung vom<br />
Strassentunnel grosser St. Bernhard (einzelfahrt) gratis.
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eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
martin brodbeck<br />
» er kam als junger<br />
tuberkulose-kranker<br />
ins sanatorium auf<br />
dem walenstadterberg,<br />
wurde dort geheilt und starb<br />
erst mit 97 Jahren. aus dankbarkeit<br />
hatte der Grafiker, Briefmarkenentwerfer<br />
und künstler karl<br />
Bickel in Fronarbeit ein Friedensmal<br />
errichtet.<br />
Nein, dieser abschüssige Weg<br />
kann es doch nicht sein. Wir haben<br />
uns wohl verirrt. Der schmale Pfad –<br />
links flankiert von einer Mauer,<br />
rechts gesäumt von Bäumen – wird<br />
uns ins Nirgendwo führen, aber nicht<br />
zum Friedenstempel, den wir suchen.<br />
Doch dann plötzlich öffnet sich<br />
ein prachtvolles Panorama. Zur<br />
Rechten erstreckt sich der Walensee,<br />
links blicken wir ins Rheintal bis in<br />
die Gegend vor Sargans. Vor uns erheben<br />
sich die Flumserberge, weiter<br />
hinten grüssen die Glarner Alpen.<br />
Wir kehren uns um. Und da steht es<br />
vor uns: Das «Paxmal» – darüber die<br />
grandiose Kulisse der Churfirsten.<br />
So bescheiden der Fussweg, so grossartig<br />
das Lebenswerk des Künstlers<br />
Karl Bickel. Eine Harmonie von Architektur,<br />
Kunst und Natur.<br />
Keine Strasse führt direkt zum<br />
«Paxmal», das hoch über dem Walenstadterberg<br />
auf 1300 Meter über<br />
Meer liegt. Wir sind – fussfaul – nur<br />
die zehn Minuten vom kleinen Parkplatz<br />
durch das Gebiet Schrina<br />
Hochrugg spaziert. Eine schöne Alp<br />
mit blumengeschmückten Häusern<br />
und einer Gruppe von Bergahornbäumen,<br />
die hier um 1900 gepflanzt<br />
wurden. Aber eigentlich hätten wir<br />
300 Höhenmeter tiefer, beim Sanatorium<br />
Walenstadterberg, unsere<br />
Wanderung beginnen sollen.<br />
LEBENSWEG. Denn dieses Sanatorium<br />
steht am Anfang des «Paxmals».<br />
Es markiert einen Wendepunkt im<br />
Leben des Zürcher Grafikers und<br />
Künstlers Karl Bickel (1886–1982).<br />
Dieser war als 26Jähriger an Tuberkulose<br />
erkrankt und musste sich 13<br />
Monate lang im Lungensanatorium<br />
auf dem Walenstadterberg einem<br />
harten Genesungsprozess unterziehen.<br />
Die Gefährdung seines Lebens<br />
und die Abgeschiedenheit des Ortes<br />
liessen den jungen Bickel reifen. Und<br />
er gelobte sich, nach einer Heilung<br />
einen Friedenstempel zu realisieren.<br />
Er hat sein Versprechen gehalten.<br />
Zwischen 1924 und 1949 errichtete<br />
er hoch über dem Walensee sein<br />
«Paxmal», das auch heute noch jeweilen<br />
von Frühjahr bis Herbst frei<br />
zugänglich ist. Auch wenn das «Paxmal»<br />
wie ein Tempel aussieht: Eine<br />
Kultstätte ist es nicht. Bickel wollte<br />
es vielmehr zu einem Ort der Meditation<br />
machen, wo die Besuchenden<br />
ihren eigenen Gedanken nachgehen<br />
können. Auch seine sinnbildlichen<br />
Darstellungen auf den beiden sechs<br />
Meter hohen und 16 Meter langen<br />
Seitenwänden und in der zentralen<br />
Halle sollen Interpretationsspielraum<br />
offen lassen.<br />
Wir stehen im Innenhof. Im Zentrum<br />
ein rechteckiger Teich, der den<br />
Friedenstempel und die Zacken der<br />
Churfirsten spiegelt. Wir wenden<br />
den Blick nach links. Auf dieser Seitenwand<br />
wird das erdverbundene<br />
Leben dargestellt: Das Menschenpaar<br />
in seinem Sein und Werden,<br />
Liebe und Zeugung. Auf der rechten<br />
Seitenwand ist das geistige Leben<br />
dargestellt: die Erwachenden, die<br />
Ringenden, die Schauenden und die<br />
Aufgehenden. Bickel stellt die Menschen<br />
nackt dar. Die Figuren sollen<br />
so zeitlos bleiben und nicht durch<br />
ihre Kleidung in einen historischen<br />
Rahmen gestellt werden können.<br />
In der Halle kommen die Darstellungen<br />
der Seitenwände zu einer Art<br />
Abschluss: Die Familie, die grosse<br />
Gemeinschaft, die Altersgemeinschaft<br />
sind nur ein paar Themen.<br />
Diskret lässt Bickel Porträts von eini<br />
baz | 18. april 2008 | seite 29<br />
der tempel des geheilten patienten<br />
walenstadt. hoch über dem walensee auf 1300 m. ü. m. steht das «paxmal»<br />
Friedlich. Das «Paxmal» mit seinen allegorischen Figuren und den grossartigen<br />
Churfirsten im Hintergrund ist ein Ort der Meditation geblieben.<br />
gen von ihm verehrten Vorbildern<br />
wie Ferdinand Hodler, Carl Spitteler<br />
und Heinrich Pestalozzi einfliessen.<br />
Auch sich selbst hat er verewigt, vor<br />
allem aber das Gesicht seiner Mutter.<br />
ENTBEHRUNGEN. Die Mutter war<br />
1924 gestorben, worauf Bickel das<br />
elterliche Haus in Zürich verkaufte<br />
und auf den Walenstadterberg zog,<br />
dort seine Frau kennenlernte und<br />
mit dem Bau des «Paxmals» begann.<br />
Ohne fremde finanzielle Hilfe realisierte<br />
er dieses aus Churfirster Kalkstein<br />
und Tessiner Granit bestehende<br />
Bauwerk unter grossen Entbehrungen.<br />
Im Sommerhalbjahr baute er. Er<br />
war Architekt, Bauherr und Bauleiter<br />
in einem. Die Mosaikreliefs schuf<br />
er vom ersten Stein bis zum vollendeten<br />
Werk eigenhändig.<br />
Im Winter ging er jeweilen seinem<br />
Broterwerb als Werbegrafiker<br />
und – mehr und mehr – als Entwerfer<br />
von Briefmarken nach. Über hundert<br />
Marken hat er kreiert, die meisten<br />
für die <strong>schweiz</strong>erische Post. Aus<br />
Dankbarkeit für diese Existenzsicherung<br />
schenkte Bickel das «Paxmal»<br />
der damaligen PTT.<br />
«MUSEUMBICKEL». Wir spazieren zurück<br />
zum Parkplatz, fahren das<br />
schmale Bergsträsschen hinunter ins<br />
Tal, nach Walenstadt. Hier unten, in<br />
der stillgelegten «Spinnerei Walenstadt»,<br />
führt die KarlBickelStiftung<br />
das «museumbickel». In der ehemaligen<br />
Fabrikhalle gibt es keine permanente<br />
BickelAusstellung. Denn<br />
die Museumsmacher wollen in<br />
Wechselausstellungen auch dem<br />
modernen Kunstschaffen einen<br />
Raum geben. Doch die grosse Sommerausstellung<br />
ist jeweils Karl Bickel<br />
gewidmet. In diesem Jahr werden<br />
vom 20. Juni bis 5. Oktober (am Freitag<br />
von 17 bis 20 Uhr und am Samstag<br />
und Sonntag von 14 bis 17 Uhr)<br />
Gemälde, Zeichnungen, Plakate,<br />
Stiche und Marken gezeigt. Denn<br />
Karl Bickel war weitaus mehr als nur<br />
der Schöpfer des «Paxmals». Vor<br />
allem in seinen späteren Jahren<br />
hatte er sich – entlastet von den<br />
materiellen Zwängen – auch der<br />
Malerei gewidmet.<br />
> www.museumbickel.ch<br />
> www.walenstadt.ch<br />
> anreisebeispiel. Basel ab 9.07;<br />
ziegelbrücke ab 11.02, Walenstadt<br />
Bahnhof ab 11.35 (per Bus);<br />
Walenstadtberg, Rehaklinik an 11.55.
eiseland.<strong>schweiz</strong>.<br />
nachwachsender rohstoff. elsbeth und gottlieb Sarbach mit einigen ihrer Tiere auf der geländeterrasse von egerenschwand.
Freddy widmer (text und Fotos)<br />
» garantiert handarbeit,<br />
garantiert einheimisch,<br />
garantiert natürlich<br />
und garantiert<br />
wasserdicht: filzhüte, hergestellt<br />
von elsbeth und gottlieb sarbach<br />
aus adelboden.<br />
Der Schranz Kobi ging nie «ohne»<br />
aus dem Haus; und er ging oft, denn<br />
sein Arbeitsplatz ist draussen; Kobi,<br />
der Bergbauer zuhinterst im Engstligtal.<br />
Dort, wo es manchmal tüchtig<br />
luftet. Einmal luftet es so heftig, dass<br />
sein Hut wegfliegt und fliegt und<br />
fliegt und nicht mehr aufzufinden<br />
ist. Zwei Jahre später stösst der Kobi<br />
auf dem Waldboden auf ein graubraunes<br />
Stück Stoff, er klopft es aus,<br />
sieht, dass dies mal sein Hut «war»,<br />
wäscht ihn ordentlich aus, zieht ihn<br />
wieder an, seinen Hut, als ob nichts<br />
gewesen wär. Und wenn der Wind<br />
ihn nicht noch einmal geholt hat,<br />
trägt der Kobi diesen seinen Hut<br />
noch immer.<br />
die geschichten. Elsbeth (56) und<br />
Gottlieb Sarbach (63) können noch<br />
ein paar solcher Geschichten erzählen;<br />
etwa die vom älteren Kunstmaler,<br />
der immerimmer über Ohrenweh<br />
geklagt hat. Er kaufte sich einen<br />
Hut, trug ihn sommers und winters<br />
und hatte nie wieder Ohrenweh.<br />
Oder die vom Kunden in Brienz, der<br />
seinen Filzhut über den Winter an<br />
der Aussenwand der Scheune aufgehängt<br />
hatte; als er ihn im Frühjahr<br />
wieder brauchte, war vom ganzen<br />
Hut nur noch der Gupf übrig – aus<br />
dem ganzen breiten Rand sind komfortable<br />
Vogelnester geworden, Vögel<br />
hatten sich den wolligwarmen<br />
Baustoff geholt, hatten ihn buchstäblich<br />
«gefilzt».<br />
Der Kobi und der Bauer aus<br />
Brienz und der Kunstmaler, sie waren<br />
allesamt Kunden der Sarbachs.<br />
Und viele Engstligtaler, die von Berufs<br />
wegen vorwiegend draussen<br />
sind, auch viele Jäger, Pilzler, Hündeler<br />
und neuerdings auch Schneeschuhgeher,<br />
sie tragen Hüte, die die<br />
Sarbachs in ihrem 230 Jahre alten<br />
Haus in Handarbeit machen, weit<br />
weg vom Dorf auf einer schönen Geländeterrasse.<br />
Einzig die Arbeiter im<br />
Forst oder auf dem Bau nicht, sie tragen<br />
meist einen Helm, aber wenn sie<br />
garantiert warme Füsse haben wollen,<br />
dann legen sie am besten eine<br />
handgemachte Filzsohle in ihre soliden<br />
«Bocheln». Und wenn Gottlieb<br />
Sarbach in Stiefeln über seine Matten<br />
geht, dann trägt er immer seine<br />
eigenen warmen Einlagen, und<br />
wenn Elsbeth zuhause ist, trägt sie,<br />
klar, immer Pantoffeln der Marke<br />
Sarbach.<br />
das handwerk. Die Sarbachs haben<br />
ein einzig Mal bei einer Handi<br />
Lehrerin zugeschaut, wie das so geht<br />
mit dem Filzen; das meiste dieses alten<br />
Handwerks haben sie danach autodidaktisch<br />
erworben und in mittlerweile<br />
22 Jahren Erfahrung perfektioniert.<br />
Das Scheren, Sortieren<br />
und Einweichen, das mehrfache Waschen<br />
und Spülen, das Trocknen, das<br />
Wenden, das Lagern (mit Mottenpapier!).<br />
Einen einzigen Arbeitsgang<br />
tun die vier geübten Hände nicht:<br />
Die Wolle muss gekardet, das heisst<br />
gekämmt werden. Dafür bringen die<br />
Sarbachs ihre rohe, gewaschene<br />
Wolle nach Huttwil, wo eine Maschine<br />
die Fasern in dieselbe Richtung<br />
kämmt. Schliesslich wird die kardierte<br />
Wolle – jetzt wieder von Hand<br />
– in warmer Seifenlauge gefilzt und<br />
in die gewünschten Formen gebracht.<br />
Und immer mal wieder gehen<br />
dabei die Gedanken zurück auf die<br />
Alp, wo die ersten Träger dieses<br />
«Stoffes» einen guten Sommer verbracht<br />
und die schöne Wolle haben<br />
wachsen lassen. Aber in die Freude<br />
über ihre Schwarznasenschafe<br />
mischt sich immer mal wieder auch<br />
die Sorge: Für einen Adler wär so ein<br />
«Chilberli» ein geradezu gefundenes<br />
Fressen, und immer mal wieder hören<br />
die Sarbachs von anderen Engstligtalern,<br />
dass der Luchs unterwegs<br />
gewesen sein soll.<br />
das vergnügen. Die Sarbachs leben<br />
nicht davon, dass sie ihren<br />
Schafen an die Wolle gehen; ein<br />
Filzhut, handmade z Adelbode, Ortsteil<br />
Egereschwand, kostet um die<br />
70 Franken. Der Stundenlohn betrüge<br />
also ungefähr… neinnein, das<br />
wollen die Sarbachs gar nicht erst<br />
ausrechnen. Das Herstellen von Filzartikeln,<br />
auch das Spinnen von<br />
Wolle und das Stricken, das alles<br />
bleibt ein bescheidener Nebenerwerb<br />
neben Landwirtschaft im Sommer<br />
und TeilzeitSkiunterricht im<br />
Winter. Es füllt die verregneten Tage<br />
und die nicht eben attraktiven<br />
Monate November und Dezember<br />
aus, es ist Hobby, es ist sinnvolle<br />
Verwertung von nachwachsendem<br />
Rohstoff, und es ist vor allem Ausdruck<br />
von hohem Respekt gegenüber<br />
den Tieren, die hier geboren,<br />
aufgezogen, gepflegt, gezüchtet und<br />
– dies vor allem – geliebt werden.<br />
Die Sarbachs leben also nicht<br />
vom Filzen, aber sie leben ganz gut<br />
damit. Denn es ist letztlich auch ein<br />
Vergnügen: Im Herbst z Märit z gah<br />
mit ihrer Ware, neue Kunden zu finden<br />
und bisherigen zufriedenen wieder<br />
zu begegnen – und dabei umhi es<br />
bitzi z dorfe. So heisst das, wenn<br />
baz | 18. april 2008 | seite 31<br />
Total verfilzt und gut behütet<br />
adelboden. die sarbachs gehen ihren schafen an die wolle – in guter absicht<br />
was heisst eigentlich …?<br />
das produkt.<br />
garantiert<br />
Handarbeit,<br />
garantiert<br />
natürlich.<br />
Oberländer miteinander plaudern.<br />
Wer einmal bei Sarbachs einen Filzhut<br />
gekauft hat, kauft mit einiger<br />
Wahrscheinlichkeit hier nie wieder<br />
einen. Das würde andernorts nicht<br />
eben für das Produkt oder die Produzenten<br />
sprechen. Im Fall der Adelbodner<br />
Filzhüte ist es genau umgekehrt:<br />
Sie halten ewig, wer sich bei<br />
Sarbachs eindeckt, ist wasserdicht<br />
bedeckelt und lebenslänglich gut behütet.<br />
> information. elsbeth und gottlieb<br />
Sarbach, egerenschwandweg 12,<br />
3715 adelboden. Tel. 033 673 24 57,<br />
079 676 40 84. neben Hüten fertigen<br />
die Sarbachs auch Schuheinlagen,<br />
Pantoffeln, Sitzunterlagen, wollene<br />
Bettsocken, Babyfinkli usw.;<br />
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10.33, adelboden Dorf an 11.05.<br />
äs lutteret es fängt an zu tagen<br />
äs luftet es windet heftig<br />
äs Bänzi ein Schaf<br />
Bänzeni Schafe<br />
äs Chilberli ein neugeborenes Lamm<br />
äs Widderli ein junger Bock<br />
z gras etze gras abweiden<br />
äs aarveli Heu ein armvoll Heu<br />
chäuwlä wiederkäuen<br />
chlubrig kränklich<br />
chöttä den Schafen rufen; locken<br />
woluufig gümplä fröhlich umherrennen<br />
finembitz Gfeel gha im Stall ziemlich glück gehabt im Stall<br />
striiche Die Wolle in die gleiche Richtung<br />
kämmen, Fachausdruck: karden oder<br />
kardieren
zum spiel mit der bahn.<br />
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Region der Schweiz kennen. im<br />
april führt Sie die Reise mit dem<br />
öffentlichen Verkehr in die Region<br />
Luzern–zentral<strong>schweiz</strong>. attraktive<br />
Tagesausflüge mit bis zu 50 Prozent<br />
Rabatt finden Sie hier oder im Internet<br />
(> www.sbb.ch/entdecken).<br />
Zudem erhalten Sie in über 30 Hotels<br />
in der Zentral<strong>schweiz</strong> 50 Prozent<br />
Ermässigung auf Übernachtung<br />
und Frühstück.<br />
Entdecken Sie das Erholungsparadies<br />
Rigi mit bis 50 Prozent Rabatt<br />
Der beliebteste Ausflugsberg der<br />
Schweiz begrüsst Sie mit einem<br />
atemberaubenden Panorama auf Alpen,<br />
Mittelland und Seen. Unzählige<br />
Wander und Spazierwege laden Sie<br />
ein, die Bergwelt zu entdecken. zudem<br />
warten zwei Zahnradbahnen<br />
ab Vitznau und Goldau und die Panorama-Luftseilbahn<br />
ab Weggis darauf,<br />
Sie auf eine der vielfältigen<br />
Rundreisen mitzunehmen.<br />
> Preis ab Basel SBB Fr. 45.20 mit<br />
Halbtax-Abo inklusive ermässigter<br />
Bahnfahrt in 2. Klasse nach arth<br />
Goldau und zurück, Bahnfahrt<br />
RigiStrecke, Konsumationsgutschein<br />
im Wert von Fr. 10.–.<br />
Bahnbillett 3 Tage gültig (Rigi-<br />
Strecke: 1 Tag).<br />
Entdecken Sie das Abenteurerparadies<br />
Verkehrshaus der<br />
Schweiz mit bis 30 Prozent Rabatt<br />
Im meistbesuchten Museum der<br />
Schweiz werden Sie zu den Sternen<br />
entführt, in die Tiefen des Gotthards<br />
oder in die Vergangenheit. Neben<br />
der Sammlung an unterschiedlichsten<br />
Verkehrsmitteln erwartet Sie zurzeit<br />
speziell: aLPENQUEREN – eine<br />
teuflisch spannende Geschichte. Die<br />
Ausstellung zum 125-Jahr-Jubiläum<br />
der Gotthardbahn zeigt einen Neat-<br />
Tunnelabschnitt in Originalgrösse,<br />
inklusive simulierter Sprengung.<br />
> Preis ab Basel SBB Fr. 42.– mit<br />
Halbtax-Abo inklusive ermässigter<br />
Bahnfahrt in 2. Klasse nach<br />
Luzern und zurück, Transfer mit<br />
Bus, Bahn oder Schiff, eintritt.<br />
Bahnbillett 3 Tage gültig.<br />
Entdecken Sie einen Park voller<br />
Tiere und Natur in Goldau mit<br />
30 Prozent Rabatt<br />
Möchten Sie gerne wissen, wie ein<br />
Tierpark funktioniert? Dann schauen<br />
Sie den Spezialisten in Goldau doch<br />
einmal über die Schulter. Erfahren<br />
Sie, wie aktiver naturschutz in ei<br />
Tief hinein. Nachgebauter Neat-Tunnelabschnitt im Verkehrshaus.<br />
nem zoo umgesetzt wird oder was<br />
man in einer Tierparkschule lernt.<br />
Schliesslich kommt man hier dem<br />
auftrag, der zukunft Sorge zu tragen,<br />
besonders gerne entgegen. Ein<br />
weiteres etappenziel ist es, den Bären<br />
und Wölfen einen <strong>schweiz</strong>weit<br />
einmaligen Lebensraum zu ermöglichen.<br />
Der ideale Ausflug für die ganze<br />
Familie.<br />
> Preis ab Basel SBB Fr. 40.– mit<br />
Halbtax-Abo inklusive ermässigter<br />
Bahnfahrt in 2. Klasse nach<br />
Arth-Goldau und zurück, Eintritt<br />
natur und Tierpark.<br />
Bahnbillett 3 Tage gültig.<br />
Entdecken Sie Bergatmosphäre<br />
auf dem Pilatus mit bis 30 Prozent<br />
Rabatt<br />
Der Luzerner Hausberg zeigt sich<br />
nach der Fahrt mit der Panorama-<br />
Gondelbahn sowie der Luftseilbahn<br />
ab Kriens von seiner reizvollsten<br />
Seite. Der atemberaubende Rundblick<br />
über die Zentral<strong>schweiz</strong>er<br />
Seen und die 73 Berggipfel begeistert.<br />
Und je nach Wettersituation<br />
bringt Sie die steilste Zahnradbahn<br />
der Welt hinunter nach alpnachstad.<br />
> Preis ab Basel SBB Fr. 55.40 mit<br />
Halbtax-Abo inklusive ermässigter<br />
baz | 18. april 2008 | seite 33<br />
Hoch oben. Die Rigi, der beliebteste Ausflugsberg der Schweiz.<br />
Bahnfahrt in 2. Klasse nach<br />
Luzern und zurück, Bustransfer/<br />
Bergbahn (Luzern–Kriens–Pilatus)<br />
retour, Konsumationsgutschein im<br />
Wert von Fr. 10.–.<br />
Bahnbillett 3 Tage gültig.<br />
Entdecken Sie abwechslungsreiche<br />
Pistenlandschaften auf dem<br />
Titlis mit bis 30 Prozent Rabatt<br />
Packen Sie Ihre Ski oder Ihr Snowboard<br />
für einen Ausflug ins<br />
abwechslungsreiche und grösste<br />
Schneesportgebiet der Zentral<strong>schweiz</strong><br />
mit 82 km Pisten und<br />
25 Bahnen. Allein die 12 Kilometer<br />
lange Abfahrt vom Titlis nach Engelberg<br />
über 2000 Höhenmeter ist ein<br />
Erlebnis.<br />
> Preis ab Basel SBB Fr. 75.60 mit<br />
Halbtax-Abo inklusive ermässigter<br />
Bahnfahrt in 2. Klasse nach<br />
Engelberg und zurück, 1-Tages-<br />
Skipass für die ganze Region<br />
Engelberg–Titlis, Jochpass, Engelberg-Brunni<br />
und Fürenalpbahn<br />
inkl. Skibus Bahnhof–Titlis Talstation<br />
und zurück.<br />
Bahnbillett 3 Tage gültig.<br />
Alle Ausflüge eignen sich bestens<br />
auch für Familien und Gruppen.<br />
> www.sbb.ch/entdecken
wanderland.<strong>schweiz</strong>.<br />
berg-bauwerke und echte störche<br />
wanderbücher. Sie werden immer häufiger mit einem Thema verknüpft<br />
chriSTian Fink<br />
» die landschaftlichen schönheiten<br />
der <strong>schweiz</strong> lassen sich wandernd<br />
am besten entdecken. in<br />
den zahlreichen wanderbüchern,<br />
die jährlich erscheinen, finden sich viele<br />
tipps und informationen.<br />
Immer mehr Autoren von Wanderbüchern begnügen<br />
sich nicht mehr damit, eine Auswahl bestimmter<br />
Wanderstrecken in beschaulicher Natur<br />
innerhalb eines geografisch bestimmten Rahmens<br />
zu beschreiben. Zunehmend stehen Themen im<br />
Zentrum, an die diese Wanderungen geknüpft<br />
sind: Wanderungen zu sogenannten Kraftorten,<br />
Wanderungen in revitalisierten Flusslandschaften,<br />
Ausflüge in die Gegenwart der Ur<strong>schweiz</strong>er<br />
Sagenwelt, GourmetWanderungen, Wanderungen<br />
auf Kulturwegen, Panoramawege, Höhenwege,<br />
Rundwege und vieles mehr.<br />
gebaut. Gut in diese Reihe passt das kompakte,<br />
im WerdVerlag erschienene Bändchen mit dem<br />
Titel «Architektur erwandern». Mit ihren zwanzig<br />
Wandervorschlägen möchten die Autoren nebst<br />
anzeige<br />
z.B. Hotel Santa Fe®<br />
dem landschaftlichen Erlebnis, das Wanderungen<br />
bieten, zusätzlich den Blick für moderne Schweizer<br />
Architektur in den Alpen und Voralpen schärfen.<br />
So sind auf den vorgeschlagenen Wegstrecken<br />
immer wieder architektonisch interessante<br />
Objekte zu sehen. Die Palette der Bauten reicht<br />
vom Autobahntunnel bis zur Kapelle. Sie finden<br />
im Führer eine entsprechende Würdigung, nebst<br />
der Beschreibung der Wanderung, umfangreichem<br />
Fotomaterial und weiteren Informationen<br />
zu Wanderzeit, Tourencharakter, Unterkünften,<br />
Verpflegungsmöglichkeiten und öffentlichem<br />
Verkehr.<br />
breites angebot. Die Wanderungen sind vielfältig<br />
und mit unterschiedlichem Anspruchsniveau:<br />
Sie reichen vom einfachen Vormittagsspaziergang<br />
durch den Jura bis zur Zweitagestour in<br />
den Tessiner Alpen – Routen, auf denen Körper,<br />
Geist, aber auch das Interesse an gut gestalteten<br />
Bauwerken voll auf ihre Rechnung kommen.<br />
Der Zürcher Rotpunktverlag, der seit Jahren<br />
hervorragende Wanderbücher publiziert, legt ei<br />
1Nacht +2Tage Eintritt für 2Erwachsene +2Kinder unter 7Jahren im<br />
gleichen Zimmer, Reise in2.Klasse (Basis Halbtax) inkl. TGV zum Promotarif<br />
via Basel abFr. 1'514.–.<br />
*Hotel und Eintritt für Kinder unter 7Jahren im Zimmer mit mind. 1Erwachsenen<br />
(max. 4Personen) für Anreisen vom 4.4.–6.11.2008.<br />
nen neuen JuraBand auf. Dabei konzentrieren<br />
sich die Autoren Bruno Rauch und Heinz Dieter<br />
Finck auf die Gegenden im Herzen des Jura. Geschildert<br />
werden 15 Wanderungen zwischen<br />
Ajoie, Freibergen und Bielersee.<br />
Ein Weg führt beispielsweise von Muriaux<br />
(bei Saignelégier) nach Goumois. Vorbildlich ist<br />
nicht nur die mit zahlreichen Bildern illustrierte<br />
Beschreibung der Wanderung; auch die Geschichten,<br />
die in die Texte einfliessen, sind vergnüglicher<br />
Lesestoff. Ausserdem werden pro Wanderung<br />
in einem separierten Teil historische, wirtschaftliche<br />
oder kulturelle Themen aus der Region<br />
näher beleuchtet. Die Informationen zu den<br />
Wanderungen sind umfangreich und beinhalten<br />
nebst einer Karte die Wanderzeiten der Teilstrecken,<br />
Angaben über Sehenswertes, zum Charakter<br />
der Wanderungen, zu Übernachtungsmöglichkeiten<br />
und Verkehrsmitteln.<br />
mit kindern. Wandern mit Kindern ist nicht immer<br />
eine leichte Sache. Weshalb sollte man auch<br />
durch die Landschaft latschen, wenn zuhause<br />
Weitere Hotels im Disneyland® Resort Paris und<br />
Detailinfos gemäss railtour-Prospekt Quick Step 2008.<br />
Beratung und Buchung in Ihrem SBB Reisebüro.
diese und jene digitalen Angebote locken. Das<br />
mag sich auch Jochen Ihle gedacht haben, der<br />
Kinder und Jugendliche mit Erlebniswanderungen,<br />
mit «Höhlentouren, Wasserwegen und Gipfelspass»<br />
in die Berge lockt. Ohne Zweifel: Der<br />
Wanderführer leistet einiges an Motivationshilfe.<br />
Der Autor fördert mit seinen Routen den Zugang<br />
zu Natur und Kultur, vermittelt Wissen, erzählt<br />
Geschichten. Und dies auf spielerische Art und<br />
Weise, bei der Spass und Action nicht zu kurz<br />
kommen.<br />
dinos und brücken. So lässt Ihle die Kinder beispielsweise<br />
auf einer Stadtwanderung in Bellinzona<br />
die Türme und Mauern des Weltkulturerbes<br />
Tre Castelli bestaunen. Oder er wandert mit ihnen<br />
entlang der französischen Grenze durch den Jurassic<br />
Park im Jura, durch die Grotte Réclère oder<br />
zu den Dinosaurier(spuren) im PréhistoParc.<br />
Und: Er überquert mit ihnen die längste und<br />
höchst gelegene Hängeseilbrücke Europas im<br />
Berner Oberland.<br />
Karten und Infoteil ergänzen die Beschreibungen.<br />
Und jede Wanderung verweist mit Tipps auf<br />
kindernahe Interessensgebiete, so dass dieser<br />
Führer für Jung und Alt auf mögliche Herausforderungen<br />
an freien Familientagen gute Argumente<br />
liefert.<br />
einkehren. Zu den Themenwanderungen gehören<br />
auch jene Wanderungen, auf denen nicht nur<br />
die landschaftlichen Vorzüge einer Region genossen<br />
werden, sondern auch die kulinarischen Genüsse<br />
eine Rolle spielen. Eine schöne Landschaft<br />
fördert ja nicht selten auch schöne Produkte zutage.<br />
Und wenn Touren durch die «Weinwanderwege<br />
Elsass und Baden» führen, so ist klar, dass die<br />
Einkehr in einem gediegenen Gasthaus dazugehört.<br />
Daran haben Elsbeth Hobmeier und Beat Koelliker<br />
selbstverständlich auch gedacht, so dass<br />
bei jeder der 22 Wanderungen Angaben zu Restaurants<br />
und Übernachtungsmöglichkeiten stehen.<br />
Aber auch Karten, Hinweise zu Kultur, Geschichte<br />
und Geografie sowie zahlreiche Fotos<br />
begleiten die Beschreibungen. Auch Angaben<br />
zum Schwierigkeitsgrad, Dauer, Anreise und der<br />
Eignung für Kinder sind mit dabei.<br />
schön langsam. Gewiss lässt sich mit dem Auto<br />
oder dem öffentlichen Verkehr in die bekannten<br />
Örtlichkeiten wie Ribeauvillé, Kaysersberg oder<br />
nach Staufen reisen, um den Charme der Weindörfer<br />
zu erleben. Wer aber das verborgene Elsass<br />
kennenlernen möchte, so die beiden Autoren,<br />
müsse durch die Weinberge wandern: «Hier trifft<br />
er den Winzer, der gerne seine Arbeit für ein<br />
paar Worte unterbricht, und hier findet er den<br />
Weg in die kleineren Orte, wohin sich der Bustourist<br />
nicht verirrt. Auch da gibt es Choucroute<br />
und Fachwerkhäuser und Störche. Und doch ist<br />
alles anders, das Choucroute kommt aus dem<br />
eigenen Keller, die Fachwerkhäuser werden von<br />
den Winzern bewohnt, und der Storch auf dem<br />
Dach ist echt.»<br />
baz 18. april 2008 | seite 35<br />
wanderbare <strong>schweiz</strong>. Die Wanderliteratur folgt nicht mehr nur den gelben Wegweisern oder<br />
den weissrotweissen Markierungen – sie setzt ihre eigenen Themen. Foto Keystone<br />
lesen und gehen – zehn empfehlungen<br />
> bruno rauch,<br />
heinz dieter<br />
finck: im Herzen<br />
des Jura, Rotpunktverlag,<br />
zürich, 2007,<br />
Fr. 38.–<br />
> üsé meyer, ulrike schettler,<br />
reto westermann:<br />
architektur erwandern, Werd<br />
Verlag, zürich, 2007, Fr. 29.90<br />
> elsbeth hobmeier,<br />
beat<br />
koelliker: Weinwanderwegeelsass<br />
und Baden,<br />
aT Verlag, Baden<br />
und München,<br />
2007, Fr. 29.90<br />
> remo kundert,<br />
werner hochrhein:<br />
Bergfloh<br />
2, Ost<strong>schweiz</strong><br />
und graubünden,<br />
Bergwandern<br />
mit Kindern,<br />
Rotpunktverlag<br />
zürich, 2007,<br />
Fr. 42.–<br />
> david coulin: Die schönsten<br />
Rundwanderungen in den<br />
Schweizer alpen, aT Verlag,<br />
Baden und München, 2007,<br />
Fr. 46.–<br />
> kilian t. elsässer:<br />
Wanderweg<br />
gottardo. zu<br />
Fuss entlang der<br />
gotthardbahn,<br />
aT Verlag, Baden<br />
und München,<br />
2007, Fr. 29.90<br />
> peter<br />
donatsch:<br />
Parc ela,<br />
albulatalSurses,<br />
appenzeller<br />
Verlag, 2007,<br />
Fr. 38.–<br />
> thomas widmer: zu Fuss, in<br />
52 Wanderungen durchs Jahr,<br />
echtzeit Verlag, 2007, Basel,<br />
Fr. 34.–<br />
> reto solèr:<br />
Uri–gotthard, 22<br />
Wanderungen in<br />
der Ur<strong>schweiz</strong>,<br />
Rotpunktverlag,<br />
zürich, 2007,<br />
Fr. 42.–<br />
> Jochen ihle: erlebniswanderungen<br />
mit Kindern, Werd<br />
Verlag, zürich, 2007, Fr. 34.90
UEFA EURO 2008<br />
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